DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M
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774.277 ARBEITSSTUNDEN…
…mussten heimische Unternehmen 2014 für gesetzlich vorgeschriebene statistische Meldepflichten aufwenden. Österreich braucht dringend Bürokratieabbau und Verwaltungsreform.
Gastkommentar von Julia Ortner: Hauptsache, wir alle sind Reformer Seite 10
Interview: Spanischer Staatssekretär für Wirtschaft & Handel Jaime García-Legaz Seite 13
Vorarlberg: Martin Ohneberg neuer IV-Vorarlberg-Präsident Seite 20
European Business Summit 2015: Europe 4.0 – Europas digitale Zukunft KONFERENZ „Europe 4.0 – Delivering a vision for the future of Europe“ fand heuer bereits zum 15. Mal der alljährliche European Business Summit in Brüssel statt. Im Zentrum standen diesmal Auswirkungen und Vorteile der Digitalisierung.
INFORMATION Paul Trompisch p.trompisch@iv-net.at
Web-Tipp:
www.ebsummit.eu
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2025 erwirtschaften. „Aber nur, wenn wir bereit für die digitale Transformation sind. Wir müssen die Digitalisierung aller Sektoren vorantreiben, denn wir können es uns nicht leisten, im globalen Wettbewerb zurückzubleiben“, betonte Markus Beyrer, Generaldirektor von BUSINESSEUROPE.
Breitbandinvestitionen stärken Die Strategie für einen digitalen Binnenmarkt wurde von den Industrievertretern generell positiv aufgenommen, doch bleibt sie in vielen Bereichen zu vage, um die vollständigen Auswirkungen abzuschätzen. Klar ist, dass es noch zahlreiche Hindernisse auf dem Weg zur erfolgreichen Digitalisierung Europas gibt. Europa ist die einzige große Volkswirtschaft, deren Pro-Kopf-Investitionen in Breitband in den letzten Jahren rückgängig waren. Insgesamt ist die Investitionstätigkeit auf dem niedrigsten Niveau seit 20 Jahren und vielen Unternehmen fehlt es an Vertrauen in digitale Technologien. EU-Kommissarin El bieta Bie kowska unterstrich im Zuge eines Panels zum Thema Industrie 4.0, dass die Formulierung der digitalen Binnenmarkt-Strategie und die Priorisierung der Digitalisierung seitens der Kommission die richtigen ers-
ten Schritte seien, „aber die harte Arbeit, nämlich die zeitnahe Umsetzung der Maßnahmen, beginnt erst jetzt“. Georg Kopetz, Mitgründer und Vorstandsmitglied des österreichischen Unternehmens TTTech, einem Mitglied der IV, nahm ebenfalls an diesem Panel teil. Er sehe durchaus Potenzial für europäische Firmen, Innovationsführer zu werden: „Industrie 4.0 kann zur einer neuen Innovationskultur führen, in der wahres Unternehmertum mit Mut zu neuen Technologien und Geschäftsmodellen stark nachgefragt wird.“ Doch dazu brauche es europaweit harmonisierte und klare Rahmenbedingungen für die Nutzung von Big Data, besseren Zugang zu Kapital und eine hochmoderne Infrastruktur. Kopetz warnte zudem vor europäischem Silodenken: „Industrie 4.0. ist ein europäisches und auch transatlantisches Thema der strategischen Zusammenarbeit zwischen führenden Industrieunternehmen und jüngeren Wachstumsunternehmen.“ Rund 2.300 Teilnehmer verfolgten über 20 Podiumsdiskussionen und zahlreiche Expertengespräche mit insgesamt 155 Vortragenden, darunter auch zehn EU-Kommissare und EU-Parlamentspräsident Martin Schulz.
Foto: European Business Summit
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as muss getan werden, um von den Vorteilen der Digitalisierung zu profitieren und Europa wettbewerbsfähig zu halten? – Darüber diskutierten vom 6. bis 7. Mai in Brüssel politische Entscheidungsträger mit Vertretern des öffentlichen und privaten Sektors. Im Hinblick auf die am 6. Mai von der europäischen Kommission veröffentlichte Strategie für einen digitalen Binnenmarkt widmete sich die zweitägige High-Level-Konferenz der digitalen Zukunft Europas. Die fortschreitende Digitalisierung verändert die globale Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig und hat weitreichende Auswirkungen auf Europas Wettbewerbsfähigkeit. Die erfolgreiche Umsetzung des europäischen digitalen Binnenmarktes und die vollständige digitale Transformation der Industrie könnten rund 3,8 Mio. Arbeitsplätze schaffen und 1,25 Mrd. Euro bis
Editorial
Verwaltungsvereinfachung und Bürokratieabbau jetzt! Die Fortschreibung des Status quo ist ein Klotz am Bein von Wachstum und Beschäftigung in Österreich.
krete Wirkungsziele eingesetzt. Die Erzielung von Vereinfachungsgewinnen wird dabei durch die Systemmechanismen „bestraft“. Die Verwaltung muss nach Vorbild der Haushaltsrechtsreform des Bundes gesamthaft „outputorientiert“
Wer in Österreich kundig über die Verwaltung sprechen will, sollte ausreichend
gestaltet werden. Beim Finanzausgleich sollten neben der Transferentflechtung
historisches Wissen mitbringen. So hatte Kaiserin Maria Theresia vor mehr als
zwischen den Gebietskörperschaften auch moderne neue Steuerungselemente
250 Jahren dekretiert, dass kein Bürger mit seinem Ochsenkarren länger als
eingeführt werden. Derzeit ist es für den Bund im Rahmen von Finanzausgleichs-
einen Tag zu seinem Gericht brauchen sollte. Die Ochsenkarren gibt es nicht
verhandlungen häufig nicht nachvollziehbar, welche Ressourcen die Länder für
mehr, dafür aber noch immer eine Menge Bezirksgerichte. 2014 gab es immer
die Erfüllung von Aufgaben tatsächlich benötigen.
noch 116 davon. Anderes Beispiel: Österreichs Bezirkshauptmannschaften wurden von Kaiser Franz Joseph I. per kaiserlicher Entschließung 1849 einge-
Wie wird gearbeitet? Auch in der Verwaltung kommt es auf die handelnden
richtet. Daran wurde nicht gerüttelt – im Gegensatz zu Deutschland mit seiner
Menschen an. Es braucht eine weitreichende Reform des Dienstrechts und
Kreisreform. Die Zusammenlegung von Bezirken ist bis heute – mit Ausnahme
des Personalmanagements. Wir haben in Österreich bei Bund, Ländern und
Steiermark – ein Tabu-Thema.
Gemeinden noch immer 36 Dienstrechte. Der klassische Beamte muss sich zum „Public Manager“ weiterentwickeln können. Die öffentliche Verwaltung
Das alles dürfen und können wir uns heute nicht mehr leisten. Österreichs hy-
soll ein attraktiver, konkurrenzfähiger Arbeitgeber sein, der interessante und
pertrophe Verwaltung ist ein schwerer Klotz am Bein des Standortes geworden.
herausfordernde Karrieremöglichkeiten anbieten kann und „durchlässig“ zum
Unternehmen leiden unter einer Vielzahl sinnloser Auflagen und Regulierungen,
privaten Sektor ist.
was ihre Wettbewerbsfähigkeit schwächt und negative Folgen für die Beschäftigung im Land hat. Dass die Regierung nun in einen Reformdialog über die
Die Aufgaben für die Verwaltungsreform sind klar definiert. Je früher sie kommt,
Zukunft der Verwaltung eintritt, ist so überfällig wie grundsätzlich erfreulich.
desto eher kann sie als Turbo für den leidgeprüften Standort wirken. Wir brau-
Wichtig ist, dass dabei etwas herauskommt. Dafür ist es notwendig, die richtigen
chen jetzt eine Verwaltungsreform, die diesen Namen auch verdient. Zeit für
Antworten auf drängende Fragen der Verwaltungsreform zu geben. Zum Beispiel:
(längst überfällige) Taten!
Wer regelt was? In wichtigen Aufgabenbereichen sollte eine bundeseinheitliche Gesetzgebung hergestellt werden, welche die Interessen der Regionen entsprechend berücksichtigt. Die Gesetzgebungskompetenz in den Bereichen Gesund-
Ihr
heit, Bauordnung, Pflichtschulen, Energie, Umweltschutz und Jugendschutz muss vom Land zum Bund übergehen. Topografische und andere regionale Unterschiede können auf Gemeindeebene berücksichtigt werden. Wer bewirkt was? Generell wird die Steuerung von Verwaltungsprozessen in Österreich zu „inputorientiert“ vorgenommen. Budgetmittel werden ohne kon-
Christoph Neumayer, Generalsekretär
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Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: positionen@iv-net.at, Homepage: www.iv-net.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Robert Albrecht, BA. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Mag. Gernot Pagger, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann.
Foto: IV
Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen.
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Coverstory
Mission possible: Verwaltung reformieren! BEWEGUNG Der für Ende Juni angekündigte Reformdialog der Bundesregierung muss Startschuss für eine echte Verwaltungsvereinfachung und einen Bürokratieabbau sein. Die IV zeigt auf, was eine moderne Verwaltung leisten muss – und welche Absurditäten wir uns nicht mehr leisten können.
