Garten der Erinnerung - zum Blättern

Page 1

Tilmann Präckel und Hella Kemper (Hrsg.)

GARTEN DER ERINNERUNG 200 Jahre Nienstedtener Friedhof 1814–2014 Mit Beiträgen von: Emanuel Eckardt · Astrid Fiehland van der Vegt Hans-Martin Gutmann · Doralies Hüttner · Klaas Jarchow Gert Kähler · Eberhard Kändler · Hella Kemper Rainer Kolbe · Birgit Lahann · Vera Lindemann Hans-Helmut Poppendieck · Tilmann Präckel Dorothee Sölle (†) · Fulbert Steffensky Fotografien von Andreas Fromm

Alpert • Alsen • Alsing • Alsmy • Altetimann • Altrath • Alwardt • Aly • Amann • Amberg • Ammer Amsinck • Anbergen • Ancker • Anderer • Anders • Andersch • Andersen • Anderson • André • Andreae


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Urheber unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 1. Auflage, November 2013 Copyright © 2013 Klaas Jarchow Media Blankeneser Hauptstraße 151, 22587 Hamburg www.jarchow-media.de ISBN 978-3-00-040866-3 Konzeption, Redaktion, Lektorat, Bildredaktion: Hella Kemper und Klaas Jarchow Herstellung und Gestaltung: Eberhard Delius, Berlin Satz und Lithografie: Reihs Satzstudio, Lohmar Druck und Bindung: Freiburger Graphische Betriebe, Freiburg Printed in Germany

Anger • Angermann • Anschütz • Ansorge • Antonie-Feill • Apel • Appelhoff • von Appen • Appuhn Armbrust • von Arnaud de la Perrière • Arndt • Arnemann • Arning • Arnold • Arnold Ahrens


Arnsperger • Arntzen • Arps • Arraya • Artels • Arth • Asbahr • Aschenbrenner • Aschpurwis • Asmussen Asser • Athies • Atlas • Atté • Au • Augustat • Augustin • Augustin Baumeister • Augwich • Aul • Auras


Inhalt 8 Vorwort

von Tilmann Präckel und Hella Kemper

Unser Friedhof 12 Der Nienstedtener Friedhof im Lauf der Zeiten

von Tilmann Präckel 33 Neun Begegnungen

von Hella Kemper 43 Die Toten in unseren Herzen tragen – Der Friedhof als

Ort des Abschiednehmens und Erinnerns, des Trauerns und Hoffens von Astrid Fiehland van der Vegt 57 FRÜ H LI NG auf dem Friedhof – Fotografien von Andreas Fromm

Gehen und Erinnern 74 Der Garten der Kirche und der Toten

von Klaas Jarchow 82 Ganz tief runter in die Erde – Wer mit Kindern über den Nienstedtener

Friedhof spaziert, stellt sich wichtige Frage von Doralies Hüttner 89 Brief an meine Enkelkinder

von Fulbert Steffensky 93 Eine Rose für die Toten

Gänge über Friedhöfe in Nienstedten und anderswo von Birgit Lahann 105 SOM M E R auf dem Friedhof – Fotografien von Andreas Fromm

Zwischen Himmel und Erde 122 Im Geist der Zeit – eine melancholische Art von Garten

Die Anlage des Friedhofs Nienstedten und seine Bauten von Gert Kähler

6

Inhalt

Ausing • Autenrieth • Avé-Lallemant • Averhoff • Axen • Axt • Baar • Baarck • Baas • Baasch • Bach Bachmann • Bachof • Backeberg • Backendorf • Bäcker • Backhaus • Backhus • Badhaus • Bading • Baer


136 Ein Friedhof erzählt

Geschichten von Menschen, die in Nienstedten ihre letzte Ruhe fanden von Emanuel Eckardt 161 HERBST auf dem Friedhof – Fotografien von Andreas Fromm 177 Welche Vielfalt, welcher Reichtum – Ein Streifzug

durch die Pflanzenwelt des Nienstedtener Friedhofs von Hans-Helmut Poppendieck

Tod und Hoffnung 200 Der Garten der Fluss die Toten – Trauer fließen lassen

von Hans-Martin Gutmann 210 Mein Tod und meine Hoffnung, mein Begräbnis und mein Grab

