DAS MAGAZIN FÜR MITGLIEDER
Dezember 2015 | Jänner 2016
P.b.b. Verlagspostamt 1030 Wien, Zulassungsnr. 03Z034897M
Bildungsreform:
IN BEWEGUNG BLEIBEN!
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Das IV-Engagement in der Bildungsreform zahlt sich aus: Das „Unternehmen Schule“ bewegt sich in die richtige Richtung. Jetzt muss der Reformweg auch in inhaltlichen Fragen konsequent weitergegangen werden.
Gastkommentar von Alexander Purger: Pensionismus als Lebensform Seite 10
Wie wirALLE
helfen
Seite 12
Vorarlberg: Jobmesse von IV und FH bietet beste Karrierechancen Seite 24
economics corner
Flüchtlinge: Homines oeconomici – wie wir ANALYSE Die Flucht vor Krieg scheint sich ökonomischer Betrachtung auf den ersten Blick zu entziehen. Doch der Schein kann trügen. Denn das Abwägen von Vor- und Nachteilen spielt für Flüchtlinge wie Asylländer eine wichtige Rolle. Lösungen. Aus eben diesem Grunde verharren die allermeisten Flüchtlinge nicht auf griechischen Inseln oder an süditalienischen Küstenstreifen mit mediokrer Einkommensperspektive, sondern versuchen in die leistungsstarken, industriell geprägten Regionen Europas – von Norditalien über Österreich und Deutschland bis nach Schweden –
„Die weitgehende Absenz von Flüchtlingen spricht nicht gegen die osteuropäischen EU-Mitgliedländer. Sie zeigt vielmehr, dass der homo oeconomicus nicht nur in westlichen, sondern auch in arabischen Gesellschaften eine Heimstatt hat.“ IV-Chefökonom Christian Helmenstein
scheidungsfindung unter den jeweils gegebenen Rahmenbedingungen verstanden wird. Wenn einzelne Ökonomen sich dennoch des Themas jenseits einer kontextspezifischen Verhaltensoptimierung widmen, dann deshalb, weil entgegen des ersten Anscheins die Mechanismen von Flucht sehr wohl in hohem Maße einem ökonomischen Kalkül – also einer Abwägung von Vorteilen und Nachteilen – unterliegen, und zwar sowohl aus der Perspektive der Flüchtlinge als auch jener der Asylländer.
Industrieländer sind bevorzugte Ziele Ein zentrales Merkmal eines kriegsinduzierten Fluchtprozesses ist die Wahl des Asyllandes. Diese fällt keineswegs zufällig aus, sondern orientiert sich wesentlich an sozioökonomischen Kriterien. Wenn Menschen zur Flucht gezwungen sind, streben sie – ökonomischer Rationalität konform – nach für sie erstbesten
zu wandern. Daher attrahieren bereits bestehende Flüchtlingsgemeinschaften weitere Flüchtlinge, denn sie bieten zusätzlich einen nicht nur emotional, sondern auch wirtschaftlich relevanten sozialen Kontext. Und aus demselben Grund sind kaum Flüchtlinge in den osteuropäischen EU-Mitgliedländern anzutreffen – obwohl beispielsweise die Slowakei oder Rumänien durchaus bereit wären, einen Beitrag zu leisten.
Attraktivität Österreichs durch Reformen erhalten Selbst wenn Flüchtlinge administrativ auf diese Länder verteilt würden, wäre wohl kaum damit zu rechnen, dass sich die meisten auf Dauer dort niederließen. Die weitge-
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hende Absenz von Flüchtlingen in den zentral- und osteuropäischen EU-Mitgliedländern spricht also nicht gegen die osteuropäischen Mitgliedländer im Sinne mangelnder Solidarität – Retorsionsdrohungen westeuropäischer Politiker im Hinblick auf zukünftige EU-Mittelzuweisungen erscheinen in diesem Lichte hanebüchen –, sondern sie spricht dafür, dass der homo oeconomicus nicht nur in westlichen, sondern auch in arabischen Gesellschaften eine Heimstatt hat. Und sie unterstreicht bei aller (berechtigten) Kritik an der derzeit eklatant unzureichenden Bereitschaft zahlreicher westeuropäischer EU-Mitgliedländer, darunter Österreich, zu tiefgreifenden Strukturreformen, dass die Lebensbedingungen hierzulande nach wie vor (weit) überdurchschnittlich sind. Das sollte Ansporn für die heimische Politik sein, mehr Mut zu politischen Reformen aufzubringen, die den Erhalt eben dieser Attraktivität Österreichs wahrscheinlicher machen. � Fotos: IV-Oberösterreich/Krügl, istockphoto.com/RienkPost
G
rundsätzlich dominieren außerökonomische Beweggründe die Entscheidung, durch Flucht die Heimat zu verlassen, um das mit Krieg einhergehende menschliche Leid zu mildern – zumindest dann, wenn der Forschungsgegenstand der Ökonomie nicht ganz generell als rationale Ent-
Editorial
Bildung: Erste richtige Schritte Bei der Bildungsreform sind substanzielle Schritte passiert. Jetzt kommt es auf die Umsetzung an.
rausforderungen für unser Bildungssystem. Sie stellen den nächsten großen Brocken der Bildungsreform dar, der noch wichtiger ist als organisatorische Fragen. Zahlreiche Herausforderungen sind zu beantworten:
„Bildung und Innovation bestimmen den persönlichen Lebens- und Berufsweg
• Welche Bildungsziele brauchen Österreich, die Gesellschaft und Wirtschaft?
jedes Kindes und prägen die gesellschaftliche Zukunft insgesamt. In einer mo-
• Welche Inhalte, welche Strategien – und nicht zuletzt – welche Schulen und
dernen Wissensgesellschaft zählen sie zu den wichtigsten Wachstumsfaktoren
welche Pädagoginnen und Pädagogen benötigen wir, um diese Ziele zu
und entscheiden über Wohlstand und sozialen Zusammenhalt in unserem Land und in Europa“, heißt es im Ministerratsvortrag zur Bildungsreform.
erreichen? • Wie steigern wir die Qualität der Pflichtschule und der Elementarbildung? • Wie schaffen wir mehr Chancengerechtigkeit und zukunftsorientierte Bil-
Erfreulich ist: Die Regierung hat den richtigen Erkenntnissen auch erste richtige
dungslaufbahnen?
Schritte folgen lassen. Die Bildungsreform ist zwar nicht der – auch von der Industrie – erhoffte ganz große Wurf geworden, aber das Ergebnis bringt doch
Als Industriellenvereinigung fordern wir die Diskussion über Bildungsinhalte
weit mehr als im Vorfeld aufgrund einzelner machtpolitischer Interessen zu
nicht nur, wir fördern sie auch weiterhin. Denn wir brauchen im Interesse des
befürchten war. Und die Reform nimmt – nicht zuletzt dank des Engagements
Standortes und der Gesellschaft ein Bildungs- und Wertesystem, das Menschen
der IV – wichtige Weichenstellungen vor, die eindeutig Richtung Zukunft wei-
und Unternehmen die Zukunft meistern und gestalten lässt. Der Bildungsgipfel
sen. Besonders positiv sind die geplanten Maßnahmen für mehr Autonomie
war der Start einer breiten und offeneren Bildungsdiskussion – jetzt kommt es
der Schulen, das verpflichtende zweite Kindergartenjahr, die Aufwertung der
auf die Umsetzung an.
Elementarbildung und die Bildungsinnovationen im digitalen Zeitalter. Auf der anderen Seite wird über die nachvollziehbare 15 Prozent-Obergrenze bei den Modellregionen noch zu sprechen sein (Anmerkung: Modellregionen dürfen
In diesem Sinn darf ich Ihnen und Ihrer Familie ein Frohes Fest und alles Gute im Neuen Jahr wünschen.
in jedem Bundesland nicht 15 Prozent aller Standorte der jeweiligen Schulart nicht bzw. 15 Prozent aller Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Schulart überschreiten). Und gerade der Sektor der Elementarbildung muss viel stärker
Ihr
als Teil des Bildungssystems verstanden und in dieses integriert werden. Was die Koalitionspartner vorgelegt haben, ist eine Bildungsevolution mit Fokus auf schulorganisatorische Herausforderungen. Mindestens eine solche Bildungsevolution brauchen wir auch mit Blick auf die großen inhaltlichen He-
Christoph Neumayer, Generalsekretär
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Herausgeber, Medieninhaber und Redaktion: Vereinigung der Österreichischen Industrie (Industriellenvereinigung), Schwarzenbergplatz 4, 1031 Wien, Tel.: 01/711 35-2301, Fax: 01/711 35-2313, E-Mail: positionen@iv-net.at, Homepage: www.iv-net.at, ZVR: 806801248, LIVR-N.: 00160, EU-Transparenzregister Nr.: 89093924456-06, Vereinszweck gemäß § 2 Statuten: Die Industriellenvereinigung (IV) bezweckt, in Österreich tätige industrielle und im Zusammenhang mit der Industrie stehende Unternehmen sowie deren Eigentümer und Führungskräfte in freier und demokratischer Form zusammenzufassen; ihre Interessen besonders in beruflicher, betrieblicher und wirtschaftlicher Hinsicht auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu vertreten und wahrzunehmen, industrielle Entwicklungen zu fördern, Rahmenbedingungen für Bestand und Entscheidungsfreiheit des Unternehmertums zu sichern und Verständnis für Fragen der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung zu verbreiten. Chefredaktion: Dr. Raphael Draschtak, Andrea Gabmeyer. Redaktionelle Mitarbeit: Mag. Martin Amor, Mag. Robert Albrecht, BA. Lektorat: Mag. Brigitte Mayr. Verantwortlich für den Inhalt: MMag. Mathias Burtscher, DI Dr. Joachim Haindl-Grutsch, Mag. Johannes Höhrhan-Hochmiller, Mag. Josef Lettenbichler, Dr. Claudia Mischensky, Mag. Gernot Pagger, Dr. Ingrid Puschautz-Meidl, Mag. Michaela Roither, Mag. Irene Schulte. Für den Inhalt der letzten drei Seiten zeichnet die jeweilige Landesgruppe verantwortlich. Grafik: Matthias Penz, Doris Grussmann.