„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in diversen Arbeitsgruppen zwar tragfähige Konzepte entwickelt, diese aber anschließend leider nie umfassend umgesetzt wurden.“ IV-Präsident Georg Kapsch
sparungspotenzial, zeigen Erhebungen von EcoAustria. Wenn sich alle Bundes-
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länder in den größten Ausgabenbereichen jeweils am effizientesten Bundesland orientieren würden, könnte Österreich Kosten im Ausmaß von 1,5 bis 1,6 Prozent des BIP sparen – das entspricht rund 4,6 Mrd. Euro. Durch eine umfassende Gebietsreform könnte längerfristig bis zu einer Milliarde Euro eingespart werden. Selbst der Verfassungsgerichtshof hatte in einer Entscheidung im Oktober 2013 festgestellt: „Es gib kein Recht auf ungestörte Existenz von Gemeinden.“
Standort leidet unter Verwaltung Dass Österreichs Verwaltung zu teuer ist, dokumentiert auch der Vergleich mit anderen EU-Staaten: Hierzulande liegen die Ausgaben für die öffentliche Hoheitsverwaltung mit 1.315 Euro pro Kopf kauf-
Fotos: IV, istockphoto.com/_ba_
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und 1,1 Mrd. Euro will die Bundesregierung zur Gegenfinanzierung der Steuerreform in der Verwaltung einsparen, 700 Mio. Euro davon im Bund. Doch in Österreichs Verwaltung steckt viel mehr Ein-
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kraftbereinigt um knapp 400 Euro über dem EU-Durchschnitt – und um knapp 340 Euro über dem Durchschnitt der alten EU-Mitgliedstaaten. Daraus ergibt sich für Österreich ein Einsparungspotenzial in der Hoheitsverwaltung von einem Prozent des BIP. Auch das WIFO geht – selbst unter Berücksichtigung der Kostennachteile von Österreich als kleinem Land – von einer theoretischen Leistungseffizienzreserve in der Hoheitsverwaltung im Vergleich zu den anderen EU-Staaten von bis zu einem Prozent des BIP aus. „Die Einrichtung der Aufgaben- und Deregulierungskommission ist ein guter erster Schritt, der schon viel früher erfolgen hätte müssen. Vor allem müssen die Ergebnisse im Interesse des
Standortes auch umgesetzt werden“, so IV-Präsident Georg Kapsch. Eindeutig Hauptleidtragender einer ausufernden, teuren Verwaltung ist der Standort Österreich. Eine Unternehmensgründung dauert in Österreich im Durchschnitt laut Weltbank 22 Tage und umfasst acht Verfahrensschritte. In den Niederlanden sind dies nur vier Tage und vier Verfahrensschritte. Die österreichischen Unternehmen müssen im Durchschnitt 166 Stunden pro Jahr für Steuererklärungen aufwenden – und das bei einer gesamten Steuerbelastung (inklusive Lohnsummen- und Produktionsabgaben) von 52 Prozent des Gewinns. In der Schweiz sind es 63 Stunden – bei einer gesamten Steuerbelastung von 29 Prozent des Gewinns.
„Strukturreformen müssen in Angriff genommen werden – Entbürokratisierung stellt einen Schlüsselfaktor bei der Stärkung und nachhaltigen Sicherung des Standortes dar.“ Plattform-Sprecher Günter Stummvoll
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Coverstory
Schwerer Verwaltungs-Malus
Reform-Front wächst
Österreichs Verwaltungs-Malus schlägt sich in internationalen Standortrankings massiv nieder. Im „Global Competitiveness Report“ des World Economic Forum wird Österreich bei der Belastung durch staatliche Vorschriften lediglich der 83. Rang von 148 untersuchten Staaten zugebilligt. Im „Doing Business Report 2015“ stuft die Weltbank Österreich weltweit nur auf den 21. Rang ein, was die Rahmenbedingungen für die Geschäftstätigkeit von Unternehmen, das „In Zeiten des elektrobestehende Renischen Datenverkehrs müsste die Übermittlung gulierungsumfeld und die Reformen der Unterlagen in elektro- von Seiten der nischer Form genügen.“ Politik betrifft. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer Österreich rangiert dabei hinter Standorten wie Mauritius, Saudi-Arabien oder Mazedonien. Besonders verbesserungswürdig ist Österreichs Performance in den Subkategorien „Baugenehmigung“ (78. Rang), „Besteuerung“ (68. Rang) und „Unternehmensgründung“ (101. Rang). „Es müssen alle Schritte unternommen werden, um das Unternehmertum in FACTBOX Österreich zu entbürokratisieren. Das reicht von Entflechtungen im Bereich Die IV-Forderungen zum der Betriebsanlagenverfahren über eine Bürokratieabbau für Unternehmen weitere Verringerung der Unternehmensbeauftragten bis hin zur gesetzlich vorge• Vereinfachung der Lohnverrechnung schriebenen Verpflichtung zu Veröffent• Reduktion der Anzahl der Steuerzahlungen lichungen in der ,Wiener Zeitung‘“, so • Beschleunigung von Verwaltungsabläufen und IV-Präsident Georg Kapsch. weitere Optimierungen im Bereich des E-Go-
•
• • • • • •
Theoretische Effizienzreserven gemäß Bundesländer-Benchmarking in % des BIP 0,0
-0,10 -0,1
-0,24
-0,2
-0,30
-0,3
Allgemeine Verwaltung
Kinderbetreuung
-0,21 Wohnbauförderung
-0,19
Bildung (Pflichtschulen)
Stationäre Pflege
-0,4 -0,5 -0,6
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Die Industriellenvereinigung hat einen umfassenden Reformkatalog für die Verwaltung ausgearbeitet, um den Standort Österreich fit für die Herausforderungen der Zukunft zu machen (sh. Kasten). So sollen Bauverfahren deutlich kürzer abgewickelt werden. Sie dauern in Österreich nicht selten sechs bis sieben Monate. IV-Präsident Georg Kapsch: „Bei Widmungsverfahren warten Unternehmen sogar oft bis zu zwei Jahre, bevor sie in den Standort investieren können.“ Bezeichnendes Detail am Rande: Bei Betriebsanlagengenehmigungen sind derzeit etwa die Unterlagen vierfach an
-0,52 Stationäre Gesundheitsversorgung
Foto: IV/Prantl
•
Klare Reform-Agenda
Quelle: EcoAustria
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vernment (generell sollten E-Government-Anwendungen als Incentive billiger als physische Amtswege sein) Abschaffung von „Nebensteuern“ wie etwa der Werbeabgabe, der Gesellschaftsteuer (noch vor 2016 wie im Regierungsprogramm festgelegt), der Rechtsgeschäftsgebühren sowie Bagatellabgaben auf Landes- und Gemeindeebene Reduktion der gesetzlich vorgeschriebenen Unternehmensbeauftragten Reduktion der gesetzlich vorgeschriebenen statistischen Erhebungen und sonstigen gesetzlichen Meldepflichten (v.a. im Umweltbereich) Reform des Anlagenrechts Durchforsten des geltenden Rechts im Sinne von „Better Regulation“ Kein „Gold Plating“ bei der Umsetzung von EU-Recht Ausschließlich elektronische Veröffentlichungen von Unternehmensinformationen Senkung der Gerichtsgebühren Ausweitung und Verbesserung von „Advance Ruling“ (verbindliche und zügig erteilte Auskunftsbescheide)
Die gute Nachricht: Die Front für eine Verwaltungsreform in Österreich wächst und wächst. Auch die aus mittlerweile 13 Verbänden bestehende „Plattform für Leistung und Eigentum“, der zuletzt auch die Rechtsanwaltskammer beigetreten ist, macht unter Beteiligung der IV in Sachen Verwaltungsreform und Entbürokratisierung mobil. „Mit der Fortsetzung unserer Initiative wollen wir uns zum Wirtschaftsstandort Österreich bekennen, aber uns gleichzeitig auch sehr deutlich gegen die standortfeindliche, überbordende Bürokratie zur Wehr setzen. Strukturreformen müssen endlich in Angriff genommen werden – Entbürokratisierung stellt einen Schlüsselfaktor bei der Stärkung und nachhaltigen Sicherung des Standortes dar“, betonte Plattform-Sprecher Günter Stummvoll.
Coverstory
Ergebnisse nicht nur auf Papier Für die IV ist daher nun wichtig, dass der Reformdialog zur Verwaltungsreform nicht nur Ergebnisse auf Papier, sondern auch in der Wirklichkeit bringen muss. IV-Präsident Kapsch: „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass in diversen Arbeitsgruppen zwar tragfähige Konzepte entwickelt, diese aber anschließend leider nie umfassend umgesetzt wurden. Das kann sich der Standort Österreich nicht mehr leisten. Die Verwaltungsreform ist machbar und muss kommen.“
Ein weiteres Top-Thema der Industrie ist die Reform des Anlagenrechts. Es soll u.a. eine Straffung der Verfahrensdauer, eine Beschleunigung via „One-StopShop“, die Ausweitung des Anzeigeverfahrens (statt Genehmigungsverfahren), eine Reduktion der Anzahl der Unterlagen bei Betriebsanlagengenehmigungen, einfachere Verfahren, einheitliches Monitoring der Verfahrensdauer, konsolidierte 3.000 Bescheide, raschere Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie die Transparentmachung von Vollzugsunterschieden be- 2.500 inhalten.
