ARTMAPP #10, Winter 2015/16

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N O V   2 0 15 – F E B   2 0 16 E U R 6 , 9 0 D/A

S F R 9, 9 0

DAS KU NSTM AGA ZI N FÜ R ENTD ECK ER

Die Kunst-Navi-App gratis im App Store und bei Google Play m.artmapp.net

BASEL OFFENBURG 0,10 KUNSTPILGERN

EPPUR SI MUOVE JEWELRY ART

BRODWOLF DELACROIX SCHWARZ SKUBIC VAUTIER EMDEN INNSBRUCK LUGANO LUXEMBURG MÜNCHEN PFORZHEIM


VISIT Artist in Residence Programm der RWE Stiftung

Mit VISIT fördert die RWE Stiftung junge Künstler. Auf Einladung des Unternehmens entwickeln sie in rund sechs Monaten ihr Projekt. Je nach Thema geschieht dies an den deutschen oder auch internationalen Standorten des Unternehmens. Ein Bezug der entstehenden künstlerischen Arbeiten zum Themenfeld Energie und seiner gesellschaftlichen Relevanz ist dabei ausdrücklich gewünscht. Die Künstler erhalten dazu ein Stipendium in Höhe von 1.000 € pro Monat zuzüglich der Produktionskosten sowie eine Ausstellung mit Katalog. Eine Jury sichtet die eingegangenen Bewerbungen und wählt zwei Stipendiaten pro Jahr aus. Sie bestand 2015 aus Dr. Tobia Bezzola (Direktor Museum Folkwang, Essen), Dr. Andreas Beitin (Leiter ZKM | Museum für Neue Kunst in Karlsruhe), Mischa Kuball (Künstler und Prof. an der Kunsthochschule für Medien Köln) und Sepp Hiekisch-Picard (stellv. Direktor Kunstmuseum Bochum). Bewerbungsschluss ist der 31. März 2016.

Mehr Informationen: rwestiftung.com/visit und facebook.com/rwestiftung


Titelmotiv: Stefan Strumbel vor seiner Arbeit „Ready Made 9“, 2015, Aluminium, 100 x 122 x 4,5 cm, Städtische Galerie Offenburg Foto: Tom Ziora

Editorial 10 2015

IHRE KUNSTREISE NACH BASEL.

Foto Editorial: © Carmen Jäger unten: Stefan Strumbel, 2015 Foto: Tom Ziora

Tannenzapfen & Kuckucksuhren

Jetzt halten Sie die zehnte Ausgabe des ARTMAPP Magazins in Händen und Stefan Strumbel feiert sein Jubiläum im Schwarzwald: Vor zehn Jahren hatte er seine erste ­institutionelle ­Ausstellung und ist aktuell in der Städtischen Galerie in Offenburg zu sehen. Die Schau zeigt einen ganz neuen Strumbel mit Arbeiten, die nichts mehr mit seinen ­neonfarbenen Kuckucksuhren und „Heimat“-Arbeiten zu tun haben – ein Neubeginn in ­Bronze und A ­ luminium. Das Stefan-Strumbel-Porträt finden Sie auf den Seiten 76 bis 83. Stefan, Deine Ausstellungseröffnung hat uns alle neugierig gemacht. Was war da los in Offenburg? Mit der neuen Kulturamtsleiterin Frau Lötsch kam der Wunsch, mir in der Städtischen ­Galerie eine große Einzelausstellung einzurichten. Frau Brandenburger-Eisele, die dortige Kuratorin, nahm die Idee sofort auf und wir führten über Monate einen pro­duktiven Dialog. Wichtig war mir dabei, den alten Klischees zu meinen Arbeiten nicht mehr zu entsprechen. Du hast mir erzählt, dass Du gerne in Offenburg lebst und arbeitest. Hast Du auch einmal an ein Atelier in den großen Kunstmetropolen gedacht? In jeder Phase meiner Arbeiten überlege ich, welcher Standort der richtige für meine Produktion sein könnte. ­Anfang der Nullerjahre war ich in Berlin, habe aber dann wieder ein Atelier in Offenburg bezogen, um konzentrierter arbeiten zu können. Im Moment gehen die Überlegungen eher in Richtung New York. Erzähle uns doch noch etwas von ­Deinem ­Kunst-am-Bau-Projekt. Um was geht es da? Ausgangspunkt meiner Arbeit war das Zitat von Albert ­Einstein „Vorstellungskraft ist wichtiger als Wissen”, das s­ owohl eine Auseinandersetzung mit den Aufgaben der FH Offenburg als auch die ästhetische Gestaltung von R­ äumen thematisiert. Die Arbeit besteht aus zwei in C ­ ortenstahl gearbeiteten, überdimensionalen Tannenzapfen mit dem Kettenzug einer K ­ uckucksuhr. Das Motiv der Tannenzapfen ist ein in der Natur häufig wiederkehrendes Motiv und seine kulturelle ­Übersetzung findet sich in der Form der Chronometer von K ­ uckucksuhren wieder. Außerdem stehen die beiden Zapfen in der Sichtachse der Mensa, da die Küche der u­ rsprüngliche und traditionelle Platz der Kuckucksuhr war. Stefan, Deinen Tipp möchte ich gerne an unsere Leser weiterreichen: Einen Spaziergang zum Weingut Schloss Staufenberg in Durbach, wo man gut essen und trinken kann und einen tollen Blick auf den Schwarzwald und in die Rheinebene hat. Liebe Leser, ich wünsche Ihnen viel Spaß auf Ihrer Entdeckungstour mit ARTMAPP.

Nahezu 40 Museen mit Sammlungen und Ausstellungen von Weltruf – das ist in der Schweiz einzigartig und auch im internationalen Vergleich Spitzenklasse. Darunter befinden sich vor allem vier weltberühmte Museen, die keinen Vergleich zu scheuen brauchen: Fondation Beyeler, Kunstmuseum Basel / Museum für Gegenwartskunst, Museum Tinguely und Vitra Design Museum. Mit dem Art & Design Special können Sie ab EUR 78 alle Facetten dieser vier Museen auf einmalig günstige Art und Weise erleben. Leistungen des Angebots: − 1 Basel Art Pass (48-h-Eintritt in die Art & Design Museums Basel) − 1 Übernachtung in der gewählten Hotelkategorie − 1 Mobility Ticket (kostenlose Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs) Buchen Sie jetzt Ihren Aufenthalt unter www.basel.com/baselartpass, artanddesign@basel.com oder +41 (0)61 268 68 58.

HIGHLIGHTS Fondation Beyeler, Basel / Riehen: Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei 04.10.2015 – 10.01.2016 Kunstmuseum Basel / Museum für Gegenwartskunst: Cézanne bis Richter. Meisterwerke aus dem Kunstmuseum Basel 14.02.2015 – 21.02.2016 Museum Tinguely, Basel: Ben Vautier. Ist alles Kunst? 21.10.2015–22.01.2016 Vitra Design Museum, Weil am Rhein (D): Das Bauhaus #allesistdesign 26.09.2015 – 28.02.2016

Reiner Brouwer Herausgeber www.basel.com/baselartpass


Franz Gertsch Franz Gertsch, Pestwurz (Detail), 2014/15, Eitempera auf ungrundierter Baumwolle, 220Ă—320 cm, Sammlung Dr. h. c. Willy Michel Š Franz Gertsch 2015


03.10.2015 —14.02.2016 Saarlandmuseum, moderne galerie saarlandmuseum.de


ŠMicha Kuball, Saturn, Lichtinstallation, 1999


18.10. 2015 - 14.02.2016

HIMMELWÄRTS KUNST ÜBER DEN WOLKEN

MUSEUM SINCLAIR-HAUS Bad Homburg v.d. Höhe Löwengasse 15 www.museum-sinclair-haus.de


Inhalt

6

(auszugsweise)

ARTM APP Winter 2015/16

Pablo Picasso, 1967 Foto: © Kurt Wyss

Basel

18

ALL YOU NEED IS ART! Pablo Picasso & Basel – von Alice Henkes

20

„CAMPUS DER KÜ NSTE“ Alte Meister und aktuelle Diskurse in Basel – von Alice Henkes

22

ART U ND DESIGN Museum Tinguely, Fondation Beyeler, Vitra Design Museum von Alice Henkes

26

EINE SACHE DER FR AU EN Zeitgenössische Kunst in Basel – von Stefanie Bringezu

32

REGIONALE 16 Im Dreiländereck Schweiz, Deutschland, Frankreich von Dietrich Roeschmann

46

Of fenburg  zusammengestellt von Chris Gerbing

58

MEHR ALS NU R KU LT U R Das Freiheitsthema prägt Offenburgs Kulturleben

62

HAUS ZAU BERFLÖTE & HOTEL SON NE Zwei besondere Wohlfühloasen

66

Innsbruck  zusammengestellt von Daniela Gregori

Nina Zimmer © Kunstmuseum Basel

IN NSBRUCK CON TEMPOR ARY Die Initiative IC vereint in Sachen Gegenwartskunst

86

DIE HALLE , DIE EIN R AU M SEIN MUSSTE Der Kunstraum Innsbruck feiert 20-jähriges Jubiläum

88

Kunstpilgern in NRW  von Katja Behrens

96

Foto: Lucian Hunziker

Daniela Berglehn, RWE Kulturstiftung Foto: Frank Vinken

#KU NSTPILGER N IN NRW Die Licht-Route – bereist von Sebastian Baden

100

VISIT ENERGIE – GESPR ÄCH MIT DANIEL A BERGLEHN Kuratorin der RWE Kulturstiftung – von Sebastian Baden

104

Schmuck & München

116

SCHMUCK U N TER DER HAU T Gespräch mit Peter Skubic – von Hanne Weskott

118

SCHMUCK MUSEU M PFORZHEIM Interview mit der Leiterin Cornelie Holzach – von Daniela Gregori

120


Por trät STEFAN STRU MBEL  von Florian Waldvogel

Florian Schwarz Foto: Der Künstler

76

HEINZ MACK IN NRW  von Katja Behrens

108

FLORIAN SCHWARZ  von Bettina Wurche

144

Technik & Kunst  zusammengestellt von Bettina Wurche

134

„EPPU R SI MUOVE“ IM MU DAM LU XEMBOU RG Technik und Kunst im Dialog

136

„HIMMELWÄRTS – KU NST Ü BER DEN WOLKEN“ Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg

140

Yves Netzhammer, Möbel der Proportionen, 2008, Videostill

5. Dezember 2015 – 3. April 2016

Afterimages. Nachhall der Schwarzen Romantik in der Videokunst Videos

Ausstellungen Max Hattler, 1923 aka Heaven, 2010, Videostill

JÜ RGEN BRODWOLF IN RIEHEN/BASEL bei Henze & Ketterer & Triebold – von Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck

178

BUCHHEIMS EXPRESSIONISTEN Ein Fest für die Augen in der Kunsthalle Emden – von Hanne Weskott

180

MODER NIST U ND OPPORT U NIST Reinhold Ewald in Frankfurt und Hanau – von Roland Held

182

NEU E STILLLEBEN VON VER A MERCER in der Pfalzgalerie Kaiserslautern – von Matthias Harder

184

KUNSTSAMMLUNG JENA Markt 7 · www.kunstsammlung.jena.de Di, Mi, Fr 10 – 17 Uhr · Do 15 – 22 Uhr Sa, So 11 – 18 Uhr

12. Dezember 2015 – 10. April 2016

DEL ACROIX U ND DEL AROCHE Zwei Franzosen in Leipzig – von Sarah Alberti

186

L AC LUGANO ARTE E CU LT U R A Ein neues Kulturzentrum im Tessin – von Christina Gentzik

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AUSSER KON TROLLE! Fröhliche Dilletanten und Drucken im Osten – von Susanne Burmester

192

DER KON TINEN T MORGEN THALER im Kunstmuseum Thun – von Alice Henkes

194

HANS TICHA Gemälde, Zeichnungen und Plastik

Termine

163

Books

196

Impressum

206

Lothar- Günther Buchheim © Buchheim Museum

Hans Ticha, Klatscher, 1983 Öl/Lwd. Galerie Laekemaeker


30.10. bis 24.12. 2015

C L AP EKO van der Heide

Malerei und Objekte

Galerie Schrade Karlsruhe Zirkel 34-40 76133 Karlsruhe Fon 0721/1518774 www.galerie-schrade.de

16.01. bis 12.03. 2016

HA SCHULT Aqua Pictures Die Natur pinselt sich selbst

.

Die Galerie Schrade Karlsruhe präsentiert Aqua Pictures von HA Schult:

In vielfacher Vergrößerung zeigt HA Schult mikroskopische Aufnahmen von Wasserproben, die er bei ACTION BLUE auf dem Weg von Paris nach Almaty in Kasachstan diversen Pfützen, Flüssen und Seen Europas, Russlands und Asiens entnommen hat. Bei seinem Zwischenstopp in Karlsruhe entnahm er auch dem Rhein eine Probe.

Galerie Schrade Karlsruhe Zirkel 34-40 76133 Karlsruhe Fon 0721/1518774 www.galerie-schrade.de


MACK DAS LICHT MEINER FARBEN

Stadt Ulm Ulmer Museum

ulm

www.museum.ulm.de

11.09.2015 –10.01.2016


Stadt Br端hl Der B端rgermeister

www.maxernstmuseum.lvr.de


Mark Dion Wider spenstige Wildnis 24.10.15— 07.02.16 Marta Herford

Hauptsponsor

Ausstellungsförderer

Marta Förderer

Motiv: Mark Dion, Hunting Blind – The Slob, 2008 Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna Foto: Adolf Bereuter

Marta Herford – Museum für Kunst, Architektur, Design Fon 05221.99 44 30-0, marta-herford.de


Doppelausstellung

REINHOLD EWALD 1890–1974

13. September 2015 bis 24. Januar 2016 Museum Giersch der Goethe-Universität www.museum-giersch.de

Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe www.ewald.hanau.de

Die Doppelausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain Getragen wird der gemeinnützige Fonds vom Land Hessen, von Frankfurt am Main, dem Hochtaunuskreis und dem Main-Taunus-Kreis, Darmstadt, Wiesbaden und Hanau. Weitere herausragende Kunst- und Kulturprojekte finden Sie unter www.kulturfonds-frm.de / FB / Twitter


Alexej von Jawlensky, Kopf in Blau, 1912, Buchheim Museum der Phantasie Corporate Design: Studio Good | Gestaltung: www.arte-fakt.info

Audioguide für Kinder Führungen · Museumsshop Cafe Henri‘s · Malschule Raumvermietung

Info +49 (0) 49 21 97 50-50 kunsthalle@kunsthalle-emden.de www.kunsthalle-emden.de Hinter dem Rahmen 13, D-26721 Emden

Öffnungszeiten Di bis Fr 10 bis 17 Uhr, Sa, So/Feiertage 11 bis 17 Uhr Jeder erste Di/Monat 10 bis 21 Uhr (Langer Kunstabend) Mo sowie am 23., 24., 25. und 31.12.2015 geschlossen.

Die Kunsthalle wird gefördert durch

Förderung der Kunstvermittlung

Kulturpartner

Katalogförderer

Programmpartner


bis 17. Januar 2016

www.mdbk.de

Paul Delaroche, Napoleon I. in Fontainebleau am 31. M채rz 1814 nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verb체ndeten in Paris, 1845

Delacroix Delaroche Geschichte als Sensation


HODLER ANKER GIACOMETTI

Meisterwerke der Sammlung Christoph Blocher 11. Oktober 2015 – 31. Januar 2016

Museum Oskar Reinhart, Winterthur www.museumoskarreinhart.ch


Cy Twombly, Untitled, 1961, Daros Collection, Schweiz © Cy Twombly Foundation

12. September 2015 – 13. März 2016

Cy Twombly Malerei & Skulptur Freier Eintritt ermöglicht durch den «Fonds für künstlerische Aktivitäten im Museum für Gegenwartskunst der Emanuel Hoffmann-Stiftung und der Christoph Merian Stiftung»


Ben Vautier

Museum Tinguely, Basel © 2015 ProLitteris, Zürich

21. 10.  2015 – 22. 01.  2016


BASEL

Wie kostbare Edelsteine funkeln die Bas­ ler Museen und haben Weltgeltung. Auch die Basler Fasnacht, die größte in der Schweiz, fasziniert mit ihrer Einzigartigkeit: Sie be­ ginnt erst am Montag nach Aschermittwoch und dauert exakt 72 Stunden. Den Auftakt bildet seit jeher der sogenannte Morgenstreich. Dieser beginnt in der Frühe, punkt vier Uhr, mit dem Marsch „Morgestraich“. Zahllose Trommler und Piccolospieler ziehen dann durch die verdunkelte Innenstadt. Auf ihre Larven haben sie kleine Kopflaternen montiert. Geräuschvoll begleiten sie die rund 200 erleuchte­ ten Laternen, auf welchen die Themen, die die „Fasnachtscliquen“ als Sujets ausgewählt haben, persif liert dargestellt sind. Die „Vorträbler“ tragen ­S teckenlaternen. In den Fenstern der Altstadthäuser spiegelt sich das ­mystische Lichtermeer. (Abb.: Die großen und die kleinen Laternen sind die einzigen Lichtquellen am Morgen, Foto: © Friedrich Reinhardt ­Verlag.) Zum „Morgestraich“ haben auch die Restaurants und ­W irtschaften in der Innenstadt schon geöffnet, viele davon ­bleiben die gesamten 72 Fasnachtsstunden durchgehend offen. In den Wirtshäusern genießt man vor allem die tradi­ tionelle Mehlsuppe sowie Zwiebel- und Käsewähe (-kuchen). Der nächste Basler Morgen­ streich findet am 15 . Februar 2016 statt.



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Jacqueline Picasso, Franz Meyer und Pablo Picasso im Atelier in Mougins, 20. Dezember 1967 Foto Š Kurt Wyss


21 Pablo Picasso & Basel

All you need is Art! Nicht erst die Kunst messe Ar t Basel machte die Stadt zum lebendigen Kunstor t. 19 67 g ingen die B a s l e r i n n e n u n d B a s l e r s o g a r a u f d i e S t ra ß e , u m f ü r d e n A n k a u f m e h r e r e r We r k e

Im Spätherbst des Jahres 1967 war in Basel eine ungewöhnli­ che Demonstrationen zu sehen. Normale Bürgerinnen und Bürger schwenkten Plakate auf denen stand: „All you need is Pablo!“ Dabei ging es nicht um Politik oder Umwelt (Letztere stand Ende der 1960er-Jahre ohnehin noch nicht auf der ­Tagesordnung). Seinerzeit ging es um Kunst. Genauer gesagt um Pablo Picasso. In Basel hatte der moderne Meister aus Spanien schon früh viele flammende Fans. Zu ihnen gehörte auch der Samm­ ler Rudolf Staechelin. Als seine Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wollte sie einen Teil ihrer hochkaräti­ gen Kunstsammlung veräußern, darunter zwei Werke von Pablo Picasso. In der Öffentlichkeit sorgten diese Pläne für Unruhe. Die Baslerinnen und Basler wünschten, dass diese Bilder in Basel bleiben sollten. Das Kunstmuseum sollte sie ankaufen und so für die Stadt erhalten. Der Basler Großrat ­gewährte daraufhin einen Staatskredit von sechs Millionen Schweizer Franken. Unter einer Bedingung: Die Basler Bevöl­ kerung müsse einen Anteil von 2, 4 Millionen Schweizer Franken aus eigenen Mitteln beisteuern. Es begann eine ­beispiellose Sammelaktion, die im November 1967 im soge­ nannten Bettlerfest gipfelte. Zahlreiche Institutionen und Privatleute spendeten für die Basler Picassos, die ganze Stadt war auf den Beinen, klapperte mit Sammelbüchsen und schwenkte Plakate. Das „Bettlerfest“ war von Erfolg gekrönt. Die Basler konnten „ihre“ Picassos behalten. Mehr noch: Der berühmte Künstler war so gerührt von den Sympathiebekundungen und dem Engagement der Bürger, dass er der Stadt drei weitere Gemälde und eine Vorzeichnung zu seinem berühmten Werk „Les Demoiselles d’Avignon“ (1907) schenkte. Die Ereignisse des sogenannten Basler Picasso-Jahrs erstaunen noch heute. Sie bezeugen, dass Kunst sehr wohl die große Menge bewegen kann und dass ein Museum in den

Augen der Öffentlichkeit deutlich mehr sein kann als ein un­ liebsamer Kostenfaktor. Zumindest in Basel. Die weltoffene Stadt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz gilt als besonders kulturfreundlich. Die Kunst hat hier seit jeher einen hohen Stellenwert. Nicht ganz zufällig ist die renommierte Art Basel hier zu Hause. Bis heute gilt: Viele Basler sind stolz auf das Renommee, das diese ­Messe ihrer Stadt verleiht. Stolz ist man auch auf die großen Museen und ihre Sammlungen. Und das nicht nur in einem kleinen exklusiven Zirkel von Kunstfreunden. Diskussionen über die Schließung von Museen oder den Verkauf von Wer­ ken aus städtischem Besitz, wie es sie in anderen Schweizer Städten durchaus gibt, mag man sich in Basel nicht vorstellen. Doch auch am Rheinknie haben sich Stimmung und Finanzlage seit dem glorreichen Picasso-Jahr Ende der 1960er geändert. Im Februar 2015 veräußerte etwa Ruedi Staechelin, ein Enkel Rudolf Staechelins, das berühmte Gemälde ­„ Nafea faa ipoipo“ (1892) von Paul Gauguin, das bisher mit weiteren Werken aus der Familiensammlung im Kunst­ museum Basel auf bewahrt und präsentiert worden war. Die Öffentlichkeit reagierte auf den Verkauf eines H ­ ighlights des Kunst­mu­seums irritiert, aber doch ver­halten. An ein neuer­ liches „Bettlerfest“ dachte niemand. Aus ­g utem Grund: Das G ­ auguin-Bild wurde für einen dreistelligen Millionen­ betrag verkauft. Bei solchen Preisen können Kunstmuseen nicht mithalten. Und auch die kunstsinnigen Baslerinnen und Basler hätten wohl lange mit ihren Sammelbüchsen klappern müssen. ALICE HENKES

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

von Pablo P ica sso zu de mon st r ie re n .


Alte M eister und aktuelle Diskurse in Basel

„Campus der Künste“ We l t w e i t e i n e s d e r e r s t e n M u s e e n a l l e i n f ü r G e g e n w a r t s k u n s t e n t s t a n d 1 9 8 0 i n B asel. Ein Blick in die hiesige Museumslandschaf t zeig t: Die Stadt am R hein war s c h o n i m m e r e i n e P i o n i e r i n i n S a c h e n K u n s t p rä s e n t a t i o n .

K U NST M USEU M BA SEL

Wo sonst die stolze Fassade des Kunstmuseums Basel zu ­sehen ist, flattern zurzeit Bauplanen. Das Hauptgebäude wird restauriert, zugleich entsteht ein Erweiterungsbau. Noch bis Mitte April 2016 bleibt das Haus, das weit über Basel hinaus ­einen klangvollen Namen hat, geschlossen. Viele Schätze des Museums sind derweil in Ausweichquartieren in Basel. Die Ausstellungen in Madrid gingen im September zu Ende. Das Museum der Kulturen Basel beherbergt bis Ende Februar 2016 eine Auswahl der Alten Meister. Die Klassiker der Moderne gastieren im Museum für Gegenwartskunst, das ebenfalls zum Kunstmuseum Basel gehört.

Seinen hervorragenden Ruf verdankt das Kunstmuseum ­ asel ­e iner hochkarätigen Sammlung mit Werken vom B 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Den Grundstock dieser Sammlung bilden Werke der Renaissance, darunter die ­weltweit umfangreichste Kollektion mit Arbeiten der Künst­ lerfamilie Holbein. Ein großer Teil dieser Werke entstammt dem Besitz des Basler Sammlers Basilius Amerbach. 1661 ­erwarb die Stadt Basel von ihm das gleichnamige Kabinett (Amerbach-Kabinett) und machte dies 1671 im Haus zur ­Mücke der Allgemeinheit zugänglich. Die Sammlung des Kunstmuseums Basel gehört damit zu den ältesten öffent­ lichen Kunstsammlungen.


Durch größere Schenkungen und Vermächtnisse wurde der Bestand des Kunstkabinetts stetig erweitert. 1823 wur­ de die Sammlung des Basler Rechtsgelehrten Remigius Faesch (1595–1667) in die Basler Kunstsammlung integriert. Neben weiteren Gemälden Hans Holbeins d. J. gelangten so ­b e­deutende Werke der oberrheinischen Kunst des 15. bis 17. Jahrhunderts in die städtische Sammlung. Früh interessierte man sich in Basel auch für zeit­ genössisches Kunstschaffen. Der Basler Kunsthändler Samuel Birmann (1793–1847) stiftete einen Fonds, der den ­A nkauf zeitgenössischer Schweizer Kunst ermöglichte. Mit diesem Ankaufsfond konnte zum Beispiel eine repräsen­ tative Werkgruppe von Arnold Böcklin erworben werden. Seit 1903 stellte auch der Kanton Basel-Stadt Ankaufsmit­ tel zur Verfügung. Am heutigen Standort wurde das Kunstmuseum Basel 1936 eingerichtet. Das von den Architekten Rudolf Christ und Paul Bonatz am St. Alban Graben erstellte Gebäude mit der feierlichen Fassade war als Sammlungshaus konzipiert. Dem heutigen Museumsalltag, der von wechselnden Sonderaus­ stellungen bestimmt wird, entspricht diese Gebäudestruktur nicht mehr. Vor diesem Hintergrund entstand der Plan für ­einen Neubau, der von den Basler Architekten Christ & Gan­ tenbein realisiert wird. Am 17. April 2016 wird das erweiterte Kunstmuseum Basel offiziell eröffnet, unter anderem mit der Ausstellung „Sculptures on the Move“, die einen Überblick

über skulpturales Schaffen von der Nachkriegszeit bis zur Ge­ genwart gibt. Mit dieser Ausstellung zur Einweihung des Neubaus verabschiedet sich Bernhard Mendes Bürgi, der das Kunstmuseum dann 15 Jahre geleitet haben wird. Der Blick auf die Gegenwartskunst war den Baslern immer wichtig. 1959 konnte das Kunstmuseum dank der Schenkung der Schweizerischen National-Versicherungs-­ Gesellschaft als erstes europäisches Museum amerikanische Kunst des Abstrakten Expressionismus zeigen. Meisterwerke von Picasso, aber auch von Joseph Beuys gehören heute zum Bestand des Hauses. Noch immer, bis heute, ist die Verbindung zwischen privaten Sammlern und öffentlicher Hand sehr eng. Neben der Öffentlichen Kunstsammlung Basel befinden sich im Mu­ seum zahlreiche Dauerleihgaben aus privatem Besitz sowie Werke aus Stiftungen, beispielsweise der Stiftung Im Ober­ steg und der 1933 von Maja Hoffmann-Stehlin (später Maja Sacher) gegründeten Emanuel Hoffmann-Stiftung.

M U S E U M F Ü R G E G E N WA R T S K U N S T

Nicht immer verläuft die Kooperation zwischen Privat­ sammlern und städtischen Institutionen ganz reibungslos, wie das Beispiel Staechelin zeigt (siehe Seite 21). Meist je­ doch trägt die Zusammenarbeit von Privatmäzenen und

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Neu- und Hauptbau Kunstmuseum Basel (Rendering), © bildbau Zürich


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rechts: „Pollock and Tureen (traced)“ / „Dots and Slices (traced)“ / „Schlagworte – Schlagbilder“, Künstler, Beteiligte: Louise Lawler (Wand) /│Harun Farocki (Film), Entstehungszeit: 1984/2013 / 2006/2013 / 1968 © Kunstmuseum Basel, Museum für Gegenwartskunst, Foto: Julian Salinas Ausstellung „Von Bildern. Strategien der Aneignung“, bis 24. Januar 2016

Schaulager ®, Münchenstein/Basel, Herzog & de Meuron, Architekten Foto: Tom Bisig, Basel


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öffentlicher Hand dazu bei, die Kunststadt Basel lebendig zu halten. Das Museum für Gegenwartskunst entstand auf Ini­ tiative von Maja Sacher und wurde von ihr, ihrer Familie und der Emanuel Hoffmann-Stiftung finanziert. Bauherrin und Grundeigentümerin ist die Christoph Merian Stiftung. Das 1980 eröffnete Haus gilt als eines der ersten Museen weltweit, das ausschließlich zeitgenössischer Kunst gewidmet ist. Es ­residiert in einer ­ehemaligen Papierfabrik aus dem 19. Jahr­ hundert, die durch einen Anbau der Architekten Katharina und Wilfrid Steib (Steib+Steib) ergänzt wurde.

Nahe dem Schaulager haben sich Institutionen wie die Hochschule für Gestaltung und Kunst und das Haus der elektronischen Künste eingerichtet. Auf dem ehemaligen Zollquartier wächst ein Campus der Künste, der für das kunstbegeisterte Basel ein weiterer wichtiger Ort der Kunstbegegnung werden kann. ALICE HENKES

bis 2 4 . Januar 2016 „Vo n B i l d e r n . S t ra t e g i e n d e r A n e i g n u n g“ bis 13. März 2016

S C H AU L AG E R

„ C y Tw o m b l y – M a l e r e i u n d S k u l p t u r“

Die Basler Kunstsammlungen wachsen stetig. Werke der Emanuel Hoffmann-Stiftung werden seit 1941 als Dauerleih­ gabe im Kunstmuseum und seit 1980 auch im Museum für Gegenwartskunst ausgestellt. 2003 entstand das Schaulager als neues Zuhause der Sammlung. Die Basler Star-Architek­ ten Herzog & de Meuron haben in Basel Münchenstein ein Gebäude geschaffen, das die Lagerung und das Sichtbarma­ chen von Kunst vereint. Die Lagerräume sind auf Anfrage für ein Fachpublikum zugänglich. Doch längst ist das Schaulager auch ein namhafter Ausstellungsort geworden, der mit spekta­k ulären Sonderausstellungen ein breites Kunstpubli­ kum anlockt. Stars der internationalen Kunstszene wie Paul Chan, Steve McQueen oder Matthew Barney waren in raum­ greifenden Einzelschauen zu sehen. In diesem Jahr zeigt das Schaulager einen großen Teil der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung in der Ausstellung „Future Present“.

„Cézanne bis Richter –

bis 2 1. Febr uar 2016 Meister werke aus dem Kunst museum Basel“ Museum f ür Gegenwar tsk unst, Basel www. k unst museumbasel. ch bis 28. Febr uar 2016 „ H o l b e i n . C ra n a c h . G r ü n e w a l d – M e i s t e r w e r k e Mu se um de r Kult ure n B a sel www. mkb. ch bis 31. Januar 2016 „ Fut ure – P rese nt“ Emanuel Hof f mann-St if t ung – Zeitgenössische Kunst von der Klassischen Moder ne bis heute S c h a u l a g e r, M ü n c h e n s t e i n  /  B a s e l w w w . s c h a u l a g e r. o r g

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aus dem Kunst museum Basel zu Gast im MK B“


Alice Henkes

Art und Design B a sel und se ine Umgebung sind re ich an Kun sthäu se r n . Z u d e n g ro ß e n P u b l i k u m s m a g n e t e n g e h ö r e n d a s M u s e u m T i n g u e l y , d i e F o n d a t i o n B e y e l e r u n d d a s V i t ra D e s i g n M u s e u m i n We i l a m R h e i n .

Ben Vautier mit Schriftbild „Warum Kunst?“ vor seinem Haus in Nizza, 2014 Foto: Eva Vautier, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Museum Tinguely mit Schwimmwasserplastik von Jean Tinguely im Solitude - Park (Westansicht) © Foto: 2015, Museum Tinguely Basel, Serge Hasenböhler


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und sein Kunst-Credo, das in den 1960er-Jahren lautete: „Al­ les ist Kunst!“ Im aktuellen Teil der Schau präsentiert der Künstler auf dem „Univers de Ben“ seine jüngsten Arbeiten. In der Wahl der Themen ist sich Vautier, der in der französi­ schen Kunstwelt sehr präsent ist, bis heute treu geblieben. Kunst dient ihm als Mittel, um ironisch-ernst über Zeit, Tod, Kunst, Leben zu reflektieren. Dass sich sein Kunstbegriff im Laufe dieses Reflexionsprozesses gewandelt hat, veranschau­ licht schon der Titel der Ausstellung: „Ist alles Kunst?“ Im Museum Tinguely findet Ben Vautiers Kunst den idealen Rahmen. Das 1996 eröffnete Haus ist dem Werk Jean Tinguelys gewidmet, das spielerisch-humorige, aber auch philosophische Züge hat. Das Pharmaunternehmen Roche stiftete den Bau und Werke aus der eigenen Sammlung, dane­ ben finanziert es den laufenden Betrieb des Hauses. Über 50 Maschinenskulpturen sowie kleinere Arbeiten wurden da­ rüber hinaus von Niki de Saint Phalle, der Witwe Tinguelys, in die Jubiläumsstiftung von Roche eingebracht. bis 2 2 . Januar 2016 „ B e n Va u t i e r. I s t a l l e s K u n s t ? “ Mu seum Ting uely, B asel w w w . t i n g u e l y . c h /d e

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Wie Kunst und Leben sich verbinden lassen, das ist eine der Kernfragen für den Fluxus-Künstler Ben Vautier, der sich mit frech-ironischen Schriftbildern (etwa dem 1992 für die Welt­ ausstellung im andalusischen Sevilla entworfenen „La Suisse n’existe pas“) in die Kunstgeschichte einschrieb. Das Museum Tinguely zeigt nun die erste umfassende Retrospektive von Vautier in der Schweiz und beleuchtet die Verflechtung von Alltag und Kunst im Werk des französischen Künstlers schweizerischer Herkunft. „Wir wollen seinen Werdegang dokumentieren“, sagt Kurator Andres Pardey, „Ben Vautier möchte vor allem seine neuesten Werke zeigen.“ So ist eine zweigliedrige Ausstellung entstanden, zugleich dokumenta­ risch und aktuell. Der retrospektive Ausstellungsteil präsentiert erste ab­ strakte Gemälde Ben Vautiers, zahlreiche seiner berühmten Schriftbilder sowie Foto- und Filmdokumente seiner Perfor­ mances, die oft von minimalistischen Gesten wie dem Warten auf den Bus ausgingen. Im Zentrum dieses Ausstel­ lungsteils steht der Plattenladen, den Vautier ab 1958 in Nizza führte. „Dieser Plattenladen war das Epizentrum seiner Kunst“, erläutert Pardey. Ben Vautier gestaltete dort Plakate, beschriftete Wände, Regale und entwickelte so seinen Stil


28 F O N DAT I O N B E Y E L E R

Aus privater Initiative entstand auch die Fondation Beyeler, die zu den erfolgreichsten Museen der Schweiz gehört. Im September begrüßte man hier die sechs Millionste Besuche­ rin seit der Eröffnung des Hauses 1997. Das Museum wurde von dem Basler Galeristen und Kunstsammler Ernst Beyeler eingerichtet, um seiner wertvollen Kollektion einen würdi­ gen Rahmen zu geben. Das Gebäude, das wie ein Landhaus in den großzügigen Garten in Basel/Riehen getupft anmutet, wurde von Renzo Piano geplant. Die Fondation Beyeler ist heute schweizweit und darüber hinaus eine der ersten Adres­ sen für großzügig gestaltete Ausstellungen mit Werken der berühmtesten Kunstschaffenden aus Moderne und Gegen­ wart. Aktuell präsentiert das Haus eine Ausstellung, die der Erfindung der Abstraktion nachspürt. In „Auf der Suche nach 0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ ­re­konstruiert die Fondation Beyeler die legendäre Ausstel­ lung „0,10“, in der Kasimir Malewitsch 1915 in Petrograd, dem ­heutigen St. Petersburg, sein zur Kunstikone avanciertes „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“ präsentierte . Wie einst die russischen Ikonen in der Zimmerecke des Ausstel­ lungsraumes installiert, wurde dieses Gemälde selbst zu einer der wichtigsten Ikonen der Moderne. Anlässlich der Ausstel­ lung in der Fondation Beyeler werden viele der Gemälde aus der originalen „0,10“-Schau zum ersten Mal in der Schweiz präsentiert. bis 10. Januar 2016 „ Auf der Suche nach 0, 10 – Die le t z te f ut ur i st i sche Au sstellung de r Male re i “ F o n d a t i o n B e y e l e r, R i e h e n b e i B a s e l w w w . f o n d a t i o n b e y e l e r. c h

Die Westfassade der berühmten Fondation Beyeler, erbaut vom italienischen Architekten Renzo Piano. Foto: Mark Niedermann / Basel Tourismus


„0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei“ in Petrograd im Winter 1915/16, der Raum von Malewitsch mit „Schwarzem Quadrat“ und weiteren suprematistischen Gemälden, Russisches Staatsarchiv für Literatur und Kunst, Moskau © Fondation Beyeler 2014

V I T R A DE SIGN M USEU M

Um Kunstgeschichte geht es auch ein wenig weiter den Rhein hinab im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Noch bis Ende Februar 2016 ist dort eine Ausstellung zum Bauhaus und seinem enormen Einf luss auf Kunst und ­D esign des 20. Jahrhunderts zu sehen. Das Bauhaus funktio­ nierte im frühen 20. Jahrhundert wie ein Schmelztiegel der gestaltenden Künste, in dem viele Strömungen der Avant­ garde zusammenf lossen. Die Ausstellung im Vitra Design Museum präsentiert eine große Zahl bisher selten oder nie ge­ zeigter Exponate aus Design, Kunst, Architektur, Fotografie und Film und gibt erstmals einen umfassenden Überblick über den Gestaltungsbegriff des Bauhauses. b i s 2 8 . F e b u ra r 2 0 1 6 „ D a s B a u h a u s – A l l e s i s t D e s i g n“ V i t ra D e s i g n M u s e u m , We i l a m R h e i n

Vitra Design Museum, Frank O. Gehr y, 1989 © Vitra Design Museum, Foto: Thomas Dix

Der skulpturale Bau war das erste Projekt von Frank O. Gehr y in Europa.

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

www. desig n-museum. de


Sonnenschirm mit Frauenbüste auf der Schirmspitze, um 1930 Foto: Greg Gonzalez

Puppen, Karikaturen und Musikautomaten B a s e l u n d U m g e b u n g b i e t e n n i c h t n u r H o c h k u l t u r, s o n d e r n a u c h e i n p a a r „ v e r s p i e l t e“ M u s e e n f ü r d i e g a n z e F a m i l i e

Im Herzen von Basel steht ein Museum, das Kindern (aber auch Erwachsenen) schon von außen Herzklopfen beschert: In den Schaufenstern des Spielzeug Welten Museums Basel tummeln sich Puppen und Teddybären. Im Innern geht es weiter: Auf vier Etagen zeigt das Museum am Barfüsserplatz Puppen und Teddybären aus verschiedenen Ländern und Epo­ chen „lebensnah“ zu kleinen Szenen – in der Schule, beim Autorennen – arrangiert. Diese bezaubernden Inszenierun­ gen sind es, die das Haus so anziehend machen. In großen Vitrinen staunt man vor einer kleinen Welt der Spielzeuge, die die große Welt nachahmt, doch dabei auf einige ihrer un­ angenehmsten Fehler verzichtet. Neben der weltweit größten Sammlung von 2.500 Teddybären gehören zum Schatz des Spielzeug Welten Museums Basel auch Kaufmannsläden, ­M iniaturen und Puppenhäuser, reich an staunenswerten ­k leinen Möbeln, Kochgeschirren und natürlich Spielwaren für die kleinen Bewohner der Spielzeugwelt. Neben den ­Objekten aus der hauseigenen Kollektion zeigt das Museum regelmäßig Sonderausstellungen. Bis Januar sind etwa kunst­ volle Schirme aus dem Atelier von Michel Heurtault zu bestaunen. Historische Sammlerstücke aus dem 18. bis

20. Jahrhundert sind ebenso zu sehen wie elegante Eigen­ kreationen des kleinen Pariser Handwerksbetriebs. Nur einige Gehminuten in R ichtung R heinufer ­entfernt liegt das Cartoonmuseum Basel, das einzige Aus­ stellungshaus in der Schweiz, das sich der satirischen Kunst widmet. Initiiert hat es der Basler Mäzen Dieter Burckhardt, der 1979 die Stiftung Sammlung Karikaturen & Cartoons ins Leben rief. Burckhardts Wunsch war es, seine private Sammlung von ­K arikaturen und Cartoons einer breiten ­Öffentlichkeit z­ ugänglich zu machen. Die Bestände des Car­ toonmuseums Basel werden seit dem kontinuierlich erweitert und umfassen heute rund 4.000 Originalwerke, hinzu kom­ men etwa 2.000 Leihgaben. Die Cartoons und K ­ arikaturen in unterschiedlichsten Techniken stammen von rund 700 inter­ nationalen Künstlerinnen und Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter so bekannte Namen wie Jean-­ Maurice Bosc, Claire Bretécher, Paul Flora, George Grosz, Loriot, H. G. Rauch, R ­ onald Searle, Jean-­Jacques Sempé, Erich Sokol, Tomi U ­ ngerer und viele andere. Regelmäßig ver­ anstaltet das ­C artoonmuseum Basel the­m atische sowie monografische Ausstellungen von Originalwerken.


31 Charlie mit Schlagzeug und Drehorgel © Museum für Musikautomaten, Seewen SO

bis 3 . Apr il 2016 „ Schir me – vom Alltagsobjek t zum Kunstgegenstand “ S p i e l z e u g We l t e n M u s e u m B a s e l www. spiel zeug-welten-museum-basel. ch bis 2 4 . Apr il 2016 „ Joe Sacco. Comics Jour nalist“ Car toonmuseum B asel www. car toonmuseum . ch bis 10. Apr il 2016 „ C h a r l i e u n d F r e u n d e – e i n e H o m m a g e a n F ra n z O e h r l e i n . We r k e d e s d e u t s c h e n A u t o m a t e n b a u e r s F ra n z O e h r l e i n (1 9 3 2 – 2 0 1 3 )“ „ T h e G o l d e n A g e o f t h e J u k e b o x“ Museum f ür Musikautomaten, Seewen

Klangvoll geht es dagegen im Museum für Musik­automaten Seewen zu. Nahe bei Basel im Kanton Solothurn gelegen, be­ herbergt dieses Ausstellungshaus eine der weltweit größten Sammlungen von Schweizer Musikdosen, Plattenspieldosen und mechanischen Musikautomaten aus dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Gründung des Museums geht zu­ rück auf den Privatsammler Heinrich Weiss, der zeitlebens Spieldosen, Uhren mit Musikwerk und me­chanische Musik­ automaten zusammentrug. Seit 1979 wurde die Sammlung in einem privaten Museum präsentiert, 1990 ging sie per Schen­ kung an die Schweizerische Eidgenossenschaft, sprich in staatliche Hände, über. Das Museum für Musik­automaten Seewen, das seit dem Jahr 2000 in einem großzügigen Neu­ bau residiert, ist ein beliebtes Ausflugsziel bei Groß und Klein. ALICE HENKES

Joe Sacco, „Spotlight on the Genius Joe Sacco“, Tusche auf Papier, 2003 © Joe Sacco

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

www. bundesmu seen. ch/musikautomaten


32 Zeitgenössische Kunst in Basel

Eine Sache der Frauen Die zeitgenössische Kunst hat in Basel dem Engagement von Frauen viel zu verdanken. Maja Hoffmann-Stehlin gründete 1933 die Emanuel Hoffmann-Stiftung zur Sammlung von ­Gegenwartskunst. 1940 wurde sie als erste Frau in die Kunst­ kommission der Öffentlichen Kunstsammlung Basel berufen. Ihre Tochter Vera Oeri und ihre Enkelin Maja Oeri setzten ­d iese weibliche Tradition fort, die der Basler Kunstwelt ­weltweit neuartige Institutionen bescherte: das Museum für Gegenwartskunst und das Schaulager.

Was lange Ausnahmecharakter hatte, scheint 2015 ganz nor­ mal: In Basel bekleiden Frauen die Positionen, die für die Kunst der Gegenwart entscheidend sind. Wir stellen sechs von ihnen vor und befragen sie zu ihren Zielen, Strategien und Interessen – in Bezug auf ihre Tätigkeit und auf die Kunst in Basel. Dabei wird deutlich, dass sie zentrale Werte teilen: Transparenz, Offenheit und Kooperativität. Ob diese nun ­t ypisch weiblich sind, mag die geneigte Leserin beurteilen. Wegweisend sind sie allemal.

ARTMAPP: Frau Zimmer, durch den Neubau für das Kunstmuseum Basel verändert sich das Gesicht des traditionsreichen Hauses. Welche Chancen bietet die Erweiterung aus Ihrer Perspektive?

N I NA Z I M M ER , SEI T 201 4 V IZ EDIR EK TOR I N DE S K U NS T M USEU MS BA SE L

Seit 2006 Kuratorin für 19. Jahrhundert/Klassische Moderne am Kunstmuseum Basel, davor tätig an der Hamburger Kunsthalle. 2005 Gastprofessorin für westliche Kunsttheorie an der Korea National University of Art in Seoul, Südkorea, 2002 Gastprofessorin am Seminar für Kunst­geschichte der University of Chicago. 2001 Promotion an der Universität Göttingen mit einer Arbeit über Künstler­kollektive um 1960. 2013 war sie die erste europäische Absolventin des Centers for Curatorial Leadership (CCL), New York/Los Angeles.

Nina Zimmer © Kunstmuseum Basel, Foto: Lucian Hunziker

Nina Zimmer: Mit dem Neubau erhalten wir einen groß­ zügigen R ahmen für die Kunst , der selbst eine hohe ­ä sthetische Qualität besitzt. Neben dem Raum für große Sonder­ausstellungen bieten sich neue Möglichkeiten für die Sammlungspräsentation. Wir gewinnen Fläche, um neue ­A spekte zu zeigen, vor allem im Bereich der Moderne, aber auch im Bereich der jüngeren und jüngsten Kunstgeschichte von etwa 1950 bis 1990. Das bedeutet, dass das Museum für Gegenwartskunst sich nunmehr auf unmittelbar zeitgenös­ sische Kunst von 1990 bis heute konzentrieren kann. Die Abteilung Bildung und Vermittlung kann außerdem neue Räume im Hauptbau beziehen, sodass die Atelierangebote dann nah dran sein werden an der Kunst und eine neue Sicht­ barkeit gewinnen. ARTMAPP: In Basel gibt es neben den etablierten Museen eine rege Szene unabhängiger Kunst- und Ausstellungsprojekte. Welche haben in letzter Zeit Ihr persönliches Interesse geweckt? NZ: Der TANK auf dem Dreispitzareal, vom Institut Kunst der Hochschule für Kunst und Gestaltung (HGK) initiiert, ist vielversprechend gestartet! Bei S.A.L.T.S in Birsfelden habe ich zuletzt eine aufregende experimentelle Ausstellung von Augustas Serapinas gesehen. Auch im Ausstellungsraum Klingental gelingen immer wieder eindrückliche und un­ gewöhnliche Projekte, noch bis 22. November läuft dort „Unterwegs nach Hellissandur“, ein Projekt mit islän­dischen Künstlerinnen und Künstlern.


33 Ines Goldbach, Foto: Nils Fisch

Sabine Himmelsbach © HeK, Foto: Christian Knörr

I N E S G O L D B AC H , S E I T 2 0 1 3 D I R E K T O R I N D E S K U N S T H AU S E S B A S E L L A N D

Zuvor Kuratorin an den Hallen für Neue Kunst in Schaff­ hausen (2007–2013) und Mitarbeiterin der Raussmüller Collection in Basel (ab 2001). Promotion über Jannis Kounellis und die Arte Povera. Neben ihren Jurytätigkeiten, Vorträgen, Mitarbeit und Lehraufträgen unter anderem an den Universi­ täten Freiburg im Breisgau, Uppsala, Rom und Nottingham publiziert sie zu neuer Architektur, Kunst ab den 1960er-Jah­ ren und Gegenwartskunst. S A B I N E H I M M E L S B AC H ,

Ines Goldbach: Ich bin davon überzeugt, dass Kultur zu­ künftig nur im Miteinander entstehen und in die Gesellschaft hineingetragen werden kann. Das Basler Dreispitzareal er­ möglicht uns Synergien mit anderen Institutionen. Bereits am jetzigen Standort haben wir vor wenigen Monaten erfolgreich ein Ausstellungsprojekt zusammen mit dem bereits am ­D reispitz neu etablierten Institut Kunst der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) realisiert. Auch mit dem Haus für elektronische Künste Basel (HeK) gab es bereits Projekte sowie mit dem Radiosender „Radio X“. ARTMAPP: Als Haus für junge Gegenwartskunst ist das Kunsthaus Baselland nicht im Fokus des Massenpublikums. Mit welchen Strategien holen Sie Ihre Besucherinnen und Besucher ab? IG: Generell werden Ausstellungen heutzutage eher im Schnellschritt wahrgenommen. Ich möchte versuchen, dass sich das Publikum für längere Zeit in Ausstellungen aufhält. Dazu gilt es, die Zugänglichkeit und Offenheit der (neuen) Kunst zu vermitteln, aber auch deren „Gebrauchsmög­ lichkeiten“ deutlich zu machen. In diesem Sommer haben etwa Schulklassen ihren Naturkundeunterricht bei uns im ­R ahmen der Einzelausstellung von Lara Almarcegui, die 2013 den spanischen Pavillon auf der Biennale in Venedig bespielt hat, abgehalten. Auch die Bauunternehmer beider Basel haben hier schon getagt – inmitten der Kunst. Das finde ich einen spannenden Ansatz.

SE I T 2012 DI R E K TOR I N DE S HE K ( H AU S D E R E L E K T R O N I S C H E N K Ü N S T E B A S E L)

Zuvor Leiterin des Edith-Russ-Hauses für Medienkunst in Oldenburg (2005–2011), Ausstellungsleitung am ZKM | ­Z entrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe (1999–2005) und Projektleiterin für Ausstellungen und ­begleitende Symposien beim Festival „steirischer herbst“ in Graz (1996–1999). In Vorträgen und Texten arbeitet sie zu Themen der Medienkunst und digitalen Kultur. ARTMAPP: Frau Himmelsbach, das Haus der ­elektronischen Künste Basel (HeK) widmet sich der digitalen Kultur und den neuen Kunstformen im Informationszeitalter. Neben den international angelegten Gruppenausstellungen engagieren Sie sich auch für Schweizer Positionen. Welche betrachten Sie als wegweisend? Sabine Himmelsbach: Wir zeigen digitale und netzbasierte Kunst, aber unser Interesse gilt allgemein der Reflexion des medialen Wandels. Auch wenn Kunstschaffende das Internet heute selbstverständlich als Ressource und Inspirationsquelle nutzen, ist die Kunst nicht zwangsläufig an das digitale Me­ dium gebunden. Interessant ist die Arbeit „H33333333K“ der „!Mediengruppe Bitnik“, die als Kunst-am-Bau-Projekt an ­unserer Fassade entstanden ist. Die Künstler haben einen so­ genannten Glitch, einen Softwarefehler, den man nur aus der Sphäre des Digitalen kennt, auf physisch gebaute Architektur übertragen. Für mich zeigt sich hier gelungen, wie sich Re­a­ lität und virtueller Raum heute gegenseitig durchdringen.

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

ARTMAPP: Frau Goldbach, Sie planen den Umzug des Kunsthauses Baselland auf das Dreispitzareal in Basel. Was versprechen Sie sich davon?


34 ARTMAPP: Der jüngeren Generation ist das ­D igitale quasi selbstverständlich. Allgemein scheint dennoch ein eher konservatives Kunstverständnis vorherrschend. SH: Wir haben tatsächlich ein sehr junges Publikum, das in den Ausstellungen seine aktuelle Lebenswelt widerge­ spiegelt findet und dadurch einen direkten Zugang hat. Meine ­Erfahrung ist, dass die Barrieren allmählich fallen, da Medien­ technologien allumfassend genutzt werden. Um eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen, bieten wir neben den Ausstel­ lungen auch Vermittlungsangebote, die eine selbstbestimmte Teilhabe an Medien und Technologien fördern.

Raum, sie müssen immer bezogen sein auf die aktuelle Situ­ ation. Und das sowohl hinsichtlich der professionellen Anforderungen an die Kunstschaffenden als auch im Bezug auf die kulturpolitischen Vorgaben. ARTMAPP: Der Kunstkredit fördert auch Kunst im öffentlichen Raum. Welche Orte empfehlen Sie, um aktuelle Kunst in Basler Stadtgebiet zu entdecken? KG: In Basel gibt es zwar eine kontinuierliche Praxis von Kunst-und-Bau-Wettbewerben. Die Kunst im öffentlichen Raum fristet aber leider in der Gewichtung und konzep­ tionellen Behandlung durch die öffentliche Hand ein eher stiefmütterliches Dasein. Was in der Stadt an aktueller Kunst zu sehen ist, beruht zum überwiegenden Teil auf privaten Ini­ tiativen. Aktuell ist in Basel ein Aufleben der Streetart- und Urban-Art-Szene zu beobachten. Fährt man mit der 1er-Linie vom Bahnhof SBB Richtung Voltaplatz, so kommt man an ­einer schönen Installation von ASVP aus New York vorbei. Das Projekt wurde vom Artstübli initiiert. Eine weitere ­A rbeit, die ich enorm schätze, ist „Polka“ und „Landler“ von Erik Steinbrecher in der Elisabethenanlage direkt gegenüber des Bahnhofs. Katrin Grögel, Foto: Guillaume Musset

Elena Filipovic, Direktorin, Kunsthalle Basel, 2015, Foto: Zlatko Micic, 2015

K AT R I N G R Ö G E L , S E I T 2 0 1 3 B E AU F T R AG T E F Ü R K U LT U R P R O J E K T E D E R A B T E I L U N G K U LT U R B A S E L - S TA D T U N D L EI T ER I N K U NST K R EDI T

Zuvor wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität ­Basel (2002–2005), am Schaulager Basel (2004–2007) und an der Leuphana Universität Lüneburg (2012–2013). Promotion zur US-amerikanischen Künstlerin Andrea Zittel an der Uni­ versität Basel 2012. Parallel Realisierung freier kuratorischer Projekte und Lehrtätigkeit an Universitäten und Kunsthoch­ schulen in den Bereichen Kunstwissenschaft, visuelle Kultur, Performancetheorie und -geschichte. ARTMAPP: Frau Grögel, die Kunstkreditkommis­ sion entscheidet, welche künstlerischen Positionen und Projekte in Basel kantonale Förderung erhalten. Seit 2012 unterzieht sich der Kunstkredit einer Art Generalüberholung. Gibt es Ä ­ nderungen, die Ihnen besonders wichtig sind? Katrin Grögel: Bei meinem Amtsantritt bin ich in den bereits laufenden Veränderungsprozess eingestiegen. Zu Beginn war mir besonders wichtig, dass wir die unausgesprochenen „Glaubenssätze“ offenlegen – die individuellen oder kollek­ tiven Vorstellungen darüber, was der Kunstkredit ist oder sein soll. Förderkonzepte schweben nicht in einem luftleeren

E L E N A F I L I P OV I C , S E I T 2 0 1 4 D I R E K T O R I N DE R K U NS T H A L L E BA SE L

Zuvor Chef kuratorin am WIELS in Brüssel (2009–2014), co-kuratierte sie die 5. Berlin Biennale (2009) mit Adam ­Szymczyk und zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen mit Künstlerinnen und Künstler wie Anne Teresa De Keers­ maeker, Felix Gonzalez-Torres, Petrit Halilaj, Leigh Ledare, Klara Lidén, Tris Vonna-Michell und Franz Erhard Walther. Sie ist ausgebildete Kunsthistorikerin, deren Doktorarbeit zu Marcel Duchamp von der MIT Press, Cambridge, veröffent­ licht wird.


