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noch schnell Finster wie die Nacht? die Welt retten Lichtverschmutzung

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Finster wie die Nacht?

Vor noch gar nicht so wenigen Jahren war es auf der Erde in der Nacht viel finsterer als jetzt … aber jetzt, haben wir die helle Not!

Barbara Schröckenfuchs

© B i l d e r : C C P i x a b a y

Lichtverschmutzung! Ein seltsames Wort. Wie kann Licht denn schmutzig sein oder Schmutz machen? Tatsächlich gibt es dieses Wort und es bedeutet, dass Licht, das in der Nacht scheint, nicht nur gute Seiten hat – die hat es nämlich unbestritten: aber eben nicht nur.

In einer Stadt wird es niemals ganz dunkel. Am Abend werden Straßenlaternen, Geschäftsbeleuchtungen und vieles mehr, das helles Licht „in die Luft wirft“, eingeschaltet. Schon von weiter Ferne kann man in der Nacht Städte oder größere Orte am Lichtschein, den sie in den Himmel abstrahlen, sehen. Hast du schon einmal bemerkt, dass du den Sternenhimmel dort am besten sehen kannst, wo es rundherum wirklich dunkel ist? In einer Stadt ist das schwierig und selbst bei klarem Himmel, wenn keine Wolke die Sicht auf die Sterne behindert, ist dort die Lichtverschmutzung so groß, dass du die Sterne fast nicht oder gar nicht sehen kannst. Das ist schade, aber es tut auch nicht weh …

Leider gibt es aber auch wirklich große Probleme, die von der Lichtverschmutzung verursacht werden. Viele davon sind richtig schlimm – gut ist aber, dass wir Menschen da schon etwas ändern könnten, wenn wir wollten!

Wer leidet unter Lichtverschmutzung?

Menschen – nicht nur die, die weniger gut schlafen können: Für unsere Gesundheit brauchen wir Phasen mit ausreichend Dunkelheit. Sie sind für die Bildung des Hormons Melatonin notwendig, das den TagNacht-Rhythmus des menschlichen Organismus steuert. Das ist wichtig, damit wir ausgeglichen und gesund bleiben.

Tiere die irritiert sind, weil es nie ganz dunkel wird: Nachtfalter oder Glühwürmchen zum Beispiel brauchen die Dunkelheit zur Nahrungssuche oder Fortpflanzung. Für viele nachtaktive Tiere ist das künstliche Licht lebensbedrohend. Vor allem Insekten sterben zu tausenden, weil sie zu Lichtquellen fliegen, die sie wie magisch anziehen. Die Insekten können aber leider nicht anders Dann betrifft es auch Vögel, Fledermäuse und andere Tiere, die nicht mehr genügend Insekten finden. Ungefähr zwei Drittel der Zugvögel wandern in der Nacht, sie nutzen den Sternenhimmel neben dem Erdmagnetfeld als ‘Kompass’, deshalb müssen für sie die Sterne sichtbar sein. Und das ist leider noch lange nicht alles.

Träumerinnen und Träumer, die gerne am Rücken in der Wiese liegen und in die Sterne blicken, die Milchstraße sehen und Sternschnuppen zählen wollen.

Was können wir ändern?

Wir könnten nur das beleuchten, was wirklich unbedingt notwendig ist, zum Beispiel Straßen oder Haltestellen wo Menschen warten – zur Sicherheit. Oft sind ganze Gebäude in der Nacht hell erleuchtet oder werden von starken Scheinwerfern angestrahlt. Müssen Leuchtreklamen, Geschäfte oder Firmengelände wirklich die ganze Nacht beleuchtet sein? Manches könnte man mit Bewegungsmeldern lösen, die nur dann kurz Licht einschalten und eine Fläche beleuchten, wenn es dort wirklich gebraucht wird, weil gerade jemand vorbeigeht. Muss unser Garten beleuchtet sein, oder würden sich die kleinen und größeren Tiere ohne unseren Gartenlichtern nicht viel wohler fühlen? Die Liste der Dinge, die sich ganz einfach oder auch nur mit wenig Aufwand ändern ließen, ist lang.

Aber wir müssen nicht gleich alles im Dunkeln versinken lassen, wir können mit „hellem Köpfchen“ klug und rücksichtsvoll handeln. Durch eine geschicktere Art, Dinge zu beleuchten, die unbedingt beleuchtet werden müssen, wäre ein Großteil der Lichtverschmutzung vermeidbar. Sehr oft würde das auch mit einer beträchtlichen Energieeinsparung einhergehen – bei gleicher oder besserer Lichtqualität. Noch wird bedenkenlos und nutzlos Licht direkt in die Umgebung – ganz in der Nähe, in weitere Ferne

Wir Menschen beleuchten unsere Umwelt – weil wir auch nachts alles sehen wollen, weil wir uns Sicherheit wünschen oder einfach, weil für etwas Bestimmtes gut sichtbar Werbung gemacht werden soll. Aber wir stören damit Tiere, Pflanzen und schließlich schaden wir uns selbst damit.

und auch in den Weltraum abgestrahlt. Je nach Art der Lichtquelle sind das zwischen 20% und 50% der aufgewendeten Energie – für nix und wieder nix. Es ist die Verschwendung wertvoller Energie und gleichzeitig ein Schaden für uns Lebewesen, Menschen und Tiere.

Gut, dass einige Menschen das Problem schon kennen und daran arbeiten, die Situation zu verbessern. Es gibt viele Stellen, zB auch im Internet, bei denen du dich da schlau machen kannst. (s. Infobox)

Was du tun kannst? Werde Beschützer*in der Nacht!

Achte einmal in deinem eigenen Umfeld auf Lichtverschmutzung. In deinem Wohnhaus, in eurem Garten, in deiner Straße und in deinem Ort. Ganz sicher findest du Dinge, die nicht oder nicht so beleuchtet werden müssten. Zumindest nicht die ganze Nacht hindurch.

Mach deine Familie, Nachbarn, Geschäftsleute, oder auch deine/n Bürgermeister*in darauf aufmerksam und setz dich dafür ein, dass die Lichtverschmutzung in deiner Umgebung weniger wird…

Sicher hast du dazu gute Ideen und kannst Beschützer*in der Nacht werden! InfoBox

Lichtverschmutzung

•Int. Dark-Sky Association (IDA) … ist weltweit zu diesem Thema tätig.

Die Website – leider nur in englischer

Sprache – ist wirklich interessant.

Von 5.-12.4. fand heuer die „Int. Dark-

Sky Week“ statt – die Dunkler-Himmel-

Woche, die die IDA jährlich ausruft. www.darksky.org

•Kuffner-Sternwarte (KS) … ist ein Verein in Wien und vertritt die

IDA in Österreich. KS leitet eine weltweite

Kampagne zur Ermittlung der Lichtverschmutzung. Durch eine einfache astronomische Beobachtung sollen die aktuellen Himmels-Sichtbedingungen bestimmt werden. Der Verein hat sich außerdem zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit

Freiwilligen aus aller Welt ein globales

Messnetzwerk aufzubauen. Vielleicht ist das ja genau für dich interessant, hier mitzuwirken? www.kuffner-sternwarte.at

Interessante Infos, Ideen und verschiedene Materialien zum Downloaden findest du hier: www.hellenot.org www.darksky.org www.wua-wien.at

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