Editorial
zunächst möchte ich mich im Namen des Teams der "Münchner Innenstadt" recht herzlich für die zahlreichen Briefe, die Sie an uns geschrieben haben, bedanken. Ihr Interesse an unserem Magazin bestätigt uns, dass wir den von uns selbst gesetzten Ziel, Sie für die Geschichte der Münchner Innenstadt zu interessieren, wieder ein Stück näher gekommen sind. Die Geschichte unserer Stadt hat viele Gesichter, die wir Ihnen nur in Ausschnitten zeigen können. Sie sollten unsere Beträge als Aufforderung sehen und die Münchner Innenstadt selbst erforschen. Sie werden merken, es lohnt sich. In unserer 4. Ausgabe berichten wir unter anderem über das Püttrichkloster, und wir haben alte Bilder von Münchens Palais gefunden. Und Sie erfahren in einem weiteren Artikel Interessantes über die Münchner Tore und Türme. Desweiteren befassen wir uns mit den Münchner Straßennamen und sagen Ihnen, wie sie zu Ihrem Namen gekommen sind.
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Innenstadt 4/2005
Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping
Püttrichkloster
Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen. Nehmen Sie sich die Ruhe und Zeit und tauchen Sie in die Geschichte der Münchner Innenstadt ein.
Münchner Straßen Für Sie probiert!
PS: Unsere 5. Ausgabe der " Münchner Innenstadt" erscheint Mitte Januar 2006 und wird Sie wieder auf interessante Stippvisiten durch die Münchner Innenstadt mitnehmen.
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Innenstadt 2
W ussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben Püttrichkloster
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9 Palais in München
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Strassen und Plätze und ihre Herkunft
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Münchner-Innenstadt-Brunnen
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Tore Münchens
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Innenstadt 4/Oktober 2005
Impressum Herausgeber: Mario Schmidbauer Sedanstraße 14 81667 München e-mail: mario.schmidbauer@t-online.de
Gesamtherstellung und Anzeigen: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de Grafik, Design und Foto: studio liebhart Breisacher Straße 3 81667 München T 089-45 87 06 19 F 089-45 87 06 50 e-mail: herbert-liebhart@web.de Foto und Text: LH-München, Stadtarchiv München, Münchner Stadtmuseum, Haus der Bayer. Geschichte, Herbert und Philipp Liebhart, Bea Burkhardt
9 Wussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben
Inhalt
Verlag und Redaktion: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de www.münchner-innenstadt.com
5 P ü tt ri ch k l o s te r
13 Münchner Straßen 19 Für Sie probiert..... E i n k a u ft i p p s
23 Palais in München
25 Münchner-Innenstadt-Brunnen We i ß Fe r d l
29 Die historischen Tore Münchens 31 Münchner Stadtgeschichte
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Innenstadt 4
Püttrichkloster - Der Christophorus in der Frauenkirche Besucher des Münchner Liebfrauendoms erblicken dort eine eindrucksvolle spätgotische Skulptur des Christophorus. Wohl nur wenige wissen, dass sie bis zur Säkularisation 1802 die Fassade des so genannten Püttrichklosters zierte. Der Ursprung dieses Frauenkonvents lag in einem im frühen 13. Jahrhundert entstandenen Seelhaus. Bereits an seiner Gründung dürfte die Familie Püttrich (auch Pütrich oder Bittrich) aus dem Münchner Patriziat betei-
(Perusastraße) in die "Vordere Schwabinger Gasse" (Residenzstraße bzw. Max-Joseph-Platz) zu lokalisieren, also beim Restaurant "Spatenhaus" und den angrenzenden Häusern. St. Christoph war das älteste Seelhaus Münchens. Ihm folgten vergleichbare Stiftungen der vornehmen Familien Ridler (1295), Sendlinger (vor 1400), Pienzenauer (1411), Rudolf (vor 1427), Schluder (1431), Kazmair (1487) und Bart (1595). Die vorrangige Aufgabe der "Seelfrauen" oder "Seelnonnen"
Klausur und zumindest in den Anfängen auch keine besondere Tracht. Die Frauen behielten im Haus ihr privates Eigentum und durften die Gemeinschaft jederzeit wieder verlassen, beispielsweise um zu heiraten. Nur die beiden ältesten und angesehensten Münchner Seelhäuser der Püttrich bzw. der Ridler vollzogen den Wandel zu Klöstern. Sie fielen deshalb später der Säkularisation zum Opfer, während die anderen privaten Seelhäuser noch im 19. Jahrhundert exstierten.
