Pikkofinte Schatz Vorschau

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Jan von der Bank

DER SCHATZ DES SCHWARZEN KLABAUTERS Pikkofintes dritte Reise Mit Illustrationen von Lena Winkel

K J M Buchverlag


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Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Urheber unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 1. Auflage, März 2018 Copyright © 2018 Klaas Jarchow Media Buchverlag GmbH & Co. KG Simrockstr. 9a, 22587 Hamburg www.jarchow-media.de ISBN 978-3-961940-15-8 Herstellung und Gestaltung: Eberhard Delius, Berlin Druck: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten

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Ein nächtlicher Strandbesuch

Es war eine stille, mondlose Nacht, und nichts war zu hören außer dem leisen Glucksen des schwarzen Hafenwassers an der Kaimauer und dem gelegentlichen, schläfrigen Keckern der Möwen, die auf den großen Duckdalben zusammengekauert saßen. Der Schoner Josephine von Oevelgönne lag fest vertäut in einem winzigen Hafen einer der vielen Nordseeinseln. Es war die letzte Nacht, bevor das Schiff die Elbe erreichen und nach Hamburg zurücksegeln würde, die letzte Nacht von Pikkofinte Sturmholz’ jüngster Seereise. Doch bevor diese vorüber war, hatte der kleine Klabautermann noch eine dringende Besorgung an Land zu machen. Geduldig hatte Pikko gewartet, bis die letzten Matrosen von ihrem abendlichen Landgang zurückgekommen waren und Ruhe im Schiff eingekehrt war. Erst als nur noch ein gedämpftes, vielstimmiges Schnarchkonzert aus dem Mannschaftslogis zu hören war, hatte er sich mit dem magischen Kuddelmuddelknoten unsichtbar gemacht und war, wie es sich für einen richtigen Klabautermann gehörte, über eine der Festmacherleinen an Land geklettert. Nun stand er auf der Pier und betrachtete zufrieden sein Schiff. Wenn er an all die Streiche und Abenteuer zurück5


dachte, die er bisher an Bord der Josephine erlebt hatte, musste er mächtig grinsen. Die Sache mit dem Smutje und den grünen Heringen zum Beispiel, die Pikko mit ein bisschen Knotenmagie wieder lebendig gemacht und sie ein lustiges Tänzchen in der Bratpfanne hatte aufführen lassen. Oder sein erster schauerlicher Nebelspuk draußen auf der Nordsee. Dann die Sache, wie er dem Kapitän mit dem Schießpulver aus der Seenotrakete das Pfeiferauchen abgewöhnt hatte. Und schließlich der große Sturm in der Biskaya, in den sie auf der Rückfahrt geraten waren. Er war nachts und so plötzlich aufgezogen, dass das Barometer in der Kapitänskammer auf den Fußboden gefallen und dort buchstäblich in tausend Splitter zersprungen war. Pikkofinte hatte all seine Klabauterkünste aufbringen müssen, um die schlafende Besatzung der Josephine zu wecken und rechtzeitig 6


zu warnen. Aber, hej, was war es dann für ein feines Windchen geworden? Sturmstärke 12, und meterhoch waren die Brecher heran gerollt, so dass Pikko noch auf der höchsten Rah, wo er mit den Klabauterstreichhölzern das St. Elms-Feuer entzündet hatte, von der Gischt durchnässt worden war. Als Trampsegler auf Handelsfahrt hatte die Josephine von Oevelgönne viele fremde Küsten angelaufen: England, Irland, Frankreich, Spanien, sogar bis hinunter nach Portugal waren sie gesegelt, um eine Ladung allerfeinsten Portweins an Bord zu nehmen. (Eines der Fässer war wohl leider schadhaft gewesen, so dass der Kapitän, der Zahlmeister und der 1. Steuermann es notgedrungen hatten leertrinken müssen. Die Armen ...) In jedem Hafen hatten sie eine Ladung gelöscht und eine andere übernommen. Und jedes Mal war Pikko an Land geschlichen und hatte irgendwelche verrückten, abenteuerlichen, unglaublichen Sachen erlebt; ein ganzes Buch würde man damit füllen können. Nur eine Sache war ihm viel zu spät eingefallen: Etwas aus der Ferne mit nach Hause zu bringen, um es dem Großvater und Fippeline schenken zu können. Nicht als schnödes Reisemitbringsel, denn mit so etwas gaben sich Klabauterleute, die ja von Berufs wegen in der ganzen Welt herumkamen, gemeinhin nicht ab. Nein, Pikkofinte benötigte ganz dringend noch zwei Geburtstagsgeschenke. 7


