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Russland-Ukraine-Krieg revolutioniert Technologiewandel

Im Fahrwasser des seit zwei Jahren tobenden Russland-Ukraine-Kriegs revolutionieren KI-Instrumente und unbemannte Systeme, namentlich Drohnen, auch den Bevölkerungsschutz und die Arbeit der Blaulicht- und Sicherheitskräfte. Eine Analyse.

Wer überleben will, muss anpassungsfähig, widerstandsfähig und innovativ sein. Daher sind Kriege – das lehrt die Geschichte – regelrechte Innovationstreiber. Der RusslandUkraine-Krieg führt uns dies erschreckend plastisch vor Augen. Dominierten anfangs Bilder von aus Russland in die Ukraine rollenden Panzern das mediale Geschehen, sorgen heute vor allem erfolgreiche Drohnenangriffe, KI-gestützte Analysesysteme und der Einsatz privater Satellitensysteme für Schlagzeilen. Je länger der Krieg dauert, umso schneller wandeln sich Grösse, Intelligenz und Beweglichkeit der Aufklärungs- und Einsatzmittel – und mit ihnen die Herausforderungen für die Angreifer, aber auch für die Verteidiger.

Modifikationen des Erhältlichen – hier eine kommerzielle Drohne mit angehängter Granate – sind im Krieg ein probates Mittel, um Ausrüstungsdefizite auszugleichen.
© shutterstock.com

Vom Zivilen ins Militärische

Eine bisher nie gekannte Dimension nehmen dabei unbemannte Systeme, namentlich ursprünglich für die zivile oder kommerzielle Nutzung vorgesehene Kleindrohnen, ein. Diese sind längst zum Erfolgsfaktor geworden – und wurden nicht von Milliardenkonzernen entwickelt, sondern nicht selten in kleinen, oftmals privaten Werkstätten fabriziert. Möglich wurde dies durch eine niederschwellige Verfügbarkeit leistungsstarker kommerzieller Systeme für jedermann, die mit findiger Hand modifiziert und kriegstauglich gemacht werden. Schnell, effizient und losgelöst von der sonst üblichen institutionellen Führung mit ihren zentralistischen Budgets, langwierigen Ausschreibungen und behäbigen Innovationsprozessen.

Die ukrainische Führung hat erkannt, wie wertvoll die Modifikation des Verfügbaren ist – und setzt geschickt auf die gezielte Systematisierung der daraus resultierenden Innovation, anstatt diese zu belächeln oder gar zu unterdrücken.

Dasselbe gilt für die militärische Nutzung des grundsätzlich für kommerzielle Zwecke angedachten Starlink-Satellitennetzes. Getreu dem Motto «Not macht erfinderisch» agiert die Ukraine mit allem, was verfügbar ist und sich sinnstiftend im Kampf gegen die russische Armee einsetzen lässt. Das Resultat ist eine effiziente Kombination von Bestand und Bewährtem mit bisher noch nie Eingesetztem, ergänzt um neuartige, teils noch experimentelle Technologien, allem voran künstliche Intelligenz (KI).

Diese wird zwar im Militärkontext ebenso wie bei Blaulichtkräften weltweit schon seit geraumer Zeit verstärkt genutzt, aber bisher vor allem in den Bereichen Rettung und Logistik und weniger im unmittelbaren Konfliktgeschehen.

Dies ändert sich nun – aus der Notwendigkeit heraus. Denn von Menschen gesteuerte Drohnen können vergleichsweise einfach durch simples Jamming an einer erfolgreichen Missionserfüllung gehindert werden. Es sei denn, die Drohne ist «intelligent» genug, Jamming zu erkennen – und ihre Mission ohne weitere Verbindung zum Menschen zu Ende zu führen.

Die Ukraine setzt mit KI ausgerüstete Drohnen ein. Diese berücksichtigt die von Russlands Armee häufig eingesetzten elektronischen Störsender – und steuert die Drohne weiterhin auf das anvisierte Ziel zu. Dabei kann sie ihre Mission auch dann erfüllen, wenn sich das angesteuerte Ziel bewegt. Das ist eine erhebliche Verbesserung gegenüber herkömmlichen Drohnen, die lediglich vordefinierte Koordinaten ansteuern können.

Was aus Sicht des ukrainischen Militärs ein grosser Vorteil ist, hat aber einen Haken: Wird KI genutzt, um einen eventuellen Verbindungsverlust zum Menschen auszugleichen und eine Drohne selbstständig zu steuern, ist es letztlich auch die KI, die «auf den Knopf drückt». Damit übernimmt sie eine Hoheitshandlung, die in einer idealen Welt einzig dem Menschen obliegen sollte.

