IV Positionen - Februar

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DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M

Februar 2016

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BÜROKRATIE-BERG ABBAUEN

Weniger Regulierung für Unternehmen, modernere Verwaltung – nach Tarifreform und Lohnnebenkostensenkung muss der Bürokratieabbau kommen. Kommentar Christian Ortner: Das Jahr, in dem die Schulden wieder salonfähig werden Seite 10

TTIP: regional und global Seite 15

Vorarlberg: Neue IV-Standortstrategie vorgestellt Seite 18


economics corner

Stabilisierte Geschäftslage, skeptischer Ausblick KONJUNKTUR Die internationalen Börsen präsentieren sich zu Jahresbeginn in einer schwachen Verfassung. So markant der Fehlstart an den Aktienmärkten ausgefallen ist, so gering ist er mit der tatsächlichen Konjunkturentwicklung verknüpft.

Schon seit dem Sommer hat sich das globale Konjunkturumfeld abgekühlt. Sowohl in China als auch in den USA hat sich diese Tendenz über den Jahreswechsel hinweg fortgesetzt. Der Verfall des Preises für Rohöl, noch verstärkt durch die Rückkehr des Irans auf die internationalen Märkte, und anderer Industrierohstoffe

40 35 30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30

um verlorengegangene

Das IV-KonjunkWettbewerbsfähigkeit turbarometer zurückzugewinnen.“ erholt sich nach IV-Chefökonom Christian Helmenstein dem Rücksetzer im Vorquartal und steigt um sechs auf +22 Punkte. Dieser Wert übertrifft Zwar erweisen sich die Auftragsbestänzwar die bisherigen Ergebnisse des Jahres de noch als überwiegend auskömmlich, 2015, liegt aber nach wie vor hinter den um die Produktionskapazitäten großteils Werten der Erholungsphasen 2010/2011 auszulasten. Allerdings entfernt sich der betreffende Wert immer weiter von den für eine normale Aufschwungphase typischen Niveaus, sodass bei schrumpfender Auftragsreichweite Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen weiterhin gegenüber Erweiterungsinvestitionen dominieren.

03/09 06/09 09/09 12/09 03/10 06/10 09/10 12/10 03/11 06/11 09/11 12/11 03/12 06/12 09/12 12/12 03/13 06/13 09/13 12/13 03/14 06/14 09/14 12/14 03/15 06/15 09/15 12/15

Konjunkturbarometer

spiegeln die globale Nachfrageschwäche und 2013/2014 zurück. Getragen wird der wider. Selbige bremst die Erholung in Eu- Anstieg von einer verbesserten aktuellen ropa zwar, hält sie aber (noch) nicht auf. Geschäftslage. Hingegen verharren die Daher berichten die Unternehmen einer- Geschäftserwartungen nach ihrem Einseits von einem stabilisierten Geschäfts- bruch im Herbst auf einem tiefen Niveau. gang, andererseits überwiegt jedoch „Kostensenkende Reein skeptischer Tenor bei den Geformen sind notwendig, schäftsaussichten. aber nicht hinreichend,

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Umso wichtiger ist die beschlossene Senkung der Arbeitszusatzkosten in mehreren Etappen. Sie kann den Einstieg in eine nachhaltige Trendumkehr zugunsten einer kostenseitigen Entlastung der Produktion in Österreich markieren, sofern die Vorhaben den Auftakt für eine Serie weiterer Maßnahmen bilden. Kostensenkende Reformen sind notwendig, aber nicht hinreichend, um verlorengegangene Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Zugleich braucht es sowohl vertrauensbildende als auch potenzialerhöhende Maßnahmen, um den Standort Österreich wieder an die europäische Spitze zurückzuführen. �

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ielmehr handelt es sich um die Korrektur einer Hausse, die von einer unkonventionellen Geldpolitik, welche auf negative Einlagezinsen und – global betrachtet – billionenschwere Anleihenkäufe setzt, befeuert wurde. Vorübergehendes Ergebnis waren ambitionierte Bewertungsniveaus, sodass für sich genommen eher kleine Unterschreitungen der erwarteten makroökonomischen Dynamik genügten, um eine kräftige Kurskorrektur auszulösen.


Editorial

Unternehmen sind keine Dienststellen Mehr Arbeitsplätze in Österreich kann es langfristig nur durch spürbar weniger staatliche Bürokratie und Regulierung für heimische Unternehmen geben.

Wir brauchen eine verpflichtende, regelmäßige strategische Aufgabenkritik auf allen staatlichen Ebenen.

Wir müssen Doppelkompetenzen und administrative Doppelgleisigkeiten

Von der Wiege bis zur Bahre – Formulare, Formulare! Dieser historische Kalauer

abbauen und Ineffizienzen der mittelbaren Bundesverwaltung beseitigen.

ist heute leider aktueller denn je. Die Anforderungen an Unternehmen wachsen

• Wir benötigen vor allem eine konsequente Transferentflechtung, wo es

und wachsen – und damit auch die bürokratischen Lasten. Sie engen nicht nur

auch gilt, die „Zwischenfunktion“ der Länder in Richtung Gemeinden zu

den unternehmerischen Handlungsspielraum ein, sondern verursachen enorme Kosten. Wenn Österreichs Unternehmen jährlich 10.000 Arbeitstage allein für

hinterfragen. •

Und wir brauchen deutlich mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit auf

das Ausfüllen der Statistik Austria-Formulare veranschlagen – und bezahlen! –

allen staatlichen Ebenen, u.a. endlich durch ein modernes und wirklich

müssen, dann spricht dies Bände.

vergleichbares Haushaltsrecht für alle Gebietskörperschaften.

Unternehmen dürfen nicht länger zu nachgeordneten Verwaltungsdienststellen

Gerade in budgetär und wirtschaftlich extrem fordernden Zeiten muss der Staat

degradiert werden. Es war daher ein wichtiger Schritt, dass die Bundesregie-

auf der Höhe der Zeit sein. Darüber muss im ganzen Land politischer Konsens

rung – insbesondere auch auf Initiative der Industriellenvereinigung – mit dem

herrschen: Mehr wirtschaftliche Dynamik und damit mehr Arbeitsplätze gibt

„Reformdialog Verwaltungsvereinfachung“ im vergangenen Jahr die Themen

es nur durch weniger staatliche Bürokratie – und nicht durch mehr staatliche

Verwaltungsreform und Entbürokratisierung endlich auf die politische Agenda

Auflagen.

gesetzt hat. Nun müssen weitere Maßnahmen folgen, die Unternehmen dringend mehr Luft zum Atmen verschaffen. Dabei geht es nicht nur um punktuelle Einzelmaßnahmen – so wichtig diese auch sind –, sondern vor allem um ein neues „Mindset“ gegenüber staatlichen Leistungen und behördlicher Effizienz. Ihr Darin liegt auch die große Chance für eine erforderliche umfassendere Staats-, Verfassungs- und Verwaltungsreform. Sie soll den Staat schlanker und den Standort attraktiver machen. Gefordert sind dabei alle Ebenen. Und gefragt ist eine systematische Vorgangsweise: • Wir brauchen eine umfassende Aufgabenreform, bei welcher die Frage „Welche Ebene kann welche Aufgabe am effizientesten erfüllen?“ im Mittelpunkt steht.

Christoph Neumayer, Generalsekretär

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Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: positionen@iv-net.at, Homepage: www.iv-net.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Robert Albrecht, BA. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Mag. Gernot Pagger, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann.

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Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen.

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Coverstory

Kampf dem Bürokratiewahnsinn! ABBAU Nach erfolgter Tarifreform und Lohnnebenkostensenkung muss heuer die Reduktion der Bürokratie im Mittelpunkt der Standortpolitik stehen. Weniger Regulierung für Unternehmen und eine moderne Verwaltung für Österreich sind wichtiger denn je.

