Editorial
die Fußballweltmeisterschaft 2006 ist vorbei. Unsere Jungs haben leider ihr Ziel nicht ganz erreicht, aber diese Mannschaft um Jürgen Klinsmann hat viel mehr gewonnen als einen Weltmeistertitel. Sie hat uns Werte vorgelebt, an die viele von uns nicht mehr geglaubt haben. Sie hat in der ganzen Republik eine Welle der Begeisterung ausgelöst und hat die Miesepeter und Schlechtredner zum Schweigen gebracht. Das ist einer der größten Siege, die uns unsere Nationalmannschaft schenken konnte und dafür sollten wir dankbar sein. Jetzt möchten wir Sie aber wieder zum Spazierengehen durch die Geschichte unserer schönen Stadt münchner einladen. In der 7. Ausgabe unseres Magazins „Münchner-Innenstadt“ setzen wir Innenstadt unsere Berichterstattung über die Münchner Klöster fort, berichten über König Max II. von Bayern, stellen Ihnen den Erneuerer Bayerns Graf Montgelas vor. Neu ist unser Bayrisch-Kurs mit Petra Perle und wir beginnen mit einer neuen Serie über die Bürgermeister unserer Stadt. Nun viel Spaß beim Durchblättern. 7/2006
Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping
Aufgrund der großen Nachfrage, werden wir eine Sonderedition „Münchner-Innenstadt“ der Ausgaben 1 bis 4 aus dem Jahr 2005 auflegen. Sichern Sie sich jetzt schon Ihr Exemplar! Das Münchner-Innenstadt-Team wünscht Ihnen einen schönen Urlaub, mit der Hoffnung das Sie sich von den Strapazen der Fußballweltmeisterschaft schnell erholen.
PS: Die 8. Ausgabe der „Münchner-Innenstadt“ erscheint Mitte Oktober 2006.
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W ussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben Ridlerkloster
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Straßen und Plätze und ihre Herkunft
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König Maximilian II.
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Innenstadt 7/Juli 2006
Impressum Herausgeber: Mario Schmidbauer Sedanstraße 14 81667 München e-mail: mario.schmidbauer@t-online.de
Gesamtherstellung und Anzeigen: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de Grafik, Design und Foto: studio liebhart Breisacher Straße 3 81667 München T 089-45 87 06 19 F 089-45 87 06 50 e-mail: herbert-liebhart@web.de Foto und Text: Landeshauptstadt-München, Stadtarchiv München, Münchner Stadtmuseum, H a u s d e r B a y e rischen Geschichte, Herbert und Philipp Liebhart, Bea Burkhardt, Petra Perle.
8 Wussten Sie es ? Besonderheiten aus dem Münchner Stadtleben
Inhalt
Verlag und Redaktion: sms-schmidbauer GbR Sedanstraße 14 81667 München T 089-480 68 68-6 F 089-480 68 68-7 e-mail: info@sms-schmidbauer.de www.münchner-innenstadt.com
6 Ridlerkloster
11 Bayrischkurs 12 Münchner Straßen
24 Münchner-Innenstadt-Brunnen Fischbrunnen
28 König Maximilian II. von Bayern 30 Münchner Bürgermeister
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Ridlerkloster München
Ridlerkloster - Zwischen Hofdamen und Franziskanern Im Jahr 1295 begründete der Münchner Patrizier Heinrich Ridler in der nördlichen Vorstadt nach dem Vorbild des Regelhauses beim hl. Christoph (später: Püttrichkloster) eine Stiftung für Seelfrauen. Das Seelhaus der Ridler lag außerhalb der ersten Stadtmauer an der "Hinteren Schwabinger Gasse", der heutigen Theatinerstraße. 1324 starb der Gründer auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem. 1395 verlegte Gabriel Ridler, einer der bedeutendsten frommen Stifter in der Münchner Stadtgeschichte, das Seelhaus in die "Vordere Schwabinger Gasse", wo er ein Anwesen der Familie Pienzenau gekauft hatte. Die neue Lage entspricht der Einmündung der Residenzstraße in den Max-JosephPlatz , also der Westecke des Königsbaus der Residenz. Mit dem Umzug kamen die "Ridlerfrauen" in die direkte Nachbarschaft des Seelhauses der Püttrich (heute: Restaurant "Spatenhaus") und des Franziskanerklosters (heute: Staatsoper). So entstand hier am Ende des 14. Jahrhunderts gleichsam ein franziskanisches Stadtviertel. Erst 1409 erhielt das Regelhaus der Ridler einen eigenen Kirchenraum mit dem Patrozinium der beiden hl. Johannes. Diese Kirche war von außen über eine mehrstufige Treppe allgemein zugänglich und erhielt den Beinamen "Auf der Stiege". Mit dem Bau der "Neufeste" als Kern der Residenz ab 1469 geriet das
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Ridlerhaus in die vornehme Nachbarschaft des wittelsbachischen Hofes. Im Lauf der Zeit wurden die Seelfrauen im Ridlerhaus einer immer strengeren Disziplin unterworfen. Die älteste bekannte Hausregel schuf 1369 der Franziskanerpater
Vinzenz Ridler, ein Enkel des Stifters. Die Frauen konnten aus der Gemeinschaft nur noch mit Zustimmung der übrigen Schwestern und der Stifterfamilie austreten. Das Regelhaus durften sie nur mit Erlaubnis der Oberin und in Begleitung verlassen. Zugleich mit dem Ortswechsel von 1395 übergab Gabriel Ridler, Bruder des Franziskanermönchs Vinzenz, die Familienstiftung an den Dritten Orden der Franziskaner. Die bisherigen Seelfrauen waren nun eine Wohngemeinschaft weltlicher Terziarinnen. Ab 1396 galt für sie zudem das Gebot der Ehelosigkeit. Noch bewegten sich die "Ridlerinnen" zum Missfallen der Franziskaner frei in