35 ARTMAPP: Frau Filipovic, Sie haben genau vor einem Jahr die Leitung der Kunsthalle Basel ­übernommen – als erste Frau in über 175 Jahren Institutionsgeschichte! Was machen Sie anders? Elena Filipovic: Die Kunsthalle Basel hat die großartige ­ ra­dition, Kunstschaffende bereits früh in ihrer Karriere zu T präsentieren. Sie stellte immer die Gegenwart aus und das seit 1872! Damit ist sie der ideale Ort, Ausstellungskonventionen aktiv zu überdenken, was die neue Programmausrichtung be­ einf lusste. Die Kunstschaffenden erhalten jetzt mehr Zeit, Projekte zu entwickeln. Eine langfristige Planung lässt unser Publikum früher teilhaben, denn wir wollen ein lebendiger Ort für Kunst sein, wo verständliche Diskussionen zu zeitge­ nössischer Kunst stattfinden. Kooperationen mit der HGK und dem Jugendkulturfestival erreichen ein neues, jüngeres Publikum und lassen eine Atmosphäre entstehen, wo alle Teil der großen Familie von Kunstliebhabern sein können. ARTMAPP: Durch Ihr Programm in der Kunst­ halle lernen wir auffällig viele weibliche Positionen kennen. Gibt es in dieser Hinsicht in Basel Nachholbedarf? EF: Zwar bin ich die erste weibliche Direktorin der Kunsthalle Basel, doch ich habe großartige Kolleginnen in Basel. Es mag etwas dauern, aber langsam gelingt es uns, Einfluss auf die Kultur der Stadt zu nehmen. Die Kunsthalle Basel hat 2015 mit Zhana Ivanova, Anicka Yi, Maryam Jafri und Andra Ursuta bereits vier kraftvolle und gleichzeitig sehr unterschiedliche Künstlerinnen gezeigt. Diese Unterstützung junger weib­ licher Positionen will ich 2016 mit Einzelausstellungen von Marina Pinsky und Anne Imhof fortsetzen.

Kunstvereins (2005–2008) und künstlerische Leiterin der Sala Rekalde, Bilbao (2002–2005). 2005 kuratierte sie für die 50. Biennale in Venedig den zyprischen Pavillon und 2010 war sie kurato­rische Beraterin der 29. Biennale von São Paulo. ARTMAPP: Frau Martinez, seit Sie die Leitung des Instituts Kunst der HGK FHNW übernommen haben, hat sich nicht nur für die Basler Kunst­ studierenden vieles geändert. Die Institution wird sichtbarer und öffnet sich wahrnehmbar. Welches Projekt liegt Ihnen in diesem ­Zusammenhang am meisten am Herzen? Chus Martínez: Natürlich sind mir die Bachelor- und die ­ aster-Ausstellungen sehr wichtig. Es ist großartig, sehen zu M können, wofür sich eine Generation sehr junger Kunst­ schaffender interessiert. Gleichzeitig bieten sie ihnen die erste Chance für einen Dialog mit dem Publikum. Eine weitere Möglichkeit, zu sehen, welche Ziele wir mit dem Institut ­verfolgen, ist der TANK. Der TANK ist ein ungewöhn­licher ­Ausstellungsraum, wo man nicht nur neue Kunstwerke sehen, sondern auch nachvollziehen kann, mit welchen T ­ hemen und Fragen wir uns hier beschäftigen. Das Konzept des offenen ­I nstituts, andere zu treffen und den Dialog mit unter­ schiedlichen Gemeinschaften in und außerhalb der Stadt auszubauen, ist für alle Beteiligten bereichernd. ARTMAPP: Was sind Ihrer Ansicht nach die ­besonderen Bedingungen, die Basel jungen ­Kunstschaffenden bietet? CM: Basel ist eine erstaunliche Stadt. Es gibt nicht nur eine ­u nglaubliche Museumslandschaft, sondern auch viele sehr unterschiedliche Projekträume und einen enormen Zustrom interessanter Kunstschaffender und Fachleute aus der ­Kunstwelt. Diese Bedingungen sind selten, insbesondere bei einer Stadt dieser Größe. Darüber hinaus ist die Nähe zu Frankreich und Deutschland für die Kunstszene ein geogra­ fischer Glücksfall, den es auszunutzen gilt – da sind wir noch ganz am Anfang!

Die Inter views f ür A RT M A PP

CHUS MARTÍNEZ , SEIT 201 4 LEIT ER IN DE S I NS T I T U T S K U NS T DE R HOCHSCH U L E F Ü R G E S TA LT U N G U N D K U N S T ( H G K ), FAC H H O C H S C H U L E N O R DW E S T S C H W E I Z ( F H N W )

Zuvor Chef kuratorin des Museo del Barrio in New York, Leiterin der kuratorischen Abteilung der „dOCUMENTA (13)“ und Chefkuratorin am MACBA – Museu d’Art Contem­ porani de Barcelona (2008–2011), Leiterin des Frankfurter

Chus Martínez, Foto: Alberto Gamazo

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f ühr te Stefanie Br ingezu.


Kunststück Basel. Die Kulturstadt für Geniesser

© Basel Tourismus

Basel gilt gemeinhin als Kulturhauptstadt der Schweiz. Und das kommt nicht von ungefähr, begegnet einem Kunst doch auf Schritt und Tritt, sei es beim Flanieren durch die schöne Altstadt oder beim Besuch in einem der nahezu 40 Museen. Allein die schiere Fülle unterstreicht, dass Basel keine Stadt ist, die Museumsliebhaber auf die Schnelle entdecken können. Mit ihren unterschiedlichen Themenbereichen ­bieten die Häuser etwas für jeden Geschmack und haben t­ eilweise sogar internationale Bekanntheit erlangt. Hinzu kommen die un­ zähligen, über die ganze Stadt verteilten Galerien. Und auch die vielen hochkarätigen Veranstaltungen, die hier alljährlich stattfinden, unterstreichen den Ruf Basels als kultureller Hotspot. Dank der Art Basel ist die Stadt jeweils im Juni der wichtigste Treffpunkt der internationalen Kunstszene. ­Zudem verfügt die Stadt über eine lebendige Theater- und Musikszene. Aber auch in punkto Savoir-vivre hat Basel einiges zu bieten. Die einzigartige Lage im Grenzgebiet zu Frankreich und Deutschland zeigt sich besonders in der Abwechslung und der Spitzenqualität auf dem Speisezettel. Für Fein­ schmecker lohnen sich zudem Ausflüge in die benachbarten Kantone Basel-Landschaft oder Solothurn, ins Elsass oder ins ­Ba­dische. Ob einem der Sinn nach gutbürgerlicher Küche, ­e xquisiter Haute Cuisine oder exotischen Spezialitäten steht – die Gastronomie in Basel und Umgebung lässt keine ­Wünsche offen.

F O N DAT I O N B E Y E L E R

Von Monet, Cézanne, van Gogh über Picasso, Matisse, Klee, Giacometti zu Warhol, Bacon sowie Stammeskunst aus Afri­ ka, Alaska und Ozeanien: Die berühmte Sammlung Beyeler vereint rund 250 Meisterwerke der Kunst aus dem 20. Jahr­ hundert mit dem Schwerpunkt Klassische Moderne. Im Jahr 1997 wurde das Museum eröffnet, das Museumsgebäude ist das Werk von Stararchitekt Renzo Piano. Die Fondation Beye­ ler verdankt ihre besondere Anziehungskraft der Verbindung der bedeutenden Sammlung mit einer faszinierenden Muse­ umsarchitektur und Landschaft sowie den wechselnden Ausstellungen auf höchstem internationalem Niveau.

K U NST M USEU M BA SEL

Mitten in der Stadt finden Sie im Kunstmuseum Basel eine umfangreiche Sammlung mit Werken von Witz über Holbein bis Rothko. Der Hauptbau ist wegen Sanierungsarbeiten noch bis im April 2016 geschlossen, umfangreiche Bestände der ­Öffentlichen Kunstsammlung sind aber im Museum für Ge­ genwartskunst und im Museum für Kulturen Basel zu sehen. Mitte April 2016 öffnet der Hauptbau zusammen mit einem neuen Erweiterungsbau der Basler Architekten Christ & Gan­ tenbein wieder seine Tore.

K U NS T & DE SIGN M USE E N BA SE L

M U S E U M T I N G U E LY

Bei der aussergewöhnlichen Museumsdichte mit rund 40 Mu­ seen sind es besonders die vier weltberühmten Häuser Fondation Beyeler, Kunstmuseum Basel, Museum Tinguely und Vitra Design Museum, die besonders herausragen.

Das Museum Tinguely, direkt am Rhein errichtet vom ­ essiner Architekten Mario Botta, beherbergt die grösste T Werksammlung von Jean Tinguely (1925–1991), einem der innovativsten und wichtigsten Schweizer Künstler des


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Fondation Beyeler, Blick in den Monet-Saal, Sommer 2013, © 2013 Ellsworth Kelly, Foto: Serge Hasenbühler

20. Jahrhunderts. Die permanente Ausstellung zeigt einen vier Jahrzehnte umfassenden Überblick seines Schaffens. ­Ausserdem finden regelmässig Sonderausstellungen statt, die ausgehend von Tinguelys Ideen ein weites Spektrum von Künstlern und Themen des 20. und 21. Jahrhunderts vorstellen.

bis 2 1. Febr uar 2016 „ C é z a n n e b i s R i c h t e r.“ Meister werke aus dem Kunst museum Basel M U S E U M F Ü R G E G E N WA R T S K U N S T bis 28. Febr uar 2016 „ B a u h a u s # a l l e s i s t d e s i g n“ V I T R A DE SIGN M USEU M

V I T R A DE SIGN M USEU M 19. Apr il bis 18 . September 2016

AU S S T E L L U N G S H I G H L I G H T S 2 0 1 5 / 1 6 bis 10. Januar 2016 „ Auf der Suche nach 0, 10 – Die le t z te f ut ur i st i sche Au sstellung de r Male re i “ 31. Januar bis 08. Mai 2016 „ Jean Dubuf fet – Metamor phosen der Landschaf t“ F O N DA T I O N B E Y E L E R bis 2 2 . Januar 2016 „ B e n Va u t i e r. I s t a l l e s K u n s t ? “ M USEU M T I NGU E LY

„ Sc ulpt ure on the Move 19 46 – 2016. D i e g ro s s e S o n d e ra u s s t e l l u n g z u r E rö f f n u n g d e s e r w e i t e r t e n K u n s t m u s e u m s B a s e l .“ KUNSTMUSEUM BASEL

I H R AU S S T E L L U N G S B E S U C H

Verbinden Sie Ihren Besuch der vier renommierten Kunst­museen mit einer Städtereise in die Stadt am Rheinknie und profitieren Sie von unserem attraktiven Pauschalarrangement. Das Art & Design Special umfasst eine Übernachtung in der gewählten Hotelkategorie, ein Mobility Ticket, welches die kostenlose Benutzung aller öffentlichen Verkehrsmittel ­e rmöglicht sowie einen Basel Art Pass, mit dem Sie freien Eintritt während 48 Stunden in die Sonderausstellungen und Sammlungen der Art & Design Museen Basel erhalten. Buchen Sie Ihren Aufenthalt unter +41 (0)61 268 68 68 oder www.basel.com.

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

Das Vitra Design Museum zählt zu den führenden Design­ museen weltweit. Es erforscht und vermittelt die Geschichte und Gegenwart des Designs und setzt diese in Beziehung zu Architektur, Kunst und Alltagskultur. Im Hauptgebäude von Frank O. Gehry präsentiert das Museum jährlich zwei grosse Wechselausstellungen. Begleitend dazu werden unterschied­ liche Workshops und Führungen angeboten.


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GALERIE HENZE & KETTERER & TRIEBOLD

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IN SEARCH OF 010 – THE LAST FUTURIST EXHIBITION OF PAINTING 4. 10. 2015 – 10. 1. 2016 BLACK SUN 4. 10. 2015 – 10. 1. 2016 JEAN DUBUFFET 31. 1. – 8. 5. 2016 ALEXANDER CALDER AND FISCHLI / WEISS 29. 5. – 4. 9. 2016 DER BLAUE REITER 4. 9. 2016 – 15. 1. 2017

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Foto: Mark Niedermann

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40 Annet te Hof fmann

Galerien in Basel Um die 40 Galerien gibt es in Basel, 15 von ihnen sind in der Vereinigung „Galerien in Basel“ organisiert. Hinzu kommen noch die Offspaces, die eine wichtige Rolle als Trendsetter und in der Nachwuchsförderung übernehmen. Auch wenn die Szene nicht ganz so international ausgeprägt ist wie die von Zürich – die beiden Städte verbindet ein mit ironischem Unterton geführtes Konkurrenzverhältnis –, so sind die Bas­ ler Galerien doch vielfältig und immer für Entdeckungen gut. Wir haben Walter Schelble (Galerie Graf & Schelble), Nicolas Krupp (Galerie Nicolas Krupp. Contemporary Art) und Stefan von Bartha (Galerie von Bartha) stellvertretend um ein State­ ment zum Galeriestandort Basel gebeten. www. k unst inbasel. ch

WA LT E R S C H E L B L E , GA L E R I E GR A F & SCH E L BL E

Galerien sind Orte, wo Kunstwerke Zugang zur Öffentlich­ keit erhalten, wo Produktion und Rezeption sich treffen können, es sind Vermittlungsorte. Die Galeristinnen und ­Galeristen ziehen als Mittler Kunstliebhaber und Vertreter aus Institutionen und Museen an. Sie zeigen die Arbeiten der Kunstschaffenden, erläutern und beraten. Die einen Galerien befassen sich mit der Szene der Region, andere bringen aus ­a nderen Weltgegenden Arbeiten nach Basel. So begegnen Kunstschaffenden hier ebenso ihnen fremde Arbeiten, sodass auch Kontakte über weite Räume ermöglicht werden. Seit Jahren befindet sich die Geschäftsstelle der ­Ver­einigung „Galerien in Basel“ bei mir. Die Organisation ­unterhält verschiedene Plattformen: Wir geben ein Faltblatt mit den Ausstellungsterminen von Galerien und Kunstmuse­ en heraus, schalten gemeinsam Inserate in Fachzeitschriften, betreiben eine Website, organisieren gemeinsame Veranstal­ tungen. Diese gemeinschaftlichen Auftritte ermöglichen den Mitgliedern eine vergleichsweise kostengünstige und wirk­ same Präsenz in der Öffentlichkeit. Dass die Region Basel über ein hoch entwickeltes ­B ildungs- und Kulturangebot verfügt, ist ein wichtiges ­Moment für die Attraktivität dieses Lebens- und Wirtschafts­ raumes. Alle Äußerungsformen der Kunst genießen einen hohen Stellenwert. Dies schätzt neben der internationalen Bewohnerschaft unserer Region auch eine stetig wachsende Zahl von Kulturtouristen, die oft nicht nur die Museen und die Messen besuchen wollen. Für Galerien bieten sich in Basel so vielfältige Möglichkeiten für Kontakte. w w w . g ra f s c h e l b l e . c h

Fotos: die Galerien


N I C O L A S K R U P P,

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G A L E R I E N I C O L A S K R U P P. C O N T E M P O R A RY A R T

I N S - CH A N F U N D BA SEL

Der Raum in S-chanf (Engadin) ist mehr ein Projektraum, in welchem wir unseren Künstlerinnen und Künstlern die Mög­ lichkeit geben, ein komplett „freies“ Projekt zu verwirklichen. Frei heißt hier auch, frei von kommerziellen Aspekten. Der Raum ist architektonisch sehr besonders, unser Basler ­Standort ist dagegen eine eher klassische Galerie mit Ausstel­ lungsfläche, Showroom, Office, Lager und Anlieferung. Doch auch dieser Raum ist für die Schweiz außergewöhnlich, da wir eine ehemalige Garage zur Galerie umfunktioniert haben. Hier haben wir bedeutend mehr Platz als im Engadin und der Hauptteil des Galerieprogramms wird hier ausgeführt. Es war uns sehr wichtig, unseren Künstlerinnen und Künstlern zwei komplett unterschiedliche Konzepte anzubieten. Beide Räu­ me sind auf ihre Weise einmalig und damit stellen sie jeweils spezielle Herausforderungen an unsere Künstler. S-chanf ist ein Saisonbetrieb und wir treffen dort unsere Sammler, Freunde und Künstler in einem viel entspannteren Rahmen als in Basel. Basel ist für die Art Basel top und wenn das Kunst­ museum, die Fondation Beyeler oder das Schaulager Ausstellungen eröffnen, erfreuen auch wir uns an sehr viel ­P ublikum. Die Lage der Stadt ist perfekt, wir finden hier eine fantastische ­Situation gegenüber den Sammlern vor. www.vonbar tha. com

www. nicolask r upp. com

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

S T E FA N VO N B A R T H A , G A L E R I E VO N B A R T H A M I T S TA N D O R T E N

Als ich vor 15 Jahren die Galerie eröffnet habe, umgab Zürich bereits der ­Nimbus der zeitgenössischen Galerienszene in der Schweiz. Heute ist diese Dominanz noch ausgeprägter, den­ noch bin ich überzeugt, mit Basel die r­ ichtige Wahl getroffen zu haben. In Großstädten kann man immer wieder beobach­ ten, wie sich Galerien absetzen, um sich bewusst dem Cluster zu ­entziehen. Wenn andere mitziehen, kann durchaus ein neues Galeriezen­t rum entstehen. Leider hat das in Basel ­bisher nicht funktioniert. Aber zum Glück gibt es im Zeitalter des Internets keine Standortnachteile mehr. Ich glaube nicht, dass eine Galerie zwingend interna­ tional aufgestellt sein muss, um bestehen zu können. Eine rein nationale Ausrichtung wäre aber ungleich viel anspruchs­ voller, insbesondere in einem relativ kleinen Land wie der Schweiz. Eine internationale Diversifikation ergibt deshalb durchaus Sinn. Das erweitert den Horizont, vergrößert das Zielpublikum und hilft, die Galerie weiterzuentwickeln. Die Art Basel übt auf die Basler Galerienszene keinen Effekt aus, ­weder im positiven noch im negativen Sinn. Das ist aber auch nicht die Auf­gabe der Art Basel. In den vergangenen 45 Jahren seit der Gründung der Messe hat sich die Basler ­Galerienszene zwangsläufig verändert. Attraktiver scheint der Galerienstandort Basel aber nicht geworden zu sein, den­ noch hat er ein paar Highlights hervorgebracht. Im Übrigen lässt sich mit der beste­henden Aufteilung „weltbeste Kunst­ messe“ in Basel und „bedeutendste Schweizer Galerien“ in Zürich innerhalb eines Radius von weniger als 100 Kilo­meter gut leben.


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Hebel _121 – Der et was andere Projektraum

DANGER! M a n c h m a l w e rd e n Trä u m e w a h r – w e n n m a n s i e l ä s s t .

So einfach ließe sich die Geschichte des Kunstraums ­ ebel_121 in Basel beschreiben. Wenn man Gerda Maise, H die den Raum seit 1998 betreibt, zuhört, dann ist man je­ denfalls voll drin in ihrem Traum von einem Ort, an dem es um die Kunst und um nichts als die Kunst geht. Schon 1985 hat sie gemeinsam mit ihrem Partner und Mitstreiter Daniel Göttin die ehemalige Bäckerei in der Hebel­ straße/Ecke St. Johanns-Ring bezogen. Was zunächst als etwas exzentrischer Wohn- und Arbeitsraum für die beiden Künstler gedacht war, in dem Kunst und Leben eine Einheit bilden sollten, wurde 1998 durch eine Reihe von Zufällen zu einem der internationalsten Kunsträume der Region. Als der von Galerien in Deutschland und Japan organisierte Ausstel­ lungsaustausch von Daniel Göttin und einem japanischen Künstler zu scheitern drohte, beschlossen Gerda Maise und er kurzerhand, ihren eigenen Kunstort im ehemaligen Bäckerla­ den zum Ausstellungsraum umzubauen. Der Austausch konnte stattfinden und war der Beginn eines konsequenten Ausstellungsprogramms, das im Bereich der konstruk­ tiv-konzeptuellen Kunst anzusiedeln ist. Künstler aus ganz Europa, den USA, Australien, Mexiko und Japan waren in den letzten Jahren zu Gast im Hebel_121. Viele von ihnen betrei­ ben ihrerseits einen Ausstellungsraum, in dem dann Gerda Maise oder Daniel Göttin ausstellen. Vor allem aber müssen die eingeladenen Künstler Ar­ beiten speziell für den Ausstellungsraum des Hebel_121 realisieren, für die Zeit des Aufbaus erhalten sie freie Logis mit Familienanschluss. Immer geht es um den Austausch – von Ideen, Konzepten, Räumen, Weltanschauungen. Zu überse­ hen ist Hebel_121 nicht. Das Eckladenlokal mit den beiden großen Fensterseiten ist von Weitem sichtbar, sogar nachts

Gerda Maise und Daniel Göttin, 2004, bei der Arbeit am „Pakenham Wallpainting“ für „AC4CA“ in Fremantle, Australien


45 Cécile Andrieu, „Dans l’ombre des mots“, 14. März bis 16. Mai 2015, Hebel_121, Basel © Foto: Daniel Göttin

sind die Ausstellungen durchs beleuchtete Schaufenster zu betrachten. Ein Schild allerdings gibt es nicht. Nur ein kleines „121“ in Neonleuchtziffern hängt im Oberlicht der Tür. Vier Ausstellungen im Jahr gibt es und eine Weih­ nachtsausstellung, für die Gerda Maise und Daniel Göttin alljährlich eine neue Kleinstedition von handbedruckten T-Shirts und Multiples auflegen. Sie sind zum Preis von je 50 Franken zu erwerben. Der Erlös dient dazu, die Kosten der Ausstellungen zu decken.

O F F S PAC E - F E S T I VA L B A S E L

KIM BEHM

bis 6. Dezember 2015 „ Σ“ Villa R enata, Basel www. summe. x yz bis 26. Dezember 2015 „ H _ 1 2 1 – T- S h i r t s , M u l t i p l e s , A c c ro c h a g e“ www. hebel 1 2 1 . org

„W H AT ’ S I N A N A M E ? Z U R L AG E D E S P R O J E K T R AU M S “

deuxpiece im Gespräch mit Manuel Wischnewski (Neue Berliner Räume, Autor von „On the End of the Project Space – A Draft for a Possible New Beginning“) und Gabriel Flückiger (Kollektiv Bern, Forschungsprojekt Off OffOff Of?, HSLU). Offspace, Projektraum, espace d’art indépendant – wie ­unterscheidet sich solch ein Raum von sonstigen Räumen der Kunst? Wie lautet der Anspruch, wie sind die realen ­B edingungen? Und wie werden die Widersprüche ­verhandelt? Aus unterschiedlichen Perspektiven wollen wir zur aktuellen Lage und dem utopischen Potenzial des Projektraums diskutieren. Sonntag, 15 . November 2015 , 1 4 Uhr V i l l a R e n a t a , S o c i n s t ra s s e 1 6 , B a s e l www. deu x piece. com

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

Hebel_121 ist auch bei der ersten gemeinsamen Präsentation der über 20 Basler Projekträume in der Villa Renata beteiligt. Diese vom Künstler-/Kuratorenkollektiv Dr. Kuckucks Lab­ rador initiierte Ausstellung soll unter dem Titel „ Σ“– sprich Summe – die Vernetzung der hiesigen Kunsträume intensi­ vieren und ihre Relevanz für das kulturelle Leben in der Stadt Basel sichtbar machen. Die mitwirkenden Kunsträume sind neben dem ­H ebel _ 1 2 1: A Roland for an Oliver, Ausstellungsraum ­K lingental, BBLACKBOXX, Deli Projects, Depot Basel, deuxpiece, DOCK, Dr. Kuckucks Labrador, flatterschafft, Fro, invitro, PIB – Pataphysisches Institut Basel, Kaskaden­ kondensator, Kunsthalle Kleinbasel, Oslo 10, S.A.L .T.S., Schwarzwaldallee, Villa Renata, ZIP. Ein vielf ältiges ­R ahmenprogramm mit Vorträgen, Diskussionsforen, Perfor­ mances und Konzerten begleitet die Ausstellung.


46 Dreiländereck Schweiz, Deutschland, Frankreich

Regionale 16 Spätestens ab Anfang November werden in den meisten Kunsthäusern zwischen Basel und Straßburg die Aus­ stellungen abgebaut, um Platz zu schaffen. Die Plakate im Corporate Design der jeweiligen Institutionen verschwinden aus den Stadtbildern und werden ersetzt durch schlichte ­A nkündigungen, die ein großes, graues „R“ mit diagonalem Balken zeigen. Plötzlich prangt es in Freiburg an der Tür des Kunstvereins, im Entrée des Kunsthauses Baselland, in der Kunsthalle Mulhouse und an 16 weiteren Kunstorten in der Nordwestschweiz, in Südbaden und im E ­ lsass. Das „R“ über­ nimmt die Regie am Rhein. Doch auch wenn das im ­ersten Moment so wirkt, als verwandle sich hier eine lebhafte Kunstlandschaft püntktlich zum Spätherbst in eine unifor­ me Tristesse – das Gegenteil ist der Fall. Die „Regionale“, für die das „R“ wirbt, ist heute wahrscheinlich das welt­ weit größte regelmäßige Ausstellungsprojekt in Sachen künstlerischer Grenzüberschreitungen. Nirgendwo lässt sich derart ­kompakt und umfassend zugleich ein Überblick über das aktuelle Kunstschaffen einer über mehrere Länder verteilten Region gewinnen.

Her vorgegangen ist die „ Reg ionale“ aus der bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Tradition der Weih­ nachtsausstellungen in den Schweizer Kunsthallen und Kunstvereinen, zu denen lokale Kunstschaffende ihre Werke noch persönlich vorbeibrachten, um dort eine strenge Jury über ihre Aufnahme in die vorweihnachtliche Petersburger Hängung entscheiden zu lassen. Auf Initiative von Peter ­P akesch, dem ehemaligen Direktor der Kunsthalle Basel, spannten zur Jahrtausendwende dann erstmals mehrere ­Kunstinstitutionen der Stadt und Umgebung von Basel zu ­e iner gemeinsamen Schau zusammen. Ziel des Experi­ ments war laut Pakesch der Brückenschlag zwischen den unterschiedlichen Kunstszenen in der Region – und zwar unter ausdrücklicher Missachtung der geografisch-politi­ schen Grenzen und der Gräben zwischen den Generationen. Das Konzept ging auf. Jahr für Jahr kamen neue Kunstorte dazu – zunächst im Basler Umland, später dann auch in Frei­ burg im Breisgau, Weil am Rhein, Strasbourg, Hégenheim und M ­ ulhouse. Und mehr noch: Im Lauf der Nullerjahre ­w urde die „Regionale“ auch in anderen Ländern zum „Role ­M odel “ institutioneller Kooperationen zur Förderung ­regionaler Szenen.

Kunsthaus Baselland, Angelika Schori, Detail, 2015, Foto: © Jimi Billingsley


47 Ausstellungsraum Klingental, Muda Mathis und Sus Zwick, Video „Olga und Olga und die koreanische Großmutter, die verschlungenen Wege nach Sachalin“

Ende November eröffnet die trinationale Superschau nun zum 16. Mal. Und sie wird dann die größte in ihrer ­Geschichte sein. Erstmals dabei sind das Centre Européen d’Actions ­A rtistiques Contemporaines, kurz: CEAAC, und die Fotogra­ fie-Plattform „Stimultania“ in Straßburg. Mit der Teilnahme des Hauses der elektronischen Künste Basel in neuen Räumen und dem Debüt des Kunstraums Florenz rückt zudem auch das Bauerwartungsgebiet der Kreativkultur am Basler Drei­ spitzareal in den Fokus der „Regionale“. In der Kunsthalle Basel machen sich die eingeladenen Künstler – passend zur pa­ rallel stattfindenden Ausstellung in der Fondation Beyeler – auf die Suche nach Kasimir Malewitschs „Schwarzem Quad­ rat“ in Zeiten des Smartphones, im Freiburger E-Werk fragt das Kuratoren-Duo nach dem ganz privaten Leben mit der Kunst, in den Hallen von FABRIK­c ulture in Hégenheim geht es um Lebenslügen und im Kunsthaus Baselland um das künstlerische Potenzial des Lichts. Eines ist schon heute si­ cher: Nach diesem Marathon durch die Region wird es wie immer sein. Irgendwann steht man erschöpft vor einer der Türen, an denen die Plakate hängen, geblendet von so viel Kunst – und plötzlich fällt ­einem auf, dass dieses „R“ mit dem diagonalen Balken auch ein durchgestrichenes P sein könnte. Wie „Provinzialität unerwünscht“. DIETRICH ROESCHMANN

26. November 2015 bis 3. Januar 2016 „ R egionale 16“ www. reg ionale. org . 28 . November 2015 , ab 2 1. 20 Uhr „ R e g i o n a l e“ - P a r t y G a r e d u N o rd , B a s e l

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

Heute ist aus der Idee ein trinationales Netzwerk geworden und eine Megaschau mit 19 Standorten, die in Fragen künstle­ rischer und thematischer Vielfalt, der Bandbreite und Aktualität kuratorischer Konzepte und des grenzüberschrei­ tenden Austauschs zwischen den Akteuren des Kunstbetriebs ihresgleichen sucht. Auf einer Aus­stellungsfläche von insge­ samt 7.000 Quadratmetern – was den Ausmaßen von Kunst-Supertankern wie dem ZKM in Karlsruhe oder dem Frankfurter Städel entspricht – präsentieren hier mittlerweile rund 200 Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten, die von den Jurys der beteiligten Häuser nach Sichtung von jährlich 600 bis 700 eingereichten Dossiers ausgewählt und in einem stillen Wettbewerb um das präziseste, ausgefallenste oder niederschwelligste Ausstellungskonzept kuratiert wurden. Die Kunstschaffenden profitieren von der Sichtbarkeit. Aber auch das Publikum ist dankbar für dieses Angebot. Nicht zu­ fällig zählen manche Häuser allein in den vier Wochen der „Regionale“ mehr Besucher als im gesamten übrigen Jahr zu­ sammen – auch wenn die schiere Menge der gezeigten Kunst das eigentliche Anliegen der Schau immer wieder ad ab­ surdum zu führen droht und der konzentrierte Blick auf das Kunstschaffen vor der eigenen Haustür von Jahr zu Jahr er­ neut in rauschhafte Überforderung mündet. Ein Grund dafür ist die produktive Unvorhersehbarkeit dieses deutsch-schwei­ zerisch-deutsch-französischen Kunst-Clashs, der einen guten Teil seiner Attraktivität dem oft überraschenden Auf­ einandertreffen unterschiedlichster künstlerischer und kuratorischer Haltungen von Szenen verdankt, die kaum mehr als ein paar Autominuten und eine offene Grenze vonei­ nander trennt. Bernadette Hauert, Leiterin des Kultur- und Kunst-Departments bei der Bildungs-, Kultur- und Sport­ direktion des Kantons Basel-Landschaft, sieht darin eine Kernaufgabe der „Regionale“: „Sie ermöglicht uns, affin zu sein für das, was unsere Nachbarn einige Kilometer jenseits der Grenze berührt, erhitzt oder kalt lässt”, schreibt sie im Grußwort zur diesjährigen Ausgabe. Wenn man Kunst und Kultur als elementare Triebkräfte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt begreife, dann sei die „Regionale“ dafür das beste Beispiel.


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A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L

O b e r l a n d s t ie g 19 03 a ls Pa r t n e r b ei ein e r B ei „ra dius 39 “ is t die I d e e Ko n z e p t.


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Kloster Schönthal

Wo die Kunst am Wiesensaum wächst Geschichte, Nat ur und Kunst verbinden sich im schwei zer ischen Kloster Schönthal

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L U M L A N D

i n b e s o n d e r e r We i s e . E i n i d e a l e r O r t f ü r e i n l a n g e s Wo c h e n e n d e .

Wenn die Sonne untergeht, hebt unter den drei Linden des Schönthalköpf lis Walter Fähndrichs „Musik für die Däm­ merung“ an. Die Komposition erweckt den Eindruck, die Klänge würden vom Raum selber hervorgebracht. Enger kann Kunst sich wohl kaum mit Landschaft verbinden. Kurt ­Sigrists Unterstand hingegen, ursprünglich für eine urbane Umgebung geplant, sieht aus wie ein Bushaltestellen­ häuschen, das sich in die lauschig grüne Senke am Bachlauf verirrt hat, oder wie ein verwegen moderner Geräteschuppen. Die Bronzen von N ­ icola Hicks erinnern währenddessen an ­M ärchen- und Mythen­f iguren, die geradewegs aus dem ­Unbewussten des Spaziergängers in den Halbschatten des Waldes gesprungen zu sein scheinen.

Kunst unter freiem Himmel zählt mittlerweile zu den Musts, die sich fast jeder Ort, fast jede Region leistet. Zu­ meist im Sommer tummeln sich in zahllosen Parks und Gärten ­a llerlei Skulpturen. Im Kloster Schönthal im Kanton ­B asel-Landschaft indes wächst seit dem Jahr 2000 ein ­Skulpturenpark, in dem die Kunst auf die weiche, abwechs­ lungsreiche Hügellandschaft abgestimmt ist und mit den Wiesen, Wäldern, den Hügeln und Senken buchstäblich „verwächst“. Das Kloster Schönthal, in der Juralandschaft an der Grenze zum Kanton Solothurn gelegen, wurde 11 46 erst­ mals urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten ­w echselte das schmucke Gebäudeensemble mehrfach


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­ esitzer und Funktion: 1841 erwarb der Basler Bankier B ­Merian das Wohnhaus als Sommerresidenz. 1967 stellte der Kanton Basel-Landschaft die Kirche dann unter Denk­ malschutz und im Jahr 2000 wurde die Stiftung gegründet, die das ehemalige Kloster inzwischen in einen lebendigen Kulturort transferiert hat. Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz und aller Welt entwickeln seither ortsspezifische Skulpturen für den Park des Anwesens. Zuvor machen sie sich jeweils mit dem Kloster, seiner Geschichte, seiner Landschaft vertraut. ­Gemächlich wächst die Sammlung, die zurzeit aus 31 Werken von 22 Kunstschaffenden besteht. Der Skulpturenpark ist ­übrigens ganzjährig zugänglich und – angemessene Beklei­ dung vorausgesetzt – auch im Winter oder an feuchttrüben Tagen ein echtes Erlebnis. Neben der permanenten Installation der Skulpturen im Park zeigt das Kloster Schönthal wechselnde Sonder­ ausstellungen – in der Klosterkirche, in der Galerie im Abtsaal, aber auch draußen, inmitten des Skulpturenparks. Mit Kunst bestückt sind auch die individuell und ge­ mütlich gestalteten Gästezimmer der kleinen Herberge, die zum Kloster Schönthal gehört. Die Zimmer stehen sowohl

links: Ansicht einer Weide beim Kloster Schönthal, mit Nigel Halls Stahlskulptur „Soglio“

oben: der sogenannte Christophorussaal im oberen Stockwerk der Klosterkirche

Hamish Black, „YP 1“, 1998, Messing

Fotos: Heiner Grieder

Seminarteilnehmenden, aber – bei Buchungen ab zwei Näch­ ten oder Zimmern – auch individuell reisenden Gästen zur Verfügung. Wer sich hier in das Bild an der Wand über dem Bett verliebt, kann es direkt kaufen. Der Erlös geht an die ­Stiftung „Sculpture at Schoenthal“. Für das leibliche Wohl der Klosterbesucher sorgen Produkte vom Bauernhof. Und sollten die Zimmer der Herberge einmal ausgebucht sein, so ist das Team vom Kloster Schönthal gern dabei behilf lich, ­Unterkunft in Hotels oder Gasthöfen in der nahen Umgebung zu finden. ALICE HENKES

2 1. November 2015 bis 2 4 . Apr il 2016 Got t f r ied Honegger „ Keim zellen. Das Fr ühwerk “ in de r Kloste rk irche Kloster Schönthal 1 1 45 bei Langenbr uck, Baselland www. schoenthal. ch


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Aargauer Kunsthaus Aarau

Klassik und Moderne

Das Aargauer Kunsthaus zählt zu den renommiertesten Aus­ stellungshäusern der Schweiz. Um den Jahreswechsel ist hier junge Kunst aus dem Kanton Aargau zu sehen. Ein jähes „Splash“ barst grau aus einer Farbwelle ­heraus. Ein fettes blaues „Whamp“ tropfte gelb über die Lein­ wand. Eine der herbstlichen Ausstellungen, die bis Mitte November im Aargauer Kunsthaus zu sehen waren, zeigte Bil­ der und Videos des in Genf aufgewachsenen und in London lebenden Künstlers Christian Marclay, der sich in seinem Werk intensiv mit Musik, Kunst und Populärkultur auseinan­ dersetzt. Mit Marclay präsentierte Madeleine Schuppli, die Direktorin des Aargauer Kunsthauses, einen international ­renommierten Künstler. Zeitgleich war im Untergeschoss des Hauses eine thematische Ausstellung unter dem Titel „Nacht­ bilder“ zu sehen, für die Kurator Thomas Schmutz Arbeiten aus der hauseigenen Sammlung mit einigen Leihgaben zu ­einer thematisch dichten Schau ergänzt hatte, die verschie­ denste Techniken und Stilepochen von der Romantik bis zur Gegenwart vereinte. In der Ausstellungsreihe „Caravan“ wa­ ren parallel dazu abstrakte Arbeiten der jungen Künstlerin Kyra Tabea Balderer zu sehen. Dieser Ausstellungsmix spie­ gelt die Ausrichtung des Aargauer Kunsthauses, das dem regionalen und nationalen Kunstschaffen ebenso verpflichtet ist wie den Tendenzen der internationalen Kunstszene. Das Aargauer Kunsthaus zählt zu den wichtigsten ­Museen der Schweiz. Die Bedeutung des Hauses fußt sowohl auf seinen Ausstellungen zur Gegenwartskunst wie auch auf seiner Sammlung, die als eine der renommiertesten öffent­ lichen Kollektionen von Schweizer Kunst vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart gilt. Zu den Schwerpunkten dieser Sammlung gehören Werke von Caspar Wolf, Johann Heinrich Füssli und Arnold Böcklin. Die frühe Moderne ist mit

zentralen Arbeiten von Ferdinand Hodler und Cuno Amiet vertreten. Schweizer Expressionisten und Dadaisten gehören ebenso in die Bestände wie die Zürcher Konkreten um Max Bill, die Abstraktion der Nachkriegsjahre und Werke zeit­ genössischer Kunstschaffender wie Ugo Rondinone, Thomas Hirschhorn und Mai-Thu Perret. Getragen wird das Haus vom Aargauischen Kunstver­ ein, der bereits 1860 gegründet wurde und damit heute einer der ältesten, aber auch einer der größten Kunstvereine der Schweiz ist. Von ihm ins Leben gerufen, residiert das Kunst­ haus seit 1959 in einem modernen Museumsbau im Herzen der Stadt Aarau. 2003 erhielt das Kunsthaus dann einen Er­ weiterungsbau, der durch die Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron und den Künstler Rémy Zaugg konzipiert wurde. Auf heute rund 3.000 Quadratmetern Ausstellungsf läche zeigt das Aargauer Kunsthaus neben seiner permanenten Sammlungspräsentation jährlich rund zehn Wechselausstel­ lungen. Zum Jahresende präsentiert das Haus die traditionelle Ausstellungsreihe „Auswahl 15“ mit Werken von jungen Kunstschaffenden aus der Region. Diese Ausstellung, die in Zusammenarbeit von Aargauer Kunsthaus und Aargauer ­Kuratorium organisiert wird, vereint stets die neusten Werke von hiesigen Künstlerinnen und Künstlern und ermöglicht einen reichen Einblick in das aktuelle Kunstschaffen im ­K anton Aargau. ALICE HENKES

5 . Dezember 2015 bis 10. Januar 2016 „ Au swahl 15“ www. aargauerk unsthau s. ch

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B A S E L U M L A N D

Foto: Georg Aerni, Zürich



Verein Berner Galerien Galerie Art+Vision

Alois Hermann Holzschnitte und Holzskulpturen bis 14.11.2015 Martin Thönen Holzschnitte 29.11. bis 30.12.2015 Pius Binz Linolschnitte 16.1. bis 6.2.2016 Junkerngasse 34 T +41 (0)31 311 31 91 www.artvisionbern.ch Galerie Bernhard Bischoff & Partner Christian Denzler: „Neue Arbeiten“ bis 21.11.2015 Dominik Stauch: „Estragon und Wladimir“ 26.11. bis 19.12.2015 About Painting (u.a. mit Werken von Samuel Blaser, Babette Berger, Pascal Danz, Kotscha Reist, Seraina Steinemann, u.a.) 14.1. bis 20.2.2016 Progr_Zentrum, Waisenhausplatz 30 T +41 (0)31 312 06 66 F +41 (0)31 312 06 67 www.bernhardbischoff.ch Druckatelier/Galerie Tom Blaess Druckatelier Tom Blaess Jubiläumsausstellung 25 Jahre Berner Galerien-Wochenende 16./17.1.2016, 11-17 Uhr Drucke aus der Sammlung von Ausgewählten Kunstschaffenden aus der Schweiz, USA, Mexiko, Australien, Polen Uferweg 10b T +41 (0)31 079 222 46 61 www.tomblaess.ch Galerie Béatrice Brunner Sibylla Walpen bis 20.11.2015 Co-Ausstellung mit Lydia Megert 28.11. bis 19.12.2015 Nils Nova 16.1. bis 13.2.2016 Doppelausstellung mit Kunstraum Oktogon Nydeggstalden 26 T +41 (0)31 312 40 12 F +41 (0)31 312 40 13 www.beatricebrunner.ch Galerie Duflon & Racz Josef Wittlich, PrePop 21.11. bis 19.12.2015 Fides Becker 16.1. bis 20.2.2016 Vernissage 15. Januar ab 18 Uhr /ProjektLinks/ Mathieu Dafflon curated by Sébastien Peter Gerechtikeitsgasse 40 T +41 (0)31 311 42 62 www.duflon-racz.ch

www.vereinbernergalerien.ch – mail@vereinbernergalerien.ch

Galerie da Mihi

Victorine Müller bis 14.11.2015 Gildas Coudrais 19.11.2015 bis 8.1.2016 René Burri – Le Corbusier Fotografie, Buch, Lithografie Zeichnung 14.1. bis 20.2.2016 Bubenbergplatz 15 (1. OG Store Maggs) T +41 (0)31 332 11 90 www.damihi.com Galerie Henze & Ketterer Micromégas I Abstraktion bei Bott, Eble, Gumpert, Hartung, Nay, Schultze, Thieler, Trier, Winter 12.9. 2015 bis 30.1.2016 Micromégas II Abstraktion bei Fritz Winter von 1928-1971 12.9.2015 bis 30.1.2016 3114 Wichtrach/Bern T +41 (0)31 781 06 01 F +41 (0)31 781 07 22 www.henze-ketterer.ch Galerie Kornfeld

Prints! Steindruckerei Wolfensberger zu Gast 18.11. bis 19.12.2015 About Painting 16.1. bis 20.2.2016 Eröffnung am Berner GalerienWochenende 16./17.1.2016 11-17 Uhr Laupenstrasse 41 T +41 (0)31 381 46 73 F +41 (0)31 382 18 91 www.kornfeld.ch Galerie Martin Krebs „les trois OURS de Berne“ Urs Brunner, Urs Dickerhof, Urs Stooss bis 21.11.2015 winter sale 2. bis 23.12.2015 M.S. Bastian / Isabelle L. Bastomania 13.1. bis 12.3.2016 Münstergasse 43 T +41 (0)31 311 73 70 F +41 (0)31 951 31 56 www.krebs.artgalleries.ch

Krethlow

Rebecca Rebekka 16.1. bis 27.2.2016 Gerechtigkeitsgasse 72/74 T +41 (0)31 312 35 01 www.krethlow.ch Kunstkeller Bern Inga Steffens, Malerei Rosmarie Vogt, Objekte art-room: Flurina Hack, Installation bis 21.11.2015 Aurélie Jossen Lorenzo le kou Meyr Objekte, Zeichnungen und Malerei 15.1. bis 13.2.2016 Gerechtigkeitsgasse 40 T / F +41 (0)31 311 86 30 www.kunstkellerbern.ch Kunstraum Oktogon Christian Grogg Off Space / In Space 21.11. bis 19.12.2015 Vernissage 21.11.2015 11-15 Uhr Öffnungszeiten Fr 17-19, Sa 11-15 Uhr Nils Nova 12.1. bis 13.2.2016 Doppelausstellung mit Galerie Béatrice Brunner Aarestrasse 96 T +41 (0)31 311 13 30 www.kunstraum-oktogon.ch Kunstreich

Heidi Reich bis 7.11.2015 Andreas Herren 19.11. bis 19.12.2015 Rolf Hegetusch Yeunhi Kim 16.1. bis 13.2.2016 Gerechtigkeitsgasse 76 T +41 (0)31 311 48 49 www.kunstreich.ch Galerie Rigassi

Ingeborg Lüscher Verena Immenhauser Yves Dana 12.11. bis 24.12.2015 Höhepunkte aus 25 Jahren 14.1. bis 27.2.2016 Vernissage, Mittwoch, 13. Januar 18.00 – 20.00 Uhr Münstergasse 62 T +41 (0)31 311 69 64 F +41 (0)31 312 58 78 www.galerierigassi.ch



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OFFENBURG

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — O F F E N B U R G

Konversion der erfreulichsten Art – das Kulturforum Offenburg Auf dem ehemaligen Kasernengelände gibt heute die K ­ ultur den Ton an. Mehr als zehn Einrichtungen unterschied­ lichster Ausrichtungen – von Bildung über Kunst und Musik bis hin zur Eventlocation – freuen sich über regen Zuspruch. Über eine halbe Million Besucher jährlich be­ leben das innenstadtnahe Forum bei Tag und Nacht.

Zentrales Kunstwerk auf dem 15 Hektar großen Areal ist die St at ue „ Freedom: Male/ Female“ des renommierten US-Künstlers Jonathan Borofsky. Es ist ein Geschenk der Offenburger Ehrenbürgerin Aenne Burda an die Stadt. Mehr Informationen zum vielseitigen Offenburger Kultur­ leben unter www.offenburg-kultur.de.

Jonathan Borofsky, „Freedom: Male/Female“, Skulptur vor dem Kulturforum Offenburg, © David Becker



Of fenburg – das Tor zum Schwarz wald

Vorbeikommen, wohlfühlen, bleiben

Landschaft bei Offenburg, Foto: Stadt Offenburg

Offenburg – das war bis zu meiner Recherchefahrt für die A ­ rtikel in dieser Zeitschrift eine nichtssagende 1950er-Jahre-Stadt. Erinnerungen an die ­Besuche bei einer Nenntante in Offenburg hatten bisher meine Vorstellung geprägt: Sie wohnte in einer dieser Siedlungen mit hutschachtelgroßen ­Reihenhäusern samt handtuchähnlichen Gärten am Stadtrand. Grün war ­Offenburg in meiner Erinnerung. Man war schnell in den Weinbergen und fast ebenso schnell im ­benachbarten Straßburg. Aber sonst? Hat mich meine Erinnerung getrogen. Die Zähringer-Gründung präsentiert sich heute innerhalb der längst geschliffenen Stadtmauern als schnuckelige Kleinstadt mit prächtigen Fach­ werkhäusern und zum Teil gar prunkvollen Barockbauten, die aus der Zeit nach dem großen Stadtbrand von 1689 stammen. Nur das Kapuzinerkloster und der Ölberg gegenüber dem Westportal der Heilig-Kreuz-Kirche über­ standen das Feuer damals unversehrt. Auch in den Stadtteilen, die errichtet wurden, nachdem die erste Industrialisierungswelle Ende des 19. Jahrhun­ derts die Stadt erreichte und zu einem beachtlichen Wachstum führte, finden sich beeindruckende Gründerzeit- und Jugendstilbauten, die von solidem Wohlstand zeugen. Möglich machte das unter anderem die auf den Weltaus­ stellungen vielfach ausgezeichnete Glas- und Emailleplakatindustrie, die


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Offenburg weltweit als „Reklamehauptstadt“ bekannt ­gemacht hatte. Ihre Produkte lassen sich in einer kleinen Überblicksschau im Museum im Ritter­ haus besichtigen, das sowieso einen Besuch lohnt. In ­einer höchst originellen Sparten-Zusammenschau vereint es eine ethnografische, archäologische, ­n aturkundliche und ­h istorische Sammlung und ist damit ein lebendiges Zeugnis einer über 100-jährigen Museumstradition. 1900 gegründet, galt der Blick zunächst der Ferne, den jungen Kolonien: An ­j eden Offenburger ­A frikareisenden wurde die Bitte herangetragen, Raritäten und Kuriositä­ ten mit nach Hause zu bringen. Deshalb ­g rüßen bis heute Elefant, Tiger und Nashorn den Besucher, sind chinesische Spezereien ­neben heimischen Fluss­ bewohnern zu finden. Aber auch für den Liebhaber barocker Skulptur hat Offenburg einiges zu bieten, so zum Beispiel den Vinzentiusgarten unweit des Mühlbachs, in dem barocke Vasen und Figuren vom einstigen Wohlstand ihres Besitzers zeugen. Das wichtigste „Exportgut“ der Offenburger ist aber die Freiheit. Denn genau hier begann 1847 die Badische R ­ evolution, hier verlas Friedrich Hecker im Gasthaus ­„ Salmen“ die „13 Offenburger Forderungen“, die unter anderem ­P resse-, ­G ewissens- und Lehrfreiheit, aber auch Bildung für alle ­verlangten – und damit bis heute aktuell sind. Nicht nur beim „Freiheitsfest“ ist der Offenburger Stolz zu ­spüren, einst Vorreiter in Sachen Demokratie und Menschenrechte gewesen zu sein. Mit zwei Zeitungen und dem BurdaMedien­zentrum ist die Publizistik als Speerspitze der Freiheit nach wie vor gut im Mittelzentrum der Ortenau vertreten.