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s bewegt sich etwas in Österreich – langsam und in kleinen Schritten, aber doch: Bei der Tarifreform konnte die Industriellenvereinigung einen Frontalangriff auf den Standort abwehren und eine Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandortes durchsetzen. Durch die erreichte Lohnnebenkostensenkung steht bis 2018 eine Entlastung der Wirtschaft um rund eine Milliarde Euro am Programm. Im Wirtschaftsstrafrecht gelang es, mit Verbesserungen bei Untreue-Paragraf und Bilanzfälschung mehr Rechtssicherheit für die Unternehmen durchzusetzen. Und im Rahmen des „Reformdialogs Verwaltungsverein-

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fachung“ konnte die IV wichtige Anliegen zum Abbau der überbordenden Bürokratie in die Wege leiten, darunter kürzere Verfahrensdauern bei Betriebsanlagengenehmigungen und UVP-Prüfungen. Das vorgelegte Gesamtpaket soll insgesamt mehr als 80 Mio. Euro Einsparpotenzial bringen, Österreichs Unternehmen sollen dabei um 40 Mio. Euro entlastet werden.

Schluss mit Überregulierung In diese Richtung soll es ohne unnötige Verzögerungen weitergehen, wünscht sich IV-Präsident Georg Kapsch: „Es wäre fatal, sich auf ersten Erfolgen auszuruhen und das zaghafte Reformtempo zu drosseln. Vorrang muss nun die Ent-


Fotos: istockphoto.com/peshkov, IV-OÖ/Krügl

Coverstory

lastung der heimischen Betriebe von der erdrückenden Überregulierung haben.“ Die Industriellenvereinigung hat daher die Entlastung von Bürokratie zu einem Schwerpunktthema für das heurige Jahr gemacht. Die Einsparpotenziale sind enorm. Alleine der Zeitaufwand der österreichischen Unternehmen für das Ausfüllen der Fragebögen der Statistik Austria betrug im Jahr 2013 774.277 Stunden. Das entspricht rund 10.000 Arbeitstagen. Eine Baugenehmigung dauert in Österreich 192 Tage und elf Verfahrensschritte, in Schweden dagegen nur 116 Tage und sieben Verfahrensschritte. Österreichische Unternehmen müssen im Durchschnitt 166 Stunden pro Jahr für Steuererklärungen aufwenden – dies bei einer

„Um die zukünftigen Herausforderungen im zunehmenden Standortwettbewerb erfolgreich bewältigen zu können, ist ein schlanker, zeitgemäßer Staat mit einer effizienten, leistungsfähigen und bürgerorientierten Verwaltung notwendig.“ IV-Präsident Georg Kapsch

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Vernunft statt Machtpolitik In Sachen Föderalismus-Reform – die aktuell in Österreich gelebte Form des Föderalismus ist im internationalen Vergleich die teuerste – müssen Verbesserungsvorschläge nicht neu erfunden werden. Konzepte etwa von Österreich-Konvent, Rechnungshof, WIFO oder EcoAustria liegen seit langem vor und warten auf die Umsetzung. „Die Aufgabenverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden und Themen wie die Steuerautonomie der Länder müssen endlich auf einer vernünftigen, faktenbasierten Grundlage diskutiert werden, statt ständig von machtpolitischen Überlegungen geleitet zu werden“, gibt IV-Präsident Kapsch die Perspektive vor. Fazit: Der Staat muss auf allen Ebenen schlanker und die Bürden für die Betriebe deutlich geringer werden. Das kostet keinen Cent, entlastet die Unternehmen und stärkt den Standort im internationalen Wettbewerb. Dazu gibt es gerade in fordernden Zeiten keine Alternative. �

FACTBOX Föderalismus & Finanzausgleich: Die Ziele der IV n Klare Kompetenz- und Aufgabenverteilung auf die einzelnen Gebietskörperschaftsebenen (mehr Effizienz bei der Aufgabenerfüllung) n Verstärkte Aufgabenorientierung vor allem bei der Mittelzuweisung und Schaffung von Anreizstrukturen für die effiziente Mittelverwendung n Herstellung von Transparenz bei allen Gebietskörperschaften n Vereinfachungen für die Unternehmen durch Abschaffung besonders verwaltungsaufwendiger Gemeinde- und Landesabgaben n Verankerung eines Einsparungspfades im Finanzausgleichsgesetz

Fotos: istockphoto.com/peshkov, IV/Prantl

im zunehmenden Standortwettbewerb erfolgreich bewältigen zu können, ist ein schlanker, zeitgemäßer Staat mit einer effizienten, leistungsfähigen und bürgerorientierten Verwaltung notwendig.“ Auch hier unterstreichen die Zah„Es ist kein Geheimnis, dass sich überbordende len den enormen Handlungsbedarf: Regulierung und starre In Österreich lieSysteme in einer von gen die Ausgaben Globalisierung und für die öffentliche Flexibilisierung gekenn- H o h e i t s v e r w a l tung mit 1.270 zeichneten Welt als Euro pro Kopf kostenintensive Relikte kaufkraftbereierweisen.“ nigt um knapp 420 IV-Generalsekretär Christoph Neumayer Euro über dem EU-Durchschnitt – und um knapp 29 Prozent des Gewinns. Aktuell kommen 340 Euro über dem Durchschnitt der alnoch bürokratische Hämmer aus dem ten EU-Mitgliedstaaten. Lohn- und Sozialdumpingregime hinzu. „Die massive Wettbewerbsschädlichkeit Strukturen müssen Aufgaben folgen – solcher Rahmenbedingungen liegt auf Hebel Finanzausgleich der Hand“, bilanziert IV-Generalsekretär Die Industriellenvereinigung fordert daChristoph Neumayer, denn: „Es ist kein her neben einem anreiz- und aufgabenGeheimnis, dass sich überbordende Re- orientierten Finanzausgleich eine Staats-, gulierung und starre Systeme in einer von Verfassungs- und Aufgabenreform sowie Globalisierung und Flexibilisierung ge- eine Föderalismus-, Struktur- und Verwalkennzeichneten Welt als kostenintensive tungsreform. „Am Beginn muss eine umRelikte erweisen.“ fassende Aufgabenkritik auf allen staatlichen Ebenen stehen. Im Anschluss daran Staat schlanker und günstiger machen muss die Ausrichtung der Strukturen und Klar ist in diesem Zusammenhang auch, Organisationen sowie deren Finanzierung dass das Langzeitthema Verwaltungs- an den Aufgaben erfolgen – derzeit ist es reform fixer Bestandteil der politischen umgekehrt und damit denkbar kontraAgenda sein muss. Gerade in einer Pha- produktiv“, erläutert IV-Generalsekretär se, in der sich Österreich in einer ange- Neumayer. Der in Verhandlung befindspannten budgetären Lage mit Rekordar- liche Finanzausgleich mit den Bundeslänbeitslosigkeit, niedrigem Wachstum und dern soll nach den Vorstellungen der IV erheblichen gesellschaftlichen und demo- den Auftakt für eine solche Aufgabenregrafischen Veränderungen befindet, kann form bilden. Die IV-Experten haben dazu die Verwaltungsreform nicht länger auf- bereits ein entsprechendes Positionsgeschoben werden. IV-Präsident Kapsch: papier mit konkreten Zielen entwickelt „Um die zukünftigen Herausforderungen (sh. Kasten). gesamten Steuerbelastung (inkl. Lohnsummen- und Produktionsabgaben) von 52 Prozent des Gewinns. Zum Vergleich: In der Schweiz sind es nur 63 Stunden – bei einer gesamten Steuerbelastung von


Coverstory

Die Geldverschwendung endlich stoppen! DREI BEISPIELE aus den unterschiedlichsten Bereichen machen deutlich, dass in der österreichischen Verwaltung in Sachen Effizienz offensichtlich etwas schiefläuft. Bund und Länder stimmen sich bei familienbezogenen Leistungen nicht ab Insgesamt 117 eigenständige Familienleistungen befanden sich laut Rechnungshof-Bericht 2011 im Leistungsspektrum der vier Gebietskörperschaften. Im Bund waren sieben Ressorts für den Vollzug der Familienleistungen zuständig, in den Ländern jeweils mehrere Abteilungen der Ämter der Landesregierung. Eine gesamthafte Abstimmung zwischen den Gebietskörperschaften erfolgte nicht. Auch eine genaue Übersicht, welche Leistungen in welcher Höhe eine Familie insgesamt bezog, gab es nicht. Derzeit weiß keine Behörde, wie viel Steuergeld eine Familie bekommt.