Die Pastorinnen Astrid Fiehland van der Vegt und Vera Lindemann und Pastor Tilmann Präckel geben Auskunft – befragt von Hella Kemper 217 WI NTE R auf dem Friedhof – Fotografien von Andreas Fromm 233 Die Toten wärmen uns

von Dorothee Sölle

Zur Orientierung 236 Die Museumsbereiche und die »Historischen Gräber«

von Eberhard Kändler 247 Das A bis Z des Nienstedtener Friedhofs

von Hella Kemper und Rainer Kolbe 256 Ihre Gräber findet man auf dem Nienstedtener Friedhof

von Hella Kemper und Tilmann Präckel 264 Die Verwaltung des Friedhofs Nienstedten

Anhang 266 268 272 274

Dank Leseempfehlungen und Literaturhinweise Bild- und Texthinweise Register

Inhalt

7

Baersch • Bagdahn • Bagel • Bahde • Bahlmann • Bahloff • Bähnk • Bahr • Bähre • Bahrke • Baller • Ballin Balz • Bambor • Bamdor • Baniecki • Bannes • Bantz • Barbe • Barbeck • Barg • Bargel • Bargfeld • Bargholz


Vorwort

I

n den Mantel meines Lebens ist hineingewoben all die Zuneigung und Zärtlichkeit der Menschen, die nicht mehr hier sind und an die ich mich erinnere.« So schrieb vor noch nicht allzu langer Zeit Dorothee Sölle. Das Grab der 2003 verstorbenen Theologin liegt im ältesten Teil des Nienstedtener Friedhofs, unweit des plätschernden Fischbrunnens und der von hohen Bäumen beschatteten Waldgräber. Eine hölzerne Bank steht ihrem Grabstein gegenüber, auf der anderen Seite des Weges unter einer Zeder. Hier sitzen häufig Menschen; sie suchen die Ruhe, finden Zeit zum Nachdenken – und erinnern sich. Denn ein Friedhof ist ein Ort der Erinnerung an Leben. Im Moment des Erinnerns werden die Geschichten der Toten wieder lebendig und weisen zugleich über uns Lebende hinaus. 200 Jahre alt ist der Friedhof Nienstedten im Jahr 2014, und dieses Buch erzählt von diesen 200 Jahren; in Texten und Bildern, die an Menschen und ihre Geschichten erinnern. Es will auf den Friedhof führen, hin zu den alten Steinen, den großen Hamburger Namen, den schönen Blutbuchen und den ausladenden Stieleichen, zu den geheimnisvollen Mausoleen, zu historischer Grabmalkunst, einem riesigen Rhododendron-Rondell und efeuumrankten, schmiedeeisernen Toren. Zugleich will dieses Buch das Gegenwärtige bedenken und die Weite und die Perspektiven dieses besonderen Ortes aufleuchten lassen: den Schmerz im Angesicht des Todes und Abschiedes. Die Dankbarkeit für gemeinsam erlebtes, geteiltes Leben. Den oft langen und schweren Weg der Trauer. Die Hoffnung auf Gemeinschaft auch nach diesem Leben. Man muss nicht in Nienstedten geboren sein, um sich diesen Friedhof als heimatlichen Ort anzueignen. Das geschieht wie von selbst, wenn man seine Pfade geht, die Namen auf den Steinen liest, eine Rose begießt oder den Duft der Kiefern atmet. Jeden Tag riecht es anders auf dem Friedhof, jeden Tag ist Neues zu

8

Tilmann Präckel und Hella Kemper

Bargmann • Barmbrock • Barms • Barnbeck • Barnbrock • Barneko • Barnekow • Bartasek • Bartel Bartels • Barten • Bartfeld • Barth • Barthe • Barthels • Bartholdi • Bartling • Bartmann • Bärtner • Bartsch


entdecken. Der Friedhof verändert sich fortlaufend, nie ist er gleich: Die Gärtner jäten, Angehörige bringen Blumen, eine Gruft wird ausgehoben, Blumen und Kränze werden abgetragen. Walderdbeeren reifen heran, Sturm reißt Zweige herunter, der erste Schnee legt eine weiße Schicht – und schon ist der Friedhof wieder ein anderer geworden. Er ist alt und eindrucksvoll, der Nienstedtener Friedhof, er ist ein schöner Garten voller Erinnerungen, voller Geschichten, die die Zeitläufte spiegeln. Das macht diesen Friedhof zu einem einladenden und wertvollen Ort. Das Buch zu diesem Friedhof soll ein ebensolcher Garten sein, voller Geschichten und Bilder, Leben und Gedanken. Ein Buch zum Spazierengehen und Verweilen. Zum Kennenlernen. Und zum Erinnern. Tilmann Präckel und Hella Kemper Hamburg, im Oktober 2013