Der Zufall wollte es nämlich, dass der Tag seiner Heimkehr gleichzeitig sein eigener Geburtstag sein würde. Und da bei Klabautermännern immer alles genau andersherum als bei den Menschen war, bekam bei ihnen nicht das Geburtstagskind die Geschenke, sondern die Gäste. In diesem Jahr hatte Pikkofinte nur zwei Geburtstagsgäste zu erwarten. Der Großvater Klabautermann natürlich, weil der ja ohnehin auf dem alten Dachboden wohnte, und seine Schwester Fippeline. Denn ihr Schiff Bruno, das wusste Pikko, war bereits vor einigen Tagen in den Hamburger Hafen zurückgekehrt. Eigentlich hätte er auch gerne seine Freunde, das Walross Elsbeth und die Möwe Otto von Plüsterich den VII. eingeladen. Aber Otto war, obwohl er Pikkofinte und die Josephine für den größten Teil der Reise begleitet hatte, vor ein paar Tagen verschwunden und seiner eigenen Wege geflogen. Und Elsbeth wäre ohnehin zu groß und zu schwer, um auf den Dachboden zu gelangen. So blieb es eben bei Großvater und Fippi. Die besten Klabautergeschenke, das wusste Pikko, fand man am Strand. Und zum Glück fing direkt neben dem kleinen Inselhafen ein schöner langer Sandstrand an. Rasch umrundete Pikkofinte das Hafenbecken mit seinen Kontorhäusern und Lagerschuppen, kletterte über die alte Steinmole, auf deren Ende ein kleiner Leuchtturm mit dem roten Ansteuerungsfeuer blinkte, und schon nach wenigen Schritten hatte er sein Ziel erreicht. 8


Wie ein fahles Band erstreckte sich der Strand vor Pikko in der Dunkelheit. Zum Land hin wisperten Dünengras und Strandhafer leise im Nachtwind, und zur See hin plätscherten die Wellen der Flut sachte auf den Sand. Die Luft roch frisch nach Salz und Seetang und ein kleines bisschen nach dem Schlick der vorgelagerten Watten. Pikko atmete die köstliche Luft tief ein und wieder aus, dann lief er den Flutsaum entlang und begann zu suchen. Er musste eine ganze Zeit lang suchen, aber dann hatte er zwei wunderbare kleine Schätze gefunden. Der Erste war ein graues, nur etwa faustgroßes Stückchen Treibholz. Eigentlich nichts Besonderes, aber es sah so aus, als ob es schon sehr lange im Meer geschwommen war. Denn die harte, raue Holzfaser war vom Salzwasser blank und rund geschliffen worden. Und wenn man es in die Handfläche hinein legte, schmiegte es sich glatt und warm gegen die Finger. Das Schönste aber war der Duft, den es verströmte. Schloss man die Augen und hielt das Holz an die Nase, war es als könnte man die ganze Weite des Ozeans riechen. Vielleicht konnte Pikko das Holzstück noch mit einer kleinen Schnitzerei versehen, dem 9


Umriss eines Schiffes vielleicht, oder dem eines Ankers? Auf jeden Fall würde es ein wunderbares Geschenk für den Großvater sein. Für Fippeline fand Pikkofinte einen wunderschönen gelbgrauen Feuerstein, der wie ein Haifischzahn geformt war. Die Spitze war zwar recht scharf, aber seine Oberfläche war ebenfalls glatt und geschmeidig wie die eines Handschmeichlers. Oben hatte der Stein zwei natürliche Löcher. Durch das eine, etwas kleinere Loch wollte Pikko eine kleine Feder stecken, die er ebenfalls am Strand gefunden hatte. Das würde Fippeline sehr gefallen. Durch das zweite Loch wollte er, wenn er zurück in der Segellast der Josephine war, ein kleines Stückchen Takelgarn führen, oder – noch besser! – ein schönes, geflochtenes Lederband, an dem seine Schwester das Schmuckstück um den Hals tragen konnte. Sehr zufrieden wickelte er die beiden wertvollen Funde in sein gepunktetes Taschentuch ein und steckte dieses in die linke Hosentasche. In der Rechten trug er, wie meistens, seinen Klabauterkompass. Dann machte er sich auf den Weg zurück zum Hafen.