Marktplatz, Foto: Christoph Breithaupt

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — O F F E N B U R G

CHRIS GERBING


Das Freiheitsthema prägt Of fenburgs Kulturleben

Mehr als nur Kultur

Als am 12 . September 1847 im Gasthaus „Salmen“ in der Offen­burger Innenstadt Friedrich Hecker die „13 Forderun­ gen des Volkes in Baden“ verlas, war ihm vermutlich nicht in ­voller Tragweite bewusst, welch wichtigen Akt für die Verbreitung liberalen Gedankenguts, für die Etablierung der Demokratie auf deutschem Boden und für das Selbst­ bew usstsein der Offenburger Bürgerschaft er gerade vollbrachte. 1997 jährte sich zum 150. Mal dieses für Offen­ burg (und Deutschland!) wichtige Datum und wurde mit einem großen Freiheitsfest gebührend gefeiert. Mit den ­folgenden „Freiheitsfesten“ wird lebendig an die Errungen­ schaften von 1847 erinnert. Bei den jeweils am 12. September

stattfindenden „Salmengesprächen“ werden die 13 Forderun­ gen auf ihre Aktualität hin unter die Lupe genommen. Der „Salmen“ selbst ist, wie die Kulturchefin Carmen Lötsch ­betont, wichtig als „Erinnerungsort, der lebt“. Deshalb tagt dort der Gemeinderat und eine große Bandbreite an Ver­ anstaltungen findet hier statt – von Theateraufführungen und Konzerten bis zur Verleihung des Europäischen Übersetzer­ preises Offenburg. Auch Schulklassen und Vereine können den „Salmen“ nutzen. Auf der Empore befinden sich außer­ dem eine kleine Ausstellung zu den Forderungen sowie ein Gedenkraum, in dem die Biografien der jüdischen Gemeinde Offenburg gezeigt werden, die durch die Nationalsozialisten


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„Salmen“ – Denkmal von nationaler Bedeutung. Am 12. September 1847 trafen sich im Gasthaus „Salmen“ die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“. Vor insgesamt 900 weiteren Teilnehmern verabschiedeten sie die „Forderungen des Volkes in Baden“ und formulierten damit das erste demokratische Programm Deutschlands. Foto: © Stadt Offenburg

Carmen Lötsch, Leiterin Fachbereich Kultur der Stadt Offenburg

ausgelöscht wurde. Dazu muss man wissen, dass der „Salmen“ von 1875 bis zu den Pogromen im November 1938 der jüdi­ schen Gemeinde Offenburg als Synagoge diente. „Diese Ambivalenz macht den „Salmen“ so einzigartig. Er steht zu­ gleich für den Kampf um die Freiheit in der Badischen Revolution sowie die Vernichtung jeglichen Freiheitsgedan­ kens zur Zeit des Nationalsozialismus. Aufgrund des großen Interesses wollen wir ihn künftig noch mehr öffnen.“ Wie ak­ tuell die von Hecker einst vorgetragenen 13 Forderungen bis heute sind, machen letztlich auch die gegenwärtigen Flücht­ lingsströme sowie die damit verbundenen Diskussionen um Menschenrechte und die Rolle Europas deutlich. „Das

gemeinsame Verständnis von Freiheit in einer Gesellschaft bedarf der permanenten gemeinsamen Auseinandersetzung“, betont Lötsch. Gerade durch die Lage Offenburgs in direkter Nachbarschaft zu Frankreich ist Europa hier spürbarer als andernorts. Nicht nur zum Einkaufen kommen die Franzosen nach Offenburg. Immer häufiger besuchen sie auch Veranstaltun­ gen auf dem Kulturforum. Das Kulturbüro hat dort ebenso seinen Sitz wie die Musik- und die Kunstschule, die Stadtbib­ liothek, die Städtische Galerie, der Kunstverein und rund 20 weitere Vereine und Gruppen unter dem Dach des Trägerver­ eins „Kultur in der Kaserne“. Außerdem befindet sich auf dem ehemaligen Kasernenareal die Reithalle, die als Theater- und Konzertbühne mit Werkstattcharakter genutzt wird. Den „Platz der Verfassungsfreunde“ markiert Jonathan Borofskys „Freiheit – Männlich/Weiblich“. Bei dieser 20 Meter hohen Aluminimumplastik setzte der US-amerikanische Künstler, der mit Aenne Burda (die das Werk stiftete) einst befreundet war, die mit der Freiheit e­ inhergehende Offenheit durch die sich gegenseitig durchdringenden Umrisse einer weiblichen und einer männlichen schreitenden Figur künstlerisch um. Über eine halbe Million Menschen besuchen jährlich das Kulturforum mit seinen unterschiedlichsten Veranstal­ tungen, darunter auch die Verleihung des Oberrheinischen Kunstpreises, der seit 2011 alle drei Jahre an einen Künstler aus

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© Badische Zeitung, 2015


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Deutschland, Frankreich oder der Schweiz verliehen wird. Damit verbunden sind stets eine Ausstellung in der Städti­ schen Galerie und ein Preisgeld für den Künstler; man darf also schon auf 2017 und die Wahl der Jury gespannt sein. Bis dahin hat die Städtische Galerie aber auch so einiges zu bieten, darunter in diesem Herbst Stefan Strumbel, den be­ kennenden Offenburger und überzeugten Promoter seiner Schwarzwälder Heimat, der, so verrät Gerlinde Brandenbur­ ger-Eisele, die Leiterin der Städtischen Galerie, gerade eine neue künstlerische Richtung einschlägt. „Sweet Heimat“, der in Bronze gegossene Mülleimer mit ebendieser Aufschrift, der dieses Jahr auf der „art Karlsruhe“ zu sehen war, oder das im Karlsruher Schlossgarten aufgestellte Denkmal für den Stadt­ gründer – ein Thron, auf dem jedermann Platz nehmen konnte – zeugen von Strumbels Neuausrichtung, nicht nur bei den Materialien, sondern auch den Inhalt betreffend. Auf ihn wird danach der aus Oppenau stammende Künstler Tim Otto Roth folgen, dessen Arbeiten an der Schnittstelle von Technik und Kunst angesiedelt sind und dessen rotierendes

Klang-Licht-Kunstwerk „Heavens Carousel“ bereits im Rah­ men des Karlsruher Festivalsommers 2015 zu sehen gewesen ist. „In den drei Ausstellungen, mit denen wir jährlich die Städtische Galerie bespielen, zeigen wir hochkarätige, ambi­ tionierte Kunst. Dabei machen wir den Spagat zwischen regionalen Positionen, Kunstschaffenden aus Baden-Würt­ temberg und überregional bedeutenden Künstlern, wobei lebende Künstler im Vordergrund stehen“, fasst Brandenbur­ ger-Eisele das Profil ihres Hauses zusammen. Trotz dieses starken zeitgenössischen Fokus ist eine wichtige historische Offenburger Künstlerposition meistens in der Städtischen Galerie zu sehen: Gretel Haas-Gerber. 1903 in Offenburg ge­ boren, kann ihr Werdegang als Malerin als prototypisch für künstlerisch tätige Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts be­ zeichnet werden: Zwar konnte sie nach privatem Unterricht an der Karlsruher Kunstakademie studieren, aber Heirat und Familie ließen sie ihre künstlerischen Ambitionen zurück­ stellen. Erst nach dem Tod ihres Mannes schrieb sie sich neuerlich in der Düsseldorfer Kunstakademie ein und fand in

Eingang der Städtischen Galerie, Musikschule, Volkshochschule, auf dem Gelände des Kulturforums Offenburg, Foto: A xel Bleyer


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dessen altes Traditionshandwerk. Sein Schaffen reicht von Entwürfen und Skizzen bis zu fertigen Glasmosaiken, die sich unter anderem eingebaut im Josefschörlein der Heilig-­KreuzKirche oder in der Rosette der Dreifaltigkeitskirche zu ihrer vollen Leuchtkraft entfalten. Eine weitere Außen­stelle des Museums im Ritterhaus ist die unter einem historischen ­G ebäude befindliche Mikwe, deren Datierung nach wie vor nicht gänzlich geklärt ist. Sicher aber ist, dass es sich hierbei um ­eines der ganz wenigen jüdischen Ritualbäder handelt, die in Deutschland noch erhalten sind, weshalb sich der steile ­Abstieg über einen großzügigen Keller bis auf das ehemalige Grundwasserniveau in jedem Fall lohnt. CHRIS GERBING

www. mu se um- of fe nburg. de www. gale r ie - of fe nburg. de w w w . k u l t u r b u e ro . o f f e n b u r g . d e

Museum im Ritterhaus, Emaillesammlung, Foto: Karl Schlessmann

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der Klasse von Karl Otto Götz zu künstlerischer Freiheit und einem Neuanfang. Unter wechselnden Aspekten präsentiert die Städtische Galerie als Verwalterin ihres Œuvres nun regel­ mäßig ihre Arbeiten. Außerdem kooperiert sie des Öfteren mit Gastkuratoren und mit Institutionen, wie beispielsweise dem Künstlerkreis Ortenau, der in einer ehemaligen Zigar­ renfabrik in der Nordweststadt sein Domizil hat. Aber auch mit dem Kunstverein Offenburg/Mittelbaden und dem Künstlerbund Baden-Württemberg pf legt die Städtische ­Galerie den Austausch. Wer an altem Handwerk interessiert ist , sollte ­u nbedingt auch in einer der Außenstellen des Museums im Ritterhaus vorbeischauen: Das Atelierhaus des Offenburger Glasmalers Karl Vollmer etwa bietet einen guten Einblick in


66 Heimat ist dor t, wo man sich zu Hause fühlt

Hotel Haus Zauberflöte F ü r S t e f a n S t r u m b e l i s t s i e e i n i n n e r e s P a ra d i e s . D a s h a t e r z u s a m m e n m i t w e i t e r e n K ü n s t l e r n f ü r d a s H o t e l „ H a u s Z a u b e r f l ö t e“ g e s t a l t e t . CHRIS GERBING

Seit einigen Jahren floriert das Geschäft mit der Kunst – auch im Hotelleriebereich. Denn nichts ist individueller als eine Künstlerhandschrift, sie verleiht jedem Hotel eine persön­ liche Note und gibt dem Gast das Gefühl, in einem exklusiven Umfeld zu übernachten. Wer dies alles in Offenburg erleben möchte, ist im Hotel „Haus Zauberflöte“ bestens aufgehoben. Sechs der insgesamt acht exklusiven Zimmer sind von Künst­ lern (und vom Chef Willi Schöllmann selbst) designt worden und bieten Erlebnisübernachtungen der besonderen Art. Der Wahlberliner Fotograf Oliver Rath hat etwa die „Suite 69“

Fassade und Bar von Hotel „Haus Zauberflöte“

rechte Seite: Stefan Marx, Zimmer 7

Fotos: Haus Zauberflöte, w w w.haus-zauberfloete.de

in einen echten Männertraum verwandelt: Vom guten alten Bock, der in mancher Turnstunde herhalten musste (eine ­i ronische Anspielung auf den lüsternen …?), bis zum wandhohen Erotikfoto und dem über dem Bett angebrach­ ten Spiegel ist hier offensichtlich für ein fantasievolles Nachtleben gesorgt. Eher kühle Nüchternheit, fast schon ­Understatement, drückt dagegen das vom Hamburger Mode­ designer Bent Angelo Jensen (vom Label „Herr von Eden“) inszenierte Zimmer aus: Inklusive stilechter 1950er-­JahreSesselchen ist es als Hommage an Offenburgs Grande Dame, Aenne Burda, gedacht. Dass Willi Schöllmann ferner nicht nur ein Faible für den „King of Rock’n’Roll“ hat, dem er in Zimmer 3 huldigt, sondern auch ein großer Fan von Alltags­ kunst ist, davon zeugen die übrigen drei Zimmer, die von der Pariser Streetart-Legende Blek le Rat, von Stefan Marx und ­Lokalmatador Stefan Strumbel zu Erlebnisräumen umgestal­ tet wurden. Während Blek le Rats gespraytes Engelchen sanften Schlummer verspricht, nehmen die Zeichnungen von Marx den wach liegenden Träumer mit auf eine virtuelle Reise durch den Schwarzwald – danach hilft nur noch die (reale)


Regenwalddusche! Und zu guter Letzt: Stefan Strumbel, an dem in Offenburg wahrlich kein Vorbeikommen ist. Ge­ genüber dem Fußende des Bettes hängt in dem von ihm gestalteten Zimmer sein Statement: „Heimat“ verlautbart die Neonschrift. – „Haus Zauberf löte“ unternimmt jeden­ falls (fast) alles, das schnöde Hotelzimmer dazu werden zu lassen. Inklusive der Möglichkeit, das danebenliegende Zimmer (das deshalb „Kleine Heimat“ heißt?) für die lie­ ben Kleinen dazu zu buchen. Wer aber glaubt, das wäre schon alles, was das Hotel „Haus Zauberf löte“ an echten Strumbels zu bieten hat, täuscht gewaltig: Im Café hängen Grafiken von ihm, im ­R estaurant – sinnigerweise an der hölzernen Empore, die

den Eingang überspannt – eines seiner Neonkreuze und den Nachtschwärmer weist in der Bar die von ihm ironisch verpoppte Kuckucksuhr darauf hin, was die Uhr geschla­ gen hat: Alles Heimat, oder was? Bei so viel Kunst vergisst man fast, dass hier geschlafen, gespeist, getrunken und nicht zuletzt auch gefeiert werden kann – und das auf ­hohem Niveau, im ­vollen Bewusstsein von Stilsicherheit und Tradition: Im historischen „Kaltloch-Raum“ tagte einst die gleich­namige Herrengesellschaft im Andenken an die 1848er-Revolution. Und wer Lust aufs Experiment hat, ist bei der Blindverkostung der Whiskeys („No-Label-­ Konzept“ heißt das heute) in bester Gesellschaft.

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Hotel „Sonne“, Of fenburg

Der Atem großer Geschichte

Foto © Hotel

Er hätte Offenburg 1847 ums Haar gestreift, so ist in der Chro­ nik von 1952 zu lesen, und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass etliche der damals an der fast greif baren Ausrufung der Demokratie Beteiligten in der „Sonne“ logierten – immerhin eines der ältesten Hotels in Deutschland. Es ist aber nicht nur dieses Datum, das die „Sonne“ zum Gedächtnisspeicher der Stadt macht. Auch Napoleon, Inge Meysel, Götz George, Golo Mann und Ephraim Kishon waren schon da. Und jenseits der Personen, die über die Zeiten in der „Sonne“ zu Gast waren, ist es das besondere Flair, das das Haus im Zentrum Offenburgs auszeichnet: Als in den 1970er-Jahren viele alteingesessene Hotels zu Tode saniert wurden, muss die Entscheidung, die mit Antiquitäten ausgestatteten Zimmer – von Rokoko über Empire bis Biedermeier – als Ensemble zu erhalten, fast hin­ terwäldlerisch gewirkt haben. Heute macht genau das den Charme des Hauses aus, das sich seit fünf Generationen in der Hand der Familie Schimpf befindet. „Seit der ersten urkundli­ chen Erwähnung im Jahr 1350 war die ‚Sonne‘ zunächst Realgastwirtschaft, dann Marktwirtschaft, bis man sich von der eher einfachen Herberge verabschiedete und zur bürger­ lichen Gastwirtschaft mauserte“, so der Chef des Hauses,

Horst Schimpf-Schöppner. Ursprünglich war sogar, so erzählt er weiter, Landwirtschaft und Nutztierhaltung zur Eigenpro­ duktion angegliedert: „Das kann man bis heute an der hohen Toreinfahrt erkennen, durch die früher die Heufuhrwerke durchkommen mussten. Und dort, wo sich früher Ställe und Wirtschaftsgebäude befanden, ist inzwischen, nach deren Abriss, der Frühstücksraum.“ Die Nutztiere der einfachen Gaststätte vervielfachten sich an Markttagen durch das Unter­ stellen des Viehs der Markttreibenden, die danach in der „Sonne“ aßen, bevor es wieder auf die Dörfer zurück ging. Nach Übernahme des Betriebs 199 4 haben Gabi Schimpf und ihr Ehemann das Hotel sukzessive auf moder­ nen St a nda rd a ngehoben; im Vergleich mit anderen Unterkünften sind die historischen Zimmer größer und ­komfortabler als normale Businesszimmer. Mit stilgerechten Bädern und mit passenden Kunstgegenständen ausgestattet, sind sie Kleinode der Hotellerie. „Diese Kunstgegenstände sind letztlich Accessoires des Hotels und wurden als solche zur Ausstattung erworben“, berichtet Schimpf-Schöppner weiter. „Der Großvater meiner Frau war Kunsthistoriker und hätte er den väterlichen Betrieb nicht übernehmen müssen,

Gabi und Horst Schimpf-Schöppner, © Hotel


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© w w w.hotel- cathedrale.fr, Strasbourg

Erstein fahren. Dort hat Schraubenmagnat Würth am Unter­ nehmenssitz von Würth France 2008 ein Zweigmuseum eröffnet, in dem bis Mai 2016 Arbeiten des kolumbianischen Malers und Bild­hauers Fernando Botero aus der hauseigenen Sammlung ergänzt um Leihgaben präsentiert werden. CHRIS GERBING

H o t e l „ S o n n e“ www. hotel-sonne - of fe nburg. de bis 1 4 . Febr uar 2016 „ S t ra ß b u r g 1 2 0 0 b i s 1 2 3 0 . D i e g o t i s c h e R e v o l u t i o n“ F ra u e n w e r k - M u s e u m ( M u s é e d e l ’ Œ u v r e N o t r e - D a m e), S t ra ß b u r g b i s 1 7. J a n u a r 2 0 1 6 „ Tr i s t a n Tz a ra , d e r a p p ro x i m a t i v e M e n s c h , D i c h t e r, E s s a y i s t , S a m m l e r“ S t ra ß b u r g e r M u s e u m f ü r M o d e r n e u n d Z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t w w w . m u s e e s . s t ra s b o u r g . e u bis 15 . Mai 2016 „ F e r n a n d o B o t e ro . S a m m l u n g W ü r t h u n d L e i h g a b e n“ Museum Wür th, Erstein www. musee-wur th.f r

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wäre er sicher Regisseur oder Schauspieler geworden.“ Aus heutiger Sicht ist diese Verbundenheit mit historischen ­Objekten als echter Glücksfall zu bezeichnen, dem der Neu­ bau nicht nur seinen gotischen Torbogen als Eingang verdankt, sondern auch ein wahres Kleinod: den originalen Kopf des Apostels Johannes vom Südportal des Freiburger Münsters. „Wie dieses Skulpturfragment in unsere Familie gekommen ist, kann ich nicht sagen – da hatte definitiv wie bei so vielen Gegenständen, die unser Haus bereichern, Kommissar Zufall die Hand im Spiel. Wir hatten uns auch bis vor Kurzem keine Gedanken um dessen unschätzbaren Wert gemacht.“ Erst durch die Aus­stellung „Die gotische Revolution“, die aktuell im Musée de l’Œuvre Notre-Dame in Straßburg gezeigt wird, kam seine Bedeutung wieder ans Licht – dort kann es noch bis 14. Feb­r uar 2016 besichtigt werden. Überhaupt bietet sich ­Offenburg aufgrund seiner Lage im Knotenpunkt der Reise­ routen zwischen Ost und West, Nord und Süd hervorragend als Standort für Ausf lüge in die Umgebung an: „Auf der ­Strecke nach Paris liegt Straßburg von Offenburg aus auf dem Weg, Richtung Italien oder nach Hamburg ebenso – und durch den Schwarzwald führt die gleichnamige Bahn runter an den Bodensee. Die Stadt bietet viele Möglichkeiten von ­einem zentralen Ort aus“, so Schimpf-Schöppner. Wer schon in Straßburg ist, der sollte neben dem Musée de l’Œuvre ­Notre-Dame, der ehe­maligen Münsterbauhütte, die Gelegen­ heit nutzen, um das Musée d’Art Moderne et Contemporain zu b ­ esichtigen. Oder aber ins etwas weiter im Süden gelegene


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Oberrheinischer Kunstpreis Offenburg Festakt 2014, Miriam Cahn mit OB Edith Schreiner und Georg Fröhner vom Förderkreis Kunst + Kultur e. V. Foto: Michael Bode

Gemeinsam mit dem Förderkreis Kunst + Kultur e.V. vergibt die Stadt Offenburg seit 2011 den Oberrheinischen Kunstpreis. Ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, eine mehrsprachige Publikation und eine Ausstellung in der Städtischen Galerie gehören dazu. Die Auswahl trifft alle drei Jahre eine hochka­ rätig besetzte, trinationale Fachjury. Ausgezeichnet werden Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Frankreich oder der Schweiz, deren Werk einen herausragenden Beitrag zur Kunst am Oberrhein darstellt. Erste Preisträgerin war Corinne Wasmuht, eine Male­ rin, die als Professorin an der Karlsruher Akademie lehrt. Ihre panoramaartigen Bilder mit vielfältigen Projektionen und perspektivischen Verzerrungen führen den Betrachter in ein geheimnisvolles Spiegelkabinett. In der überwältigenden ­Fülle von Informationen manifestiert sich ein klarer Bezug zu

Ausstellung in der Städtischen Galerie, Preisträgerin Corinne Wasmuht, 2011 Foto: Christoph Breithaupt

unserer überbordenden Medienwelt. Mit Konzentration und malerischer Souveränität bändigt Corinne Wasmuht diese allgegenwärtige Bilderflut. Scheinen sich die Bildräume auf den ersten Blick in Auflösung zu befinden, fügen sie sich in der weiteren Betrachtung zu einem neuen, faszinierenden Bild von Welt zusammen. Preisträgerin 2014 war die Basler Künstlerin Miriam Cahn. Insbesondere Zeichnen ist künstlerisches Ausdrucks­ mittel und Lebensäußerung zugleich für sie. Schreiben und Zeichnen sind bei Miriam Cahn eng miteinander verbun­ den. Hände sind für sie Denkwerkzeuge, die sich mal auf diese, mal auf jene Weise äußern und die Miriam Cahn als sehr unabhängige Zeitgenossin charakterisieren. Ihre Mo­ tive sind Menschen, Gebäude, Tiere, Pflanzen, Landschaften, Waffensysteme, mal in leuchtenden, bisweilen grellen Farben, mal in düsteren Grautönen. Es geht um Emotionen, um ­Gewalt, Lust, Liebe und Ablehnung. Ein expressiver Gestus spiegelt ihre konzentrierte, impulsive Arbeitsweise. Mit dem ambitionierten Projekt Oberrheinischer Kunstpreis würdigt die Kulturstadt Offenburg wichtige künstlerische Positionen der Gegenwart und trägt damit zur Kunstvermittlung innerhalb der europäischen Kulturent­ wicklung bei. Die nächste Vergabe findet im Herbst 2017 statt.


Kunst aus Ost und West in Durbach

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Sammlung Hurrle Se itde m R üdige r Hur rle vor e inige n Jahre n seine Kunstsammlung öf fentlich zugänglich machte, i s t d a s i d y l l i s c h e D u r b a c h u m e i n e A t t ra k t i o n r e i c h e r.

CHRIS GERBING

Sammler Rüdiger Hurrle vor einer Arbeit von Walter Stöhrer Foto: Museum, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

Museum f ür ak t uelle Kunst – Sammlung Hur rle Durbach Sk ulpt ure npark Durbach H o t e l „V i e r J a h r e s z e i t e n“ D u r b a c h A l m s t ra ß e 4 9 , 7 7 7 7 0 D u r b a c h M i – F r 1 4 – 1 8 U h r, S a / S o / f e i e r t a g s 1 1 – 1 8 U h r www. museum-hur rle. de

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Durbach liegt malerisch am gleichnamigen, flott durchs Tal sprudelnden Bach. Der Ort selbst wird bekrönt von Schloss Staufenberg und ist eine typische Winzergemeinde unweit von Offenburg: Wohin das Auge reicht, wachsen an den sanf­ ten Hängen Reben; Wein und Gaumenfreuden sind hier exquisit. Am Rande Durbachs, im obersten Stockwerk des Hotels „Vier Jahreszeiten“, wartet eine weitere Perle der Regi­ on. Dort hat Museumsgründer und Unternehmer Rüdiger Hurrle seine über 2.000 Kunstwerke umfassende Sammlung zeitgenössischer Kunst untergebracht, deren Schwerpunkte auf den Jahren nach 1945, der Zeit der deutsch-deutschen ­Teilung und auf der Kunst am Oberrhein bis heute liegen. Ein Seitenblick gilt dabei den Beziehungen der Künstler zuein­ ander, den künstlerischen Rivalitäten oder Freundschaften, dem Lehrer-Schüler-Verhältnis und Künstlergruppen. ­Gerade die 1960er-Jahre mit ihren vielfältigen Strömungen vom Informel bis zur neuen Figuration sowie den namhaften und unbekannteren Gruppierungen wie „CoBrA“, „SPUR“ oder „WIR“ sind Hurrle ein Anliegen. So lesen sich die dort vereinten Namen wie das Who’s who der deutschen Nach­ kriegskunst mit ihren Vorläufern in Frankreich und den Parallelentwicklungen in der damaligen DDR: Von A wie Horst Antes über Rupprecht Geiger, Karl Otto Götz und Otto Herbert Hajek bis zu Dieter Krieg, Markus Lüpertz, Georg Karl Pfahler und Walter Stöhrer sind die Künstler-Granden ver­ treten. Die Karlsruher Akademie mit Werken von Karl Hofer, Karl Hubbuch, Axel Heil bis zu Wolf Pehlke spielt ebenso eine wichtige Rolle. Zudem führen die wechselnden Präsen­t ationen dazu, dass thematische Aspekte am Zeitstrahl der Dauerausstellung abgeglichen werden können. Am Dialog zwischen Ost und West ist Hurrle besonders gelegen, wie auch die beiden ­nächsten Ausstellungen zeigen: Arno Rink, Mitinitiator der Neuen Leipziger Schule, und danach das Münchner „Kollek­ tiv ­Herzogstraße“ (Ende April 2016), werfen Schlaglichter auf die geteilte Kunstszene der 1960er- und 1970er-Jahre. Der „Skulpturenpark Durbach“ mit über 70 Arbeiten zeitgenös­ sischer Bildhauer lädt zudem zum Flanieren mit Kunstgenuss durch die Weinberge ein; er beginnt am Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle. Die Skulpturen und Plastiken ­entstanden überwiegend im Rahmen internationaler Bild­ hauersymposien seit 1984 und fügen der Sammlung Hurrle eine weitere Facette hinzu.


72 Sammlung Grässlin und Restaurant Kippys in St. Georgen

Bollenhut und Avantgarde Der Name Grässlin stand und steht für Familienunter­ nehmungen. Das war schon zu Zeiten des Booms der Feinwerktechnik in St. Georgen so. Aber auch wenn es heute um die Kunst geht, wird es schnell familiär. Wichtige Künst­ ler haben sich an diesem Familienkomplex abgearbeitet. Das Künstlerduo Clegg & Guttmann porträtierte die Unterneh­ merfamilie, der Frankfurter Künstler Tobias Rehberger fand in Vasen und Blumenarrangements Stellvertreter für die Grässlins. Und Martin Kippenberger, einer der wichtigsten Künstler der Sammlung, verlegte sein Atelier gleich in den Schwarzwald. St. Georgen ist nicht unbedingt ein Ort, an dem man zeitgenössische Kunst vermutet. Der Name leitet sich von einer Klostergründung der Benediktiner im 11. Jahr­ hundert ab, viel Wald und Felder. Aus der Uhrenindustrie ging die Feinwerktechnik hervor, die der Stadt im 20. Jahr­ hundert zu Wohlstand verhalf. Aber nicht jedes der Unternehmen schaffte es, auf neue Technologien umzustel­ len. 2006 eröffnete die Familie Grässlin hier den Kunstraum Grässlin mitsamt dem Restaurant „Kippys“, an dessen Aus­ stattung auch befreundete Künstler beteiligt waren. Die Initialzündung für das, was nun in leer stehenden Geschäften und Schaufenstern in St. Georgen zu sehen ist, kam von den Eltern Anna und Dieter Grässlin. Auch wenn die Werke des Informel, die die beiden sammelten, längst einer jüngeren Künstlergeneration Platz gemacht haben. Der Kunstvirus hat jedenfalls auch die Kinder Bärbel, Karola, Sabine und Thomas Grässlin infiziert. Die Tatsachen, dass Bärbel Grässlin eine angesehene Galeristin in Frankfurt am Main geworden ist, ihre Schwester Karola in Wien das ­M UMOK – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig

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Foto: Uwe Spoering

l­ eitet, sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. Im­ merhin hat es bewirkt, dass die Sammlung der Familie nicht in den 1980er-Jahren stehen geblieben ist. Die Grässlins inte­ ressieren sich auch für Künstlerinnen und Künstler, die nicht ihrer Generation angehören: Michael Beutler zum B ­ eispiel oder Kalin Lindena und Jan Timme. Im Frühjahr 2016 werden im Kunstraum Grässlin Arbeiten von Cosima von ­Bonin zu ­sehen sein. Selbst der unbedarfte Passant wird sich dann wundern, wenn er auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt auf erste Ar­ beiten stößt, in S ­ chaufenstern Installationen entdeckt oder eine Fußballmannschaft aus Holz. Mit einem Stadtplan kann man sich gezielt auf Entdeckungstour zu den Werken der Sammlung im Stadtraum machen. Sie führt zu öffentlichen Gebäuden wie dem Rathaus, dem Heimatmuseum, aber auch zum Foyer einer Bank. So gerät man mitten hinein in die Ge­ schichte e­ iner Schwarzwaldstadt, in der einmal eine Firma wie Dual oder die Feinwerktechnik ihre große Zeit hatten. Nach Anmeldung kann man sich einer Führung anschließen, die einem manche ansonsten verschlossene Tür öffnet, etwa zu den Privaträumen der Grässlins. Es lohnt sich! Wie die Grässlin’sche Sammlung präsentiert wird, ist so ungewöhn­ lich wie unprätentiös. Kunst ist hier nichts Auratisches, sondern etwas, mit dem man lebt. ANNET TE HOFFM ANN

w w w . s a m m l u n g - g ra e s s l i n . e u www. k ippys. eu



20 Jahre MOLOTOW ™

The Original J A M E S - B R OW N - F U N K

Die Geschichte von MOLOTOW™ beginnt bereits 1959 – da­ mals, als Wilhelm Feuerstein „Farben Feuerstein“ gründete. Schon zu dieser Zeit war „Farben Feuerstein“ das Fachge­ schäft mit der besten Expertise über Autolack­pigmente in Wechselwirkung mit Temperaturen und Untergründen. Ide­ ale Ausgangsbedingungen für Jürgen Feuerstein, den Sohn. Denn neben dem kaufmännischen Know-how entwickelte dieser sehr schnell ein Gespür für die Zusammensetzung von Farben. Dabei war Jürgen alles andere als ein Musterknabe: Fand man ihn tagsüber im Geschäft seiner Eltern, so traf man ihn nachts an den Turntables lokaler Diskotheken an. Die groovigen Funksounds von James Brown waren bald auch schon im Geschäft seiner Eltern zu hören und ganz nebenbei erweiterte Jürgen das Produktsortiment um Autozubehör. Selbsterklärend, dass der Altersdurchschnitt der Laufkund­ schaft um ein Vielfaches sank.

C R È M E D E L A C R È M E D E R U R B A N -A R T- S Z E N E

Neben seinem großen musikalischen Hobby entdeckte ­Jürgen schon bald seine Leidenschaft für sogenannte Muscle Cars – es kam zum ersten Kontakt mit der damals relativ jungen Hip-Hop-­Subkultur, zu ersten Berührungspunkten mit der Graffitiszene. Als bald die ersten Sprüher Jürgen fragten, wieso es denn eigentlich keine richtige Graffitidose mit wenig Sprühnebel, sondern nur Baumarktdosen gäbe, begann im Hause Feuerstein die stille Revolution der Dosentechnik, ge­ meinsam mit ausgewählten Künstlern. Die Kombination innovativer Technik mit hochwertigsten Autolacken m ­ achen MOLOTOW™-Sprühdosen bis heute zu den verlässlichsten Werkzeugen für Streetart – die Künstler, die sie mitent­wickelt haben, zählen heute zur Crème de la Crème der Urban-­A rtSzene. So entstand ganz nebenbei beispielsweise die weltweit erste „leise“ Action-Sprühdose „BURNER“ – ohne Misch­ kugeln. Bis heute gilt diese Lackrezeptur als das beste Sprüh-Chrom weltweit. Doch damit nicht genug, denn auch die Palette der MOLOTOW™ „PREMIUM“-Sprüh­dosen mit über 251 Farben wurde eigens mit der Künstlerin MadC entwickelt und in der Mixtur optimal verändert.

O F F I Z I E L L E R R I T T E R S C H L AG

Der Weg zur heutigen Graffitikultur war nicht immer einfach, galt diese Kunstform in der Gesellschaft anfänglich vor allem als Schmiererei oder gar Vandalismus. Dass sich das in­ zwischen geändert hat, daran war wiederum MOLOTOW™, wenn auch unwissentlich, mit der Eröffnung der ersten ­r einen Graffitiausstellung im Jahre 2004 in der Galerie „K31“ in Lahr/Schwarzwald maßgeblich beteiligt. Mit über 1.000 Besuchern war das Opening nicht nur ein voller Erfolg, sondern ­er­möglichte Graffitiwritern aus aller Herren Länder eine komplett neue Bühne für ihre bis dato eher gering ­g eschätzte Kunst. Diese Ausstellung brachte außerdem Künstler aller Kunstrichtungen zusammen. Kaum verwun­ derlich, dass d ­ iese Werke heute kaum mehr zu bezahlen sind, denn kein Geringerer als Gunther Sachs gab kurze Zeit später einigen dieser „Graffitisten“ offiziell den Ritterschlag – ein Umbruch für diese Kunstszene.


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MAD C, MOLOTOW™ TRAIN @ MOLOTOW™ Hall of Fame / Headquarters Lahr, Deutschland – Juni 2014

Seitdem hat sich wiederum viel getan – vor allem bei ­ OLOTOW ™. Ständige Innovationen und neue Techni­ M ken gehören hier beinahe zum Tagesgeschäft, wobei der Fokus klar sowohl auf Qualität als auch Nachhaltigkeit liegt. So ­f indet man nicht nur Sprühdosen für den klas­ sischen Graffitikunstbedarf, sondern eine Vielzahl an Markern, die zum Nachfüllen gebaut wurden. Dabei spielen weder die Anwendung, noch die Kunstrichtung eine Rolle. Kunst kennt keine Stereotypen und die Malwerkzeuge von MOLOTOW™ werden noch so manche Generation in ihrer Kreativphase begleiten. www. molotow. com Jürgen Feuerstein, CEO und Innovator

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I N N OVAT I O N , Q UA L I TÄT U N D N AC H H A LT I G K E I T



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Städtische Galerie Of fenburg

Stefan Strumbel

links: Stefan Strumbel in der Städtischen Galerie Offenburg 2015

Stefan Strumbel, „Carr y me home“, 2015, Aluminium, 13,5 x 119 x 79,2 cm

Alle Fotos von Tom Ziora, entstanden in der Städtischen Galerie Offenburg, 2015 w w w.tomziora.com

Aber nicht nur das klassische Bildhauermaterial, spröde ­Bronze, sondern auch die Gestalt der Arbeiten in Form von verpackten Gegenständen ist neu. Strumbel hinterfragt ­geschickt die Funktion einer Ausstellung und zielt auf eine neue Ebene der Metaphorologie der Kunstausstellung als ­solche. Zugleich treibt der Künstler ein subtiles Spiel mit den fetischisierten Erwartungen der Besucher. Das Ausstellen wird zu einem Akt der Verweigerung. Mit seinen neuen Arbeiten „Carry me home, I’m ready“, „Ready Made“ oder „Ready“ wird der Inhalt der Verpackung scheinbar versagt und setzt somit umso mehr auf die Imagina­ tion des Betrachters. Speziell die vier genannten Arbeiten fassen das Inventar einer möglichen Ausstellungspräsen­ tation, Transportmittel, Verpackung und zu verpackende Gegenstände gleichsam abbreviatorisch zusammen. Die anderen neuen Arbeiten wie „Heimat loves you (Baby Trash)“ und „To Begin is to be Half done“ sind, wie es Ludwig Feuerbach ausdrücken würde, eine „sakramentale Feier ihrer irdischen Wahrheit“.

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International bekannt wurde Stefan Strumbel (* 1979) mit ­seinen Kuckucksuhren, die durch eine Transformation mit Mitteln der Pop-Art ihren Nimbus als Objekte des Kunst­ handwerks und Souvenir seiner badischen Heimat verloren haben. Er erhob die Wanduhr aus der Massenkultur in das Pantheon der Kunst. Seine bisherigen Arbeiten drehten sich um den folkloristischen Fragenkomplex „What the fuck is ‚Heimat‘?“ und dessen identitäre Klischees. Die Städtische Galerie Offenburg präsentiert nun bis zum 31. Januar 2016 eine Ausstellung mit neuen Arbeiten des Künstlers, die sich der grellen Oberf läche seiner frü­ heren Werke und der Pop-Kultur verweigern. Die gesamte Ausstellung zeigt einen neuen Schaffenskomplex, dessen ­E rscheinungsbild nicht mit Strumbels grellbunten Arbeiten vergleichbar ist. Betritt man den ersten Ausstellungsraum, dann trifft man auf die Skulptur „Forest Island“, einer der letzten Verweise auf seine früheren Arbeiten. Zentral und satt liegt da eine Schwimminsel aus Bronze und unweigerlich ­bekommt die Arbeit tagespolitische Aktualität und Brisanz. Sie wird zur Metapher für Tausende von Flüchtlingen, die auf dem Weg übers Wasser eine Zukunft suchen. „Forest Island“ ist die bronzegewordene Utopie einer Welt ohne Grenzen.


78 Was so spröde daherkommt, entspricht aber haargenau Strumbels Geist, den er auch schon in seinen früheren Arbei­ ten abgefeiert hat: das Profane, das Einfache, das uns täglich Umgebende dient der sakramentalen Zelebrierung ihrer ir­ dischen Wirklichkeit. Und Strumbel feiert das, was wir als unser tägliches Brot (um eine christliche Analogie zu bemü­ hen und wieder auf Strumbels Kirche in Goldscheuer zu verweisen) bezeichnen könnten. Das, was wir Tag ein, Tag aus für uns bemühen. Strumbels Geschenk an die Kunst, ob bei seinen Wand- und Standuhren, der Mülltonne, den Lebku­ chenherzen oder dem zerwühlten Bett, ist das sakramentale Zurückholen des jeweiligen Dings zu sich selbst. Er stellt all­ tägliche Objekte in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Überlegungen und feiert sie ab!

Stefan Strumbel, „Ready“, 2015, Aluminium, 150 x 124 x 228,5 cm

rechts: Stefan Strumbel, „Forest Island“, 2015, Bronze, 142 x 193 x 171 cm


Das Scheitern der politischen Ästhetisierung der Lebens­ verhältnisse in den 1990er-Jahren kennzeichnete eine Verschiebung der Form-Inhalt-Dialektik zugunsten der Form. Die Kunst war doch keine kollektivierbare Praxis, die sich in soziale Passformen einfügen ließ und eine Vergesellschaftung begrüßte. Die Kulturproduzentinnen und -produzenten be­ harrten auf der symbolischen Differenz von Kunst. Darauf, dass man von der Kunst nur dann etwas lernen kann, wenn sie das andere bleibt und sich vom Leben unterscheidet. Ob Kuckucksuhr, Mülltonne oder Europalette – das ­a lles sind Dinge, die eher eine ästhetische Ablehnung ­pro­vozieren und in die Vorhölle außerhalb des Kunstparadie­ ses verwiesen werden. Sie stehen im Mittelpunkt von Strumbels künstlerischem Interesse. Schon Pablo Picasso und

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Andy Warhol wussten: Einzigartigkeit ist kein zu begehren­ des ­A ttribut, da es zur Vergessenheit führt und damit zur Nichtwirklichkeit. Die Entscheidung für Neonfarben in seinen früheren Arbeiten muss als ausdrücklicher Versuch Strumbels verstan­ den werden, die Aufmerksamkeit, von deren Partizipation das Funktionieren seiner Arbeiten unter anderem abhing, durch ein Stilmittel zu fesseln, das die Aggressivität von Werbung besitzt. Strumbels Realismus versuchte Symbolsysteme an­ zubieten, bei denen sich die Betrachter mit bestimmten Ideen identifizieren konnten. Wenn die Bollenhutmädchen und die Kuckucksuhren die Sehnsucht nach Erneuerung und Jugend verkörpern, nach einer Bildsprache, die die Komplexität der Existenz in verständliche Zeichen bannt, dann kippen seine neuen Arbeiten genau ins Gegenteil, ins Unsichtbare im Sichtbaren. Durch den Verzicht auf ansprechende Farben ­konzentriert sich Strumbel nun auf die Inhalte. Die ikonogra­ fischen Elemente werden reduziert und blenden somit alles


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Nebensächliche aus. Im Gegensatz zu seinen bunten Arbeiten, die einer verlogenen Gesellschaft den Spiegel vorgehalten ­h aben und deren naive Glücksmomente reproduzierten, ­verweisen seine sehr erdigen neuen Werke aber auch auf die Vergänglichkeit der irdischen Existenz. Die Darstellungen seiner optisch reizvollen Arbeiten „Slow Food“ und „Fast Food“ sind Verweise auf die Hinfälligkeit der irdischen ­E itelkeit. Sie sind Vanitas-Stillleben und in diesem Zusam­ menhang eine historische Äußerung dieser Weltanschauung in der Kunst. Die beiden Skulpturen dienen uns als private Andachtsobjekte mit der Funktion einer Gedächtnisstütze für die Vergänglichkeit des Lebens. Wenn es eine gesellschaftliche Vereinbarung in der theoretischen und praktischen Wertschöpfung von Kunst­ werken gibt, dann ist es jene, dass diese Objekte etwas bedeuten, indem sie bestehenden Bedeutungen etwas hin­ zufügen und sie dadurch modifizieren. Arthur C. Danto bezeichnet diesen Effekt als „Aboutness“ der Kunst. Ein Bett

links: Stefan Strumbel, „Fast Food“, 2015, Aluminium, 39 x 27 x 21 cm

Stefan Strumbel, „Slow Food“, 2015,

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Aluminium, 52 x 36,5 x 32 cm


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im Matratzenladen scheint eine ziemlich klare Bedeutung zu haben. Strumbels Doppelmatratze hingegen handelt davon, wie wir unsere Lebenswelt erst durch die Art, wie wir uns ihr zuwenden, sie anschauen, definieren und beschreiben, selbst erschaffen und dabei die Bedeutungen der Dinge und Verhält­ nisse festlegen. Kunst ist hierbei nur ein, aber ein besonders vielseitiges Mittel der bedeutungsvollen Welterzeugung. Denn: Die Welt, in der man denkt, ist nicht die Welt, in der man lebt. Strumbels Ausstellung zeigt auf einfache Weise, dass das gewöhnliche Leben wunderbar ist und dass alltägliche Dinge entsprechend weitaus bedeutungsvoller sind, als es die Gegenstände der Kunst je werden können. F LO R I A N WA L DVO G E L

bis 31. Januar 2016 Stefan St r umbel www. gale r ie - of fe nburg. de 2 1. November 2015 bis 10. Januar 2016 „ S t e f a n S t r u m b e l – H a n d l e w i t h C a r e“ Kunsthalle Göppingen www. k un st ve re in-goe ppinge n . de

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Florian Waldvogel, 1969 in Offenburg geboren, arbeitet in Hamburg. Waldvogel studierte „Praxis der Kunstvermittlung“ an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Städelschule in Frankfurt am Main. Er war Meisterschüler bei Professor Kasper König. Von 2009 bis 2013 arbeitete er als Direktor des Kunstvereins in Hamburg. Florian Waldvogel schreibt regelmäßig zu Themen der Gegenwartskunst und ist u. a. Herausgeber von Gegenwartsgesellschaft von Olaf Metzel (2013). Im Rahmen der Ausstellung „Deutsche Kiste“ (bis 14. Februar 2016) präsentieren Bernd Schöppner und Florian Waldvogel am 3. Dezember 2015 im Neuen Museum Nürnberg den Dokumentationsfilm „Being Olaf Metzel“.

Stefan Strumbel, „To begin is to be half done“, 2015, Aluminium, 40 x 201 x 221 cm, im Hintergrund „nowhere“, 2015, Neon auf Plexiglas, 50 x 200 x 8 cm

Alle Kunst werke © VG Bild- Kunst, Bonn 2015




kunstraum innsbruck

Vera Mercer Stillleben

Vera Mercer, The Bass (Detail), 8 x 10 negative film, 150 x 220 cm, Printed on Hahnemühle Watercolor Paper, © Vera Mercer

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wir gehören zum

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Ilana Halperin, The Minderal Body, 2013. Foto: Neil McLean (Detail)

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INNSBRUCK CONTEMPORARY Innsbruck, so wird stets kritisch betont, ist die einzige Lan­ deshauptstadt in Österreich, die über kein eigenes Museum für moderne Kunst verfügt. Das mag in der Tat stimmen, doch bedeutet dies keineswegs, dass Gegenwartskunst jeg­ licher Provenienz hier keine Rolle spielen würde. Ganz im Gegenteil! Es gab Zeiten, da fuhr man eigens nach Tirol, um sich über die neuesten Tendenzen zu informieren. Gleich nach dem Krieg, so erzählt Elisabeth Thoman, Galeristin und Ini­ tiatorin des Kunstraumes, hatte das hiesige französische Kulturinstitut einen unheimlich ambi­tionierten Leiter. Dieser hatte darin seinen Auftrag gesehen, in Innsbruck alles zu zei­ gen, was man in Österreich bis dato lange nicht hat sehen ­können. Ein Angebot, das nicht nur in Tirol mit dankbarem Interesse wahrgenommen wurde. Auch während der nächs­ ten Welle in den 1970er-Jahren kamen Kunstaffine aus dem ganzen Land und darüber hinaus. In jenem Jahrzehnt wurde auch die Galerie Thoman, damals noch Galerie Annasäule, ge­ gründet, Ursula Krinzinger machte mit ihrer Galerie für einige Jahre in Innsbruck Station und Peter Weiermair setzte mit seinen Aktivitäten im „Forum für aktuelle Kunst“ Stan­ dards, an die man sich jetzt noch erinnert. Und heute? Ein Blick auf das Programm dieses Herbs­ tes zeigt, dass das Angebot an Gegenwartskunst in Innsbruck durchaus ausgewogen ist, was noch lange nicht bedeutet, dass die Konstellation an Institutionen von (budgetärer) Stabilität geprägt wäre. Vereint wird das Engagement in Sachen Ge­ genwartskunst in der Initiative „Innsbruck Contemporary“, zu der sich, gleichsam als Trabant zu den Adressen in der ­L andeshauptstadt, die Galerie der Stadt Schwaz mit ihrem ambitionierten Programm angeschlossen hat. Neben den ­G alerien Bernd Kugler, Elisabeth & Klaus Thoman und ­Johann Widauer zeigt sich die Tiroler Künstlerschaft mit drei Veranstaltungsorten bestens auf- und ausgestellt. Jüngste in­ ternationale Positionen gibt es stets im Kunstraum Innsbruck zu entdecken (siehe S. 88). Unter dieser Postadresse befindet sich ebenso der Verein „medien.kunst.tirol“ mit entsprechen­ dem Profil. Im „aut. architektur und tirol“, dem ehemaligen ­A rchitekturforum Tirol, führen uns Martin und Werner Feiersinger, ihres Zeichens Architekt bzw. Bildhauer, italo­ modern auf den zweiten Teil einer fotografischen Reise zu den modernistischen Bauten Oberitaliens zwischen 1946 und

Julia Bornefeld, „somniflos“, Ausstellungsansicht, Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck, 2015 Foto: © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

1976. Mit „FO.K.US. Foto Kunst Stadtforum“ betreibt die Bank für Tirol und Vorarlberg einen eigenen Ausstellungsort, der seinen Schwerpunkt auf Fotografie gelegt hat. Diesen Herbst zeigt man mit Xenia Hausner eine österreichische ­Malerin, für die Fotografie nicht nur Teil der Bildfindung ist. Im Projektraum „The Soap Room“ schließlich ist man schon inmitten der Vorbereitungsarbeiten zur „Innsbruck Inter­ national. Biennial of the Arts“, die vom 10. bis 20. März 2016 vom Stapel gehen soll. Natürlich kommt auch das Land einem gewissen ­Bildungsauftrag in Sachen Gegenwartskunst nach. Regel­ mäßig zeigt das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum mit P räsentationen von Sammlungen, thematischen oder ­monografischen Ausstellungen sowie künst­lerischen In­ terventionen, Positionen der Gegenwart und der Moderne. Die Galerie im Taxispalais macht seit Langem mit sorgfältig kuratierten Ausstellungen in ihren wunderbaren Räumen auf sich aufmerksam. Das Programm zeigt jüngere, zumeist ­bereits etablierte Kunst, wie eben ­Zenita Komad, womit man gleichsam dem roten Faden folgen darf, den sie mit ihrem teil­ weise interaktiven „circleXperiment“ durch den K ­ osmos ihres Schaffens gezogen hat. Parallel dazu zeigt das Münchner Künstlerduo M+M in ihrer ersten Einzelpräsentation in ­Österreich mit dem Film­zyklus „7 Tage“ eine eigens für die Halle im Taxispalais konzipierte multiperspektivische In­ stallation. Gibt es sie also auch ohne eigenes Museum in Innsbruck, die zeitgenössische Kunst? Wie man in Öster­ reich so schön sagt: Es geht sich aus. Irgendwie. DANIEL A GREGORI

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Der Kunstraum Innsbruck feier t 20 - jähriges Bestehen

Die Halle, die ein Raum sein musste Als kurz vor der diesjährigen Biennale in Venedig die Künst­ lerliste des Südafrikanischen Pavillons bekannt ge­g eben wurde, durfte man es in Innsbruck weniger als Zufall, denn als Bestätigung betrachten, dass darin der Name ­M ohau ­Modisakeng vertreten war und damit just jener Künstler, mit dem der Kunstraum Innsbruck die Herbstsaison beginnt. Freilich darf man sich über derlei freuen, doch ist es nicht das erste Mal, dass ein junges Talent vor dem internatio­n alen Durchbruch durch kuratorischen Spürsinn für eine Präsen­ tation hierher eingeladen wird. So war auch Sarah Lucas, die diesjährige Vertreterin ihrer Insel in der Lagunenstadt, einst

in der Schau „New Art from Britain“, die in den 1990er-Jah­ ren in Innsbruck stattfand, dabei. Karin Pernegger, seit 2013 ­D irektorin der Institution, ist es wichtig, ein inter­ natio­n ales Programm zu fahren, das im deutschsprachigen Raum noch nicht ganz so präsent ist und die Möglichkeit bietet, andere Positionen zu entdecken. Damit stellt sie sich durchaus in die Tradition des Kunstraumes, der nun sein 20-jähriges Be­stehen feiert. Während die ehrlich geschätzten Nachbarn im Taxispalais ein etablierteres zeitgenössisches Programm b ­ espielen, setzt Pernegger „auf eine junge, sehr pointierte Schiene“.


Gegründet wurde der Kunstraum Innsbruck, der wie ein klas­ sischer deutscher Kunstverein funktioniert, 1996 von einer 12-köpfigen Gruppe rund um das Galeristenehepaar Elisabeth und Klaus Thoman. „Jede Maßnahme, die das künstlerische oder kulturelle Umfeld für bildende Kunst und das Interesse der Allgemeinheit daran erweitert, war uns immer schon ein Anliegen“, führt Elisabeth Thoman aus. Und Mitte der 1990er-Jahre sei die Zeit günstig erschienen, dies in Form ­eines zentral gelegenen Ausstellungsortes auch umzusetzen. Ein im Hinterhof gelegenes ehemaliges Papierlager in der ­I nnenstadt war bereits länger im „Überlassungsmodus pre­ kär“ für unterschiedlichste künstlerische Aktivitäten genutzt worden. Geeignet war dieser Raum bestens, doch noch in keinster Weise für einen (permanenten) Publikumsverkehr ­erschlossen. Die Finanzierung der baulichen Adaptierung durch den Architekten Hans Peter Petri erfolgte damals dann durch private Hand. Den Versprechen der Politik hingegen, sich um den laufenden Betrieb und eine Drittelfinanzierung von Stadt, Land und Bund zu sorgen, wird auch nach zwei Jahrzehnten nur unzureichend nachgekommen. Das Engage­ ment des Vereines und der jeweiligen Leitung war und ist jedoch ungebrochen. Für die Eröffnungsausstellung steuerte der damalige österreichische Bundeskurator Markus Brüderlin von seinem Budget einen namhaften Betrag bei mit der begleitenden ­Forderung, die heute noch nachhaltig wirkt: Lautete ein von ihm initiierter Ausstellungsort in der Donaumetropole „Kunstraum Wien“, so sollte dieser nun „Kunstraum Inns­ bruck“ heißen. „So ist unsere schöne große Halle zu diesem Namen gekommen“, erinnert sich Thoman noch heute. Mit den Jahren sollte sich die Namensgebung noch bewahrheiten, denn als die finanzielle Situation 2003 höchst problematisch wurde, wurde der Raum von 680 Quadratmetern auf nur noch ein Drittel reduziert. Bis dahin hatte Elisabeth Thoman die Leitung inne und für die einzelnen Ausstellungen wurden eigens Kuratoren be­ auftragt. In den ersten Jahren war der Fokus zunächst auf die jüngste Produktion einzelner Länder gelegt worden, später wurden mit Udo Kittelmann oder Nicolaus Schafhausen als

Direktorin und Kuratorin Karin Pernegger und Präsident Lothar Tirala in der Ausstellung von Wim Botha Foto: Wally Witsch

Kuratoren einschlägig bekannte Größen mit der Bespielung der Räumlichkeiten betraut. An der Spitze folgte auf Thoman Stefan Bidner, der zuvor bereits im Projektraum mit Medien­ kunstausstellungen Präsenz gezeigt hatte. Als er 2010 den Kunstraum verließ, konnte Veit Loers für eine Interimslösung gewonnen werden. Doch funktionieren derlei Räume am bes­ ten dann, wenn der Kurator nicht nur hinter dem Unterfangen steht, sondern auch vor Ort ist, nicht nur kuratiert, sondern persönlich vermittelt, vernetzt, regional, überregional und international. Mit Karin Pernegger scheint man nun diesbe­ züglich eine Idealbesetzung gefunden zu haben. „Sie ist extrem geschickt bei Kooperationen und darin, internatio­ nale Sammler zu bewegen einen Katalog zu unterstützen oder sonstige Kosten zu übernehmen“, streut Lothar Tirala, Sammler und langjähriger Präsident des Vereins, der jetzigen Leiterin Rosen. Auch diese fühlt sich durch den Vorstand ­b estens unterstützt und ist angetan von der engagierten Sammlerschaft, die diesen wichtigen Kunstort am Leben hält. Wie es weitergeht? Nach der Jubiläumsausstellung plant Pernegger unter anderem eine Präsentation der Arbeiten von Joyce Pensato und spielt damit auch mit der Erwartungs­ haltung, die man beim Anblick von Werken der Künstlerin hat. Statt jung und flippig erweist diese sich als New Yorker Dame jenseits der 70. Für eine junge Position, so lernt man, muss ihr Autor nicht zwingend an Jahren jung sein. „Es geht auch darum, den Hype gegen den Strich zu bürsten“, meint Pernegger dazu. Ein Zeichnungszyklus von Jorinde Voigt zu Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ wird in Kooperation mit dem Festival KLANGSPUREN SCHWAZ gezeigt, danach wandert das Projekt weiter nach Berlin zum „Verein der Freunde guter Musik“. Und lauscht man der Leiterin, so wären da noch viele weitere Ideen für Innsbruck. Präsident Tirala indes wünscht sich für die Zukunft des Kunstraumes Innsbruck, „dass er so bleibt und vor allen Dingen, dass er an diesem Ort bleibt. Und dass die Dotierung vielleicht endlich der Inf lation angepasst wird. Weil sonst können wir das Programm auf einem internationalen Niveau, das wir bislang halten konnten, nicht mehr garantieren. Das wäre dann nur noch unterklassig.“ Die jüngste Ausstellung hatte übrigens einen wun­ derbar programmatischen Titel in der Landessprache des Künstlers Mohau Modisakeng: „Ke kgomo ya moshate, wa e gapa o molato, wa e lesa o molato“. Frei übersetzt bedeutet das so viel wie: „Die Sache ist nicht zu lösen, ohne jemandem auf die Füße zu treten.“ – Dem ist schlicht nichts hinzuzufügen. DANIEL A GREGORI

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ART Innsbruck

Für Liebhaber und Sammler

Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum startet die ART Inns­ bruck mit einem zusätzlichen Messetermin. Daniela Gregori von ARTMAPP traf Johanna Penz, Direktorin und Gründerin der ART Innsbruck – Internationale Messe für zeitgenös­ sische Kunst & Antiquitäten, zum Gespräch über die Entwicklung und das Potenzial eines Kunstmesse-Formats „Made in Austria“. ARTMAPP: Die ART Innsbruck begeht nächstens ihr 20. Jubiläum. Was hat Sie seinerzeit dazu ­be­wogen, die Messe zu gründen? Johanna Penz: Ich komme ja eigentlich aus dem oberen Ma­ nagement, war aber immer schon kunstliebhabend und als solches viel in der Weltgeschichte unterwegs. In Innsbruck gab es zwar eine kleine, überschaubare Kunstszene mit eini­ gen Galerien, doch war dies eher ein eingeschworener Klüngel. Ansonsten war die Stadt mit Blick auf die Kunst inmitten ei­ nes weißen Flecks, in einem Radius von 500 Kilometern gab es keine namhafte Messe. Es war mir ein Anliegen, das aufzu­ brechen. Vielleicht war das damals blauäugig, doch waren wir unheimlich motiviert. Mit einem Partner, der die ersten drei Jahre mit dabei war, haben wir zu recherchieren begonnen, sind mit speziellem Fokus auf Messen gefahren und haben uns sozusagen „von der Pieke auf “ darauf vorbereitet. Nach ei­ nem Jahr haben wir dann unsere Messe, die bei der ersten Ausgabe noch „Editions of Art“ hieß und eine Spezialmesse

für Originalgrafik und Editionen war, auf die Beine gestellt. Und es hat funktioniert. Seitdem hat sich in der Innsbrucker Szene viel verändert, auch wegen anderer Initiativen, welche sich durch die Existenz der ART Innsbruck und/oder in deren Umfeld herausgebildet haben. Irgendwo treffen die Fäden ja dann doch aufeinander. Jetzt tut sich hier einiges! ARTMAPP: Ihr Motto lautet „Kunst für Liebhaber und Sammler“. Wie lässt sich Ihr Zielpublikum definieren? JP: Das Angebot der Messe ist ja breit gefächert, ebenso das Pub­l ikum. Es reicht vom Angestellten, der für seine Woh­ nung ein besonderes Einzelstück sucht, bis hin zum versierten Sammler. Das Wunderbare ist ja, dass durch die offene, neu­ trale Atmosphäre unserer Messe die Schwellenangst wegfällt. Über die Jahre ist auch zu beobachten, dass so manche, die zu­ erst vor allem wegen des gesellschaftlichen Aspektes oder aus Neugierde in Begleitung von Vernissage-Besuchern ge­ kommen sind, ihre eigene Liebe zur Kunst finden und als Kunden wiederkommen. Toll ist auch, dass uns viele junge Leute besuchen, die von Jahr zu Jahr versierter sind. Seit der letzten Ausgabe haben wir unser Angebot um Antiquitäten erweitert, was von unserer bislang auf zeitgenössische Kunst konzen­t rierten Klientel sofort ebenso gut angenommen ­w urde. – Unterstützt wird das Ganze durch fachkundige Füh­ rungen von Kunsthistorikern über die ART Innsbruck.


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Johanna Penz, Direktorin und Gründerin der ART Innsbruck

ARTMAPP: Welche Bedeutung haben für Sie die jährlichen Sonderausstellungen im Rahmen der Messe? JP: Beim Rahmenprogramm können wir uns richtig austoben. Zwar versucht man immer, Kunstmessen so zu präsentieren und zu positionieren, dass sie nicht zu kommerziell erschei­ nen, doch im Grunde genommen muss jeder davon leben können. Auch wir müssen deshalb wirtschaftlich arbeiten und kalkulieren, weshalb museale Werke aus dem entspre­ chenden Preissegment eher weniger vertreten sind. Bei den Sonderausstellungen ist das anders, da arbeiten wir mit re­ nommierten internationalen Galerien zusammen. Letztes Jahr haben wir Francis Bacon gezeigt, davor das grafische Werk von Le Corbusier im Zusammenhang mit seinen legen­ dären „chairs“ und bei der nächsten werden wir aus Anlass seines 80. Geburtstags Mel Ramos zeigen. Diese Ausstellun­ gen sind auch eine große Liebe von mir selbst. ARTMAPP: Zusätzlich zur Messe im Februar soll es im nächsten Jahr 2016 im Herbst einen zusätz­ lichen Termin geben. Verraten Sie uns dazu schon mehr?

