ARTMAPP #09, Sommer 2015

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J U L I – O K T O B E R 2 015 E U R 6 , 9 0 D/A

S F R 9, 9 0

DAS KUNSTM AGA ZIN FÜR ENTDECKER

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WINTERTHUR BREGENZ IN UND UM ULM HERUM

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Titelmotiv: Harald F. Müller, „MALER UND MODELL; BAALBECK“, 2015, C-Print auf Alucore, Diasec, 120 x 120 x 15 cm, Courtesy Mai 36 Galerie / Mirko Mayer Galerie – m-projects

Editorial 09 2015

IHRE KUNSTREISE NACH BASEL.

Foto Editorial: © Carmen Jäger unten: Harald F. Müller, privat, 2015

„Zum Kotzen schön“ – das sollte man sehen!

Auf der Bodenseehalbinsel Höri lebt und arbeitet Harald F. Müller. Dort ist es wunderschön, und die Häuser von Otto Dix und Herrmann Hesse sind unbedingt einen Besuch wert. Von seinem Atelier aus hat man einen traumhaften Blick über den Untersee. Otto Dix hatte einmal gesagt, er fände es dort einfach nur „zum Kotzen schön“ – das zeichnete seine innere Zerrissenheit wider. Es war für einen Mann von Welt, der sich dort sozusagen vor den Nazis verstecken musste, dann doch zum Kotzen – und teilweise ist die Idylle so wahnsinnig, dass man es kaum für wahr hält oder dann vielleicht auf Dauer kaum mehr aushält … Harald, ich bin deinen Arbeiten zum ersten Mal in den 1980er-Jahren beim legendären Galeristen Achim Kubinski in Stuttgart begegnet. Wie ist es für dich als Künstler in dieser Idylle, wie hältst du es dort aus? Ich konnte damit sehr gut leben. Mein Glück war die Nähe zu Zürich und Stuttgart. Ich habe diese romanti­ sche Landschaft die letzten Jahre genossen, und jetzt brauch ich mehr „Raum“. Winterthur und die Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“ spielen schon immer eine wichtige Rolle für dich seit du am See lebst. Ja, das stimmt. Ich habe in Stuttgart Kunst und Kunst­ geschichte studiert, und meine erste Exkursion führte mich 1973 in die Sammlung Reinhart. Die Sammlung setzt einen hohen Qualitätsmarker: nicht nur die Bilder sondern auch das Sammeln und die Architektur. Das hat sich nie leergesehen und war wie ein erweitertes Atelier. Heute diene ich dort mit meinen Farben den Bildern und der Architektur. Wie verhält es sich mit deiner Aussage, dass Stuttgart im Kommen sei? Stuttgart hat, wenn man es langfristig sieht, seit dem Weggang von Lothar Späth 1991, einen Sparkurs in der Kultur gefahren, und heute haben wir wieder Wachstum in der Kunst, z. B. mit dem neuen Kunstmuseum. Daneben haben sich Forschung und Industrie enorm weiter entwickelt. An der Universität Stuttgart arbeite ich momentan an zwei Architekturprojekten. Darf man noch erfahren, wie es gerade um deine Fabrikhalle steht? Ich baue ein Kunstlager im Industriegebiet Singen an der Autobahn zwischen Zürich und Stuttgart, flexibel und groß, mit neuen Möglichkeiten, und im Herbst werde ich einziehen. Harald, ich freue mich auf unser nächstes Wiedersehen im Gasthof „Zum Adler“ in Stockach-Wahlwies. Das wird dir gefallen!

Nahezu 40 Museen mit Sammlungen und Ausstellungen von Weltruf – das ist in der Schweiz einzigartig und auch im internationalen Vergleich Spitzenklasse. Darunter befinden sich vor allem vier weltberühmte Museen, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen: Fondation Beyeler, Kunstmuseum Basel / Museum für Gegenwartskunst, Museum Tinguely und Vitra Design Museum. Mit dem Art & Design Special können Sie ab EUR 78 alle Facetten dieser vier Museen auf einmalig günstige Art und Weise erleben. Leistungen des Angebots: − 1 Basel Art Pass (48-h-Eintritt in die Art & Design Museums Basel) − 1 Übernachtung in der gewählten Hotelkategorie − 1 Mobility Ticket (kostenlose Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs) Buchen Sie jetzt Ihren Aufenthalt unter www.basel.com/baselartpass, artanddesign@basel.com oder +41 (0)61 268 68 58.

HIGHLIGHTS Fondation Beyeler, Basel / Riehen: Marlene Dumas 31.05. – 06.09.2015 Kunstmuseum Basel / Museum für Gegenwartskunst: Cézanne bis Richter. Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel 14.02.2015 – 21.02.2016 Museum Tinguely, Basel: Haroon Mirza / hrm199 Ltd. 10.06. – 06.09.2015 Vitra Design Museum, Weil am Rhein (D): Making Africa – A Continent of Contemporary Design 14.03. – 13.09.2015

Liebe Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer Entdeckungstour mit ARTMAPP. Reiner Brouwer Herausgeber www.basel.com/baselartpass


Saarlandmuseum, moderne galerie www.saarlandmuseum.de


30.05.– 13.09.2015



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THE VIEW COLLECTION BRIGITTE KOWANZ BERNHARD LEITNER CHRIS LARSON CHRISTA SOMMERER & LAURENT MIGNONNEAU YVES NETZHAMMER MISCHA KUBALL

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Inhalt

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(auszugsweise)

ARTM APP Sommer 2015 Winter thur

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KU NST MUSEU M U ND MUSEU M OSK AR REINHART „Ein Thema – zwei Welten“ – von Alice Henkes

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DAS SCHWEIZER FOTOZEN TRU M Fotografie als Kunst im Fotomuseum Winterthur – von Dietrich Roeschmann

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WIN TERTHU R L ÄDT EIN ZU R KU LT U R NACHT Sammlung Oskar Reinhart, Villa Flora u.v.a. – von Annette Hoffmann

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ZWISCHEN WIN TERTHU R U ND BODENSEEU FER zusammengestellt von Jasmin Hummel

34

Bregenz

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Thomas D. Trummer, Foto: Darko Todorowic

Gabriele Holthuis, Foto: © Ulmer Museum

zusammengestellt von Daniela Gregori

STANDORT VORTEIL BREGENZ Interview mit Wolfgang Fetz, Direktor „MAGAZIN 4“ Kunstverein Bregenz

60

DER ANREGER FÜ R ANREGER Thomas D. Trummer, der neue Direktor am Kunsthaus Bregenz

62

In und um Ulm herum

70

„EIN MUSEU M FÜ R DIE ZUKU NF T “ Direktorin Gabriele Holthuis im Ulmer Museum – von Florian L. Arnold

76

„U LMER MODELL“ Die Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm – von Martin Mäntele

80

WALTHER WEISHAU P T REN TSCHLER Drei private Kunstsammlungen in Ulm – von Stefanie Dathe

82

KU LT UR MOTOR IM HERZEN U L MS Das Stadthaus Ulm – von Florian L. Arnold

90

U M U LM HERU M Urgeschichtliches Museum, Museum Villa Rot, Schloss Mochental von Florian L. Arnold

100

Nur Skulptur!

109

SKU LP T U RENPROJEK TE U ND SKU LP T U RENGÄRTEN im Sommer 2015 – von Marc Peschke

112

Por träts

Urs Stahel, Kurator, Fotofestival Mannheim, © Dan Cermak, Zürich

HAR ALD F. MÜ LLER von Markus Landert

44

LUK AS EINSELE von Christoph Schütte

128


Andrea Jahn, Direktorin der Stadtgalerie Saarbrücken, Foto: Tom Gundelwein

Fotosommer PREK ÄRE FELDER Urs Stahel, Kurator des 6. Fotofestival Mannheim – von Matthias Harder

122

R AY 2015 Fotografie-Triennale in Frankfurt und der Region – von Christoph Schütte

135

Saar Contemporar y ZWISCHEN SA ARBRÜCKEN U ND VÖLKLINGEN von Sabine Graf

142

Ausstellungen IMPRESSIONISMUS X EXPRESSIONISMUS in der Alten Nationalgalerie Berlin – von Stefanie Bringezu

174

RU NE MIELDS zum 80. Geburtstag in Bonn und München – von Katja Behrens

17 8

TIM BU RTON IN BRÜHL Eine Ausstellung im Max Ernst Museum Brühl – von Katja Behrens

180

CHINA 8 Zeitgenössische chinesische Kunst an Rhein und Ruhr – von Katja Behrens

182

„PAR ADIS MYSTÉRIEU X“ M.S. Bastian & Isabelle L. im Museum Goch – von Stephan Mann

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SCHLOSS PLÜSCHOW 25 Jahre Mecklenburgisches Künstlerhaus – von Jan-Peter Schröder

192

ART.FAIR KÖLN U ND KU NST ZÜ RICH kontinuierlich und f lexibel – von Daniela Gregori

M.S. Bastian & Isabelle L., © Die Künstler

200

Termine

158

Books

204

Impressum

206



MACK DAS LICHT MEINER FARBEN

Stadt Ulm Ulmer Museum

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Imagine Reality Die internationale Triennale RAY präsentiert herausragende Positionen der zeitgenössischen Fotografie an über 12 Standorten. www.ray2015.de

20/06 – 20/09/2015 Fotografie Forum Frankfurt Museum für Angewandte Kunst MMK Museum für Moderne Kunst

18/06 Nicole Ahland. Nichtraum – Die Sache mit dem Licht Museum Wiesbaden, www.museum-wiesbaden.de 18/06 Ming Wong. Me in Me NKV Nassauischer Kunstverein Wiesbaden www.kunstverein-wiesbaden.de 19/06 Deutsche Börse Photography Prize MMK 3 des MMK Museum für Moderne Kunst www.mmk-frankfurt.de

24/06 Georges Rousse Darmstädter Tage der Fotografie im Designhaus Darmstadt www.dtdf.de 25/06 Die Idee der Landschaft ART FOYER – DZ BANK Kunstsammlung www.dzbank-kunstsammlung.de 28/06 Jörn Vanhöfen. Loop Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim www.opelvillen.de

19/06 Trevor Paglen. The Octopus Frankfurter Kunstverein, www.fkv.de 21/06 Sascha Weidner Stadtmuseum Hofheim am Taunus Marta Hoepffner Gesellschaft für Fotografie e.V. in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Hofheim am Taunus www.hoepffner-preis.de, www. hofheim.de

RAY 2015 ist eine Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain und eine Kooperation von Art Collection Deutsche Börse, Darmstädter Tage der Fotografie, Sammlung Deutsche Bank, DZ BANK Kunstsammlung, Fotografie Forum Frankfurt, Frankfurter Kunstverein, Martha Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie e.V. im Stadtmuseum Hofheim, Museum Angewandte Kunst, MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Museum Wiesbaden, NKV Nassauischer Kunstverein und Stiftung Opelvillen Rüsselsheim.

Getragen wird der gemeinnützige Kulturfonds Frankfurt RheinMain vom Land Hessen, von Frankfurt am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, Darmstadt, Wiesbaden und Hanau. Weitere herausragende Kunst- und Kulturprojekte finden Sie unter www.kulturfonds-frm.de / FB / Twitter

© Wolfgang Zurborn, o.T., Leverkusen, aus dem Buch „Catch“, 2005

RAY 2015 Partnerprojekte


ket Informationen zu Kombi-Tic s in den und kostenlosen Bus-Shuttle er teilnehmenden Museen od unter www.china8.de


Stadt Br端hl Der B端rgermeister

www.maxernstmuseum.lvr.de



Sammlung OSkar reinhart «am römerhOlz», Winterthur ein SOmmertag mit kunStgenuSS !

Paul Cézanne, Le Pilon du Roi, 1887–88

Sammlung Oskar reinhart «am römerholz» haldenstrasse 95, Ch-8400 Winterthur telefon +41(0)58 466 77 40 sor@bak.admin.ch, www.roemerholz.ch


Caspar David Friedrich (1774 –1840), „Kreidefelsen auf Rügen“, 1818, Öl auf Leinwand, 90 x 70 cm, Museum Oskar Reinhart, Foto: SIK- ISEA, Zürich (Philipp Hitz)


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Die Anzahl und Qualität der Museen in Winterthur ent­ spricht der einer Metropole, die Distanzen zwischen ihnen denen einer Kleinstadt. Wer die 16 Museen vor Ort besucht, entdeckt zugleich Winterthur. Winterthur ist mit seiner ­Größe von etwas über 100.000 Einwohnern eine fußläufige Stadt. Jetzt im Sommer verlocken die öffentlichen Parks und Grün­f lächen, sich auf Rasen und Bänken niederzulassen. – Doch noch gibt es ja so viel zu entdecken! Im Osten der Stadt findet sich mit dem Fotomuseum und der Fotostiftung eine wohl einmalige Konzentration an Institutionen, die sich mit der Fotografie befassen. In der Altstadt haben die klassischen Häuser ihre Adresse. Sogar mit einem Schwingermuseum kann die Stadt aufwarten – es ist also gut möglich, dass sich auch Nichtschweizern hier etwas von der Faszination dieses Nationalsports vermittelt. Im Norden der Stadt, wo sich Win­ terthur von seiner grünen Seite zu zeigen beginnt, findet sich die Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“. Und hier in der Nähe des Lindbergs im ehemaligen Haus Oskar Reinharts zeigt sich auch der eigentliche Ur­ sprung dieser reichen Kulturlandschaft. Er war und ist eng mit der Wirtschaft verbunden. Einst waren es vor allem Industri­ elle, die in Winterthur den Grundstock dafür legten, dass man heute in den Museen Sammlungen bewundern kann, die man ansonsten in einer Großstadt vermuten könnte. Da sind die Sammlungen Reinhart, Hahnloser, Briner und Kern. Manche von ihnen waren für ihre Zeit avantgardistischer als andere, manche konservativer. Oskar Reinhart sammelte Paul Cézanne, Édouard Manet, Vincent van Gogh oder auch Hans

Holbein und Lucas Cranach. Im Museum Oskar Reinhart am Stadthaus findet sich mit Caspar David Friedrichs „Kreidefel­ sen auf Rügen“ eine Ikone der Malerei. Arthur und Hedy Hahnloser reisten regelmäßig nach Paris und kamen nur sel­ ten ohne Souvenir in die Schweiz zurück. Und, so geht das Gerücht, kaum eine großbürgerliche Familie in Winterthur, die keinen Pierre Bonnard oder Félix Vallotton besaß. Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bildete die Stadt zusammen mit Baden und Zürich das goldene Drei­ eck des Schweizer Maschinenbaus. Das nahe gelegene Zürich schärfte das Profil und war zugleich Ansporn. Als 1916 das Kunst­museum gebaut wurde, war sein Platz geradezu selbstverständlich in der Stadtmitte, zwei Drittel seiner Kos­ ten stemmten die Bürger aus eigenen Mitteln. Diese Zeiten sind mittlerweile vorbei, viele ehemalige Industrieareale wer­ den heute für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. Die Sammlung Hahnloser, die bis zum April 2014 in den ehe­ maligen Wohnräumen der Familie in der „Villa Flora“ gezeigt wurde, ist derzeit auf Tournee. Sie gastierte bereits in Ham­ burg, als weitere Orte stehen Paris, Halle (Saale) und Stuttgart auf ihrem Reiseplan. Wie es danach mit der „Villa Flora“ und der Sammlung Hahnloser weitergehen soll, ist aktuell noch nicht bekannt. Die Kunst ist den Winterthurern lieb und zu­ letzt auch teuer geworden. Den Werken und Sammlungen selbst konnte das nichts anhaben. Sie sind so gegenwärtig wie eh und je. Die Stadt hat ein reiches Erbe zu bieten. ANNET TE HOFFM ANN

Altstadt Winterthur, Foto: Winterthur Tourismus

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TREFFPUNKT WINTERTHUR


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Kunstmuseum Winter thur und Museum Oskar Reinhar t

Ein Thema – zwei Welten

links: Kunstmuseum Winterthur, Er weiterungsbau von Gigon und Guyer, 1995, Ansicht von Osten, Foto: Museum rechts: Museum Oskar Reinhart, Foto: Museum

In zwei Parallelausstellungen loten in diesem Sommer das Kunstmuseum Winterthur und das Museum Oskar Reinhart die Möglichkeiten der Zeichnung aus. Die beiden koopera­ tiven Ausstellungen zeigen Zeichnungen aus der Schweiz vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Mit Kreide und Rötel zeichnete Jean-Étienne Liotard 1740 eine Orientszene mit einer auf weichen Polstern ruhen­ den Herrin und ihrer Dienerin. Der Raum ist nur angedeutet und dennoch wird der üppige Luxus spürbar, den der Westen traditionell mit dem Orient verband. Mit feinem Strich sind Muster gezeichnet, die die reiche Formensprache einer Kultur zeigen, die strenger noch als die christliche das religiös moti­ vierte Abbildungsverbot befolgte und es daher auf dem Gebiet des Ornaments zu erstaunlicher Blüte gebracht hatte. For­ menreichtum bestimmt auch das Blatt, das gleich daneben zu sehen ist. Mit Aquarell sind hier Ornamente in runde Formen eingefügt, die an Töpfe oder Bullaugen erinnern. Das Blatt, das Damián Navarro 2011 gestaltet hat, wirkt spielerisch und abstrakt. Hier feiert die Form sich selbst. Rund 300 Jahre lie­ gen zwischen den beiden Blättern, die im sanft beleuchteten Dachgeschoss des Museums Oskar Reinhart in Winterthur auf einer roten Wand hängen.

Das Museum Oskar Reinhart wurde am 1951 im ehemali­ gen Knabenschulhaus der Stadt Winterthur eröffnet. Es ist das älteste Sammlermuseum der Schweiz und beherbergt rund 500 Gemälde und Skulpturen vom Ende des 18. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts aus Deutschland, Öster­ reich und der Schweiz. Mit der Ausstellung „CONFRONTATION“ feiert das Museum nun das 50. Jubiläum seiner Grafiksammlung. Denn schon 1965 hatte Reinhart seine Arbeiten auf Papier der ­b ereits 1940 von ihm selbst ins Leben gerufenen Stiftung ­O skar Reinhart überschrieben, die den Verbleib seiner ­Bestände in Winterthur regeln sollte. Rund 6.000 Werke be­ finden sich heute in der grafischen Sammlung, die bislang in einer Dauerpräsentation zu sehen war. Mit der Ausstellung „CONFRONTATION. Schweizer Zeichnungen von Liotard bis Noureldin“ beginnt das Museum Oskar Reinhart einen neuen Präsentationsmodus: Die empfindlichen grafischen Arbeiten werden künftig in thematischen und wechselnden Ausstellungen gezeigt.


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Eukalyptuszweige verbinden sich, auf die weiße Wand ge­ pinnt, zu stilisierten Frauenkörpern. Diese dreidimensionale Zeichnung zeigt die intelligente Pointiertheit dieses großen Schweizer Künstlers und Ironikers und illustriert zudem, dass sich der Begriff der Zeichnung in der Gegenwartskunst durchaus von Papier und Bleistift abgelöst hat. Ähnlich wie im Museum Oskar Reinhart ist auch die Ausstellung „CH-Variationen – Neuere Schweizer Zeichnun­ gen“ im Kunstmuseum Winterthur in der Tradition des eigenen Hauses verankert. Regelmäßig präsentiert das bereits 1916 gegründete Kunstmuseum Winterthur A ­ usstellungen in seinem grafischen Kabinett. Seit seiner Gründung waren ­neben Gemälden des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart stets auch Zeichnungen und andere Arbeiten auf Papier angekauft worden. Heute umfasst die Sammlung ­n eben französischen Zeichnungen des späten 19. und ­f rühen 20. Jahrhunderts vor allem Arbeiten der italieni­ schen Arte ­P overa und aus den USA. Heimische Kunst ist wiederum e­ igentlich kein Schwerpunktthema der eigenen Kollektion. Mit der Ausstellung „CH-Variationen“ rückt das Kunst­museum Winterthur nun aber bewusst Schweizer Ge­ genwartskunst in den Fokus. Dabei entstand eine Ausstellung von großer Farbigkeit. Mario Salas Wasserfarbzeichnungen von alltäglichen Dingen oder Bendicht Fivians Berlin-Aquarelle, die öde Unorte ­zeigen, könnten ebenso wie David Chieppos kleine narrative Arbeiten in Kreide und Pastell, die wie Momente aus einem

Johann Heinrich Füssli (1741–1825),

Markus Raetz (* 1941)

„Hamlet springt in das Grab Ophelias“, 1774,

„CK-Variationen (Die Schweiz)“, 1984,

Feder laviert über Grafit, Stiftung Oskar Reinhart,

Eukalyptusz weige, 141 x 246 cm

Foto: SIK- ISEA, Zürich (Philipp Hitz)

© Kunstmuseum Winterthur

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Die oben genannten Arbeiten von Liotard und Navarro illust­ rieren gleichsam treffend das Konzept der aktuellen Ausstellung, die junge Kunst aus der Schweiz und ältere Ar­ beiten aus der Sammlung des Hauses miteinander in Dialog bringt, in formaler Hinsicht oder auch thematisch. Da treffen das machtvolle Pathos Johann Heinrich Füsslis, der in seiner Wahlheimat England als „the wild suisse“ tituliert wurde, und die expressive Handschrift der Gegen­ wartskünstlerin Miriam Cahn aufeinander. Heidi Buchers Zeichnungen, die stets aus einer einzigen Linie heraus entste­ hen, hängen vis-à-vis der Arbeiten von René Auberjonois, der stets mit zögerlichem Stift auf dem Papier nach dem Motiv zu suchen schien. Nic Hess gestaltete eine ganze Wand, in die er Arbeiten anderer Kunstschaffender integrierte, darunter eine Art Comic von Ferdinand Hodler, in dem der große Symbolist den Mythos vom armen Künstler persiflierte und sich selbst dabei fleißig zitierte. Nur wenige Schritte durch den Stadtpark entfernt liegt das Kunstmuseum Winterthur. Auch hier ist aktuell eine Ausstellung mit Zeichnungen zu sehen. Das Thema ist also ähnlich, die Stimmung freilich eine ganz andere. Der Begriff der Zeichnung wird hier deutlich weiter gefasst. Das zeigt sich bereits an einer Arbeit von Markus Raetz: Feine


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Karim Noureldin, „Evo“, 2008, Farbstift auf Papier, Privatsammlung Schweiz © 2015 Pro Litteris, Zürich

langen und leisen Film wirken, durchaus auch Teil einer Schau zum Thema neue Malerei sein. Am augenfälligsten wird ­d iese Nähe zur Malerei bei Pia Fries, deren Collagen mit pastos aufgetragener Ölfarbe aufwarten. Vaclav Pozareks Zeichnungen hingegen zeigen die strenge Linie der Kon­ zeptkunst, während in Valentin Magaros gezeichneten Bestien und Szenarien eine Verwandtschaft mit der dunk­ len Welt eines HR Giger spürbar wird. Das Zusammenspiel der beiden Winterthurer Aus­ stellungshäuser verdankt sich eigentlich einem Zufall. Unabhängig voneinander arbeiteten Kunstmuseum und ­M useum Oskar Reinhart an ihren Projekten. In beiden

Häusern wird der gemeinsame Auftritt nach außen mit den Zeichnungsschauen nun jedoch als Schritt in die richtige Richtung gesehen. Dieter Schwarz, Direktor des Kunst­ museums Winterthur, wünscht sich seit Langem einen gemeinsamen Auftritt nach außen: „Öffentlichkeitsarbeit auf zwei Kanälen ist schlechter als auf einem Kanal.“ Auch in der Programmplanung sollten die b ­ enachbarten Häuser seiner Meinung nach enger zusammenrücken: „Es wäre ­sowohl für die ­Museumslandschaft in Winterthur wie auch für die Besucher besser, wenn man die beiden wunderbaren Sammlungen zusammenfassen könnte.“ Die engere Ver­ zahnung der beiden Häuser könnte, so hofft Schwarz, in


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Winterthur als Zeichen verstanden werden, denn seit einigen Monaten ­d iskutiert man im Stadtrat tatsächlich über ein ­neues ­Museumskonzept für die Stadt. Die aktuellen Ausstellungen geben dabei einen vielver­s prechenden Vorgeschmack in Sachen Museums­ kooperation: Besucher, die beide Ausstellungen sehen wollen, können Kombit ickets er werben und es g ibt ­Führungen durch beide Häuser.

bis 6. September 2015 „ C O N F R O N TA T I O N – S c h w e i z e r Z e i c h n u n g e n v o n L i o t a rd b i s N o u r e l d i n“ Museum Oskar R einhar t, Winter thur www. mu se umoskar re inhar t . ch bis 30. August 2015 „ C H - Va r i a t i o n e n – N e u e r e S c h w e i z e r Z e i c h n u n g e n“ Kunst museum Winter thur

ALICE HENKES

www. k mw. ch

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Pia Fries, o. T., 1995, Ölfarben auf Papier, 75 x 110 cm, © Kunstmuseum Winterthur


22 Die Fotografie als Kunst, Dokument und Gestalterin von Wirklichkeiten

Das Schweizer Fotozentrum


Außenansicht Fotomuseum Winterthur, Foto: Christian Schwager

Im Fotomuseum Winterthur geht es derzeit zu wie in einem surrealen Zoo. Gleich im ersten Saal rast ein riesiges Gürteltier durch den Raum, Giraffen wirbeln Salto schlagend durch die Luft und hat man die Schnecken hinter sich gelassen, die sich an den Wänden in erotischen Posen üben, gelangt man ­i rgendwann in einen Raum, in dem Dutzende Hunde und Katzen um einem Screen versammelt sind, auf dem stumm eine Diashow mit Tierbildern läuft. „Beastly / Tierisch“ heißt die aktuelle Ausstellung, die Direktor Duncan Forbes und sein Team in den weitläufigen Hallen einer ehemaligen Textilfabrik im Osten der Stadt ein­ gerichtet haben – und natürlich sind es keine Tiere aus Fleisch und Blut, die hier zu sehen sind, sondern Fotografien, Videos und Animationen von 30 Kunstschaffenden. Meister der Schwarz-Weiß-Fotografie wie Balthasar Burkhard und ­Jochen Lempert sind dabei, die US-amerikanische Aktions­ künstlerin Carolee Schneemann präsentiert ein irritierend anzügliches Selfie-mit-Katze-Tagebuch und Digital Natives wie Nicolas Deveaux, Filip Gilissen oder Simen Johan ­verwandeln per Mausklick die Fauna, wie wir sie kennen, in ein Paradies seltsamster Klone. Eine Arbeit der Estin Katja ­Novitskova zeigt exemplarisch, worum es geht: Das Beluga­ wal-Baby, das die Künstlerin als JPEG-Datei aus dem Internet geladen, am Computer freigestellt und schließlich auf einen mannshohen Aluminiumträger geplottet hat, tritt dem Besu­ cher hier Auge in Auge als das ins Monströse vergrößerte Klischee niedlicher Unschuld gegenüber. Die Frage liegt auf der Hand: Was sehen wir, wenn wir Tiere sehen? Was verrät ihre Darstellung über unsere Beziehung zu ihnen? Und wie verändern Technik und Medien dieses Verhältnis und unse­ ren Blick darauf? Die überraschenden Perspektiven, die thematische Vielfalt, vor allem aber die sinnliche und theoretische Inten­ sität, mit der das fotografische Bild hier als ein Medium verhandelt wird, das so umfassend wie kaum ein anderes ­u nser Verhältnis zur Welt prägt, haben das Fotomuseum Winterthur in den vergangenen zwei Jahrzehnten zu einer der führenden Institutionen für Fotografie in Europa gemacht. Knapp 150 Ausstellungen waren hier bislang zu sehen, darun­ ter wegweisende Retrospektiven von Foto-Legenden wie Paul Strand, André Kertész oder Diane Arbus und viel beachtete Soloschauen international gefeierter Künstlerstars wie Roni Horn, Nan Goldin, Andreas Gursky und Ai Weiwei. Flankiert wird dieser produktive Dialog zwischen historischer Auto­ renfotografie und fotografischer Gegenwartskunst von kulturgeschichtlichen Themenschauen zur angewandten ­Fotografie in Mode, Architektur oder Medizin und von klug auf bereiteten Ausstellungsfeatures, etwa zum Status des ­Bildes nach dem „digital turn“. Dass die Besucherzahlen im Fotomuseum demnächst die Millionengrenze erreichen werden, ist nicht nur Resultat der innovativen Ausstellungs- und Vermittlungsarbeit, die hier geleistet wird, sondern auch ein Glücksfall für Winter­ thur. Als das Fotomuseum 2003 erweitert wurde, zog zugleich die renommierte, 1971 in Zürich gegründete Fotostif­ tung Schweiz mit ihrer umfangreichen historischen Sammlung mit auf das Areal. In ihren Räumen zeigt sie seither

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ambitionierte Ausstellungen zur Schweizer Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts – zurzeit ist es eine atemberaubende Werkschau des Fotoreporters Jules Decrauzat. Eine öffent­ liche Fotobibliothek, die mehr als 20.000 Bände umfasst, und ein Bistro ergänzen das Angebot der beiden Häuser, die als „Zentrum für Fotografie“ heute einen Ort bilden, an dem sich Vermittlung, Forschung, Bewahrung und Nachwuchsförde­ rung in geradezu idealer Weise gegenseitig befruchten und zugleich ein attraktives Umfeld für die Arbeit junger Räume wie der Coalmine Galerie für künstlerische und dokumenta­ rische Fotografie im Zentrum der Stadt bieten. Anfang der 1990er-Jahre als Urs Stahel, Mitbegründer und langjähriger Direktor des Fotomuseums, erste Ideen zu diesem Projekt öffentlich formulierte, war eine derartige Er­ folgsgeschichte kaum abzusehen. „Die Leute konnten sich damals nicht einmal vorstellen, was ein Fotomuseum ist“, er­ innerte er sich kürzlich in einem Interview mit der NZZ. Was er dort zeigen wolle, fragten sie einst – Kameras? Anders als in den USA, wo das New Yorker Museum of Modern Art bereits in den 1940er-Jahren eine eigene Abteilung für Fotografie aufgebaut hatte, war das institutionelle Interesse am Lichtbild in Europa seinerzeit nur wenig ausgeprägt. Wie so oft, wenn es im Kulturbereich darum geht, Neues zu wagen, waren es so auch hier die Visionen und das Engagement Einzelner, die 1993 zur Gründung des ­F otomuseum Winterthur führten. Die Initiative ging vom Zürcher Verleger Walter Keller und dem Filmprodu­ zenten George Reinhart aus, der – zusammen mit seinem Bruder Andreas – Erbe des Winterthurer Handelhauses Gebrüder Volkart war und selbst Fotografie sammelte. Andreas ­R einhart stellte das Gebäude aus seinem Besitz ­n ahezu mietfrei zur Verfügung, George Reinhart über­ nahm die Kosten für den Umbau und Urs Stahel die Leitung des neuen Museums – für 20 erfolgreiche Jahre. Pünktlich zum Jubiläum trat er schließlich als Direktor zurück, um der neuen Generation das Ruder zu überlassen.

Duncan Forbes und Thomas Seelig, die das Fotomuseum ­s either als Kodirektoren leiten, haben Stahels Konzept, ­„ Fotografie als Kunst und als Dokument und Gestalterin von Wirklichkeiten“ zu zeigen, mit bemerkenswerter ­Konsequenz zugleich bewahrt und vorangetrieben. Neben klassischen Ausstellungen erweitern nun neue Formate wie der kuratierte Blog „Still Searching“ oder die vielfältig v ­ ernetzte Mikro­ schauen-Reihe „Situations“ die rund 1.000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche entlang aktueller Fragestellungen zur sozialen Funktion des digitalen Bildes oder der Macht ­v isueller Algorithmen konsequent in den v ­ irtuellen Raum des Internets. Auf der Suche nach ­einer zeitgenössischen, dem rasanten Wandel des Fotografischen angemessenen Ausstel­ lungspraxis ist ihnen damit gelungen, was man die Zukunft des Museums nennen könnte: ein flexibler, offener und abso­ lut gegenwärtiger Denk- und Erfahrungsraum der Fotografie. DIETRICH ROESCHMANN

bis 4 . Ok tober 2015 „ Beastly / Tier isch“ b i s 2 7. S e p t e m b e r 2 0 1 5 A n d r z e j S t e i n b a c h , „ h i e r“ , 2 0 1 3 S I T UA T I O N # 1 6 Fotomuseum Winter thur www.fotomu seum . ch www. sit uat ions.fotomuseum . ch Fotost if t ung Schwei z www. fotost if t ung. ch Z e n t r u m f ü r F o t o g ra f i e , W i n t e r t h u r w w w . z e n t r u m f u e r f o t o g ra f i e . c h

Andrzej Steinbach, aus „hier“, 2013, Sammlung Fotomuseum Winterthur, Schenkung Johanna Reinhart © Andrzej Steinbach


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Kulturnacht am 12. September 2015

Winterthur lädt ein ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N A N N E T TE H O FFM A N N

Andernorts fällt es den Galerien zu, den Beginn der neuen Kunstsaison mit einem gemeinsamen Event zu feiern. In Winterthur, einer Stadt, die so viele wie hochkarätige Museen hat, übernimmt es die hiesige Interessengemeinschaft Kunst­ sammlungen, mit der Kulturnacht alle zwei Jahre mit großem Aplomb zum Spätsommer ein Zeichen zu setzen und noch einmal die schöne Jahreszeit im Zeichen der Kultur zu feiern. Und da die Stadt Winterthur mit dem Kunstmuseum, dem

Museum Oskar Reinhart und dem Fotomuseum über wirk­ lich großartige Häuser verfügt, kann auch die Kulturnacht am 12. September 2015 zwischen 17 und 23 Uhr aus dem Vollen schöpfen. Während der diesjährigen Ausgabe werden sich nicht nur die Museumsbesucher bewegen, sondern auch die Institutionen selbst. Denn die Kulturnacht hat zur Pärchen­ bildung aufgerufen. Jedes der insgesamt 13 beteiligten Häuser hat sich einen Gast eingeladen und ein gemeinsames


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Arbeiten von Keith Tyson, Sean Landers, Heimo Zobernig Foto: Gerhard Born © Sammlung Ringier

Programm entworfen. Und so ist das Theater zusammen mit den Kulturräumen „oxyd“ ebenso mit von der Partie wie das Kulturzentrum „Alte Kaserne“ mit dem Verein Comic Panel Winterthur. Das Gewerbemuseum bildet mit dem 1982 ge­ gründeten Technorama eine naheliegende Kombination, suchen beide Häuser doch Wissen mit Erfahren zu verbinden. Das Besondere der Winterthurer Kulturnacht ist, dass sie nicht auf die bildende Kunst beschränkt ist, sondern die ge­ samte Bandbreite der städtischen Kultur abbildet. Jeder kann hier also eigene Schwerpunkte setzen. Ihren Abschluss findet die Kulturnacht im Fotozentrum, wo man den Abend mit Ge­ tränken und einem kleinen Imbiss ausklingen lassen kann. Was auch passionierte Museumsgänger freuen dürf­ te: Während der Kulturnacht gibt es mehr als die laufenden Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen zu erleben. Im Kunstmuseum Winterthur etwa ist zusammen mit dem Café des Arts eine Diskussionsrunde geplant und ­n atürlich stehen auch die beiden Sonderausstellungen mit Werken von Richard Deacon und El Frauenfelder offen. In der Kunsthalle Winterthur vertieft man in einer gemeinsamen

w w w . k u l t u r n a c h t w i n t e r t h u r. c h

Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur, Ansicht von der Gartenseite Foto: Dominique Uldr y, Bern, © Bundesamt für Kultur, Bern

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R

Installationsansicht im Oberlichtsaal der Villa Flora, 2015, „Collecting Lines. Zeichnungen aus der Sammlung Ringier“,

Aktion mit dem „Schützi TV“ die engen Beziehungen zwi­ schen Kunst und dem örtlichen Fußballverein FC Winterthur. Und auch die „Villa Flora“, die zuletzt verwaist war, ist dank des Gastspiels der Sammlung Ringier derzeit wieder öf­ fentlich zugänglich. Allein das Haus und seine stimmig eingerich­teten Räume und der Blick auf den Garten würden schon einen Besuch im Haus der Familie Hahnloser lohnen. In der Sammlung Oskar Reinhart befasst man sich anhand ­einer Zeichnung und Vorstudie von Aristide Maillol mit der Ent­s tehungsgeschichte von „La Méditerranée“. Die pro­ minentesten Persönlichkeiten der französischen Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden eben den Kern dieser großartigen und weltberühmten Sammlung, die immer noch im ehemaligen Wohnsitz des Sammlers bewundert werden kann. Der Winterthurer Kaufmann Oskar Reinhart (1865– 1965) verband sie hier mit einer anderen bemerkenswerten Sammlung von Werken deut­s cher, schweizer und öster­ reichischer Künstler, mit der er sein erstes Museum, das Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten, gründete. Bereits zu Lebzeiten schenkte er diese Kollektion der Stadt Winter­ thur, die seit 1951 im Museum Oskar Reinhart am Stadtgarten zu sehen sind; nach seinem Tod blieb auch der zweite Teil der Sammlung als Ganzes bestehen und ist heute noch immer in der Villa Oskar Reinharts öffentlich zugänglich.


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M Ü N Z K A BI N E T T U N D A N T IK E NSA M M LU NG b i s 1 7. A p r i l 2 0 1 6 „Ve r l o r e n , v e r g ra b e n , g e o p f e r t – k e l t i s c h e s G e l d i n d e r S c h w e i z“

Im dritten Jahrhundert v. Chr. prägen die Kelten nördlich der Alpen das erste Geld. Mehr als 200 Jahre lang werden keltische Münzen verloren, vergraben und geopfert. ­B asierend auf den Erkenntnissen eines Nationalfonds-­ Projektes thematisiert die Ausstellung die Anfänge der Geldwirtschaft in der Schweiz und vermittelt Wissenswertes über die keltische Kultur. Das Münzkabinett mit der Antikensammlung ist ein M ­ useum und Dokumentationszentrum zur Geldgeschichte und Archäologie. www. muen zkabinet. ch

Münzkabinett Winterthur, Foto: w w w.entzeroth.ch

Kunsthalle Winterthur Auf dem Weg in die Kunsthalle Winterthur gibt es noch ein kurzes Zögern. Lieber nach links, wo die Marktgasse ihrem Namen alle Ehre macht oder doch in den Hausflur rechts ab­ biegen? Wirtschaft und Kunst liegen in dieser Stadt oft eng beieinander. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat die Kunst ih­ ren Platz im ehemaligen Waaghaus, wo im Spätmittelalter das

Kaufhaus und die Waaghalle zu finden waren. Der charakte­ ristische rote Anstrich des Gebäudes ist jedoch das Ergebnis einer Stadtverschönerung des frühen 20. Jahrhunderts. In der Markthalle links wird heute aber immer noch gewogen: Käseund Wurstspezialitäten, frisches Obst und Gemüse. Schlägt man den rechten Weg ein, führt dieser über das Treppenhaus in den zweiten Stock zur zeitgenössischen Kunst. Ausstellun­ gen von Elizabeth Price, Alexander Gutke, Clare Goodwin, Yves Netzhammer sowie Hito Steyerl, Nathalie Djurberg und Wael Shawky waren hier schon zu sehen, seitdem Oliver Kiel­ mayer die Leitung der Kunsthalle Winterthur im Jahr 2006 übernommen hat. In dem international ausgerichteten Aus­ stellungsprogramm hat auch die regionale Kunstszene immer wieder ihren angestammten Platz. Die Stärke der historischen Räume der Kunsthalle Winterthur ist ihre Intimität, die kon­ zentrierte Schauen ermöglicht, die durch persönliche Vermittlungsformate ergänzt werden. Der „Dritte Raum“, ein schräg-bunter Salon mit kleiner Bibliothek, der vom Schwei­ zer Künstler Mark Divo geschaffen wurde, bildet den inspirierenden Rahmen für Gespräche und Vorträge.

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R

bis 6. September 2015 „ G i a n i n C o n ra d – U s u m“ w w w . k u n s t h a l l e w i n t e r t h u r. c h

„Der Dritte Raum“, Design: Mark Divo, Foto: Kunsthalle Winterthur


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Gewerbemuseum Winterthur Wie fühlen sich eigentlich verschiedene Hölzer an, wie sehen Baumwolle, Seide, Flachs oder Wolle im unverarbeiteten ­Zustand aus und welche Möglichkeiten der Glasur gibt es für Keramik? Im Gewerbemuseum Winterthur sind in unzäh­ ligen Schubladen Schätze der Alltagskultur verborgen. Ein Griff und alles breitet sich anschaulich aus. An Tischen kön­ nen Kinder Seile drehen und für die Erwachsenen stehen Fachbücher bereit. Das mitten in der Altstadt gelegene Muse­ um will sein Wissen augenscheinlich nicht für sich behalten. Seit 2009 ist das Materialarchiv Teil des Museums und knüpft damit an die Anfänge des Gewerbemuseums an. 1874 war es gegründet worden, um Handwerk und Gewerbe mithilfe von Mustern von Erzeugnissen und Rohstoffen zu inspirieren. 1999 hat man das Museum neu konzipiert und mittlerweile ist es das einzige in der Schweiz, das mit Wechselausstellungen und Veranstaltungen zwischen Alltagskultur und Kunst ­vermittelt. Sonderausstellungen wie derzeit „Der entfesselte R aum“ beziehen ganz selbst verständlich ver wandte ­D is­z iplinen wie Architektur, Kunst und Design mit ein. ­Ä lteste Kulturtechniken wie das Origamifalten finden ihre

Entsprechung in CAAD-Anwendungen und architektoni­ schen Modellen. Videos von Tanzstücken führen den Umgang von Choreografen mit dem Raum vor, Tablets geben Einblick, wie in Computerspielen Dreidimensionalität simuliert wird. Im gleichen Gebäude im Erdgeschoss ist die Uhrensammlung Kellenberger beherbergt. Hier schlägt die Stunde der guten ­a lten Zeit. Anschaulich zeigt die Präsentation, dass jede ­Epoche durch ihre eigene Vorstellung von der Zeit geprägt ist, etwa weil der Handel oder später die Eisenbahn geregelte ­Z eitordnungen verlangten. Es ist eine kleine Reise in die ­G eschichte unseres Alltags, während wir in den Räumen ­darüber in die Zukunft schauen. bis 1. November 2015 „ D e r e n t f e s s e l t e R a u m“ bis 18 . Ok tober 2015 „OL ED – Licht der Zuk unf t?“ Gewerbemuseum Winter thur www. gewerbemuseum. ch

Michael Hansmeyer/Benjamin Dillenburger ( Japan/Kanada), „Digital Grotesque“, 2013, Protot yp, ausgeführt in 3- D -Sanddruck; ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Computer Aided Architectural Design [CA AD] an der ETH Zürich, Foto: © Hansmeyer/Dillenburger


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Weitere Ausstellungen und Informationen www.winterthur-tourismus.ch / winterthur

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Zwischen Winter thur und Bodenseeufer

Kunstgenuss und Naturgenuss Wer sich in Winterthur dem Kunstgenuss hingibt, sollte unbedingt auch in den angren­ zenden Regionen der Schweizer Kantone Thurgau und St. Gallen auf Entdeckungstouren gehen. Denn zwischen Winterthur und dem Schweizer Bodenseeufer lässt es sich nicht nur ausgezeichnet Urlaub machen, sondern hier sind auch spannende Museen und ­O ffspaces der Kunst zu entdecken. Kunst- und Naturgenuss sind selten so symbiotisch erfahrbar wie in dieser Region. Riesige Obstplantagen, sonnige Weinberge, der Blick zum Bodensee und zu den Alpen prägen das Landschaftsbild. Eine ausgezeichnete Qualität an weltbekannten Kunstsammlungen und Ausstellungen sind hier ansässig und St. Gallen ist mit dem wunderschönen UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk ­a­bsolut eine Reise wert. Wer vom Genießen nicht genug bekommt, sollte unbedingt den Thurgauer Wein und Käse probieren oder bei einem Abstecher nach Gottlieben die bekannten „Gottlieber Hüppen“ als Mitbringsel für zu Hause einpacken. Folgen Sie uns an vier ausgewählte Hotspots in der Umgebung von Winterthur, die einerseits das Kunstherz höher schlagen lassen und gleichzeitig die Pulsfrequenz ­senken als Auszeit vom hektischen Alltag und dem Trubel der Großstadt. JASMIN HUMMEL

Ansicht der Kartause Ittingen, Foto: Sandro Schmid, © Kartause Ittingen


A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R


Kartause Ittingen mit Kunstmuseum Thurgau Zwischen Askese und Ästhetik „Denn nur als ästhetisches Phänomen ist das Dasein und die Welt ewig gerechtfertigt.“ Zitat von Friedrich Nietzsche als Bestandteil der künstleri­ schen Arbeit „Das Dasein und die Welt“ von Joseph Kosuth an der Museumsfassade des Kunstmuseums Thurgau.

Kartäusermönch in Pleterje, Foto: Zvone Pelko, © studio vision, Ljubljana

Die Kartause Ittingen, nur circa 20 Autominuten von Win­ terthur entfernt, vereint die Themen „Garten & Landschaft“, „Stille & Spiritualität“, „Kunst & Ref lexion“, „Duft & Ge­ nuss“. Die Begriffe „Askese“ und „Ästhetik“ werden in der Kartause Ittingen so zu Bezugspunkten. Ästhetische Phäno­ mene halten nicht nur durch die Kunst und das dort ansässige Kunstmuseum Thurgau Einzug – der magische Ort der Kar­ tause mit der ehemaligen Klosteranlage der Kartäusermönche, den Gärten, Rebhängen und dem Blick zum Berg Säntis sowie über die idyllische Landschaft des Thurgau ist an sich schon ein ästhetischer Kraftort. Im Zentrum der Lehre der Kartäusermönche und ­i hrer monastischen Lebensweise, die bis ins Heute wirkt, stand das Schweigen als Ausdruck einer asketischen ­H altung. Die K ­ artause ist damit auch ein Ort der Stille und der Selbstref lexion – heute bedeutet das: Rückzug vom Überf luss der Konsumgesellschaft und der Fülle der mo­ dernen Zeit. Eine Askese im Sinne von Entschleunigung,

Rückzug, Konzentration, Ruhe und Meditation, um zu neuer eigener und innerlicher Fülle, Inspiration und Muße zu gelangen und um das authentische Erleben wieder be­ wusst zu steigern. Die historischen Gebäude und die Gartenanlage um das Kloster bilden für das Kunstmuseum Thurgau ein Umfeld, in dem die vertiefte und vergeistigte Auseinandersetzung mit Kunst zu einem Erlebnis von seltener Intensität werden kann. In dieser scheinbaren Idylle lassen sich Fragen nach dem ­Zusammenhang von authentischer Erfahrung und Mystifi­ zierung, nach Originalität und Konstruktion trefflich stellen. Sie erhalten an diesem Ort der Inszenierung von Vergangen­ heit und Natur nicht nur eine besondere Anschaulichkeit, sondern durch die gleichsam natürliche Künstlichkeit der In­ szenierung auch ihren ganz besonderen Reiz. Die Kunst dient im Gegenzug als Mittel, um die Quali­ tät dieses Ortes und das authentische Erleben zu verstärken. Einige Räume liegen in ehemaligen Klosterkellern und bieten


der Kunst ein Setting für raumgreifende Installationen. ­ oderne künstlerische Positionen werden im Spiegel der M ­Vergangenheit reflektiert und können der Kunst selbst eine neue Bedeutungskonstitution zuschreiben. Es werden bei der Auswahl der Arbeiten auch gezielt solche gewählt, die die Idylle des Ortes brechen oder ganz bewusst Bezüge schaffen. Die wechselnden Ausstellungen setzen mit drei Schwerpunkten auf zeitgenössische Künstler, die einen Bezug zum Ort herstellen, auf die Präsentation von Künstlern aus der Region und auf Außenseiterkunst, die aktuell durch André Robillard vertreten wird, als der letzte lebende Künst­ ler, dessen Werk noch von Jean Dubuffet, dem Begründer der Art brut, persönlich in den Bestand der sogenannten Außen­ seiterkunst aufgenommen wurde. Höhepunkte der Sammlung sind außerdem Werke von Adolf Dietrich und der Besitz eines der bedeutendsten Werke von Joseph Kosuth, der als einer der Wegbereiter der Konzept­ kunst gilt. 1999 entstand für eine Ausstellung die Installation „Eine verstummte Bibliothek“, die den gesamten Boden des ehemaligen Weinkellers der Kartause Ittingen einnimmt.

Diese „verstummte Bibliothek“ und das Zitat von Nietzsche werden ergänzt mit herausragenden Werken aus Schweizer Privatsammlungen. Hotel, Restaurant, Bankette, Konzerte, Seminare, Ta­ gungen, Klosterladen mit einem Angebot an heimischen Produkten, Gärten, Gutsbetrieb, betreutes Wohnen und Ar­ beiten für Menschen mit psychischen oder geistigen Beeinträchtigungen, Werkbetriebe und das historische Ittin­ ger Museum ergänzen den Ort zu einem facettenreichen sowie lebendigen Kultur- und Seminarzentrum mit überregi­ onaler Ausstrahlung.

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JASMIN HUMMEL

www. k un st mu se um . tg. ch www. kar tause. ch

Schloss & Park Arenenberg und THE VIEW in Salenstein Vom Museum zum Offspace Grafiken, Autografen und Büchern aus dem Besitz von ­K aiserin Joséphine, Königin Hortense sowie Prinz Louis Napoléon. Manche der Stücke sind weltberühmt. Wech­ selnde Ausstellungen historischer Gemäldezyklen und thematischer Sonderschauen ergänzen den Rundgang im Museum. Die Gartenanlage und der Park laden zum Fla­nieren ein und ­repräsentieren ein Stück historischer Gartenbaukunst am Bodensee.

