INTERTEAM-Jahresbericht 2017

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JAHRESBERICHT 2017


«AUCH EIN LANGER WEG BEGINNT MIT DEM ERSTEN SCHRITT» VORWORT Mit den Sustainable Development

Doch beschränkt sich die Agenda 2030 nicht nur auf

Goals hat sich die Weltgemein­

den Süden. Um die Vision einer sozialen und nachhalti­

schaft vor etwas mehr als zwei

gen Weltgemeinschaft zu realisieren, braucht es auch

Jah­ ren eine umfassende Agenda

tiefgreifende Veränderungen bei uns in der Schweiz.

gegeben, um bis 2030 die extreme

Daher engagiert sich INTERTEAM in der «Plattform

Armut global zu überwinden und

Agen­d a 2030», um das Engagement der Schweiz kritisch

gleichzeitig die ökologischen und

zu begleiten und Massnahmen einzufordern. Der Weg

sozialen Herausforderungen sind

hierzu wird ebenfalls lang sein. Doch den ersten Schritt

zu meistern. Der Weg bis dahin ist

haben wir bereits gemacht, und wir sind bereit für die

lang und die Herausforderungen gross. Doch wie das

Wanderung.

Sprichwort besagt, kann auch ein langer und steiniger

Im Namen von INTERTEAM bedanke ich mich bei allen,

Weg nur bewältigt werden, wenn der erste Schritt getan

die uns auf diesem langen Weg unterstützen. So wird

wird. In unseren Einsatzländern wird dafür Jahr für

unser Engagement zugunsten der Kinder und Jugendli­

Jahr eindrückliche Arbeit geleistet: Wir befähigen Kin­

chen in Afrika und Lateinamerika nachhaltig mitge­

der und Jugendliche, damit sie ein Leben in Würde füh­ren

tragen. Herzlichen Dank – thank you so much – asante

können und als Hoffnungsträger die Zukunft in ihren

sana – muchísimas gracias!

Ländern mitbestimmen dürfen. | Max Elmiger, Präsident INTERTEAM


INHALT

VORWORT

FINANZEN

02 Vorwort des Präsidenten

14 Kampf um finanzielles

Gleichgewicht dauert an

PROGRAMMBERICHT 2017

04 Verändertes Denken, Erleben und

15

Kostenaufteilung

16

Jahresrechnung

06 Übersicht Einsatzländer

17

Bilanz

AUSGEWÄHLTE EINSATZPORTRÄTS

ORGANISATION

08

Afrika (Namibia)

18

Geschäftsstelle INTERTEAM

10

Lateinamerika (Nicaragua)

19

Organigramm und Danksagung

12

Nordarbeit

­Handeln als Kern sozialen Wandels

ÜBERSICHT

Mai 2018 INTERTEAM ist eine Schweizer Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit INTERTEAM Unter-Geissenstein 10 / 12 CH-6005 Luzern T +41 41 360 67 22 F +41 41 361 05 80 info@interteam.ch www.interteam.ch facebook.com / interteam youtube.com / interteamluzern PC 60-22054-2

Impressum Jahresbericht 2017 Auflage 1900 Ex. Herausgeber INTERTEAM, Luzern Redaktion Daniel Scherrer, Luzern Grafik Minz, Agentur für visuelle Kommunikation GmbH, www.minz.ch Fotografien: Archiv INTERTEAM Lektorat: Monika Goldschmidt Druck: Brunner AG, Kriens Der Jahresbericht 2017 ist auf Primaset beidseitig matt gestrichen, holzfrei weiss, 150 gm2, FSC-Mix zertifiziert-gedruckt. Anmerkung Im Jahresbericht wird die geschlechtergerechte Formulierung meist berücksichtigt. Wo sich die Lesbarkeit dadurch erschwert, wird je nachdem die weibliche oder männliche Form verwendet. Es sind aber immer alle gemeint. Titelbild Der Primarlehrer David Eugster demonstriert ein neues Rechenspiel an einer Schule für Kinder mit Lernschwierigkeiten in Namibia (Bericht Seite 8). Bild Seite 2 Schulkinder wie diese in Nkurenkuru (Namibia) befähigen, damit sie ein Leben in W ­ ürde führen können; die Fachperson David Eugster erfolgt dieses oberste Ziel für INTERTEAM in Namibia (Bericht Seite 8).


PROGRAMMBERICHT 2017

VERÄNDERTES DENKEN, ERLEBEN UND HANDELN ALS KERN SOZIALEN WANDELS Im vergangenen Jahr erfolgte der Start in den neuen Programmzyklus 2017–2020. In jedem Einsatzland wird ein zentrales Thema mit der Ausrichtung auf die Zielgruppe Kinder und Jugendliche bearbeitet. Diese thematische Schärfung wirkt sich positiv aus und verschafft INTERTEAM grosse Anerkennung.

und Methoden für die Gewaltprävention und Opferbeglei­

KINDERRECHTSANSATZ WIRD INTEGRIERT IN DIE LANDESPROGRAMME

tung. Dabei wird ein fachlicher Austausch zwischen staat­

Wer sich bei seiner Arbeit auf die Zielgruppe Kinder und

lichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren ermöglicht.

Jugend ausrichtet, muss sich auch damit auseinandersetzen,

In Bolivien vermittelt INTERTEAM praxiserprobte Ansätze

wie der Ansatz der Kinderrechte in der Organisation um­ In Nicaragua ist der Schwerpunkt auf Ernährungssicher­

gesetzt wird. Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass

heit in der nördlichen Trockenzone ausgerichtet, z. B. mit

Kinder und Jugendliche nicht allein Empfänger von Dienst­

dem Aufbau von Saatgutbanken oder der Anpassung der Pro­

leistungen sind, sondern Träger von Rechten. Sie werden

duktion an den Klimawandel.

damit zu Subjekten, die gestalten und sich aktiv einbringen, anstelle von Objekten, die Hilfe empfangen.

In Namibia unterstützt INTERTEAM eine verbesserte Qua­ lität der Bildung und arbeitet dafür eng mit den Schulbe­

Diese Partizipation der Zielgruppen und die Berücksich­­ti­

hörden auf nationaler und regionaler Ebene sowie mit

gung des Kinderrechtsansatzes stellten hohe Anforderun­

verschiedenen Schulen zusammen.

gen an die Programmgestaltung. In der aktuellen Phase

In Tansania stehen Kinder und Jugendliche mit Beein­träch­

einbringen. Es soll ein kontinuierlicher Prozess eingeschlagen

2017–2020 wird INTERTEAM diese Ansätze situations­ge­recht tigungen und ihre Familien im Mittelpunkt des Landespro­

werden und es zeigen sich einige positive Entwicklungen: In

gramms. Mit dem Ansatz der Community Based Rehabilita­tion

Nicaragua beispielsweise hat der Bauernverband UNAG Aus­

(CBR) werden Dienstleistungen für Gesundheit und der Zugang

bildungsmodule für die Integration von Kindern erstellt

zu Bildung gefördert.