Frühjahr bleiben, jene im Herbst wird kompakter. Bei der ART Innsbruck stehen für 80 bis 90 Aussteller rund 6.000 Qua­ dratmeter zur Verfügung, bei der Complementary wird es die Hälfte sein. Das Interesse der Galeristen und Händler ist den­ noch groß, der Termin ist auch im Hinblick auf Weihnachten attraktiv. Es wird ein kleiner, feiner Herbstsalon. Darauf aufbauend soll es in den Folgejahren die Expan­ sion auf weitere Pop-up-Messen in anderen Städten und Ländern geben. Sehr feinsinnig angelegt wird somit das be­ währte Rezept der Stammausgabe der ART Innsbruck auf weitere Messeveranstaltungen umgelegt und multipliziert. Die Kunst im Allgemeinen und die ART Innsbruck im Besonderen sollen sich in gewisser Weise immer wieder neu erfinden und somit ihren beständigen Weg in die Zukunft bewahren. ARTMAPP: Frau Penz, vielen Dank für das Gespräch!

28. bis 31. Januar 2016 20. A RT Innsbr uck w w w . a r t- i n n s b r u c k . a t

JP: Wie der Name bereits sagt, handelt es sich bei der ART Innsbruck Complementary um ein Ergänzungsformat. Hauptmesse wird immer die Stammveranstaltung im

20. bis 23 . Ok tober 2016 1. A RT Innsbr uck Complementar y

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Foto: Günther Egger


92 Swarovski, Wat tens bei Innsbruck

20 Jahre Kristallwelten

Arik Lev y, „Transparente Opazität“, 2012 Foto: Klaus Vhynalek, © Swarovski Kristallwelten

Swarovski hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihnen mit den Kristallwelten um eine Mischung aus Kunst und ­Kultur, Entertainment und Shopping geht, gleichsam ein ­Erlebnispark und -parcours für die ganze Familie. Engländer fassen ein derlei umfassendes Freizeitangebot gerne mit „a great day out“ zusammen und das Angebot wird offen­sicht­ lich gerne genutzt. Mit rund 650.000 Besuchern jährlich gehören die Swarovski Kristallwelten in Wattens zu den ­beliebtesten Destinationen des Landes. Aus Anlass des 100. Firmenjubiläums hatte man 1995 André Heller, Großmeister der großen Projekte und vollkom­ men furchtlos im Negieren von Grenzen zwischen Kunst und

weltlichem Rummel, den Auftrag erteilt, die Kristallwelten zu konzipieren. Von ihm stammt auch die Idee des Riesens, dessen Kopf heute noch den Eingangsbereich der Kristallwel­ ten markiert. Inspiriert von der Kunst- und Wunderkammer auf Schloss Ambras nahe Innsbruck lud Heller Künstler, ­D esigner, Architekten und Klangartisten ein, Räume zum Thema „Kristall“ zu gestalten. Man tauchte ein in eine Welt des Glitzerns und Staunens und so ist es die letzten zwei Jahr­ zehnte mit anhaltendem Erfolg geblieben. Der Intention, Künstler und Designer zur Inszenierung von Räumen einzu­ laden, ist man auch bei den beiden Swarovski Kristallwelten Stores in Innsbruck und Wien treu geblieben. Diesen Herbst


zeichnet Jean Paul Gaultier für die Ausstattung der Depen­ dancen in den beiden Städten verantwortlich, mit Swarovski verbindet ihn laut eignen Angaben „nicht weniger als eine Liebesgeschichte“. 20 Jahre nach der Eröffnung der Kristallwelten in ­Wattens hat man das Areal einer Generalsanierung unter­ zogen und dabei die Gesamtfläche gleich von 3,5 auf 7,5 Hektar ­vergrößert. Der signaturhafte Riese freilich ist geblieben, doch funkeln nun auch neue Wunderkammern und laden zu einem allumfassenden Raumerlebnis. Das Zentrum des ­Gartens b ­ ildet eine Kristallwolke aus über 800.000 Kristal­ len. Um dieses optische Schauspiel entdeckt man vor dem

imposanten Gebirgsmassiv der Tiroler Alpen in der Garten­ landschaft Objekte und Interventionen von namhaften Künstlern aus ­a ller Welt. Bei der Realisierung ihrer Ideen konnten sie ganz auf das Expertenwissen eines Betriebes ­zurückgreifen, der wohl wie kein anderer seit mehr als einem Jahrhundert Erfahrung darin hat, mit Funkeln Augen zum Leuchten zu bringen. DANIEL A GREGORI

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Der rote Faden

Ordnungen des Erzählens

Marcel Odenbach In stillen Teichen lauern Krokodile 2002–2004 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015


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Spirituelle Or te und Religion in der Gegenwar tskunst

Kunstpilgern in NRW Wer am 25. September 2015 endlich im K21 angekommen war, dem im Düsseldorfer Ständehaus untergebrachten zeitgenös­ sischen Teil der Kunstsammlung NRW, der hatte es geschafft. Am Abend der Eröffnung der Ausstellung „The Problem of God“ endete hier der erste Durchgang eines neuen Konzepts. Es war das Finale eines Formats, das eine alte Idee, die der ­P ilgerreise, mit neuen Medien im Social Web zusammen­ führte: Das inwendige Erleben, mit der ganzen Welt geteilt. Die Ausstellung der Kunstsammlung NRW ist Dreh- und Angelpunkt der vier Kunstpilgerreisen auf den Spuren der „Religion in der Gegenwartskunst“, die Touris­ mus NRW e. V. auf seinem neuen Portal gemeinsam mit Kulturkenner.de a­ nbietet. Temporäre oder permanente Aus­ stellungen, historische Bauten und neue Installationen werden – im Jahr des Konzilsjubiläums, das gleichzeitig auch das Internationale Jahr des Lichts ist – zu verschiedenen ­T hemenkomplexen („Licht“, „Paradies“, „Diesseits“ und

„Eine feste Burg“) zusammengefasst. Nicht nur Klöster, ­Moscheen und paradiesische Gärten warten auf den Kunst­ pilger, auch über moderne Kirchenarchitektur oder die Kunstwerke auf den Halden im Ruhrgebiet erfährt man etwas. Die vier Routen quer durch Nordrhein-Westfalen führen da­ bei zu Zentren religiöser Kultur in Westfalen wie Bethel in Bielefeld oder dem Hindu-Tempel in Hamm und den High­ lights der rheinischen Museumslandschaft. Acht Kulturinteressierte haben im Vorfeld ­jeweils eine der Themenrouten bereist und ihre Eindrücke hinter­ her unter dem Hashtag #Kunstpilgern geteilt. Was sie besonders mochten und wovon sie erzählen, ist ebendort zu erfahren. Außerdem, exklusiv in ARTMAPP, der ganze ­B ericht eines Kunstpilgers, der auf der Licht-Rroute von Aachen nach Münster unterwegs war. K ATJA BEH REN S

Regine Schumann, „Connect, Back to Back“, 2015, fluoreszierendes Acr ylglas, 110 x 260 x 10 cm © VG Bild- Kunst, Bonn 2015 Ausstellung „¡DARK!“, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna, bis 3. April 2016


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ARTMAPP-Route Katja Behrens beschreibt für ARTMAPP eine Kunstpilger­reise zu Zentren der Weltreligionen in NRW.

KÖ L N D O M & KO L U M B A

Gerhard Richters Fenster im Kölner Dom (2007), deren so ­lebendige wie zauberhafte Leuchtkraft und ergreifende Wir­ kung schon wiederholt geschildert wurde, sind sicher ein Muss auf der Licht-Route. Und auch das 2007 eröffnete, vom Schweizer Archi­ tekten Peter Zumthor an der Stelle der kriegszerstörten spätgotischen Kirche St. Kolumba errichtete, vielfach geprie­ sene Museum Kolumba in Köln ist sozusagen von Hause aus ein spiritueller Ort, der seine Spuren auf der touristischen ­P ilgerkarte hinterlassen hat. „Der rote Faden – Ordnungen des Erzählens“ heißt die neue Ausstellung die unter anderem die schöne Serie „Transzendentaler Konstruktivismus“ von Anna & Bernhard Blume zeigt. bis 2 2 . August 2016 „ D e r ro t e F a d e n – O rd n u n g e n d e s E r z ä h l e n s“ www. kolumba . de

Museum Kolumba, Köln Foto: Simon Erath

LWL_Morgner_ArtMapp_Layout 1 14.10.15 13:56 Seite 1


99 HAMM S R I - K A M A D C H I -A M PA L -T E M P E L ( H S S K AT )

In der kleinen westfälischen Stadt Hamm steht seit 2002 der größte hinduistische Dravida-Tempel Zentraleuropas. Insge­ samt vier Hindu-Tempel besitzt die Stadt, einer befindet sich in einem ehemaligen Kino, der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel steht zwischen Großschlachterei, Logistikzentrum und Kohle­kraftwerk. Trotzdem schaut die Göttin Kamadchi „mit den Augen der Liebe“, so lautet die Übersetzung, auf ihre Um­ welt. Und ganz besonders strahlt Hamm während des großen, leuchtend-bunten Umzugs zum jährlich im Mai oder Juni stattfindenden, 14 Tage dauernden Tempelfest samt der Pro­ zession zum Datteln-Hamm-Kanal am darauffolgenden Tag. www. kamadchi-ampal. olanko. de

Sri- Kamadchi-Ampal-Tempel, Hamm Foto: Stahlkocher - CCBYSA3.0

V E L B E R T- N E V I G E S WA L L FA H R T S K I RC H E M A R I E N D O M

Die kantige Silhouette des nahezu fensterlosen Baus ist schon von Weitem zu sehen. Wie vom Blitz getroffen scheinen G ­ ebäudeteile abgesprengt oder abgesplittert zu sein. Die b ­ lanken Betonwände lassen gleich erahnen, dass hier nicht Anschluss gesucht wird an die Tradition über­ wältigender und selbstbezogener Kirchenbauten, sondern dass in der sper­rigen, asymmetrischen Architektur vielmehr auch die Glaubensanstrengung zum Ausdruck kommt. Der immense zeltartige Innenraum lässt viel Luft zum Atmen. www. mar iendom. de Wallfahrtsdom, Neviges Foto: Simon Erath

Die 2008 eröffnete DITIB-Merkez Moschee in Duisburg ist ganz im traditionellen osmanischen Stil gebaut und aus­ geschmückt. Der eindrucksvolle Innenraum, der unter seiner hohen Kuppel mehr als 1.000 Menschen Platz bietet, ist ­reichhaltig mit islamischen Kalligrafien und Mosaiken ge­ schmückt, die eigens aus der Türkei angereiste Künstler hier in Handarbeit angefertigt haben. Die vier Minarette, das wird ­eigens betont, sind mit ihren 34 Metern bewusst niedriger als der Kirchturm der nächstgelegenen katholischen Kirche St. Peter und Paul. www. dit ib-du . de

DITIB - Merkez Moschee, Duisburg Foto: Ben Müller

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D U I S B U RG DI T IB -M ER K EZ MOSCHEE


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Martin Pfeifle, „Rinascimento“, Lichtinstallation, 2010 © VG Bild- Kunst, Bonn 2015 Deckengemälde: unbekannter wallonischer Maler, „Der Erzengel Michael stürzt die Heidnischen Götter in den Abgrund“, Aachen – Kornelimünster,

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Foto: Carl Brunn

#Kunstpilgern in NRW – Licht-Route SEBASTIAN BADEN

DÜSSEL DOR F

Eine Pilgerreise weckt Erwartungen auf spirituelle Erlebnisse, Selbstfindung, religiöse Glaubensstärke und zunehmende Ausdauer. Pilgerfahrten haben an Zulauf gewonnen und die Pilgerreise an sich ist längst zu einer Metapher geworden, mit der sich auch weltliche Reisen und Kreuzfahrten samt hedo­ nistischen Zielsetzungen vermarkten lassen. Schon länger ist das Pilgern zu Blockbuster-Ausstellungen und Biennalen oder zur „documenta“ im provinziellen Kassel auch fest im Jargon der Kunstkritik verankert.

Die Pilgermetapher haben sich nun die Projek­t­partner/-innen von #Kunstpilgern angeeignet, sagt deren Koordinator ­Jan-Paul Laarmann, um die säkulare Version e­ iner „Pilger­ fahrt 2.0“ durch die Kulturlandschaft zwischen Niederrhein und Ruhr zu initiieren. Eine gemischte Gruppe von acht Blog­ gern bzw. Kulturinteressierten im ­wei­testen Sinne wurde auf vier themenspezifische Kunst­pilgerrouten kreuz und quer durch Nordrhein-Westfalen geschickt. Finale S ­ tation und thematischer Ausgangspunkt des #Kunst­pilgern-Projektes


war die am 25. September im Düsseldorfer K21 Ständehaus ­eröffnete Ausstellung „The Problem of God“, die sich aktuell und noch bis zum 2 4. Januar 2016 der Verhandlung christ­ licher Ikonografie in der Gegenwartkunst widmet. Die divergente Interpretation des Gottesbegriffs wird hier im Werk internationaler Kunstschaffender von James Turrell, Bill Viola, Berlinde De Bruyckere, Tacita Dean oder Santu ­Mofokeng und vielen anderen anschaulich. Schon im Ein­ gangsbereich zeigt die gigantische Bronzeglocke von Kris Martin den Besuchern, wem hier das Stündlein schlägt. Und wenn schon Gott im ­D ekonstruktions-Fixpunkt einer Kunstausstellung steht, liegt es nahe, das Vernissage-Zeremo­ niell nicht profan zu ­beginnen, sondern ihm eine Gruppe von #Kunstpilgern ­medienwundertätig vorauszuschicken, um im Vorfeld die Kunst des Umlandes zu erkunden und ihre Ein­ drücke an eine „social wall“ im Internet zu posten. Über ein öffentlich a­ usgeschriebenes Bewerbungsverfahren waren die acht #Kunstpilgern-Reisenden ausgewählt worden, um über Blogs, Feeds, Hashtags, Facebook und Twitter „The Problem of God“ zu verkünden.

A AC H E N – KO R N E L I M Ü N S T E R

A RT M A PP begleitete die beiden B ­ loggerinnen Maria ­M ännig und Xhevaire Jusufi bei ihrer Licht-Tour vier Tage lang. Wir folgten dabei dem vorge­schlagenen Weg zu eini­ gen ent­legenen Orten wie der Raketenstation Hombroich oder dem „Hellweg – ein Lichtweg“ rund um Unna. Unter den Vor­g aben des dichten #Kunstpilgern-Programms ­k amen wir immer gerade so noch termingerecht angerast, weil wir die P ilgerfahrt auf vier ­R ädern absolvierten. ­A nders als g­ e­wöhnliche Pilgerwege verlangt das #Kunst­ pilger n die ­b eschleunig te Wa hr nehmung ink lusive Ortswechsel und ist damit ganz dem rasanten ­Tempo der Social-Media-­Kanäle a­ ngepasst, über welche die Multipli­ katoren kom­munizierten. Die Lichtkunst war Leitmotiv unserer Wallfahrt und wir starteten in Aachen, wo der neue Leiter der seit 1948 z­ usammengetragenen landeseige­ nen Sammlung „Kunst aus NRW “, Marcel ­S chumacher, einen ausgezeichneten ­R undgang durch die ­e hemaligen Klosterräume der alten Reichsabtei Kornelimünster bot.

LWL- Museum für Kunst und Kultur, Münster Foto: LWL/Hanna Neander

In den museal hergerich­t eten Räumen mit historischen Stuckverzierungen und christlicher Bildausstattung lässt der Künstler Martin Pfeif le in seinem Werk „Rinascimento“ (2007) Neonröhren von e­ inem Deckengemälde herabhängen. Unter der barocken Malerei der Gegenreformation mit Sturz der antiken Götter durch den Erzengel Michael leuchtet die Lichterkette der A ­ ufklärung nun kühl und recht improvisiert. Monika Baumgarten hat im Nebenraum auf Mondlicht-­ Fotogrammen den indirekten Weg des Sonnenlichtes nachgezeichnet.

DÜ R E N

Das Licht der Gegenwartskunst wies uns #Kunstpilgern den weiteren Weg zu Otto Pienes Lichtraum-Installationen im Leopold-Hoesch-Museum in Düren und im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster, wo kürzlich dem 2014 ver­ storbenen Künstler sogar die jüngste postume Retrospektive gewidmet wurde. Beeindruckend waren die Verbindungen von Historie und Gegenwart auf der ganzen Wegstrecke der #Kunstpilgern-Route, darunter der kulturell kannibalisierte, byzantinische Glanz der restaurierten Mosaikdecken im ­A achener Kaiserdom, die ehrwürdige Lichtmalerei Gerhard Richters im Chor des Doms zu Köln, die herausragende ­k unst- und kulturhistorische Sammlungspräsentation des LWL-Museums in Münster mit Blickkontakt zum romani­ schen Dom oder Mischa Kuballs Welterklärungsinstallation „space – speed – speech“ (1998) mit glitzernden Discokugeln, die den Eiskeller einer ehemaligen Brauerei im Internatio­ nalen Zentrum für Lichtkunst in Unna illuminiert.

U N NA

In Unna ist auch James Turrell mit seinen esoterischen ­L icht­r äumen gleich zwei Mal präsent und seine immersiven Farbsugges­t ionen lassen sich ebenfalls dankbar im K 21 ­ein­setzen, wo der Künstler für „The Problem of God“ zur ­Illustration von Transzendenz eine Arbeit zeigt. So säumten die üblichen ­Verdächtigen der Lichtkunst zwangsläufig die #Kunst­pilgern-Tour, unter ihnen Ólafur Elíasson mit seinem

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J G K u

a e ü n

h r e l s e n s t d K

s s c h a u n k i r c h e n e r l e r i n n e n ü n s t l e r

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H o r s t e r

S t r a ß e

5 - 7 ,

4 5 8 9 7 G e l s e n k i r c h e n w w w . k u n s t m u s e u m - g e l s e n k i r c h e n . d e


MÜ NSTER

Gleich zwei weitere Highlights bot den #Kunst­p ilgern ­a ußerdem die Stadt Münster, deren LW L-Museum für ­N aturkunde mit der Sonderausstellung „Leben in der ­D unkelheit“ höchste Maßstäbe der Präsentation und Ver­ mittlung erfüllt, von denen die oft selbstgenügsamen Museen für ­G egenwartskunst Lichtjahre entfernt sind. Und Tobias R ­ ehbergers farbenfrohe Skulpturenserie „The Moon in A ­ labama“, zu deren Stationen uns Gail Kirkpatrick, die Leiterin der Kunsthalle Münster und Mitinitiatorin der

Tobias Rehberger, „The Moon in Alabama“, Skulpturenserie, Münster, Foto: Roman Mensing © der Künstler & muenster- artandpublic.com

Kunstwerke, mit viel Charme geführt hat, bezeugt, dass Kunst im öffentlichen Raum sowohl beleuchten wie auch ­erleuchten kann. Unter diesem Link erhält man alle Informa­ tionen zum Rehberger-Projekt: muenster-artandpublic.com. Unterstützt von der ISG Bahnhofsviertel Münster e. V. und kunstsinnigen Münsteraner Kauf leuten hat der Künstler elf der städtischen Stromschaltkästen mit seinen Werken kurzgeschlossen und lässt nun jeweils einen riesigen Lampion in zeitlicher Koordination mit weltweit markierten Orten ­entsprechend zu deren Mondphasen aufleuchten. Den aben­ teuerlichen Abschluss der #Kunstpilgern-Tour markierte für alle Gruppen das Klettern über die Stahlseile von Tomás ­Saracenos Installation „in orbit“ im K21, wo die Pilger/-innen in schwindelnder Höhe über dem Innenhof des Ständehauses selbst zum Teil eines lebendigen Deckengemäldes im Licht der Sonne wurden.

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PI LGE R BÜ RO T + 4 9 (0) 2 1 1 9 1 3 2 0 5 1 0 www. k unst pilger n. de w w w . j u i c e r. i o / k u n s t p i l g e r n

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — K U N S T P I L G E R N I N N R W

Wasserfall-Darkroom in Unna und einer leuchtenden ­ uswahl von 35 Werken aus der Sammlung von Christian A Boros, mit der alle Räume der grandiosen Souterrain-­ Architektur von Tadao Andō in der Langen Foundation auf der Rake­tenstation Hombroich bespielt werden. In der nähe­ ren Umgebung kann man mit einer extra Portion Zeit noch das benachbarte Museum Insel Hombroich und deren weit­ läufiges Gelände mit Ausstellungs- und Atelierpavillons besichtigen, wo eine Vielfalt kultureller Artefakte aus ­Europa, Asien, Ozeanien und Afrika in einem paradiesisch anmutenden Ambiente gezeigt wird.


104 Gespräch mit Daniela Berglehn, Kuratorin der RWE Stif tung

VISIT Energie Die Licht-Route der #Kunstpilgern-Reise führte den Facet­ tenreichtum der leuchtenden Kunstwerke in NRW, etwa in Unna, vor Augen. Einen Fokus auf die Förderung solcher künstlerischer Arbeiten legt die RWE Stiftung für Energie und Gesellschaft. Sebastian Baden hat für ARTMAPP bei ­deren Kuratorin und Projektleiterin Daniela Berglehn nach­ gefragt, was Kunst und Energie verbindet. ARTMAPP: Die RWE Stiftung fördert zeitgenös­ sische Kunst. Sie bauen keine Sammlung als ­Wert­a nlage auf wie andere Unternehmen, sondern finanzieren künstlerische Projekte. ­Welchen ­t hematische Schwerpunkt haben Sie sich gesetzt und warum? Daniela Berglehn: Bei allen Projekten der Stiftung steht ­i mmer das Thema „Energie“ im Zentrum – auch in der Kunst- und Kulturförderung. Manchmal erschließt sich das ganz unmittelbar, zum Beispiel bei unseren Lichtkunstpro­ jekten, die ja Energie nutzen und zum Ausdruck bringen. Manchmal ist Energie aber auch bereits Thema der künst­ lerischen Arbeit selbst und es geht ganz konkret um Fragen der Energieerzeugung, des Umgangs mit Ressourcen, der Teil­h abe. Nehmen Sie hier zum Beispiel die Kunststrom-­ Projekte „performance electrics“ von Pablo Wendel und oder die ­A rbeiten vom ­A telier van Lieshout, unserer aktu­ ellen Ruhrtriennale Kooperation. ARTMAPP: Die Energiewende ist ein provokantes Thema für Energieriesen wie RWE. Wie kann die Kunst hier Impulse geben?

Tagebau Garz weiler Foto: Sebastian Mölleken

rechte Seite: Performance - Electrics-Straßenwindinstallation an der A40 bei Dortmund, 2014 © Performance Electrics

Internationaler Lichtkunstpreis IL A A, die Sieger Martin Hesselmeier und Andreas Muxel Foto: Frank Vinken

DB: Die Energiewende ist für alle eine große Herausforderung. Für Konzerne wie RWE, für den Markt, aber auch für die Poli­ tik, für unsere Gesellschaft als Ganzes. Es geht hier ja nicht um rein technische Fragen und die Form der Erzeugung, sondern auch um Verteilung, den Zugang zum Netz, soziale Fragen bis hin zu Fragen der Datensicherheit. Die RWE Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Transformationsprozess ganzheitlich zu begleiten und gemeinsam mit ganz unter­ schiedlichen Akteuren Ideen zu suchen. Kunst und Künstler spielen in diesem Dialog eine wichtige Rolle und wir haben daher bereits 2010 unser Stipendiatenprogramm VISIT ins Leben gerufen. ARTMAPP: Was hat es mit VISIT auf sich? DB: VISIT ist unser Artist-in-Residence-Programm. Wir ­laden Künstler dazu ein, sich mit dem Thema „Energie“ zu ­beschäftigen. Einmal im Jahr werden die Stipendien ausge­ schrieben und eine externe Jury wählt zwei Künstler aus. In diesem Jahr bestand sie aus dem Künstler Mischa Kuball, Folkwang-Direktor Tobia Bezzola, Andreas Beitin vom ZKM Karlsruhe und als Gast Sepp Hiekisch-Picard vom Kunst­ museum Bochum, denn dort wurde bis September eine Gruppenausstellung der ersten fünf Jahrgänge gezeigt.


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ARTMAPP: 2015 hat die RWE Stiftung erstmals den Internationalen Preis für Lichtkunst ILAA vergeben. Um was geht es dabei und was zeichnet die beiden aktuellen Preisträger aus?

DB: In der Bochumer Ausstellung konnte man erleben, wie vielfältig die Künstler Energie thematisieren: Merlin Baum hat ein kinetisches Licht-Interface gebaut, eine sehr schöne Rauminstallation, die mit Energie und Licht arbeitet. Sebas­ tian Mölleken ist eher dokumentarisch unterwegs. Er war einer der ersten Stipendiaten und 2010 im Tagebau Garzwei­ ler. Dort hat er die Landschaft, die Menschen, die verlassenen und die neuen Dörfer fotografiert. Diese Fotos wurden sehr kontrovers aufgenommen – extern, wie intern. Am Ende wur­ den sie mit dem Felix Schoeller Photo-Award ausgezeichnet. Ich denke, das zeigt ganz gut das Spannungsfeld. In der tages­ aktuellen Diskussion sind die Positionen oft verhärtet – die Kunstprojekte setzen einen anderen Rahmen und helfen uns, die Perspektive zu wechseln und neue Ideen zu entwickeln. ARTMAPP: Wer sind die VISIT-Stipendiaten in diesem Jahr und was werden sie machen? DB: Es sind Christian Keinstar und Evelina Rajca. Beide Künstler sind aktuell noch mitten im Projekt, aber wir suchen bereits einen Ausstellungsort für 2016. Keinstar arbeitet mit dem seltenen Metall Gallium, welches schon bei geringer Temperatur schmilzt und kombiniert diese Vorgänge mit dem menschlichen Körper. Es geht bei ihm um Transformation, vielleicht auch um ein wenig Alchemie, immer aber um Gren­ zen, die überwunden werden müssen – poetisch, physikalisch, politisch. Auch Evelina Rajca arbeitet mit einem transfor­ matorischen Energiebegriff und verknüpft Hightech und Mythen. Sie will sich für VISIT mit dem Motiv des „Schlafen­ den“ und den Reserve-Erneuerungsraten beschäftigen und plant vereinfacht gesagt die Entwicklung einer Bettdecke, ­deren Sensoren anzeigen, wie viel Energie der Schläfer wäh­ rend der Erholungsphase aufnimmt oder auch abgibt. Es soll eine ­prozessbasierte Mixed-Media-Installation entstehen, die kombiniert sein wird mit einem Workshop.

ARTMAPP: Welche Lichtkunst-Stationen möch­ ten Sie den ARTMAPP Leser/-innen dringend zum Besuch empfehlen? DB: Den Skyspace von James Turrell in Unna. Und die Riesen­ tanne auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. (lacht) Infos zu V ISI T unter www. r west if t ung. com /vi sit Einsendeschluss f ür B ewerbungen ist der 31. März 2016 Inter nat ionales Zent r um f ür Lichtk unst, Unna w w w . l i c h t k u n s t- u n n a . d e

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — K U N S T P I L G E R N I N N R W

ARTMAPP: An welchen Projekten arbeiten die Stipendiaten und was davon wurde ausgestellt?

DB: Martin Hesselmeier und Andreas Muxel haben den Licht­ kunstpreis mit ihrer Arbeit „The Weight of Light“ gewonnen. Eine Art formgewordenes Gedankenexperiment, denn Licht besitzt weder Masse noch Schwerkraft. Die Arbeit besteht aus im Raum schwebenden LED-Bahnen und ist einerseits ­technisch innovativ und sie ermöglicht uns andererseits auch eine neue sinnliche Erfahrung. Das ist faszinierend und zukunfts­weisend und um Zukunftsperspektiven ging es auch den Initiatoren in Unna. Wir sind seit Langem Partner des ­Zentrums für Internationale Lichtkunst und es war uns ein gemeinsames Anliegen, die Frage nach der Zukunft dieser jungen Kunstform zu stellen und auch mehr Aufmerksamkeit für das Museum zu erzeugen. Den Preis ins Leben zu rufen bot beides und die Besucherzahlen und die mediale Aufmerk­ samkeit haben gezeigt, dass unsere Idee ankommt.


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Hans Kotter, Tunnel View – Down Under, 2011 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

KW_Op_Ad_4c_181x125_Artmapp 11.09.15 09:27 Seite 1

Patrick Hughes, Science Ficture, 2002 (Detail), Sammlung Würth, Inv. 7987

OP A RT KI N ETI K LICHT

Kunst in der Sammlung Würth von Josef Albers und Vasarely bis Patrick Hughes Kunsthalle Würth Schwäbisch Hall 18. 5. 2015 bis 10. 1. 2016 Eintritt frei

www.kunst.wuerth.com

Alle Aktivitäten der Kunsthalle Würth sind Projekte der Adolf Würth GmbH & Co. KG.

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108 Heinz Mack, „Rhythmus Farbe Licht – Chromatische Konstellation“, 2006, Acr yl auf Leinwand, 298 x 498 cm, Foto: Ute Mack, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015, zurzeit in der Ausstellung „MACK – Apollo in meinem Atelier“, MKM Museum Küppersmühle, Duisburg, bis 31. Januar 2015

Heinz M ack in NRW

Apollo in meinem Atelier In NRW finden sich nur wenige Orte, an denen man ihnen nicht begegnet: Heinz Mack, seine Licht-Kunst-Objekte und seine Licht-Kunst-Kollegen sind allgegenwärtig. ZERO scheint überall zu sein, und das ist ja auch kein ­Wunder, denn die Bewegung nahm in Düsseldorf ihren Anfang. Hier hatten Heinz Mack und Otto Piene 1957/58 die Künstlervereinigung ZERO gegrün­ det. Auf der Suche nach einer radikalen Erneuerung der Kunst stellten die seinerzeit jungen Künstler alles zurück auf Null, sie wollten einen zeitgemä­ ßen künstlerischen Neustart wagen, einen Anfang, der sogar das Nichts zuließ. Bald darauf stieß Günther Uecker zu ihnen, von da an revolutionier­ ten sie zu dritt die Kunst. Die Euphorie des Aufbruchs in eine bessere Zukunft hat in den Aktio­ nen der Gruppe Ausdruck gefunden. Kein Wunder, dass diese oft ein bisschen nach Weltraum aussahen, waren in jenen Jahren doch auch die Forscher und Ingenieure mit ihren Sputniks und Apollo-Missionen, ihren Raum­sonden,


109 Heinz Mack, „Helios“, 1969 / 2006, Flughafen Düsseldorf Foto: Archiv Heinz Mack

Raketen und Teleskopen auf dem Weg ins All. Sozusagen. Die Technikbe­ geisterung jedenfalls verschonte die Kunst nicht, die sich damals vor allem die neuen Materialien und ihre ­Ä sthetik zu eigen machte. Der mehrfache „documenta“-Teilnehmer Heinz Mack und seine Kollegen experimentierten mit. Für Mack war das Licht stets das zentrale Thema und Motiv seiner Arbei­ ten, seiner Raster und seiner seriellen Strukturen, seiner Lichtstelen, Lichtreliefs und Lichtrotoren. Schon seit 1960 verwendet er für seine Licht­ reliefs aus gepressten Metallfolien, Plexiglas und Aluminium dann zusätzlich auch Motoren und brachte mit der Bewegung eine neue ästhetische Dimen­ sion ins Spiel. Am Düsseldorfer Flughafen zum Beispiel wurde die bei einem Brand zerstörte rechteckige kinetische Lichtskulptur „Helios“ von Heinz Mack 2004 wiedererrichtet und begrüßt seitdem wieder flirrend und glitzernd die ankommenden Fluggäste. Andere seiner Lichtstelen im Außenraum der Städte ragen wie Ausrufezeichen geradewegs in den Himmel. Eine starke und zugleich lichte Verbindung zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen ­irdischer und himmlischer Sphäre. Vor der Hypothekenbank in Essen etwa finden sich sieben dieser längs geknickten, spitzen Lichtstelen. Und ­D üsseldorf hat mit dem großen Dreisegelbrunnen auf dem Platz der

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© VG Bild- Kunst, Bonn 2015


110 Deutschen Einheit schon seit Längerem ein weithin sichtbares Wahrzeichen. Ähnlich wie bei der Stein-Wasser-Glas-Skulptur in Macks Heimatstadt Mön­ chengladbach, in der die Steinmaserung eine entscheidende Rolle spielt, indem sie die Spiegelungen der Wasseroberfläche aufnimmt. Und unter Kunstinteressierten ist auch sie längst schon ein Geheim­ tipp: die Hauskapelle im ersten Obergeschoss des neobarocken Marianums in Neuss. Heftige Kontroversen ließen das Projekt beinahe scheitern, bevor der Künstler Heinz Mack 1984 dann doch den Auftrag für ihre Ausgestaltung er­ hielt, obschon er eigentlich keinerlei Erfahrung mit sakraler Kunst hatte. Vielleicht ist das Ergebnis auch deshalb so überzeugend, ging es doch um die Neugestaltung der Kapelle als „Wohnung Gottes unter den Menschen“. Das Licht mit all seiner Zaubermacht wurde schlussendlich vom Lichtkünstler Mack überzeugend als verbindendes Element zwischen oben und unten, zwi­ schen der göttlichen und der menschlichen Sphäre eingesetzt. Da braucht es nicht mehr vieler Worte ... Darüber hinaus gibt die Ausstellung im Duisburger MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst in diesem Winter einen Überblick über das Schaffen des Künstlers – mit explizitem Bezug zur Raumfahrt schon im Titel: „Apollo in meinem Atelier“. K ATJA BEH REN S

bis 31. Januar 2016 „ M AC K – A p o l l o i n m e i n e m A t e l i e r“ MK M Mu seum Küppersmühle, Duisburg

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www. museum-k ueppersmuehle. de

Mack- Kapelle Marianum, 1984 –1989, Neuss, Foto: Archiv Heinz Mack w w w.mack-kapelle -marianum.de © VG Bild- Kunst, Bonn 2015


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Helmut Newton, French Vogue, Paris 1969 © Helmut Newton Estate

HELMUT NEWTON


BERNAR VENET

ULI POHL

KAESEBERG

DIRECTOR`S CUT

JOHANN BÜSEN

BARBARA ANNA HUSAR

DIETER BLUM

TILLMANN DAMRAU

DEE SANDS

www.galerie-im-venet-haus.de Bahnhofstr. 41 / 89231 Neu-Ulm

WALTER NAGL

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SHIMON OKSHTEYN


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© Foto David Huycke

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116 Schmuck & München

Jewelry Art Ende Februar erlebt die Münchner Schmuckszene wie jedes Jahr um diese Zeit einen ungeheuren Energieschub. Die Inter­ nationale Handwerksmesse, kurz IHM, steht vor der Tür und mit ihr die „Schmuck“, eine Ausstellung, zu der Künstler aus aller Welt ihre besten Stücke einreichen. Aus ihrer Mitte wird alljährlich der Träger des Herbert-Hofmann-Preises gekürt. Dieser ist weltweit begehrt, obwohl er mit keiner Geldsumme verbunden ist. Aber er bringt höchste Aufmerksamkeit, wofür der Termin während der „Schmuck“ bürgt. Denn hierfür reist von fern und nah alles an, was in der Schmuckszene Rang und Namen hat: Künstler, Sammler, Galeristen, Museumsleute und selbst Studenten.

Thomas Gentille, späte 1980er-Jahre Foto: Bill Philipps Archiv: Thomas Gentille

Der Schmuck, um den es hier geht, ist sogenannter Autorenoder Künstlerschmuck. Bei diesem wird der Wert des einzelnen Schmuckstücks nicht vom verwendeten Material bestimmt. Edle Metalle und Steine waren zeitweilig sogar verpönt. Man nutzt Kunststoff, Eisen, Edelstahl, Stoffe und alles, was der Inspiration dient. Was zählt, sind Idee und Kon­ zept. Die Schmuckgestalter in diesem Bereich sind weder Juweliere noch Designer. Entwurf und Ausführung sind in ei­ ner Hand. Wer in dieser Liga mitspielen will, muss nicht unbedingt Goldschmied sein, wenn auch eine solide hand­ werkliche Grundlage nie schadet. Zumeist wird dann nach der Gesellen- oder Meisterprüfung noch ein Studium an einer der einschlägig bekannten Hochschulen wie beispielsweise der Burg Giebichenstein in Halle (Saale) oder der Münchner Kunstakademie angeschlossen. In München kann Künstler­ schmuck auf eine lange Tradition zurückblicken, die durch die weltweiten Beziehungen der beiden früheren Lehrstuhlinha­ ber der Klasse Schmuck & Gerät Hermann Jünger und Otto Künzli begründet wurde. Ohne diese internationale Vernet­ zung wäre München sicher nicht zu der Schmuckstadt geworden, die sie heute ist. So nahm Künzli nicht nur Lehr­ aufträge von New York bis London wahr, sondern hielt auch überall auf der Welt Vorträge und Workshops. Seine Nachfol­ gerin Karen Pontoppidan war seine Schülerin, wie er einst der Schüler von Jünger war. Zu der Erfolgsgeschichte des Künstlerschmucks in München hat neben der Schau „Schmuck“ auf der IHM und der Akademie auch die Danner-Stiftung zur Förderung des Kunsthandwerks in Bayern beigetragen. Sie fördert Ausstel­ lungen und Publikationen, vergibt regelmäßig Preise, hat eine große Sammlung von Künstlerschmuck und schließlich auch die Danner-Rotunde in der Pinakothek der Moderne mit­ finanziert, wo ihre Kollektion als Dauerleihgabe Teil der ständigen Ausstellung ist. Der andere Teil kommt aus der Sammlung des Münchner Designmuseums – Die Neue Sammlung, zu der der österreichische Schmuckkünstler Peter Skubic nicht unwesentlich beigetragen hat. Er übergab zu ­seinem 60. Geburtstag 1995 dem damaligen Direktor Florian Hufnagl 60 Schmuckstücke aus seiner eigenen Schmuck­ sammlung von Arbeiten seiner Kollegen. Seit der Eröffnung der Danner-Rotunde 2004 wurde die Dauerausstellung be­ reits zweimal neu eingerichtet. Das erste Konzept stammte noch von Hermann Jünger und seinem Nachfolger am Lehr­ stuhl Otto Künzli, dann folgte als Kurator Karl Fritsch, ehemaliger Student von beiden, und 2014 wieder Otto Künzli, aber diesmal alleine. So bekam die Ausstellung immer wieder ein neues Gesicht. Und die Eröffnungen fanden selbstver­ ständlich während der „Schmuck“ statt.


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Die „Schmuck“ auf der IHM ist in einer Messehalle unterge­ bracht, die dem Kunsthandwerk und dem Design gewidmet ist. Die „Schmuck“ wird von der Kulturabteilung der Han­ delskammer für München und Oberbayern unter Leitung von Wolfgang Lösche ausgerichtet. Sie wird regelmäßig von der Vorstellung eines älteren, bekannten Gestalters, „Klassiker“ genannt, begleitet. Diesmal ist dies Peter Chang, einer der fan­ tasievollsten Schmuckkünstler überhaupt, der ausschließlich mit leuchtend farbigem Kunststoff arbeitet. Seine Armreifen und Broschen sind elegant und fröhlich, erinnern vielfach an die bunte Unterwasserwelt und haben bereits einen gewissen Kultstatus erreicht. Auch außerhalb des Münchner Messegeländes finden parallel zahlreiche Schmuckausstellungen statt. Alle ein­ schlägigen Galerien überlegen sich für diese Zeit etwas Besonderes, so auch Die Neue Sammlung, die im Oberge­ schoss der Pinakothek der Moderne stets einen Künstler präsentiert. Diesmal wird hier der 1936 geborenen Thomas Gentille gezeigt, einer der Altmeister, der für die Entwicklung des Künstlerschmucks in den USA eine Schlüsselrolle ein­ nimmt. Dort war er der erste, der in der Schmuckherstellung mit unedlen Materialien gearbeitet hat, wovon eine kleine Brosche aus Holz von 1961 zeugt. Gentille hatte zwar erst über diverse Umwege zum Schmuck gefunden, dann aber an eini­ gen Schulen in den USA Schmuckklassen aufgebaut. Er hat meist mit Kunststoff, Holz und Schiefer gearbeitet, manch­ mal sogar mit allen Materialien auf einmal. Dafür montierte er diese sorgfältigst Schicht für Schicht, etwa bei seinen „Arm­ lets“, Armschmuck, der nicht am Handgelenk, sondern unterhalb des Ellenbogens getragen wird. Die Ausstellung seiner Werke wird selbst in den ereignisreichen Tagen der IHM eine Entdeckung sein.

Peter Chang, „German Fontinella“, 2003, Acr yl, PVC, Harz, äußerer Durchmesser 17 cm, Stärke ca. 7 cm Foto: Peter Chang

2 4 . Febr uar bis 1. März 2016 IH M – Inter nat ionale Handwerksmesse, Messe München, München-R iem www. ihm. de

Thomas Gentille,

2 7. F e b r u a r b i s 5 . J u n i 2 0 1 6

Luft, Sperrholz, Ahorn, Farbe,

„ U n t i t l e d . T h o m a s G e n t i l l e – A m e r i c a n J e w e l r y“

Broschierung: Industrie - Pin,

P inakothek der Moder ne, München

14,9 x 5,2 x 0,8 cm

w w w . p i n a k o t h e k . d e / p i n a k o t h e k - d e r- m o d e r n e

Foto: Eva Jünger

Brosche,

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — S C H M U C K

HAN NE WESKOT T


Peter Skubic, 1980er-Jahre

Gespräch mit Peter Skubic

Schmuck unter der Haut Der österreichische Schmuckkünstler Peter Skubic, Jahrgang 1935, gehört zu den Pionieren des künstlerischen Schmucks. Und damit zu den Gestaltern, für die nicht allein edle Ma­ terialien etwas über die Qualität eines Schmuckstücks aussagen. Er arbeitet ohnehin mit Vorliebe mit Eisen und Edelstahl. Auch zur sogenannten Tragbarkeit von Schmuck hat er ein eher gespaltenes Verhältnis, weil, wie er sagt, Schmuck die meiste Zeit irgendwo aufbewahrt wird – in Käst­ chen, Schubladen und Safes. Oft hängt er an der Wand oder „verkommt im Museum“. Aber grundsätzlich soll Schmuck getragen werden, wenn das auch manchmal Mut kostet, weil Schmuck für ihn nicht unbedingt schmückend sein muss. Schön und dekorativ sind für ihn keine wesentlichen Kriteri­ en. Ihm geht es vielmehr darum, Grundsätzliches über den Schmuck herauszufinden. Wichtig dabei ist immer die Bezie­ hung des Einzelnen zum Schmuckstück. Dafür erfand er den „Schmuck unter der Haut“ und ließ sich selbst ein kleines Im­ plantat aus Stahl in den Unterarm einsetzen. 2016 wird er der Juror der Ausstellung „Schmuck“ auf der IHM, der Internationalen Handwerksmesse in München, sein. Das ist keine leichte Aufgabe, weil er aus den 600 bis 700 Einreichungen aus aller Welt eine Auswahl von etwa 60 Künstlern treffen muss, woraus dann wiederum die drei Her­ bert-Hofmann-Preisträger bestimmt werden. Zur „Schmuck“ kann sich theoretisch jeder bewerben, auch mehrmals. Aller­ dings filtert die Kulturabteilung der Handelskammer bereits im Voraus, indem man Künstler, Kuratoren, Professoren, ­Galeristen und all diejenigen um Vorschläge bittet, von denen man weiß, dass sie mit Künstlerschmuck befasst sind.

ARTMAPP: Herr Skubic, Sie haben schon mehr­ fach selbst an der „Schmuck“ teilgenommen. Wie wichtig war das für Sie? Peter Skubic: Ich habe bis 1972 mitgemacht. Das war, als es noch keine Kataloge gab. Dieses Problem habe ich immer wie­ der angesprochen. Schließlich ist die „Schmuck“ nur für eine sehr begrenzte Zeit und einer bestimmten Anzahl von Men­ schen zugänglich. Wenn danach nichts übrig bleibt, ist das sehr schade und schmälert den Wert der Schau. Deshalb habe ich dann nichts mehr eingereicht. Allerdings habe ich immer Teilnehmer vorgeschlagen, die dann auch meistens in der Ausstellung vertreten waren. ARTMAPP: Als die Einladung kam, die „Schmuck“ zu jurieren, haben Sie da zuerst geseufzt oder gleich freudig angenommen? PS: Ich habe das schon immer machen wollen und auch des­ wegen bei Herrn Lösche, dem Leiter der Kulturabteilung der Handelskammer für München und Oberbayern, nachgefragt. Aber ich war immer zu spät dran. Sie hatten schon jemanden. Also habe ich mir gesagt, da kann man nichts machen, und hatte es eigentlich schon ganz aufgegeben. Als jetzt die Anfra­ ge kam, habe ich natürlich gleich zugesagt, obwohl ich mir der großen Verantwortung bewusst bin. Die „Schmuck“ besteht immerhin schon sehr lange, seit mehr als 50 Jahren, und fin­ det kontinuierlich statt. Da kommen Künstler, Sammler, Museumsleute und Kuratoren aus aller Welt. Da ist die


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ARTMAPP: Sehen Sie heute neue Ansätze oder ist alles schon einmal da gewesen und kommt nur in neuer Konstellation daher? PS: Es gibt immer Neues. Und das liegt sogar auf der Straße (zieht einen Kronenkorken aus der Tasche). Man muss nur die Augen offen halten. In meinem Atelier habe ich eine besonde­ re Atmosphäre geschaffen, in der die Dinge einfach sind. Sie

versetzen mich in eine ganz bestimmte Stimmung. Das baut die Art von Spannung auf, die ich zur Arbeit brauche. ARTMAPP: Was ist für Sie das Wichtigste oder was freut Sie am meisten an Ihrem Beruf? PS: Die Neugierde und dass es immer Neues zu entdecken gibt. Dieses Neue entsteht aus der Arbeit, weil dabei Probleme auf­ tauchen, für die man Lösungen finden muss. So arbeite ich etwa bei den „Spiegelbroschen“, die ich in der Galerie von Isa­ bella Hund zeigen werde, mit Edelstahlplatten, die mit einem Seil – ebenfalls aus Edelstahl – montiert sind. Dafür musste ich das Seil knoten, man konnte aber das Material wegen der Platten nicht erhitzen. Also brauchte ich ein Seil, das biegsam und kräftig zugleich ist. Ich fand es in einem Laden für Angel­ bedarf. So hören die Herausforderungen aus der Arbeit nie auf. ARTMAPP: Herr Skubic, vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Hanne Weskott.

2 4 . Febr uar bis 1. März 2016 IH M – Inter nat ionale Handwerksmesse,

© Peter Skubic, Foto: Petra Zimmermann

Messe München, München-R iem www. ihm. de

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Verantwortung groß, zumal man in diesem Fall als Juror ganz allein ist. Keiner widerspricht einem. Man muss nicht disku­ tieren und keine Kompromisse machen, weil andere Juroren andere Prioritäten haben. Man entscheidet schlussendlich al­ leine, auch wenn ein Dialog manchmal sehr sinnvoll wäre. Das ist nicht witzig und ich nehme das nicht locker. Ich habe natürlich meine bestimmten Kriterien: Qualität hat Priorität. Aber wer erklärt mir, was Qualität ist? Ich kann versuchen, das zu erkennen. Und je mehr ich Übung habe im Schauen und Reflektieren, desto mehr kann ich Qualität zweifelsfrei erkennen. Ich kann aber nicht sagen, Qualität ist das und das. Aber im Vergleich kann man sehr viel sehen, da kann man auch anfangen zu begründen und muss sich nicht nur auf das Gefühl verlassen. Trotzdem ist sehr viel Intuition dabei. Das eine spricht mich an, das andere mag ich überhaupt nicht oder das nächste Stück ist etwas ganz Neues, Unerwartetes. Das wird es wahrscheinlich auch sein. Meine Erwartungen insge­ samt sind sehr hoch.


Inter view mit Cornelie Holzach

Schmuckmuseum Pforzheim


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Die beiden Herbstausstellungen im Schmuckmuseum ­P forzheim stehen beispielhaft für den Anspruch des Hau­ ses auf Internationalität und zugleich lokale Verortung, für große historische Bögen und jüngste Tendenzen. Die eine Schau zeigt die Entwicklung von der Fibel zur Brosche in 100 Exponaten aus der eigenen Sammlung, die andere die zeitgenössische Auseinandersetzung von jungen Schmuck­ künstlern mit Formen der Selbstdarstellung und sozialer Distinktion der Renaissance. Daniela Gregori von A ­ RTMAPP traf Cornelie Holzach, Leiterin des Schmuck­museums Pforz­ heim, zu ­einem Gespräch über Schmuck von Weltgeltung und die H ­ erausforderung, ihn adäquat zu vermitteln. ARTMAPP: Das Schmuckmuseum Pforzheim ist einzigartig in Programm, Programmatik und ­Größe, ebenso wie Pforzheim als Schmuckstadt einen solitären Stellenwert besitzt. Ist das Selbst­ verständnis des Hauses gleichsam auch das eines Stadtmuseums?

links: Cornelie Holzach, 2014 © Schmuckmuseum Pforzheim, Foto: Petra Jaschke

„Blütenstrauß (Agraffe)“, Gold, Smaragd, Diamanten, Emaille, deutsch, um 1620 –1630 © Schmuckmuseum Pforzheim, Foto: Günther Meyer

ARTMAPP: Das Reuchlinhaus beherbergt ja nicht nur das Schmuckmuseum, sondern auch den Pforz­ heimer Kunstverein. Ist zeitgenössischer Autoren­ schmuck vergleichsweise anders oder schwieriger zu vermitteln als zeitgenössische bildende Kunst? CH: Ich denke, die Atmosphäre des Hauses befördert die Ver­ mittlung. Dadurch, dass wir mit dem Kunstverein und seinen häufig wechselnden Ausstellungen stets junge zeitgenössi­ sche Kunst im Hause haben, sind die Besucher bereits darauf eingestimmt, dass sie hier auch etwas anderes sehen werden als klassischen historischen Schmuck. Dazu kommt, dass ­u nsere Sammlung, was den zeitgenössischen Schmuck ­an­belangt, sehr umfangreich ist. Aber es ist ein Vermittlungs­ feld, wo wir alle, die in diesem Bereich des zeitgenössischen Schmucks arbeiten, noch viel Luft nach oben haben. Viele ­Besucher steigen beim Jugendstilschmuck oder bei Art déco aus und bereits beim Schmuck der 1960er-Jahre ist es schwer, einen selbstständigen Zugang zu bekommen. Deshalb versu­ chen wir über Führungen und andere Vermittlungsangebote, die Besucher didaktisch heranzuführen.

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Cornelie Holzach: Jein. Dazu muss man zuerst die Geschichte der Pforzheimer Schmuckindustrie betrachten. Diese hat sich ja nicht entwickelt, weil Materialien wie Gold oder Steine als Rohstoffe hier vorkommen. Die Begründung der Schmuckin­ dustrie durch den Markgrafen Karl Friedrich von Baden im Jahr 1767 war eine wirtschaftliche Maßnahme zur Selbstver­ sorgung des landeseigenen Waisenhauses. Das heißt, die Entwicklung vollzog sich nicht aus kleinen Goldschmieden heraus, sondern war von Beginn an als manufakturelle bezie­ hungsweise industrielle Fertigung angelegt und damit auf Arbeitsteilung und große Mengen. Auch der Vertrieb funktio­ nierte schon immer über die Grenzen. Pforzheim hat tatsächlich in seinen guten Jahren von der Gründerzeit im 19. Jahrhundert bis in die 1950er-/1960er-Jahre sagenhafte 70 Prozent der Weltproduktion von Schmuck geleistet. ­P forzheim war dabei nie eine Großstadt, die hiesige Schmuckindustrie agierte immer international und blieb ­dennoch lokal verhaftet. Ebendies spiegelt unser Haus wider, auch wir arbeiten bewusst mit diesen beiden Traditionen. Durch die Sammlung sind wir international aufgestellt, ­werden auch so wahrgenommen und verleihen Exponate in die ganze Welt. Doch legen wir ebenso großen Wert auf die Verortung in der Stadt. Dazu gibt es einen eigenen Raum für Pforzheimer Schmuckgeschichte und wir beleuchten regen­ mäßig Themen aus diesem Bereich in Sonderausstellungen.


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ARTMAPP: Liegen die Schwierigkeiten, die man­ che bei der Rezeption von Autorenschmuck haben, womöglich daran, dass man seine Trag- oder ­Untragbarkeit stets im Hinterkopf hat? CH: Es gibt bestimmt viele Aspekte, die hier hereinspielen. ­Sicher ist auch, dass innerhalb der zeitgenössischen Kunst ein eher beständiges Bild von Kunst vertreten wird. Man spricht zwar immer von Interdisziplinarität zu anderen Bereichen und tatsächlich sind Architektur, Design oder Mode vielfach bereits im diesbezüglichen Ausstellungsbetrieb angekom­ men. Der Schmuck muss da einfach noch nachziehen. Was die Schmuckkunst anbelangt, so überwiegt immer noch die Hal­ tung, ihn zum Kunsthandwerk oder Kunstgewerbe zu zählen. Meist fehlt das Verständnis dafür, zeitgenössische Schmuck­ unikate als künstlerische Ausdrucksform zu sehen, das setzt sich im Bereich der bildenden Kunst ganz schwer durch. Es geht eben nicht um Dekoration, sondern um eine ganz ernst­ hafte, auch inhaltlich intensive Arbeit. Doch es gibt Hoffnung. Es ist nur manchmal kein guter Trend, dass Schmuck als Bei­ werk von Kunst in Galerien präsentiert wird, da ist er dann wirklich nur Dekor und damit tut man dem Schmuck absolut keinen Gefallen.

ARTMAPP: Parallel zu der Ausstellung ­„ Anziehend – Von der Fibel bis zur Brosche“ ­präsentiert Ihr Haus „Beautiful Mind – Ein Schmuckstück für Cranach“. Hierin versammelt sind 51 Ergeb­nisse eines Wettbewerbes aus Anlass des 500. Geburtstages von Lucas Cranach, an dem insgesamt 146 junge Schmuckkünstler teilge­ nommen haben. Wie sieht es eigentlich mit dem Nachwuchs in dieser Zunft aus? CH: Für die Zukunft sieht es nicht schlecht aus. Seit gut 20 Jahren gibt es kleinere Schulen für den Nachwuchs der Branche, die sind allesamt gut vernetzt und weltweit unter­ wegs. Doch mehr als noch in den 1990er-Jahren sind die unterschiedlichen Gruppierungen breiter gefächert, durchaus nicht alle kennen sich. Es wird viel experimentiert mit neuen Techniken und Materialien. Es sind sehr spannendende Dinge, die da entstehen. Was wir sicher noch tun müssen, ist den ­Autorenschmuck für den Kunstbetrieb attraktiv zu machen. Das ist noch immer ein schwieriges Thema. Autorenschmuck ist oft auch sperrig, nicht nur was die Tragbarkeit anbelangt. Er verlangt Auseinandersetzung und daran muss man sich ge­ wöhnen. Doch bin ich da ganz zuversichtlich. ARTMAPP: Frau Holzach, vielen Dank für das Gespräch!