Foto: IV
Druck: Ueberreuter Druckzentrum GmbH, 2100 Korneuburg. Erscheinungsort: Wien. Offenlegung nach § 25 des Mediengesetzes: iv-positionen erscheint 10x jährlich in einer Auflage von 8.300, Unternehmensgegenstand: Information zu industrie- und gesellschaftspolitischen Themen für Mitglieder der Industriellenvereinigung und Meinungsträger in Österreich. Siehe auch unter www.iv-net.at/b80 Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf geschlechtsspezifische Endungen verzichtet. Die verwendeten Bezeichnungen beziehen sich auf beide Geschlechter gleichermaßen.
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Coverstory
Bildungsreform: In Bewegung bleiben NEUSTART Das Engagement der Industriellenvereinigung in der Bildungsreform zahlt sich aus: Das „Unternehmen Schule“ bewegt sich in die richtige Richtung. Jetzt muss der Reformweg auch in inhaltlichen Fragen konsequent weitergegangen werden.
„Der Reformweg muss konsequent weitergegangen werden. Die Regierung muss in Sachen Bildung – wie in allen anderen standortpolitischen Fragen – in Bewegung bleiben und darf nicht wieder in den Stillstand-Modus zurückkehren.“ IV-Präsident Georg Kapsch
zeigt: Mit der neuen Schulautonomie, dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr, der Aufwertung der Elementar-
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bildung, einer Entpolitisierung und der gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen konnten wesentliche Reformanliegen der Industriellenvereinigung verankert werden. „Wir freuen uns über diese wichtigen Teilerfolge. Sie sind jedoch ein Auftrag, den Reformweg konsequent weiterzugehen. Bei der Bildungsreform gibt es in inhaltlichen wie auch strukturellen Fragen noch viel zu tun“, bilanziert IV-Präsident Georg Kapsch die Einigung der Regierung.
„Neustart Schule“ hat sich bewährt Hinter dem beschlossenen Reformpaket stehen 14 Monate Arbeit der Bildungsreformkommission. Ihr ursprünglicher Auftrag war es, Reformen zur Schulorganisation zu entwickeln. Ergebnis sind sechs Schwerpunkte, die Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen (sh.
Fotos: IV-Oberösterreich/Krügl,istockphoto.com/Lady-Photo
N
icht nur bei der Lohnnebenkostensenkung, auch bei der Bildungsreform kann die Industriellenvereinigung substanzielle Erfolge verbuchen. Die Analyse der Ergebnisse der Bildungsreformkommission
Kasten) und die sich auf deutlich mehr Handlungsfelder beziehen. Diese umfassen die Stärkung des Kindergartens als Bildungseinrichtung und regeln Schuleingangsphase sowie sprachliche Frühförderung. Ein Autonomiepaket erhöht den schulischen Handlungsspielraum, ein Modellregionen-Paket ermöglicht die Erprobung der gemeinsamen Schule der 6- bis 14-Jährigen. Im schulorganisatorischen Bereich werden Bildungsdirektionen als gemeinsame Behörden von Bund und Ländern eingerichtet. Ein Bildungsinnovationspaket soll schließlich dafür sorgen, dass die Schulen fit für das digitale Zeitalter werden. In all diesen Bereichen waren die Industriellenvereinigung und ihre Initiative „Neustart Schule“ vor und hinter den Kulissen um konkrete Reformen
bemüht. Neben der Entwicklung von umfassenden Reformkonzepten, unter anderem für die Elementarpädagogik und für die „neue Schule“, engagierten sich die Expertinnen und Experten der IV intensiv im politischen Prozess. So war etwa Bereichsleiter Christian Friesl Teil der Expertengruppe, die Reformvorschläge für die Schulverwaltung ausgearbeitet hat. Die IV trieb in Fach- und Podiumsdiskussionen die bildungspolitische Debatte voran. Zuletzt hatte auch Rechnungshofpräsident Josef Moser in einer gemeinsamen Veranstaltung von „Neustart Schule“ und „Volksbegehren Bildungsinitiative“ den Finger auf altbekannte Wunden des Systems gelegt: Komplexe Kompetenzverteilung, Mehrgleisigkeiten, Intransparenz und Ineffizienz, fehlende bildungspolitische Ziele sowie ein hoher Input an Geld
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Coverstory
Die Bildungsreform ist ein erster Schritt. Die Initiative „Neustart Schule“ will für Österreichs Bildungssystem aber noch viel mehr!
bei vergleichsweise geringem Output an Schülerleistungen sind für ihn die Kernprobleme des Bildungssystems. Dessen Struktur bunkere viel zu viel Geld, schloss sich Moser der Kritik der IV an.
IV-Anliegen teilweise erfüllt
FACTBOX
Bildungsreform: Der Fahrplan auf einen Blick
Die Bildungsreform wird in unterschiedlichen Etappen und Schritten umgesetzt: Die gesetzlichen Voraussetzungen werden bis Ende Juni 2016 geschaffen. Die Schuleingangsphase NEU soll bereits mit dem Schuljahr 2016/17 umgesetzt werden. Der elementarpädagogische Qualitätsrahmen soll bis Ende 2016 gemeinsam mit den Ländern erarbeitet werden. Der Umbau der BAKIP zu berufsbildenden höheren Schulen soll im Schuljahr 2017/18 im Regelschulwesen realisiert sein. Erste schulrechtliche Freiräume für Schulstandorte sollen im Schuljahr 2016/17 umgesetzt und für die Standorte spürbar werden. Die Umsetzung der Schulverbünde / Schulcluster erfolgt in einem 10-Jahres-Stufenplan. Der Transformations- und Integrationsprozess zur Schulverwaltungsbehörde wird bis Juni 2016 vorbereitet und per August 2016 umgesetzt werden.
Mit den nun vorliegenden Reformvorschlägen wurde zumindest ein Teil der IV-Forderungen für ein zukunftsfähiges Bildungssystem erfüllt. Vor allem in den Bereichen Autonomie und Elementarbildung hat die Regierung zentrale bildungspolitische Forderungen der Industrie übernommen. „Positiv im Bereich der Autonomie sind die Stärkung von Direktion und Schulmanagement sowie mehr Mitsprache bei der Auswahl der Pädagoginnen und Pädagogen, größere Freiräume beim Mitteleinsatz und die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten von Unterricht und Unterrichtszeit am jeweiligen Standort“, so Georg Kapsch. Die Richtgröße von 200 Schülerinnen und Schülern pro Schulcluster und die Stärkung der evidenzbasierten Qualitätssicherung werden von der IV ebenfalls begrüßt. Klar ist freilich auch, dass es in Sachen Autonomie weitere Bemühungen braucht: So fehlen etwa eine umfassende finanzielle Autonomie mit Globalbudgets, eine an der Schülerzahl orientierte Finanzierung sowie eine unabhängige Qualitätssiche-
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rungsstelle. Sehr wichtig sind aus Sicht der IV die Inhalte des Bildungsinnovationspakets. Es bringt u.a. High-Speed-Internet und W-LAN für jede Schule sowie eine Bildungsstiftung für digitale und innovative Bildungsprojekte. IV-GS Christoph Neumayer: „Wir brauchen die richtige Einstellung zu digitalem Lernen, Kreativität und Innovationsgeist. Das ist für ein Land wie Österreich unverzichtbar.“ Auch bei der Elementarbildung und beim Übergang in die Schule mit dem zweiten verpflichtenden Kindergartenjahr wurden wesentliche Anliegen der IV umgesetzt. Dies gilt auch für die Einführung eines bundesweit einheitlichen Bildungskompasses und für die Weiterentwicklung der BAKIP zur BHS. Vergeben wurde aus IV-Sicht jedoch die Chance eines einheitlichen Bundesrahmengesetzes für verbindliche Standards. Bei den Anforderungen an die Ausbildung der Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen wünscht sich die IV auch, dass leitende Funktionen nur mit einer tertiären Ausbildung ausgeübt werden können.
