IV Positionen - Juni

Page 1

DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M

Juni 2016

Fairplay für Freihandel

Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Österreich und Europa können von einem gut gemachten TTIP nur profitieren.

Gastkommentar von Christian Ortner: Das Würdelose am Berufspolitiker Seite 10

Die PädagogInnen der Zukunft: Leitbild, Handlungsfelder und Maßnahmen Seite 15

Vorarlberg: Industriestrategie: Schulterschluss von Land und IV Seite 20


economics corner

Die Flüchtlingskrise – der letzte ökonomische Weckruf? ZUWANDERUNG Für die EU ist die Flüchtlingskrise ein Test, ob Europa im Stande ist, große Jahrhundert-Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Für Österreich ist sie ein Abschied von der „Insel der Seligen“ und ein letzter Weckruf für Reformen.

Ö

sterreich wurde seit der Nachkriegszeit stets von großen Krisen verschont. Wohlstand und Sozialstaat waren nie unmittelbar gefährdet. Das war unser Segen, aber auch in gewisser Weise unser Fluch. Denn Krisen sind eine gute Schock-Therapie, um schwelende Probleme schließlich doch noch in Angriff zu nehmen. Das zeigen die Beispiele von

sowjetischen Nachbarmarktes oder von Deutschland nach der Jahrhundert-Aufgabe der Wiedervereinigung. All diesen existenziellen Krisen folgten eiserne Strukturreformen mit großen Wirkungen.

Nun hat auch Österreich „endlich“ eine handfeste Krise zu bewältigen, die selbst das letzte „Bollwerk“ unseres Wohlstands, die scheinbar nied„Österreich wurde von rige Arbeitslosiggroßen Krisen stets ver- keit, ins Schwanken gebracht hat. schont. Das war unser Aber: Unser fiskalSegen, aber auch unser politisches Arsenal Fluch.“ ist seit der KreisClemens Wallner, ky-Ära und der Wirtschaftspolitischer Koordinator Finanzmarktkrise ausgeschöpft und Großbritannien in den 1970er-Jahren, als neue positive Schocks wie die Ostöffnung das Land vor der Thatcher-Ära wirtschaft- sind nicht auszumachen. Daher muss jetzt lich darniederlag; von den Niederlanden in gehandelt werden. der Strukturkrise der 1980er; von Schweden in der Finanzkrise der 1990er-Jahre; Flüchtlingskrise stellt uns vor die Wahl von Finnland nach dem Wegbrechen des Entweder wir schaffen die Integration oder die Kosten der Nicht-Integration sprengen endgültig die Belastbarkeit unseres Sozial-

staats. Denn dass wir Zuwanderung benötigen, das legt ein Gedankenexperiment von EcoAustria deutlich offen: Es zeigt, was passiert, wenn Österreich bis 2060 keine Zuwanderer mehr ins Land lässt. Zunächst würde die Bevölkerung, und damit unser größtes Potenzial, langsam zu schrumpfen beginnen. Bis 2060 immerhin um rund 1,5 Millionen Menschen. Es würde dann mittelfristig statt zwei nur mehr 1,6 potenziell Erwerbstätige für jeden Pensionisten geben. Die übriggebliebenen Einwohner hätten dann drei Optionen, um die fehlenden Beiträge im Staatshaushalt zu kompensieren: Sie könnten entweder um fünf Jahre später in Pension gehen oder die durchschnittliche Pension könnte um rund 30 Prozent gekürzt oder der durchschnittliche Einkommensteuersatz um 14 Prozentpunkte erhöht werden. Das ist immerhin das sechsfache Volumen der Steuerreform 2015. Da wir die vergangenen zehn Jahre verschlafen und jegliche Reserven verspielt haben, würden die Folgen einer weiteren Reformverweigerung nun wirklich teuer werden. Diese Krise ist wohl der letzte laute Weckruf an die Politik. �

OPTION 1

5 Jahre länger arbeiten

OPTION 2

OPTION 3

Einkommensteuer 14 Ppkt. höher

30 Prozent weniger Pension

Fotos: Stefan Pommer

Keine Zuwanderung bis 2060?

Quelle: EcoAustria

2 iv-positionen | Juni 2016


Editorial

Abschotten ist kein Programm Österreich braucht eine sachliche Debatte über TTIP und den Standort.

Auch, wenn man über die Kommunikationspolitik der EU in Sachen TTIP geteilter Meinung sein mag, ist es jetzt wichtiger denn je, Flagge zu zeigen und öffentlich

Abschottung und Protektionismus haben wieder Konjunktur. Das zeigt sich

für die Vorteile des Freihandels und eines gut (!) gemachten TTIP einzutreten.

nicht nur in der Frage des Umgangs mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

Die Industriellenvereinigung bezieht deshalb aus Verantwortung für Standort und

aus dem Ausland, sondern auch in der aktuellen TTIP-Debatte. Dass hinter

Beschäftigung Position – und lädt alle ein, denen Wirtschaftskraft, Wohlstand und

„TTIP-Leaks“ kein Skandal steckt, sondern bloß unterschiedliche Verhandlungs-

Arbeit im Land wichtig sind, dies zu unterstützen. Populismus, Angst und Panik-

positionen von USA und EU, war und ist gerade in Österreich besonders schwer

mache sind weder für TTIP noch für die Zukunft des Standorts gute Ratgeber.

zu vermitteln. Alarmismus und Populismus kommen besser an als vernünftige Debatte und sachliche Argumentation. Das dürften wir uns als Land, das großteils

Sicherlich ist TTIP ein konkreter, positiver Beitrag zur Gestaltung der Globa-

von seiner internationalen Vernetzung und dem Export lebt, gar nicht leisten.

lisierung. Es liegt an uns, welche Standards im Welthandel Zukunft haben: Standards, die wir mit den USA entwickeln, oder Standards, die uns andere

Vielmehr muss angesichts der konjunkturell und arbeitsmarktpolitisch fordernden

Wirtschaftsregionen aufzwingen. Mit der Ablehnung von Chancen gibt es im

Zeiten der Standort Österreich jede Chance auf Wachstum und Beschäftigung

weltweiten Wettbewerb um Wohlstand und Arbeit nichts zu gewinnen, aber viel

nützen, die sich bietet. Fairer Freihandel ist ein wichtiger Wohlstands-Treiber für

zu verlieren. Genau das wäre der eigentliche Skandal für Österreich und Europa.

eine kleine offene Volkswirtschaft wie Österreich. Politik, die Abschottung fordert und fördert, handelt gegenüber den Arbeitsmarkt- und Wohlstandschancen der Menschen verantwortungslos. Was aber – fast täglich medial erlebbar – der Großteil der österreichischen Politikerinnen und Politiker, vor allem an den politischen Rändern, nicht anficht.

Ihr

Dass dabei Abschottung von Volkswirtschaften noch niemals zu Wachstum und Wohlstand geführt hat, sollte ebenso ersichtlich sein. Im Gegenteil: Das Zusammenwachsen des europäischen Binnenmarktes hat gerade in Österreich eindrucksvoll gezeigt, welche Möglichkeiten der Abbau von (Handels-) Grenzen bietet.

Christoph Neumayer, Generalsekretär

IMPRESSUM Folgen Sie uns auf

oder adden Sie uns auf

.

Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: positionen@iv-net.at, Homepage: www.iv-net.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Robert Albrecht, BA. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Mag. Gernot Pagger, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann.

Foto: IV

Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter gleichermaßen.

Juni 2016 | iv-positionen

3


Coverstory

Fairer Handel statt falscher Alarm

„H

eftiger Sturm im Wasserglas“ und „Ein Skandal, der keiner ist“: So bilanzierten seriöse Medien wie etwa die „Neue Zürcher Zeitung“ die Aufregung über „TTIP-Leaks“. Andere Medien und viele Poli„TTIP, richtig gemacht, ist tiker reagierten eine große Chance. Jetzt weniger sachorigilt es daher, unsere Inter- entiert: „Auf dem Altar des Freiessen gut zu verhandeln handels“ würde und das Ergebnis final zu nichts, und schon bewerten.“ gar nicht europäIV-Präsident Georg Kapsch ische Lebensmittel- und Umweltschutz-Standards, geopfert, hieß es

4 iv-positionen | Juni 2016

entrüstet quer durch alle politischen Couleurs. Sogar das Abbrechen der TTIP-Verhandlungen seitens der EU wurde gefordert. Die Erkenntnis, dass man auf eine geschickte mediale Inszenierung hereingefallen war, setzte sich erst im Lauf der Zeit durch. Tatsache ist schließlich: Die rund 250 Seiten an vertraulichen Papieren, die von einer NGO veröffentlicht wurden, sind vor allem Abschriften von „konsolidierten Texten“ zur Hälfte der geplanten Verhandlungskapitel. Dabei handelt es sich aber nicht um Verhandlungsergebnisse, sondern um Dokumente, welche die Verhandlungspositionen beider Seiten – vor einer bereits abgeschlossenen Verhandlungsrunde – zu konkreten Themen nebeneinanderstel-

Fotos: IV/Prantl, istockphoto.com

TTIP Die medial diskutierten TTIP-Verhandlungspositionen haben für Aufregung gesorgt. Eine sachliche Diskussion ist dabei großteils auf der Strecke geblieben. Die Industrie bekennt sich im Interesse des Wirtschafts- und Arbeitsstandorts zu einem fairen und gut gemachten TTIP-Abkommen. Denn davon könnten Österreichs Wirtschaft und Arbeitsplätze enorm profitieren.