Foto: Napoleonmuseum Thurgau

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R

Auf der Schweizer Seite des Bodensees, hoch oben auf dem Seerücken, befindet sich ein ganz besonderes Kleinod mit traumhafter Aussicht über den Untersee – das Napoleon­ museum Thurgau mit Schloss & Park Arenenberg. Es gilt als das schönste Schloss am Bodensee und präsentiert mit ori­ ginalgetreuen Stücken das Exilleben der Bonapartes. Das Napoleonmuseum verfügt über eine umfangreiche Samm­ lung an Möbeln, Kleingegenständen, Geschirr, Gemälden,


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Die Gegend um Salenstein und die einmaligen Sonnenunter­ gänge sind unter Kennern der Region ein Geheimtipp, ebenso das Ausstellungskonzept THE VIEW – Contem­porary Art Space: In drei unterirdisch angelegten Räumen – dem Salen­ steiner Zivilschutzbunker, dem historischen Berlinger Wasserreservoir und einem höhlenartigen, einst militäri­ schen Unterstand – erwartet die Besucher eine ganz besondere Ausstellung. Ausgehend von der SCHREINEREI 14, in der Fruthwilerstraße 14 in Salenstein, geht man in Form einer ­g eführten Tour per Bustransfer oder zu Fuß auf Ent­ deckungsreise in die drei für Kunstpräsentationen unüblichen Offspaces. Dabei bietet sich mit diesen expe­r imentellen ­P räsentationsformen für die Wahrnehmung von Kunst ein extremes Spannungsmoment und eine unvergessliche Begeg­ nung mit zeitgenössischer Kunst unter Tage. Raumbezogene

Im Wasserreser voir, THE VIEW – Contemporar y Art Space

Installationen, die sich mit Klang, Licht, Fotografie, Medien­ kunst und bewegtem Bild befassen, ­werden in dieser Kulisse in ihrer Wirkung ins Maximum gesteigert. Auch dieses Jahr öffnet THE VIEW wieder für Kunst­ interessierte die Türen. THE VIEW zeigt bis 26. September 2015 angekaufte Werke aus den vergangenen J­ ahren sowie das faszinierende interaktive „Plant Growing“ von Christa ­Sommerer & Laurent Mignonneau oder den k ­ lingenden „TonSchirm“ von Bernhard Leitner. JASMIN HUMMEL

www. the-view-ch. com www. napoleonmu se um . tg. ch


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Fernando Botero während der Vernissage in Rorschach, 27. März 2015, Foto: Damian Imhof

Das Würth Haus Rorschach liegt direkt am Schweizer Boden­ seeufer und beherbergt das Forum Würth. Es gibt nicht nur Einblicke in eine der bedeutendsten Kunstsammlungen welt­ weit, sondern mit seiner direkten Seelage auch traumhafte Ausblicke auf das „Schwäbische Meer“. Mit europaweit ins­ gesamt 15 Museen und Kunstdependancen forciert die Würth-Group das außergewöhnliche Konzept der „Kunst am Arbeitsplatz“ und greift dabei zentrale Aspekte des heutigen Unternehmens wie Modernität, Internationalität und Quali­ tät in ihren Kunstpräsentationen auf. Basis aller Aktivitäten ist die mittlerweile rund 16.000 Werke umfassende, inter­ national ausgerichtete Sammlung Würth. Das Forum Würth zeigt außerdem regelmäßig wech­ selnde Ausstellungen von Weltformat – die den Besuchern kostenlos offenstehen. Neben dem sozialen Engagement und der Unterstützung von Kreativ- und Behindertenwerkstätten ist es der Familie Würth ein wichtiges Anliegen, hochklassige Kunst für jedermann zugänglich zu machen. Auch Touristen, die entlang des angrenzenden Bodensee-Radwegs unterwegs sind, werden gern eingeladen, ins Museum zu kommen, der Kunst zu begegnen und am kulturellen Leben von Würth teilzuhaben. Mit der Ausstellung „Boterosutra“ zeigt das Forum Würth Rorschach bis 6. September 2015 wieder ein Highlight: ­F ernando Botero (* 1932, Medellín/Kolumbien), einer der

bekanntesten bildenden Künstler Lateinamerikas, gibt mit seiner aktuellen Werkserie Einblicke in eine intime Welt. Thematisch ließ er sich vom Inbegriff des Lehrwerkes der Ero­ tik, dem indischen Kamasutra, inspirieren, was im Übrigen der Werktitel nicht ohne Humor bereits verrät. Dabei bleibt Botero auch in dieser unkonventionellen Suite seinem auf­ fälligen, grotesk-naiven Figurenstil treu. Vor wenigen Jahren stellte die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall seine schockierende Bilderfolge „Abu Ghraib“ (2005) vor, in der Botero die Informationen über die Gräuel in dem irakischen US-Gefängnis verarbeitete, die an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Mit „Boterosutra“ ­befreit sich der Künstler von diesem Albtraum. Es ist viel­ mehr die Liebe eines Paares, die Botero nun variierte. Nirgends taucht dabei Obszönes oder Schockierendes auf. Es ist vielmehr ein rhythmisches Spiel zweier Körper – ­z urückhaltend, friedlich. JASMIN HUMMEL

bis 6. September 2015 B o t e ro s u t ra v o n F e r n a n d o B o t e ro w w w . w u e r t h - h a u s - ro r s c h a c h . c h

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R

Würth Haus mit Forum Würth Rorschach Einblicke und Ausblicke


St. Gallen? Lohnt sich! Ein Besuch im traditionsreichen Kunstmuseum

Christoph Büchel, „THE HOUSE OF FRICTION (PUMPWERK HEIMAT)“, bis 8. November 2015,

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — W I N T E R T H U R

Wasserturm der Lokremise, Foto: Stefan Rohner

Am Anfang war ein präpariertes Nilkrokodil. Das Geschenk eines polyglotten Bürgers, das 1623 einen Platz in der örtlichen Bibliothek fand, markiert den Beginn der städtischen Samm­ lung. So heißt es in der Chronik des Kunstmuseums St. Gallen. Doch von einem Museum, wie es heute da steht, waren Stadt und Bürgerschaft noch mehr als zweieinhalb Jahrhunderte entfernt. Erst mussten weitere Skelette, alte Wappenscheiben, Herbarien, Münzen, Büsten und Porträts berühmter Zeit­ genossen sowie Bilder und Stiche folgen, ehe die bunte Sammlung im ehemaligen Katharinenkloster eine Heimstatt fand. Aber das Kloster sollte sich nur als Provi­sorium erwei­ sen. Die anhaltende Flut der Schenkungen führte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert zu Überlegungen, einen Neubau für die Kollektion zu errichten. Hinzu kam, dass der Kunst­ verein – 1827 gegründet – ohne festes Haus war und die St. Gallische Naturwissenschaftliche Gesellschaft zwar von 1846 an ein Museum ihr Eigen nennen konnte, ihre Sammlung aber an verschiedenen Orten der Stadt gelagert werden musste. Nach einer weiteren, ein halbes Jahrhundert andau­ ernden Phase der Diskussion und Planung – unter dem Architekten Johann Christoph Kunkler –, wurde 1874 „auf dem Brühl“ mit dem Bau begonnen. Neben der politischen Gemeinde beteiligten sich auch viele Bürger mit Spenden an der Finanzierung des Museums, das am 8. Oktober 1877 eröff­ net wurde. Das neue Haus mussten sich die Kunstfreunde jedoch nicht nur mit dem Naturmuseum und anderen Samm­ lungen teilen, sondern auch mit dem Historischen Verein des

Kantons St. Gallen. Das änderte sich 1921, als der Verein das Historische- und Völkerkundemuseum bezog. Mit dem Um­ zug stand der Kunst das komplette Obergeschoss im nunmehr „Alten Museum“ zur Verfügung. Wahr ist, dass das Kunstmuseum heute wieder unter Raumnot leidet. Aber Hoffnung auf Abhilfe besteht: Im ­Oktober 2016 bezieht das Naturmuseum ein neues Haus, ab diesem Zeitpunkt wird das Kunstmuseum ungefähr doppelt so viel Fläche aufweisen (von 1. 400 auf ca. 2.800 Quadrat­ meter). Und ­Roland Wäspe, Direktor des Kunstmuseums, sowie Konrad Bitterli, sein Stellvertreter, sind guten Mutes, dass der Komplex ab 2019 saniert wird und damit den Bedürf­ nissen der zeitgemässen Präsentation bildender Kunst angepasst wird. Bedingt durch die Raumsituation können nur kleine Ausschnitte der Sammlung gezeigt werden. Diese wuchs seit Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur dank groß­ artiger Schenkungen – noch während der Planungsphase des M ­ useums gelangte ein Konvolut an Grafik von Rem­ brandt bis Dürer in die Kollektion der Stadt –, sondern auch durch gezielte ­A n­k äufe. Schwerpunkte des Museums sind italie­n ische und niederländische Malerei des 17. Jahrhun­ derts, also des ­„ Gol­d enen Zeitalters“, Kunst des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts der Schweiz (darunter ­elementare Werke von Hodler), Deutschland (Spitzweg, ­L iebermann, ­Corinth) und Frankreich (Delacroix, Corot und die Impres­sionisten) sowie internationale Kunst der Moderne (Arp, Kirchner, Klee, Warhol). Seit den 1950er-Jahren wird auch die Appenzeller Bauernmalerei gepf legt (Lämmler, Haim) und selbstverständlich haben Wäspe/Bitterli auch die


zeitgenössische Kunst im Blick. Das reicht von Imi Knoebel, Nam June Paik über Richard Serra bis hin zu den einheimi­ schen Größen mit internationalem Renommee: Pipilotti Rist und Roman Signer. Ihnen widmete das Kuratorenteam, zu dem noch ­M atthias Wohlgemuth und Nadia Veronese, Leiterin des Kunstvereins, gehören, viel beachtete Retrospektiven. Wie andere Häuser – auch der kunstaffinen Region, hier sei nur an Bregenz, Liechtenstein, Chur und Winterthur erinnert –, ­bietet das Kunst­museum, das vergangenes Jahr 45.000 Be­ sucher zählte, ein anspruchsvolles Programm mit jährlich bis zu zehn Wechsel­ausstellungen. Wobei nicht nur die Säle im Kunkler-Gebäude genut zt werden, sondern auch die ­Kunstzone der Lokremise. Sie gilt als Kulturlabor für die zeit­ genössische Kunst und ermöglicht prozessorientierte Ausstellungen sowie „Artist-in Residence“-Projekte. Im Wasserturm der Lokremise zeigt das Kunstmuseum perma­ nent die einzige öffentlich zugängliche Installation des international tätigen St.Galler Künstlers Christoph Büchel, das Besucher physisch und psychisch fordernde „House of Friction“. Im Außenbereich macht der französische Künstler Michel Verjux mit Lichtprojektionen das Kulturzentrum ­L okremise mit Badhaus und Wasserturm in der städtischen Landschaft neu sichtbar. Mit der Autorin Isabelle Lartault wird diese Ausstellung im Innenraum der Kunstzone in ­einem spannenden Dialog mit ihrem Partner Michel Verjux und einem wunderbaren Zusammenspiel von dargestelltem Licht und Wort weitergeführt (bis 26. Juli 2015). Anschlie­ ßend wird die Ausstellung der englischen Bildhauerin Phyllida Barlow eröffnet. Die Künstlerin verwandelt mit ­i hren „Anti-Monumenten“(Bitterli) aus verschiedensten ­Materialien die Remise in einen eindringlichen Erlebnisraum (22. August bis 8. November 2015).

Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre Ausstellungstätig­ keit von Judd bis Palermo, von Karin Sander bis Mona Hatoum, von Weiner bis Warhol und Wurm zeigt – hier wird, auch bei thematischen Präsentationen, auf höchstem Niveau gearbei­ tet, umfassende Kunstvermittlung inklusive. Das Programm liest sich wie ein Who’s who der zeitgenössischen und ­Gegenwartskunst. Wobei das Führungsduo Wäspe/Bitterli immer wieder auch lkonen aus der eigenen Sammlung unter thematischen oder historischen Fragestellungen ins Pro­ gramm einbringt. Kooperationen mit anderen Museen sind selbstverständlich, auch Leihanfragen werden gerne bedient – so ergänzte im Frühjahr das Museum Oskar Reinhart in Winter­t hur seine „Oranje“ betitelte Ausstellung mit Werken niederländischer Kunst aus dem St. Galler Fundus. Aktuell präsentiert das Kunstmuseum den 1969 gebo­ renen irischen Foto-, Video- und Performance-Künstler Gerard Byrne, Teilnehmer der „dOCUMENTA (13)“. „Sein Werk ­basiert auf Geschichten, die irgendwie neben der offi­ ziellen Geschichte stattgefunden haben, uns aber über die Welt und die zugrunde liegenden Ideale und Identitäts­ konstruktionen vermitteln“, erklärt Konrad Bitterli, der diese Ausstellung auf den Weg gebracht hat (bis 13. September 2015). Es ist, wie so oft, die erste Präsentation des viel gefragten ­Multimediakünstlers in der Schweiz. Und während Bitterli noch voller Stolz über die Byrne-Ausstellung spricht, lau­ fen bereits die Vorbereitungen zur nächsten großen Schau auf Hochtouren, die er verantwortet: „Es werde Licht … Von den Impressionisten zu Thomas Alva Edison“. Bedeu­ tende ­Gemälde des Impressionismus stehen dabei im Dialog mit Werken von u. a. John M. Armleder, Monica Bonvicini, Nedko Solakov oder Dan Flavin. Sie alle lassen das Kunst­ museum einmal mehr in neuem Licht erstrahlen. St. Gallen? Lohnt sich! SIEGMU N D KOPITZKI

www. k un st mu se um sg. ch

Museumsansicht, Foto: Sebastian Stadler

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FWR_Waldeslust_Ad_4c_181x125_Layout 1 03.03.15 14:55 Seite 1

% RORSCHACH

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FORUM

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Bäume und Wald in Bildern und Skulpturen der Sammlung Würth

Christo, Wrapped Trees, Project for the Fondation Beyeler and Berower Park, Riehen, Switzerland, 1998, Collage (Detail), Sammlung Würth

www.forum-wuerth.ch • Churerstrasse 10 • 9400 Rorschach

26. 1. 2015 – 22. 1. 2017 April – September: täglich 10–18 Uhr Oktober–März: Di – So 11–17 Uhr

Alle Aktivitäten des Forum Würth Rorschach sind Projekte der Würth Group.


Christian Marclay Action Nachtbilder CARAVAN 3 / 2015: Kyra Tabea Balderer Ausstellungsreihe für junge Kunst

*Aargauer Kunsthaus 30. 8. – 15. 11. 2015 Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 – 17 Uhr Do 10 – 20 Uhr www.aargauerkunsthaus.ch

der Rhein im wandel der Zeit

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Liechtensteinisches Landesmuseum, Abbildung: Sven Beham

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Bild: Christian Marclay, Whomp, 2006, Courtesy of the artist & White Cube, London

Landschaftsgemälde von Johann Ludwig Bleuler und aktuelle Fotografien Sonderausstellung, 18. April 2015 – 11. Oktober 2015 Museum, Shop und Restaurant, täglich von 10 bis 18 Uhr Steinenvorstadt 1, CH-4051 Basel | www.swmb.museum Das Gebäude ist rollstuhlgängig.

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Foto: Christoph Markwalder

von den Quellen bis zur Mündung

Liechtensteinisches Landesmuseum

Spielzeug Welten Museum Basel 19.02.15 13:26


Harald F. Müller

Im Farbbad

Sein Atelier hat sich Harald F. Müller in den Gebäuden des ehemaligen Augustinerchorherrenstifts in Öhningen, einem kleinen Dorf am Bodensee, unmittelbar an der Grenze zur Schweiz eingerichtet. In den ehemaligen Wohnräumen eines der Chorherren, in denen Verweise auf Vergangenes allgegen­ wärtig sind, entwickelt der Künstler seine Konzepte für Arbeiten in Räumen heutiger Hotspots der Wirtschaft und der Wissenschaft. Diese seine Schöpfungen finden sich bei­ spielsweise im Google-Headquarter in Zürich oder im Foyer des Prime Towers, dem höchsten Gebäude der Schweizer Hauptstadt, ebenso in den Räumen des Höchstleistungs­ rechenzentrums der Universität Stuttgart oder dem kürzlich eröffneten Werkhof des Gartenbauamts der Stadt St. Gallen. Hier wie in über einem Dutzend weiterer Bauten besetzt ­Harald F. Müller Wände und Räume mit Farben und manch­ mal auch mit Bildern. Was in der Beschreibung unspektakulär klingen mag, führt beim Erleben von Müllers Interventionen

nicht selten zu einer totalen Neudefinition dessen, was Archi­ tektur sein kann. Seine Werke verleihen den Räumen eine ganz eigene Qualität, die über das rein Architektonische weit hinausgeht. Eine der ersten, aber in ihrer Radikalität noch immer wegweisenden Farbarbeiten konnte der Künstler 2004 im neuen Gästehaus der Kartause Ittingen realisieren. Im ­ehe­m aligen Kartäuserkloster wird inzwischen ein Teil der Gebäude als Hotel- und Seminarinfrastruktur genutzt. Diese erfuhren in jener Zeit eine umfassende Sanierung durch das Büro harder spreyermann architekten. Dabei wurde ein ehema l iges St a l l- u nd S cheu nengebäude zu ei nem ­Z immertrakt umgebaut, der durch ein Foyer und eine mehrstöckige Treppenhalle erschlossen wird. Zwei Wände und ein Deckenstück dieser durchs ganze Gebäude aus­ greifenden Raumfigur konnte ­H arald F. Müller mit selbst gewählten Farben bespielen. Er entschied sich für ein

Harald F. Müller, Kartause Ittingen, Hotel, 2004, Warth


45 Vergleichbare Konzepte einer großflächigen Besetzung von Wänden mit Farben konnte Harald F. Müller seitdem an den unterschiedlichsten Orten umsetzen. Insbesondere mit dem Architektenduo Annette Gigon und Mike Guyer verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, die um die Jahrtau­ sendwende mit dem Farbkonzept für die Wohnsiedlung „Broëlberg“ in Kilchberg unweit von Zürich begann und seit­ her bei mehreren Projekten in der ganzen Schweiz vertieft wurde. Die Kooperation des Künstlers mit den Architekten hat vielerorts zu überraschenden Farb­lösungen an und in Ge­ bäuden geführt, die manchmal – wie bei den 2009 erstellten Stellwerkbauten am Bahnhof in ­Zürich – ganz unscheinbar sind, manchmal aber mit schreienden Kontrasten jenseits ­jeder traditionellen Farbenlehre das Auge reizen, etwa bei der Ausbildungswerkstätte Appisberg bei Männedorf, wo hell­ grüne Baukörper in der hellgrünen Frühlingswiese stehen. Es ist jedoch nicht nur die Möglichkeit zu Spektaku­ lärem, die Harald F. Müller an der Farbe interessiert. Dies zeigt sich in seiner Arbeit für das Winterthurer Museum „Am ­Römerholz“, wo er zusammen mit der Kuratorin Mariantonia Reinhard-Felice die Farbe der Raumbespannung bestimmte.

Harald F. Müller, „First Cuts“, Eingang Prime Tower, Zürich, Gigon/Guyer Architekten, Foto: Harald F. Müller

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Venezianischrot und ein Kupferblau an den Wänden sowie ein dunkles Anthrazit für die Decke. Die Auswahl dieser ­F arben war dabei weder zufällig noch intuitiv. Sie beruhte vielmehr auf einer sorgfältigen Analyse der ­Umgebung. In der Einfärbung von Stuckaturen und Deckengemälden der ­ehemaligen Klosterräumlichkeiten hatte Harald F. Müller ebenjene Farbtöne vorgefunden, die – nun eingebracht in die neu erbaute Hotelinfrastruktur – nichts mehr von ihrer Her­ kunft aus den Tiefen der Vergangenheit ahnen ließen, aber trotzdem eine verbindliche und wahrnehmbare Verbindung zu den historischen Gebäudeteilen schaffen. Die Wirkung dieses großflächigen Farbeintrags ist bis heute verblüffend: Der kahle, ansonsten ganz in Weiß ge­ haltene Treppenraum wird zu einem Ort einer geradezu körperlichen Farberfahrung. Auch wenn der Anstrich nur die eine Wand besetzt, so tönt dessen Abstrahlung ebenso jede andere Fläche des verwinkelten Raums je nach Lichteinfall in­ tensiver oder sanfter ein. Wer die Treppe nach oben steigt, nimmt gleichsam ein Farbbad, schwebt dahin im Venezia­ nischrot mit all seinen Schattierungen, die den Raum zum Vibrieren bringen. Das Himbeerrosa legt sich über Haut und Kleider und durchwirkt jeden Winkel, sodass der Weg ins Hotelzimmer zu einer ganzheitlichen Farberfahrung wird. Das Dasein und die Welt werden für einen Moment ganz und gar zu einem ästhetisch-koloristischen Phänomen.


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Harald F. Müller auf der ART COLOGNE 2015

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C O L L A B O R AT I O N M A I 3 6 G A L E R I E, Z Ü R I C H / M I R KO M AY E R G A L E R I E – M - P R O J E C T S , KÖ L N

Harald F. Müller, „MALER UND MODELL. BIRMANIE“, 2015 C- Print auf Alucore, Diasec, 120 x 120 x 15 cm, Courtesy Mai 36 Galerie / Mirko Mayer Galerie – m-projects

rechts: Harald F. Müller, „MALER UND MODELL. K AL ASCHNIKOW“, 2015 C- Print auf Alucore, Diasec, 240 x 240 x 15 cm, Bild mit Modell, inszeniert auf der diesjährigen ART COLOGNE, Fotos: Art Cologne, Collaboration: Mai 36 Galerie / Mirko Mayer Galerie – m-projects



Harald F. M端ller, Werkhof Gartenbauamt, St.Gallen, 2015 Allemann Bauer Eigenmann Architekten, Foto: Hannes Henz, Z端rich


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Harald F. Müller, Farbkonzept, Werkhof Gartenbauamt, St.Gallen, 2015

Die Wahl des richtigen Grautons war hier eine heikle Sache, ging es doch darum, die Bilder der Sammlung Oskar Reinhart richtig zum Klingen zu bringen und gleichzeitig eine ange­ messene, sprich unaufdringliche, elegante Raumerfahrung zu erzeugen. Denn letztlich sind die Hintergrundfarben in ­M useen genauso bestimmend für die Wahrnehmungs­ erfahrung und Empfindungen der Besucher wie die stark farbigen W ­ ände etwa im Ittinger Hotel. Nur legt sich ein Grau um so viel dezenter und unaufdringlicher auf die Haut wie ein Venezianischrot.

Harald F. Müllers Farbkonzepte für Architekturen sind stets untrennbar verbunden mit den Bildwerken, die in ­s einem Atelier entstehen. Seine Arbeit im Kloster ist eine permanente bildnerische Erforschung. Allerdings sind ­H arald F. Müllers dafür eingesetzte Instrumente nicht pri­ mär Pinsel und Leinwand, sondern vor allem die Fotografie. Seit Jahrzehnten sammelt und untersucht der Künstler dieses ­Medium. Sein Rohmaterial findet er auf Flohmärkten, in Ar­ chiven, B ­ üchern oder auch mal in Druckereiabfällen. Letztlich ist es die ganze unüberschaubare Menge der je entstandenen Bilder, die sein Arbeitsmaterial bilden. Durch seine Auswahl, aber auch das Neufokussieren und die Reinszenierung an der Wand veredelt er die an sich banalen Einzelfotografien und überführt sie in den neuen Wahrnehmungskontext des Kunstraums. Hier werden seine „Cuts“, seine Einschnitte in die Bildermasse der Welt, zu Ausgangspunkten einer sub­ stanziellen ästhetischen Betrachtung und Diskussion über das Funktionieren der Bilder. Die Farbe spielt auch in diesen Atelierarbeiten eine wichtige Rolle, besonders in der Serie „Ciba Noir“. Der Titel dieser Folge bezieht sich auf das Farbfotopapier „Cibachrome“, dessen Produktion 2011 endgültig eingestellt wurde. Die ­D igitalisierung hatte dieses hochklassige, auf chemischen Prozessen beruhende Fotopapier obsolet, weil zu teuer

Harald F. Müller, „Ciba Noir“, Ausstellung im „Magazin4“, Bregenz, 7. März bis 24. Mai 2015, Foto: Ulrike von Dewitz


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Harald F. Müller, Wandfarben für die Sammlung und für Ausstellungen, 2010/2015

­ erden lassen. Harald F. Müller setzt in „Ciba Noir“ nun die w letzten Cibachrombögen als Readymade-Bilder ein, indem er die unbelichteten Fotopapiere wie seine anderen Bilder inszeniert. Er sieht in jeder der karamellfarbenen Flächen eine unendliche Sammlung von nicht entstandenen Bil­ dern ­enthalten. In der Ausstellung im Magazin4 – Bregenzer Kunstverein 2015 zeigte sich dieses Potenzial deutlich in den Spiegelungen des Ausstellungsraums auf den Oberflächen der präsentierten Fotopapiere. Rund einhundert Jahre nach ­K asimir Malewitschs ikonischem „Schwarzem Quadrat auf weißem Grund“ künden Harald F. Müllers Quadrate der Serie „Ciba Noir“ von der nächsten epochalen Veränderung im Um­ gang mit dem Bild.

Dass die „Cuts“ und die „Ciba Noir“-Serie im Ausstellungs­ raum als reliefartige Körper auf bemalte Wände gehängt sind, verbindet sie als Atelierarbeiten des Künstlers wieder ganz di­ rekt mit seinen Farbkonzepten für Bauten. Im Werk von Harald F. Müller bedingen sich so Bild und Raum immer ge­ genseitig. Räume wollen wie Bilder gesehen werden; Bilder wiederum eröffnen Räume. MARKUS LANDERT

w w w . h a ra l d f m u e l l e r. d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — K Ü N S T L E R

Sammlung Oskar Reinhart, „Am Römerholz“, Winterthur, Foto: Harald F. Müller


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Daniel und Karolin Bräg „Du hast dich verändert. Es bleibt nichts wie es war. Nichts ändert sich. Gar nichts. Alles verändert sich.“

Forum Kunst Rottweil 5. 7. - 16. 8. 2015 Eröffnung 4. 7. 2015, 19 Uhr

FORUM KUNST ROTTWEIL Friedrichsplatz D-78628 Rottweil www.ForumKunstRottweil.de Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 14-17, Do 17-20, Sa+So 10-13, 14-17 Uhr


Tsang Kin-Wah

Ecce Homo Trilogy II 23. August bis 15. Dezember 2015

1. Mai bis 30. September täglich 11 –18 Uhr 1. Oktober bis 30. April Montag bis Freitag 14 –17 Uhr Samstag, Sonntag und allgemeine Feiertage 11 –17 Uhr www.kunstmuseum.ch


BREGENZ KULTUR- UND FESTSPIELSTADT

Informationen Bregenz Tourismus & Stadtmarketing GmbH, RathausstraĂ&#x;e 35a, 6900 Bregenz +43 (0)5574 4959-0 tourismus@bregenz.at bregenz.travel facebook.com/bregenz.stadtmarketing

Stadt erleben



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Bregenz

Einzigartig zwischen Bodensee und Pfänder Bregenz verfügt über eine wunderbare kulturelle Infra­ struktur. Dennoch tüfteln Tourismusexperten stetig an Verbesserungen und neuen Möglichkeiten, das An­gebot zu erweitern. ARTMAPP traf sich zum Gespräch mit Christoph Thoma, Geschäftsführer der Bregenz Tourismus & Stadt­ marketing GmbH, über große Zukunftsvisionen und unvergessliche Blicke in die Ferne, die einen immer wieder­ kehren lassen.

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ARTMAPP: Kürzlich ließ Bregenz in den Medien aufhorchen, als es hieß, man wolle sich für 2024 als Europäische Kulturhauptstadt bewerben. Nun hat die Stadt jenseits ihrer außerordentlich attraktiven Lage und einem ganzjährig bestens etablierten Kulturprogramm ja auch einiges zu bieten. Könnte man in der Wahrnehmbarkeit von Bregenz inhalt­ lich oder strukturell noch etwas verbessern, was ja meist Anliegen und Ausgangssituation für eine solche Bewerbung ist? Christoph Thoma: Wir prüfen aktuell, ob eine Bewerbung als Europäische Kulturhauptstadt für Bregenz tatsächlich eine Option ist; dabei binden wir Stakeholder, Intendanten, Kunstszene und auch die Wirtschaft der Region aktiv ein. Sie haben das richtig erkannt, Bregenz hat eine wunderbare ­k ulturelle Infrastruktur. Wir stellen uns der Frage, wo wir 202 4 stehen wollen, wie wir dann leben und wie arbeiten ­werden. Daran schließen sich direkt die Fragen an, wie wir uns als G ­ esellschaft selbst wahrnehmen, was zu verbessern ist, sowie auch Fragen der Quartiersentwicklung, baulich wie auch in punkto Lebensqualität. Das ist unsere Ausgangs­ situation: Wir stellen den Menschen ins Zentrum und definieren einen zeitgemäßen, sehr breiten Kulturbegriff. Wie auch immer diese mögliche Bewerbung ausgeht, wir ­haben bereits jetzt neue Ansätze der Kooperation gefunden, schon alleine das spricht für die Auseinandersetzung mit der Kulturhauptstadt-Thematik. ARTMAPP: Wenn die Ausstellungshäuser ­schließen, spätestens, wenn die Scheinwerfer der Bühnen erlöschen, tut sich einiges auf den Park­ plätzen der Stadt. Womit möchten Sie einen ­Tages-/Festivaltouristen überzeugen, beim nächs­ ten Besuch die Stadt bei Nacht zu erleben, bis zum Frühstück oder darüber hinaus zu bleiben? CT: Bregenz ist eine Stadt, die einzigartig zwischen dem Bo­ densee und dem Berg Pf änder liegt. Sie versprüht viel

Urbanität und stellt folglich einen Stadtraum dar, der neben den erwähnen Kulturangeboten, den Menschen ins Zentrum stellt. Menschen sollen verweilen, hochwertige Kulinarik er­ leben, Cocktails genießen, die Seele in unserer „Beach Bar“ in der Hafenpromenade baumeln lassen oder die eine oder ande­ re Bar erleben. Und zudem gibt es in Bregenz bibliophile Hotels, Rückzugsmöglichkeiten mit literarischen Angeboten, sprich, wir sind eine Kulturstadt durch und durch. ARTMAPP: Vier Länder grenzen in unmittelbarer Nähe von Bregenz aneinander, zusammengefasst wird dies unter dem Begriff „Bodenseeregion“. Kann sich in dieser geografischen Lage so etwas wie Urbanität entfalten? CT: Die Vierländerregion ist eine der größten „Städte“ im ­ eitesten Sinne; wir sprechen hier von mehr als einer Million w Menschen im Umkreis von 60 Minuten Fahrzeit. Die Vor­ arlberger Landeshauptstadt definiert sich als weltoffene Kultur- und Festspielstadt und versucht auch eine Vorreiter­ rolle einzunehmen. Bregenz wird diese Strategie auch in Zukunft verfolgen: Klarheit, Urbanität, Einzigartigkeit ­zwischen See und Berg, Polyzentrik, Landmarks, „Concept Lines“ und Inszenierungen, die die emotionale Wahrneh­ mung fördern. ARTMAPP: Zuletzt die Frage nach einem persön­ lichen Tipp: Was ist das perfekte Souvenir aus Bregenz? CT: Bleiben wir bei der Wahrnehmung: Der Sonnenunter­ gang bei den „Sunset-Stufen“ im Bregenzer Hafen, dieser Moment kann jederzeit mit Santorini mithalten. Auch der Blick vom Pfänder über den gesamten Bodensee, voraus­ gesetzt, das Wetter passt. Das sind die wohl schönsten Souvenirs der Vorarlberger Landeshauptstadt, die immer wie­ der zum Besuch motivieren und die emotionale Höhepunkte darstellen. Und wer etwas Handfestes mitnehmen will: Das Bregenzer Weingut Josef Möth produziert ausgezeichnete Tropfen edlen Weins. ARTMAPP: Herr Thoma, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Daniela Gregori.

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Pfänderbahn, © Othmar Heidegger



Ein Spaziergang durch Bregenz

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Nicht nur zur Festspielzeit

vorarlberg Museum,

Eben hat man noch die überwältigende Aussicht genossen, die Berge, den See, die begnadete Lage von Bregenz. Nun wie­ der bei der Talstation der Pfänderbahn angekommen, taucht man ein in eine Stadt, in der Kultur das ganze Jahr über groß­ geschrieben wird – in Programm wie Programmatik. Dies spiegelt sich entsprechend auch in der Baukultur. Schon die beiden Stationen der 1927 eröffneten Pfänderbahn wissen mit ihrer vom Bauhaus inspirierten klaren Architektur zu beein­ drucken. Willibald Braun, ausgebildet unter anderem in Stuttgart, hat sie und vieles mehr in Bregenz entworfen. Überhaupt scheint der Architekt, der sich 1906/07 in der Stadt niedergelassen hatte, prägend für das neue Bauen im Vorarl­ berg der Zwischenkriegszeit gewesen zu sein. Auch das Gebäude, in dem sich heute das Kulturamt, das Stadtarchiv und der Kunstverein „Magazin4“, befinden, geht auf seine Entwürfe zurück; geplant wurde der Bau ursprünglich als ­L ager einer Eisenwarenhandlung. Zudem bespielt die Stadt Räume des 1848 erbauten und heutigen Künstlerhauses Palais Thurn und Taxis, zudem Sitz der Berufsvereinigung der ­bildenden Künstlerinnen und Künstler Vorarlbergs. Aber wer würde bei Bregenz nicht zu allererst an die Festspiele denken, mit ihrer Seebühne, die ganz am Anfang, im Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, schlicht eine Notlösung war? Das mit der Bühne verbundene Festspielhaus gilt heute, nach einem umfassenden Umbau durch die Archi­ tekten Helmut Dietrich/Much Untertrifaller, als einer der modernsten Veranstaltungsorte Europas und bietet ideale ­Voraussetzungen für alle Arten von Theater- und Konzert­ vorstellungen, Tagungen oder Kongresse. Auf der Kulturmeile am Kornmarkt schließlich reihen sich der gläserne Kubus des Kunsthauses Bregenz (KUB), das Landestheater und das vorarlberg museum in einem Defilee aneinander, auch in ihrer Organisationsstruktur ist diese Trias durch eine gemeinsame Geschäftsführung vereint. Kon­ trär zu Peter Zumthors KUB-Entwurf aus dem Jahre 1997, der

mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde und vielfach in Anthologien zur zeitgenössischen Architektur vertreten ist, überrascht der jüngste Bau, das 2013 wiedereröffnete vorarl­ berg museum, durch seine markante Fassadengestaltung. Streublumen gleich überzieht ein überaus plastisches Relief von 16.000 Betonblüten die Oberfläche des Anbaues. Deren Formen scheinen vertraut, irgendwann erkennt man wo­ möglich, dass es sich dabei um Variationen der Böden von PET-Flaschen handelt. Der Altbau des denkmalgeschützten ehemaligen Landesmuseums wurde von den Architekten ­c ukrowicz nachbaur integriert; die Fassadengestaltung stammt von den Künstlern Manfred Alois Mayr und Urs Roth. Ebenso, wie jene Architektur Vergangenheit und Gegenwart vereint, setzt im Inneren die Konzeption der Ausstellungen und ­P räsentation der Exponate aus den Bereichen Archäolo­ gie, Geschichte, Volkskunde und Kunst auf das geglückte Zu­sammenspiel von beidem. Es sind in allen Belangen ganz erstaunliche Entdeckungsreisen, auf die man sich in den großzügigen Räumen begibt. Als großzügig darf man auch die künstlerische Geste Florian Pumhösls bezeichnen, einen dunkel mit Stoffen ausgekleideten Raum keiner anderen Nut­ zung zu überlassen als jedem, der ihn betritt, einen grandiosen Blick auf den See samt Umgebung zu bieten. Das Theater zwischen den beiden Museumsbauten, ur­ sprünglich das 1838 erbaute Kornhaus der Stadt, wurde Mitte der 1950er-Jahre unter der Beteiligung von Willibald Braun für den Theaterbetrieb adaptiert. Womit der Kreis zur Pfän­ derbahn geschlossen wäre. Es ist nicht die Natur allein und ebenso wenig nur die Kultur, die den Charme von Bregenz ausmachen – es ist die Mischung aus beidem. DANIEL A GREGORI

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Fotos: Hanspeter Schiess


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Inter view mit Wolfgang Fetz, Direktor von „ M agazin4“

Standortvorteil Bregenz

Wolfgang Fetz, Foto: Magazin4

Das „Magazin4“ liegt zwar nicht nächst dem Bodensee an der Bregenzer Kulturmeile, doch es lohnt sich sehr, von dort aus zweimal um die Ecke zu gehen, um dem Kunstver­ ein einen Besuch abzustatten. Daniela Gregori traf dort für ARTMAPP Wolfgang Fetz, den Kulturamtsleiter der Stadt, der zudem dem Festival „Bregenzer Frühling“ und der Reihe „Meisterkonzerte“ als künstlerischer Leiter vorsteht und als Mitbegründer des Bregenzer Kunstvereins „Magazin4“ seit 23 Jahren über die Grenzen hinweg für ein viel beachtetes ­P rogramm sorgt. ARTMAPP: Herr Fetz, lassen Sie uns doch mit den Fragen vom Allgemeinen der Stadt und ihrer Lage zum Speziellen des „Magazin4“ kommen. Ist Bregenz wirklich ein vom Rest Österreichs durch den Arlberg abgeschiedener Ort?

Joe und Pat Walker, o. T., 2015, LED - Installation © Walker & Walker

Wolfgang Fetz: Bregenz ist natürlich weit weg, wie man ja be­ reits in den Tagebüchern von Franz Kaf ka nachlesen kann. Man muss sich nur vorstellen: Der Arlberg liegt genau in der Mitte zwischen Wien und Paris; wir liegen hier aber noch 100 Kilometer vor dem Arlberg, demnach 100 Kilometer näher an Paris als an Wien. Das sagt geografisch viel. Auch sind es bei­ spielsweise nur dreieinhalb Stunden nach Mailand, auch für München und Zürich sind wir – dazwischenliegend – kultu­ rell attraktiv. Kurzum: Man kann die Lage von Bregenz auch als Standortvorteil sehen. Aus Wien, Linz oder Salzburg hin­ gegen verirren sich tatsächlich außerhalb der Festspielzeit nur wenige nach Bregenz. Beispielsweise kommen bei Tanzveran­ staltungen im Festspielhaus bis zu 45 Prozent der Besucher aus dem süddeutschen Raum, der Zulauf aus der Schweiz hat sich in den letzten Jahren auf acht bis zehn Prozent gesteigert. ARTMAPP: Spielt der Termin der Festspiele für Sie in der Programmgestaltung von Ausstellungen eine Rolle?


Harald F. Müller, „Ciba Noir“, Ausstellung im „Magazin4“, 7. März bis 24. Mai 2015, Foto: Ulrike von Dewitz

ARTMAPP: Sie sind seit der Gründung des ­Kunstvereines dessen Direktor. Funktioniert das „Magazin4“ strukturell wie beispielsweise ­deutsche Kunstvereine? WF: Wie alle Kunstvereine in Österreich finanziert sich das „Magazin4“ durch die öffentliche Hand. Es ist nicht vergleich­ bar mit den Gründungen deutscher Kunstvereine des 19. Jahrhunderts, bei denen stets viel Geld vom Bürgertum eingeflossen ist. Diesbezüglich ist der Einsatz der Bürger in Bregenz eher bescheiden. Die Vorteile einer Vereinsstruktur liegen beim Lukrieren respektive Akquirieren von Förder­ geldern. Würden wir etwa als Einrichtung der Kommune bei der ­R epublik oder beim Land ansuchen, würde man uns ­entgegnen, dass die Unterstützung bereits durch den Finanz­ ausgleich a­ bgegolten wäre. Als Verein ist dies einfacher.

ARTMAPP: Hat man als Verein auch mehr Hand­ lungsspielraum bei Programm, Programmatik und kuratorischer Praxis? WF: Ich habe als Leiter des Kunstvereines „Maganzin4“ im­ mer das gemacht, was ich für richtig gehalten habe. Vonseiten der Politik wurde mir diesbezüglich noch nie hineingeredet und ich denke, ich habe meinen Auftrag bislang ganz gut er­ füllt. Viele unserer Schauen kuratieren wir selbst, doch arbeiten wir auch mit externen Ausstellungsmachern. Mit dem Projekt „six memos for the next …“ haben wir über zwei Jahre versucht, die Dinge anders zu sehen und anders zu kura­ tieren. Mit einer relativ großen Gruppe von sechs Personen haben wir andere, neue Arbeitsstrategien entwickelt und Möglichkeiten ausgetestet. Vieles ist dabei recht kurzfristig entschieden worden, was für das relativ kleine Team im Hau­ se recht aufwendig war. So gab es zwischen den einzelnen Ausstellungsteilen keine Pausen. Es wurde während der Öff­ nungszeiten auf- und abgebaut, daraus ergab sich die Gelegenheit, mit den Besuchern über das Projekt ins Gespräch zu kommen. Alles im allem war das ganze Konzept sehr pro­ zesshaft und ungemein spannend. Es gibt in Deutschland sicher kaum eine Handvoll Kunstvereine, die so experimen­ tierfreudig sind wie das „Magazin4“. Und das sage nicht ich, sondern meine deutschen Kollegen. ARTMAPP: Wolfgang Fetz, vielen Dank für das Gespräch!

bis 23. August 2015 „ R e t u r n I n v e r s e – Wa l k e r & Wa l k e r“ Maga zin 4 – B rege n ze r Kun st ve re in www. maga zin 4 . at

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WF: Generell muss man sagen, dass gemessen an der Größe der Stadt hier das ganze Jahr über sehr viel passiert. Was die Festspiele anbelangt, so müssen jeden Abend 7.000 Karten verkauft werden, was bedeutet, dass man ohne die Kul­ turtouristen ja gar nicht auskommt . Auch nimmt die ­Besucherfrequenz im Sommer durch Tagestouristen zu, die in der Region Ferien machen. Dennoch gestalten wir unser Programm im „Magazin4“ stets so, wie wir es für gut befin­ den – und das ist völlig unabhängig von den Festspielen. So sind große Gruppenausstellungen zum Beispiel nicht not­ wendigerweise im Sommer. Als Edelbert Köb noch Direktor des KUB (Kunsthaus Bregenz) war, gab es in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein über vier Jahre das hochkarätig besetzte Programm „Kunst in der Stadt“, in dem der öffentliche Raum im Sommer bespielt wurde. Das hat Bregenz insgesamt viel Reputation eingebracht, doch der ihm folgende Direktor hatte kein Interesse an einer Fortführung dieses Formats.


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Kunsthaus Bregenz, Foto: Achim Mende, © Vorarlberg Tourismus

Thomas D. Trummer, der neue Direktor des Kunsthauses Bregenz

Der Anreger für Anreger Ob er von der Kunsthalle Mainz, dem vorangegangen Wir­ kungsort seiner beruflichen Laufbahn, etwas mitgenommen hätte? Ja, er habe da die Reaktionen des Publikums gespürt wie nie zuvor. Nach Stationen in Graz, Wien, München sowie mehrerer längerer Aufenthalte in den USA war Thomas D. Trummer 2012 als Direktor der Kunsthalle Mainz berufen worden, eine Institution, die davor weder im Bewusstsein der Bevölkerung noch in der Wahrnehmung des Kunstbetriebes wirklich verankert war. Das sollte sich schnell ändern. Begin­ nend mit Roman Signer und Attila Csörgö wird aus dieser Zeit eine Reihe von Doppelpräsentationen bedeutender Künstler der Gegenwart in Erinnerung bleiben; Bruce Nauman und Ed Atkins waren beispielsweise auch darunter. Wichtig war Trummer hierbei stets, dass von den präsentierten Künstlern und Werken ein Bezug zum Ort hergestellt wurde. „Was ich nicht mag, ist, wenn Kunst einfach angeliefert wird, ausge­ packt und aufgehängt. Sie bleibt so ohne Bezug und blass. Wenn Kunst aus dem Ort heraus entsteht, verlebendigt sie et­ was, bringt etwas zur Sprache oder zum Vorschein, was zuvor zwar da war, jedoch nicht gehört oder gesehen wurde“, bringt er diese Grundüberzeugung auf den Punkt.

Die Beobachtung mit den „Black Hawks“ ist etwa so eine ­G eschichte. Während der ersten Zeit in Mainz fragte sich Trummer, was es wohl mit den großen Helikoptern der ­U S-Army auf sich habe, die mehrmals täglich, stets exakt ­denselben Kurs über den Rhein einhaltend, unweit der Kunst­ halle vorbeiflogen. Aus der Information, es handle sich um den Transport von US-amerikanischen Schwerverwundeten von den Kriegsschauplätzen im Irak und in Afghanistan, die in Deutschland versorgt werden, entwickelte sich 2014 die Idee zu der Ausstellung „Les Gueules Cassées. Narben des Ers­ ten Weltkrieges in der zeitgenössischen Kunst“ über die Kriegsversehrten des Ersten Weltkrieges. Eine für den Ort nachgerade alltägliche Erscheinung bot hier die Gelegenheit über die historische und aktuelle Relevanz dieser Thematik nachzudenken. Für die Ausstellungsbesucher wurde auf diese Weise nachvollziehbar, in welchem Bezug das Gezeigte zu den heutigen lokalen Gegebenheiten oder Phänomenen zu verstehen ist. Beim Mainzer Publikum kamen die Präsentati­ onen i n den R äu men des ehema ligen Kessel- u nd Maschinenhauses im Zollhafen bestens an. Derlei funktio­ niert wie beim Fußball, um langfristig Erfolge zu erzielen,


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Thomas D. Trummer, Foto: Darko Todorowic

Was die weitere Programmatik des Hauses anbelangt, so ist sich der neue Direktor bewusst, dass er gefordert ist, die auf höchstem Niveau eingeführten Standards fortzuführen, etwa ein hoch entwickeltes Publikationswesen und ein ausgereiftes Vermittlungsprogramm. Ein Klassiker reiht sich gleichsam an den anderen und Trummer kann dem tol­ len Team des KUB nur Rosen streuen. Im Rahmen seines ­P rogrammes möchte er vor allem versuchen, den einen oder anderen thematischen Akzent zu setzten, wenngleich die A ­ rchitektur nahelegt, dass der Schwerpunkt weiterhin auf monografischen Präsentationen liegen wird: „Das Haus ist aus einem Guss, es erfordert auch Ausstellungen aus einem Guss.“ Die Frage, ob er sich nach all den Jahren im Ausland nun in Österreich wieder zu Hause angekommen fühle, ist für Thomas D. Trummer kein wirkliches Thema, denn er selbst versteht sich als deutschsprachiger Europäer. Und fügt ­lachend hinzu, hier in Vorarlberg allerdings würde er zualler­ erst als Steirer wahrgenommen. DANIEL A GREGORI

www. k un sthau s-brege n z . at

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muss man zu allererst die Heimspiele gewinnen. Es hat als­ dann nicht lange gedauert, da war die Kunsthalle Mainz in der Aufmerksamkeit der überregionalen Medien ein fixer Bestandteil. Nun also Bregenz. Es kommt Tummers Arbeitsweise sehr entgegen, dass sein Vorgänger Yilmaz Dziewior, der nun an das Kölner Museum Ludwig wechselt, das Programm noch bis Ende dieses Jahres vorgegeben hat. Kurz unterbrochen von der diesjährigen „KölnSkulptur“, deren achte Auf lage von ihm kuratiert wurde, arbeitet Trummer nun daran, hier in Bregenz anzukommen, beispielsweise ganz viele Menschen kennenzulernen. Es ginge ihm darum, einzudringen in die hiesige Geschichte, Politik, Identität und darum, die Mentali­ tät zu verstehen, Brüche in der Gesellschaft auszumachen. Die Region will er erkunden und die reichen Nachbarschaften. „Tiefenbohrungen“ ist ein Begriff, der für dieses Verfahren wohl zutreffend ist. „Es geht um das Fragen und Infragestel­ len, das Erleben und Bedenken“, fasst er seine kuratorische Praxis zusammen. Aber es sei auch ein Eintauchen in eine „kulturell reiche Stadt, mit einer extrem hohen Drehzahl, eine Stadt, die sich auf kulturellem Gebiet immer ihrer selbst versichert.“ Und freilich gibt die Architektur seines Bregenzer Hauses viel vor. Der grundlegende Gedanke vom dafür ver­ antwortlich zeichnenden Peter Zumthor, dass das Kunsthaus das wechselnde Licht des Sees in sich aufnehmen und je nach Blickwinkel, Tageszeit und Witterung etwas von seinem In­ nenleben erahnen lassen und zurückstrahlen soll, gefällt Trummer. Der Genese des vielfach ausgezeichneten monoli­ thischen „Leuchtkörpers“ hat er anhand der Modelle ebenso nachgespürt wie den Reaktionen von Künstlern, wenn sie erstmals die Räume betreten und ihre Befindlichkeiten sich ändern. Der Treppenaufstieg würde als nachgerade plato­ nisches Erlebnis wahrgenommen, wenn man von der engen, steilen Treppe in die Weite des Raumes gelangt. Dann emp­ finde man sich selbst sehr stark – und das nicht nur, weil man vom Treppenaufstieg etwas atemlos ist. Dass dies der absolut perfekte Ort ist, um Ausstellungen zu entwickeln, hat der neue Direktor letztens erst wieder bestätigt bekommen, als die schottische Klangkünstlerin Susan Philipsz, mit der Trummer sein Programm beginnen wird, erstmals das Kunst­ haus besuchte. Räume und deren Umgebungen wurden sondiert, erste Soundtests durchgeführt. Und man hätte gut beobachten können, wie die Künstlerin mit geneigtem Kopf versucht habe, die Stimmung zu absorbieren, um sich zu ­vergewissern, wie der Raum erlebt wird. Man könne generell den Eindruck haben, die Künstler reagieren gerne hier. Die Architektur gibt etwas vor und sie machen etwas daraus. Ein einfaches Hin- und Abstellen von Kunst scheint hier dagegen unmöglich. Trummer versteht sich in diesem Zusammenhang als Anreger für Anreger. Es gehe ihm darum, „jemanden hierher einzuladen, um etwas nahezubringen oder zu schaffen, was die Menschen begeistert, zu sich selbst führt und sie dazu bringt, sich Fragen zu stellen. Dann ist es auch gleichgültig, woher Künstler kommen, denn bisweilen ist der Blick aus der Fremde der bessere, da er nicht durch die Sicht einer alltäg­ lichen Selbstverständlichkeit verstellt ist.“


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Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Ar t Foundation

Pendant für einen Solitär

Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation, Außenansicht, Foto: Barbara Bühler

Man kann vieles über das Fürstentum Liechtenstein sagen, über seine Größe, über die Relation der Einwohnerzahl zu eingetragenen Firmen – und so manches Klischee mag einen wahren Kern haben. Der Fürst regiert von einem hohen Burg­ felsen aus und blickt dabei auf den Hauptort Vaduz. Mitten in dessen Zentrum, „Städle“ genannt, findet sich ein schwarz funkelnder Monolith mit großzügig einladender Fensterfront im Eingangsbereich: das Kunstmuseum Liechtenstein.

Was Gegenwartskunst anbelangt, so konnte sich das Haus seit seiner Eröffnung im Jahr 2000 bestens positionieren. Der Schwerpunkt des Sammelns liegt dabei auf der dreidimensio­ nalen Kunst, man konzentriert sich inhaltlich zum einen auf rationale Tendenzen, zum anderen auf anthropologische Ver­ fahren. Als Nationalgalerie werden die Sammlungsbestände stetig erweitert, bereits 2006 gelang der womöglich größte Coup, als man sich gemeinsam mit dem Frankfurter Museum


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DANIEL A GREGORI

bis 23. August 2015 „ S c h ö n , e u c h z u s e h e n ! “ – 1 6 0 We r k e a u s d e r S a m m l u n g Kunst museum Liechtenstein www. k unst museum. li bis 9 . Ok tober 2016 E rö f f n u n g s a u s s t e l l u n g d e r H i l t i A r t F o u n d a t i o n www. hilt iar t foundat ion. li

Dr. Uwe Wieczorek (Kurator Hilti Art Foundation) und Michael Hilti (Präsident Hilti Art Foundation), Foto: Eddy Risch

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für Moderne Kunst und dem Kunstmuseum St. Gallen die Sammlung Rolf Ricke sichern konnte. Als Bildungseinrich­ tung begleitet man im Kunstmuseum Liechtenstein von Anfang an die rege Ausstellungstätigkeit mit einem nachgera­ de vorbildlichen Vermittlungsprogramm und Publikationen, von denen nicht wenige mittlerweile als S ­ tandardwerke ­gelten. In diesem Jahr, 15 Jahre nach der Eröffnung, gibt das Kunstmuseum nun einen umfassenden Einblick in die eigene Sammlung und der Titel der vom Di­r ektor des Hauses, Dr. Friedemann Malsch, eindrucksvoll zusammengestellten Präsentation lautet treffend: „Schön, euch zu sehen!“ – Das beruht durchaus auf Gegenseitigkeit. Auch einen Neubau gibt es zu feiern: Der von den Schweizer Architekten Morger & Degelo und Christian Kerez geplante schwarze Kubus des Museums hat nun einen weißen Würfel als Pendant bekommen. Von der Straßenseite lassen Schaufenster und Eingang auf die Verkaufsräume eines ­Uhrenund Schmuckgeschäftes schließen, was auch zutrifft, doch eben nur teilweise. In der Tat gehören zwei Etagen zum Tra­ ditionsunternehmen Huber, geteilt hat man sich die ­Bauherrenschaft allerdings mit Michael Hilti, Mitglied der Sammlerfamilie und deren Stiftung, der Hilti Art Foundation. Von einer räumlichen Separierung der beiden Bereiche des Gebäudes ist indes nichts zu sehen, geschickt haben die ­Ba­seler Architekten Morger + Dettli die Eben verzahnt. Die eben eröffnete Hilti Art Foundation betritt man über eine ­u nterirdische Verbindung zum Kunstmuseum, als dessen ­Erweiterung man sie verstanden wissen möchte. Schon für den Bau des Kunstmuseums hier in Liech­ tenstein war einst die Familie Hilti eine der treibenden Kräfte, auf deren Unterstützung man auch in den folgenden Jahren stets zählen konnte. Erstmals 2005 bot das Haus mit einer großen Ausstellung Einblick in die hochkarätige Sammlung von Arbeiten der klassischen Moderne bis in die Gegenwart. Rund 200 Werke umfasst die Kollektion heute, 50 davon wer­ den nun in der vom Sammlungskurator Uwe Wieczorek konzipierten Schau in den neuen Räumlichkeiten präsentiert. Auf drei Ebenen mit dreierlei verschiedenen Raum- und Lichtsituationen lässt sich hier gleichsam der Weg von der Moderne ins Heute nachvollziehen. Was zu dem Thema „Mysterium Mensch“ im Untergeschoss mit Werken Pablo ­P icassos, Alberto Giacomettis und der jüngsten Erwerbung, einem grandiosen Selbstbildnis von Max Beckmann, beginnt, findet seine Fortführung unter dem Titel „Experiment und Existenz“. Auch hier reihen sich mit Arbeiten von Paul ­Gauguin, Max Ernst, Jean Dubuffet oder ausgewählten deut­ schen Expressionisten, unter denen sich Beckmanns „Traum des Soldaten“ jeglicher Interpretation zu entziehen scheint, zum Defilee zentraler Werke. Im Stockwerk darüber erlebt man vereint unter dem Begriffspaar „Immanenz und Transzendenz“ noch einmal eine erstaunliche, nachgerade luftig-heitere Wendung: Materialität, formale Überlegungen

und räumliche Bezüge stehen hier im Vordergrund. Von Josef Albers über Lucio Fontana, Yves Klein oder Piero Manzoni spannt sich der Bogen zu Günther Uecker und Imi Knoebel. Derlei didaktisch ausgeklügelte Reisen durch die Kunst­ geschichte überzeugen nicht nur in ihrer Gesamtheit, sondern auch über die Werke der einzelnen Künstler, wenn diese in ­i hrer Qualität ihre ganz originäre und eigene Strahlkraft entfalten. Man soll mit der Kunst leben, ließ Michael Hilti aus Anlass der Eröffnung im Mai 2015 in einem Interview wissen, und dass dies mit Kunst im Tresor wohl schlecht möglich wäre. Auch in seinen ganz persönlichen Umgang mit Kunst gewährte er bei dieser Gelegenheit Einblick: „Es sind Erfah­ rungen, die den Blick weiten und uns ein Sehen lehren, das in unserer digitalen Welt leider verloren geht.“ Man mag ihm gern zustimmen. Erfahrungswerte sind ein unbezahlbares Gut. Und noch besser ist es, wenn man dies Kapital als Samm­ lerfamilie mit der Öffentlichkeit teilt.


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E I N E GE N I E SSE R R EGION MI T R E ICH E M

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K U LT U R P R O G R A M M

Im Jahre 1763 rumpelte die Familie Mozart auf Konzertreise auch durch Schwaben: Von schlechten Kutschen durch­ geschüttelt, von finanziellen Notwendigkeiten getrieben, kam man schließlich auch nach Ulm, wo der siebenjährige Wolfgang Amadeus und seine Schwester konzertierten. Für Ulm selbst fand Leopold Mozart, der Vater, wenig gute Worte: „Altvätterisch“ und „mit engen Fachwerkhäusern verstellt“ sei die Stadt. Worte, die in völligem Kontrast zu Hermann Hesses Erinnerung an Ulm stehen – er hatte eine „außer­ ordentlich schöne und originelle Stadt“ erlebt und fand die „uralten, eingesunkenen Fischerhäuser“ und die „kleinen Zwergenhäuser auf dem Stadtwall “ ganz nach seinem ­G eschmack. Manches würde der große Dichter heute noch unverändert so wiederfinden, obgleich die Stadt in den Bom­ bardierungen des Zweiten Weltkrieges fast unterging. Vom alten Stadtkern stand so gut wie nichts mehr; vom Münster, das wie durch ein Wunder fast unbeschädigt blieb, blickte man ringsum über Trümmerfelder. Wer heute die maleri­ schen Altstadtviertel rund um das Münster, das Fischerviertel oder das Gebiet „Auf dem Kreuz“ durchwandert, vermag sich kaum vorzustellen, welche Zerstörungen hier einst um sich gegriffen hatten. Wo heute in Ulm das für eine Stadt prägende dynamische Spiel aus Plätzen, Gassen und Straßen stattfindet, wo moderne Bauten direkt neben historischem Bestand ­b estehen, dominierten noch bis in die 1990er-Jahre auf Kriegslücken unwirtliche Parkplätze. Ulm ließ es sich ordent­ lich etwas kosten, die Stadt auf Vordermann zu bringen. Neue Quartiere über einstigen Industriebrachen, eine Universität und das vielbeachtete neue Stadtzentrum, einfach „Neue ­M itte“ genannt, definieren den Ulmer Gestaltungswillen. Denn den darf man nicht unterschätzen, wenn sich Ulm auch vordergründig brav und gelassen gibt.

Wo sich die Donau allmählich ins Weichbild von Baye­ risch-Schwaben schlängelt, beginnt eine Genießerregion. Die Dichte der Lokale wird nur von der Anzahl der Feste in der Stadt übertroffen. Die Kunst ist mit einer Vielzahl von Gale­ rien, Spezialmuseen und eben auch dem Stadthaus inmitten der Stadtgesellschaft zu Hause. Überhaupt liebt der Ulmer ­seine Kultur, wenn er auch über manch Gewagtes unfroh brummelt. Und er lebt Kultur. Eine Vielzahl von Klein­ theatern und ein kulturell reges Umland locken ganzjährig mit Veranstaltungen aller Couleur. Wie ein rotes Band be­ schwört das „Donaufest“ die Zusammengehörigkeit der durch den Fluss verbundenen Städte und Staaten. Gelegent­ lich von Selbstzweifeln geplagt, aber doch stolz flaniert der Ulmer durch seine Stadt. Man lässt seine lokalen Helden hochleben, etwa den frühen Flugpionier Albrecht Ludwig Berblinger, dem als „Schneider von Ulm“ ob seines missrate­ nen Testf lugs über die Donau sogar Bert Brecht ein (liebevolles) Spottlied sang. U ­ lmer Glanzpunkte wie das Mu­ seum, die Sammlung W ­ eishaupt oder die Hochschule für Gestaltung, kurz HfG, bestätigen, warum es schon in den 1960ern hieß: „Nach ­München muss man nicht fahren – aber nach Ulm!“ Ob sich also der Ulmer Wunsch erfüllen wird, einmal Europäische Kulturhauptstadt zu werden?

unten: Neue Mitte links: Münster, Kaufhaus Münstertor, Architekt Stephan Braunfels Fotos: kunstmedia edition, Thomas Witzke

Ulm war schon immer für Überraschungen gut; aus der Mitte der Bürgerschaft entsprang stets aufs Neue der Impuls, Uner­ hörtes zu wagen. Diesem Selbstbewusstsein verdankt sich etwa auch das Münster, dieses stadtbildprägende gotische Meisterwerk, das hauptsächlich von Ulmer Patriziern finan­ ziert wurde. In diesem Jahr begeht man ambitioniert und feierlich den 125. Jahrestag seiner Vollendung. Ulm ist eigenwillig. Der Ulmer will mitreden. Durch­ regieren? Keine Chance. Der hiesige Bürgermeister hat seit dem 14. Jahrhundert einmal im Jahr die Pf licht, in seiner „Schwörrede“ öffentlich Rechenschaft abzulegen. Dann sind alle Ulmer dabei. Und damit diese Zeremonie der städtischen Demokratie richtig Freude macht, findet am Nachmittag des alljährlichen „Schwörmontags“ das „Nabada“ statt („Hinun­ terbaden“), eine Art Karneval auf der Donau. Man wird nass, man lacht, man feiert bis in den späten Abend. Ausgelassener geht es auch in Köln nicht zu.