Wichtiger Schritt zu neuer Schule Als typisch österreichische Lösung erweisen sich jedenfalls die neuen Bildungsdirektionen, die eine gemeinsame Behörde von Bund und Ländern sein sollen. Bei der Schulverwaltung hatte sich die IV be-
Coverstory
Fotos: Neustart Schule, IV/Prantl
kanntlich für den Umbau zu einer schlanken und modernen Schulorganisation in Form eines Schulträgermodells und einer fairen Pro-Kopf-Finanzierung eingesetzt. Ein sachlich vernünftiges Modell, das im Machtspiel zwischen Bund und Ländern jedoch nicht realisiert wurde. Neumayer: „Ob sich die neuen Bildungsdirektionen bewähren, werden wir uns genau ansehen. Ein wichtiger Schritt zu einer Verschlankung und mehr Transparenz ist jedenfalls die Abschaffung der amtsführenden Landesschulratspräsidenten und der Kollegien bzw. eine einheitliche Verrechnung der Lehrerinnen und Lehrer über das Bundesrechenzentrum.“ Einen Teilerfolg sieht die Industrie bei ihrer Forderung nach einer neuen Schule der 6- bis 14-Jährigen: Durch die Möglichkeit zur Einrichtung von Modellregionen für eine gemeinsame Schule wurde dafür ein erster Schritt gesetzt. IV-Präsident Georg Kapsch: „Über die Umsetzung wird aber noch zu diskutieren sein, vor allem die 15 Prozent Deckelung ist für manche Regionen wie etwa Vorarlberg untragbar. Wichtig ist auch, dass es eine bundesweite Konzeption und Koordination der Modelle gibt.“
Nach der Reform ist vor der Reform Vor diesem Hintergrund ist klar, dass das Thema Bildungsreform weiterhin auf der politischen Agenda stehen muss. Das gilt nicht nur für notwendige Weiterentwick-
lungen in strukturellen Fragen, sondern vor allem für die großen inhaltlichen Herausforderungen. „Der Reformweg muss konsequent weitergegangen werden. Die Regierung muss in Sachen Bildung – wie in allen anderen standortpolitischen Fra-
„Wir brauchen die richtige Einstellung zu digitalem Lernen, Kreativität und Innovationsgeist. Das Bildungsinnovationspaket gibt hier einen wichtigen Impuls.“ IV-Generalsekretär Christoph Neumayer
gen – in Bewegung bleiben und darf nicht wieder in den Stillstand-Modus zurückkehren. Nach der Bildungsreform ist vor der Bildungsreform“, fordert Kapsch. Prioritäre Reformthemen für die IV sind nun zeitgemäße Bildungsziele und Unterrichtsinhalte, eine Reform der Pflichtschule hin zu mehr Bildungsqualität, die Einführung einer Bildungspflicht mit mittlerer Reifeprüfung und die Anpassung des Lehrerdienstrechtes an die Autonomie. Der bewährte Stil der IV, bildungspolitische Reformthemen in einem sachorientierten, parteiübergreifenden Prozess mit Beteiligung aller Stakeholder zu bearbeiten, wird dabei fortgesetzt. Genau das erwartet die IV auch von der Bundesregierung. �
FACTBOX Über „Neustart Schule“ „Neustart Schule“ ist eine Initiative der Industriellenvereinigung und ihrer Partner, die Bewegung in die österreichische Bildungspolitik bringt. Sie thematisiert die Zukunft von Bildung in Österreich und wird bisher von über 20.200 Personen unterstützt. Ziel von „Neustart Schule“ ist es, auf die Notwendigkeit von Bildungsreformen aufmerksam zu machen und die Politik dafür zu gewinnen. Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Unterstützung unter: www.neustart-schule.at www.facebook.com/neustartschule
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Junge Industrie
Mehr „Mut zum Scheitern“ gefordert CHANCE In Österreich gilt „Scheitern“ vielen als Tabu – dabei lernt man aus Fehlern oft am besten. Um das zu thematisieren, hatte die JI-NÖ/Bgld. am 11. November zum „Tag des Scheiterns“ ins Haus der Industrie geladen.
„W
ir haben in Österreich eine Kultur, die Erfolg neidet und Misserfolg nicht als Chance sieht. Dabei können Unternehmen, die gut mit Fehlern umgehen, auch gut mit Innovation umgehen. Genau diesen Impuls benötigt der Wirtschaftsstandort Österreich, der zuletzt stark unter Druck geraten ist. Deshalb kämpfen wir für einen Paradigmenwechsel in der österreichischen Unternehmenskultur“, so Initiator und JI-NÖ/Bgld.-Vorsitzender Matthias Unger zu Beginn der Veranstaltung, zu der namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Wissenschaft und Wirtschaft geladen waren. Mit dabei war auch Staatsekretär Harald Mahrer, der ebenfalls betonte: „Wir müssen weg von der ‚Vollkasko-Mentalität‘ und
hin zu einer ‚Mentalität der zweiten Chance‘.“ Eben da setze unter anderem auch seine „Gründerland-Strategie“ an.
Bericht und weitere Fotos online unter www.jungeindustrie.at/b923m30 �
Chancen für Junge Eine entspanntere Sicht auf das „Scheitern“ mahnte auch Norbert Zimmermann, Hauptaktionär und Aufsichtsratsvorsitzender der Berndorf AG, ein – vor allem auch aus seiner Sicht als Business Angel, denn eine Mentalitätsänderung könnte hier auch verbesserte Chancen für Junge bedeuten: „Österreich ist zurzeit nicht der Anziehungspunkt für die innovativsten und produktivsten (Nachwuchs-)Kräfte, der es sein könnte. Das könnte man z.B. mit vermehrten Partnerschaften zwischen etablierten Unternehmen und innovativen Startups ändern.“
V.l.n.r.: Damian Izdebski (Gründer DiTech und techbold), Thomas Sykora (Ex-Skirennläufer), Matthias Unger (Vorsitzender JI-NÖ/Bgld.), Staatssekretär Harald Mahrer und Norbert Zimmermann (Aufsichtsratsvorsitzender Berndorf AG)
JI-Tirol in Tschechien und Oberösterreich D
„Bruno“ – was aussieht wie ein Motor, ist eigentlich ein Ofen.
ie mittlerweile 28. Studienreise der JI-Tirol führte Ende November diesen Jahres zuerst nach Tschechien – auf dem Programm standen Besuche beim Urquell-Pilsner-Brauerei-Museum sowie bei EURO TEPLO, einem Ofenbauer, der mit 100 Mitarbeitern vorwiegend Warmluft-, Kamin- und Kachelöfen produziert. Derzeitiger Hit des Unternehmens ist „Bruno“, der mit seinen nach oben gebogenen Metallröhren aussieht wie ein V8-Motor fürs Wohnzimmer. Anschließend folgte ein Be-
such bei der MOTOR JIKOV GROUP – einem Produzenten für Alugussteile für die Automobilindustrie. Am zweiten Tag der Reise ging es weiter nach Oberösterreich: In Engelhartszell produziert Faber Castell die berühmten Textmarker und Tinte. Das vielfältige Programm fand seinen Abschluss schließlich bei der KTM Motorrad AG – dem Racing- und Offroad-Spezialisten für alles auf zwei Rädern. Einen ausführlicheren Text und mehrere Bilder finden Sie unter www.jungeindustrie.at/b924m34 �
B
eim Clubabend spezial der gruppe1031 im Haas Haus musste sich ausnahmsweise einmal ZiB2-Anchorman Armin Wolf den Fragen stellen. 1031-Präsidentin Birgit Stöber befragte den langjährigen Moderator dabei vor allem zu den Themen Journalismus, neue Medien und die Rolle der Politik.
Twitter-Profi Wolf sieht seine Aufgabe bei Live-Interviews so: „Wir führen ein Gespräch für Dritte, nämlich die Fernsehzuschauer.“ Um ein authentisches Bild des Interviewpartners zu zeigen, seien die richtigen Fragen entscheidend, so Wolf. Infos und Fotos unter: www.gruppe1031. at/events/vergangene-events-archiv �
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Fotos: 1031, JI-NÖ/Bgld, JI-Tirol
1031-Clubabend spezial mit Armin Wolf
Junge Industrie
Warnhinweis für Pensionen Unser Pensionssystem kostet viel – auch, weil viel mehr Steuergeld in den Pensionen steckt, als gerne behauptet wird. Das sollte man auch am Pensionskonto sehen können.
Zuschüsse ebenfalls diskutieren sollte). Auch im
sondern auch, welcher Prozentsatz dieser Pension
Sinne der reinen Armutsbekämpfung sind gewisse
aus eigenen Beiträgen und wie viel aus Steuermitteln
Zuschüsse sicher wichtig – selbst ein rein beitragso-
stammen wird. Das würde zumindest Bewusstsein für
rientiertes Pensionsmodell, wie es etwa die JI bereits
die Kosten des Systems schaffen. Denn im Grunde
vor Jahren vorgelegt hat, würde nicht komplett ohne
brauchen die Pensionen derzeit so etwas wie einen
„Die Pensionen sind sicher“ und „über 80 Prozent der
staatliche Stützen auskommen. Ist es aber fair,
Warnhinweis, wie bei Zigaretten – „Achtung, kann
normalen Pensionen sind eh durch Beiträge gedeckt“
einem „Hacklerpensionisten“ in absoluten Zahlen
zu wachsender Verschuldung und Belastung ihrer
– das bekommt man seitens der Politik immer wieder
über 260.000 Euro Steuergeld zuzuschießen? Wir
Nachkommen führen!“ Last but not least: Die Studie
zu hören, die (Früh-)Pension als „wohlerworbenes
erinnern uns: „Hacklerpensionen“ sind, den jüngsten
von EcoAustria belegt einmal mehr, wie viel uns das
Recht“. Aber stimmt das? Die Junge Industrie (JI) hat
Änderungen zum Trotz, überdurchschnittlich hoch
unterschiedliche Antrittsalter bei Frauen und Männern
das Wirtschaftsforschungsinstitut EcoAustria einmal
und damit teuer, und werden meist von Menschen
kostet. Frauen sind im Rest Europas hier längst
rechnen lassen: Zu wie viel Prozent sind ASVG-Pen-
bezogen, die auch in Aktivzeiten schon höhere Bezü-
gleichgestellt. In Österreich müssen sie früher in Pen-
sionen in Österreich denn durch die eigenen Beiträge
ge hatten. Warum werden beim „Hackler“ 48 Prozent
sion – die dann natürlich auch nicht besonders hoch,
gedeckt? Wie sich zeigt, ist dieser Prozentsatz sehr
aus Steuermitteln geschultert, beim „Schwerarbeiter“
über die lange Bezugsdauer für die Öffentlichkeit aber
unterschiedlich – je nach Pensionsart reicht der
aber „nur“ 39 Prozent? Kann die Politik den Unter-
dennoch relativ teuer ist. In zweierlei Hinsicht ein nicht
Deckungsgrad in den errechneten, repräsentativen
schied erklären?
zeitgemäßer Blödsinn.
Beispielfällen von mageren 26 bis auch nicht berauschenden 66 Prozent.