Coverstory

len. News-Wert hatten allein die Positionen der USA. Die EU veröffentlicht ihre eigenen TTIP-Positionen ja zunehmend.

Panikmache ist schlechter Ratgeber Dass mit „TTIP-Leaks“ der gesamte Verhandlungsprozess diskreditiert werden sollte, ist aus Sicht der Industriellenvereinigung unverantwortlich gegenüber Standort und Beschäftigten. „Wie bei allen Verhandlungen üblich, bringen beide Seiten ihre Positionen ein, die dann bewertet und diskutiert werden. Wer suggeriert, dass es sich dabei um Verhandlungsergebnisse handelt, führt die Öffentlichkeit gezielt in die Irre“, kritisiert IV-Präsident Georg Kapsch. Das hat freilich Tradition: Vor dem EU-Beitritt

Österreichs warnten Gegner vor „Schildläusejoghurt“ und „Blut-Schokolade“. Kapsch: „Nichts davon ist in der Realität jemals eingetreten. Panikmache ist stets ein schlechter Ratgeber.“ Gleichzeitig ist für die Industrie klar, dass Bedenken ernst genommen werden müssen. „Wir haben uns immer dafür eingesetzt, dass bei jeglichem Freihandelsabkommen die europäischen Standards erhalten bleiben. Das gilt auch für Lebensmittel- sowie Produktsicherheit“, erklärt IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Richtig gemacht – Motor für Wachstum und Arbeit Dass Österreich großes Interesse an einem gut gemachten Freihandelsabkommen

Juni 2016 | iv-positionen

5


Wirtschaftsräume USA und EU 321 Mio.

Einwohner

507 Mio.

2,4 %

BIP-Wachstum

1,9 %

1.393

Warenexporte weltweit in Mrd. Euro

1.789

Quelle: IMF/EU-Kommission/US-Government, Daten 2015

USA

6 iv-positionen | Juni 2016

beispielsweise in die EU um lediglich drei Prozent und in die Länder der Eurozone nur um 2,1 Prozent zunahmen. TTIP bietet Österreich die Möglichkeit, verstärkt an der positiven US-amerikanischen Wirtschaftsentwicklung teilzuhaben (sh. auch Kasten „Wissenschaftliche Befunde zu TTIP-Chancen“).

Zölle abschaffen Je einfacher österreichische Unternehmen künftig Erfolgsgeschichten im US-Export schreiben können, desto besser. „Der Abbau von Zöllen – im Schnitt 3,5 Prozent auf industriell gefertigte Waren – sowie weiterer Handelshemmnisse, etwa durch die vollständige Öffnung des öffentlichen US-Beschaffungsmarktes für Europäer sowie die Vereinfachung von Produktzulassungsverfahren, stellen besonders für die österreichische Wirtschaft eine große Chance dar“, erläutert Michael Löwy, IV-Bereichsleiter für Internationale Beziehungen. Konkretes Beispiel: Wird eine Maschine im Wert von 1 Mio. Euro in die USA exportiert, müssen 35.000 Euro Zoll abgeführt werden. Löwy: „Kommt TTIP, bleibt diese Summe im Unternehmen und kann in Forschung, Innovation

Fotos: Johannes Zinner, Screenshot ORF/ZIB 2

haben muss, steht außer Frage: TTIP ist angesichts der derzeitigen Rekordarbeitslosigkeit in Österreich ein dringend benötigter Motor für Wachstum und Beschäftigung. Nach einer Studie der Europäischen Kommission werden bereits jetzt elf Prozent aller österrei„Wir haben uns immer chischen und 15 dafür eingesetzt, dass bei Prozent aller europäischen Arbeitsjeglichem Freihandelsplätze durch euroabkommen die europäpäische Exporte ischen Standards erhalin die USA gesiten bleiben. Das gilt auch chert. Besonders für Österreich als für Lebensmittel- sowie kleine, exportoriProduktsicherheit.“ entierte Wirtschaft IV-Generalsekretär Christoph Neumayer ist fairer Freihandel, der gleiche Spielregeln für alle Teilnehmer schafft, von wesentlicher Bedeutung. IV-Generalsekretär Neumayer: „Unsere hohe Exportquote von 54 Prozent – in der Industrie sogar 57 Prozent – ist eine Säule unseres Wohlstandes.“ Die USA sind die zweitwichtigste Exportdestination für österreichische Produkte – mit zunehmender Tendenz. 2015 stiegen österreichische Exporte in die USA um 16,7 Prozent, während sie


Coverstory

und Arbeitsplätze investiert werden.“ Die Abschaffung bestehender Zölle vor allem für industriell-gewerbliche Waren, die zum Teil noch deutlich über dem Durchschnittsniveau von vier Prozent liegen, ist daher ein wichtiges Industrieanliegen.

Globalisierung im europäischen Sinn gestalten Von großer Bedeutung für die Industrie sind auch der Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse, wie etwa die Öffnung des öffentlichen US-Beschaffungsmarktes, und die gegenseitige Anerkennung von Produktzulassungsverfahren und diverser technischer Standards. Laut Studien liegen 80 Prozent der möglichen Gewinne durch TTIP in der Beseitigung nicht-tarifärer Hürden.

Andere Regionen schlafen jedenfalls nicht: Im Februar 2016 wurde das Abkommen über die transpazifische Freihandelszone TPP zwischen elf Pazifikstaaten und den USA unterzeichnet. Diese umfasst 800 Mio. Einwohner und steht für 40 Prozent des globalen BIP. Gelingt TTIP nicht, könnten massive Nachteile für die exportorientierte Industrie entstehen. Die Verlagerung von Produktion in Partnerländer der transpazifischen Freihandelszone TPP

TTIP bietet zudem die Chance auf gemeinsame globale Standards von USA und EU. Karin Exner-Wöhrer, Vorsitzende der IV-Task Force „Internationale Entwicklungen“: „Käme es zu keinem Abkommen, werden andere Regionen die Standards der Zukunft definieren – ohne unsere Beteiligung, aber zu unserem Nachteil.“ Das hätte gerade in Zusammenhang mit der Digitalisierung negative Konsequenzen. So bieten gemeinsame technische Standards etwa bei der Entwicklung von Elektroautos den Vorteil, doppelte Testverfahren zu vermeiden und damit die Produktion in Österreich zu fördern. Wenn Europa und die USA die internationalen Standards der Zukunft setzen, ist dies ein wichtiger Beitrag zur aktiven Gestaltung der Globalisierung.

Fakten statt Mythen

Foto: xxxxxxxxx

TTIP ist eine wesentliche Weichenstellung für Österreich und Europa. Die Industrie hat deshalb die Initiative „Die nackte Wahrheit über TTIP – Meine Meinung bilde ich mir immer noch selbst“ gestartet. Sie zeigt Chancen auf und geht auf Ängste und Sorgen ein. Ziel ist es, die oft polemisch geführte Diskussion zu versachlichen und auf eine faktenorientierte Basis zu stellen. Zum Beispiel bei folgenden Themen: Lebensmittelstandards bleiben: Die hohen europäischen Nahrungsmittelstandards bleiben erhalten und sind laut EU-Kommission auch nicht verhandelbar. Auch nach TTIP werden die EU und die USA selbst über die Zulassung und Einfuhr neuer Produkte entscheiden.

wird bereits in Unternehmen diskutiert. Für IV-Präsident Georg Kapsch ist klar: „TTIP, richtig gemacht, ist eine große Chance. Jetzt gilt es daher, unsere Interessen gut zu verhandeln und das Ergebnis final zu bewerten. Auch die Industrie wird nur einem guten Verhandlungsresultat unter Sicherung unserer Standards zustimmen. Eine seriöse, öffentliche Diskussion über TTIP ist ein Standard, den wir jedenfalls nicht unterschreiten sollten.“ �

EU „Kommt TTIP, bleibt die Summe der Kostenersparnis im Unternehmen und kann in Forschung, Innovation und Arbeitsplätze investiert werden.“ Bereichsleiter Internationale Beziehungen, Michael Löwy