Entsprechend wird an wichtigen Tischen bereits länger –wenngleich bisher erfolglos – diskutiert, wann für KI welche Grenzen gelten sollen. Dabei ist, noch während die Diskussionen laufen, die Realität bereits da – völlig unreguliert. Erste Kleindrohnen mit On-board-KI-Systemen werden schon in Serienstückzahlen angeboten – und können nicht nur zur Feuer- und Rauchdetektion im Waldbrandeinsatz, zum Aufspüren vermisster Menschen oder für die Warnung Badender vor gefährlichen Meerestieren eingesetzt werden, sondern auch zur Klassifizierung von Uniformen, Waffen und Fahrzeugen.

Künstliche Intelligenz wird zur Realität

Im Dienst von Blaulichtkräften leisten Drohnen bereits heute wertvolle Dienste – etwa zur Schadensfeldaufklärung bei der Waldbrandbekämpfung. KI macht sie noch leistungsfähiger.
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Die sich rasch weiter ausbreitende Nutzung von KI noch aufzuhalten, ist realistischerweise Wunschdenken. Nicht zuletzt, weil sie eine internationale Kooperation aller Länder sowie eine gemeinsame wirkungsvolle Ächtung entsprechender Systeme bedingen würde. Daran zu glauben, ist in Zeiten lange nicht mehr dagewesener Konfliktpotenziale und hochaktiver revisionistischer Mächte eine eher unrealistische Hoffnung.

Daher gilt: Wer jetzt nicht von der Spitze aus agiert, läuft Gefahr, auf einen Gegner zu treffen, der nicht nur Entscheidungen schneller und präziser trifft, sondern KI auch mit sehr direkten Auswirkungen einsetzt. Zögern und Zurückhaltung werden dann katastrophal enden.

Zwangsläufig hat diese Entwicklung Folgen über den militärischen Bereich hinaus – insbesondere für die Bereiche Bevölkerungsschutz und Blaulichtinstitutionen. Für diese hat sich die Lage drastisch gewandelt. Während Jahrzehnten wurden – unter dem Eindruck eines Post-WeltkriegFriedens und auch als Ausdruck dessen, was wir nicht mehr wollen – Kompetenzen und Strukturen abgeschafft. Bewusst und gewollt. Sich darüber zu beschweren, ist müssig. Stattdessen ist der richtige Umgang mit der neuen Situation gefordert.

Wer nicht allein entscheiden kann, wie es weitergeht und was geschieht, muss darauf vorbereitet sein, dass es anders kommt als geplant und gewollt. Tritt dieser Fall ein, werden die Leistungsfähigkeit des Bevölkerungsschutzes und die Einsatznachhaltigkeit der Blaulichtkräfte zu zentralen Parametern für die gesellschaftliche Resilienz – und entscheidend dafür, ob wir weiterhin sein können, wer wir sein wollen, oder ob ein Stärkerer uns sagt, wohin die Reise geht.

Rasch in Betrieb nehmbare Satelliten-Internet-Lösungen sichern im Krisenfall die Einsatzfähigkeit der Einsatzkräfte.
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Resilienz und neues Denken sind unumgänglich

Sich und die eigenen Werte aufrechtzuerhalten, erfordert Kraft – und die Verfügbarkeit der nötigen Ressourcen. Daher sind in Konfliktsituationen wohl bemessene Reserven, umfassende Selbstversorgungsfähigkeiten und eine hohe Nachlieferstärke essenziell.

Hier, das zeigte die Corona-Krise ebenso deutlich wie der Russland-Ukraine-Krieg, ist natürlich irgendwo auf der Welt immer irgendetwas von dem, was man benötigt, verfügbar. Aber in welcher Stückzahl und für welche Gegenleistung –nicht nur finanzieller Natur?

Dabei haben selbst jahrzehntelang gepflegte Bündnisse und gegenseitige Beistandsbemühungen ihre Grenzen. Diese sind umso enger gesteckt, je schneller und höher der Bedarf innerhalb des Bündnisses steigt, je mehr Partner gleichzeitig einen Bedarf anmelden und je geringer die Möglichkeiten der Liefer- und Produktionsfähigkeiten sind. In der Not kann man nicht wählerisch ein. Dann ist jeder sich selbst der Nächste.

Gut beraten ist daher, wer vorbereitet ist. Mitglied in einem starken Bündnis zu sein, ist ein erster wichtiger Schritt. Denn allein geht es erfahrungsgemäss meist nicht gut aus, während Gemeinsamkeit stark macht. Allerdings nur, wenn die einzelnen Bündnispartner für sich allein betrachtet jeweils so stark sind, dass die Summe ihrer Kräfte jenen der Gegenkraft überlegen sind.