sowie Module, um deren Rechte auf Bildung und kulturelle Entwicklung umzusetzen. Ein wichtiger Schritt zur Stärkung

In Kolumbien wurde das Landesprogramm per Ende 2016

des Kinderrechtsansatzes im Landespro­g ramm Bolivien

abgeschlossen. Die bisherige Friedensarbeit wird als stra­

war die Arbeit im Vizeministerium für Chancengleichheit

tegisches Projekt weitergeführt. Dabei steht die Partizipation

zur Stärkung von Kinderrechtskomitees. Dieser Einsatz führte

von Jugendlichen im Zentrum der Tätigkeit.

zur Verabschiedung eines von Kindern und Jugendlichen

BILDUNGSMODULE 2017 Messeteilnahmen

CareerDay Luzern

Assessment

3 AC

Swiss TPH, Basel

15 Personen (11 Singles, 2 Paare)

CareerDay HAFL

Ausreisekurse

2 (Juni / November)

Infoveranstaltung

7 Veranstaltungen

Ausreise neue Fachleute 13

227 Personen

Bewerbungsgespräche

24 Gespräche

27 Personen

(21 Singles, 3 Paare / 11 m + 16 w)

04

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017


01

01 Im Einsatz für eine Zukunft ohne Hunger: Agraringenieur Lesly Buezo bei einer Weiter­ bildung für junge Bäuerinnen und Bauern im Departement Madriz in Nicaragua.

erarbeiteten Gesetzes zur Vorbeugung von Mobbing an Schu­

Kombination mit Einsätzen von INTERTEAM-Fachleuten

len über soziale Medien (Bullying).

trägt zu einer gu­ten Qualität bei der Umsetzung der Projekte bei. So wur­den zum Beispiel in Nicaragua Saatgutbanken

CAPACITY DEVELOPMENT ALS ZENTRALER FAKTOR FÜR ENTWICKLUNG

etabliert. Die Finanzmittel ermöglichten die Anschaffung

INTERTEAM vertritt den Ansatz, dass sozialer Wandel die

während INTERTEAM-Fachleute technisch-fachliche sowie

Basis für eine nachhaltige globale Entwicklung ist. Der Kern

organisatorische Begleitung und Beratung leisteten.

von Mate­r ialien und die Durchführung von Schulungen,

sozialen Wandels liegt im veränderten Denken, Erleben und Handeln. Veränderungen in der Gesellschaft setzen also

Insgesamt wurden 20 Projekte finanziell unterstützt. Dabei

Lernprozesse bei Individuen und Gemeinschaften voraus.

waren Vorhaben mit einer klar eingegrenzten Zielgruppe

INTERTEAM setzt deshalb auf die Ermächtigung lokaler

und definierten Aktionen in der Umsetzung einfacher und

Akteure, indem Partnerorganisationen und Mitarbeitende

zeigten rasch Resultate. Für eine Breitenwirkung sind je­

gezielt unterstützt werden. Die gemeinsamen Lernerfah­

doch Komponenten des Austauschs, der Vernetzung und der

rungen beeinflussen im Norden wie im Süden das Verhalten

politischen Arbeit enorm wichtig. Hier wird es zentral sein,

der Menschen, die ihrerseits gesellschaftliche Rahmenbedin­

dass INTERTEAM zusammen mit seinen Partnern vor Ort

gungen verändern und so zum sozialen Wandel beitragen.

weiterhin eine gute Balance findet und entsprechend seine Geldgeber und finanziellen Unterstützer davon überzeugt,

Das Capacity Development von lokalen Organisationen ist

dass beide Aspekte der Projektarbeit zentral sind für lang­

die Kernaufgabe von INTERTEAM. 2017 leisteten 49 Schwei­

fristigen und nachhaltigen Erfolg.

zer Fachleute und 11 lokale Fachkräfte einen Einsatz bei 57 Partnerorganisationen, um deren Arbeit zu stärken, Projekte wirksamer zu machen und die Vernetzung und den Wissensaustausch zu fördern.

KOMBINATION VON EINSÄTZEN UND PROJEKT­F INANZIERUNG Projekte, die durch INTERTEAM mitfinanziert wurden, leis­teten 2017 einen massgeblichen Beitrag zur Errei­

Erik Keller, Geschäftsleiter INTERTEAM

chung der Zielsetzungen in den Einsatzländern. Die

Frühjahr 2018

05


UNSERE WIRKUNG IM GLOBALEN SÜDEN

KOLUMBIEN

650

vertriebene Familien profitie­ ren von Friedensprogrammen u. a. im Bereich Fischzucht und Kaffee­anbau / Frauenförderung. Zudem wurden 320 intern ver­‑ triebene Jugendliche ausge­ bildet zu Umwelt- und Friedens­ promotoren / -innen.

NICARAGUA

700

vom Klimawandel betroffene Kleinbauernfamilien erhielten in der nördlichen Trockenzone Unterstützung. Einerseits dank 21 neuer Saatgutbanken; diese gewähren den angeschlossenen Bauern täglich knapp ¼ mehr Kalorien. Andererseits durch eine Verbesserung der Bohnen­ produktion und -vermarktung.

FACHLEUTE IM EINSATZ

PARTNERORGANISATIONEN

16

17

9

5

10

10

18

15

7

10

PROJEKTE / KOSTEN *

TOTAL INVESTIERTER BETRAG *

201′422

(8 Projekte)

628′137

114′802

(4 Projekte)

278′778

142′381

(7 Projekte)

390′435

(1 Projekt)

524′707

53′502

242′965 * Beträge in CHF (inkl. Projektbegleitung)

06

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017

TANSANIA

Zugang zu Gesundheits- /  Bildungsdienstleistungen für alle

NAMIBIA

Qualitative Schulbildung für alle

NICARAGUA

Ernährungssicherheit

BOLIVIEN

Gewaltprävention und Opfer­ begleitung

KOLUMBIEN

Friedensförderung


TANSANIA

1761

Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen und ihre Familien profitierten von verbesserten Gesund­ heitsdienstleistungen wie z. B. Physio- und Ergotherapien, chirurgischen Eingriffen, ver­besserten Diagnosen und Hilfsmitteln oder von einem verbesserten Lehr­ angebot und Zugang zu Bildung.

BOLIVIEN

13′010

NAMIBIA

39′033

Kinder und Jugendliche haben direkt von Aktivitäten profitiert, die ihnen zukünftig ein gewalt­ freies Umfeld ermöglichen. Zudem wurden 618 kostenlose Rechts­b eratungen für gewaltbe­ troffene Frauen durchgeführt und 100 lokale Fachkräfte für die Arbeit mit Gewalttätern aus- / weitergebildet.

Schülerinnen und Schüler erreichten 2017 den forma­ len Schulabschluss. Zudem wur­de die Zahl der sozial benachtei­l igten Schüler, die in die Schule integriert sind, von 124’370 auf 161’425 ge‑ steigert. INTERTEAM half mit, die integrierende Bildungs­ politik des Bildungsminis­ teriums auf allen Ebenen zu verankern.