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I M M E R F Ü R E I N E Ü BE R R A SCH U NG GU T


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Wissenschaf t und Kunst im Einklang

Ulmer Weitblick

Rafael Lozano - Hemmer, „Solar Equation“ in der Turmhalle des Ulmer Münsters, Foto: Stadt Ulm


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S O L A R E Q UAT I O N

Kunst hat in Ulm eine lange Tradition. Man könnte den Orts­ namen wohl beliebig ersetzen und hätte diesen Satz sicher schon oft gelesen. In Ulm stimmt es aber wirklich! Vor fast 40.000 Jahren waren im Lonetal, ganz in der Nähe der ­D onaustadt, bereits Menschen künstlerisch tätig. In vier ­Höhlen wurden 1939 kleine Skulpturen aus Mammutelfen­ bein entdeckt. Die größte und spektakulärste Figur war der weltberühmte „Löwenmensch“, der zu den ältesten Klein­ kunstwerken der Menschheit gezählt wird. Im Jahre 1956 übereignete der damalige Grabungsleiter Robert Wetzel durch Schenkung all seine Grabungsfunde aus dem Lonetal dem Ulmer Museum, wo der „Löwenmensch“ seit der ersten Zusammensetzung in den frühen 1970er-Jahren präsentiert wird. Das Original ist Teil der Dauerausstellung. Schaut man in Ulms Historie zurück, hat eigentlich vieles mit Wissenschaft zu tun. Der Naturwissenschaftler und Astronom Johannes Kepler schuf in Ulm die „Rudolphi­ nischen Tafeln“. Albert Einstein ist gebürtiger Ulmer. Immer wieder jedoch gehen Wissenschaft und Kunst eine sehr kraft­ volle Symbiose ein. Wie bei der 1953 gegründeten HfG, der Hochschule für Gestaltung. Gegründet von Otl Aicher und Max Bill entwickelte sie sich zu einer weltweit anerkanntesten Designschule. Bis heute haben die Grundsätze der HfG ihre Gültigkeit und Relevanz behalten. Natürlich auch in Ulm, dessen städtisches Corporate Design eng an die HfG-Schule angelehnt wurde. Wissenschaft und Kunst im Einklang gilt natürlich auch für das Ulmer Wahrzeichen schlechthin: Mit dem Ulmer Münster besitzt die Stadt seit 1890 nicht nur den höchsten Kirchturm der Welt, sondern mit dem gotischen Meisterwerk als Ganzem einen Publikumsmagneten, der eine Anzie­ hungskraft weit über Stadt- und Landesgrenzen hinaus entfaltet. Die prächtige und eindrucksvolle Vielfalt im ­Inneren des monumentalen Bauwerks ist eine wahre Schatz­ kammer für alle Liebhaberinnen und Liebhaber gotischen Kunstschaffens. Im diesem Jahr jährt sich die Fertigstellung des Haupt­ turms des Ulmer Münsters zum 125. Mal. Die Stadt Ulm nimmt das Jubiläum zum A nlass, das weltberühmte ­Wahrzeichen unter dem Motto „Ulmer Weitblick “ mit Kunstaktionen und Veranstaltungen in den Blick der ­Öffentlichkeit zu rücken. International bekannte Künstlerin­ nen und Künstler wurden eingeladen, sich mit dem Turm auseinander zu setzen, und die Ulmer Idee, hoch hinauf zu ge­ hen, um weit zu blicken, künstlerisch zu interpretieren.

Ein absoluter Höhepunkt der Kunstaktionen ist die Sonnen­ simulation „Solar Equation“ des mexikanischen Künstlers Rafael Lozano-Hemmer. In der Turmhalle schwebt noch bis zum 23. August eine künstliche Sonne – 200 Millionen Mal kleiner als der echte Stern. Durch Projektion mittels Beamer auf die Ballonhülle entsteht mittels komplexer mathemati­ scher Gleichungen eine real wirkende Sonnensimulation, die auf die Menschen in der Umgebung reagiert und in Echtzeit neue Turbulenzen darstellt, während im Hintergrund leises Knistern die Sonnenaktivitäten vertont. Was im Münster zu sehen ist, ist keine Endlos­schleife eines Videos. Der Künstler arbeitete im Vorfeld des Projekts intensiv mit Wissenschaftlern der NASA zu­sammen, um ein Verständnis für die Gleichungen und Funktionen, die die Phä­ nomene auf der Sonne auslösen, zu entwickeln. Mit diesen Gleichungen „fütterte“ Lozano-Hemmer seine Rechner. Ent­ standen ist eine Echtzeitsimulation, die diese Gleichungen (daher auch der Name „Solar Equation“ – Sonnengleichung) auf die Ballonhülle projiziert. So werden Eruptionen des Sterns für die Besucherinnen und Besucher ebenso sichtbar wie die elf Jahreszeiten der Sonne, die „Solar Equation“ alle zweieinhalb Minuten eine total veränderte Farbgebung und Dynamik verleihen. Was ist die künstlerische Aussage der Installation? Rafael Lozano-Hemmer überlässt die Interpretation seiner Kunst generell dem Betrachter. Seine eigene Idee für das Pro­ jekt in Ulm hat er uns aber verraten: „Der Turm ist etwas Endgültiges. Man kann nichts hinzufügen oder wegnehmen. Ich will temporär einen Kern oder ein Herz für den Turm schaffen – etwas Intimes, das in Interaktion mit den Men­ schen tritt. Wenn man etwas so Mächtiges wie die Sonne im Münster installieren kann, gibt uns das vielleicht auch eine neue Perspektive auf das wunderbare Bauwerk selbst, das für etwas Dauerhaftes, Symbolisches, fast könnte man sagen für die Unendlichkeit steht.“ www. ulm 1 25 . de

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I N DE R T U R MH A L L E DE S U L M E R M Ü NS T E R S


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Begegnung mit der Direktorin Gabriele Holthuis

„Ein Museum für die Zukunft“ Kult urelle Glück smome nte: Da s Ulme r Mu se um lebt durch da s Engage me nt de r B ürge rschaf t

Den größten Respekt habe sie vor der „Lust der Ulmer auf die Moderne“, sagt die Direktorin des Ulmer Museums, Gabriele Holthuis. Schon als sie vor drei Jahren ihren Posten als Mu­ seumschefin antrat, habe sie empfunden, dass die Ulmer „irgendwann einmal ganz konsequent beschlossen haben, of­ fen auf die Moderne zuzugehen und diese in ihrer Stadt sichtbar zu machen“. Holthuis’ Büro im Obergeschoss des aus vielen Gebäuden unterschiedlicher Jahrhunderte zusammen­ gesetzten Ulmer Museums liegt zum Marktplatz hin, an dessen Ende mit dem historischen Rathaus und der hypermo­ dernen Bibliotheks-Glaspyramide, von Architekt Gottfried Böhm als „Kristall“ gedacht, die für Ulm so typische Verbin­ dung von Historie und Gegenwart geschaffen wurde. Wenngleich nicht jeder Ulmer diese Innovationslust nach­ empfinden kann – für Holthuis stellt der Stadtumbau, den Ulm in den letzten 20 Jahren unter dem vor Kurzem in Ruhe­ stand gegangenen Stadtbaumeister Alexander Wetzig erlebte, einen nicht zu unterschätzenden Standortvorteil dar. Das soll bald auch dem Ulmer Museum selbst zugute kommen, das sich für die Zukunft rüstet. „Das Besondere an Ulm ist die Dichte an Sammlern und Kulturförderern“, weiß Holthuis. Zwei Menschen prägten diese Entwicklung wesent­ lich: Kurt Fried und Julius Baum. Baum war einst der Gründungsdirektor des Ulmer Museums. Er baute in dieser Funktion wesentliche Teile der heutigen Sammlungen auf, in­ dem er das damalige Städtische Museum respektive den Verein für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben sowie das Gewerbemuseum um eine „Galerie der Moderne“ ergänzte und somit 1925 das heutige „Ulmer Museum“ schuf. Beherzt übernahm Baum diese Aufgabe und akquirierte für Ulm Werke der wichtigsten Künstler jener Zeit, darunter namhafte Expressionisten wie Alexej von Jawlensky, Oskar Kokoschka, Emil Nolde, George Grosz, aber auch Klassiker wie Paul Klee und Paul Kleinschmidt. 1933, nach der Macht­ übernahme durch die Nationalsozialisten, wurde die Tätigkeit des engagierten Kunsthistorikers jäh beendet: Seine jüdische Herkunft und seine der zeitgenössischen modernen Kunst aufgeschlossene Haltung gaben den Anlass, ihn mit so­ fortiger Wirkung zu „beurlauben“. Baum verließ Ulm, schließlich gelang ihm die Flucht in die Schweiz, während in Deutschland ein Teil seiner Familie im Holocaust umkam. Dennoch lastete er den Ulmer Repräsentanten der Nach­ kriegszeit die erlittenen Schmähungen und die Vertreibung nicht an, sondern kehrte nach Kriegsende noch einmal nach

Ulm zurück, um die Wiedereröffnung des Museums 1947 mit einer Festrede zu würdigen. Ein weiterer wichtiger Name in Sachen Kultur in Ulm: Kurt Fried. „Ohne Kurt Fried wäre die heutige Land­ schaft der Ulmer Kunstszene undenkbar“, betont Holthuis. Fried, ebenfalls jüdischer Herkunft, hatte wie Baum unter den Nationalsozialisten zu leiden, auch er kehrte erst nach dem Zweiten Weltkrieg nach Ulm zurück – und blieb. Er brachte die „Schwäbische Donau-Zeitung“ heraus, veröffent­ lichte Bücher – und widmete sich der Kunst. 1959 eröffnete er hier seine eigene Kunstgalerie, das „studio f “, welches er bis zu seinem Tode 1981 leitete. Seine beachtliche Privatsamm­ lung von Kunst des 20. Jahrhunderts vermachte er nicht nur dem Ulmer Museum. „Seine Präsenz als Sammler sowie seine auf die kulturelle Entwicklung der Stadt gerichtete Wirksam­ keit als Mäzen ermöglichte Künstlerkarrieren und inspirierte andere Kunstfreunde, zu aktiven Sammlern zu werden“, be­ schreibt Holthuis auch die mittelbaren Wirkungen. Das betrifft durchaus auch den nahe Ulm lebenden Sammler Sieg­ fried Weishaupt, dessen heutige kunsthalle weishaupt nicht nur in direkter Nachbarschaft Ulms „Neue Mitte“ darstellt, sondern auch eng mit dem Museum verbunden ist. Die Kunst­ halle kann beispielsweise mit Werken von Josef Albers aufwarten, der zeitweilig auch in Ulm an der Hochschule für Gestaltung (HfG) gelehrt hatte. Andere bedeutende Positio­ nen heißen Mark Rothko, Max Bill, Robert Rauschenberg, Frank Stella oder Robert Longo. Diese Verbindung von Muse­ um und privater Kunsthalle ist in Holthuis’ Worten „ein kulturelles Glücksmoment“. Das Ulmer Museum selbst weist ebenso viele bedeu­ tende Stücke auf: Da ist die archäologische Sammlung mit Funden aus der Ur- und Frühgeschichte des Ulmer Raums (darunter der berühmte „Löwenmensch“). Das Barock winkt mit „Weickmanns Wunderkammer“. Bedeutende Arbeiten der gotischen Schnitzkunst aus Ulm treffen auf Zeugnisse des Kunsthandwerks vom 16. bis zum 19. Jahrhundert aus der Ul­ mer Handwerks-, Zunft- und Stadtgeschichte. Daneben präsentiert das Museum immer wieder thematische Sonder­ ausstellungen, die etwa die Bedeutung der Ulmer Spätgotik sichtbar machen. Im Erweiterungsbau finden Wechselaus­ stellungen mit Kunst der klassischen Moderne und der Gegenwart statt. Dass das Museum trotz bescheidenen Etats seine Rolle als Impulsgeber und Bewahrer moderner Kunst vor Ort nicht verliert, ist auch einem rührigen


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Förderverein zu verdanken. Ergänzt wird das Angebot des Ulmer Museums durch das am Weinhof gelegene „Haus der Stadtgeschichte“. Aktuell ist das Büro von Gabriele Holthuis mit ­g roßformatigen Ausdrucken eines ganz anderen, zukunfts­ weisenden Projekts ausgelegt: Das Ulmer Museum, ein Gebäudekonglomerat aus sieben Jahrhunderten, soll eine Neuaufstellung erfahren. „Wir müssen uns Gedanken über eine zeitgemäße Präsentation machen, ebenso bedeutend ist auch, dass wir veränderten Gewohnheiten der Museumsland­ schaft Rechnung tragen. Es ist wichtig für das Ulmer Museum, dass wir es für die Zukunft rüsten“, sagt die Direktorin.

Diese Aufgabe dürfte nicht einfach werden. Denkmalschutz versus moderner Anspruch, eine enge städtebauliche Situati­ on versus architektonische Visionen. Da können ein Neubau für den Eingangsbereich und eine mögliche Unterbauung des Marktplatzes nur Bausteine sein, um das Museum inhaltlich und optisch zur Stadt zu öffnen. Gabriele Holthuis denkt an Julius Baum, wenn sie die Aufgaben der Zukunft vor Augen hat: „Man muss das Muse­ um als Gedächtnis der Menschen verstehen. Und als solches soll es ein Ort des Lernens und der Begegnung sein. Das wird in Zukunft immer wichtiger werden.“ FLORIAN L. ARNOLD

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Gabriele Holthuis vor dem Bild von Georg Karl Pfahler „Komposition“, 1958, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015, Foto: © Ulmer Museum


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Der ZERO - Pionier Heinz M ack in Ulm

„Das Licht meiner Farben“

Heinz Mack, „Großes Sternen-Spektrum“, 2004, 167 x 285 cm, Foto: Archiv Heinz Mack, VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Als Mitbegründer der internationalen ZERO-Bewegung stand Heinz Mack in den letzten Monaten im Zentrum großer Ausstellungen im New Yorker Solomon R. Guggenheim ­Museum sowie dem Berliner Martin-Gropius-Bau und hat für sein wegweisendes Werk weltweit große Anerkennung erfahren. Ab September sind Arbeiten des mittlerweile 84-jäh­ rigen Z E RO-P ioniers nun im Ulm mit einer großen Einzelausstellung zu sehen. Unter dem Titel „Das Licht mei­ ner Farben“ zeigt das Ulmer Museum vom 11. September 2015 bis 10. Januar 2016 einen Einblick in ausgewählte Aspekte sei­ nes Schaffens, der Werke von der frühen ZERO-Zeit bis heute versammelt. Neben den für Mack typischen Leinwandarbei­ ten mit dem Fokus auf Licht, Farbe und Struktur werden auch weniger bekannte Themen und Werkgruppen präsentiert. Die von Museumsleiterin Gabriele Holthuis zusammen­ gestellte Ausstellung gliedert sich dabei in drei Bereiche: die neuere Malerei, die Bilder zum „West-östlichen Divan“ sowie einen großen Werkblock mit frühen Collagen, die in diesem Umfang erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Malerei nimmt im aktuellen Werk des „Lichtkünstlers“ Heinz Mack eine wichtige Stellung ein. Dabei hatte er dieser traditionellsten aller künstlerischen Ausdrucksformen Ende der 1960er-Jahre zunächst ganz bewusst den Rücken zuge­ wandt. Erst Anfang der 1990er-Jahre nahm er die Arbeit mit Pinsel und Leinwand wieder auf, allerdings nun vor dem Hin­ tergrund jener reichen optischen Erfahrungen, die er als Schöpfer kinetischer Lichtobjekte gemacht hatte. Farbe ist für Heinz Mack nie bloße Farbmaterie. In seinen seit 1991 ent­ standenen Leinwandarbeiten hat Mack die Farbe meist dünn, dafür aber in mehreren Schichten aufgetragen, sodass die ­t iefer liegenden Farbschichten gelegentlich noch zart durch­ schimmerten. Das einfallende Licht kann so intensiver reflektiert und die Farbwirkung erheblich gesteigert werden. Wie bei seinen Lichtreliefs und seinen kinetischen Skulp­ turen ist Mack stets bestrebt, die Farbe zum Leuchten, ja zum optischen Schweben zu bringen. Die Ulmer Ausstellung ­konzentriert sich in ihrer Werkauswahl explizit auf diesen spezifischen Umgang des Künstlers mit dem Licht und ­nähert sich ihm mit Begriffen wie „Farbe Licht R hythmus“, „Schwarzes Licht“ oder „Energie Dynamik Struktur“ an.


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11. September 2015 bis 10. Januar 2016 „ H e i n z M a c k – D a s L i c h t m e i n e r F a r b e n“ Ulmer Museum

Heinz Mack, 2013, Foto: Stephan Geiger

1 7. S e p t e m b e r 2 0 1 5 , 2 0 U h r „ P i o n i e r e d e s L i c h t s“ , Vo r t ra g m i t P ro f. H e i n z M a c k K a i s e r- F r i e d r i c h - H a l l e , M ö n c h e n g l a d b a c h www. adt icket. de

H E I N Z M AC K I M M U S E U M F R I E D E R B U R DA

Wer sich noch eingehender mit dem Werk von Heinz Mack auseinandersetzen will, dem sei die zweite aktuelle Einze­ lausstellung des Künstlers mit dem Titel „Licht Schatten“ empfohlen, die noch bis 20. September 2015 im Museum Frie­ der Burda in Baden-Baden zu sehen ist. Die Baden-Badener Ausstellung konzentriert sich komplett auf einen einzelnen, wenngleich sehr zentralen As­ pekt im Schaffen von Heinz Mack: seine plastischen Arbeiten mit dem Relief. Die ausgestellten Werke reichen dabei bis weit in die 1950er-Jahre zurück und ermöglichen es dem Betrach­ ter so, die Entwicklung der Reliefthematik im Schaffen von Mack in allen Nuancen nachzuvollziehen. Viele der von ­Helmut Friedel klug zusammengestellten Exponate stammen aus dem Besitz des Künstlers und waren nur selten oder noch nie öffentlich zu sehen. Und auch das Zusammenspiel von Kunst und Architektur erweist sich im Museum Frieder Burda als besonders gelungen und stimmig. So kommen vor allem die großformatigen Arbeiten Macks in den lichten hohen Räumen im Bau von Richard Meier eindrucksvoll zur Geltung und können im großzügig vorhandenen Tageslicht ihre vi­ suelle Pracht funkelnd entfalten. STEPHAN GEIGER

bis 20. September 2015 „ H e i n z M a c k – L i c h t S c h a t t e n“ Foto: Museum Frieder Burda, VG Bild- Kunst, Bonn 2015

M u s e u m F r i e d e r B u rd a , B a d e n - B a d e n

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Der zweite Bereich der Schau ist Macks Arbeiten zum „West-östlichen Divan“ gewidmet, also jener berühmten, 1819 erstmals veröffentlichten Gedichtsammlung Johann Wolf­ gang von Goethes, die dessen intensive Auseinan­dersetzung mit der persischen Dichtung bezeugt. Im Laufe seiner Künst­ lerkarriere hat sich Heinz Mack immer wieder mit klassischen Werken der Weltliteratur beschäftigt und diesen ganze ­Zyklen, Mappen oder Künstlerbücher gewidmet – so war ­beispielsweise erst jüngst im Konstanzer Kultur­zentrum eine Präsentation mit seinen Linolschnitten zum Werk des spani­ schen Mystikers Juan de la Cruz zu sehen. Der größte dieser Klassikerzyklen ist jener zum „West-östlichen Divan“, der 1999 erstmals im Goethe-Museum Düsseldorf gezeigt wurde und der nun in Ulm nach langer Zeit wieder einmal – zumindest in großen Teilen – zu sehen ist. Dass sich Heinz Mack gerade mit dem „West-östlichen Divan“ so intensiv ­beschäftigt hat, ist kein Zufall. Seit der Entwicklung seines ­berühmten „Sahara-Projektes“ in den 1960er-­Jahren hatte Mack die islamische und persische Kunst und Kultur für sich entdeckt und war früh zu einem künstle­r ischen Mitt­ ler z­ wischen Orient und Okzident geworden. Eine für einen z­ eitgenössischen, westlichen Künstler damals ­ab­solut exzeptionelle Haltung, die 2006 durch eine viel be­ achtete Einzelausstellung im Berliner Pergamonmuseum gewürdigt wurde. Einen dritten Werkkomplex innerhalb der Ulmer Aus­ stellung bilden die Collagen, die hier erstmals in größerem Umfang der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mack kombi­ nierte in diesen kleinen Preziosen ganz unterschiedliche Materialien wie Papier, Karton, Alufolie und Metall, wobei die Farbe Silber dominiert und diese Werke optisch mit den Lichtreliefs und Edelstahlskulpturen des Künstlers verbindet. Die in Ulm ausgestellten Collagen entstanden in den 1960erund 1970er-Jahren und zeigen in äußerst konzentrierter Form, wie Heinz Mack mit exakt gesetzten Binnenstrukturen Rhythmus und Dynamik erzeugt und so auch hier die Ober­ fläche mit dem einfallenden Licht zum Vibrieren bringt.


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Die Hochschule für Gestaltung in Ulm

„ulmer modell“ In manchen Sprachen hat Ulm einen besonderen Klang. In ­ aris etwa befinden sich in der Rue d’Ulm einige der Elite­ P schulen des Landes und im angelsächsischen Sprachraum ziehen Designer das kurze „ulm“ dem umständlichen ­N amen „Hochschule für Gestaltung“ vor. Als Nachfolge­ einrichtung des Bauhauses konzipiert und wie dieses nur von kurzer Dauer, schrieb die HfG Ulm von 1953 bis 1968 Design­geschichte. Den Gründern Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher und Max Bill ging es allerdings nicht nur um eine äußer­l iche Ästhetik. Sie alle waren geprägt von einer antifa­ schistischen Geisteshaltung und fest in demokra­t ischen Grundeinstellungen verwurzelt.

Auf dem Hochsträß, einem Teil der Schwäbischen Alb, am ­äußersten Stadtrand Ulms gelegen und einen weiten Blick ins Donautal bietend, errichtete Max Bill das Hochschul­gebäude, das als Campusanlage Studium und Leben zusammenband. Der Intensität der methodischen Entwurfsarbeit, wie es im Jargon hieß, standen die bis heute legendären Feste in nichts nach. An der HfG entstanden sogenannte I­ konen der Design­ geschichte wie der gemeinsam von Max Bill, Hans Gugelot und Paul Hildinger entworfene „Ulmer H ­ ocker“, der das ­anfangs noch karg ausgestattete Gebäude möblieren half. Hier wurden die Grundzüge des Produkt­designs der Firma Braun erdacht, das Hans Gugelot mit seinen Mitarbeitern für die ­R adio-Phono-Kombination „SK 4“ e­ ntwickelte. Der auf dem transparenten Plexiglasdeckel ­b eruhende Spit zname „Schneewittchensarg“ machte diesen Entwurf vollends ­berühmt. Hans (Nick) Roericht verlieh mit seinem Diplom­ projekt dem Prinzip des Stapelgeschirrs eine dauerhafte Form im Modell „TC 100“ und unter der An­leitung von Otl Aicher entstand das Erscheinungsbild der Deutschen Lufthansa. All dies ereignete sich hier in wenigen Jahren und verlieh der Schule enorme Ausstrahlungskraft, die aus allen Himmels­ richtungen junge Frauen und Männer zum Studium nach Ulm lockte. Die machten dann auch mal etwas heimlich: ­Michael Conrad und Pio Manzù nahmen 1965 mit ihrem ent­ worfenen Prototyp „autonova fam“ beispielsweise das Konzept des Familienvans um fast 20 Jahre vorweg.

Max Bill, Hans Gugelot, Paul Hildinger, „Ulmer Hocker“, 1954, Foto: Ernst Fesseler © Ulmer Museum, HfG -Archiv Ulm


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Hans (Nick) Roericht, „Stapelgeschirr TC 100“, 1959, Abteilung Produktgestaltung, Diplom, Foto: Wolfgang Siol © Ulmer Museum, HfG -Archiv Ulm

In Ulm zeugt von diesen Aktivitäten nicht nur das längst ­unter Denkmalschutz gestellte Hochschulgebäude, ­einer der ersten Sichtbetonbauten der jungen Bundesrepublik. Das HfG-Archiv, heute eine Abteilung des Ulmer Museums und somit in städtischer Trägerschaft, widmet sich der Pflege der an der HfG entstandenen Entwürfe und Modelle. Eine um­ fassende ständige Ausstellung zeigt unter dem Titel „Hochschule für Gestaltung: Von der Stunde Null bis 1968“ eine so an keinem anderen Ort zu findende tief greifende ­Auswahl an Exponaten, die nicht nur Designliebhabern einen anregenden Besuch verspricht. Im „Studio HfG“ finden regelmäßig Sonderaus­ stellungen statt. Seit 2014 erzählen hier „12 Gegenstände“ rund 100 Jahre Designgeschichte anhand von Entwürfen, die das Leben der Menschen prägten oder der Ausdruck einer Epoche sind (bis 25. Oktober 2015). MARTIN MÄNTELE

Hf G -A rchiv Ulm www. hfg- archiv. ulm . de

Dozent: Hans Gugelot, Student: Klaus Krippendorff, „Motorgrader“, 1960, Abteilung Produktgestaltung, Diplom, Foto: Ernst Fesseler © Ulmer Museum, HfG -Archiv Ulm

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Wenn einmal das letzte Braun-Gerät nicht mehr funktionie­ ren wird und auch die letzte Stapeltasse zerbrochen ist: Gültig wird es bleiben, das „ulmer modell“. Otl Aicher verstand dar­ unter einen auf Technik und Wissenschaft basierenden Umgang mit Design. Der Gestalter sei kein Künstler mehr, sondern Teil des Prozesses, der in der Industrie vom Entwurf bis zum fertigen Produkt führt. Dieses „ulmer ­modell“ gilt bis heute weltweit als Leitbild für die Ausbildung von Designern. „Vom Löffel bis zur Stadt“, so umriss es Max Bill bei der Eröff­ nung des Gebäudes 1955, solle die Umwelt umfassend und nachhaltig gestaltet werden. Hier in Ulm wurde auch erstmals das Berufsbild des Industriedesigners festgelegt. In fünf Ab­ teilungen konnten die Studierenden ein Diplom erhalten: Produktgestaltung, Visuelle Kommunikation, Information, Bauen und, ab 1961, Film.


82 Drei private Kunstsammlungen in Ulm

Walther Weishaupt Rentschler In Ulm und um Ulm he r um g ibt es dre i pr ivate Kunstsammlungen, die jederzeit einen ­A b s t e c h e r v o n d e n a u s g e t r e t e n e n P ­ ilger pfaden d e r i n t e r n a t i o n a l e n K u n s t ­g e m e i n d e l o h n e n . T h e Wa l t h e r C o l l e c t i o n , die k unsthalle weishaupt und die FER C ­ ollec t ion bieten uner war tete ­E r f a h r u n g s rä u m e u n d e i n e r e i z v o l l e B e l e b u n g de r reg ionale n Au sstellungsk ult ur abse it s der bekannten inst it ut ionalisier ten Museumsbet r iebe. S T E FA N I E DAT H E

Artur Walther, Foto: Orla Conolly

Jutta und Siegfried Weishaupt, Foto: kunsthalle weishaupt, Ulm

Dr. Friedrich Rentschler und Maria Schlumberger- Rentschler, Foto: Uschi Hölderle, Laupheim


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Außenansicht The Walther Collection, Neu- Ulm/Burlafingen, Foto: kunstmedia edition, Thomas Witzke

Die Anreise lässt selbst den erfahrensten Ausstellungstrotter zunächst zweifeln. Tatsächlich aber erscheint zwischen NeuUlm und der A7 inmitten des indifferenten Einerleis einer kleinbürgerlichen Nachkriegssiedlung ein Mekka der zeitge­ nössischen Fotografie: The Walther Collection. Artur Walther (* 1948), aufgewachsen im ländlichen Burlafingen, hat in seiner Heimatgemeinde auf elterlichem Grund eine ungewöhnliche Plattform für seine stetig wach­ sende Kunstsammlung errichtet. Aufmerksamkeit erregt schon das äußere Erscheinungsbild: Drei benachbarte Häuser bilden den Ausstellungskomplex; ein viertes dient als Verwal­ tungstrakt. Unaufdringlich fügt sich das Quartett in die ortstypische Einfamilienhausidylle ein. Allein der weiße ­Kubus fällt aufgrund seiner schlichten Formstrenge ins Auge. Im Untergeschoss öffnet sich dieses vom Ulmer Büro Braun­ ger Wörtz Architekten entworfene Ausstellungsgebäude in eine verblüffend weite Halle. Hier zeigt Artur Walther seine großformatigen Exponate, während er gegenüber im schwar­ zen Bungalow sowie im Efeu umrankten Nachbargebäude kleinformatige Raritäten präsentiert.

Mit 45 Jahren hat er seine Karriere als Investment­banker an der New Yorker Wall Street beendet. Seither widmet er sich ganz seinem Interesse an Architektur, Design und seiner Leidenschaft für die Fotografie. Artur Walther, der seine Kunst oft auf Reisen erwirbt, zählt fraglos zu den außerge­ wöhnlichsten Sammlerpersönlichkeiten schwäbischer Herkunft. Über viele Jahre richtete sich sein Augenmerk auf die klassische deutsche und zeitgenössische chinesische Foto­ grafie. Seit 2010 ­konzentriert sich The Walther Collection in thematisch aufbereiteten Langzeitausstellungen und wissen­ schaftlichen Begleitpublikationen auf afrikanische Foto- und Videokunst. Artur Walther sammelt mit konzeptionellem Blick, legt gerne selbst Hand an und lädt wechselnd inter­ nationale Kuratoren ein, das Profil seiner Sammlung unter neuen Perspektiven zu betrachten. Gleichzeitig kümmert er sich im kontinentalen Spagat auch um seinen New Yorker Projektraum. Hier wie in Burlafingen möchte er im Sinne ­einer kulturellen Horizont­erweiterung seine Sammlung einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen. www. walthe rcollec t ion . com

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T H E WA LT H E R C O L L E C T I O N


kunsthalle weishaupt, Ulm, Foto: kunstmedia edition, Thomas Witzke

K U N S T H A L L E W E I S H AU P T

Im Herzen der Stadt Ulm, in nächster Nähe zu Münster und Stadthaus, kommt mit der kunsthalle weishaupt eine wei­ tere Privatsammlung ins Blickfeld des Kulturreisenden. In über 50 Jahren Sammlertätigkeit haben Jutta und Siegfried Weishaupt (* 1939) mit viel Gespür und Kenntnis eine Kollek­ tion geformt, die in ihrer heutigen Gestalt eine stattliche Zahl ­herausragender Werke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahr­ hunderts bis in die unmittelbare Gegenwart umfasst. Siegfried Weishaupts Leidenschaft für die Kunst wur­ zelt in seiner Jugend. Vater Max pflegte schon zu Beginn der 1960er-Jahre intensive Kontakte zur Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) und ihrem Mitbegründer Max Bill, um für sein in Schwendi ansässiges Unternehmen mit innovativem Produkt- und Grafikdesign zu profitieren. Unter dem Ein­ druck der formal-ästhetischen Reduktion konzentrierte sich das Interesse Siegfried Weishaupts zunächst auf die konkrete und konstruktive Kunst. Doch mit den Jahren erweiterte sich

der Blickwinkel des Sammlers und seiner G ­ attin, die sich ­ eben zeitgenössischen Tendenzen US-amerikanischer und n europäischer Prägung nun auch mit Farbfeldmalerei und ZERO, Minimal Art, Pop- und Op-Art auseinandersetzten und -setzen. Unter der Leitung des Münchner Architekten und Richard-Meier-Schülers Wolfram Wöhr hat die Sammlung Weishaupt im Jahre 2007 endlich ein beeindruckendes ­Do­m izil und eine elegante Hülle gefunden. Die kunsthalle weishaupt, die über einen Verbindungssteg an das Ulmer ­Museum angeschlossen ist, setzt seit dem mit ihrer 16 Meter hohen Schaufront, ihrer schlichten, monumentalen Kubatur und ihrem transparenten Erdgeschoss einen so markanten wie einladenden Akzent und Blickfang in Ulms Neuer Mitte. www. k unsthallenweishaupt. de


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SA M M LU NG F E R COL L EC T ION

Auch Friedrich Erwin Rentschler (* 1932) genießt das Privileg des Privatsammlers, frei von öffentlichen Legitimations­ zwängen seine ganz persönlichen Vorlieben zu verfolgen. Mit Arte Povera, Konzeptkunst, Minimal und Appropriation Art der 1960er- bis 1990er-Jahre besitzt seine FER Collection ­einen Schwerpunkt, der sie einzigartig macht. Mit einer gotischen Heiligenfigur, die er sich zum be­ standenen Abitur gewünscht hatte, begann Friedrich Erwin Rentschlers Sammlerleidenschaft. Mit sicherem Gespür und der Risikobereitschaft eines Pioniers schreitet er in den fol­ genden Jahrzehnten nicht nur als Unternehmer in der Pharma- und Biotechnologie voran. Entdeckerlust prägt auch seine Annäherung an zeitgenössisches Kunstschaffen. Es ist weniger die ästhetische Faszination als vielmehr die intellek­ tuelle Neugier und Auseinandersetzung mit thematischen Fragestellungen der Gegenwart, Inhalten der abendländi­ schen Tradition, Phänomenen der Wahrnehmung und Erkenntnis sowie mit dem System Kunst an sich und seinen

Begriff lichkeiten, die den gebürtigen Laupheimer heraus­ fordern: „Ich denke, dass Kunst immer Form und Inhalt haben muss. Die Form so einfach wie möglich, der Inhalt der Geist unserer Zeit.“ Friedrich Erwin Rentschler und seine Frau Maria ­brauchen kein publikumswirksames, repräsentativ-öffent­ liches Bauwerk für ihre Sammlung. Seit 2009 besitzt die FER Collection eine Heimstatt im Gebäudekomplex des ­Ulmer Stadtregals, das aus der Brache einer Iveco-­MagirusFabrik entstanden ist. Die großzügige Industriearchitektur bietet die ideale Bühne für eine Kunst, mit der das Samm­ lerpaar lebt. Die intensive Beschäftigung mit den Werken steht auch im Mittelpunkt ihrer Präsentation. So kommt der Besucher meist in den exklusiven Genuss, vom Hausherrn selbst durch die Räume geführt zu werden und dabei Anteil an der Weltsicht und Diskursfreude eines leidenschaftlichen Kunstkenners nehmen zu können.

Sylvie Fleur y, „First Spaceship on Venus 17“, 1998, 7 Fiberglasraketen in Nagellackfarben, 350 x 140 x 140 cm, Foto: Jan Windszus, Berlin

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

w w w . f e r- c o l l e c t i o n . d e


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Galerie im Venet - Haus

Sehens(mehr)wert in Neu-Ulm

Verena Schneider und Werner Schneider, Foto: Neu- Ulmer Kunst GmbH

rechts: Bogen Venet- Haus von Bernar Venet, Foto: kunstmedia edition, Thomas Witzke © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

D i e G a l e r i e i m Ve n e t- H a u s i n N e u - U l m z e i g t b e k a n n t e u n d n e u e K u n s t . A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

Den enor men Mehr wer t von Kunst und Kult ur ver mit telt N U-Kunst.

Wer nach Neu-Ulmer Sehenswürdigkeiten fragt, erntet nicht selten hochgezogene Augenbrauen. Reich an Kulturschätzen ist die bayerische Schwester von Ulm nicht. Dabei tut sich ge­ rade in Sachen moderner Kunst hier einiges. Das ist nicht unwesentlich auch dem Kunstsammler Werner Schneider und der von ihm ini­t iierten Kunstgalerie im Neu-Ulmer Stadtzentrum zu verdanken. 200 7 eröffnete der inter­ national agierende In­solvenzverwalter dort ein im­posantes neues ­G ebäude, dessen Markenzeichen ein skulpturaler Blickfang in Form einer 37 Meter hochra­g enden, rostigen Außenskulptur des 1941 geborenen französischen Künst­ lers Bernar Venet ist. Natürlich hieß der Neubau fortan „Venet-Haus“ und der Künstler, den eine langjährige

Künstler-Sammler-Freundschaft mit W ­ erner Schneider ­ erbindet, hatte dort hernach einige seiner besten Auftritte. v Das ganze Areal ist nicht nur förmlich gespickt mit hoch­ karätiger Kunst – auch in den Details der Innenaus­stattung wird sichtbar, dass dem Kunstsammler Werner Schneider ­primär die Präsenz eines Werkes wichtig ist. Der Preis ist ­völlig nach­r angig. Zu den Künstlern unterhält der Sammler freundschaftliche Kontakte; „Einkaufen“ nach H ­ itliste und Katalogplatz im internationalen Kunstranking findet bei Schneider nicht statt. Junge Positionen fördern ist ihm wich­ tiger – und so entwickelt sich die „Galerie im ­Venet-Haus“ als Baustein der „NU-Kunst GmbH“ konti­nuierlich zum leben­ digen kleinen Kulturzentrum.


E I N R O S T I G E R B O G E N K R AT Z T AM NEU-ULMER HIMMEL

Die Fäden all dieser Entwicklungen hält Verena Schneider in der Hand, die Neu-Ulm als Zentrum arrivierter Kunst­ positionen und aufstrebender Newcomer, als Treffpunkt von Künstlern, Sammlern und Galerie entwickeln möchte. Dabei ist die 33-Jährige in ihre Rolle als Galeriechefin eher „rein­ gerutscht“, wie sie sagt. Nachdem das Haus einige Jahre lang durch eine Ulmer Galerie betreut wurde, musste sich etwas Neues bewegen: „Es steckte zu viel ungenutztes Potenzial in diesen Räumen – das forderte uns auf, mehr zu machen und anzubieten.“ Trotz dicht gepacktem Terminkalender wirkt die junge Kunstagentin keineswegs angespannt. Ihr Netz­ werk funktioniert – seit sie vor rund zwei Jahren zusammen mit ihrem Kollegen, dem Bildhauer Terence Carr, die Galerie­ leitung übernahm. „Anfangs mussten wir noch um Besucher werben, jetzt kommen sie selbst aus der Schweiz, aus Mün­ chen und dem Großraum Stuttgart angereist. Die Akzeptanz ist da.“ Auch in der Region hat man die Galerie als ernsthaften Mitspieler längst wahrgenommen. Das liegt nicht nur an ­a mbitionierten Ausstellungen wie jüngst mit Fotografen­ legende Dieter Blum oder dem brillanten Zeichnertalent Kristian Evju. „Man darf als Galerie nicht stehen bleiben“, weiß Verena Schneider. Und so setzt die studierte Medien­ wissenschaft­lerin gekonnt auf Marketing und Werbung, arbeitet mit Kunst- und Kultureinrichtungen in der Region wie auch in Berlin zusammen. „Wir zeigen Künstler, die man als Sammler noch begleiten und fördern kann“, sagt Schneider. Unruhige Zeiten auf dem Kunstmarkt sieht sie gelassen: „Es wird immer Menschen geben, die Originalität und Authen­t izität in der Kunst schätzen. Die geistige und ­körperliche Leistung eines künstlerischen Schöpfungsaktes ist etwas, das ganz viele Menschen fasziniert. Es ist wunder­ bar, wenn man sich in ­einem Kunstwerk verlieren kann. Es gibt kaum etwas Schöneres.“ In diesem Jahr werden unter anderem Barbara Husar (Wien), Bernar Venet (Cannes) und Walter Nagl (Österreich) in Neu-Ulm zu sehen sein, während die erste Venet-Groß­ skulptur in Bälde in unmittelbarer Nachbarschaft einen Zwilling vom französischen Meister der Kreissegmente ­er­halten wird. Das kommende Jahr beschert Neu-Ulm dann einen Paukenschlag – einen kleinen Skulpturenpark in direk­ ter Galerienähe. Neu-Ulm wird dann auf einen Streich um eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten reicher. FLORIAN L. ARNOLD

1 4 . Juli bis 9. August 2015 B a r b a ra H u s a r 13. August bis 13. September 2015 G r u p p e n a u s s t e l l u n g „ S e c o n d V i e w“ 29. September bis 15 . November 2015 B e r n a r Ve n e t w w w . g a l e r i e - i m - v e n e t- h a u s . d e


21. Triennale Ulmer Kunst

on top


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Thomas Witzke, Vektorzeichnungen, C- Prints, Ultrasec ® mit Museumsglas, aus der Serie: „l’art pour l’art“, links: Museum Berggruen, Berlin, 2013 oben: Neue Pinakothek, München, 2015 jeweils 120 x 180 cm

2015 ist sie nun erstmals in den Räumen der kunsthalle ­ eishaupt zu Gast – letztlich rund 90 Werke von 53 Künst­ w lerinnen und Künstlern werden hier ab dem 2 4. Juli 2015, 19 Uhr, im ersten Stock der Öffentlichkeit präsentiert. Was ­genau der Einblick in die Kunst in und um Ulm herum dieses Mal bietet – kommen Sie und sehen Sie selbst! ANGELIKA WIEGEL

2 4 . Juli bis 20. September 2015 „ o n t o p . 2 1 . Tr i e n n a l e U l m e r K u n s t 2 0 1 5 “ zu Gast in der k unsthalle weishaupt www. museum. ulm. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

Kunstmessen, Biennalen, Triennalen – immer zahlreicher ­locken solche Veranstaltungen in den letzten Jahren inter­ essierte Besucher an. Die Triennale Ulmer Kunst reiht sich jedoch nicht als Neuerscheinung in den Verlauf dieser Ent­ wicklung ein, sondern sie kann auf stolze 60 Jahre Bestehen zurückblicken. Denn bereits 1955 fand diese Präsentation von Kunst aus Ulm und der Region erstmals statt und er­ freut sich bis heute großer Beliebtheit: Auch 2015 haben wieder 148 Künstlerinnen und Künstler insgesamt 34 4 Ar­ beiten eingereicht. Die Qualität solch eines traditionellen Ereignisses liegt dabei auch in der Kunst, sich auf die bewährten Werte zu ­b esinnen und zugleich die Aktualität im Blick zu haben. ­A ngestoßen von Kurt Fried – als Publizist, Kunstsammler und zum damaligen Zeitpunkt Vorsitzender des Kunstvereins ­s owie eine bis heute wichtige Persönlichkeit des Ulmer ­Kulturlebens – wurde dieses Ausstellungsprojekt einst in ­Zusammenarbeit mit dem damaligen Direktor des Ulmer ­Museums Herbert Pée ins Leben gerufen; hinzu kamen noch die Künstlergilde Ulm und der hiesige Berufsverband Bilden­ der Künstlerinnen und Künstler. Bis heute bestreiten diese vier Institutionen in Kooperation die Veranstaltung, die sich nach anfangs zweijährigem Rhythmus seit 1961 als Triennale etabliert hat. Teilnehmen darf, wer mit Herkunft, Wohnsitz oder Arbeitsplatz mit Ulm, Neu-Ulm oder der angrenzenden ­Region verbunden ist; die Werke dürfen nicht älter als drei Jahre sein. Nicht ein bekannter Name, Ausbildung und Renom­ mee öffnen hier Tür und Tor, sondern es wird unter Wahrung der Anonymität das bewertet, was durch die ein­ gereichten Arbeiten vor Augen geführt wird und durch Qualität, In­novation und individuelle Besonderheit über­ zeugen kann. Die Auswahl übernimmt eine wechselnde fünf köpfige Jury, deren bewusst gewählte Zusammenset­ zung aus Kunst­historikern und Künstlern eine Annäherung aus unterschiedlichen Blickwinkeln erlaubt. Denn war 1955 noch das erklärte Ziel, „einen repräsentativen Querschnitt durch die gegenwärtige Ulmer Kunst zu geben“, so ist dies heute aufgrund des großen Interesses an der Teilnahme als auch der damit einher­gehenden Vielfalt der künstlerischen Ansätze kaum mehr realisierbar. Vielmehr geht es heute dar­ um, eine Idee dessen zu vermitteln, was die Kunstschaffenden aktuell beschäftigt und jene künstlerischen Ansätze aus­ zuwählen, bei denen dies zum Ausdruck kommt. Den Großteil der eingereichten Werke macht nach wie vor die Malerei aus. Zu sehen sind aber auch Zeichnungen, Collagen, Skulptur und in den letzten Jahren verstärkt auch Fotografie, Installation, Videokunst sowie 2012 erstmalig Per­ formances. Die wachsende Diversität zeigt sich in den Werken ebenso wie bei einem Blick auf die Teilnehmer selbst: Das Bild eines für sich zu Hause tätigen Kreativen kann es ebenso in die Auswahl schaffen wie Arbeiten von über die regionalen Gren­ zen hinaus bekannten Namen wie Uli Pohl, Michael Danner, Gerhard Mantz, Patricija Gilyte oder Gabriela Nasfeter; in­ zwischen in New York, Rom, London lebende Ulmer nutzen die Triennale ebenso wie in Ulm heimisch Gewordene. Auch das Format der Veranstaltung zeigt sich zeitge­ mäß und wartet immer wieder mit neuen Aspekten auf: 2006 war die Triennale in Anlehnung an das Donaufest als Wan­ derausstellung konzipiert, 2009 erhielt sie ein junges Logo, 2012 traten erstmals alle vier kooperierenden Institutionen als Ausstellungsorte in Erscheinung.


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Stadthaus Ulm

Kulturmotor im Herzen Ulms

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Die Bauzeit des Stadthauses betrug über 100 Jahre – zumin­ dest, wenn man all die Anläufe mit einrechnet, die es brauchte, bis das vom Stararchitekten und Pritzker-Preisträger Richard Meier in direkter Nachbarschaft zum Ulmer Münster entwor­ fene Ulmer Stadthaus ab 1991 gebaut werden konnte. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte man die Brache, die nach dem Abbruch eines Klosters vor dem Münster entstanden war, mit neuem Gebäudebestand nutzen wollen. Doch alle An­ läufe quer durch die Jahrzehnte verliefen im Sand. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen dann Kioskbuden vor der Müns­ terkulisse – kein befriedigender städtebaulicher Ansatz. 1986 kürte die Stadt Ulm dann Richard Meier zum Sieger für die ­Errichtung des Ulmer Stadthauses. Das 1993 schließlich bezo­ gene Gebäude ist eine Manifestation jener aus der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts entwickelten Entwurfsprinzi­ pien, die Richard Meier seit Ende der 1960er-Jahre konsequent für öffentliche Bauten vervollkommnete. Architektonisch und programmatisch ist das Stadthaus seither ein Ort, an dem Ulmer Kultur wie unter einem Brennglas stattfindet: Alle ­Bereiche der Kultur von Musik bis Vortrag finden hier statt, mit eigenen Reihen und Formaten setzt das Stadthaus unter seiner Leiterin Karla Nieraad mit ihrem engagierten Kurato­ renteam Akzente im Ulmer Kulturleben. Einen besonderen Fokus legte die Institution in den vergangenen Jahren auf zeitgenössische Fotografie und ­konnte hier auch mit den heute üblichen schmalen Kultur­ haushalten Topfotografen wie Abbas, Jim Rakete, Anja Niedringhaus, Bryan Adams, Donata Wenders oder Jodi ­Bieber gewinnen. Während die großzügigen, von Rundun­ gen und weiten Glasf lächen bestimmten Räume auch für

Stadthaus Ulm, © kunstmedia edition, Thomas Witzke

Vorträge und Tagungen bestens funktionieren, bildet das ­K abinett einen Raum für Experimente. Hier haben Ausstel­ lungen der sogenannten Outsider-Art eine Heimat gefunden. Der „Verein für moderne Musik“ beispielsweise bespielt das Stadthaus Ulm ganzjährig mit hochkarätigen Jazzkonzerten, der Verein „Freunde der neuen Musik im Stadthaus“ unter­ stützt das Festival für Neue Musik im Stadthaus. Eine Kinderbuchmesse und Diskussionsabende gehö­ ren zu den weiteren Angeboten. „Und das Beste“, so Leiterin Karla Nieraad, „an sieben Tagen in der Woche steht es bei kon­ sequent freiem Eintritt in die Ausstellungen allen Menschen offen. Man kann einfach hereinkommen und jede Ausstel­ lung so oft besuchen, wie man möchte. Oder einfach nur unbehelligt in den Liegestühlen auf den Terrassen sitzen, um den besten Münsterblick zu genießen.“ Highlights in diesem Jahr: eine Ausstellung über Richard Meiers Turmbauten und seinen Blick auf das Ulmer Münster, Fotografie von Reiner Leist (über New York), Nadja Wollinsky (über Ulm) und ­A lejandro Cegarra (über das Sozialexperiment „Torre de ­David“ in Caracas, Venezuela). FLORIAN L. ARNOLD

www. stadthaus. ulm. de



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Ein Identifikationsor t für Neu - Ulm

Edwin Scharff Museum

Edwin Scharff, „Bildnis der Schauspielerin Anni Mewes“, 1917 Bronze auf Steinsockel, 37,5x21x19,5 cm Dauerleihgabe aus Privatbesitz Foto: Nik Schölzel © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Das Museum als Ort, an dem sich die komplexer werdenden Strukturen der Welt abbilden – das scheint im Edwin Scharff Museum in Neu-Ulm verwirklicht. Keinen erhabenen T ­ empel für das kunstaffine Bürgertum, sondern eine Begegnungs­ stätte für die ganze Familie schaffen – das war die Vision von Museumsleiterin Helga Gutbrod, als sie 1997 ihre Stelle in Neu-Ulm antrat. Damals gab es hier noch gar kein richtiges Museum, nur eine reizlose Ausstellungshalle im Edwin Scharff Haus mit einer Dauerausstellung, die immer wieder Messen und Sonderveranstaltungen weichen musste. Es galt, einen neuen Ort zu finden und ein Museumskonzept zu erar­ beiten. Der Coup gelang: Man zog um in die Innenstadt, wo dann 1999 das Edwin Scharff Museum am Petrusplatz eröff­ net wurde. Hier wird seitdem Schaffen und Wirken des Namensgebers Edwin Scharff in den Blick genommen, eines 1887 in Neu-Ulm geborenen Bildhauers und Grafikers, dessen Bedeutung lange Zeit unterschätzt blieb.

„Edwin Scharff war in seiner Zeit ein bedeutendes und hoch­ geschätztes Mitglied der Kunstszene“, weiß Helga Gutbrod. Der 1955 verstorbene Künstler gehört neben Wilhelm Lehm­ bruck, Ernst Barlach und Georg Kolbe zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Von den Nationalsozialisten als „entartet“ verfemt, wurde er im Nachkriegsdeutschland vor allem durch seine „docu­ menta“-Teilnahme rehabilitiert. Das Museum in Neu-Ulm, das heute seinen Namen trägt, ist zentraler Anlaufpunkt zur Erforschung des umfangreichen Werks dieses Künstlers. „Vor wenigen Jahren haben wir mit dem schriftlichen Nachlass des Bildhauers und Grafikers einen Schatz erhalten, der noch aus­ gewertet werden muss. Erst mit dessen Erforschung und Veröffentlichung entfaltet sich die volle Bedeutung Scharffs, der inzwischen in der Museumsszene viel deutlicher wahrge­ nommen wird als noch vor etwa zehn Jahren. Wir merken das an den vielen Fragen zu Scharffs Werk, die uns von Museen, Auktionshäusern, Sammlern oder Wissenschaftlern errei­ chen, und auch an den deutlich gestiegenen Leihanfragen.“ Kein leichtes Unterfangen: Das Museum hat einen Bestand von 8.000 Scharff-Grafiken, dazu ein ansehnliches Konvolut seiner plastischer Arbeiten sowie Werke seiner Zeitgenossen


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in seiner Obhut. In Ausstellungen wird Scharffs Werk in ­ ezug zu Werken seiner Weggefährten gesetzt, beispiels­ B weise zu Wilhelm Lehmbruck, Ernst Barlach oder Käthe Kollwitz. „Es wäre wichtig, hier etwas mehr Ressourcen für die wissenschaftliche Arbeit zu “, sagt Gutbrod. Denn das Musemsbudget muss nicht nur für Scharff reichen. Zwei ­weitere essenzielle Ausstellungsbereiche hat das Museum zu bespielen: Das Kindermuseum und den Sonderausstellungs­ bereich, der nicht selten die klassische Moderne in den Blick nimmt. Das Museum als Motor einer notwendigen Innen­ stadtbelebung Neu-Ulms hat noch einmal wesentlich an Bedeutung gewonnen durch die Eröffnung des Kinder­ museums im Sommer 2009. „120.000 Besucher allein im Kindermuseum seit der Eröffnung machen mich stolz und froh“, bekennt die Museumsleiterin. „Ich wünsche mir, dass es uns weiterhin gelingt, die Begriffe Kultur und Museum mit Selbsterkundung, Selbsterkenntnis, anregenden Impulsen, Freude und Spaß füllen zu helfen.“ Bundesweit einmalig dürfte sein, dass das Museum über ebenso viel Ausstellungs­ fläche für Kunstinteressierte wie für Kinder und ihre Familien verfügt.

Gutbrods Ziel, ein besucherfreundliches Museum aufzubau­ en, das viele verschiedene Wege der Vermittlung für Kinder wie Erwachsene bereithält, spiegelt sich auch in der viel fre­ quentierten Museumswerkstatt. Das Edwin Scharff Museum ist der lebendige Beleg, dass ein Museum mit einem eher klei­ nen Sammlungsbestand erfolgreich sein kann, wenn es ein klar umrissenes Konzept hat. Nach außen soll dies in naher Zukunft durch ein eigenes Museumscafé und die Neuge­ staltung der Gebäudefassade sichtbar werden. „Dass das Edwin Scharff Museum so ein stark frequentierter Ort für Familien wie für Kunstfreunde geworden ist, kann sich die Stadt sehr selbstbewusst auf die Fahnen schreiben.“, freut sich Helga Gutbrod. Gemäß seines Untertitels ist dieses einladende Muse­ um in Neu-Ulm längst zum Besuchermagneten geworden: Kunstmuseum, Kindermuseum, Erlebnisräume sind allzeit für Entdeckungen gut. FLORIAN L. ARNOLD

www. edwinschar f f museum. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

Helga Gutbrod, Museumsleiterin, Foto: Nik Schölzel


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D u r c h g a n g, „ S c h a n d f l e c k“ n a n n t e n n i c h t

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A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

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Thomas Witzke

Stadt, Land, Bach Streit gehört zu Ulm genauso wie der Nebel. Vermutlich gibt es da einen Zusammenhang. Der über 100-jährige Disput um die Bebauung des Münsterplatzes etwa kann diese Streit­ kultur bezeugen. Aber wenn der Nebel sich lichtet, dann kann man sagen, München leuchtet, aber Ulm strahlt. Das Happy End mit dem Bau des strahlend weißen Stadthauses von Richard Meier auf dem Münsterplatz war zugleich auch der Auftakt einer einzigartigen urbanen Neugestaltung der durch Kriegsschäden und Nachkriegsbausünden zerrisse­ nen Ulmer Innenstadt.