Kofferlösungen für die Telefonie – auch via Satellit –ermöglichen es, blitzschnell ein Kommunikationsnetz einzurichten.
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Zwei wesentliche Erkenntnisse

Übertragen auf die aktuelle Situation und die künftig zu erwartenden Entwicklungen lassen sich zwei wertvolle Erkenntnisse für den Bevölkerungsschutz sowie für unsere Blaulichtkräfte ableiten.

Erstens: Die Zukunft wird sehr anders sein als die letzten Jahrzehnte. Veränderungen treten weitreichender, technologiegetriebener und schneller ein. Unbemannte Systeme kommen Seite an Seite mit bestehenden, bewährten und bisherigen Mitteln zum Einsatz – und KI wird das neue Technologie-Normal. Ganz so, wie Funk oder Mobiltelefonie sowie digitale Instrumente heute aus dem täglichen und nicht immer ganz alltäglichen Einsatzgeschehen nicht mehr wegzudenken sind.

Wobei diese Entwicklung nicht nur schlecht ist. Insbesondere können KI, Robotics und Drohnen jedweder Art – richtig genutzt – zu wertvollen Verbündeten avancieren. Nicht zuletzt, weil sie helfen können, den bestehenden Kräftemangel, der auch darauf beruht, dass der Durchschnitt neuerer Generationen andere Einstellungen und Erwartungshaltungen pflegt als die älteren Generationen, auszugleichen.

Zweitens: Wer Erfolg will, muss aus der Geschichte lernen, ausgetretene Pfade verlassen und die Bereitschaft haben, neue Wege zu gehen. Naserümpfen und Mauern über unkonventionelle Lösungen möglicherweise auf der grossen Agenda noch unbekannter Anbieter müssen, zumindest für den Augenblick, beiseitegelegt werden. Denn in der Krise sind Zweckentfremdung und Modifikation wertvolle Strategien zur Mangelbewältigung. Die Nutzbarmachung verfügbarer, jedoch nicht originär dafür gedachter Mittel ist dann – und auch in Zeiten hoher Veränderungsanforderungen bei zugleich immer chronisch zu geringer Budgets – ein ebenso spannender wie sehr oft zielführender Lösungsansatz.

Beispiele kommen aus Berlin

Ein Unternehmen, das diesem Credo folgt, ist die mit Schweizer Wurzeln aufwartende Firma Qntrol mit Sitz in Berlin. Diese adaptiert verfügbare kommerzielle Lösungen für neuartige Anwendungen im Militär- und BORSBereich. Beispiele sind ebenso erschwingliche wie rasch einsetzbare Starlink-Satelliten-Einsatzkoffer oder auch das über unterschiedliche Satellitenkonstellationen sowie über terrestrische Netze und jeden Provider nutzbare Notfallkommunikationsnetz für Bevölkerungsschutz und BORS. Überdies modifiziert Qntrol hochwertige Commercial-Drohnen für den BORSBereich, macht diese mittels gezielter Härtungsmassnahmen zu zuverlässig und sicher nutzbaren Einsatzmitteln.

Statt auf klassische Lobbyarbeit setzen die Ingenieure von Qntrol auf Produktinnovation und hohe Agilität sowie disruptive Ansätze wie On-board-KILösungen für Einsatzdrohnen. Damit die Kräfte von Militär, Bevölkerungsund Zivilschutz sowie Blaulichtinstitutionen auf der Höhe der Zeit und an vorderster Front der technologischen Entwicklung bleiben – zu vertretbaren Kosten.

Qntrol: Vielseitige Lösungen für Blaulichtkräfte

Qntrol aus Berlin vertreibt, entwickelt und fertigt Satelliten-, Funk-, Telefonie- und Videosicherheitslösungen, bietet Drohnenund Drohnen abwehr systeme sowie Cyber security-Leistungen an und erbringt 24/7-Detektions-, -Monitoring- und -Support-Services für Anwender aus den Segmenten Verteidigung, öffentliche Sicherheit, Versorgung, Transport und Industrie. Für Behörden und Organisationen aus den Bereichen Rettung und Sicherheit (BORS) bietet das Unternehmen Drohnenlösungen, Internet-, Funk- und TelefonieSysteme (auch via Satellit), Notfallkom munikationsnetze sowie Cybersecurity und Alarmierungslösungen an.

Mehr Infos:QntrolSavignyplatz 9–10, 10623 Berlin Tel.: +49 30 235 950www.qntrol.eu

Stützpunkt Zürich:Tel.: 058 510 38 38

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