Wissenschaftliche Befunde zu TTIP-Chancen Investitionsschutz ohne Zwang zur Gesetzesänderung: Investoren können im Fall einer ungerechtfertigten Diskriminierung auf Schadenersatz klagen, aber keine Gesetzesänderungen erzwingen. Das souveräne Recht des Staates, Gesetze zu erlassen („Right-to-Regulate“), wird nicht beeinträchtigt. Volle Transparenz & demokratische Legitimierung: Durch die Einbindung des Europäischen Parlaments, des zuständigen Fachministerrates sowie voraussichtlich aller 28 nationalen Parlamente ist gewährleistet, dass das Verhandlungsergebnis ausreichend diskutiert und bewertet werden kann, bevor eine finale Zustimmung erteilt wird. Mehr auf: http://wahrheitueberttip.at

• Eine Studie des Forschungsschwerpunktes Internationale Wirtschaft (FIW) zeigt, dass TTIP in Österreich im Laufe von acht Jahren zu einer Steigerung des BIP von 1,75 Prozent führen kann. Dies würde einen Zuwachs an Beschäftigung von 0,6 Prozent bedeuten. Umgerechnet wären das bis zu 20.000 neue Arbeitsplätze in Österreich. Auch eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) unterstreicht den potenziell durchaus üppig ausfallenden Wohlfahrtszugewinn für Österreich durch TTIP. • Eine Studie des World Trade Institutes (WTI) der Universität Bern zu den Auswirkungen von TTIP

auf die einzelnen Mitgliedstaaten der Europäischen Union legt nahe, dass Österreich in Europa zu den potenziell größten Gewinnern eines ambitionierten TTIP zählen könnte. Demnach würde das österreichische BIP bis 2030 um zusätzliche 0,9 Prozent wachsen (EU-Schnitt: + 0,5 Prozent) und die österreichischen Exporte in die USA um immerhin 64 Prozent steigen. • Für Europa könnte TTIP laut Berechnungen des ifo-Instituts einen jährlichen Anstieg der Wirtschaftsleistung von 119 Mrd. Euro und ein BIP-Wachstum von 0,5 Prozent über zwölf Jahre bedeuten. TTIP würde damit 400.000 neue Arbeitsplätze in Europa schaffen.

Juni 2016 | iv-positionen

7


Junige Industrie

Vorstandsmitglied Valerie Szczepanski mit Professor Zeilinger

„Köpfe wichtiger als Patente“ MINT Rund 20 Mitglieder der Jungen Industrie hatten die Möglichkeit, mit dem als Nobelpreis-Kandidaten gehandelten Quantenphysiker Anton Zeilinger über MINT und den Wissenschaftsstandort Österreich zu diskutieren.

E

ines der wichtigsten Anliegen von Zeilinger ist es, die Grundlagenforschung in Österreich zu stärken. Fünf bis zehn Prozent mehr Investitionen würden schon reichen, um erhebliche Fortschritte zu machen. Die Unternehmen sollten seiner Ansicht nach mehr Verantwortung im Bereich der Forschung übernehmen, vor allem aber bei der Umsetzung von Forschung seien Wirtschaft und Industrie gefordert. Der Wissenschaftsstandort Europa sei interna-

tional aber sehr angesehen, da hier Kreativität und Originalität gefördert werden. Köpfe seien eben wichtiger als Patente, meint Zeilinger in diesem Zusammenhang. Beim Thema „Frauen in der Technik“ gehe viel Potenzial verloren, obwohl die Interessen geschlechtsunabhängig bis zur Pubertät gleich und die Begeisterung für MINT-Fächer sowohl bei Mädchen als auch Buben vorhanden sei. Für junge Frauen fehle es dann einfach oft an Vor-

bildern. Der Pionier in der Teleportation von Teilchen erklärte auch das Prinzip des „Beamens“. Dass es in naher Zukunft möglich sein werde, Menschen zu beamen, bezweifelt er. Auf die Frage nach der bedeutendsten Entdeckung in den nächsten 20 Jahren, erklärte Zeilinger, dass sich Forschung wie eine Lotterie verhalte – umso mehr man in Forschung investiere, umso eher könne man Entdeckungen machen, denn Grundlagenforschung verhalte sich einfach wie Glücksspiel. �

Startups: Österreich noch unter „ferner liefen“

A

ltrichter hat mit der paysafecard, einem Onlinezahlungsmittel, selbst ein Startup gegründet, damit einen erfolgreichen Exit an die skrill-Gruppe hingelegt und ist nun einer der bekanntesten Angels Österreichs. Eine Startup-Blase sieht Michael Altrichter momentan nicht. Es gebe zwar einige Startups und Unicorns, die zu hoch bewertet seien, jedoch seien das eher Kurskorrekturen und keine Blase.

8 iv-positionen | Juni 2016

Eines der größten Probleme der österreichischen Startup-Szene sieht er darin, dass Erstfinanzierung bis zu einer Million Euro relativ gut zu bekommen, jedoch für weitere Finanzierungsrunden kaum Kapital vorhanden sei. Auch im Bereich von Venture Capital und Private Equity sei in Österreich noch viel Verbesserungspotenzial vorhanden. Gerade im Vergleich zu Startup-Mekkas wie dem Silicon Valley sei Österreich hier noch unter „ferner liefen“ zu be-

trachten. Auch für ausländische Investoren würde es hier zu wenig Anreize geben, weshalb auch im Bereich der Auslandsinvestitionen viel Kapital verpasst werden würde. Auf die TV-Show „2 Minuten 2 Millionen“ angesprochen, erzählte Altrichter, dass ungefähr ein Drittel der Deals im Anschluss an die Sendungen nicht zustande komme – bei vergleichbaren Shows seien dies bis zu zwei Drittel. �

Foto: JI-Wien, istockphoto.com/generalfmv

BLASE Der Business Angel und Impact Investor Michael Altrichter war bei der JI zu Gast und diskutierte mit den Mitgliedern über das Thema „Startups – wann platzt die Blase?“.


Junge Industrie

Neustart gefällig? An dieser Stelle wurde in den vergangenen Jahren schon oft ein angeblicher „Neustart“ der Bundesregierung besprochen. Jetzt ist es wieder einmal so weit – die Vorzeichen sind aber positiver als je zuvor.

kompetenz in der Bundesregierung. Das alleine ist

belassen können, wie es immer schon war – ohne

schon ein wichtiges Signal. In gewisser Weise war

jede Reform, laufend neue Steuern erfinden und

aber wohl das Signal des ersten Wahldurchgangs

alte erhöhen.

zur Bundespräsidentenwahl noch bedeutender: Die Kandidaten der Regierungsparteien auf Platz vier

Wir müssen endlich einsehen, dass wir in vielen

Ein neuer Kanzler, ein paar neue Minister – auch

und fünf, mit insgesamt gerade mal knapp einem

Bereichen dringend entschiedene Reformschritte

wenn man mit dem Ergebnis des ersten Durchgangs

Viertel der Stimmen.

setzen müssen, um unsere Zukunftsfähigkeit zu

der Bundespräsidentenwahl (das Gesamtergebnis

bewahren – es darf keine Tabuthemen mehr geben.

war bei Redaktionsschluss noch unbekannt) kaum

Das tut weh, gerade in der Politik. Denn jetzt geht

Die Politik ist an die Wand gefahren, und vielleicht

zufrieden sein kann: Zumindest hat die Wahl-

es nicht mehr nur um einzelne Posten, sondern

hat sie es nun endlich verstanden. Ist auch die

schlappe der Regierungsparteien bei einem Koali-

wohl tatsächlich um die Existenzberechtigung bei-

Bevölkerung so weit? Man hofft.

tionspartner zu einer strukturellen und inhaltlichen

der „Volksparteien“. Die ersten Reaktionen nach

Neuaufstellung geführt. Bleibt zu hoffen, dass auch

der Wahl – die „Umfragen waren Schuld“ und die

die ÖVP den inhaltlichen Neustart mitträgt. Denn

„Menschen haben die Steuerreform nicht verstan-

klar ist: Das Wahlergebnis muss für die beiden Re-

den“ – waren sowohl von SPÖ als auch von ÖVP

gierungsparteien so oder so die ultimative Warnung

nicht gerade so angelegt, dass man sich Hoffnung

sein. In diesem Sinne war es besonders erfrischend,

auf Besserung machen konnte. Jetzt aber scheint

wie deutlich Christian Kern bei seiner Antrittspres-

sich etwas zu bewegen. Man hofft.

sekonferenz als Bundeskanzler geworden ist: Nach Jahren des enttäuschenden Nichtstuns habe diese

Man hofft umso mehr, als anderenorts der Ernst der

Regierung nun noch eine Chance – nutze sie diese

Lage noch nicht realisiert wurde – und ausnahms-

nicht, würden sowohl ÖVP als auch SPÖ in die

weise ist dabei hier nicht die Politik gemeint, sondern

Bedeutungslosigkeit absinken, „zu Recht“.