Ein Beispiel hierfür ist die cyanfarbene Glaspyramide der Ul­ mer Stadtbibliothek des Kölner Architekten Gottfried Böhm. Einen so kühnen Neubau in unmittelbarer Nähe zum Ulmer Münster zu bauen, das muss man sich erst einmal trauen. ­D ieser mutige Auf bruch zu einer modernen, äußerst vielsei­ tigen Architektursprache – im Einklang mit dem Münster als Fix­stern und den umliegenden mittelalterlichen Stadtvier­ teln – zeichnet die gesamte Altstadt von Ulm aus und gibt der Stadt ein neues Gefühl von Urbanität. Wenn man den Blick weitet und die Schwäbische Alb erkundet, so entdeckt man in


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oben: Lonetal

links: Hochschule für Kommunikation und Gestaltung, Ulm, Nething Architekten, Neu- Ulm

rechts: Ulmer Mitte, Münster, Bibliothek, mittelalterliche Altstadt, Fotos: © kunstmedia edition, Thomas Witzke

Farbigkeit des Münsters in kleinen Flusstälern der Schwäbi­ schen Alb, zum Beispiel dem Lonetal, wiederfindet. Das Lonetal, das wegen seiner altsteinzeitlichen Funde, etwa dem im Ulmer Museum ausgestellten „Löwenmenschen“ oder dem Pferdchen aus der Vogelherdhöhle, Berühmtheit erlangt hat, ist überhaupt eines der schönsten Täler der Schwäbischen Alb.

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der kontemplativen Strenge dieser Landschaft viel von der klaren Struktur und der eindeutigen Farbigkeit – sowohl der alten als auch der neuen Ulmer Architektur. Jede Stadt ist ein­ gebettet in eine Landschaft, die sie prägt. Wenn man das Bild einer Stadt sieht, weiß man meistens schon, ohne sie genau zu kennen: Das ist eine französische, eine spanische oder eine italienische Stadt. Dieser Einklang zwischen Stadt und Landschaft hat natürlich mit den klimatischen Bedingungen oder den Bau­ materialien, die man in der Umgebung findet, zu tun. Aber es ist geradezu verblüffend, wie man das Türkis der Ulmer Stadt­ bibliothek in dem tiefen und mystisch-klaren Wasser des „Blautopfs“ oder des „Brenztopfs“ entdeckt. Oder wie man die


Nething Generalplaner Architekten Ingenieure Neu-Ulm . Berlin . Leipzig Ein Unternehmen der Nething Gruppe

nething.com


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links: BEGE Galerien mit dem Galeristen Bernd Geserick, Catherine Hartl, Ulm / Bottega + Ehrhardt Architekten, Stuttgart

Die Blau wiederum, die dem von Mythen umrankten „Blau­ topf “ entspringt, fließt in mehreren Verzweigungen direkt durch Ulm. Sie mäandert durch die historische Altstadt des Fischerviertels, bevor sie in die Donau mündet. Die verwin­ kelten Gassen, die vielen Brücken und bis direkt ans Wasser gebaute, pittoreske mittelalterliche Häuser wie das „Schiefe Haus“, das sich geradezu abenteuerlich über das plätschernde Wasser der Blau beugt, bilden durch die überall spürbare Ge­ schichte der Jahrhunderte einen reizvollen Gegensatz zur strengen Klarheit des Münsters und der modernen Architek­ tur der Neuen Mitte. Aber auch im Fischerviertel selbst entsteht neue selbst­ bewusste Architektur mit viel Gespür für die umliegenden mittelalterlichen Fachwerkhäuser wie das von der Ulmer Ar­ chitektin Catherine Hartl in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekturbüro Bottega + Ehrhardt entworfene Haus der BEGE Galerien. So wie das „Schiefe Haus“ seit Jahr­ hunderten der Schwerkraft trotzt, so empfindet man auch bei dem am Ende des Fischerviertels an der Donau gelegenen Ge­ bäude der Hochschule für Kommunikation und Gestaltung die scheinbare Überwindung der Gravitation. Das in der Luft

über einer großen Freitreppe schwebende Obergeschoss gibt diesem von den Neu-Ulmer Architekten Nething errichteten Bauwerk eine verblüffende Leichtigkeit. Den Bogen menschlicher Kulturgeschichte, der sich vom „Löwenmenschen“ über die spätgotische Malerei Ulms bis zu den Designikonen der Ulmer Hochschule für ­G estaltung spannt, sowie den Dreiklang aus Architektur, Landschaft und Flüssen kann man nirgends schöner und ­d ichter erleben als in Ulm und der Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb. Und wer schon mal da ist, kann der ­W ilhelmsburg noch einen Besuch abstatten. In der größten noch vollständig erhaltenen Festungsanlage Europas aus der Mitte des 19. Jahrhunderts könnte in einigen Jahren eines der weitläufigsten Kulturzentren Europas von internationaler Strahlkraft entstehen, mit Museen, Galerien, Ateliers, ­Musikkneipen, Kleinkunstbühnen, Restaurants … Also, ­D aumen drücken, dass es klappt! Denn der Streit darum ist hier schon vorprogrammiert. www. k unst media. de

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rechts: Hotel „Schiefes Haus“, Fotos: © kunstmedia edition, Thomas Witzke


„Brenztopf“, © kunstmedia edition, Thomas Witzke

Urgeschichtliches Museum, Museum Villa Rot, Schloss M ochental

Um Ulm herum Wer sich aus der Donaudoppelstadt Ulm/Neu-Ulm ins Umland bewegt, wird an po­ sitiven Überraschungen sicher keinen Mangel leiden. Nördlich beginnt die Eiszeitkunst-Region, ein landschaftlich reizvolles Gebiet, in dem weltweit einmalige Funde der Eiszeitkunst gemacht wurden. Wer sich dafür interessiert, kommt an Blau­ beuren und seinem urgeschichtlichen Museum „Urmu“ nicht herum und wird auch sonst keine ­E nttäuschung erleben: Umgeben von bewaldeten Höhen­z ügen und schroffen Felsen liegt die „Blautopf “-Stadt Blaubeuren als wahres Postkartenidyll im Talkessel der Urdonau. Von Ulm aus hat man es nicht weit in ­allerlei kleine Städte, die mit interessanten Museen aufwarten. Nur ein Beispiel: Die Miniatur-Residenzstadt Oberdischingen, vom Volksmund zu „Klein-Paris“ geadelt, erstaunt mit ihrer ge­ schlossenen barocken Ensembleschönheit; ein Muss ist ein Blick in die klassizistische Kirche. Das „schwäbische Pantheon“ wurde die im Jahr 1831 fertiggestellte Pfarrkir­ che in Oberdischingen gerne genannt. Laichingen bietet dagegen mit seinem Museum für Höhlenkunde an der beliebten Tiefenhöhle einen Einblick ins Höhlen­ paradies der Schwäbischen Alb. Die Städtische Galerie Ehingen im hervorragend restaurierten Fachwerk­ kleinod „Speth’scher Hof “ steht für eine ganze Reihe von regionalen Museen, die ein jedes auf seine Weise das Zusammenspiel von historischem Gebäude, Kunst- und ­Regionalgeschichte mit moderner Kunst perfektioniert haben. Wie eine Kette der ­Sehenswürdigkeiten reihen sich die Donau entlang alte Klöster und Städte, die mehr bieten als nur schmucke Silhouetten. Reizvolle Wandertouren zwischen Donau, Lone und Ach führen fast zwangsläufig hin zu ­F reilichtmuseen, Theater- und ­Musikfestivals. Die schwäbisch-alemannische „Fasnet“ in den Hochburgen Dieten­ heim, Ehingen, Westerheim und Munderkingen steht dem rheinischen Karneval in nichts nach. FLORIAN L. ARNOLD


101 DI E W I EGE DE R K U NS T I M U RG E S C H I C H T L I C H E N M U S E U M B L AU B E U R E N

Museum bilden wesentliche Bestandteile im Archäotouris­ mus der Region, der mit dem unweit von Ulm eröffneten „Archäopark“ und den touristisch einbezogenen Fundstätten in der Vogelherdhöhle (bei Niederstotzingen) und dem „Gei­ ßenklösterle“ (bei Schelklingen) das komplexe Leben unserer Vorfahren auszuleuchten versucht. Der Tourismus ist nicht unwichtig für die museale Präsentation der Eiszeitkunst; zu lange spielte diese im regionalen Museumsleben eine absolute Nebenrolle und die finanzielle Unterfütterung der Museen, die diese Funde zeigten, war seinerzeit traurig. Das hat sich dank international gestiegener Aufmerksamkeit geändert. Nun hängt ein Teil der regionalen Identität an diesen weltweit einmaligen Funden. Und so kann man in und um Ulm herum nicht nur einen faszinierenden Einblick in das komplexes Da­ sein unserer frühesten Vorfahren gewinnen, sondern nachvollziehen, dass die Region selbstbewusst das Ziel, als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt zu werden, anstrebt. www. lonetal. net w w w . u r m u . d e /d e / H o m e

Der „Löwenmensch“ im Ulmer Museum (die älteste Tier- Mensch- Plastik der Welt), 15 x 10 cm © Ulm/Neu- Ulm Touristik GmbH / Ulmer Museum

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Im Ulmer Umland gibt es weltweit einzigartige Eiszeit­ kunst-Funde, die museal präsentiert werden. Wer von Ulm und Umland spricht, der denkt logi­ scherweise auch an die Schwäbische Alb, jenes unterdessen in Teilen zum Biosphärengebiet erhobene einzigartige Land­ schaftsbild, dessen herber Charme unvergesslich ist. Es ist eine Gegend, die ihren Bewohnern immer schon einiges ab­ verlangte: Auf den Anhöhen sind die Winde rau und die Böden karg, das Erscheinungsbild mancher Siedlung zeigt noch ein Echo der Zeiten, als man sich vor den Wintern auf der Alb fürchten musste. Doch so sehr heute manches als idylli­ sche Urlaubslandschaft erscheint, so sehr muss es den Menschen der Eiszeit das Äußerste abverlangt haben, hier zu überleben. Und doch: Ausgerechnet hier, zwischen dem nördlich von Ulm liegenden Lonetal und dem Höhlensys­ tem rund um Blaubeuren herum entstanden einzigartige eiszeitliche Kunstwerke – kleine Statuetten und Schmuck, aus dem Elfenbein von Mammuts geschnitzte Tiergötter und Idole. Wer auch nur die wichtigsten Skulpturen der Eiszeitkunst bestaunen will, kommt um eine Tour über die Schwäbische A lb nicht herum. Eines der wichtigsten ­F undstücke: Der sogenannte „Löwenmensch“, eine MenschTier-Fig ur, die vor unglaublichen 3 2 .000 Jahren im Hohlenstein-Stadel im L ­ onetal von unseren Vorfahren kunst­ voll geschnitzt wurde. Er gilt als ein einzigartiges Relikt urzeitlicher Kunst weltweit. Die aus dem Stoßzahn eines Mammuts geschnit zte Statuette verbindet einen aus­ drucksvollen Löwenkopf in geradezu ­modern wirkender Formensprache mit einem stilisierten Menschenkörper, dessen prankenartige Arme wiederum auf tierische Ur­ sprünge verweisen. Die Mutmaßungen über den Ursprung dieser und zahlreicher anderer Funde halten an – etwa ob sol­ che Eiszeitkunst in der Sphäre geistig-religiöser Vorstellungen der Menschen der letzten Eiszeit zu verorten ist? Oder sind es die ersten rein künstlerischen Äußerungen des Menschen, ge­ trieben von Fantasie und Ausdruckswillen? Während der „Löwenmensch“ im Ulmer Museum weilt und nach einer spektakulären Rekonstruktionsphase 2014 in ein neues museales Umfeld gegeben wurde, ist das „Urmu“ ­(Abkürzung für „Urgeschichtliches Museum“) in Blaubeuren die zentrale Anlaufstelle für die Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb. Inmitten der historischen Altstadt des für seinen Karstsee bekannten Ortes steht dieses sehenswerte Archäologiemuseum. Dort findet man liebevoll präsentiert beispielsweise die „Venus vom Hohle Fels“, eine üppige Frau­ enfigur, die im September 2008 bei Ausgrabungen in der Karsthöhle „Hohler Fels“ am Südfuß der Schwäbischen Alb bei Schelklingen entdeckt wurde. Es ist – soweit man heute weiß – eine der ältesten bekannten Menschendarstellung überhaupt. Gerne wird diese Figur mit der üppigen „Venus von Willendorf “ verglichen, obgleich die schwäbische Venus deutlich älter ist. Andere Grabungen förderten weitere Ve­ nusfigurinen sowie Darstellungen von Mammuten, von einem Wildpferd, einem Rentier, einem Bären und einer Raubkatze zutage; zu den prachtvollsten Stücken gehört eine fünf Zentimeter große Mammutfigur, die mit fast allen Kör­ perteilen jenen imposanten Urzeittieren nachgebildet wurde. Museen wie das „Urmu“ in Blaubeuren und das Ulmer


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M U S E U M V I L L A R O T: K U N S T E R F O R S C H U N G E N I M HISTOR ISCHE N L A N DSCHLÖSSCHE N

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

Keine halbe Stunde von Ulm entfernt über dem Tal der Rot, an der Landstraße 259, liegt am südlichen Ende des gleichnami­ gen Ortes ein Juwel der schwäbischen Museumslandschaft. Wer mit dem Auto von Nordwesten heranfährt, könnte mei­ nen, das architektonische Jugendstilkleinod verstecke sich zwischen den hohen Bäumen des umgebenden Parks. Wer von Süden her kommt, erblickt die ganze Pracht der Villa, die 1912 von Raymund Fugger (1870–1949) erbaut wurde, weswe­ gen sie auch „Villa Fugger“ genannt wird. Architekt war Balthasar von Hornstein-Grüningen. Im Jahre 1925 musste Raymund Fugger den Besitz jedoch wieder abgeben, da er in Geldnot geraten war – woraufhin Alexandra von Hornstein (1903–1932) das kleine Landschlösschen erwarb. Sie lebte dort zusammen mit Feodora Christ (1903–1983) bis zu ihrem Frei­ tod. Bedeutsam für die heutige Kunsteinrichtung ist die Übernahme des Gebäudes durch besagte Feodora Christ, die mit dem Musiker und Sammler Hermann Hoenes (1900 – 1978) verheiratet war. Als Cellist galt jener als musikalisches Wunderkind, musste jedoch seinen Posten als Dirigent des „Reichssymphonie-Orchesters“ wegen der damaligen NS-Rassengesetze verlassen; so zog sich das Ehepaar Hoenes in seine Villa in Rot zurück und widmete sich der Sammlung von (überwiegend) asiatischer Kunst. Der „Urknall“ für die heutige Kunst- und Kulturinstitution Villa Rot fand im Som­ mer 1992 statt – da wurde hier das von einer Stiftung getragene „Museum in der Villa Rot“ eröffnet. Unter seiner Museumslei­ terin Stefanie Dathe hat sich die Villa inzwischen zu einem wahren Mekka für Kunsthungrige entwickelt, die Strahlkraft der oft ungewöhnlichen Ausstellungen reicht weit über die Region hinaus. Die Kontakte, welche die Museumsleiterin

über die Jahre etablierte, reichen sogar über Europa hinaus und ermöglichen immer wieder die Mitwirkung von Künst­ lern und Kunstpositionen von internationalem Rang. Zwar erscheine es manchmal, als liege das Museum Villa Rot „geo­ grafisch gesehen in einer kulturellen Diaspora“, so Dathe. Ganz generell müsse sich ein Museumsleiter „mitten auf dem oberschwäbischen Land immer die Frage stellen, wie ein inte­ ressiertes Publikum zu generieren ist. Diese Aufgabe ist umso herausfordernder, wenn man sich im Bereich der zeitgenös­ sischen Kunst bewegt.“ Das gelingt Dathe und ihrem kleinen Team engagierter Mitarbeiter immer wieder durch inter­ national besetzte Gruppenausstellungen, die sich mit gesellschaftlichen und künstlerischen Themen der Gegen­ wart befassen. Die Hoenes-Sammlung des heutigen Museums Villa Rot, die das Stifterehepaar eingebracht hat, wird ebenso immer wieder als Anlass und Bestandteil der the­ matischen Gruppenschauen genutzt. Breit gef ächerte Besucherkreise lockte etwa die diesjährige Sommerausstel­ lung zum Thema „Es liegt was in der Luft! – Duft in der Kunst“ an, davor hatten Themenaus­stellungen mit künstlerischen Auseinandersetzungen zu „Tätowierung“, „Hinterglaskunst“, „Porzellan“ und „Haar in Kunst und Kultur“ neugierig ­gemacht. Dabei begeistern nicht nur die hervorragend kura­ tierten Ausstellungen in den atmosphärischen Räumen der Villa; jede Ausstellung wird mit einem edel gestalteten ­K atalog dokumentiert und damit festgehalten, umfang­ reiche Konzertreihen erstrangiger Musiker ergänzen das Angebot. „Vernetzung und Solidarisierung“ sind wichtige Gebote für die Museumsleiterin. Ein weiteres ambitioniertes Ziel fand unterdessen seine Umsetzung – die Erweiterung des

Museum Villa Rot und Kunsthalle © Museum Villa Rot, Burgrieden- Rot


Ensembles um eine Kunsthalle. Diese er­öff­nete 2014 neben dem Museum Villa Rot und ist zwar ein Sichtbetonkubus – wie in der zeitgenössischen Architektur üblich –, doch die bescheiden gehaltenen Dimensionen und der gläserne Über­ gang in den Konzertraum der alten Villa ­b ezeugen den Respekt vor der Historie. Die nun im Anbau verortete Ge­ genwartsabteilung mit ihren 1 45 Quadratmetern hat die Ausstellungsfläche als Gegenpol zu den intimen Kabinetträu­ men der historischen Villa praktisch verdoppelt – und sie lässt erstmals auch die Präsentation sperriger Kunstwerke oder ­I nstallationen zu. Der Stolz ist Stefanie Dathe anzumerken: „Hiermit haben wir uns ein besonderes Profil und ein Allein­ stellungsmerkmal innerhalb der hiesigen Kulturlandschaft erarbeitet.“ Mit den erweiterten Möglichkeiten plant die umtrie­ bige Museumschefin derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Fleischeslust“ – worin sich, ausgehend vom barocken Vani­ tas-Stillleben, alles ums Fleisch und seine unterschiedlichsten

ästhetischen, materiellen und metaphorischen Aspekte dreht. Im Frühjahr 2016 folgt dann eine Ausstellung zum Thema „Tracht“: „Eine Schau, die sich der Mode einmal auf ganz an­ dere Weise nähert und zeitgenössische (künstlerische) Interpretationen von Trachten beziehungsweise den damit verbundenen Techniken des Stickens und Klöppelns zeigen wird“, so Dathe. Das danach folgende Thema wird sich dem „Künstlerselbstporträt“ widmen; und noch später will man sich über Werke der Kunst den verschiedenen Ausformungen des Wahnsinns nähern. Kurzum: Was hier in Burgrieden hoch ambitioniert umgesetzt wird, davon träumen andere Häuser nur. Wer einmal im Museum Villa Rot war, kommt immer wieder. Nicht nur der idyllischen Anlage wegen – ge­ rade auch wegen der erfrischend unerschrockenen Sicht auf die Kunst unserer Zeit und die wagemutige Ausforschung ­unkonventioneller Positionen. w w w . v i l l a - ro t . d e

S C H L O S S M O C H E N TA L

Wie eine prachtvolle Erscheinung ist es plötzlich da, das Schloss, der ehemalige Sommersitz der Äbte von Kloster Zwiefalten nahe Reutlingen. Nach einer wechselvollen ­Geschichte während der vergangenen 200 Jahre hat es heute mit Ewald Karl Schrade und der Idee von einer Galerie für ­Moderne Kunst seine Bestimmung wiedergefunden. Denn erst im Dialog mit der Kunst und den Künstlern wird der prächtig und sensibel restaurierte Bau zu dem, was er ­ursprünglich war: ein Ort der Verehrung des Göttlichen, ein Ort des Staunens und der Meditation. Dort, wo sich die Schwäbische Alb ins Tal der Urdonau senkt, etwa zwischen Ehingen und Zwiefalten gelegen, und den Bussen, den heiligen Berg Oberschwabens im Blick, dort präsentiert sich die herrschaftliche Schlossanlage von Mo­ chental wie ein kostbarer Solitär. Seit 1209 im Besitz des Benediktinerklosters Zwiefalten hat es an dieser Stelle diverse Vorgängerbauten gegeben. Heute dominiert das Tal der breit gelagerte Bau, dreigeschossig, mit durchlaufenden Fenster­ bändern, Türmchen und kuppelbekrönten Volutengiebeln. Errichtet als Hauptbau mit zwei Seitenflügeln erwächst der Anlage in den Wirtschaftsgebäuden eine bauliche Entspre­ chung. Man betritt das Schloss von der Hofseite aus. Zu der Terrasse und den beiden Söllern führt eine Treppe vom

Hauptbau aus. Gärten ziehen sich, mit hohen Mauern verse­ hen, den Hügel hinab. Ursprünglich waren sie in Kräuter-, Gemüse-, Blumen- und Obstgarten unterteilt. Schloss Mochental ist in der heutigen Form nach einem Brand in den Jahren 1730 bis 1734 entstanden. Abt Augustin Stegmüller, der damals dem Benediktinerkonvent vorstand, veranlasste den Neubau mit der gebotenen zeitgemäßen Prachtentfaltung. Die Brüder Joseph und Martin Schneider aus Baach bei Zwiefalten wurden als Baumeister bestellt. In nur vier Jahren schafften sie es, das riesige Gebäude zu errich­ ten. Handwerker der Umgebung wurden zur Ausstattung des Inneren herangezogen: etwa für das breit schwingende Trep­ penhaus, die mit Walnuss-Schrägstreifenfurnier belegten Türen und Oberlichter, den Stuck, die Vergoldungen und, last but not least, den Freskenzyklus in der Nikolauskapelle, das Deckenfresko im Hubertussaal sowie die Altarblätter. Der junge Maler Franz Joseph Spiegler erhielt den Auftrag, in 14 Fresken Leben und Wunder des Heiligen Nikolaus von Myra zu gestalten. Das Deckenfresko des Hubertussaales so­ wie die kostbare Ausgestaltung gehen dagegen auf Joseph Ignaz Wegscheider zurück. Der Einzug eines persischen Fürs­ ten in seinen Palast entspricht als orientalisches Thema ganz der Mode der Zeit.

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Die Galerie Schrade – Karlsruhe begleitet HA Schults ACTION BLUE mit einer Ausstellung, in der Arbeiten aus fünfzig Schaffensjahren des Ausnahmekünstlers gezeigt werden.


Zeit stand das Gebäude leer. In den Außenbereichen und der Nikolauskapelle vom Land restauriert, im Inneren allerdings gezeichnet von heftigen Spuren der Vergangenheit, träumte es einer neuen Nutzung entgegen. Hier kehrte Ewald Karl Schrade mit seiner Frau und ­s einen drei Söhnen in den frühen Januar­t agen 1985 ein. ­Sogleich erkannte er die Situation und entschloss sich zu han­ deln. Er sprach mit der Landesregierung, erhielt einen Vertrag. Wenig später begannen sie mit der Innenrestaurierung. Mit 30 Ar­beitern ging es daran, die ­Schäden der Vergangenheit zu be­ seitigen. Es galt Zwischenwände einzureißen, um den Blick in die herrlichen Flure zu ermög­lichen, elektrische Leitungen unter Putz zu legen, das vorherrschende Mausgrau zu tilgen und die Wände nach ­originalem Befund zu streichen, den Stuck farbig herauszu­heben, das Schrägstreifenfurnier von Türen und Oberlichtern freizukratzen, Vergoldungen zu set­ zen, die Böden zu reinigen, die Fenster zu putzen und vieles mehr. Im Mai 1985 erlebte das Schloss mit der prunkvollen ­E röffnung seine Auferstehung. Seither bietet Ewald Karl Schrade in den geschichtsträchtigen Räumen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts dar; heimische Künstler und solche von nationaler Bedeutung sowie i­ nter­nationaler Prominenz. Er zeigt sie in Einzel- und Gruppenausstellungen und stellt Themenpräsentationen zusammen. Daneben gedenkt er in besonderen Räumen jener Maler, Bildhauer und Grafiker, mit denen er persönlich sehr verbunden ist, Shmuel Shapiro etwa, Georg Meistermann, Ugge Bärtle, Erich Mansen und andere. Der Galerist blickt heute auf mehr als 400 Ausstellungen zu­ rück und hat – neben seinen anderen Verpflichtungen wie der „Art Karlsruhe“, seiner Karlsruher Galerie, dem Mitwirken im Galeristenverband und weiteren Institutionen – keineswegs die Absicht, mit der Kunst zu brechen.

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BARBARA LIPPS-KANT

w w w . g a l e r i e - s c h ra d e . d e

Fotos: Galerie Schrade, Schloss Mochental

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — I N U N D U M U L M H E R U M

Insgesamt nur wenige Jahre wurde Schloss Mochental als Sommerresidenz der Äbte, zum Feiern und zur Jagd genutzt. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 erhielten unter Napoleons Einfluss die Besitzverhältnisse im deutschen Süd­ westen eine neue Ordnung. Mit Kloster Zwiefalten kam so auch Schloss Mochental zum Hause Württemberg. Vorüber­ gehend diente das Schloss dem letzten Abt Gregor Weinemer als Wohnsitz. Nach seinem Tod 1816 unterstand es viele Jahre lang der königlichen, später staatlichen Forstverwaltung. Nach weiteren Stationen betrieb hier die evangelische Ur­ springschule von 1953 bis 1976 eine Dependance. Seit dieser


STADTGEBURTSTAG KARLSRUHE 2015 FESTIVALSOMMER 17. Juni bis 27. September

Foto: ARTIS - Uli Deck

Offen, luftig und frei – das ist der Pavillon für Karlsruhes 300. Geburtstag. Für 15 Wochen, vom 17. Juni bis 27. September, steht dieses Herzstück des Festivalsommers mitten im Schlossgarten. Gedankenaustausch am Puls der Zeit, spannende Kultur- und Wissenschaftsformate sowie hochkarätige Konzerte gehören zum Festivalprogramm. Die „Schlosslichtspiele“ internationaler Künstler lassen die Schlossfassade nebenan jeden Abend zur Großleinwand werden. Alle Informationen unter: www.KA300.de


Friedrich Dyckerhoff, Marktplatz-Perspektive von Südwesten, 1808, © Stadtarchiv Karlsruhe

FRIEDRICH

WEIN BRENNER 1 7 6 6 –1 8 2 6

Architektur und Städtebau des Klassizismus

27.6 .– 4. 10. 2015

Städtische Galerie Karlsruhe Lorenzstraße 27 76135 Karlsruhe www.weinbrenner-ausstellung.de Stadt Karlsruhe, Kulturamt



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Ulmer BEGE Galerien auf dem Gut Hohen Luckow

Stahl Stein Holz

Karin Holland, Bernd Geserick und Catherine Hartl, Foto: Jan- Peter Schröder,

Mit einer großen Skulpturenausstellung im Freien schlagen die Ulmer BEGE Galerien in diesem Sommer eine temporäre „Kunst-Brücke“ von Süddeutschland in den Norden. Im weit­ läufigen Landschaftspark von Schloss Hohen Luckow unweit der Ostseestadt Rostock präsentieren Bernd Geserick und Catherine Hartl Arbeiten von vier Künstlern der Galerie: ­Jürgen Knubben, Thomas Röthel, Nikolaus Kernbach und ­A rmin Göhringer. Dazu haben sie noch einige glänzende ­R aritäten gestellt: meisterhafte Edelstahlplastiken des leider bereits v ­ erstorbenen Bildhauers Erich Hauser (1930–2004), an die heutzutage kaum noch heranzukommen ist, wie ­Geserick nicht ohne Stolz bemerkt. Der Kunsthändler hat es dennoch geschafft und ließ es sich nicht nehmen, bei der Aufstellung der Skulpturen im Mai 2015 selbst Regie zu führen. Zwei Jahre zuvor hatte er an die­ sem Ort bereits eine Einzelausstellung von Thomas Röthel organisiert – auf Wunsch und Anregung der Ulmer Kunst­ sammlerin Ruth Merckle, die von einer Freiluftschau des in Ansbach geborenen Stahlbildhauers auf der Bodenseeinsel Mainau so begeistert gewesen war, dass sie ihn auch auf dem mecklenburgischen Gut der schwäbischen Unternehmer­ familie zeigen wollte. Seitdem gehörte eins von Röthels rostbraunen Bankobjekten zu ihrem eigenen Skulpturenpark im Norden. Skulpturenpark – diese Bezeichnung verdient das schön angelegte Terrain hinter dem barocken Herrenhaus schon längst – auch ohne zusätzliche Sommergäste. Wer über die saftigen Wiesen wandert und baumgesäumte Wege ent­ langgeht, entdeckt in gut gewählten Settings zwölf ständig hier platzierte Skulpturen aus Stein, Bronze und Stahl – vor ­allem von norddeutschen Künstlern. Dazu gehört auch – mit Blick ins Offene – der große „Schreiende Hengst“, eine ebenso kraftvolle wie berührende Bronzeplastik des bedeutenden

Rostocker Bildhauers Jo Jastram (1928–2011). Die Leiterin des Gutes, Karin Holland, Nichte von Ruth Merckle, freut sich immer, wenn Besucher und Gäste, die den Park durchstrei­ fen, sich auf die Kunst ein- oder sogar darauf niederlassen. „Einige der Arbeiten eignen sich durchaus als Sitzgelegen­ heiten, das ist so gewollt“, erklärt sie lächelnd. Auch Anfassen ist hier ausdrücklich erlaubt. Wie zum Beweis nimmt sie fürs Foto mit den beiden Galeristen auf einer geschwungenen Skulptur Platz. Der schwere Stahlbogen wirkt trotz seiner Masse leicht und elegant. Er gehört zu einer Reihe ausdrucksstarker Arbei­ ten von Thomas Röthel, auf die der Besucher gleich zu Beginn des Rundgangs stößt. Der Künstler spielt geschickt mit den gegensätzlichen Eigenschaften seines Materials – Stabilität und Verformbarkeit – und inszeniert in elementarer Art ganz existenzielle Fragen. Große Platten aus massivem Stahl er­ hitzt er so lange, bis er sie mit schwerer Technik und sicherem Gespür für den Effekt entlang vorher eingebrachter Schlitze verdrehen kann. Die grafische Wirkung dieser Skulpturen im Raum ist oft verblüffend. Als auf den ersten Blick solides ­Objekt weist eine Arbeit in Hohen Luckow bei näherem Hin­ sehen geschmolzene Löcher auf, aus denen der Stahl offenbar herausgetropft ist. Künstlerischer Reflex auf die Reaktorkata­ strophe von Fukushima 2011, wie Catherine Hartl bemerkt. Schon von Weitem locken die Arbeiten der anderen Künstler in das Gelände: Jeweils fünf Skulpturen sind zu ­k leinen Gruppen zusammengestellt , sodass sich der ­Betrachter einerseits auf Eigenheiten und Stilistik der je­wei­ ligen Position einlassen, andererseits aber auch interessante Wechsel­w irkungen ausmachen kann – sowohl zwischen den Kunstobjekten untereinander als auch bezüglich ihrer ­Si­t uation in der Landschaft und gegenüber dem barocken Herrenhaus in der Hauptsichtachse des Parks.

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Mai 2015


Hoch in den blauen Himmel hinein ragen die aus der Ferne kompakt erscheinenden Skulpturen des Holzbildhauers ­A rmin Göhringer. Zum lebendigen Grün der Bäume, die sich unweit im Wind wiegen, stehen seine dunklen, mit der Ket­ tensäge zum Teil filigran gearbeiteten Stelen aus geschwärzter Eiche in starkem Kontrast. So viel Material hat er mit scharfem Werkzeug herausgearbeitet, dass sie trotz ihrer Blockhaftig­ keit transparent bis zerbrechlich wirken. Eine wird – wie es aussieht – sogar von massiven Stahlplatten gehalten und geschützt. Die reduzierten, viel kleineren Gebilde von Jürgen Knubben bleiben eher erdverhaftet. Eine seiner beiden von Edelrost überzogenen „Linsen“ ragt sogar nur zur Hälfte aus dem Boden, die zweite liegt potenziell wacklig daneben und kündet von der Suche des Künstlers nach der idealen Form. Drei weitere greifen das Thema Architektur und Landschaft auf. Zwei an Constantin Brânçusi erinnernde, mannshohe Säulenobjekte sind so aufgestellt, dass sie im Auge des ­vorübergehenden Betrachters unversehens verschmelzen und die Form wechseln. Ein toller Effekt! Nikolaus Kernbach schließlich arbeitet mit dem Natur­ material Gneis. Aus dem gewachsenen Fels herausgebrochen, werden die einzelnen Blöcke zu regelmäßigen Platten gespal­ ten. Diese wiederum schichtet er zu mäßig hohen Stapeln

übereinander, die archaisch und modern, kompakt und fragil zugleich wirken. Sie stehen nicht im Lot, sondern leicht ge­ neigt zueinander und behaupten ihren Ort. Beim Betrachten und Umschreiten lässt sich trefflich (zum Beispiel) darüber nachdenken, dass die Techniken, die der Bildhauer hier ange­ wandt hat, dieselben sind, mit denen schon die Pyramiden von Gizeh oder die Kathedrale von Chartres erbaut wurden. Stein auf Stein. Ganz und gar der Moderne verhaftet sind dagegen die kühl-eleganten Edelstahlobjekte des großen deutschen Bild­ hauers Erich Hauser, denen der Betrachter zum Ende des Rundgangs unmittelbar hinter dem Schloss begegnet. Seine


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dynamisch geformten, polierten Skulpturen – unverkennbar in der Tradition des Kubismus – wirken mehr technoid als ­natürlich, verleugnen aber keineswegs ihr Herkommen aus der Figur. Insofern stehen sie nicht nur für sich, sondern auch in interessanter Relation zu Jastrams kraftvoll-schreiendem Bronzehengst. Dieser übrigens wirkt, wie Karin Holland erzählt, auf lebendige Pferde in so starker Weise, dass er bei Reitturnieren oder ähnlichen Veranstaltungen im Park auch schon mal ge­ sattelt werden muss, damit die echten Rösser nicht scheuen, wenn sie in seine Nähe kommen. Im Gegensatz zu manch an­ derem Kunstwerk hat aber wohl noch niemand versucht, sich daraufzusetzen. Obwohl … JAN-PETER SCHRÖDER

G U T H O H E N L U C KOW

Das Gut Hohen Luckow bei Satow südwestlich von Rostock ist vor allem für sein barockes Schloss bekannt, das 1707 von dem Mecklenburger Adligen Christoph von Bassewitz in Auftrag gegeben wurde. Der landwirtschaftliche Betrieb, der in der DDR-Zeit als volkseigenes Gut geführt wurde, ist seit 1994 im Besitz der schwäbischen Unternehmerfamilie Merckle. Auf den 800 Hektar Land, die zum Gut gehören, wird bis heute Ackerbau und Milchviehzucht betrieben. Im restaurierten Herrenhaus trafen sich 2007 die Staatsund Regierungschefs der G8-Länder zu einem informellen Abendessen. Den öffentlich zugänglichen Schlosspark ziert seit Jahren eine sehenswerte Sammlung qualitätsvoller ­Skulpturen der Sammlung Merckle. Dazu gehören etwa Arbeiten des Rügener Stahlplastikers Bernard Misgajski und des Rostocker Bildhauers Jo Jastram. bis 3 . Ok tober 2015 „ Perspek t iven au s Stahl Stein Hol z – E r i c h H a u s e r, J ü r g e n K n u b b e n , T h o m a s R ö t h e l , N i k o l a u s K e r n b a c h , A r m i n G ö h r i n g e r“ Land schaf tspark Gut Hohen Luckow www. g uthohenluckow. de Jürgen Knubben

AU S S T E L L U N G E N

linke Seite:

I N DE N BEGE GA L E R I E N U L M

Armin Göhringer, Erich Hauser, Nikolaus Kernbach, Thomas Röthel

bis 5 . September 2015 „ s c h w a r z w e i ß – w e i ß s c h w a r z“

Fotos: Alexander Rudolph

A n i A l b e r s , T i l l A u g u s t i n , E l v i ra B a c h , B e l e B a c h e m , S t e p h a n ­B a l k e n h o l , J o s e f B ü c h e l e r, E d u a rd o C h i l l i d a , S i n j e D i l l e n k o f e r, A l b e r t o G i a c o m e t t i , A r m i n G ö h r i n g e r, E s t h e r H a g e n m a i e r, A n d r e a K e r n b a c h , J ü r g e n K n u b b e n , Hein z Mack, Sibylle P ­ asche, Mel R amos, Thomas Röthel, R o b e r t S c h a d , R i c h a rd S e r ra , P i e r r e S o u l a g e s , T i n a Ta h i r, A n t o n i T à p i e s , G ü n t h e r U e c k e r, B e n Va u t i e r, B e r n a r Ve n e t u . a . 1 2 . September bis 2 1. November 2015 „ H e i n z M a c k G ra f i k · O b j e k t e · S k u l p t u r“ www. bege-galer ien. de

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U n i k a t e · G ra f i k · S k u l p t u r · O b j e k t e


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Skulpturenprojekte und Skulpturengär ten im Sommer 2015

Nur Skulptur! ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N M A RC PESCH K E

In unserer Sommerausgabe möchten wir Ihnen eine Reihe ganz außergewöhnlicher Veranstaltungen zur zeitgenös­ sischen Skulptur vorstellen. Einer der interessantesten Beiträge in diesem Jahr ist ohne Zweifel die „KölnSkulptur #8“. Die von Thomas D. Trummer konzipierte Schau schafft – mit großartiger Kunst – einen Ort räumlicher Spannung. Auf Seite 62 finden Sie ein Interview mit Thomas D. Trummer – dem neuen Direktor des Kunsthauses Bregenz. Dessen Satz, „ Skulpturen sind widerständige Setzungen und keine Schmuckinseln“, erscheint mir besonders denkwürdig. Die Übersicht ist gewiss nicht vollständig, sondern mit ganzer Absicht subjektiv. Kurz erwähnt seien an dieser Stelle noch die „Blickachsen 10“ in Bad Homburg und dem ­R hein-Main-Gebiet. Die international gerühmte Skulpturen­ ausstellung erlebt in diesem Jahr ihre zehnte Auflage. Oder die „Bad RagARTz 2015“ – die 6. Schweizerische Triennale der Skulptur – oder die oben erwähnte „KölnSkulptur #8“. ­F olgen Sie unseren Empfehlungen: eine Entdeckungstour durch den Skulpturensommer 2015!

Standorten nach und nach wieder entfernt, sodass die Aus­ stellung nur anfangs vollständig zu sehen ist. Ein besonderes Ziel ist es, mithilfe von Sponsoring und Spenden aus der Bürgerschaft Erbachs eine Skulptur von ­Jürgen Knubben zu erwerben, die auch nach dem Ende der Ausstellung symbolträchtig an einem Platz in der Erbacher ­I nnenstadt verbleibt. Unterstützt wird das Projekt durch ­T homas Knoll von der Galerie KNOLL.art aus Warthausen. www. erbach-donau . de

K U N S T S T I F T U N G E R I C H H AU S E R

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K U N S T P R O J E K T „ P L AT Z H A LT E R “ I N E R B AC H

Gemeinsam mit dem Bildhauer Jürgen Knubben aus Rottweil findet seit März 2015 ein Kunstprojekt in der Erbacher Stadt­ mitte statt. Die Ausstellung wird noch etwa bis Ende 2016 andauern. Im Rahmen dieses Kunstprojekts wurden 15 Groß­ skulpturen in Erbach aufgestellt und mit einem Rundweg erlebbar gemacht. Die besondere Idee dahinter ist das „Platz­ halterkonzept“ und der damit verbundene reduzierende Charakter der Ausstellung. Das heißt, die Großskulpturen von Jürgen Knubben wurden zu Beginn der Ausstellung an Plätzen in Erbach aufgestellt, an denen sich im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes, der sogenannten „Innenstadt­ offensive“, etwas verändern soll. Beginnen schließlich die Bauarbeiten, werden die Skulpturen an den jeweiligen

Bereits 1996 wurde die Kunststiftung Erich Hauser von dem 2004 verstorbenen Bildhauer Erich Hauser ins Leben gerufen. Sein Lebenswerk der Allgemeinheit zu bewahren, der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, junge Bildhauerinnen und Bildhauer zu fördern und im Rahmen von Symposien und Ausstellungen die Diskussion über den Werkbegriff in der Bildhauerkunst lebendig zu halten, veranlassten ihn zur Gründung seiner Stiftung. Das Anwesen in Rottweil stellt ein einzigartiges ­Ensemble aus Kunst und Architektur in einer natürlich gestal­ teten Parklandschaft dar. Auf über 30.000 Quadratmetern treten die abstrakten Edelstahlskulpturen Hausers in einen spannungsreichen Dialog mit der Natur. Dabei folgt die ­P räsentation keinen chronologischen Vorgaben, sondern in­ szeniert einen die Zeiten überspannenden Parcours zwischen den einzelnen Werkgruppen der 1960er- bis 1990er-Jahre ­sowie seiner letzten Skulptur, dem „Lebensbogen“ von 2003. Weitere Skulpturen sind in den Ausstellungsräumen und im Museum der Stiftung, neben Werken aus der umfangreichen Kunstsammlung mit dem Schwerpunkt auf der Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zu besichtigen. w w w . e r i c h h a u s e r. c o m


Kanalstraße 50 · 73061 Ebersbach/Fils · www.harsch-kunst.de · www.rogercapron.com


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Blick in den Wechselausstellungsraum

optimale Bedingungen, in die Welt der bildenden Künste ein­ zutauchen. Das Angebot der Schule erstreckt sich über Bildhauerkurse mit Marmor, Holz und Metall, Modellier- und Zeichenkurse bis hin zu kunstgeschichtlichen Seminaren. Alle Kurse werden von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland geführt und begleitet. Man kann Steinbildhauen, Aktzeichnen, Aktmodellieren, Metallgießen als Ferienworkshop buchen oder auch in die be­ rufsbegleitende Weiterbildung einsteigen: Das breite Feld der Bildhauerei bietet viele Möglichkeiten.

© Robert Schad / VG Bild- Kunst, Bonn 2015

www. bildhauerschule. ch M U S E U M L O T H A R F I S C H E R N E U M A R K T I . D. O P F. ROBE RT SCH A D

Der in Frankreich lebende, 1953 geborene Künstler Robert Schad zählt zu den bedeutendsten Stahlbildhauern der Ge­ genwart und dies auch im internationalen Kontext. Seine aus massivem Vierkantstahl geformten Plastiken zeichnen sich durch eine starke zeichenhafte Reduktion und Abstraktion aus und verkörpern zugleich eine spielerische Leichtigkeit. Die Ausstellung zeigt erstmals einen umfassenden Überblick über sein Schaffen von den Anfängen an der Staatlichen Aka­ demie der Bildenden Künste in Karlsruhe (1974–1980) bis hin zu zwei neueren ortspezifischen Arbeiten. In ganz Europa sind Arbeiten von Robert Schad im öffentlichen Raum prä­ sent. Die Ausstellung trägt den Titel „Durch den Körper, durch den Raum“ und ist bis zum 11. Oktober 2015 zu sehen. w w w . m u s e u m - l o t h a r-f i s c h e r. d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — S K U L P T U R

„ S C U LT U R A L . . . M E N T E P E C C I A ! “

B I L D H AU E R S C H U L E VO N P E C C I A

Die Bildhauerschule von Peccia vertritt das Konzept der offe­ nen Schule und ist damit ein Ort der künstlerischen Entfaltung für alle, für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis gleichermaßen. Das professionelle Niveau und das besondere Ambiente, geprägt von der starken und wunderschönen Natur des oberen Maggiatales im Schweizer Kanton Tessin, bieten

Bis 25. Oktober 2015 sind in den Winkeln und Gässchen des Bergdorfes Peccia im schweizerischen Tessin Skulpturen in Marmor, Stein, Holz, Metall, Zement, Keramik, Papier und sogar Bilder in Asphaltlack zu entdecken. Zu sehen sind die Werke der Kunstschaffenden, die in den vergangen 30 Jahren und bis heute das Gesicht der Bildhauerschule in Peccia als Lehrende geprägt haben und damit – nach wie vor – wesent­ lich zur Ausstrahlung des Ortes beitragen. Die Bildwerke sind, teilweise in Gruppen aufeinander bezogen, über den Dorfkern und die angrenzenden Gassen verteilt. Manche Exponate und Interventionen fallen sofort ins Auge, während andere sich vor dem Besucher fast zu ver­ stecken scheinen. Ein subtiler Dialog entspinnt sich: eine Atmosphäre von Poesie, Nachdenklichkeit und feinem ­H umor entsteht. Wir wünschen den Besuchern beim Durchwandern von Peccia viel Vergnügen! w w w . s c u l t u ra . c h /a u s s t e l l u n g e n


Philipp Morlock

S K U L P T U R E N PA R K H E I D E L B E RG

Im Garten und Landschaftspark der Orthopädischen Univer­ sitätsklinik Heidelberg werden 26 große Freilandskulpturen präsentiert. In diesem Jahr feiert der Skulpturenpark Heidel­ berg sein 20. Jubiläum. Im Laufe dieser Zeit ist der Park in der Metropolregion Rhein-Neckar zu einem der bedeutends­ ten Orte für Kunst im öffentlichen Raum geworden. Diese Dauerausstellung wird jährlich ergänzt um eine Sonder­ ausstellung, die jeweils einem bedeutenden Bildhauer gewidmet ist. Im Jahr 2015 wird nun die Ausstellung „Jun­ ge Kunst – Junge Künstler“ präsentiert, bei der auch der mit 10.000 Euro dotierte „Fuchs-Preis“ ausgelobt wird. Und schließlich werden in Korridoren und Wartezonen der Kli­ nikgebäude auch Originalgrafiken, Künstlerzeichnungen und Fotografien präsentiert. Die Veranstalter: „Wir wünschen Ih­ nen spannende Seh- und Kunsterlebnisse!“ Die Ausstellung „Junge Kunst – Junge Künstler“ mit Arbeiten von Sebastian Kuhn, Philipp Morlock und Marten Georg Schmid dauert noch bis 25. Oktober 2015. www. sk ulpt ure npark-he idelbe rg. de

„ S K U L P T U R A WA S S E R B U RG “ A M B O D E N S E E

Im Rahmen der seit 13 Jahren stattfindenden Skulpturen­ ausstellung „ Skulptura Wasserburg“ präsentiert der österreichische Bildhauer Gerry Mayer 25 Bronzen in Größen bis 2,3 Meter. Die Ausstellungsf lächen befinden sich in den ­d irekt am Bodensee gelegenen Grünanlagen der maleri­ schen Halbinsel. „Wege zur Abstraktion“ könnte der Titel dieser Ausstellung lauten, die realistische Werke abstra­ hierten oder figurativen Formen gegenüberstellt. Einzelne Figuren bis hin zu komplexen Figurengruppen und auch Pferdestudien b ­ eeindrucken durch Dynamik, Ausdrucks­ stärke und Viel­f ältigkeit. Für den Betrachter ist es ein besonderes Erlebnis, eine Entwicklung des Wechselspiels vom Realismus zur Abstraktion – von der Kleinskulptur bis zur übergroßen Bronzeskulptur – erfahren zu dürfen. In der Innenausstellung im Kunstbahnhof zeigt Gerry Mayer weitere 20 Kleinskulpturen aus Bronze. Die Freiraumaus­ stellung ist bis zum 25. Oktober 2015, die Innenausstellung bis zum 11. Oktober 2015 zu sehen. w w w . g e r r y m a y e r. c o m www. wa sserburg-bodensee. de

S K U L P T U R E N U F E R R E M AG E N

Bittermann & Duka, „geheime gärten rolandswerth“, 2002–2004, Foto: Caro Bittermann

Remagen hat als Stadt des Arp Museums Bahnhof Rolandseck seit 2001 ein Skulpturenufer, das bisher aus 13 skulpturalen Arbeiten entlang des Rheins besteht, darunter solche von Hans Arp, Erwin Wortelkamp, Peter Hutchinson oder ­Johannes Brus. Die Werke reichen von klassischen Bronze­ skulpturen über den künstlerisch gestalteten Park bis hin zu einer als Rastplatz benutzbaren Arbeit. Das ist ganz im Sinn des Bildhauers und Poeten Hans Arp, der einst schrieb: „Die konkrete Kunst möchte die Welt verwandeln und sie erträg­ licher machen. Sie möchte … das Leben des Menschen vereinfachen. Sie möchte es in die Natur einfügen.“ Mit spek­ takulärem Blick auf das Siebengebirge und die romantische Rheinlandschaft lässt sich das Skulpturenufer auch bei einer Radtour entweder auf eigene Faust oder mit kompetenter Führung erleben. Museumsfahrräder können nach Anmel­ dung vor Ort ausgeliehen werden. www. ar pmu seum . org


Skulpturenpark Heidelberg


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Lynn Chadwick, „Dancing Figures“, 1956, Bronze © Courtesy of The Estate of Lynn Chadwick and Blain|Southern,

S K U L P T U R E N PA R K K AT Z OW

Foto: Jont y Wilde

„ O F F R OA D “ – P E R F O R M A N C E E L E C T R I C S

www. sk ulpt ure npark-kat zow. e u

S K U L P T U R E N PA R K WA L D F R I E D E N W U P P E R TA L

Lynn Chadwick (1914–2003) war einer der führenden eng­ lischen Bildhauer der Nachkriegszeit. Er ist besonders bekannt für seine Metallskulpturen, die sowohl vom mensch­ lichen Körper als auch von der Natur inspiriert wurden und deren Formensprache der reinen Abstraktion zum Teil sehr nahe kommt. Der Skulpturenpark Waldfrieden präsentiert in Kooperation mit der Galerie Blain|Southern bis 18. Oktober Bronzearbeiten der 1950er- und 1960er-Jahre. Mit dem Skulpturenpark Waldfrieden hat der briti­ sche Bildhauer Tony Cragg ein Ausstellungszentrum für Bildhauerei geschaffen. Inmitten des weitläufigen Geländes präsentiert er neben den hochkarätig besetzten Wechsel­ ausstellungen eine ständig wachsende Dauerausstellung mit eigenen Werken und solchen von unter anderem Thomas Schütte, Markus Lüpertz, Jaume Plensa, Richard Deacon, Wilhelm Mundt und Jonathan Monk. www. sk ulpt ure npark-waldf r iede n . de

„ BI E N NA L E SK U L P T U R E N S Y M POSI U M “ A M K U LT U R O R T W E I E R TA L I N W I N T E R T H U R

Am zauberhaft gelegenen Kulturort Weiertal in Winter­ thur sind 30 namhafte Kunstschaffende mit Skulpturen, Objekten, installativen und kinetischen Werken, Video-, Audio- und Lichtkunst vertreten. Ein Highlight für alle Liebhaber ­z eit­g enössischer plastischer Kunstwerke. Das ­T itelthema ­r ekurriert auf Shakespeares „A Midsummer Night’s Dream“, ein Spiel mit phantastischen Mitwirken­ den. Vertreten sind unter anderem Daniel Spoerri, Not Vital, Manon, Christian Herdeg, Alex Hanimann, Beni ­Bischof, Mario Sala, Reto ­Boller, Elisabeth Eberle, Christian Gonzenbach, Margaretha Dubach, Etienne Krähenbühl und Ursula Palla. Carlo Borer beeindruckt mit riesigen Lungen­f lügeln, welche in zwei Überseecontainern hörbar ­atmen. Ein attraktives Rahmenprogramm mit Führungen, Diskussionsforen und künstlerischen Performances begleitet die Ausstellung – ­zudem gibt es Jury- und Pub­likumspreise und eine attraktive Publikation.