Man kann darüber streiten – man soll es auch. Denn das ist das wirkliche Problem: Über diese Zahlen wird
Herzlichst Eure
Teilweise machen die Zuschüsse dabei sicherlich
in Österreich nicht einmal diskutiert – denn es kennt
einen gewissen Sinn: Frauen bekommen etwa
sie überraschenderweise auch keiner! Das sollte man
Ersatzzeiten finanziert – die Förderung von Familien
ändern. Das wäre über das Pensionskonto auch
wird man kaum prinzipiell hinterfragen wollen (auch
möglich. Die JI fordert daher, dass hier nicht nur jeder
Therese Niss,
wenn man natürlich über Höhe und Ausmaß solcher
sehen können soll, wie viel Pension er zu erwarten hat,
Bundesvorsitzende der Jungen Industrie
Umverteilung im Pensionssystem
Foto: JI
Bedenklich ist in diesem Zusammenhang, dass in Österreich bisher nie genau erhoben wurde, wo wie viel Steuergeld innerhalb des Pensionssystems umverteilt wird. Dabei ist diese Umverteilung erheblich, wie auch beistehendes Beispiel zeigt: Selbst beim angenommenen „Idealfall“ – Mann geht mit 65 in die normale Alterspension, in Österreich eine Seltenheit – müssen über 30 Prozent an Steuermittel zugeschossen werden. Die Zuschüsse
erreichen bei manchen Pensionsarten sogar über 60 Prozent. Diese Umverteilung könnte gewollt sein – diskutiert oder auch nur kommentiert wurde dies bisher seitens der Bundesregierung nicht. Das sollte sich aus Sicht der JI bis Ende Februar dringend ändern – denn jeder Bürger hat zumindest das Recht zu wissen, was mit seinem Steuergeld passiert. Genauso wie jeder das Recht haben sollte, am Pensionskonto zu sehen, mit wie viel Steuergeld seine Pension einmal aufgefettet werden wird. Zumindest würde damit vielleicht ein wenig Kostenbewusstsein entstehen. Die Studie als Download: www.jungeindustrie.at/b929
�
Alterspension
Mann, 65 Jahre € 2.435 Bruttolohn
Pension: € 1.796
62 %
Beitragsdeckung
6 % Ersatzzeiten
32 % Bundesmittel
Quelle: EcoAustria
I
m Auftrag der JI hat das Forschungsinstitut EcoAustria das heimische Pensionssystem genauer durchleuchtet. Bis zum 29. Februar will die Regierung Reformvorschläge erarbeiten.
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Kommentar von außen
Der Pensionismus als Lebensform Warum österreichische Politiker viel lieber über die Halbierung der Militärmusik-Kapellen als über den größten Ausgabenposten im Budget sprechen. Und wohin das unweigerlich führen wird.
Die durchschnittliche Pensionsbezugsdauer ist seit
lange genießen zu können. Sieht man sich die gries-
1970 bei den Männern von elf auf 22 Jahre und bei
grämigen Teilnehmer an den Pensionistenfahrten
den Frauen von 16 auf 28 Jahre gestiegen. Gähn.
an, die in Massen die Busparkplätze bevölkern,
Heute kommen auf zehn Beitragszahler sechs
hat man zwar so seine Zweifel, was das Genießen
Pensionisten, 2060 wird auf jeden Beitragszahler
betrifft. Aber der Politik ist der Herzenswunsch der
bereits ein Pensionist kommen. Gähn.
pensions-disponierten Wählerschaft Befehl.
Als sich Preußen anschickte, zur europäischen Groß-
Interessant ist der grundlegende Bedeutungswan-
Das Im-Munde-Führen des Wortes „Pensionsre-
macht aufzusteigen, steckte es mehr als 70 Prozent
del der Pension, der hinter diesen Zahlen steckt.
form“ ist der verlässlichste Weg in den politischen
seiner Staatseinnahmen in die Armee. Da blieben kei-
Ursprünglich war sie eine Ersatzzahlung, die am
Abgrund, während - man hat es vor wenigen Jahren
ne Fragen offen. Der mit Abstand größte Budgetpos-
Ende des Lebens den Verlust der Erwerbsfähigkeit
erlebt - eine Regierung, die mühsam eingeleitete
ten des heutigen Österreich sind die Ausgaben für die
ausgleichen sollte. Heute ist sie das Lebensziel der
Reformschritte im Pensionssystem wieder zurück-
Pensionen. Auch da bleiben keine Fragen offen. Das
Österreicher schlechthin. „Der Pensionismus ist
nimmt, als sozial gerecht gefeiert wird. Mit immer
Was will der Staat, was ist sein Hauptziel? Zur Beantwortung dieser Frage genügt ein Blick in sein Budget.
neuen Rechenkunststücken wird die Notwendigkeit einer Erhöhung des Pensionsalters bestritten.
„Die Pension gilt bei uns heute als eigener Lebensabschnitt, den man bei voller Gesundheit antreten will, um ihn möglichst lange genießen zu können.“ Alexander Purger, Stv. Leiter der Wiener Redaktion der „Salzburger Nachrichten“
Wohin das führen wird? Der englische Philosoph und Politiker Edmund Burke (Ja, diese Kombination gab es früher) sagte im 18. Jahrhundert: „Frühzeitige Reformen gleichen Übereinkünften unter Freunden, verspätete Reformen aber Bedingungen, die man einem unterworfenen Feind auferlegt.“ Nun, bei den Pensionen hat Österreich die Phase der freundlichen Übereinkünfte eindeutig verpasst. Die Pensionsreform wird, je länger sie hinausgezögert wird, umso
vordringlichste Anliegen unseres Staates sind nicht
eine Lebensform, zu welcher der Franzose und der
grausamer ausfallen. „Verspätete Reformen finden
Wirtschaft, Forschung, Bildung oder Kultur, sondern
Österreicher angeborene Dispositionen besitzen“,
in allgemeiner Erregung statt“, warnte Burke: „Ist es
die Förderung der Frühpension. Dass der Bundesadler
formulierte Heimito von Doderer. Die Pension gilt
erst so weit gekommen, nimmt das Volk an seiner
in seinen Fängen immer noch Hammer und Sichel hält
bei uns heute als eigener Lebensabschnitt, den man
Regierung nichts mehr Achtenswertes wahr.“ So
und nicht Tennisschläger und TV-Fernbedienung, ist
bei voller Gesundheit antreten will, um ihn möglichst
ist es.
ein glatter Schwindel der Heraldik. Nahezu die Hälfte der Staatseinnahmen fließen in die Pensionen und in den zweitgrößten Ausgabenposten, die Zinsen für die Staatsschulden. Öffentliches Diskussionsthema ist das keines. Während über die jährlich 20 Milliarden Euro für die Pensionen kaum ein Wort verloren wird, beschäftigte ein Zehntausendstel dieser Summe, nämlich die zwei Millionen Euro, die kurzfristig bei der Militärmusik eingespart werden sollen, monatelang die Politik. Aber es stimmt ja: Die Tatsache unseres zunehmend unfinanzierbeschrieben, dass es keiner mehr hören will. Die Pensionskosten steigen pro Jahr um mehr als vier Prozent. Gähn. 1971 arbeiteten die Österreicher bei einer Lebenserwartung von 70 Jahren im Schnitt 45 Jahre, heute sind sie bei einer Lebenserwartung von 81 Jahren nur noch 38 Jahre erwerbstätig. Gähn.
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Fotos: istockphoto.com/AlexRaths, SN
baren Pensionssystems wurde bereits derart oft
5 Fragen
Porträt
Dr. Rainer Seele
an Vorstandsvorsitzender der OMV AG
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Warum engagieren Sie sich als Bundesvorstandsmitglied der Industriellenvereinigung? Die Industriellenvereinigung ist eine starke, unabhängige Institution. Das Fundament ist die freiwillige Mitgliedschaft. Inhaltlich steht die IV für eine starke, innovationsorientierte Industrie in Europa und Österreich. Als Vorstandschef des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV ist für mich das Engagement in der IV selbstverständlich. Das Netzwerk ist eine wesentliche Basis für die weitere Entwicklung des Industriestandortes. Gemeinsam mit Deutschland, Dänemark und Schweden zählt Österreich zu den wichtigsten Industrieländern der Europäischen Union – nahe am EU-Ziel, bis 2020 einen Industrieanteil am Bruttoinlandsprodukt von 20 Prozent zu erreichen.
Foto: omv
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Was sind die drei wichtigsten standortpolitischen Herausforderungen für das Industrieland Österreich? Ein Thema, das Europa insgesamt betrifft, ist die Technikakzeptanz. Der wesentliche Wettbewerbsvorteil, den ein Industrieland wie Österreich hat, ist die Innovationskraft. Um Innovationen auch erfolgreich in die Tat umsetzen zu können, ist mehr Technikakzeptanz nötig. Es hat wenig Sinn, wenn wir uns technologischen Fortschritten generell verweigern. Bildung ist ein weiterer Schlüsselfaktor, vor allem im
technischen Bereich. Wir müssen mehr junge Menschen davon überzeugen, dass gerade technische Ausbildungsrichtungen ein spannendes Berufsleben garantieren. Langfristige Investoren brauchen stabile Rahmenbedingungen. Öl- und Gasprojekte werden für mehrere Jahrzehnte gerechnet. Von der Entscheidung für den Erwerb einer Explorationslizenz bis zur tatsächlichen Produktion von Öl oder Gas vergehen mindestens zehn bis zwölf Jahre. Wenn sich im Laufe dieses Zeitraumes zum Beispiel steuerliche Rahmenbedingungen ändern, stehen plötzlich Projekte mit einer Investitionssumme von vielen Millionen Euro in Frage.
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Was macht Ihr Unternehmen erfolgreich? Die OMV hat ein gutes Portfolio und sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Angesichts des neuen Ölpreisumfeldes müssen wir uns künftig noch stärker auf Märkte fokussieren, die uns Kostenvorteile bieten. Da sehen wir Chancen in Russland und im Nahen Osten. Die OMV hat sich als langfristiger, verlässlicher Partner etabliert. Das hilft uns in politisch heiklen Zeiten.