wir alle. Seit Jahren befindet sich Österreich im

Herzlichst Eure

Grunde in der Dauerkrise. Die Wettbewerbsfähigkeit Starke Worte – die hoffentlich nicht nur Worte

sinkt, die Arbeitslosigkeit steigt, die Verschuldung

bleiben. Kern selber jedenfalls glaubt man gerne,

ist bereits astronomisch und wächst weiter. Aber

dass er dies auch so meint. Vor allem, unabhängig

noch immer scheint vielen nicht klar zu sein, dass

von den Details bezüglich der neuen Ministerbeset-

wir Österreich nicht einfach aus dem internationalen

Therese Niss,

zungen: endlich wieder deutlich mehr Wirtschafts-

Wettbewerb nehmen können, dass wir nicht alles so

Bundesvorsitzende der Jungen Industrie

JI-NÖ/Bgld.: Matthias Unger wiedergewählt

Fotos: JI, Bruckner

D

ie Junge Industrie Niederösterreich/ Burgenland (JI) hat ihren neuen Vorstand gewählt. In der konstituierenden Sitzung wurde Matthias Unger (seit 2008 in der familieneigenen Unger Stahlbau Ges.m.b.H. als Geschäftsführer tätig) zum Vorsitzenden und Jakob Erber (Erber AG) zu seinem Stellvertreter bestellt. Erber war in diversen Bereichen beim Familienkonzern Erber AG im In- und Ausland (in Singapur) tätig. Die beiden führen die Geschicke der JI kollegial für die nächsten drei

Jahre und wollen sich vermehrt auch gesellschaftspolitischen Themen widmen. Neu im Vorstandsteam ist zudem auch Veronika Wüster (Austrian Airlines AG). Den achtköpfigen Vorstand komplettieren Georg Fuchs (Fuchs Metalltechnik GmbH), Isabella Hengl (Siemens AG Österreich), Christoph Kurtz (Domoferm International GmbH), Marie-Christine Mantler (Mantler Mühle Rosenburg KG) und Marie-Luise Toms (Flughafen Wien AG). �

V.l.n.r.: Jakob Erber, Matthias Unger

Juni 2016 | iv-positionen

9


Kommentar Aktuellvon außen

Das Würdelose am Berufspolitiker Warum Österreichs politisches System eine Rosskur braucht, die unter anderem den Beruf „Politiker“ einfach abschafft.

für das Funktionieren des politischen Systems im

neue Ideen außen vor bleiben müssen und letzlich

Lande. Denn der notwendige Austausch zentraler

die Leistungsfähigkeit des politischen Systems stark

politischer Akteure, die mit ihrer Aufgabe eindeutig

eingeschränkt wird.

überfordert sind, wird dadurch enorm erschwert Wenn in Österreich Spitzenpolitiker gehen, also im

und in manchen Fällen um Jahre verschleppt. Kein

Solange die Wirtschaft ordentlich brummt und der

Normalfall gegangen werden, dann ist das in aller

Unternehmenseigentümer, der auch nur halbwegs

Wohlstand trotz der Regierung steigt, fällt das nicht

Regel ein überschaubar würdevoller Vorgang, wie

bei Trost ist, würde den Austausch einer unfähigen

so stark auf. Doch in Situationen wie jetzt, wo sich

zuletzt Werner Faymannn erleben durfte. Fast im-

Führungskraft dermaßen verschleppen.

eine lang andauernde, schwierige Wirtschaftslage

mer klammern sich die Betroffenen bis zum letzten

mit den Folgen der Flüchtlingskrise, dem drohen-

Atemzug an ihr Amt, lassen sich öffentlich von ihren

Die Ursache dieser Dysfunktionalität des politischen

den Kollaps der europäischen Institutionen, einer in

eigenen Parteifreunden erniedrigen und müssen

Systems ist einfach erklärt: weil die übergroße Mehr-

Wahrheit nach wie vor bresthaften Euro-Währung

schliesslich mit irreparablen Verletzungen und Ver-

heit der politischen Spitzen über keinerlei erlernten

und anderen Problemen zu einer unerquicklichen

wundungen aus der politischen Arena gezerrt werden.

Beruf verfügt oder wenn doch, dann nur einen

Gemengelage zusammenfügt, wird die Erstarrung

Dass hingegen Einer oder Eine rechtzeitig merkt, dass

solchen, der in der Wettbewerbswirtschaft nur einen

des politischen Systems zu einem echten Problem.

seine (oder ihre) Zeit abgelaufen ist, den Prozess

Bruchteil des Politikereinkommens erzielen würde.

Dabei wäre dieses Problem relativ leicht zu lösen:

Bei den meisten, die

indem das Berufspolitikertum schlicht und einfach

ihre Karriere in irgend-

abgeschafft wird, indem jedes politische Amt nach

einer Jugendorganisa-

ein oder zwei Funktionsperioden unwiderruflich endet.

Christian Ortner, freier Journalist

tion begonnen, dann über kleinere Mandate

Das hätte gleich mehrere Vorteile:

und Ämter vorangetrie-

1. Wenn „Politiker“ kein Beruf mehr sein kann wie

ben haben und dann

Rechtsanwalt, Maschinenschlosser oder Zahn-

schliesslich in einem

arzthelferin, dann würden in aller Regel fast nur

Ministerbüro oder ähn-

noch Menschen wichtige politische Ämter über-

lichem Machtzentrum

nehmen (können), die über einen Beruf und damit

gelandet sind, würde

verbunden Erfahrung und Fachwissen verfügen.

des Ausscheidens selbst gestaltet und am Ende

ein Erwerbsleben außerhalb der Politik schlicht

2. Oberste Priorität politischer

ohne Amt mehr an Autorität hat als vorher, das ist

und ergreifend zu einer spürbaren Verminderung

Arbeit wäre dann nicht mehr,

praktisch nie in freier Wildbahn zu beobachten. Nun

ihres Einkommens führen; vom Wegfall diver-

wie jetzt, das eigene Überle-

könnte uns das an sich eher gleichgültig sein, hätte

ser Annehmlichkeiten

ben im Amte zu sichern, son-

es nicht so unerfreuliche Konsequenzen

wie Chauffeur und prächtigem Büro

dern mit Leistung zu glänzen,

mal ganz abgese-

was sich bei der Rückkehr in

hen. Dass sich je-

den angestammten Beruf als eher

mand in dieser Lage

vorteilhaft erweisen würde.

mit allen Mitteln an sein

3. Der Austausch von Flaschen, Nieten

Mandat oder Amt kettet,

und Minderleistern in den Spitzen-

ist letztlich bloß rationales

funktionen der Republik gestalte-

Verhalten. Was freilich dazu führt, dass das

te sich für alle Beteiligten einfacher, friktionsfreier und damit effizienter.

politische

System

insge-

Eine, wie man sieht, höchst vorteilhafte Sache

samt versteinert

mit einem einzigen kleinen Haken: wie, zum

und verknöchert,

Teufel, bringt man die politische Klasse, die

neue Köpfe und

so etwas ja demokratisch beschließen müsste, dazu, freiwillig auf ihre Pfründe zu verzichten?

10 iv-positionen | Juni 2016

Fotos: Ortner, istockphoto.com/ InnaFelker

„Die wenigsten Politiker des Landes könnten in der freien Wirtschaft ihre Politikereinkommen verdienen“


5 Fragen

Porträt

an

Alexander Baumgartner

1

Warum engagieren Sie sich, neben Ihrer Tätigkeit als Unternehmer, als Bundesvorstandsmitglied der Industriellenvereinigung? Ich bin Vorstandschef eines international agierenden Verpackungsunternehmens mit historisch sehr tiefen Wurzeln vor allem in Österreich. Unser Headquarter liegt in Wien, ich selbst wohne in Wien – es ist mir wichtig, persönlich für den Industriestandort Österreich aktiv zu sein. Dabei ist es wichtig, mit einer Stimme zu sprechen – die Industriellenvereinigung gibt uns die Möglichkeit, unsere Stimmen zu bündeln und stark nach außen aufzutreten.

Foto: Constantia Flexibles

2

Was sind die drei wichtigsten standortpolitischen Herausforderungen für das Industrieland Österreich? Handlungsbedarf sehe ich in den Bereichen Steuern und Bürokratie: Die Lohnnebenkosten und bürokratische Hürden sind zu hoch. Auch die starren Arbeitszeitregelungen beinhalten nicht die Flexibilität, die heutzutage nötig ist. Des Weiteren muss Österreich gegen den steigenden Fachkräftemangel aktiv werden. Vor allem in den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik benötigen wir dringend gut ausgebildetes Personal. Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, die hier ausgebildet werden – und vor allem auch bleiben und hier arbeiten. Dafür müssen die Entlohnung und auch die Tätigkeiten an sich attraktiver gestaltet werden. Damit das gelingt, sind Investitionen in Forschung und Entwicklung unerlässlich. Wichtig ist es etwa, den Anschluss zur Industrie 4.0 nicht zu verlieren.