Vorwort

9

Bärwind • Barz • Bärz • Baschek • Basilius • Basini • von Bassewitz • Bassler • Bath • Bätjer • Bau Bauemeister • Bauer • Bauermeister • Baum • Baumann • Baumeister • Baumgarten • Baur • Baustian


Zahlen und Jahreszahlen zum Nienstedtener Friedhof 3 Särge haben in dem Nienstedtener Standardgrab Platz • Es gibt 3 Mausoleen • letzten 100 Jahren •

6 Verwalter leiteten den Friedhof in den

7 Museumsbereiche präsentieren historisch interessante

Grabsteine • Der Friedhof ist 10,5 Hektar groß •

10 -mal wurde

der Friedhof erweitert: 1836, 1875, 1896, 1906/07, 1918, 1935, 1937, 1948, 1952, 1969/70 •

25 Jahre dauert die Ruhefrist eines Grabes, sie

kann um 5, 10 oder 25 Jahre verlängert werden • Bestattungen sind Erdbestattungen •

55 % der Nienstedtener

60 Grabstellen haben die jeweiligen

Plätze der Familien Bartels und Parish; sie sind damit die größten des Friedhofs • Etwa 200 Bestattungen finden jährlich statt •

1814 wird

der Friedhof auf der ehemaligen Pastoratskoppel angelegt

1839 wird Caspar Voght bestattet: Es ist die erste prominente Beisetzung auf dem Friedhof • Der Haupteingang des Friedhofs wird 1929 von der Elbchaussee an die Rupertistraße verlegt, nachdem die Kapelle eingeweiht wurde •

1969 wird zum letzten Mal ein Stück

Land angekauft, um den Friedhof zu erweitern •

2014 feiert

die Kirchengemeinde den 200. Geburtstag ihres Friedhofs •

5200 1-stellige bis 60-stellige

Grabstätten gibt es • Etwa 20.000 Bestattungen gab es seit Bestehen des Friedhofs

10

Bech • Beck • Becker • Becker-Floris • Beckert • Beckmann • Beduhn • Beeck • Beedner • Beekmann Beer • Beermann • Beese • Beesten • Begeest • Begemann • Begier • Behm • Behn • Behncke • Behnke


Ahlgrimm • von Ahnen • Ahrenkiel • Ahrens • Ährens • Ahrons • Ahsbahs • Albers • Albers-Schönberg Alberts • Albrecht • Alexander • Algermissen • Alhlf • Allert • Allwörden • von Allwörden • Alpers


Der Friedhof wandelt sich im Lauf der Jahres- und auch der Tageszeiten. Nie ist er gleich.

32

Creutzburg • Crods • Crohn • Croonen • Cropp • Crote • Crüger • Cryns • Cub • Curel • Curth • Cutujian Czech • Czubek • Dabelsteen • Dabschmoser • Dahl • Dahlhaus • Dähling • Dahms • Dahms-Prahl


Neun Begegnungen

Von Hella Kemper

W

er einmal auf einem Friedhof gewesen ist und dort ein Gespräch gesucht hat, der weiß, dass das nicht leicht ist. Es gibt eine Scheu, jemanden anzusprechen, jemanden, den man nicht kennt, von dem man nichts weiß, noch nichts weiß. Vielleicht will er nicht gestört werden? Und empfindet es als aufdringlich, ausgefragt zu werden? Ich möchte Menschen auf dem Friedhof begegnen, aber die innere und äußere Ruhe respektieren. Ich habe meine Scheu und meine Bedenken überwunden und neun Menschen auf dem Nienstedtener Friedhof getroffen und mich mit ihnen unterhalten und mir aus ihrem Leben erzählen lassen. Mich haben diese neun Begegnungen reicher und ein wenig glücklicher gemacht. Jedes Zusammentreffen war anders und einzig. Keines möchte ich missen. Meine Absicht war es, die Grabgänger und damit auch den Friedhof besser kennenzulernen und zu verstehen. Und tatsächlich sah ich ihn nach jeder Begegnung anders. Fremde Erinnerungen hatten ihn lebendiger werden lassen. Beim Kennenlernen passierte viel: Die eine massierte mir die Füße, die andere lehrte mich deutsche Geschichte, eine dritte den Altruismus. Der eine ließ mich hoffen, der andere machte mich lachen. So ist das Leben, wenn man sich traut. Neun Menschen – neun Gespräche über das Leben, den Tod und die Toten: Die Gespräche waren voller Empathie, Witz und Wärme. Während dieser neun Begegnungen füllte sich der Ort der Toten mit Leben.