ligt gewesen sein. Die Wohnanlage mit Garten befand sich bei einer Christophoruskapelle außerhalb der ersten Stadtmauer. Dieser Komplex ist an der Einmündung der "Kleinen Gasse"
war das tägliche Gebet für die Toten, insbesondere für die verstorbenen Angehörigen der Stifter und Förderer. Hinzu trat, ähnlich den Beginen, die ambulante Krankenpflege. Es bestand folglich keine
1284 wurden die Seelfrauen bei St. Christoph auf Befehl Herzog Ludwigs des Strengen als so genannte einfache Terziarinnen der Regel des hl. Franziskus unterworfen. Die Maßnahme ist in Zusam-
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menhang mit dem gleichzeitigen Abzug der Münchner Franziskaner vom Kloster St. Jakob am Anger zu sehen. Die Barfüßermönche lebten nun in ihrem neuen Kloster nur wenige Schritte vom Seelhaus entfernt. So entstand ein geschlossener franziskanischer Komplex in der Nachbarschaft der herzoglichen Residenz. 1365 machte der Münchner Patrizier Ludwig Püttrich eine reiche Stiftung an das Seelhaus und ließ dort eine neue größere Kirche erbauen. Die sogenannten Püttrichfrauen erhielten 1387 auf Initiative der Stifter eine strenge Hausordnung nach dem Vorbild des Seelhauses der Familie Ridler. St. Christoph blieb jedoch weiterhin eine weltliche Wohngemeinschaft. Erst 1484 forderte der Freisinger Bischof Sixtus
von Tannenberg mit Zustimmung der Püttrich von den Seelfrauen die Profess. Das bisherige Seelhaus wurde somit ein Kloster des Dritten Ordens der Franziskaner. Bis auf eine einzige Schwester verließen jedoch alle Insassinnen die Münchner Stiftung. Die Frauen bezogen mit ihrem persönlichem Besitz ein bischöfliches Haus in Freising. Sie waren fortan in der Domstadt wie gewohnt in der Krankenpflege tätig. Das Püttrichkloster erhielt einen vornehmen Konvent, dessen so-
genannte Chorfrauen sich überwiegend aus Töchtern des Münchner Patriziats ergänzten. Als Aufgabe neben dem Gebet trat an die Stelle der Krankenpflege die Fertigung fei-
ner Textilarbeiten. 1508 zog Herzogin Kunigunde, die Witwe Albrechts IV. von Bayern, in den Konvent. Sie erweiterte das Kloster durch Ankauf benachbarter Häuser. Kaiser Maximilian I. schenkte seiner Schwester für den Konvent zahlreiche Reliquien. Kunigunde starb 1520 im Ruf einer Seligen. Beharrlichen Widerstand leisteten die Püttrichschwestern gegen Forderungen nach strenger Klausur. Erst 1627 erweiterte der Konvent das einfache Gelübde der drei Evangelischen Räte (Gehorsam, Armut und Keuschheit) um das Gebot der Klausur. Als äußeres Zeichen erhielten die Schwestern nun den schwarzen Nonnenschleier der Klarissen. Ab 1638 nahm der Konvent zu den Chorfrauen auch sogenannte Laienschwestern auf, die fortan im Kloster die niederen Dienste besorgten. Bereits 1780 drohte dem beschaulich lebenden Kloster seine Aufhebung. Die Oberin Maria Floriana Dyr sicherte den vorläufigen Fortbestand ab 1782 durch Einrichtung und Unterhalt einer Mädchenschule. 1783 musste das Kloster achtzehn Schwestern aus dem aufgelösten Münchner Ridlerkloster aufnehmen. 1799 wurde die 27jährige Püttrich-Nonne Paula Lecker sogar zur Ausbilderin für das gesamte
Mädchenschulwesen in München ernannt. Im Januar 1802 wurde die Säkularisation des Püttrichhauses beschlossen. Das Kloster besaß in München sieben Häuser mit Mietwohnungen sowie mehrere Gärten und Wiesen vor der Stadt. Hinzu kamen über Oberbayern verstreut mehr als 40 bäuerliche Anwesen, die dem Konvent Abgaben und Dienste leisteten. Aus den Zinserträgen des recht hohen Klostervermögens von rund 280.000 Gulden sollten künftig weltliche Lehrerinnen besoldet werden. Am 18. Dezember 1802 begann die Übersiedlung des Konvents, insgesamt 28 Chorfrauen und zehn Hausschwestern, in das Kloster der Franziskanerinnen von Reutberg. Die Klosterkirche St. Christophorus wurde vermutlich im Lauf des
Jahres 1806 abgerissen. Das Konventgebäude beherbergte von 1803 bis 1807 eine protestantische Mädchenschule, anschließend bis 1818 die Königliche Generalforstadministration. Die meisten ehemaligen Klostergebäude hatte 1803 der kurfürstliche Landesdirek-tionsrat Ludwig Joseph von Wolf als Spekulationsobjekte gekauft. Sie wechselten im Lauf des 19. Jahrhunderts mehrfach die privaten Besitzer. Die alte Bausubstanz wurde wohl relativ rasch größtenteils demoliert bzw. völlig umgewandelt. münchner
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W ussten Sie es ?
Besonderheiten
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trenge Winterkälte 3. Januar: "Die anhaltende grimmige Kälte hat bereits große Schäden im Gefolge: In vielen Werken, die mit Wasserkraft betrieben werden, müssen eigens Leute gehalten werden, die die Wasserräder von Eis frei machen, um das Eingefrieren zu verhindern. Der Magistrat hat zahlreiche Leute eingestellt, die insbesondere die zu den Fischbehältern an der Heiliggeistkirche führenden Bäche vom Eingefrieren frei zu halten haben. Die Isar, die mächtige Eisblöcke mit sich führt, hat sich bei der Wittelsbacherbrücke gestaut und ist der ganzen Breite nach zugefroren."