CEO Constantia Flexibles

Grundsätzlich gilt: Man sollte auch hierzulande offen für Neues sein, interdisziplinär und international denken und arbeiten. So können wir auch in Zukunft erfolgreich sein.

3

Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich? Unser Unternehmenserfolg basiert auf mehreren Säulen. Zum einen steht die Qualität unserer Produkte – made in Austria und an all unseren weiteren Standorten rund um den Globus – für unsere multinationalen Kunden im Vordergrund. Unsere Kunden haben wertvolle, weltweit renommierte Marken im Portfolio. Wir tragen mit unseren flexiblen Verpackungslösungen dazu bei, dass dies auch so bleibt. Ein wesentlicher Teil unseres Erfolgsgeheimnisses sind freilich unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir stehen für „People, Passion, Packaging“ – diese Leidenschaft für Verpackungen treibt uns an. Auch unser Fokus auf Forschung und Entwicklung trägt zum Erfolg bei. So haben wir erst vergangenen Oktober ein neues R&D-Center eröffnet. Gemeinsam mit unseren Kunden können wir dort neue Verpackungsinnovationen entwickeln und testen.

4

Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren? Mit einem Blick auf Ideen beziehungsweise Technologien und Anwendungen, die aus Österreich kamen und kommen, sieht Österreichs Industrie durchaus einer

positiven Zukunft entgegen. Das Umfeld – sei es monetär durch Förderungen oder auch strukturell durch weniger Auflagen für Produzenten – muss jedoch einen sympathischen Nährboden für Unternehmen oder Startups bieten. Nur so können wir diese Ideen auch auf die Straße bringen und umsetzen – und verhindern, dass die handelnden Akteure mit ihren Ideen aus- bzw. abwandern.

5

Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Ich gehe sehr gerne mit meiner Familie oder Freunden spazieren – in der Wiener Innenstadt, auf den Hügeln am Stadtrand oder in Parks. Die Stadt hat einen sehr hohen Freizeitwert für meine Familie und mich. Ich bin auch ein begeisterter Fahrradfahrer und regelmäßig auf der Donauinsel unterwegs, sehr oft mit meinem 19-jährigen Sohn, der dabei das Tempo vorgibt. �

FACTBOX Constantia Flexibles ist ein weltweit führender Hersteller für flexible Verpackungsprodukte und Etiketten. Die Gruppe liefert ihre Produkte an zahlreiche multinationale Konzerne sowie lokale Marktführer in der Lebensmittel-, Tiernahrungs-, Pharma- und Getränkeindustrie. Insgesamt zählt Constantia Flexibles weltweit mehr als 3.000 Kunden und knapp 10.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen produziert an 54 Standorten in 23 Ländern. www.cflex.com

Juni 2016 | iv-positionen

11


Leadership Frauen

Millennials – Die gespaltene Generation POTENZIAL Mobil, unabhängig und digitalisiert – die Millennials verändern die Arbeitswelt. Doch darf die Heterogenität der jungen Generation dabei nicht übersehen werden.

Millennials sind auf der Suche nach sinnstiftender Arbeit Für sie treten Einkommen und Prestige von Berufen in den Hintergrund. Arbeiten wird von ihnen nicht mehr nur als Mittel zum Zweck betrachtet, sie streben nach Erfüllung, Freude und Anerkennung in der Arbeitswelt.

Millennials verlangen nach neuen Formen von Leadership Hierarchische Strukturen werden von Millennials zunehmend abgelehnt. Viel mehr fordern sie gleichberechtigte Teamarbeit und stellen damit klassische Führungsstile in Frage. Unternehmenskultur, Karriereperspektiven und Balance

12 iv-positionen | Juni 2016

zwischen Beruf und Freizeit drängen Einkommen und Prestige als ausschlaggebende Entscheidungskriterien für oder gegen einen Job in den Hintergrund (Harvard Business Review, 2014).

Millennials sind „Digital Natives“ Millennials sind in einem Umfeld von ständiger Internetanbindung und zunehmender mobiler Kommunikation aufgewachsen. Disruptive Technologien, rasche Veränderungen sowohl in der Arbeitswelt als auch im persönlichen Lebensbereich sind zur Normalität geworden. Als Folge dessen ist für sie (Weiter-)Bildung und lebenslanges Lernen zentral. So weit so gut. Was jedoch häufig unbeachtet bleibt, ist jener Teil der Millennials, welcher ein solches Profil nicht aufweist. Knapp 17 Prozent der 25- bis 34-Jährigen haben keinen über die Pflichtschule hinausgehenden Abschluss erworben (Statistik Austria, 2013). Diese Gruppe der Millennials empfindet die zunehmende Digitalisierung, Diversität und Internationalisierung eher als Gefahr denn als Chance. Sie ist auf den raschen Wandel der (Arbeits-)Welt schlecht vorbereitet und stellt jenen Teil der Millennials dar, der die Überregulierung, hohe Steuerlast und Skepsis gegenüber Unternehmertum und neuen Technologien in Österreich als

Erstes zu spüren bekommt. Zum einen durch die fehlenden (neuen) Arbeitsplätze und zum anderen durch die vielen Hürden, selber unternehmerisch tätig werden zu können.

Neues Leadership im Umgang mit Millennials? Leadership der Zukunft muss sich mit beiden Gruppen auseinandersetzen: Zum einen mit den High Potentials und zum anderen mit der Gruppe der gering qualifizierten Menschen. „Um die Gruppe der High Potentials für ein Unternehmen zu gewinnen bzw. an das Unternehmen binden zu können, muss Leadership die Sinnhaftigkeit von Tätigkeiten vermitteln, größere Handlungsspielräume eröffnen und sich individuell mit den Mitarbeitern auseinandersetzen“, so Andreas Prenner (IV-Personalchef). Arbeitsbedingungen müssen individualisiert und entsprechend flexibilisiert werden. Deloitte (2016) zeigt, dass sich zwei Drittel der Millen-

Fotos:Istockphoto/sanjeri

A

ls Millennials (Generation Y) wird jene Bevölkerungskohorte, die im Zeitraum zwischen etwa 1980 und 1999 geboren wurde, bezeichnet. Sie gelten als sehr gut ausgebildet und stellen die erste Generation dar, die in einem Umfeld von digitalen Technologien aufgewachsen ist. Dies wirkt sich auch auf die Arbeitswelt aus, was letztlich dazu führt, dass sich Leadership an diese neue Generation anpassen muss. Deloitte (2016) benennt drei Merkmale, durch die sie sich von früheren Generationen unterscheiden.


Aktuell

nials vorstellen können, ihren Job innerhalb der nächsten fünf Jahre zu wechseln. Dementsprechend wird das Thema Mitar-

bereitet“, so Andreas Prenner: „Eigenverantwortung und Führungskompetenz gehören zu den zentralen Elementen der Ausbildung bei der Industriellenfür ein Unternehvereinigung.“

„Um die Gruppe der High Potentials men zu gewinnen bzw. an das Unternehmen binden zu können, muss Leadership die Sinnhaftigkeit von Tätigkeiten vermitteln, größere Handlungsspielräume eröffnen und sich individuell mit den Mitarbeitern auseinandersetzen.“ Andreas Prenner, IV-Personalchef

beiterbindung zu einer zentralen Aufgabe für Unternehmen. Die Industriellenvereinigung bietet ambitionierten Talenten seit Jahrzehnten die Möglichkeit, schon in jungen Jahren Führungserfahrung zu sammeln. „Durch unser flexibles Traineeprogramm sind wir sehr gut auf die Veränderungen der Arbeitswelt durch die junge Generation vor-

Um die zweite Gruppe der Millennials unterstützen zu können, müssen innerhalb von Unternehmen Karrierepfade flexibilisiert und Quereinstiege erleichtert werden. Darüber hinaus ist gesellschaftliches Engagement nötiger denn je. Führungskräfte können Vorbilder und Beeinflusser von gesellschaftlichen Diskursen und Politik sein. Sie können zu Reformtreibern werden. Besonderes Augenmerk gilt es auf den Bildungsbereich zu legen. „Wir brauchen eine Top-Bildungsqualität – nicht nur in der Spitze, sondern auch

in der Breite. Mit einem vielfältigen und modernen Unterricht, bestausgebildeten Pädagogen, der Individualisierung und Förderung von Stärken und Leistung könnte dem Folge geleistet werden“, erklärt Christian Friesl (IV-Bereichsleiter Bildung & Gesellschaft). Bei aller Euphorie bezüglich der High Potentials dürfen wir die zweite Gruppe der Millennials nicht aus den Augen verlieren. Es ist Zeit für substanzielle Reformen sowohl in der Bildungspolitik als auch in der Wirtschaftspolitik. �

INFORMATION Bei Interesse und für weitere Informationen: Michael Landl, m.landl@iv-net.at

Juni 2016 | iv-positionen

13


Bildung & Integration

Reformen und Bildungsstrategie für Österreich NEUSTART SCHULE Mit Partnern und ausgewählten Experten lud die Initiative NEUSTART SCHULE zum „2. Bildungssummit der Zivilgesellschaft: Bewegung in die Bildungspolitik“. Einhellig gefordert wurden dabei einmal mehr inhaltliche Reformen.