AUFWAND NACH THEMENBEREICH

11,4%

30,5%

25,8% 18,6%

13,7%

Total Programmkosten für Einsätze und Projekte = 2′876′179 (100%)

07


AFRIK A

OBERSTES ZIEL: REINTEGRATION Kahenge

Mit meinem Einsatz unterstütze ich Lehrpersonen, damit sie Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten individueller und besser fördern können. Warum dies so wichtig ist, zeigt

Windhoek

mein Gespräch mit der namibischen Lehrerin Clara Katura und der Schülerin Hellena.

CLARA, DU BIST LEHRERIN AN DER KAHENGE COMBINED

die normale Schule gehen, obwohl ich mehrmals wieder­

SCHOOL IN NAMIBIA UND FÜHRST EINE SPEZIALKLASSE FÜR

holen musste. Leider können sich meine Eltern für mich keinen

KINDER MIT BEEINTRÄCHTIGUNGEN. WAS SIND DEINE

Optiker und keine Brille leisten.

GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN BEIM UNTERRICHTEN? Clara: Ich unterrichte eine Mehrjahrgangsklasse. Das heisst

SEIT WANN KANNST DU DIESE SPEZIALKLASSE AN DER

meine jüngsten Schüler sind 10 Jahre alt, meine ältesten 18.

KAHENGE COMBINED SCHOOL BEI FRAU KATURA BESUCHEN?

Einige von ihnen weisen ein hyperaktives Verhalten auf.

Hellena: Seit drei Monaten. Da das Dorf, wo ich wohne,

Und ich unterrichte allein. Alle Kinder altersgerecht und

sehr weit weg ist, übernachte ich in einem Internat hier in

mit ihren Lernschwierigkeiten individuell abzuholen, ist

der Nähe.

für mich sehr schwierig. Hier fehlen mir die richtigen Un­ terrichtsmethoden.

WIE WAR FÜR DICH FRÜHER DER BESUCH EINER NORMALEN SCHULE?

WAS SIND DEINE ERWARTUNGEN AN UNS?

Hellena: Ich fühlte mich nicht immer wohl. Manchmal lach­

Clara: Ich erhoffe mir vor allem gute Methoden und Hilfs­

ten meine Klassenkameraden über mich, wenn ich die Bücher

mittel, wie man den Kindern Lesen und Schreiben in Eng­

zum Lesen ganz nahe an die Augen halten musste.

lisch beibringen kann. Denn hier weisen sie die grössten Defizite auf, obwohl die englische Sprache für ihr Leben

HAT SICH IM UNTERRICHT DIESER SPEZIALKLASSE SCHON

enorm wichtig ist. Um diese Kinder wieder in Regelklassen

ETWAS GEÄNDERT, SEIT FACHLEUTE VON INTERTEAM FRAU

zu integrieren und ihnen eine zukünftige Arbeit zu ermög­

KATURA UNTERSTÜTZEN?

lichen, sind Grundkenntnisse der englischen Sprache un­

Hellena: Seitdem Sie uns regelmässig besuchen, lesen und

umgänglich; in den Regelklassen ist die Mehrheit aller

schreiben wir mehr als früher. Ich mag Ihre Geschichten,

Unterlagen in unserer Amtssprache verfasst.

die wir auf Englisch lesen und besprechen müssen. Sie be­ inhalten immer eine Moral.

KONNTEST DU VON INTERTEAM SCHON KONKRET PROFITIEREN?

GIBT ES ETWAS, WAS DIR HILFT, BESSER LESEN UND

Clara: Dank deiner Inputs konnte ich bereits mein Zeit­

SCHREIBEN ZU LERNEN?

management optimieren. Dies hilft mir sehr, wenn es darum

Hellena: Ich liebe das Würfelspiel mit den Buchstaben; es

geht, Schüler zu beschäftigen, die ihre Aufgaben bereits

hilft mir, das Abc besser zu lernen.

gelöst haben. Jedes Mal, wenn du vorbeikommst, bringst du mir neue Ideen mit oder neue, unterstützende Spiele. So

WELCHES SIND DEINE WÜNSCHE FÜR DIE SCHULE HIER?

lerne ich, mit den unterschiedlichen Lernschwierigkeiten

Hellena: Gerne möchte ich besser lesen können und viele

besser umzugehen. Dies hilft den Kindern sehr.

Bücher haben. Ich würde dann die Bücher auch anderen Klassen zur Verfügung stellen. Später möchte ich einmal

HELLENA, HAST DU MÜHE, IM UNTERRICHT MITZUKOMMEN?

Lehrerin werden und zwei Kinder haben.

Hellena: Ich habe seit meiner Geburt sehr schlechte Augen und auch Hörprobleme. Trotzdem konnte ich sieben Jahre in

08

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017

| Interview geführt von David Eugster, INTERTEAM-Fachperson


01 02 In Namibia unterstützt INTERTEAM das Bil­‑ dungsministerium in der inklusiven Bildung. Dies bedeutet, allen Kindern und Jugendlichen, unabhängig von ihren speziellen Lern­b e­ dürfnissen, eine gute Bildung zu ermöglichen. Deshalb arbeite ich als Primarlehrer mit Inklu­‑ sionserfahrung u.a. als Berater in Nkurenkuru, Kavango-West. Konkret greife ich Lehrperso­ David Eugster

nen unter die Arme, berate sie und bringe ihnen

«ICH BIN SICHER, DANK DAVID ZU­ KÜNFTIG BESSER AUF DIE BEDÜRFNIS­ SE MEINER SCHUL­K INDER EINGEHEN ZU KÖNNEN.» | Clara Katura, Lehrerin für Schüler mit Lernschwierigkeiten

mit Demonstrationslektionen neue Methoden

und Aktivitäten näher. Mit dem Projekt in der Spezialklasse von Kahenge verfolgen wir das ambitionierte Ziel, Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichsten Lernschwierigkeiten wieder in die Regelklasse zu integrieren.

03

04 05 01 Lehrerin Clara Katura ist dankbar für die wertvolle Unterstützung durch INTERTEAM-Fachperson David Eugster. 02 Hellena (links) möchte besser lesen lernen, um später Lehrerin zu werden. 03 Hellena (neben David) bei einem Rechenspiel. 04 Das von David eingeführte Lese-­ Würfelspiel bringt den Schülerinnen und Schülern auf spielerische Weise das Lesen bei. 05 Auch David Eugster durfte auf dem Klassenfoto nicht fehlen.


LATEINAMERIK A

VOM FLÜCHTLING ZUM ­K LEINUNTERNEHMER Mais, Bohnen und manchmal auch Zwiebeln – diese Nahrungsmittel prägen das Leben von Héctor Antonio García Canales seit seiner Kindheit. Was jedoch früher wie selbst­verständComayaguá Managua

lich auf dem Menüplan stand, muss heute unter erschwerten Bedingungen an­gepflanzt werden. Grund: der Klimawandel. Die Geschichte von einem jungen Kleinbauern, der seine Familie verliess, um überleben zu können, und dank INTERTEAM heute in die Gesundheit und Ausbildung seiner Kinder investiert.