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Wie sehen Sie die Zukunft der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren? Die Voraussetzungen für eine weiterhin gute Entwicklung der österreichischen In-
dustrie sind gegeben. Jetzt muss das Land das Beste daraus machen. Je offener man mit Innovation umgeht, umso mehr kann sich daraus entwickeln. Ich gestehe aber auch eine gesunde Portion Skepsis ein. Die Trägheit der westlichen Volkswirtschaften ist zeitweise erschreckend. Das heißt also auch für eine Institution wie die IV: volle Kraft voraus. Es gibt noch viel zu tun!
5
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit? Die Familie ist für mich das Wichtigste. Seit Juli 2015 lebe ich in Wien und habe die Stadt und die Menschen sehr schätzen gelernt. Wenn es die Zeit erlaubt, unternehme ich Spaziergänge in der Stadt. Wien ist außerdem ein Ort, an dem man viele schöne Abende mit Kultur, Musik oder Ballett verbringen kann. �
FACTBOX Dr. Rainer Seele ist seit Juli 2015 Vorstandsvorsitzender der OMV Aktiengesellschaft. Er absolvierte sein Doktorats-Studium der Chemie an der Universität Göttingen und übernahm 1987 die Leitung der Stabseinheit Forschungsplanung und Controlling beim Chemiekonzern BASF. Dort wurde er zunächst Vorstandsmitglied (ab 2000) und dann Vorstandsvorsitzender (ab 2002) von WINGAS. Von 2009 bis 2015 war er Vorstandsvorsitzender der Wintershall Holding. www.omv.at
Dezember 2015 | Jänner 2016 | iv-positionen
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Wie wir alle helfen
Austrian Power Grid AG
AGRANA
Leben nicht immer aus Zucker besteht Weil das
AGRANA unterstützt mit Unterkünften am alten Werksgelände und stellt Wohncontainer zur Verfügung.
Leben am Fuße des
Großglockners Austrian Power Grid AG stellt zwei Häuser für 20 Personen zur Verfügung. Fusch an der Glocknerstraße
Hohenau an der March
LUKOnILC& hase
IBM In die
Stanto
Schule
geh ich gern
IBM unterstützt mit 60 Volunteers in wöchentlichen Deutschkursen 10-14 Jährige.
Wien
12 iv-positionen | Dezember 2015 | Jänner 2016
Angekommen in
Wien und jetzt? LUKOIL & Stanton Chase fördern mit dem Verein SpringBoard junge Talente: Stipendien, Mentoring, Berufscoaching & mehr.
Wien
Wie wir alle helfen
Energie
Steiermark
Wie wir
ALLE
helfen
Mitarbeiterwohnungen der Energie Steiermark
neu bewohnt
Energie Steiermark bietet sechs ehemalige Mitarbeiterwohnungen als Unterkünfte an.
Wie die Industrie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt und sich für Flüchtlinge engagiert.
Im September startete die Industriellenvereinigung (IV) gemeinsam mit ihren Mitgliedern eine Initiative zur Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge. Neben zahlreichen Rückmeldungen für Unterbringungsmöglichkeiten erhielten wir Informationen zu vielen weiteren Projekten, die hier exemplarisch dargestellt werden.
Bruck an der Mur
Hallo APP
Fotos: istockphoto.com/Joel Carillet. IV/Kurt Prinz
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte Vision Education startet Hallo APP, die Deutschlernen ermöglicht. Powered by Erste-Bank, Deloitte, T-Mobile, Wiener Städtische und C-Quadrat.
Österreich
T-Mobile
#
Connect Refugees
T-Mobile stattet mit Wlan und Sim-Karten aus und spendet Wohncontainer.
Österreich
Dezember 2015 | Jänner 2016 | iv-positionen
13
Wie wir alle helfen
Wie wir
ALLE
helfen Die Industrie und ihre Mitglieder möchten im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung helfen. Europa erlebt eine Flüchtlingswelle, deren Aus-
Herausforderung für alle relevanten Kompetenz-
bereitgestellt werden. Nach wie vor wird aber
maß dramatisch ist. Nach Einschätzung des
träger und Institutionen dar.
immer noch langfristiger Wohnraum benötigt.
Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten
Es ist auch davon auszugehen, dass aufgrund
Nationen (UNHCR) sind weltweit 60 Mio. Men-
Die Industrie und ihre Mitglieder möchten
der hohen Asylantragszahl sich die Verfahrens-
schen auf der Flucht. Experten rechnen bis
im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Ver-
dauer in den nächsten Jahren trotz personeller
Ende 2015 mit bis zu 100.000 Asylanträgen
antwortung helfen. Diesem Aufruf nach Be-
Aufstockung der Asylbehörden verlängern wird.
für Österreich; die Anerkennungsquote liegt
reitstellung von langfristigem Wohnraum und
Umso wichtiger ist es, Quartiere für einen
bei ungefähr 40 Prozent, d.h. es werden rund
Großquartieren sind viele unserer Mitgliedsfir-
Zeitraum von bis zu zwei oder drei Jahren
40.000 – 45.000 Menschen in Österreich inte-
men beispiellos nachgekommen. In einzelnen
anzubieten. In Zusammenarbeit mit Bund,
griert werden müssen. Dies stellt eine enorme
Fällen konnten sogar kurzfristige Transitquartiere
Landesregierungen, Flüchtlingskoordinator und
Shell
VERBUND
Winterfest Um den Kälteeinbruch für Flüchtlinge zu erleichtern, spenden Shell und seine Mitarbeiter Winterpakete. An der Schaffung von Wohnraum wird gearbeitet.
Wien
14 iv-positionen | Dezember 2015 | Jänner 2016
Caritas Headquarter am Westbahnhof powered by VERBUND
VERBUND stellt Büroräumlichkeiten zur Verfügung.
Wien
Wie wir alle helfen
den vor Ort zuständigen NGOs konnten bereits
mit Fluchterfahrung hier in Österreich eine Zu-
Besichtigungen durchgeführt werden. Nach wie
kunftsperspektive zu bieten. Zeitgleich freut es
vor gibt es sowohl bürokratische Hürden als
uns auch, dass das Integrationsministerium re-
auch Engpässe im Bereich der Betreuung durch
agiert und einen 50-Punkte-Maßnahmenplan zur
geeignete Betreiber vor Ort, vor allem dort, wo
Integration von Asylberechtigten und subsidiär
es sich um kleinere Wohneinheiten handelt. Die
Schutzberechtigten ausgearbeitet hat.
Kapazitäten vieler NGOs und freiwilliger Helfer sind nahezu erschöpft.
In Hinblick auf die vielen Menschen, die hier auf ein Asylverfahren und auf dessen Ausgang warten,
Es freut uns aber, gerade aus dieser
wird es auch immer wichtiger, unserer Forderung
schwierigen Situation heraus, dass die ers-
nach einem effizienten Arbeitsmarktzugang von
ten Quartiere in den nächsten Tagen bezogen
Asylwerbern nachzukommen. Asylsuchende
werden können. Die gute Zusammenarbeit mit
sollen zu Beginn des Asylverfahrens, im Sinne
den Gemeinden ist ebenfalls ein wesentlicher
der raschen Selbsterhaltungsfähigkeit, Qua-
Faktor für eine gelingende Unterbringung und
lifikationserhebungen und Kompetenzchecks
wird zukünftig noch viel Aufklärungsarbeit und
durchlaufen und nicht erst dann, wenn sie einen
Bewusstseinsvermittlung vor Ort für ein friedli-
positiven Asylbescheid haben. Nach einer Orien-
ches und soziales Zusammenleben benötigen.
tierungsphase von sechs Monaten, in der bereits Kompetenzen abgefragt und entsprechende
Neben der Unterbringung haben viele Indus-
Qualifikationen anerkannt werden könnten, soll
trieunternehmen Verantwortung in anderer Art
ein effizienter Arbeitsmarktzugang möglich sein.
übernommen: Die Fotostrecke zeigt selbster-
Auch eine Neukonzeption der österreichischen
klärend die vielen großartigen Initiativen und
Migrationspolitik unter Berücksichtigung der
die außerordentliche Bereitschaft, Menschen
neuen Herausforderungen wird unumgänglich.
ViennaAirport
Fotos: IV/Kurt Prinz, Vienna Airport, ÖRK/Vormayr
Ankommen statt Wegfliegen Vienna Airport baut für 400 Personen Containerdorf.
Flughafen Wien
Webtipp: Weitere Infos und Fotos unter www.iv-net.at/b3787
voestalpine
Ich spreche
Deutsch voestalpine unterstützt mit 1,5 Mio. Euro vor allem jugendliche Flüchtlinge, beispielsweise mittels Deutschkursen.
Linz
Dezember 2015 | Jänner 2016 | iv-positionen
15
Mythen & Fakten
Der Mythos der Binnennachfrage REFORM Kaum ein Mythos wird in Zeiten geringer Wachstumsraten derartig überstrapaziert, wie der blinde Glaube an die „Binnennachfrage“. Mehr Konsum wird hierzulande leider immer noch als Allheilmittel gegen Politikversagen gesehen.