A

m 17. November 2015 wurde ein Maßnahmenpaket präsentiert: mehr Schulautonomie, Aufwertung der Elementarpädagogik, Modellregionen für eine gemeinsame Schule, schlanke Strukturen. Das Finale der Bildungsreform mit Ende Juni 2016 scheint jedoch in weiter Ferne. „Vor ein paar Monaten haben wir auf einen richtungsweisenden Frühling gehofft, jetzt wird es ein richtungsweisender Herbst. Es wird sich zeigen, ob echte Reformschritte gelingen. „NEUSTART SCHULE möchte als Stimme der Zivilgesellschaft und ein ,Miteinander der Vielen‘ Erfahrungen und Vorschläge einbringen, weil der Reformstau hoch ist“, sagt NEUSTART SCHULE-Initiator und IV-Bereichsleiter für Bildung&Gesellschaft Christian Friesl.

Klar ist: Die Regierungsvorschläge vom November sind zügig umzusetzen! Parallel muss es mit den großen Bildungsfragen weitergehen. Es müssen Bildungsziele definiert, die Pflichtschulqualität gesteigert, über eine Bildungs- statt Unterrichtspflicht nachgedacht, Chancengerechtigkeit verwirklicht und Schulabbruch minimiert werden. Betroffene, Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft müssen dabei gemeinsam vorgehen.

Die Forderungen des „2. Bildungssummits der Zivilgesellschaft“ im Überblick: Elementarpädagogik und Schulpaket: Finanzierung des zweiten, verpflichtenden Kindergartenjahres sichern, Bildungskompass als ressourcenorientiertes Instrument implementieren, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards schaffen und eine Sprengelflexibilisierung umsetzen.

Autonomie und Bildungsinnovation: Mehr Autonomie am Schulstandort, Personalauswahl an den Schulen und objektive Bestellungsverfahren sicherstellen. Es braucht konkrete Schritte beim Bildungsinnovationspaket und zielgerichtete Investitionen. Bildungsdirektionen und Modellregionen: Keine Verländerung mittels neuer Funktionsbezeichnungen. Stattdessen Schaffung von Bildungsträgern ohne gesetzliche oder behördliche Aufgaben. Statt der 15-Prozent-Grenze braucht es pädagogische und organisatorische Konzepte sowie alternative Kriterien. Parteiübergreifender Prozess für eine Bildungsstrategie: Ideologisch überlagerte Reizthemen müssen in einen neutralen Kontext gesetzt und unter Einbeziehung aller Stakeholder Ziele für eine inhaltliche Bildungsreform entwickelt werden. �

FACTBOX NEUSTART SCHULE ist eine Initiative der Industriellenvereinigung und ihrer Partner, die Bewegung in die österreichische Bildungspolitik bringt. Sie thematisiert die Zukunft von Bildung in Österreich und wird bisher von über 22.000 Personen unterstützt. Ziel von NEUSTART SCHULE ist es, mit der Unterstützung von Partnern, Experten und der Bevölkerung auf die Notwendigkeit einer Bildungsreform aufmerksam zu machen und die Politik dafür zu gewinnen. Weitere Informationen unter www.neustart-schule.at und auf Facebook unter www.facebook.com/neustartschule. Tina Dworschak, t.dworschak@iv-net.at

J

e schneller Asylsuchende einen Job bekommen, desto schneller gelingt Integration in die Gesellschaft – eine ganz einfache, zutreffende Formel. Folgende Initiativen kooperieren mit Unternehmen, um den Zugang in den Jobmarkt zu erleichtern: • Chancen:reich: Die Job-Messe für

14 iv-positionen | Juni 2016

Flüchtlinge findet unter Teilnahme zahlreicher IV-Mitgliedbetriebe am 29. Juni in Wien statt (www.chancenreich.org). • Refugeeswork: Die Matching-Plattform ist Partner der Job-Messe und gibt auch arbeitsrechtliche Informationen (www.refugeeswork.at).

• Wirtschaft für Integration: Der Verein startet am 1. Juni ein Mentoring-Programm für Flüchtlinge (www.vwfi.at). • respACT: Die CSR-Plattform fördert den Austausch zwischen Unternehmen, die in der Flüchtlingsintegration aktiv sind(www. respact.at/businesses4refugees). �

Foto: ImreAntal-NeustartSchule

Innovative Arbeitsmarktintegration – Jetzt!


PädagogInnen

„Die PädagogInnen der Zukunft“: Leitbild, Handlungsfelder und Maßnahmen KONZEPT Die IV stellt mit „Die PädagogInnen der Zukunft“ die Lehrkräfte aller Bildungsbereiche in den Mittelpunkt. Zugleich wird damit der sechste Baustein des Bildungsprogramms „Beste Bildung für Österreichs Zukunft“ vorgelegt.

E

ngagierte, gut ausgebildete, motivierte und motivierende Lehrpersonen sind entscheidend für erfolgreiche Lebenswege von Kindern und Jugendlichen. Pädagogen aller Bildungsbereiche nehmen als Gestalter und Architekten der Zukunft eine Schlüsselposition für Gesellschaft und Zukunft ein. Gesellschaftlicher Wandel sowie Veränderungen in Arbeitswelt und Familie stellen die Berufsgruppe der Pädagogen allerdings vor wachsende Herausforderungen. Zudem erfährt der Berufsstand in der öffentlichen Debatte häufig nicht die Wertschätzung und Anerkennung, die ihm gebührt. Deshalb startete die IV 2015 zusammen mit der Initiative NEUSTART SCHULE das Projekt „Die PädagogInnen der Zukunft“. Gemeinsam mit den wich-

Die PädagogInnen ft der Zukun d Maßnahmen

Foto: xxxxxxxxx

elder un Leitbild, Handlungsf

tigsten Akteuren im Bildungsbereich soll ein zukunftsorientiertes und positives Bild der Pädagogen von morgen gezeichnet werden. Im Mittelpunkt dieses Leitbildes stehen das künftige Rollenbild und professionelle Selbstverständnis sowie zentrale Tätigkeiten und Kernaufgaben in elementaren Bildungseinrichtungen und Schulen. Außerdem braucht es unterstützende Rahmenbedingungen und ein arbeits- und lernförderliches Klima für Lehrende und Lernende.

Unterstützung durch multiprofessionelle Teams am Standort und administratives Personal, ein attraktiver Lebensraum für Lehrende und Lernende sowie ein leistungsförderndes Dienstrecht sind unabdingbar. •

Kooperationen zwischen Eltern, Bildungseinrichtungen, Gesellschaft und Arbeitswelt: Die Bildungspartnerschaft zwischen Bildungseinrichtungen und Familie soll gefördert und gestärkt werden. Auch ein verbesserter Übergang zwischen Kindergarten und Schule und eine regelmäßige Kooperation der Bildungseinrichtungen mit Wirtschaft und Industrie sind unverzichtbar.

Attraktivierung der pädagogischen Berufe: Die Wertschätzung und Anerkennung in der Bevölkerung ist zu verbessern, um langfristig Motivation, Leistung und Engagement der Pädagogen zu erhöhen. �

Im Positionspapier zeigt die IV jene Handlungsfelder und Maßnahmen im Elementar- und Schulbereich auf, die es künftig für ein lernförderliches Klima in Kindergarten und Schule braucht: •

Qualitätsvolle Ausbildung auf tertiärem Niveau: Eine sorgfältige Überprüfung der Auswahl und Eignung künftiger Pädagogen, die Erleichterung des Quereinstiegs in den pädagogischen Beruf sowie mehr sprachliche und kulturelle Diversität sind unerlässlich. • Fort- und Weiterbildung als integraler Bestandteil des Berufs: Es braucht regelmäßige Fort- und Weiterbildungsangebote sowie Professionalisierungsangebote für Leitungsfunktionen. • Optimierung der Rahmenbedingungen und der Ressourcenausstattung: Individuelle

INFORMATION IV-Positionspapier „Die PädagogInnen der Zukunft“ unter www.iv-net.at Details zum Projekt „Die PädagogInnen der Zukunft“:

Web-Tipp:

https://mitmachen.neustart-schule.at/ page/content/pdz

Juni 2016 | iv-positionen

15


Automobilimporteure

Wo Österreich derzeit noch im internationalen Spitzenfeld ist STUDIENPRÄSENTATION Leitbranche Automobilwirtschaft – Innovative Leistungen im Bereich der Umwelttechnologien