Héctor ist auf den kleinen Feldern seiner Eltern gross ge­

gesucht. Die radikalen klimatischen Veränderungen verlang­

worden, hat selber täglich Hand angelegt, angepf lanzt und

ten nicht nur nach resistentem Saatgut, das den erschwerten

geerntet. Doch als Héctor älter wurde, veränderte sich alles.

Bedingungen angepasst ist; um Kleinbauern wie Héctor

Hauptgrund war der Klimawandel: Die Niederschläge blieben

nachhaltig zu stärken, benötigten sie bessere Kenntnisse

immer häufiger aus und führten zu totalen Ernteausfällen.

rund um Themen wie Anbau und Vermarktung.

Plötzlich wurde unzähligen Kleinbauernfamilien die Le­ bensgrundlage entzogen. Als junger Vater wurde Héctor

Entstanden ist ein spezielles Saatgutprojekt, das INTER­TEAM

genötigt, seine Familie und seine Felder zu verlassen. Er

finanziell und mit fachlichem Know-how durch Fachleute

suchte Arbeit im Ausland, um mit dem wenigen Geld seine

vor Ort unterstützt. Heute profitiert davon die ganze Ge­

Familie noch ernähren zu können. «Für Leute ist es schwie­

meinschaft Comayaguá, in der Héctor und seine Familie

rig, sich vorzustellen, dass ein Bauer nicht einmal genügend

leben, auf vielfältige Weise:

Essen für seine eigene Familie erwirtschaften kann. Umso

1. Héctor hat gelernt, wie er biologisch nachhaltiges, resis­

beschämender war es für mich, meine Familie verlassen

tentes und seiner trockenen Böden angepasstes Saatgut

zu müssen, um im Ausland Arbeit zu finden, die meiner Familie und mir half zu überleben», meint Héctor mit leiser Stimme.

selber herstellen kann. 2. Dank neuer, geschützter und gemeinschaftlich verwalte­ ten Saatgut-Lagersilos ist es für Héctor möglich, über­ schüssiges Saatgut zu lagern. So steht ihm auch in sehr

INTERTEAM erkannte das gravierende Problem, von dem

trockenen Perioden ausreichend Saatgut für den Eigen­

Zehntausende von Kleinbauern im Norden Nicaraguas be­

anbau zur Verfügung.

troffen sind. Mit dem nationalen Kleinbauernverband UNAG

3. Die Weiterbildungen durch INTERTEAM-Fachleute wie

wurde nach einer effizienten und nachhaltigen Lösung

Marisela Benavides helfen Héctor nicht nur, mehr Erträge auf seinen Feldern zu erzielen. Marisela erklärt dem Klein­ bauern auch marktwirtschaftliche Prinzipien und schult

Die INTERTEAM-Fachperson Mari­ sela Benavides ist Agraringenieurin. Sie hat Berufserfahrung in Pflan­ zenbau, in der Tierzucht und in der Saatgutproduktion. Darüber hinaus

Marisela Benavides

ihn in unternehmerischem Denken; nun ist Héctor in der Lage, seine Ernteüberschüsse zu besseren Preisen zu ver­ kaufen und kleine Gewinne zu erwirtschaften. Mit dem Saatgutprojekt besteht für Héctor, seine Familie und

verfügt Marisela über Kenntnisse

seine ganze Gemeinschaft eine umfassende und nachhaltige

im Bereich der Wertschöpfungs­

Lösung. Héctor: «Nun kann ich endlich meine Familie wieder

ketten. Als Beraterin unterstützt sie

mit eigenem Gemüse versorgen; die Einnahmen aus dem

den nicaraguanischen Kleinbauern­

Verkauf meiner Ernteüberschüsse investiere ich in die Aus­

verband UNAG und somit unzählige

bildung und Gesundheit meiner Kinder.» Aber das allerwich­

vom Klimawandel betroffene Kleinbauern wie Héctor Antonio beim Anbau und bei der Vermarktung ihrer Produkte.

tigste: Der Kleinbauer braucht seine Familie nie mehr zu verlassen, um ihr Hungeren zu stillen. | Interview geführt von Daniel Scherrer, INTERTEAM

10

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017


ines e t ä r t r Po ern u a b n i e Kl a n a les a r cía C

d. t o n io G m Pfer c tor A n é H n r mit de o e v d wie s o u f s r a s n Do zu Fu Zum H le g e n e an nur e g m er b t d a g n n rf vo gela e in e m das Do t in ­ r ma n in le t ie t K b fi r le W ie k t de ie pro n W e ? d á s u a ag w n? ­Comay nk, und n ausse u n g vo tgutba z a t a ü t S s n r Unte neue ber die bauer ü

Je t z t V ide opor trä

sc t an

ha

ue

n

01 «DIE EINNAHMEN AUS DEM ­V ERKAUF MEINER ERNTEÜBER­ SCHÜSSE IN­V ESTIERE ICH IN DIE AUSBILDUNG UND GE­S UND­ HEIT MEINER K ­ INDER.» | Héctor Antonio García Canales, Nicaragua

02

03 04 01 Héctor Antonio García Canales mit seiner Frau Eveling Yessenia Cruz López und den beiden Söhnen, dem einjährigen Kenis Sair und dem achtjährigen Hilder Joansy. 02 / 03 INTERTEAM-Fachperson Marisela Benavides unterrichtet Kleinbauern wie Héctor auch in Themen wie Wertschöpfungskette und Vermarktung; hierzu begleitetet sie die Bauern zu den Abnahmestellen ihrer Ernten. 04 Dank der Saatgutbank und der Beratung durch Marisela gedeihen die kleinen Felder von Héctor heute – dem Klimawandel zum Trotz.


NORDARBEIT

GEWALT HAT VERSCHIEDENE ­FORMEN, ABER GLEICHE URSACHEN Die Ursachen von Gewalt sind weltweit ähnlich. Somit auch die Präventionsarbeit. Daher sind kulturübergreifende Massnahmen gefordert. Dieser Meinung ist der Gewaltberater und Geschäftsführer von Agredis, Thomas Jost.