der Stadt. Doch 1483 erzwang der Männerorden mit Konsens der Ridler strengere "Gewohnheiten", worauf die Hälfte der Frauen die Stiftung verließ. Von 1521 bis zu ihrer Aufhebung (1782) lebten die Ridlerschwestern gemäß der von Papst Leo X. erlassenen allgemeinen Regel für klösterlich lebende Terziaren. 1621 begaben sich die Nonnen in strenge und ewige Klausur. Ab 1624 sangen sie auch das lateinische Brevier. Neben dem Chorgesang widmeten sich die Nonnen der Krankenpflege für die Damen des Münchner Hofs. Die adligen Patientinnen wurden dazu über einen Verbindungsgang aus der Residenz in das Kloster gebracht. Dort befand sich außerhalb der Klausur eine Krankenstation. Als Zeichen der faktischen Angleichung des Klosters an das Leben der Klarissen erfolgte 1627 der Wechsel von der weißen Haustracht zum grauen Habit mit schwarzem Schleier. Im gleichen Jahr wurden zusätzlich zu den Chorfrauen so genannte "Kuchlschwestern" ("Küchenschwestern") für die groben Hausarbeiten aufgenommen. Das Ansehen des Klosters war so hoch, dass im Jahr 1564 drei Töchter Kaiser Ferdi-
nands I. in den Konvent eintreten wollten. Das Vorhaben, für das bereits umfangreiche Bauarbeiten veranlasst worden waren, scheiterte indes am Protest des österreichischen Adels. Der Konvent verfügte über großzügige Naturalstiftungen, unter anderem des Kurfürsten Maximilian. Zudem besaß das Kloster im späten 18. Jahrhundert in München vier Privathäuser mit gut vermieteten Wohnungen, dazu mehrere Gärten vor der Stadt und rund ein Dutzend Bauernhöfe im Umland. Das Vermögen des Klosters in Anlagen, Schuldverschreibungen und Bargeld belief sich auf etwa 140.000 Gulden, einer für die damalige Zeit sehr beachtliche Summe. 1769 wurde das Kloster der Aufsicht des Franziskanerordens entzogen und der Jurisdiktion der Diözese Freising unterstellt. Die verzweigte Stifterfamilie der Ridler war in der Münchner Linie 1748 im Mannesstamm erloschen, 1791 starb der letzte weibliche Nachfahrin des Geschlechts. 1781 erreichte Kurfürst Karl Theo-dor die Zustimmung von Papst Pius VI. zur Säkularisation des Ridlerhauses. 1782 wurde das Kloster aufgehoben. Als offizielle Begründung führte der Hof die für
ein Frauenkloster angeblich zu enge Verbindung mit der Residenz an. In Wahrheit ging es dem Kurfürsten um die Übertragung des Klostervermögens an die von ihm neu errichteten Malteser in Bayern. Pro forma wurde auch der staatliche Fonds für die Volksschulen mit etwas Geld aus der Ridlerstiftung bedacht. Von den 39 Angehörigen des Konvents zogen zwölf Chorfrauen und sechs Kuchlschwestern in das benachbarte Püttrichkloster. Dreizehn Frauen fanden Aufnahme bei den Elisabethinerinnen vor dem Sendlinger Tor. In München blieben zudem zwei "Ridlerinnen" als Englische Fräulein und eine als Paulanerin. Von den übrigen Nonnen des Ridlerhauses wurde eine Benediktinerin in Frauenchiemsee, eine Zisterzienserin in Landshut und eine Ursulinerin in Straubing. Das alte Klostergebäude wurde wohl ab dem Frühjahr 1783 allmählich entkernt und das noch nutzbare Baumaterial entnommen. Seine letzten mittelalterlichen Mauern verschwanden zugleich mit dem Abbruch des Franziskanerklosters im Jahr 1803. Von 1826 bis 1835 entstand auf dem ehemaligen Ridlergrund der so genannte Königsbau der Residenz.
W ussten Sie es ?
Besonderheiten
1927 N
eues Krematorium am Ostfriedhof 30. März: Der Stadtrat genehmigte die von Prof. Hans Grässel entworfenen Pläne für den Neubau des Krematoriums im Ostfriedhof. Die Baukosten wurden auf 700.000 Mark veranschlagt, wovon 600.000 Mark durch Anleihen aufgebracht werden sollten.
H
ausbesitzer protestieren gegen Mietergesetz 7. April: Im Löwenbräukeller versammelten sich mehr als 3.000 Hausbesitzer. Sie verabschiedeten eine Entschließung, die dagegen protestierte, dass die Mietenregelung für 1927 "dem bayerischen Hausbesitz neue Millionen Verluste zumutete". Der bayerische Hausbesitz erwartete von der bayerischen Regierung einen angemessenen Ausgleich in der gesetzliche Miete, durch den die am 1. Januar 1928 eintretende Mehrverzinsung restlos abgegolten würde.
F
a. Bach erweitert Geschäftsräume 14. April: Der Herrenausstatter Isidor Bach (heute Konen) konnte sein Geschäftshaus in der Sendlinger Straße wesentlich erweitern, indem diesem das ehemalige Ebenböck-Haus an der Ecke Rosental/ Sendlingerstrasse angegliedert wurde.
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llegaler Griff in die Stadtkasse 18. April: Wegen Unterschlagung von öffentlichen Geldern in Höhe von 10.000 Mark wurde ein städtischer Kanzleiassistent verhaftet.
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er Schlacht- und Viehhof wird modernisiert 12. Mai: "Der städtische Hauptausschuss stimmt dem Gesamtprojekt des Umbaus der veralteten Kühlanlagen im Schlacht- und Viehhof sowie des Neubaus von Nebengebäuden daselbst zu. Die Gesamtkosten sind auf 2.995.000 Mark veranschlagt."
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aus dem Münchner Stadtleben 1927 D
ramatische Börsenverluste 13. Mai: "An den deutschen Börsen kommt es zu katastrophalen Kursstürzen, wie sie in diesem Ausmaß schon seit Jahren nicht mehr da gewesen sind. In München, wo die Kursausschreitungen nicht so ungeheuren Umfang angenommen, halten sich die Kursrückgänge vorerst noch in gemäßigteren Grenzen."