20. November 2015 bis 2 1. Febr uar 2016 „ A n z i e h e n d – v o n d e r F i b e l z u r B ro s c h e“ 20. November 2015 bis 10. Januar 2016 „ B e a u t i f u l M i n d : E i n S c h m u c k s t ü c k f ü r C ra n a c h “ www. schmuck museum-pforzheim . de

„Fibel“, Bronze, italienisch, um 800 v. Chr. © Schmuckmuseum Pforzheim Foto: Günther Meyer


Kerstin Mayer, „Perlenreif“, Halsschmuck Foto: René Arnold

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Shortcuts – Schmuck

den Vertrieb kümmert, ist Birka Landwehr in ihrer Werkstatt in Peking für die Fertigung zuständig. Ihre handgefertigten Kollektionen entwerfen sie gemeinsam. Ob nun die feuerrote Korallenkette „Shanghai Diva“ oder das f luoreszierende Armband „All Colours“ – Schmuck von AJOLA® vermittelt Lebensfreude, der sich kaum jemand entziehen kann. ­AJOLA® vertreibt seinen Schmuck über Messen und den eigenen Onlineshop. www. ajola. eu S I L B E RW E R K , R H E I N - M A I N

925er Silberschmuck von SILBERWERK ist erkennbar an ­seiner soliden kunsthandwerklich gestalteten Oberf läche. Die M ­ anufaktur im Rhein-Main-Gebiet stellt 925er SILBER­ WERK-Schmuck im Vakuumgussverfahren her. Die Optik ist modern und bewegt sich in der Stilrichtung zwischen schlichter Goldschmiedekunst und ornamentalen Ober­ f lächen mit Hang zur Hippieära. Verarbeitet werden außerdem Materialien wie Edelsteine, Kaltemaille, Holz, Acryl, Süßwasserperlen und Zirkonia. Diverse Techniken zur Oberflächenbearbeitung wie Feinversilberung und Gold­ plattierung werden angewendet. Eine Fangemeinde von Sammlern ist begeistert vom Schmucksystem RING DING, mit dem der kreative Kunde zum Schmuckdesigner wird. Erhältlich ist der SILBERWERK-Schmuck in Darmstadt, Mainz und Frankfurt und bei 500 weiteren Händlern sowie online unter: www. silber werk. de

H I L D E L E I S S – G A L E R I E F Ü R S C H M U C K , H A M B U RG

Als Goldschmiedemeisterin, Schmuckdesignerin und Gale­ ristin genießt Hilde Leiss Kultstatus bei den Bewohnern und (inter-)nationalen Besuchern Hamburgs. Seit über 27 Jahren sind ihre Galerieräume in einem der ältesten und schönsten Kontorhäuser in der Nähe des Rathausmarkts ein Inbegriff für einen weit über die Grenzen Hamburgs hinaus geschätzten Ort, wo die schönen Dinge des Lebens zu Hause sind. Mit fei­ nem Gespür, Leidenschaft und fachlicher Kompetenz sorgt Hilde Leiss mit ihrem Team dafür, dass die Besucher der ­Galerie ein immer wieder neues Angebot erwartet, selbstver­ ständlich bei bestem Service. Ob es um außergewöhnlichen, zeitgenössischen Schmuck, anspruchvolle Mode, Keramik, Glas, Holz oder ungewöhnliche Modeaccessoires geht: Im Vordergrund stehen ausnahmslos edle Materialien, ausgefeil­ te, individuelle und wandelbare Schnitte sowie eine klare, kompromisslose Formensprache. Alles Dinge, die in dieser Kombination in der heute von Labels dominierten Konsum­ welt eher selten zu finden sind.

G U T E - L AU N E -A R M B A N D „ A L L C O L O U R S “, W E N T O R F B E I H A M B U RG

A J O L A® Schmuck für die Sinne … Seit ihren Kindertagen ­teilen die Hamburger Schwestern Babett Grüschow und B ­ irka Landwehr die Leidenschaft für Schmuck. Die Begeisterung für alles, was selbst die schönste Frau noch ein wenig mehr zum Strahlen bringt, verbindet beide heute über Kontinente hinweg. Während sich Babett Grüschow von Wentorf aus um

www. hilde-leiss. de


DAV I D H U YC K E & S T U D E N T S I M D E U T S C H E N G O L D S C H M I E D E H AU S H A N AU

David Huycke (* 1967, Sint-Niklaas, Belgien) ist Professor am PXL-MAD University College in Hasselt und an der Fakultät für Architektur und Kunst an der Universität Hasselt. Er ­studierte von 1985 bis 1989 Schmuckdesign an der Karel de Grote-Hogeschool in Antwerpen. Seit 1992 arbeitet er als selbstständiger Metallkünstler und Silberschmied im Bereich skulpturale Kunstobjekte. In erster Linie geht es ihm darum, Arbeiten zu schaffen, die zwischen Skulptur und funktiona­ lem Objekt schweben, ohne eines davon zu sein. Es ist dieser Schnittbereich zwischen Kunst, Handwerk und Design, die ihn reizt. Seine Objekte ­basieren auf einer intensiven Ausein­ andersetzung mit ­mathematischen Gesetzmäßigkeiten und eingehender ­M aterialforschung. Sie faszinieren durch ihre reizvolle Oberf lächengestaltung und minimalistische For­ mensprache. Neben seinen eigenen Arbeiten werden auch Abschlussarbeiten seiner Studenten präsentiert.

ganz andere Richtung verfolgte. Später ließ sie sich von ihm eine „Spiegelbrosche“ anfertigen. Diese „Spiegelbroschen“ bestehen aus unterschiedlichen Edelstahlflächen, die teilwei­ se blank bleiben, aber auch farbig lackiert oder mit Blattgold überzogen werden. Die Entwürfe dafür entstehen entweder frei oder nach einem Code, der auf dem Namen des Besitzers basiert, den Skubic mithilfe der Fibonacci-Zahlenreihe findet. Das baut eine enge persönliche Beziehung auf, die aber ein ­Geheimnis bleibt, weil für den Außenstehenden kein Unter­ schied zwischen einer freien oder individuellen Gestaltung erkennbar ist. Isabella Hund, deren Galerie in München schon seit 28 Jahren existiert, zeigt während des gesamten Jahres Schmuckdesign. Nur zur IHM, der Internationalen Hand­ werksmesse, wählt sie regelmäßig einen Gestalter aus, der künstlerischen Schmuck macht. Diesmal ist es Peter Skubic mit seinen Spiegelbroschen.

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bis 18. März 2016 Peter Sk ubic www. isabella-hund. de

b i s 1 7. J a n u a r 2 0 1 6 „ D a v i d H u y c k e & s t u d e n t s . B e s t o f 1 0 Ye a r s P X L _ M A D“ www. goldschmiedehaus. com

M A R I I S H I K AWA I N D E R G A L E R I E F Ü R A N G E WA N D T E K U N S T I M B AY E R I S C H E N

PE T E R SK U BIC I N D E R G A L E R I E I S A B E L L A H U N D, S C H M U C K – C O N T E M P O R A RY G A L L E RY F O R J E W E L L E RY I N M Ü N C H E N

Die Galeristin und Schmuckdesignerin Isabella Hund kennt den Schmuckkünstler Peter Skubic schon seit ihrer Studienzeit in Pforzheim. Er war damals Professor für Schmuckgestaltung an der Fachhochschule Köln. Sie war ­f asziniert von seinen markigen Sätzen wie „Schmuck muss wehtun“, obwohl sie selbst mit ihrem Schmuckdesign eine

Die aus Japan stammende Münchner Schmuckgestalterin Mari Ishikawa lernte bei einem Workshop in Tokio von Otto Künzli, dass Schmuckgestaltung mehr als bloßes Handwerk sein kann. So kam sie 1994 an die Münchner Akademie. Aus ihrer Heimat brachte sie einiges an Materialien mit und die Fertigkeit, diese zu verarbeiten, etwa japanische Papiere oder den Urushi-Lack. Aber sie verwendet auch Diamanten, Perlen, Gold und Silber, wobei gerade Silberfäden bei ihr eine große Rolle spielen. Diese lässt die Künstlerin wie ein Gespinst über ihren Schmuck in Pflanzenformen wuchern. Denn eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen ist die Natur. Sie gießt Gräser, Blätter und auch Wurzeln ab, sodass ihre Broschen und Ket­ tenanhänger manchmal den Nestern von Vögeln gleichen. Aber sie hat auch eine Serie mit alten Uhrwerken gestaltet, die sie „Memory“ genannt hat. Immer gibt es einen übergeordne­ ten Gedanken oder eine Geschichte, zu der Mari Ishikawa ihre Schmuckstücke entwirft. 19. Febr uar bis 2 . Apr il 2016 Mar i Ishikawa w w w . b a y e r i s c h e r- k u n s t g e w e r b e v e r e i n . d e

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K U NS T GE W E R BE V E R E I N, M Ü NCH E N


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G E R D R O T H M A N N I N D E R G A L E R I E H A N DW E R K I N D E R H A N DW E R K S K A M M E R F Ü R M Ü N C H E N U N D O B E R B AY E R N

Mit dem Namen Gerd Rothmann verbindet man in der Schmuckszene Begriffe wie „Körperabformungen“ und ­„ Fingerabdrücke“. Denn seit den 1970er-Jahren hat der 1941 geborene Künstler die Vorstellung davon, was ein Schmuck­ stück sein kann, kontinuierlich erweitert. Begonnen hat das 1978 mit der „Achillesferse“, die ein Abguss der Ferse seines Freundes Fritz Scheuer war, und fand seine Fortsetzung in den Armreifen, Ringen und Halsketten mit Fingerabdrücken. Diese stammten entweder vom Künstler selbst und stellen ­d amit eine spezielle Art von Signatur dar. Sie können aber auch vom Auftraggeber sein oder von demjenigen, der diesen Schmuck tragen soll. Damit schafft es Rothmann, dass eine innige und unauf lösliche Verbindung zwischen Schmuck­ stück und Träger entsteht. Aber Goldschmiede beginnen jung zu arbeiten. So existiert auch von Rothmann, bevor er mit den „Körperabformungen“ begonnen hat, ein Werk, das bisher ziemlich unbekannt ist. Deshalb werden in der Ausstellung in der Galerie Handwerk retrospektiv alle Werk­ gruppen und Schaffensphasen vorkommen, auch die neuesten, sodass es selbst für echte Rothmann-Fans noch et­ was zu entdecken gibt.

eigentlich Broschen sind, aus braun patiniertem Silber über den Tisch, mal entdeckt man gut versteckte graue Ratten, die silberne Kettenanhänger sind. In dieser Camouflagekunst hat Bielander einen ganzen Obstkorb gefertigt, in dem sich Him­ beeren, Bananen, Ananas und goldene Erdnüsse befinden. Verarbeitet hat er dafür nicht nur Gold und Silber, sondern auch Plastikschläuche und Musterbeutelklammern. Alles nach seinem Prinzip, edle Materialien so zu behandeln, dass man sie kaum erkennt, während unedle so bearbeitet werden, dass sie kostbar wirken. Diesem Verwandlungsgedanken ent­ springt auch seine neue Serie von Armreifen, die den für Schmuckstücke wenig anziehenden Titel „cardboards“ tragen und aussehen, als wären sie tatsächlich aus Wellpappe, mit ­einem Tacker zusammenmontiert. Aber nichts dergleichen ist wahr. Sie sind aus reinem echtem Gold. 2 4 . bis 29. Febr uar 2016 David Bielander www. galer iewit tenbr ink. de

25 . Febr uar bis 2 . Apr il 2016 G e rd R o t h m a n n w w w . h w k - m u e n c h e n . d e /g a l e r i e

L I S A WA L K E R I N DE R GA L E R I E BI RÓ SCH M UCK , M Ü NCH E N

DAV I D B I E L A N D E R I N DE R GA L E R I E W I T T E N BR I N K , M Ü NCH E N

Der gebürtige Schweizer David Bielander studierte bei Otto Künzli an der Münchner Akademie. Er blieb, lebt und arbeitet seither hier. In seinem Schmuck ist dagegen nichts so, wie es scheint. Mal kriechen echt wirkende Nacktschnecken, die

Eine Halskette aus Playmobilfiguren, eine Stola aus bunt ge­ färbtem Fuchsfell und eine grün lackierte Holzschale mit Gebäckstücken aus Ton als Kettenanhänger. Für die Neusee­ länderin Lisa Walker gibt es kein typisches Schmuckmaterial. Alles kann dafür verwendet werden, egal ob es aus dem Spiel­ warengeschäft, dem Bastel- oder Hobbyladen, dem Haushalt oder der Natur stammt. Mit der Natur als Quelle für ihre Ar­ beit steht Walker ganz in der Tradition ihrer Heimat, in der sie nach vielen Jahren in München, wo sie bei Otto Künzli an der Akademie studierte, nun wieder lebt. Für sie gilt, dass die


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Schmuckbereich, aber immer voll Energie und Einsatz. Man kann also gespannt sein, was er auf dem Messestand der ­G alerie Spektrum während der IHM, der Internationalen Handwerksmesse in München, zeigen wird.

25 . Febr uar bis 2 . Apr il 2016

2 4 . Febr uar bis 1. März 2016

L i s a Wa l k e r

R uudt Peters, Messestand Galer ie Spek t r um auf der IH M

w w w . g a l e r i e - b i ro . d e

www. galer ie-spek t r um. de

RU U D T PE T E R S – GA L E R IE SPE K T RU M , M Ü NCHE N

PAT R I K M U F F, M Ü N C H E N

Der Schmuckgestalter Ruudt Peters lebt in Amsterdam, wo er an der berühmten Gerrit Rietveld Academie lehrt. Aber ­t reffen kann man ihn fast überall auf der Welt, ob in Mexiko, Indien oder China. Immer ist er auf der Suche nach dem Spiri­ tuellen in anderen Kulturen. Zuhause, in seinem Atelier, das er sein „Laboratorium“ nennt, führt er dann wie ein Al­ chimist Versuche durch, und all das Fremde und Neue fließt in seine Arbeit ein. Dabei wird es meist so verwandelt, dass vom ursprünglichen Einfluss kaum noch etwas zu erkennen ist. Seine Schmuckstücke und Skulpturen bewahren ihr ­G eheimnis und sind mit das Rätselhafteste, was derzeit in diesem Bereich zu finden ist. Und doch gibt es auch bei ihm Stücke wie Broschen, Kettenanhänger und Ohrstecker. Nur sind sie nicht leicht erkennbar. Denn Peters überschreitet in allem, was er tut, die Grenzen – die des Materials und die der Form. Er ist eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten im

Der gebürtige Schweizer Goldschmied, Schmuckdesigner und Künstler Patrik Muff hat es gerne üppig: Tattoos flächen­ deckend, Ringe an allen Fingern und um den Hals drei oder vier Ketten oder – wie auf dem Foto – unzählige, gern alle in Gold. Er verwendet gerne die klassischen Edelmetalle, weil sich diese so gut verarbeiten und auch tragen lassen. Letzteres ist ihm sehr wichtig. Nach fünf Jahren als Dozent in Pforz­ heim, wo er all die Fragen und Themen des Autorenschmucks hin und her gewälzt hatte, entschied er sich, seinen eigenen Weg zu gehen. Er wollte keinen Schmuck mehr machen, den nur Museen und Sammler kaufen, sondern einen für Men­ schen, die sich schmücken wollen. Und das macht unheimlich Spaß, weil die Ringe, Ketten und Armbänder erst durch den Träger eine Geschichte bekommen. Wenn einer einen Toten­ kopf am Finger oder um den Hals trägt, bedeutet das eher „Vorsicht! Ich bin nicht lieb“, wohingegen ein Herz die gegen­ teilige Botschaft versendet. Muff hat seinen Standpunkt gefunden und kann von seiner Arbeit, die er im eigenen Laden verkauft, sehr gut leben, sodass ihn die ganze Schmuckszene nur noch am Rande interessiert. w w w . p a t r i k m u f f. c o m

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — S C H M U C K

Qualität ihres Schmucks nicht von seiner Tragbarkeit abhängt. 2009 betitelte sie ein Buch über ihre Werke sogar mit „Un­ wearable“. Und einige ihrer Stücke sind tatsächlich nur schwer zu tragen. Doch wichtiger als das ist für Walker die Aussage des Schmucks, die Beziehung, die der oder die Besitzerin dazu entwickelt. Denn die Fragen, mit was oder wofür sich der Mensch schmückt, hängen eng mit seinem individuellen kul­ turellen Hintergrund zusammen. Darüber nachzudenken, regt Lisa Walkers Schmuck an.


WERTVOLLE HANDARBEIT. Schmuck aus dem Atelier Frank. Barbara und Stephan Frank Goldschmiedemeister Neulingen/Enzkreis T +49 (0) 7237 44 35 99 www.atelier-frank.com Besuchen Sie uns: Salon Résonance [s], Salon européen des métiers d’art 6.-9. November 2015 Parc Expo, Strasbourg-Wacken

Armreif, Barbara Frank 2015, Koralle und Goldintarsien in Ebenholz

Der Name Michael Zobel steht seit über 40 Jahren für höchst indivi­duellen, kraftvollen und exklusiven Schmuck von zeit­ loser Schönheit. A u s s t e l l u n g „ S t e r n s t u n d e“ bei Annick Schmuckdesign GmbH in Konstanz

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — S C H M U C K

„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können!“ ( Friedrich Nietzsche)

A N N I C K S C H M U C K D E S I G N , KO N S TA N Z

„Ein Schmuckstück ist vor allem ein Konzept, eine Idee. Muss ein solches Konzept sich einerseits dem Material unterordnen, wird es auf der anderen Seite auch von ihm beseelt. Durch die Verbindung von Edelmetallen, Edelsteinen und unkonventionellen Materialen entstehen Unikate, die das Besondere tragbar machen – was seit über 43 Jahren der Ansporn und Anspruch meiner gestalterischen Arbeit ist.“

Dieses Chaos hat Michael Zobel in seinen neuen Schmuck­ objekten gebändigt! Er zeigt den faszinierenden Asterismus bei verschiedenen Edelsteinen. Hauptsächlich bei Saphiren und Rubinen bewundern wir diese Laune der Natur. Man fragt sich, wo der Stern eigentlich ist – tatsächlich scheint er schemenhaft und schwerelos über die Oberfläche hinweg zu schweben. In den Schmuckstücken von Michael Zobel ­i ntegriert, kommen die Stern-Edel-Steine zu einem bemer­ kenswerten Strahlen! D i e A u s s t e l l u n g „ S t e r n s t u n d e“ läuf t vom 23. 11. 2015 bis zum 2 4 . 1 2 . 2015

MICHAEL ZOBEL

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REGAL REBAR 4.0 | JOVAL BLICKFANG WIEN

Gutes Design kaufen.

I N T E R N AT I O N A L E DESIGNMESSE

LAMPE ONNO COLOURED BY BLICKFANG HAMBURG

Überall schießen Designmessen wie Pilze aus dem Boden. Leider ist nicht immer drin, was drauf steht: Oft wird Design schlicht als handgemacht übersetzt, Gestaltungsqualität ist Nebensache. Anders bei der blickfang: An sechs Standorten STUHL DIAGO | TABANDA PRESENTED BY MACONDEM BLICKFANG WIEN

erwartet Sie ein kuratiertes Portfolio an internationalen Möbel-, Mode- und Schmuckdesignern. Eine Jury sorgt dafür, dass Hobby-Gestaltung gar nicht erst präsentiert werden darf.

„Ich finde es total wichtig, dass nicht nur die großen Stars der Designszene was zu sagen haben, sondern auch junge Talente.“ NILS HOLGER MOORMANN | KURATOR DER BLICKFANG

Auf der blickfang steht immer der Denker und Macher des Entwurfs am Stand. Ansprechen ist erwünscht, denn im Gegensatz zu ähnlich konzeptstarken Designfestivals können Sie auf der blickfang alles, was gefällt, direkt kaufen. Und wer nicht bis zur Messe warten kann, schaut heute schon

SAVE THE DATE! 30. Okt - 1. Nov 2015 BLICKFANG WIEN MAK

11. - 13. März 2016 BLICKFANG STUTTGART Liederhalle

13. - 15. Nov 2015 BLICKFANG HAMBURG Deichtorhallen

08.-10. April 2016 BLICKFANG MÜNCHEN Postpalast

20. - 22. Nov 2015 BLICKFANG ZÜRICH Kongresshaus

29. Apr - 1. Mai 2016 BLICKFANG BASEL Messe Basel

im blickfang Onlineshop vorbei!

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Angewandte Kunst & Design in Karlsruhe

EUNIQUE

Atelier Barbara und Stephan Frank, w w w.atelier-frank.com Ringkombination, Palmblattstruktur, naturbraune Brillanten, Gold, 2015

Während der „Eunique“, Karlsruhes Messe für Angewandte Kunst und Design, weht stets eine gewisse internationale ­F rische durch die mit (Tages-)Licht durchflutete Halle. Man bescheinigt sich, die wichtigste kontinentaleuropäische ­Messe für Unikate und Design-Kleinsteditionen zu sein. Ent­ sprechend trifft man hier neben privaten Interessenten zu einem großen Teil Fachbesucher, für die jene Messe ein nicht unwichtiger Handelsplatz geworden ist. Rund 350 Aussteller waren zur letzten Ausgabe aus 18 Ländern angereist und präsentierten rund 14.500 Besu­ chern eine breite Vielfalt an Objekten angewandter Kunst. Die Sparten reichen hierbei von Schmuck über Mode, Möbel und sonstige Wohnaccessoires sowie Glas und Keramik. Sich bei Formen, Technik und Material alter Traditionen zu bedienen und diese neu zu interpretieren, ist nach wie vor ein Thema, ebenso das sogenannte Upcycling, also die Verwendung von gebrauchten Werkstoffen oder die eigenwillige Nutzung von vertrauten Formen und Materialien in einem neuen Kontext. Frech wird Edles mit Knalligem kombiniert, Teures mit ­A lltäglichem und bisweilen zaubert ein hintergründiger ­M odellname dem Interessenten ein Schmunzeln auf die ­L ippen. Auf diese Weise werden Sitzgelegenheiten aus alten Barrique-Fässern oder Kabeln, feinstes Porzellan gleicht Sandförmchen oder auch zarten Korallen. Vielerorts gibt es etwa auch eine junge Generation von Glasbläsern, deren Arte­ fakte durch klare Formen und kräftige Farbigkeit überzeugen. Flaschen aus Industrieglas hingegen werden durch vielfältigs­ te Eingriffe zu Unikaten und so manches Einzelstück aus

Naturmaterialien wie Holz oder Leder gewinnt vielfach erst durch den täglichen, individuellen Gebrauch immer mehr an Schönheit. Im Bereich des Schmucks ist die Bandbreite an Ma­ terialien und Techniken womöglich am breitesten gefächert. Von der klassischen Goldschmiedekunst über Unikate aus al­ len erdenklichen Materialien der Natur bis hin zu Schmuck aus dem 3-D-Drucker. Alles ist hier vertreten. Barbara und Stephan Frank setzen in ihrem Gold­ schmiedeatelier für Unikate in Neulingen beispielsweise auf unterschiedlichste Werkstoff kombinationen und den Ein­ fluss fremder Kulturen. Neben Edelsteinen und Edelmetallen können ebenso Ebenholz, Ross- oder Elefantenhaar Bestand­ teil ihrer Einzelstücke sein. Zudem hat sich Stephan Frank mit der japanischen Technik „Mokume Gane“ beschäftigt. Bei diesem Schmiede-, Ätz- und Gravierverfahren erhält jedes Stück eine ganz eigene Musterung in den Farben der einzel­ nen Metalle. Der Fokus der Sonderausstellung im Rahmen der „Unique“ liegt – nach Papier und Silber beim letzten Mal – mit „Just Wood “ 2016 auf den unerschöpf lichen Möglichkeiten von Holz. DANIEL A GREGORI

3. bis 5 . Juni 2016 EU NIQUE – Angewandte Kunst & Design / Applied Ar t & Desig n Zeitgleich: L O F T – DA S D E S I G N K A U F H A U S M ö b e l , Wo h n a c c e s s o i r e s , M o d e , S c h m u c k Messe Karlsr uhe www. eunique. eu


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SILBERWERK, Mühltal

Manufakturkunst Dieser B eg r if f ist er f unden. Er steht f ür die Kluf t zwischen k ünstler ischem Arbeiten und „ Kreat ivwir t schaf t“.

Serie „ANDALUZ“, 925er Silber mit Süßwasserperle;

Um es gleich vorwegzunehmen. Bei der Manufakturarbeit geht es um Vervielfältigung. Geht es beim Goldschmied und Schmuckkünstler um die Unikatarbeit, wird hier in Serie ­gearbeitet. Ein Schmuckdesigner entwirft am PC, druckt das Modell aus Kunststoff am 3-D-Drucker aus und gibt dieses dann in die Produktion weiter, wo zuallererst die Gussform hergestellt wird. Die Fertigung ist auf größere Mengen ­a ngelegt und erfolgt in sehr vielen, durch Arbeitsteilung ­getrennten, handwerklichen Schritten. Als erfolgreich gilt ein Modell, wenn es sich gut in der Zahl, hoch im Preis oder über eine lange Dauer hindurch verkauft. Heute wird die sogenannte „niedrige Preisklasse“ durch Modeschmuck und den Druck der großen Marken in die Zange genommen. Viele Einzelhändler und kleinere ­P roduktionsstätten müssen sich im Kampf in einem ­globalen Markt mit Produktion in Billigstlohnländern geschlagen ­geben und beenden ihre Handelstätigkeit. Im Rhein-MainGebiet bei Darmstadt liegt im Mühltal ein kleines „gallisches Dorf “, das wie die traditionelle Schmuckstadt Pforzheim auch, dem Schwinden der deutschen Silbergießkunst ­ent­gegenarbeitet. 1996 gründeten Jürgen Müller und Gritta Debus die Manufaktur SILBERW ER K . Entstanden aus dem Boom des Kunsthandwerks der 1980er-Jahre, als hauptsächlich auf Weihnachts- und Kunsthandwerker­ märkten verkauft wurde, schaffte man den Dreh von emaillierten Friedenstauben über Pariser Kupferstanz­ formen mit ­„ Abziehbildern“ zum auto­d idaktisch erlernten Silber­g ießen. Jürgen Müller, ursprünglich Werbefotograf

mit familienbedingt handwerklichem Hintergrund baute in 18 Jahren eine Manufaktur auf, die nach allen Regeln der Gieß­ kunst arbeitet. Technische „Entwicklungshelfer“ schlugen da schon manches Mal die Hände über dem Kopf zusammen, mit welchen Methoden man auch zum Ziel kommen kann. Erfolg­ reichste Linie: die Marke RING DING. 2004 wurde dieses variable System für Ringe erar­beitet. Eine Edelstahlschraube im Silberring ermöglicht, verschiedene schmückende ­Elemente, in denen ein in Silber gefasstes Gewinde eingear­ beitet ist, variierend miteinander zu kombinieren. Seit 1996 wuchs der kleine Handwerks­betrieb stetig, reifte zur Manu­ faktur und beliefert als Großhandel 500 Fachhändler und Geschäfte, die neben ihrer eigenen Produktion SILBER­ WERK in ihrem Sortiment führen. Zu Spitzenzeiten werden bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt. Seit einigen Jahren nun nutzt SILBERW ERK die ­Vorteile des 3-D-Cutprogramm Rhino, dessen Qualitäten bei der Hervorbringung der feinen Pattern unübertroffen sind. So ist es möglich, vom Entwurf über das Modell bis zum End­produkt alles im Haus zu fertigen. Es werden keine Unikate geschaffen, doch ebenso wenig wird für die Masse produziert. Schmuck soll wertgeschätzt sein und ebenso leist­ bar. SILBERWERK versteht sich als Manufaktur im wahrsten Sinne des Wortes. G R I T TA D EBUS

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Bet tina Wurche: Zeitgenössische Kunst und Wissenschaf t

Zwischen Himmel und Erde Begleiten Sie uns auf eine Expedition in den Grenzbereich zwischen Technik, Naturwissenschaft, Kartografie und Kunst. Künstler nähern sich in Gemälden, Zeichnungen, ­Fotografien, Skulpturen, Installationen und Konzeptkunst wissenschaftlichen Themen zwischen Mikro- und Makro­ kosmos, zwischen Himmel und Erde. Unsere Reise beginnt im beschaulichen Luxemburg im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (Mudam) mit der Aus­ stellung „Eppur si muove“ („Und sie bewegt sich doch!“). Dabei geht es um nichts Geringeres als die künstlerische ­Auseinandersetzung mit der Vermessung der Welt und ihren Naturgesetzen. Diese Verknüpfung von bahnbrechenden technischen und naturwissenschaftlichen Ideen mit Werken zeitgenössischer Künstler ist ein anspruchsvoller visueller und inhaltlicher Genuss.

Die nächste Reise führt uns zu den Sternen: Der am Bodensee ansässige Fotokünstler Florian Schwarz lädt uns mit seinem Projekt „deep dark pale blue“ zu den großen astronomischen Observatorien ein, in entlegene Wüsten, auf wolkenstürmen­ de Berge und in die Tiefen des Universums. In Hessen machen wir Station in Bad Homburg und Frankfurt am Main. Die ALTANA Kulturstiftung Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg zeigt mit „Himmelwärts“ im stiftungseigenen Museum eine künstlerische Auseinander­ setzung mit dem Raum über unseren Köpfen, zwischen Wolken und Weltall. Im Frankfurter Deutschen Architekturmuseum geben uns technische Zeichnungen und Aquarelle einen Einblick in die Architektur der Kosmonautik. Dazu haben wir eine ­Auswahl von Kunstprojekten zusammengestellt, die mit ­K artierung und Astronomie verknüpft sind. Begleiten Sie uns auf spannende Expeditionen zur Erkundung neuer ­irdischer und himmlischer Themen!

Ent wurf für die Platzierung des Namens auf der Außenfläche der Raumstation „Mir“, 1980, © Archiv Galina Balaschowa „DESIGN FÜR DIE SOWJETISCHE RAUMFAHRT, Die Architektin Galina Balaschowa“, DAM, Frankfurt am Main 2015


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Technik und Kunst im Dialog: „Eppur si muove“ im Mudam Luxembourg Das Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean ist ein Brücken­ schlag zwischen Historie und Moderne: Der Museumsbau des Stararchitekten I. M. Pei folgt dem historischen Sockel des Fort Thüngen auf dem Kirchberg-Plateau im Nordosten der Stadt. Ein architektonisches Kleinod aus honigfarbenem Kalkstein, die lichte Höhe des Gebäudes und die gläsernen Strukturen wirken sakral. Raffinierte Ein-, Aus- und Durch­ blicke durch Öffnungen und Glasf lächen spielen mit dem Innen und Außen und locken die Besucher von Raum zu Raum, von Ebene zu Ebene.

Replik des Foucault’schen Pendels von Léon Foucault, 2015, Realisierung und Installation: Jean- Luc Chazoule, Klaus Lorenz, Messing, Elektro - Magnet, Paris, Musée des Arts et Métiers – Cnam, Sophie Krier (in Zusammenarbeit mit Franck Debouté) Tisch für das Foucault‘sche Pendel, 2015, Luxemburgischer Sandstein, Lehm, Stroh, 50 x ø 400 cm © Foto: Rémi Villaggi, Metz / Mudam Luxembourg

„ E P P U R S I M U OV E – K U N S T U N D T E C H N I K ,

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E I N G E M E I N S A M E R R AU M “

Björn Dahlem, „The Expanding Univers (Big Bang)“, 2010, Holz, Kupfer, Uhr, Teller, Glas, Hörspiel, Glühbirne, Glas, Kirschen, Lack, 180 x 90 x 35cm, Sammlung Mudam Luxembourg, Ankauf 2011 Foto: Roman März

Das Zitat „Eppur si muove“ (dt. „Und sie bewegt sich doch!“) wird Galileo Galilei zugeschrieben. Angeblich hat er das beim Verlassen des Inquisitionsgerichts gemurmelt, nachdem er dem kopernikanischen Weltbild, bei dem alle Planeten um die Sonne kreisend angenommen werden, öffentlich ­abschwören musste. Das Mudam zeigt über 130 zeitgenössische ­Kunstwerke, davon viele aus dem eigenen Bestand, dazu 70 Leihgaben aus dem Pariser Musée des Arts et Métiers, ­einer einzigartigen Sammlung wissenschaftlicher Instrumente und Erfindun­ gen. Man soll sich dort zunächst ein wenig ­geziert haben, die wissenschaftshistorischen und technischen Exponate mit zeitgenössischer Kunst zu kombinieren. Dabei ergänzen sich die beiden Welten inhaltlich und ästhetisch ausgezeichnet. Diese innovative Ausstellung lässt den „gemeinsamen Raum“ sichtbar werden, den sich Künstler und Wissen­ schaftler teilen. Es geht um die Einflüsse der Geschichte von Wissen­ schaft und Technik auf zeitgenössische Künstler, um die Querverbindungen zwischen bildender Kunst und Technik. Die hier ausgestellten Werke führen „die Bedeutung von For­ schung, Kooperation, Experimenten, Instrumentarien sowie von technischen und wissenschaftlichen Kenntnissen für den kreativen Prozess vor Augen“ (MUDAM). Ein weites Feld also! Die Ausstellung erstreckt sich denn auch auf allen drei Ebenen über die gesamte Fläche des Museums und ist räumlich wie inhaltlich in drei große The­ menbereiche gegliedert: „Die Vermessung der Welt“, „Die Enttarnung der Materie“ und „Innovationen in der Praxis“. Das Foucault’sche Pendel bildet den würdigen Auftakt der Ausstellung: Der Nachweis der Erdrotation für das ­breite Publikum füllt mit seiner Größe und Bedeutung die Halle. Das Pendel, ein Faksimile, ist interaktiv inszeniert über der ­I nstallation „Table“ (2015) von Sophie Krier und Franck D ­ ebouté – ein Erdtisch mit Sitzgelegenheiten für ­Beobachter. – Die erste Einladung zum Experiment. Jean Tinguelys großartiges Maschinenkunstwerk „Fatamor­gana, Méta-Harmonie“ (1985) ist ein Vorgeschmack auf den weiteren Inhalt der künstlerischen Auseinander­ setzung mit Technik und Wissenschaft.



138 „ D I E V E R M E S S U N G D E R W E LT “ – F L ÄC H E , R AU M , Z E I T

Die Einführung des metrischen Systems 1799 war ein Quan­ tensprung für die empirische Erfassung der Erde. Diese Globalisierung des Messens war revolutionär und ermöglich­ te erst grenzübergreifende Projekte. All die hier gezeigten Messinstrumente sind meisterlich gefertigte Unikate aus ­Hölzern, Metallen und Glas mit einer ganz eigenen Ästhetik. Kein Wunder, dass dieses Instrumentarium gleich mehrere Künstler zu eigenen Ideen zur Vermessung ihrer Vorstel­ lungswelten inspiriert hat. Auch die Lehre der Geometrie zur Erfassung von ­F lächen und Räumen hat hier ihren Platz. Ein Baukasten mit Polyedern aus Pappe von Louis Dupin diente einst als ­a nschauliches Unterrichtsmaterial für die Vermittlung der Geometrie und symbolisiert zugleich die Demokratisie­ rung des Wissens. Der ungarische Künstler Attila Csörgő greift mit seiner kinetischen Skulptur „Untitled (1 tetrahedron + 1 cube + 1 octahedron = 1 dodecahedron)“ (2000) die Faszination der Geometrie auf. Die drei platonischen Körper – Tetraeder, ­Kubus und Oktaeder – sind an Fäden aufgehängte Stäbchen in einem hölzernen Rahmen. Mechanisch in Gang gesetzt, schweben die Seitenteile davon und verschmelzen im ­geometrischen Marionettentheater zum Dodekaeder. Panamarenko, „Batopillo“, 2005, Courtesy Deweer Galler y, Otegem

„ D I E E N T TA R N U N G D E R M AT E R I E “ – O P T I K ,

Foto: Rémi Villaggi Metz / Mudam Luxembourg

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­A K U S T I K , M AG N E T I K , E L E K T R I Z I TÄT

Um unsichtbare Kräfte sichtbar zu machen und zu unter­ suchen, sind allerlei geniale Apparaturen konstruiert worden. Eine Planetenmaschine, „mécanisme uranogra­ phique“ ­g enannt, zeigt etwa die Bewegung der Planeten und ihrer Monde um die Sonne. Das ausgestellte Exponat von Charles Rouy (1816) ist der erste kommerziell gefertigte Planetenapparat. Einen anderen Weg zur Erkundung der Himmelsme­ chanik geht Guido van der Werve in seiner Videoinstallation „Nummer negen – The day I didn’t turn with the world 8’40“ (2007). Scheinbar einsam am geografischen Nordpol der Erde stehend, wendet er der Sonne den Rücken zu und baut ein Spannungsverhältnis zwischen Individuum und Kosmos auf. Innerhalb von 24 Stunden dreht er sich einmal um sich selbst, die Wanderung seines Schattens macht die Bewegung der Erde um die Sonne sichtbar. Seit Optik, Akustik, Magnetik und Elektrizität mit ­i mmer neuen raffinierten Apparaten und physikalischen Spielereien sichtbar gemacht werden konnten, wurden diese physikalischen Phänomene auch zu Unterhaltungszwecken genutzt – die „Physique amusante“ war erfunden. Lisa Oppenheim bildet in „Lunagrams“ (2010) den Mond und seine wechselnden Phasen ab. Auf der Basis histo­ rischer Daguerreotypien und mit silbrigen Höhungen hat sie Bilder des Mondes mit einer märchenhaften Tiefe erschaffen.

„ I N N OVAT I O N E N I N D E R P R A X I S “ – I N D U S T R I E L L E P R O D U K T I O N , M A S C H I N E N , M O B I L I TÄT

Die industrielle Produktion hat unser Leben revolutioniert. Die mechanische Kraftübertragung mittels der Mechanik ­erledigt nicht nur Arbeit, sondern lädt auch ein zur spiele­ rischen Erkundung. Panamarenkos Flugobjekte verbinden Fantasie und Mechanik. Sein „Batopillo“ (2005) ist ein verkleinerter ­Aeronaut im ledernen Fliegeroutfit, der von seinem Antriebs­ rucksack mit Aluminiumfedern getragen von einem Podest abzuheben scheint. Mit einem liebenswerten Lächeln lädt er uns ein, seinen Traum vom Fliegen mitzuträumen. Die Kunst als eine poetische Distanz zur Welt zu ­zeigen, ihre Verpf lichtung der „Freiheit“, der „Innovation“ sowie der „kritischen Geisteshaltung“ und all das nicht ohne Humor – nichts weniger als das ist es, was das Mudam von sich selbst fordert. „Eppur si muove“ erfüllt diesen hohen ­A nspruch mit Auszeichnung! b i s 1 7. J a n u a r 2 0 1 6 „ Eppur si muove. K u n s t u n d Te c h n i k , e i n g e m e i n s a m e r R a u m“ www. mudam. lu


01.11.2015 – 29.11.2015 1965/2015 Die Biennale der Ostseeländer Der Ursprung der Kunsthalle Rostock 30.10.2015 – 29.11.2015 David Rubinger Fotografie 29.11.2015 – 17.01.2016 Rostocker Kunstpreis 2015 13.12.2015 – 13.03.2016 Rankin Fotografie

Hamburger Straße 40 D - 18069 Rostock Telefon 0381 381-7008 kunsthalle@rostock.de www.kunsthallerostock.de Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr Montag geschlossen

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Frau aus Srebrenica, 2003, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015


Julia Wilms, „Home“, 2010, audiovisuelle Rauminstallation, Tür, Türrahmen, Projektionsfolie, 2:16 Min., dramaturgische Beratung: Andrea Bozic, Sound: Robert Pravda

„Home“ ist eine audiovisuelle Rauminstallation. Eine offene Tür steht inmitten eines Raums. Der Türrahmen ist bespannt mit einer Projektions­ folie, auf die von hinten mittels eines Video ­ projektors projiziert wird. Durch die Türöffnung sieht man einen projizierten Raum mit einem offenen Fenster im Hintergrund. Durch das Fenster sieht man ­b eleuchtete Gebäude in der Dunkelheit. Im Raum steht ein laufender Fernseher. Ein weißer Vorhang weht vor dem Fenster. Lansgam rollt ein Ball durch den Raum, hebt ab, prellt ein paar Mal vom Boden ab, um dann langsam wieder aus dem Bild zu rollen. Im Hintergrund, ­d raußen – hinter den Gebäuden, zieht die Erde ­v orbei. Von links sind Schritte zu ­h ören – ein Schatten taucht auf – wird größer, ­v erlässt den Bildausschnitt. Der Fernseher läuft weiter.


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„Himmelwärts – Kunst über den Wolken“ Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg

Peter Sauerer, „Weltbild“, 2014, Nussschale, Holz, Schnur, bemalt, 8 x 4 x 3 cm

Johannes Janssen, Direktor des Museums Sinclair-Haus, im Interview mit ARTMAPP. ARTMAPP: Herr Janssen, wie kam es zu der Aus­ stellung „Himmelwärts“ und wie umreißen Sie das umfangreiche Thema? Johannes Janssen: Vor zwei Jahren kam die Idee zu einer Aus­ stellung mit dem Schwerpunkt „Himmel“ auf, in unserem Bestand sind ja viele Werke zu diesem Thema. Zuerst habe ich vor allem überlegt, was wir nicht zeigen wollen: Es sollte keine Raumfahrtausstellung werden, mit Astronautenanzügen und ähnlichen Exponaten. Auch der große Bereich der Comics sollte nicht dabei sein – darunter die Science-Fiction-Comics der großartigen französischen Zeichner. Stattdessen wollten wir den Fokus auf internationale zeitgenössische Kunst aus unserem eigenen Bestand legen, ergänzt mit zusätzlichen Leihgaben. Es sollten Werke sein, die dem Betrachter Raum für eigene Assoziationen und Gedankengänge geben. Und wir wollten eine poetische Auseinandersetzung mit dem Thema „Himmel“.

ARTMAPP: Was verstehen Sie unter „Himmel“ – wo fängt der eigentlich an? JJ: Das Thema „Himmel“ ist schwierig zu fassen, es gibt ganz viele verschiedene Beschreibungen. Auf meine Frage: „Wo fängt der Himmel an?“, habe ich entsprechend sehr unter­ schiedliche Antworten bekommen: „Planetarisch oder religiös betrachtet?“, „Über den Wolken“, „Direkt über dem Boden“. Für „Himmelwärts“ suchten wir nach Formen, um das Unfassbare fassbar zu machen. ARTMAPP: Wie sieht die poetische Auseinander­ setzung mit dem Thema aus? JJ: Auf kunstgeschichtlich erklärende Texte auf den Wänden haben wir verzichtet, die Wand gehört der Kunst. Stattdessen steht neben einigen Werken ein Zitat aus der Literatur oder von Akteuren der Zeitgeschichte. Diese bleiben auch bewusst unkommentiert stehen. Allerdings erhält jeder Besucher mit seiner Eintrittskarte ein kleines Heft mit weiteren Infor­ mationen über die Künstler und kann dann selbst entscheiden, was und wann er an Hintergrundinformationen lesen möchte. So haben wir zu Björn Dahlems „Himmelsglobus“ ein Zitat aus Bertolt Brechts Theaterstück „Das Leben des Galilei“ ­a usgewählt. Dahlem selbst ist ein hoch interessanter ­G esprächspartner, sehr belesen, und, was Planetenkon­ stellationen angeht, absolut auf dem neuesten Stand. Die Künstler haben ja meist stringente Konzepte, ähnlich wie Wissenschaftler.

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„Himmelwärts“ heißt die neue Ausstellung der ALTANA Kulturstiftung im Museum Sinclair-Haus in Bad Homburg. In dieser Schau geht es um den „thematischen Kosmos zwischen Erde und Unendlichkeit, zwischen Gravitation und Schwere­ losigkeit“. Und um die Auseinandersetzung der Künstler mit „dieser kaum fassbaren Sphäre“. Die ALTANA Kulturstif­ tung wurde 2007 von der Unternehmerin Susanne Klatten gegründet. Der Sammlungsbestand vereint über 600 Werke der zeitgenössischen Kunst und hat das übergeordnete Thema „Kunst und Natur“. Die Stiftung zeigt im Museum Sin­clairHaus wechselnde Ausstellungen und hat das Anliegen, einen aktiven Beitrag zur ästhetischen Bildung zu leisten.


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Hans Aichinger, „Sonnenfinsternis“, 2015, Öl auf Leinwand, 80 x 100 cm

ARTMAPP: Was hat Ihre Auswahl für „Himmel­ wärts“ noch beeinflusst? JJ: Ein Anliegen war für mich, möglichst viele verschiedene Techniken zu zeigen.Der Spannungsbogen reicht vom ­„Weltbild“ von Peter Sauerer, der das Universum in eine Nuss­ schale gemalt hat, bis zu Mischa Kuballs „Five Virtues“, einer raumfüllenden Installation, in der Diaprojektoren Planeten­ namen als Worte auf drehende Spiegelkugeln projizieren. Maximi­lian Prüfer hat mit seiner Naturantypie „Wo fängt der Himmel an?“ Wassertropfen in verschiedenem Abstand auf Papier eingefangen, der letzte Tropfen ist ein Regentropfen. Die Spuren, die diese Tropfen hinterlassen haben, sind uns al­ lerdings noch etwas schleierhaft. Vielleicht hat er das Papier mit einer besonderen Beschichtung präpariert? Prüfer ist ja auch Alchemist. Dann haben wir wiederum Werke der klassi­ schen Malerei, zum Beispiel von Sven Reile. Er hat bekannte Fotos als Ölgemälde umgesetzt, etwa Neil Armstrongs Fuß­ abdruck auf dem Mond. Die feinen Strukturen und Details im Farbauftrag werden erst sichtbar, wenn man das Gemälde aus kurzer Distanz betrachtet.Durch diese allgegenwärtige Ab­ wechslung der Techniken muss sich der Besucher in jedem Raum neu orientieren, seine Sehgewohnheiten und sein Ver­ halten im Museum stets verändern.

ARTMAPP: Die ALTANA Kulturstiftung hat den Anspruch, einen aktiven Beitrag zur ästhetischen Bildung zu leisten. Wie setzen Sie das um? JJ: Unter der Woche ist die Ausstellung vormittags nur für Schulklassen reserviert, erst ab 14 Uhr ist das Haus dann auch für andere Besucher geöffnet. Unsere Vermittlungsprogram­ me bieten immer eine Kombination aus einer Stunde Kunstbetrachtung in der Ausstellung und einer Stunde im Atelier zum Malen. Das Angebot wird stark nachgefragt, wir haben fast täglich Schüler zu Besuch. Auch in der Pädagogik ist uns der Freiraum in der Kunst sehr wichtig: Die Kinder ­sollen selbst aktiv werden. Darum geben wir ab sofort auch zwei Ausstellungskataloge heraus: Der eine beinhaltet ganz klassisch die Werke und die Wandtexte, wie es üblich ist. Der zweite Katalog ist ein Werkbuch, das sich mit Texten und ­A nleitungen zum Schreiben oder Zeichnen an Kinder, Eltern und Großeltern wendet. Dieses Werkbuch ist ein neuer Schritt in der Kunstvermittlung, die für unsere Stiftung ja ein wichtiges Anliegen ist. ARTMAPP: Johannes Janssen, danke für das Gespräch! bis 1 4 . Febr uar 2016 „ H i m m e l w ä r t s . K u n s t ü b e r d e n Wo l k e n“ w w w . m u s e u m - s i n c l a i r- h a u s . d e


Brigitte Waldach, „TOE“, 2015, Grafit, Gouache auf Bütten, 146 x 140 cm, Courtesy Brigitte Waldach / Galerie Bo Bjerggaard Foto: Bernd Borchardt

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oben: Florian Schwarz, „Himmelwärts I“, 2015, Pigment- Print, 50 x 70 cm

unten: Florian Schwarz, „Brandung“, 2014, Pigment- Print, 50 x 70 cm


Florian Schwarz, Fotografie „deep dark pale blue“ – Expedition zu den Sternen

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„ Je weiter hinaus in die Tiefe des Universums wir blicken, d e s t o e i n d r i n g l i c h e r w i rd d i e F ra g e s t e l l u n g n a c h u n s e r e r e i g e n e n M e n s c h l i c h k e i t .“ M a r t i n D o m i n i k , A s t ro p h y s i k e r

Florian Schwarz, „Pale Blue Dot“ (Detail), die Erde fotografiert von der Raumsonde Voyager 1 beim Verlassen unseres Sonnensystems (1990)

1990 fotografierte die Raumsonde „Voyager 1“ die Erde aus sechs Milliarden Kilometern Entfernung. Inmitten der goldenen Streifen der Sonnenref le­ xionen war sie auf diesen Aufnahmen als winziger blassblauer Punkt kaum zu sehen. Dieses Bild inspirierte den Astrophysiker Carl Sagan 1994 zu seinem Buch „Pale Blue Dot: A Vision of the Human Future in Space“ (dt. Titel ­„ Blauer Punkt im All. Unsere Heimat Universum“) – dafür wurde er berühmt. Der „blaue Punkt“ in der Weite des Universums ist heute eines der wich­ tigsten Symbole für die Verletzlichkeit unseres Planeten. Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst hatte für seinen Aufenthalt auf der Interna­ tionalen Raumstation ISS 2014 den Missionsnamen „Mission Blue Dot“ vorgeschlagen. Der Fotokünstler Florian Schwarz war von dem Bild ebenso tief beein­ druckt; es symbolisiert den gedanklichen Ausgangspunkt zu seinem Projekt „deep dark pale blue“. Das Projekt begleitet aus künstlerischer Perspektive ein astronomisches Forschungsvorhaben zu Sternwarten in aller Welt – eine ­v isuelle Entdeckungsreise über die unablässige Erforschung des Nachthim­ mels verbunden mit den Eindrücken aus dem Leben der Menschen in diesen Regionen der Erde, deren Umgebungen und ihrer Kultur. weiter Seite 148

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„ FA M I LY P O R T R A I T “ : V I S U E L L E R P R O L O G


Nina Joanna Bergold PAPER TAPE READERS Folienschnitte, Druckgrafik, Malerei 15. Oktober 2015 – 15. Januar 2016

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Florian Schwarz, „Faulkes Telescope North“, 2015, Pigment- Print, 40 x 60 cm

Wayne Rosing, Foto: LCOGT

Das Las Cumbres Observatory Global Telescope Network (LGOCT) ist ein weltweites Netz aus robotischen Astrono­ mieteleskopen für Profi- und Amateurastronomen. Gründer ist der geniale Ingenieur Wayne Rosing, der zuletzt Vizepräsi­ dent von Google war. Alle Teleskope des Netzwerks werden ferngesteuert, ihre Bilder können weltweit online ausgewertet werden. So können Astronomen zu jeder Zeit einen Blick in den tiefen Weltraum werfen und so – ganz ohne Unterbrechung durch das Tageslicht – auch langfristige Beobachtungen durchfüh­ ren: von erdnahen Objekten bis hin zu weit entfernten Sternen, die in einer Supernova explodieren. Und nicht nur der Wissenschaft, sondern auch Schu­ len, Universitäten und Amateurastronomen sind die gesammelten Daten und Bilder der Teleskope via Internet zu­ gänglich. Dieser Blick in den tiefen Weltraum mit all seinen Geheimnissen, die internationale Zusammenarbeit der

Astronomen und die fantastischen Bilder der gigantischen Fernrohre der Jetztzeit üben auch auf Künstler wie Florian Schwarz eine große Faszination aus. Im Gespräch erzählt Wayne Rosing, dass der Blick zu den Sternen eine seiner ältesten Kindheitserinnerungen ist: „Als ich zweieinhalb Jahre alt war, habe ich die Sterne zum ersten Mal bewusst wahrgenommen. Später auf der Highschool wurde mir klar, dass die Beobachtung des Him­ mels und sein Verständnis eine wesentliche Grundlage der Wissen­schaft sind.“ Als Erwachsener ist Rosing ein engagierter Amateurastronom geblieben und hat sich mit dem LGOCT einen Lebenstraum erfüllt. Eine letzte LGOCT-Station soll noch dazu kommen: Ein Teleskop auf dem Dach der Welt. „Asien“, so erklärt er, „ist sehr problematisch für astronomische Beobachtungen.“ Der Kontinent ist feucht, es gibt viel Regen, den Monsun. Die Feuchtigkeit führt zu viel Dunst in der Atmosphäre. Einer der wenigen günstigen Orte für Astronomie in Asien ist das ALI-Observatorium des National Astronomical Observatory of China im westlichen Tibet. Bis Ende 2016 soll dort für LGOCT ein Ein-Meter-Teleskop stehen, hofft Rosing. Damit wäre die vollständige Abdeckung für die Himmelsbeobach­ tung der nördlichen Hemisphäre durch LGOCT vollendet! F LO R I A N S C H WA R Z

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Wayne Rosing: „We keep you in the dark“ Zwischen Supernova und Amateurastronomie


Startseite, Projekt-Webseite w w w.deepdarkpaleblue.com

S E C H S O B S E RVAT O R I E N AU F F Ü N F KO N T I N E N T E N

Auf der Webseite des Fotokünstlers Florian Schwarz ­d ominiert eine interaktive Karte mit den Astronomie-­ Observatorien für die Erforschung des tiefen Weltraums in Chile, Texas/USA, Australien und Südafrika, auf Teneriffa und Hawaii. ARTMAPP folgte der Einladung zu einer Expedition in die Weiten des Universums und traf Florian Schwarz zum ­Interview – einmal vom Menschlichen zum Unendlichen und wieder zurück. ARTMAPP: Wie sind Sie als Fotokünstler auf die Astronomie gekommen? Florian Schwarz: W ährend meines Dokumentarf ilm-­ Studiums am Edinburgh College of Art lernte ich den Astrophysiker Martin Dominik kennen, der damals wie heute in St. Andrews forscht und lehrt. Er und seine Arbeit haben mich so sehr fasziniert, dass darüber mein Diplomfilm ent­ stand. Und seitdem hat mich die Astronomie nicht mehr losgelassen. So begleitete ich Martin Dominik zu einer Konfe­ renz nach Kalifornien, wo ich den Initiator von Las Cumbres Observatory Global Telescope Network (LCOGT), Wayne Rosing, kennenlernte. Dieses Netzwerk ermöglicht die Beo­ bachtung des Nachthimmels – 24 Stunden täglich.

ARTMAPP: Worum genau geht es bei dem Projekt? FS: Das Teleskopnetzwerk verbindet fünf Kontinente; der Ge­ danke, dass jeder, überall auf der Welt, allzeit diese Bilder aus der Tiefe des Alls betrachten kann, interessiert mich sehr. Und doch empfinde ich das Nachdenken über die Astronomie im­ mer auch als Auseinandersetzung mit unserer Existenz hier auf der Erde. Denn bei allen Möglichkeiten, in entfernte Galaxien zu blicken – was weiß ich eigentlich von den Menschen auf „un­ serem“ Planeten? So entstand die Idee, das LCOGT als Ausgangspunkt zu nehmen, um all diese entlegenen Regionen der Erde zu be­ reisen, wo die Teleskope stehen, und dort nicht allein die Erforschung des Nachthimmels in den Blick zu nehmen, son­ dern auch das Leben der Menschen vor Ort, ihre Kultur und die Landschaft zu erkunden. Mein Kunstprojekt schafft eine Verbindung, einen Spannungsbogen zwischen Mikro- und Makrokosmos.


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Florian Schwarz, „Reser vat (Moree, Australien)“, 2015, Dipt ychon, Pigment- Prints, 30 x 90 cm (gesamt)

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Florian Schwarz, „Lucy (Sutherland, Südafrika)“, 2014, Pigment- Print, 60 x 90 cm


ARTMAPP: Was genau interessiert Sie an diesen Observatorien abseits der Zivilisation und den Menschen dort? FS: Der Zugang zur Astronomie aus der Perspektive des Menschseins. Die mögliche Relevanz, die die Astronomie für unsere Sicht auf „unseren“ Planeten und uns selbst haben kann – und wie sich diese veränderte Perspektive in meiner Arbeit auszudrücken vermag. ARTMAPP: Wohin geht Ihre nächste Expedition?

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FS: Das „deep dark pale blue“-Projekt umfasst insgesamt sechs Reisen zu drei Observatorien auf der Süd- und zu dreien auf der Nordhalbkugel. Noch in diesem Jahr geht es zum Cerro Tololo Inter-American Observatory (CTIO) in der chileni­ schen Atacama-Wüste.