Carlo Borer, „Breath“

www. sk ulpt ure n-bie nnale. ch

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — S K U L P T U R

Der Skulpturenpark Katzow befindet sich auf einer Fläche von 20 Hektar in der vorpommerschen Landschaft zwi­ schen Greifswald und Wolgast. 1991 vom Bildhauer Thomas Radeloff gegründet, ist er mit mittlerweile über 100 Skulptu­ ren der größte in ganz Europa. Im September 2015 eröffnet dort die Windskulpturenanlage „Off Road“ der Performance Electrics gGmbH, dem Kunststromanbieter aus Stuttgart – und weltweit erstem Anbieter von Kunststrom ®. Die Inbetriebnahme erfolgt durch Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel. Die Installation besteht aus einem Ensemble von fünf je zwölf Meter hohen Windskulp­ turen und einer „Power Station“, die Energie zu Kunststrom® transformiert und direkt ins öffentliche Stromnetz einspeist. Dieser kann dadurch weit über die Mecklenburgische Seen­ platte hinaus bezogen werden. Für die Windskulpturen wurden Straßenleitpfosten und Verkehrsschilder adaptiert, also recycelte Elemente, die das alltägliche Straßenbild prägen. Bereits seit 2012 ­er­a rbeitet die Performance Electrics gGmbH unter der künstlerischen Leitung von Pablo Wendel ein Netz aus Kunstwerken und ­P erformances, Installationen und Architektur. All diese Objekte und Aktionen erzeugen Kunststrom® – Strom, der durch und mit Kunstwerken erzeugt wird. Kunststrom® kann deutschlandweit bezogen werden. Mehr dazu unter: www.performance-electrics.com


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Sebastian Kuhn: Zwei skulpturale Wahrnehmungsfallen

Spiegel-Orte

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — S K U L P T U R

Sebastian Kuhn, Foto: Tobias Bohm, Berlin

Unter dem schützenden Laubdach eines Kastanienbaums im Skulpturenpark Heidelberg türmen sich Stahlroste und Me­ tallkörper auf wie die Eisschollen auf Caspar David Friedrichs Sinnbild über die gescheiterte Hoffnung. Die postindustrielle Raumcollage aus Baumaterialien und plastischen Objekten grenzt einen „Schau-Platz“ aus der Landschaft aus. Je nach ­Tageszeit reflektiert und transmittiert ein halbdurchlässiger Einwegspiegel das Licht. Die erstarrten Blechkissen entfalten ein bizarres Eigenleben. Weißes Rauschen tönt aus Lautspre­ chern, die sich über die seltsame Szenerie beugen. Sebastian Kuhns raumgreifende Materialassemblage „I Want to Hear the Scream of the Butterfly“ markiert einen Gegenort des Technischen inmitten der Natur: Zersplitterte Formen und ungewisse Volumina, schimmernde Ober­ flächen oder raue Raster, Klänge, die nicht in die Landschaft passen. Die Installation wirkt wie ein Kaleidoskop. In der Be­ wegung des Betrachters entfaltet sich eine Choreografie der Simultanwahrnehmung: Beobachtungen fächern sich auf, Assoziationen schieben sich übereinander. Das Wechselbad widersprüchlicher Sinneseindrücke erzeugt eine synästheti­ sche Erfahrung. Sebastian Kuhn zählt zu einer jungen internationalen Bildhauergeneration, die über die postmoderne Konzept­ kunst hinweg wieder bei Altmeistern wie Eduardo Chillida, Anthony Caro und David Smith anknüpft, also bei einem Skulpturbegriff, der das Genre als „qualitative Physik “ ­b egreift (Octavio Paz). Seit 2000 ist er unterwegs auf der ­Suche nach einem ureigenen Ausdruck dieses erweiterten Skulpturbegriffs. Sein künstlerischer Weg führte von

r­ obusten Materialkonstellationen aus Gummi und Stahl, in denen er erstmals die skulpturalen Qualitäten physikalischer Wirkmechanismen erprobte, über nervöse farb- und mate­ rialintensive Raumkompositionen bis hin zu den neuesten großformatigen Installationen für den Außenraum. Das Spiegelobjekt „Rorschachtelephone“ wirkt wie ein minimalistisch gebändigter Readymade-Klassiker: Zwei dem Untergang entrissene Telefonhäuschen nehmen, nicht ohne Bildwitz, ein monumentales Metallkissen zwischen sich in die Mangel. Umso überraschender ist der Blick durch die Glas­ türen in das leuchtende Innere der Zellen: Von beiden Seiten scheinen Tunnel aus farbigem Licht in einen Tiefenraum zu führen. Im Schnittpunkt der Perspektiven löst sich Materie auf. Kuhns imposantes Wahrnehmungsexperiment basiert auf physikalischen Gesetzmäßigkeiten: In jeder der Telefon­ zellen ist ein Leuchtkasten mit zwei Neonröhren eingebaut. Diese Leuchtkästen bestehen jeweils aus einem Acrylglas­ spiegel auf der Rückseite und einer mit einer speziellen lichtbrechenden Folie beschichteten Frontscheibe, die das Licht je nach Einfallswickel in seine Farbbestandteile zerlegt. Durch die sich selbst reproduzierenden Doppelspiegelungen der Neonröhren entsteht der Eindruck eines unendlichen Lichtkorridors. Auch diese zweite Wahrnehmungsfalle zeigt, wie Kuhn eine hybride Assemblage aktueller Materialien oder All­ tagsobjekte mit skulptural-poetischer Dynamik auflädt. Der Bildhauer will der Synästhesie oder der Wirkweise des Ror­ schachtests auf die Spur kommen und schafft gleichzeitig dreidimensionale „Sinn-Bilder“ der kulturellen Konstrukti­ on von Wahrnehmung. So spinnt sich aus der puren materiellen Präsenz der Werke ein Netz der Narrative. Das Material provoziert durch seine Herkunft aus der Welt des Be­ trachters Assoziationen und Emotionen – und auf diese Weise erscheint er plötzlich wieder in der postfigurativen Skulptur: der Mensch. Er steht mitten im erweiterten Reflexionsfeld des Skulpturalen, das seine Bewegungen choreografiert. Der Mensch, selber Körper in einer Welt der Körper, scheint der Ausdrucksmacht des Bildhauerischen ausgeliefert. Sebastian Kuhn schafft mit seinen Skulpturen im öffentlichen Raum spezif ische Orte des sich selbst gewahr werdenden „Da-Seins“. ULRIKE LORENZ

bis 25 . Ok tober 2015 20 Jahre Sk ulpt ure npark He idelbe rg „ J u n g e K u n s t – J u n g e K ü n s t l e r“ Seba st ian Kuhn, Philipp Morlock, Mar ten Georg Schmid www. sk ulpt ure npark-he idelbe rg. de


Sebastian Kuhn, „Rorschachtelephone“, 2015, Telefonzellen, einbrandlackiert, Metallkissen, einbrandlackiert, Edelstahl, ESG, Spiegel, Neonröhren, Aluminium, Schrauben, Gummi, 250 x 170 x 300 cm, Foto: Thomas Henne, Mannheim, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015


Ingolf Timpner Info (0 56 91) 62 57 34 www.museum-bad-arolsen.de

LICHTGESTALTEN

Esther Stocker, Unlimited Space, Gallery of Modern Art, Roudnice nad Labem, 2013

Interventionen im Christian Daniel Rauch-Museum

11 | 03 bis 30 | 12 | 2015

KW_RJP_Ad_4c_181x125_ArtMapp 17.06.15 12:32 Seite 1

11.10. – 29.11.2015 Esther Stocker

Ausstellungsreihe: Intervention – Flüchtige Raumgrenzen Kunstverein Kreis Ludwigsburg e.V. im MIK Eberhardstr. 1, 71634 Ludwigsburg Tel. 07141 / 92 91 96, www.kunstverein-ludwigsburg.de Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr

Skulptur im Fokus der Sammlung Würth Die Robert-JacobsenPreisträger der Stiftung Würth. Museum Würth, Künzelsau 15. Juni 2015 bis 3. April 2016 täglich 11 bis 18 Uhr, Eintritt frei

www.kunst.wuerth.com

Alle Aktivitäten des Museum Würth sind Projekte der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

Michael Sailstorfer Knoten (40), 2010 Aluminium, 112 x 15 x 15 cm Foto: Michael Sailstofer © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

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BEGE Galerien

PERSPEKTIVEN AUS STAHL · STEIN · HOLZ Hauser · Knubben · Röthel · Kernbach · Göhringer

2. Mai bis 3. Oktober 2015 · Landschaftspark Gut Hohen Luckow

schwarzweiß – weißschwarz Unikate · Grafik · Skulptur · Objekte 11. 7. – 5. 9. 2015 Heinz Mack Grafik · Objekte · Skulptur 12. 9. – 21. 11. 2015 Erich Hauser Stahlplastik · Zeichnung · Grafik 27. 11. 2015 – 16. 1. 2016 BEGE Galerien Ulm 89073 Ulm Tel +49 (0) 179 . 483 41 88 www.bege-galerien.de

Galerie am Saumarkt Fischergasse 34 , 89073 Ulm Tel +49 (0) 731 . 934 074 11 und +49 (0) 731 . 6 33 49 Mo und Di nach Vereinbarung, Mi bis Fr 11 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sa 11 – 15 Uhr


Rico Scagliola & Michael Meier, Detail aus „Double Extension Beaut y Tubes“, 2010, 10 - Kanal Videoinstallation Sammlung Fotomuseum Winterthur, Ankauf mit Unterstützung des Bundesamt für Kultur © Rico Scagliola & Michael Meier


Urs Stahel über das von ihm kuratier te

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6. Fotofestival M annheim – Ludwigshafen – H ­ eidelberg

Prekäre Felder „ I c h w ü n s c h e m i r B e s u c h e r, d i e s i c h k o n f ro n t i e r e n l a s s e n .“ Urs Stahel, Gr ündungsdirek tor des Fotomu se um Winte r thur

ARTMAPP: Urs, du bist für viele jüngere Foto­ kuratoren eine legendäre Figur, insbesondere ­aufgrund deiner überraschenden, ja innovativen Präsentationsformen im weiten Feld des Foto­ grafischen. Ich schließe mich hier als Bewunderer ganz bewusst mit ein. Vermisst du eigentlich das Fotomuseum Winterthur, das du 20 Jahre lang als Bühne deiner Inszenierungen bespielt hast? Urs Stahel: Ich wage kaum, es laut zu sagen, aber: Nein, ich vermisse das Fotomuseum Winterthur nicht. Ich tat mich zwei Jahre lang sehr schwer mit der Entscheidung, quasi das eigene „Kind“ beim Eintritt ins Erwachsenenleben nach dem 20-Jahre-Jubiläum loszulassen. Nachdem ich mich aber entschieden hatte, begann ein neuer Abschnitt, den ich nun wiederum mit viel Energie lebe. ARTMAPP: Worin besteht für dich der Unter­ schied, eine Ausstellung oder Ausstellungsfolge im Kontext einer einzigen Institution zu planen und zu realisieren, und einem Festival mit mehreren Spielorten auf der anderen Seite? US: Das sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Beim ­M useum denkt man an Kontinuität, „baut“ die Ausstel­ lu ngen , die P ublikationen, die Veranstaltungen, die Vermittlungs­angebote zu einem sich entwickelnden ­Ganzen zusammen – mit Repetitionen, Kontrapunkten, Prozessen. Fast wie ein Musikstück im besten Fall. Bei einem Festival ist der Auftritt punktuell, zeitlich eng begrenzt, dafür ist es aber sehr breit aufgestellt. Im Fall des 6. Fotofestivals Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg sind das sieben Museen oder Kunstorte in drei Städten mit insgesamt 4.000 Quadratme­ tern. Das ist geradezu symphonisch, wirklich viel und groß. Da gilt es, sich zu überlegen, wie man diese Fläche bespielt, ohne dass es den Besuchern langweilig wird. Selbst das beste Thema ist nach e­ iner Weile dargestellt, ausgestellt und läuft Gefahr, sich in Wiederholungen zu verlieren. ARTMAPP: Was erwartet uns in diesem Jahr in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg?

US: Der programmatische Titel lautet: „[7P]“. Der Untertitel dann „[7] Orte, [7] Prekäre Felder“. Die „7“ ist im Zentrum – verbunden mit einem „P“ steht sie für prekär und für „Places“, also Orte. Ich greife damit aber zugleich die Anzahl Aus­ stellungsorte auf und verbinde sie mit den schillernden Konnotationen, die wir Menschen darüber hinaus noch mit dieser Zahl verbinden: Wir sprechen von den sieben Welt­ wundern, von den sieben Schritten zur Erleuchtung, im Katholizismus sprechen wir aber auch von den sieben Tod­ sünden. In Tat und Wahrheit wird es eine Ausstellung sein, die sich mit sieben kritischen Fragen, Situationen, Energie­ feldern von heute beschäftigt. Sie widmet sich also der Kehrseite des Menschen, der Kehrseite seiner Fähigkeit, Großartiges, Poetisches, Wunderbares zu erschaffen. Also der Kehrseite der Medaille, wie wir manchmal sagen. ARTMAPP: Wie entwickelst du ein solches Thema wie „prekäre Felder“ von der ersten vagen Idee über die erste Künstlerliste und eine mögliche Adaption der Grundidee bis hin zur Pressekonferenz, auf der du deine Ausstellungsidee präsentierst? US: Im Detail kann ich das hier nicht wiedergeben, weil das viel zu lange dauern würde. Aber ich kann zwei Dinge sehr klar sagen: Vor zwei Jahren ging ich mit großem Interesse durch „The Encyclopedic Palace“, die Ausstellung, die Massi­ miliano Gioni für die letzte Biennale von Venedig eingerichtet hat. Ich fand das Thema spannend und fühlte mich etwas ­beschämt, dass ich nach zwei Dritteln müde wurde und die Räume schnell abschritt. Es fiel mir da auf, dass selbst das ­b este Thema, wenn es sehr groß inszeniert werden muss, ­i rgendwann ermüdend wird. Das wollte ich in Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg vermeiden. Jedes der [7P]s ist fast wie eine eigenständige Ausstellung – mit eigenem Rhythmus und eigener Ausstrahlung. Und dennoch gehören sie als Puzz­ le zu einem großen Ganzen. Ich hoffe, dass ich für die Besucher so das Ermüden verhindere oder zumindest ­erschwere. Und dann war mir ebenfalls sehr schnell klar, dass ich mich mit der Jetztzeit, mit dem Heute, auseinandersetzen will. Wir leben in einer Zeit voller Krisen auf ganz verschiede­ nen Ebenen. Einige davon wollte ich aufgreifen und mich gleichzeitig fragen, wie eine zeitgenössische Fotografie damit umgehen kann. Und dann braucht man für jedes Thema ein, zwei zentrale Positionen, um die herum man allmählich das Konzept ausbaut und weiterentwickelt. Ich bin auch jetzt noch nicht ganz fertig.

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Das Interview für ARTMAPP führte Matthias Harder, Kura­ torenkollege bei der Helmut Newton Foundation in Berlin und langjähriger Wegbegleiter.


Stefanos Tsivopoulos, Filmstill aus „Histor y Zero“, 2013, © Stefanos Tsivopoulos, Courtesy Stefanos Tsivopoulos und Kalfayan Galleries, Athens – Thessaloniki


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{ Raum f端r Gegenwartskunst


ARTMAPP: Wie kam es zu dem übergreifenden Ausstellungstitel und wie hast du die Unterthemen auf die unterschiedlichen Institutionen verteilt? Arbeitest du mit den Ausstellungsorten oder auch manchmal bewusst gegen sie, um eine größere Spannung zu erzeugen? US: Die Spannung ist groß genug mit den sieben Themen, denke ich. Entsprechend versuche ich eher, dass die vorhande­ nen Räume und die Themen sich gegenseitig stützen und stark machen: Urbanismus als Geldanlage oder als Waffe, Hightechproduktion und Migration als merkwürdiges Paar, Ich-Fest & Selbst-Stress als eine Medaille mit zwei Seiten in Zeiten eines übersteigerten Narzissmus. Oder Gewalt und Zerstörung, Kommunikation und Kontrolle, Wissen und Macht. Das sind teils heftige Themen, die es sorgfältig zu ­entwickeln gilt. Manchmal passen die einzelnen Aspekte gut in die städtische Situation hinein oder in den jeweiligen ­Aus­stellungsort, manchmal ist diese Verbindung weniger deutlich gegeben. Der Davoser Fotograf Jules Spinatsch wird jedoch für alle Themen vor Ort, in der jeweiligen Gegend, foto­g rafieren und so die Schwerpunkte auch „verorten“ und untereinander verbinden.

ein Zentrum für Industriekultur zu etablieren, mit einer g­ roßen Sammlung an Industriefotografien und drei Aus­ stellungen pro Jahr. Aber schon stehen wieder zwei Ideen im Raum für neue „Orte“. Vielleicht werde ich eine Weile meine Energie in deren Realisierung stecken, ihnen ein erfolgreiches Start-up zu ermöglichen. Aber ich weiß, dass mich das vom Schreiben abhalten wird, und das schmerzt doch ein wenig. Also schiebe ich die Entscheidungen zurzeit noch hinaus. ­Bologna jedoch wird weitergehen und an der Zürcher Hoch­ schule der Künste (ZHdK) unterrichte ich auch weiterhin mit kleinem Pensum.

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ARTMAPP: Urs Stahel, vielen Dank für das Gespräch! 18. September bis 15 . November 2015 6. Fotofest ival Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg: „ [ 7P ] – [ 7] O R T E [ 7] P R E K Ä R E F E L D E R “ [ 7. 1 ] H i g h -Te c h , L o g i s t i k , M i g ra t i o n – W ilhelm-Hack-Mu se um , Ludwigshafe n [ 7. 2 ] G e w a l t u n d Z e r s t ö r u n g – K u n s t v e r e i n L u d w i g s h a f e n [ 7. 3 ] U r b a n i s m u s & R e a l E s t a t e – Z E P H Y R – R a u m f ü r F o t o g ra f i e , M a n n h e i m

ARTMAPP: Die gesellschaftsrelevanten, ernsten, vielleicht gar brutalen Bilder deiner siebenteiligen Ausstellung werden uns Besucher mit Sicherheit emotional fordern. Welche Reaktionen wünschst du dir als „ideale“, nachhaltige Rezeption?

[ 7. 4 ] G e l d u n d G i e r – K u n s t h a l l e M a n n h e i m [ 7. 5 ] W i s s e n , O rd n u n g , M a c h t – Por t 25 – R aum f ür G ege nwar t sk un st, Mannhe im [ 7. 6 ] I c h - F e s t & S e l b s t- S t r e s s – Sammlung P r in zhor n, Heidelberg [ 7. 7 ] K o m m u n i k a t i o n u n d K o n t ro l l e – He idelbe rge r Kun st ve re in w w w . f o t o f e s t i v a l . i n f o /d e

ARTMAPP: Wenn das Festival im September 2015 eröffnet sein wird, wirst du dich ja sicherlich wieder neuen Projekten widmen. Welche sind das? US: Du willst, dass ich Geheimnisse verrate? (lacht) Vielleicht so viel: Irgendwie bin ich über die Zeit auch zu einem Spe­ zialisten für Museumsgründungen geworden. Ich habe die Kunsthalle Zürich mitgegründet, dann das Fotomuseum Winterthur, zurzeit helfe ich mit, in Bologna mit dem MAST

Urs Stahel, Kurator des 6. Fotofestivals 2015, © Dan Cermak, Zürich

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US: Wir leben in einer Zeit der perfekten Verdrängung. Die Unterhaltungs- und Kommunikationsindustrie hat uns mit perfide-perfekten Spielzeugen ausgerüstet, mit denen wir es schaffen, uns jederzeit oder auch ständig von Außenrealitäten abzuschotten. Wir optimieren unser Leben gleichsam nach innen, das heißt, wir achten vor allem darauf, dass es uns – dir, mir, jedem Einzelnen – immer besser geht, aber wir interes­ sieren uns im gleichen Maße umso weniger für Bewegungen, für Ideen, die unsere Gesellschaft, vielleicht gar „die Welt“ verbessern könnten. Thomas Hirschhorn hat möglicherweise aus diesem Grund zu seinen drastischen Bildern „Collage Truth“ ein Manifest verfasst, in dem er erklärt, weshalb wir ­Bilder des Schmerzes, des Schreckens anschauen müssen. Der Ausstellungsraum ist daher ein wichtiger Kontemplations­ raum, in dem sich jeder in seinem eigenen Rhythmus auf die (Bild-)Welten einlassen kann. Ich wünsche mir „idealer­ weise“, wie du sagst, Besucherinnen und Besucher, die sich einlassen, die sich selbst aussetzen, die beim Betrachten der Bilder ihre eigene Situation, ihre eigenen Fragen mitdenken, die zumindest im Ausstellungsraum das Risiko einzugehen bereit sind, sich gedanklich, emotional, aber auch physisch einzulassen, sich konfrontieren zu lassen.


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Ein Besuch bei Lukas Einsele

Topografie des Grauens M i t s e i n e m p r e k ä r e n M i e n e n p ro j e k t „ T h e M a n y M o m e n t s o f a n M 8 5 – Z e n o n‘ s A r ro w R e t ra c e d “ be te ilig t sich Luka s Ein sele am 6 . Fotofest ival Mannhe im – Ludwigshafe n – He idelbe rg.

„M85“, Silberguss

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© Lukas Einsele, 2012

Eigentlich kann man es selbst nicht so recht fassen. Fühlt man sich hier auf der Darmstädter Rosenhöhe doch, nun, wenn nicht gleich wie im Paradies, so doch weit, sehr weitab von al­ lem. Eben noch vom Verkehr umtost, tritt man, bloß ein oder zwei Mal mit dem Auto abgebogen, durch das gewaltige von Bernhard Hoetger und Albin Müller einst für die Mathilden­ höhe entworfene Löwentor in einen weit­läufigen Park mit hohen alten Bäumen, opulenten Rhododendren und, ein paar Hundert Meter Richtung Oberfeld, mit einer üppige Ernte verheißenden Streuobstwiese. Und man ahnt sogleich, war­ um wohl einst Wilhelmine von Hessen-Darmstadt ihren Landschaftspark von Herzen liebte. „Vor allen andren“, so ist es von der Großherzogin überliefert, „vor allen andren lächelt mir dieser Erdenwinkel.“ Und in der Tat, das tut er noch immer, nach mittlerweile gut und gerne 200 Jahren. Und doch ist es uns nach ein paar Stun­ den inmitten dieses Parks alles andere als leicht. Doch davon wissen wir am frühen Morgen ja noch nichts. Ab und an ist ein

Pavillon, ein „Spanischer Turm“ etwa, oder das entzückende Teehäuschen passgenau in die Natur gewürfelt. Und ist man erst im 100 Jahre später von Wilhelmines Urenkel Ernst ­Ludwig angelegten und jetzt im Sommer weithin leuchten­ den, großzügig seine verführerischen Düfte in den Park aus­sendenden Rosarium angelangt, fühlt man sich beinahe ein wenig wie im Garten Eden. Derart eingestimmt auf unseren Besuch bei Lukas Ein­ sele dauert es ein wenig, bis man in der Realität ankommt. Dann aber findet man so schnell nicht mehr zurück. Dabei bleibt das idyllische Bild zunächst noch eine ganze Weile be­ stehen, wohnt doch Einsele mit seiner Familie in einem der sieben nach dem Zweiten Weltkrieg von der Stadt Darmstadt hier, im Park auf der Rosenhöhe, errichteten Künstlerhäuser. Mit seinem kleinen Garten und einem frei stehenden Atelier­ gebäude, einem übrig gebliebenen Sockel noch von Wilhelm Loth, der das Haus zuletzt bewohnte, ein idealer, ein fast ver­ wunschener Ort. Und dann betritt man das nach Norden ausgerich­ tete Atelier und während der Hausherr noch für den Besuch im Bungalow gleich gegenüber Kaffee kocht, fällt der neu­ gierige Blick auf Fotos, Zeichnungen und Skizzen an den Wänden; auf Masken, Steine, Muscheln und noch allerlei, was man so mitbringt von Reisen in aller Herren Länder. Und man liest e­ inen gestickten Sinnspruch an der Wand gleich an der steilen Treppe: „Mein großes Leid: Der Mangel an Zeit.“ Erst dann schaut man auf das, was Einsele nun seit bald 15 Jahren mehr als alles andere in seiner Kunst beschäf­ tigt: Auf ­Geschosse etwa, Munitions­hülsen, Streumunition und d ­ iverse M ­ inentypen, wie sie millionenfach im Boden von Ländern wie Angola, Bosnien und Herzegowina, Afghanistan oder Kambodscha liegen und meist noch viele Jahre nach den verheerenden Kriegen zivile Opfer fordern. Dabei ist Einsele zunächst einmal von Haus aus Foto­ graf. Ein Künstler freilich mit einem langen, äußerst langen Atem. Sechs Jahre etwa hat er an „One Step Beyond – Wieder­ begegnung mit der Mine“ gearbeitet und auch sein aktuelles Projekt gedeiht schon seit Jahren. An der Hochschule Luzern lehrt er außerdem noch „Photography & Arts“ im dort neu ge­ gründeten Studiengang Camera Arts. Der Mangel an Zeit ist Einseles Hauptproblem. Freilich nicht nur, weil seine Kunst­ projekte nun einmal enorm recherche­intensiv sind. „Sie sind auch chronisch unterfinanziert“, sagt er. Und eben zeitauf­ wendig. „One Step Beyond“ führte ihn um die halbe Welt.

Lukas Einsele, „The Casters“, © Lukas Einsele for „The Many Moments of an M85 – Zenon‘s Arrow Retraced“



„Odds and Ends in Ali Loubani’s Shed (M46 and BLU 63 B Cluster Bombs)“ 33°19‘11.19“N 35°28‘17.93“E, 3 November 2010, © Lukas Einsele

After the war 2006 Ali Loubani worked as a local deminer in the Lebanese village Zautar. He collected UXO such as missiles, grenades or cluster bombs from the villagers’ properties and neutralized them. Later most of the ordnance was collected by official demining organisations.


Aus dieser Haltung heraus ist aus „One Step Beyond“ nicht nur ein von der französischen Kunsthistorikerin und Kura­ torin Catherine David herausgegebenes und mehrfach ausgezeichnetes Buch geworden. Einsele hat darüber hinaus Bilder und Texte, Karten und Zeichnungen, Fotos und ­O b­jekte zu komplexen Installationen verwoben, die als ­Ausstellungen auf der ganzen Welt zu sehen waren. In der Kunsthalle Mainz ebenso wie in Kabul, in Madrid, in ­T hes­saloniki, bei den Vereinten Nationen in New York, im Auswärtigen Amt in Berlin oder im Witte de With Center for Contemporary Art in Rotterdam. Ähnlich aufwendig und nicht weniger komplex stellt sich auch das aktuelle Projekt des in Luzern leh­renden ­Künstlers dar, das Urs Stahel schon 2012 im Fotomuseum Wintert hur vorgestellt hat und nun als ­K urator des ­m itt­lerweile „6. Fotofestivals Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg“ im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen unter dem übergeordneten großen Thema „[7P] – [7] Orte [7] Prekäre Felder“ zeigen will. „Strukturen, Hintergründe, ­Beziehungen“ auch hier. Zwischen Orten und Ereignissen, Objekten und M ­ enschen, Designern und Ingenieuren, ­S oldaten und Bombenentschärfern, zwischen Opfern und ­i hren Angehörigen, Banken und der Politik. „The Many

„On the Terrace“, 33°20‘0.64“N 35°25‘45.42“E, 1. Mai 2009, © Lukas Einsele von links nach rechts: Mahmoud Kassem Sbait y, Zahraa, Mirna, Ali und Zainab Sbait y und Fatme Mourad

”The family is posing on their house‘s terrace. Some of their fields and olive plantations are on the slopes of the hill in the background. In August 2006 Fatme was working in the house. Once she looked out of the window she saw ‘birds with long white tails’ flying over their fields. As they landed they exploded with loud bangs. She had watched the effect of a cluster strike. Later the year they had to give up the har vest of olives and thyme in these territories. 2007 and 2008 they still avoided the olive plantations. Many unexploded submunitions were hanging in the trees.”

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Drei Wochen etwa verbrachte der 1963 geborene Künstler in Angola, jenem Land, das seinerzeit als eine der am dichtesten verminten Gegenden der Welt galt. Dort foto­g rafierte er den Alltag im Krankenhaus, auf dem Feld bei der Minenräumung und gab vor allem den Opfern Stimme und Gesicht. Sie er­ zählten ihm ihre Geschichten, zeichneten sie mitunter auf ein schlichtes Blatt Papier, und der Künstler f­ otografierte sie mit seiner Großbildkamera. „Welcome to p ­ aradise“ hatte der Pilot gesagt, als Einseles Maschine damals in Luena landete. Reisen nach Bosnien, nach Afghanistan und Kambodscha sollten fol­ gen. Das Paradies aber war stets anderswo. Indes, bei allem Entsetzen und bei aller Empathie, als Künstler braucht Einsele doch einen kühlen Kopf. „Die Re­ cherchen“, erläutert er jetzt in seinem Atelier sein Vorgehen, „sind stets ebenso Grundlage wie Bestandteil der Projekte und, als eine Art Hypertext, auch ihrer Präsentationen.“ Schließ­ lich geht es dem Künstler immer auch darum, für komplexe Fragen eine überzeugende künstlerische Form zu finden. Und damit um so viel mehr als bloß um eine Dokumentation des Grauens mit den Mitteln der Fotografie. Vielmehr dienten und dienen die aufwendigen Recherchen stets auch „dem Aufspüren und Sichtbarmachen von Strukturen, Hintergrün­ den und Beziehungen“. Und darauf kommt es an.


„The Site where Stefaan Vantepeghem was Killed“, 33° 8‘55.11“N 35°28‘16.23“E, 10. November 2010, © Lukas Einsele von links nach rechts: Christian Ledent, Patrick Maertens, Er win Durlinger, D. Sweert vaegher

”On 3 September 2008 Stefaan Vantepeghem was killed during his attempt to disarm an unexploded M77 Cluster Bomb on a site close to the village Kounine in South Lebanon. In November 2010 UNIFIL (United Nations Interim Forces in Lebanon) soldiers from Belgium were controlling the area. Some of them had been his friends.”

„Deutsche Bank – Shareholder meeting“ 50° 6‘43.85“N 8°38‘42.54“E, 31 May 2012, © Lukas Einsele

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”On the right side standing: shareholder and activist Thoma Herget.”


Moments of an M85 – Zenon‘s Arrow Retraced “, wie Einseles Projekt zum Thema „Streumunition“ überschrieben ist, führ­ te ihn in den vergangenen Jahren in den Libanon ebenso wie nach Israel, in die Schweiz und in den Osten Deutschlands. Insofern mag man „The Many Moments of an M85“ ebenso wie „One Step Beyond“ eine Topografie des Grauens nennen. Und hier wie dort lässt die Kunst Einseles den Be­ trachter immer wieder schaudern. Dabei, auch das zeigt unser Atelierbesuch bei ihm, kann dieser Künstler auch ganz anders. Das dokumentieren nicht nur die zahlreichen aktuellen Auf­ nahmen aus den Wäldern der Darmstädter Umgebung. Mit „Die Welt ist schön.“ war etwa seine erste größere Fotoserie mit gleichsam im Alltag vorgefundenen Stillleben in den 1990er-Jahren überschrieben. Und „schön“ mochte man die­ se Bilder gern nennen. In der Kunst der Gegenwart aber und in der von Lukas Einsele zumal geht es jenseits von Schönheit vielleicht mehr noch darum, was wir als Wahrheit bezeich­ nen. Oder wenigstens um eine Annäherung daran. Und vor allem darum, eine Form dafür zu finden.

Draußen scheint derweil die Sonne von einem strahlend blau­ en Himmel und ein Meer aus Blumen im Rosarium becirct die Spaziergänger mit ihrem süßen Duft. Dieser E ­ rdenwinkel also, von dem dereinst schon Großherzogin Wilhelmine schwärmte, er lächelt. Und doch, der Garten Eden erscheint jetzt, in diesem Augenblick, recht weit weg. CHRISTOPH SCHÜT TE

18. September bis 15 . November 2015 6. Fotofest ival Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg: „ T h e M a n y M o m e n t s o f a n M 8 5 – Z e n o n‘ s A r ro w R e t ra c e d “ D a s a k t u e l l e P ro j e k t v o n L u k a s E i n s e l e W ilhelm-Hack-Mu se um , Ludwigshafe n w w w . c a m e ra a r t s . c h www.fotofest ival. info

Darmstädter Tage der Fotografie / RAY 2015 Der 1947 geborene Franzose Georges Rousse hinterfragt die Realität auf eine radikale, an der physischen Präsenz anset­ zende Weise. Leere, meist verlassene Architekturen werden von ihm bemalt, bearbeitet und auch mit neuen Konstruktio­ nen versehen. Bislang wurden all diese Interventionen nach ihrer ­fotografischen Reproduktion wieder entfernt bzw. zurück­ gebaut. Rousses Arbeit im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, die im Rahmen der Darmstädter Tage der Foto­ grafie 2015 entstand, ist die erste, die neben dem Foto des Künstlers weiter existieren wird. Mit dieser Wandbema­ lung legt Rousse erstmals seine Werkgenese offen und macht die Illusion der Anamorphose optisch wie physisch nach­vollziehbar. Denn sobald der Betrachter die auf der ­F otografie festgehaltene Perspektive verlässt und seine ­D istanz zum ­K amerastandort wächst, so entpuppt sich der vermeintlich im Treppenhaus des Museums schwebende run­ de Kreis als eine bizarr verzerrte an der Wand entlanglaufende schwarze Eiform. Mit seinen perspektivischen Experimenten besetzt Georges Rousse den visionären Bereich eines immaterielle Dazwischen, eine Idee zwischen Zeichnung, Malerei, Skulptur und Raum. Die Vereinigung ihrer Komponenten gelingt im Foto. Es bildet eine einzigartige ephemere Synthe­ se, die uns staunen macht: Im Hessischen Landesmuseum Darmstadt lenkt es unsere Aufmerksamkeit nicht nur auf die architekto­n ischen Qualitäten der Wendeltreppe aus den 1950er-Jahren, sondern der Aufgang schwingt sich durch­ drungen von Kraft und Energie gleichsam als „scala coeli“ – als Himmelsleiter – empor. Nicht in den Himmel, sondern unter die Erde führt des Künst­ lers zweite Aktion in Darmstadt. Der Ort liegt in einem ehemaligen Atombunker aus dem Jahr 1968 ganz in der Nähe des Museums. In einem der Schutzräume ließ Georges Rous­ se die Koordinaten eines fünfzackigen Sterns übertragen und

Neuproduktion für die Darmstädter Tage der Fotografie / RAY 2015 Georges Rousse, Darmstadt 2015, C- Print, 240 x 180 cm, Courtesy Galerie Springer Berlin © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

diesen in Schwarz ausmalen. Der in der Fotografie festgehal­ tene Kamerablick zeigt das Zeichen des Pentagramms, das in mattem Schwarz im Bunkerraum schwebt. w w w . d t t f. d e

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Die Konstruktion der Wirklichkeit

„RAY 2015“ „ I m a g i n e R e a l i t y“ : D i e F o t o g ra f i e -Tr i e n n a l e „ R A Y 2 0 1 5 “ p rä s e n t i e r t z e i t g e n ö s s i s c h e F o t o k u n s t i n F ra n k f u r t a m M a i n u n d d e r R e g i o n

Museum Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, „Imagine Realit y“, bis 20. September 2015: Wolfgang Zurborn, o.T., Leverkusen, aus dem Buch „Catch“, 2005, © Wolfgang Zurborn

Vielleicht sollte man sich in diesem Sommer einfach einmal ein, zwei Wochen frei nehmen. Nein, nicht um die Füße hochzulegen, an die See zu fahren oder in die Berge, um mal zur Abwechslung ein Buch zu lesen oder im Hotelpool einen Drink zu nehmen, sondern für die Kunst, genauer: die Foto­ grafie. Nichts sonst. Und die blüht und gedeiht dieser Tage besonders duftend und verführerisch in Frankfurt und im ge­ samten Rhein-Main-Gebiet. Nicht, dass es dort sonst nichts zu sehen gäbe, im Gegenteil.

Dichte, Vielfalt und Qualität der hiesigen Museumsland­ schaft dürfen ohne Übertreibung als einzigartig gelten. Daraus eine Marke zu machen, die über einzelne Leuchttürme wie etwa das Frankfurter Städel oder die Darmstädter Mathil­ denhöhe hinaus das Profil einer ganzen Region als Kunst- und Kulturlandschaft zu schärfen verspricht, ist das Ziel des Kul­ turfonds Frankfurt RheinMain, der trotz seines nicht gerade sexy daherkommenden und wohl nicht zuletzt dem poli­ tischen Proporz geschuldeten Namens allerlei bewegt hat in den vergangenen Jahren.


135 Dass sie vielmehr – ganz gleich ob sie mit digitalen oder analo­ gen Mitteln arbeitet – darüber hinaus auch neue (Bild-) Realitäten schafft, ist derweil zentrales Thema von „Imagine Reality“. Für den geneigten Kunstbetrachter ist das eine ­H erausforderung geradeso wie ein Versprechen. Und das nicht nur, weil er beispielsweise von dem gerade mit dem Kul­ turpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie DGPh ausgezeichneten US-amerikanischen Künstler Trevor Paglen eingeladen ist, sich im Rahmen eines „‚Eagle-Eye‘ Photo Con­ test“ an seiner „The Octopus“ überschriebenen Ausstellung im Frankfurter Kunstverein zu beteiligen. Schon für die zentrale, vom Museum für Moderne Kunst, dem Fotografie Forum und dem Museum Ange­ wandte Kunst in Frankfurt verantwortete Ausstellung mit Künstlern wie David Claerbout, Viviane Sassen oder Beate Gütschow, mit den konzeptuellen Positionen etwa Sophie Calles oder des Turner-Preisträgers Simon Starling sowie ­A rbeiten etwa von Maix Mayer oder Joan Fontcuberta mag man, will man neben der klassischen Fotografie auch Filmund Videobeiträge aufmerksam, statt bloß im langsam müde werdenden Vorübergehen würdigen, mal locker zwei, drei Tage kalkulieren. Und die zahlreichen Satellitenausstellungen von „RAY 2015“ – etwa in Hofheim, in den Opelvillen Rüsselsheim oder bei den Darmstädter Tagen für Fotografie, im Museum Wies­ baden und im Nassauischen Kunstverein – sind alles ­a ndere als kuratorisch vernachlässigtes, dem Proporz geschuldetes und das Programm auf blähendes Füllwerk. Wenn die Marta Hoepffner-Gesellschaft für Fotografie dem im April im Alter von nur 39 Jahren verstorbenen Sascha Weidner im Stadtmu­ seum Hofheim eine Soloschau widmet, die Fotokünstlerin

Nassauischer Kunst verein Wiesbaden, bis 2. August 2015: Ming Wong, „Me in Me“, 2013, Videostill, Courtesy the artist, Vitamin Creative Space und carlier | gebauer, Berlin

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„Impuls Romantik“ oder „Phänomen Expressionismus“ etwa waren thematisch angelegte Ausstellungsreigen überschrie­ ben, an denen sich große Häuser wie die Museen in Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden ebenso beteiligten wie regional bedeutende Ausstellungsorte wie das Museum Giersch oder das Stadtmuseum Hofheim am Taunus. Eines der womöglich nachhaltigsten und nicht nur ­organisatorisch, sondern inhaltlich entschiedenen und ­zugleich entschlossen in die Zukunft weisenden Formate sind fraglos die gleichfalls vom Kulturfonds initiierten und nun zum zweiten Mal stattfindenden „RAY“-Fotografieprojekte. ­Weniger, weil sie mit der diesjährigen Ausgabe – nach ­„ Making History“ 2012 – nun 35 Künstler an sage und schreibe zwölf Ausstellungsorten präsentieren können. Als the­ matisch konzipierte Großschau hat sich die 2015 nun „Imagine Reality“ überschriebene und von sechs namhaften Kuratoren verantwortete Triennale gleichsam aus dem Stand zu einer weithin beachteten Adresse der internationalen ­Fotokunst etabliert. Nicht nur aufgrund der namhaften vertretenen Positi­ onen der zeitgenössischen Fotokunst. Vielmehr ist es die Konzentra­tion auf ein Thema, dem die „RAY“-Ausstellungen schon jetzt ihr klares gemeinsames Profil verdanken. Nach der Zeit, die im Zentrum von „Making History“ stand, widmet sich die Triennale nun dem Spannungsfeld der Realität, Dokumen­t ation und Imagination. Sie unterstreicht damit, was im Zeitalter der digitalen Bilder beinahe schon als Binsen­ weisheit gelten kann, uns indes immer wieder überrascht. Freilich, dass die Fotografie ein Bild der Welt vermittle, das wie die Realität als objektiv betrachtbar sei, darf längst als eine Legende – gelten von den Anfängen des Mediums an.


Paul Morrison, Ridge, 2003, Wandgem채lde Foto: Wolfgang G체nzel

Kunst lebt von der F채higkeit, die Welt mit anderen Augen zu sehen.

Und neu zu entdecken.

Perspektiven f체r die Kunst. Das Sammlungskonzept der Helaba ist offen und vielseitig: Unser Interesse gilt besonders der jungen Kunst. Wir erwerben Arbeiten unterschiedlicher Medien und lernen so, die Welt aus neuen Blickwinkeln zu sehen. Ein Engagement, von dem auch unsere Region profitiert. www.helaba.de

Banking auf dem Boden der Tatsachen.


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Fotografie Forum Frankfurt, „Imagine Realit y“, bis 20. September 2015: Hans Op de Beeck, „Staging Silence (2)“, 2013, Videostill, © Hans Op de Beeck, VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Die Foto-Triennale „RAY“ ist eine Initiative des ­gemeinnützigen Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Die erste Ausgabe in 2012, mit dem Titel „Making ­History“, war ein großer Erfolg und verankerte „RAY“ sowohl ­regional als auch international. Gefördert wird „RAY“ durch den Kulturfonds, da die Fotoausstellung mit ihrer engen Vernetzung der Region und überregionalen ­Ausstrahlungskraft im Einklang mit dem erklärten Ziel des Fonds steht dazu beizutragen, die kulturellen ­A ktivitäten der Region zu bündeln und so zu stärken.

hübschen wie überraschenden, nachgerade romantisch zu nennenden Pointe: Hier erscheint die Wirklichkeit tatsäch­ lich als ­K on­struktion, wie es die romantische Landschaft im Grunde immer schon gewesen ist. Und keineswegs zuletzt mag man auf der Rundreise durch die Rhein-Main-Region erneut in Frankfurt und im Museum für Moderne Kunst haltmachen, wo mit Mikhael Subotzky & Patrick Waterhouse die Gewinner sowie mit ­Nikolai Bakharev, Zanele Muholi und Viviane Sassen die ­weiteren Finalisten des mit 30.000 Pfund dotierten Deutsche Börse Photography Prize 2015 ihren Auftritt haben. Der ­Sommer der Fotografie im Rhein-Main-Gebiet also, für den Betrachter ist er am Ende doch ein einziges Versprechen. CHRISTOPH SCHÜT TE

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain wurde 2007 ­gegründet und ist in seiner Art bundesweit einzigartig. Im Sinne eines „Matching Fund“ wird jeder von den ­G esellschaftern beigetragene Euro durch das Land ­verdoppelt. Gesellschafter sind neben dem Land Hessen ­Frankfurt, der Hochtaunuskreis und der Main-­TaunusKreis sowie Darmstadt, Wiesbaden und Hanau. Durch dieses besondere Beispiel interkommunaler ­Zusammenarbeit konnte der Kulturfonds Frankfurt RheinMain bislang rund 40 Millionen Euro Fördermittel bereit stellen. Informationen zu „RAY“ und weiteren herausragenden Kunst- und Kulturprojekten gibt es auf www.kulturfonds-frm.de.

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — F O T O G R A F I E

Nicole Ahland im Museum Wiesbaden den Raum mit den Mitteln der klassischen analogen Fotografie förmlich aufzu­ lösen scheint oder Jörn Vanhöfen die Region selbst zum Thema seiner Präsentation in den Opelvillen Rüsselsheim macht, dann erscheint vielmehr jede einzelne der vorgestell­ ten Positionen eine mögliche Antwort auf die mit dem Titel der Triennale verbundene Aufforderung an Künstler und Kunstbetrachter. Mehr noch, eine ganze Reihe Arbeiten ist eigens für „Imagine Reality“ entstanden. Dagegen kann die im Rah­ men von „RAY 2015“ gezeigte Ausstellung im ART FOYER der DZ Bank zunächst vor allem aus der höchst renommier­ ten e­ i­g enen Sammlung schöpfen. Und exemplifiziert mit der ­programmatisch „Die Idee der Landschaft“ genannten Schau das Thema der zweiten Ausgabe dieser Triennale an einem klassischen Genre. Vor allem aber mit einer ebenso


„STREET LIFE“, 1946 | „Straßenleben“; vermutlich sowjetischer Sektor in Berlin Foto: Cecil F. S. Newman | © Stadtmuseum Berlin

Cecil F. S. Newman im M ärkischen Museum Berlin

Leben und Überleben Der Zweite Weltkrieg, die große Katastrophe des 20. Jahrhunderts, ging von Berlin aus. Hier wurde er geplant: Von dieser Stadt aus lenkten die Nazis den Terror und führten ganz Europa in den Abgrund. Doch der angezettelte Krieg kehrte schneller als erwartet zurück nach Deutschland – und nach Berlin. In den Bombennächten des Jahres 1943 erfuhren die Bewohner der deutschen Hauptstadt selbst schmerzlich die Katastrophe des Krieges. In diesen Tagen, 70 Jahre danach, erinnern einige Ausstellungen in Berlin an den Zweiten Weltkrieg und an die Befreiung vom National­ sozialismus. Die sehenswerte Schau „Berlin 1945/46 – Fotografien von Cecil F. S. Newman“ im Märkischen Museum bringt das Kriegsende 1945 zurück ins Gedächtnis: eine Stadt in Trümmern, fotografiert von dem Nordiren Cecil F. S. Newman, Captain der Royal Engineers, der mit den britischen Besatzungs­t ruppen in die Trümmerstadt gekommen war, um als Freiwilliger am Wiederauf bau mitzuarbeiten.


Newman arbeitete als Vertreter der Militärregierung mit Magistrat, ­ au­ä mtern und Stadtbaurat Hans Scharoun an der Wiederherstellung der B städtischen Infrastruktur, doch gleichzeitig war er auch ein passionierter ­Fotograf, der mit seiner Leica vor Ort mehr als 1.400 Aufnahmen anfertigte. Es sind ganz hervorragende Porträts darunter: Bilder von Unbehaus­ ten, Entwurzelten, von Menschen, denen der Brite mit einer Sympathie begegnete, die überrascht. Es ist auch viel Zuversicht in den etwa 150 Foto­ grafien, aus denen die Ausstellungsmacher im Märkischen Museum eine Schau geformt haben, die auf eine Auswahl Newmans selbst zurückgeht. ­Dieser hatte noch zu Lebzeiten drei „Berliner Alben“ zusammengestellt, die als Leihgaben der Familie ebenfalls im Original zu sehen sein werden. Vintage-Prints, persönliche Dokumente und Erinnerungsstücke komplettieren eine Schau, die sehr unterschiedliche fotografische Genres ­zusammenbringt und deren avancierte Kunstfertigkeit überrascht. Denn der Ingenieur Newman war ein hervorragender Fotograf, der nach seiner Rück­ kehr nach Belfast im Jahr 1947 sogar in die „Royal Photographic Society“ aufgenommen wurde. In späteren Jahren ist Newman dann vor allem als Stadt- und Landschaftsplaner in seiner nordirischen Heimat bekannt ge­ worden. In Berlin zeigte er sich dagegen als Chronist einer ungewissen Zeit, der dem Leben und Überleben in einer Stadt auf der Spur war, die bei über 300 Luftangriffen fast komplett zerstört worden war. Berlin im Jahr 1945, das war eine Trümmerlandschaft, ein surrealer Ort der Zerstörung. Newmans Bilder erzählen in klaren, aufgeräumten Kom­ positionen dagegen vor allem vom Leben an diesem Ort, vom Aufbaueifer der Trümmerfrauen, von Erneuerungsmaßnahmen. Bald ist der viele Schutt weggeräumt und die erste Straßenbahn ist wieder in Betrieb. Optimistische Lebenszeichen wie dieses goss der 1984 in Belfast verstorbene Newman in sehr eindrückliche und mitunter berührende Dokumentarfotografien. Seine Bilder aus Berlin werden nun erstmals der Öffentlichkeit in Deutschland vor­ gestellt. Zur Ausstellung ist ein Buch im Nicolai Verlag Berlin erschienen.

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MARC PESCHKE

1 7. J u l i b i s 2 5 . O k t o b e r 2 0 1 5 „ B e r l i n 1 9 4 5 /4 6 – F o t o g ra f i e n v o n C e c i l F . S . N e w m a n“ Märk isches Museum / Stadt museum B erlin

„Waldschule Kids“, 1946 | Schülerinnen der Waldschule; Berlin- Charlottenburg, britischer Sektor Foto: Cecil F. S. Newman | © Stadtmuseum Berlin

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — F O T O S O M M E R

www. stadt museum. de


GALERIE OPENING

BECKERS / LANDAU

FAVORITES

LIEBLINGSSTÜCKE AUS DEN PRIVATEN SAMMLUNGEN VON BECKERS UND LANDAU

VERNISSAGE FREITAG, 11. SEPTEMBER 2015 19.00 UHR ANITA BECKERS / FRANK LANDAU BRAUBACHSTRASSE 9 D–60311 FRANKFURT / MAIN T + 49 69 921 01 972 DI - FR 14–18.30 / SA 12–17 UND NACH TELEFONISCHER VEREINBARUNG WWW.GALERIE - BECKERS.DE WWW.FRANKLANDAU.COM


Stefan Szczesny: Pink flower dance, 2015, Ölkreide auf Leinwand, 160cm x 200cm

Ausstellung Stefan Szczesny 10.7. bis 10.9. 2015

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Zwischen Saarbrücken und Völklingen

Saar Contemporary ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N SA B I N E G R A F

Es gehört als fester Bestandteil zu den urbanen Legenden des Saarlandes, dass es sich bei dem Saarländer an sich um eine extrem reisefreudige Spezies ­handelt. Mag sein. Doch geht es um Kunst und Kultur, ist ebenjenem Saar­ länder eine gewisse Bewegungsresistenz zu eigen. Was die zahlreichen hiesigen Festivals für Theater, Tanz, Film, neue sowie alte Musik angeht, ­belegen sie diesen Hang zum Stationären. Man lädt sich lieber Künstler aus ­aller Welt ins Saarland ein. Das hat Tradition: Seit 30 Jahren in der Stadtgalerie Saarbrücken, wo­ hin seit 1985 die aktuelle, experimentelle Kunst aus aller Welt kommt. Seit 1989 wenden sich die Musikfestspiele Saar jeweils der Musik eines Gastlandes zu. In diesem Jahr gibt es nicht nur Musik aus Polen zu hören, sondern in ­Gestalt der Rauminstallationen des polnischen Künstlers Michał Budny in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums auch zu sehen. Urban Artists ­aller Länder folgten nach 2013 bereits zum zweiten Mal dem Ruf der „Urban­ Art Biennale“ ins UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte, um ihre Versionen der urbanen Legenden auf Leinwand und auf den realen Wänden des ehemaligen Kokereiareals des Werks zu erzählen.

