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Ein Tagesausflug in die Zukunft
2035 – Traumreise in die Welt in 15 Jahren
Dein Handy klingelt und der Generalsekretär der Vereinten Nationen beauftragt dich, die Welt neu zu gestalten. 15 Jahre hast du dafür Zeit.
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Wie wird sie dann 2035 aussehen? Von welcher Welt träumst du?
Isabella Bachleitner
© Fotos: Isabella Bachleitner, Sopie & David
Stell dir vor, ab heute werden nur richtige Entscheidungen von allen Menschen getroffen. Wie sieht sie dann aus, die Welt in 15 Jahren –wie stellst du sie dir vor, die ideale Welt, von der du träumst?
Die selbe Frage habe ich auch Sophie und David gestellt. Ihre Ideen inspirieren mich zu einem Tagesausflug in das Jahr 2035. Zu dritt reisen wir in eine Zukunft, die man kaum erwarten kann. Begleite uns auf unserer Gedankenreise und male dir deine ganz eigene, farbenfrohe Zukunft!
Good Morning, beisammen!
Den ersten klaren Gedanken fasse ich, als mich mein 15 Jahre älteres Ich im Spiegel zahnpastaverschmiert anlächelt. Während ich mein Gesicht wasche, schaltet HIAS, mein „Home - Interest Sensitive - Animation“ System, die Nachrichten ein. Während mir vor 15 Jahren Bürgerkriege oder größenwahnsinnige Politiker das Frühstück vergällten, freue ich mich jetzt immer, wenn ich Nachrichten höre: „Die Schlagzeilen: Die Rate an jungen Frauen mit abgeschlossener Schulbildung in Afrika wächst rapide. Der Papst traut sein 150. homosexuelles Paar.“
David: Die Menschheit hat (unter anderem durch Corona) gelernt, wie wichtig Zusammenhalt und Rücksichtnahme sind. Die Toleranz gegenüber anderen ist gewachsen. Es gibt keine Kriege und keine Gewalt mehr, weil jeder jeden akzeptiert.
Sophie, 12, Guide Gruppe Leonding
„Ich träume von einer Welt, in der es keinen Krieg gibt, weil alle Menschen eingesehen haben, dass es besser ist, Frieden zu schließen und die Probleme auf friedliche Art und Weise zu lösen. Jeder Mensch hat dann die gleichen Rechte.“ David, 15, Explorer Gruppe Vorchdorf
„In der idealen Welt in 15 Jahren werden Entscheidungen nicht mehr aufgrund von Gier –meiner Meinung nach ist das die Ursache für fast alles menschengemachte Übel –getroffen.“
Jetzt lebe ich in einer Welt, in der jeder Mensch genau so sein darf, wie er oder sie will. Wir dürfen lieben und heiraten, wen immer wir wollen. Wir dürfen anziehen, arbeiten und lernen, was wir wollen. Mädchen und junge Frauen können ihre Schule abschließen und selbstbestimmt ihre eigenen Ziele und ihr eigenes Lebensglück definieren. Mehr junge Männer arbeiten im Kindergarten oder im Altersheim, weil sie keinen Vorurteilen ausgesetzt sind. Wir akzeptieren, dass wir nicht gleich, aber gleichwertig sind. Das schenkt uns wahre Freiheit. Wir begreifen, dass uns, trotz der Vielfalt unserer Menschheit, mehr verbindet als trennt. Deshalb haben Kriege keinen Platz mehr, keiner würde mehr hingehen. Internationaler Waffenhandel wurde verboten, die Waffenarsenale der Staaten sind leer.
Mein Smartphone vibriert. Die Bürger-App benachrichtigt mich, dass im Nationalrat ein neues Gesetz über Arbeitszeitverkürzung diskutiert wird, das mich unmittelbar betreffen könnte. Ich überfliege die Argumente, das Für und Wider und stimme für den neuen Entwurf.
Platz für Mensch und Tier
Es ist ein klarer Frühlingstag als ich aus dem Haus trete. Nur noch ganz wenige Menschen besitzen ein Auto. Die meisten, so wie ich, nützen nachhaltigen öffentlichen Verkehr oder öffentliche selbstfahrende Autos auf Abruf. Auf einmal haben wir Menschen viel mehr Platz. Alte Parkplätze wurden zu Parks, Spielplätzen und Wäldern. Auf den Straßen kann man laufen, radfahren und Inlineskaten. Die kräftigen Sonnenstrahlen treffen auf begrünte Fassaden. Mit einem Kopfschütteln denkt man an die Zeiten zurück, in denen wir rücksichtlos Erdöl verheizten.
Sophie: Die Menschheit hat endlich aufgehört, die Natur zu verschmutzen und es gibt umweltfreundliche Baustoffe, Autos und Flugzeuge. Erdöl, Erdgas und Kohle werden nur noch in ganz seltenen Fällen benützt.