Diese altbewährte Theorie aus den Glanzzeiten des Keynesianismus der 1970er-Jahre besagt, dass durch die Stärkung der Kaufkraft via Lohnerhöhung oder Staatsausgaben die Nachfrage nach den Gütern der Unternehmen steigt, sich damit ihr Absatz erhöht und so neue Arbeitsplätze
INFORMATION Clemens Wallner c.wallner@iv-net.at
Konsumausgaben der privaten Haushalte in der EU pro Kopf in Euro 2015 25.000
20.000
Quelle: EU-Kommission, Herbstprognose 2015
15.000
10.000
16 iv-positionen | Dezember 2015 | Jänner 2016
Bulgarien
Ungarn
Rumänien
Estland
Kroatien
Polen
Lettland
Slowakei
Tschechien
Malta
Slowenien
Litauen
Griechenland
Spanien
Portugal
EU 28
Schweden
Italien
Niederlande
Zypern
Frankreich
Irland
Dänemark
Belgien
Finnland
Deutschland
UK
Österreich
0
Luxemburg
5.000
geschaffen werden können. Ein wahres Perpetuum Mobile also, das „Wachstum“ ohne Anstrengung verheißt und die Menschheit endlich von ihrem „Arbeitsleid“ befreit. Gälte diese Theorie, hätte man wahrhaftig das Mittel gefunden, um sich beschäftigungspolitisch am eigenen Schopfe auf dem Sumpf zu ziehen. Warum aber erwirtschaftet Österreich, mit den EU-weit dritthöchsten privaten Konsumausgaben pro Kopf, heuer die drittniedrigste Wachstumsrate der EU? Ganz einfach: Nicht Konsum, sondern Wertschöpfung schafft Wachstum.
Nicht Konsum, sondern Wertschöpfung schafft Wachstum Lohnsteigerungen sind zunächst einmal Kostensteigerungen bei Unternehmen und führen keineswegs automatisch zu Umsatzsteigerungen. Können die Kosten nicht auf die Kunden umgewälzt werden, führen sie nicht zu mehr Beschäftigung, sondern gefährden eher Arbeitsplätze. Dauerhaftes Wachstum und ein selbsttragender Aufschwung entstehen nicht aus Konsum, sondern aus Wertschöpfung – also dem Resultat aus Fleiß, Innovation und Risikobereitschaft. Sie ergibt sich aus Investitionen in Kapital und Wissen und aus einer ständigen Suche nach Neuerungen für die Gesellschaft. Ein steigender Konsum steht erst am Ende dieser Kette und nicht am Anfang. Für das BIP-Wachstum mag es zwar kurzfristig keine Rolle spielen, ob ein zusätzlicher Nachfrageeuro in Konsum oder Investitionen geht. Dem Wachstum durch Konsumausgaben sind allerdings Grenzen gesetzt, wenn das Maximum der Produktionskapazitäten erreicht ist. Sind alle Möglichkeiten ausgeschöpft, kann die Wirtschaft nur wachsen, wenn die Kapazitäten erweitert werden, und das geht nur durch Investitionen. Investitionen spielen also eine Doppelrolle: Sie lasten einerseits das Produktionspotenzial der Gegenwart aus
Foto: IV
D
ie Forderungen nach üppigen Lohnrunden, einem noch höheren KV-Mindestlohn, einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, einer sechsten Urlaubswoche für alle zur Überwindung der Wachstums„Österreich hat flaute entspringen kein ,Konsumproblem‘, alle dem tiefen Glauben an eine sondern ein „Wunderwaffe“ ,Investitionsproblem‘.“ aus dem Arsenal Clemens Wallner, der Politik: der Wirtschaftspolitischer Koordinator Kaufkrafttheorie des Lohnes bzw. dem Mythos der Binnennachfrage.
E RI SE
Mythen Fakten
KONSUMIEREN
INVESTIEREN
oder
135
130
Konsum Staat 125 Quellen: Statistik Austria; Wifo Herbstprognose 2016
Konsum Privat
120
115
110
Investitionen (Staat und Privat)
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
100
1999
105
1998
Gerne wird zur Untermauerung der Kaufkrafttheorie ein weiterer Mythos herbeigezogen: die sinkende „Lohnquote“. Mit der „Lohnquote“ wird die Verteilung des BIP plump auf zwei Größen reduziert: die Einkommen der Arbeitnehmer und die Gewinne der Unternehmen. Mit der Beschwörung der „sinkenden Lohn-
Die Kaufkrafttheorie ist jedenfalls eine Binsenweisheit aus vergangenen Tagen der Binnenökonomien und der geringen Steuersätze. Faktum ist: Lohnerhöhungen sind heute nur mehr zu einem Drittel direkt in Österreich nachfragewirksam. Der Rest fließt in den Import und damit in die die Beschäftigung fernab von Österreich und bis zu 60 Prozent in den Steuer- und Abgabentopf. Mit diesem Geld könnte die Politik freilich neue Perspektiven oder zumindest Impulse setzen, aber auch diese Zeiten scheinen vorbei zu sein. �
Entwicklung der Binnennachfrage in Österreich (real)
1997
Der Mythos „Lohnquote“
wohlgemerkt noch immer deutlich über dem Durchschnitt der EU) und steigt seit der Krise sogar wieder beträchtlich.
Konsumieren wir wirklich zu wenig?
1996
Österreich hat heute kein „Konsumproblem“, sondern ein „Investitionsproblem“. Bei den Hauhalten wird konsumiert, statt gespart ,weil auf der einen Seite in den verschiedensten Lebensbereichen über die Maße staatlich mit Zwang vorgesorgt (Pensionen, Gesundheit, Bildung, Wohnen) und auf der anderen Seite Privatvermögen eher verschreckt als begrüßt wird. Und den Unternehmen fehlt jegliche Perspektive für Investitionen – nicht zuletzt, weil sich der Staat zu sehr in das Wirtschaftsleben einmischt. Wenn die Politik den Unternehmen schon keine Perspektive geben kann, dann sollte sie ihnen diese zumindest nicht mit noch mehr Belastungen und Unwägbarkeiten nehmen.
1995
und erhöhen andererseits auch jenes der Zukunft. Zudem transportieren Investitionen den technischen Fortschritt und modernisieren den Kapitalstock einer Volkswirtschaft. Sie sind also ein Vorgriff auf die Produktion und damit auch auf den Konsum von morgen. Aber: Investitionen haben zwei Eigenheiten. Sie sind erstens sehr volatil und können zweitens weder vom Staat diktiert noch vom Konsumenten herbeigezaubert werden. Sie hängen einzig und allein vom Vertrauen der Unternehmen in den Standort und in die Zukunft ab.
quote“ (Arbeitnehmerentgelte wachsen seit Mitte der 1980er-Jahre langsamer als Unternehmensgewinne) werden höhere Löhne und/oder eine höhere Gewinnbesteuerung (Stichwort Wertschöpfungsabgabe bzw. „Maschinensteuer“) gefordert. Es soll also Konsum belohnt, Investitionen betraft werden. Vergessen wird allerdings der rasante Anstieg der „Lohnquote“ in den 1970er-Jahren aufgrund von überhöhten Lohnrunden und geringen Unternehmensgewinnen – v.a. von verstaatlichten Unternehmen. Mit dem Sinken der „Lohnquote“ seit Mitte der 1980er-Jahre hat sich das Lohn/ Gewinn-Verhältnis lediglich auf ein Maß normalisiert, das für einen dynamischen Wirtschaftsstandort außerhalb der „Insel der Seligen“ verträglich ist. Heute liegt sie
Dezember 2015 | Jänner 2016 | iv-positionen
17
Föderalismus
Föderalismus mit viel Struktur und wenig Leistung REFORM Die aktuellen Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund und Ländern sind DIE Gelegenheit, um Weichen für Strukturreformen zu stellen. Ein Positionspapier der IV liefert Grundlagen dazu.
IV-Präsident Kapsch: „Wir haben beim Föderalismus eine Mischform mit allen Doppelgleisigkeiten und unklaren Verantwortungen. Das ist das teuerste System und ist weder effizient noch effektiv.“
Genug Konzepte dafür liegen vor – u.a. in diversen Prüfberichten vom Rechnungshof und vielen Vorschlägen der Industrie. Dementsprechend naheliegend auch die gemeinsame Positionierung von IV und Rechnungshof, deren Präsidenten Georg Kapsch und Josef Moser am 10. Dezember in einer Pressekonferenz zur Problematik des in Österreich gelebten Föderalismus Stellung nahmen.
Kompetenzwirrwar beseitigen
INFORMATION Web-Tipp:
www.iv-net.at/b3806
Entscheidend aus Sicht der Industrie ist die klare Regelung der Aufgaben- und Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, verbunden mit einer Aufgabenentflechtung. Unwirt-
18 iv-positionen | Dezember 2015 | Jänner 2016
schaftlichkeiten und Effizienzverluste sind das Ergebnis des Auseinanderklaffens von Aufgaben-, Ausgaben- und Einnahmenverantwortung. Geht es nach dem entsprechenden Positionspapier der IV, soll daher immer nur eine Gebietskörperschaft für eine Aufgabe verantwortlich sein. Das soll in einer Aufgabenreform klar definiert werden.
Finanzausgleich als Reformhebel nutzen Auch beim finanziellen Aspekt gäbe es laut Georg Kapsch ebenfalls viel Einsparungspotenzial im Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden zu heben. Das besagte IV-Positionspapier soll dazu die Grundlagen liefern. Ein Vorschlag: Bund und Länder könnten direkt im Finanzausgleichsgesetz einen Einsparungspfad vereinbaren. Dieser könnte z.B. bei 400 Mio. Euro pro Jahr beginnen und jährlich für die Dauer des vereinbarten Finanzausgleiches um 200 Mio. Euro ansteigen. Als Anreizsystem könnte dann ein Teil der Einsparungen jenen Gebietskörperschaften, die sie lukriert haben, zweckgebunden für Zukunftsinvestitionen zur Verfügung gestellt werden.
System braucht Effizienzanreize „Der heutige Finanzausgleich ist intransparent, erschwert Vergleiche zwischen den Gebietskörperschaften und gibt keine Anreize für ein effizienteres Agieren“, brachte es auch Rechnungshofpräsident Josef Moser auf den Punkt. Die Aufgaben seien – auch in Folge des verfassungsrechtlichen Kompromisses 1925 – auf alle Gebietskörperschaften verteilt, die Transferströme würden immer komplexer und undurchschaubarer. Eine grundlegende Reform der finanziellen Beziehungen als Basis und Auftakt für Strukturreformen hält auch er für dringend notwendig. Andernfalls könnten am Ende die Bürger die Leidtragenden sein. �
Foto: IV
S
chlank, zeitgemäß, kosteneffizient und effektiv – so sollte ein Staat aussehen, der die Basis für einen starken, wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstandort bilden kann. Österreich ist von diesem Idealbild bekanntlich weit entfernt. Staats-, Verfassungs-, Aufgaben-, Föderalismus-, Struktur- oder Verwaltungsreform sind Schlagworte, die seit Jahren und Jahrzehnten bemüht werden, aber bis heute einer ernsthaften Umsetzung kein Stück näher gekommen sind.