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röffnung der Ausstellung "Das Bayerische Handwerk" 14. Mai: "Im fahnengeschmückten Ausstellungspark auf der Theresienhöhe wird vormittags 10 Uhr die Ausstellung München 1927 ‚Das Bayerische Handwerk' feierlich eröffnet. Die Eröffnungsfeierlichkeiten leitet ein von Max Michael Oswald verfasstes Festspiel ein. Musik und Jubel erschallt und dem vorangehenden Herold, dem Pagen, Gesellen und Buben folgen durch das Tor der Goldenen Stadt in die Ausstellung die Ehrengäste, die einen Rundgang durch die Hallen sowie eine Fahrt mit der Liliputbahn machen. Die Ausstellung, die sich auf mehrere Hallen erstreckt, zeigt das Handwerk nach seiner kulturellen Bedeutung in Vergangenheit und Gegenwart, als Betriebsform und als Berufsstand. Es werden 70 Werkstätten im Betrieb gezeigt."
S
chenkungen für das Stadtmuseum 24. Mai: Die Löwenbrauerei sowie Bankier Wormser-Berlin stifteten je 3.000 Mark, damit das Historische Stadtmuseum eine Nachbildung des Sandtnerschen Stadtmodells bekäme. Bürgermeister Küfner sprach seinen Dank für die Spende aus und richtete bei dieser Gelegenheit "den Appell an die Bevölkerung, dieses Museum weiter mit Schenkungen und Leihgaben zu bedenken"
E
rstes Bach-Fest in München 28./31. Mai: "Die Neue Bach-Gesellschaft, die ihren Sitz in Leipzig hat, begeht das 15. Deutsche Bach-Fest, das erste in München. Veranstaltet werden 8 Konzerte, die eine gedrängte Auswahl des Edelsten bieten, was Bachs Musik zu bieten hat."
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ie 11 Scharfrichter feiern Jubiläum 15. Juni: "Zur Erinnerung an die vor 25 Jahren unter dem Namen ‚ Die 11 Scharfrichter' ins Leben gerufene literarisch-musikalische Vereinigung wird ein Festabend veranstaltet. Universitätsprofessor Dr. Arthur Kutscher legt in meisterhafter Rede die Geschichte der Entstehung des Brettls dar."
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Richtig Eikaffa Das sagen Sie:
- Ham Sie a a frischs Gmias ? = Haben Sie auch frisches Gemüse ? - Kannt i bittschen no a Düdn ham? = Könnte ich bitte noch eine Tüte bekommen? - Hams heid wos Bsondas? = Haben Sie eine regionale Spezialität? - A Pfund war ma lieaba ois a Kilo. = Bitte nur 500 Gramm der Ware. - Kantn Sie mir de Sacha in a Babier eischlong? = Wäre für die Ware auch eine Verpackung möglich? Das sagt die Standlfrau:
- Dua deine dreggadn Glubbal weg vo meim Sach! = Bitte die Ware nicht berühren! - Du aufdrahde Bixlmadam, woast woi ned wosd mogst? = Gnädige Frau, haben Sie Schwierigkeit sich zu entscheiden? - Du gscheade Ruam, mogst Di net schleicha! = Vielleicht probiert es die Dame besser am nächsten Stand? - Derfs a weng mera sei? = Darf es ein bisschen mehr sein? - Kenas übahaupts kocha? = Sind Sie der Kochkunst mächtig?
Petra Perle´s Bayrischkurs I der Wirtin vomTurmstüberl im Valentin-Karlstadt-Musäum münchner
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*1812: Prinzessin Auguste von Bayern (1788-185), Tochter des späteren Königs Max I.
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Straßen und Plätze und ihre Herkunft
*1880: Balan, Ort bei Sedan in Frankreich, wo 1870/71 bayerische Truppen kämpften.
*1877: Jakob Balde (1604-1688) Dichter (besonders in lateinischer Sprache), Jesuit, Prediger am kurbayerischen Hof.
*1929: Balmung, das Schwert Siegfrieds (Nibelungensaga).
Wann und wie sie zu ihren Namen kamen.
*1947: Badenburg, eines der drei Lustschlösschen im Nymphenburger Schlosspark.
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Genau genommen sind Straßen und Plätze ja nur anonymer Raum zwischen Häuserzeilen. Charakter und Stil bekommen sie erst, wenn Menschen ihnen Namen geben. Dabei könnte die Bezeichnung von diesem Gässchen und jenem Sträßchen in vielen Fällen einen historischen Roman erzählen. Hier verweist der Name auf ein altes Rittergeschlecht. Dort standen die Vips unterschiedlichster Epochen Pate.
*1927: Albert Bäuml (1855-1929), Geh. Kommerzienrat, Wiederbegründer, Erneuerer und Leiter der Porzellanmanufaktur Nymphenburg.
*1878: Patrizierfamilie des Freiherrn von Barth auf Harmating, seit dem 13. Jahrhundert in München.
*1918: Nach dem Bambergerhaus, ein Schlösschen im Luitpoldpark und Meisterwerk des Bamberger Baumeister Johann Dientzenhofer; seine alte Fassade ist ein Geschenk der Architekten Gebrüder Rank. Es war ein früheres Prellhaus aus der Bamberger Judengasse (erbaut 1721).
*1893: Dr. Jakob von Bauer (1787-1854), rechtskundiger 1. Bürgermeister in München.
*1906: Agostino Barelli (um 1627 – nach 1687) italienischer Baumeister. Erbauer zahlreicher Barockbauten in München (u. a. Theatinerkirche, Mitteltrakt von Schloß Nymphenburg).
*1826: Bar sur Aube, Ort in Frankreich, zur Erinnerung an das Gefecht der Alliierten gegen Napoleon I.
*1956: Pater Barnabas Still (1750-1797), Bräumeister des einstigen Paulanerklosters in der Au, „Erfinder“ des Salvators.
*1897/99: 1) Anton Baumgartner (1761-1831), Heimatschriftsteller, Hofkriegsrat, Polizeidirektor und Baurat in München, erhielt als zweiter die Goldene Bürgermedaille. 2) Franz Baumgartner, Unteroffizier und bürgerlicher Lohnkutscher , gen. „Spanner“ schlug dem Major Andreas Dall´Armi vor, die Hochzeit (1810) des Kronprinzen Ludwig von Bayern durch ein Pferderennen zu verschönern. Er gilt deshalb als Initiator des Münchner Oktoberfestes.