Neun Begegnungen

33

Damerow • Damman • Dammann • Dan • von Daniels • Dannehl • Dannenfelser • Dänner • Dannert Darboven • Darup • Dase • Daßler • Dau • Daube • Dauck • Daum • David • Davies • Dec • Decker

Hella Kemper, geb. 1966 in Warburg, ist Germanistin und Journalistin. Sie hat viele Jahre im Geschichtsmagazin der »ZEIT« gearbeitet, jetzt ist sie Redakteurin bei »ZEIT Wissen«. Sie hat mehrere Hamburg-Bücher veröffentlicht.


Herbert Cords mag eigentlich Friedhöfe gar nicht so gern, seitdem er als Kind mit seinen Eltern immerzu zum Grab eines Onkels gehen musste. Mitgehen musste! Und was sollte ein Kind schon auf dem Friedhof? Langweilig war das. Der pensionierte Baubeamte stammt aus einer alten Nienstedtener Familie, deren Urahn Anfang des 19. Jahrhunderts in das Kirchdorf kam und in eine Landstelle am Nienstedtener Marktplatz einheiratete. Herbert Cords wohnt heute am Rande des historischen Ortskerns, zwei Häuser neben dem Geburtshaus seines Vaters, der 1908 in die Mark Brandenburg zog. Dort kam Herbert Cords zur Welt und interessierte sich schon als Schulkind für Heimatkunde – seine Heimat, das wurde für ihn vor allem Nienstedten, wo er schon als Bub häufig zu Besuch bei den Verwandten war. Als der Zweite Weltkrieg endlich zu Ende war, da kehrte Herbert Cords nicht in die Mark Brandenburg zurück, sondern ging nach Hamburg. Seitdem beschäftigt er sich mit Hingabe mit der Geschichte des Dorfes und des Kirchspiels, war im Nienstedtener Bürger- und Heimatverein aktiv und hat jahrzehntelang den Heimatboten betreut. Heute trifft man Herbert Cords häufig auf seinen Gängen durchs Dorf, die ihn auch über den Friedhof führen, zum Grab seiner Frau, die bei ihren Eltern und Großeltern liegt. Im Februar 2013 starb Irma Cords und wurde im östlichen Teil des Friedhofs bestattet. Herbert Cords hat mit Friedhöfen seinen Frieden gemacht.

34

Hella Kemper

Dedekind • Degetau • Dehle • Dehmel • Deichert • Deimas • Deissmann • Del • Delattre • Delfs • Delius Demke • Demmler • Denker • Derda • Derlien • Desebrock • von Dessel • Detampel • Deter • Dethlefs


Hans-Jürgen Gäbler braucht nur durch ein paar Büsche zu gehen, um zum Grab seiner Frau zu gelangen. Der Garten seines Hauses grenzt an den Friedhof und damit an die Grabstelle, wo seine Frau bestattet wurde. Seine Frau litt lange an Parkinson, und Hans-Jürgen Gäbler hat sie 15 Jahre lang fast jeden Tag im Rollstuhl über den Friedhof geschoben. Sie nannte den Friedhof »unseren Privatpark«, immer wieder entdeckten sie neue schöne Plätze und Ecken. Bei einem der Spaziergänge fiel einem ihrer Enkel eine Grabstelle auf, von der aus er auf das Haus der Großeltern blicken konnte. Da war klar: Hier wollten Hans-Jürgen Gäbler und seine Frau später einmal »wohnen«. Jetzt geht Hans-Jürgen Gäbler allein spazieren und wählt dabei meistens die Route über den Friedhof anstatt durchs Dorf. Wenn er dann eine der Eingangspforten zur Elbchaussee erreicht, quietscht sie, und HansJürgen Gäbler freut sich darüber. Das Geräusch erinnert ihn an seine Frau, denn die Pforte hat schon gequietscht, als sie noch lebte. Damals wollte er sie immer mal ölen, hat es aber nie getan. Und darüber ist er jetzt froh.