Verwaltungskosten 2012 in Kaufkraftparitäten pro Kopf in EUR
Verwaltungskosten als Summe aus COFOG 0101 Exekutive, Legislative, Finanzverwaltung und ausw. Angelegenheiten, 0103 Allgemeine Dienste, 0106 Allgemeine öffentl. Verwaltung, 0108 Transfers staatl. Ebenen, 0303 Gerichte und 0304 Justiz. Werte für Spanien aus 2011.
2.000
Quelle: Eurostat, EcoAustria
1.315
EU-Durchschnitt über Bevölkerungsgröße gewichteter Durchschnitt, ohne Belgien, Kroatien und Slowakei, EU15 Durchschnitt ohne Belgien.
Luxemburg Zypern Dänemark Griechenland Schweden Finnland Österreich Deutschland Niederlande Frankreich Italien Portugal Malta UK Ungarn Spanien Irland Slowenien Tschechien Lettland Estland Polen Litauen Bulgarien Rumänien
Weiterer Dorn im Auge der Industrie sind die gesetzlich vorgeschriebenen statistischen Meldepflichten der Unternehmen. 1.500 Sie binden in Österreich 774.277 Arbeitsstunden pro Jahr (2014), obwohl ver1.000 mehrt elektronische Meldemöglichkeiten durch die Statistik Austria angeboten werden. Auch die Arbeitsplatzevaluie- 500 rungen (APE) könnten wesentlich vereinfacht werden. Sie sind sehr zeitaufwändig 0 und für die Unternehmen eine Belastung, weil u.a. einfache logistische Tätigkeiten nachweislich geschult werden müssen, um eine theoretische Gesundheitsschädigung zu vermeiden.
EU EU15
die Bezirkshauptmannschaft und dreifach an die Gemeinde als Baubehörde erster Instanz zu übermitteln. In Zeiten des elektronischen Datenverkehrs müsste die Übermittlung der Unterlagen in elektronischer Form genügen, fordert IV-Generalsekretär Neumayer.
FACTBOX
Willkommen in Absurdistan! Einblicke in den real existierenden Verwaltungsdschungel Österreichs •
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Foto: Parlamentsdirektion/WILKE
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Das Buchhaltungssystem der meisten Bundesländer fußt im Gegensatz zum Bund nach wie vor auf dem aus der Zeit Maria Theresias stammenden System der Kameralistik. Vermögen wird nur teilweise abgebildet und kaum aktuell bewertet. Damit ist keine getreue Darstellung der wirtschaftlichen Lage eines Landes oder einer Gemeinde möglich. In Österreich gibt es für die öffentlich Bediensteten in Bund, Ländern und Gemeinden noch immer 36 Dienstrechte. • Österreich hält sich neun Landtage mit 440 Landtagsabgeordneten, die oft damit beschäftigt sind, Gesetze aus Wien zu kopieren und nochmals zu beschließen („Xerox-Föderalismus“). Laut Berechnungen der OECD wird in Österreich jeder zweite Euro nicht unterrichtsrelevant, sondern für Schulverwaltung und sonstige Aufwendungen verwendet. Der Wiener Nebengebührenkatalog umfasst in über 1.500 Zulagen „passende Zu
verdienstmöglichkeiten“ für jeden Bediensteten der Stadt Wien. Beispiele: Gärtnern wird fürs Heckenschneiden oder Rasenmähen eine Zulage gewährt; Auskunftspersonen eine Entschädigung für den Parteienverkehr in den Nachmittagsstunden; Büromitarbeiterinnen eine Bildschirmzulage; Bademeistern eine Winterzulage; Malern oder Raumpflegerinnen eine “Schmutzzulage“; und Bediensteten, die im Parteienverkehr ständig mit der Annahme und Leistung von Barzahlungen betraut sind. eine „Kassierzulage“. Österreichs Jugendliche sind, je nach Bundesland in dem sie wohnen, unterschiedlich schutzbedürftig. Während etwa Kinder unter 16 Jahren in der Steiermark ohne Aufsichtsperson bis 21 Uhr wegbleiben dürfen, ist die Zeit im Burgenland unbegrenzt. Das führt etwa zu so absurden Situationen, dass steirische 15-Jährige zwar im Burgenland noch völlig gesetzmäßig bis 1 Uhr unterwegs sind, aber dann nicht mehr nach Hause fahren dürften, weil sie in der Steiermark schon längst zu Hause sein müssten.
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Junge Industrie E RI E S PU RT TA
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Industrie 4.0 – aber Steinzeit bei Montage und Service? „TABLET SOLUTIONS“ führt die Industrie in die Zukunft.
Mit Hilfe dieser Software können Techniker mit allen relevanten Unterlagen (wie Pläne, Stücklisten oder Lieferscheine) in digitaler Form versorgt werden. Unhandliche und veraltete Papierpläne werden ersetzt, denn Tablets sind auch in rauen Umgebungen, wie Baustellen, optimal einsetzbar. Darüber hinaus wird der komplette Auftrag (von der Zuweisung bis zur Kunden-Unterschrift) von allen Mitarbeitern digital bearbeitet. Über diese Digitalisierung der kompletten Auftragsabwicklung können signifikante Kosteneinsparungen erzielt werden, weil die manuelle Vor- und Nachbearbeitung der Service- & Montagetätigkeiten entfällt.
INFORMATION Web-Tipp:
www.tabletsolutions.at
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Wie seid ihr erfolgreich geworden? Die Entwicklung der Tablet-Software von TABLET SOLUTIONS hat sich aus dem konkreten Bedarf der Firma „Doppelmayr Seilbahnen GmbH“ ergeben. Dort hat man schon früh erkannt, dass eine digitale Unterstützung der Monteure die Effizienz der Montage steigert. Mit den Tablet-Apps werden Fehler vermieden, Bauzeiten verkürzt und Arbeitszeiten einfach dokumentiert. Denn alle Mitarbeiter arbeiten mit den aktuellsten Plänen, Zeichnungen und Lieferdokumenten und buchen ihre Arbeitszeiten auf die vorgegebenen Aufträge. Unser Ziel ist es, die Digitalisierung für Industrieunternehmen so einfach wie möglich zu gestalten und die mobilen Arbeitskräfte auch in rauen Umgebungen ideal zu unterstützen. Was braucht es noch für Startups in Österreich?
Ich denke, in Österreich brauchen die Verantwortlichen mehr Mut, um Neues anzugehen. Gerade für die österreichische Industrie gilt dies ganz besonders, denn oft werden Innovations- und Digitalisierungsprojekte hinten angestellt. Meiner Meinung nach hätten aber gerade Industriestartups in Österreich sehr großes Potenzial. Leider ist es jedoch für junge Unternehmen nicht einfach, im industriellen Umfeld Fuß zu fassen. Ich würde mir wünschen, dass es eine industrielle Startupoffensive gibt und Österreich dadurch zum europäischen Vorreiter der Digitalisierung im Industriebereich wird.
Benjamin Schwärzler, Gründer und Geschäftsführer von TABLET SOLUTIONS
Fotos: tabletsolutions.at
Was macht das Unternehmen „TABLET SOLUTIONS“? Als Trend- und Schlagwort ist Industrie 4.0 zwar in aller Munde, aber im Bereich Service & Montage herrscht immer noch steinzeitliche Zettelwirtschaft. Zäher Informationsfluss zwischen dem Techniker vor Ort und dem Büro gehört zum Alltag. TABLET SOLUTIONS entwickelt eine tablet-basierte Software für Monteure und Servicetechniker, damit diese Situation bald der Vergangenheit angehört.
Junge Industrie
Österreich als Hort der Moderne Life Ball, Song Contest – im Mai gab es für Österreich viel Gelegenheit, sich international zu präsentieren. Österreich wird dabei als modernes, offenes Land dargestellt – eine Selbsttäuschung?
ja auch Spitzenreiter bei der Stimmungsmache gegen
klagen über die Bühne. Im Vorfeld wurde haarklein
TTIP, weil was da alles Böses aus den USA zu uns
nur kritisiert, was bei der Einführung „schlecht“ und
kommen würde, Chlorhenderl, genetisch veränderte
„unprofessionell“ laufe. Die erste Zentralmatura werde
Lebensmittel… Sicher nicht in unserem beschaulichen
daher, so wurde prognostiziert, als voller Schlag ins
Österreich. Da könnt ja jeder kommen. Von wegen
Wasser enden. Die Durchführung klappte dann ohne
Klar, dass Werbung meistens eine einseitige Darstel-
weltoffen: Ginge es nach den Wünschen vieler, müsste
große Probleme. Viel Lärm um nichts – wie so oft.
lung sein muss. Dennoch ist es irgendwie befremdlich
Österreich nur konsequent die Grenzen dicht machen.
zu sehen, wie sehr man nach außen auf ein modernes,
Die Insel der Seligen als ultimativer Sehnsuchtsort des
Österreich als modernes, weltoffenes Land? Gerne!
weltoffenes Image für unser Land setzt. Denn in vielen
typischen Österreichers.