Die Strukturreform der Bezirksgerichte erfolgte nach politischen Kriterien Im Jahr 2012 begann das Bundesministerium für Justiz Verhandlungen mit den Bundesländern zu einer Strukturreform der Bezirksgerichte. Die Anzahl der Bezirksgerichte sollte sich durch Zusammenlegungen von 141 auf 68 verringern.

gericht im steirischen Hartberg übersiedelte etwa nach Fürstenfeld, obwohl in Hartberg Räume freistanden und die Immobilie in Fürstenfeld um vier Mio. Euro umgebaut werden musste.

Unklare Führung und Fehlplanung im Wiener AKH Eines der gravierendsten Beispiele für Ineffizienzen im Gesundheitssystem ist das Wiener AKH. Dass zeigen RH-Berichte aus dem Jahr 2013 deutlich auf. Bei Österreichs größtem Spital mit jährlichen Kosten von 1,2 Mrd. Euro ist unklar, wer den Betrieb führt. Die Pflegekräfte sind bei der Stadt Wien angestellt und der ärztlichen Direktion unterstellt – die Ärztinnen und Ärzte hingegen der Uni-Klinik. Für sie ist nicht die ärztliche Direktion zuständig, sondern das Uni-Rektorat. Die nicht abgestimmten

unterschiedlichen Dienstzeiten und Personalpläne führen zu vielen Ineffizienzen. Die Ärztinnen und Ärzte leisten z.B. Journaldienste und operieren bei Bedarf, während die Operationshilfskräfte nachts immer Dienst haben und in diesen Zeiten nur zu 17 bis 54 Prozent ausgelastet sind. Auch die Fehlplanung beim AKH-Bettenmanagement kostete die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in den vergangenen sechs Jahren laut österreichischem Rechnungshof immerhin mehr als 300 Mio. Euro. �

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Weil die Länder bei der Zusammenlegung mitentscheiden konnten, wurden vielfach nicht die sachlich richtigen, sondern die politisch möglichen Standorte aufgegeben. Der Rechnungshof bemängelt, dass es keine objektiven Kriterien gab (wie z.B. Anzahl der Fälle am jeweiligen Standort bzw. Größe des Einzugsgebietes). Das Bezirks-

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Junge Industrie

JI bei LUKOIL: „Russische Mutter, österreichische Gene“ BESICHTIGUNG Am 21. Jänner 2016 hatten die Mitglieder der Jungen Industrie Wien und NÖ/Burgenland die Möglichkeit, den Wiener Sitz des größten russischen Mineralölkonzerns LUKOIL zu besichtigen. und hergestellt. In etwa 20 Prozent des verarbeiteten Öls exploriert LUKOIL selbst, der Rest wird zugekauft. Aus dem Rohöl entstehen zwischen 250 und 300 verschiedene Schmierstoffe, die durch unterschiedliche Additive erst ihre verschiedenen Ausprägungen bekommen. Die größte Innovation am Wiener Standort in den

JI-Mitglieder als Business-Coaches in Schulklassen aktiv

Der Handel im Wandel

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um bereits zehnten Mal unterstützen in diesem Jahr die Mitglieder der Jungen Industrie Wien, Niederösterreich und Burgenland Jugendliche im Rahmen eines Ideen- und Businessplanwettbewerbs. An dem zweistufigen Wettbewerb (Entwicklung eines Geschäftsmodells für 15-17-Jährige, schreiben eines Businessplans für 17-19-Jährige) nehmen österreichweit mehr als 2.500 Jugendliche an höheren Schulen teil. Als BusinessCoaches beraten und unterstützen JI-Mitglieder Schüler bei ihren ersten Schritten in der Geschäftswelt. Aus einigen Ideen der teilnehmenden Teams entstehen nach dem Wettbewerb sogar Startups und junge Unternehmen am realen Markt. �

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or welchen enormen Veränderungen der Lebensmittelhandel derzeit steht, erläuterte Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International AG, beim Clubabend.

letzten Jahren war die Installierung eines neuen Prozessleitsystems, um den Prozess der Rohöl-Verarbeitung zu vereinfachen. Arbeitskräfte wurden aufgrund der Umstellung jedoch nicht eingespart, wobei sich die Arbeit am ehemaligen OMV-Gelände infolgedessen hin zu mehr technischen Jobs verändert hat. �

GRUPPE 1031 Netzwerk junger Unternehmer und Führungskräfte

Erlebniseinkauf und Individualisierung überzeugen“, so Hensel. Kundenkarten und Kundenclubs sollen vermehrt genutzt werden, um über die Digitalisierung ein individuelles Angebot zu erreichen. Infos und Termine unter www.gruppe1031.at �

Der neue Megatrend heißt Regionalität und bringt typische Spezialitäten aus einzelnen heimischen Regionen in die Supermarktfilialen. Gemeinsam mit dem BioTrend gilt er als stärkstes Zugpferd in der Branche. Convenience-Produkte für den Verzehr außer Haus – „ready to go, ready to eat“ – sind ebenfalls stark im Vormarsch und dieser Trend macht auch vor dem vegetarischen bzw. veganen Bereich nicht Halt. In den Supermärkten soll in Zukunft mehr als ein reines Versorgungsprinzip realisiert werden. „Wir müssen die Kunden mit

Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International AG

Fotos: REWE International AG, Junge Industrie

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on der Wiener Lobau aus wird durch die LUKOIL Lubricants das europäische Geschäft des russischen Konzerns gesteuert und jährlich werden seit 2005 dort auch um die 30.000 Tonnen Schmierstoffe mithilfe von teilautomatisierten Maschinen verarbeitet


Junge Industrie

Ein weiteres Jahr Stillstand? 2016 wäre eigentlich für ein Jahr intensiver Regierungsarbeit prädestiniert, stehen doch bis auf die Bundespräsidenten-Wahl keine größeren Urnengänge an. Der Start war aber bereits jetzt eher etwas holprig.

einschränkend schon auch angemerkt werden

Es steht sogar zu befürchten, dass es Ende Februar

muss, dass gerade beim Amt des Bundespräsi-

nur heißen wird: Man habe doch nur vereinbart,

denten eine gewisse Erfahrung kein Nachteil ist. In

dass man ab diesem Datum darüber reden wolle,

diesem Fall scheint das Thema des biologischen

ob denn überhaupt was gemacht werden müsse…

Alters nun wirklich nicht so entscheidend zu sein

Eine Vermutung, die hoffentlich falsch sein wird.

wie anderswo – warum regt sich etwa niemand

Aber als gelernter Österreicher weiß man leider: So

Das Bild, das die große Koalition aktuell abgibt, ist

darüber auf, dass zwar die Seniorenvertreter in der

funktioniert Politik wirklich, zumindest in Österreich.

wirklich kein gutes: Die Flüchtlingskrise hat einmal

Pensionskommission sitzen, nicht aber die Jungen?

Und wohl leider auch im neuen Jahr.

mehr grundsätzliche Auffassungsunterschiede zwi-

Obwohl die mit ihren Beiträgen die aktuellen und

schen SPÖ und ÖVP ans Licht gebracht. An und

quasi über die Verschuldung die künftigen Pensionen

für sich kein Problem, die Demokratie lebt vom

finanzieren?

Kompromiss. Hierzulande übt man sich aber eher darin, solcherlei ideologische Gräben zu vertiefen,

Die schlechte Stimmung ist jedenfalls allerorts

denn sie zu überbrücken. Auch die Positionierung

spürbar, da hilft auch die von der Bundesregierung

der beiden Regierungsparteien zum Präsident-

pflichtgemäß zum Jahreswechsel bejubelte Steu-

schaftswahlkampf hat weiter dazu beigetragen.

erentlastung nichts: Kaum einer hat noch besonders

Jeder richtet jedem über die Medien aus, was sicher

viel Vertrauen in die Gestaltungsfähigkeit der Politik.

nicht geht, nicht sein kann.

Die Bundesregierung wollte diesem Vorwurf mit

Ihre

konkreter Arbeit begegnen – daher hatte man 2015 Also alles so wie immer? Von vielen Seiten hört man

einen Fahrplan festgeschrieben, mit einem Datum

aktuell genau diese Befürchtung. So sei ja auch die

zur Vorstellung der Bildungsreform und einem – eben

Kandidaten-Auswahl bei der Präsidentenwahl kein

dem 29. Februar 2016 – für eine Pensionsreform.