Florian Schwarz, „Dämmerung (#01 - #03)“, 2014, Pigment- Prints, je 16 x 23 cm

Jede dieser Reisen führt in die Abgeschiedenheit mit extre­ men Kontrasten und Arbeitsbedingungen zwischen der Hochtechnologie der Sternwarten und dem oft ländlich ge­ prägten Leben der Menschen in der jeweiligen Region. Das CTI-Observatorium etwa liegt in einer Bergbauregion, dort wird beispielsweise Gold geschürft. Diese Orientierung nach „unten“, in die Erde hinein, fasziniert mich als Gegensatz zu dem Blick der Astronomen nach „oben“. ARTMAPP: Wie erstellen Sie aus dem Material und Ihren Eindrücken eine Ausstellung? FS: Erst einmal ordne ich das Material nach Orten. Jede ­Region ist eine Episode. Dazu kommen die Fotografien der Teleskope aus dem LCOGT-Archiv. Ein weiterer wichtiger ­Bestandteil ist die interaktive Webseite (www.deepdarkpa­ leblue.com), die jede meiner Reisen durch einen Blog,


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Florian Schwarz, „Himmelwärts II“, 2015, Tript ychon, Pigment- Prints, 40 x 180 cm (gesamt)

Hintergrundinformationen und Live-Webcams der Observa­ torien begleitet. Die Seite ist über eine iPad-Installation auch Teil des Ausstellungskonzepts.

ARTMAPP: Florian Schwarz vielen Dank für das Gespräch! Das Interview für ARTMAPP führte Bettina Wurche.

ARTMAPP: Wo war Ihr Projekt „deep dark pale blue“ bisher ausgestellt? FS: Ende letzten Jahres gab es eine Work-in-progress-Aus­ stellung in Deutschland und der Schweiz, die je einen Teil der Arbeit in einer Galerie und einem Planetarium zeigte. Prin­ zipiell sind die einzelnen Reisen von „deep dark pale blue“ als eine Gesamtinstallation geplant. Nur so werden die wun­ derbaren Parallelen und Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Orten auf unserem Blauen Planeten, die als kleine Mosaiksteine, als Stern(lein), zu unserer „galaktischen“ Wahrnehmung beitragen, sichtbar.

Das „deep dark pale blue“-Projekt von Florian Schwarz entsteht in Zusammenarbeit mit LCOGT und dem Qatar National Research Fund (QNRF) – „Fascination ­A stronomy“. Eine mehrteilige Fotoedition – „no deeper blue“ – mit einem ausgewählten Motiv von jeder Reise ist geplant. www. deepdark paleblue. com www.f lor ian-schwarz . net


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Galina Balaschowa, Ent wurf der Kabine der Raumstation „Mir“, finale Variante der Innenausstattung, 1980 © Archiv Galina Balaschowa

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — T E C H N I K U N D K U N S T

DAM – Deutsches Museum für Architektur: „Design für die sowjetische Raumfahrt“ Im Wettlauf mit den USA ins All entwickelten sowjetische Ingenieure einst technische Pionierleistungen. Nur die Schnittstelle zwischen der Technik und den Kosmonauten stellte sich als schwierig heraus. So entschied der Projektleiter und geniale Raketenkonstrukteur Sergej Koroljew, dass man die Unterstützung eines Architekten brauche. Die Architektin Galina Balaschowa plante seinerzeit eigentlich Plattenbauten für die Mitarbeiter des Raumfahrt­ unternehmens der UdSSR. Von Koroljew um Rat gefragt, entwarf sie an nur einem Wochenende die ersten Astro-­ Interieurs in Form von handkolorierten technischen Zeichnungen. So wurde sie über Nacht die Architektin der Kosmonautik. Ihr ergonomisch und farbpsychologisch durchdachtes Design für das Leben und Arbeiten im Weltall wurde das ­verbindende Element zwischen Mensch und Technik: etwa ein Schalensitz für den Höllenritt durch die Atmosphäre oder Mehrzweckmöbel und Staufächer in den winzigen Räumen. I h r F a rbcode u m f a s st e ent spa n nende s Moosg r ü n , ­auf­munterndes Ockergelb und himmlisches Hellblau zur Orientierung. Ferner gab es Klettverschlüsse und elastische Bänder, um in der Schwerelosigkeit alle Werkzeuge griffbereit zu verstauen. Auch an die farbliche Trennung von Arbeitsund Erholungsbereichen hatte Balaschowa gedacht.

Nach jedem Raumflug fragte sie die Kosmonauten, was sie noch verbessern könnte, und perfektionierte ihre Astro-­ Innenarchitektur weiter. Fürsorglich malte sie Aquarelle mit heimatlichen Motiven für die Männer im Weltall – wohl ­w issend, dass diese Unikate beim Wiedereintritt in die Erd­ atmosphäre verglühen würden. Balaschowas zugleich praktische und heimelige Designideen waren Pionierleistun­ gen und so gut, dass sie beim Sojus-Apollo-Treffen sogar den Neid der US-Astronauten weckten. Manche ihrer Ideen für die russische Raumstation „Mir“ wurden später sogar noch für die ISS übernommen. Balaschowa arbeitete fast 30 Jahre im Dienste der Raumfahrt, ihr Name blieb dennoch weitgehend unbekannt. Erst der deutsche Architekt Philipp Meuser stieß auf ihre ­architektonisch-gestlalterische Pionierleistung, interviewte sie und kuratierte die aktuelle Sonderausstellung im Deut­ schen Architekturmuseum DAM in Frankfurt am Main. Bala­schowas Entwürfe, die sie bisher zu Hause in Schubladen aufbewahrt hatte, erlangen nun späten irdischen Ruhm. bis 15 . November 2015 „ Desig n f ür die sowjet ische R aumfahr t. D i e A r c h i t e k t i n G a l i n a B a l a s c h o w a“ www. dam-online. de



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Shortcuts – Technik und Kunst ZUSA M M EN G ES TEL LT VO N B E T T I N A W U RCH E

L E MGO: W E SE R R E NA IS SA NCE -M USE U M – SCH L OS S BR A K E „We l t v e r m e s s e r – D a s G o l d e n e Z e i t a l t e r d e r K a r t o g ra p h i e“ bis 6. Dezember 2015

Großformatige Karten, Atlanten, Globen und Messinstru­ mente illustrieren die Entwicklung und Blütezeit der Kartografie in der Renaissance. Die historischen Objekte wer­ den ergänzt durch moderne elektronische Karten. Ein facettenreiches Rahmenprogramm sowie ein wissenschaftli­ ches Symposium vertiefen die „Weltvermesser“. Himmelsscheibe von Nebra, um 1600 v. Chr.,

www. wr m. lemgo. de

Bronze mit Goldauflagen, © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Foto: Juraj Lipták

H A L L E (S A A L E ) : L A N D E S M U S E U M F Ü R VO RG E S C H I C H T E H i m m e l s s c h e i b e v o n N e b ra

Die Himmelsscheibe von Nebra ist die weltweit älteste ­b ekannte Darstellung astronomischer Phänomene. Die ­B ronzescheibe ist mehr als 3 .600 Jahre alt und zeigt ­H immelskörper wie Sonne, Mond und Sterne als goldene ­A pplikationen. Seit Juni 2013 zählt sie zum UNESCO-­ Dokumentenerbe „Memory of the World“. Im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) ist das Originalartefakt zu ­sehen, umgeben von weiteren aus­ gezeichneten archäologischen Ausstellungen. www. lda-lsa. de Foto: © Schloss Gottorf

K A R L SRU HE : Z E N T RU M F Ü R K U NS T U N D M E DIE N T ECH NOLOGIE

SCHL E SW IG:

„GLOBA L CON T ROL A N D C ENSOR SHIP –

SCH L E SW IG -HOL S T E I N ISCH E L A N DE SM USE E N

We l t w e i t e Ü b e r w a c h u n g u n d Z e n s u r“

SCHLOSS GOT TOR F

bis 1. Mai 2016

Got tor fer Globu s

Die Ausstellung beschäftigt sich mit negativen Auswüch­ sen heutiger Technik, präziser mit der digitalen Revolution und ihren sozialen Folgen. Rund 80 zeitgenössische Künst­ ler ­b eleuchten in Video- und Toninstallationen, Filmen, Foto­a rbeiten, Skulpturen und Collagen das Thema der Überwachung und Zensur weltweit. Die Ausstellung wird im Rahmen der Ausstellung „GLOBA L E: Infosphäre“ ­prä­s entiert und kooperiert mit einem Netzwerk von Wis­ senschaftlern, Journalisten, Aktivisten und Künstlern sowie vielen Institutionen.

Der begehbare „Gottorfer Globus“ ist Weltkugel und ­P lanetarium zugleich! Herzog Friedrich III. von Schles­ wig-Holstein-Gottorf hatte seinen Hofgelehrten Adam Olearius einst mit dieser wissenschaftlich-kosmologischen Sensation beauftragt. Das Original ist heute in St. Petersburg; in Schleswig steht eine getreue Kopie. Der Globus veran­ schaulicht das barocke Weltbild und zugleich den hohen Stand der damaligen Handwerkskunst, er befindet sich im ebenfalls rekonstruierten frühbarocken Neuwerkgarten des Schlosses Gottorf.

www. zk m. de

w w w . s c h l o s s - g o t t o r f. d e


155

K A R L S R U H E & L U X E M B U RG : H A S C H U LT „ A c t i o n B l u e“ u n d „ A q u a P i c t u r e s“ L u f t u n d Wa s s e r – z w e i E l e m e n t e d e s L e b e n s .

Carmen Brucic, „Adam & Venus“, 2015, digitale Fotografie, Kodak Endura Metallic Silber Papier, 21 x 32 cm, gerahmt 70 x 50 cm Foto: © Carmen Brucic Courtesy Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Innsbruck / Wien

WIEN: G A L E R I E E L I S A B E T H & K L AU S T H O M A N „ C a r m e n B r u c i c – A d a m & Ve n u s“ c u ra t e d b y _ Ve i t L o e r s : „ R E T R O S T O R E “ b i s 7. N o v e m b e r 2 0 1 5

„Curated by_vienna“ – 20 Kuratoren konzipieren in 20 Galeri­ en Ausstellungen. In der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman in Wien stellt Veit Loers in seiner Ausstellung „RETRO STORE“ Arbeiten von Carmen Brucic vor. Carmen Brucic zeigt mit ­ihren abgründigen Fotos der anatomischen Lehrsammlung des Josephinums, der Sammlungen der Medizinischen ­Universität Wien, wie nahe Aufklärung und Dekadenz, Chi­ rurgie und Erotik beieinanderliegen können. Die wächsernen Modelle von Menschen für die medizinische Lehre sind wis­ senschaftshistorisch bedeutsam und üben auch heute noch eine große Faszination auf ihre Betrachter aus. www. galer iethoman. com

www. ac t ion-blue. de w w w . g a l e r i e - s c h ra d e . d e www. gale r ie - claire fontaine. lu HA Schult, © Der Künstler

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — T E C H N I K U N D K U N S T

Luftverschmutzung und Wasserverknappung: Zwei brisante Themen, hoch aktuell in Zeiten von Globalisierung und ­K limawandel. Der Aktionskünstler HA Schult stellt sie ins Zentrum seines einzigartigen Kunstprojekts „Action Blue“. Mit einem Toyota Hybrid ist er vom 18. Juni bis zum 7. August 2015 der Route des legendäre Autorennens ­P eking–Paris von 1907 gefolgt – nur von der anderen Seite her. Er fuhr bis jetzt von Paris nach Almaty in Kasachstan. Das Design des Tourenwagens war aquatisch und die Hy­bridTechnik nachhaltig. Auf seiner 18.000 Kilometer langen Reise über zwei Kontinente hat HA Schult an 25 Stationen Wasser aus Flüssen und Seen entnommen – aus den mikroskopischen Auf­ nahmen dieses Wassers entstanden „biokinetische Bilder“, die „Aqua Pictures“. An seinen Haltepunkten diskutierte er mit Persönlichkeiten und Politikern Umweltfragen, seine Welt-Pressekonferenz an einem Wasserloch in der Wüste Gobi war als ein Highlight geplant. Durch die Ereignisse im Hafen von Tianjin, China, hat „Action Blue“ jedoch eine neue Wende genommen. Die letzte Etappe zum Wasserloch „Yueya Quan“ in der Wüste Gobi wird nun im erst Frühjahr 2016, immer noch im Zeitplan der „GLOBALE“ des ZKM in Karlsruhe, stattfinden. Mit „Action Blue“ will der Aktions­ künstler zum Nachdenken über Luftverschmutzung und Wasserverschwendung anregen: „Wasser ist Leben. Wir ­h aben den Planeten nur geleast.“ „Action Blue“ ist Teil des Großprojekts „GLOBALE“ im ZKM in Karlsruhe, das für 300 Tage die kulturellen Effekte der Globalisierung und Digitalisierung sowie die komplexen Verbindungen zwischen Kunst, Wissenschaft und Globalisie­ rung thematisiert. Basierend auf den Wasserproben von der Rallye hat HA Schult nun „Aqua Pictures“ geschaffen. Vom 23. Oktober bis 21. November 2015 werden 25 ausge­w ählte „Aqua Pictures“ – „Bilder von rauschhafter Schönheit“ – ­z unächst in der Galerie Clairefontaine, Luxembourg, präsentiert. Vom 16. Januar bis zum 12. März 2016 werden diese ­A rbeiten in der Galerie Schrade in Karlsruhe gezeigt. Die ­Galerie Schrade hatte das Projekt „Action Blue“ bereits mit Liveübertragungen und einer zusätzlichen Ausstellung mit Werken des Aktionskünstlers HA Schult begleitet.


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Appetizer Die K un s t , z u e nt d e cke n z u samme ngestellt von Marc Peschke tour ist @ar t mapp. net

Mit dem integrier ten

Fasnacht in Basel Foto: Pino Covino

Ö P N V- T i c ke t h a t m a n

Bonn

z u s ä t z l i c h 24 S t u n d e n f r e i e

REVOLUTI ON

N a hv e r ke h r. B u c h b a r i m

jungSTEINZEIT

Fa h r t i m ö f f e n t l i c h e n D o p p e l z i m m e r a b 48 Eu ro p ro Pe r s o n. w w w.b o n n - r e g i o n.d e

Die Archäologische Landes -

Basel Bad en- Bad en Kunst für

„ Fasnacht in Basel “

a u s s t e l l u n g N RW s t e l l t n o c h b i s z u m 3. A p r i l 2016 e i n e der faszinierendsten Epochen der frühen Menschheitsge schichte vor und erklär t die A nw e n d u n g m o d e r n s t e r

Br emen „Wel t erbe“

M e t h o d e n i n d e r A r c h ä o l o g i e.

­K enner

S i e z e i c h n e t e i n v ö l l i g n e u e s, D i e B a s l e r Fa s n a c h t b e g i n n t

lebendiges und fesselndes

alljährlich am Montag nach

Bild der Jungsteinzeit und

faszinieren bis heute die

B a d e n - B a d e n b i e t e t We l l n e s s,

Aschermit t woch und bedeutet

liefer t zahlreiche überra -

M e n s c h e n. I n d e r S o n d e r a u s -

E r h o l u n g, a b e r i m m e r a u c h

d r e i Ta g e A u s n a h m ez u s t a n d.

s c h e n d e B ez ü g e i n u n s e r e

s t e l l u n g „ Fa s z i n a t i o n Wa l e“

f a s z i n i e r e n d e Ku l t u r e r l e b n i s -

D i e „d r e y s c h e e n s c h t e D ä ä g“,

h e u t i g e We l t. Ei n z i g a r t i g e

i m Ü b e r s e e - M u s e u m kö n n e n

s e, b e i s p i e l s w e i s e b i s z u m

w i e s i e d i e B a s l e r n e n n e n,

Fu n d e g e b e n u n g e a h n t e

Besucherinnen und Besucher

24 .  J a n u a r 2016 d i e A u s ­

sind auch für Besucherinnen

Ei n b l i c ke i n d a s L e b e n v o r

derzeit das Zusammenspiel

stellung von Andreas Gursk y

und Besucher ein einzigar ti-

Ta u s e n d e n v o n J a h r e n. Ei n e

v o n M e n s c h e n, Wa l e n u n d

i m M u s e u m Fr i e d e r B u r d a.

g e s E r l e b n i s . U m d i e 20.0 0 0

Pa u s c h a l r e i s e z u r A u s s t e l l u n g

d e m Pa z i f i k e r l e b e n. D o c h

L o g i e r e n ka n n m a n e t w a m i t

a k t i v e Fa s n ä c h t l e r s i n d

i m LV R - L a n d e s M u s e u m B o n n

Bremen bietet natürlich noch

d e r Pa u s c h a l e „ Ku n s t f ü r

w ä h r e n d d i e s e r d r e i Ta g e

umfasst die Übernachtung in

v i e l m e h r. D i e h i s t o r i s c h e

Ke n n e r “ i m 5 - S t e r n e - H a u s „ B r e n n e r s Pa r k- H o t e l & S p a“.

Wa l e, d i e Ri e s e n d e r M e e r e,

musizierend durch die Stadt

e i n e m M i t t e l k l a s s e h o t e l.

H a n s e s t a d t m i t i h r e m Ra t h a u s,

u n t e r w e g s, b e g l e i t e t v o n

Fü r d e n Ei n t r i t t i n d i e

d e m s t e i n e r n e n Ro l a n d, d e m

Das Arrangement beinhaltet

w u n d e r s c h ö n e n L a t e r n e n. We r

Ausstellung erhalten Gäste

D o m, d e m Fo c ke - M u s e u m,

z wei Übernachtungen im

B a s e l ke n n e n l e r n e n w i l l, d a r f

d i e „We l c o m e C a r d B o n n“.

dem Schnoor viertel oder der

Doppelzimmer mit einzigar ti-

s i c h d i e Fa s n a c h t n i c h t

B ö t t c h e r s t r a ß e i s t U N ES CO -­

gem Blick auf die weltberühm -

e n t g e h e n l a s s e n. I m Pa u s c h a l -

We l t e r b e. A t t r a k t i v i s t e t w a

te Lichtentaler Allee oder im

angebot inbegrif fen sind

Ei n z e l z i m m e r m i t B l i c k a u f d i e

f o l g e n d e L e i s t u n g e n:

„We l t e r b e B r e m e n“, d i e a b

V i l l e n. I n k l u s i v e Fr ü h s t ü c k s b u f -

Übernachtung in der

129 Eu ro b u c h b a r i s t.

f e t, 3 - G ä n g e - M e n ü i m

g e w ä h l t e n H o t e l ka t e g o r i e,

Inklusive z wei Übernachtun -

Re s t a u r a n t „W i n t e r g a r t e n“,

G a s t t a x e, M e h r w e r t s t e u e r u n d

g e n, e i n e r Ra t h a u s - Fü h r u n g,

d i e 3 - Ta g e - Pa u s c h a l e

B e s u c h d e s M u s e u m s Fr i e d e r

S e r v i c e, M o b i l i t y -T i c ke t, d a s

e i n e m B e s u c h i m Ra t s ke l l e r,

B u r d a, d e s M u s e u m s f ü r Ku n s t

d i e ko s t e n l o s e B e n u t z u n g d e r

d e m Ei n t r i t t i n s Fo c ke - M u s e u m (dem Bremer Landesmuseum

u n d Te c h n i k d e s 19. J a h r h u n -

ö f f e n t l i c h e n Ve r ke h r s m i t t e l

der ts und des Casinos

e r m ö g l i c h t, s o w i e d i e

f ü r Ku n s t u n d Ku l t u r g e s c h i c h -

Baden- Baden und Nutzung

o r i g i n a l e B a s l e r Fa s n a c h t s -­

te) und der „ErlebnisCARD

des Brenners Spa mit

P l a ke t t e, d i e „ B l a g g e d d e“,

B r e m e n“ f ü r z w e i Ta g e f r e i e

S a u n a r i u m. D e r P r e i s i m

i n Ku p f e r, S i l b e r o d e r G o l d.

Fa h r t i m N a hv e r ke h r.

D o p p e l z i m m e r b e t r ä g t p ro

w w w.b a s e l.c o m

w w w.b r e m e n - t o u r i s m u s .d e

Pe r s o n 675 Eu ro. w w w.b a d e n - b a d e n.d e w w w.museum - f rie d er- burda.d e


Francisco de Zurbarán, „Santa Casilda“ © Museo Thyssen- Bornemisza

Ku n s t - u n d Ku l t u r s t a d t C o l m a r

im Elsass

16 6 Eu ro m i t z w e i Ü b e r n a c h -

Fernand o Emd en

­B ot er o

157

e n t d e c ke n ka n n. B u c h b a r a b tungen in einem 4 - Sterne - Ho t e l, e i n e m t r a d i t i o n e l l e n A b e n d e s s e n i m Re s t a u r a n t „ l’A u b e r g e“ u n d v i e l e n weiteren Specials.

Ein Fest fürs Aug e

ß e“ m i t d e r m a n d i e

Erst ein

w w w.t o u r i s m e - a l s a c e.c o m B i s z u m 15. M a i 2016 p r ä s e n t i e r t d a s M u s é e Wü r t h Fr a n c e E r s t e i n z w i s c h e n Colmar und Straßburg eine

„ M u s e u m s d e r P h a n t a s i e“ a m

Düsseld or f Fr ancisco d e

reiche Auswahl aus dem We r k d e s ko l u m b i a n i s c h e n

Starnberger See hat die

Malers und Bildhauers

berühmte Expressionisten -

Fe r n a n d o B o t e ro. D i e h i e r

s a m m l u n g v o n L o t h a r- G ü n t h e r

g ez e i g t e n A r b e i t e n, d i e a u s

Buchheim ihr Haus in

d e r S a m m l u n g Wü r t h u n d

B e r n r i e d v e r l a s s e n. S i e w e i l t

d e m A t e l i e r d e s Kü n s t l e r s

n o c h b i s z u m 24 . J a n u a r

s t a m m e n, u m f a s s e n e i n e

2016 i n d e r Ku n s t h a l l e

l a n g e S c h a f f e n s p e r i o d e, d i e

Em d e n, d i e e b e n f a l l s v o n

s i c h v o n d e n 196 0 e r- J a h r e n

einem passionier ten Sammler

b i s h e u t e e r s t r e c k t. Ei n e n

g e g r ü n d e t w u r d e: d e m

Ausstellungsbesuch in Erstein

gebürtigen Ostfriesen Henri

verbindet man am besten

Nannen und seiner Ehefrau

mit einem Aufenthalt in

E s ke. E r g ä n z t u m a u s g e w ä h l -

S t r a ß b u r g o d e r i n C o l m a r.

Fr a n c i s c o d e Z u r b a r á n i m

te Bestände aus der

To u r i s m e A l s a c e b i e t e t

M u s e u m Ku n s t p a l a s t i n

Sammlung Nannen entfaltet

D ü s s e l d o r f z e i g t r u n d 70

d i e A u s s t e l l u n g „ Ei n Fe s t f ü r s

We r ke d e s s p a n i s c h e n

A u g e“ e i n r u n d 20 0 We r ke

B a ro c k m a l e r s, d i e b i s l a n g

u m f a s s e n d e s Pa n o r a m a d e r

Zurbar án D i e Re t ro s p e k t i v e v o n

noch nie oder nur selten zu

Ku n s t d e r e r s t e n H ä l f t e d e s

s e h e n w a r e n. Z u r b a r á n g i l t

20. J a h r h u n d e r t s . Em d e n

als einer der bedeutendsten

To u r i s t i k b i e t e t e i n b e s o n d e -

Ve r t r e t e r d e s „ S i g l o d e O ro“,

r e s A r r a n g e m e n t „ Ku n s t u n d

des glanz vollen Goldenen

Ku l t u r i n Em d e n“ m i t z w e i

Z e i t a l t e r s S p a n i e n s, u n d a l s

Ü b e r n a c h t u n g e n, S c h l e m m e r-

e i n e r d e r G ro ß e n d e r

frühstück, Gourmetmenüs

e u ro p ä i s c h e n M a l e r e i. S e i n e

p l u s Ei n t r i t t s ka r t e i n s

A n d a c h t s - u n d A l t a r b i l d e r,

L a n d e s m u s e u m Em d e n u n d

aber auch Darstellungen von

i n d i e Ku n s t h a l l e Em d e n a n.

luxuriös gekleideten Heiligen

w w w.e m d e n - t o u r i s t i k .d e

To u r i s m u s N RW b i e t e t e i n

Vernissage in Rorschach, 27. März 2015 Foto: Damian Imhof

g ü n s t i g e Pa u s c h a l e n w i e e t w a „C o l m a r u n d s e i n e We i n s t r a -

Zentrum der internationalen

Fr ank fur t am M ain „ St urm-­ Fr auen“

Av a n t g a r d e. D i e S c h i r n r i c h t e t d e n Fo k u s n u n e r s t m a l s a u f d i e Fr a u e n, d i e v o n Wa l d e n v e r t r e t e n w u r d e n. M i t e t w a 28 0 We r ke n b i e t e t d i e A u s s t e l l u n g einen Blick auf die weibliche i n t e r n a t i o n a l e Av a n t g a r d e i m B e r l i n d e s f r ü h e n 20. J a h r­

zeigen ihn als einen Meister d e r D e t a i l g e n a u i g ke i t.

Fernando Botero während der

h u n d e r t s . Ei n e Pa u s c h a l e v o n Mit der Ausstellung „ S t u r m - Fr a u e n. Kü n s t l e r i n n e n

H o t e l p a ke t a n, d a s e i n e

d e r Av a n t g a r d e 1910 – 1932 “

Ü b e r n a c h t u n g m i t Fr ü h s t ü c k

e n t f ü h r t d i e S c h i r n Ku n s t h a l l e

Fr a n k f u r t To u r i s m u s u m f a s s t eine Übernachtung mit Fr ü h s t ü c k s b u f f e t, d i e „ Fr a n k f u r t C a r d“ f ü r z w e i

u m f a s s t, e i n Ta g e s t i c ke t z u r

Fr a n k f u r t i h r e B e s u c h e r b i s

Ta g e, e i n T i c ke t f ü r d i e

A u s s t e l l u n g, d i e „ D ü s s e l d o r f -

z u m 7. Fe b r u a r 2016 i n d a s

A u s s t e l l u n g u n d e i n Fr a n k-

C a r d“ m i t z a h l r e i c h e n

B e r l i n d e r 19 20 e r- J a h r e. H i e r

f u r t - I n f o p a ke t. B u c h b a r a b

w e i t e r e n f r e i e n Ei n t r i t t e n u n d

g r ü n d e t e d e r S c h r i f t s t e l l e r,

56 Eu ro p ro Pe r s o n i m

f r e i e r Fa h r t m i t B u s u n d B a h n,

Ve r l e g e r u n d G a l e r i s t

D o p p e l z i m m e r.

d a s D ü s s e l d o r f - I n f o p a ke t

H e r w a r t h Wa l d e n 1912 d i e

w w w.f r a n k f u r t - t o u r i s m u s .d e

s o w i e e i n e n „ M e r i a n“- Re i s e -

G a l e r i e „ D e r S t u r m“: e i n

f ü h r e r. P ro Pe r s o n i m D o p p e l z i m m e r a b 79 Eu ro. w w w.d ü s s e l d o r f - t o u r i s m u s .d e Marcelle Cahn, „Frau und Segel“, ca. 1926/27, Musée d’art Moderne et Contemporain de Strasbourg, © Foto: Musées de Strasbourg, A. Plisson

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — A P P E T I Z E R

E r s t m a l s s e i t E rö f f n u n g d e s


158 Landschaft bei Offenburg, das Tor zum Schwarz wald: Blick über die Kinzig, auf Ortenberger Schloss, in das Kinzigtal, Foto: Andreas Anselm

L eipzig Kaiserslau t ern

Delacr oix und

Kul t ur au f

Delar oche

„ P f älzer Ar t “ Eu g è n e D e l a c ro i x (1798 – 18 6 3) u n d Pa u l D e l a ro c h e

Münst er Licht in d er

O f f enbur g

Finst ernis

Lust auf Stadt

Ka i s e r s l a u t e r n u n d Ku l t u r? D a

(1797–18 56) z ä h l e n z u d e n

g e h t s o e i n i g e s! A u f t r i t t e

bedeutendsten Historienma -

i n t e r n a t i o n a l e r J a z z -,

l e r n d e s 19. J a h r h u n d e r t s . M i t

Wie funktionier t das Leben im

Ro c k m u s i k- u n d Ka b a r e t t g rö -

spektakulären Leihgaben

D u n ke l n, o h n e B e l e u c h t u n g,

ß e n z i e h e n i m Ku l t u r z e n t r u m

zahlreicher Museen aus

o h n e S o n n e, o h n e b u n t e

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Fa r b e n, v e r b o r g e n i n H ö h l e n,

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n e, i n t e r e s s a n t e Ei n ka u f s m ö g -

„ Ka m m g a r n“ Fa n s a u s d e m g a n z e n S ü d w e s t e n a n. Darüber hinaus zählen die

und Dänemark zeigt das

Ko n z e r t e i n d e r Fr u c h t h a l l e z u

M u s e u m d e r b i l d e n d e n Kü n s t e

und Umland

Die inklusive Ausstellung „ L e b e n i n d e r D u n ke l h e i t “ i m

l i c h ke i t e n, f rö h l i c h e Fe s t e – aber auch stille Erholung in

d e n m u s i ka l i s c h e n S p i t z e n e r-

L e i pz i g b i s z u m 17. J a n u a r

LW L- M u s e u m f ü r N a t u r k u n d e

u n b e r ü h r t e r L a n d s c h a f t.

e i g n i s s e n i n R h e i n l a n d - P f a l z.

2016 e i n e f a c e t t e n r e i c h e

i n M ü n s t e r k l ä r t a u f. A u f

N e b e n e d l e n We i n e n u n d

M i t M e i s t e r w e r ke n d e r Ku n s t

Ausstellung der beiden

1.20 0 Q u a d r a t m e t e r n l e r n e n

e x z e l l e n t e r b a d i s c h e r Kü c h e

d e s 19. u n d 20. J a h r h u n d e r t s

Kü n s t l e r m i t r u n d 4 0 G e m ä l -

Menschen mit und ohne

hat Of fenburg noch eine

ka n n d i e P f a l z g a l e r i e

d e n, 6 0 Z e i c h n u n g e n s o w i e

Behinderung die Vielfalt und

M e n g e m e h r z u b i e t e n: S o i s t

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6 0 G r a f i ke n. U n t e r a n d e r e m

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Of fenburg Ausgangspunkt

We i t e r e s t ä d t i s c h e M u s e e n

w i r d d e r ko m p l e t t e Fa u s t - Zy ­

s e n ke n n e n, d i e s i c h a n e i n

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m a r k t z u m P r e i s a b 19 9 Eu ro. w w w.of fenburg.de

Anglerfisch, © LWL- Museum Münster, Steinweg


’s- H er t o g en-

Die Ausstellung markiert

Diese Ausstellung und noch

den Höhepunkt des natio ­

viel mehr gibt es in Straßburg

n a l e n Ve r a n s t a l t u n g s j a h r s „ J h e ro n i m u s B o s c h 50 0 “, d a s i m J a h r 2016 a u s A n l a s s

bosch

d e s 50 0. To d e s j a h r e s d e s Kü n s t l e r s b e g a n g e n w i r d.

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H o l l a n d - To u r i s m u s .

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I h r e Re i s e f i n d e n S i e b e i w w w.h o l l a n d.c o m

d e r z e i t z u s e h e n. I n d e r Pa u s c h a l e „ B o n j o u r S t r a s b o u r g“ i s t d e r „ S t r a ß b u r g -­ Pa s s“ e n t h a l t e n, m i t d e m m a n die Stadt und ihre vielen A t t r a k t i o n e n e n t d e c ke n ka n n. w w w.t o u r i s m e - a l s a c e.c o m

Das Straßburger Museum für moderne und zeitgenössische

Das Het Noordbrabants

Ku n s t w i d m e t b i s z u m

Museum in der niederländi -

17. J a n u a r 2016 Tr i s t a n Tz a r a

s c h e n S t a d t ’s - H e r t o g e n b o s c h

e i n e g ro ß e A u s s t e l l u n g. D e r

z e i g t z w i s c h e n d e m 13. Fe b r u a r u n d d e m 8. M a i 2016 die internationale Ausstellung „ J h e ro n i m u s B o s c h – V i s i o n e n e i n e s G e n i e s“. w w w. b o s c h 50 0.n l M i t v o r a u s s i c h t -

St r alsund M e er es­ museum

N a m e d e s D i c h t e r s, Ku n s t ­ t h e o r e t i ke r s u n d S a m m l e r s i s t u n t r e n n b a r m i t d e r D a d a -­ B e w e g u n g v e r b u n d e n. M i t e i n e m En s e m b l e v o n 4 50 We r ke n a u s Tz a r a s k ü n s t ­

l i c h 20 G e m ä l d e n u n d 19

l e r i s c h e m U m k r e i s, e i n e r

Z e i c h n u n g e n i s t e s d i e g rö ß t e

A u s w a h l a u ß e r e u ro p ä i s c h e r

Ü b e r s i c h t s s c h a u z u H i e ro ny -

Das Deutsche Meeresmuseum

E x p o n a t e u n d A r t - b r u t - Ku n s t

m u s B o s c h a l l e r Z e i t e n: N i e

mit seinen vier Standor ten ist

sowie einer ausführlichen

zuvor wurden derar t viele

d a s g rö ß t e n a t u r w i s s e n s c h a f t -

Dokumentation vermit telt die

We r ke d e s M e i s t e r s z u s a m -

liche Museum Norddeutsch -

c h ro n o l o g i s c h g e g l i e d e r t e

m e n g e f ü h r t. Ei n m a l i g ke h r t

l a n d s . Ei n e g e l u n g e n e

Ausstellung einen Überblick

d a m i t d e r g rö ß t e Te i l s e i n e s

Mischung aus wunderschönen

ü b e r Tz a r a s W i r ke n.

We r ke s n a c h ’s - H e r t o g e n -

A q u a r i e n u n d A u s s t e l l u n g e n.

bosch zurück und damit in

D e n Fe i e r a b e n d i m O z e a n e -

j e n e S t a d t, i n d e r e r a l s

u m a u s k l i n g e n l a s s e n? I m

J h e ro n i m u s v a n A ke n g e b o r e n

H e r b s t d i e t ro p i s c h e n

w u r d e, i n d e r e r s e i n e

Aquarien im Meeresmuseum

M e i s t e r w e r ke s c h u f u n d a u s

b e s t a u n e n? A b 2. N o v e m b e r

deren Namen er seinen

2015 b i e t e n b e i d e S t r a l ­

Kü n s t l e r n a m e n h e r l e i t e t e.

s u n d e r M u s e e n d i e H a p p y -­ H o u r- A k t i o n a n. J e w e i l s z w e i Stunden vor Museumsschlie ß u n g g i l t r e d uz i e r t e r Ei n t r i t t. Das Angebot läuf t bis zum

u n t e r d e r We r t h e i m e r B u r g.

Wer t heim am M ain ­A t elier S chwab

18. D ez e m b e r 2015. I m

„ E x p e d i t i o n T i e f s e e“ g e h e n.

G ez e i g t w e r d e n b i s z u m 10. J a n u a r 2016 We r ke v o n A n d r e a s B e r l i n, S a b i n e D e h n e l, B r i t t a G r i m m, M a r c Pe s c h ke, J a n S c h m e l c h e r u n d M a r c o Wa g n e r. Ve r b i n d e n ka n n m a n d e n A u s s t e l l u n g s b e s u c h m i t d e r Pa u s c h a l e „ D r e i Ta g e – e i n Ku l t u r e r l e b -

A k t i o n s z e i t r a u m kö n n e n Besucher zudem auf

Straßburger Münster Foto: © Straßburger Museen

n i s“ m i t d e r m a n z w e i U m d a s T h e m a d e r „O f f e n -

h e r r l i c h e Fl u s s t ä l e r, i n t a k t e

heit“ kreist die neue

N a t u r, Ku l t u r p u r, r e g i o n a l e

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e n t z i e h e n. M e h r d e u t i g ke i t, Re ko m b i n a t i o n, D i a l o g, C o l l a g e, D y n a m i k – d a s s i n d B e g r i f f e, w e l c h e f ü r d i e A u s s t e l l u n g „O p e n“ b e d e u t s a m s i n d, d i e a n e i n e m g a n z

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ungewöhnlichen Or t für

Öl auf Holz, 48,5 x 34,5 cm

z e i t g e n ö s s i s c h e Ku n s t z u

Museo Nacional del Prado, Madrid Foto: Rik Klein Gotink für das Bosch Research and Conser vation Project

sehen ist: in den historischen Rä u m e n d e r e h e m a l i g e n f ü r s t l i c h e n D o m ä n e n ka n z l e i

© Marc Peschke

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Foto: Kunstdruck auf Leinwand und Postkartenmotiv, w w w.selina-haas.de, Schonach

Kunst im Wald Was passiert mit der Landschaft, wenn sie dekoriert oder künstlerisch verfremdet wird? Wird die Natur zur Neben­ sache oder wächst ihr durch den Eingriff eine neue Bedeutung zu? Verändert die Kuckucksuhr am Baum das sinnliche ­E r­leben der Landschaft? Etwa: Wald + Uhr = Heimat? Der U(h)r­w aldpfad am Rohrhardsberg spielt genau mit der ­Konnotation „Heimat“. Der 8,6 km lange Rundweg bei Scho­ nach soll im Frühjahr 16 fertig dekoriert sein, wenngleich der ­Naturschutz die ursprünglichen Pläne kräftig zurechtgestutzt hat. Nun werden die Kuckucksuhren nicht schlagen, sondern nur Kuckucke zum Nisten einladen. Wer weiß … Mit einem Kunstwerk im Kurpark dürfte Schonach ­jedoch noch mehr Aufmerksamkeit erregen: Eine überdimen­ sionale Kuckucksuhr an einer freistehenden Betonwand sollte das erste Werk des Offenburger Konzeptkünstlers Stefan Strumbel im „Atelier Schwarzwald“ werden. Nun kommt den Schonachern möglicherweise eine Zäpfle-Skulptur von Strumbel an der Badischen Staatsbrauerei Rothaus zuvor. Kunst und Natur ergänzen sich hervorragend, findet man bei der Schwarzwald Tourismus GmbH, die für die Ver­ marktung und das Image der riesigen Ferienregion zwischen Rhein und Neckar, Karlsruhe – Pforzheim und der Schweiz verantwortlich zeichnet. Im „Atelier Schwarzwald“ sollen im Lauf der nächsten Jahre an verschiedenen Orten in der Land­ schaft großformatige Bilder und Skulpturen von Strumbel und anderen Künstlern der Region dem Betrachter einen neu­ en Blick auf die Landschaft nahelegen. Die Kunst verändert die Wahrnehmung der Natur – und schafft eine neue Form des Kulturraums. Doch auch wer in den Städten der Region unterwegs ist, stößt vielerorts auf Werke und Sammlungen, die mit dem ­Naturraum „spielen“ – seien es die Designerstühle im

Stadtbild von Weil am Rhein, die Freilichtgalerie im Art-Dorf Ötlingen, die Skulpturenparke in Grafenhausen oder hinter dem Museum Hurrle in Durbach. Wer will, kann auch kreuz und quer durch den Schwarzwald fahren und jeden Tag in ­einem anderen ­Museum Werke regionaler und internatio­ naler Künstler b ­ ewundern. Um nur einige zu nennen, die anzufahren wären: • ZKM, Staatliche Kunsthalle, Badisches Landesmuseum und Städtische Galerie in Karlsruhe • Frieder-Burda-Museum und Kulturhaus L8 in Baden-Baden • Städtische Galerie in Offenburg • Museum für aktuelle Kunst - Sammlung Hurrle in Durbach • Villa Haiss in Zell am Harmersbach • Haus Löwenberg in Gengenbach • Hans-Thoma-Museum in Bernau • Kunstraum Grässlin in St. Georgen • Kunsthalle Messmer in Riegel am Kaiserstuhl • Museum für neue Kunst in Freiburg • Vitra Design Museum und Kulturzentrum Kesselhaus in Weil am Rhein Urlauber haben es dabei besonders gut: Sie können alle Orte mit dem ÖPNV kostenlos erreichen – zumindest wenn sie in einem der 143 KONUS-Orte im Schwarzwald Urlaub ­machen. Die KONUS-Gästekarte von rund 11.000 Gast­ gebern in der Ferienregion gilt nämlich als Freifahrtticket für Busse und Bahnen des ÖPNV in der gesamten Ferienregion. M e h r I n f o s z u K u n s t u n d Wa l d u n t e r w w w . k u l t u r- s c h w a r z w a l d . i n f o


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163

A m r e i’s A r t b l o g f ü r E n t d e c k e r Amrei Heyne (*1971) ist Galeristin in Stuttgart und berichtet sehr persönlich vom Suchen und Finden der Kunst.

„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben ...“ 113 Jahre alt ist „Herbsttag“ und wahr wie eh und je. Rainer Maria Rilke verließ die frisch Angetraute, um in Paris Auguste Rodin literarisch zu begleiten. Eine „Schule des Sehens“ sei jedem anempfohlen. Ein Sommerabend im Juli, vielleicht der letzte für lange Zeit. Spontan zum Schloss Solitude, den Blick ins Tal, um den Sonnenuntergang zu genießen. Sich plötzlich im Abendkonzert wiederfinden: „Salut für Caudwell für zwei Gitarren“, 1977 von Helmut Lachenmann – inszeniert und choreografiert von Xavier Le Roy. 25 Jahre Akademie Schloss Solitude! Chapeau! Rundgang der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart: Das Sonntagspublikum flanierte partylos. Die Klassen von Ricarda Roggan und Birgit Brenner rockten! Frankfurt am Main. „Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“ im Städel – eine Wiedersehensparty mit Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil, Rainer Fetting, Georg Herold, Martin Kippenberger, Albert Oehlen ... Doug Aitken in der Schirn? Die Rotunde lebt! „Sonic Fountain II“, Land-Art oder Baustelle zwischen Römerberg und Kaiserdom! „Hello, I Love You“ – ruft Daniel Richter ebenda – noch bis Januar 2016! „YES!YES!YES! Warholmania in Munich“. Glenn OʼBrien und Katja Eichinger präsentierten Andy Warhol im Museum Brandhorst. Sehr spannend! Filmisch und malerisch einzigartig. Zur „Berlin Art Week“ im September hieß es, sich entscheiden, Impulsen und der Sonne folgen und bitte auch dem Herzen. Paul McCarthy im Schinkel Pavillon (bis 22. November 2015)! – Der Künstler als Skulptur (performte selbst). Körper und Objekt, Wachen und Schlafen, Leben und Tod, Präsenz und Illusion. That is the question! Paul und Sohn Damon McCarthy zeigten in der Volksbühne „Rebel Dabble Babble Berlin“, eine Theater-gewordenen Rauminstallation unter anderem basierend auf „Rebel Without a Cause / ... denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955). James Franco ist James Dean!

Anna Meyer, „Welt Du Strichcode“, das Fehlfarben-Covergemälde!

Schloss Solitude

Doug Aitken: Die Rotunde lebt! „Sonic Fountain II“

Paul McCarthy im Schinkel Pavillon

Kunst-Werke Berlin

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — A M R E I ’ S A R T B L O G

Fotos: Amrei Heyne

„Dein Land existiert nicht.“ Die Leuchtreklame-Installation von Libia Castro & Ólafur Ólafsson ist mehr als ein starker Empfangsslogan zu „Welcome to the Jungle“ in den Kunst-Werken! In Treptows Arena gabs die zweite Ausgabe der „POSITIONS BERLIN Art Fair“, ich zeigte erstmals das Fotoprojekt „Die Vierte Wand“ von Klaus Frahm als Soloshow. Seine Bühnenporträts begeisterten! Andreas Gursky im Museum Frieder Burda (bis Januar 2016) in Baden-Baden. Absolute Weltstars („Rhine River“, „99 Cent“) trafen auf Newbees und großartiges Frühes (Kairo). Kurator Udo Kittelmann erfand den politischen Gursky; das erlesene Vernissagepublikum applaudierte und entschwand in die Nacht. Oder ins Casino? In Karlsruhe läuft seit Juni 2015 im ZKM die „GLOBALE“ für 300 Tage (bitte rechnen Sie selbst); im SCHAUWERK Sindelfingen folgt nach „Ladies First“ bis Januar 2016 die „Venusfalle“ mit Arbeiten von Dennis Hopper, Anselm Kiefer, Alex Katz und vielen anderen. Dank Yanis Varoufakis sind wir informiert, wie es um die diesjährige 6. Moskau Biennale (Kuratoren Bart De Baere, Defne Ayas, Nicolaus Schafhausen) stand: „Ihr Künstler und Kulturschaffende solltet von den Mächtigen eurer Länder gefürchtet sein. Falls Ihr das nicht seid, macht ihr euren Job einfach nur lausig!“ Das bitte als Leuchtreklame. Oder Sticker an jedem Ausstellungsort! Chapeau Nr. 2! Meine Vorfreude auf die „documenta 14“ in Kassel und Athen von Adam Szymczyk wächst! „Was Besseres als hier / Wo soll es das geben?“ Sie sind wieder da. Fehlfarben! Mit einem neuen Album „Über … Menschen“, live on tour, auf CD und Vinyl. „Der Sommer war sehr groß.“ – Der Herbst golden und was der Winter gebracht haben wird, wissen wir zum Osterspaziergang. Spätestens. Also pflegen Sie Herz und Haus, symbolisch und real! Gehen Sie auch ins Theater! Im Dezember zeige ich Fotografien von Simon Sommer im „kleinen theater – KAMMERSPIELE Landshut“, an anspruchsvoller, international geachteter Spielstätte. Kochen Sie was Schönes! Lieben Sie! Machen Sie doch, was Sie wollen!


164

Ahrenshoop

Altenburg

Bad Arolsen

Hanns Schimansky – Parcours. Zeichnungen, Faltungen bis 13.3.2016 Kunstmuseum Ahrenshoop

IN SZENE GESETZT Aus Porträts werden Kleider In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Fachhochschulstudiengang Theaterausstattung bis 3.4.2016 Lindenau-Museum Altenburg

Igor Oleinikov Farbe beißt Graphit bis 6.12.2015 Ausstellungen im Schloss Museum Bad Arolsen und Museumsverein

Das Kunstmuseum Ahrenshoop zeigt mit nahezu 120 Arbeiten eine umfassende Werkschau des Berliner Zeichners Hanns Schimansky (* 1949). Seine künstlerischen Anfänge sind eng mit Ahrenshoop und der Ostsee verknüpft, doch auch sein reifes Œuvre zeugt von einer großen Affinität zum Norden. Erstmals wird in dieser Ausstellung das frühe mit dem reifen Werk zusammen gezeigt. Dabei wird deutlich, wie die hoch artifizielle Zeichenweise des heutigen Schimansky aus seinem Frühwerk erwachsen und dort geerdet ist. Die Ausstellung vereint Arbeiten aus allen Schaffensphasen des Künstlers: von kleinen bis zu monumentalen Formaten und in vielfältigen Techniken. Bleistift-, Tusche- und Kreidezeichnungen erscheinen auf grundierten oder unbehandelten Papieren aller Qualitäten, pur und in reich variierten Kombinationen miteinander, schwarz-weiß oder intensiv farbig. Eine große Rolle spielt die für Schimansky so bezeichnende Technik der Faltung, mittels derer er den zeichnerischen Prozess auf unkonventionelle und stets überraschende Weise lenkt. ☞ Kunstmuseum Ahrenshoop Mo–So 11–18 Uhr Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ostseebad Ahrenshoop T +49 (0) 38220 6679 0 www.kunstmuseum-ahrenshoop.de

Farbenprächtige und mondäne, detailverliebte und moderne Porträts von Cranach und Ghirlandaio über Conrad Felixmüller bis in die Gegenwart bieten einen spannenden Gang durch die Zeiten. Erweitert wird die Präsentation der zweidimensional gemalten Bildnisse aus der eigenen Sammlung um Figurinen mit Kostümen, die Studierende der Hochschule für Bildende Künste Dresden hergestellt haben. Angereichert um Requisiten werden so die Bildnisse in Szene gesetzt und in die dritte Dimension überführt. Kostüm- und Sozialgeschichte werden in dieser Ausstellung ebenso lebendig wie die Kunstgeschichte. Der Bogen in die Gegenwart wird durch die Einbeziehung von Werken des Künstlers Tilman Kuhrt (* 1971) gespannt. Er lebt in Altenburg und unterrichtet seit vielen Jahren Kinder und Jugendliche an der Kunstschule des Museums. Kann man heute noch Porträts malen und wie? Denkt man bei „Porträt“ nicht zuerst an das Medium der Fotografie? Dieses wird mit dem Berliner Porträtfotografen Oliver Mark (* 1963) ebenfalls in der Schau präsent sein. ☞ Lindenau-Museum Altenburg Di–Fr 12–18 Uhr, Sa/So/feiertags 10–18 Uhr Gabelentzstr. 5, 04600 Altenburg T +49 (0) 3447 895 53 www.lindenau-museum.de

Igor Oleinikov ist ein deutscher Künstler mit russischen Wurzeln. Der Titel der Ausstellung „Farbe beißt Graphit“ ist einer Konzeptstudie des Künstlers entnommen und beschreibt nicht nur pointiert die Verwendung seiner Materialien, sondern umreißt auch sein künstlerisches Konzept. Die Ausstellung in den historischen Räumen des Schlosses zeigt Einblicke in das künstlerische Werk seit 2005 und die neusten Arbeiten der Jahre 2013 bis 2015. Auf großformatigen Leinwänden erzählt er Geschichten, die sich dem Betrachter einfach zu erschließen scheinen, doch bei näherer Betrachtung verschiedene Ebenen und Nebenerzählungen entdecken lassen. Die Bleistiftzeichnungen in altmeisterlicher Manier werden mit leuchtenden Farben dramatisiert. Die Natur, besonders der Wald, wird zur Bühne der fiktionalen Erzählungen: schlafende jugendliche Protagonisten, Menschengruppen in Bewegung oder einzelne männliche Figuren. Verschiedene Tiere werden zu ihren Gefährten. Den Erzählungen können autobiografische Momente zu eigen sein. ☞ Ausstellungen im Schloss Museum Bad Arolsen und Museumsverein Mi–Sa 14.30–17 Uhr, So 11–17 Uhr Sonntagsführungen 11.15 Uhr Schloßstraße 27, 34454 Bad Arolsen T +49 (0) 5691 62 57 34 www.museum-bad-arolsen.de

Hanns Schimansky, o. T., 2009, Tusche auf präpariertem Papier, 50 x 65 cm © Hanns Schimansky, Repro: Bernd Kuhnert

Ludwig Doell, „Albanerin“, 1818, Lindenau-Museum Altenburg, Foto: PUNK TUM/Bertram Kober © Lindenau-Museum Altenburg

Igor Oleinikov, „Urhonig“


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Berlin

Bern

Bern

Ich. Menzel Zum 200. Geburtstag 3.12.2015 – 28.3.2016 Märkisches Museum, Stadtmuseum Berlin

Nils Nova 16.1. – 13.2.2016 Kunstraum Oktogon Galerie Béatrice Brunner

Museumsnacht Bern 2016 18.3.2016

Für Adolph Menzel, Realist von europäischem Rang, wurde Berlin zum Fokus seiner Existenz. Er wurde vor 200 Jahren in Breslau geboren und zog 1830 als Lithograf nach Berlin, hier starb er 1905 als hoch verehrter Künstler. Mit unzähligen Bildern in Malerei und Grafik spiegelte er die vergangene und gegenwärtige Geschichte Preußens, beobachtete das immer rasantere Anwachsen Berlins zur Großstadt. Die Ausstellung widmet sich dem fast organisch an Berlin gebundenen Lebenslauf Menzels anhand autobiografischer Texte, zeigt seine immer noch viel zu wenig beachteten künstlerischen Anfänge und fragt, wie es ihm gelang, zum – bis heute – ­p opulären Schilderer der Epoche Friedrichs des Großen aufzusteigen. Eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Adolph Menzel Gesellschaft Berlin e. V. ☞ Märkisches Museum, Stadtmuseum Berlin Di–So 10–18 Uhr Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin T +49 (0) 30 24 002 162 www.stadtmuseum.de

Das malerische, fotografische und installative Werk von Nils Nova fordert unsere Wahrnehmung heraus und bringt uns an einen unerwarteten Ort. Die Malerei des Künstlers mit schweizerischen und mittelamerikanischen Wurzeln bewegt sich zwischen Fülle und Leere, zwischen Fläche und Raum, Imagination und Wirklichkeit. In der gleichmäßig behandelten Bildfläche, dem Allover, kann ein Vergleich zur amerikanischen Malerei der 1950erund 1960er-Jahre gemacht werden, während Nils Nova aber bewusst den aus dieser Malerei verbannten Illusionsraum wieder aufgreift. Selbst Gemälde, die Gegenstände abbilden, setzen durch die Verwendung überbelichteter Fotografien als Vorlagen sowie dem eng gewählten Ausschnitt eine Kippbewegung zwischen Figur und Abstraktion in Gang. Wir vermeinen etwas zu erkennen und werden wie in einer zeitgenössischen Art des Trompe-l‘Œil mit etwas Unerwartetem konfrontiert. Das immaterielle Pulsieren der Pigmente der Interferenzbilder aktiviert die Wahrnehmung und bringt diese in einen fortwährenden Zustand des Flotierens. Annamira Jochim, 2015 ☞ Kunstraum Oktogon Do/Fr 17–19 Uhr, Sa 11–15 Uhr Aarstrasse 96, 3005 Bern T +41 (0 )31 311 13 30 www.kunstraum-oktogon.ch Galerie Béatrice Brunner Do/Fr 14–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr Nydeggstalden 26, 3011 Bern T + 41 (0) 31 312 40 12 www.beatricebrunner.ch

MUSEUMSNACHT BERN 16 FREITAG 18. MÄRZ 18 H – 02 H WWW.MUSEUMSNACHT-BERN.CH

Adolph Menzel, „Selbstbildnis“, 1853

Nils Nova, „Interferenz Rand“, 2015

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

In Bern beginnt der Frühling mit der Museumsnacht. Tausende von kulturbegeisterten Nachtschwärmern zieht es jeweils zur Museumsnacht in Bern. Die Nacht wird zum Tag, das Museum wird zur Bühne für verschiedenste kulturelle Darbietungen und neben kulturellen werden auch kulinarische Leckerbissen geboten. 2016 findet die Museumsnacht in Bern am 18. März statt. Die Altstadt Berns, UNESCO-Welterbe, wird vom Motorengeräusch des fahrenden Museums – rund 100 Oldtimerfahrzeuge – erfüllt und die bunt beleuchteten Fassaden locken die Besucher in die rund 40 teilnehmenden Institutionen. Für Gäste werden Packages mit Übernachtungen und Tickets angeboten. Für alle anderen kostet das Ticket CHF 25,–, für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist das MINI-Ticket gratis. Im Ticketpreis sind alle Eintritte und der Transport durch die Shuttles und den öffentlichen Verkehr inbegriffen. Werden Sie Teil des Erlebnisses mit #museumsnachtbern. Alle Infos finden sich ab 15. Dezember 2015 unter: www.museumsnacht-bern.ch.