Dann brauchen wir aber auch bitte die entsprechen-
Bereichen ist das das genaue Gegenteil davon, was
den Staatsbürger!
typisch österreichisch ist. Nehmen wir doch einmal
Der Österreicher will vor allem Sicherheit und Bestän-
die Offenheit her. Offen Neuem gegenüber ist man in
digkeit, den schnellen Wandel schätzt er hingegen
Österreich eher selten, man setzt lieber auf Bewährtes.
nicht. Daher ja auch kein Wunder, wie behäbig – wenn
Man ändert nichts, „weil es halt schon immer so war“.
überhaupt – sich hierzulande etwas ändert, egal ob
Unser Schulsystem wurde das letzte Mal unter Maria
in der Politik oder in der Gesellschaft. Daher auch die
Theresia ordentlich reformiert, das reicht schon mal für
entsprechenden Begleiterscheinungen, wenn sich
ein paar Jahrhunderte. Neues mag man hierzulande
einmal wirklich etwas ändert, wie z.B. bei der Zen-
eben nicht so gern, neue Technologien z.B. sind sowie-
tralmatura: Als Instrument international längst bewährt,
Therese Niss,
so ein ganz großes Übel. Daher sind die Österreicher
ging die Einführung in Österreich mit großem Weh-
Bundesvorsitzende der Jungen Industrie
Herzlichst Eure
Da geht die Post ab GRUPPE1031 Bei einem stark besuchten Clubabend verriet Post-Vorstand Peter Umundum einige „Geheimnisse“ über neue Geschäftsmodelle und Innovationsoffensiven der Österreichischen Post.
Fotos: Junge Industrie, Post AG
D
er Trend zum Wachstum im Paketgeschäft hält an, was einerseits an steigenden Internet-Bestellungen von Privatkunden liegt, andererseits am wachsenden Angebot neuer Zustellformen. So soll etwa die Empfangsbox die Erstzustellquote bei Privatpaketen verbessern, weil eine Abholung in der Filiale nicht mehr notwendig ist. Jetzt will die Post in die Hauszustellung von Lebensmitteln einsteigen. Online bestellte Lebensmittel sollen in genormten Boxen von den Paketzustellern der Post nach Hause geliefert werden. „Österreich ist bei Hauszustellungen von Lebensmitteln stark unterentwickelt, aber der Markt wird kommen“, ist Peter Umundum überzeugt.
Auch international ist der führende Logistik- und Postdienstleister des Landes gut aufgestellt. Das größte Tochterunternehmen der Post, der Schnell-Lieferdienst trans-o-flex, bietet in Deutschland ein flächendeckendes B2B-Netzwerk für den Transport von Paketen und Paletten an. Ein eigenes temperaturgeführtes Pharma-Netzwerk liefert täglich temperatursensible Sendungen an Apotheken und Spitäler. Darüber hinaus ist die Österreichische Post 2013 als Lead Investor beim Start-up „AEP direkt“ in den deutschen Pharmagroßhandel eingestiegen. In der Türkei will die Post AG ihr profitables Engagement am Paketmarkt verstärken und ihren Anteil bei der tür-
kischen Aras Kargo bis 2016 von 25 auf 75 Prozent aufstocken. Infos und Termine der gruppe1031 unter www.gruppe1031.at
Peter Umundum (Österreichische Post AG)
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Kommentar von außen
Hauptsache, wir alle sind Reformer Wir sprechen so viel über Reformen im Land, weil wir in Wirklichkeit wissen: Die großen Neuordnungen spielt es im fest gefügten System, das wir Österreich nennen, im Regelfall ohnehin nicht.
haben Generationen von Politikern schon über die
Staat“. Viel ist davon nicht geblieben, vieles lässt
Verwaltungsreform nachgedacht, wie lasch ist die
sich hinterfragen, wie Teile des damaligen Personals
Umsetzung in der Praxis; wie viel diskutiert man über
und die Altlasten, die hinterlassen wurden. Aber
den Gegensatz zwischen hohen Steuern auf Arbeit
man muss sagen: Schüssel wollte zumindest etwas.
und den vergleichsweise niedrigen Abgaben auf Reform – das ist ein schönes, ein großes, ein ver-
Vermögen, wie wenig ändert man daran.
heißungsvolles Wort. Politikerinnen und Politiker
Und heute will die rot-schwarze Landesregierung in der Steiermark etwas. Landeshauptmann Franz
verwenden es gerne, um uns zu zeigen: Es geht
Gerade in einem strukturkonservativen Land wie
Voves und sein Vize Hermann Schützenhöfer ha-
voran! Ganz egal, ob es dann tatsächlich voran-
Österreich spricht man zwar von neuen Ideen in
ben sich Reformpartner getauft und verändern ihr
geht, die Geste zählt. Vor Visionen fürchtet sich
der Welt da draußen, ist aber auch froh, dass es in
Bundesland gemeinsam mit gewagten Ideen – zu-
der Politikmensch ja bekanntermaßen, das klingt
unserer kleinen Welt nach alten Mustern dahingeht.
mindest gewagt für österreichische Verhältnisse. Sie
gleich so pathologisch – aber Reform geht immer.
Diese Langsamkeit schützt das Land bisher auch
haben Gemeinden zusammengelegt, den Landtag
Im Duden findet man den Begriff als „planmäßige
vor den wilden Auswüchsen neoliberaler Systeme,
verkleinert, Sparmaßnahmen umgesetzt oder den
Neuordnung, Umgestaltung, Verbesserung des
sie bewahrt den sozialen Frieden, sie vermittelt uns
Pflegeregress erst 2014 als letztes Bundesland ab-
Bestehenden (ohne Bruch mit den wesentlichen
Stabilität. Wer zum Beispiel sieht, wie immer mehr
geschafft – den Regress mussten die Angehörigen
geistigen und kulturellen Grundlagen)“ – bitte, wer
Menschen in Paris auf der Straße leben, zwischen
pflegebedürftiger Steirer bis zuletzt leisten, oft eine
will so etwas nicht?
den Geschäften auf den Einkaufsboulevards, kommt
große finanzielle Belastung für Familien. Die Kosten im Sozialbereich des Landes waren bis 2010 um 13
„Wie engagiert haben Generationen von Politikern schon über die Verwaltungsreform nachgedacht, wie lasch ist die Umsetzung in der Praxis.“ Julia Ortner, Stv. Chefredakteurin, Ressortleiterin Politik und Medien „News“
Prozent jährlich gestiegen, die Regierung dämmte die Steigerungsrate auf sechs Prozent ein. Das wäre unvermeidlich gewesen, um das Sozialsystem weiter erhalten zu können, sagt der Landeschef von der SPÖ. Natürlich, die Steirer haben sich etwas getraut, dabei aber auch teilweise wenig soziales Feinge-
nach ein paar Tagen gerne wieder zurück ins lang-
manches bewegt, aber die grundlegenden Proble-
Aber in der Theorie sieht man derzeit wieder nur
same Wien. Doch diese Langsamkeit lähmt das
me im Land nicht lösen können: strukturschwache
Reformeifer im Land, wohin man auch blickt:
Land auch.
Gegenden, Arbeitslosigkeit, Aufstieg der FPÖ. In
Steuerreform, Pflegereform, Reform der Medien-
der Steiermark ist die Reformpartnerschaft auch
förderung, Reform des Strafrechts, Pensionsreform,
In der jüngeren Vergangenheit hat es ja nur einen
umstritten – doch je weiter man sich von Graz
die ÖVP reformiert sich quasi als Ganze auf ihrem
Politiker gegeben, der das System verändern wollte.
entfernt, umso besser stehen die Steirer da.
Programmparteitag und so weiter und so fort.
In den Jahren seiner schwarz-blau-orangen Regie-
Alleine schon, weil sie sich tatsächlich Verände-
Nur, wer dauernd groß über etwas spricht, sagt in
rung versuchte es der damalige ÖVP-Chef Wolfgang
rungen im fest gefügten System trauen, das wir
Wirklichkeit: Haben wir leider nicht. Wie engagiert
Schüssel mit dem Credo „mehr privat, weniger
Österreich nennen.
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Fotos: News/Ian Ehn, istockphoto.com/urbancow
fühl gezeigt. Sie haben gerade bei der Verwaltung Viele, müsste man jetzt ehrlicherweise antworten.
5 Fragen
Porträt
an
Dr. Thomas Nothegger, MBA Leiter Technical Operations Kundl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Sandoz GmbH, a.i.
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Warum engagieren Sie sich als Bundesvorstandsmitglied in der Industriellenvereinigung? Die wirtschaftlichen Herausforderungen für produzierende Unternehmen in Österreich sind zunehmend globaler Natur. Für uns als größtes österreichisches Pharmaunternehmen ist eine überregionale, österreichweite Zusammenarbeit essenziell, um mit unseren Anliegen Gehör auf nationaler und internationaler Ebene zu finden. Die Mitwirkung im Bundesvorstand der Industriellenvereinigung ist für mich persönlich auch die Möglichkeit, sich aktiv in die Industriepolitik in Österreich einzubringen und damit die Weichen für eine positive Zukunft der pharmazeutischen Industrie zu stellen.