THOMAS, AGREDIS NUTZT VORWIEGEND DIE PLAKATWERBUNG

Die Aktion war äusserst erfolgreich. Nicht nur, weil dank

IN DER ÖFFENTLICHKEIT, UM AUF SEINE ANGEBOTE IN DER

einer grossen medialen Resonanz auf die Problematik von

GEWALTBERATUNG AUFMERKSAM ZU MACHEN. WILL AGREDIS

Gewalt bei Jugendlichen und das Engagement von Agredis

NICHT SPEZIFISCH GEWALTTÄTIGE MÄNNER ANSPRECHEN?

und INTERTEAM in der Gewaltprävention im In- und Aus­

DER STREUVERLUST IST DOCH RIESIG?

land aufmerksam gemacht werden konnte, die Aktion hatte

Früher haben wir versucht, mit viel Energie die sogenannten

auch konkrete Folgen: Mehrere Jugendliche – Frauen wie

Gefährder selber direkt anzusprechen. Dies stellte sich aber

Männer – meldeten sich bei uns. Drei männliche Jugendliche

als sehr schwierig heraus. Bessere Erfolge erzielten wir über

haben sogar eine Gewaltberatung begonnen. Die ganze Ak­

die Vermittlung von Drittpersonen, wie beispielsweise Part­

tion wäre aber ohne das Know-how und die Ressourcen von

nerinnen, Sozialberatungsstellen, Ärzte, Polizei, Therapeuten

INTERTEAM nicht möglich gewesen. Für mich war es eine

oder Frauenhäuser und Gemeinden. Mit Plakatkampagnen

perfekte Zusammenarbeit zugunsten der Sensibilisierung

erreichen wir die gesamte Gesellschaft, also auch das Umfeld

für ein wichtiges interkulturelles Problem.

von Tätern und Opfern.

INTERTEAM WILL SICH NICHT NUR IN BOLIVIEN FÜR EINE WARUM IST ES SO SCHWIERIG, TÄTER DIREKT ANZUSPRECHEN?

BESSERE GEWALTPRÄVENTION EINSETZEN, SONDERN MIT

Man muss wissen, dass 99 % aller Gefährder sich selber nicht

SOLCHEN AKTIONEN AUCH IN DER SCHWEIZ FÜR DIE GE­

als Gewalttäter sehen. Männer suchen von sich aus keine

WALTTHEMATIK SENSIBILISIEREN. ALS GRUNDLAGE DIENEN

Hilfe. Sie machen in der Regel das Umfeld, die Umstände

DIE NACHHALTIGEN ENTWICKLUNGSZIELE DER UNO. WIE

oder anderes verantwortlich für ihr Verhalten. Hinzu kommt,

BEURTEILT AGREDIS BEISPIELSWEISE DAS ZIEL NR. 5.2?

aus Scham nicht mit Fremden darüber sprechen zu wollen.

Dieses Ziel besagt, dass «alle Formen von Gewalt gegen

Auch Unwissenheit ist ein wichtiger Faktor: Viele Täter wissen

alle Frauen und Mädchen im öffentlichen und im privaten

nicht, wo Hilfe holen, oder können es sich nicht vorstellen,

Bereich einschliesslich des Menschenhandels und sexueller

dass ihnen ernsthaft jemand helfen kann. Meistens braucht

und anderer Formen der Ausbeutung» beseitigt werden

es mehrere Anstösse von aussen, bis sich Gefährder bei uns

müssen. Ich befürworte voll und ganz den Teil «alle For­

melden.

men von Gewalt». Hingegen wird mit der Spezifikation «… gegen alle Frauen und Mädchen …» meines Erachtens

2017 DURFTE INTERTEAM MIT AGREDIS DIE GEMEINSAME

eine Reduktion und ungesunde Stigmatisierung vorge­nom­

AKTION «LUEG HÄRE!» LANCIEREN. ZIEL WAR ES, AUF

men. Einmal mehr wird das Gleichnis «Mann = Täter» zele­

GEWALTTÄTIGES VERHALTEN IN BEZIEHUNGEN VON JUGEND­

briert und die Täterdynamik vollständig ausgeblendet. So

LICHEN AUFMERKSAM ZU MACHEN. WIE ERFOLGREICH WAR

reduziert sich der Blick auf die Symptome und nicht auf

DIE AKTION IN DEINEN AUGEN?

die Ursachen.

Zur Aktion «Lueg häre!» Im Rahmen der schweizweiten Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» produzierten INTERTEAM und Agredis drei Videoclips. Diese waren online und vom 25.11.2017 bis zum 10.12.2017 während der Kampagnenzeit auf den Screens der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) zu sehen. Die Clips thematisieren unterschiedliche Formen der Gewalt in Beziehungen von Jugendlichen. Weitere Infos unter www.lueg-häre.ch

12

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017


01 02

03

«DAS FEHLEN GEEIGNETER STRA­ TEGIEN ZUR DEESK ­A­L A­T ION IST HÄUFIG URSACHE VON GEWALT.» | Thomas Jost

01 Thomas Jost, Geschäftsführer von Agredis, im Gespräch mit INTERTEAM. 02 Blick hinter die Kulissen bei den Dreharbeiten zum Präventions-Videoclip «Die ominöse SMS» im Rahmen der Aktion «Lueg häre!». 03 Diverse Schweizer Medien berichteten über die Aktion «Lueg häre!» und verbreiteten die Videoclips online.

MÄDCHEN UND FRAUEN WERDEN DOCH IMMER NOCH VIEL

SOMIT SIEHST DU EINE URSACHE IN DER ART UND WEISE, WIE

HÄUFIGER OPFER VON GEWALT DURCH MÄNNER? SIEHST DU

ELTERN IHRE KINDER ERZIEHEN?

DIES ANDERS?

Aus meiner Sicht müssen wir vermehrt darauf hin arbeiten,

Selbstverständlich sind Frauen immer noch häufiger Opfer

dass Eltern Deeskalationsstrategien kennenlernen. Sie soll­

von Gewalt als Männer. Doch hat jeder Mann in der Schweiz

ten befähigt werden, Konflikte gewaltfrei zu lösen, damit sie

bereits einmal Gewalt erlebt. Ich bin der Meinung, dass

eine Vorbildfunktion für ihre Kinder einnehmen können.

unsere Gesellschaft bestehende Verhaltensweisen zu stark

Auf der anderen Seite muss Kindern klargemacht werden,

zementiert. Das Verhalten von Kindern auf einem Pausen­

dass «Gewalt» nicht nur in Form physischer Gewalt existiert,

platz verdeutlich dies: Knaben werden dort oft mit physi­

sondern beispielsweise bereits die Drohung eine Form von

scher oder psychischer Gewalt durch ihre Kameraden kon­

Gewalt darstellt. Wenn in der Kindheit bereits solche Formen

frontiert. Von uns werden sie erzogen, keine Schwäche zu

weniger toleriert werden, wäre dies eine wirkungsvolle und

zeigen und als zukünftige Männer stark zu sein. Eltern

nachhaltige Gewaltprävention. Ich merke einfach, wie unse­

oder Pädagogen geben ihr angelerntes Verhalten oft unre­

re Gesellschaft Gewalt erst dann ernsthaft ahndet, wenn es

flektiert weiter und zementieren so die bestehende Ungleich­

sich um Gewalt im strafrechtlichen Sinne handelt. Alle an­

heit zwischen den Geschlechtern. Erreichen diese Kids ein

deren Formen, die normalerweise Vorläufer sind, werden als

gewisses Alter, haben sie kaum gelernt, Probleme ohne Ge­

private Angelegenheit abgetan. So erfahren wir oft erst von

walt zu lösen. Wenn sie anschliessend als Männer ein gewalt­

gewalttätigen Handlungen, wenn Kinder in der Schule ein

tätiges Verhalten aufweisen, dann selten aus Machtgründen,

auffälliges Verhalten zeigen oder Frauen eine Psychotherapie

sondern aus Hilflosigkeit. Die Formel «Mann = Gewalttäter»,

in Anspruch nehmen. Also dann, wenn es schon zu weit fort­

«Frau = Opfer» ist in meinen Augen eine Einbahnstrasse.

geschritten ist und Menschen verletzt wurden.

