Der Topfhelm (Eigenbau) Im ersten Teil dieser Seite geht es um die Herstellung meines eigenen Topfhelmes. Sp채ter, im zweiten Teil werde ich dann die gekauften Helme vorstellen. Neben dem Kettenhemd, Schild und dem Schwert ist wohl der Topfhelm DAS Erkennungsmerkmal eines Ritters. Also entschied ich mich dazu mir meinen eigenen Topfhelm zu bauen. Jedoch stellte sich heraus, das dies leichter gesagt war als getan. Insgesamt gingen rund 40 Arbeitsstunden in dieses Vater-Sohn Projekt. Am Anfang eines solchen Projektes steht eine Menge Theorie, und die braucht man auch. In den n채chsten beiden Bildern zeige ich mal zwei meiner Skizzen und Berechnungs-Bl채tter.
Ich gebe zu, viel ist nicht mehr zu erkennen, aber das ist jetzt auch nicht mehr ganz so wichtig. Jetzt geht´s ans basteln. Mein Tipp: erstmal aus Pappe vorbasteln und dann die dabei gemachten Erfahrungen mit auf´s Metall übernehmen. Das erspart viel Nerven und bestimmt auch einiges an Geld (es ist sehr ärgerlich wenn man sich versägt und dann nochmal losfahren muß um neues Material zu holen).
In diesem Bild habe ich aus einem Stahlblech zwei Stücke herausgesägt. Das obere Teil bildet hinterher die Rückseite im Bereich des Halses / Nackens / unteren Hinterkopfes. Die Stärke des Bleches beträgt in diesem Beispiel 0,75 mm. Für Schaukampf ist das NICHT geeignet, aber für´s Basteln ist das genau richtig. Stärkeres Material als 1,00 mm würde ich aus Gründen der Bearbeitbarkeit nicht empfehlen, es sei denn man hat einen Karosseriebauer in der Familie der über das nötige Werkzeug verfügt.
Bitte ständig an´s gründliche ENTGRATEN denken, sonst wird die Anprobe blutig.
Dann habe ich Vorder -und RĂźckseite vernietet. Nein, keine Pop-Nieten sondern richtige, von Hand gedengelte Nietstifte. Das dafĂźr benĂśtigte Werkzeug kann nur im gut sortierten Fachhandel und unter Garantie NICHT im Baumarkt bezogen werden. Das musste ich lernen, als ich mir 14 Tage vergeblich die Hacken abgerannt habe. Wie eine ordentliche Vernietung meiner Meinung nach aussieht, habe ich in dem nun folgenden Bild abgelichtet.
Im rechten Bild - der Blick von oben in den unteren Teil des Topfhelmes. Jetzt kommt der schwierigere Teil. Für den oberen Part des Helmes braucht man die Abwicklungs-Zeichnung eines Kegelstumpfes (mal wieder im Mathe-Buch blättern), da der Durchmesser konisch nach oben laufend kleiner wird. D.h. die Grundfläche ist im Durchmesser größer als der Durchmesser des "Deckels" des Helmes.
Der Ausschnitt des Sehschlitzes ist Ă„hnlich dem der Unterseite.
Ich habe vorne in meinen Helm noch einen Knick gemacht, weil ich das schöner fand. Leider ist dadurch hinten eine Klaffung entstanden, welche ich mittels eines zusätzlichen Bleches verdecken / schließen musste. Sodann habe ich die Bohrungen gesetzt und alles mit Hilfe von Blechschrauben erstmal fixiert. Diese Blechschrauben gibt es allerdings im Baumarkt. Danach habe ich dann Schraube für Schraube entfernt und durch Nieten ersetzt.
Jetzt kommt der Nasenschutz, welcher auch gleichzeitig eine Verzierung des Sehschlitzes darstellt. Auch hier wieder: erstmal aus Pappe vorbasteln und hinterher ans Metall gehen. Die Applikation hat in diesem Fall die Form eines Kleeblatt- oder Mauritiuskreuzes (das verwendete Material ist Messing), kann jedoch auch anders aussehen. Je nach Geschmack des Erbauers. Oben und rechts sieht man schon den von mir gemachten "Deckel". Da ich nicht 端ber Stanzmaschinen oder eine Esse (Schmiede)
verfüge, musste ich viele Einschnitte machen um die Kante halbwegs ordentlich umbiegen zu können. Diese Einschnitte bzw. Einsägungen verdecke ich hinterher noch mit einem aufgenieteten Metallband
Hier nun mein fertiger Helm. Ok, man kann´s besser machen (und genau dafür gebe ich ja hier die Denkanstöße) aber für meinen ersten Versuch und dafür, das ich sowas nicht gelernt habe, finde ich Ihn allemal sehenswert.
Der Topfhelm (zuerst gekauft) zum Seitenanfang
Als ich den selbst gebauten Helm endlich fertig hatte, fand ich im Internet die Adresse der Ritterschmiede (siehe "Meine Links" und "Danksagung" am linken Seitenrand). Dort sah ich den folgenden Topfhelm, der mir auf Anhieb gefiel.