Foto: Sandoz
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Was sind die drei wichtigsten standortpolitischen Herausforderungen für das Industrieland Österreich? Oberstes industriepolitisches Ziel muss die Sicherstellung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen in einem globalen Umfeld sein. Eine der größten Herausforderungen ist es, die besten Köpfe nach Tirol zu bekommen. Das gelingt uns nur, wenn der Produktionsstandort Tirol attraktiv genug ist. Dafür benötigen wir eine Infrastruktur, die den Zuzug von internationalen Top-Talenten aus anderen Kulturkreisen möglichst einfach gestaltet. Weiters zählen Investitionen in unsere Jugend sowie die steuerliche Entlastung des Faktors Arbeit zu den vorrangigen Themen.
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Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich? Die Sandoz GmbH zählt zu den größten Antibiotikaproduzenten weltweit und ist der letzte verbliebene, voll integrierte Hersteller von Antibiotika in der westlichen Welt. Pro Jahr verlassen über 190 Millionen Arzneimittel-Packungen unser Werk, die in über 100 Ländern eingesetzt werden. Diese führende Wettbewerbsposition können wir nur mit höchster Produkt- und Produktionsqualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette und kontinuierlicher Innovation halten. Mit unserem zweiten Standort Schaftenau zählen wir mittlerweile zu einem der bedeutendsten Biotech-Kompetenzzentren innerhalb der Sandoz- und Novartis-Gruppe. All diese Leistungen wären natürlich ohne unseren Mitarbeitern, die täglich ihr Bestes geben, nicht möglich.
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Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren? Mit zunehmender Globalisierung wird der Wind rauer, dem der Produktionsstandort Österreich ausgesetzt ist. Die Unternehmen befinden sich im internationalen Wettbewerb. Um erfolgfreich zu sein, braucht es daher neben Perfektion innerhalb des Unternehmens ein wirtschaftliches Umfeld, das die Betriebe bei ihren Bestrebungen unterstützt. In Österreich haben wir bei der Gestaltung von modernen industrie- und investitionsfreundlichen Rahmenbedingungen dringenden
Handlungsbedarf. Ein modernes Aus- und Weiterbildungssystem und ein unbürokratisches Innovationsklima sollten auf der strukturpolitischen Reformagenda ganz oben stehen.
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Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Meine Freizeit genieße ich gerne in den Tiroler Bergen beim Mountainbiken oder auch zeitweise beim Klettern. Am liebsten verbringe ich aber Zeit mit meiner Familie. Aus privater Sicht ist es daher wunderbar, nach langer Zeit im Ausland wieder in Tirol zu sein.
FACTBOX • Studium der Chemie an der Universität Innsbruck • Executive MBA am Management Center Innsbruck • 1997 bis 2008 leitende Funktionen im Bereich Qualität bei Sandoz Österreich, Deutschland • 2008 bis 2014 leitende Funktionen bei Sandoz USA, Argentinien, Deutschland • Seit August 2014 Leiter Technical Operations Sandoz Kundl und Mitglied der Geschäftsführung der Sandoz GmbH • Seit Februar 2015 zusätzlich Vorsitzender der Geschäftsführung der Sandoz GmbH, ad interim
www.sandoz.at
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Von Pegasus und spielzeugfreier Zone
Die Preisträger des IV-TEACHER’S AWARD 2015 mit BM Gabriele Heinisch-Hosek (1. Reihe) und Axel Kühner (Greiner Holding), Christian Friesl (IV) 2. Reihe dahinter
„D
ie Zukunft von Kindergarten und Schule. Bildung im gesellschaftlichen Spannungsfeld.“ – unter diesem Motto stand Ende April die diesjährige Verleihung des 6. IV-TEACHER`S AWARD im Haus der Industrie. Zahlreiche Herausforderungen wie die zunehmende Globalisierung des Wissens oder eine wachsende gesellschaftliche Pluralität werden die Bildungsprozesse in Zukunft massiv beeinflussen. Bei all diesen Entwicklungen spielen Pädagoginnen und Pädagogen schon jetzt eine Schlüsselrolle und werden dies in Zukunft umso mehr tun. Vom Flugobjekt Pegasus über spielzeugfreie Kindergärten hin zu Mikroalgen auf Hausfassaden oder mit internationalen und kulturellen Erfahrungsschätzen gefüllte Koffer: Was Pädagogen schon heute dafür leisten, Kinder und Jugendliche gut
INFORMATION Eva Haubner e.haubner-hufnagl@iv-net.at; Riki Hladky f.hladky@iv-net,at
Web-Tipp:
www.iv-teachersaward.at
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auf ihre weiteren Lebenswege und eine herausfordernde Zukunft vorzubereiten, wurde auch heuer wieder eindrucksvoll durch die Preisträger unter Beweis gestellt. Prämiert wurden Projekte der Pädagogen in den vier neuen Wettbewerbskategorien „Elementarpädagogik – Lernen von 0 bis 6“, „Individualität – Umgang mit Vielfalt“, „Lebenskompetenz – Lernen für Beruf und Alltag“ und „MINT – Begeisterung für Technik und Innovation“. Aus insgesamt rund 150 Einreichungen wurden die Preisträger nach wissenschaftlichen Kriterien und unter wissenschaftlicher Begleitung geprüft, ausgewählt und anschließend von einer Fachjury gereiht. Engagierte, motivierte und motivierende Pädagoginnen und Pädagogen sind entscheidend für
die Lebenswege von Kindern und Jugendlichen. Sie nehmen als „Architektinnen und Architekten der Zukunft“ eine Schlüsselposition im gesamten Bildungsgeschehen ein. Daher war und ist es der IV ein Anliegen, genau jene Pädagoginnen und Pädagogen vor den Vorhang zu bitten und in feierlichem Rahmen zu würdigen, die in ihrem Beruf mit großem Engagement Außergewöhnliches leisten. Aktuelle Diskussionen zeigen einmal mehr, dass beständige Kritik und geringe Wertschätzung vielfach das Bild des pädagogischen Berufes prägen. Für die IV ist der IV-Teacher’s Award daher nicht nur eine Maßnahme hin zu mehr Exzellenz und Qualität im Bildungssystem, sondern auch ein klares Signal der Wertschätzung für die Pädagoginnen und Pädagogen. Denn: Mit ihrem persönlichen Einsatz und Engagement leisten die prämierten Pädagoginnen und Pädagogen einen unverzichtbaren und wesentlichen Beitrag für unsere Kinder und unsere Gesellschaft.
Fotos: IV/Andi Bruckner
AUSZEICHNUNG Die Industrie würdigte zum sechsten Mal die Arbeit von Pädagoginnen und Pädagogen in Kindergärten und Schulen mit dem „IV-Teacher’s Award“.
Wirtschaft & Handel
„Wir gehen in den nächsten fünf Jahren von beständigem Wachstum aus“ INTERVIEW Die Wirtschaft wächst, die Arbeitslosigkeit sinkt – Spanien scheint die wirtschaftliche Trendwende geschafft zu haben. Jaime García-Legaz, Staatssekretär für Handel, erklärt die Schritte, die dafür notwendig waren. Spaniens Wirtschaft wächst wieder – wie sieht der Ausblick aus? Wir sind aktuell die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft der Eurozone und konnten die Arbeitslosenrate binnen eines Jahres um drei Prozent senken. Für 2015 erwarten wir ein BIP-Wachstum um drei Prozent und auch die weiteren Prognosen gehen in den nächsten fünf Jahren von beständigem Wachstum aus. Aber nicht nur die Wachstumsraten an sich, sondern auch die Art des Wirtschaftswachstums ist positiv hervorzuheben, weil es stabil und von einer sehr niedrigen Inflation gekennzeichnet ist.
Foto: IV
Worin bestehen die wesentlichsten Reformvorhaben in Spanien? Spanien hat tiefgreifende Arbeitsmarktreformen, Reformen im Bankensystem im Sinne einer Re-Kapitalisierung sowie Reformen im Bereich Corporate Governance durchgeführt. Hinzu kommen strukturelle Reformen am Energiemarkt sowie hinsichtlich einer Qualitätssteigerung im Bildungssektor. Entscheidend ist jedoch der Wille, den die spanischen Regierung zeigt, auch in Zukunft entschlossene Reformschritte zu setzen. Ein Ende der Reformen ist niemals erreicht, denn schließlich gibt es natürlich immer Verbesserungsmöglichkeiten. Globaler Handel wird immer wichtiger – welche Rolle spielt TTIP aus spanischer Sicht? Wir unterstützen TTIP voll und ganz und haben das auch schon von Beginn an getan, da wir dessen Bedeutung für die Zukunft der europäischen Wirtschaft klar erkennen. In den kommenden Monaten wird ein entsprechendes Abkommen im pazifischen Raum unterzeichnet werden. Europa darf daher die Gelegenheit für einen offenen Zugang zum US-Markt nicht ungenützt lassen – denn die Konkurrenz in Asien wird diesen Wettbewerbsvorteil bald haben. Natürlich gibt es immer komplexe Themen bei dieser Art von Verhandlungen. Aber wir glauben, dass diese jedenfalls zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst werden können.