Neun Begegnungen

35

Detjen • Detmers • Dickmann • Die • Dieck • Diederichsen • Diedrich • Diehl • Diehn • Diekmann Diener • Dienst • Dienstbach • Dierck • Diercks • Dierking • Dierks • Dierks-Naumann • Dierner • Diers


Karin Koch kommt seit über vierzig Jahren immer wieder auf den Friedhof. Damals starb ihr Schwiegervater. Anfänglich war es für sie schwierig, seine Grabstelle zu finden, doch dann lernte sie bald, sich im Wegelabyrinth zu orientieren. Karin Koch ist gern auf dem Friedhof. Sie genießt den Frühling, die singenden Vögel, den Flieder, wenn er blüht. Weil sie mit ihrem Mann 35 Jahre lang in der Rupertistraße gewohnt hat, wählte sich das Paar eine Grabstelle nahe der Straße. Nun ist ihr Mann seit zwei Jahren tot, und Karin Koch besucht regelmäßig sein Grab. Die Laternen der Rupertistraße geben so viel Licht, dass sie auch im Winter oder nach Einbruch der Dunkelheit auf den Friedhof gehen kann. Für sein Grab hat sie eine Tonfigur aus Bronze nachgießen lassen, die sie einst zusammen auf Sylt entdeckt hatten. Sie zeigt zwei Kinder, die gemeinsam ein Buch lesen.

36

Hella Kemper

Dierth • Dieske • Diesselhorst • Diestel • von Dietlein • Dietrich • Dietz • Diez • Dilger • Dill • Dingel Dinnau • Dirlam • Dirrks • Dita • Dittmer • Dittmeyer • Dittner • Dittrich • von Dittrich • Döbbelin


Hanna Bosse kann von ihrem Zimmer aus auf den Friedhof sehen. Sie lebt mit ihren Eltern ganz in der Nähe. Früher führte ihr Schulweg über den Friedhof. Das war kürzer, als durchs Dorf zu gehen. Im Sommer, wenn es sehr heiß war, kühlte sie sich dann die Hände am Fischbrunnen. Jetzt geht sie gern mit einer Freundin zum Kriegerehrenmal; dort stehen Bänke, auf denen sie sitzen und Eis essen und zählen, wie viele Ottos im Ersten Weltkrieg gestorben sind. Sie mag diesen Ort sehr, hohe Birken und Tannen geben Schatten, das Rasenstück macht den runden Platz zu einem Garten, die im Rondell gepflanzte Hecke umfasst den Bereich schützend. Für Hanna ist der Friedhof wie ein Park. Tote der eigenen Familie sind hier nicht bestattet, aber eine Freundin der Familie liegt hier begraben. Sie möchte später vielleicht, so wie ihr Großvater, verbrannt werden und in einem Friedwald zur Ruhe kommen.

Neun Begegnungen

37

Dobberphul • Dobern • Döbler • Dockenhuden • Döding • Doebbelin • Doeckel • Döhling • Dohm Dohndorf • Dohr • Döhren • von Döhren • Dohrens • Döhrens • Dohse • Dollert • Dolling • Dollmann






Ganz tief runter in die Erde Wer mit Kindern über den Nienstedtener Friedhof spaziert, stellt sich wichtige Fragen

Von Doralies Hüttner

Doralies Hüttner, geb. 1923 in Schlesien, ist Journalistin und Autorin. Sie war Redakteurin bei »HörZu« und beim »Stern«. Ihre Kinderbücher hat sie vor allem im Rowohlt Verlag veröffentlicht.