(Quelle Bild: Die Ritterschmiede)
Nach diesem Bild habe ich meinen ersten Helm geordert. Lediglich ein paar Änderungswünsche gab ich bei (immer sehr netten und informativen) Telefonaten an. So wollte ich z.B. nicht die beiden Kreuze (vorne / unten) im Metall haben und auch die Messing-Umrandung des Sehschlitzes und die Form des Nasenschutzes sollte anders aussehen. Schließlich und endlich sollte der "Deckel" über das Metall gehen und nicht unter Ihm verschwinden. Ausserdem sollte der "Deckel" flach sein und nicht abgerundet, da diese gewölbte Form erst nach 1250 aufkam, ich aber Mitte 13.Jhd. darstellen möchte.
Da ist er in seiner ganzen Pracht. Die Bilder geben den aktuellen Grad der Brünierung (Färbung) recht genau wieder. Ich bin völlig hin und weg von der Qualität und der super Verarbeitung. Die Helme der Ritterschmiede sind mit verstellbarem Leder-Inlett ausgestatten und Schaukampftauglich, da hier um 1,5 mm Starkes Stahlblech Verwendung findet. Tja, so sieht´s halt aus wenn Profis den Job machen und nicht wie
ganz oben zu sehen Anfänger. Hier auch sehr schön zu erkennen, die "Deckel"-Partie und die geänderte Front.
Inzwischen produziert die angesprochene Ritterschmiede ("Meine Links" am linken Seitenrand) ein Modell, welches meinem selbstgebauten, ganz oben vorgestellten Helm, sehr ähnelt (jedenfalls prinzipiell). Nur ist die Qualität der Helme der Ritterschmiede natürlich um ein vielfaches besser, da dort erfahrene Schmiede am Werk sind, das Material stärker (dicker) und Qualitativ hochwertiger ist. Hier Bilder dieses Helm - Modells, welche ich mit freundlicher Genehmigung der Ritterschmiede hier aufnehmen durfte.
-------(Quelle Bild: Die Ritterschmiede)------------------------------------------- (Quelle Bild: Die Ritterschmiede)
Und so sieht er im folgenden auf meiner Schaufensterpuppe aus :o). Ja, ich habe ihn mir gekauft, und so kann ihn seit dem 22.12.03 voller Stolz hier präsentieren. Der Helm wirkt auf dem folgenden Bild etwas dunkler als er eigentlich ist, aber ich habe mich trozdem dazu entschieden das folgende Foto zu verwenden, weil es -wie ich meineeine schöne "Stimmung" hat.
Aus mehreren Richtungen konnte ich inzwischen die Meinung vernehmen es hätte zu dieser Zeit noch keine Messing (oder Gold) Verziehrungen gegeben. Ich selbst halte das trozdem fßr mÜglich. Vielleicht nicht unbedingt aus Messing; aber Bronze und andere Metalle waren schon lange bekannt.
( neu 5 / 05)
Auf diesen -von Privat gekauften- Helm bin ich daher ganz besonders Stolz, da er dem historischen Vorbild der Deutschordensritter -nach heutigem Wissensstand- am nächsten kommt. Eine Postkarte (Motiv: Ritter hoch zu Roß) vom Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim zeigt einen ganz ähnlichen Helm wie den oben zu sehenden. Daher habe ich mich entschlossen einen solch schlichten Helm in meine Sammlung aufzunehmen. An dieser Stelle ein ausdrückliches "Danke sehr" an Alain de Bavent für diesen wunderschönen Helm.
(Neu 6 / 05)
Die heraldisch richtige Bezeichnung dieser Helmgattung wäre eigentlich Faß- oder Kübelhelm (dieser später mit gewölbter Scheitelplatte). Allerdings kennen die meisten -nicht so eng mit dem Thema befassten- Menschen diese Helmart nur als Topfhelm, und so habe ich diese Bezeichnung hier auch gewählt. Wer es noch genauer Wissen möchte, kann sich das im Bereich "Heraldik" anlesen. Der "richtige" Topfhelm war eigentlich der Vorläufer dieser hier zu sehenden Helme und hatte neben dem Schutz der Schädeldecke nur noch einen Gesichtsschutz (erst Nasal und später Vollschutz für Nase und Gesicht [Barbiere] ). Der untere Hinterkopf und der Nacken waren zuerst nicht durch Metallplatten, sondern nur durch die Kettenhaube bzw. das Kettenhemd geschützt.
Pflegetip: Das Metall solcher geschmiedeten Helme wird am besten mit Nähmaschinenöl (WD-40, WD- 30) oder Ballistol geschützt. Diesen freundlichen Rat habe ich vom Hersteller, und ich kann diese Aussage wirklich nur bestätigen. Quelle. www.medieval-crusader.de