Was sind wesentliche Anliegen Spaniens an die EU-Kommission? Was bräuchte es für eine stabile internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas? Europa braucht sicherlich eine andere Art der Energiepolitik, denn das ist ein ganz wesentlicher Faktor für die europäische Wettbewerbsfähigkeit im Hinblick auf zu hohe Energiekosten im Industriesektor. Auch müssen wir die europäische
Wirtschaft offener für Drittmärkte gestalten. Europa ist jetzt schon ein durchaus offener Markt – aber das könnte man in Zukunft noch weiter ausbauen. Die Folge wäre ein stärkerer internationaler Wettbewerb, etwa für die Industrie. Sich diesen Herausforderungen zu stellen, hätte langfristig sicherlich einen positiven Effekt auf die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen. Als dritter Punkt wäre es wünschenswert, die europäischen Regierungs- und Regulierungsstrukturen einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Hier für mehr Kosteneffizienz zu sorgen, hätte natürlich positive Auswirkungen auf die in Europa ohnehin sehr hohe Steuer- und Abgabenlast und würde unseren Unternehmen global betrachtet wiederum eine höhere Wettbewerbsfähigkeit ermöglichen.
V.l.n.r.: IV-Vize-Generalsekretär Peter Koren begrüßt Spaniens Staatssekretär für Handel Jaime García-Legaz im Haus der Industrie.
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Interview
„Täglich im internationalen Wettbewerb bestehen“ STANDORT Für Robert Gulla, Managing Director der LUKOIL Holding GmbH, sind Lebensqualität und politische Stabilität starke Argumente für den Standort Österreich. Langfristig lasse sich der Erfolg aber nur durch mutige Reformen sichern.
FACTBOX LUKOIL ist seit 1995 in Österreich. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 170 Mitarbeiter in Österreich. Die LUKOIL INTERNATIONAL GmbH verwaltet die ausländischen Beteiligungen der LUKOIL-Gruppe, die LICARD Euro Services GmbH koordiniert das internationale Tankkartengeschäft von Wien aus und die LUKOIL Lubricants Austria GmbH betreibt eine Schmiermittelfabrik in der Lobau (vormals OMV).
www.lukoil.com www.industrieland.at
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Internationale Rankings zeigen, dass die Attraktivität des heimischen Wirtschaftsstandortes gesunken ist. Schätzen Sie diese Entwicklung ähnlich ein? Eigentlich nicht – unser Konzern schätzt die Attraktivität des heimischen Wirtschaftsstandortes sehr, und besonders in den letzten Jahren hat LUKOIL sein Portfolio in Österreich deutlich erweitert. Seit 2014 produziert LUKOIL auch Schmiermittel in Österreich und wir hoffen, unsere Präsenz weiter ausbauen zu können. Natürlich müssen wir alle – Wirtschaftstreibende, Arbeitnehmer und auch die Politik – täglich im internationalen Wettbewerb bestehen. Um Österreichs Erfolg künftig zu sichern, ist die Umsetzung von Reformen wichtig. Welche wirtschaftspolitischen Weichenstellungen bräuchte es, um einen investitionsgetragenen Aufschwung in Österreich zu schaffen?
Einige Dinge sind ja bereits auf Schiene, wie z.B. die Abschaffung der Gesellschaftsteuer ab 1.1.2016. Natürlich sehen wir Verbesserungspotenzial. Wir würden uns z.B. ein beschleunigtes Verfahren im Aufenthaltsrecht wünschen – wir haben hier konkrete Ideen in den entsprechenden Gremien der IV eingebracht. Allein durch die Verkürzung des Verfahrens für die Erteilung der RWR-Karte könnten zusätzliche Steuereinnahmen von zumindest 17 Mio. Euro lukriert werden. Wie schätzen Sie die steuerliche Situation für Unternehmen nach den Ergebnissen der jüngsten Steuerreform ein? Auch hinsichtlich steuerlicher Entwicklungen ist für internationale Unternehmen, wie den LUKOIL-Konzern, die längerfristige Planbarkeit essenziell. Natürlich ist uns auch bewusst, dass es vor dem Hintergrund der internationalen Entwicklungen (Stichwort BEPS) zu Feinschärfungen und Einschränkungen kommen wird. Hinsichtlich der jüngsten Steuerreform wurde die Senkung der persönlichen Einkommensteuern vom Top-Management wohlwollend zur Kenntnis genommen. Diese Senkung sollte mit einer Senkung von anderen Lohnnebenkosten einhergehen, um auch in den internationalen Rankings hinsichtlich der Arbeitskosten wieder aufzuholen. Bildung, Innovation, Forschung & Entwicklung – ist Österreich hier aktiv genug, was Anreize und Förderung betrifft? Stellt sich der Fachkräftenachwuchs im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich auch für LUKOIL als Problem dar? Wie sollte man hier gegensteuern? Die grundsätzlich qualifizierte Ausbildung von österreichischen Arbeitnehmern ist ein Standortvorteil. Hier sehen wir Österreich hinsichtlich der technischen wie auch für die kaufmännischen Bereiche sehr gut aufgestellt ist.
Foto: Petra Spiola
Welche größten Standortvorteile würden Sie aus heutiger Sicht mit Österreich verbinden? Neben den nach wie vor positiven Rahmenbedingungen für internationale Holdinggesellschaften sind die zentrale Lage im Herzen Europas, die hochentwickelte Infrastruktur mit guten Flugverbindungen, die hervorragende Lebensqualität und die hohe wirtschaftliche und politische Stabilität starke Argumente für Öster„Hinsichtlich steuerreich. Ein wichtiger Punkt ist licher Entwicklungen das Angebot an ist für Unternehmen mehrsprachigen die längerfristige Arbeitnehmern. Planbarkeit essenziell.“ Wir haben uns Robert Gulla, dieses Themas Managing Director LUKOIL Holding GmbH auch durch unser Engagement als Sponsor des Sprachwettbewerbs „Sag´s Multi“ des Vereins Wirtschaft für Integration angenommen.
Frauenquote
„Frauen sichtbar machen und durch Kultur der Diversität ermutigen“ INTERVIEW Im Zuge stetiger Diskussionen zur Frauenquote hat die Industriellenvereinigung das „Frauennetzwerk der Industrie“ ins Leben gerufen, das sich für die Erhöhung des Frauenanteils in IV-Entscheidungsgremien einsetzt. Monika Kircher, Koordinatorin der Mission Group des Frauennetzwerks, stellt das Projekt vor.
Monika Kircher, Koordinatorin der Mission Group des Frauennetzwerks
Foto: Infineon
Was ist die Idee hinter dem Frauennetzwerk der Industrie und der Mission Group? Primär geht es darum, Frauen stärker und sichtbarer zu positionieren, sie besser miteinander zu vernetzen und dadurch den Frauenanteil in Führungspositionen zu heben. Letzteres gilt selbstverständlich auch für die Gremien der Industriellenvereinigung (IV). Entscheidend ist dabei, dass sehr wohl auch Männer im Netzwerk vertreten sind, mit denen wir die notwendigen Veränderungen gemeinsam herbeiführen wollen. Die Tatsachen zeigen, dass diese Veränderungen sinnvoll sind. Denn laut Studien sind gemischte Teams auch ökonomisch sinnvoll, da sie innovativer und profitabler agieren. Wieso sind Frauen in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert? Was sind die größten Herausforderungen?
Noch immer werden zu sehr die tradierten Rollenbilder gelebt. Dem ist nur beizukommen, indem wir verstärkt Männer in die Pädagogik und Frauen in die Technik holen. Aber es sind auch neue Führungsstile notwendig, denn noch immer herrscht in Österreich zu sehr eine gewisse „Anwesenheitskultur“ in Führungsebenen, die Frauen hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf abschreckt. Diese Scheu müssen wir abbauen, denn im 21. Jahrhundert ist es längst nicht mehr so, dass man als Führungskraft 24 Stunden am Tag im Unternehmen anwesend sein muss. Auch müssen wir eine Art „kritische Masse“ erreichen, was Frauen in Führungsebenen betrifft. Gelingt uns das, werden sich Frauen viel selbstverständlicher repräsentiert fühlen. Schaffen wir das nicht, so kann die Erreichung einer echten beruflichen Gleichstellung laut World Economic Forum noch über 80 Jahre dauern. Was hat sich für aufstrebende Frauen bereits verbessert? Welche Maßnahmen können von der IV und der Industrie noch gesetzt werden? Frauen müssen sich heute nicht länger rechtfertigen, wenn sie in Führungspositionen arbeiten. Junge Männer leben ein anderes Rollenbild als früher – so wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch ihnen immer wichtiger. Und es gibt ein überzeugendes politisches Commitment hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen in allen Lebensbereichen. In diesem Zusammenhang ist auch die Präsenz von Frauen in der Bundesregierung sowie auf anderen politischen Ebenen positiv hervorzuheben. Dennoch gibt es genug zu tun. Das gilt für den weiteren Ausbau ganztägiger Schulformen, einer verbesserten Früh-
kindförderung bis hin zu Maßnahmen, welche die IV und die Industrie selbst setzen. Hier möchte ich die IV-Initiative „Zukunft.Frauen“ hervorheben, mit der weiblicher Führungskräftenachwuchs geschaffen und motiviert werden soll. Was sind die nächsten Schritte des Frauennetzwerks? Neben den eigentlichen Führungspositionen wollen wir auch Frauen aus der „dritten und vierten Ebene“ bei CEOs, aber auch in der Politik, sichtbarer machen. Das Frauennetzwerk wird einen starken Fokus auf die IV-Landesgruppen legen, denn auch dort braucht es mehr Frauen. Und zu guter Letzt werden Mentoring sowie moderne Führungsinstrumente für mehr Diversität in Entscheidungsgremien wichtige Schwerpunkte bilden. Denn nur so wird es gelingen, noch mehr Frauen den Mut zur Führung zu vermitteln.