Chiharu Shiota, „Seven Dresses“, Installationsansicht Stadtgalerie Saarbrücken, 2015, Foto: Sunhi Mang, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015


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Die Legende lebt: 30 Jahre Stadtgalerie Saarbrücken und dafür, den roten Faden des Konzepts weiterzuspinnen. Apropos Faden, über 4.000 Besucher aus der Großregion Saar-Lor-Lux und aus dem Rest der Republik kamen allein in diesem Frühjahr ins Haus, um die in Fäden gesponnenen ­sieben Kleider der Japanerin Chiharu Shiota zu sehen, die sie in den Galerieräumen zu einer Installation verwoben hatte, bevor sie sich aufmachte, um den japanischen Pavillon auf der aktuellen Biennale in Venedig mit ihren ­F adengespinsten auszufüllen. Entgegen der fast 30 Jahre im Rang einer Tatsache ­stehenden Behauptung, dass die Stadt­g alerie Saarbrücken weitgehend ohne Publikum auskommen darf, war damit der Gegenbeweis erbracht. Und das gleich ­derart erfolgreich, da sich Andrea Jahn vonseiten der Stadt­g alerie auf die einge­ schriebene Aufgabe der Vermittlung konzentrierte und ihr Haus als Ort der Kommunikation ernst nahm. „Man muss auf die Leute zugehen und nicht warten, bis sie kommen“, sagt sie. Das mag selbstverständlich klingen, es aber nicht unbedingt sein, wenn dabei der verlangte Spagat zwischen aktueller Kunst und familientauglichem Programm die Galerieleiterin zur Choreografin macht. Einknicken und Populärem oder Be­ liebigem den Vorzug zu geben, ist damit aber zukünftig nicht zu befürchten: „Das bringt die Sache nicht weiter, wenn wir nur das präsentieren, was längst ­bekannt ist.“ Soweit das Neue und Aktuelle, fürs Familientaugliche sorgt die Vermittlung, von Andrea Jahn verstanden als ein „Mitdenken, wie die Be­ sucher Kunst wahrnehmen“. Damit kehrt die Stadtgalerie zu ihrem einstigen Anspruch zurück, den Andrea Jahn aufgreift mit „Themen, die über die Kunst hinausgehen“, jedoch gefasst im Medium der Kunst. Sie möchte so auch diejenigen

Andrea Jahn, Foto: Tom Gundelwein

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Mit der Gründung der Stadtgalerie hatten die Themen der 1980er-Jahre wie Feminismus, Ökologie und Ökonomie so­ wie die Neuen Medien Eingang in die Kunstszene des Saarlandes gefunden. Diese war, bis auf wenige, meist priva­ ten Initiativen überlassenen Ausnahmen, davon unberührt geblieben. Es galt, die Wahrnehmung gründlich zu erweitern sowie Kunst als Kommunikation oder Kunst und Kommuni­ kation zu verbinden, ohne sich über die Vermittlung zu viele Gedanken zu machen. Die Idee der Verbindung von Galerie im oberen und Kulturcafé im Erdgeschoss als Schleuse zur Kunst ging auf Galeriegründer Bernd Schulz zurück. Doch be­ reits wenige Monate nach der Eröffnung war diese im Rang eines Ideals stehende Kombination in den eines Übels geraten. Um es zu bekämpfen, wechselte 1994 die Stadtgalerie Saar­ brücken aus kommunaler Trägerschaft in die Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. 1997 kündigte die Stadt Saarbrü­ cken der Stiftung als Mieterin, worauf sich während der zehn Jahre währenden Kündigungsfrist unter immer mal wieder aufziehenden Theaterdonnern nichts tat, bis die Landes­ hauptstadt 2011 Gebäude nebst Galerie wieder in ihre Obhut nahm und die Leitung 2012 der Kunsthistorikerin Andrea Jahn übergab. Am Ende hatte noch nicht einmal mehr die L ­ egende von der internationalen Beachtung genügend Kraft, um die in die Jahre gekommene Stadtgalerie zu beleben. Ohnehin war deren Bestimmung als Kommunikationsort von Anbeginn an eher Wunschtraum denn Wirklichkeit gewesen. Die Stadtga­ lerie war im Lauf der Zeit vielmehr zu einem Symbol für den vollständigen Kommunikationsausfall geworden. Höchste Zeit daher für einen kompletten Neustart in der Stadtgalerie


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erreichen, die bislang keinen Kontakt damit hatten, Men­ schen „jeden Alters, jeder Form von Bildung. Ich möchte, dass das Haus belebt ist.“ Darum lädt man hier zu „Kindersonnta­ gen“ mit Workshops für die Kinder und Führungen für Erwachsene oder zum Brunch im Rahmen der aktuellen Aus­ stellungen ein. Anstatt kostspieliger, aber meist wenig nachgefragter K ­ ataloge bietet die Galerie stattdessen für ein paar Euro wohlfeile Hefte mit Informationen und Abbildun­ gen an, die viel eher gekauft werden. Dazu kam per Zufall das Angebot eines jungen Filmemachers, den Aufbau der Ausstel­ lungen mit der Videokamera zu begleiten und den jeweiligen Künstler zu Wort kommen zu lassen. Dies empfiehlt sich dem Besucher als trefflicher Einstieg in eine Ausstellung. Dort er­ wartet ihn Kunst mit der Kraft der Assoziation, die den Betrachter zum Mitspieler macht, wie es etwa Martin Walde in seinem Gastspiel „The Liquid and the Magic“ gezeigt hat. Hier geht es „um Kunst, die ohne Publikum nicht existiert“, betont Andrea Jahn und hat für den Herbst die Südamerikaner Gianfranco Foschino und „MORIS“ eingeladen, um der Le­ benssituation in ihren Heimatländern künstlerische Gestalt zu geben. Für diesen internationalen Zufluss sorgt die gute ­Vernetzung der früheren Leiterin des Kunstvereins Fried­ richshafen, die in ihrer Zeit in Stuttgart mitverantwortlich für den Auf bau des dortigen Kunstmuseums und beim Würt­ tembergischen Kunstverein als stellvertretene Direktorin

und Kuratorin aktiv war. Dazu kommt, dass sich das Haus mit seinen architektonischen Besonderheiten, den langen Fens­ terreihen und den schräg zulaufenden Wänden im Grunde der Ästhetik des „weißen Würfels“ verweigert. Ihm nehmen sich im Juli Renée Levi und die Schweizer Künstlerinnen­ gruppe „HIGH FIVE“ an. Denn hier geht nur, was mit dem Haus, der Stadt und den Menschen im Bezug steht. Das hat Andrea Jahn von Anfang an begriffen. Die ­L egende der Stadt­ galerie Saarbrücken lebt – endlich!

bis 18 . Ok tober 2015 „ HIGH FI V E R ENÉE“ J e a n n i c e K e l l e r, R e n é e L e v i , P a t r i c i a M u ra w s k i , Angelika Schor i, Claire Zum ste in 6. November 2015 bis 10. Januar 2016

Renée Levi, „Liestal 1“, 2010, 330 x 450 cm, Acr yl auf Baumwolle, Courtesy Kunsthalle Palazzo Liestal, Foto: © André Morin / le Crédac

„ G i a n f ra n c o F o s c h i n o / M O R I S “ Stadtgaler ie Saarbr ücken www. stadtgaler ie. de


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Museum – gefüllt, gefühlt mit Licht und Schatten Michał Budny im Saarlandmuseum Gehen Sie weiter. Es gibt hier nichts zu sehen. – Ein Satz, rich­ tig und falsch zugleich, wenn er auf das Werk Michał Budnys trifft. Jenes steht dazwischen. Es verlangt nach Bewegung, um etwas zu sehen. Es verlangt das Sehen, damit etwas in ­Bewegung gerät. Es verlangt nach einem Raum für die Kunst und einer Kunst für den Raum, sie ist gleichsam Medium und Manifest im Übergang. „Der Prozess ist wichtig“, sagt Michał Budny und hat dafür, wie er sie nennt, „Modelle für den geis­ tigen Gebrauch“ in den Wechselausstellungspavillon der Modernen Galerie des Saarlandmuseums eingebracht. Fünf große Objekte sind es, scheinbar wenig und doch so raum­ greifend, dass sie den Ort ihrer Präsentation in der Modernen Galerie des Saarlandmuseums gleichsam überwältigen. Der Raum mit seinem umlaufenden hohen Fenster­ band ist für Budny das, was er seit seiner Eröffnung 1968 sein soll: „eine Kiste, in die Licht und Luft hineinfallen“. So be­ kommt man von ihm, was man sieht: Licht und Schatten, eingegraben, ­gespiegelt und zurückgeworfen von den Ober­ flächen unterschiedlicher Materialien: schwarzem, breitem Gummiband, glattpoliertem Sperrholzfurnier, mattem Kunststoff. Ein breiter Gummistreifen liegt über einem ­Metallgestell. Ein ­hohes Holzgestell teilt den Raum im Zick­ zack, ein Dreieck aus Sperrholz und Klettband spannt sich über eine Ecke, ein ­weißes Regal ragt in die Höhe. Schnitte ­l iegen wie ein Strahlenkranz über zum Quadrat gefügten Sperrholz­platten. Sie sind im Raum platziert, um unmittelbar, durch ihre Materialität und Form eine Reaktion auszulösen. Folgerichtig nennt Budny sie „Körper“, ob deren die Sinne ­herausfordernder ­Gestalt. In Saarbrücken lagern sie als „passi­ ve“, „verführende“ oder „Gewaltfigur“ im Raum, bereit zur Reflexion im Doppelsinn, wenn sie das einfallende Licht auf den Betrachter, nun beladen mit Assoziationen, zurückzu­ werfen. Der Raum löst sie aus. Er ist doch mehr als nur ein weißer Würfel, in den Licht und Luft einfallen. Die Architek­ tur des Ortes habe viel mit seiner Art zu arbeiten gemeinsam, sagt Michał Budny. Beiden zu eigen sei eine Zurückhaltung, die bescheiden scheint, aber gerade deshalb ungeheuren Reichtum in sich trage. „Ein Glücksfall“, sagt Museumsdirek­ tor Roland Mönig. Denn mit Michał Budny setzt sich fort und spitzt sich in dessen ganz auf den Raum bezogenen Installati­ on zu, was mit den Frank Badur und Olav Christopher Jenssen im Vorjahr ­gewidmeten Ausstellungen begonnen hat: den Blick auf das Museum und seine Architektur zu lenken. bis 30. September 2015 „ M i c h a ł B u d n y“ Saarlandmuseum, Moder ne Galer ie, Saarbr ücken www. k ult urbesit z . de

Michał Budny, „Verführende Figur – Figure séduisante – Tempting Figure“ (Detail), 2015, Gummi, Metall, 102 x 360 x 125 cm, Installation Saarlandmuseum / Moderne Galerie, 2015, © Michał Budny, 2015, Foto: Tom Gundelwein, Courtesy Michał Budny / Galerie Nordenhake, Berlin


Wenn, dann volles Risiko Die Galerie Zimmerling & Jungfleisch, Saarbrücken UrbanArt Biennale 2015, Völklingen

Eine Galerie im Saarland fernab der hippen Kunstmarkt-Hot­ spots zu gründen, gleicht einem Himmelfahrtskommando. Aktuell zählt das Land neben zwei eingeführten Kunsthand­ lungen gerade einmal drei Galerien, die man guten Gewissens als solche bezeichnen kann. Die Galerie Zimmerling & Jung­ fleisch kam als jüngste im vergangenen Dezember dazu und bringt vier Voraussetzungen mit, die verhindern, nur eines der vielen beizeiten abgebrochenen Galerieexperimente zu werden: Eine solide Finanzbasis, einen guten Standort, inter­ nationale Kontakte und ein Angebot, für das Nachfrage besteht. Dabei hatte einer ihrer Gründer, der in Saarbrücken lebende Patrick Jungfleisch gar nicht die Absicht, neben seiner Arbeit als Kunsterzieher an einer saarländischen Realschule

und unter dem Namen „Reso“ international gefragter Ur­ ban-Art-Protagonist auch noch als Galerist vorstellig zu werden. Klingt nach Endstation Künstlergalerie als verzwei­ felter Versuch der Selbstvermarktung, ist es aber nicht. Hier regiert die Ausnahme von der Regel. Schon in Paris, Montreal und New York zeigten Galerien Arbeiten von Reso, jedoch keine in Saarbrücken. Eher beiläufig habe er dann einem Nachbarn von seinem Plan einer eigenen Galerie inklusive der ihn umtreibenden Finanzfrage erzählt. Machbar, meinte der. Doch es brauche ein Konzept. Dieses lieferte Patrick Jung­ f leisch und nur wenig später fand er auch noch in einer ehemaligen Buswerkstatt in dem zum Büro-, Atelier- und Ge­ werbequartier umgebauten Areal „EuroBahnhof “, direkt hinter dem Saarbrücker Hauptbahnhof, ideale Galerieräume. Zwar firmiert man als „Galerie für zeitgenössische Kunst“, je­ doch dominiert eine Stilrichtung: Street oder Urban Art. In diesem Segment hat sich Patrick Jungfleisch bereits seinen


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einen anderen Bereich kommt. Alles ist jetzt erst am Anfang.“ Das heißt für ihn, die eigene Kunst weiterzuentwickeln und größer zu werden. „Ein Sammler kennt den Markt, da muss man eine andere Qualität bieten“, erklärt Jungfleisch und ver­ weist auf die international agierenden Urban Artists von Jef Aerosol bis Augustine Kofie, aber auch auf seinen langjährigen Mitstreiter Hendrik „ecb“ Beikirch, dem die Premierenaus­ stellung der Galerie galt. Eine solche Galerie muss allein wegen ihrer Künstler und der entsprechenden Sammler „in­ ternational auftreten“, weiß er. Und fügt hinzu: „Dann kann man auch in Saarbrücken eine Galerie eröffnen.“ Schließlich sitzen die Sammler in Paris oder New York, sodass die Galerie auch im Internet vertreten sein muss. Aber nicht nur dort, sondern auch an einem Ort, der für sich selbst als e­ iner der „spannendsten Orte der Welt“ wirbt: Das UNESCO-Welt­ kulturerbe Völklinger Hütte. Dort ist Raum für das, was gerade von der Straße auf dem Weg ins Museum ist, in diesem Zwischenreich von Vergangenheit und Zukunft. Hier ist Platz für die Gegenwart und eine Kunst, die aus dem Alltag kommt, das Populäre nicht scheut, aber immer auch den Anspruch hat, mehr zu sein als nur Unterhaltung. Daher verstand es sich ­geradezu von selbst, dass Patrick Jungf leisch mit einem M ­ itstreiter aus Saarbrücken ein ­Konzept für eine ­Urban-Art-Ausstellung dem Generaldirek­ tor der Völklinger Hütte vorlegte. Und dieser, Meinrad Maria Grewenig, sah ­sofort das Potenzial dieser Idee, auch was die Wahrnehmung durch die Medien und durch eine jüngere Ge­ neration von Besuchern anging – und griff zu. Auf die erste Ausstellung 2011 folgte 2013 die erste „UrbanArt Biennale“, deren zweite Auflage gerade in Völklingen läuft. Mit großem Erfolg versteht sich! Dieser verdankt sich den hervorragenden Kontakten Patrick Jungfleischs und dem Vertrauen, das man ihm entgegenbringt. In der aktuellen Ausgabe konnte er dafür eine Reihe von Kollegen, auch aus dem arabischen Raum, ge­ winnen. Synergieeffekte mit eingeschlossen. Denn zeitgleich mit der „UrbanArt Biennale“ stellte die Galerie den auch nach Völklingen eingeladenen New Yorker Graffitikünstler Sen2 aus. Man hat keine Chance, wenn man klein denkt, weiß Pat­ rick Jungfleisch. Schlechte Beispiele dafür gibt es im Saarland genug. Superlativ ist Pflicht, ob im UNESCO-Weltkulturerbe oder in einer Kunstgalerie für Urban Art als Spielart der zeit­ genössischen Kunst. bis 18. Juli 2015 „ A m b i g u i t y“ – A g e n t s o f C h a n c e ab 23. Juli 2015 „Wo r k s o n P a p e r“ Galer ie Zimmerling & Jung f leisch, Saarbr ücken www. zimmerling-jung f leisch. com

Reso alias Patrick Jungfleisch in seinem Saarbrücker Atelier, Foto: A xl Klein

bis 1. November 2015 links: Reso, „Ain‘t no smoke“,

„Urban A r t B ie nnale 2015“

auf der „UrbanArt Biennale 2015“, Völklingen

We l t k u l t u r e r b e V ö l k l i n g e r H ü t t e w w w . v o e l k l i n g e r- h u e t t e . o r g

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — S A A R C O N T E M P O R A R Y

Rang erarbeitet. „Man ist besser aufgestellt, wenn man sich in einem Bereich auskennt“, weiß er und auch, dass das nicht von heute auf morgen kommt. Doch davon kann in seinem Fall keine Rede sein: Begonnen hat für den 40-Jährigen alles in den 1980er-Jahren, als er seit seinem 12. Lebensjahr regel­ mäßig seine Ferien in New York bei seinen Tanten verbrachte, dort Graffitis kennenlernte und sich selbst in der Street-ArtSzene umtat. Das von ihm gewählte Pseudonym, das eingedeutschte „Reso“, war der französischen Herkunft sei­ ner Mutter geschuldet. „Reseau“, im Französischen so viel wie „Netz“, erwies sich als Fingerzeig für das, was noch kommen sollte und ihn schließlich als Künstler von der Haus- auf die Leinwand wechseln ließ. Ein notwendiger Schritt für ihn, „denn ich habe schon früh daran geglaubt, dass alles noch in


BuchKunst

Malerei – Skulptur – Objekt Ausstellung mit Arbeiten von Thom Barth, Gudlaugur Bjarnason, Jürgen Brodwolf, Claus Bury, Marion Eichmann, Ralph Fleck, Erich Hauser, Romuald Hengstler, Ottmar Hörl, Lee Ji-Hyun, Anselm Kiefer, Dieter Krieg, Markus Lüpertz, Ulrich Meister, Mario Moronti, Siegfried Neuenhausen, Johannes Pfeiffer, Martin G. Schmid, Günther Uecker, Timm Ulrichs, Cornelius Völker, Raymond E. Waydelich, Peter Zimmermann vom 23. Juni – 23. August 2015 in der Kreissparkasse Rottweil, Königstraße 44, 78628 Rottweil

Bis 23. August 2015 täglich (außer montags) von 14.00 – 17.00 Uhr geöffnet. Auskunft: Tel. 0741 242-4040 www.ksk-rottweil.de Cornelius Völker, Bücher, 2008, Ölfarbe auf Leinwand

Kreissparkasse Rottweil


Barbara Husar 14.07.- 09.08.15

Gruppenausstellung Second View 13.08.- 13.09.15

Bernar Venet 29.09.- 15.11.15

www.galerie-im-venet-haus.de Bahnhofstr. 41 / 89231 Neu-Ulm


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Appetizer Die K un s t , z u e nt d e cke n R edak t ion : Marc Peschke tour ist @ar t mapp. net

L angued ocRoussillon M od erne ­B au werke Wartburg, Foto: Anna- Lena Thamm

I n d e r Fe r i e n r e g i o n L a n g u e ­

Villa Cavrois

d o c - Ro u s s i l l o n i m S ü d w e s t e n

© Nordfrankreich Tourismus

Fr a n k r e i c h s n i m m t d i e

Br e g enz

Thüring en

„ Kul t ur­h äuser - „Thüring enCard “

Card “

zeitgenössische Architektur mit tler weile einen bedeuten ­ d e n P l a t z e i n. A l l e n v o r a n punktet Montpellier mit zeitgenössischer Architektur: I n d e r H a u p t s t a d t d e r Re g i o n

Roubaix V illa ­C avr ois in Cr oix

p r ä g t e d e r ka t a l a n i s c h e A r c h i t e k t Ri c a r d o B o f i l l a b S e i t d e r N e u e rö f f n u n g d e s

Thüringen – ein Land voller

d e n 198 0 e r- J a h r e n d a s

Ka u m e i n e Re g i o n t r u m p f t m i t

B r e g e n z e r Ko r n m a r k t p l a t z e s

s e h e n s w e r t e r S c h ä t z e. D i e

A n t i g o n e -V i e r t e l m i t e i n e m

s o v i e l e n Ku l t u r h i g h l i g h t s a u f w i e N o r d f r a n k r e i c h. S e i t

i m J a h r 2013 e n t w i c ke l t s i c h

Wa r t b u r g u n d Ei s e n a c h, d e r

n e u a r t i g e n S t i l. J e a n - L u c

dieser geschichtsträchtige Or t

T h ü r i n g e r Wa l d s o w i e E r f u r t,

Laurion interpretier te mit den

zu einem kulturellen Zentrum

M e i n i n g e n u n d We i m a r s i n d

d e r Vo r a r l b e r g e r L a n d e s ­

w o h l d i e b e ka n n t e s t e n S t ä t t e n.

Tr a d i t i o n d e r M a r k t h a l l e n a u f

i h r e P f o r t e n d e m P u b l i k u m.

h a u p t s t a d t. N e b e n d e n

Die ganze Vielfalt lässt sich

n e u e We i s e. D i e b e ka n n t e n

Sie ist ein Zeugnis der ersten

z a h l r e i c h e n h o c h ka r ä t i g e n

p r i m a u n d ko s t e n g ü n s t i g m i t

Architekten Jean Nouvel und

Bauten der Moderne und

M u s i k- u n d L i t e r a t u r v e r a n s t a l ­

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w u r d e v o n Pa u l C a v ro i s, e i n e m Te x t i l i n d u s t r i e l l e n a u s

„Halles Jacques Cœur“ die

Ku r z e m e rö f f n e t e d i e V i l l a C a v ro i s i n C ro i x b e i Ro u b a i x

tungen in den Sommermona ­

e n t d e c ke n. A n 24 S t u n d e n,

Montpellier darüber hinaus

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d r e i o d e r s e c h s Ta g e n b i e t e t

e i n w e i t h i n s i c h t b a r e s Ra t h a u s

Ro u b a i x , 19 29 i n A u f t r a g

u m l i e g e n d e n Ku l t u r e i n r i c h t u n ­

s i e f r e i e n Ei n t r i t t i n ü b e r 20 0

a m U f e r d e s L ez. We i t e r e

g e g e b e n. D e r Pa r i s e r A r c h i t e k t d e r M o d e r n e,

g e n – d a s v o r a r l b e r g m u s e u m,

Ei n r i c h t u n g e n. D a b e i s i n d:

Gebäude von Philippe Starck

d a s T h e a t e r a m Ko r n m a r k t

d i e Wa r t b u r g i n Ei s e n a c h,

und Zaha Hadid festigten den

Ro b e r t M a l l e t - S t e v e n s, s t e l l t e

s o w i e d a s Ku n s t h a u s B r e g e n z

das Herzogliches Museum

Ru f a l s A r c h i t e k t u r s t a d t.

s i e 1932 f e r t i g, w o b e i e r s i c h

G o t h a, e i n e S t a d t f ü h r u n g i n

Ve r s c h i e d e n e A r r a n g e m e n t s

sowohl um die Architektur als

von historischer bis hin zu

E r f u r t, S c h i l l e r s Wo h n h a u s i n

l a d e n z u k u l t u r e l l e n To u r e n

auch um Innenausbau und

z e i t g e n ö s s i s c h e r Ku n s t. M i t

We i m a r u n d v i e l e s m e h r …

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Hotel de Région © Ville de Montpellier


151 Innsbruck H alle / S aale Bur g 10 0

„ Innsbruck Card “

ab ins Grüne?

Halle an der Saale gilt aus

D i e „ I n n s b r u c k C a r d“ d a s

j e n a c h G ü l t i g ke i t s d a u e r a b

g u t e m G r u n d a l s Ku l t u r h a u p t ­

ko s t e n g ü n s t i g s t e Pa s s e p a r t o u t

33 Eu ro. K i n d e r b i s 15 J a h r e

stadt des Landes Sachsen - An ­

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L a n d e s m u s e u m Fe r d i n a n d e u m,

Händels zur kulturellen

das pracht volle Schloss

H o c h b u r g m i t Ch a r m e, Ku n s t

A m b r a s, d a s T i ro l e r Vo l k s ­

u n d D e s i g n. D a s s i n d d a s

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Pa n o r a m a m i t s e i n e m

We r i n d e n S o m m e r m o n a t e n

cher Ausstellung zu Leben

Ri e s e n r u n d g e m ä l d e. „ Fr e i e

eine anregende Abwechslung

u n d We r k d e s Ko m p o n i s t e n,

z u m „ s ü ß e n N i c h t s t u n“ a m

d i e f ü n f O r c h e s t e r- u n d

S e e u f e r s u c h t, f i n d e t d i e s e

T h e a t e r b ü h n e n H a l l e s, d i e

ö f f e n t l i c h e n Ve r ke h r s m i t t e l,

bei den vielseitigen und

Fr a n c ke s c h e n S t i f t u n g e n, d i e

aber auch mit den Bergbah ­

Fa h r t “ h e i ß t e s m i t d e r

i n f o r m a t i v e n T h e m e nw a n d e ­

3.6 0 0 J a h r e a l t e H i m m e l s ­

nen in Innsbruck und seinen

s c h e i b e z u N e b r a, d i e m e h r

u m l i e g e n d e n Fe r i e n d ö r f e r n.

Sie widmen sich historischen

a l s 50 0 - j ä h r i g e M a r­

Ebenfalls inkludier t ist der

T h e m e n, z e i g e n g e h e i m e

t i n - L u t h e r- U n i v e r s i t ä t

B e s u c h d e r Sw a ro v s k i

Ec ke n u n d b i e t e n i n n o v a t i v e n

H a l l e -W i t t e n b e r g s o w i e d a s

K r i s t a l l w e l t e n i n Wa t t e n s

Ansätze zum Erkunden des

Ku n s t m u s e u m M o r i t z b u r g u n d

s o w i e d i e Fa h r t d o r t h i n m i t

Nordufers des Gardasees.

die Burg Giebichenstein

dem Bus. Gratis mit fahren

A u f d e r To u r „ A u f d e n S p u r e n

Ku n s t h o c h s c h u l e H a l l e – z u ­

G o e t h e s“ e t w a e r k u n d e n d i e

gleich die älteste und jüngste

Te i l n e h m e r u n t e r d e r Fü h r u n g

B u r g a n d e r S a a l e.

eines Schauspielers und in

D i e Ku n s t h o c h s c h u l e H a l l e

A n l e h n u n g a n d i e We r ke

f e i e r t 2015 „ B u r g 10 0 “ u n d lädt mit Jubiläumsausstellun ­

Re i s e“ d i e O r t e Ri v a d e l

gen nach Halle ein zur

G a r d a u n d N a g o. D e r

Jahresschau der Burg mit

S p a z i e r g a n g „C o n G o e t h e a

S o m m e r f e s t 18. u n d 19. J u l i

To r b o l e” n i m m t B ez u g a u f

2015.

u n b e ka n n t e Ec ke n. w w w.g a r d a t r e n t i n o.i t

© Innsbruck Tourismus

„Ci t y V i s i o n s J e n a“, e i n n e u e s Licht - und Wissenschaf tsfesti­

Jena

v a l, l ä d t d i e B e s u c h e r v o m

Romantik und Licht

den Aufenthalt des Dichters im Städtchen und erkundet

w w w.i n n s b r u c k .i n f o

„ I n n s b r u c k C a r d“ f ü r a l l e

r u n g e n v o n G a r d a Tr e n t i n o.

„Ta g e b u c h“ u n d „ I t a l i e n i s c h e

der Stadtrundgang ist

7. b i s 11. O k t o b e r 2015 n a c h J e n a e i n, L i c h t i n s z e n i e r u n g e n internationaler und regiona ­ l e r Kü n s t l e r z u e n t d e c ke n. We r l i e b e r a k t i v u n t e r w e g s

f r a n k f u r t - t o u r i s m u s .d e

s e i n m ö c h t e, f ü r d e n b i e t e t W i s s e n s c h a f t s z e n t r u m,

d e r „ N o v a l i s -Wa n d e r w e g“

H i g h t e c h s t a n d o r t, Ku l t u r h o c h ­

auf sechs Kilometern

b u r g, S t u d e n t e n p a r a d i e s …

ro m a n t i s c h e A u s - u n d

a l l d i e s i s t d i e S t a d t J e n a, d i e

We i t b l i c ke. D i e a t t r a k t i v e,

eingebet tet liegt in eine

m i t Ka l k s t e i n s k u l p t u r e n

malerische Landschaf t mit

Thüringer Bildhauer aufge ­

südländisch anmutendem

w e r t e t e Ro u t e ka n n a u c h a l s

Fl a i r. S e i t L a n g e m g i l t s i e f ü r

13 K i l o m e t e r l a n g e r Ru n d w a n ­

kulturhistorisch und bota ­

d e r w e g e n t d e c k t w e r d e n.

nisch - geologisch Interessier te a l s b e l i e b t e s Re i s ez i e l. B e g e b e n S i e s i c h 2015 a u f d i e S p u r e n d e r Ro m a n t i k u n d des Lichtes.

Foto: Jena Tourismus © W. Don Eck

w w w.j e n a t o u r i s m u s .d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A P P E T I Z E R

Go et he od er

in Innsbruck bequem e r r e i c h b a r s i n d. Ei n s p a n n e n ­

D i e „ I n n s b r u c k C a r d“ ko s t e t

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­T r ent ino

i m B u s „T h e S i g h t s e e r “, m i t d e m a l l e S e h e n s w ü r d i g ke i t e n

e b e n f a l l s Te i l d e r L e i s t u n g e n.

Panorama Collection

Gard a

kö n n e n C a r d - I n h a b e r z u d e m


L eid en

152 Karlsruhe

Jung e Kunst

K A30 0 D a s M u s e u m D e L a ke n h a l i m niederländischen Leiden O f f e n, l u f t i g u n d f r e i – d a s i s t

p r ä s e n t i e r t b i s z u m 4 . O k t o b e r

d e r Pa v i l l o n f ü r Ka r l s r u h e s

2015 i n d e r „ M e e l f a b r i e k“ i n

3 0 0. G e b u r t s t a g. B i s

L e i d e n „G l o b a l I m a g i n a t i o n s“,

2 7.  S e p t e m b e r 2015, s t e h t

eine internationale Ausstel ­

dieses Herzstück des

l u n g z e i t g e n ö s s i s c h e r Ku n s t.

Fe s t i v a l s o m m e r s m i t t e n i m

„G l o b a l I m a g i n a t i o n s“ f i n d e t

S c h l o s s g a r t e n. S p a n n e n d e

anlässlich des 440 -jährigen

Ku l t u r- u n d W i s s e n s c h a f t s ­

Bestehens der Universität

f o r m a t e s o w i e h o c h ka r ä t i g e

Leiden stat t und wurde durch

Ko n z e r t e g e h ö r e n z u m

die Zusammenarbeit mit dem

Fe s t i v a l p ro g r a m m. D i e

M u s e u m f ü r Vö l ke r k u n d e u n d

„ S c h l o s s l i c h t s p i e l e“ i n t e r­

An Rhein und Ruhr C H INA 8

der Organisation „LeidenGlo ­

Klosterplatzbrunnen,

n a t i o n a l e r Kü n s t l e r l a s s e n d i e

b a l e“ r e a l i s i e r t. 20 f ü h r e n d e

A c h t S t ä d t e a n R h e i n u n d Ru h r,

Schlossfassade nebenan

z e i t g e n ö s s i s c h e Kü n s t l e r a u s

n e u n M u s e e n, r u n d 120

j e d e n A b e n d z u r G ro ß l e i n ­

a l l e n Ko n t i n e n t e n w u r d e n

Kü n s t l e r – C H I N A 8 i s t

w a n d w e r d e n. Z u m g ro ß e n

a u f g e f o r d e r t, b e s t e h e n d e

w e l t w e i t d i e b i s l a n g g rö ß t e

Jubiläum zeigt sich die Stadt

Arbeiten zu zeigen oder ein

museale Schau zeitgenössi­

v o n i h r e r S c h o ko l a d e n s e i t e.

n e u e s We r k z u k r e i e r e n, i n

s c h e r Ku n s t a u s Ch i n a.

Im Jubiläumsjahr präsentieren

dem sie ihre persönliche

N a m h a f t e Kü n s t l e r t r e f f e n

d i e Ku l t u r s c h a f f e n d e n i n

Vision über die globalisier te

d a b e i a u f j u n g e, h i e r z u l a n d e

Ka r l s r u h e e i n u m f a n g r e i c h e s

We l t z u m A u s d r u c k b r i n g e n.

w e i t g e h e n d u n b e ka n n t e

P ro g r a m m m i t v i e r g ro ß e n

Die Ausstellung wird in der

P ro t a g o n i s t e n. N e u n M u s e e n

A u s s t e l l u n g e n. N u t z e n S i e d e n

„ M e e l f a b r i e k“ i n L e i d e n

St. Gallen

St. Gallen Grand Tour S t. G a l l e n i s t e i n g a n z

a u s D ü s s e l d o r f, D u i s b u r g,

b e s o n d e r e r Ku l t u r- O r t. Ei n e

Ku l t u r p a s s „ K U LT U R m a l V I E R “:

g ez e i g t, e i n e m e i n s t m a l s

E s s e n, G e l s e n k i r c h e n, H a g e n,

Wo c h e n e n d r e i s e l o h n t :

Fü r n u r 21 Eu ro e r h ä l t m a n

v e r l a s s e n e n Ko m p l e x d e r

M a r l, M ü l h e i m a n d e r Ru h r

B e s u c h e n S i e d e n S t i f t s b ez i r k

f r e i e n Ei n t r i t t i n s B a d i s c h e

I n d u s t r i e, d e m n u n w i e d e r

u n d Re c k l i n g h a u s e n h a b e n

d e r s e i t 1983 z u m U N ES ­

L a n d e s m u s e u m, i n d i e

n e u e s Ku l t u r l e b e n e i n g e ­

sich zu diesem gemeinsamen

CO -We l t k u l t u r e r b e g e h ö r t.

S t a a t l i c h e Ku n s t h a l l e, d i e

h a u c h t w e r d e n s o l l.

P ro j e k t z u s a m m e n g e f u n d e n

Das Herzstück des Stif tsbe ­

u n d z e i g e n b i s 13. S e p t e m b e r

zirks bildet die Stif tsbiblio ­

Städtische Galerie und das

2015 r u n d 50 0 We r ke a u s

thek, die zu den ältesten und

M e d i e n t e c h n o l o g i e. W i r

d e n S p a r t e n M a l e r e i, S k u l p t u r,

s c h ö n s t e n B i b l i o t h e ke n d e r

e m p f e h l e n: „ Ka r l s r u h e

Fo t o g r a f i e, Tu s c h ez e i c h n u n g,

We l t z ä h l t. D i e b e e i n d r u c ke n ­

e r l e b e n!“ e i n S o m m e r-­

Ka l l i g r a f i e, I n s t a l l a t i o n u n d

de Sammlung frühmit telalterli ­

S p ez i a l - Pa ke t – i n k l u s i v e

Objektkunst sowie Video und

cher Original - Handschrif ten

Ü b e r n a c h t u n g a b 49 Eu ro.

S o u n d. D i e A c h t i m T i t e l d e r

macht diese Institution

Schau steht nicht nur für die

w e l t b e r ü h m t. I m Ku r z t r i p i s t

Z K M | Z e n t r u m f ü r Ku n s t u n d

w w w.h o l l a n d.c o m

Simr yn Gill,

w w w.ka.3 0 0.d e

„Paper Boats“, 2008,

b e t e i l i g t e n S t ä d t e, s o n d e r n i s t

e i n e U N ES CO - S t a d t f ü h r u n g

Museum De Lakenhal,

auch eine bedeutende

i n k l u s i v e Ei n t r i t t S t i f t s b i b l i o ­

Foto: John Brash

c h i n e s i s c h e G l ü c k s z a h l. D a s „ Ko m b i - T i c ke t C H I N A 8 “

t h e k , e i n e Tr i n k s c h o ko l a d e d e r Ch o c o l a t e r i e a m

berechtigt über den gesamten

Klosterplatz sowie eine

A u s s t e l l u n g s z e i t r a u m h i nw e g

Ü b e r n a c h t u n g m i t Fr ü h s t ü c k

zum einmaligen Besuch der

i n b e g r i f f e n. D a s A r r a n g e m e n t

CHINA 8 Ausstellung in allen

i s t a b C H F 10 9 b u c h b a r. U n d

t e i l n e h m e n d e n M u s e e n.

n i c h t z u v e r g e s s e n: En t d e c ke n Sie auch das Umland wie

w w w.r u h r- t o u r i s m u s .d e

et wa das mediterrane Ro r s c h a c h o d e r d a s m a l e r i ­ s c h e A l t s t ä t t e n. S t. G a l l e n i s t auch ein wunderbarer S t a r t p u n k t f ü r b e e i n d r u c ke n d e To u r e n d u r c h d i e O s t s c hw e i z . w w w.st.gallen - bodensee.ch


häuschen erzählen von der

St arnber g „ Blauer Reit er “ Tor g au

Ulm/N eu- Ulm

„ Ref orma t ions- „Ulm Card “ D a s S t a r n b e r g e r Fü n f - S e e n Land ist neben seiner

Fü r e i n e n U l m - B e s u c h empfehlen wir übrigens die „U l m C a r d“: Fü r n u r 12 Eu ro haben Besucher einen g a n z e n Ta g f r e i e Fa h r t m i t

st ad t Eur o pas“

allen Bussen und Bahnen im

Landschaf t auch für seine

Vo n u n s e r e m M i t a r b e i t e r

S t a d t g e b i e t U l m/N e u - U l m,

k u l t u r e l l e n A n g e b o t e b e ka n n t.

Fl o r i a n L . A r n o l d h a b e n w i r

kö n n e n ko s t e n f r e i a n e i n e r klassischen Stadt führung

So lässt sich ein Aufenthalt

D a s s ä c h s i s c h e To r g a u t r ä g t

einen besonderen Tipp

am Starnberger See oder am

von nun an den Titel

b e ko m m e n: I n d e n U l m e r

teilnehmen und haben freien

S t a d t v i e r t e l n „ A u f d e m K r e uz “

Ei n t r i t t i n v i e l e M u s e e n d e r D o p p e l s t a d t.

Ammersee mit Museums ­

„ Re f o r m a t i o n s s t a d t Eu ro p a s“,

besuchen und kulturellen

der ihr von der Gemeinschaf t

u n d „ H e n ke r s g r a b e n“ ka n n

Ve r a n s t a l t u n g e n b e s t e n s

Evangelischer Kirchen in

man auf den Stadt wall

v e r b i n d e n. Ei n H ö h e p u n k t i m

Eu ro p a v e r l i e h e n w u r d e.

gepflanzte Häuschen

oberbayerischen Alpen ­

Diese ehr t damit die

e n t d e c ke n, d i e s i c h h i n t e r

v o r l a n d z w i s c h e n M ü n c h e n,

historische Schlüsselstellung

r a n ke n d e n B u s c h ro s e n u n d

M u r n a u u n d Ko c h e l a m S e e

der einstigen kursächsischen

altem Baumbestand verste ­ c ke n. I n f r ü h e r e n K r i e g s z e i ­

i s t d i e Ku n s t d e s „ B l a u e n

Re s i d e n z s t a d t To r g a u.

Re i t e r s“. Ve r s c h i e d e n e

I n To r g a u f i n d e n s i c h z u m

t e n w a r b d i e f r e i e Re i c h s s t a d t

kulturelle Arrangements

einen authentische und

z u s ä t z l i c h e Tr u p p e n a n. S o

l a d e n z u m Ke n n e n l e r n e n d e r

begehbare Zeugnisse der

b a u t e m a n a b 1610 d i e

v i e r „ B l a u e Re i t e r “- M u s e e n

Re f o r m a t i o n s g e s c h i c h t e, z u m

Grabenhäuschen auf dem

e i n.

anderen wird das Thema

S t a d t m a u e r w a l l u n d a b 16 3 4

Das Arrangement „ Auf den

d u r c h z a h l r e i c h e Ve r a n s t a l ­

die Grabenhäuschen am

S p u r e n d e r B l a u e n Re i t e r “

tungen und Ausstellungen

H e n ke r s g r a b e n. I m Zw e i t e n

beinhaltet die Unterbringung

e r l e b b a r g e m a c h t. A k t u e l l e

We l t k r i e g w u r d e e i n Te i l d e s

im herrlichen Schlossgut

B e i s p i e l e s i n d d i e 1.

B e s t a n d e s v e r n i c h t e t, 35

O b e r a m b a c h, d a s a u f e i n e r

Nationale Sonderausstellung

e r h a l t e n e u n d g rö ß t e n t e i l s

Anhöhe oberhalb des

153

e i n s t i g e n G a r n i s o n s s t a d t U l m.

„ L u t h e r u n d d i e Fü r s t e n“ i m

S t a r n b e r g e r S e e s t h ro n t – a m

S c h l o s s H a r t e n f e l s, d e r

Horizont das Bergpanorama

To r g a u e r M u s e u m s p f a d m i t

m i t Z u g s p i t z e.

d e r Ka t h a r i n a - L u t h e r- S t u b e, die Superintendentur mit der

w w w. s t a 5.d e

multimedialen Erlebnisausstel ­

w w w. s c h l o s s g u t.d e

l u n g „Wu r z e l n u n d Fl ü g e l –

w w w.t o u r i s m u s .u l m.d e

sensibel renovier te Graben ­

Grabenhäusle, Ulm, Foto: kunstmedia edition, Thomas Witzke

We l t d e r We r t e“, d i e Fe s t w o c h e d e r K i r c h e n m u s i k sowie die gelebte kirchenmu ­

S e i e s Fe r d i n a n d H o d l e r,

s i ka l i s c h e Tr a d i t i o n d u r c h d i e

A l b e r t A n ke r, „ D a s L e b e n e i n

J o h a n n -Wa l t e r- Ka n t o r e i.

S p o r t : J u l e s D e c r a uz a t – ­P i o n i e r d e r Fo t o r e p o r t a g e“,

w w w.t o r g a u.d e

G i a c o m e t t i o d e r Ri c h a r d

W int er t hur

D e a c o n.

Kul t urst ad t

m a n f r e i e n Ei n t r i t t i n s a g e

Mit dem Museumpass hat u n d s c h r e i b e 16 W i n t e r ­t h u r e r g a n z e s Wo c h e n e n d e i n

vielfältig und berühmt für ihr

Winter thur verbringen

A n g e b o t a n Ku n s t & Ku l t u r

m ö c h t e, e r h ä l t b e i e i n e r

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S i e d a s Z e n t r u m f ü r Fo t o g r a ­

a n g e b o t e s „W i n t e r t h u r­

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K U LT U R I N K U LU S I V E“ d e n

Re i n h a r t „ A m Rö m e r h o l z “

M u s e u m s p a s s s o g a r ko s t e n l o s

o d e r d a s Ku n s t m u s e u m

d a z u.

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A m r e i’s A r t b l o g f ü r E n t d e c k e r Amrei Heyne (*1971) ist Galeristin in Stuttgart und berichtet sehr persönlich vom Suchen und Finden der Kunst.

P e n g! Biennale di Venezia! Preview im Mai. Sonnig. Schmerzhaft. – Der Reihe nach. Scrollen Sie mit mir … „PARADE“, die Ausstellung in der Ursula Blickle Stiftung in Kraichtal-Unteröwisheim zeigt, was geht. Wenn man will und kann. Larry Clark, Rosemarie Trockel, Elaine Sturtevant. Die wegweisende und radikale Konzeptkünstlerin, berühmt durch ihre Warhols, Duchamps …, zeigt uns noch heute, wie der Go-go-Tänzer den Beat fühlt. Und ich kann sehen, wie Elaine mit Félix González-Torres tanzt – ihre Arbeiten tun es auf der Art Basel. Am 1. Mai 2015 beim Gallery Weekend in Berlin dabei. Super, so ein Kunstwochenende ab Dienstag. In Lichtenberg die Fahrbereitschaft und haubrok foundation, in Mitte und Potsdamer Straße und Unter den Linden, überhaupt überall – in Galeriepalästen, Bruchbuden und St. Agnes. Doch dieses Jahr gab’s eine Show, die wirklich allen ebenjene stahl: „NGORONGORO“. Einem Lauffeuer gleich verbreitete sich das Gezwitscher um die Kunst in Weißensee. Gegründet von den Atelierkollegen Christian Achenbach, Jonas Burgert, Zhivago Duncan, Andreas Golder, John Isaacs, David Nicholson. Arbeiten von Künstlerkollegen von Michaël Borremans bis Thomas Zipp ergänzten sich wild auf 6.000 Quadratmetern. Ein Künstlerfest mit Pool und Palme, für Kind und Kegel, Künstler und Sammler. We are family! Augentrost fand ich im „SALOON“, einer Künstlerinnen-Gruppenausstellung bei Sexauer gleich nebenan. Vivat Venezia! – Voller Vorfreude stieg ich mit der Stuttgarter Kunstprominenz in den Flieger zum Lido. Wenig später begrüßte ich „Hope!“, den gläsernen ukrainischen Pavillon in Traumlage unweit der geliebten Via Garibaldi am Quai, sowie die Herren Apotheker und Optiker und Strohhuthändler. (Die Fassade hatte stirnzurückgeküsst.) Björn Geldhof, Kurator des PinchukArtCentre in Kiew, leistete Gutes. Sieben junge Künstler äußern sich kritischst zu Krieg und Frieden. „Okean Elzy“ rockten die Lagune. – Ukrainisches Militär besetzte den russischen Pavillon in den Giardini, ein Urlaubsspaß! Bittere Aktionskunst für alle.

Machen Sie doch, was Sie wollen!

Dan Flavin, Unlimited, Art Basel

„NGORONGORO“, Berlin

„Hope!“, Ukrainischer Pavillon, Biennale Venedig

Ibrahim Mahamas, „Out of Bounds“, Biennale Venedig

Oscar Murillo, Giardini, Biennale Venedig

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A M R E I ’ S A R T B L O G

Fotos: Amrei Heyne

Die Giardini – biennalefein nonchalant. Was macht das Karussell im Park? Carsten Höller fragen! Im deutschen Pavillon: Hito Steyerls Videoinstallation „Factory of the sun“, Tobias Zielonys „The Citizen“, Olaf Nicolais „Giro“, Jasmina Metwaly und Philip Rizks „Out on the Street“. Das Konzept des Kurators Florian Ebner stimmt, unterhält, berührt. Kuratoren und Budgets versus „All the World’s Futures“? Okwui Enwezor suchte und fand, weil er weiß. Ein Beispiel aus dem Herzen der neon-„blues blood bruise“ (Glenn Ligon) und schwarz beflaggten (Oscar Murillo) Zentrale sei genannt: „Exquisite Cacophony“ von Sonia Boyce, stimmgewaltig gesungen von Elaine Mitchener und dem Rapper Astronautalis. – Arsenale-Highlight: Ibrahim Mahamas „Out of Bounds“ beeindruckt! Arbeit und Kapital. Geld oder Liebe? Was bleibt? Freude für Armenien! Art Basel 2015. – Art Unlimited! 36 Werke aus 50 Jahren Kunstgeschichte. Werke, die den Namen verdienen. Kuratiert von Gianni Jetzer. John Armleder, Hans-Peter Feldmann, Dan Flavin, Gilbert & George, Shilpa Gupta, Bruce Nauman, David Shrigley, Wael Shawky, Elaine Sturtevant … Gregor Schneiders „Liebesnest“ und Jeppe Heins „360° Illusion II“ und Julius von Bismarcks „Egocentric System“ – drastisches, unaufhörliches Kreisen um uns selbst. Ironie und Wahrheit. Machen Sie Ferien? Machen Sie unbedingt welche, nehmen Sie sich Zeit! Für sich, für andere. Der Weg ist das Ziel. Und lesen Sie. Literatur! Für die Ohren und die Sinne: „Victoria“! Sebastian Schippers One-take-Wurf mit kongenialem Soundtrack von Nils Frahm. Bis bald im Kunstherbst zur Berlin Art Week, auf der Positions und zu „WANDERLUST“, meiner Groupshow mit Alvar Beyer, Andrea Eitel, Klaus Frahm, Holger Kurt Jäger, Anna Meyer, Felix Müller, Werner Pawlok zum Art Alarm in Stuttgart. Freuen Sie sich auf die Reise, die Fernweh weckt und Seh(n)sucht stillt.


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Ahrenshoop

Basel

Berlin

Mit Tübke am Strand. Leipziger Maler in Ahrenshoop 11.7. – 25.10.2015 Kunstmuseum Ahrenshoop

Der Rhein im Wandel der Zeit, von den Quellen bis zur Mündung Landschaftsgemälde von Johann Ludwig Bleuler und aktuelle Fotografien bis 11.10.2015 Spielzeug Welten Museum Basel

Ausgewählte Werke der Sammlung Alison und Peter W. Klein Am Puls der ZEITgenossen 13.9. – Anfang November 2015 Ketterer Kunst Berlin

Das Kunstmuseum Ahrenshoop richtet mit dieser Ausstellung erstmals den Fokus auf die Präsenz der legendären „Leipziger Schule“ in Ahrenshoop und an den Ostseestränden von Fischland/Darß bis Rügen. Im Zentrum stehen die Strandbilder Werner Tübkes, der bereits in seinen Studienjahren in Greifswald 1950–1952 die Ostsee als Rückzugsraum vor den harten Anfeindungen in seiner Heimatstadt Leipzig entdeckte. In den 1960er-Jahren verbrachte er als Dozent der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst meistens in der Vorsaison jeweils einige Wochen mit Studentinnen und Studenten in Zingst, Prerow und Ahrenshoop. Sie bildeten hier quasi eine selbstbestimmt-angstfreie „Akademie am Meer“ – wie das ähnlich die jungen Hallenser Maler zu Beginn der 1950er-Jahre getan hatten. Unter denen, die damals mit Tübke am Strand malten, haben etliche bald selbst eigenständige Positionen in der ostdeutschen Kunstgeschichte eingenommen und das Strandmotiv zu höchst bedeutungsvollen Bild­ metaphern ausdifferenziert, darunter Künstler wie Ulrich Hachulla, Uwe Pfeifer, Arno Rink, Lutz Friedel und viele andere. ☞ Kunstmuseum Ahrenshoop Di–So 10–17 Uhr Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ahrenshoop T +49 (0) 38220 66790 www.kunstmuseum-ahrenshoop.de

Die neue Sonderausstellung im Spielzeug Welten Museum Basel zeigt die nahezu vollständige Gouachenserie der „Rheinreise“ von Johann Ludwig (Louis) Bleuler (1792–1850). Die 77 ausgestellten Gouachen entstanden um ca. 1820. In insgesamt 80 Blättern porträtierte Bleuler mit seinen Schülern den Rhein. Von der Quelle am Tomasee in Graubünden bis zur Mündung in die Nordsee bei Rotterdam hat Johann Ludwig Bleuler mit minutiöser Genauigkeit und malerischem Feingefühl Städte, landschaftliche Vielfalt und Standards der Transporttechnik festgehalten. Die Gouachen werden vom Liechtensteinischen Landesmuseum zur Verfügung gestellt und stammen aus der Sammlung Adulf Peter Goop. Zum ersten Mal gezeigt werden über 30 Objekte aus dem Privatbesitz von Johann Ludwig Bleuler und seiner Ehefrau Antoinette. Zu 42 Standorten sind in der Ausstellung Fotoauf­ nahmen zu sehen, welche extra für diese Ausstellung gemacht worden sind. Das Resultat ist einzigartig – man darf gespannt sein auf den Wandel. ☞ MUSEUM LA8 – Spielzeug Welten Museum Basel täglich 10–18 Uhr Steinenvorstadt 1, 4051 Basel T +41 (0) 61 225 95 95 www.swmb.museum

Werner Tübke, „Am Strand I (mit weisender Figur links)“, 1968,

Johann Ludwig (Louis) Bleuler,

Mischtechnik auf Leinwand auf Holz, 30 x 45 cm, Privatbesitz

„Ansicht des Loreleyfelsens und des Lachsfangs“, ca. 1820/1830

Louise Bourgeois, Alex Katz, Sigmar Polke und natürlich Günther Uecker – sie alle malen und arbeiten am Puls der Zeit. Zudem sind ihre Werke Teil der renommierten Sammlung Alison und Peter W. Klein. Ab dem 13. September sind rund 40 Exponate aus dieser einzigartigen Kollektion bei Ketterer Kunst in Berlin zu sehen. Die Sammlung Alison und Peter W. Klein zählt zu den bedeutenden privaten Kollektionen im Südwesten Deutschlands. Sie umfasst rund 1.900 Werke zeitgenössischer Künstler aus den Bereichen Malerei, Arbeiten auf Papier und Fotografie. Zudem beleuchtet sie auch die Kunst der australischen Aborigines, eine Nische, die langsam mehr ins Licht der Öffentlichkeit rückt. Die international ausgerichtete Sammlung des Ehepaars Alison und Peter W. Klein, die seit 2007 in einem eigenen Museum untergebracht ist, ist fest verwurzelt im schwäbischen Eberdingen-Nussdorf, dem Heimatort von Peter W. Klein. Seit über 30 Jahren sammelt der Unternehmer gemeinsam mit seiner US-amerikanischen Frau. In ihrer Leidenschaft für die Kunst lassen sich die Kleins beim Kauf ausschließlich von ihrer Begeisterung und ihrem eigenen Geschmackssinn leiten – und beweisen ein extrem gutes Gespür für Qualität. ☞ Ketterer Kunst Berlin Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 11–16 Uhr Fasanenstraße 70, 10719 Berlin-Charlottenburg T +49 (0) 30 886 75 363 www.kettererkunst.de

© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Sean Scully, „Landline 22.1.15“, 2015 Pastell auf Papier, 231 x 165 cm


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D uz n a u

Eberdingen

Emden

Aufbruch ins Freie Künstlerkolonien in Deutschland um 1900 bis 18.10.2015 Schloss Achberg

ein Moment – ewig bis 27.9.2015 KUNSTWERK – Sammlung Alison und Peter W. Klein

ZEITREISE Die Sammlung von 1904 bis 2014 bis 20.9.2015 Kunsthalle Emden

Oft ist es nur ein kurzer Moment, der etwas Einzigartiges enthält: eine besondere Wahrnehmung, eine besondere Stimmung, die man am liebsten für immer festhalten möchte. Der Augenblick trägt dann etwas Großes in sich. Das Vergängliche, Flüchtige des erlebten Moments erlangt grundsätzliche und zeitübergreifende Bedeutung. „ein Moment – ewig“, das Thema der neuen Ausstellung im KUNSTWERK, ist inspiriert von Arbeiten des irisch-amerikanischen Künstlers Sean Scully, die im Laufe des vergangenen Jahres in die Sammlung Alison und Peter W. Klein gekommen sind. Seine Gemälde, die das Erleben von Landschaft in pure Malerei übersetzen und im Abstrakten alles Besondere und Augenblickliche einzufangen verstehen, geben die Spur für die weitere Auswahl der Exponate vor. Gezeigt werden bildnerische Transformationen von Landschaft sowie Werke, die den zeitlichen Aspekt von Flüchtigkeit und Dauer beinhalten, u. a. von Christiane Baumgartner, Erdmut Bramke, Andreas Gefeller, Paul Graham, Annette Kelm, Dieter Krieg, Sean Scully, Damian Stamer, Eva Wagner und Thomas Weinberger. ☞ KUNSTWERK Sammlung Alison und Peter W. Klein Mi–Fr, So 11–17 Uhr Siemensstraße 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 3 76 95 66 www.sammlung-klein.de

Die „ZEITREISE“ richtet einen ungewohnten Blick auf die Sammlung der Kunsthalle Emden: Fast 200 Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen und Fotografien hängen streng chronologisch. Die direkte Nachbarschaft von Werken unterschiedlicher Künstler und Medien erzeugt ein oft verblüffendes Seherlebnis: erstaunliche Parallelen in Stil oder Motivauswahl geben Denkanstöße und regen die Entdeckungslust an. Das Zusammentreffen sorgt aber ebenso für Irritation, wenn Werke aus demselben Jahr von ganz unterschiedlicher Bildauffassung erzählen, und interessante Dialoge stiften. Der unvoreingenommene Betrachter wird auf diese Weise ermutigt, seine persönlichen Deutungen zu entwickeln und den eigenen Eindrücken und Gedanken zu folgen. Die Zusammenstellung von bekannten Hauptwerken und selten gezeigten Entdeckungen aus derselben Zeit birgt spannende Überraschungen und wirft grundsätzliche Fragen auf. Die Hängung im Erdgeschoss stellt das aktuelle Jahresthema des „Labors im Museum“ in den Mittelpunkt: die Liebe. ☞ Kunsthalle Emden Di–Fr 10–17 Uhr, Sa/So/feiertags 11–17 Uhr Hinter dem Rahmen 13, 26721 Emden T +49 (0) 4921 97 50-50 www.kunsthalle-emden.de

Sean Scully, „Green Pale Light“, 2002, Öl auf Leinwand, 213,4 x 243,8 cm

Max Beckmann, „Bildnis Quappi auf Rosa und Violett“, 1931, Hans am Ende, „Mädchen auf der Wiese“, um 1910,

Öl auf Leinwand, Dauerleihgabe aus Privatbesitz

Worpsweder Kunststiftung Friedrich Netzel

© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Künstlerkolonien sind Orte des Aufbruchs. Ganze Künstlergenerationen ließen sich von Landschaften fern der Städte inspirieren, suchten die Ursprünglichkeit der Natur und des Landlebens sowie die Gemeinschaft Gleichgesinnter. Das Phänomen begegnet uns fast überall in Europa. Ausgangspunkt und Vorbild war die sogenannte Schule von Barbizon, eine Künstlerkolonie am Wald von Fontainebleau. Auch in Deutschland gründeten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts Künstlerkolonien, u. a. in Ahrenshoop, Dachau, Hiddensee, Nidden, Schwaan, Schreiberhau und Worpswede. Die von Doris Blübaum kuratierte Achberger Ausstellung präsentiert über 150 Gemälde, Arbeiten auf Papier und Fotografien, u. a. von Rudolf Bartels, Elisabeth Büchsel, Charles-François Daubigny, Adolf Hölzel, Carl Malchin, Paula Modersohn-Becker und Heinrich Vogeler und vielen mehr. Idyllisch, romantisch und einladend liegt Schloss Achberg zwischen Wangen im Allgäu und Lindau am Bodensee. Die große Sommerausstellung „Aufbruch ins Freie“ passt auf das Schönste in diese Landschaft und das ehemalige Deutschordensschloss mit seinen prunkvollen barocken Stuckdecken. ☞ SCHLOSS ACHBERG Fr 14–18 Uhr, Sa/So/feiertags 10–18 Uhr 88147 Duznau T +49 (0) 751 859510 www.Schloss-Achberg.de


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7. Höhler Biennale: LICHTfern bis 18.10.2015 Kunst unter der Altstadt von Gera

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Die 7. Höhler Biennale ist etwas Besonderes. 32 nationale und europäische Künstler stellen in der Abgeschiedenheit des Alltags ihre 28 künstlerischen Installationen zum Thema „LICHTfern“ der Öffentlichkeit vor. In dem unterirdischen Raumgefüge vom Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts bieten die ehemaligen Bierlagerstätten eine Art steinernes Passepartout für die Gegenwartskunst. Die im Zweijahresrhythmus stattfindende Kunstausstellung ist stets ein besonderes Erlebnis und wird vom Verein zur Erhaltung der Geraer Höhler e. V. seit 2003 veranstaltet. Das diesjährige Thema der Biennale „LICHTfern“ assoziiert die LICHT-Suche, die Abgeschiedenheit. Der dunkle Raum kann aber auch eine Art Ruhepol, ein Zufluchtsort vor der Hektik des Alltags, ein Schutzraum sein. Es ist ein Raum, um sich auf sich selbst zu besinnen. Der Besucher steht dem Kunstwerk unausweichlich gegenüber. Er muss sich mit ihm auseinandersetzen. Die 28 Installationen reagieren mit Licht-, Klang-, Video- und unterschiedlichsten Materialobjekten, zusammengesetzt aus Gegenständen des Alltags – ganz im Sinne Marcel Duchamps –, auf das spannende Thema. Temporäres KUNSTKAUFHAUS (mit Arbeiten der ausstellenden Künstler) am Markt 15 in Gera. ☞ 7. Höhler Biennale Kunst unter der Altstadt von Gera Mi–So 11–18 Uhr T +49 (0) 365 832 13 00 www.hoehlerbiennale.de

41 Ateliergemeinschaften, Galerien und Kunstinstitutionen öffnen ihre Türen und präsentieren das breite Spektrum der zeitgenössischen Kunst mit aktuellen Ausstellungen, besonderen Aktionen und einem Blick hinter die Kulissen. Atelier 9 / Lister Höfe, Atelier am Tönniesberg, atelier:bettfedernfabrik, Atelier Block 16, Atelier MIRA, ATELIER ohne Titel, Atelier Quellengrund, Atelier Rühmkorff, Atelier Von-Alten-Allee, Ateliergemeinschaft Goethestraße, Ateliergemeinschaft Helmkestraße, Ateliergemeinschaft Landwe(h)rk, Atelierhaus Seestraße / FORUM S 15, Ateliers der Eisfabrik, Ateliers der Fuchswerke, Ateliers Goebenstraße, Ateliers Wörthstraße, BBK Hannover, Bildarium, feinkunstraum, Galerie BOHAI, Galerie Falkenberg, Galerie GAF in der Eisfabrik, Galerie Koch, Galerie per-seh, GEDOK NiedersachsenHannover, Hannoverscher Künstlerverein, kestnergesellschaft, kik. kunst in kontakt, konnektor – Forum für Künste, KUBUS Städtische Galerie, Kunsthalle FAUST, Kunsthaus Hannover, kunstraum j3fm, Lindener KunstWerke AG, LortzingART, Produzentengalerie Rammlmair, Ricus Aschemann Galerie für Fotografie, theo 11 – Ateliers, Villa Minimo, Werkstatt Zur Gelben Tasche ☞ Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover Öffnungszeiten der Kunstorte: Sa 12–19 Uhr, So 11–19 Uhr Friedrichswall 15, 30159 Hannover T +49 (0) 511 168 45245 www.zinnober-kunstvolkslauf.de

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Martin Creed bis 20.9.2015 Kunstverein Heilbronn In einer breit gefächerten Auswahl realisiert Martin Creed, der 2001 mit dem renommierten Turner-Prize ausgezeichnet wurde, in den sechs großen Sälen des Kunstvereins Heilbronn und der Kunsthalle Vogelmann raumbezogene Installationen. Die Ausstellung ist die erste umfassende Präsentation seiner Arbeiten in Deutschland. Martin Creed hat sich in seiner Arbeit auf kein Medium festgelegt, er produzierte Videos, Malerei, Skulpturen oder Arbeiten aus Neon. Stets spielt der umgebende Raum dabei eine wichtige Rolle. Auf den ersten Blick sehr reduziert, bezieht sie doch einen ganzen Raum und die Besucher, die sich in ihm bewegen, mit ein. Martin Creeds Werk wirkt einerseits spielerisch und verblüffend freundlich aber ist im Ergebnis auch durchaus entschieden und rigoros. In einem sehr persönlichen Interview anlässlich der Art Basel Miami wird Martin Creed gefragt, warum er Kunst mache. Seine Antwort lautete: um sich besser zu fühlen. Diese Aussage ist direkt und so offen, wie Martin Creed den Betrachter einlädt, an dem Prozess der Auseinandersetzung mit Kunst, mit dem Raum und mit der Welt im Erleben seines brillanten Werkes teilzuhaben. Eine Sonderausstellung des Kunstvereins Heilbronn in der Kunsthalle Vogelmann mit Unterstützung der Städtischen Museen Heilbronn. ☞ Kunstverein Heilbronn e. V. Di/Mi/Fr 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr, Sa/So und feiertags 11–17 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 83970 www.kunstverein-heilbronn.de

Karlsruhe Friedrich Weinbrenner 1766–1826 Architektur und Städtebau des Klassizismus bis 4.10.2015 Städtische Galerie Karlsruhe Zum 300. Stadtjubiläum von Karlsruhe präsentieren die Städtische Galerie Karlsruhe und das Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT (saai) eine ebenso außergewöhnliche wie faszinierende Ausstellung zum Lebenswerk von Friedrich Weinbrenner. Wie kein anderer hat dieser berühmte Baumeister und Stadtplaner des Klassizismus das Erscheinungsbild von Karlsruhe bis heute geprägt. Über 400 originale Exponate – teilweise noch nie gezeigte Leihgaben aus Karlsruher Sammlungen und aus dem Architekturarchiv der University of Pennsylvania (Philadelphia, USA), künstlerisch aquarellierte Baupläne, historische Fotografien, detailreiche Modelle und digitale Rekonstruktionen – vermitteln ein eindrucksvolles Bild des Architekten und seines Lebenswerkes. Im Mittelpunkt steht Weinbrenners Wirken in Karlsruhe. Ein zweiter Akzent liegt auf seinem Schaffen außerhalb der Residenzstadt. Als Leiter der großherzoglichen Bauverwaltung prägte er die Architektur in ganz Baden, von der Dorfkirche über Schulhäuser, landwirtschaftliche Güter und Forsthäuser bis hin zur Architektur der Kurbäder. Und weit über Baden hinaus war er ein gefragter Spezialist für den Theaterbau, von Schaffhausen bis Hannover und von Düsseldorf bis Leipzig. ☞ Städtische Galerie Karlsruhe Mi–Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr Lorenzstraße 27, 76135 Karlsruhe T +49 (0)721 133 4401, 133 4444 www.weinbrenner-ausstellung.de www.staedtische-galerie.de

Friedrich Weinbrenner, Ent wurf für ein Schlachthaus, 1796, saai | Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau am KIT

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Das Unendliche im Endlichen Romantik und Gegenwart Malerei, Zeichnungen, Fotografie und Videos 30. August – 22. November 2015

Afterimages Nachhall der Schwarzen Romantik in der Videokunst 5. Dezember 2015 – 13. März 2016

Hans Ticha Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafik und Bücher 12. Dezember 2015 – 20. März 2016

Städtische Museen Jena Kunstsammlung Jena Markt 7 | 07743 Jena T 03641.49.82.60 F 03641.49.82.55 kunstsammlung@jena.de www.museen.jena.de www.facebook.com/ KunstsammlungJena www.twitter.com/KunstJena

Martin Creed, „Work No. 1094“, 2011

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Heilbronn


Klassische Moderne und Gegenwartskunst 18. – 21. Februar 2016

Messe Karlsruhe www.art-karlsruhe.de


165

Koblenz

Kornwestheim

Ludwigsburg

Surreal Realities. Liu Wei, Ji Dachun, Mu Boyan bis 16.8.2015 Ludwig Museum

Manfred Henninger – Exiljahre im Tessin bis 15.11.2015 Museum im Kleihues-Bau

Kunstsammlung Kreissparkasse Ludwigsburg. Ein Spiegel der regionalen Kunst im 20. und 21. Jahrhundert 2.8. – 27.9.2015 Kunstverein Kreis Ludwigsburg e. V.