Sie trägt nichts zur Lösung des Problems bei, im Gegenteil, sie polarisiert.

| Interview geführt von INTERTEAM

13


FINANZEN

KAMPF UM FINANZIELLES GLEICHGEWICHT DAUERT AN Die finanzielle Situation bei INTERTEAM bleibt weiter angespannt, und es braucht weitere Massnahmen, um eine ausgeglichene Jahresrechnung zu erreichen. Trotz des schwierigen Umfelds steht ein motiviertes und engagiertes Team in der Schweiz und in den Einsatzländern bereit, um sich den Herausforderungen zu stellen. Ein Schritt in diese Richtung war die Einführung des neuen Organigramms nach erfolgter Reorganisation der Geschäftsstelle in Luzern.

Jahr 2017. Zwei Pensionierungen im Vorjahr wurden genutzt,

KOMBINIERTER ANSATZ STÖSST AUF POSITIVE RESONANZ

um die Geschäftsstelle in Luzern neu zu organisieren. Zur

Positiv kann die Einführung von Projektfinanzierung kom­

INTERTEAM startete mit einem neuen Organigramm ins

langfristigen Stärkung des Programms mussten dabei auch

plementär zu den Einsätzen aus finanzieller Sicht beurteilt

Kosten eingespart werden. Dieser Auftrag wurde erfolgreich

werden. Es zeigt sich, dass die Umsetzung des kombinier­ten

umgesetzt. Dank des aktiven Einbezugs aller Mitarbeitenden

Ansatzes bei institutionellen Geldgebern auf eine posi­tive

bei diesem anspruchsvollen Prozess steht nun ein motiviertes

Resonanz stösst, da direkt Wirkung bei den Zielgruppen erzielt

Team bereit, die aktuellen und zukünftigen Herausforder­

und die Implementierung der Projekte direkt vor Ort begleitet

ungen zu meistern.

werden kann. Bei der ausbezahlten Projektsumme wurde mit CHF 432’000 die budgetierte Summe von CHF 500’000

FINANZIELLES GLEICHGEWICHT NOCH NICHT ERREICHT

nicht ganz erreicht, da es bei einigen Projekten noch Ver­

Bei der Jahresrechnung konnte das finanzielle Gleichge­

jahr verschoben.

zögerungen gab und sich die Ausgaben daher auf das Folge­

wicht leider noch nicht erreicht werden. Obwohl Massnah­ men zur Beseitigung des strukturellen Defizits langsam

AUSBLICK UND PROGNOSEN

greifen, musste noch ein Verlust von knapp etwas mehr als

Für 2018 wird weiter eine ausgeglichene Jahresrechnung

CHF 170’000 durch freie Mittel und den Härtefallfonds ge­

angestrebt. Massnahmen zur Stärkung der Einnahmenseite

deckt werden. Dies entspricht rund 4,9 % des Jahresumsatzes.

wurden eingeleitet, sodass der Ertrag höher ausfallen sollte.

Gründe sind zum einen geringere Erträge bei den privaten

Bei den Ausgaben müssen die Kosten weiterhin genau im

Spenden, zum anderen eine Kürzung um CHF 120’000 des

Auge behalten werden. Dabei bleibt das Kerngeschäft mit

Programmbeitrags der DEZA gegenüber dem Vorjahr auf­

INTERTEAM-Fachleuten bestehen. Hierzu sollen jährlich rund

grund des politischen Spardrucks.

CHF 1,5 Mio. investiert werden. Dieses Engagement wird gezielt mit der Finanzierung von Projekten ergänzt, wobei

Zur Stärkung der Einnahmenseite wurde das Fundraising

eine Konsolidierung des Umfangs von rund CHF 600’000 pro

2017 ausgebaut und personell aufgestockt. Diese Investition

Jahr angestrebt wird. An Bedeutung gewinnen jedoch immer

in die Zukunft soll die Ertragslage in den nächsten Jahren

mehr auch Ausgaben zur Stärkung der thematischen Cluster

verbessern helfen.

in den Einsatzländern, wie themenbezogene Tagungen, Weiter­ bildungen zu Methoden oder Unterstützung der lokalen Partner bei politischer Einflussnahme. | Erik Keller

14

INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017


FINANZEN

KOSTENAUFTEILUNG MITTELHERKUNFT

3%

6%

CHF

2% Beiträge DEZA

47% 28%

Private Spenden

485′728

Institutionelle Beiträge

995′192

Beiträge Partnerorganisationen Eigenmittel Diverses TOTAL

14%

1′630′000

96′331 222′325 78′637 3′508′213

MITTELVERWENDUNG 12%

CHF

5% 1%

Direkter Programmaufwand

82%

Öffentlichkeitsarbeit

2′876′179 17′398

Fundraising

181′550

Administrativer Aufwand

433′086

TOTAL

3′508′213

AUFWAND NACH EINSATZLÄNDERN

11% 30%

26%

14%

CHF

Tansania

875'570

Namibia

391'571

Nicaragua

537'594

Bolivien

740'292

Kolumbien

331'152

TOTAL

2'876'179

19%

Die vollständige Jahresrechnung mit allen Bestandteilen gemäss Swiss GAAP FER 21 kann bei INTERTEAM bestellt oder auf der Website unter www.interteam.ch / finanzen heruntergeladen werden.