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roßer Bedarf an Heizmaterial 31. Januar: "Im Januar gelangten nach München per Bahn und Wasser 2.826 Tonnen Steinkohle, Koks und Steinkohlenbriketts, wovon 25.356 Tonnen aus Bayern und 14.186 Tonnen aus Rheinland; Westfalen stammten. Die Zufuhr an Braunkohle und Braunkohlenbriketts betrug 20.180 Tonnen und wurde mit 19.078 Tonnen von Österreich-Ungarn eingeführt."
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rbeitslose demonstrieren 12. Januar: "Eine neuerliche Demonstration der Arbeitslosen fand heute Mittag statt. Es fanden sich gegen 12 Uhr wieder zahlreiche Arbeitslose auf dem Sendlingertorplatz ein, zugleich aber auch eine Anzahl Kriminalbeamter, die sich unter die Menge mischten und diese durch Zureden veranlassen wollten, den Platz zu verlassen. Ebenso war der Kommissar des Bezirks anwesend, der seinerseits ebenfalls versuchte, durch Zureden die Leute auf die Zwecklosigkeit ihrer Ansammlung aufmerksam zu machen."
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riseure protestieren gegen ihre Einordnung ins Handelsgewerbe 10. Februar: "Die Bader-, Friseur- und Perückenmacher-Innung München veranstaltete heute eine Versammlung e i n b e rufen, für jene 86 Friseure, welche bei der Polizeidirektion wegen Offenhaltens ihrer Friseurgeschäfte am ersten Weihnachtstage 1904 zur Anzeige gebracht und mit je einem Strafmandate von 4 Mark 30 Pfennige bedacht wurden. Vorstand Bößl erläuterte den Gang der ganzen Sache und die jetzige Rechtslage. Es müsse unbedingt gegen die Einreihung der Friseurgeschäfte unter das Handelsgewerbe Stellung genommen werden, denn die Friseure seien Handwerker und nicht Kaufleute."
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oderne Technik für Münchner Postamt 17. Februar: "Eine neue Briefstempelmaschine im Kgl. Postamt München 2 an der Lazarettstraße war heute früh erstmalig in Verwendung. Die Maschine, die im Reich und in Württemberg in größeren Bureaus bereits Eingang gefunden hat, hat die Größe eines Tisches von 1 Meter im Quadrat, ist bequem zu stellen und zu transportieren. Die Bedienung ist einfach."
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aus dem Münchner Stadtleben G
ründe für Preissteigerungen gibt es stets! 17. Februar: "Die Gemüsepreise bilden gegenwärtig den Gegenstand lebhafter Klagen. Die Preisdifferenzen stellen sich zur Zeit folgendermaßen dar: 1905 1904 Pfennige Pfennige Blaukraut, holländisch, per St. Kohlrabi, deutsche, per St. Zwiebeln, ungarische, per Kilo Spinat, italienischer, per Kilo
33-37 8-13 17-22 29-35
18-25 5-10 11-15 24-28
Was die Ursachen dieser Preissteigerung betrifft, so sind diese vor allem in den trockenen Sommermonaten des Vorjahres begründet, aber auch der lang anhaltende strenge Winter, der namentlich den Preis für die italienischen Gemüse sehr ungünstig beeinflusste, trug wesentlich zu dieser Teuerung bei."
K
ampf der Säuglingssterblichkeit 23. Februar: "Eine Säuglingsmilchküche und Säuglings-Ordinationsstätte wurde am Rindermarkt gegründet, die sich die Aufgabe gestellt hat, durch Darreichung zweckmäßiger Nahrung mitzuhelfen im Kampfe gegen die enorm hohe Säuglingssterblichkeit, die trotz vieler hygienisch-pädiatrischer Bemühungen im Jahre 1902 noch 24 Prozent betrug."
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röffnung der Kaufhäuser Oberpollinger und Tietz 14. März: "Die beiden Warenhäuser „Oberpollinger” in der Neuhauserstraße und „Tietz” am Bahnhofsplatz sind heute für das Publikum eröffnet worden. Ersteres hat an einem großen Teil der Bewohner Münchens eine Einladung zum Besuche unter Beilage einer Rabattkarte übersendet." Anlässlich der Eröffnung der beiden Warenhäuser Oberpollinger [in der Neuhauserstraße] und Hermann Tietz [heute Hertie am Bahnhofsplatz] ließ der Allgemeine Gewerbeverein München ein Flugblatt verteilen, in dem er vor den neuen Einkaufstempeln warnte, die zur "Vernichtung zahlloser Einzelexistenzen" und "Vermehrung von Konkursen" beitrügen, durch "maßlose Reklame" das Publikum blendeten und durch "prunkvolle Ausstellung" das Urteil über die Qualität der Waren erschwerten. "Insbesondere die Frauenwelt" wurde "dringendst und inständigst" gebeten, "ihren bisherigen Lieferanten, den reellen Spezialgeschäften, dem Kaufmann, Handwerker und Gewerbetreibenden treu zu bleiben, ihnen die Kundschaft und ihr Vertrauen nicht zu entziehen."