*1877: Bazeilles, Ort an der Maas, wo 1870 bayerische Truppen kämpften.
*1933: Sixtus Beckmesser, der Stadtschreiber in Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“.
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Max Joseph Graf von Montgelas
Maximilian Graf von Montgelas (* 12. September 1759 in München; † 14. Juni 1838 in München) war von 1799 bis 1817 Minister unter dem Kurfürsten und späteren König Maximilian I. Montgelas wurde als Sohn des in bayerischen Diensten stehenden Oberst Baron Johann Sigmund Garnerin von Montgelas aus savoyardischem Adelsgeschlecht und der Gräfin Ursula von Trauner geboren. Nach einer Ausbildung in Nancy, an einer internationalen Diplomatenschule und an der Universität Ingolstadt wurde er 1777 kurbayerischer Hofrat. Wegen seiner Mitgliedschaft im Illuminatenorden fiel er bei Kurfürst Karl Theodor in Ungnade und musste 1785 nach PfalzZweibrücken fliehen. Nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten Maximilian IV. Joseph in Bayern wurde er 1796 Geheimrat und 1799 Minister. Das Konzept seiner Reformpolitik hatte er bereits 1796 im sog. "Ansbacher Mémoire" ausgearbeit. Es war daher zwar im Angesicht der Französischen Revolution konzipiert, aber doch unabhängig vom unmittelbaren Französischen Einfluss entstanden. Montgelas Grundorientierung war vom Rationalismus und vom Geist der Aufklärung geprägt. Durch sein taktisches Bündnis mit Napoleon im Jahr 1805 konnte er für Bayern die Erhebung des bayerischen Kürfürsten zum König und bedeutende Gebietsgewinne im Frieden von Preßburg erreichen. münchner 20 Innenstadt
Er setzte durch Vollzug des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 im gesamten bayerischen Gebiet mit zum Teil drastischen Mitteln die Säkularisation und Mediatisierung durch. Den Bauern auf den säkularisierten Klostergütern und den Staatsdomänen wurde das Recht zur Ablösung grundherrschaftlicher Bindungen eingeräumt. Das neue Staatsgebiet unterzog er einer zentralistischen Verwaltungsund Justizreform, die die alten Kollegialbehörden durch Direktorialbehörden ersetzte. Mit dem Zusammenbruch des alten Reichs wurde 1805/6 die landständische Verfassung aufgehoben und damit die alleinige Souveränität des Staates nach innen durchgesetzt. Das (ab 1806) bayerische Königreich wurde in der Folge einheitlich in Kreise und Bezirksämter eingeteilt. Die Patrimonialgerichtsbarkeit blieb bestehen, doch wurde sie als Ausfluss der Staatsgewalt deklariert. Ebenso erfolgte eine Vereinheitlichung von Gewichten, Maßen und Währungen sowie die Beseitigung aller Binnenzollbeschränkungen. Im Zuge einer neuen Steuergesetzgebung initiierte Montgelas die erste landesweite Vermessung und Katasterung Bayerns. Die Einführung der Pockenschutzimpfung, der Wehrpflicht und die Durchsetzung der Schulpflicht fallen ebenfalls in die Amtszeit von Montgelas. Mit der Dienstpragmatik von 1805 führte Montgelas ein modernes öffentlich-rechtliches Beamtenrecht auf der Grundlage des Befähigungsprinzips ein, das auch für andere deutsche Staaten Vorbildwirkung entfaltete. Durch feste Besoldung, Pension und Witwenrenten wurde der Status des Staatsdieners abgesichert. Protestanten und Katholiken wurden im Toleranzedikt von 1803 einander gleichgestellt. Diese Bestimmung brach nicht nur die vormalige ausschließliche Katholizität Altbayerns, sondern sicherte umgekehrt
auch in den bayerischen Erwerbungsgebieten mit bisher protestantischem Bürgerrecht (z.B. in der Reichsstadt Nürnberg) den Katholiken entsprechende Gleichstellung. Die Stellung der Juden wurde verbessert, wenngleich eine diskriminierende Matrikelpraxis bestehen bleib. 1808 wurde eine Verfassung erlassen, die Freiheits- und Gleichheitsrechte gewährte und nicht zuletzt den König nur mehr als bloßes Staatsorgan definierte. Der Monarch musste die Verfassung beeiden und war damit dieser unterworfen. Gleichzeitig beseitigte die Verfassung alle Relikte der Leibeigenschaft (die aber in Bayern ohnehin keine besondere Bedeutung mehr gehabt hatte). Durch ein neues Strafgesetzbuch, das Anselm Feuerbach entworfen hatte, wurde 1813 die Folter abgeschafft. Durch den Schwenk auf die Seite der Gegner Napoleons im Vertrag von Ried 1813 konnte Bayern seine Gewinne auf dem Wiener Kongress 1814 zum großen Teil behalten. 1803 heiratete er die 20 Jahre jüngere, attraktive Gräfin von Arco, mit der er acht Kinder hatte. 1809 wurde er in den Grafenstand erhoben. 1817 wurde Montgelas auf Drängen seiner Gegner vom bayerischen König entlassen. Er gehörte ab 1818 als Abgeordneter der Kammer der Reichsräte in Bayern an. Montgelas gilt als Schöpfer des modernen bayerischen Staates. Hans-Ulrich Wehler bewertet Montgelas im Ersten Band seiner Gesellschaftsgeschichte als den innenpolitisch erfolgreichsten deutschen Politiker des frühen 19. Jahrhunderts. In seinem Privatleben galt der wohlhabende Montgelas als Mann von Noblesse, der auch die amourösen Abenteuer seiner Ehefrau mit Haltung hinnahm. Das Palais Montgelas auf dem Promenadeplatz in München ist Teil des Luxushotels Bayerischer Hof. Die Familie lebt begütert in der Gegend von Straubing.