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FINANZEN

JAHRESRECHNUNG 2017 (CHF)

2016 (CHF)

163′398

179′634

Beiträge Einsatzkosten Fachleute und Projekte von Organisationen

1′117′429

1′267′858

Beiträge DEZA

1′630′000

1′750′000

226′327

277′853

3′137′154

3′475′345

70′095

69′055

5′511

6′820

36′913

23′504

5′667

7′382

ERTRAG AUS ERBRACHTEN LEISTUNGEN

118′186

106′760

Sonstige Erträge

30′546

46′281

3′285′886

3′628′386

− 1′235′756

− 1′445′645

− 260′006

− 128′966

Spenden Einsatzkosten Fachleute von Privat

Spenden ohne Zweckbindung ERTRAG AUS GELDSAMMELAKTIONEN Mitgliederbeiträge / Gönnerschaften Ertrag aus Kursen Ertrag aus diversen Engagements Ertrag aus Dienstleistungen

TOTAL ERTRAG Fachleute im Einsatz Aufwand für Cluster (inkl. Personalaufwand, div. Einsatzkosten) Aufwand für Süd-Süd- und Süd-Nord-Austausch Landesbüros in den Einsatzländern Aufwand für Rekrutierung und Vorbereitung der Fachleute

− 3′951

− 373

− 317′159

− 422′684

− 48′500

− 43′643

Personalaufwand Auswahl, Ausbildung und Begleitung Fachleute

− 351′569

− 461′267

Projektaufwand Einsatzländer (inkl. Projektbegleitung)

− 512′108

− 920′226

Besuche im Einsatz / Programmevaluation / Wirkungsstudie

− 26′243

− 9′499

Anteil Bürogemeinkosten

− 41′783

− 39′940

Informations- und Sensibilisierungsarbeit (Vollkosten)

− 79′104

− 113′715

PROGRAMMKOSTEN

− 2′876′179

− 3′585′958

Personalaufwand

− 334′056

− 337′737

− 55′232

− 57′645

− 5′507

− 7′969

Übriger Aufwand

− 38′291

− 46′300

Öffentlichkeitsarbeit

− 17′398

− 22′817

Fundraising (inkl. Personal- und Bürogemeinkostenanteil)

− 181′550

− 141′534

ADMINISTRATIVER AUFWAND

− 632′034

− 614′001

− 3′508′213

− 4′199′959

− 222′327

− 571′573

50′373

54′213

− 171′954

− 517′360

0

347′813

− 171′954

− 169′547

159′472

133′932

12′482

35′615

0

0

Büro- und Verwaltungsaufwand Reise- und Repräsentationsaufwand

TOTAL BETRIEBSAUFWAND BETRIEBSERGEBNIS Finanzergebnis JAHRESERGEBNIS OHNE FONDSERGEBNIS Fondsergebnis JAHRESERGEBNIS VOR ZUWEISUNG AN ORGANISATIONSKAPITAL Verwendung von erarbeitetem freiem Kapital Verwendung Fonds für Härtefälle JAHRESERGEBNIS NACH ZUWEISUNG

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INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017


FINANZEN

BILANZ 31.12.2017 (CHF)

31.12.2016 (CHF)

Flüssige Mittel

559′149

840′783

Wertschriften

826′001

973′848

Forderungen gegenüber Dritten

157′861

49′388

AKTIVEN

Aktive Rechnungsabgrenzung Umlaufvermögen Mobile Sachanlagen Immobilien Anlagevermögen TOTAL AKTIVEN

442′611

369′934

1′985′622

2′233′954

71′100

32′600

1

1

71′101

32′601

2′056′723

2′266′555

65′905

112′616

PASSIVEN Kurzfristige Verbindlichkeiten Passive Rechnungsabgrenzung Kurzfristiges Fremdkapital

77′542

79′850

143′447

192′466

Wiedereingliederungssumme

486′860

406′370

Langfristiges Fremdkapital

486′860

406′370

0

69′349

Erarbeitetes freies Kapital

1′086′896

1′246′368

Wertschwankungsreserve

85′267

85′267

Zweckgebundenes Fondskapital FREIES FONDSKAPITAL

Fonds für Härtefälle

254′253

266′735

Organisationskapital

1′426′416

1′598′370

TOTAL PASSIVEN

2′056′723

2′266′555

AUSZUG AUS DEM BERICHT DER REVISIONSSTELLE «Als Revisionsstelle haben wir die Jahresrechnung (Bilanz, Be­

rech­nung erkannt werden. Eine eingeschränkte Revision umfasst

triebsrechnung, Geldflussrechnung, Rechnung über die Verän­

hauptsächlich Befragungen und analyti­sche Prüfungshandlun­

derung des Kapitals und Anhang) des Vereins INTERTEAM für

gen sowie den Umständen angemessene Detailprüfungen der bei

das am 31. Dezember 2017 abgeschlossene Geschäftsjahr ge­

der geprüften Einheit vorhandenen Unterlagen. Dagegen sind

prüft. In Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER 21 unterliegen

Prüfungen der betrieblichen Abläufe und des inter­nen Kontroll­

die Angaben im Leistungsbericht keiner Prüfungspflicht der

systems sowie Befragungen und weitere Prüfungshandlungen

Revisionsstelle.

zur Aufdeckung delikti­scher Handlungen oder anderer Gesetzes­ verstösse nicht Bestandteil dieser Revision.

Für die Aufstellung der Jahresrechnung in Übereinstimmung mit Swiss GAAP FER, den gesetzlichen Vorschriften und den

Bei unserer Revision sind wir nicht auf Sachverhalte gestossen,

Statuten ist der Vorstand verantwortlich, während unsere Auf­

aus denen wir schliessen müssten, dass die Jahresrechnung kein

gabe darin be­steht, die Jahresrechnung zu prüfen. Wir bestätigen,

den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermö­

dass wir die gesetzlichen Anforderungen hin­sichtlich Zulassung

gens-, Finanz-, und Ertragslage in Übereinstimmung mit Swiss

und Unabhängigkeit erfüllen.

GAAP FER vermittelt und nicht Gesetz und Statuten entspricht.» Luzern, 26. März 2018

Unsere Revision erfolgte nach dem Schweizer Standard zur ein­ geschränkten Revision. Danach ist diese Revision so zu planen

BDO AG, Bruno Purtschert, zugelassener Revisionsexperte

und durchzuführen, dass wesentliche Fehlaussagen in der Jahres­

Christof Bättig, zugelassener Revisionsexperte

17


PORTRÄT

GESCHÄFTSSTELLE INTERTEAM GESCHÄFTSSTELLE v.l. oben: Sebastian Bockrath, Chantal Häfliger, Andreas Furrer-Küttel, Daniel Scherrer, Erik Keller v.l. unten: Anita Ott, Elisha Frei, Marlène Schenk, Maria Kunz, Andrea Huber, Silvia Jundt

GESCHÄFTSSTELLE STAND 31. DEZEMBER 2017 Geschäftsleitung – Erik Keller, Geschäftsleiter Zentrale Dienste – Chantal Häfliger, Finanzen / Personal­administration – Maria Kunz, Sekretariat / Administration – Andrea Huber, Sekretariat Abteilung Nord – Erik Keller, Leitung Programm Nord – Anita Ott, Public Fundraising – Daniel Scherrer, Kommunikation – Sebastian Bockrath, Institutionelles Fundraising – Elisha Frei, Fundraising und Kommunikation Abteilung Süd – Tony Jungo, Leitung Programm Süd (bis 30.6.2017) – Silvia Jundt, Leitung Programm Süd (seit 1.8.2017) – Andreas Furrer-Küttel, Personaleinsätze – Marlène Schenk, Programm Süd und Personaleinsätze – Sebastian Bockrath, Projektfinanzierung

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INTERTEAM JAHRESBERICHT 2017