FACTBOX Monika Kircher war viele Jahre Vorstandsvorsitzende des Technologiekonzerns Infineon und ist heute Aufsichtsrätin bei Siemens Österreich, Andritz, AUA und Kelag. Als Koordinatorin der Mission Group des Frauennetzwerks der Industrie setzt sie sich für die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen und in Gremien der Industriellenvereinigung ein. www.iv-net.at/blm120 Katharina Kling k.kling@iv-net.at oder Alexandra Schöngrundner a.schoengrundner@iv-net.at
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Veranstaltungen
Expertengruppe zum Thema Sport und Wirtschaft MEETING Vom 21. bis 22. April fand eine formelle Tagung der EU-Arbeitsgruppe „Wirtschaftliche Dimensionen des Sports“ (XG ECO) im Haus der Industrie statt.
D
en Vorsitz führte IV-Chefökonom Christian Helmenstein in seiner Funktion bei SpEA SportsEconAustria. Helmenstein betonte: „Der Sport steht nicht nur für Freude an der Bewegung, sondern auch für Leistung im Wettbewerb. Er besticht durch hochinnovative Unternehmen, die laufend neue Produkte mit Anwendungserfolgen auch außerhalb des Sports hervorbringen. Österreich nimmt hierbei europaweit eine Spitzenposition ein, beispielsweise bei Zugangstechnologien.“ Im Zentrum der Tagung stand die Erarbeitung sportpolitischer Empfehlungen. Dabei befassten sich die Mitglieder der
XG ECO mit drei Themenschwerpunkten: der aussagekräftigen Messung der wirtschaftlichen Bedeutung des Sports mittels Sportsatellitenkonten, der Verbesserung der Nachhaltigkeit von Sportgroßveranstaltungen und der Finanzierung von (Infrastruktur-)Investitionen im Sport. Im EU-Arbeitsplan für den Sport 2014 bis 2017 sind die wirtschaftlichen Dimensionen des Sports ein Schwerpunktthema. Die erfolgreiche Positionierung des Themas durch das Sportministerium reicht bis zur letzten EU-Ratspräsidentschaft Österreichs und die seitherigen Fortschritte bei der evidenzbasierten Politikformulierung zurück. Auf Nominierung durch
Sportminister Gerald Klug bestellte die EU-Kommission im Zuge eines Kandidaturprozesses Christian Helmenstein im Vorjahr zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe.
Christian Helmenstein (IV-Chefökonom), Susanne Hollmann (Stv. Referatsleiterin Europäische Kommission, Gendion Bildung und Kultur, Sportpolitik und -programm)
Kongress „Zeichen setzen - wert(e)voll Führen in herausfordernder Zeit“ MANAGEMENT Rund 300 Teilnehmer diskutierten beim Kongress des Forums christlicher Führungskräfte von 16. bis 18. April im Stift Göttweig, wie werteorientierte Führung gelingen kann. sollte. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer betonte in seiner Eröffnungsrede das Potenzial von werteorientierter Führung zur Risikoprävention und daher als unverzichtbaren Wettbewerbsfaktor, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu stärken. Prof. Irmgard Griss, Leiterin der unabhängigen Untersuchungskommission der österreichischen Bundesregierung zur Hypo-Alpe-Adria Bank, hob in ihrer Key-note unter dem Titel „Legal und legitim“ die Bedeutung reflektierter, verantwortlicher Unternehmensführung hervor, welche letztlich Legitimation zum Ziel hätte. Der Theologe und Ökonom Ulrich Hemel setzte sich bei seinem Vortrag „Authentisch Führen“ mit dem Spannungsverhältnis zwischen ethischen und ökonomischen Werten auseinander. Die Philosophin und Theologin Regina Polak betonte in ihrem Impuls „Gottes Führung – ein Modell für Führungskräfte“ die Notwendigkeit
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von Achtsamkeit auf Sinn und Ziel von Führung an der Schnittstelle zur Gesellschaft sowie deren Reflexion im Kontext innerer und äußerer Ereignisse. Der Arzt, Philosoph und Theologe Manfred Lütz beschloss den Kongress mit seinem launigen Vortrag „Bluff – Scheinwelten und das wahre Leben“. In zehn hochkarätig besetzten Workshops diskutierten die Teilnehmer mit Führungspersönlichkeiten wie P. Georg Sporschill, Peter Mitterbauer oder Franz Harnoncourt, Leiter der Malteser Deutschland gGmbH für Medizin und Pflege, wie werteorientierte Führung gelingen kann.
INFORMATION Barbara Coudenhove-Kalergi b.coudenhove-kalergi@iv-net.at
Web-Tipp:
www.wertevollfuehren.at
Fotos: IV
I
mpulse geben für den Führungsalltag – unter dieser Prämisse stand der dreitägige Kongress des Forums Christlicher Führungskräfte (bestehend aus Ordensgemeinschaften Österreich, Katholische Aktion Österreich, Evangelische Akademie Wien und Industriellenvereinigung) im Stift Göttweig, der Teilnehmern aus Wirtschaft, kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen zugleich Inspiration und Leitfaden sein
Bücher
Das innere Korsett Frauen dürfen heute alles – und kommen trotzdem nicht voran. Geblendet von einigen Beispielen erfolgreicher Karrierefrauen, übersehen wir, dass Frauen heute keineswegs vorpreschen, sie treten auch nicht auf der Stelle, sie rudern viel eher zurück. Frauen Feigheit vorzuwerfen, ist allerdings zu kurz gedacht. Vielmehr handelt es sich um Mechanismen, die ihnen von klein auf anerzogen werden und wie ein inneres Korsett wirken. Zwar werden Mädchen dazu ausgebildet, beruflich durchzustarten, zugleich wird von ihnen jedoch erwartet, liebevoll und fürsorglich zu sein. Dieses Buch zeigt, wie Mädchen in der Pubertät ihr Selbstvertrauen verlieren und Frauen immer noch durch uralte Rollenbilder ausgebremst werden. Das innere Korsett – Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen
Gabriela Häfner, Bärbel Kerber, C.H.Beck, 217 Seiten, 14,95 Euro
Österreich – Wohin soll das Land gehen? Österreichs Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Geopolitisch eingebettet zwischen zwei Machtblöcken wurde aus einem europäischen Sorgenkind einer der weltweit wohlhabendsten Staaten. Mit dem Beitritt zur Europäischen Union 1995 und der Erweiterung der Union um neue Mitgliedstaaten 2004 wurde der wirtschaftliche Erfolg Österreichs erweitert und vertieft. Doch seit geraumer Zeit läuft Österreichs Wirtschaftsmotor nicht mehr rund, ist er deutlich ins Stottern geraten. Extreme Bürokratisierung hemmt Österreichs Unternehmen bei Investitionen und Innovationen. Ausgewiesene Experten aus Wirtschaft, Forschung und Politik analysieren die gegenwärtige und mögliche künftige Situation des Landes und unterbreiten Vorschläge, wie die Erfolgsgeschichte Österreichs prolongiert werden kann. Hannes Androsch, Josef Taus (Hg.), nwv Verlag, 254 Seiten, 19,80 Euro
Österreich – Wohin soll das Land gehen? – Überlegungen zur wirtschaftlichen Zukunft des Landes
Anspruch und Wirklichkeit
GEDENKJAHR 2015
Das vorliegende Buch beschreibt prägnant und mitreißend die wichtigsten Themen der Außenpolitik der Zweiten Republik und gibt einen Einblick in die diplomatische Praxis. Es bietet einen höchst informativen und gut lesbaren Überblick über die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte – von der Wiedererrichtung des Auswärtigen Dienstes über Österreichs Rolle im „Kalten Krieg“ bis hin zu den Veränderungen seit dem EU-Beitritt. Die Beziehungen zu den direkten geografischen Nachbarstaaten werden dabei ebenso beleuchtet wie das ambivalente Verhältnis zu den USA und die Auswirkungen des Zerfalls der UdSSR. Die Autoren schöpfen aus der Erfahrung langjähriger Praxis im diplomatischen Dienst und möchten mit ihrer Analyse zu einem besseren Verständnis der Stellung des Landes im internationalen Kontext beitragen. Anspruch und Wirklichkeit – Österreichs Außenpolitik seit 1945
Franz Cede, Christian Prosl, Studienverlag, 168 Seiten, 21,90 Euro
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Vorarlberg
Reges Interesse am Unternehmerfrühstück mit der Botschafterin in der iv.lounge
Chancen von TTIP sehen
W
ar der erste Tag von Botschafterin Wesners Vorarlberg-Besuch noch geprägt von Terminen mit politischen Entscheidungsträgern, so fand am zweiten Tag ein reger Austausch mit der Industrie statt. Im Rahmen eines Unternehmerfrühstücks in der iv.lounge erklärte die Botschafterin, dass es ihr wichtig sei, sich sowohl mit Befürwortern als auch Skeptikern auszutauschen und Vorurteile abzubauen. Wesner versicherte den anwesenden Unternehmern, dass auch die USA Interesse an weiterhin hohen Arbeitnehmer- und Umweltstandards hätten und das Ziel nicht deren Senkung sei. Besonders bei den Industriestandards sei es aber wichtig, ob man zukünftig „standard setter or standard taker“ sei, deshalb verberge sich hinter TTIP sowohl eine ökonomische als auch eine strategische Relevanz.
