3 minute read

Friedhof als besonderer Ort

Next Article
Sterbefälle

Sterbefälle

Herr über Innsbrucks Friedhöfe: Alexander Legniti vor dem Grabmal von Wilhelm Greil am Westfriedhof.

Stille Schätze

Innsbrucks Friedhöfe sind nicht nur Orte der Ruhe. Sie erzählen auch eine Menge über das Leben in der Stadt. Eine Zeitreise von früher bis heute.

Die Geschichte der Innsbrucker Friedhöfe hat ihren Ursprung beim Dom . Rund um die frühere Stadtkirche St . Jakob wurden die Toten − meist nur mit einem schlichten Holzkreuz − bestattet . Grabsteine gab es kaum . 1509 ging der nicht kirchliche Friedhof beim ehemaligen Stadtspital am Adolf-Pichler-Platz in Betrieb . Als auch hier kein Platz mehr war, erfolgte 1856 der Bau des Stadtfriedhofs in Wilten: der heutige Westfriedhof, damals noch auf grüner Wiese außerhalb der Stadt .

Denkmäler für die Toten

Von Anfang an wurden am neuen Stadtfriedhof von betuchten Bürgerfamilien oder Adeligen Grabdenkmäler in Auftrag gegeben . „Grabsteine sind als Denkmäler erst seit zirka 1800 Teil der Trauerkultur . In dieser Zeit entstanden auch die ersten Friedhöfe wie Père la Chaise in Paris“, klärt Mag . Alexander Legniti auf, der seit 2010 das Referat Friedhöfe leitet . Wer mehr über ihre Geschichte wissen will, ist bei ihm an der richtigen Adresse . Legniti erzählt, dass es früher üblich war, Grabdenkmäler von KünstlerInnen gestalten zu lassen . Deren Einweihung wurde noch in den 1920er-Jahren mit Zeitungsinseraten beworben . „Das war wie eine Ausstellung . Friedhöfe waren und sind ja bis heute kostenlose Freilichtmuseen . “

Innsbrucker Persönlichkeiten

Der Trauerzug ging vom Dom oder der Spitalskirche über den Innrain und die Friedhofsallee quer durch die damals selbstständige Gemeinde Wilten . Viele bekannte Persönlichkeiten und ehemalige Stadtoberhäupter sind am Westfriedhof begraben . Der Lodenfabrikant Ferdinand Weyrer etwa, der als Bürgermeister von Mühlau für die Gründung der Feuerwehr maßgeblich war . Oder Wilhelm Greil, der Innsbruck als Langzeitbürgermeister prägte . In seine Amtszeit fiel nicht nur das Ende der Kaiserzeit, sondern auch der Bau der Straßenbahn nach Hall, Igls und der Stubaitalbahn bzw . des Innsbrucker Elektrizitäts- und Kanalnetzes . Auch der Kauf des Achensees trägt seine Handschrift .

Trend zur Einäscherung

Durch die Eingemeindung von Wilten und Pradl im Jahr 1904 wurde auch ein weiterer Stadtfriedhof notwendig . 1912/13 entstand − ebenfalls unter Bürgermeister Greil − der Pradler Friedhof, der 1985 nach Süden erweitert wurde . Seit 1999 befindet sich dort auch das Krematorium . „Der Trend bei Bestattungen geht seit Längerem weg von Körperbestattungen hin zur Kremierung oder Einäscherung . Mit den derzeitigen Friedhofskapazitäten werden wir daher noch Jahre das Auslangen finden“, unterstreicht die zuständige Stadträtin

© C . FORCHER

„Friedhöfe sind Orte der Erinnerung, aber auch grüne und kulturell bedeutsame Oasen. Als Stadt bemühen wir uns sehr darum, diese mit Sorgfalt zu pflegen und zu erhalten.“

Stadträtin Mag.a Uschi Schwarzl

Mag .

a Uschi Schwarzl . Die Stadt arbeitet trotzdem an der Weiterentwicklung der Friedhöfe .

Friedhof ohne Grabsteine

Ein Projekt, das in naher Zukunft in Angriff genommen werden könnte, ist der so genannte Garten des Friedens . Dieser wird als parkartige Anlage im nordwestlichen Teil des Pradler Friedhofs angelegt . Urnen sollen dort „naturnah“ bestattet werden . „Grabsteine oder persönliche Denkmäler gibt es keine mehr . Das ist eine ganz neue Form der Bestattung“, beschreibt Legniti die Idee . In Salzburg wurde sie bereits umgesetzt und findet großen Anklang .

Gespeichert für die Ewigkeit

Wer wissen will, wo das Grab von Georg Trakl oder Hilde Zach zu finden ist, kann auf Tablet oder Handy ganz einfach nachschauen . In der Friedhof-App auf www .innsbruck . gv .at/friedhof sind rund 29 .000 Gräber mit genauem Standort verzeichnet .

WG

Friedhöfe in Innsbruck

Innsbruck hat 19 Friedhöfe . Neben dem Pradler und dem Westfriedhof werden auch Amras, Arzl, Hötting, Igls und Mühlau vom Referat Friedhöfe verwaltet . Nicht städtisch sind die Kirchenfriedhöfe Wilten, Igls, Vill, Hötting, Alt-Hötting, St .Nikolaus und Mühlau, der

Landesfriedhof Mariahilf und der

Wiltener Friedhof, der dem Stift Wilten untersteht . So wie der Militärfriedhof in der Anzengruberstraße, der

Soldatenfriedhof Amras und die Landesgedächtnisstätte am Tummelplatz stehen alle unter Denkmalschutz . Jährlich finden in Innsbruck rund 1 .200 Beerdigungen statt . Der Anteil von Urnenbeisetzungen liegt bei zirka 80 Prozent .

TOP ARBEITGEBERIN

This article is from: