büchermenschen 2/2021

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AUFBRÜCHE

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Paris,

Zündfunken eines neuen Zeitalters Helge Hesse: „Die Welt neu beginnen“ Reclam, 25,– €

einen größeren Gegensatz zu Monschau konnte es kaum geben.“

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WEG MIT DEN FESSELN! Das ist 1775 nicht nur das Gebot der Stunde für den als Autor der „Leiden des jungen Werthers“ gefeierten Johann Wolfgang Goethe, der aus Furcht vor ehelicher Enge seine Verlobung mit einer Frankfurter Bankierstochter zu lösen gedenkt. Um Befreiung geht es auch auf weltpolitischer Ebene, etwa in Übersee. In Amerika lassen sich erste Stimmen gegen die Sklaverei vernehmen. Vor allem aber haben die Kolonisten genug von der Bevormundung durch das britische Mutterland und dessen Abgabenforderungen – ein schwelender Konflikt. Im Frühjahr 1775 beginnt, was später als amerikanischer Unabhängigkeitskrieg in die Geschichte eingehen wird und als Anfang eines neuen Zeitalters gilt: In den letzten 25 Jahren des 18. Jahrhunderts veränderte sich die Welt grundlegend – das Fundament für unsere Welt von heute wurde geschaffen. Es entstand, was wir gemeinhin den „Westen“ nennen. Und ein völlig neues Menschenbild: Frei und gleich sollte der Mensch nun sein! Die Umwälzungen in Politik und Gesellschaft, in den Wissenschaften und Künsten lässt Helge Hesse lebendig werden. Er spürt den Protagonisten, ihren Ideen, Hoffnungen und Zielen nach: z.B. Gründervätern der USA wie George Washington und Benjamin Franklin, gekrönten Häuptern wie Marie Antoinette, Seefahrern wie James Cook, Forschungsreisenden wie Georg Forster und Alexander von Humboldt, Philosophen wie Rousseau und Voltaire und natürlich den Köpfen der französischen Revolution wie Danton und Robespierre. Eine faszinierende Tour d’Horizon – mit erhellenden Parallelen zu unserer Gegenwart!

▶ „Monschau“ liest sich stellenweise

wie aus dem Hier und Jetzt, spielt aber in der Vergangenheit. Was war Ihr Ausgangspunkt? ▶ Der Ausgangspunkt war die wahre Geschichte der letzten großen Pockenepidemie in Deutschland im Jahre 1962. Ich wusste schon lange von den Begebenheiten, weil eine Figur aus meinem Roman   „Propaganda“ darin eine wichtige Rolle spielt. Durch Corona rückte mir Variola, so der lateinische Name des Pockenvirus, plötzlich vor Augen. ▶ Was macht den Eifel-Ort Monschau für Sie zum idealen, literarisch ergiebigen Hauptschauplatz? ▶ Die barocke Tuchmacherstadt ist ein Kleinod inmitten der reichen Natur der Eifel. Durch die Vennbahn, eine Eisenbahnverbindung zwischen Aachen und Luxemburg, heute ein großartiger Radwanderweg, bekam das Monschauer Land aber auch schon früh Anschluss an die moderne Welt. Deshalb siedelte sich hier auch bald Industrie an, die ihre Produkte in alle Welt lieferte. Später war Monschau Aufmarschgebiet für die Ardennenoffensive und auch der Ort, an dem sie endgültig scheiterte. Wie unter einem

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Vergrößerungsglas kann man hier also deutsche, europäische und globale Geschichte zeigen. ▶ „Monschau“ ist weit mehr als eine Chronik der Pockenepidemie 1962. Welchem Schreibplan sind Sie gefolgt? ▶ Dem eines klassischen Dramas. Ich habe mir dabei genau die Dramaturgie von Albert Camusʼ „Die Pest“ angesehen. Fünf Akte mit der Einheit von Raum und Zeit und einem überschaubaren Personal. Im Mittelpunkt die jungen Liebenden. Inspirierend war für mich auch ein kretischer Ritterroman aus dem frühen 17. Jahrhundert: der berühmte „Erotokritos“, der „von der Liebe geprüfte“ Held. ▶ Welche Leitlinie hatten Sie beim Schreiben für die Verbindung der überlieferten Fakten mit literarischer Fiktion? ▶ Ich habe mich bei meinem Setting der Epidemie genau an ihre Ursache, ihren Verlauf und ihr Ende gehalten, dann aber die meisten Figuren neu erfunden. ▶ Dem medizinischen Leiter Prof. Stüttgen stellen Sie in Ihrem Roman einen 24-jährigen Assistenzarzt an die Seite: Nikos Spyridakis. Hat auch er ein Vorbild im wirklichen Leben? ▶ Es gab tatsächlich einen jungen griechischen Arzt, aber Nikos ist eine

Im Mittelpunkt die Liebenden!“

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