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der Münchner-Innenstadt münchner
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Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping
Das Magazin für Freizeit, Kultur und Shopping
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Innenstadt 2/2005
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4/2005
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Franziskanerkloster Wussten Sie es ? Shopping mit Basti Schweinsteiger
Viktualienmarkt
Von der Salzstraße zur Einkaufsmeile Münchner-InnenstadtBrunnen
Gastlichkeit um 1900 Das „Augustiner Kloster” Münchner-Innenstadt-Brunnen
Püttrichkloster Münchner Straßen Für Sie probiert!
Aufgrund der enormen Nachfrage, werden die Ausgaben von Heft 1 bis Heft 4 der Münchner-Innenstadt aus dem Jahr 2005 in einer limitierten und gebundenen Sonderedition aufgelegt. Bestellen Sie jetzt Ihr limitiertes Exemplar zum Preis von 10.– Euro + 3,50 Euro Versandkosten.
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Säkularisation in Bayern
Die Säkularisation in Bayern wurde in den Jahren 1802/1803 durchgeführt. Im Rahmen dieser Säkularisation fand eine Verweltlichung kirchlicher Güter im Kurfürstentum Bayern statt. Auslöser der in ganz Deutschland durchgeführten Säkularisierung waren die militärischen Erfolge Napoléon Bonapartes. Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze mussten deutsche Staaten ihre linksrheinischen Gebiete abgeben. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen Reichsstände zugeschlagen. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst. Der Reichsdeputationhauptschluß ermächtigte die Landesherren aber auch explizit zur Aufhebung der landständischen Mediatklöster. In Bayern fand mit der durch Minister Maximilian Joseph von Montgelas schon ab 1802 durchgeführten Säkularisation das reiche Ordensleben im Land ein fast vollständiges
Minister Maximilan Joseph von Montgelas
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Ende. Im Januar 1802 verfügte ein Dekret Kurfürst Max IV. Josephs die Aufhebung fast
Das Franziskanerkloster viel der Säkularisation zum Opfer
nommen. Dazu führte die Annexion von acht schwäbischen und sieben fränkischen Reichsstädten ebenfalls zur Aufhebung der Klöster, sofern diese - wie etwa Nürnberg - nicht ihrerseits bereits während der Reformation ihre Klöster säkularisiert hatten. Schließlich wurden im März 1803 auch die bayerischen Prälatenklöster aufgelöst. Das Vermögen der Klöster wurde in der Regel zugunsten des Staates enteignet. Nur einige Klöster blieben als so genannte Aussterbeklöster vor der Auflösung bewahrt. Diese Klöster durften aber keine neuen Mitglie-
aller Klöster in Kurbayern, die nicht der politischen Vertretung der Stände angehörten. Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss besetzte Bayern auch bereits im Jahr 1802 die reichsunmittelbaren Hochstifte Augsburg, Bamberg, Freising und Würzburg sowie Teile der Hochstifte Eichstätt und Passau mit den jeweiligen Klöstern. Diese VorgeDas Augustinerkloster viel der Säkularisation zum Opfer hensweise war aber nicht spezifisch bayerisch, der aufnehmen. Die Klostersondern wurde auch von anlagen wurden teilweise anderen Territorien prakti- abgebrochen, andere Klosterziert, die sich so ihren Anteil gelände an Privatleute veran der territorialen Konkurs- kauft. Ein nicht unbeträchtlimasse des Alten Reiches cher Teil wird bis heute für sicherten. Ausserdem wur- staatliche oder kommunale den insgesamt neun schwäbi- Zwecke genutzt. sche und vier fränkische Die Aufhebung der bayeriReichsabteien und das Fürst- schen Klöster führte auch zur stift Kempten in Besitz ge- Auflösung zahlreicher Klo-
sterbibliotheken. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stieg
tiefgreifendsten Umbrüche in der bayerischen Geschichte. So verheerend jedoch im einzelnen die Maßnahmen für die Klöster waren, so waren sie doch Grundlage für die Emanzipation der Kirche vom Staat. Sie gaben der Kirche und den Klöstern Das Angerkloster viel zunächst der Säkularisation zum Opfer. Unter König Ludwig I. wurde das Kloster wiedereröffnet. ihre innere Freiallein der Bestand der Hof- heit zurück. Es folgte eine inbibliothek auf über 22.000 nerkirchliche, theologische Handschriften an, die zum Neubesinnung. Schon unter großen Teil aus den aufgeho- König Ludwig I. wurden entbenen Klöstern stammen. sprechend dem Konkordat Zahlreiche Kulturschätze gin- zwischen dem Heiligen Stuhl gen aber auch verloren. und dem Königreich Bayern Die Säkularisation und ihre von 1818 neue Klöster geFolgen bedeuteten einen der gründet bzw. alte Klöster wie-
derhergestellt und damit die Tradition des geistlichen Lebens neu belebt. Die Säkularisation führte dazu, dass bis heute Abgaben an kirchliche Institutionen entrichtet werden müssen.
König Ludwig I. von Bayern belebte 1818 das geistliche Leben neu
Der Fischbrunnen Münchens ältester Innenstadtbrunnen
1343 wurde der Fischbrunnen als Bürgerbrunnen auf dem Schrannenplatz erstmals erwähnt. 1587 siedelte sich der Fischmarkt rund um diesen Brunnen an. Oft hat der Brunnen sein Äußeres verändert, gleich blieb jedoch immer das achteckige Brunnenbecken. Um 1884 wird der durch Karl Knoll mit der Darstellung des „Metzgersprunges“ geschmückt. Delphine und Löwenköpfe zierten einst die als Pyramide angeordneten musizierenden Buben den Brunnen. Heute sind diese Figuren nebeneinandergestellt unter dem Karlstor angebracht.
des ergänzt und mit dem Fisch als Krönung und Reliefs aus dem Leben eines Metzgers am Becken: Schlachthaus, Stall, Metzgerladen, Kräutermarkt, Gaststube, Fischfang, Hühnerhof und die Beerdigung des Metzgers. 1966 wurde der Fischbrunnen wegen des U-Bahn-Baues entfernt und 1971 wieder aufgestellt. Der Fischbrunnen am Marienplatz dient den Münchnern als beliebter Treffpunkt.