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eneralversammlung der Münchner Kindergärten 15. April: "Der Münchener Kindergarten-Verein hielt heute seine Generalversammlung ab, die der zweite Vorstand, der k. Advokat und Landrat A. Wohlschläger, mit der Erstattung des Jahresberichtes eröffnete. Nach demselben unterhielt der Verein 20 Kindergärten, an denen 29 Tages- und 15 Abendkindergärtnerinnen wirkten. Die 20 Anstalten waren besucht von 7.205 Knaben und 6.849 Mädchen, zusammen von 14.054 Kindern, von welchen 4.270 Kinder halbe und 819 ganze Freiplätze innehatten. Die Pflichtbeiträge der Kinder betrugen 21.527 Mark 50 Pfenning."
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*1968: Franz Albert, „Weingastgeber“ (Wirt), 17921817 Besitzer des Gasthofs „Zum Goldenen Hahn“ in der Weinstraße.
*1874: Nach dem Blumenmarkt, der damals (1874) am östl. Ende des Rosentals jährlich von März (Josephi) bis Oktober (Therese) abgehalten wurde.
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Strassen und Plätze und ihre Herkunft
Wann und wie sie zu ihren Namen kamen. *1904: Nach dem im 13./14. Jahrhundert entstandenen Vorstadtviertel „Hagha“ oder „in den Hacken (umzäunte Wohnstätte).
*1843: Prinzessin Hildegard Louise Charlotte von Bayern (1825-1864), Tochter König Ludwigs I., vermählt mit Erzherzog Albrecht Friedrich Rudolf von Österreich.
*1875. Nachdem 1494 errichteten Jungfernturm, der zum Schutz der Residenz und des damaligen herzoglichen Zeughauses diente und 1804 bis auf einen Rest abgebrochen wurde. münchner
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Genau genommen sind Strassen und Plätze ja nur anonymer Raum zwischen Häuserzeilen. Charakter und Stil bekommen sie erst, wenn Menschen ihnen Namen geben. Dabei könnte die Bezeichnung von diesem Gässchen und jenem Strässchen in vielen Fällen einen historischen Roman erzählen. Hier verweist der Name auf ein altes Rittergeschlecht. Dort standen die Vips unterschiedlichster Epochen Pate.
*vor 1368: Wie das Chufringer Tor, ein Torturm, der einst diese Straße abschloss, nach der Patrizierfamilie Kaufringer benannt.
*vor 1837: Nach der 1818 von Leo von Klenze erbauten kgl. Hofreitschule, die nach den dazugehörigen Stallungen auch Marstall genannt wurde.
*vor 1381: Nach dem Lederergewerbe, das seit dem 14. Jahrhundert in dieser Straße ansässig war.
*1951: Eugenio Pacelli (1876-1958), von 1917-1925 päpstlicher Nuntius in München, 1939 als Pius XII. zum Papst gewählt.
*vor 1806: Nach dem „Lueger Turm“, ein Wachturm, der seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Brand 1806 an der inneren Stadtmauer nördlich der Isartors stand und von dem man weit ins Land schauen (luegen) konnte.
*vor 1806: Der Name entstand aus „Paradeplatz“. Der Platz wurde 1780 durch den Abbruch der Salzstadel angelegt und diente längere Zeit dem Militär als Paradeplatz.
*vor 1714. Nach dem ehemaligen, 1589 durch Herzog Wilhelm V. erbauten St.-Rochus-Spital und der 1603 entstandenen St.-Rochus-Kapelle; das Spital diente der Pflege durchziehender, kranker Pilger
*vermutlich 1826: Lorenz von Westenrieder (17481829), Professor, Geistl. Rat und Domkapitular in München
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PALAIS IN MÜNCHEN
Palais Almeida, Brienner Straße 14 Nobles klassizistisches Palais mit Pariser Note. Das vornehmste der früheren B r i e n n e r- Straßen-Palais wurde 1824 von Métivier gebaut. Es gehörte der Baronin Sophie Bayrstorff, der bürgerlichen, erst nachträglich geadelten Geliebten und späteren Gemahlin des Prinzen Carl.
Palais Gise Prannerstraße 2 Schönes Adelspalais des ausgehenden Rokoko. Wahrscheinlich von Hofbaumeister Lespilliez aus der Zeit um 1765 erbaut, gehörte der Bau damals der gräflichen Familie Arco-Taufkirchen.
Asam-Haus, Sendlinger Str Feinsinnig gestaltete, aufwendige Fassade mit phantasievoll perlendem Stuck: Ein Zeugnis selbstbewusster Rokoko Künstler. Die Situation ist einmalig: Egid Quirin Asam baut sein Haus (1733) an "seine" Kirche, Fassade an Fassade. Er konnte sogar durch ein Fenster auf den Hochaltar schauen.