Zeichen für einen „Wandel“ oder für eine „Aufbruchs-

Oder eben Maßnahmen im Pensionsbereich – von

Therese Niss,

stimmung“. Das ist sicherlich nicht unrichtig, wobei

wirklichen „Reformen“ redet ja schon niemand mehr.

Bundesvorsitzende der Jungen Industrie

JI-Wintersportwochenende im Ländle

Fotos: Junge Industrie/Prantl, Silvretta Montafon - Daniel Zangerl

S

ki und Snowboard einpacken heißt es für die Mitglieder aller Landesgruppen der Jungen Industrie, denn die JI-Vorarlberg lädt von 1. bis 3. April 2016 zum JI-Wintersportwochenende nach Gaschurn in Vorarlberg. Im sportlichen Skigebiet SilvrettaMontafon (140 bestens präparierte Pistenkilometer) dreht sich alles um die Bretter, die die Welt bedeuten. Dementsprechend bietet sich mit dem „Ländle Früah Sport“ auch die Möglichkeit, bereits ab 7.30 Uhr die noch menschenleeren Pisten unsicher zu machen. Zwei Guides sorgen dafür, dass alle Teilnehmer das Skigebiet bestmöglich ausreizen können. Nach einem sportlich-spaßigen Skirennen geht es entweder wieder auf die Piste oder zum Konzert von „VolksRock‘n‘Roller“ Andreas Gabalier, der zum Saisonfinale der Silvretta Nova einheizen wird. Ein gemeinsamer Hüttenabend mit lokalen Köst-

lichkeiten darf natürlich auch nicht fehlen. Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm gibt es direkt: www.jiwintersport.jimdo.com �

Traumhafte Bedingungen und ein volles Programm warten im Montafon.

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Kommentar von außen

Das Jahr, in dem Schulden wieder salonfähig werden 2016 dürfte das Ende der Sparpolitik in Europa bringen, und das ist gar nicht gut so.

Zuwachs der Neuverschuldung beschrieben hat).

tungslosen Hasard-Politik) werden die Regierun-

Gerade Unternehmer sollten das nicht für eine gute

gen allenfalls vorhandene finanzielle Restriktionen

Nachricht halten. Denn steigende Staatsausgaben

abschütteln. Drittens: Deutschland, bisher der

Prognosen sind ja bekanntlich dann besonders

können ihnen zwar kurzfristig in Form von zusätzli-

finanzpolitische strenge Zuchtmeister der Union,

gefährlich, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen.

chen Aufträgen zusätzliche Gewinne bringen – doch

ist durch die von Frau Merkel mitverschuldete

Weswegen es sich lohnen kann, zum Jahresbe-

langfristig gefährdet jeder staatliche Schuldenexzess

Zuwanderungskrise politisch deutlich geschwächt.

ginn formulierte Vorhersagen von Journalisten,

die ökonomische Stabilität eines Landes erheblich.

Denn Deutschland braucht zur Linderung dieser

Politikern und anderen Glaskugelbetrachtern (wie

In Griechenland kann man gerade studieren, was

Krise die Kooperation ausgerechnet jener Länder,

diese hier) bis Dezember aufzuheben – das kann

das in der Praxis heißt. Und auch Österreich bewegt

die gerne das Austeritätsdiktat loswerden würden,

wenigstens ein gewisses Amusement in diesen

sich zielstrebig in genau diese Richtung.

etwa Italien, Griechenland oder auch Frankreich.

an sich ja nicht so besonders amüsanten Zeiten

Schon jetzt wird in Brüssel gut sichtbar, dass die

verschaffen. Eine Prognose freilich kann für 2016

Dass trotzdem heuer wieder die Rückkehr der

Merkel-Regierung etwa Griechenland gegenüber

gewagt werden, ohne dass die Gefahr, sich damit

meisten Staaten zur harten Droge Schulden droht,

deutlich beweglicher agiert als bisher, weil Athen

lächerlich zu machen, besonders groß wäre. Mit

ist mehreren Ursachen geschuldet.

erheblichen Einfluss darauf hat, wie breit oder

einiger Wahrscheinlichkeit dürfte 2016 nämlich das

schmal die Migrantenströme Richtung Norden aus-

Jahr werden, in dem Europa wieder beginnen wird,

Erstens: Die gegenwärtige Völkerwanderung ins

fallen. Viertens: Jede Regierung der Europäischen

ganz ungeniert Schulden zu machen, als hätte es

Herz Europas wird ganz erhebliche Kosten ver-

Union, die in den vergangenen Jahren begonnen

nie eine von übermäßiger Verschuldung ausgelöste

ursachen. Nicht nur wegen der Alimentierung der

hat, ihre jeweiligen Staatsfinanzen zu sanieren, ist

Euro-Krise gegeben. Die vor allem von Deutschlands

Zuwanderer, die ja zu einem erheblichen Teil direkt

dafür vom Wähler hart bestraft worden. Auch hier gilt: Keine gute Tat bleibt unbestraft. Daraus lernt die politische Klasse natürlich, dass es keine so gute

„Die Millionen Zuwanderer sind für Politiker eine perfekte Ausrede, wieder fröhlich auf Pump zu leben.“ Christian Ortner, freier Journalist

Idee ist, auf den Rat der schwäbischen Hausfrau zu hören. Fünftens: Die Europäische Kommission, also jene Institution, die den nationalen Regierungen hemmungslose Verschuldung untersagen sollte, hängt angeschlagen in den Seilen. Angesichts der von der Völkerwanderung ausgelösten multiplen Krisen haben die Nationalstaaten das Gesetz des Handelns wieder weitgehend an sich gerissen. Und

in die sozialen Sicherungssysteme einwandern,

ohnehin nur höchst halbherzig umgesetzte Austeri-

sondern auch wegen der nun sukzessive sichtbar

tätspolitik dürfte hingegen endgültig zu Ende gehen.

werdenden zusätzlichen Kosten für Polizei, Militär

Dem Wähler wird es vermutlich sogar gefallen, dass

(Wobei „Sparen“ ja in diesem Kontext ohnehin

und Justiz. Zweitens: Mit dem (falschen) Argument,

jetzt wieder munter Schulden gemacht werden. Und

nie geheißen hat, weniger auszugeben, als man

diese Kosten seien sozusagen höherer Gewalt

deren Kinder, die dafür werden zahlen müssen, die

einnimmt, sondern fast immer nur einen kleineren

geschuldet (in Wahrheit: einer völlig verantwor-

fragt ja niemand.

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EU auf die nationalen Budgets abnimmt.

Fotos: Ortner, istockphoto.com/DNY59

das bedeutet natürlich auch, dass der Einfluss der Finanzminister Wolfgang Schäuble betriebene und


5 Fragen

Porträt

an

Mag. Robert Lasshofer Vorstandsvorsitzender der Wiener Städtische Versicherung AG

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Warum engagieren Sie sich als Bundesvorstandsmitglied der Industriellenvereinigung? Wir müssen alle daran arbeiten, dass der Standort Österreich wieder attraktiver wird und in diesem Lande wieder eine positive Grundstimmung einkehrt. Denn diese ist die Basis dafür, dass der dringend notwendige Wirtschaftsaufschwung tatsächlich auch kommen kann. Ich denke, die Industriellenvereinigung ist eine sehr gute Plattform, um sich mit Ideen einzubringen, diese voranzutreiben und dafür zu sorgen, dass die Österreicher auch wieder ein optimistischeres Denken entwickeln können.

Foto: Wiener Städtische Versicherung AG

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Was sind die drei wichtigsten standortpolitischen Herausforderungen für das Industrieland Österreich? Wir brauchen vor allem Impulse in Forschung und Entwicklung, damit Österreich innovationsfreudiger wird. Wir müssen Vorreiter sein in der Forschung und Anwendung von Spitzentechnologien. Das heißt, wir sollten uns auf unsere Stärken besinnen: Kreativität und Mut in der Entwicklung von Ideen sowie Qualität und Verlässlichkeit in der Umsetzung. Ganz wichtig ist dafür aus meiner Sicht auch die Ausbildung. Österreich kann in einer wissensbasierten Gesellschaft nicht auf Talente verzich-

ten, die Förderung muss früh beginnen, denn Bildung wird als Standortfaktor im internationalen Wettbewerb immer wichtiger.