Wildgans-Preis
Barbara Hundegger erhält den Wildgans-Preis AUSZEICHNUNG Auch heuer wurde im Wiener Haus der Industrie der „Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ verliehen. Diesmal an eine Autorin, deren Lyrik seit fast 20 Jahren mit der Realität konfrontiert und zum Nachdenken anregt.
S
Fotos: Spiola
eit 1962 vergeben, steht der „Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ nicht nur für ein halbes Jahrhundert Tradition. Er ist gleichermaßen Bekenntnis wie auch Würdigung der gesellschaftlichen Bedeutung von Kunst und Literatur seitens der österreichischen Industrie. Preisträgerin Barbara Hundegger schaffe mit ihren Werken seit fast 20 Jahren „große Denkräume“ und erfülle damit eine „wesentliche Aufgabe von Kunst und Literatur für eine jede Gesellschaft“, betonte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, bei seiner Eröffnungsrede im Rahmen der Preisverleihung im Haus der Industrie am 18. November. „Barbara Hundegger schreibt eine in-medias-res-Literatur, die die Lesenden anpackt, so wie die Autorin die Welt mit ihren Texten anpackt. Ihre Texte konfrontieren uns mit der Realität – laden uns ein,
zu unserer Welt, dessen kluge Feinheit und poetische Raffinesse faszinieren, überraschen und herausfordern“ – so bewertete die unabhängige Jury bestehend aus Marianne Gruber (Präsi„Ich habe etwas angedentin der Ösfangen, das es mit sich terreichischen bringt, mit Ingeborg Gesellschaft für Bachmann und Arno Literatur), JoGeiger auf einer Liste hann Holzner (vorm. Leiter zu stehen. Das ist eine des Brenner-Argroße Ehre für mich.“ chivs an der Barbara Hundegger Universität Innsbruck) sowie die dialektische Denkweise der Autorin im der Schriftstellerin Barbara Neuwirth Erkunden von Welt und Gesellschaft mit- das Schaffen der Preisträgerin. Hundegzugehen“, so Schriftstellerin und Jurymit- ger steht damit in einer Reihe mit proglied Barbara Neuwirth in ihrer Laudatio. minenten Autorinnen und Autoren der Zweiten Republik wie Ingeborg Bach„Literarischer Kommentar mann, Thomas Bernhard, Michael Köhzu unserer Welt“ „Die Verbindung von Kunst, Politik und lmeier, Arno Geiger, Barbara Neuwirth, Emotion ist ein literarischer Kommentar Sabine Gruber und Olga Flor. „Ich habe
etwas angefangen, das es mit sich bringt, mit Ingeborg Bachmann und Arno Geiger auf einer Liste zu stehen. Das ist eine große Ehre für mich“, so die Autorin, die nicht nur für sich selbst, sondern „für die Lyrik insgesamt“ einen schönen Tag sah. Der von der Industrie gestiftete und mit 15.000 Euro dotierte Preis wird bereits seit 1962 von einer unabhängigen Jury vergeben. Er geht jährlich an einen österreichischen Schriftsteller der jüngeren oder mittleren Generation, dessen „Schaffen die abschließende Krönung noch erwarten lässt“, und gehört zu den renommiertesten österreichischen Literaturpreisen. �
INFORMATION Web-Tipp:
www.iv-net.at/blm194
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19
Aktuell
„ZEIT“-Gespräch mit OMV-Chef Rainer Seele
E
nergie und Rohstoffe sind tragende Säulen der produzierenden Wirtschaft. Was Österreich und Europa in Zukunft beschäftigen wird, sind aber vor allem die damit einhergehenden Herausforderungen. Diese waren im fast schon traditionellen „ZEIT“-Gespräch – diesmal zwischen „ZEIT“-Herausgeber Rainer Esser und OMV-Chef Dr. Rainer Seele – am 9. November daher auch Thema im Haus der Industrie. �
Rainer Esser (li.) im Gespräch mit Dr. Rainer Seele
Gerhard Riemer neues Mitglied im EWSA EXPERTISE Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss kann künftig auf noch mehr Erfahrung bei Bildung, Innovation, Wissenschaft und F&E zurückgreifen.
Von den 40 Prozent der neuen Mitglieder im EWSA erwartet sich die EU
neuen Schwung und wirksame Initiativen dieses Beratungsorgans. Riemer wird sich aufgrund seiner Erfahrungen insbesondere mit der Rolle von Innovation, Wissenschaft und F&E für eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft befassen. Ein zweiter Schwerpunkt ist Bildung, berufliche Bildung und Qualifikation bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. �
Sternstunden Österreichs Stefan Zweig nannte seine Auswahl einst „Sternstunden“, weil sie „leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen“. „Sternstunden Österreichs“ zu identifizieren, ist im historischen Rückspiegel unseres Jahrhunderts nicht ganz einfach. Gerhard Jelinek erzählt in seinem neuen Buch von historischen Ereignissen und ihrer nachhaltigen Wirkung. Die „Sternstunden Österreichs“, von denen er berichtet, sind gar nicht selten auch zu „Sternstunden der Menschheit“ geworden. Sternstunden Österreichs – Die helle Seite unserer Geschichte
20 iv-positionen | Dezember 2015 | Jänner 2016
Gerhard Jelinek, Amalthea Signum Verlag, 320 Seiten, 24,95 Euro
Fotos: Elsa Okazaki, privat
D
er Europäische Rat hat den langjährigen Bereichsleiter für Bildung, Innovation und Forschung der Industriellenvereinigung, Prof. Dr. Gerhard Riemer, auf Vorschlag der IV und Nominierung durch die WKÖ, als neues Mitglied in den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (European Economic and Social Committee, EWSA) berufen.
Bücher
Kaiser Franz Josef I. Er eröffnete einst das Haus der Industrie und noch heute ziert sein Bildnis den Großen Festsaal des Hauses am Schwarzenbergplatz. Aus Anlass des bevorstehenden 100. Todestages des Monarchen haben die Autoren einen Bildband zusammengestellt, in dem in chronologischer Abfolge weitgehend unbekannte und unveröffentlichte Bilder, Fotos und Dokumente seines Lebens, aber auch seiner Politik, seiner Reisen oder seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Gunsterweise gezeigt werden. Alle Fäden der Herrschaft liefen in der Habsburgermonarchie in Wien zusammen und wurden und werden im Haus-, Hof- und Staatsarchiv für die Nachwelt aufbewahrt. Dieses Gedächtnis der Macht und sein nahezu unerschöpflicher Fundus dienten dem Buch als Hauptquelle. Kaiser Franz Josef I.
Michael Göbl, Irmgard Pangerl, Edition Winkler-Hermaden, 132 Seiten, 24,95 Euro
Das Deutschlandprinzip Deutschland ist heute ein international hoch geschätzter, zuverlässiger Partner, Wirtschaftsmotor Europas und bietet ein Leben auf hohem Wohlstandsniveau in Frieden und Freiheit. Dieses Buch ist ein einmaliges Projekt über die Stärken Deutschlands. Es enthält Reportagen, Interviews und Portraits, Analysen, Hintergründe und wissenschaftliche Infografiken. Aber vor allem lässt der ehemalige deutsche Wirtschafts- und Arbeitsminister sowie Herausgeber Wolfgang Clement die Menschen zu Wort kommen, die zum Erfolg dieses Landes beitragen. Namhafte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport teilen in Essays ihre persönliche Sicht auf Deutschland mit. Dieses großformatige, durchgehend vierfarbige, hochwertige und repräsentative Buch ist ein Referenzwerk für jeden politisch und zeitgeschichtlich interessierten Leser. Wolfgang Clement (Hrsg.), Econ, 480 Seiten, 68,00 Euro
Das Deutschlandprinzip
Aufregend war es immer
Foto: xxxxxxxxx
Hugo Portisch, der Mann, der als 31-Jähriger schon Chefredakteur von Österreichs damals größter Tageszeitung war, dessen Geschichten und Berichte immer wieder um die Welt gegangen sind, der mit „Österreich I“ und „Österreich II“ Fernsehgeschichte geschrieben hat und dessen Bücher alle große Bestseller waren. Das vorliegende Buch ist einerseits eine Autobiografie, aber eigentlich noch viel mehr: Denn in einzelnen „Reportagen“ kommt es zu einer spannenden Verknüpfung von Zeitgeschichte und eigenem Leben. Man wird das Gefühl nicht los – dieser Mann war immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Wien in Trümmern, New York, Studentenproteste in Paris, Prag, Vietnam, Peking, Afrika, Kuba, Sibirien, Brasilien – ein Stakkato zu den Weltschauplätzen des vergangenen Jahrhunderts. Aufregend war es immer
Hugo Portisch, Ecowin, 432 Seiten, 18,99 Euro
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21
Vorarlberg
Ein Weltkonzern öffnet seine Tore BETRIEBSBESICHTIGUNG Am 24. November besuchten Mitglieder der Jungen Industrie ein Werk von ZF Friedrichshafen.