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Palais am Promenadeplatz, an der linken Seite des Bayerischen Hofs
Erzbischöfliches Palais, Kardinal-Faulhaber- Straße Einziges original erhaltenes Adelspalais Münchens und eines der besten Werke von Cuvilliés. Die edelste Rokokofassade der Stadt. Gleich nach dem Umbau des Palais Portia ging Cuvilliés daran, diesen Palast zu errichten, den Karl Albert für seinen Sohn bestimmt hatte - den Grafen Holstein, Spross seiner Verbindung mit einer Dame des Hofes. 1737 war er vollendet. Heute Sitz des Erzbischofs von München und Freising. Die Innenräume sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Palais Ludwig Ferdinand, Wittelsbacher Platz 4 Gediegener klassizistischer Bau, ursprünglich Klenzes Wohnhaus. Baumeister Klenze wohnte inmitten seiner Werke. Das sehr zurückhaltend gegliederte Palais wurde 1825 von Klenze erbaut, gehörte ab 1878 den Prinzen Alfons und Ludwig Ferdinand, die sich außerhalb der Residenz ansiedelten.
Palais Montgelas, Promenadeplatz 2 Frühklassizistisches Stadtpalais von französischer Note mit teilweise original erhaltener Innenausstattung. Nachdem der ehemalige Salzmarkt 1780 eine Lindenpromenade geworden war, entstanden hier vornehme Häuser, allen voran das Palais des Ministers Montgelas, entworfen 1811 vom Portugiesen von Herigoyen. Schon 1817 wurde das Palais Ministerium des königlichen Hauses und des Äußeren, seit 1969 gehört es zum Hotel Bayerischer Hof und ist sorgfältig restauriert worden. münchner
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Der Weiß-Ferdl-Brunnen Eigentlich hieß er ja Ferdinand Weißheitinger, als er am 28.06.1883 in Altötting geboren wurde. Als Kind war er Sängerknabe in Altötting und Salzburg. Er absolvierte eine Lehre als Buchdrucker, bevor er zum ersten Mal in Regensburg als Komiker auftrat. Dann schob er seine Himmelfahrtsnase auch in das Münchner Volkssängergeschehen und wurde mit 23 Jahren am dortigen Platzl engagiert. Dort wirkte er dann über drei Jahrzehnte lang und wurde mit 38 neben Sepp Eringer zum Platzl-Direktor. Er spielte auch in vielen Heimatfilmen mit,
und zahlreiche Tondokumente zeugen von seinem reichen Schaffen. Dazu verfaßte er etliche Bauernstücke und Bücher. Am 19.06.1949 starb er im Alter von 66 Jahren in München, ein Jahr nach Karl Valentin. Begraben liegt er auf dem Sollner Waldfriedhof. Bereits vier Jahre später, 1953, errichtete man, im gleichen Jahr wie dem Valentin, auch dem Weiß Ferdl, dem beliebten Volkssänger und Humoristen, am Viktualienmarkt ein Brunnendenkmal. Er ist, im Dachauer Bauerngwand, von dem Bildhauer Josef Erber gestaltet. Den Guss besorgte Hans Mayr aus München. Der Brunnenpfeiler ist aus Marchinger Kalkstein. Die Enthüllung des Brunnens fand zusammen mit der des Valentinbrunnens am 18.10.1953 statt, was ausgerechnet ein Kirchweihsonntag war. Die Aufschrift "Münchner Bürger ihrem Volkssänger" schmeichelt dem Weiß Ferdl sichtlich. Klein und gedrungen steht er auf dem Sockel. Spitzbübisch reckt sich unter dem flachrunden Hütchen seine Himmelfahrtsnase aus dem runden Kopf zum Alten Peter hoch, und über seine geschürzten Lippen scheinen die Töne seiner Lieder "Ein Wagen von der Linie 8..." oder das Lied "Vom Wunder der Münchner Weißwurst" in das Wasserbecken zu sprudeln. Etwas geniert, mit verlegen verschränkten Armen zeigt er sich seinen Bewunderern, die ihm frech in seine beiden Nasenlöcher gucken. Eine selbstgestrickte Liebeserklärung: Vor einigen Jahren hat eine Marktfrau ihrem
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geliebten Weiß Ferdl auf seinem Postamentel ein selbstgestricktes Rockerl um seine fülligen Lenden gegürtet. Es war zur Winterszeit, und das Marktweiberl hatte wohl Mitleid mit dem - wie sie glaubte frierenden Weiß Ferdl. Und ein rosa Brieferl mit folgendem Wortlaut legte sie noch dazu: Lieber Ferdl! Wenn um mei Standl visavis Der kalte Schneewind waaht, Hats mi schon oft, denk i an di, As Herz im Leib umdraht: Du werst uns doch am Postament um Gottswilln net derfriern! Drum hab i dir mit eigne Händ Was gstrickt für deine Niern. Dees Rockerl tuat dir, hat i denkt, Recht guat zur Winterszeit Und mir, daß i dir hab was gschenkt, Was aa dein Hintern gfreit. Deine Rosa.
Der Isartorturm Lebschées früheste Münchner Ansicht zeigt den ruinösen Zustand des 1337 erbauten Isartors. Hatte man um die Jahrhundertwende noch daran gedacht, das Isartor abzubrechen, so intervenierte Kronprinz Ludwig (später König Ludwig I.)1823 gegen den bereits genehmigten Abriss. „Ich kann nicht genug sagen, wie leid es mir täte, wenn etwas von diesem Tore niedergerissen würde. München hat ohnehin wenig Altes mehr aufzuweisen.” 1833-35 ließ König Ludwig I. das mittlerweile völlig verwahrloste Tor restaurieren.