Die Münchner Brunnengeschichte beginnt eigentlich mit dem Fischbrunnen auf dem Marienplatz. Der Fischbrunnen wurde bereits 1318 in einer Kammerrechnung erwähnt. 1343 wurde der Fischbrunnen als
Der 1944 stark beschädigte Brunnen wurde 1954 durch Professor Henselmann mit seinen Schülern überarbeitet, Fehlen-
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Nach dem Fasching waschen die Stadtväter hier ihre leeren Geldbeutel. Der Fischbrunnen ist ein sogenannter Winterbrunnen, der mit ca. 8 Grad warmen Wasser gespeist wird und so einen bizarren Eismantel bei Frost um die Metzgergesellen legt.
MÜNCHNER STADTWAPPEN Zum 700. Jubiläum des städtischen Dienstsiegels
"Kleines" Stadtsiegel, ab 1304
Seit dem Jahr 1304 benutzt die Münchner Stadtverwaltung für ihre normalen Beurkundungen und Beglaubigungen ein Dienstsiegel, das die heraldischen "Grundbestandteile" der Münchner Entwicklungsgeschichte in vereinfachter und graphisch besonders überzeugender Weise zur Darstellung bringt. Es handelt sich um ein Siegelbild mit der umlaufenden Beschriftung "Sigillum testimonii civitatis Monacensis" - Beglaubigungssiegel der Stadt München. Der für den Stadtnamen München "redende", nach rechts blickende Mönch (mhd. "munich") ist in einen Dreiecksschild gesetzt, den er durch Gestik und Kleidung in idealer Weise ausfüllt. Der Mönch hat seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben, in der linken Hand hält er das Evangelienbuch. Durch alle nachfolgenden Veränderungen hindurch hat sich diese Form des "Kleinen Stadtsiegels" am dauerhaftesten erhalten. Es wurde nach der 1818 erfolgten Wiederbegründung der kommunalen Selbstständigkeit Münchens im Jahr 1835 wieder zur Grundlage des für den laufenden Dienstbetrieb verwendeten Stadtsiegels gemacht. Nach der vorübergehenden Außerkraftsetzung durch die Nationalsozialisten 1936-1945 wurde es von dem Graphiker Eduard Ege stilistisch modernisiert und 1957 in der gegenwärtig gebrauchten Form vom Stadtrat gebilligt.
Kleines Stadtwappen, 1835-1865
Kleines Stadtwappen, geführt seit 1957.
Neben dem im Dienstgebrauch üblichen "Kleinen Stadtsiegel" führt die Landeshauptstadt auch das so genannte "Große Stadtsiegel", das allerdings nur bei feierlichen Anlässen und auf Einladungskarten der Stadtspitze Verwendung findet. Dieses zeigt den Stadtmönch in einem geöffneten, von zwei Türmen flankierten Stadttor, über dem mittig ein steigender Löwe erscheint. Die hier angewandte heraldische Kombination ist auf Siegelabbildungen von 1313/1323 zurückzuführen, hinter denen wiederum das "Ursiegel" Münchens aus dem Jahr 1239 aufscheint. Schon damals erschien in einem geöffneten Stadttor der für den Stadtnamen "redende" Mönchskopf (mit übergezogener Kapuze). Allerdings zeigte sich 1239 über dem Stadttor noch ein auffliegender Adler, der auf die Situation des von Freising verwalteten Reichskirchengutes München hinwies. Das Haus Wittelsbach, das seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die Stadt München unter seine völlige Kontrolle gebracht und entscheidend erweitert hatte, ersetzte den Adler seit 1313 durch sein eigenes Wappenbild, den Löwen. Auch das "Große Stadtsiegel" wurde 1835 im Stil des frühen 14. Jahrhunderts erneuert und hält sich bis auf den heutigen Tag - die Unterbrechung durch die Nationalsozialisten abgerechnet - in einer ebenfalls von Eduard Ege modernisierten Form. Das seit 1304 gebräuchliche schlichte Dienstsiegel mit dem Stadtmönch im Dreiecksschild bekam eine beachtliche Popularität. Es wurde auch zur Vorlage des "Münchner Kindls", das nichts anderes ist, als ein von seiner heraldischen Rahmung freigestelltes Mönchsbild, das seit der Barockzeit dem Andachtsbild des Jesukindes angenähert war.
Großes Stadtwappen, geführt seit 1957.
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KÖNIG MAXIMILIAN II König Max II. (1811-1864) – ein Bürgerkönig Als König Ludwig I. im Jahr 1848 überraschend abdankte, übernahm sein Sohn Maximilian II. im Alter von 37 Jahren die Regierung. Wer war nun dieser König, von dem die meisten Münchner eigentlich kaum etwas wissen? Wo in der Stadt hat er seine Spuren hinterlassen, was hat er für seine Landeskinder und seine Residenzstadt getan? Max II, geboren 1811 in München, hatte so gar keine Ähnlichkeit mit seinem lebenslustigen und kunstsinnigen Vater, der sich immer gern auf prunkvollen Empfängen zeigte. Max II. war zeitlebens ein stiller, etwas pedantischer und gutmütiger Mensch, der aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit – er war im Alter von 25 Jahren auf einer seiner Studienreisen an Typhus erkrankt und hatte sich davon nie mehr so richtig erholt und litt als Folge ständig unter Kopfschmerzen – manchmal etwas menschenscheu, blass und entschlusslos wirkte. Max II. war kein Mensch der schnellen und spontanen Beschlüsse, er dachte lieber lange über ein Problem nach, holte sich viele Ratgeber, um eine Lösung zu finden und fällte dann eine Entscheidung. Schon in seinen jungen Jahren hatte der Thronfolger viele Studienreisen unternommen, um sich an zahlreichen Universitäten weiterzubilden. Hier fühlte er sich zu Hause. Lange Diskussionen über historische, philosophische und wissenschaftliche Themen bildeten auch während seiner Regierungszeit einen großen Interessensschwerpunkt. Eigentlich wäre er ja selbst lieber Gelehrter oder Wissenschaftler geworden. Die Machtfülle eines Königs bedeutete ihm wenig. „Die Krone hat mir bisher nur Dornen gebracht, bin, seit ich sie trage, meines Lebens nicht froh geworden“, klagte er einmal.