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Eine bodenlose Gemeinheit

Er hatte die Josephine schon fast erreicht, als er an einem finsteren, heruntergekommenen Lagerschuppen vorbeikam. Plötzlich hörte er ein leises, aber unmissverständliches Klacken aus seiner rechten Hosentasche. Der Klabauterkompass! Wie angewurzelt blieb Pikkofinte stehen, griff in die Tasche und holte das kleine Navigationsinstrument hervor. Die Nadel drehte sich wie wild hin und her und suchte nach einer Richtung. Was das bedeutete, wusste Pikkofinte nur zu gut. Es stand in H.C. Eisenbarts salzwasserfestem Klabauterhandbuch:

magische Kräfte. Kla bau ter kom pas s . . . v e r f ü g t ü b e r n er u da, nac h Nor den zu zeig en (da s kan

Er ist nich t daz m den Klabautermann selbstverständlich auch!), sondern u ksam zu mac hen . Die auf eine unm itte lbar e Gefa hr auf mer kür zest en Weg an, Rich tun g der Nor dna del zeig t dan n den zu kom men . um aus der Gefa hren situ atio n hera us Pikkofinte befand sich also in Gefahr! Nun blieb die Nadel stehen und wies nach rechts. Die Quelle der Gefahr musste also links von ihm sein. Rasch fuhr er herum und blickte geradewegs in zwei un11


heimliche gelbe Augen, die ihn aus der Dunkelheit heraus anfunkelten. Einen Atemzug später raschelte es und eine sehr große, struppige Hafenratte kam zum Vorschein. Pikko hielt vor Schreck die Luft an. Die Ratte drehte ihre spitze Nase in Pikkofintes Richtung und schnüffelte. Sehen konnte sie ihn nicht. Er hatte sich ja unsichtbar gemacht. Aber riechen konnte sie ihn bestimmt. Mit bösem Zischen entblößte sie nun ihre langen, messerscharfen Zähne und machte ein paar schnelle Schritte auf ihn zu. Pikkofinte steckte seinen Kompass ein, drehte sich um und wollte davonlaufen. Doch er kam nur zwei Schritte weit. Dann landete er unsanft auf dem Boden. Jemand hatte ihm ein Bein gestellt. Ein unsichtbares Bein, denn als er sich umsah, war da niemand. Stattdessen hörte er direkt über sich eine spöttische Stimme. »Sieh mal an, wen haben wir denn da? Einen kleinen Möchtegern-Klabautermann!« Pikko wusste nicht, ob er sich wundern, ärgern oder vor Angst zittern sollte. Wundern, weil es so schien, als ob der Sprecher ihn sehen konnte – obwohl er doch einen Unsichtbarkeits-Knoten in dem Schnürchen in seiner Tasche hatte! Ärgern wollte er sich wegen des »Möchtegerns«, war 12


er doch inzwischen ein richtiger Klabautermann. Und vor Angst schlottern musste er, weil die fiese schwarze Hafenratte jetzt so dicht vor ihm stand, dass er bereits ihren üblen Atem auf seinem Gesicht spürte. »Na, jetzt hast du schön die Hosen voll, was?«, fragte die Stimme. Von mehreren Seiten kam hämisches Lachen. Er hatte es also mit mehreren zu tun. Pikko wollte sich aufrichten, aber ein unsichtbarer Fuß, der ihm unsanft auf die Schulter gestellt wurde, hinderte ihn daran. »Nicht so hastig! Sonst frisst Stinker dich halbe Portion doch noch auf«, sagte der Wortführer. Dann wandte er sich an einen seiner unsichtbaren Komplizen. »Tinne, nimm Stinker an die Kette.« Die Ratte stieß ein wütendes schrilles Pfeifen aus, das Pikko durch Mark und Bein ging, aber gleichzeitig sah er erleichtert, wie das Ungeheuer von unsichtbarer Hand an 13



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