Foto: Münchner Stadtmuseum
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MÜNCHNER BLICKWINKEL
Gussverzierungen bei Kustermann an der Hauswand im Innenhof
Die beiden Müchner Fotografen Philipp und Herbert Liebhart arbeiten seit zwei Jahren an dem Buch „Münchner Blickwinkel”, das besondere Bilderbuch mit Liebe zum Detail ihrer Heimatstadt. Durch ständige Veränderungen in ihrer geliebten Stadt wird der Erscheinungstermin leider noch einige Zeit auf sich warten lassen. münchner
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Die Tore der Im letzten Heft habe ich Ihnen einiges über die Türme der mittelalterlichen Stadt erzählt, die wir heute leider nicht mehr sehen können. Nur noch die Straßenbezeichnung lassen erkennen, wo der Neuturm, der Falkenturm oder der Lueg ins Land standen. Hatten die Türme zunächst noch funktionellen Charakter wie der Falkenturm, der u.a. als Beobachtungsturm der Stadt gegen die Neue Veste (Residenz) der herzoglichen Macht genutzt wurde, so wurde er später wie viele andere als Gefängnis für unliebsame Personen benutzt. So sperrte man im Falkenturm 1524 die ersten Protestanten, 1705 den Anführer der Sendlinger Bauernschlacht Georg Sebastian Plinganser ein. Im Hexenturm, der durch einen hölzernen Gang mit dem Falkenturm verbunden war, wurden Frauen gefangengehalten, die man der Hexerei bezichtigte. Erst im Jahr 1701 fand die letzte Hexenhinrichtung statt Auch die mittelalterliche Stadtmauer ist seit dem Beginn des 19. Jhds. verschwunden, als unter Kurfürst Karl Theodor und seinen Nachfolgern die Festungsanlagen schrittweise abgerissen wurden, lediglich Reste können wir an einigen Orten noch sehen. So kann man z. B., wenn man sich ca 30 Meter Richtung Norden vom Isartor entfernt, die Überreste des Prinzessturms, eines ehemaligen Wehrturms im Innenhof der Stadtsparkasse entdecken, weitere Überreste befinden sich im Stachustiefgeschoß beim Cafe und nahe beim Salvatorplatz hinter dem Literaturhaus. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der Stadtmauer unter Ludwig dem Bayern ist wohl auch die Entstehung der vier Innenstadtviertel zu sehen, deren Bezeichnung – Graggenauer- , Kreuz, Hackenund Angerviertel noch heute durch Tafeln zu erkennen ist. münchner
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Eingefügt in die beiden Mauerringe waren die 4 Haupt -und die 3 Nebentore der Stadt, von denen heute allerdings nur mehr 3 erhalten sind. Das bedeutendste dieser Isartor
Tore war das Isartor als Einfahrtstor der Handelsstraße vom Süden Europas. Über einen vorgelagerten 30m breiten Wassergraben und eine Zugbrücke gelangte man in die zur Festung umgebaute Toranlage. Gemeinsam war allen Toranlagen die Form der Barbacane, Kielbogenförmige Tordurchfahrten, zwei Flankentürme, die zumeist in die Zwingermauer eingefügt waren und ein hoher Turm, der z.B beim Isartor 40m hoch war. Verziert waren diese Türme entweder mit weiß-blauen Rauten, die das Land symbolisierten oder wie am Isartor mit querliegenden schwarz-gelben Rauten, den Farben der Stadt. Weitere Gemäldeverzierungen an den Außenmauern kamen hinzu.. Die Form dieser Türme war entweder rund wie am Angertor, quadratisch wie am Neuhauser- und Schwabinger Tor, sechseckig wie am Sendlinger Tor oder achteckig wie am Isartor. Die beiden Mauerringe wurden durch Quermauern verbunden, so dass ein innerer Fanghof entstand. An der Innenseite der Mauern befand sich ein hölzerner Wehrgang, von dem in Kriegszeiten geschossen werden konnte, ergänzt wurden diese Abwehrmaßnahmen von an den Außenseiten der Türme eingebauten Pechnasen, aus denen Pech, Sand oder Steine auf die Angreifer geschüttet werden konn-
te. Um diese Wehrgänge vor den häufig auftretenden Stadtbränden zu schützen, erließ König Ludwig, der spätere Kaiser Ludwig der Bayer 1315 die Anordnung, alle zu nahe an der Mauer gelegenen Gebäude zu entfernen, neue durften lediglich im Abstand einer Eisernen Stange, also im Abstand von 7 m entstehen. Da die Kriegszeiten und die konkreten Angriffssituationen allerdings relativ gering waren, wurden die Anlagen auch in Friedenszeiten genutzt. So dienten den städtischen Magistraten die Zwischenräume der beiden Mauerringe als Gartenanlagen, in längeren Friedensperioden konnten so u.a. Flächen zwischen Schiffer- und Angertor von Bürgern und Handwerkern zum Anlegen von Fischteichen für Karpfen benutzt werden. Allerdings mussten die Nutzer sich damit einverstanden erklären, dass von der Stadt keinerlei Entschädigung bezahlt wurde, wenn es doch zu überraschenden Angriffen kommen sollte. Karlstor
Für die Instandhaltung und den Schutz der Mauer hatte die Stadt selbst aufzukommen. Finanziell geschah dies durch Zolleinnahmen und u.a durch Strafzahlungen von Bürgern, die - als Buße für ihr Fehlverhalten z. B. Betrug durch falsche Gewichtsangaben bei Marktwaren 20 000 Mauersteine finanzieren