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Hatte sein Vater sich noch zum Ziel gesetzt, München zum neuen IsarAthen zu machen und alle bedeutenden Architekten und Künstler nach München geholt, so wollte Max II. München zu einer Stadt des Wissens machen. Zahlreiche bedeutende Wissenschaftler und Literaten kamen nach München, unter ihnen so bedeutende Männer wie Justus von Liebig, Max von Pettenkofer oder Friedrich von Thiersch. Auch Paul Heyse, den späteren Literaturnobelpreisträger holte der König an seinen Hof. Wöchentlich fanden seit 1854 sogenannte Salons oder Symposien in der Grünen Galerie der Residenz statt, bei denen er Ideen für seine politischen , kulturellen und sozialen Aktivitäten fand Die Münchner Bürger beobachteten dies mit Sorge, da sie einen negativen Einfluss dieser „Nordlichter“, wie Sie nannten, fürchteten, die in ihren
König Maximilian II. von Bayern
Augen zu liberal und noch dazu überwiegend protestantisch waren. Aber der König bewies ihnen, wie wichtig in seinen Augen Bildung war, um in der sich verändernden
Zeit mithalten zu können. In seiner Regierungszeit entstanden zahlreiche Schulen von bedeutenden Architekten wie Muffat in der Herzog- Wilhelm-Straße und Zenetti in der Frauenstraße, 1861 erließ Max II. das erste Schulbedarfsgesetz, in dem festgelegt wurde, dass keine Klasse über 100 Schüler haben durfte. Heute kaum mehr vorstellbar. Auch die Förderung der geistigen Elite lag dem König sehr am Herzen. So schuf er 1852 die Studienstiftung des Maximilianeums, in der „talentvolle bayerische Jünglinge jeden Standes jene Stufe wissenschaftlicher und geistiger Ausbildung erreichen sollten, welche zur höheren Aufgabe des Staatsdienstes erforderlich ist“. Er hatte bei dieser Stiftung sogar die Möglichkeit bedacht, dass das Haus Wittelsbach einmal nicht mehr an der Macht sein könnte und für diesen Fall die Fortführung seiner Stiftung in die Hände der Universität gelegt. Neben der schulischen Ausbildung war dem König auch das geschichtliche Bewusstsein seiner Landeskinder wichtig. Er und seine Frau Marie, eine Prinzessin aus dem Hause Hohenzollern, waren beide eng der Tradition und dem bayerischen Brauchtum verbunden. Zahlreich waren sein „Maßnahmen zur Hebung des Nationalgefühls“. Um das Bewusstsein der Bürger für die bayerische Tradition und die geschichtsträchtige Vergangenheit zu stärken, wurden ab 1853 alle Behörden verpflichtet, die Bevölkerung zum Tragen der bayerischen Trachten aufzufordern. Das Königspaar selbst, zeigte seine Verbundenheit zur Geschichte und zur bayerischen Landschaft durch mehrtägige Fußmärsche z. B. fand 1858 ein königlicher Fußmarsch von Lindau nach Berchtesgaden statt. Der König ließ alte Volks-
musik und Gstanzln sammeln, einige davon wurden im sogenannten Königsbüchl von F. von Kobell veröffentlicht. Der König förderte den Bau einer Geigenschule in Mittenwald und einer Schnitzerschule in Berchtesgaden. Um das Nationalbewusstsein der Bevölkerung zu stärken gab der König 1845/55 den Auftrag ein Bayerisches Nationalmuseum zu bauen, das heutige Völkerkundemuseum an der Maximilianstraße. Der neue Bau wurde später dann in der Prinzregentenstraße errichtet. Unter der Regierungszeit Max II. entstand auch die sogenannte Volkshymne, deren 1. Strophe „Gott mit Dir Du Land der Bayern“, die wir heute noch singen. Damals begann die 3. Strophe noch mit den Worten „Gott mit ihm dem Bayernkönig, Vater Max aus Wittelsbach“. Im politischen Mächtespiel der damaligen Zeit spielte Bayern nur eine untergeordnete Rolle und der König hielt sich auch hier zurück, aber dennoch hatte er eine genaue Vorstellung von der Eigenbestimmung der Länder und welche Rolle sein Land im europäischen Kontext erhalten sollte. Er ließ einen Verfassungsentwurf erarbeiten, konnte sich aber mit seinen Lösungsvorschlägen nicht durchsetzen. Im Laufe seines Lebens aber veränderten sich die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Regierungstätigkeit. Max II. hat sich immer selbst als ein Bürgerkönig gesehen und für diese, seine Landeskinder wollten er und seine Frau das Beste erreichen. So sagte er 1851:“ Lange war ich unschlüssig, ob ich nicht die Wissenschaft als mein Hauptobjekt betrachten sollte..., nach langen Überlegungen glaube ich aber die Wohltätigkeit in ihrer höheren Bedeutung wählen zu müssen.“ Max II und seine Frau Marie wurden zu Förderern der sozialen Gerechtigkeit und gaben bereits damals viele Anregungen, um die soziale Ungerechtigkeit und auch die sozialen Wohnverhältnisse zu verbessern . So plante der König ein Arbeiterwohnviertel, bezahlt aus der eigenen königlichen Schatulle, am Gärtnerplatz nach dem Vorbild der
„Fuggerei“, was aber an dem Grundeigentümer scheiterte. Auch die hygienischen Verhältnisse wollte der König verbessern. Er kritisierte seinen Vater, der zwar Prachtstraßen hatte anlegen lassen, die Bürgersteige für die Menschen allerdings versanken im Morast, eine Kanalisation gab es nur unzu-