E

s ist noch sehr früh an diesem Morgen. Und es ist kalt. In den Spitzen der hohen Tannen des Friedhofs hängt Nebel. Ich stehe vor dem Eingang der Evangelischen Kindertagesstätte; sie grenzt unmittelbar an den Friedhof und gehört zur Kirchengemeinde Nienstedten. Weil es noch zu früh ist, um ins Haus zu gehen, laufe ich weiter, an Gräbern vorbei, die sich sichtbar nach der Frühlingsbepflanzung sehnen, vorbei an einer dicken, hohen Hecke, die schützend das Kinderreich verbirgt. Es ist still hinter dieser Hecke. Durch das dichte Blattwerk erspähe ich einen schlappen Lederfußball, der einsam auf seinen Einsatz wartet; eine Rutsche glänzt silbern im Frühlicht. Ein Kindergarten am Rande eines schönen Friedhofs – ob es wen stört, wenn’s mal lauter über die hohe Hecke schallt, überlege ich: das Lachen, Schreien, Singen, Streiten? Die Toten sicher nicht. Die Kinder? Wie leben sie Tag für Tag in der Nähe der Toten? Vielleicht erzählen die Kinder mir jetzt gleich, wie sie mit den Geheimnissen jenseits des realen Lebens umgehen. Denn ich bin mit einigen von ihnen verabredet. Im Haus herrscht große Wirbelei. Viele Türen stehen offen zu größeren und kleinen Räumen. Sie erwarten mich schon: Es sind Anne und Greta, Marla und Felix, Caspar und Onno. Später kommen noch Henri, Helene, Ruben, Carl und John dazu. Sie sind sechs, sieben, acht Jahre alt. Und sie sind neugierig und lustig, mit Zahnlücken und funkelnden Augen. Ich könnte ihre Oma sein oder sogar Uroma. Kaum habe ich an dem kleinen Tisch auf einem Kinderstuhl Platz genommen, will Anne erst einmal wissen, wie alt ich bin. Anne ist sechs. Ich bekenne zögernd mein Alter, ohne zu schummeln. Ich werde angestarrt. Beinahe hätte ich mich entschuldigt. Dann sagt Felix: »Oh. Dann bist du zehn Jahre älter als mein Opa. Und der ist schon tot.« Tot?

82

Doralies Hüttner

Gupovius • Gurgel • Gurlitt • Güssmann • Guth • Gutjahr • Gutmann • Gutsche • Guttenhöfer • Gutzeit Haack • Haalck • Haas • Haase • Haase Mucket • Habben • Haberland • Haberlandt • Habermann


»Na ja«, meint Anne, »da kommen Sie in einen Sarg ganz tief runter in die Erde.« Mir fällt unwillkürlich meine beste Freundin Ursel ein, deren Oma gerade gestorben war. Es war ein heißer Sommertag, wir hockten zusammen und versuchten, mit dem Ereignis fertig zu werden. Wir waren neun. Und wir kamen nicht zurecht mit der Tatsache, dass ein Mensch, den man lieb hat, plötzlich in einer Holzkiste liegt, ohne sich zu wehren. Ursel versuchte sich mit der Vorstellung zu trösten, dass ihre Oma in ihrem Sarg sicher was Schönes träume und dass es ihr deshalb gut gehe. »Hast du keine Angst vorm Totsein?«, fragte ich Ursel. Ursel war unsicher: »Wenn ich was Schönes träume …« »Und dann wirst du mit deinem schönen Traum in eine Holzkiste gesperrt?«, zweifelte ich. »Aber das merke ich doch nicht mehr.« »Wer nichts mehr merkt, kann nichts mehr träumen«, erwiderte ich heftig. Und wir spürten beide, dass wir nicht weiterwussten und uns im Kreise drehten.

»Manche kommen in den Himmel«, holt mich Marla aus meinen Gedanken zurück, »sie kommen in den Himmel und gucken von oben runter.« Die Kinder reden über den Tod mit allem Drum und Dran so unbefangen wie wir früher, sehr viel früher, über die Qualität von Glasmurmeln, die wir durch gezielte Stöße in selbst gegrabene Mulden senkten. »Manche werden Gespenster und ärgern einen«, befindet ein kleiner weizenblonder Kerl. Es ist Caspar. Und gegen diese Ärgerei hat er offenbar was. Ganz entschieden.

Ganz tief runter in die Erde

83

Habner • Hachmann • Hackbusch • Hacker • Hadenfeldt • Hader • Haeberlin • Haelbich • Haese Hafemann • Haferland • Haffke • Hafselmann • Hagemann • Hagen • von Hagen • Hagenau • Hagenbeck