D

er Arbeitskreis der Automobilimporteure hat im Rahmen eines Pressefrühstücks den zweiten Teil der Studie „Leitbranche Automobilwirtschaft“ präsentiert. Während die erste Ausgabe (2013) auf die volkswirtschaftliche Leistung der Automobilwirtschaft in Österreich aufmerksam macht, zeigt die neue Broschüre vor allem eines klar und deutlich: Die Automobilindustrie in Österreich ist nicht nur hoch innovativ, sondern in vielen Bereichen der Forschung und Entwicklung weit über dem Durchschnitt, sowohl im europäischen Vergleich als auch global betrachtet. So werden in Österreich pro Werktag 1,4 Patente im Bereich der Automobilwirtschaft angemeldet. Bei der Elektroauto-Forschung etwa weist Öster-

V.l.n.r.: Helmenstein/Economica, Kerle/Automobilimporteure, Grebe/AVL List

Umwelttechnologien werden Kreuztechnologien („Crossing Technologies“) aus der automotiven Forschung aufgegriffen und weiterentwickelt. Aktuell profitieren vor allem die Themenbereiche Energieerzeugung, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) sowie neue Technologien der Automobilforschung mit UmweltMaterialien von technik-Bezug, denen auch in Zukunft eine zentrale den Innovationen Bedeutung zukommen wird: Elektromobilität und Hy- der weltweiten Aubridantrieb, autonomes Fahren und Abgasreinigung. tomobilwirtschaft. Die wissenschaftliche Analyse wurreich bezogen auf seine Einwohner hinter de vom Economica Institut für WirtschaftsDeutschland die zweithöchste Erfinder- forschung durchgeführt und im Rahmen dichte in Europa auf. Die Innovationen des Pressegespräches von Christian Helund technologischen Errungenschaften menstein, Economica Institut und IV-Chekommen auch in anderen Branchen zur fökonom, präsentiert. Einblicke in eines Anwendung. Besonders im Bereich der dieser österreichischen Top-Unternehmen

erhielten die zahlreichen Medienvertreter von Uwe Dieter Grebe, Geschäftsführer von AVL List GmbH in den Bereichen Global Business Development, Sales & International Operations, und diese zeigten sich beeindruckt. „Es ist wahrlich bemerkenswert, was einzelne Unternehmen in der automotiven Forschung leisten. Uns als Branchenvertreter ist es ein zentrales Anliegen auf diese Leistungen aufmerksam zu machen“, so Kerle. �

INFORMATION Die Studie „Leitbranche Automobilwirtschaft – Innovative Leistungen im Bereich der Umwelttechnologien“ ist beim Arbeitskreis der Automobilimporteure erhältlich sowie zum Download unter www. automobilimporteure.at verfügbar.

LEITBRANCHE AUTOMOBILWIRTSCHAFT

Innovative Leistungen im

CCONOMICA

Bereich der Umwelttechnolo

AUTOLAND ÖSTERREICH –

gien

Wir bewegen unsere Wirtschaft. www.automobilimporteure.a t

E

nde April wurde Günther Kerle zum neuen Sprecher und Vorsitzenden der österreichischen Automobilimporteure gewählt. Kerle folgt Felix Clary nach, der zu Beginn des Jahres seine Position als Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz-Handelsgruppe Wiesenthal angetreten hat. Kerle war zuvor seit 1983 für Ma-

16 iv-positionen | Juni 2016

zda tätig und von 2006 bis März 2016 Geschäftsführer von Mazda Österreich in Klagenfurt. Während seiner Zeit konnte Mazda Österreich seine Tätigkeit als Importeur auf 18 zentral- und südosteuropäische Länder ausweiten. Als Stellvertreter wurde Alexander Struckl, Geschäftsführer von General Motors Austria, bestätigt. Die Geschäfte führt weiterhin Christian Pesau. �

Fotos: Bednar, Mazda Austria

Neuer Vorsitzender beim Arbeitskreis der Automobilimporteure


Service

Von der Leyen zu Gast im Haus der Industrie

Bildungsarena Integration DISKUSSION Im Haus der Musik diskutierten rund 100 Gäste die bildungspolitischen Handlungsfelder. Die Dringlichkeit einer umfassenden Bildungsreform klar vor Augen, wurden dabei einige zentrale Ansätze definiert. •

Pädagogische Ausbildung: Stärkere Verankerung von sozialpädagogischen Fähigkeiten wie Diversitätskompetenz, mehr pädagogische Arbeitskräfte mit Migrationsgeschichte.

Mehr Unterstützung der Pädagogen, damit sich diese auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Sozialarbeiter, Sprachförderkräfte und andere Professonialisten müssen an Schulen aufgestockt werden.

Verpflichtende und durchgängige Sprachförderung: Es braucht ein frühzeitiges und durchgängiges Sprachbildungskonzept, das es nicht dem Zufall oder Einzelinitiativen überlässt, ob ein Kind entsprechend gefördert wird.

Neue Schule der 6–14-Jährigen: Steigerung der Bildungsqualität, Brüche in der Bildungslaufbahn von Kindern beenden. Schule, die für die Bildungslaufbahn der Kinder acht Jahre lang Verantwortung übernimmt.

Ausbau der verschränkten ganztägigen Schulform: Entkoppelung der Chancengerechtigkeit von den Ressourcen und der sozioökonomischen Herkunft der Eltern. �

INFORMATION

Fotos: IV, Rudi Froese

Tina Dworschak t.dworschak@iv-net.at Der ausführliche Nachbericht und Fotos zum Download unter www.neustart-schule.at/blog

Ein Bekenntnis zu Europa sowie zur Erfolgsbilanz der EU angesichts globaler Herausforderungen – dieses Bild zeichnete die deutsche Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrer Rede am 3. Mai im Haus der Industrie. Anlässlich ihres Besuches – ihr erster in Wien, wie sie selbst sagte – betonte sie ihre familiäre Verbundenheit mit Österreich. Umso mehr sei der Ministerin die enge Kooperation, insbesondere in der Flüchtlingsfrage, ein großes Anliegen.

4. M2M/ IOT Forum CEE 13. -14. Juni 2016, Wiener Rathaus Das Internet der Dinge eröffnet nahezu allen Branchen Chancen für neue Produkte, Services und Geschäftsmodelle. Es gibt kaum Geschäftsfelder bei der IoT heute noch keine Anwendung findet. Parallel zum Forum findet eine IoT Ideation statt. IV-Mitglieder erhalten mit Code „IV-380“ bei der Anmeldung vergünstigte Tickets. www.m2m-forum.eu

„The Art of Opportunity“ Unternehmen sind stets immer wieder gezwungen, sich, ihr Produkt oder ihre Prozesse neu zu erfinden. Nur so lassen sich neues Wachstum und ein langfristiger Erfolg am Markt generieren. „The Art of Opportunity“ will bewusst Alternativen zu traditionellen Strategien – Kostensenken oder Anders-Sein – aufzeigen. Dabei stehen der Kunde, vor allem aber auch der „Nicht-Kunde“ und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt.

Marc Sniukas, Parker Lee, Matt Morasky, www.theartofopportunity.net, 26 Euro

Juni 2016 | iv-positionen

17


Vorarlberg

Zusammenarbeit mit Gemeinden verbessern UMFRAGE Mitgliederbefragung der Industriellenvereinigung Vorarlberg legt Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Industriebetrieben dar.

D

ie zu Jahresbeginn von der IV-Vorarlberg präsentierte Industriestrategie „Vom Mittelmaß zur Exzellenz“ betrifft in der Hälfte aller Lösungsansätze auch direkt oder indirekt die Vorarlberger Kommunen. Aus diesem Anlass befragte die IV ihre Mitglieder kürzlich über die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Standortgemeinden. Die Ergebnisse seien auf den ersten Blick gut, bergen aber noch Verbesserungspotenzial, so IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg in einer ersten Reaktion. Er sieht besonders in punkto Kommunikation noch Luft nach oben.

Nicht genügend (1)

Sehr gut (3) Gut (27)

Genügend (5)

Bewertung der Zusammenarbeit nach Schulnoten

Befriedigend (8)

Regelmäßiger Austausch erwünscht Die Hälfte der Unternehmen (22 von 44) gab an, einen regelmäßigen Austausch mit der Standortgemeinde zu haben, bei der anderen Hälfte sei das nicht der Fall. Ebenso gab exakt die Hälfte der 44 Unternehmen an, dass sie sich mehr Austausch wünscht und meldete auch gleich die Themen retour. Mit Abstand am meisten Gesprächsbedarf sieht man bei Fragen rund um den Betriebsstandort, im Speziellen mögliche Betriebserweiterungen, Entwicklung des Industrie- und Gewerbegebiets, Grundstückskosten und Bauhöhe. Am zweithäufigsten genannt wurden Fragen zur Infrastruktur, insbesondere in Bezug auf Verkehr, Mobilität, Raumplanung, Wasser und Abwasser.