GETRENNTE WELTEN

Die Malweiber von Paris Pfaffengasse 26 | D-63739 Aschaffenburg | Tel. +49(0)6021 21 86 98 | www.museen-aschaffenburg.de

26.09.2015 – 31.01.2016

Arno Rink, Nacht der Gaukler, 1988/89, Öl auf Hartfaser, 149 x 124 cm, Slg. Hurrle Durbach, Foto: Stephan Hund, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Deutsche Kunst in Ost und West vor der Wende

FORMEN DES EIGENSINNS

20.2. – 29.5.16

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Design Schenken

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Partner

Veranstalter


Bietigheim-Bissingen

Davos

Eberdingen

In Other Worlds. Gegenwartskunst aus Finnland bis 10.1.2016 Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Der Künstler als Fotograf. Ernst Ludwig Kirchners fotografisches Werk 22.11.2015 – 1.5.2016 Kirchner Museum Davos

NEUE BILDER Malerei der Aborigines bis 5.6.2016 KUNSTWERK

„In Other Worlds“ entführen acht finnische Künstlerinnen und Künstler die Betrachter: in spannende, teilweise auch rätselhafte und geheimnisvolle alternative Welten. Ari Saarto hält in seinen dokumentarischen Fotografien Behausungen von Obdachlosen in Helsinki und Tokio fest, die großformatigen Fotoarbeiten von Ilkka Halso zeigen eine überraschende, inszeniert fiktive Parallelwelt, in der die Natur in Lagerhäusern aufbewahrt wird. Die Fotografin Susanna Majuri arrangiert ihre poetisch-märchenhaften Szenerien mit und im Wasser. Zu entdecken sind auch die expressiv gemalten Visionen zwischen Traum und Wirklichkeit von Anna Tuori sowie die figurativen Gemälde Robert Lucanders, der Vorlagen aus Massenmedien verarbeitet. Außergewöhnlich sind die Objektinstallationen von Kaarina Kaikkonen, die Altkleidung eine neue Existenz verleiht. Die Videoinstallationen von Tuomas A. Laitinen und Lauri Astala versetzen die Betrachter in verschiedene Räume und Zeiten. So lässt sich mitten in Süddeutschland die rege zeitgenössische Kunstszene Finnlands entdecken. Außerdem: „Edel Zimmer: Zwischen Spur und Natur“ 21. November 2015 bis 20. März 2016 ☞ Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen Di/Mi/Fr 14–18 Uhr, Do 14–20 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr Hauptstraße 60–64, 74321 Bietigheim-Bissingen T +49 (0) 7142 74 483 http://galerie.bietigheim-bissingen.de

Ernst Ludwig Kirchner zählt zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Expressionismus. Durch seine avantgardistische Lebenseinstellung und seinen befreiten Umgang mit Form und Farbe hat er die Kunst des frühen 20. Jahrhunderts revolutioniert. Kirchner war wie viele seiner Zeitgenossen von den Möglichkeiten der Fotografie fasziniert und nutzte diese in vielfältiger Weise. Das Kirchner Museum Davos verfügt über einen umfangreichen Bestand an Glas- und Zellulosenegativen aus der Zeit von 1908 bis 1939. Die Ausstellung versammelt eine Auswahl von 400 fotografischen Werken und präsentiert Beispiele aus allen Genres, in denen sich Kirchner betätigt hat: von Akten und Atelierszenen über Porträts bis hin zu Landschaften und Sachfotografien. Obwohl Kirchner sich nicht als Fotokünstler verstand, schöpfte er die Möglichkeiten des fotografischen Mediums umfänglich aus. Zur Ausstellung erscheint im Kehrer Verlag ein Katalog mit Texten von Annick Haldemann, Stephan Bösch und Thorsten Sadowsky, ca. 120 Seiten mit ca. 80 Abbildungen. ☞ Kirchner Museum Davos Öffentliche Führungen Di/So 16 Uhr Ernst Ludwig Kirchner Platz Promenade 82, CH-7270 Davos Platz T +41 (0) 81 410 63 03 www.kirchnermuseum.ch

Tupfen. Streifen. Bänder. Und immer wieder Kreise, die verschiedene Zentren im Bildganzen ausweisen. Organische Flächen und Linien, aber auch grafische Muster, in farbstarken Kontrasten oder in harmonischen Farbklängen gesetzt. Die Malerei der australischen Ureinwohner können wir zunächst nur mit abstrakten Begriffen beschreiben. Und dennoch ist ihre Kunst nicht gegenstandslos. Sie zeugt von einer alten Kultur, die bildnerische Chiffren für die Interpretation der realen Welt herausgebildet hat. Ursprünglich in Riten und Zeremonien eingebunden, findet die Malerei der Aborigines seit den 1970er-­ Jahren, in veränderter Form und mit Farbe auf Leinwand gebracht, weltweite Aufmerksamkeit. Sie fasziniert die Menschen. So auch Alison und Peter W. Klein, die seit mehr als zehn Jahren Kunst aus Australien sammeln. Inzwischen gehört der Werkkomplex in Nussdorf zu den wichtigsten Sammlungen von Aborigine-Kunst in Europa. In der Ausstellung „NEUE BILDER – Malerei der Aborigines“ werden im KUNSTWERK vorwiegend Arbeiten präsentiert, die in den letzten vier Jahren in die Sammlung gekommen sind. Der Titel bezieht sich dabei nicht nur auf den Zeitraum der Ankäufe. Er verweist zugleich darauf, dass die heute entstehenden Bilder Teil einer lebendigen Tradition sind, die trotz inhaltlicher Gebundenheit neue Erscheinungsweisen hervorbringt. ☞ KUNSTWERK Sammlung Alison und Peter W. Klein Mi–Fr/So 11–17 Uhr und nach Vereinbarung Siemensstr. 40, 71735 Eberdingen-Nussdorf T +49 (0) 7042 376 95 66 www.sammlung-klein.de

Susanna Majuri, „Falling“, 2011

Erna Schilling und Ernst Ludwig Kirchner

© VG Bild-Kunst, Bonn 2015

im Atelier Berlin-Wilmersdorf, um 1912/1914

Bett y Kuntiwa Pumani, „Antara“, 2015, Acryl auf Leinwand, 200 x 150 cm

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3. - 5. Juni 2016

Messe Karlsruhe


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Ehingen

Frank f ur t am M ain

Gelsenkirchen

Plus/Minus Einblicke in die Kunstsammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) 22.11.2015 – 6.3.2016 Städtische Galerie Ehingen

cresc… Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main 26. – 29.11.2015

Jahresschau Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstler 13.12.2015 – 7.2.2016 Kunstmuseum Gelsenkirchen Alle vier Jahre veranstaltet das Kunstmuseum Gelsenkirchen die „Jahresschau Gelsenkirchener Künstlerinnen und Künstler“. Eine unabhängige Jury aus Fachleuten hat aus 110 Bewerbungen von Künstlern, die in Gelsenkirchen leben, wohnen, arbeiten oder einer Gelsenkirchener Kunstvereinigung angehören, 23 Positionen ausgewählt. Diese völlig unterschiedlichen Arbeiten begegnen sich in der Ausstellung und gehen neue Verbindungen miteinander ein. Ziel der Ausstellung ist es, neue und etablierte Kunst und aus Gelsenkirchen und deren gesamte Bandbreite zu zeigen. In diesem Jahr nehmen an der Jahresschau teil: Hugo Boguslawski, Jürgen Buhre, Udo Dziersk, Lisa Frenthoff-Köpp, Gabriele Füting-Huyeng, Ines Gauchel, Uwe Gelesch, Beate Hagemann, Dirk Hupe, Heinrich Jüttner, Rainer Kleinschmidt, Jesse Krauß, Karl-Heinz Langowski, Claudia Lüke, Pedro Malinowski, Sven Piayda, Thomas P. Proffe, Werner Ryschawy, Annette Schulze-Weiß, Claudia Tebben, Charlotte Urbanek, Nancy E. Watt und Gitta Witzke. ☞ Kunstmuseum Gelsenkirchen Di–So 11–18 Uhr Horster Str. 5–7, 45897 Gelsenkirchen T +49 (0) 20 91 69 43 61 www.kunstmusem-gelsenkirchen.de

„cresc…“ 2015, Stargate

Stephan Balkenhol, Ohne Titel [Plus/Minus], 2013 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

Udo Dziersk, „Museo Nationale Ravenna“, 2013

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Die OEW verfügen über eine der bestbestückten regionalen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg. Sammlungsschwerpunkte liegen auf den Gebieten der spätgotischen Skulptur, der Malerei der Klassischen Moderne, der Kunst der 1950er-/1960er-Jahre sowie der Gegenwartskunst. Die Sonderausstellung in Ehingen ist ein besonderes Ereignis: Sie gibt Einblicke in eine sonst nur virtuell vereinte Sammlung und zielt zugleich auf die Veranschaulichung übergreifender Themen, Motive und Formen in der südwestdeutschen Kunst; sie stellt (Blick-)Kontakte zwischen Werken verschiedener Künstler, Stilrichtungen und Epochen her und fragt nach existenziellen Erfahrungen, die uns alle bewegen und Künstler zu ihrem Schaffen angetrieben haben: Krieg, Not, Träume vom Glück, Lebensintensität, Spiritualität, Naturerleben. ☞ Städtische Galerie Ehingen Mi/Do/Sa 14–17 Uhr, Fr 14–20 Uhr, So 11–17 Uhr Tränkberg 9, 89584 Ehingen T +49 (0) 7391 503 503 www.galerie-ehingen.de

Unter dem Motto IMAGES OF SOUND präsentiert das Festival die beiden zeitbasierten Künste Musik und Film in spannungsreichen Wechselspielen mit Veranstaltungen in Frankfurt am Main, Darmstadt, Wiesbaden und Hanau. Höhepunkte sind u. a. das hr-Sinfonieorchester mit Stanley Kubricks Meilenstein „2001: Odyssee im Weltraum“ und das Ensemble Modern mit dem Stummfilmdrama „Die Weber“ mit der Musik von Johannes Kalitzke sowie Uraufführungen aktueller Film-Musik-Werke junger Komponisten und Filmemacher. Als weiteren Schwerpunkt würdigt das Festival in mehreren Konzerten den Komponisten Helmut Lachenmann. An seinem 80. Geburtstag erklingt neben groß besetzten Schlüsselwerken eine Uraufführung des Komponisten. Film- und szenische Konzerte, Klang- und Videoinstallationen sowie ein Symposium ergänzen das Programm. „cresc… Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main“ ist ein Festival von Ensemble Modern und hr-Sinfonieorchester in Kooperation mit dem Internationalen Musikinstitut Darmstadt (IMD) und der Alten Oper Frankfurt. Das Festival wird ermöglicht durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain. ☞ Biennale für Moderne Musik Frankfurt Rhein Main Veranstaltungen in Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Hanau Kartentelefon des hr-Ticketcenter: T +49 (0) 69 155 2000 www.cresc-biennale.de www.facebook.com/cresc.biennale


KARLSRUHE Klassische Moderne und Gegenwartskunst 18. – 21. Februar 2016

Messe Karlsruhe | www.art-karlsruhe.de


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Hamburg

Heilbronn

Porsche-356-Sonderausstellung 13.11.2015 – 27.3.2016 AUTOMUSEUM PROTOTYP, Hamburg

Karl Schmidt-Rottluff – Reiner Ausdruck bis 17.1.2016 Kunsthalle Vogelmann

In der Sonderausstellung „356 VIP – Very Important Porsches“ widmet sich das Automuseum PROTOTYP in der HafenCity Hamburg der Erfolgsgeschichte des ersten Seriensportwagens, der den Namen Porsche trug. Ausgestellt werden ganz besondere Exemplare des Porsche 356, die erstmalig in dieser Zusammen­ stellung gezeigt werden: vom ältesten noch erhaltenen Serien-Porsche (Typ 356/2) aus der österreichischen Anfangszeit in Gmünd bis hin zu den Rennsportexoten der frühen 1960er-Jahre wie dem Porsche 356 „Carrera Abarth“ und dem sogenannten „Dreikantschaber“. Premiere feiern zwei kürzlich wiederentdeckte Porsche 356: das älteste noch existierende Coupé aus deutscher Produktion von 1950 sowie einer der legendären „America Roadster“, von denen Anfang der 1950er-Jahre nur 17 Stück gebaut wurden. Neben der aktuellen Sonderausstellung bietet das Automuseum PROTOTYP eine Dauerausstellung mit seltenen Renn- und Sportwagen vom Ur-Porsche (Typ 64 von 1939) bis hin zu modernen Formel-1-Wagen wie dem Debütfahrzeug von Michael Schumacher – ein Erlebnis für Design- und Automobilfans. ☞ AUTOMUSEUM PROTOTYP Di–So 10–18 Uhr Shanghaiallee 7, 20457 Hamburg/HafenCity T +49 (0) 40 39 99 69 70 www.prototyp-hamburg.de

Zum 5-jährigen Bestehen wartet die Kunsthalle Vogelmann mit einem besonderen Ausstellungsereignis auf: Einer Retrospektive auf Karl Schmidt-Rottluff, die in Kooperation mit dem Brücke-Museum Berlin entstand und über 90 Gemälde, Aquarelle und Druckgrafiken des Künstlers versammelt. Bei der Beachtung und Wertschätzung, die die Klassische Moderne erfährt, ist es verwunderlich, dass der Maler Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976) weniger im öffentlichen Bewusstsein präsent ist als beispielsweise sein Jugendfreund Erich Heckel oder Ernst Ludwig Kirchner, der Wortführer der Künstlergemeinschaft „Brücke“. Obwohl er ein Einzelgänger war, lebte und verkörperte er die Ideale der „Brücke“ wie kein anderer. Neben Karl Schmidt-Rottluffs Bedeutung für den Expressionismus wird der Fokus der umfangreichen Ausstellung insbesondere auf die nach 1945 entstandenen Werke gerichtet. Darin hat der Künstler den Expressionismus nochmals neu und durchaus modern definiert. ☞ Städtische Museen Heilbronn Kunsthalle Vogelmann Di/Mi/Fr–So/feiertags 11–17 Uhr, Do 11–19 Uhr Allee 28, 74072 Heilbronn T +49 (0) 7131 56 44 20 www.museen-heilbronn.de

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SARAH MOON NOW AND THEN

Karl Schmidt-Rottluf f, „Blauer Mond“, 1920 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

RAYMOND PETTIBON, UNTITLED (SELF-PORTRAIT WITH EYE-PATCH), 1998 (DETAIL), © RAYMOND PETTIBON

RAYMOND PETTIBON HOMO AMERICANUS FRÜHJAHR – HERBST 2016 SAMMLUNG FALCKENBERG PARTNER DER DEICHTORHALLEN KULTURPARTNER

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

27. NOV. 2015 – 21. FEB. 2016 HAUS DER PHOTOGRAPHIE


www.kunstmuseum-ravensburg.de

Stephan Balkenhol, Ohne Titel [Plus/Minus], 2013 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015

PLU

MINUS

Einblicke in die Kunstsammlung der Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) 22. November 2015 – 6. März 2016 Städtische Galerie Ehingen

Öffnungszeiten: Mittwoch, Donnerstag und Samstag 14–17 Uhr, Freitag 14–20 Uhr, Sonntag 11–17 Uhr Geschlossen: 24., 25. und 31. Dezember 2015


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Ludwigsburg

Ludwigshafen

Mulhouse

Cover Art – eine aussterbende Gattung 6.12.2015 – 14.2.2016 Kunstverein Kreis Ludwigsburg e. V.

Wie leben? Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto 5.12.2015 – 28.2.2016 Wilhelm-Hack-Museum

BERND LUZ – KultPop-Serien Dauerausstellung Musée National de l’Automobile

Seit dem Durchbruch der Vinylplatten vor 60 Jahren wurden die Albenhüllen auch zu ästhetischen Objekten. Die ersten Plattenhüllen zierten neben den Titeltexten meist Fotoreproduktionen von deren Interpreten. Mitte der 1960er-Jahre erwachte das Interesse an einer Covergestaltung mit eigenem ästhetischen Anspruch. Sie sollte nicht nur zum Kauf verführen, sondern den musikalischen Inhalt andeuten, ergänzen oder neu kontextualisieren. Außergewöhnliche künstlerische Covergestaltungen hatten einen großen Wiedererkennungswert und sorgten für einen lang anhaltenden Bekanntheitsgrad der Alben wie beispielsweise die Beatles-LP „Revolver“, von Klaus Voormann 1966 gestaltet, oder die von Storm Thorgerson unverwechselbar illustrierte „The Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd (1973). Einhergehend mit der triumphalen Wiederauf­ erstehung des Vinyls, erlebt auch das Albumcover­ design heute eine Renaissance. Der Kunstverein präsentiert Originalzeichnungen, Skizzen, Grafiken von Andy Warhol, Daniel Richter, A. R. Penck, Roger Dean, Wes Benscoter u. a. zu den Covern der Rolling Stones, von Uriah Heep, Yes, Santana, Miles Davis, Slayer, Kreator, von den Toten Hosen, TTT, Angeschissen und von The Lombego Surfers. ☞ Kunstverein Kreis Ludwigsburg e. V. Di–So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr im MIK – Eberhardstr. 1, 71634 Ludwigsburg T +49 (0) 7141 92 91 96 www.kunstverein-ludwigsburg.de

Seit jeher beschäftigen sich Menschen mit Konzepten und Visionen zur Gestaltung der Welt von morgen: Wie wollen wir leben? Wie wollen wir wohnen? Wie wollen wir arbeiten? Insbesondere Künstler, Architekten und Wissenschaftler prägen mit ihren Zukunftsvisionen unsere Gesellschaft. Und doch ist unsere Gegenwart auch immer die Zukunft von gestern. Denn manche Ideen blieben Visionen, andere wurden realisiert. Die Ausstellung „Wie leben? – Zukunftsbilder von Malewitsch bis Fujimoto“ im Wilhelm-Hack-Museum präsentiert Zukunftsentwürfe aus Kunst, Architektur und Design von der russischen Avantgarde bis zu unserem digitalen Zeitalter. ☞ Wilhelm-Hack-Museum Di/Mi/Fr 11–18 Uhr, Do 11–20 Uhr, Sa/So 10–18 Uhr Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein T +49 (0) 621 504 2934 www.wilhelmhack.museum

Bereits seit dem Jahr 2012 gibt es im Museum Schlumpf im französischen Mulhouse die imposante Dauerausstellung des deutschen Pop-Art-Talents Bernd Luz zu bewundern. Er avancierte zu einem der Publikumsmagneten im weltweit größten Automobilmuseum mit über 400 Fahrzeugen. Der Farbpoet schafft eine perfekte Symbiose zwischen Kunst und Design. Sein innovativer, ganz individueller Mediamix-Stil überzeugt durch herausragenden künstlerischen Anspruch. In einer einzigartigen Hommage an den historischen Rennsport weckt der „RevoLUZionär“ Emotionen und setzt Kultautomobile wie kein Zweiter effektvoll in Szene. ☞ Cité de l’Automobile Mo–So 10–17 Uhr 5.1. – 6.2.2016: Mo–Fr 13–17 Uhr, Sa/So 10–17 Uhr 15 Rue de l’Épée, FR 68100 Mulhouse T +33 (0) 3 89 33 23 23 www.citedelautomobile.com

Heinz Mack, während Aufnahmen zum Film „Tele-Mack“ in der tunesischen Wüste, 1968, Foto: Edwin Braun, Archiv Mack

Roger Dean, „Breakaway“, Albumcover „Yes Progeny“, 2014

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15. Oktober bis 13. Dezember 2015 Photobastei, Sihlquai 125, 8005 Zürich, photobastei.ch Dienstag und Mittwoch, 12 bis 21 Uhr Donnerstag, Freitag und Samstag, 12 bis 24 Uhr, Sonntag, 12 bis 18 Uhr Fruthwilerstrasse 14 | CH-8268 Salenstein info@dierk-maass-ch.com | www.dierk-maass-ch.com

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Münster

Oberhausen

Wilhelm Morgner und die Moderne 13.11.2015 – 6.3.2016 LWL-Museum für Kunst und Kultur

Ruthe – Sauer – Flix – DAS IST DOCH KEINE KUNST – Comics und Cartoons zwischen Shit happens, NICHTLUSTIG und Schönen Töchtern bis 17.1.2016 LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen

Anlässlich seines 125. Geburtstags im Januar 2016 widmet das LWL-Museum für Kunst und Kultur dem Expressionisten Wilhelm Morgner eine Sonderaus­ stellung. Kandinsky nannte den Künstler aus Westfalen „sehr talentvoll und noch etwas jugendlich“, Franz Marc hatte seine Zeichnungen als „interessante Sachen“ bezeichnet. Die Sonder­ ausstellung präsentiert den Künstler erstmalig im Kontext der Zeit und zeigt seine Auseinandersetzung mit der Moderne, die ihn zu einem ganz individuellen Stil geführt hat. Insgesamt 172 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken von ihm und seinen Zeitgenossen aus öffentlichen und privaten Sammlungen im In- und Ausland werden in der Ausstellung gezeigt. ☞ LWL-Museum für Kunst und Kultur Di–So 10–18 Uhr Domplatz 10, 48143 Münster T +49 (0) 251 5907 201 www.lwl-museum-kunst-kultur.de

Mit den beiden Cartoonisten Ralph Ruthe und Joscha Sauer sowie dem Comiczeichner Flix, alias Felix Görmann, stellt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen erstmals in einer Gemeinschaftsaus­ stellung drei der profiliertesten deutschen Zeichner vor. Noch nie waren so viele der Cartoons und Skizzenbücher, Comiczeichnungen und Scribbles in einer Ausstellung zu sehen! Mit dieser Werkschau setzt die LUDWIGGALERIE ihre Reihe zu den wichtigsten deutschsprachigen Positionen im Bereich der populären Kunst fort. Vom 24.1. bis 16.5.2016 zeigt die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen die Ausstellung „AMERICAN POP ART – Meisterwerke massenhaft von Robert Rauschenberg bis Andy Warhol aus der Sammlung Beck“. Die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen ist eins der 20 RuhrKunstMuseen. ☞ LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen Di–So 11–18 Uhr Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen T +49 (0) 208 412 49 28 www.ludwiggalerie.de

Wilhelm Morgner, „Ornamentale Komposition VI“, 1912, LWL-Museum für Kunst und Kultur „Das ist doch keine Kunst“, 2015 © Ruthe, Sauer, Flix A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — T E R M I N E F Ü R E N T D E C K E R

Foto: LWL/Hanna Neander


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Schleswig

Tr i e r

Tr i e r

Norddeutsche Galerie. Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein seit 17.9.2015 Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Schloss Gottorf

Antonia Berning. farben-reich 11.9.2015 – 24.1.2016 Museum am Dom Trier

Kunstpreis Robert Schuman 2015 22.11.2015 – 17.1.2016 Stadtmuseum Simeonstift Trier www.kunstpreis-robert-schuman.eu

Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte hat seine Dauerausstellungen um eine einzigartige Präsentation erweitert. Die neue Ausstellung aus dem Bestand des Landesmuseums offenbart die Schwerpunkte der jahrzehntelangen Sammeltätigkeit und die Vielfalt des norddeutschen Kunstschaffens der letzten 100 Jahre. Entscheidend für den Charakter der neuen Galerie mit 150 Werken der eigenen Gottorfer Sammlung ist der Bezug zu norddeutschen Künstlern und häufig norddeutschen Bildmotiven. Thematisiert werden die Abgrenzungen und Gegensätze der verschiedenen Künstlergenerationen des 20. und 21. Jahrhunderts. Ein besonderer Raum ist den sogenannten Gottorfer Baumkünstlern gewidmet. Unternehmer Prof. Günther Fielmann, seit 1999 Stifter des „Baumpreises“, schenkt dem Museum jedes Jahr anlässlich des Internationalen Museumstages ein Werk des jeweils geehrten Künstlers. Die Norddeutsche Galerie schließt an die Kunst der Sammlung Rolf Horn mit Schwerpunkt Expressionismus und den Bildthemen Auf- und Umbruch an. Mit Kunstwerken vertreten sind u. a. Künstlerinnen und Künstler wie Emil Nolde, Friedrich Karl Gotsch, Richard Haizmann, Tobias Duwe, René Schoemakers. ☞ Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Di–Fr 10–16 Uhr, Sa–So 10–17 Uhr Schlossinsel 1, 24837 Schleswig T +49 (0) 4621 813 222 www.schloss-gottorf.de

„Alles entwickelt sich aus den Farbtönen“, sagte Antonia Berning (1921–2009) über ihre Malweise. Das Eigenleben der Farbe und die Befreiung der Farbe von den Dingen – das waren die großen künstlerischen Themen im Werk von Antonia Berning. Höhepunkt ihres Werkes stellt der in den Jahren 1994 bis 2000 entstandene „Farbraum“ dar, eine Folge von sieben großformatigen Gemälden. Er steht im Mittelpunkt der Ausstellung, die das Werden des „Farbraums“ thematisiert und zum ersten Mal das Spätwerk der Künstlerin präsentiert. Antonia Berning hatte bei Ewald Mataré Bildhauerei studiert und übersiedelte 1950 in das kleine Dörfchen Weißenseifen in der nördlichen Eifel, wo sie Mitbegründerin der Künstlersiedlung Michaelshag war. Durch ein Erlebnis an der französischen Kanalküste im Jahre 1958 wandte sie sich endgültig der Malerei zu. Sie erkannte damals: „Die Farbe haftet nicht an den Dingen, sie ist lichtverwandt.“ ☞ Museum am Dom Trier Di–Sa 9–17 Uhr, So 13–18 Uhr Bischof-Stein-Platz 1, 54290 Trier T +49 (0) 651 71 05 255 www.museum-am-dom-trier.de

Wer sich einen Überblick über das Kunstschaffen einer grenzüberschreitenden Großregion verschaffen will, muss in der Regel viele Kilometer zurücklegen. Nicht so im Saar-Lor-Lux-Raum: Seit 1991 präsentiert der Kunstpreis Robert Schuman den Bewohner/-innen der Region zwischen Luxemburg, Metz, Saarbrücken und Trier spannende Vertreter der eigenen Gegenwartskunst auf dem Silbertablett: Alle zwei Jahre richten die vier Städte im Wechsel den mit 10.000 Euro dotierten Kunstpreis aus – inklusive zugehöriger Ausstellung. In diesem Jahr sind die Arbeiten von 16 teilnehmenden Künstler/-innen im Stadtmuseum Simeonstift in Trier zu sehen: Malerei, Fotografie und Skulptur, Performance, Installation und Videokunst dokumentieren den Facettenreichtum des regionalen Kunstschaffens. Mit Laurianne Bixhain, Mike Bourscheid, Claire Decet, Jáchym Fleig, Céline Fumaroli, Helge Hommes, Juliana Hümpfner, Katharina Jung, Simon Kloppenburg, Marianne Mispelaëre, Clément Richem, Letizia Romanini, Gilles Pegel, Gaby Peters, Peter Strickmann, Claudia Vogel. ☞ Stadtmuseum Simeonstift Trier Di–So 10–17 Uhr Simeonstraße 60, 54290 Trier T +49 (0) 651 718 1459 www.museum-trier.de

Antonia Berning, Werknummer 3.2009 Foto: Rudolf Schneider, Museum am Dom

Katharina Jung, „Dream on“, 2013, 4-C-Print, 60 x 70 cm

Klaus Fußmann (* 1938), „Rapsfelder bei Pinky“, 1996, Farblinolschnitt, Geschenk des Künstlers © SSHLM 2015, Schleswig


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Tü b i n g e n

Wien

Zw i c ka u

Nina Joanna Bergold PAPER TAPE READERS Folienschnitte, Druckgrafik, Malerei bis 15.1.2016 TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen

SOCIAL GLITCH Radikale Ästhetik und die Konsequenzen extremer Ereignisse bis 5.12.2015 Kunstraum Niederoesterreich

Sonderausstellung RE:BELLION // RE:LIGION // RE:FORM – Künstler agieren im Umbruch bis 24.1.2016 KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum

Die großformatigen Folienschnitte von Nina Joanna Bergold (* 1980) sind ursprünglich aus dem Hochdruck heraus entwickelt, nehmen aber inzwischen eine faszinierende Eigendynamik an. Die dunklen Liniennetze bestimmen nämlich ebenso wie die aus dem Grundmaterial eigentlich entfernten Partien die Form: Physische Präsenz und die gleichzeitige Abwesenheit des Stofflichen gehen unmittelbar ineinander über. Die Schnitthäute erscheinen zunächst zwar leblos abgestreift, zugleich aber entfachen sie ein ungeahntes Selbstleben, da sie frei im Raum hängend oder doch unregelmäßig der Wand folgend mal mehr und mal weniger Volumen – und damit wechselnde Körper – zu erzeugen verstehen. Die Konturen der Figuren (Hängende, Liegende, Kauernde) sind dabei in einem Zerfließen gezeigt, fluide Fäden, die zu einem Knäuel aufgewickelt den Ausgangsstoff neuer Wesen bilden. www.nina-joanna-bergold.de ☞ TTR Technologiepark Tübingen-Reutlingen Mo–Fr 9–16 Uhr Gerhard-Kindler-Straße 3, 72770 Reutlingen (B 28 Ausfahrt Jettenburg, Mähringen) T +49 (0) 71 21 90 97 99 0 www.ttr-gmbh.de

Kuratoren: Sylvia Eckermann, Gerald Nestler und Maximilian Thoman „SOCIAL GLITCH“ – der Fehler, die Störung, der Ausrutscher, verursacht von Mensch oder Maschine in ihrer Interaktion, ist titelgebend für diese brisante und aktuelle Veranstaltungsreihe mit Interventionen, Performances und Diskussionsrunden hochkarätiger Künstler/-innen und Theoretiker/-innen. Die nächsten Veranstaltungen zur Ausstellung im Kunstraum Niederoesterreich: Do, 6.11.2015, 15–18 Uhr Pablo Chiereghin (IT/AT), hoelb/hoeb (AT) und Elvedin Kla čar (AT) In Kooperation mit Gerald Straub Mi, 18.11.2015, 14–17 Uhr, im Rahmen der VIENNA ART WEEK Workshop + Intervention von Heath Bunting (UK), in englischer Sprache In Kooperation mit Gerald Straub Weitere Termine zur Ausstellung bis Jahresende sowie eine Vorschau zum ersten Performanceabend der Kunstraum Performancereihe „meanwhile“ unter: www.kunstraum.net ☞ Kunstraum Niederoesterreich Di–Fr 11–19 Uhr, Sa 11–15 Uhr Herrengasse 13, 1010 Wien T +43 (0) 1 90 42 111 199 www.kunstraum.net

Ausstellung „SOCIAL GLITCH“

Jan Brokof, Nina Joanna Bergold, „earthcatcher“, 2015, Teichfolie, 143 x 96 cm

„RE:BELLION // RE:LIGION // RE:FORM“, 2015, Linolschnitt

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Unmut und Auflehnung bringen stets eine eigene visuelle Kultur hervor. Künstler reagieren auf gesellschaftliche Umbrüche seit jeher mit neuen Ausdrucksformen und Medien. So nutzten Meister wie Albrecht Dürer und Lucas Cranach den leicht zu vervielfältigenden Holzschnitt für ihre Botschaften. Ausgehend von der Reformationszeit will die international angelegte Ausstellung bildende Kunst in Umbruchsituationen bis in die Gegenwart hinein vorstellen. Insofern spannt sich der Bogen der Objekte von spätmittelalterlichen Druckgrafiken religiösen Inhalts, z. B. Cranachs „Passional Christi und Antichristi“ von 1521, politischen Avantgarde­ plakaten aus der frühen Sowjetunion, expressiven Holzschnitten von Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein bis zur Streetart der ägyptischen Revolution seit 2011 sowie Installationen und Videoarbeiten. In Zusammenarbeit mit internationalen Künstlern der Ausstellung wird eine Buchedition in Kooperation mit dem LUBOK-Verlag Leipzig entstehen. ☞ KUNSTSAMMLUNGEN ZWICKAU Max-Pechstein-Museum Di–So 13–18 Uhr Lessingstraße 1, 08058 Zwickau T +49 (0) 375 834510 www.kunstsammlungen-zwickau.de


178 Galerie Henze & Ket terer & Triebold, Riehen bei Basel

Jürgen Brodwolf

Jürgen Brodwolf, „Bahnhof“ Figurenkasten mit Holzobjekt, Puppenkopf und z wei Tubenfiguren in verglastem Holzkasten, 1970, Holz, Plastik, Farbe, Metall, Bleistift, auf dem Holzobjekt in der Mitte in Bleistift signiert und datiert „Brodwolf 1970“, Gesamtmaß 44 x 75 x 11,5 cm Courtesy Galerie Henze & Ketterer & Triebold

Der 1932 im schweizerischen Dübendorf zur Welt gekomme­ ne Jürgen Brodwolf gehört als Entdecker der Figur aus der Tube zu den großen und markanten Erscheinungen der Ge­ genwartskunst im süddeutschen Raum und der Schweiz. Aktuell widmet ihm die Galerie Henze & Ketterer & Triebold in Riehen bei Basel eine Einzelausstellung, die eindrucksvoll unter Beweis stellt, wie frei und souverän der 83-Jährige noch immer aus der Fülle seiner Erfahrung schöpft und beständig Neues entstehen lässt. 1959 stellte Jürgen Brodwolf beim Malen fest, dass die leere Farbtube für ihn in der zufälligen, unabsichtlichen Ver­ formung figurative Züge enthielt, die dem Ur- und Vorbild seiner inneren Figur entsprachen. Bis heute unerschöpflich ist der Vorrat an Ausdrucksmöglichkeiten, die sie für den Künst­ ler bereithält. Brodwolfs Tubenfiguren und deren Nachfolger, von den Bleimanteltorsi und mumienhaften, bandagierten ­F iguren bis hin zu den Pappmachéfiguren, leben aus dem ­Verweis auf das Fragmentarische und Transitorische. Poetisch erzählen sie vom Leben, das der Zeitlichkeit anheim gegeben ist und beschäftigen sich so in aufeinanderfolgenden Werk­ zyklen mit all dem, was sich zwischen Geburt und Tod abspielt. „Figuren-Wandlungen“ nannte Jürgen Brodwolf denn auch treffend seine aktuelle Ausstellung in Riehen bei

Basel. Seine Arbeiten haben einen archäologischen Charakter an sich, der sie wie Relikte aus einer anderen Zeit wirken lässt. Greif bare körperliche Formen erscheinen wie Funde aus Gra­ bungen, Zeichnungen wie Felsenbilder aus der Vorgeschichte. Darüber hinaus klingt als Tenor ein Dialog des Künstlers mit der ­eigenen Geschichte an, zu sehen etwa anhand einiger mit „Zeitschichten“ betitelter Reliefs. Sie vereinen verschiedene Schaffensphasen und handeln damit selbstreflexiv von der ­eigenen künstlerischen Entwicklung. Ein Werk, das sich ­solchermaßen mit der eigenen künstlerischen Herkunft aus­ einandersetzt, ist das Bild mit dem Titel „Roter Schirm“, das anhand der collagierten Malerutensilien darauf abhebt, dass die Ursprünge des Figuristen Brodwolf in der Malerei liegen. Die folgenreiche Geburt der Figur wird hier zur allegorischen Darstellung von Kunst und Inspiration. Frappant und neu sind kraftvolle farbige Akzente, die in den neuen Werken Einzug gehalten haben und ihnen mit­ unter eine ungewohnte Lebhaftigkeit verleihen. Mit feinem Humor gibt Brodwolf zu, dass er sich jetzt, mit über 80, nicht mehr so explizit wie früher mit dem Tod, sondern eher mit dem Leben, mit dem, was bleibt, befasst. Bekannt ist Jürgen Brodwolf nicht zufällig für seine Archiv- oder Speicherwerke, interaktive Installationen, die dem Rezipienten Rückblicke


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Jürgen Brodwolf, „Roter Schirm“, Reliefbild 2014 –2015, 145 x 190 x 8 cm

auf ganze Entwicklungen ermöglichen. Das Ordnen und Auf­ bewahren ist Teil seiner schöpfenden Intention. Und so ist im Wohnhaus des Künstlers, einem früheren Spital in Kandern im Südschwarzwald, etwas am Wachsen, das als museale Stiftung für die Nachwelt Bestand haben wird. Das Begehen der Räume, in denen die Werke mit Sorgfalt, unverwechselbar und aussagekräftig platziert sind, ist ein fesselndes Erlebnis und veranschaulicht, wie eng Leben und Werk hier zu einer Einheit geworden sind. Die Figur, seine langjährige Partnerin und sein anderes Ich, unterwarf Brodwolf während ihres jahrzehntelangen Einsatzes vielen Wandlungen. Sie wuchs bisweilen zu realer Größe eines Menschen und nahm unterschiedliche Haltun­ gen an, als aufrecht Sitzende oder Stehende, hingestreckt Liegende oder als embryonal Zusammengekauerte. Er formte sie nicht nur aus Tuben, sondern auch aus Blei oder aus

Graupappe, Pappmaché und Gaze. Auf Collagen erscheint sie reliefartig als gepresstes Papier. Schließlich gießt er sie in sei­ nem Spätwerk auch in Bronze. Kunst ist bei Brodwolf ein Gegenpol zur oberf läch­ lichen Scheinwelt, zu den schnellen Reizen der Unterhaltung. Es geht ihm um die Komplexität des Daseins, welches Leiden, Bedrohung, Einsamkeit einschließt. Eine Einladung zur ­Humanität, zum Umfassen dessen, was dazu gehört, und zur Würdigung des Lebens. AN NA-M ARIA EHR M AN N-SCHIN DLBECK

bis 2 1. November 2015 „ J ü r g e n B ro d w o l f. F i g u r e n – Wa n d l u n g e n“ G a l e r i e H e n z e & K e t t e r e r & Tr i e b o l d , R i e h e n b e i B a s e l w w w . h e n z e - k e t t e r e r. c h

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Courtesy Galerie Henze & Ketterer & Triebold


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Ein Fest für die Augen in der Kunsthalle Emden

Buchheims Expressionisten Die Kunsthalle Emden und das Buchheim Museum in ­B ernried am Starnberger See tauschen erneut für eine ­Ausstellung die wertvollsten Teile ihrer Sammlungen. Im Sommer 2015 waren bereits die Expressionisten aus Emden zu Gast in B ­ ernried, jetzt sind die Expressionisten aus Bernried in ­E mden zu sehen. Zum ersten Mal seit der Eröffnung des Buchheim M ­ useums 2001 durften sie das Haus verlassen, ­wofür sogar eine Satzungsänderung nötig war. Die Emder Ausstellung hat den Titel „Ein Fest fürs Auge – Buchheims ­E xpressionisten“. Und ein Fest fürs Auge ist es tatsächlich ­geworden, weil sich durch die Zusammenschau die Anzahl der Meisterwerke ­sozusagen verdoppelt hat. Künstlerische Entwicklungen ­einzelner Positionen können jetzt aufgezeigt werden, weil so manche „Fehlstelle“ in beiden Sammlungen für eine b ­ estimmte Zeit geschlossen wird. So hatte Henri Nannen, der Gründer der Emder Kunsthalle, zwar von Ernst ­L udwig Kirchner eine Reihe sehr schöner Papier­ arbeiten, Zeich­nungen und Aquarelle zusammengetragen, aber kein Ölbild. Da kann jetzt das Museum Buchheim aus­ helfen, das Gemälde von Kirchner aus unterschiedlichen Zeiten besitzt, darunter den „Mädchenakt auf blühender ­Wiese“ (1909) und „Akt auf blauem Grund“ (1911). Zwischen beiden Bildern hat un­übersehbar eine künstlerische Entwick­ lung stattgefunden. Ist der frühere Akt noch sehr weich in den Formen und in den far­bigen Blumenteppich völlig ein­ gepasst, so ist der spätere durch die dunkle Kontur deutlich vor den farbigen Hin­tergrund gesetzt.

Auch in anderen Fällen ergänzen sich die beiden Sammlungen vorzüglich. Etwa bei Max Beckmann, von dem es bei Nannen das grandiose späte Bild „Quappi im grünen Jumper“ (1946) gibt, während Buchheim mit „Sommertag am Meer“ (1907) eine frühe, noch dem Impressionismus verpflichtete Land­ schaft besitzt und zugleich mit „Marine Noordwijk (Reiter am Meer)“ auch eine sehr späte von 1946. Wenn man damit die „Kleine italienische Landschaft“ (1938) aus Emden vergleicht, kann man leicht herausfinden, was sich in Beckmanns Male­ rei zwischenzeitlich ereignet hatte. Überhaupt gibt es im Bereich der Landschaft manche Entdeckung zu machen. Das beginnt 1909 mit Francis Picabias „Aux bords de la Creuse – soleil d’automne“ und reicht über Erich Heckels „Haus auf Hiddensee“ (1912) und Max Pechsteins „Küste bei Monterosso al Mare“ (1913) bis hin zu Alexej von Jawlenskys „Variation“ (1916). Man könnte von einer schrittweisen Auf lösung der Gegenständlichkeit sprechen, wenn da nicht Picabia mit ­seiner eigenwilligen, noch an den Jugendstil erinnernden For­ mensprache am Anfang stünde. Die Ausstellung „Ein Fest fürs Auge“ ist thematisch aufgebaut, sodass man sich in den eher intimen Räumen des Emder Museums dem „vergleichenden Sehen“ hingeben kann. Da gibt es Räume des Tanzes, des Aktes, des Porträts, der Stadtlandschaft und ihrer Bürger, was speziell Otto Dix betrifft, aber auch Hanns Ludwig Katz, einer der weniger ­bekannten Maler, die Nannen schätzte. Insgesamt kamen aus Bernried etwa 120 Werke, aber nicht nur Expressionisten.

Im Garten der Buchheims in Feldafing, um 1993, von links nach rechts: Lothar- Günther Buchheim, Andrea Firmenich, Henri Nannen, Eske Nannen, unten liegend: Diethild Buchheim, © Diethild Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie


Erich Heckel, „Der schlafende Pechstein“, 1910, Öl auf Leinwand © Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen,

Denn Buchheim sammelte nicht nur Hochkunst, sondern auch Karussellpferde, indonesische Marionetten und vieles mehr. So beginnt die Ausstellung als ein Art Hommage an den Sammler mit zwei Figuren des Autodidakten Hans Schmitt, der mit seinen skurrilen Monstern bekannt wurde. Der Besitz der Kunsthalle Emden beschränkt sich ebenfalls nicht auf die Expressionisten. So sammelte Nan­ nen auch Kunst des 20. Jahrhunderts. Wesentlich erweitert wurde dieser Bereich 1997 durch die Schenkung des Münch­ ner ­Ga­leristen Otto van de Loo, die an die 200 Werke der Gruppen „SPUR“ und „CoBrA“ umfasst. Davon ist derzeit nichts zu sehen, weil die Ausstellung „Ein Fest fürs Auge“ das ­gesamte Obergeschoss des Museums einnimmt. Aber ganz

ausgeblendet ist die zeitgenössische Kunst nicht, denn im Erdgeschoss wurde das „Labor im Museum“ eingerichtet, ein neues Kunst­vermittlungsformat, das sich heuer dem Thema „Liebe“ verschrieben hat. Hierzu gehört bis 20. November auch die Schau „Igelstunde“ von Lili Fischer. Emden ist also eine Reise wert. HAN NE WESKOT T

bis zum 2 4 . Januar 2016 „ E i n F e s t f ü r s A u g e – B u c h h e i m s E x p r e s s i o n i s t e n“ www. k unsthalle-emden. de

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Buchheim Museum, Bernried


Reinhold Ewald (1890 –1974) in Frankfur t und Hanau

Modernist und Opportunist


Öl auf Sperrholz, 139 x 150 cm, Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe Foto: Uwe Dettmar, Frankfurt am Main

1913 im renommierten Frankfurter Kunstsalon Ludwig ­S chames gezeigt zu werden, im Jahr darauf über Georg ­Swarzenski, Direktor des Städelschen Kunstinstituts, den ersten Museumsankauf vermittelt zu bekommen – Vergleich­ bares wäre für einen 23-, 24-jährigen Maler auch heute noch ein Riesenerfolg. Dabei sollten die Höhepunkte in Reinhold Ewalds künstlerischer Lauf bahn erst noch folgen. Aus ­spät­impressionistischen, deutlich unter Cézanne-Einfluss stehenden Anfängen entwickelte er bald ein ganz eigenes bildnerisches Idiom: Szenen des zeitgenössischen urbanen Lebens und dessen, was man seither „Freizeitgesellschaft“ zu nennen pflegt, also Menschen im Café oder Tanzlokal, beim Baden oder sonstigem Sport. Bei Ewald freilich antinaturalis­ tisch: gefangen in harter Kontur und eckigen, mitunter geschraubten Gebärden, vorgetragen im klirrenden Kontrast heller und dunkler, warmer und kalter Farben. Eine Malerei, bei welcher Kubismus und Manierismus gleichermaßen Pate standen. Also Neue Sachlichkeit? 1925, als Ewald eingeladen war zur legendären gleichnamigen Ausstellung in Mannheim, war er bereits in einem Stilwandel begriffen, hin zu weicheren, mit dem Umraum verfließenden Formen, in einem wunder­ bar mystischen Spiel von Schatten und Licht. Fest der menschlichen, speziell der weiblichen Figur verhaftet, dennoch unzweifelhaft ein Modernist. So lässt sich der Reinhold Ewald der Weimarer Jahre definieren. Und so wurde er in den ihm nach 1945 gewidmeten Ausstellungen präsentiert, meist – was ihn selbst ungeheuer wurmte – unter Vernachlässigung alles später Entstandenen. Wenn das ­Museum Giersch der Goethe-Universität Frankfurt und das Historische Museum Hanau Schloss Philippsruhe derzeit aus Anlass des 125. Geburtstages des Künstlers in Kooperation eine Retrospektive seines Schaffens stemmen, dann nicht ­z uletzt, um solch schiefes Bild zurechtzurücken und eine Neubewertung des Werks einzuleiten. Auch nach dem ­Zweiten Weltkrieg hat Ewald bei Verfolgung seiner Lieblings­ themen Sehenswertes geleistet; gewiss, nicht mehr mit dem avantgardistischen Biss wie einst, doch in einer mosaikhaften Flächigkeit des Farbauftrags, die ihn als figürlichen Verwand­ ten der „École de Paris“ ausweist. Was die Doppelschau mit rund 300 Exponaten freilich nicht unterschlägt, ist, wie leicht eine erstaunliche Vielseitigkeit umschlagen kann in einen ebenso erstaunlichen Opportunismus. Obwohl Ewald ­aufgrund modernistischer Neigungen bereits 1933 aus der Professur an der Zeichenakademie seiner Geburtsstadt Hanau

Reinhold Ewald, „Bertel Ewald und Louis Wahn“, um 1940, Öl auf Leinwand, 106 x 112,3 cm Privatbesitz, Foto: Uwe Dettmar, Frankfurt am Main

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ROLAND HELD

bis 2 4 . Januar 2016 „ E x pressiv. E x pe r ime ntell . Eige nwillig. D e r K ü n s t l e r R e i n h o l d E w a l d (1 8 9 0 – 1 9 7 4 )“ www. museum-g iersch. de www. ewald. hanau . de

D E R K U LT U R F O N D S F R A N K F U R T R H E I N M A I N

wurde im Jahr 2007 auf Initiative der Hessischen ­ andesregierung als gemeinnützige GmbH mit Sitz in L Bad Homburg gegründet. Gesellschafter sind neben dem Land Hessen die Städte Frankfurt am Main, Darmstadt, Hanau und Wiesbaden sowie die Kreise Main-Taunus und Hochtaunus. Hauptaufgabe des Kulturfonds ist es, die ­Metropolregion Frankfurt RheinMain durch kulturelle Zusammenarbeit besser zu vernetzen, die Attraktivität zu stärken sowie die kunst- und kulturgeschichtliche Tradition der Region zu dokumentieren. Der Fonds fördert neben regionalen vor allem Kulturprojekte mit nationaler und internationaler Strahlkraft. In seiner Art ist der Kulturfonds bundesweit einzigartig. Im Sinne eines „Matching Funds“ wird jeder von den kommunalen Gesellschaftern beigetragene Euro durch das Land Hessen verdoppelt. Dadurch konnte der Kulturfonds Frankfurt RheinMain bislang rund 40 Millionen Euro Fördermittel bereitstellen. w w w . k u l t u r f o n d s -f r m . d e

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Reinhold Ewald, „Badende (Am Lido in Venedig)“, 1926,

gedrängt und eine ganze Reihe früher Werke aus Mu­ seumsbesitz 1937 als „entartet“ beschlagnahmt, teilweise sogar vernichtet wurden, versuchte er sich beharrlich dem ­N azi­r egime anzudienen. So, wie er in den 1920er-Jahren Wanddekorationen für Cafés oder Kreuzwegreliefs und ­Glasmalerei für Kirchen ausgeführt hatte, lieferte er nun in naturalistischer Fasson propagandistisch Brauchbares ab – etwa ein Gemälde „Ehrung der Arbeit durch den Führer“. Derlei Machwerke bleiben in der Ausstellung klugerweise auf eine Bildschirmdokumentation beschränkt. Insgesamt ­offenbaren sie einen Bruch in einer Entwicklung, in der die Stile sonst mehr oder weniger schlüssig auseinander ­h er­v orgingen. Aber auch den exemplarischen Fall eines Künstler­i ndividuums, das sich, nicht allein aus ökonomi­ schen Notwendigkeiten, unterwürfig zeigte gegenüber einem alles andere als kongenialen System. Die Dokumentenlage zu Reinhold Ewald ist widersprüchlich, pendelt zwischen ­Mitläufertum und „Innerer Emigration“. Die ihm von einem Kunstfreund attestierte „proteushafte Experimentierfreudig­ keit“ ließ ihn später, schon um 1950, Straßen- und Uferszenen spachteln, die mit der Totalabstraktion liebäugelten, ohne sie je ganz zu umarmen.


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Neue Stillleben von Vera M ercer

Pfalzgalerie Kaiserslautern

Vera Mercer, „Pig Feast Omaha 2014“, 2015, Inkjet- Print auf Büttenpapier, 56 x 43 cm, Sonderedition Museum Villa Rot,

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Courtesy WERKHALLEN OBERMANN | BURKHARD, Remagen

Auch in ihren neuen Stillleben offenbart Vera Mercer ihre hohe Inszenierungskunst. Gerade ist eine neue Publikation im Berliner Verlag Distanz erschienen und die gebürtige ­B erlinerin, die mit Schweizer Pass heute abwechselnd in Omaha, Nebraska und Paris lebt, stellt parallel im Museum Pfalz­g alerie Kaiserslautern (28. November 2015 bis 3. April 2016) und in der Villa Rot in Burgrieden-Rot (noch bis 21. Feb­ ruar 2016) aus. Die Kosmopolitin zieht sich immer wieder in ihr Studio zurück, um dort opulente und zeitlose Arrange­ ments zu kreieren, die in der zeitgenössischen Fotografie ihresgleichen suchen. Vor einem tapetenlosen, farbig-changierenden Wand­ fond platziert sie auf einem alten Holztisch beispielsweise Weingläser, Karaffen, Schalen und Vasen aus transparentem Glas. Darauf drapiert sie Gemüse, Pilze, ein riesiges Laubblatt sowie einen herbstlichen Schnittblumenstrauß. Der titel­ gebende „Mushroom“ steckt in der etwas zu kleinen Öffnung einer Karaffe, wo er ganz offensichtlich nicht hingehört. Je länger wir Mercers nur mit Tageslicht ausgeleuchtetes Still­ leben betrachten, desto mehr erahnen wir, dass die Dinge dort nicht zufällig zueinander gefunden haben, aber auch, dass die Fotografin die Zutaten nicht gleich nach der Aufnahme in ­einen Suppentopf geworfen hat. In diesem Zustand und in dieser Zusammenstellung wären sie ungenießbar. Vera Mercer schöpft für ihre Werke aus einer Unmenge an Requisiten, die sich in ihren Wohnateliers befinden oder von Händlern und Jägern aus der Umgebung besorgt werden:

Blumen, Früchte, Eier, frisch gefangene Fische oder gerade ­erlegtes Wildbret, die Tiere – mal mit Fell, mal ohne, teil­ weise nur Einzelteile von ihnen –, dazu die stets gleichen Gläser, K ­ araffen, Kerzen auf alten silbernen Leuchtern. Erst mithilfe der richtigen Kombination entsteht eine besondere Harmonie oder Brisanz im Bild – und damit das gewünschte „Drama“. Und dieses inszeniert Vera Mercer auf einer Minia­ turbühne, einem Kaminsims in Paris oder einem antiken Holztisch in Omaha. Durch das von ihr geschaffene Abbild bewahrt oder be­ schwört die Fotografin, wenn man so will, die verlorene Seele des Tieres. Vielleicht macht das die Bilder so melancholisch und geheimnisvoll. Werden und Vergehen entstehen hier vor unseren Augen als biologische Gewissheit. Viele Pflanzen, Gläser und Tiere haben auf den Bildern stets etwas Haptisches und dadurch auch Sinnliches. Das war schon so, als Mercer vor mehr als einem Jahrzehnt mit den ­u ngewöhnlichen Stillleben anfing. Eine erste Bestands­ aufnahme präsentierte ein umfangreicher Bildband, der 2010 parallel zur ersten großen Einzelausstellung in Berlin ent­ stand. Inzwischen wird Vera Mercer von mehreren Galerien in Deutschland, in der Schweiz und in den USA vertreten. Und sie entwickelt ihre Küchenstillleben immer weiter, manchmal bis zum Äußersten. Die weißen schlanken Kerzen befinden sich nun häufig direkt auf dem Holztisch neben den Früchten, Blumen und Tieren – teilweise sind sie so weit her­ untergebrannt, dass sich der Docht in den nächsten Minuten


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im geschmolzenen Wachs zur Seite neigen und darin „er­ saufen“ wird. Manche Kerzen sind bereits erloschen, was einerseits als Vanitas-Motiv zu verstehen ist. Andererseits geht so auch der illuminierende Faktor im Bildprozess ver­ loren, denn das sonderbare Mischlicht in Mercers Fotografien ist ein entscheidendes Kompositionswerkzeug. Denn mit Licht moduliert die Künstlerin die Bestandteile der Stillleben und erschafft eine subtile Räumlichkeit. Neuerdings wählt sie auch panoramatische Bild­for­ mate, die freilich erst am Computer zu dem werden, was ihr als Gesamtkomposition vorschwebt. Die meterlangen Bild­ bänder entstehen für riesige Wände in Schlössern und für andere ungewöhnliche Ausstellungsorte, oder sind Auf­ tragsarbeiten für Restaurants. Die Künstlerin macht keinen hierarchisierenden Unterschied zwischen den Präsentations­ kontexten und zeigt sich zudem sehr aufgeschlossen für verschiedenartige Präsentationsformen. Die bildbearbeitenden Programme ersetzen ihr im mehrteiligen Arbeitsprozess seit vielen Jahren die Dunkel­ kammer. Mercer verwendet analoge und digitale Verfahren heute parallel. Die analogen Bilder werden von ihr selbstver­ ständlich ebenfalls eingescannt und weiterbearbeitet, um die für sie so charakteristische intensive, gelegentlich bewusst ­reduzierte Farbigkeit zu erzielen.

In manchen Darstellungen weicht die äußere Form extrem von der natürlichen Größe ab, was mitunter grotesk oder ­bedrohlich wirken kann. Die Fotografin erschafft in ihren ­Bildern eine sonderbare, höchst individuelle Welt, in der kunsthistorische Einflüsse evident sind. Vera Mercer ist stets auf der Suche nach dem Wesen der Dinge, nach ihrer Essenz. Sie zeigt und verbindet in ihren mal spätbarocken, mal spätsurrealistischen Stillleben hintersinnig inhaltliche und formale Gegensatzpaare: Licht und Schatten, Leben und Tod, Tradition und Moderne, Kultur und Natur, Realismus und ­Illusionismus, Schönheit und Schrecken. So erschafft sie ein überwältigendes visuelles Angebot, das verführen oder ­verstören kann. M AT T H I AS H A R D ER

bis 2 1. Febr uar 2016 „ Fleischeslust“ w w w . v i l l a - ro t . d e 28 . November 2015 bis 3 . Apr il 2016 „Ve ra M e r c e r. S t i l l l e b e n“ www. mpk. de

Emeka Ogboh

A

PLAY B CK The African Union: 20 to 20,000 Hz

from October 23 2015 to January 10 2016 Tue – Sun, 2 – 6 pm The Gallery will be closed from December 21 2015 to January 03 2016 ifa-Galerie Berlin, Linienstr. 139 /140, 10115 Berlin www.ifa.de

Heads of State Conference, © Bettmann / CORBIS


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Zwei Franzosen in Leipzig

Delacroix und Delaroche D a s M u s e u m d e r b i l d e n d e n K ü n s t e L e i p z i g p rä s e n t i e r t ­e r s t m a l s d i e Z e i t g e n o s s e n D e l a c ro i x u n d D e l a ro c h e im male r i sche n Dialog.