M
it dem Jahresmotto „Grenzen überwinden“ versucht die Junge Industrie, einen Blick über den Tellerrand bzw. die Landesgrenzen zu wagen und die Bodenseeregion in den Fokus zu stellen. Ein Betriebsbesuch im süddeutschen Raum passte deshalb ideal in das Jahresprogramm und schnell war auch ein äußerst interessanter Betrieb gefunden: Mit der ZF Friedrichshafen AG befindet sich gerade einmal 25 Kilometer von Vorarlberg entfernt ein wahrer Riese der Automobilzulieferindustrie. 1915 unter dem Namen Zahnradfabrik GmbH in Friedrichshafen gegründet, entwickelte sich daraus nach und nach ein auf dem Gebiet der Antriebs- und Fahrwerkstechnik führender, global agierender Konzern mit über 71.000 Mitarbeitern. 2014 gab ZF schließlich die Übernahme von TRW Automotiv um 12,4 Mrd. Dollar bekannt. Das vereinte Unternehmen zählt mit einem Pro-forma-Gesamtumsatz von mehr als 30 Milliarden Euro und über 130.000 Mitarbeitern zu den Top Drei der welt-
Die Besuchergruppe der Jungen Industrie vor dem Firmenlogo zum hundertjährigen Firmenjubiläum
weit führenden Automobilzulieferer. Entsprechend groß war das Interesse an der Führung.
Prominenter Gesprächspartner Früh morgens um 7 Uhr trafen sich die Mitglieder der Jungen Industrie schließlich auf dem Werksgelände in Friedrichshafen. Nach einer kurzen Präsentation des Unternehmens bei Kaffee und Brötchen präsentierte Hans-Arno Lin-
kenheil, der Head of Corporate Supply Chain Management, die Konzernstrategie in diesem Management-Bereich und stand für Fragen zur Verfügung. Bei der anschließenden Besichtigung der Werkshallen bekamen alle Gäste noch einen interessanten Einblick in die Produktion und Montage großer LKW-Getriebe und wissen jetzt, dass bei ZF alles seinen Platz hat, sogar der Besen. Deutsche Gründlichkeit eben. �
Spannende PokerNight der Jungen Industrie
A
Die PokerNight wurde vom Casino Bregenz professionell begleitet.
verbuchen. Platz zwei ging an Akan Celik (Zimm) und Platz drei an Christian Pillei (Red Bull), die sich über edle Sachspen-
22 iv-positionen Vorarlberg | Dezember 2015 | Jänner 2016
den der Privatbrennerei Gebhard Hämmerle und des Casino Bregenz freuen durften. �
Fotos: JI
m 12. November lud die Junge Industrie mittlerweile zum vierten Mal ihre Mitglieder in die iv.lounge der Industriellenvereinigung ein, um an einer freundschaftlichen Pokerrunde teilzunehmen. Die iv.lounge wurde mit originalen Pokertischen und Croupiers – beides zur Verfügung gestellt vom Casino Bregenz – in eine wahre Pokerarena verwandelt. Nach einer Spielerklärung durch die Croupiers und einigen Übungsrunden startete schließlich die Vorrunde, in der sich die Gäste für den „Final Table“ qualifizieren mussten. Nach einem spannenden Hin und Her konnte schlussendlich Johannes „Gio“ Purtscher (VPUR) den Sieg und damit die zwei Hin- und Retourflüge nach Wien für sich
Vorarlberg
Ein Plädoyer für Europa, so lassen sich der Vortrag und die anschließende Diskussion charakterisieren.
„Wir brauchen mehr Europa!“
IV-NETZWERK Ein spannender Vortrag mit Diskussion und Ausklang erwartete die Gäste am 23. November im Lustenauer Competence Center.
A
nlässlich des Besuchs von Markus J. Beyrer, dem Generaldirektor von BUSINESSEUROPE, dem führenden Industrie- und Arbeitgeberverband auf europäischer Ebene und Sprachrohr der Mitglieder aus 34 europäischen Ländern, lud die Industriellenvereinigung Vorarlberg am 23. November ins Competence Center Rheintal im Lustenauer Millennium Park. Zentrales Thema beim Treffen war: „Braucht die Welt Europa? Braucht Europa die Welt?“ Rund einhundert Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft folgten der Einladung und erlebten einen Abend ganz im Zeichen des alten Kontinents.
Das IV-Vlbg.-Präsidium mit dem Gastreferenten, v.l.n.r.: Dieter Gruber (Rondo), Markus J. Beyrer (BUSINESSEUROPE), Martin Ohneberg (Henn), Bernhard Ölz (Meisterbäcker Ölz)
wir den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen und Unsicherheiten begegnen können“, so der Appell Beyrers.
Fotos: Dietmar Mathis
Hausaufgaben erledigen Markus J. Beyrer stellte unumwunden klar, dass Europa und vor allem die EU-Mitgliedstaaten Hausaufgaben zu erledigen hätten. Die derzeitige Performance im Zusammenspiel der Staaten sei alles andere als optimal. „Momentan reiht sich eine Krise an die andere und das Durchwursteln der 28 EU-Mitgliedstaaten ist stark verbesserungsfähig. Es muss uns innerhalb Europas gelingen, stärkere Strukturen und mehr europäische Kompetenzen zu schaffen, damit
In diesem Zusammenhang forderte Beyrer eine Vertiefung der Wirtschafts- und Währungsunion, mehr europäische Spielräume im Bereich der Sicherheit und zügige Fortschritte etwa bei den Freihandelsabkommen mit den USA und Japan.
Europa ist alternativlos Auch Martin Ohneberg, Präsident der IV-Vorarlberg, stieß ins gleiche Horn: „Trotz aller Unsicherheiten ist Europa für uns alternativlos. Die Industriellen-
vereinigung hat seit jeher eine positive Einstellung zum europäischen Gedanken und ich bin mir sicher, weder Griechenland noch die Flüchtlingskrise noch die Terrorgefahr noch Freihandelsabkommen noch Energiefragen noch Finanzfragen lassen sich heute als einzelnes europäisches Land lösen.“ Beyrer und Ohneberg waren sich einig: „Wir müssen weiterhin Aufklärung betreiben, dass Europa nur gemeinsam etwas bewirken kann. Wir brauchen mehr Europa, wenn wir im globalen Konzert weiterhin eine Rolle spielen möchten und unseren hohen wirtschaftlichen und sozialen Wohlstand halten wollen.“ �
Dezember 2015 | Jänner 2016 | iv-positionen Vorarlberg
23
Vorarlberg
VORARLBERG
Jobmesse von IV und FH bietet beste Karrierechancen EINLADUNG Alle Job- und Karriereinteressierten sind am Freitag, 15. Jänner 2016, von 11.00 bis 16.30 Uhr herzlich zur Jobmesse der IV und FH in Dornbirn geladen.
Breites Angebot Die Jobinteressierten haben an den Ständen Gelegenheit, mit Personalverant-
TERMINE 11. Jänner 2016 | 18:00 Uhr
IV-Neujahrsempfang Otten Gravour Hohenems; nur für geladene Gäste 16. Jänner 2016 | 11:00 – 16:30 Uhr
Jobmesse der IV und FHV FH Vorarlberg, Dornbirn 28. Jänner 2016 | 07:00 – 09:00 Uhr
JI-Betriebsbesuch bei Rexam Ludesch 02. Februar 2016 | 19:00 Uhr
innovation(night mit DI Dr. Peter Schwab (voestalpine) Foyer, CCR, Millennium Park 4, Lustenau
wortlichen ins Gespräch zu kommen, sich vorzustellen, über offene Stellen und Karrieremöglichkeiten zu informieren und Kontaktinformationen auszutauschen. Ein attraktives Rahmenprogramm rundet die Veranstaltung ab. Es besteht beispielsweise die Möglichkeit, sich einer kostenlosen Typberatung zu unterziehen oder gratis Bewerbungsfotos machen zu lassen. Das Angebot der Messe richtet sich dabei an Absolventen und Studierende von Hochschulen, Schüler und Maturanten, Lehrlinge und alle allgemein Interessierten.
zwar bescheidenen, aber stabilen Wachstum von 1,4 Prozent krisenresistenter als in anderen Regionen. �
Industrie vor Ort Als besonders vielseitiger Arbeitgeber präsentiert sich die Industrie: Abseits der klassischen Industrieberufe gibt es eine ganze Reihe von Arbeitsplätzen, für die es Fachkräfte mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen braucht. Nach wie vor sind Absolventen aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) besonders nachgefragt, aber auch darüber hinaus herrscht eine Nachfrage nach Fachkräften aus den unterschiedlichsten Bereichen. „Oftmals denkt man bei Industrie nur an klassische produktionsorientierte Berufe und geht damit einem gängigen Klischee auf den Leim. Forschung und Produktentwicklung, Controlling, Rechtsabteilung, Marketing, Pädagogen für Betriebskindergärten und vieles mehr, die Industrie hat einiges zu bieten“, erklärt IV-Geschäftsführer Mathias Burtscher. Ein weiterer Pluspunkt sei auch der sichere Arbeitsplatz, denn die heimische Wirtschaft zeige sich mit einem
24 iv-positionen Vorarlberg | Dezember 2015 | Jänner 2016
Ein interessantes Rahmenprogramm rundet das Angebot der Jobmesse ab.
Rund 1.300 Besucher konnte die Jobmesse der IV und FH im Jänner 2015 verzeichnen.
INFORMATION Ausstellerverzeichnis und weitere Informationen zur Jobmesse sind online abrufbar unter www.fhv.at/jobmesse
Fotos: FHV/Todorovic
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ie Jobmesse der Industriellenvereinigung und FH Vorarlberg, die in den Räumlichkeiten der Fachhochschule abgehalten wird, ist mittlerweile die größte Arbeitsplatzbörse der Region. Aktuell werden 88 namhafte Unternehmen und Institutionen ihre Organisation, offene Stellen und Karrieremöglichkeiten präsentieren sowie für persönliche Gespräche zur Verfügung stehen. Damit wächst die Jobmesse im Vergleich zu letztem Jahr erneut und bricht ihren eigenen Ausstellerrekord. Beste Voraussetzungen also, um auch den Besucherrekord von rund 1.300 Jobinteressierten aus dem Jänner 2015 zu toppen.