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Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich? Die Wiener Städtische Versicherung verbindet erfolgreich Tradition mit Innovation. Seit mehr als 191 Jahren kümmern wir uns um die Sorgen unserer Kunden. Wir bieten als Kompositversicherer Lösungen vom Kleinkind bis hin zum großen Industrieunternehmen. Als Teil des größten Versicherungskonzerns in Mittelund Osteuropa, der Vienna Insurance Group, haben wir auch die Möglichkeit, über dieses internationale Netzwerk österreichische Kunden nach Osteuropa mit innovativen Versicherungslösungen zu begleiten. Zusätzlich sind wir mit einer sehr guten Kapitalstärke ausgestattet, die uns hilft, auch schwierige Zeiten zu überstehen.

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Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren? Österreich hat eine sehr erfolgreiche Industrie, allerdings kommen auf sie – Stichwort Industrie 4.0 – große Veränderungen zu, die es aktiv zu gestalten gilt. Diese sollten nicht als Bedrohung,

sondern als Herausforderung gesehen werden. Die Chancen, die sich dadurch ergeben, übersteigen die Risiken um ein Vielfaches. Daher gehe ich davon aus, dass die heimische Industrie mit Mut diese Veränderungen angehen wird.

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Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Natürlich stehen Familie und Freunde in meiner Freizeit an oberster Stelle. Als Sportbegeisterter verbringe ich sie auch gerne mit sportlichen Aktivitäten, wobei mit zunehmendem Alter der passive Teil immer mehr an Gewicht gewinnt. �

FACTBOX Mag. Robert Lasshofer trat 1983 in die Bank Austria AG ein, wo er auch für die Union Versicherung AG tätig war. Ab 1993 fungierte er als Geschäftsführer eines Finanzvertriebsunternehmens. 1998 wurde er in den Vorstand der Donau Versicherung berufen. 1999 wurde er Vorstandsmitglied der Wiener Städtische Versicherung AG. Mit Oktober 2007 wurde ihm der Titel „Generaldirektor-Stellvertreter“ verliehen. Seit 3. August 2010 leitet er die Wiener Städtische Versicherung AG als Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor. www.wienerstaedtische.at

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Handel

Industrie in Gründerzeit und Gegenwart – Ein Plädoyer für die Wiener Börse HANDELSPLATZ Schon seit jeher bildet die Wiener Börse eine wichtige Basis für die Liquidität heimischer Unternehmen. Derzeit muss sie um ihre Renaissance kämpfen.

und den Wohlstand entwickelte. Die Abkehr von merkantiler, staatsorientierter Lenkung und die Hinwendung zu neuen Freiheiten waren das Credo der Gründerzeit. Bei der Weltausstellung 1873 in Wien, dem großen Schauplatz industrieller Erfindungen und Neuerungen, kamen fast 20

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Prozent der Aussteller bereits aus Österreich. Begleitet wurde dieses industrielle „Feuerwerk“ von dem rapiden Aufstieg der Wiener Börse zur zweitgrößten Börse Europas nach London. Industriebetriebe konnten sich auf diesem Marktplatz in kürzester Zeit jene Liquidität beschaffen, die für Forschung, Entwicklung und die serielle Fertigung benötigt wurde. Die Gründung von Aktiengesellschaften war einfach und die Aufbringung von Eigenkapital an der Wiener Aktienbörse beinahe

grenzenlos. Die Wiener Börse stieg zur Weltleitleitbörse auf.

Hohe Steuern, erdrückende Bürokratie Etwa 150 Jahre später hat sich der ordnungspolitische Rahmen für die Industrie in Österreich 2016 bipolar gedreht:

Statt fünf Prozent Spitzensteuersatz liegt dieser bei 55 Prozent, die Bürokratie ist zu einem der größten Kostentreiber für Österreichs Industrien geworden, der demografische Wandel weist sich in einem stark reduzierten Wirtschafts- und Bildungsbürgertum gleichfalls aus und die Wiener Börse ist zu einer europäischen Randbörse geschrumpft.

Renaissance der Freihandelsbewegung nötig Dies lässt sich auch mit der geringeren Größe eines Landes nicht argumentieren. Die Börse in der Schweiz weist eine Marktkapitalisierung und einen Aktienhandelsumsatz per anno aus, der 15-mal höher ist als an der Wiener Börse. Dies hilft natürlich den an der Schweizer Börse notierten Industrien, weil sie an der nun beinahe zehn Jahre andauernden Hausse gewaltig mitpartizipieren und mitwachsen konnten. In der gegenwärtigen Wirtschaftsperiode mit einem Zinssatz um die Nulllinie suchen Investoren, Fonds und Banken in ihrer „Jagd nach Renditen“ nach Einnahmen und die EZB lenkt mit der Liquiditätsschwemme die Inflation vor allem in die Börsen. Die Industrie profitiert davon und die Unternehmenswerte steigen wie von unsichtbarer Hand getrieben. Junge Aktien bringen viel Eigenkapital von der Börse und damit Working Capital für die Produktionsläufe. Eine Entwicklung, die an Österreich beinahe vollständig vorbeigelaufen ist, weil ohne ein klares Bekenntnis zum Kapitalmarkt und den ordnungspolitischen Rahmenbedingungen breite Anlegerschichten ausbleiben und damit auch neue Aktien-Emissionen. Das Ergebnis: Internationale Großkonzerne finden andere Standorte attraktiver und junge Industrien werden schnell zu Übernahmekandidaten. Eine Renaissance der Freihandelsbewegung und damit der Wiener Börse wäre für eine wachsende Industrielandschaft notwendig. Die Schweiz weist diese Kontinuität auf – auch nach 150 Jahren. Reinhard Pisec �

Foto: istockphoto.com/GlobalStock

D

ie Genesis von Österreichs Industrien ist eng mit der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jh. verbunden, der Belle Époque der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Das Fundament der Industriellen Revolution bildete das neue Wirtschafts- und Bildungsbürgertum und eine marktwirtschaftlich orientierte Freihandelsbewegung, aus der sich eine enorme Schubkraft für das Wirtschaftswachstum


Charta „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ wurde evaluiert ERGEBNIS Drei Jahre nach der Unterzeichnung der Charta „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ wurde deren Evaluierung im Dezember 2015 abgeschlossen.

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uf Bundesebene wurden vor drei Jahren 118 Maßnahmen für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf initiiert. Eine entsprechende Charta haben das Bundesministerium für Familie und Jugend, die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer Österreich, die Bundesarbeitskammer und der Österreichische Gewerkschaftsbund gemeinsam unterzeichnet. Konkret umfasst diese interne Aktivitäten, Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, Veranstaltungen, Tagungen, Wett-

bewerbe sowie Studien und die Darstellung von Best Practices.

Erfreuliche Fortschritte Die Charta ist ein Bekenntnis zu familienfreundlichen Maßnahmen in Unternehmen und Organisationen. Sie fördert den Umdenkprozesses, diese zu implementieren und auszubauen. Der nun vorliegende Evaluierungsbericht zeigt die Vielfalt an gesetzten Maßnahmen. Die Fortschritte sind erfreulich: Immer mehr Unternehmen setzen auf familienfreundliche Personalpolitik, da diese die Zufriedenheit der Beschäftigten

steigert und so einen Beitrag zum Unternehmenserfolg leistet. �

INFORMATION Evaluierungsbericht zur Charta „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ Kontakt: Melanie Eckl-Kerber m.eckl-kerber@iv-net.at Katharina Kling k.kling@iv-net.at