Das nach seinem berühmten Erbauer, Josef Paul Kleihues (1933–2004), benannte Kunstmuseum in Kornwestheim vor den Toren Stuttgarts feiert im Jahr 2015 sein 25-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass zeigt das Haus auf 800 Quadratmetern eine Auswahl aus dem Schaffen von Manfred Henninger, einem der Mitbegründer der Stuttgarter Neuen Sezession (1929). Die Ausstellung im Kleihues-Bau gibt einen Einblick in das Schaffen des Malers während seiner Exiljahre im Tessin (1936–1949). Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der eigenen Sammlung des Museums. Überwältigt von den Energien mediterraner Naturentfaltung, wie sie der Mensch Manfred Henninger in der Abgeschiedenheit seiner Malerklause in der „Nebelmühle“ (Mulino del Brumo) zwischen Arcegno und Ronco sopra Ascona unmittelbar erlebte, huldigte ihr der Maler Henninger mit geradezu schöpferischer Besessenheit: Baum-, Felsen- und Bachlandschaften, Lago-Maggiore-Aussichten und die in üppiger Landschaft eingebetteten Architektur- und Ortssilhouetten verkünden über die vom deutschen Impressionismus kultivierte Tradition des Malerischen einen ungebrochenen Lebensoptimismus. Hier im Tessin beginnt Henninger sich mit der Malerei von Paul Cézanne auseinanderzusetzen. ☞ Museum im Kleihues-Bau Fr–So 11–18 Uhr Stuttgarter Straße 93, 70806 Kornwestheim T +49 (0) 7154 202-7401 www.kornwestheim.de

Die Kreissparkasse Ludwigsburg konzentriert ihre Sammlertätigkeit vor allem auf Gemälde und Holzschnitte aus der Region und Baden-Württemberg. Die Sammlung umfasst inzwischen etwa 450 Werke, darunter finden sich auch Werke moderner Klassiker aus der Region aber auch etwa 150 Holzschnitte, die seit 1991 aus jurierten Wettbewerben als Preisträger gefördert wurden. Der Kunstverein präsentiert aus der Sammlung der Kreissparkasse Ludwigsburg 40 Werke der wichtigsten Künstler wie Otto Dix, Willi Baumeister, Ida Kerkovius, Oskar Schlemmer, daneben Vertreter des Hölzel-Kreises und deren Schüler sowie Arbeiten der Stuttgarter Sezessionisten und der Neuen Sezessionisten. Schüler von H.A.P. Grieshaber wie Fritz Genkinger, Lothar Quinte, aber auch Werke von Ben Willikens, Lambert Maria Wintersberger werden ebenso gezeigt. Die Kunstsammlung der Kreissparkasse zeichnet sich durch ihre Vielfalt sowie durch ihren kunsthistorischen Wert und ihre Bedeutung aus. ☞ Kunstverein Kreis Ludwigsburg e. V. Di–So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr im MIK  Eberhardstr. 1, 71634 Ludwigsburg T +49 (0) 7141 92 91 96 www.kunstverein-ludwigsburg.de

Adolf Hölzel, „Figurenkomposition“, 1925/1930, Pastell auf Karton, 43,5 x 36,5 cm, © Adolf Hölzel-Stiftung

Manfred Henninger, Mu Boyan, „CHEER!“, 2013,

„Holzlagerplatz in Losone“, 1945, Detail,

42 x 45 x 55 cm

Öl auf Nessel, 74 x 100 cm, Museum im Kleihues-Bau

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

In China dominiert die figurative Malerei, die sich auf die eigene Tradition beruft und zugleich Tendenzen westlicher Kunst in sich vereint. Ihr Aufstieg begann mit dem „Zynischen Realismus“, dem auch Liu Wei (* 1965) angehörte. Als einer ihrer wichtigsten Vertreter war er bereits 1995 auf der Biennale in Venedig vertreten. Mit seiner Malerei, die sich sowohl aus der chinesischen Tuschemalerei als auch aus dem Kolorismus der Expressionismus speist, hat er früh einen unverwechselbaren Stil entwickelt. Ji Dachun (* 1968) wurde zu Anfang seiner Karriere vor allem durch seine surrealen Collagen bekannt, in denen er assoziativ Absurdes in malerisch veristischer Manier zusammenfügte. Vor allem Tiere zeigten sich in komplexen Kompositionen oder Landschaften, die sich als kleine Kosmen erwiesen. Seit einigen Jahren malt Ji Dachun jedoch wieder weitgehend abstrakt und entwickelt dabei Landschaften, die sich mehr und mehr dem Blick des Betrachters entziehen. Der jüngste unter ihnen, Mu Boyan (* 1976), wurde bereits Anfang 2000 durch seine hyperrealistischen Skulpturen bekannt, in denen er ausschließlich dicke, nackte Männer, die wie behäbige Sumoringer aussehen, in alltäglichen oder skurrilen Situationen „porträtierte“. Elemente wie Absurdität, Surreales und Abstraktes paaren sich hier trotz der omnipräsenten Hyperrealistik. Seine dickleibigen Männer stehen dabei in der reflektierten Tradition chinesischer Kultur, die an die voluminösen Buddhastatuen erinnern. ☞ Ludwig Museum Di–Sa 10.30–17 Uhr, So/feiertags 11–18 Uhr Danziger Freiheit 1 (am „Deutschen Eck“), 56068 Koblenz T +49 (0) 261 304040 www.ludwigmuseum.org


E N ER ST D O UN 15 M R LE K R 20 2 U F EL BE 1& E S S KTU EM LLE E M D A EPT HA UN– 27. S ESSE 24.ELNM.DE KOT- FAIR AR GE RA R VE BE RTNE PA

G : N I S PLU OOMVERG BLO CONW E TH SHO .DE T AR OOM BLO


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L u d w ig s h a fe n/Rh ein

München

Oberhausen

Material & Möglichkeit. Werke aus der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums bis 8.11.2015 Wilhelm-Hack-Museum

Rune Mields. 666 – Die Tiere des Teufels Neue Arbeiten bis 31.7.2015 Galerie Carol Johnssen

GREEN CITY Geformte Landschaft – Vernetzte Natur Das Ruhrgebiet in der Kunst bis 13.9.2015 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Anlässlich des 80. Geburtstags von Rune Mields zeigt die Galerie Carol Johnssen die Ausstellung „Rune Mields. 666 – Die Tiere des Teufels“ mit neuen Arbeiten auf Leinwand und Papier. Die vielfach ausgezeichnete Kölner Künstlerin beschäftigt sich mit Ordnungssystemen, Modellen, Strukturen und Zeichen, welche die Menschen in aller Welt entwickelt haben, um sich die Welt anzueignen, etwa Alphabete und Zahlensysteme, Symbole und Ornamente, Schöpfungsmythen und Riten. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine Bilderserie, in der die Künstlerin von der in der Bibel genannten, als teuflisch geltenden Zahl 666 ausgeht. Rune Mields untersucht die Schreibweise dieser Zahl in unterschiedlichen Sprachsystemen der Welt und entwickelt dabei ein ganz eigenes, höchst reizvolles ästhetisches System. (Christoph Zuschlag) ☞ Galerie Carol Johnssen Di–Fr 13–18 Uhr und nach Vereinbarung Königinstraße 27, 80539 München T +49 (089) 2 80 99 23 www.artcarol.de

Straßen, Wasserwege, Bahntrassen, Luftlinien und Freilandleitungen gliedern und verbinden und sind die zentralen Gestaltungsmerkmale des Ruhrgebiets. Diese Ausstellung unter dem vieldeutigen Titel „GREEN CITY“ visualisiert die ungewöhnliche und komplex vernetzte Landschaft der Ruhrregion durch den künstlerischen Blick. Die Themen Ökologie, Klima, Umweltschutz und Energie sind nicht nur gesellschaftspolitisch von Bedeutung, sondern spielen seit Langem auch im Schaffen zahlreicher Künstler eine zentrale Rolle. Diesem Ansatz spürt die Ausstellung sowohl in Werken regionaler Künstler als auch in international renommierten Positionen nach. Geocaching und Erkundungsradtouren öffnen den Museumsraum darüber hinaus in die Umgebung. Ein höchst abwechslungsreicher und erfrischender Blick auf das Ruhrgebiet wird gewagt! Vom 20.9.2015 bis 17.1.2016 zeigt die ­L UDWIGGARLERIE Schloss Oberhausen die Ausstellung „Ruthe – Sauer – Flix – DAS IST DOCH KEINE KUNST – Comics und Cartoons zwischen Shit happens, NICHTLUSTIG und Schönen Töchtern“. Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen ist eins der 20 RuhrKunstMuseen. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 41249 16 www.ludwiggalerie.de

„Flightbike“, 2009 Kurt Schwitters, „Siegbild“, 1920/1925,

Rune Mields, „666 – Die Tiere des Teufels – Eule“, 2013,

Öl, Papier, Pappe und Stof f auf Karton auf Holzrahmen,

140 x 100 cm, Acryl auf Leinen,

Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums

Foto: F. Rosenstiel

© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

© Klaus Geigle / VG Bild-Kunst, Bonn 2015

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Die Sammlungspräsentation „Material & Möglichkeit“ untersucht jene Stoffe, ohne die es keine Formen gäbe: die Materialien. Über Jahrhunderte hinweg blieb die Auswahl an künstlerischen Materialien annähernd konstant, bis die industrielle Produktion im 19. und die radikale Erweiterung des Kunstbegriffs im 20. Jahrhundert zu einer regelrechten Explosion an kunstwürdigen Materialien führten. Ob Lebensmittel oder Blut, ein Straßenbahnticket oder eine Pappschachtel mit Nägeln, es scheint kaum Substanzen und Objekte zu geben, die nicht als Material dienen könnten. Auch immaterielle Phänomene wie Licht, Bewegung oder Klänge haben sich fest als künstlerische Mittel etabliert. Unter den Stichworten Alltägliches, Farbe, Licht, Sprache und Gold stellt die Ausstellung die vielfältigen Anwendungen und Bedeutungen künstlerischer Materialien vor. Zu sehen sind u. a. Arbeiten von Adolf Luther, Kasimir Malewitsch, Louise Nevelson und Kurt Schwitters. ☞ Wilhelm-Hack-Museum Di–Fr 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Berliner Str. 23, 67059 Ludwigshafen/Rhein T +49 (0) 621 504-3045 www.wilhelmhack.museum


2015

29–01

OCTOBER NOVEMBER

21st International Contemporary Art Fair | ABB Hall 550 | Zurich-Oerlikon Thu 4pm – 10pm | Fri 12pm – 9pm | Sat Sun 11am – 7pm | www.kunstzuerich.ch


169

Salenstein

Schwäbisch Gmünd

Schweinfurt

UNSEEN° AND‘ FAVOURITES“ bis 26.9.2015 Schreinerei14

Masayuki Koorida. Flowers and Seeds bis 30.8.2015 Galerie im Prediger

Der Fotograf Dierk Maass präsentiert mit UNSEEN° AND‘ FAVOURITES“ eine Retrospektive seines Schaffens sowie Werke aus seiner privaten Kunstsammlung der Künstler Till Augustin, Gabriel Mazenauer und Björn Schülke. Die Fotografie erfüllt heute das Leben des Künstlers gleichermaßen wie das Bergsteigen. Beides ist untrennbar miteinander verbunden, denn die charakteristische Bildsprache, die Motive und Themen seiner Fotografie sind ursächlich von seinen Reisen inspiriert. Beim Spiel mit der bewusst gewählten Überbelichtung oder Unschärfe bei Serien wie INCIDENT° OF‘ LIGHT“ und TENSION° OF‘ SECLUSION“ zwingt er den Betrachter zum Fokus aufs Wesentliche. Während bei TENSION° OF‘ SECLUSION“ die faszinierende und gleichzeitig beklemmende Abgeschiedenheit im Vordergrund steht, erhält bei HIGHWAY° TO‘ HEAVEN“ mit seinen Gedenkstätten, sogenannten Animitas, der Verlust von Leben einen besonderen Stellenwert. ☞ Schreinerei14 Do/Fr 17–20 Uhr, Sa 15–19 Uhr (11.7. / 8.8. / 12.9. / 26.9.2015) Fruthwilerstrasse 14, 8268 Salenstein T +41 (0) 71 669 19 93 www.schreinerei14.com

Der japanische Bildhauer Masayuki Koorida (* 1960) ist international bekannt durch seine aufsehen­ erregenden Steinskulpturen. In Granit und Marmor ausgeführt, bestechen sie durch das Zusammenspiel von abstrakter Form, präziser Einfachheit und Ebenmäßigkeit der auf Hochglanz polierten Oberfläche. In der ersten Einzelausstellung in Deutschland stellt die Galerie im Prediger den Bildhauer vor und zeigt in Kooperation mit der Galerie Scheffel, Bad Homburg, zwölf Arbeiten aus zehn Schaffensjahren. Der Stein verrät wenig von seiner Härte angesichts der Eleganz der weichen Formen, die der Künstler dem Granit und Marmor abtrotzt. Meißelnd, schleifend und schließlich polierend entstehen organisch anmutende Objekte, die an Moleküle oder Amöben erinnern, an kleinste Teilchen oder Lebewesen, unendlich vergrößert. Mit ihren vollendeten Rundungen erwecken sie zugleich den Eindruck, als könnten sie bei Berührung zerfließen oder zerplatzen – auch wenn ihre Titel sie eindeutig als „Flowers“ (Blumen) und „Seeds“ (Samen) benennen. Kooridas Skulpturen wirken fragil und doch stabil in sich ruhend, artifiziell und doch belebt. Sinnlichkeit und Perfektion ergänzen sich hin zum Kontemplativen. Weitere Ausstellungen bis 4.10.2015, Museum im Prediger: „Reinhold Nägele. Wanderer zwischen den Welten“ bis 25.10.2015, Silberwarenmuseum Ott-Pausersche Fabrik: „Ebbe Weiss-Weingart. Schmuckträume – Highlights aus der Sammlung des Deutschen Goldschmiedehauses Hanau“ ☞ Museum und Galerie im Prediger Di/Mi/Fr 14–17 Uhr, Do 14–19 Uhr, Sa/So/feiertags 11–17 Uhr Johannisplatz 3, 73525 Schwäbisch Gmünd T +49 (0) 7171 603-4130 www.museum-galerie-fabrik.de

Die Gruppe WIR 1959 – 1965. Hans M. Bachmayer, Reinhold Heller, Florian Köhler, Heino Naujoks, Helmut Rieger bis 20.9.2015 Kunsthalle Schweinfurt

Dierk Maass, „HIGHWAY° TO‘ HEAVEN“ #XXI“, 2014 © Schreinerei14 Atelier Dierk Maass

Masayuki Koorida, links: „Flower“, 2009, schwarzer Granit, 26 x 62 x 60 cm, rechts: „Flower“, 2009, schwarzer Granit, 22 x 63 x 61 cm, Courtesy Galerie Schef fel, Bad Homburg, und Künstler

Katalogcover „WIR“

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Die Künstlergruppe WIR (1959–1965) bildet zusammen mit der Gruppe SPUR (1957–1965) das Fundament der mittlerweile international beachteten Münchner Gruppengenealogie, in die sich in der Folge noch GEFLECHT (1965–1968) und KOLLEKTIV HERZOGSTRASSE (1975–1982) einreihen sollten. Die Maler Florian Köhler (1935–2013), Helmut Rieger (1931–2014) und Heino Naujoks (* 1937) schlossen sich 1959 noch als Kunststudenten zusammen, um alternativ zur als unzureichend empfundenen Ausbildung eine „eigene Akademie zu gründen“ (Helmut Rieger). Im Verbund, der 1961/62 noch einmal durch den Bildhauer Hans Matthäus Bachmayer (1940–2013) und den Maler Reinhold Heller (1933–1993) erweitert wurde, konnte man so die eigenen Standpunkte kritisch prüfen und schließlich zu einem sich stetig weiterentwickelnden Gruppenstil formen. Die Ausstellung zeigt 50 Jahre nach dem Ende der Gruppe WIR mit rund 60 Werken einen umfassenden Überblick über ihr Schaffen. Diese längst überfällige Werkschau wird die wesentlichen Aspekte ihres Wirkens und der Wirkung wieder in den Fokus der Betrachtung rücken. Schließlich gelten die Malereien und Plastiken der WIR laut Zdenek Felix als einer der „markantesten Beiträge zur Erneuerung der zeitgenössischen Kunst im München“. ☞ Kunsthalle Schweinfurt täglich außer Do 10–17 Uhr, Do 10–21 Uhr Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt T +49 (0) 9721 51 4721 www.kunsthalle-schweinfurt.de


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Schwerin

Vö lk ling e n

Wal d enb u ch

Kaleidoskop der Moderne Chagall, Miró, Picasso und die Avantgarde 10.7. – 18.10.2015 Staatliches Museum Schwerin, Galerie Alte & Neue Meister Schwerin

Schädel – Ikone. Mythos. Kult. 25.7.2015 – 3.4.2016 Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Gebläsehalle

Zehn Jahre Museum Ritter Ein Quadrat ist ein Quadrat ist ein Quadrat … und Horst Hamann – Fotografien zum Museum Ritter bis 20.9.2015 MUSEUM RITTER

Der Fotograf Eddy Novarro (ca. 1925–2003) kannte die großen Künstler seiner Zeit. Chagall, Miró, Picasso, Giacometti, Lichtenstein, Rothko oder Fontana – sie alle standen vor seiner Kamera und schenkten ihm als Zeichen der Freundschaft Kunstwerke mit persönlicher Widmung. So entstand eine einzigartige Sammlung von Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen der klassischen Moderne bis hin zur Pop-Art. Neben weiteren bekannten Künstlern wie René Magritte, Man Ray und Willem de Kooning befinden sich in der Sammlung auch viele in Vergessenheit geratene Künstler, die es neu zu entdecken gilt. Die Ausstellung verknüpft Novarros Sammlung mit seinen Künstlerporträts. Wie bei einem Blick durch ein Kaleidoskop bieten sich dem Besucher ständig wechselnde Eindrücke, Spiegelungen und Variationen künstlerischer Strömungen. „Kaleidoskop der Moderne“ ist ein Appell an das Sehen und eine Aufforderung, in einen Dialog mit den einfühlsamen Porträts sowie den sehr persönlichen Werken der Künstler zu treten. Die Ausstellung findet statt mit freundlicher Unterstützung der Privatsammlung Dr. Gerhard Cromme und deren Leiterin Margrit Bernard. ☞ Staatliches Museum Schwerin/Ludwigslust/Güstrow Galerie Alte & Neue Meister Schwerin Di–So 10–18 Uhr Alter Garten 3, 19055 Schwerin T +49 (0) 385 5958-0 www.museum-schwerin.de

Ab Samstag, dem 25. Juli 2015, präsentiert das UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Ausstellung „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ Sie umfasst rund 150 menschliche Schädel und Köpfe aus allen Kulturkreisen von der Steinzeit und der Zeit des Alten Ägypten bis zur Gegenwart. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick zur besonderen Bedeutung von Kopf und Schädel in der Kulturgeschichte des Menschen. „Schädel – Ikone. Mythos. Kult.“ im UNESCO-Welt­ kulturerbe Völklinger Hütte erzählt spektakuläre Geschichten von Kopfjägern, von Voodoo-Zauber und der Verehrung von Schädelreliquien. Ein zentraler Punkt ist der Aspekt des Memento mori, die Ausstellung ist auch eine Auseinandersetzung mit dem (eigenen) Tod. Das Spektrum reicht bis zur Verwendung des Schädelmotivs in der heutigen Graffiti- oder Gothic-Kultur. Zu den spektakulärsten Exponaten zählen der Kristallschädel, um den sich seit jeher zahlreiche Mythen ranken, und ein Miniaturschädel aus dem Saarland, der mit großer Sicherheit von Leonardo da Vinci stammt. ☞ UNESCO-Weltkulturerbe Völklinger Hütte täglich 10–19 Uhr 66302 Völklingen T +49 (0) 6898 9 100 100 www.voelklinger-huette.org

Das Museum Ritter feiert in diesem Sommer sein 10-jähriges Bestehen und lädt zu einer großen Jubiläumsausstellung mit den schönsten Werken aus der Sammlung Marli Hoppe-Ritter ein. Noch bis zum 20. September 2015 zeigt die Ausstellung „Ein Quadrat ist ein Quadrat ist ein Quadrat“ eine abwechslungsreiche Auswahl an Gemälden, Zeichnungen, Objekten und Installationen aus dem Sammlungsbestand. Mit dabei sind Werke von Kasimir Malewitsch, Josef Albers, Max Bill, Vera Molnar, François Morellet, Günther Uecker, Timm Ulrichs, Imi Knoebel und Esther Stocker. Gleichzeitig sind Fotografien des renommierten Fotografen Horst Hamann zu sehen: Eine Hommage an das Museum und seine Künstler. Das Veranstaltungsprogramm zum Jubiläum umfasst Rundgänge zu verschiedenen Themen, Konzerte, ein Sommerfest, Open-Air-Kinovorstellungen und eine Benefinzkunstauktion. Letztere findet am 20. September um 14 Uhr statt. Unter dem Motto „Künstler helfen Kindern“ werden Arbeiten von renommierten Künstlern der Sammlung Marli Hoppe-Ritter versteigert. Der Gesamterlös der Versteigerung kommt dem Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen e. V. zu Gute. Alle Kunstliebhaber und sozial Engagierte sind herzlich willkommen, bei dieser karitativen Aktion mitzumachen. Infos zum Jubiläumsprogramm und zur Benefizauktion: www.museum-ritter.de ☞ MUSEUM RITTER Sammlung Marli Hoppe-Ritter Di–So 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr Alfred-Ritter-Straße 27, 71111 Waldenbuch T +49 (0) 7157 535 11-0 www.museum-ritter.de

Kristallschädel, 21. Jahrhundert, Bergkristall, Höhe 20 cm, rem Mannheim © Weltkulturerbe Völklinger Hütte / Hans-Georg Merkel / Glas AG

Pablo Picasso, Foto: Eddy Novarro © Privatsammlung

Marcello Morandini, „56B/1969“, 1969, © Künstler


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Wien

Zw i c ka u

Rebis 25.7.2015 Kunstraum Niederoesterreich

Max Pechstein in Zwickau Max-Pechstein-Förderpreis der Stadt Zwickau 2015 29.8. – 18.10.2015 KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum

Von der Appropriation bis zum Zitat – in der Ausstellung „Re-“ ist das Moment der Wiederholung in seinen unterschiedlichen Spielarten nicht nur inhaltlicher Ausgangspunkt, sondern wird auch als künstlerisches Verfahren, als Methode und Prinzip, zur Disposition gestellt. Ausgangspunkt für das Projekt, kuratiert von Franz Thalmair, ist das Medium des KünstlerInnenbuchs, das nicht als Dokumentation einer Ausstellung fungiert, sondern selbst zum „Kunstraum“ wird. Erst auf die Veröffentlichung des KünstlerInnenbuchs „Re-“ folgt die gleichnamige Ausstellung im Kunstraum Niederoesterreich, welche die Buchbeiträge der beteiligten KünstlerInnen in räumlich-installativer Form präsentiert. Das Prinzip der Wiederholung wird vom Format des Buchs auf das der Ausstellung übertragen. Innerhalb dieses Spannungsfelds experimentieren mehr als 20 KünstlerInnen mit der Schnittstelle zwischen dem dreidimensionalen Ausstellungsraum und der Zweidimensionalität des „Kunstraums“ Buch. ☞ Kunstraum Niederoesterreich Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–15 Uhr Herrengasse 13, 1010 Wien T +43 (1) 90 42 111 199 www.kunstraum.net

Seit 2014 widmet seine Geburtsstadt Zwickau dem berühmten Expressionisten Max Pechstein (1881–1955) in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU ein eigenes Museum. In vier sanierten und neu gestalteten Räumen werden insgesamt fast 50 Werke – darunter Gemälde, Skulpturen und kunstgewerbliche Arbeiten – aus Pechsteins gesamter Schaffenszeit gezeigt. Max Pechstein ist nicht nur ein eigener Ausstellungsbereich gewidmet, sondern der nach ihm benannte Kunstpreis der Stadt Zwickau bildet zugleich eine „Brücke“ zur aktiv gelebten Tradition der Förderung und Würdigung der Gegenwartskunst. Im Sinne des in Zwickau geborenen Künstlers werden in diesem Jahr wieder ein Förderpreis und ein Stipendium an junge Künstler vergeben. Von anerkannten, mit zeitgenös­ sischer Kunst vertrauten Kuratoren wurden für den Preis fünf Künstler – Der Greif, Florian Auer, Maria Anisimowa, Jeronimo Voss und Flaka Haliti – ­n ominiert, die ihre Arbeiten in einer Ausstellung in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU ­M ax-Pechstein-Museum präsentieren. ☞ KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum Di–So 13–18 Uhr Lessingstraße 1, 08058 Zwickau T +49 (0) 375 83 45 10 www.kunstsammlungen-zwickau.de

Das Max-Pechstein-Museum in den KUNSTSAMMLUNGEN ZWICK AU, Foto: Gregor Lorenz

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Sebastian Gärtner, „arrearagerase“, 2012, Video, 43:12 Min.


Heinz Mack, Light-Relief – The Dance (Detail), 1963. Besitz des Künstlers © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Heinz Mack

16. MAI — 20. SEPTEMBER 2015 LICHT SCHATTEN

2015/2016

Vier Ausstellungen zu 25 Jahren Ursula Blickle Stiftung

TORSO 6.September – 8. November 2015

URSULA BLICKLE STIFTUNG 2015/2016 Mühlweg 18 | 76703 Kraichtal-UÖ | www.ursula-blickle-stiftung.de

inserat artmap 21.6.2015.indd 1

Heimo Zobernig, Ohne Titel, 2004, Belvedere, Wien, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Ausstellung 2

24.06.15 14:27


Ernst Ludwig Kirchner, Weiblicher Akt im Tub (Detail), 1910–1911, Öl auf Leinwand, Kunsthalle zu Kiel

Der doppelte Kirchner Der doppelte Kirchner

kirchnermuseum_artmap_181x125_druck.indd 1

21.06. – 08.11.15

Die zwei Seiten der Leinwand

Kirchner Museum Davos

Ernst Ludwig Kirchner Platz Promenade 82 CH–7270 Davos Platz www.kirchnermuseum.ch

31.03.15 19:53


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Alte Nationalgalerie Berlin

ImEx

Camille Pissarro, „Der Boulevard Montmartre an einem Wintermorgen“, 1897 Öl auf Leinwand, 64,8 x 81,3 cm © The Metropolitan Museum of Art. Image source Art Resource, NY

Der Titel der aktuellen Ausstellung der Alten Nationalgalerie in Berlin fügt ganz eng zusammen, was im Allgemeinen als gegensätzlich verstanden wird: die Leichtigkeit französischer Lichtmalerei einerseits und andererseits der Ernst der deut­ schen Ausdruckskunst. – Auch dank solch hartnäckig fortlebender Klischees garantieren die Labels „Impressionis­ mus“ und „Expressionismus“ Publikumserfolg. Die Berliner Ausstellung setzt nun ganz offensiv auf diese Karte und stellt gleichzeitig die tradierten stereotypen Vorstellungen zur De­ batte. Indem sie Gemeinsamkeiten von impressionistischer und expressionistischer Malerei aufzeigt, lädt sie zum genau­ eren Hinsehen ein. Die umfassende Ausstellung versammelt über 160 Ob­ jekte, vornehmlich Malerei, aber auch Grafik, Skulpturen und Originalausgaben zeitgenössischer Publikationen. Werke französischer und deutscher Impressionisten, darunter ­C laude Monet, Camille Pissarro, Auguste Renoir, Max ­L iebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt, treffen auf ­A rbeiten von E ­ xpressionisten wie Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff und August Macke. Die Werke sind hier einmal nicht nach Stilrichtungen getrennt, sondern in Themenräumen arrangiert. Denn auf der motivischen Ebene zeigt sich deutlich, was Impressionisten und Expressionisten miteinander verband: die Abkehr vom Akademischen, die Freilichtmalerei und die Hinwendung zum Alltag. Dazu kamen die Faszination für das sich rasant

verändernde städtische Leben sowie die moderne Natursehn­ sucht und die Auseinandersetzung mit dem zunehmend wichtigen Bereich der Freizeit. E röf f net w i rd m it ei nem H aupt t hema beider Kunstrichtungen, den Badenden. Am Umgang mit diesem klassischen Motiv wird die geteilte Emanzipation von der kunsthistorischen Tradition deutlich. Ein moderner, sub­ jektiver Blick schafft intime Momentaufnahmen, auf mythologische Einbettung und idealisierende Überhö­ hung der Körper wird verzichtet. Die Gegenüberstellung kompositorisch ähnlicher Gemälde – Renoir versus Pech­ stein, Liebermann versus Kirchner – demonstriert die stilistischen Unterschiede. Im Verlauf der Ausstellung weicht diese didaktische Hängung jedoch einem lockeren Miteinander, in dem nur ab und an kontrastierende Bild­ paare zum direkten V ­ ergleich auffordern. Zw ischen bekannten Meisterwerken ist dabei immer wieder auch Überraschendes zu entdecken, wie beispielsweise zwei sel­ ten gezeigte frühe Gemälde von Otto Dix. Einen Schlüssel für das Verständnis der heutigen Po­ pularität von Impressionismus und Expressionismus bietet die Ausstellung mit den versammelten Porträts derjenigen Zeitgenossen, die sich für diese neue Kunst engagierten. Ver­ mittler wie Bruno und Paul Cassirer, die französische und deutsche Impressionisten in ihrem Berliner Kunstsalon aus­ stellten, oder die Kunsthistorikerin und Sammlerin Rosa


Schapire, die die Expressionisten förderte, legten den Grund­ stein für die Karrieren der beiden Kunstrichtungen. Dass ein Großteil der nun in Berlin präsentierten Werke aus eigenem Bestand kommt, ist Hugo von Tschudi zu verdanken. Unter seiner Direktion erwarb die Nationalgalerie ab 1896 als erstes Museum impressionistische Gemälde. Sein Nachfolger, Lud­ wig Justi, trug einen hochkarätigen Expressionismus-Bestand zusammen. Einstmals auf zwei Etagen des Kronprinzenpalais im selben Haus präsentiert, sind die beiden Sammlungen heute für gewöhnlich getrennt – Impressionisten in der Alten und Expressionisten in der Neuen Nationalgalerie. Letztere ist

allerdings momentan wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. So können Impressionismus und Expressionismus in Berlin nun ganz nah zusammenrücken.

175

S T E FA N I E B R I N G E Z U

bis 20. September 2015 „ I m E x – I m p r e s s i o n i s m u s x E x p r e s s i o n i s m u s . K u n s t w e n d e“ www. imex inberlin. de Alte Nat ionalgaler ie, Staatliche Museen zu B erlin

Ernst Ludwig Kirchner, „Potsdamer Platz“, 1914 Öl auf Leinwand, 200 x 150 cm © bpk / Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

www. smb. museum/ home


05.07. - 27.09.2015

FRAUEN – LANDSCHAFTEN

=X VHKHQ VLQG *HPÂŚOGH )RWRJUDĆ‘HQ XQG 6NXOSWXUHQ YRQ .žQVWOHUQ ZLH XQWHU DQGHUHP Franz Gertsch, Barbara Klemm, Robert Longo, Walter Moroder, Sigmar Polke oder Gerhard 5LFKWHU 'XUFK GLH VSLHOHULVFKH ,QV]HQLHUXQJ GHU :HUNH DXV GHU 6DPPOXQJ YRQ 0DULD /XFLD XQG ,QJR .O¸FNHU XQG GHU $/7$1$ .XQVWVDPPOXQJ ZHUGHQ )UDXHQELOGHU ]X /DQGVFKDIWHQ XQG 1DWXUPRWLYHQ LQ %H]LHKXQJ JHVHW]W XQG YHUHLQHQ VLFK IUHL QDFK :LOOLDP 6KDNHVSHDUH ]X HLQHP YLHOVWLPPLJHQ Ć6RPPHUQDFKWVWUDXPÄ„

MUSEUM SINCLAIR-HAUS /¸ZHQJDVVH _ %DG +RPEXUJ ZZZ DOWDQD NXOWXUVWLIWXQJ GH

ŠErich Kissing, Sommertag, 2007-2009, Sammlung KlÜcker

SOMMER NACHT TRAUM


Sören Sieg

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Mein magischer Hamburg-Moment

Wachsendes begleiten, Unvollständiges spiegeln, intervenie­ ren statt dekorieren – das kann Kultur leisten. Aber eine der bedeutendsten Innenstadterweiterungen in Europa, die Hamburger HafenCity, bietet auch den Raum dafür. Neben Kunst und Literatur hat sich in dem neuen Quartier eine aufregende Musikszene etabliert: von Klassik und Jazz im Oberhafen über das ELBJAZZ FESTIVAL im Mai zwischen den Kränen von Blohm+Voss und das Duck­ stein-Festival im August rund um den Magdeburger Hafen bis zur zeitgenössischen Musik im KörberForum, wo man in ­einer wegweisenden Reihe Werke von Luigi Nono, Helmut Lachenmann oder Karol Szymanowski „2 x hören“ kann – vor und nach einem Gespräch mit den Musikern. Ein ideales For­ mat, um sich dem Wagnis Neuer Musik zu nähern. Und doch, wenn Freunde mich in Hamburg besuchen, führt mein Weg als erstes zu meinem ganz persönlichen „magischen“ Ort. Ich spaziere mit ihnen durch die postkartenschöne Speicherstadt, am fünfstöckigen Internationalen Maritimen Museum vorbei zum 25hours Hotel Hafencity an der Über­ seeallee, durch das schiffsartige Foyer, in den ersten Stock. Denn dort liegt er, mein magischer Hamburg-Moment, der „Vinyl Room“: eine großzügige, verglaste, schalldichte ­L ounge, ein Time-Tunnel in meine Jugend. Hunderte von Schallplatten aus den 1960ern und 1970ern wollen auf einem der beiden Plattenspieler aufgelegt werden. Eine wunderbare Pointe, dass dieser hoffnungslos altmodische Raum sich mit­ ten im modernsten Stadtteil Europas befindet, in der HafenCity, wo kein Gebäude älter ist als 14 Jahre. Selbst wenn

die Elbphilharmonie erst zehn Jahre später fertig würde, wo sonst in Deutschland findet sich so ein kühnes Bauwerk? Wo gibt es das sonst, eine Grundschule mit Dachterrassenschul­ hof samt Blick auf die „Queen Mary II“? Wo sonst kann man mitverfolgen, wie aus der ehemals größten Baustelle des Kon­ tinents nach und nach, aber unübersehbar ein lebendiger Stadtteil wird? Unerwartete und klangvolle Geheimtipps wie den „Vinyl Room“ gibt es hier viele: Das Musikschiff „Stub­ nitz“ im Baakenhafen, ein ehemaliges DDR-Kühlschiff, wo pakistanischer Jazz ebenso zu hören ist wie Hardcore-Elek­ tronik oder tuwinischer Obertongesang. Der „Club 20457“ an der Osakaallee. Afterwork mit DJs in der „Sunset Lounge“ vor Unilever oder im AMERON Hotel. Das Musikerhaus an der Shanghaiallee mit Tonstudio und zwölf schallentkoppelten Übungsräumen. Oder – das sollten Sie sich jetzt aufschreiben – die „Halle 424“ am Ende der Stockmeyerstraße, alter Lager­ schuppen und moderne Galerie in einem. Eine coolere und urbanere Location, um Bach, Prokofjew, a cappella oder ­modernen Jazz zu hören, werden Sie kaum finden. Und mit etwas Glück können Sie beim „Sommer in der HafenCity“ abends am Strandkai Tango oder Swing tanzen, natürlich zu Livemusik und mit Blick auf Elbe, Elbphilharmonie und die „Oasis of the Seas“. Sören Sieg (* 1966) sang 18 Jahre beim A-cappella-Quartett „LaLeLu“ und war fünf Jahre Kolumnist beim „Weser-Kurier“. Er lebt heute als Autor und Komponist in Hamburg. Im Herbst erscheint sein elftes Buch.

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — H A M B U R G

links: Elbjazz, rechts: Club ZwanzigVierFünfSieben, © Hafencit y


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Eine Ehrung der Künstlerin zu ihrem 80. Gebur tstag

Rune Mields

Porträt Rune Mields in ihrem Atelier, 2015, Foto: Michael Böttcher

So wie jedes System bestrebt ist, Chaos in Ordnung zu über­ führen, so war und ist die Künstlerin Rune Mields in ihrem Werk darum bemüht, ebenjene Strukturen und Schemata, die unser Leben ordnen und regulieren, in Kunst zu übersetzen. Anlässlich ihres 80. Geburtstags gibt es das ganze Jahr über mehrere Ausstellungen, die das Gesamtwerk der Künstlerin würdigen – und mit ihr in die Tiefen mathematischer Konzep­ te herabsteigen, die schon seit Hunderten von Jahren versuchen, die Welt und ihre Phänomene in schönen Geset­ zen festzuschreiben. Die Schlagworte und Protagonisten sind zahlreich: Fibonacci-Reihe, Pascal’sches Dreieck, Tommaso Caccini, Galileo Galilei, Al-Samaw’al ibn Jahja al-Maghribi … Nachdem Rune Mields zunächst Buchhändlerin geworden war und einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet hatte, ent­ schloss sie sich, ihre Geburtsstadt Münster zu verlassen. Seit 1972 lebt sie in Köln, doch schon Ende der 1960er-Jahre hatte sie begonnen, Kunst zu machen. Seither untersucht sie „die Welt auf ihre Schöpfungsmythen, auf Ordnungssysteme der Kulturen, auf Strukturen, auf Schönheit“. Sie sucht das Wesen der Dinge in Mathematik, Physik, Musik und Philosophie, fragt nach Raum und Zeit, nach der Unendlichkeit und dem menschlichen Streben. Abstrakt, schematisch, gerade, schwarz, weiß, grau. Die Beziehungsgeflechte von Zahlen und Zeichen sind bald schon zentrales Thema ihres künstlerischen Arbeitens.

Z A H L E N U N D Z E ICH E N – E I N E A RC H ÄO L O G I E D E R S Y S T E M E

Gemeinsam mit dem Journalisten Klaus Honnef, dem Gale­ risten Will Kranenpohl, dem Künstler Benno Werth und anderen gründet die Autodidaktin 1968 in Aachen einen

avantgardistischen Kunstverein mit neuem, unkommerziel­ lem Ausstellungsprogramm: das „Zentrum für aktuelle Kunst – Gegenverkehr e. V.“ Seither ist Rune Mields aus dem rheinländischen Kunstgeschehen nicht mehr wegzudenken. 1977 wurde sie zur Teilnahme an der „documenta 6“ eingeladen, wo sie ihre bis heute legendären Sanju-Primzah­ len zeigte, jenes mathematische System, „das der in sich selbst verliebten rationalen Moderne an Klarheit und Reduktion um Jahrhunderte vorausgeht“, wie es in einer Laudatio heißt. Sie schuf einen Beitrag zur Künstler-Nekropole in Kassel, 1984 war sie Ehrengast der Villa Massimo in Rom und erhielt im selben Jahr eine Gastprofessur an der Staatlichen Hochschule der Künste in Berlin, es folgten mehrere Auszeichnungen. Spurensicherung in Verknüpfung mit Mathematik, das bleiben ihre Themen, bis heute. Beispielsweise hat sie von 1993 bis 2000 weltweit Darstellungen weiblicher Todesgott­ heiten gesucht, ihre Funde in einem Buch dokumentiert und auch hier die Beziehungsgeflechte der Objekte in Zahlen und Zeichen ausformuliert. Die alten Mythen und Legenden ­werden in neue Bilder übersetzt und mit wissenschaftlichen Systemen und Methoden erfasst und dargestellt. In den ­A rbeiten von Rune Mields treffen sich die Leistungen der ­R atio und die Faszination des Poetischen, um zu etwas gänz­ lich Neuem zu werden. K ATJA BEH REN S

Rune Mields, „666 - Die Tiere des Teufel – Teufel“, 2014, 140 x 100 cm Acr yl/Leinen, Foto: F. Rosenstiel © VG Bild- Kunst, Bonn 2015


04. Juli bis 18. Oktober 2015

Panorama Museum Am Schlachtberg 9 06567 Bad Frankenhausen Tel.: +49 34671 / 6190 www.panorama-museum.de Di bis So 10 - 18 Uhr Gefangenes Wasser, 1984, Acryl auf Sperrholz, 81 x 100 cm Sammlung Alain & Michèle Blondel © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

POUMEYROL – LA RÉALITÉ TRANSFIGURÉE

bis 31. Juli 2015 „ R u n e M i e l d s . 6 6 6 – D i e T i e r e d e s Te u f e l s“ G a l e r i e C a ro l J o h n s s e n , M ü n c h e n w w w . a r t c a ro l . d e 2 2 . August bis 26. September 2015 „ Rune Mields. Gemälde und Zeichnungen aus vier

Rune Mields, „Über die Schönheit der Männer. Der Liegende“, 1984,

J a h r z e h n t e n“

Acr yl auf Leinwand, 200x200cm,

Gale r ie Judith Andreae, B onn

Foto: Ben Hermanni, Courtesy Galerie Judith Andreae

www. gale r ie - andreae. de

© VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Galer ie Angelika Har than, St ut tgar t www. galer iehar than. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

Bis 31. Juli 2015 wird die Künstlerin in der Galerie Carol ­Johnssen in München neue Arbeiten zeigen: „Rune Mields. 666 – Die Tiere des Teufels“. In Bonn präsentiert die Galerie Judith Andreae vom 22. August bis 26. September 2015 „Rune Mields. Gemälde und Zeichnungen aus vier Jahrzehnten“. Die „Hommage an Rune Mields zum 80. Geburtstag“ in der Stuttgarter Galerie Angelika Harthan, in der eine Auswahl aus Werkgruppen der letzten 30 Jahre zu sehen war, ist ­bereits Ende Juni 2015 zu Ende gegangen.


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M ax Ernst Museum

Tim Burton in Brühl

„Beetlejuice“, „Alice im Wunderland“, „Batman“, „Charlie und die Schokoladenfabrik “, „Edward mit den Scheren­ händen“, „Sweeney Todd“ oder „Big Eyes“ (der gerade in diesem April in den Kinos angelaufen ist) … Die Filme des US-ameri­k anischen Regisseurs und Grafikers Tim Burton (* 1958 in Burbank, Kalifornien) kennt man, seine Zeichnun­ gen, ­Skizzen, Gemälde, Fotografien und Drehbuchentwürfe ­hingegen sind sehr viel weniger geläufig. Sie sind meist auch gar nicht zur öffentlichen Präsentation gedacht gewesen, ­s ondern vielmehr Teil des kreativen Arbeitsprozesses. ­Be­gonnen hatte das Naturtalent Tim Burton als Trickfilm­ zeichner in den „Walt Disney Studios“, wo er bereits erste eigene Filme rea­lisieren konnte. Von Beginn an ist sein Werk von einer überbordenden Fantasie gekennzeichnet und einem oft ins Surreale ausschlagenden schwarzen Humor. Albern darf es sein, trashig, comichaft überzeichnet – Vorbilder sind ihm oft Motive aus Popkultur, Cartoons, B-Movies und der Gothic-Kultur.

Das Max Ernst Museum Brühl des LVR ist in diesem Sommer die einzige Station der großen Ausstellung zu Werk und ­W irken des international erfolgreichen Filmregisseurs, Künstlers, Fotografen und Autors Tim Burton im deutsch­ sprachigen Raum. Die Schau präsentiert nicht nur zahllose Skizzen zu und Requisiten aus seinen berühmten Filmen, sondern auch Zeichnungen zu nicht realisierten Projekten, Comics des jungen, noch unbekannten Tim, Reisenotizen, großformatige Polaroids, Puppen, Kostüm­entwürfe, Illustra­ tionen, Storyboards und vieles mehr. Für Burton selbst sei es etwas eigenartig gewesen, be­ richtet er, seine privaten und persönlichen, einst eben nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Arbeitsmaterialien im ­Museum zu zeigen. „Für mich waren Zeichnungen immer schon eine Art zu denken, eine Form der Kommunikation. [...] Ich war nie ein guter Redner, Erzähler, so fand ich es stets ein­ facher, durch Zeichnungen zu kommunizieren.“


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links: Tim Burton, „Untitled (Sally parts)“, 1993, Polaroid, Privatsammlung © 2015 Tim Burton

Die Ausstellung bietet mit über 500 Objekten einen umfas­ senden Einblick in Burtons Prozesse der künstlerischen Ideenfindung und bisweilen bizarre Vorstellungswelten. Häufig sind seine Hauptcharaktere charmante, wohlmeinen­ de Außenseiter und Ausgestoßene der Gesellschaft, die sich mit Einfallsreichtum und Kreativität gegen jegliche Konfor­ mität auflehnen; in seinen Filmen und Geschichten fließen karnevaleske Komödie und Groteske nicht selten in eins. Für diese Retrospektive hat der Künstler nun erst­ mals auch seine privaten Archive geöffnet, hat erlaubt, dass die ­K uratorin Jenny He mit ihrem Team und Tim Burton Productions alles durchsehen konnte und Zugang erhielt, wo immer sie weiterforschen wollte. ­Außerdem half der Künstler höchstpersönlich bei der Zuordnung einzelner Teile und Exponate zu Filmen oder nicht realisierten Projekten.

Er selbst sei früher nicht oft ins Museum gegangen, Kunst­ museen seien damals, als er jung war, wenig einladend gewesen. Umso mehr freue es ihn jetzt, dass die Schau seiner Werke an ihren vorangegangenen Stationen in New York, Prag, Tokio und Osaka bereits so viele Besucher anlocken konnte. „Leute“, sagt er, „die sonst nicht ins Museum gehen, sehen da dann Dinge, die sie normalerweise im Museum nicht sehen würden.“ K ATJA BEH REN S

16. August 2015 bis 3. Januar 2016 „ T h e Wo r l d o f T i m B u r t o n“ M a x E r n s t M u s e u m B r ü h l d e s LV R www. ma xer nst museum. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

Tim Burton, „The Last of Its Kind“, 1994, 50,8 x 40,6 cm, Acr yl auf Leinwand, Privatsammlung © 2015 Tim Burton


Zeitgenössische Kunst aus China an Rhein und Ruhr

CHINA 8 B i s z u m 1 3 . S e p t e m b e r 2 0 1 5 z e i g e n i n a c h t S t ä d t e n u n d n e u n M u s e e n N o rd r h e i n - We s t f a l e n s r und 1 20 Kün stle r inne n und Kün stle r au s China, wa s sie im Hie r und He ute umt re ibt, w a s s i e m o t i v i e r t u n d w a s s i e k ü n s t l e r i s c h h e ra u s f o rd e r t .

Museum Folkwang, Essen: Eason Tsang Ka Wai, „New Landmark No. 1“, 2014, Digital Inkjet Print, 73,5 x 81,3 cm Courtesy of the artist and Blindspot Galler y © Eason Tsang Ka Wai

Bei der großen Schau „CHINA 8“ machen in diesem Sommer zahlreiche jüngere und ganz neue Positionen auf sich und die fernöstliche Kultur im 21. Jahrhundert aufmerksam. Wie es heißt, wird eine unzensierte Auswahl präsentiert, die einen Blick darauf wirft, wie chinesische Kunst sich heute mit ge­ sellschaftlichen Phänomenen beschäftigt, mit den sich rasant ändernden Lebensbedingungen des zeitgenössischen Alltags, aber auch mit Traditionen. Dabei sind die verschiedensten Medien, Gattungen und Stile vertreten: Skulptur, Malerei, Tuschmalerei, ­K alligrafie, chinesischer Surrealismus, Expressionismus, ­a bstrakte Kunst, Installationen, Fotograf ie, Film und ­V ideo plus Sound. Begleitet wird die umfangreiche Bestandsaufnahme von allerlei Veranstaltungen, Lesungen und Vorträgen, die Zusammenhänge stiften und dabei auch die politische ­D imension von Kunstausübung in und Kulturtransfer ­zwischen China und Europa reflektieren sollen.

ARTMAPP hat sich umgeschaut, wie die einzelnen Museen jeweils verfahren und was denn überhaupt so los ist in der Kunstgeschichte und der aktuellen Kunstszene Chinas. ­E ntsprechend ihres jeweiligen Profils haben alle neun ­be­t eiligten Museen einen eigenen Schwerpunkt für ihren Blick auf China gesetzt. Den Auftakt des gesamten „CHINA 8“-Ausstellungs­ reigens bildet das NRW-FORUM Düsseldorf: Jeder der 35 hier beteiligten Künstler ist mit je einer Arbeit aus unterschied­ lichen Sparten, Medien und Genres vertreten. Zusammen stellen sie das Projekt in seiner ganzen Vielfalt vor. Der ­programmatische Verzicht des Ausstellungshauses, z­ wischen „hoher“ und „populärer“ Kunst zu trennen, er­möglichte ­bereits in früheren Ausstellungen immer wieder eine frucht­ bare Durchdringung verschiedener (pop)kultureller Bereiche, von angewandter Kunst, Design, Werbung, Ar­c hitektur, ­Fotografie, Video bis hin zu Mode. Die Ausstellungen waren so immer auch anschauliche Ref lexionen ästhetischer,


gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Phänomene in ihrer gegenseitigen Bezüglichkeit. Ein schönes Beispiel in der ­a k­t uellen China-Schau ist sicher – ganz in diesem pro­ grammatischen Sinne – die Arbeit des Enfant terrible der chinesischen Gegenwartskunst, Wang Qingsong (* 1966), der in seinen inszenierten Großformaten Fotografie und Malerei mit Protest verbindet. Das Essener MUSEUM FOLKWANG trumpft einmal mehr im Bereich Fotografie auf, ist doch der Leiter der Foto­ grafischen Sammlung des Hauses, Florian Ebner, in diesem Jahr verantwortlicher Kurator des Deutschen Pavillons auf der Biennale in Venedig. Vor Ort wird nun die Arbeit zeitgenössi­ scher chinesischer Fotografen mit einer Ausstellung untersucht. Diese „CHINA 8“-Ausstellung in Essen, „Works in Progress. Fotografie aus China 2015“, wurde von William A. Ewing kuratiert, einem ausgewiesenen Kenner der fernöst­ lichen Fotoszene und profilierten Fototheoretiker, der die digitale Revolution als implizit demokratisch identifizierte, da sie der strikten Trennung zwischen Arbeiten von Amateu­ ren und professionellen Akteuren den Boden entzieht. So werden nun in Essen denn auch 24 chinesische Fotografinnen und Fotografen präsentiert, deren Werke gerade erst im Früh­ jahr oder gar Sommer 2015 fertiggestellt oder momentan noch in China ausgestellt werden: etwa Liang Weizhous gespensti­ sche Industriepanoramen der Serie „Post Jingnan“ oder Cai Dongdongs Selbstbildnis „Photographer“, das die Hauptper­ son hinter Kamera und Blitz versteckt. Ein Einblick in die unmittelbare Gegenwart chinesischer Kunstpraxis.