Müde sieht Napoleon aus, am 31. März 1814, in Fontainebleau. Gerade hat er erfahren, dass feindliche Truppen in Paris ein­ marschiert sind. Seine Niederlage ist besiegelt. Nun hockt er da, mit krummem Rücken, den Blick nach innen gerichtet und Halt an der Stuhllehne suchend. So zumindest bannte Paul Delaroche (1797–1856) den Moment in Öl. Im Museum der bildenden Künste Leipzig hängt das Bild normalerweise auf weißer Wand in der Dauerausstellung, für einige Wochen ist es nun in die Sonderausstellung gewandert, um ein Kapitel französisch-deutscher Kunstgeschichte mitzuschreiben: das von Paul Delaroche und Eugène Delacroix (1789–1863). Unter dem Titel „Geschichte als Sensation“ sind beide Künstler erstmals mit 35 Gemälden, 50 Zeichnungen und 50 Grafiken in einer Ausstellung einander gegenübergestellt. Und das, obwohl beide als Vertreter der Historienmalerei der französischen Romantik gelten, ihre Werke im Pariser Salon oft gleichzeitig zu sehen waren und von der Kunstkritik ­ge­feiert oder verrissen wurden. Doch seit dem frühen 20. Jahr­ hundert wird vor allem Delacroix als Vorbereiter des Impressionismus und der Moderne angeführt, während ­Delaroche in Vergessenheit geriet. Nun präsentiert das Leipziger Museum beide auf ­Augenhöhe, fragt nach ihren Themen, Bildkonzepten und Handschriften, aber auch nach ihren Karrieremodellen. ­Dunkelrote Wände und gedämpftes Licht begrüßen die Besu­ cher – mehr als 50 Lux lassen die wertvollen Leihgaben nicht zu. ­A llein aus dem Pariser Louvre haben sich 28 auf den Weg ­gemacht. Die herbstliche Kuschelstimmung im Museums­ untergeschoss steht den Inhalten der Werke zum Teil diametral entgegen: Da wird ein Bischof gemordet, ein Paul Delaroche, „Napoleon I. zu Fontainebleau am 31. März 1814 nach Empfang der Nachricht vom Einzug der Verbündeten in Paris“, 1845, Öl auf Leinwand, 180,5 × 137,5 cm, Museum der bildenden Künste Leipzig


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Eugène Delacroix, „Eine Inderin wird von einem Tiger angegriffen“, 1856, Öl auf Leinwand, 51 × 61,3 cm,

Kardinal stirbt, eine Leiche liegt im Sarg. Kurator Jan Nicolai­ sen unterwirft die Präsentation bewusst nicht dem Diktum eines strengen Vergleichs einzelner Werke, sondern gliedert in thematische Kapitel, etwa zur Französischen Revolution und ihren Folgen, zur englischen Geschichte oder zur Litera­ tur als Inspirationsquelle. Parallelen wie Unterschiede treten dennoch zutage: Mit nur einem Jahr Abstand in das Frankreich des endenden 18. Jahrhunderts hineingeboren, erleben beide Künstler das Wechselspiel von Restauration und Revolution, Napoleon, den Terror der Straße. Beide wurden Historienmaler, suchten in der jüngeren und älteren Geschichte Englands ­sowie in der Literatur nach Themen. Delacroix illustrierte sogar Goethes „Faust“ und dieser kommentierte be­e indruckt, dass er es ­v ermocht habe, Goethes eigene Vorstellung der Szenen noch zu übertreffen. Auch diese L ­ ithografien sind in einem Leip­z iger Kabinettraum zu sehen. Im Gegensatz zum eher

visuell archivierenden Delaroche war Delacroix ein Mann der L ­ einwand, ein „Malschwein“, so ­M useumsdirektor Hans-Werner Schmidt, dessen Gewalt­d arstellungen sich ­d irekt im Pinselduktus niederschlagen. Doch es ist Dela­ roche, der zu Lebzeiten ein Star wurde, dessen Werke reproduziert Verbreitung fanden und dessen Statue in den 1860er-Jahren die Fassade der Hamburger Kunsthalle schmückte. Kunst­geschichte schreibt sich nicht von selbst – das gilt damals wie heute. SARAH ALBERTI

b i s 1 7. J a n u a r 2 0 1 6 „ E u g è n e D e l a c ro i x & P a u l D e l a ro c h e . G e s c h i c h t e a l s S e n s a t i o n“ www. mdbk. de

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Staatsgalerie Stuttgart


Ein neues Kulturzentrum im Tessin

LAC Lugano Arte e Cultura

Ein Gebäude ist ein Museum ist ein Theater ist ein Konzertsaal? Im LAC ist das möglich. LAC steht für Lugano Arte e Cultura und schon der Name zeigt, dass es sich bei dem am 12. Sep­tember 2015 eröffneten Neubau nicht einfach um ein weiteres Museum im Tessin handelt, sondern um ein Kultur­zentrum, in dem bildende Künste, Musik und B ­ ühnenkunst vereint sind.


L AC, Panoramablick mit Luganer See, Foto: © L AC 2015 / Studio Pagi

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Mit dem LAC erhält die Stadt ein architektonisches Wahrzeichen, das das Konzept eines „Kulturzentrums“ im besten Sinne des Wortes verwirklicht. Mitten im Herzen von Lugano mit Blick auf den See hat der Tessiner Architekt Ivano Gianola (* 1944) auf fünf Stockwerken ein Ensemble aus Ausstellungsund Bühnenräumen geschaffen, in dem ein hochkarätiges, zeitgenössisches Kulturprogramm mit Kunstausstellungen und vielfältigen kulturellen Initi­ ativen, die bisher in Lugano und in der italienischen Schweiz verteilt w ­ aren, an einem Ort zusammenfinden. Dabei legte Gianola, der sich mit seinem Entwurf gegen 130 Konkur­ renten durchsetzen konnte, besonderen Wert darauf, dass sich das neue Gebäude in die vorhandene gewachsene urbane Struktur am Seeufer einpasst: So wurden die Fassaden des ehemaligen Grandhotels „Palace“, R ­ este eines Franziskanerklosters und die Kirche Santa Maria degli Angioli mit ihren ­Fresken aus dem 16. Jahrhundert in den Gebäudekomplex integriert, s­ odass die Grenzen zwischen dem Neubau und der umliegenden Stadt zu ver­ wischen scheinen. Dazu trägt in besonderer Weise auch das 18 Meter hohe gläserne Eingangsportal bei: Von innen schweift der Blick von den Kunstwer­ ken des neuen Museo d’arte della Svizzera italiana, dem MASILugano, das aus dem Zusammenschluss des Museo Cantonale d’Arte und dem ­Museo d’Arte ­Lugano hervorging, auf den See. Von außen lädt das Portal zum Eintreten ein, um im LAC zu verweilen oder einfach hindurchzugehen, im dahinter liegen­ den Park zu spazieren oder weiter ins Stadtzentrum zu laufen. Der Architekt hat damit eine für alle offene „Piazza“ geschaffen, die gleichzeitig Dreh­ scheibe und Verbindungselement ist. Verbindungen stiften – ganz in diesem Zeichen steht auch das Aus­ stellungskonzept des MASILugano. So zeigt sich die aktuelle Aus­stellung „Orizzonte Nord-Sud“ dem Anspruch des LAC als Mittler zwischen Nordund Südeuropa verpflichtet: Zu sehen sind Werke von Künstlern diesseits und jenseits der Alpen, darunter Böcklin, Turner, de Chirico, Morandi, ­F ontana, Klee, Segantini und Giacometti (bis 10.1.2016). Der Schweizer Künstlers Zimoun verbindet in seiner Bewegungs- und ­Geräuschinstallation Kunst, Architektur, Design und Musik und damit die verschiedenen Seelen des LAC miteinander (bis 10.1.2016). Die Ausstellung des Briten Anthony McCall mit vier digitalen Lichtprojektionen aus den Jahren 2003 bis 2013 ­w urde vom Künstler für das MASILugano so konzipiert, dass sie den neuen Museumsraum in Szene setzt (bis 31.1.2016, LAC, Stockwerk -2) und der ­ita­lienische Künstler Giulio Paolini interpretiert mit seinem der Göttin der Erinnerung gewidmeten Zyklus „Mnemosyne“ ein Bild des Franzosen ­Watteau neu (bis 10.1.2016 im „Spazio -1. Collezione G ­ iancarlo e Danna ­Olgiati“). Die Schweiz und Europa, Klassiker und zeit­genössische Kunst bis hin zu „site ­specific art“ in der Tiefgarage – im LAC kommen die unterschied­ lichsten Kunstliebhaber auf ihre Kosten. Ergänzt wird diese Vielfalt durch zahlreiche Theater-, Tanz- und ­Musikvorstellungen von Gastkünstlern sowie des Orchestra della Svizzera italiana (OSI) und der T ­ heatergruppe „Compagnia Finzi Pasca“, die im LAC eine s­ tändige Heimat gefunden haben. Gianola hat dafür einen Bühnenraum mit 1.000 Sitzplätzen, einer verschiebbaren Akustikmuschel und einem ­mobilen Orchestergraben g­ eschaffen, um ganz unterschiedliche Arten von Vor­stellungen – Symphonie- und Jazzkonzerte, Oper, Operette, Tanz und Schauspiel – zu ermöglichen.


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L AC, Konzert- und Theatersaal, Foto: © L AC 2015 / Studio Pagi

Ein besonderer Schwerpunkt des Hauses liegt in der kulturellen Vermitt­ lung: So finden unter dem Namen „LAC edu“ thematische Führungen, Workshops sowie Lesungen mit Musik in den Ausstellungsräumen statt – und dies nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Familien und Kinder, um diesen Ort auch für ganz junge Kulturinteressierte attraktiv zu machen. Mit der Gründung des LAC eröffnen sich für die Stadt Lugano, die selbst nur etwas mehr als 60.000 Einwohner hat, ganz neue Perspektiven. In s­ einer ­Besonderheit als Mehrspartenhaus bietet das LAC ein Programm von außer­ ordentlicher Vielfalt, das es nicht nur für ein nationales, sondern auch für ein internationales Publikum anziehend macht, um so, wie es sich Michel ­Gagnon, Direktor des LAC, wünscht, zu einem „kulturellen Knotenpunkt zwischen Nord- und Südeuropa“ zu werden.

L AC L u g a n o A r t e e C u l t u ra Pia zza Ber nadini Luini, 6 CH – 6900 Lugano www. luganolac. ch Öf f nungszeiten: Di – Mi, So 10.30 – 18 .30 Uhr Do – Sa 10.30 – 20 Uhr

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CHRISTINA GENTZIK


192 Susanne Burmester über fröhliche Dilletanten und Drucken im Osten

Außer Kontrolle! M i t W i t z u n d I m p ro v i s a t i o n s t a l e n t h a t s i c h d i e a l t e r n a t i v e ­K u n s t s z e n e d e r D D R e i n s t g e g e n s t a a t l i c h e K o n t ro l l e g e w e h r t . J e t z t w i rd d a s „ L a n d d e r G ra f i k “ e n d l i c h ö f f e n t l i c h w a h r g e n o m m e n .

Uwe Pfeifer, „Brennender Schmerzensmann“, 1986, farbige Offset-Zinkografie, (48,7 x 39,1 cm) 67,8 x 49,8 cm Foto: Gabriele Bröcker, © VG Bild- Kunst Bonn 2015

Wie findet Kunst den Weg in die Öffentlichkeit, wenn jede kreative Äußerung kontrolliert wird? Künstlerinnen und Künstler der DDR haben vorgemacht, wie es geht. Aus M ­ angel an Ausstellungsmöglichkeiten und getrieben von der ­S ehnsucht nach Veränderung, wurden sie erfinderisch. Im Selbstverlag gaben sie Zeitschriften heraus, druckten ­G edichtbände und Plakate in Kleinauf lagen. Subversive ­Botschaften kursierten als Mail-Art, auf den Ostseeinseln wurden Performances veranstaltet und Ausstellungen fanden in der „guten Stube“ statt. Aus Mangel an Material haben sie wild experimentiert, fast jeder Künstler war ein medialer Grenzgänger. Der „fröhliche Dilettantismus“ sorgte trotz ­Repressionen für gute Laune und brachte eine spezifisch ost­ deutsche Kunstform hervor.

Mit einem Ausstellungs- und Forschungsprojekt stellen ­n amhafte Museen in ganz Deutschland den Bereich der DDR-Grafik nun erstmals in einen größeren Zusammenhang. „Außer Kontrolle! Farbige Grafik & Mail Art in der DDR“ heißt die zweiteilige Ausstellung des Staatlichen Museums Schwerin, die ab 20. November 2015 den Auftakt bildet. ­A nhand eigener Sammlungsbestände wird die Funktions­ weise und Bedeutung der DDR-Grafik in ihrer Vielfalt und Experimentierfreude vorgestellt. Es wird gezeigt, wie die Pro­ tagonisten mit subversivem Humor und unkonventionellen Drucktechniken neue Wege in die Öffentlichkeit gefunden haben. Die Schau zeigt farbige Grafik im Staatlichen Museum Schwerin und Mail-Art sowie Dokumentationen zu Hap­ penings und Performances im Schloss Güstrow. Dabei spielt die Schau mit der Doppeldeutigkeit des Titels. Diese Kunst­ szene bewegte sich außerhalb der staatlichen Kontrolle – und suchte mutig den eigenen Kontrollverlust. Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Institut für ­K ulturstudien (DIK) statt. Gemeinsam mit dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald werden die Partner das ­Thema „Land der Grafik – Konjunktur eines Mediums in Ostdeutschland“ vom 14. bis zum 16. Januar 2016 auch in einer Tagung diskutieren.


193 Besonders die Druckwerkstätten waren geschützte Orte der alternativen Kunstpraxis. Seit 1984 druckte auch ­Hubert Schwarz (* 1955) für ostdeutsche Künstler wie Hartwig Ebersbach, Walter Libuda und Hubertus Giebe. Mit einer Edi­ tion für Max Bill kam 1987 der Durchbruch. Der damalige Vizepräsident der Berliner Akademie der Künste war­ ­begeistert und empfahl den Drucker aus der ostdeutschen Provinz. Seit 1993 betreibt dieser Drucker ebenso erfolg­ reich eine Galerie in der Universitätsstadt Greifswald. Als Galerist druckt er auch heute nur, was ihm gefällt. Noch bis Ende ­Januar 2016 blickt er mit einer Ausstellung aus dem ­Bestand auf die v ­ ergangenen 30 Jahre als Drucker zurück. In ­Greifswald sind dazu Grafiken unter anderem von K. R. H. Sonderborg, K. O. Götz, Fred Thieler, Rainer Fetting, Salomé und Elvira Bach zu sehen. Wer sich darüber hinaus für ostdeutsche Kunst von 1949 bis in die Gegenwart interessiert, findet im Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder) reichlich Anschauungsmate­ rial. Mit aktuell über 11.000 Werken besitzt das Museum eine der wertvollsten Sammlungen von Kunst aus dem Osten Deutschlands.

Robert Rehfeldt, „Diese Karte teilt Ihnen meine Gedanken mit. Denke sie weiter“, 1979, Stempel, Offset, 10,6 x 14,8 cm © VG Bild- Kunst Bonn 2015

www. museum-schwer in. de www. galer ie-schwarz . de www. museum-junge-k unst. de

DE R U R SPRU NG DE R K U NS T H A L L E ROS TOCK —

Auch die Ausstellung „1965/2015 – Die Biennale der Ost­ seeländer“ trägt dazu bei, Vorstellungen von der Kunst im Osten zu hinterfragen – schon 1969 erhielt die Biennale mit der Kunsthalle Rostock ein eigenes Domizil. Noch bis zum 29. November 2015 stellt die Kunsthalle Rostock rund 200 Werke aus ihrer Sammlung vor, die zu den Biennalen der Ostseeländer zwischen 1965 und 1989 angekauft worden ­waren. Mit ausgewählten Arbeiten, unter anderem von Hans Platschek, Pentti Kaskipuro, Per Kleiva, Bronisław Chromy, Örjan Wikström und Hermann Glöckner, bietet die Schau das überraschende Bild einer DDR-Kunsthalle mit internatio­ nalem Programm. Zum zehnten Mal werden ab 28. November 2015 die Nominierten für den diesjährigen Rostocker Kunstpreis vor­ gestellt. Die mit 10.000 Euro dotierte Würdigung wird jedes Jahr für ein anderes Genre ausgeschrieben, 2015 steht die ­Malerei im Fokus. Er wird an Künstler verliehen, die in Meck­ lenburg-Vorpommern leben oder einen engen Bezug zu dem Bundesland besitzen. Der Preis ist ein wichtiger Impuls für die Künstler und macht die Qualität des Kunstschaffens im Nordosten überregional sichtbar. 1 4 . November 2015 , 15 bis 19 Uhr DI E AU TONOMI E DER K U NS T – Anspr uch und Wirklichkeit P o d i u m s g e s p rä c h „ 1 9 6 5 / 2 0 1 5 D i e B i e n n a l e d e r O s t s e e l ä n d e r“ w w w . k u n s t h a l l e ro s t o c k . d e

Druckwerkstatt Hubert Schwarz, Ausstellungsplakat „Max Bill“, Rostock 1988, © VG Bild- Kunst, Bonn 2015

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ROS TOCK E R K U NS T PR E IS


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Kunstmuseum Thun

Der Kontinent Morgenthaler Das Kunst museum Thun gibt mit der Ausstellung „ D e r K o n t i n e n t M o r g e n t h a l e r. E i n e K ü n s t l e r f a m i l i e u n d i h r F r e u n d e s k r e i s“ E i n b l i c k e i n e i n S t ü c k e u ro p ä i s c h e r K u l t u r g e s c h i c h t e .

Ruth Kottmann vor ihrem von Ernst Morgenthaler gemalten Porträt, 1947, Fotografie, 9 x 13 cm, Nachlass Morgenthaler Thun

Das Ambiente ist ideal. Das Gebäude des Kunstmuseums Thun wurde in den 1870er-Jahren als Luxushotel erbaut. Um die Wende zum 20. Jahrhundert tummelten sich wohlhaben­ de Reisende aus ganz Europa in den Sälen und Loggien des „Grandhotel Thunerhof “. 1942 wurde das Gebäude von der Stadt Thun erworben, seit 1948 residiert das Kunstmuseum im rechten Gebäudeflügel. Doch noch heute spürt und sieht man dem Haus seine mondäne Vergangenheit an. Über auf­ wendigen Parkettböden und verzierten Kaminen, die im Original erhalten sind, scheint noch das Stimmengewirr der eleganten Besucher von einst nachzuhallen. Diese Räume bilden einen perfekten Rahmen für eine vielstimmige Ausstellung, die nicht nur eine illustre Familie porträtiert, sondern – en passant – auch ein ganzes Stück euro­ päischer Zeit- und Kulturgeschichte. Am Beginn der Schau findet sich eine Ahnentafel, die Auskunft gibt über die weit­ verzweigte Familie Morgenthaler, die aus dem Emmental stammt. Die zentralen Fixpunkte für die Ausstellung sind der Künstler Ernst Morgenthaler (1887–1962), der bis in die 1960er-Jahre hinein zu den wichtigsten figurativen Malern der Schweiz zählte und dessen Werke sich heute zum Teil in der Sammlung des Kunstmuseums Thun befinden, und sei­ ner Frau Sasha Morgenthaler-von Sinner (1893–1975), die sich mit ihren Sasha-Puppen einen Namen machte. Sasha und Ernst Morgenthaler sind die zentralen Figu­ ren, die durch eine Schau führen, die ungewöhnlich ist in ihrem Personen- und Themenreichtum. So sind nicht nur Ge­ mälde Ernst Morgenthalers zu sehen, sondern auch solche von Lehrern und Freunden wie Cuno Amiet, in dessen Atelier sich

Ernst und Sasha kennenlernten, oder von Fritz Pauli und Her­ mann Hubacher. Eine Auswahl an Sasha-Puppen ist neben Handpuppen von Paul Klee und Marionetten nach Entwürfen von Sophie Taeuber-Arp zu sehen. Die Morgenthalers waren nicht nur kreativ, sie waren auch gut vernetzt, wie man heute sagen würde. Sie pflegten Freundschaften und Bekanntschaf­ ten mit zahlreichen Künstlern und Poeten, Geistesgrößen und Wissenschaftlern ihrer Zeit. Die Ausstellung spürt die­ sem dicht gewobenen Netz an Lehrern und Schülern, Freunden und Wegbegleitern mit einer enormen Fülle an Kunstwerken und persönlichen Dokumenten nach. Fotos, Briefe, Postkarten künden von dem vitalen „Kontinent Morgenthaler“, auf dem viele bekannte Namen und wichtige Ereignisse beheimatet waren. Ernst Morgentha­ lers Bruder Walter war als Psychiater tätig und hatte eine Sammlung mit Bildern von Patienten angelegt, darunter Wer­ ke von Adolf Wölf li. Der Cousin Hans Morgenthaler war Dichter. Die Schriftsteller Hermann Hesse und Robert Wal­ ser gehörten zum engen Freundeskreis der Familie. Sie alle sind mit einem Bild, einem Foto, einem Buch oder einem Brief vertreten in dieser Schau, die von Helen Hirsch, der Direkto­ rin des Kunstmuseums Thun, und dem französischen Künstler Pascal Barbe in dem schönen Museum am Thunersee eingerichtet wurde. Die Kuratoren konnten dabei auf die Bestände des Kunstmuseums zurückgreifen, denn Ernst Morgenthaler kannte und schätzte die Landschaft um den Thunersee und hielt sich oft bei Verwandten im nahen Oberhofen auf, um zu malen. Aus diesem Grund lagerten seine Witwe Sasha ­Morgenthaler und die weiteren Erben einen großen Teil des Nachlasses im Kunstmuseum Thun ein, der nun erstmals in diesem Format der Öffentlichkeit präsentiert wird. ALICE HENKES

bis 2 2 . November 2016 „ D e r K o n t i n e n t M o r g e n t h a l e r. E i n e K ü n s t l e r f a m i l i e u n d i h r F r e u n d e s k r e i s“ www. k unst museumthun. ch


Ernst Morgenthaler, „Paradies-Tript ychon“, Mittelteil, 1959, Tempera auf Leinwand, 200 x 200 cm, Nachlass Morgenthaler Thun Foto: Christian Helmle

Ausstellungsansicht „Der Kontinent Morgenthaler“, 2015

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Foto: Dominique Uldr y


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KUNST FOTOGR AFIE DESIGN MODE ARCHITEKTUR

Books

Dagmar Kronberger & Lea bei den Proben zu Dornröschen in der Wiener Staatsoper, aus dem Buch [E] MOTION Wiener Staatsballett Backstage © Lois Lammerhuber

Fotografie – die erste wahrhaft universelle Sprache A R T M A P P I M G E S P R Ä C H M I T D E R V E R L E G E R I N S I LV I A L A M M E R H U B E R

Anlässlich des Jahrtausendwechsels ernannte das „TIME Ma­ gazine“ Johannes Gutenberg, den Erfinder der Druckerpresse, zur „Person des Millenniums“. Für die Edition Lammerhuber war das keine Überraschung: „Denn Bücher sind nicht nur das Symbol für das Streben des Menschen nach Wissen, sondern vor allem die aufregendste Art, über das Leben zu reflektieren und dabei ‚Seite für Seite‘ unsere Geschichte fortzuschreiben.“ Enja Jans von ARTMAPP besuchte Frau Lammerhuber auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. ARTMAPP: Frau Lammerhuber, Sie haben den Begriff des „Fotografen-Autors“ als Anspruch an Ihre Verlagsarbeit formuliert. Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen? Silvia Lammerhuber: Unsere Bücher sind visuelle Plädoyers für Toleranz und ­L iebe. Alle diese Themen sind ganz wunder­ bar erzählte Bildgeschichten – begleitet von gerade so viel qualifiziertem Text, um Bilder und Worte zu perfekten Sym­ biosen verschmelzen zu lassen. ARTMAPP: László Moholy-Nagy postulierte: „Die Fotografie ist dazu da, das Sichtbare sichtbar zu machen.“

Kom­mu­n ikation. Sie erleben unsere Welt als intellek­t uellen Erkenntnisprozess und kleiden ihn in die Unmittelbarkeit ­einer fotografischen Aufnahme. ARTMAPP: Die Fotoflut auf Social-Media-Kanälen wie z. B. Instagram lässt vermuten, dass sich Foto­ grafie zur Kunst aller Künste entwickeln könnte. SL: Ja, wir glauben, schon allein die große Anzahl derer, die ­ otografie tagtäglich ganz selbstverständlich leben, wird un­ F sere ikonografisch begrenzte Wahrnehmung überwinden. Fotografie erlaubt barrierefreien Zugang zur Verwirklichung der eigenen individuellen Kreativität. Das muss man zuerst einmal ohne jede qualitative Wertung betrachten. Schon ­deshalb, weil wir Menschen erst das Sehen lernen müssen. ­Etwas, das in der Erziehung und in der Schulbildung leider zu kurz kommt … Aber ich denke, in wenigen Jahren wird Foto­ grafie die erste wahrhaft universelle Sprache sein – sie kann binnen Sekundenbruchteilen Freude, Tränen, Lachen, Wut, Erregung oder Glück auslösen! I m R a h m e n d e s „ A D C F e s t i v a l s o f A r t + C ra f t i n A d v e r t i s i n g a n d D e s i g n“ k o n n t e L o i s L a m m e r h u b e r im Apr il 2015 f ür dre i Büche r de r Edit ion L amme rhube r die begehr ten Cubes mit nach Hause nehmen:

SL: Ganz genau. Für unsere „Fotografen-Autoren“ be­ deutet die Fotografie Wahrnehmung, Lernen, Ref lexion, persön­l ichen Ausdruck, Erfassung und Verwaltung von In­ halten auf der Grundlage technologischen Fortschritts und

Silve r Cubes f ür „ I N/ V I SB L E “ und f ür „The Long Shadow of Cher nobyl “ u n d e i n e n B ro n z e C u b e f ü r „We t h e C h i l d r e n“ . w w w . e d i t i o n . l a m m e r h u b e r. a t


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* i n u n s e r e m A p p - M a g a z i n B O O K S , a u f a l l e n Ta b l e t s

DIERK M A ASS

Kehrer Verlag 84 S. 47 Farbabb. 33 x 29,7 cm geb. EUR 28 ISBN 978-3-86828-631-1 Dt., Engl.

Sebastião Salgado Duft der Träume — Der sozial engagierte Ausnahmefotograf Sebastião Salgado widmet sich in seinem jüngsten Projekt der Welt des Kaffees. In Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika bereiste er Kaffee­ plantagen, um das Leben der Pflücker und ihre Arbeit bei ­A ussaat, Ernte und Weiterverarbeitung zu dokumentieren. Ein ungewöhnlicher Blickwinkel auf die Produktion eines ­G etränkes, von dessen Entstehung wir so wenig wissen.

Knesebeck 320 S. 300 Abb. in Duoton 28,3 x 35,5 cm geb. mit Schutzumschlag EUR 59 ISBN 978-3-86873-884-1 D I E K U N S T- N AV I -A P P G R AT IS I M A PP S TO R E U N D B E I G O O G L E P L AY M . A R T M A P P. N E T

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B O O K S

Der Kunstbuchmarkt im Überblick!*

HIGHWAY° TO' HEAVEN''

DIERK MAASS HIGHWAY° TO’ HEAVEN” — Panamericana – Traumstraße der Welt. Von Alaska bis Feuerland spannt sie sich über den gesamten amerikanischen Kontinent, fast 48.000 Kilometer lang. In der Atacama-Wüste, einer der trockensten Gegenden der Erde, an der Grenze zwischen Peru und Chile, ist die Panamericana meist die einzige Spur des Lebens, die aber gleichzeitig auch den Tod in die Region gebracht hat. Übermüdete Trucker, lebensmüde Raser, aber manchmal auch durch die extremen Temperaturschwankungen in dem ariden Klima hervorgerufene Schäden am Asphalt – häufig passieren schlimme Unfälle, die zahlreiche Opfer fordern. Stumme Zeugen dieser Unfälle sind die unzähligen Animitas (= kleine Seelen) am Straßenrand. Gläubige Verwandte oder Freunde haben diese Gedenkstätten eingerichtet, nicht als Orte der Trauer, sondern um an die Seelen der Toten zu erinnern. Diese fantasievollen und teilweise farbenfrohen Zeichen eines einzigartigen, zeitgenössischen Totenkults haben den Künstler Dierk Maass so gefesselt, dass er ihnen mehrere Reisen und eine eigene Werkreihe gewidmet hat.


198 Diogenes Verlag 424 S. 350 Farbabb. 23,5 x 31 cm Hardcover, Leinen EUR 49 ISBN 978-3-257-02133-2

LIMITIERTE EDITION Nummerierte und signierte Vorzugsausgabe mit signiertem Siebdruck in hochwertiger Kladde, zusammen verpackt in einem Geschenkkarton.

Tomi Ungerer Incognito Hrsg. Philipp Keel — Jeder kennt Tomi Ungerer als Schöpfer von Kinderbuch­ klassikern und provokativen erotischen Bildern, als genialen Grafiker und scharfzüngigen Autor. Kaum bekannt jedoch sind seine Collagen und Plastiken, die erstmals in einer ­M useumsausstellung gezeigt werden. Ununterbrochen hat der „schärfste Strich der Welt“, wie man ihn auch genannt hat, ­s eine spitzen Kommentare über den Globus gestreut. Weniger bekannt ist sein künstlerisches Werk: Die Assemblagen, ­C ollagen und Plastiken sind aber seit Ungerers Anfängen in den 1950er-Jahren integraler Bestandteil seines Schaffens. Ein neuer Blick auf den Künstler Tomi Ungerer, ganz nach ­s einem Motto: „Expect the Unexpected!“ Katalog zur Ausstellung im Kunsthaus Zürich (bis 7. Februar 2016) und im Museum Folkwang, Essen (18. März bis 15. Mai 2016)

EUR 500 ISBN 978-3-257-02134-9

Magie der Zeichen 3000 Jahre chinesische Schriftkunst In Zusammenarbeit mit dem Museum Rietberg, Zürich — Sinnliches Eintauchen in die Welt der chinesischen ­S chriftzeichen: von den Anfängen bis zur zeitgenössischen Kunst. Geschichten von Macht und Magie, von religiöser ­H ingabe und politischer Legitimation, von individueller ­A usdruckskraft und subtiler Kritik.

Vaclav Pozarek SO Hrsg. Christoph Vögele, Kunstmuseum Solothurn — Der Bildhauer und Zeichner Vaclav Pozarek, 1940 in der ­d amaligen Tschechoslowakei geboren, gehört zu den ­w ichtigsten Persönlichkeiten der Gegenwartskunst in der Schweiz, wohin er 1968 ausreiste. Von ihm selbst in der Art eines Künstlerbuchs gestaltet, bietet dieser Band einen Ü ­ berblick über seine Skulpturen und ­Z eichnungen der letzten zehn Jahre.

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MAGI E DER ZEICH EN

Verlag Scheidegger & Spiess ca. 192 S. 156 Farb- und 8 S/W-Abb. 24 x 30 cm geb. EUR ca. 45 ISBN 978-3-85881-468-5

3000 JAHRE CHINESISCHE SCHRIFTKUNST

Museum Rietberg Zürich Scheidegger & Spiess

Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich, 20. November 2015 bis 20. März 2016, und im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln, April bis Juli 2016

Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn, Schweiz, bis 3. Januar 2016

Verlag Scheidegger & Spiess 152 S. 54 Farb- und 18 S/W-Abb. 21 x 28 cm geb. EUR ca. 38 ISBN 978-3-85881-496-8 Dt., Engl.


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Tr i e r Trèves

2015

KUNSTPREIS PRIX D’ART

ROBERT SCHUMAN

METZ LUXEMBURG SAARBRÜCKEN TRIER 4 Städte • 16 KünstlerInnen • 1 Ausstellung

Frauenbilder und Künstlerinnen aus der Sammlung

7. Februar bis 10. April 2016

22. November 2015 bis 17. Januar 2016

Simeonstr. 60, neben der Porta Nigra 54290 Trier Fon | +49 (0)651 718-1459 www.museum-trier.de Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr Erster Sonntag im Monat: Eintritt 1,- € Kostenloser Audioguide (dt., eng., fr., nl.), für Kinder und in Leichter Sprache

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Kerber Verlag 128 S. 182 Farb- und 23 S/W-Abb. 24 × 28 cm Hardcover, geb. EUR 35 ISBN 978-3-7356-0119-3 Dt.

THONET NR. 14 Perfektes Design — Es ist dies die Geschichte von einem, der auszog, um Wohlstand zu erreichen und dabei unermüdlich an der Verbesserung eines Möbels arbeitete, bis er einen Klassiker schuf. Die Rede ist von Michael Thonet, der einst von Boppard von Fürst Metternich nach Wien geholt wurde. Experimentierte er in seiner Heimatstadt noch mit dem Biegen von Schichtholz, verstand sich Thonet in Wien bereits im Herstellen von Möbeln aus verleimten Stabbündeln und bald auch im Massivbiegen. Was mit einem leichten Laufsessel für Salons des Adels begonnen hatte, gipfelte 1859 nach etlichen Modifizierungen und Optimierungen im Stuhl Nr. 14, einem Sitzmöbel, das heute als der klassische Kaffeehausstuhl und das erste Massenmöbel der Moderne gilt. Ein detailreich illustriertes Buch samt der ­e rsten publizierten Datierungshilfe für Sammler und solche, die es werden wollen.

50 Ohrringe Katalog der Galerie ­Isabella Hund, München www.isabella-hund.de

ITALO MODERN 2 ARCHITEKTUR IN OBERITALIEN Martin & Werner Feiersinger — „Logbuch der Leidenschaft“ nennt Arno Ritter, Leiter von „aut. arch­ titektur und tirol“, das vorliegende Buch. Und tatsächlich, das Brüderpaar Martin und Werner Feiersinger, der eine Architekt, der andere fotografierender Bildhauer, hat diesem durch und durch sorgfältig gestalteten Werk mit Kurzbeschreibungen, neu gezeichneten Grundrissen und in ihrer Eigenwilligkeit hinreißenden Fotos der Architektur von 1946–1976 in Oberitalien eine Bestandsauf­ nahme geleistet, die ihresgleichen sucht. Ergänzt wird das Vademecum durch einen klug wie persönlichen Essay in 13 Notizen von Otto Kapfinger. Gibt es etwas Erfreulicheres, als derlei Publikationen? Ja durchaus, wenn zu ihnen ein zweiter Band erscheint!

Park Books Italmodern 1 Euro 45 ISBN 978-3-906027-98-2 Italmodern 2 ca. 568 S. 400 Farbabb. und 175 Pläne 17 x 22 cm broschiert EUR 48 ISBN 978-3-906027-99-9


201 NORBERT WOLF Impressionismus Eine Welt aus Farbe und Licht — Als Claude Monet seine Hafenlandschaft im morgendlichen Nebel malte und sie „Impression, Sonnenaufgang“ nannte, ahnte wohl niemand, dass dieses leicht hingestrichelte Werk der A ­ uftakt und Namensgeber einer der wichtigsten Stilrichtungen der Kunstgeschichte werden sollte. In den folgenden zwei Jahrzehnten entwickelten Künstler wie Claude Monet, Auguste ­Renoir, Édouard Manet, Edgar Degas, Camille Pissarro und Mary Cassatt einen Malstil, der für die damalige Zeit geradezu revolutionär war: Formen und Konturen lösten sich schrittweise auf, zugunsten von subjektiven Sinneseindrücken aus Licht und Farbe. Das Buch von Norbert Wolf verdeutlicht, ­w eshalb der Impressionismus als Vorbereiter der Moderne gilt und warum er bis in die heutige Zeit weltweit noch immer Scharen von faszinierten Besuchern in die Museen lockt.

Das Buch gibt es auch in einer auf 500 handnummerierte Exemplare beschränkten Luxusausgabe in einer Schmuckschatulle, mit Einband aus bedrucktem und foliengeprägtem Feinleinen, farbiger Fadenheftung und der Zweifarbdruck auf Satinpapier! EUR 130 ISBN 978-3-7175-2398-7

SEI SHONAGON Kopfkissenbuch Eine poetische Zeitreise an den japanischen Kaiserhof des Jahres 1000 Aus dem Japanischen von Michael Stein — Ein Bündel edlen Papiers diente Sei Shonagon vor tausend ­Jahren als Notizbuch. Ihm vertraute sie an, was ihr durch den Kopf ging, darunter Vertrauliches und Delikates aus den ­P rivatgemächern des Kaiserpalasts. Ob sie geistreiche ­Zwiegespräche schildert, ein intimes Tête-à-tête oder das Schwertlilienfest ausmalt – ihre Impressionen wirken wie mit dem Tuschepinsel hingetupfte Ewigkeitsbilder. Nie hat man eine Frau inspirierter über sich und ihre Welt plaudern hören!

BERNHARD EDMAIER, ANGELIKA JUNG-HÜTTL Wasser — Wasser prägt unseren Planeten wie keine andere natürliche Kraft auf der Erde. In flüssigem Zustand, gefroren zu Eis und gasförmig als Wasserdampf formt es die Landschaften überall auf der Welt immer wieder neu. Ohne Wasser gäbe es keine Täler und Schluchten, keine Berggipfel, keine Deltas und Schwemmebenen, keine Inseln, Ufer und Strände, nicht einmal Dünen in der Wüste. Dieser Fotoband zeigt das Element Wasser – den Quell allen Lebens auf unserem Planeten – von seiner bisher wenig ­w ahrgenommenen Seite: als die wichtigste landschafts­ gestaltende Kraft auf der Erde. Edmaier dokumentiert die ­a temberaubende Schönheit des Wassers, aber auch die ­k limatischen Veränderungen unseres Planeten auf besonders mitreißende Art und Weise.

Prestel 240 S. 220 Abb. 29 x 35 cm geb. mit Schutzumschlag EUR 59 ISBN 978-3-7913-8164-0

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B O O K S

Manesse 384 S. 22 x 22 cm geb., Leinen EUR 59,95 ISBN 978-3-7175-2314-7

Prestel 272 S. 220 Farbabb. 28 x 34 cm geb., Leinen EUR 69 ISBN 978-3-7913-4977-0


The Problem of God Hrsg. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf — Bis heute setzen sich Künstler individuell und nuanciert mit christlichen Motiven, Themen und Fragestellungen auseinander. Die Publikation versammelt wichtige zeitgenössische Werke von bekannten Künstlern wie Francis Bacon, Douglas Gordon, Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt oder James Turrell, die auf christliche Symbole Bezug nehmen, diese jedoch kritisch ­reflektieren, transformieren und in neue inhaltliche wie ­ä sthetische Zusammenhänge überführen.

Kerber Verlag ca. 408 S. mit zahlreichen Abb. ca. 21 x 28 cm Klappenbroschur, geb. mit Schutzumschlag EUR 49,95 ISBN 978-3-7356-0150-6 Dt., Engl.

Ackermann Verlag 54 x 48 cm EUR 29,95 ISBN 978-3-8384-2611-2

BERND LUZ – AutomotiveArt Kalender „Car Cult“ 2016 — Der vielfach ausgezeichnete Künstler Bernd Luz hat historische Ereignisse des automobilen Rennsports in einem einzigartigen Pop-Art-Stil illustriert – ob die 24 Stunden von Le Mans, der Grand Prix von Monte Carlo oder die Rallye Paris–Dakar.

Bewölkte Utopie / Hohentwiel versus Hanshan XIANWEI ZHU Hrsg. Galerie Vayhinger — Was ist Sehen heute mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund? Xianwei Zhu setzt Ost und West in einen Dialog mit überlappendem Blick auf die westliche Romantik und die öst­ liche Philosophie der „Leere“. Aus Anlass der 1.100-Jahrfeier des Hohentwiels und der zeitgleichen Erwähnung des ­H anshan ist ein kleiner poetischer Dialog entstanden zwischen Künstler, Rezipient und Bild, zwischen Museumsleitern, ­P hilosophen, Sammlern, Besuchern und Kunst, initiiert von ­X ianwei Zhu, dem Künstler zwischen zwei Kulturen, mit Bei­ trägen u.a. von Christoph Bauer, Hanshan, Martin Heidegger, Bruno Hillebrand, Michael Pielenz, Tobias Wall und mehr.

Verlag Reiner Brouwer 76 Seiten 32 Farbabb. 21 x 15 cm geb. EUR 19,95 ISBN 3-925 286-39-X Dt., Chin. Bewölkte Utopie Zhu Xianwei


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Gitter und Raster treffen auf Museumsarchitektur Gerold Tagwerker – _ grids.zeroXV Roland Scotti — Bemerkenswert dicht wirkt das schön gestaltete Künstlerbuch bei 80 Seiten und viel Weißraum. Keine Seitenzahlen s­ tören die zahlreichen Raumaufnahmen, der Referenzteil mit Werkhinweisen und kleinen Vignetten im hinteren Teil des B ­ uches dient der Identifizierung der Werke. Die dialogische Beziehung zwischen Werk und Museumsarchitektur ist im A ­ usstellungskatalog spürbar. Sie wird fortgesetzt in den drei kongenialen Essays von David Komary, Roland Scotti und Nora Sdun.

Steidl Verlag 82 S. 42 Farb- und 81 S/W-Abb. 20 x 25 cm Pappband EUR 20 ISBN 978-3-95829-076-1 Dt.

Georg Baselitz, „Elke“, 2012 © Georg Baselitz 2015, Foto: Jochen Littkemann, Berlin

Bilder der Seele Kunst nach 1945 Hrsg. Peter Haller Epilog von Helmut Friedel — Dr. Peter Haller, der Mitgründer von „Serviceplan”, der größten inhabergeführten Agenturgruppe in Europa, ist seit mehr als 30 Jahren Sammler moderner Kunst. Die Idee, eine Sammlung moderner Kunst für die Agenturgruppe „Serviceplan“ aufzu­ bauen, entstand bereits Anfang der 1980er-Jahre. Anders als bei den meisten Werbeagenturen war das Ziel, die Besucher

nicht mit Arbeitsbeispielen aus der Werbung zu empfangen, sondern eben – mit Kunst. Aber nicht zufällig zusammen­ getragen, sondern nach einem klar definierten Konzept. Kunst war zu Beginn des 20. Jahrhunderts der progressive ­Treiber der Moderne – bis 1933 das nationalsozialistische ­Regime in Deutschland ein Malverbot für alle wichtigen ­P rotagonisten dieser Kunstgattung aussprach. In den zwölf ­Jahren des Mal- und Ausstellungsverbots baute sich bei der ­s einerzeit großen Zahl hoch talentierter junger Künstler ein Nachholbedarf und Gestaltungswille auf, der sich in neuen Gruppierungen, Ausstellungen und Kunstbüchern zeigte. So entstand eine Renaissance der modernen Kunst, ins­ besondere der abstrakten Malerei, weit über die Grenzen Deutschlands hinaus! Mit über 50 Künstlerporträts trägt dieses Buch dazu bei, sich mit abstrakter Kunst zu beschäftigen und vor allem – dafür zu begeistern! Das ist eine Sammlung internationaler Abstraktion, die ihresgleichen sucht. Das Buch hat das Zeug zum Standardwerk, meint der Galerist Thaddaeus Ropac.

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B O O K S

Hirmer Verlag 432 S. 252 überw. Farbabb. 24 x 32 cm geb. mit Schutzumschlag EUR 29,90 ISBN 978-3-7774-2494-1


Fluid Totality Studio Zaha Hadid 2000–2015. University of Applied Arts Vienna, Reihe: Edition Angewandte Hrsg. IoA Institute of Architecture, Zaha Hadid, P. Schumacher — Das Studio Hadid Vienna an der Universität für angewandte Kunst Wien, vor 15 Jahren von Zaha H ­ adid übernommen, entwickelte sich zu einer weltweit anerkannten Ideenschmiede. Das Buch analysiert diese Entwicklung im Kontext des allumfassenden Digitalisierungsprozesses und der daraus resultierenden globalen Veränderungen unserer L­ ebensräume. Der Band präsentiert das Ergebnis von 15 Jahren zukunftsweisender Arbeit im internationalen Kontext; der besondere Fokus liegt auf den Projekten der letzten fünf Jahre. Birkhäuser Verlag 3 Bde. im Schuber Bd. 1: 174 S. Bd. 2: 13 Farbtafeln Bd. 3: 63 Farbmuster 37 Abb. 28,5 x 23,5 cm geb. EUR 349,00 ISBN 978-3-0356-0661-4 Dt., Engl., Franz.

Polychromie architecturale Le Corbusiers Farbenklaviaturen von 1931 und 1959 3. Auflage Hrsg. Arthur Rüegg — Le Corbusier entwarf für die Tapetenfirma Salubra zwei Farbkollektionen: das „Clavier de couleurs“ von 1931 mit 43 Farbtönen und die Kollektion von 1959 mit 20 Farben. Er organisierte die Töne auf 12 Musterkarten so, dass mit einem Schieber jeweils drei bis fünf Farben isoliert bzw. kombiniert werden können. Jede dieser Karten beinhaltete eine andersartige Farbstimmung, die in der Anwendung eine bestimmte Raumwirkung hervorrufen sollte. Damit hatte er nicht nur ein nützliches Werkzeug geschaffen, sondern auch eine Art Testament der puristischen Farbenlehre!

Birkhäuser Verlag 240 S. 28 x 24 cm geb. EUR 59,95 ISBN 978-3-0356-0564-8 E-Book (PDF) EUR 59,95 ISBN 978-3-0356-0523-5 E-Book (EPUB) EUR 59,95 ISBN 978-3-0356-0531-0 Print + E-Book EUR 89,95 ISBN 978-3-0356-0525-9

Birkhäuser Verlag 232 S. 30 x 23 cm Broschur EUR 49,95 ISBN 978-3-0356-0625-6 Engl.

WS2013

Nest

ERICH PRATSCH, HORATIU VALCU

WS2013

Tectonic Echoes

BART CHOMPFF, MARKO MARGETA, BERND SEIDL

58

WS2013

Tectonic Fluency

JOHN-ALAN GALLERIE, AIVITA JOIKITS, ELENA KRASTEVA

WS2013

Floating Shells

IOANA BINICA_JIRI VITEK_LIN WANG

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Bauen und Wohnen in Gemeinschaft / Building and Living in Communities Ideen, Prozesse, Architektur / Hrsg. Annette Becker, Laura Kienbaum, Kristien Ring, Peter Cachola Schmal — Das Buch zeigt 26 in Deutschland und überwiegend im ­e uropäischen Ausland realisierte Bauten, die als Baugruppenprojekte, von Genossenschaften oder Wohnungsbaugesellschaften errichtet wurden. Sie reagieren mit unterschiedlichen Konzepten auf veränderte Lebensentwürfe und vielfältige Standorte. Mithilfe von innovativen Planungs- und Bauprozessen werden Lösungen entwickelt, die unmittelbar auf die ­Wünsche und Anforderungen der Bewohner ausgerichtet sind.


S P H Ä R E N U N D S C H A L E N – Z U R KO N ST RU K T I O N D E S » E N D L E S S H O U S E «

es »Endless House«

101

n. nlos und unfassbar.

sich im Unendlichen verflüchtigen. r zu machen:

werden.«

er die Wiener Akademie der bildenden ls er in Berlin das legendär gewordene

n-Stück W.U.R (der deutsche Titel von Mutmaßungen auszufüllen. Als gesichert

phanie Frischer in der Wiener Synagoge 'akademischer Maler'; und Kieslers

s Gerücht. Ab 1921 war Kiesler allerdings macht, was er sieht, wen er trifft?

h, ab dann 'fiel alles, was Kiesler tat, auf en'.

eit an der Wiener Akademie her, dem nd seiner Schule interessiert gegen-

gut möglich, um nicht zu sagen: sehr n rasch Künstler- und Architekten-

ist auch, dass Kiesler über den Schriftdessen Galerie 'Der Sturm' kennenlernte,

Moholy-Nagy, dann von Kurt Schwitters enkbar, dass Kiesler im Oktober desselben

Kunstausstellung' in der Galerie van ten von Malewitsch, Rodtschenko,

atlin. Es wäre zudem möglich, dass Kiesler Kontakt zur 'Gläsernen Kette' oder

Endless House, Modell 201, 1943, Moma

ng zu Arp, Feininger, Dix, Grosz, Pechstein, in, Hilberseimer, Mies, Taut oder

weise auch Hugo Häring in Berlin, der ng 'Der Ring', bestehend aus Behrens,

Endless Kiesler Reihe: Edition Angewandte Hrsg. Klaus Bollinger, Florian Medicus, Kiesler Privatstiftung Wien — Nach dem Erfolg von „Unbuildable Tatlin?!“ erscheint nun das Buch zu Friedrich Kieslers visionärem, nur als Modell ver­ wirklichtem „Endless House“. Es legt einerseits den aktuellen Forschungsstand dar und diskutiert die Möglichkeit einer Verwirklichung mit heutigen Mitteln, andererseits versammelt es verschiedene Beiträge von Künstlern und Architekten, die sich mit Kieslers wohl wichtigstem Werk auseinandersetzen.

205

eile verheiratet mit der ehemaligen und Bruno Taut mit einem fast natürlichen

Birkhäuser Verlag 360 S., zahlreiche Abb. 23,0 x 17,0 cm geb., EUR 29,95 ISBN 978-3-0356-0624-9

Edition Axel Menges 72 S. 80 Abb. 28 x 30 cm geb. EUR 39,90 ISBN 978-3-932565-78-6 Dt., Engl.

Der vorliegende Opus-Band versucht, die evidenten und verborgenen städtebaulichen Bezüge dieses Großprojekts ebenso zu entschlüsseln wie dessen vielschichtige formalästhetische und haptische Konnotationen. Damit würdigt der vorliegende Band einen Höhepunkt der Tessiner Gegenwartsarchitektur und ein spätes Meisterwerk Ivano Gianolas.

Edition Axel Menges 264 S. 235 Abb. 38 x 26 cm geb. EUR 86 ISBN 978-3-936681-74-1 Dt., Engl.

Tomas Riehle Rheinbrücken / Rhine Bridges Mit einem Essay von Gottfried Knapp — Bis zum 19. Jahrhundert wurde der Rhein, der bedeutendste europäische Fluss, der wie kein anderer von Sagen und ­M ythen umrankt ist und Dichtung und Musik inspiriert hat, fast

ausschließlich mit Fähren überquert. Heute gibt es über 250 Brücken, die die in ihrer Vielfalt unübertroffene ­R heinlandschaft prägen. Der Fotograf Tomas Riehle hat seit 1987 etwa 150 Rhein­ brücken vom Quellgebiet des Flusses in der Schweiz bis zum Rheindelta in Holland fotografiert. In dem Buch werden d ­ avon die interessantesten 100 gezeigt.

A R T M A P P   W I N T E R 2 015/16 — B O O K S

Opus 78 Ivano Gianola, LAC Lugano Arte e Cultura, Lugano Mit einem Essay von Frank R. Werner und Fotografien von Christian Richters — Ivano Gianola zählt, was die sogenannte Tessiner Schule anbelangt, zu den Mitgliedern der ersten Stunde. Vorrangig geht es ihm darum, die städtebauliche und architektonische Qualität des Bauens im Kanton Tessin nachhaltig zu verbessern. Dabei ist ein umfangreiches Œuvre mit einer Fülle einfühlsam gestalteter, unverwechselbarer Bauwerke entstanden. Nach mehr als zehnjähriger Planungs- und Bauzeit wurde jetzt das maßstäblich umfangreichste Projekt Gianolas und gleichzeitig bislang größte kantonale Projekt im Tessin der Öffentlichkeit übergeben. Es handelt sich um das unmittelbar am Luganersee gelegene neue Kunst- und Kulturzentrum in Lugano.


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02.10.2015

14:36 Uhr

Seite 1

präsentiert ab Mitte März 2016

Grand Prix History

BERND LUZ BERND LUZ – Pop-Stratege und RevoLUZionär Die Werke von Bernd Luz hängen bereits in berühmten Museen im Inund Ausland. Im weltgrößten Automobilmuseum in Mulhouse (Frankreich) hat er eine Dauerausstellung. Im russischen Raum viele TV-Auftritte.

MAC - MUSEUM ART & CARS D - 78224 Singen, 07731 - 9265374, www.museum-art-cars.com

Seine automobilen Kultbilder haben einen Zeitbezug zu historischen Ereig-

Herzlich Willkommen auch zu unser Ausstellung:

Bewegte Farbe – BMW Art Cars & Herbert Vogt

nissen und Veranstaltungen im automobilen Rennsport. Eine Hommage an wichtige Fahrzeuge und Events, die sich bis heute ihren Glanz und ihre Faszination bewahrt haben.

Jeff Koons

Roy Lichtenstein

IMPRESSUM

Andy Warhol

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Enja Jans

Design – Chris Steurer, www.csteurer.com

M +49 (0) 172 408 98 95 e.jans@artmapp.net ARTMAPP MAGAZIN

ART DIRECTION Bethmann Design GmbH & Co. KG

Ausgabe 10 – 4. Jahrgang

TEXTREVISION

erscheint im Verlag ARTMAPP GmbH

Katrin Günther, Berlin

Geschäftsführerinnen Silvia Brouwer und Enja Jans

KUNST – Buch, Text, Netz

DRUCK

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HRB 124474, Amtsgericht Hamburg USt.-IdNr. DE284814593

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Schillerstraße 2, 29378 Wittingen MITARBEITER DIESER AUSGABE Mark Brouwer, Bettina Götz, , Nina Czayka,

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Jasmin Hummel , Carmen Jäger, Ute Lauterjung,

Axel Springer Vertriebsservice GmbH

Reiner Brouwer

Stefan Strumbel

Süderstraße 77, 20097 Hamburg

r.brouwer@artmapp.net

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Michael Lauterjung, app@artmapp.net

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Sarah Alberti, Sebastian Baden, Kim Behm,

Silvia Brouwer

Weitere Informationen unter www.artmapp.net

Katja Behrens, Stefanie Bringezu, Susanne Burmester,

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Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck, Christina Gentzik,

T +49 (0) 711 161 224 15

Am 4. März erscheint die nächste Ausgabe

Dr. Chris Gerbing, Daniela Gregori,

s.brouwer@artmapp.net

ARTMAPP Frühjahr 2016

Amrei Heyne, Annette Hoffmann, Marc Peschke,

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ISSN 2195-1594

Dietrich Roeschmann, Janine Schmutz,

Marion Cziba

Florian Waldvogel, Dr. Hanne Weskott,

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Dr. Matthias Harder, Roland Held, Alice Henkes,

Dipl.-Biol. Bettina Wurche

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13.2. – 24.4.2016 Ich muss nicht ans Meer 14.5. – 7.8.2016 Eduardo Arroyo. Die Schweizer Kapitel 27.8. – 20.11.2016 Die Kräfte hinter den Formen In Kooperation mit Galerie im Taxispalais Innsbruck und Kunstmuseen Krefeld / Museen Haus Lange, Haus Esters 10.12.2016 – 25.1.2017 Cantonale Berne Jura 2016

2016 Julian Charrière, The Blue Fossil Entropic Stories (1), 2013 © 2015 Julian Charrière, VG Bild-Kunst, Bonn / Courtesy DITTRICH & SCHLECHTRIEM, Berlin

Kunstmuseum Thun Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Dienstag – Sonntag 10–17 Uhr, Mittwoch 10–19 Uhr www.kunstmuseumthun.ch




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