Festungsstadt München mussten. Darüber hinaus war jede Familie zum Mauerdienst verpflichtet. An der Spitze jeder Torverwaltung standen je ein Vertreter aus dem Inneren und Äußeren Rat und ein Vertreter der Stadt, die gemeinsam sowohl für die Verteidigung der Stadt als auch für die Ausbildung des Bürgeraufgebots und für die jährliche Harnischschau verantwortlich waren. Erklang die Sturmglocke, so mussten alle wehrfähigen Männer auf dem Waffenplatz erscheinen. Die Tore hatten natürlich nicht nur Verteidigungsaufgaben, sondern auch wirtschaftliche und finanzielle Einnahmefunktionen und dienten der Personenkontrolle. Seit 1301 besaß die Stadt das herzogliche Zollrecht, das sogenannte Ungelt, also das Recht, Zolleinkünfte für sich einzunehmen. So gab es den Brückenzoll, den Pflasterzoll, den Wasserzoll und Geldzahlungen für Pferde und Wagen. Das Geld wurden vor den Augen der zwei Zöllner in eine geschlossene Kasse mit einer Öffnung für die Zahlungen gesteckt, die Kasse selbst wurde ungeöffnet einmal in der Woche zum Stadtkämmerer gebracht, der als einziger einen Schlüssel besaß. Eine weitere finanzielle Einnahme, die allerdings größten Teils an Armeneinrichtungen gegeben wurde, war das sogenannte Sperrgeld. Bei einbrechender Dunkelheit wurden die Tore geschlossen, die Bürger wurden darauf durch das allgemeine Gebetläuten hingewiesen. Neben dieser kleinen Torsperre, die man durch die Zahlung eines Kreuzers für sich und zwei Kreuzer für ein Pferd umgehen konnte, gab es die große Torsperre, die -angekündigt durch das Läuten der Glocken der Frauenkircheim Winter um 21 Uhr und im Sommer um 22 Uhr eintrat. Wer auch noch
nach dieser Zeit in die Stadt wollte, hatte nur die Möglichkeit ,durch das sogenannte Einlasstor, das in der Nähe des Schiffertores lag , gegen Zahlung von 6 Kreuzern hereinzukommen. Das Isartor ist das am vollständig erhaltenste Tor der damaligen Festungsstadt. Dies ist allerdings auch nur durch den besonderen Einsatz von König Ludwig I. ermöglicht worden, der 1832 das Tor auf seine eigenen Kosten wiederherstellen ließ. Auch das Fresko des Malers Bernhard Neher, das die letzte Ritterschlacht Kaiser Ludwigs in Sendlinger Tor
Ampfing darstellt, wurde von ihm in Auftrag gegeben. Auf dem Fresko sind neben dem Kaiser die Vertreter der Bäcker zu sehen, die sich bei dieser Schlacht besonders hervorgetan haben. An ihre tapfere Unterstützung erinnert auch der Spruch, den der Kaiser nach der Schlacht getan haben soll: „Jedem Mann ein Ei, dem tapferen Schweppermanne aber zwei“. Die einzelnen Türme werden heute als Cafe oder als Heimat des Valentinmusäums benutzt. Der damalige Schutzturm, der Lueg ins Land ist verschwunden, dort wo er stand, befindet sich heute das Vindelikerhaus, der damals vorgelagerte Prinzessturm, der als Reaktion auf die veränderte Waffentechnik gebaut wurde, ist in seiner Grundform noch zu sehen (s.o.). Das Neuhauser - und das Sendlinger Tor sind nur noch zum Teil erhal-
ten. Ein Teil des Neuhauser – oder Karlstores fiel einer Explosion in einem Nebengebäude zum Opfer, Das Sendlinger Tor, erhielt nach etlichen Umbaumaßnahmen im Jahr 1860 durch Zenetti zwei kleine Fußgängerdurchgänge, seine heutige Form entstand aber erst 1906. Früher hatte in diesem Tor der Pestraucher seinen Sitz. Seine Aufgabe bestand u.a. darin, alle Briefe und Waren, die in die Stadt sollten, mit Rauch und Essig zu reinigen, um die Pestgefahr von der Stadt abzuhalten. Auf dem Hauptturm soll sich damals ein Gemälde von Jan Polack befunden haben, auf dem stand: „ O Jungfrau Maria, lass nicht herein, was dieser Stadt kann schädlich sein.“ Das Schwabinger Tor gibt es nicht mehr. Es wurde im Rahmen der Stadterweiterung Ende des 18. bzw in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wie viele andere Türme und Tore abgerissen. Dasselbe Schicksal hatten d a s Ko s tt o r, das ehemalige Graggenauer- oder Wurzertor – durch dieses hatten die Bürger die Möglichkeit zu den Wurzgärten, also den Gewürzgärten zu gelangen-, das Anger Tor und das Schiffertor, das der Einlass für die Flößer der mittelalterlichen Stadt gewesen war. Man brauchte sie nicht mehr, die Waffentechnik hatte sich geändert, die Verkehrsstraßen benötigten mehr Platz, die Wohnverhältnisse wurden zu beengt, die damit verbundenen hygienischen Verhältnisse untragbar. 1791 hob Kurfürst Karl Theodor die Festungseigenschaft Münchens auf, die Stadt veränderte ihr Gesicht. Das Bild einer Stadt mit zahlreichen Türmen und einer geschlossenen Stadtmauer gab es nicht mehr. München wurde zur sogenannten offenen Stadt, der Weg für eine dynamische Stadtentwicklung war frei. münchner
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„Die Münchner Stadtgeschichte” 1702/1715
1663 Grundsteinlegung zur Kirche St. Kajetan des Ordens der Theatiner und dem anschließenden Klosterkomplex am Ende der heutigen Theatinerstraße. Sie verdankt ihr Entstehen einem Gelöbnis der Kurfürstin Henriette Adelaide (Adelheid) für die Geburt des lange erwarteten Erbprinzen Max Emanuel.