Das Skulpturenmuseum GLASKASTEN MARL wartet mit Film und Video der jungen chinesischen Szene auf, eine der besonders aufregenden Stationen von „CHINA 8“ (wenn man es dort denn geschafft hat, die vom chinesischen Zoll bis aufs letzte Schräubchen auseinander-, aber nicht wieder zusam­ mengebauten 40 Monitore erneut zusammenzusetzen). Das Museum in Marl, sonst vor allem konzentriert auf die Skulp­ tur der klassischen Moderne, befasst sich für seinen Beitrag zur „CHINA 8“-Schau nun mit der „erweiterten Skulptur“ (also den bewegten Bildern) in der aktuellen Kunst Chinas: Video- und Klangkunst stehen im Fokus. Museumsdirektor Georg Elben ist dabei vielleicht wie kaum ein anderer dazu be­ rufen, ebenjene Kunst auszuwählen und auszustellen, ist er doch vordem mehrfach künstlerischer Leiter der Bonner „Vi­ deonale“ gewesen, Deutschlands erstem und ältestem Videofestival überhaupt. Dem Genre Video und Sound wid­ met sich das Museum nun schon seit einigen Jahren Und die Schau zu „CHINA8“ gewährt jetzt einen tieferen Einblick in die chinesische Film- und Videoproduktion. Sie fragt unter anderem danach, wie fernöstliche Erzählmuster inszenato­ risch und technisch in Bewegtbilder umgesetzt werden oder welche Bilder es für einen neuen, zeitgenössischen Alltag überhaupt gibt. Antworten findet man vielleicht in Song Dongs Film „Broken Mirror“ (1999), der als erste Videoarbeit in China überhaupt gilt.

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K ATJA BEH REN S

www. china8 . de

Museum Folkwang, Essen: Du Yanfang, „Pavilion“, 2013, Aus der Serie Dreaming back Homeland, Inkjet Print

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

Courtesy of the artist, © Du Yanfang


© VG Bild-Kunst, Bonn, 2015

Ausstellungen im Schloss

Alfonso Hüppi Museum Goch

14.06.–23.08.2015

19 | 09 bis 06 | 12 | 2015 Kastellstraße 9

47574 Goch

www.museum-goch.de

Alfonso Hüppi, Staccati, 2015, Holz, Kaseinfarbe, 83 × 94 × 3,5 cm

Info (0 56 91) 62 57 34 www.museum-bad-arolsen.de

IGOR OLEINIKOV Farbe beißt Graphit

Holzwerke 2010–2015



EUROPAALLEE 27D 66113 SAARBRÜCKEN GERMANY Tel: +49 681 38 37 89 88 info@zimmerling-jungfleisch.com www.zimmerling-jungfleisch.com Nous parlons français. Dienstag - Freitag 10:00 - 12:00 / 17:00 - 19:00 Samstag 11:00 - 15:00 und Termine nach Vereinbarung

[7.1] – W I L H E L M - H A C K MUSEUM [7.2] – K U N S T V E R E I N LUDWIGSHAFEN [7.3] – Z E P H Y R – R A U M FÜR FOTOGRAFIE [7.4] – K U N S T H A L L E MANNHEIM [7.5] – P O R T 2 5 – R A U M F Ü R

6 . FOTO – FESTIVAL

GEGENWARTSKUNST [7.6] – S A M M L U N G PRINZHORN [7.7] – H E I D E L B E R G E R

M A NNHEI M LUDWIGSHAFEN H EI DEL BER G

© Polly Braden, London Metal Exchange, 2012, aus der Serie London´s Square Mile, 2006-2015

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FOTO F E S T I VA L . I N FO


M .S. Bastian & Isabelle L. im Museum Goch

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Paradis mystérieux

M.S. Bastian & Isabelle L., © Die Künstler

erhielt, denn die Vision bleibt rätselhaft und geheimnisvoll. Die Geschichten bleiben unerklärt, wandern vor unseren ­Augen wie Träume auf und ab. Real ist hier nichts, genauso wenig wie im Comic, einer kunstvollen Erzählsprache, in der sich die beiden Künstler ebenso bewegen wie in der klassi­ schen Malerei. So wird das irdische Paradies hier zu einer Bildfolge, einer Erzählung aus unendlich vielen kleinen Epi­ soden, die sich aneinanderfügen, ohne jedoch dadurch erklärt zu werden. Man fragt sich, wie es in all dem Getümmel und den Undurchdringlichkeiten der Pflanzen dem kleinen Pulp ­ergeht. Dieser Kunstfigur, die seit jeher die Welt von M.S. ­B astian & Isabelle L. bevölkert. Sie vertritt gleichsam uns Menschen, durchwandert und durchlebt nicht nur die „Basto­ kalypse“. Jetzt ist Pulp im Paradies angekommen und erkennt nicht selten in den Geschöpfen sich selbst, zumindest seine großen schwarzen Augen. M.S. Bastian & Isabelle L. verlegen das Paradies in die irdische Welt, als wollten sie damit sagen: Es ist noch nicht alles verloren. Es ist eine Vision, die zum Träumen einlädt, wäre da nicht eine Eigenart, die uns doch aufschrecken lässt: Anders als das himmlische Paradies fin­ den wir im „Paradis mystérieux“ keine Menschen. Vor welcher Vision also stehen wir? Zeitgleich zur Ausstellung werden die Künstler im Museum Goch einen Raum gestalten, in den sie Kinder und Jugendliche einladen, ihr jeweiliges eigenes Paradies zu ge­ stalten. Die Kinder können ihre eigene Welt und ihre Vorstellungen vom Paradies kreativ darstellen und die Wand­ zeichnungen der Künstler fortsetzen und ergänzen. STEPHAN MANN

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

In vier großformatigen Gemälden schildert das Schweizer Künstlerpaar M.S. Bastian & Isabelle L. die vier Jahreszeiten. Die Gemälde entstanden in den vergangenen fünf Jahren und sind gewissermaßen eine Reaktion auf ihr Werk „Bastokalyp­ se“ aus den Jahren 2008/09. Dieser 52 Meter lange Bilderfries, der seinerzeit erstmals in Goch komplett vorgestellt wurde, erzählt in vielen einzelnen Bildsequenzen die Schrecken der Menschheitsgeschichte. Geschichten von Mord und Terror, von Diktatoren und Hinrichtungen. Ganz in Schwarz-Weiß gehalten läuft der Betrachter hierbei an den Schreckensbil­ dern der Geschichte entlang, gewissermaßen am kollektiven Gedächtnis all dessen, zu dem Menschen in der Lage sind. Die neuen Bilder mit den vier Jahreszeiten sind mehr als eine Reaktion, sie sind eine Antwort auf dieses Szenario. Die monumentalen Gemälde, jedes misst 1,90 x 4,40 Meter, spiegeln die Idee einer himmlischen Zeit, eines Paradieses vor oder nach der Zeit und lassen die „Bastokalypse“ gleichsam als Episode erscheinen. In der gleichen Weise, wie die Künst­ ler die „Bastokalypse“ als Teil der biblischen Apokalypse bezeichnen, verwandeln sie das Bild der vier Jahreszeiten in eines des himmlischen Paradieses.In beiden Werken spielen sie auf uralte biblische Motive an. Zunächst auf die Schre­ ckensbilder der letzten Tage im Johannesevangelium. Nun, in den neuen Gemälden, auf das Bild des Gartens, des Paradieses, aus dem alles seinen Ursprung hat und in dem alles einmal en­ den wird. Seit Jahrhunderten ist das Bild des Gartens ein Symbol für die Vollkommenheit der Schöpfung. In ihm sind alle irdi­ schen Gesetze aufgehoben, alles ist möglich und zur gleichen Zeit gegenwärtig. Der Dualismus, der uns auf Erden zwingt, ist aufgehoben. In den Bildern selbst verliert sich der Blick in den unzähligen Geschichten, im Gewirr der Tiere, üppigen dschungelhaften Pflanzen oder herumfliegenden Vögel. Fi­ sche finden sich schon einmal an Land und jegliche Angst zwischen den Geschöpfen scheint aufgehoben. Überall ist Fülle und Vollkommenheit und doch unterliegt auch dieses Paradies den irdischen Jahreszeiten, es entzieht sich damit den paradiesischen Gesetzmäßigkeiten, um sich als etwas Irdi­ sches den Naturgesetzen zu unterwerfen. Die Künstler verstehen dieses Paradies also keineswegs als eine entrückte Welt, jenseits des Hier und Jetzt. Das Para­ dies wird vielmehr zu einer sehr realen Vision, die mit gutem Grund auf die „Bastokalypse“ antwortet. So passt es denn auch, dass der Bildzyklus den Titel „Paradis mystérieux“


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M.S. Bastian / Isabelle L., „Paradis mystérieux, Sommer“, 2013/2014, 190 x 440 cm, 3-teilig, Acr yl auf Leinwand


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M.S. Bastian / Isabelle L., „Paradis mystérieux, Winter“, 2013/2014, 190 x 440 cm, 3-teilig, Acr yl auf Leinwand


bis 23. August 2015 Alfonso Hüppi Hol z sk ulpt ure n de r le t z te n Jahre Ausstellung zum 80. Gebur tstag des Künstlers 13. September bis 15 . November 2015 „ M. S. Bast ian & Isabelle L . P a ra d i s m y s t é r i e u x – D a s g e h e i m n i s v o l l e P a ra d i e s“ Museum Goch www. museum-goch. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

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25 Jahre M ecklenburgisches Künstlerhaus

Schloss Plüschow

„Plüschow“ von Inga Kerber, Stipendiatin auf Schloss Plüschow 2014. Geboren 1982 in Berlin, Studium an der HGB Leipzig und der École Nationale ­S upérieur des Beaux-Arts de Lyon, Marion- Ermer- Preisträgerin 2013. Ausstellungen u. a. in Houston, Paris, Hamburg, Leipzig, Leverkusen, Weimar; zuletzt erschienen u. a. „Catalogue raisonné ( Clichés)“, Spector Books Leipzig, 2014. w w w.ingakerber.de w w w.momenteel.de/inga-kerber-fotografien


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Udo Rathke und Miro Zahra, Foto: Annett Meinke

Von Beginn an gehörte Schloss Plüschow zu „Res Artis“, der internationalen Vereinigung der Künstlerhäuser, und knüpfte vielfältige internationale Kontakte. So kommen schon immer Künstlerinnen und Künstler aus dem Ausland zu Arbeits­ aufenthalten ins Künstlerhaus und Kunstschaffende aus Mecklenburg-Vorpommern haben im Gegenzug Aufent­ haltsmöglichkeiten in Künstlerhäusern in anderen Ländern. Jährlich werden mehrere Stipendien ausgeschrieben, um die sich deutsche und internationale Künstler bewerben können. Zurzeit gibt es partnerschaftliche Austauschprogramme mit den Künstlerhäusern VCCA in Virginia (USA), dem Atelier­ haus Salzamt in Linz und dem L’Espace Cacmac bei Paris. Finanziert wird das alles über Projektfördermittel des Landes Mecklenburg-Vorpommern, des Landkreises Nord­ westmecklenburg und der Gemeinde Plüschow. Die Gelder müssen jährlich neu beantragt werden, dazu kommen das ­O rganisieren der Austausche, von Ausstellungen, Work­ shops, Performances und Diskussionsabenden. Viel Arbeit, die ­nebenbei nicht zu leisten wäre, und deshalb wechseln sich Miro Zahra und Udo Rathke seit Jahren in der Leitung des Künstlerhauses ab – damit der jeweils andere auch noch zu ­seiner eigenen Kunst kommt. Und auch wenn es ursprünglich nicht ihre Absicht war, nach 25 Jahren Auf bauarbeit und ­L eben für den künstlerischen Austausch räumt Miro Zahra ein: „Das Haus selbst ist ein Gesamtkunstwerk – und mit ­unseren ­Namen verbunden.“ JAN-PETER SCHRÖDER

bis 23. August 2015 „ 3 D – P o s i t i o n e n z u r S k u l p t u r“ R e i n h a rd B u c h , S a b i n e u n d C h r i s t i a n E g e l h a a f, R u z i c a Z a j e c , R e g i n e M ü l l e r- Wa l d e c k , H e r b e r t W. H u n d r i c h , N e i l Ta y l o r (G B ), I v a n K a f k a (C Z ) 13 . September bis 11. Ok tober 2015 „ B i l d u n d Wo r t “ Edit ion B alance, Helge L e ibe rg, V i suelle Poesie, Wa l t e r S t ö h r e r, H a n n a R a t h u . a . Schloss Plü schow Mecklenburg isches Künstlerhau s www. plueschow. de

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

Schloss Plüschow – der Name mag beim ersten Hören ja ein bisschen trutschig anmuten, aber das täuscht enorm. Der ba­ rocke Backsteinbau von 1763, recht einsam gelegen inmitten weiter Felder im tiefsten Westen Mecklenburgs, wirkt in sei­ ner klaren, ausgewogenen Architektur schon von außen alles andere als plüschig. Und hinter der ziegelroten Fassade ver­ bergen sich großzügige Ausstellungsräume sowie fünf hohe, helle Wohnateliers, die seit 25 Jahren Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt offenstehen. Tatsächlich hat der Name des Mecklenburgischen Künstlerhauses Schloss Plüschow, dessen 25. Gründungsjubi­ läum gerade gefeiert wurde, weit über die Landesgrenzen hinweg einen guten Klang. „Abseits von urbanen Kunstzen­ tren fördert der Verein als eine der ersten Gründungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands das Verständnis zeitge­ nössischer Kunst aus der eigenen Region heraus und wirkt mit der konsequenten Arbeit, zum Beispiel durch ein eigenes Sti­ pendienprogramm, weit über diesen lokalen Rahmen hinaus“, befand in diesem Jahr die Jury des Preises für Kunstvereine der ART COLOGNE und sprach damit dem Förderkreis Schloss Plüschow ihre besondere Wertschätzung aus. Miro Zahra, derzeitige Leiterin des Künstlerhauses, ist stolz auf diese Anerkennung. „Internationaler Austausch – das war unser Anliegen von Anfang an“, erklärt die Malerin, die schon in den 1980er-Jahren – übrigens der Liebe wegen – aus der Kunst- und Weltstadt Prag nach Plüschow gezogen war, lange bevor sich mit dem Ende der DDR die reale Chance auftat, in der nordostdeutschen Pampa ein freies Künstler­ haus nach westlichem Vorbild zu etablieren. Ihr Mann, der aus der nahen ehemaligen Kreisstadt Grevesmühlen stammende Maler Udo Rathke, hatte sich schon vor ihr in das seinerzeit völlig heruntergekommene Herrenhaus auf dem flachen Land verliebt. Zusammen bewohnten sie damals darin zwei Zim­ mer für 35 Ostmark im Monat. Es residierten neben ihnen noch der ABV (DDR-Deutsch: „Abschnittsbevollmächtig­ ter“, also der für das Dorf zuständige Volkspolizist) und die Dorfkneipe unter dem einsturzgefährdeten Dach. Dennoch: „Das erste Gefühl damals in diesem Haus war – unglaubliche Schönheit“, erinnert sich Zahra. „Und die Möglichkeit, etwas daraus zu machen.“ „Was wir machen wollten, war von Anfang an klar“, er­ gänzt Udo Rathke, der damals sogar selbst Bürgermeister von Plüschow wurde, weil ihm die Idee so sehr am Herzen lag. Entgegen allen Künstlerklischees ging es dann recht schnell, energisch und pragmatisch zur Sache: Kontakte nach Schles­ w ig-Holstein gek nüpft , Verein geg r ündet , Konzept geschrieben, Fördermittel bei Kommune, Land und Bund be­ antragt. Das Programm „Aufschwung Ost“ brachte dann das Geld für die längst überfällige Sanierung des Hauses, das noch bis 1945 der ehemals großherzoglichen Familie Mecklenburg gehört hatte. Die Arbeiten dauerten bis 1998, und dass das alte Gemäuer dabei nicht totrestauriert wurde, fällt noch heute sehr angenehm auf. Schon während der Bauzeit war Schloss Plüschow immer wieder Schauplatz künstlerischer Hap­ penings und Entfaltungsort internationaler Kunst. „Wir dachten, wenn es schon so abgelegen ist, muss man den Ort öffnen“, erzählt Miro Zahra. „Schon immer hat uns auch das Thema Kommunikation bewegt. Die neuen Medien haben auch neue Möglichkeiten eröffnet. Wenn man an Kommuni­ kation interessiert ist, sich ihrer modernen Mittel bedient, ist es heute egal, ob man in New York oder in Plüschow ist. In je­ dem Fall ist man Mitglied einer internationalen Community.“


Kunststiftung Erich Hauser Experimentierfeld für die künstlerische Moderne

broschen von cartier, tiffany und jean fouquet

Skulpturenpark Kunstsammlung Offene Sonntage Ausstellungen Stipendien Konzerte

Kunststiftung Erich Hauser Saline 36, 78628 Rottweil, T 0741 2800180 Öffnungszeiten und Termine unter www.erichhauser.de


195 M alerei – Skulptur – Objekt in Rot t weil

BuchKunst

Dieter Krieg, „Groddeck“, 1991, Acr yl auf Leinwand, 206 x 376 cm,

Ist das Buch ein Auslaufmodell? Im Zeitalter der elektro­ nischen Medien scheint seine Zeit abgelaufen zu sein. Doch das Totenglöckchen wurde schon häufig geläutet und noch lebt es ganz munter weiter. Liegt es vielleicht daran, dass es ­einen großen Unterschied macht, ob man beim Lesen auf ­einen Bildschirm schaut oder ob man bedrucktes Papier vor seinen Augen bewegt? Es ist also längst nicht entschieden, ob wir auch noch in Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten Bücher drucken, lesen und sammeln werden. Vieles spricht dafür, selbst wenn man davon ausgehen muss, dass die Digitalisierung voranschreitet und dem Medium Buch weiterhin Konkurrenz machen wird. Aber ein gut gestaltetes, ein sorgfältig gedrucktes und gebun­ denes Buch ist mehr als eine Sammlung von Blättern. Es ist ein Ganzes, eine Einheit, in gewisser Hinsicht ein Speicher von Wissen, Erfahrungen und Ideen. Wer eine Bibliothek besucht, nach bestimmten Büchern Ausschau hält, wird von einem Gefühl des Respektes vor der intellektuellen Leistung von Menschen erfüllt werden. Die Ausstellung „BuchKunst. Malerei – Skulptur – ­Objekt“ vereint Werke von 23 Künstlerinnen und Künstlern. Sie alle setzten sich intensiv mit einem Phänomen auseinan­ der, das seit über 500 Jahren unser tägliches Leben prägt.

Bücher ermöglichen Kommunikation. Sie bringen Menschen zusammen. Auch die Kunst, sogar die Gegenwartskunst, be­ schäftigt sich bis heute mit allem, was das Buch interessant macht für den Leser wie für den Betrachter. Bücher, vor allem die bibliophilen Ausgaben, laden nicht nur zum Lesen ein. Sie sind vielmehr Sammelobjekte, die einen hohen ästhetischen Wert darstellen. Sie wollen immer wieder in die Hand genom­ men werden, wollen gepflegt und bewahrt werden. Wenn in der Malerei und Skulptur Bücher dargestellt werden, dann geht es immer auch um Wertschätzung. Daneben steht das erzählerische Moment im Fokus. Was soll vermittelt werden, wovon handelt die Geschichte, die im Buch geschrieben steht? Auch bildende Künstler sind Erzähler. Allein finden sie für ihre Geschichten keine Worte, sondern Bilder. JÜRGEN KNUBBEN

bis 23. August 2015 „ Buch Kun st . Male re i – Sk ulpt ur – Objek t“ Kre i ssparka sse R ot t we il w w w . k s k - ro t t w e i l . d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

© Stiftung Dieter Krieg, VG Bild- Kunst, Bonn 2015


196

Karolin und Daniel Bräg im Forum Kunst Rot t weil

Alles verändert sich Karolin und Daniel Bräg schaffen keine Kunst im klassischen Sinn. Vielmehr entsteht ihre jeweilige Kunst in einer Art For­ schungsfeld. Im Mittelpunkt von Karolins künstlerischer Tätigkeit steht das Gespräch und bei Daniel das Naturprodukt. Er nennt sich Pomologe und beschäftigt sich dementspre­ chend mit Äpfeln und Birnen – von der Blüte bis zum Saft und zum Wein. Es gibt bei ihm eingemachtes und frisches Obst in allen Zuständen bis hin zum endgültigen Verfall. Ausgestellt wird das in Regalen oder in Kühlschränken mit gläsernen ­T üren wie aktuell im Forum Kunst Rottweil, wo die Kühl­ schränke mitten im Raum stehen, während an der einzigen großen Wand Karolins Texte auf riesigen Karteikarten zu le­ sen sind. Seine Holzstöße und Fotoarbeiten hat er zu Hause gelassen, obwohl gerade die Fotografien eine neue Dimension in sein sonst ganz objektgebundenes Werk bringen. Aber die­ se Dimension ist eine rein ästhetische und keine inhaltliche. Halten sie doch einen augenblicklichen Istzustand fest, um den es ihm aber gar nicht geht. Er will keine Kunst für die Ewigkeit schaffen, sondern Prozesse der Veränderung sicht­ bar machen. Nur bei den in Gelatine eingelegten Blüten macht er eine Ausnahme. Wenn sie zu schimmeln beginnen, sind sie am schönsten. Dann lässt Bräg sie fotografieren. Der Satz „Alles verändert sich“ passt perfekt zu Dani­ els Werk, obwohl dieser aus der Textsammlung von Karolin stammt und für deren künstlerische Arbeit nur bedingt aussa­ gekräftig ist. Allerdings steht er unter ihren Notizen auch nicht isoliert. Er gehört zu einem ihrer kurzen Texte, die sie je­ weils aus Gesprächen mit Menschen zu bestimmten Themen herausgefiltert hat. In diesem Fall lautet der gesamte Text: „Du hast dich verändert. Es bleibt nichts wie es war. Nichts än­ dert sich. Gar nichts. Alles verändert sich.“

Die von Karolin Bräg geführten Gespräche gehen dabei nicht eins zu eins in ihre Werke ein. Eine Vor- und Nachbereitung ist nötig. Am Schluss braucht es dann eine Form, die die aus­ gewählten Sätze sichtbar macht, wobei die Veröffent­lichung in Buch- oder Heftform noch die gebräuchlichste ist. Am ­A nfang steht immer ein Gesprächsthema, das sie oft im ­Zusammenhang mit einem konkreten Auftrag oder einer Ausstellung wählt. In Friedrichshafen etwa war das der ­Bodensee, über den sie mit Alt- und Neubewohnern auf der deutschen und schweizerischen Seite sprach; in der Kartause Ittingen war es die Vielzahl an hier anzutreffenden Berufen, die ihr die Frage aufdrängte, warum alle diese verschiedenen Menschen ausgerechnet hier leben und/oder arbeiten. Eines ihrer Hauptthemen, mit dem sie 1994 diese Art der künst­ lerischen Tätigkeit aufnahm, ist die Frage nach dem Umgang mit dem Tod. Damals, es war das Jahr des großen Erdbebens in Kobe, lebt die Familie Bräg mit einem DAAD-Stipendium in Japan. Alle hatten sie Todesängste ausgestanden, was fast zwangsläufig eine Beschäftigung mit dem Tod mit sich brachte. Eine weitere Arbeit hierzu entstand für ein Urnen­ feld im Münchner Westfriedhof, wofür Karolin Bräg 2006 einen beschrifteten Steinkreis mit Brunnen geschaffen hat. Dafür hat sie mit Friedhofsbesuchern gesprochen, hatte sich Notizen gemacht, diese zu Hause durchgesehen, bearbeitet, um dann einige für die Steinbank auszuwählen. So bleiben bei jedem ihrer Projekte Texte übrig, die sie für werthält, auf be­ wahrt zu werden. Diese schreibt sie sorgfältig auf Karteikarten und bewahrt sie in ihrem Archiv auf. Daraus kann sie dann für eine Ausstellung wie in Rottweil schöpfen. Ihr diesmal ganz frei gewähltes Thema ist die Liebe, ihr Verlust und die Sehn­ sucht danach. „Zitate einer Liebe“ lautet der Titel. HAN NE WESKOT T

bis 16. August 2015 „ D a n i e l u n d K a ro l i n B rä g , I n s t a l l a t i o n“ For um Kunst Rot t weil w w w . f o r u m k u n s t ro t t w e i l . d e


Daniel Bräg, „Dekomposition“ (Detail), 2014, Kühlschrank, Glas, Blüten, Gelatine, Foto: Daniel Bräg, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

links: Karolin Bräg, aus „Zitate einer Liebe“, 2014, Merkkärtchen, Inkjetdruck, 75 x 100 cm Foto: Karolin Bräg, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

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Xian Wei Zhu

Der hohe Fels

Was ist Sehen heute mit unterschiedlichem kulturellem Hin­ tergrund? Xianwei Zhu setzt Ost und West in einen Dialog mit überlappendem Blick auf die westliche Romantik und die östliche Philosophie der „Leere“. Dort der „kalte Berg“, nur Natur – zwecklos. Felsen, Höhlen, Wolken, Vögel, verbunden mit dem Zen-Buddhis­ mus des Dichters Hanshan, genannt nach ebenjenem Berg. Dieser Einsiedler des 9. Jahrhunderts war prägend für die Su­ che nach dem ganz individuellen Weg, nach Kontemplation. Nicht nur chinesische und japanische Dichter und Maler fan­ den bei ihm ihre Inspiration. Er bef lügelte auch die Beatgeneration des Westens im 20. Jahrhundert wie Jack Ke­ rouac oder Allen Ginsberg. Aufschlussreich nachzulesen in Stephan Schumachers Übersetzung und Kommentaren in „Gedichte vom Kalten Berg“.

Hier der „hohe Fels“ (keltisch „Twiel“) mit seiner Festung aus dem 9. Jahrhundert. – Kloster, europäisches Machtzen­ trum, Verteidigungsanlage auf mehr als neun Hektar, die im Jahr 1800 auf Anweisung von Napoleon zerstört wurde und heute als mächtigste deutsche Burgruine die Hegau­ landschaft ­d ominiert. Eine Ruine, die eine besondere Schönheit entfaltet, eine besondere skulpturale Anmut, die vielleicht gerade daher rührt, dass sie (anders als die ehemaligen Gebäude) zwecklos ist. „Die Essenz des Dichters Hanshan, die Suche nach dem eigenen Selbst unter immer anderen Bedingungen, sehe ich bei beispielweise auch in der westlichen Landschaftsmale­ rei der Romantik (Schließe dein leibliches Auge, damit du mit dem geistigen Auge siehest dein Bild … Caspar David Fried­ rich). Mich interessiert ein Dialog zwischen chinesischer und


199

westlicher Landschaftsmalerei, sowohl in der Philosophie als auch in der Technik. Vielleicht war deshalb das Kennenlernen, das Erwandern des Hohentwiels, der Hegauberge, in der Folge von Hanshan die Herausforderung, die mich begeistert hat und der ich mich stellen musste. Bei beiden Bergen beeindruckend ist unverändert die Stärke, die Natur, die Nebel, die Wolken – die zeitlos sind, seit mehr als eintausend Jahren. Heute scheinen die Verbindun­ gen zwischen Menschen durch Smartphones, durch Internet mit Facebook und den vielen ‚Freunden‘ so nah und intensiv wie nie zuvor … Aber sind wir uns, auch uns selbst, wirklich näher im Vergleich zu dem Einsiedler Hanshan? Und was för­ dert die Nähe?

Unter poetischen Wolken wandern wir zu einer Utopie – so auch der Titel meiner Ausstellung“, erklärt der Künstler Xian Wei Zhu. H E L E N A VAY H I N G E R

bis 4 . Ok tober 2015 „ Xian Wie Zhu . B ewölk te Utopie – H o h e n t w i e l v e r s u s H a n s h a n – i n B i l d , S c h r i f t u n d To n“ G a l e r i e Va y h i n g e r, S i n g e n w w w . g a l e r i e v a y h i n g e r. d e

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

Xian Wei Zhu, Aus dem Hohent wiel-Zyklus „1.6.“, 2015, 100 x 180 cm, 3-teilig, Courtesy der Künstler und Galerie Vayhinger


200

ART.FAIR Köln und Kunst Zürich:

kontinuierlich und flexibel EF: Dem Markt und seiner Entwicklung folgend versuchen wir alljährlich auf aktuelle wie relevante Themen zu reagieren und unser Programm entsprechend zusammen zu stellen. Bei allem diskursiven und inspirierenden Potenzial sind die ­Podien unter anderem auch als Anregung zur Investition ge­ dacht, dementsprechend wählen wir auch unsere Gäste für die Gespräche aus. Das positive Feedback ist hier durchaus ­Bestätigung. Was unsere Kunstparty anbelangt, so ist der An­ sturm in den letzten Jahren dermaßen gewachsen, dass dieses Jahr nun erstmals ein zweiter Abendanlass stattfinden wird.

Gewinner und Jur y des BLOOOM Award

ARTMAPP: Von aufstrebend bis etabliert, von gemalt bis konzeptuell, von niedrig- bis hoch­ preisig. Keine Frage, den Charme dieser mit unter 100 Teilnehmern relativ exklusiven Messe macht ihre enorme Bandbreite aus. Verhält es sich ebenso mit den Sammlern oder hat sich über die Jahre ein ­spezielles Publikum herauskristallisiert?

by Warsteiner 2014, © Warsteiner

Von Beginn der Herbstsaison bis in den Advent zeigt sich der Kalender für Kunstmessen gut gefüllt und man hat den ­E indruck, es werden jährlich mehr Angebote, die sich in den Reigen einfügen und mit einem besonderen Profil ­e tablierte Sammler und neue Kundenkreise ansprechen wollen. In Z ­ ürich und Köln muss man sich diesbezüglich nicht mehr profilieren. Die „Kunst Zürich“ setzt dabei auf höchste ­Q ualität bei einer überschaubar exklusiven Größe, die Kölner „ART.FAIR“ reagiert direkt auf die Bedürfnisse ­eines jungen Publikums und hat dabei mit „BLOOOM“ ein zusätzliches Messeformat entwickelt. Daniela Gregori sprach für ARTMAPP mit den beiden Geschäftsführern Evelyne Fenner und Walter Gehlen. ARTMAPP: Mit der „Kunst 15 Zürich“ steht die Messe dieses Jahr in der Mitte ihres zweiten Jahr­ zehnts. Was waren seinerzeit die Beweggründe diese Veranstaltung ins Leben zu rufen?

EF: Sowohl als auch. Sammler wie Kuratoren kommen gerne wieder, halten der „Kunst Zürich“ seit vielen Jahren die Treue. Gleichzeitig gibt es eine junge Generation an Sammlern, die sich dank der überschaubaren Dimension der Messe in aller Ruhe ein Bild machen und ihre Vorlieben in Sachen Kunst entdecken können. ARTMAPP: Bewirbt man sich als Galerist für die „Kunst Zürich“? Und wenn ja, was würden Sie einer interessierten Galerie raten, um hierbei erfolgreich zu sein – und darüber hinaus? EF: Ja, natürlich muss man sich als Galerie um die Teilnahme an der „Kunst Zürich“ bewerben und selbstverständlich ­freuen wir uns auf Galerien, die bereits erfolgreich sind, was ja schon eine Voraussetzung ist, an der Kunst Zürich ange­ nommen zu werden und die dank der hohen Qualität der von ihnen angebotenen Exponate den ebenso hohen Ansprüchen des Züricher Publikums entsprechen.

Evelyne Fenner: Einer der Beweggründe war, dass ich als ­E rgänzung zu den damals zunehmend global agierenden Großmessen „Art Basel“ und „Art Cologne“ eine kleine, überschaubare Messe von hoher Qualität machen wollte, die es neben den großen Sammlern auch Neueinsteigern erlaubt, sich in der Kunstszene bzw. auf dem Kunstmarkt zu orientie­ ren. Dann sind die Besucher einer Kunstmesse auch motiviert, Kunst zu kaufen. ARTMAPP: Messe, Party, Lectures & Gespräche, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten etwas an der Messe oder deren Rahmenprogramm geändert?

Porträt Evelyne Fenner, Foto: Kunst Zürich


201 ARTMAPP: Herr Gehlen, was sind die Schwer­ punkte der „ART.FAIR“ in Köln? Walter Gehlen: Die „ART.FAIR“ ist spezialisiert auf zeit­ genössische Kunst und zeigt das Gesamtbild von etablierten Positionen gemeinsam mit jungen, aufstrebenden Akteuren. Von Werken von Akademieabsolventen bis hin zu jenen ­b ereits von Museen geadelten Künstlern kann man hier ­Portfolios sehen. ARTMAPP: Wer, würden Sie sagen, ist das Ziel­ publikum dieser Messe? WG: Unser Konzept funktioniert nach dem Gegenstrom­ prinzip. Das junge Programm lockt Interessenten, die sich teilweise erstmals mit der Überlegung eines Kunstkaufes aus­ einandersetzen. Doch werden ebenso Sammler mit Stücken fündig, mit denen sie ihre Kollektion ergänzen oder erweitern können. Mitunter werden auch gerade sie dazu bewogen, sich auf etwas Neues einzulassen. Aus der Sicht als Marktplatz ist dies sehr attraktiv, weil sich hier zwei Zielgruppen perfekt zum Wohle der Künstler und Galeristen ergänzen.

Walter Gehlen, © Christian Geh

ARTMAPP: Wie kam es überhaupt zu der Idee der „ART.FAIR“?

ARTMAPP: Ein besonderes Angebot der Messe ist das Programm „15 minutes of fame“, in dem Galeri­ en den Besuchern wie auch dem Fachpublikum ihre jeweilige Galerie, das Programm, ein Projekt oder einen Künstler präsentieren. Darf man sich das wie Speeddating verstellen? WG: Die Idee ist aus der Erfahrung entstanden, dass Lectures auf Messen oftmals nicht ganz so gut besucht, dafür für die Besucher recht zeitintensiv sind, was mitunter für alle Beteili­ gen etwas frustrierend sein kann. Deshalb haben wir uns dieses klare wie straffe Konzept überlegt, bei dem die Dauer einer Präsentation auf 15 Minuten beschränkt ist. Mit einem mobilen Soundsystem kommt die Veranstaltung direkt zu den Interessierten auf den Stand der Galerie. Da das Angebot gut angenommen wurde, arbeiten wir nun an einer Optimie­ rung des Formates.

Mal etablierter. Damit die „ART.FAIR“ nicht zwangsläufig zu einem Termin für ewig Junggebliebene gerät, haben wir uns mit „BLOOOM“ eine zusätzliche, frische Messe überlegt, ­deren Fokussierung die Randbereiche des klassischen Kunst­ marktes beleuchtet: Design, Architektur, Mode, Fotografie bis hin zum Kommunikationsdesign. So wird gerade ein jun­ ges Publikum dort abgeholt, wo exakt auch sein Interesse liegt. „BLOOOM“ versteht sich als Messe für Einsteiger, wir leisten hier gleichsam Nachwuchsarbeit. Gleiches gilt für den von Warsteiner gegründeten Kunstpreis „BLOOOM Award by WARSTEINER“, der jährlich im Rahmen der „BLOOOM“ ausgeschrieben wird. Er ist ein Sprungbrett für junge Künstler und unterstützt sie nachhaltig dabei, im internationalen Kunstmarkt Fuß zu fassen. ARTMAPP: Welche Strategie raten Sie einem jun­ gen Galeristen, um am Markt bestehen zu können? WG: Auf jeden Fall sollte man sich entscheiden, welchen Markt man bedienen will und dann konsequent dabeibleiben. Ebenso ist es bei Messebeteiligungen. Auch wenn man beim ersten Mal nicht ganz so erfolgreich war: Kontinuität zeigen und die Messeauftritte bestens vor- und nachbereiten! ARTMAPP: Evelyne Fenner und Walter Gehlen, vielen Dank für das Gespräch! Kunst Zür ich

ARTMAPP: Mit „BLOOOM“ kam vor sechs Jahren eine zusätzliche Messe mit einer interdisziplinären Ausrichtung hinzu. Wie hat sich das ergeben?

www. k unst zuer ich. ch A R T. F A I R , K ö l n w w w . a r t-f a i r. d e /a r t f a i r

WG: Die „ART.FAIR“ ist ja mittlerweile seit 13 Jahren aktiv. In dieser Zeit hat sich bei den Kunden wie auch bei uns selbst vie­ les weiterentwickelt. Die Veranstaltungen werden von Mal zu

BLOOOM, Köln www. blooom . de/ blooom

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — A U S S T E L L U N G E N

WG: Das ist auch schon wieder einigen Jahre her. Ur­ sprünglich, 2003, war die Messe parallel zur „Art Cologne“ konzipiert, um das Segment der jungen Positionen abzu­ decken, was sich schnell etabliert hat. Mit der Trennung des gemeinsamen Termins haben wir uns für jene Zweigleisig­ keit entschieden, die wir nun fahren. Das Publikum wie auch wir selbst halten das für höchst interessant, die gesamte Bandbreite des Angebots in verschiedenen preislichen Levels zu sehen und zu erleben.


Galerien in Stadt und Land Salzburg

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — K U N S T S Z E N E S A L Z B U R G

Salzburg in der ARTMAPP App 2C FOR ART

Galerie Matombo

Galerie T haddaeus Ropac

R a i n e r s t ra ß e 4

P feiferga sse 9a

M i ra b e l l p l a t z 2 , V i l n i u s s t ra ß e 1 3

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Mario Mauroner - Contemporar y Art

Neuhauser Kunstmühle

T homas Salis Art & Design

R esiden zplatz 1

M ü h s t ra ß e 5 a

Mozar t platz 4

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Galerie Barta

Galerie Nikolaus Ruziscka

Galerie Sandhofer

Goldgasse 16

Faistauerga sse 1 2

D i e t r i c h s t e i n s t ra ß e 6 a / 1 2

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Rudolf Budja Galerie

Galerie Sey wald

W i e n e r- P h i l h a r m o n i k e r- G a s s e 3

R a i n b e r g s t ra ß e 3 c

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

CAS -Contemporar y Art Space

Galerie Toplev

E r n s t- G r e i n - S t ra ß e 3 7

Kaigasse 40

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Galerie Frey Salzburg

Galerie Trapp

E r h a rd p l a t z 3

Gr iesga sse 6/1 . Stock

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Galerie Fotohof

Galerie Weihergut

I n g e - M o ra t h - P l a t z 1 - 3

Fürstenweg 35 , Lin zer Gasse 25

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Galerie Gerlich

Galerie Welz

S i g m u n d - H a f f n e r- G a s s e 6

S i g m u n d - H a f f n e r- G a s s e 1 6

5020 Sal zburg

5020 Sal zburg

Galerie Heinze

Galerie Greyer

Giselakai 15

B i s m a r c k s t ra ß e 1 4 , K i r c h p l a t z

5020 Sal zburg

5640 Bad Gastein

Art Galler y 91

Galerie und Atelier Leonardi

Kaigasse 31

Mark t 111

5020 Sal zburg

55 70 Mauter ndor f

Elisabeth Kohl

3-Seen-Galerie

Gr iesga sse 27

Matzing 1 4

5020 Sal zburg

5 164 Seeham

Leica Galerie Salzburg G a i s b e r g s t ra ß e 1 2 5020 Sal zburg

Mit f re undliche r Unte rst üt zung von D I E K U N S T- N AV I -A P P

Lumas

G R AT IS I M A PP S TO R E

Judengasse 9

U N D B E I G O O G L E P L AY

5020 Sal zburg

M . A R T M A P P. N E T


Ein Blick auf das aktuelle Salzburger Ausstellungsprogramm

Das Gestern im Heute verankern Nicht selten funktioniert Kunst, weil sie aus Kontinuitäten, bisweilen auch aus deren Brüchen schöpft. Man bezieht sich auf etwas mehr oder weniger Bekanntes oder zumindest Be­ stehendes, dokumentiert, interpretiert, schafft etwas Neues und ruft dadurch den referenziellen Ausgangspunkt in Erin­ nerung. Paloma Varga Weisz, die diesen Sommer den großen Saal des Salzburger Kunstvereins bespielt, greift mit ihrer Ausstellung „Glory Hole“ auf traditionelle Handwerkstechni­ ken sowie Motive vertrauter Ikonografie zurück und bezieht sich mit ihrer Installation explizit auf Geschichte(n), die im lokalen kollektiven Gedächtnis verankert sind. Als nie reali­ siert und dennoch architekturhistorischer „Gassenhauer“ erweist sich der Adolf-Loos-Entwurf für ein Wohnhaus Jose­ phine Bakers. Mit seiner horizontal schwarz-weiß gestreiften Marmorfassade wäre das Gebäude durchaus auffällig gewesen, doch womit sich Erika Hock in ihrer Ausstellung im Kabinett des Kunstvereins vor allem beschäftigt, ist die textile Innen­ architektur des Entwurfes von 1928. Das Œuvre von Charlotte Salomon, einer Berliner Künstlerin, die 26-jährig 1943 in Auschwitz ermordet wurde, war Thema einer Oper von Marc-André Dalbavie, die letztes Jahr von den Salzburger Festspielen in Auftrag gegeben ­w urde. In diesem Sommer zeigt das Rupertinum nun eine ­r epräsentative Auswahl ihres Bilderzyklus „Leben? oder ­T heater?“ selbst. Themen sind die berührende Familien­ geschichte und die Erfahrungen eines jüdischen Mädchens im Berlin der 1920er-Jahre. Die Ausstellung „E.A.T. – Experiments in Art and Technology“ zeigt oben auf dem Salzburger Mönchsberg ­e rstmals umfassend jenes Projekt unter Beteiligung von Künstlern und Wissenschaftlern, das in den 1960er- und 1970er-Jahren dazu angetan war, die technologische Ent­ wicklungen für die Zukunft auf den Weg zu bringen. Es darf davon ausgegangen werden, dass die nun chronologisch ­dokumentierte Präsentation samt Begleitpublikation ihrer­ seits etlichen neuen künstlerischen Positionen eine Referenz sein wird.Und was die 100 sehr differenten Künstler in der ­Sommerausstellung „100“ der Galerie im Traklhaus verbin­ det? Sie alle haben einen Bezug zur der Stadt, in der sie soeben präsentiert werden. Seit letztem Jahr lädt das DomQuartier Salzburg zu ­einem ganz besonderen Rundgang um den Domplatz ein. Der Weg führt durch Säle und Sammlungen, über Terrassen und Emporen und bietet aus den oberen Etagen eine bislang nicht gesehene Perspektive auf die Stadt. In der Kunst- und ­Wunderkammer setzt die Künstlerin Nora Schulz mit ihrer Intervention „Geschichte vom Countdown“ Vergangenes und Zukünftiges in Beziehung zueinander. Im Nordoratori­ um des DomQuartiers Salzburg schließlich kann man

Rückschau halten auf die über die Jahre und Jahrzehnte un­ terschiedlichsten Kostüme der Buhlschaft, also auf die opulent-rauschenden textilen Ereignisse der jeweiligen ­Spielsaison. Aber funktionieren Salzburg im Allgemeinen und das „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ im Speziel­ len nicht Sommer für Sommer ebenso? Ob nun als Stadt mit prachtvoll-barocker Kulisse oder für die „Jedermann“-Auf­ führungen, stets ist man an der Salzach gefordert, sich auf das Bekannte zu beziehen, um sich dennoch von Zeit zu Zeit neu zu erfinden. DANIEL A GREGORI

www. museumder moder ne. at w w w . t ra k l h a u s . a t w w w . d o m q u a r t i e r. a t

Paloma Varga Weisz, „Glor y Hole“, ortsspezifische bildhauerische Installation © Foto: Jürgen Hammerl, Böblingen

bis 6. September 2015 P a l o m a Va r g a We i s z „ G l o r y H o l e“ Sal zburge r Kun st ve re in w w w . s a l z b u r g e r- k u n s t v e r e i n . a t

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Buchtipps aus dem A RT M A PP App-Maga zin BOOK S N e u e r s c h e i n u n g e n F r ü h j a h r/ S o m m e r 2 0 1 5

Der Kunstbuchmarkt im Überblick!* * i n u n s e r e m A p p - M a g a z i n B O O K S , a u f a l l e n Ta b l e t s

Edition URLAUBSARCHITEKTUR 196 S. zahlreiche Abb. 23 x 24 cm Klappenbroschur EUR 24,95 ISBN 978-3-00-047716-4 Dt./Engl.

URLAUBSARCHITEKTUR – Selection 2015 Die schönsten Ferienhäuser zum Mieten Jan Hamer, Christiane Pfau — Vor acht Jahren begann der Hannoveraner Architekt Jan Hamer besondere Urlaubsdestinationen zu sammeln. Wo er war und wo es schön war, wollten bald auch Freunde und Bekannte ­h ören. Um das kommunikative Prozedere zu vereinfachen, entschied er sich, die gesammelten Schätze ins Internet zu stellen. Bei der handverlesenen Auswahl der Destinationen geht es Jan Hamer neben der Architektur auch um den individuellen Anspruch, die konsequente Realisierung eines Konzepts und die persönliche Nähe der Betreiber zu ihrem Objekt. Diese Buch zeigt nun 41 seiner „Schätze”, ergänzt durch Essays von Niklas Maak, Gottfried Müller und Frank Kaltenbach. D I E K U N S T- N AV I -A P P G R AT IS I M A PP S TO R E

www.urlaubsarchitektur.de

U N D B E I G O O G L E P L AY M . A R T M A P P. N E T

ulm & alb Thomas Witzke — Ein Dialog in Bildern Seine Fotografien einer Schneelandschaft an der Lone im ­Kon­trast zum Sichtbeton der Neuen Mitte hatten es den Besuchern der 20. Triennale Ulmer Kunst angetan: Thomas Witzke gewann im August (2012) den Publikumspreis. Auch deshalb hat sich der Fotograf entschlossen, aus dieser Arbeit ein Buch zu machen. „ulm & alb“ ist, so Witzke, „ein Dialog in Bildern ­z wischen Natur und Kunst, alter und neuer Architektur, Stadt und Landschaft, Fotografie und Malerei“: ästhetisch reizvoll komponierte Ansichten aus Ulm und aus der Region, vereint in einem ansprechend gestalteten Künstlerbuch im Querformat.“

kunstmedia edition 64 Seiten 50 Farbabb. 21 x 30 cm geb. EUR 24,90 ISBN 978-3-944308005 Dt., Engl., Franz.


205 Edition Lammerhuber 280 S. 130 Farbabb. 24 x 30 cm Hardcover EUR 49,90 ISBN 978-3-901753-80-0 Dt.

Die Kunst des Comic-Sammelns Alex Jakubowski, Sandra Mann — Comicfans sammeln leidenschaftlich, aber gezeigt werden die Sammlungen selten oder nie. Erstmals geben 15 Sammler exklusiv Einblick in ihre Schätze und erzählen von ihrer Passion: zum Beispiel von 12 000 Dédicaces, Manga-, Piccolo- und frankobelgischen Schätzen, von Superhelden, Fix- und Foxi, Asterix und Zorro, von experimentellen Graphic Novels, von der weltweit größten Sammlung originaler Carl Barks-Ölgemälde und vielem mehr.

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Die neue Lust an urbaner Natur

Greenwards The new delight in urban nature

Edition Axel Menges 56 S. 77 Abb. 23,3 x 28,4 cm geb. EUR 36 ISBN 978-3-936681-92-5 Dt., Engl.

, with a kind of covert ery, just as we feel nd flowers, the shrubs lturally coded natural ermination and the

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783936 681925

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Menges

e plants, wild and planners of wall gard and bitten by the mony with the system. mon that they see onciliation between ogy and economy. m in Frankfurt am Main rtment at the Museum architecture and deresented in Edition , the Commerzbank holas Grimshaw, on e.

The Imaginary Orient Exotic Buildings of the 18th and 19th Centuries in Europe Stefan Koppelkamm — Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Idee des Landschaftsgartens, die in England entstanden war, über ganz Europa. Die Geometrie der barocken Parkanlage wurde zugunsten ­e ines „natürlichen“ Designs aufgegeben. Zur gleichen Zeit ­w urde der Garten zu einem „Land der Illusion“: Chinesische Pagoden, ägyptische Gräber und türkische Moscheen, zusammen mit griechischen und römischen Tempeln bildeten eine kleine Welt für sich.

Volker Fischer

Grünwärts

For the word »Orient« to produce its full impact on your mind it is important, above all, that you have never been in the inadequately identified region the word refers to.

From pictures, reports, readings and a few objects you should have only the most inexact, the least scholarly and even the most confused knowledge of it. That is how you create the stuff that dreams are made of.

For that you need a mixture of space and time, of pseudotruths and false certainty, of infinitesimal details and grossly broad generalizations. That is the Orient of the mind.

Paul Valéry

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ISBN 978-3-936681-77-2

783936 681772

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Stefan Koppelkamm The Imaginary Orient Exotic Buildings of the 18th and 19th Centuries in Europe

In the eighteenth century all over Europe the geometry of the Baroque park was abandoned in favour of the »natural« design of the English landscape garden. Many of these gardens were »lands of illusion« : Chinese pagodas and Turkish mosques, along with Gothic stables and Roman temples, formed a miniature world in which geographical distance was intermingled with the historic past. In the nineteenth century the increasing expansion of the European colonial powers was reflected in new exotic fashions. While in England it was the conquest of the Indian subcontinent that captured the imagination, for France the occupation of Algiers triggered an Orient-inspired fashion that spread from Paris over the entire Continent and found its expression in paintings, novels, operas and buildings. The adoption of Eastern forms and motifs was intended to evoke the image of a fairy-tale, sensual »Orient« which existed only in the imagination of the Europeans. A vague appropriation of Eastern architectural models shifted to a more and more erudite reception of Islamic styles: A growing number of illustrated books about the architecture of the Islamic world provided Europeans with inspirations for their building projects in the »Moorish« or »Arabian« style. But in spite of an increasing differentiation between the cultures of the East, a popular notion of the »Orient« without any geographical specificity lived on, defined by different cultural perspectives and political interests. This imaginary Orient extended around the Mediterranean Sea from Constantinople to Granada where the Alhambra fascinated generations of artists and architects. The Islamic styles seemed appropriate for »buildings of a secular and cheerful character« . The promise of happiness associated with the Oriental iconography guaranteed the commercial success of coffeehouses and music halls, amusement parks and steam baths. Even extravagant summer residences and middle-class villas were built in faux-Oriental styles: In Brighton, the Prince Regent George built himself an Indian palace ; near Stuttgart, Germany, a »Moorish« castle was erected for Württemberg’s King Wilhelm ; and the French town of Tourcoing saw the Palais du Congo, a villa in the Indian style that belonged to a wealthy perfume and soap manufacturer.

Edition Axel Menges

Alle vom Gartenvirus Befallene verbindet, dass sie sich als Reformer, als Kämpfer und Mahner für eine Aus­s öhnung zwischen erster und zweiter, ubiquitär urbaner, Natur, aber auch zwischen Ökologie und Ökonomie betrachten.

Die Bedeutung vieler der in diesem Buch beschriebenen Gebäude liegt weniger in ihrer Ästhetik als in den Sehnsüchten und Fantasien, die sie zum Ausdruck bringen.

Stefan Koppelkamm The Imaginary Orient

Grünwärts. Die neue Lust an urbaner Natur Greenwards. The new delight in urban nature Volker Fischer — Die Stadtmenschen sind ohne Zweifel vom Gartenvirus ­b efallen, denken wir nur an die renaturierten Flußufer, die ­w eltweiten Urban-Gardening- und Urban-Farming-Projekte, die realisierten und projektierten grünen Hochhäuser, die ­u topischen Farmscraper eines Vincent Callebaut etwa, die ­U mnutzungen ehemaliger Hochbahntrassen zu begrünten ­Erholungsflächen, die Meditationsgärten von Piet Oudolf s­ owie die Vertikalgärten von Patrick Blanc.

Edition Axel Menges 192 S. 280 Abb. 24,2 x 29,7 cm geb. EUR 68 ISBN 978-3-936681-77-2 Engl.

After the mid-nineteenth century, the world expositions became a most influential mediator in Europe’s encounter with the world. In 1867, visitors of the Paris exhibition were overwhelmed by an exotic microcosm, which in spite of its illusionist perfection could hardly give them an adequate idea of the cultures it claimed to represent. The dominant theme of such presentations, which primarily served to promote the colonial ideology of Europe’s cultural supremacy, was the world tour anyone could go on without leaving Paris.

Today the buildings described in this book exert an ambivalent fascination : in most cases less for their aesthetic qualities than for what they represent as images of the European view of the »Orient« , of European fantasies and desires, and of the European claim to explore and to dominate the Eastern cultures.

17.03.15 10:56

A R T M A P P   S O M M E R 2 015 — B O O K S

Volker Fischer Grünwärts / Greenwards

wird als der neue Sex nur an die renaturierten die realisierten und proCallebaut etwa, die Umdie Meditationsgärten


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Am 5. November erscheint die nächste Ausgabe

Annette Hoffmann, Jasmin Hummel, Siegmund

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ARTMAPP Winter 2015

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Eine Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis

5.9.–22.11.2015

Kunstmuseum Thun, Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Dienstag – Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–19 Uhr www.kunstmuseumthun.ch Ernst Morgenthaler, Paradies-Triptychon, Mittelteil (Ausschnitt), 200 × 200 cm, 1959, Nachlass Morgenthaler Thun Puppen und Drahtfiguren von Sasha Morgenthaler, Foto: Fernand Rausser, Bern. Nachlass Morgenthaler Thun Ruth Kottmann vor ihrem von Ernst Morgenthaler gemalten Porträt, o.D., Nachlass Morgenthaler Thun



Frank Stella, West Broadway, 1958, Kunstmuseum Basel © 2015 ProLitteris, 8033 Zurich

Frank Stella Malerei & Zeichnung 09.05. – 30.08.2015

Die Ausstellung wird unterstützt durch:

IWB Isaac Dreyfus-Bernheim Stiftung Freier Eintritt ermöglicht durch den «Fonds für künstlerische Aktivitäten im Museum für Gegenwartskunst der Emanuel Hoffmann-Stiftung und der Christoph Merian Stiftung»


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