reichend. Hier kamen ihm aber die Forschungen seiner „Nordlichter“ wie Liebig und Pettenkofer zu Hilfe, die aufgrund ihrer Hygieneforschung weitere Cholerafälle in der Stadt verhindern konnten. Gemeinsam kämpften der König und seine Frau für eine Verbesserung der sozialen Fürsorge und für die Abschaffung der Kinderarbeit. Organisationen wie die Innere Mission und das Bayerische Rote Kreuz verdanken ihnen ihre Existenz. Max II. war nicht der strahlende Bauherr und Architekt wie sein Vater, aber er hat das Bild der Stadt entscheidend geprägt und in München den neuesten Stand der Technik auch in der Bautätigkeit umgesetzt. In Europa war die Technik, Bauten aus Stahl und Glas bereits weit verbreitet, in München brachte erst Max II diese Bauwerke zur
Geltung. So entstanden auf seinen Befehl hin der neue Hauptahnhof, die Schrannenhalle, die heute wieder am Viktualienmarkt aufgebaut worden ist, die Eisenbahnbrücke bei Großhesselohe, einem damaligen Münchner Vorort und der berühmte Glaspalast, eine Kunsthalle von Weltruf, die leider 1931 abgebrannt ist.. Die entscheidende Bautätigkeit von Max II. ist aber im Zusammenhang mit dem Bau der Maximilianstraße und dem Abschlussbau des Maximilianeums, des heutigen Landtags zu sehen. Diese Baumaßnahme, die eine Verbindung der neuen Residenz über das Lehel bis ins neue Stadtviertel Haihausen (eingemeindet seit 1854) herstellen sollte, wurde in einem eigens von Max II. angeordneten einheitlichen neuen Baustil von Friedrich von Bürklein verwirklicht. Ca 1200 m lang ist dieser bürgerliche Boulevard, der sich durch den einzigen noch komplett erhaltenen Baukomplex dieser Art zieht. Leicht und luftig sollte dieser Stil sein, der dem englischen TudorStil nachempfunden war und gotische Akzente besaß, aber gleichzeitig die neueste Bautechnik aufwies. Prachtvolle Baumalleen schmückten diese Straße, die ab 1858 offiziell Maximiliansstraße hieß. Durch 2 Brücken über die Isar und die Praterinsel, gebaut vom Stadtbaumeister Zenetti, führte die Straße, vorbei am heutigen Völkerkundemuseum und dem heutigen Gebäude der Regierung von Oberbayern bis zur Akropole, dem Abschlussbau des Maximilianeums. Die Vollendung seiner Bildungs- und Unterrichts-Anstalt hat der König, dessen Standbild heute kurz vor der Isarbrücke steht, nicht mehr erlebt. Völlig überraschend starb er im März 1864 nach kurzer schwerer Krankheit. Das Maximilianeum aber und seine Stiftung haben alle Stürme und Veränderungen überlebt und erinnern heute die Münchner und die Besucher dieser Stadt an den Bürgerkönig Max II., dessen letzte Worte: „Ich habe das Beste gewollt, gelautet haben sollen“. münchner
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Die Bürgermeister der Stadt München
Franz Paul von Mittermayr
Josef von Teng
Dr. Jakob Bauer
Franz Paul Joseph Mittermayr, ab 1792 Edler von Mittermayr (* 2. April 1766 in München; † 6. Juli 1836 in München), Rechtslizenziat (Lic.jur., Lehrberechtigung), war königlich bayerischer Kommunaladministrator und Erster Bürgermeister von München. Erhebung in den Reichsadelsstand durch Kurfürst Karl Theodor von Pfalzbayern mit "Edler von Mittermayr" in München am 4. Juli 1792. Immatrikulation im Königreich Bayern bei der Adelsklasse am 30. Juni 1809.
Josef von Teng (* 29. August 1786 in Passau; † 7. Dezember 1837) war ein bayrischer Jurist und zwischen 1836 und 1837 Bürgermeister von München.
Jakob Bauer (* 19. Dezember 1787 in Hirschau; † 4. August 1854) war ein bayerischer Politiker. Er war von 1838 bis zu seinem Tod Erster Bürgermeister von München.
Leben
Leben
Josef von Teng erhielt in Passau Unterricht in den lateinischen Klassen und studierte an der Universität Landshut Rechtswissenschaften. Er praktizierte am königlichen Landgericht in der Münchner Vorstadt Au und als Stadtgerichtsassessor in Burghausen, Eichstätt und München. In München stieg von Teng schließlich zum Stadtgerichtsrat und danach zum Wechselgerichtsassessor auf. 1818 wurde von Teng zum rechtskundigen Magistratsrat befördert und wurde 1833 in das Amt des 2. Bürgermeisters gewählt. Nach dem Tod seines Vorgängers Franz Paul von Mittermayr übernahm von Teng für ein knappes Jahr das Amt des 1. rechtskundigen Bürgermeisters. Seine Amtszeit war dabei insbesondere vom Konflikt zwischen Ludwig I. und der Stadtverwaltung geprägt, da die Bedürfnisse der Bürger mit den königlichen Ansprüchen an der architektonischen Ausgestaltung divergierten.
Bauer erhielt seine Schulausbildung im Benediktinerkloster Ensdorf und in Amberg. Nach deren Abschluss nahm er an der Universität Landshut zunächst ein Theologiestudium auf, konzentrierte sich aber später auf das Feld der Rechtswissenschaft. 1813 trat er in den Dienst des Landgerichts Vilsbiburg und später in den der königlich-bairischen Staatsverwaltung. Seine Tätigkeit führte in über Landshut und Mindelheim schließlich 1833 nach München. Hier wurde er Kommissär bei der München-Augsburger Eisenbahn. Schließlich wählte ihn das Gemeindekollegium der Stadt München am 22. Januar 1838 zum 1. rechtskundigen Bürgermeister
Leben • Schulzeit in Polling • Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Ingolstadt • Eintritt in die Rechtspraxis beim Stadt-Oberrichteramt in München • 1791: Eintritt in den Inneren Rat des Münchener Magistrats • 1804: Bürgermeister auf Lebenszeit • 1810: Nach Aufhebung der magistratischen Verfassung Ernennung zum Kommunaladministrator von München • Mai 1818 - 6. Juli 1836 (Tod): Erster Bürgermeister von München
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Innenstadt 7/2006
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