LANDESPROGRAMMLEITUNGEN Nicaragua, Managua –W ilfried Leupolz, Landesprogramm­leiter – Norman Alfaro, Mitarbeiter Landesbüro – Melvin Pavón Laguna, Mitarbeiter Landesbüro Kolumbien, Bogotá – Tony Zuber, Leiter Spezialprojekt K ­ olumbien Bolivien, Cochabamba – Peter Strack, Landesprogrammleiter – Fanny Luz Guzmán, Mitarbeiterin ­Landesbüro Namibia, Windhoek – Iris und Martin Suhr, Landesprogramm­leitung –B rigithe Oases, Mitarbeiterin Landesbüro Tansania, Mwanza –A nnatina Jäckle, Landesprogramm­ leiterin (bis 31.3.2017) –J anneke Compiet, Landesprogramm­ leiterin (ab 1.4.2017) –E lihuruma Obura, Mitarbeiter Landesbüro

MITGLIEDER DES VORSTANDS SEIT MV 2017 Die Wahl der Vorstandsmitglieder erfolgt jeweils für drei Jahre und kann erneuert werden. – Max Elmiger, Bülach, Präsident, seit 2008 – Thomas Russenberger, Lenzburg, ­Vizepräsident, seit 2008 – Bernice Staub Vierneisel, Scherzingen, seit 2013 – Roland Schuler, Ebikon, seit 2013 – Artur Hasler, Balgach, 2014 bis Sept. 2017 – Vanda Mathis, Zürich, seit 2016 – Beatrice Schulter, Genf, seit 2016 – Josua Burkart, Wädenswil, seit 2016 RESSORTS Die Ressorts bilden die Brücke zwischen strategischer und operativer Leitung von INTERTEAM. Sie setzen sich jeweils aus den verantwortlichen Mitarbeitenden der Geschäftsstelle und delegierten Mitgliedern des Vorstands zusammen. REVISIONSSTELLE BDO AG, Luzern


ORGANISATION

DIE ORGANE VON INTERTEAM ORGANIGRAMM DER GESCHÄFTSSTELLE (GÜLTIG SEIT 1.1.2017) GESCHÄFTSLEITUNG ZENTRALE DIENSTE FINANZEN PERSONALADMINISTRATION

LEITUNG PROGRAMM SÜD

ABTEILUNG SÜD

PERSONALEINSÄTZE

LANDESPROGRAMMLEITUNGEN

ASSISTENZ SÜD PROJEKTFINANZIERUNG

ABTEILUNG NORD

INSTITUTIONELLES FUNDRAISING

SEKRETARIAT ADMINISTRATION

LEITUNG PROGRAMM NORD

PUBLIC FUNDRAISING

SEKRETARIATSUPPORT

ASSISTENZ NORD KOMMUNIKATION

JAHRESBERICHT 2017

DANK Ein grosses Dankeschön gilt unseren Mitgliedern, Spenderinnen sowie Spendern sowie institutionellen Partnern, die unsere Arbeit zugunsten von Kindern und Jugendlichen in Afrika und Lateinamerika erst ermöglicht haben. Ganz herzlich bedanken wir uns bei unseren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für ihr grosses Engagement. Namentlich danken wir den folgenden institutionellen Partnern für ihre grosszügigen Zu­wendungen und das entgegengebrachte Vertrauen: AgonPro AG Arbeitsgruppe 3. Welt Lommiswil Avina Stiftung Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung Carl und Mathilde Thiel-Stiftung Christa Foundation Ev.-ref. Kirchgemeinden Binningen-­ Bottmingen / Obwalden / Illnau-Effreti­ kon / Rheinfelden Ev.-ref. Kirchgemeinde und Röm.-kath. Kirchgemeinde Münsingen (OeME)

Kath. Kirchgemeinden Altdorf / Düben­ dorf / Hochdorf / Hohenrain / Kriens /  St. Felix und Regula, Zürich Kath. Pfarrämter Hergiswil NW / Hochdorf / Rothenburg / St. Maria, Weggis / St. Martin, Zell LU / St. Mauritius, Appenzell /  St. Michael, Oberwil-Lieli / St. Niklaus, Solothurn / Stans Katholischer Konfessionsteil des Kantons St. Gallen Liechtensteinischer Entwicklungsdienst (LED)

Reformierte Kirche Luzern Reformierte Kirchgemeinde Steffisburg Röm. kath. Kirchgemeinde Egg ZH Röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern Röm.-kath. Kirche des Kantons Basel-Stadt Röm.-kath. Kirchgemeinden Brugg /  Heilig Kreuz, Zürich / Reinach / Thalwil / Trimbach / Winterthur Röm.-kath. Landeskirche des Kantons Aargau Stiftung Solidarität Dritte Welt (SDW)

Fastenopfer

Lotteriefonds der Kantone Aargau /  Luzern / Solothurn / St. Gallen / Zürich

Gemeinde Herrliberg

Malters hilft Menschen in Not

Stadt Luzern

Gemeinde Reinach

Maya Behn-Eschenburg Stiftung

Stadt Zürich

Gemeinnützige Stiftung ACCENTUS

Medicor Foundation

Steyler Missionsprokur

Gemeinnützige Stiftung SYMPHASIS

Pfarrei Heiligkreuz, Chur

Stiftung Rüttimattli

Kanton Basel-Stadt

Reformierte Kirche Belp-Belpberg-Toffen

Volkart Stiftung

Sompo International

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INTERTEAM setzt sich für Kinder und Jugendliche in Afrika und Lateiname­ rika ein, damit diese ihre Potentiale entfalten und als Hoffnungsträger die Zukunft ihrer Gesellschaft selbstbestimmt mitgestalten können. Die Hilfe erfolgt durch mehrmonatige bis mehrjährige professionelle Einsätze von Fachleuten, kombiniert mit gezielten Projektfinanzierungen.

INTERTEAM trägt das Zewo-Gütesiegel. Es bescheinigt, dass Ihre Spende am richtigen Ort ankommt und effizient Gutes bewirkt.

Als Schweizer Hilfswerk der Personellen Entwicklungszusammenarbeit steht INTERTEAM für langjährige Erfahrung, effiziente Strukturen sowie starke Partnerschaften im Globalen Süden. In der Schweiz ist INTERTEAM die füh­ rende Ansprechstelle für qualifizierte Berufsleute, die einen Einsatz in der Entwicklungszusammenarbeit im Sinne eines solidarischen Engagements leisten wollen. Der 1964 gegründete Verein INTERTEAM finanziert sich über öffentliche, private und kirchliche Gelder und garantiert als ZEWO-zertifizierte Non-­ Profit-Organisation einen verantwortungsvollen, zweckbestimmten und wirkungsvollen Mitteleinsatz.

INTERTEAM Unter-Geissenstein 10 / 12 CH-6005 Luzern

T 041 360 67 22 F 041 361 05 80

info@interteam.ch www.interteam.ch PC 60-22054-2

www.facebook.com / interteam www.youtube.com / interteamluzern


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