In der Arbeit habe ich ein paar HologrammKonferenzen. Es ist verrückt, wie rasend sich diese digitale Technologie verbessert. Heute konnte ich sogar einen Mohnsamen am Schneidezahn meines Gegenübers erkennen. Zu Mittag kaufe ich mir im Supermarkt eine Jause. Selbstverständlich habe ich habe meine eigene Dose aus Bambus dabei.
Sophie: Menschen haben ein Bewusstsein für die Natur entwickelt. Sie achten darauf, dass sie regionale Lebensmittel kaufen und nicht alles unnötigerweise in Plastiksackerl verpacken. Müll wird nicht mehr ins Meer geschüttet und der ganze Plastikmüll ist aus dem Meer verschwunden. Die Natur kann sich so entwickeln, wie sie es will. Zusätzlich hat jedes Tier genügend Lebensraum zur Verfügung.
Im Supermarkt erkennt man die Veränderungen der letzten Jahre am besten. Gerade durch die wachsende Klimakrise wurde uns bewusst, wie wir durch unsere Konsumhaltung das Ökosystem am Land und im Wasser mit Plastikmüll zerstören. Wir entdeckten wieder, dass unsere Nahrung aus der Natur kommt und wir mit ihr den größten Einfluss
auf unseren Planeten nehmen. Anstatt 15 Sorten Erdbeerjoghurt, gibt es eines mit hoher Qualität. Anstatt billiger Extrawurst gibt es vegane Aufstriche, die im Gegensatz zu ihr auch nach was schmecken. Der Konsum von Fleisch- und Tierprodukten nahm ab. Anstatt Nutztiere mit unverträglichem Kraftfutter zu mästen, weiden Kühe und Schafe wieder auf weiten Weiden.
Wir haben den Platz dafür: Die 125 Millionen Hektar in Europa, die wir für den Anbau von Tierfutter verwendet haben, brauchen wir nicht mehr in diesem Ausmaß. Die neuen Wiesen und Wälder binden wieder CO2 aus der Atmosphäre.
Bis zur Unendlichkeit –und noch viel weiter: mit Öko-Treibstoff
Sophie: Vielleicht nicht in 15, aber in 50 oder 100 Jahren ist es möglich, andere Planeten zu bereisen. Auf dem Mond und auf dem Mars gibt es ein Hotel mit künstlicher Schwerkraft und künstlichem Sauerstoff und eine Siedlung, in die die Menschen bei Über bevölkerung der Erde ziehen können. Auch die Temperaturen wurden künstlich an die der Erde angepasst. Das alles passiert ohne die Umwelt zu belasten.
Ich bin fasziniert, was alles möglich ist. Aber noch mehr begeistert mich, dass sich der Mensch und sein Fortschritt immer mehr als Teil eines Ganzen versteht. Wir achten auf die Ressourcen, wir achten aufeinander.
Es war ein langer Arbeitstag und etwas müde komme ich heim. Ich freue mich auf ein wenig seichte Unterhaltung und frage HIAS nach einem geeigneten Programm. Im Hauptabendprogramm sind gerade die Paraolympischen Spiele zu sehen. HIAS empfiehlt mir auch eine Dokumentation über geplante menschliche Siedlungen im All. Das macht mich neugierig.
David: Fortschritt dient dem Allgemeinwohl und nicht dem Wohl von Einzelnen.
Im Anschluss gibt es eine kurze Reportage über die Geschichte der Pandemien und Seuchen. Vor 15 Jahren haben wir die letzte überstanden und sind für vieles gerüstet.
© 3D-Rendering / Visualisation with kind permission of: big.dk, hyperloop Sophie: Corona ist zu einer Kinderkrankheit, die mit Windpocken vergleichbar ist, geworden. Dank bester Forschung sind Medikamente und Impfstoffe entwickelt worden, die dafür sorgen, dass die Verläufe nur mehr sehr mild sind und niemand daran stirbt.
Warum wir nie ‘nicht träumen’ sollen
Im Film ‘Zurück in die Zukunft’ von 1990 stellen sich die Filmemacher vor, dass man 2015 mit Hovercrafts und Autos durch die Gegend fliegt. Seit jeher träumen wir Menschen von einer Zukunft voller Möglichkeiten, manchmal gehen sie halt nicht in Erfüllung. Das ist keinesfalls unnötiges In-die Luft-Starren oder weltfremde Gedankenspin nerei. Unsere Visionen geben uns Orientierung und Kraft, im Hier und Jetzt etwas anzugehen und zu ändern. Wenn wir nicht mehr von einer besseren Zukunft träumen, sind wir dem unnachgiebigen Fluss der Zeit ausgeliefert. Unsere Visionen sind unser Steuerrad.