die Gelegenheit und stellten zahlreiche Fragen rund um TTIP, beispielsweise zu den geplanten Schiedsgerichten oder zur Lebensmittelsicherheit, aber auch abseits des vorherrschenden Themas zu Cyberkriminalität oder zur Amtszeit von Präsident Obama. Die Veranstaltung mit der Botschafterin weckte auch das Interesse des ORF, der in der abendlichen Vorarlberg Heute-Sendung ausführlich über die JI-Veranstaltung berichtete.
Chancen sehen IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg ortete anlässlich des Besuchs von
JI-Stammtisch Botschafterin Wesner besuchte am 12. Mai auch den Mittagsstammtisch der Jungen Industrie im Hotel Schwärzler in Bregenz, der ganz im Zeichen des Freihandelsabkommens stand. Die Gäste nutzten
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Die JI-Mitglieder nutzten die Gelegenheit, auch Fragen abseits von TTIP zu stellen.
Botschafterin Wesner großen Aufklärungsbedarf beim Thema TTIP, sowohl in Österreich als auch in Vorarlberg im Speziellen. Ähnlich wie vor dem EU-Beitritt müsse man die Öffentlichkeit sachlich darüber aufklären, dass TTIP längerfristig ein guter Weg sein könne, um in einem globalen Wettbewerb Wachstum und Beschäftigung abzusichern. „Jedes in den USA verkaufte Vorarlberger Produkt trägt dazu bei, heimische Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen und somit Wohlstand für die gesamte Region zu generieren. Eine Exportquote von 60 Prozent verdeutlicht, wie sehr ausländische Märkte zum heimischen Wohlstand beitragen und Arbeitsplätze sichern“, erklärte der Präsident. Eine antiamerikanische Stimmung und generelle Kritik am freien Handel rüttle letztendlich am eigenen Arbeitsplatz, dessen müsse man sich bewusst sein. Unter diesem Gesichtspunkt seien auch die vielen TTIP-freien Gemeinden bedauerlich, da seitens der betreffenden Gemeinden auf konstruktive Kritik und ein Mitarbeiten verzichtet wurde. Letzten Endes sei ein negatives Urteil gefällt worden, noch bevor überhaupt ein Verhandlungsergebnis vorgelegen habe, und das sei sicher nicht zu Ende gedacht.
Fotos: JI-Vorarlberg, IV-Vorarlberg
BESUCH Auf Einladung der Industriellenvereinigung war US-Botschafterin Alexa Wesner von 11. auf 12. Mai zu Gast in Vorarlberg, um für das Freihandelsabkommen TTIP zu werben.
Vorarlberg
Die Industrie lud zum IV-Präsidiumsempfang IV-NETZWERK Anlässlich der Wahl des neuen und der Verabschiedung des alten Präsidiums lud die IV-Vorarlberg am 27. April zu einem abendlichen Empfang ins Foyer des CCR in Lustenau.
Erste Ansprache von IV-Vlbg.-Präs. Ohneberg beim Präsidiumsempfang
D
en 200 Gästen mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bot sich ein interessantes Programm und ein gesellschaftlicher Austausch in
Fotos: Mathis
V.l.n.r.: Peter Bühl (Hilti), Bertold Bischof (Rueff Textil)
V.l.n.r.: Johann Drexel (Freihof), Markus Hämmerle (Hämmerle & Vogel), Heinz Senger-Weiss (Gebrüder Weiss)
angenehmer Atmosphäre. Nach den anfänglichen Danksagungen an den scheidenden Präsidenten Hubert Bertsch sowie Vizepräsidenten Roman Rauch gab es die erste Ansprache des neuen Präsidenten Martin Ohneberg, der bereits erste Arbeitsschwerpunkte unter seiner Präsidentschaft vorstellte (siehe Seite 20). Danach hielt der Präsident der BundesIV, Georg Kapsch, ein Impulsreferat zur allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Situation in Österreich und zu den dringendsten Herausforderungen. Bei kulinarischen Köstlichkeiten wurde anschließend noch länger auf das alte und neue Präsidium angestoßen.
Alexandra Meusburger (Fein-Elast), Markus Lutz (EHG)
V.l.n.r.: IV-Präs. Georg Kapsch, LH Markus Wallner, IV-Vlbg.-Präs. Martin Ohneberg, IV-Vizepräs. Hubert Bertsch mit Gattin Brigitte
V.l.n.r.: Günther Lehner (Alpla), Roman Rauch (Rauch Fruchtsäfte), Eduard Fischer (Offsetdruckerei)
V.l.n.r.: WKV-Präs. Manfred Rein, LR Johannes Rauch, LSth. Karlheinz Rüdisser
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Vorarlberg
VORARLBERG
Martin Ohneberg neuer Präsident der IV-Vorarlberg NEUWAHL Der Vorstand der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg hat am 27. April Martin Ohneberg einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Als Vizepräsidenten wurden Dieter Gruber und erstmals Bernhard Ölz gewählt.
I
Das neue Präsidium (v.l.n.r.): Dieter Gruber, Martin Ohneberg, Bernhard Ölz
n seiner ersten Rede vor IV-Mitgliedern und Gästen des Präsidiumsempfangs versprach der neu gewählte Präsident, mit sehr viel positivem Elan die verantwortungsvolle Position wahrzunehmen, und kündigte einige kommende Schwerpunkte an:
Standortabkommen
Wurde für vier Jahre gewählt: IV-Vorarlberg-Präs. Martin Ohneberg
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Entscheidungsträger deshalb zur Mitarbeit ein“, kündigte Präsident Ohneberg in seiner Ansprache an. In einer ersten Reaktion zeigte sich Landeshauptmann Wallner aufgeschlossen und bezeichnete das Ansinnen als sinnvollen Vorstoß, auch das Land habe großes Interesse an einem gemeinsamen Schulterschluss.
Neue Wirtschaftspartnerschaft Präsident Ohneberg appellierte des Weiteren in Richtung der interessenpolitischen Akteure, gemeinsam an einer neuen Form einer Wirtschaftspartnerschaft zu arbeiten: „Mein Appell zu Beginn der Periode in Richtung der Parteien und anderen Organisationen in Vorarlberg ist ganz bewusst: Versuchen wir, wieder mehr Gemeinsames in den nächsten Jahren auf die Beine zu stellen. Schließen wir einen Pakt für die Wirtschaft, von der Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren und damit die ganze Region.“ Die Industriellenvereinigung sei gerne dazu bereit und reiche allen die Hand. Sollte das nicht
gelingen, müsse man beginnen, bewährte Systeme auch in Frage zu stellen.
Unternehmertum fördern Der neu gewählte IV-Vorarlberg-Präsident kündigte außerdem an, künftig mehr Augenmerk auf eine positivere wirtschaftliche Grundstimmung und eine größere Akzeptanz von unternehmerischem Handeln, Unternehmergeist und Unternehmertum in der Bevölkerung legen zu wollen: „Auf Landesebene möchte ich die Chance nutzen und dazu aufrufen, gemeinsam etwas gegen diese schlechte Grundstimmung zu machen und das Größere zu sehen, etwa dass wir auf eine funktionierende Wirtschaft und Industrie angewiesen sind. Eine erfolgreiche, sozial starke Region braucht Unternehmer und unternehmerischen Geist in den Chefetagen und bei den Mitarbeitern.“ Jeder, der in diesem Sinne aktiv werde, solle von der Bevölkerung mehr wertgeschätzt werden. „Raus aus der Komfortzone und die Zukunft gestalten! Nur so schaffen wir wieder eine positive Dynamik, die allen etwas bringt“, zeigte sich Ohneberg überzeugt.
Fotos: Mathis
Es sei ihm ein Anliegen, gemeinsam mit der heimischen Politik ein industriepolitisches Standortabkommen mit Gültigkeit über Funktionsperioden hinaus auszuarbeiten, zu unterzeichnen und umzusetzen. „Vorarlberg hat in der Vergangenheit von der Industrie gelebt und wird dies auch in Zukunft tun. Jetzt gilt es jedoch, den heimischen Unternehmen Sicherheit für den Standort zu geben, auch über politische Amtsperioden hinaus. Ich lade die politischen