Web-Tipp:

www.iv-net.at/d4839

com.sult 2016 MORE-Projekt für Flüchtlinge

Fotos: Create Connections, istockphoto.com/BraunS

I Bereits zum 13. Mal fand der Wiener Kongress „com. sult“ im Haus der Industrie statt. Auch heuer wurde wieder der „Golden Arrow“-Award verliehen „an Menschen, die außergewöhnliche Ideen realisieren und Visionen umsetzen – kurz: das Unmögliche möglich machen“, so der Initiator David Ungar-Klein (Bild re.). Preisträger 2016 (v.l.n.r.): Mohamed ElBaradei (ehemaliger IAEA-Präsident und Friedensnobelpreisträger), Mario Monti (ehemaliger Ministerpräsident Italiens), Markus Rogan, Dan Shechtman (Nobelpreisträger Chemie) und Günther Fehlinger

m Herbst 2015 startete die Österreichische Universitätenkonferenz (uniko) die Initiative MORE. MORE ermöglicht Asylwerbern sowie Asylberechtigten den kostenlosen Besuch von Lehrveranstaltungen an Hochschulen. Derzeit sind alle 21 Universitäten an der Initiative beteiligt und insgesamt 728 Personen als MORE-Studierende inskribiert. Die Hochschulen stellen ein breites Angebot an Lehrveranstaltungen über alle Disziplinen zur Ver-

fügung. Die IV fungiert dabei neben Organisationen wie beispielweise Caritas, Diakonie und der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) als Projektpartner und unterstützt die Initiative mit „Semesterpaketen“ für Transportkosten und Lehrmaterialien. �

INFORMATION Weitere Informationen finden Sie unter:

Web-Tipp:

http://uniko.ac.at/projekte/more

Februar 2016 | iv-positionen

13


Wissensfabrik

Nachwuchs für das Forscherland Österreich WISSENSFABRIK Begeisterung für Naturwissenschaft und die Freude am Forschen beginnen im Klassenzimmer. Eine entsprechende Förderung trägt ihren Teil dazu bei.

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Österreichweit 200 Bildungsprojekte Um dieses – für den Wirtschaftsstandort Österreich so wichtige – Ziel zu erreichen, unterstützt die Wissensfabrik seit 2011 Bildungsinitiativen im Bereich MINT, Wirtschaft und Sprachentwicklung für Kinder. Man setzt dabei direkt in den Schulen an: bei den Pädagogen und Schülern. Beginnend bereits beim Kindergarten über die Volksschule bis hin zur Matura werden Kinder und Jugendliche im Unterricht durch innovative Projekte für Wissenschaft und Forschung begeistert. Schon jetzt laufen rund 200 Bildungsprojekte österreichweit, darunter 110 Bildungspartnerschaften.

Österreichs Industrie profitiert Gemeinsam mit den Mitgliedunternehmen und den Partnerinstitutionen hat die Wissensfabrik dafür ein umfassendes Paket geschnürt, darunter Schulungen für Pädagogen, spannende Technik-Workshops, eigens entwickelte Unterrichtsma-

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terialien, Spiele und Wettbewerbe sowie Infoveranstaltungen. „So können die Kinder einen innovativen und anschaulichen Unterricht erleben, der die Freude am Forschen und am technischen Arbeiten weckt“, berichtet Wissensfabrik-GF Veronika Kotzab. Die beiden Leuchtturmprojekte der Wissensfabrik zeigen, wie erfolgreich die Zusammenarbeit läuft: Die Experimentierkiste „NaWi – geht das?“ liefert alle Hilfsmittel, die Schulkinder brauchen, um kindgerechte Antworten auf Fragen aus der Welt der Naturwissenschaften zu bekommen. Die Themen Wasser, Luft und Lebensmittel stehen dabei im Fokus. Um Bau-, Fahrzeug- und Elektrotechnik geht es beim anderen Leuchtturmprojekt „KiTec – Kinder entdecken Technik“: Durch praktisches Sägen, Hämmern und Feilen begreifen die Kinder physikalische Zusammenhänge und entwickeln Kreativität. Lehrer erhalten vorab von der Wissensfabrik das nötige Rüstzeug für den Unterricht. „Unsere wissenschaftlich begleiteten und am heimischen Lehrplan orientierten Projekte kommen nur mit der entsprechenden

Schulung der Lehrerinnen und Lehrer in die Klassenzimmer“, betont Kotzab.

Unternehmen als Partner mit an Bord Bei ihrer Arbeit zieht die Wissensfabrik an einem Strang mit Mitgliedunternehmen wie Bank Austria, BASF Österrreich GmbH, Berndorf Privatstiftung, Boehringer Ingelheim RCV, Henkel Central Eastern Europe GmbH, Industriellenvereinigung, Kapsch AG, Miba und Robert Bosch AG. �

FACTBOX Die Wissensfabrik ist mit rund 200 Bildungsprojekten österreichweit an Schulen vertreten – darunter 110 Bildungspartnerschaften von sechs der Mitgliedunternehmen. Im Schuljahr 2014/15 wurden knapp 100 Lehrer von 62 Schulen geschult und an einen erlebnisreichen und forschungsintensiven Unterricht herangeführt; mehr als 150 Kinder haben an einem direkt von der Wissensfabrik gestalteten Workshop teilgenommen. Veronika Kotzab; Email: vk@wissensfabrik.at www.wissensfabrik.at www.facebook.com/wissensfabrik.at

Fotos: Kotzab

eute und auch in Zukunft brauchen Österreichs Unternehmen top ausgebildete Mitarbeiter in Naturwissenschaft und Technik. Interesse und Begeisterung für jene Fachbereiche beginnen meist im Kindesalter, Talente machen sich früh bemerkbar – und sollten dann entsprechend gefördert werden. In enger Zusammenarbeit mit heimischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen leistet die Wissensfabrik dazu einen wertvollen Beitrag. „Ziel unserer Arbeit ist es, junge Menschen für das technische und naturwissenschaftliche Knowhow der Zukunft zu interessieren und zu begeistern – und damit die Basis für qualifizierte Mitarbeiter und Forscher der Zukunft zu legen“, so die Geschäftsführerin der Wissensfabrik – Unternehmen für Österreich, Veronika Kotzab.


TTIP

TTIP – regional und global VERANSTALTUNG Das geplante Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA bringt Vorteile und Herausforderungen auch für den Agrarsektor. Welche das sind, wurde Ende Jänner im Haus der Industrie intensiv diskutiert.

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ransatlantic Trade and Investment Partnership, kurz TTIP – eine Bezeichnung, die für eine engere wirtschaftliche Vernetzung von zwei der weltgrößten Wirtschaftsräume steht. Während Befürworter den unmittelbaren Nutzen für Unternehmen in der Beseitigung finanzieller und bürokratischer Handelshemmnisse sehen, fürchten Gegner um Europas Sozial- und Lebensmittelstandards. Letzteres beschäftigt vor allem den Agrarsektor und die Lebensmittelindustrie, da Regionalität gerade in Österreich als wichtiges Qualitätsmerkmal gilt. Aber kann das in einem internationalen Markt überhaupt funktionieren?

Regionale Qualität im globalen Rahmen Bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Industriellenvereinigung (IV) und der Imprint Analytics GmbH am 26. Jänner stand die Aufrechterhaltung eben jener regionalen Qualität unter neuen Rahmenbedingungen im Vordergrund. Einem interessierten Publikum boten sich spannende Impulsvorträge, darunter jener von Umwelt- und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter. Zuvor

Foto: IV/Prantl

INFORMATION Web-Tipp:

www.wahrheitueberttip.at

beleuchtete Bernd Bodiselitsch, Geschäfts- mischen Agrarmarktes mit den USA, wo führer von Imprint Analytics GmbH, das sich österreichische Agrarprodukte größter Thema der globalen Sicherung regionaler Beliebtheit erfreuen. „Die USA sind nach Qualitätsmarken. Andreas Liegenfeld, Ob- Europa Österreichs wichtigster Agrarexmann Regionales Weinkomitee Burgen- portmarkt. Gerade die Alleinstellungsland und Landesrat a.D., schilderte anhand merkmale, die wir uns erarbeitet haben, des Beispiels burgenländischen Weines die eröffnen uns Chancen am US-Markt“, hob Erfolgsgeschichte einer regionalen „Die USA sind nach Europa Österreichs wichtigster Marke auf der Agrarexportmarkt. Gerade die AlleinstellungsWeltbühne. Und merkmale, die wir uns erarbeitet haben, eröffnen auch die US-amerikanische Sicht uns Chancen am US-Markt.“ der Dinge wurde Andrä Rupprechter, Bundesminister für Land-, Forst-, Umwelt- und Wasserwirtschaft nicht außen vor gelassen. Kelly Stange, Botschaftsrätin für Landwirtschaft an der Minister hervor. Entscheidend sei daher der US-Botschaft Berlin, vermittelte einen die konkrete Ausgestaltung von TTIP, denn Eindruck über die Perspektive US-ameri- „wir in Europa müssen auch weiterhin defikanischer Agrarproduzenten und welche nieren, nach welchen Standards produziert Chancen diese in einer Vereinfachung des wird – das ‚right to regulate‘ muss erhalten transatlantischen Agrarhandels sehen. bleiben.“ Wichtige Kernthemen blieben der Schutz geografischer Herkunftsangaben, USA zweitwichtigster Agrarexportmarkt wie es im europäischen Recht vorgesehen Auch Bundesminister Andrä Rupprechter sei. In einigen Verhandlungspunkten müsbetonte in seinem abschließenden Vortrag se daher noch das Einvernehmen mit den die Vorteile eines gut verhandelten transat- USA gesucht und auch die Bevölkerung so lantischen Abkommens: „Wir haben großes intensiv wie möglich in die EntscheidungsInteresse an offenen Märkten. Ich stehe findung eingebunden werden. Der Faktor daher einem transatlantischen Abkommen Zeit sei hier weniger entscheidend als die im Bereich des Handels offen gegenüber.“ Qualität des Abkommens, die am Ende Dies ergebe sich nicht zuletzt aus der be- stimmen müsse, um beiden Seiten Vorteile reits jetzt sehr engen Verflechtung des hei- zu bringen. �

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Veranstaltungen

Standortstrategie Leitbetriebe AUSBLICK In einem Meeting zwischen Vertretern der Regierung und der Leitbetriebe wurden die strategischen Prioritäten für 2016 besprochen.

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urz vor Weihnachten und ein Jahr nach der Präsentation der „Leitbetriebe Standortstrategie“ fand ein High-Level-Meeting von Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Finanzminister Hans Jörg Schelling, IV-Präsident Georg Kapsch und den CEOs der IV-Plattform für Leitbetriebe statt. Im Fokus des Meetings standen die Bewertung des bisherigen Umsetzungsstandes und ein Ausblick auf die Prioritäten im Jahr 2016. Die anwesenden CEOs bestätigten die Einschätzung der Regierungsvertreter, dass zahlreiche standortstärkende Maßnahmen der letzten Monate auch auf die Empfehlungen der Standortstrategie zurückgehen. Insbesondere die Senkung der Lohnnebenkosten, die Erhöhung der Forschungsprämie oder die Einleitung der Bildungsreform finden ihr Fundament in dem Strategiepapier, das im Jahr 2014 unter direkter Einbindung von über 40 CEOs entstanden war. Auch der unter Federführung des BMWFW etablierte „Umsetzungsmonitor“ wies erste Umsetzungserfolge aus.

Dennoch bleibt die Erwartungshaltung der Leitbetriebe hoch. Wie das Meeting zeigte, muss die Umsetzung konsequent fortgesetzt werden, um tatsächlich eine Trendumkehr bei der Standortattraktivität zu erreichen und verstärkt Investitionen der Unternehmen auszulösen. Die IV tritt daher für eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Standortstrategie unter direkter Einbindung der Leitbetriebe-CEOs ein, ebenso ist ein „Standortboard Leitbetriebe“ als politisches Beratungsorgan einzurichten. Die Anwesenden unterstrichen, dass die kommenden Umsetzungsschwerpunkte bei

modernen Arbeitszeitmodellen, dem Bürokratieabbau und weiterer Kostenreduktion, der Umsetzung und Erweiterung der eingeleiteten Bildungsreform, dem Schutz der energieintensiven Industrie und der Nutzung der Chancen durch Digitalisierung der Wirtschaft liegen müssen. �

INFORMATION Wolfgang Haidinger w.haidinger@iv-net.at

Web-Tipp:

www.iv-net.at/leitbetriebe

IST Austria-Campus wächst weiter as Lab Building West wurde im Beisein von Generalsekretär Christoph Neumayer und Vize-Generalsekretär Peter Koren am 1. Dezember 2015 feierlich eröffnet.

V.l.n.r.: Michael Sixt (Vizepräsident des IST Austria), Haim Harari (Vorsitzender des Executive Committee), Tom Henzinger (Präsident des IST Austria), Christoph Neumayer (IV-GS), Peter Koren (IV-Vize-GS), Georg Schneider (Managing Director des IST Austria)

16 iv-positionen | Februar 2016

Mit dem Lab Building West wurde das fünfte und bislang größte Gebäude am Campus des Institute of Science and Technology Austria (IST Austria) in Klosterneuburg seiner Bestimmung offiziell übergeben. Das Gebäude ist für die experimentelle Forschung in Physik und Chemie sowie für die theoretische Forschung durch bis zu 300 Wissenschaftlern in 30 Forschungsgruppen ausgelegt. Mit dem Lab Building West vergrößert sich die Bandbreite der Forschung, die am IST Austria betrieben wird. Eine auf zwei Geschoßen gelegene „Nanofabrication facility“ wird Ende 2016 den Betrieb aufnehmen. In diesem Reinraum werden hochsensible Materialien und Geräte frei von Verunreinigungen gefertigt, um beispielsweise völlig neue Wege der Informationsverarbeitung in Computern zu untersuchen.

Konkrete Maßnahmen zum Technologietransfer Mit der Entwicklung erster Lizensierungsprojekte, kooperativer Forschungsprojekte und der Einrichtung eines transferorientierten Fellowship-Programms wurden erste konkrete Maßnahmen zum Aufbau des Technologietransfers aus dem IST Austria gesetzt. Weiters entwickelt IST Austria gemeinsam mit Ecoplus, der Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, einen Technologiepark in direkter Nachbarschaft zum zentralen Gebäudering des Campus. Damit soll forschungsintensiven Unternehmen, Startups und Spinoffs eine Möglichkeit eröffnet werden, direkt an das IST Austria mit seiner Top-Forschungsinfrastruktur anzudocken. �

Fotos: BMWFW/Michele Pauty, IST Austria

D


Automobilimporteure

Zehnte Vienna Autoshow JUBILÄUM Auch 2016 hat der Arbeitskreis der Automobilimporteure in Zusammenarbeit mit der Reed Exhibitions die Vienna Autoshow veranstaltet. Schauplatz des Geschehens für alle Automobilinteressierten war einmal mehr die Messe Wien.

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eit sie 2004 auf Initiative des Sprechers der Automobilimporteure Felix Clary ins Leben gerufen wurde, hat sie sich zur größten und beliebtesten Publikumsmesse Österreichs entwickelt. Auch heuer strömten wieder 150.000 Besucher aufs Messegelände.

Fotos: Roman Zach-Kiesling

Preview-Tag und Pressekonferenz mit Umweltminister Rupprechter Bereits einen Tag vor der offiziellen Öffnung fanden sich die Branchenvertreter und Journalisten ein, um einen Vorabblick auf die Neuheiten zu werfen. Am Vormittag präsentierte die Statistik Austria traditionell im Rahmen der Eröffnungs-Pressekonferenz die Neuzulassungszahlen von 2015. Mit knapp 309.000 Pkw konnte nach einem deutlichen Minus im ersten Halbjahr,

zurückzuführen vor allem auf die flaue Konjunktur und die Unsicherheiten in Bezug auf die Steuerreform, am Ende noch ein Plus von 1,7 Prozent erzielt werden.

Schwerpunkt Innovation Die Automobilindustrie ist hoch innovativ – das wurde sehr schnell deutlich, wenn man sich in den Hallen der Vienna Autoshow, die anschließend an die Pressekonferenz zum exklusiven Preview geöffnet wurden, umsah. Die großen Zukunftsthemen der Automobilbranche: Digitalisierung, Automatisierung, Vernetzung und alternative Antriebe. Der Fortschritt ist rasant und die Automobilindustrie investiert Milliarden in Forschung und Entwicklung. Dennoch gibt es gerade im Bereich der Elektromobilität enormen Handlungsbedarf seitens der Politik. Hier fordern die Automobilimporteure vor allem eine bundeseinheitliche Förderung von Elektro- und Hybridautos sowie Vorteile im Straßenverkehr für diese Fahrzeuge, wie beispielsweise die Öffnung von Busspuren.

