Lebensraum Innsbruck
Herr über Innsbrucks Friedhöfe: Alexander Legniti vor dem Grabmal von Wilhelm Greil am Westfriedhof.
IANI
© W. GIUL
Stille Schätze Innsbrucks Friedhöfe sind nicht nur Orte der Ruhe. Sie erzählen auch eine Menge über das Leben in der Stadt. Eine Zeitreise von früher bis heute.
D
ie Geschichte der Innsbrucker Friedhöfe hat ihren Ursprung beim Dom. Rund um die frühere Stadtkirche St. Jakob wurden die Toten − meist nur mit einem schlichten Holzkreuz − bestattet. Grabsteine gab es kaum. 1509 ging der nicht kirchliche Friedhof beim ehemaligen Stadtspital am Adolf-Pichler-Platz in Betrieb. Als auch hier kein Platz mehr war, erfolgte 1856 der Bau des Stadtfriedhofs in Wilten: der heutige Westfriedhof, damals noch auf grüner Wiese außerhalb der Stadt.
Denkmäler für die Toten Von Anfang an wurden am neuen Stadtfriedhof von betuchten Bürgerfamilien oder Adeligen Grabdenkmäler in Auftrag gegeben. „Grabsteine sind als Denkmäler erst seit zirka 1800 Teil der Trauerkultur. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Friedhöfe wie Père la Chaise in Paris“, klärt Mag. Alexander Legniti auf, der seit 2010 14
INNSBRUCK INFORMIERT
das Referat Friedhöfe leitet. Wer mehr über ihre Geschichte wissen will, ist bei ihm an der richtigen Adresse. Legniti erzählt, dass es früher üblich war, Grabdenkmäler von KünstlerInnen gestalten zu lassen. Deren Einweihung wurde noch in den 1920er-Jahren mit Zeitungsinseraten beworben. „Das war wie eine Ausstellung. Friedhöfe waren und sind ja bis heute kostenlose Freilichtmuseen.“
Innsbrucker Persönlichkeiten Der Trauerzug ging vom Dom oder der Spitalskirche über den Innrain und die Friedhofsallee quer durch die damals selbstständige Gemeinde Wilten. Viele bekannte Persönlichkeiten und ehemalige Stadtoberhäupter sind am Westfriedhof begraben. Der Lodenfabrikant Ferdinand Weyrer etwa, der als Bürgermeister von Mühlau für die Gründung der Feuerwehr maßgeblich war. Oder Wilhelm Greil, der Innsbruck als Lang-
zeitbürgermeister prägte. In seine Amtszeit fiel nicht nur das Ende der Kaiserzeit, sondern auch der Bau der Straßenbahn nach Hall, Igls und der Stubaitalbahn bzw. des Innsbrucker Elektrizitäts- und Kanalnetzes. Auch der Kauf des Achensees trägt seine Handschrift.
Trend zur Einäscherung Durch die Eingemeindung von Wilten und Pradl im Jahr 1904 wurde auch ein weiterer Stadtfriedhof notwendig. 1912/13 entstand − ebenfalls unter Bürgermeister Greil − der Pradler Friedhof, der 1985 nach Süden erweitert wurde. Seit 1999 befindet sich dort auch das Krematorium. „Der Trend bei Bestattungen geht seit Längerem weg von Körperbestattungen hin zur Kremierung oder Einäscherung. Mit den derzeitigen Friedhofskapazitäten werden wir daher noch Jahre das Auslangen finden“, unterstreicht die zuständige Stadträtin