Die zwei, drei Jahre älteren Kinder machen sich andere Gedanken. »Also, wenn einer tot ist, verrottet er im Grab.« »Manche glauben, dass die Seele in den Himmel steigt.« »Glaubst du das nicht?« »Ich weiß nicht so genau. Ich frage mich, wie die Seele aus dem Sarg kommt. Da müssten doch Löcher im Deckel sein, damit die Seele raus- und reinkann.« John, der bisher geschwiegen hat, sagt: »Manche Leute glauben, dass man, wenn man gestorben ist, als ein anderes Lebewesen auf der Erde weiterleben wird. Sagt meine Tante.« Und als was für ein Lebewesen wollt ihr wieder auf die Erde kommen? »Als Löwe!«, rufen gleich einige. »Bloß nicht als Mädchen«, sagt ein anderer und hat die schreiende Zustimmung aller anwesenden Jungen sicher. Henri würde sich gern als Skorpion nützlich machen in seinem zweiten Leben. Die Gefahr, dass er zertreten werden könnte, scheint er in Kauf zu nehmen. »Ich wäre lieber ein Elefant«, meint John versonnen. Die Frage, wie sich das Sein als anderes Lebewesen wohl anfühlen würde, beschäftigt die Jungen sehr. »Vielleicht schickt ja mal einer ’ne Postkarte von oben«, sagt Carl. Die Kinder biegen sich vor Lachen. »Hoffentlich gibt es da auch Toiletten«, sorgt sich Carl dann. Wir machen uns auf zu einem kleinen Spaziergang über den Friedhof, der ihnen ja so nah, so vertraut ist. Die Jungen würden viel lieber Fußball spielen. Ich erfahre, dass manchmal, im Eifer des Gefechtes, der Fußball über den Zaun und auf ein Grab fliegt oder gegen den Stamm einer Tanne prallt. Nach einer missglückten Flanke von Ruben vielleicht oder von Henri. Wenn das passiert, klettern sie behände über den Zaun, holen sich in Windeseile den Ball und keh-

84

Doralies Hüttner

Hagenmeyer • Hager • Haggenah • Hahn • Hahne • Hahn-Godeffroy • Haider • von Haken Halledt-Holzapfel • Hallegger • Halsauer • Haltermann • Hamann • Hamdorf • Hamel • Hamester


ren auf demselben Wege zurück in der Hoffnung, dass es keiner gesehen hat. Denn sonst gibt’s Ärger. Nicht wegen der Toten, sondern weil sie nicht über den Zaun klettern dürfen. Zu gefährlich. Die Kleinen, allen voran Anne, Greta, Marla, Felix, Caspar und Onno, haben ihre Lieblingsgräber, an denen sie stehen bleiben. Schmucklose, trostlos wirkende Stätten mögen sie gar nicht. Kritisch begutachten sie olle Wintergestecke, liegengebliebenen Weihnachtsschmuck, und nehmen ganz behutsam goldene Kugeln in die Hände und legen sie vorsichtig zurück ins verwelkte Laub. Es raschelt. Vor einem Grab, es scheint ein Kindergrab zu sein, verweilen die Kinder länger. Auf der grün bemoosten Grabplatte stehen Figürchen aus Gips, ein Engel mit hängenden Flügeln, ein winziger Löwe. Ein kleiner Engel ist so bemoost wie die Grabplatte. Er scheint die Kinder besonders zu faszinieren. Sie betrachten die Figur fast andächtig. Ruben sagt, in Gedanken versunken: »Als meine Oma gestorben ist, habe ich für sie ein Bild gemalt. Mit einem Engel und einem Kreuz darauf.« Henri: »Alte sterben, weil sie schwach sind. Meine Oma ist auch schon alt. Ich mag sie sehr. Wenn sie stirbt, bin ich sehr traurig. Dann hat mein Vater keine Mutter mehr. Aber weinen hilft gegen Trauer. Oder beten.« Inzwischen ist Greta allein weitergegangen. Die große Grabstelle der Familie Berodt scheint es ihr angetan zu haben, vor allem der Plattenweg, den sie entlanghüpft, wie beim Himmel-und-Hölle-Spiel. Indessen glaubt Henri, das Grab seines Uropas entdeckt zu haben. Aber dann wird er doch unsicher. Er findet den Namen nicht, seinen Namen, denn er trägt den seines Urgroßvaters. Es liegen hier so viele Grabplatten, eine neben der anderen. Eng beisammen, dazwischen kurz geschnittener Rasen, ab und zu ein Maulwurfshügel. Manche Inschriften sind kaum noch zu entziffern. Ein paar der Jungen gehen von einer Grabplatte zur nächsten – und rechnen, wie alt der Mensch wurde, der dort liegt.