Verkehrssprecher der ÖVP, beim gemeinsamen Rundgang. Und das zu Recht: Auf der Vienna Autoshow ist alles zu sehen, was der Markt gegenwärtig zu bieten hat. Das bestätigt auch Arbeitskreis-Geschäftsführer Christian Pesau: „Für die österreichischen Automobilimporteure ist die Vienna Autoshow DER Impulsgeber für das neue Autojahr. Hier signalisieren die Hersteller die kommenden Trends und präsentieren alle Innovationen. Die Begeisterung der Besucher für das Thema „Auto“ ist weiterhin ungebrochen. Das zeigt deutlich den Stellenwert auf, den das Auto bei den Österreicherinnen und Österreichern einnimmt. Die zehnte Ausgabe der Vienna Autoshow war wieder ein voller Erfolg“. �

Felix Clary, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure

Die Automobilimporteure warnen allerdings davor, den Dieselmotor plötzlich als Klimakiller hinzustellen und dabei zu vergessen, dass der Diesel zur Erreichung der CO2-Vorgaben ab 2020 (95 g/km) unverzichtbar ist.

V.l.n.r.: Begeistert: ÖVP-Verkehrssprecher Andreas Ottenschläger und Umweltminister Andrä Rupprechter

Sichtlich beeindruckt vom Angebot der Automobilimporteure zeigten sich sowohl Bundesminister Rupprechter als auch Abg.z.Nr. Andreas Ottenschläger,

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Vorarlberg

Vom Mittelmaß zur Exzellenz VISIONÄR IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg stellte auf dem Neujahrsempfang eine Strategie für ein wettbewerbsfähiges, lebenswertes Industrieland Vorarlberg vor und erntete dafür breite Zustimmung.

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orarlberg ist ein sehr attraktiver Lebensraum mit einer sehr starken Industrie. Das Land hat sich österreichweit die letzten Jahrzehnte sehr positiv entwickelt, international gesehen hat Vorarlberg aber an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Um seine Rolle als Wirtschafts- und Wohlstandsmotor in Vorarlberg weiterhin wahrnehmen zu können, muss sich der Industriestandort hier vor Ort den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts dringend annehmen.

Fundierte Vorbereitung

IV-Vorarlberg Präsident Martin Ohneberg stellte in seiner Neujahrsansprache die neue Standortstrategie vor.

werbsfähiges, lebenswertes Industrieland Vorarlberg, zu erreichen (siehe Abbildung S. 19). „V INNOVATIVE“, „V INTELLIGENT“ und „V CON„Die industriepolitischen Rahmenbedingungen NECTED“ – Das heißt: Durch innovative, intelam Standort Vorarlberg sind heute – interligente und vernetzte national gesehen – Mittelmaß. Mit mutigen Initiativen kann der InInitiativen im Land kann aber Exzellenz dustriestandort an die internationale Spitze erreicht werden.“ und damit vom MittelIV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg maß zur Exzellenz gemarks erhoben, Trends ermittelt und führt werden. Ausgehend von den strateerfolgreichere Regionen unter die Lupe gischen Stoßrichtungen wurden in weiterer genommen. Herausgekommen ist eine Folge 35 operationalisierte Maßnahmen der größten Untersuchungen des Indus- als Handlungsempfehlung abgeleitet. triestandortes Vorarlberg, die es je gab. Das Ergebnis der umfangreichen Ana- Die Komfortzone verlassen lysen war für IV-Vorarlberg-Präsidenten Neben dem visionären Charakter der Martin Ohneberg eindeutig: „Die indus- Maßnahmen ist eine weitere Besondertriepolitischen Rahmenbedingungen am heit, dass sie alle umgehend im BundesStandort Vorarlberg sind heute – interna- land Vorarlberg umsetzbar sind. Zu lange tional gesehen – Mittelmaß. Mit mutigen habe man auf Bewegung in Brüssel und Initiativen im Land kann aber Exzellenz Wien gewartet. Es sei nun an der Zeit, die erreicht werden.“ Komfortzone zu verlassen und vor Ort noch aktiver tätig zu werden, so Martin Ohneberg, der alle Akteure und EntscheiDie Strategie Drei strategische Stoßrichtungen wur- der zur Mitarbeit einlädt, um gemeinsam den identifiziert, um das Ziel, ein wettbe- die Zukunft Vorarlbergs zu gestalten. Die

18 iv-positionen Vorarlberg | Februar 2016

Industriellenvereinigung werde jedenfalls eine aktive Rolle einnehmen und ein gemeinsames Agieren vorantreiben.

Positive Reaktionen Die ambitionierte Strategie samt den 35 eingeforderten Maßnahmen stieß auf breite Zustimmung. Die Gäste des Neujahrsempfangs zeigten sich sehr positiv, viele sicherten ihre Unterstützung und Mitarbeit zu, viele weitere Gratulationen per Mail und Telefon aus allen Bereichen der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft folgten. Auch Landeshauptmann Wallner sagte medial seine Unterstützung zu. Der Startschuss ist getan, nun geht es an die Umsetzung! �

INFORMATION Die Strategie „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ ist auf der Website der Industriellenvereinigung Vorarlberg unter www.iv-vorarlberg.at herunterladbar und kann auch unter iv.vorarlberg@iv-net.at postalisch bestellt werden. Industriellenvereinigung Vorarlberg | Competence Center Rheintal | www.iv-vorarlberg.at Millennium Park 4, 6890 Lustenau | Tel. +43 5577 63030-0 | Fax +43 5577 63030-6

Vom Mittelmaß zur EXZELLENZ STRATEGIE FÜR EIN WETTBEWERBSFÄHIGES, LEBENSWERTES INDUSTRIELAND VORARLBERG

Foto: Dietmar Mathis

Aus diesem Grund stellte sich die Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg der Herausforderung und machte sich intensive Gedanken über Initiativen zur Weiterentwicklung des Standorts. 26 Interviews mit Experten und Entscheidungsträgern wurden geführt, bestehende Konzepte analysiert, Bench-


Foto: xxxxxxxxx

Vorarlberg

Februar 2016 | iv-positionen Vorarlberg

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Vorarlberg

VORARLBERG

IV-Neujahrsempfang im Zeichen der Industriestrategie IV-NETZWERK Zahlreiche Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft folgten der Einladung der IV-Vorarlberg zum Neujahrsempfang am 11. Jänner 2016.

V.l.n.r.: Hubert Rhomberg (Rhomberg Bau), Gerald Fleisch (Krankenhausbetriebsgesellschaft) und Christof Germann (illwerke vkw)

Fotos: Dietmar Mathis

Ü

ber 400 Gäste in der Hohenemser Otten Gravour bedeuteten Besucherrekord für das traditionelle Netzwerktreffen der Vorarlberger Industrie zu Jahresbeginn. Zahlreiche Wirtschaftstreibende, fast die gesamte Landesregierung mit LH Markus Wallner und LStH Karlheinz Rüdisser, Abgeordnete aus allen Parlamenten, die Spitzen der Sozialpartner, Bürgermeister und IV-Netzwerkpartner folgten der Präsentation der neuen IV-Standortstrategie „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“, die für den ausklingenden Abend bei kulinarischen Köstlichkeiten und guten Getränken für genügend Gesprächsstoff sorgte. �

Die Gastgeber v.l.n.r.: Präsident Martin Ohneberg (Henn), GF Mathias Burtscher und die Vizepräsidenten Dieter Gruber (Rondo) und Bernhard Ölz (Meisterbäcker Ölz)

V.l.n.r.: Ludwig Summer (illwerke vkw), Paul Senger-Weiss (Gebrüder Weiss), Herbert Blum (Julius Blum), Michael Loacker (Loacker Recycling)

Bgm. Kurt Fischer (Lustenau) und Alexandra Meusburger (Fein-Elast) V.l.n.r.: Walter Intemann (Rezi) und Bundes-IV-Vizepräsident Hubert Bertsch (Bertsch Holding)

V.l.n.r.: Günther Lehner (Alpla) und Roman Rauch (Rauch Fruchtsäfte)

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V.l.n.r.: Spartenobmann Georg Comploj (Getzner, Mutter & Cie) und Heinz Hämmerle (Hämmerle und Vogel)

V.l.n.r.: Thomas Lorünser (Photeon), Landeshauptmann Markus Wallner und Bernhard Ölz (Prisma)


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