1664 Baubeginn für das Schloss Nymphenburg, das in den folgenden etwa 100 Jahren zu einer imposanten Anlage mit weitläufigem Park ausgebaut wird.
1701 Grundsteinlegung zum neuen Schloss Schleißheim als Sommerresidenz des Kurfürsten in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem schon ab 1616 erbauten alten Schloss.
1702 Erstmals wird berichtet, dass die Schäffler (Fassmacher, Böttcher) einen Tanz aufführen, den sog. Schäfflertanz, der immer noch alle sieben Jahre während der Faschingszeit aufgeführt wird. Der Legende nach soll er seine Entstehung einer Pestepidemie verdanken. Tatsächlich dürfte es sich um einen alten Handwerksbrauch ähnlich dem Gautschen beim Freisprechen der Buchdrucker-Gesellen handeln.
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Innenstadt
Infolge des Erbfolgekrieges um Spanien, wo das Königshaus vor dem Aussterben im Mannesstamme stand, stellte sich der bayerische Kurfürst Max Emanuel gegen Österreich und das erbberechtigte Kaiserhaus Habsburg auf die Seite des französischen Königs als ebenfalls Erbberechtigtem. Dies führte zum Krieg mit Österreich. In dessen Verlauf 1704 Flucht des Kurfürsten nach Brüssel (Aufenthalt bis 1715) und Besetzung Bayerns und Münchens durch Österreich mit eigener Administration. 1705 Bauernaufstände in weiten Teilen Bayerns gegen die Österreicher und vor den Toren Münchens blutige Schlacht in den Weihnachtstagen (sog. Sendlinger Mordweihnacht).
1742 Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. in Wien entbrannte ein Kampf um die Kaiserkrone für seine Tochter Maria Theresia, da der Kaiser keinen männlichen Erben hinterlassen hatte. Deshalb kam es 1741 zum Krieg Bayerns mit Österreich und in dessen Verlauf nach der 1742 erfolgten Wahl des bayerischen Kurfürsten zum Kaiser Karl VII. Albrecht erneut zur Besetzung Münchens durch die Österreicher, die bis 1744 währte.
1753 Gründung einer Porzellanmanufaktur, seit ihrer Verlegung 1761 nach Nymphenburg "Nymphenburger Porzellanmanufaktur" genannt.
1777 Tod des Kurfürsten Max III. Joseph, ohne legitimen männlichen Erben. Dadurch erlischt das altbayerische Haus der Wittelsbacher und es erbt nach einem alten Hausvertrag die pfälzische Linie mit dem Kurfürsten
Karl Theodor, der mit seinem gesamten Hofstaat von Mannheim nach München übersiedelt.
1789 In den Isarauen vor der Stadt wird mit der Anlage des Englischen Gartens begonnen, eine der frühesten, größten und bedeutendsten
englischen Landschaftsgärten in Deutschland und wegen seiner von Anfang an vorgesehenen Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit auch der erste sozusagen "demokratische" Garten des Kontinents. Er sollte volkserzieherisch der Bewegung und der Erholung von den Geschäften dienen, sowie dem geselligen Umgang und der Annäherung aller Stände.
1791 Mit der Niederlegung der Bastei vor dem Neuhauser oder Karlstor beginnt die Schleifung der Stadtmauern, von denen heute nur noch kümmerliche Reste vorhanden sind sowie ein Teil der Stadttore (Isartor vollständig, Sendlinger Tor und Neuhauser oder Karlstor teilweise). Vor dem Karlstor wird das Rondell angelegt, der Platz erhielt 1797 den Namen Karlsplatz nach dem Kurfürsten Karl Theodor, wird heute aber allgemein "Stachus" genannt, nach einem Gasthofbesitzer "Eustachius Föderl" (Stachius = Stachus), der an der Ecke zur Bayerstraße ein Gasthaus "Stachus", "Stachus-Garten" oder "Stachus-Wirt" besaß. An seiner Stelle steht heute der "Kaufhof".
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Innenstadt 4/2005
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