FACTBOX Über 200 Mitglieder wurden persönlich befragt, knapp ein Viertel davon beteiligte sich an der anonymen Umfrage. Die hohe Rücklaufquote aus unterschiedlichsten Branchen zeigt die Wichtigkeit des Themas. Weitere Informationen unter www.iv-vorarlberg.at

Moderne Verwaltung das Ziel Welche Themen „besonders gut“ oder „besonders schlecht“ mit der Gemeinde bewältigt würden, hängt stark von den handelnden Personen ab. Wichtig sei das Bemühen beiderseits. „Eine moderne Verwaltung muss die Anliegen der Betriebe unbürokratisch, schnell und fachlich hochwertig bearbeiten, klassische Amtsstuben gehören der Vergangenheit an“, ist der IV-Vorarlberg-Präsident überzeugt. Maßnahmen wie die Zusammenlegung und Professionalisierung der Baurechtsverwaltung kleiner Gemeinden und ein aktives Betriebsflächenmanagement werden daher von der IV-Vorarlberg begrüßt.

Vier grobe Lösungsansätze „Die Ausgangslage ist gut“, resümiert

18 iv-positionen Vorarlberg | Juni 2016

Präsident Ohneberg, nicht ohne aber das Ziel vorzugeben: Im internationalen Wettbewerb müsse man jeden Standortvorteil nutzen und weiter ausbauen. Die Lösungsansätze des Präsidenten gehen grob in vier Richtungen: „Erstens kann ein klares Angebot an die Betriebe für einen regelmäßigen Austausch das Klima schon entscheidend verbessern. Zweitens sollte das Interesse und wirtschaftliche Verständnis der handelnden Personen in einigen Kommunen verstärkt werden. Drittens braucht es auch von Seiten der Unternehmen eine offene, konstruktive und frühzeitige Kommunikation mit den Kommunen. Und viertens müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter massiv entrümpelt werden, um die Geschwindigkeit bei vielen Verfahren zu erhöhen.“ �


Vorarlberg

Stammtisch der Jungen Industrie mit Speedinvest-CEO MITTAGESSEN Unter dem Motto „Let’s make money – Startup trifft Business Angel“ fand ein spannender Austausch zu Risikokapital und digitalen Startups statt.

D

aniel Keiper-Knorr hatte schon alle Höhen und Tiefen der Dot.com-Blase erlebt, bevor ein gut dotierter Exit gelang. Später wurde er einer der Gründer des Wiener Venture-Capital-Fonds Speedinvest, wo er nun als Partner und CEO tätig ist. Beeindruckende 90 Millionen Euro sammelte der heimische Risikokapitalgeber innerhalb kürzester Zeit für seinen Startup-Fonds Speedinvest II. Mit dem Closing wurde der erst 2011 in Wien gegründete Startup-Investor zum größten Frühphasen-Fonds in Zentraleuropa. Shpock, Joblocal, Kochabo.at, Holvi und Crate sind Beispiele erfolgreicher Beteiligungen oder Exits und Belege für den richtigen Riecher. Gesprächsthemen gab es also genug für den JI-Mittagsstammtisch am 28. April im Hotel Schwärzler in Bregenz.

Große Dynamik und viele Möglichkeiten Die anwesenden Gäste der Jungen Industrie bekamen einen spannenden

Daniel Keiper-Knorr im Gespräch mit Andreas Karg, Vorsitzender der JI-Vorarlberg.

Einblick in die Arbeitsweise von Speedinvest und die Welt der digitalen Startups. Die Entwicklung digitaler Produkte sei im Vergleich zu früher erheblich billiger geworden, was einer der Gründe für die Dynamik der Branche sei. Potenziellen Gründern riet Keiper-Knorr, sich gleich zu Beginn zu überlegen, wie man der eigenen Großmutter in einem

Tiefe Betroffenheit über Tod von WKV-Präsident Manfred Rein

Fotos: JI-Vorarlberg, Dietmar Mathis, IV-Tirol

T

ief betroffen zeigt sich der Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg, Martin Ohneberg, über die Nachricht vom plötzlichen Ableben von WKV-Präsident Manfred Rein. „Mit ihm verliert die Wirtschaft einen starken Fürsprecher, die Industriellenvereinigung einen verlässlichen Partner und ich persönlich einen guten Freund. Seine verbindende und wertschätzende Art war besonders in persönlichen Gesprächen spürbar und wird uns fehlen. Unsere Gedanken sind bei der Familie und den Angehörigen“, so Ohneberg. �

Satz erklären kann, was man macht, denn oft bleibe später nicht mehr Zeit, das Interesse eines Investors zu wecken. Angesprochen auf die vielen Investitionsmöglichkeiten scherzte der gebürtige Vorarlberger, dass man zwar nicht auf jeder Hochzeit tanzen könne, das Schöne am Geschäft sei aber, dass mittlerweile sehr oft geheiratet werde. �

Christoph Swarovski neuer IV-Tirol-Präsident

A

m 26. April wurde in Innsbruck Christoph Swarovski, geschäftsführender Gesellschafter der Tyrolit KG, zum neuen Präsidenten der Industriellenvereinigung Tirol gewählt. Er folgt auf Rein- Drei Präsidenten v.l.n.r.: Stefan Pan (Unterhard Schretter, der acht nehmerverband Südtirol), Christoph Swarovski Jahre lang an der Spitze (IV-Tirol), Martin Ohneberg (IV-Vorarlberg) der IV-Tirol stand. IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg und Geschäftsführer Mathias Burtscher waren bei der ordentlichen Vollversammlung in Innsbruck vor Ort und gratulierten dem neuen Präsidenten. �

Juni 2016 | iv-positionen Vorarlberg

19


Vorarlberg

VORARLBERG

Industriestrategie Vorarlberg: Schulterschluss von Land und IV PRESSEKONFERENZ Im starken Schulterschluss alle relevanten Zukunftsthemen offensiv anzugehen, unter diesen Leitsatz haben Land und IV ihre gemeinsame Arbeit zur Standortstärkung gestellt. heinz Rüdisser, IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg und IV-Landesgeschäftsführer Mathias Burtscher über den Status quo und präsentierten gemeinsam jene Bereiche, bei denen weitere Impulse und Initiativen gesetzt werden. Als zentrale Handlungsfelder wurden vereinbart:

Vorarlberg nimmt Fahrt auf

Martin Ohneberg verdeutlichte auch, dass neue Ideen und unkonventionelle Zugänge kein Tabu sein dürfen. Höhere Bauten, aktiveres Flächenmanagement durch die Mobilisierung von Grundstücken, Kompetenzverlagerungen, urbaneres Denken, neue Zukunftsindustrien, ein Leuchtturmprojekt, eine starke Marke Vorarlberg oder die Region rund um Vorarlberg seien eindeutig Chancen zur Attraktivierung des Standorts.

Am 12. Mai erfolgte der nächste Schritt: Im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz im 11. Stock des Panoramahauses informierten Landeshauptmann Markus Wallner, Landesstatthalter Karl-

FACTBOX Details zu den vier definierten Handlungsfeldern können in der Unterlage zur Pressekonferenz nachgelesen werden. Diese ist auf www.iv-vorarlberg.at zum Download verfügbar.

20 iv-positionen Vorarlberg | Juni 2016

• Infrastruktur und Raumplanung, • die Weiterentwicklung der Innovationsund Bildungslandschaft, • ein Markenbildungsprozess für Vorarlberg sowie • die Etablierung grenzüberschreitender Benchmarks und Kooperationen.

Arbeitsgruppe gebildet Für die praktische Umsetzung ist bereits eine Arbeitsgruppe gebildet worden, die

IV-Vorarlberg-Präsident Martin Ohneberg kündigt an, auch weiterhin einen offensiven Part bei der Umsetzung übernehmen zu wollen.

zu den vereinbarten Themen konkrete Vorschläge und Umsetzungspläne entwickelt. Im Sommer sollen die nächsten Umsetzungsschritte vorgelegt werden können. „Je breiter der Schulterschluss, umso besser“, bekräftigt Präsident Ohneberg und kündigt an, dass die Industriellenvereinigung weiterhin einen offensiven Part bei der Umsetzung der Maßnahmen übernehmen werde. �

Fotos: IV-Vorarlberg

D

ie Anfang des Jahres von der Industriellenvereinigung präsentierte „Strategie für ein wettbewerbsfähiges, lebenswertes Industrieland Vorarlberg“ hat für viel Aufmerksamkeit, Diskussion und Dynamik gesorgt. Seitdem haben intensive Gespräche mit der Politik, der Verwaltung, den Sozialpartnern, Mitgliedern und Unterstützern aus anderen Branchen und themenspezifische Veranstaltungen stattgefunden. Der Status quo wurde erhoben, Machbarkeiten wurden geprüft, vertiefende Interviews geführt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.