Lebensraum Innsbruck
BürgerInnen sagen, wo es lang geht InnsbruckerInnen wissen selbst am besten, wie ihr Wohn- und Lebensraum erhalten und positiv gestaltet werden soll. Im Rahmen der BürgerInnenbeteiligung holt die Stadtpolitik ihre ExpertInnen vor Ort mit ins Boot.
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as bedeutet BürgerInnenbeteiligung in der Praxis, wie bewegt man die Bevölkerung dazu, sich aktiv mit ihrem Umfeld auseinanderzusetzen und was hat die Stadtpolitik davon? Im Doppel-Interview nehmen Bürgermeister Georg Willi und die Leiterin der Geschäftsstelle Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung, Mag.a Dr.in Elisabeth Meze, MSc, dazu Stellung und sprechen über Themen wie Demokratie im Kleinen oder überhöhte Erwartungshaltungen.
MEZE: Viele Umsetzungsprojekte haben eine sehr lange Lebensdauer und berühren BürgerInnen in ihrem unmittelbaren Alltag, ob es die Führung eines Radweges, eine Platzgestaltung oder die Ansiedlung einer Institution betrifft. Wenn man bei der Entwicklung in gewissen Bereichen miteingebunden wird, ist das ein Mindestmaß an Wertschätzung. Damit wird auch sichergestellt, dass öffentliche Gelder, die indirekt auch von den BürgerInnen kommen, in einvernehmlicher Weise verwendet werden.
Warum ist es für Innsbruck wichtig, dass sich BürgerInnen in die Stadtpolitik einbringen?
BürgerInnenbeteiligung ist ein schönes Schlagwort. Was bedeutet es konkret?
WILLI: Wichtig ist, dass jedes Stück Stadt, das wir entwickeln oder bauen, rückgekoppelt wird mit der Bevölkerung, die von diesen Maßnahmen betroffen ist. Wenn zum Beispiel das Amt für Grünanlagen einen neuen Spielplatz gestaltet, dann werden die Kinder – also die, die das nutzen – eingeladen und gefragt, wie dieser Spielplatz ausschauen soll. Zum einen nutzt man also die Kompetenz der BürgerInnen vor Ort, zum anderen identifizieren sich die Leute mehr damit, wenn sie etwas mitgestalten können.
WILLI: Zum Beispiel planen wir in der Michael-Gaismair-Straße die Schräg- in Längsparkplätze umzuwandeln, um Platz für einen Radweg und Bäume zu schaffen. Weniger Parkplätze „schmecken“ nicht allen. Aber der Wunsch nach einem schön gestalteten Umfeld neben dem Schulcampus Wilten ist ein sehr großer. Die Kunst ist es, die Leute positiv zu motivieren, dass wir mit allem, was wir tun, die Stadt ein Stück lebenswerter machen. Allerdings kann man darüber, was „lebenswerter“ bedeutet, trefflich streiten.
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INNSBRUCK INFORMIERT
ANN
© M. DARM
MEZE: BürgerInnenbeteiligung heißt Mut haben, sich engagieren und Verantwortung übernehmen. Es bedeutet auch, Nachbar Innen unsere Hilfe anzubieten. Oder ein Gespräch mit ihr bzw. ihm zu beginnen, wenn uns ein Missstand ärgert, anstatt sofort die Polizei oder die MÜG anzurufen. Sich in Vereinen zu betätigen oder Lernhilfe anzubieten, ist soziale Beteiligung, eine Baumscheibe mit Blumen zu bepflanzen, zeigt Beteiligung an der Verschönerung des öffentlichen Raumes. Oder mit dem Rad statt mit dem Auto zu fahren, das ist ebenfalls Beteiligung für eine nachhaltige Verkehrswende. Es muss nicht unbedingt ein formeller Prozess sein, damit BürgerInnenbeteiligung in der Stadt stattfindet.
Manche Leute sagen, dass durch BürgerInnenbeteiligung wichtige Projekte unnötig verzögert werden. Was würden Sie darauf antworten? WILLI: Die Leute sind klug genug. Sie wissen, dass es mehrere Meinungen gibt und