Ganz tief runter in die Erde

85

Hammann • Hammer • Hammermann • Hampe • Handtmann • Hanebuth • von Hänisch • Hannak Hannemann • Hannk • Häns • Hansel • Hänsel • Hansen • Hans-Epries • Hanshermann • Hansmann


Sie rechnen erstaunlich schnell. »Guck mal, der hieß Dirk und ist nur 32 Jahre alt geworden!« – »Guck mal hier: 93!« – »Hier liegt Gertrud, sie wurde 99!« – »Guck mal, da ist eine Blume drauf!« – »Das ist eine Rose!« – »Das heißt, dass jemand sie gern mochte.« Dann hängen die Jungen über dem Rand des Brunnens mit den steinernen Fischen, und Henri würde am liebsten in den mit etwas Wasser gefüllten Brunnen steigen, weil er im vergammelten Herbstlaub ein Fünf-Cent-Stück entdeckt hat. Er sagt, dass sie hier am Fischbrunnen an Gott denken sollen, der auch die Fische erschaffen hat. Das Fünf-Cent-Stück lässt er derweil nicht aus den Augen. Auf dem Rückweg entdecken die Kinder das alte Grab der Familie Graf von Holck. Das Grabmal zeigt einen Ritter in Rüstung, mit gesenktem Kopf auf einem Pferd sitzend. »Der betet«, sagt einer der Jungen, »der ist traurig.« Ruben beugt sich über das Wappen am Grabmal. Das sei ein spanisches Wappen, sagt er kaum hörbar. Ich staune und frage ihn, ob er sicher sei. Ruben nickt. Er sei Fußballfan, und der FC Barcelona habe dieses Wappen auf allen Trikots. Und wenn er mal tot sei, möchte er auf seinem Grabstein einen Fußballspieler haben. Und in seinen Sarg müsse unbedingt ein Fußball mit hinein. Da mischt sich Heinrich ein: Er hätte gern alle seine Tiere mit im Sarg. »Tiere haben nicht so viele Lebensjahre. Wenn es keine Friedhöfe gäbe, müssten alle unterm Haus begraben werden.« Die kleineren Kinder sind derweil schon weitergezogen. Sie stapfen selbstbewusst über die matschigen Wege, lassen keine Pfütze aus, halten hier und da mal an, gucken, heben etwas auf und wandern weiter. Anne und Greta stimmen offenbar aus lauter Lust ein Halleluja an und lassen sich durch nichts beirren. »Halleluja«, klingt es hell über die Gräber hinweg, und erst als wir Schneeglöckchen entdecken, lassen Anne und Greta von ihrem Halleluja ab und beginnen

86

Doralies Hüttner

Hapke • Harder • Harders • Hardt • Hardy • Harina • Haring • Harke • Harm • Harms • Harmsen Harmssen • von Harnack • Harnisch • Harrendorf • Harry • Härtel • Harten • Hartlieb • Hartmann


ein Frühlingslied. Und dann, während wir langsam weitergehen, sagen sie, einfach so, das Vaterunser auf. Manchmal bleiben sie stecken, prusten vor Vergnügen, weil sie nicht weiterwissen. Aber schnell haben sie den Faden wiedergefunden und trotten, vergnügt betend, neben uns her. An einem Haus bleiben wir stehen. Ein Haus auf dem Friedhof? »Wer wohnt denn hier?«, fragt jemand. »Eine Hexe?« Es ist ein Mausoleum, also ein monumentales Grabmal in Gebäudeform. Dieses Mausoleum ist das der Familie Schröder. Da liegen viele Tote drin. Unter einer großen, beweglichen Grabplatte. Aber nicht nur Kinder, auch Erwachsene wissen das oftmals nicht, rätseln und trauen sich nicht zu fragen. Marla bleibt stehen, sie verbirgt etwas in ihren Händen, etwas Kleines. Alle wollen es sehen. Zögernd öffnet Marla ihre Hände. Eine verwelkte Rosenblüte. »Lieber wegschmeißen«, rät Anne, »sonst stinkt die ganze Bude, wenn du sie mit nach Hause nimmst.« Marla bleibt unschlüssig mit der Rose in ihren Händen stehen, während wir anderen langsam weitergehen. Wird sie sich von der Rose trennen? Als ich mich nach ihr umdrehe, sehe ich, wie sie sich bückt und mit ihrem kleinen Zeigefinger zart über ein Weidenkätzchen streicht. Wir kommen an einem frisch ausgehobenen Loch vorbei, einem kleinen Eckgrab. Angehörige stehen dort zusammen mit Herrn von Drathen, dem Friedhofsverwalter. Carl: »Ist da jemand drin in dem Loch?« Herr von Drathen lächelt: »Da kommt eine Urne rein.« John: »Warum?« Herr von Drathen: »Der Sarg wurde verbrannt.« Die Kinder verstummen. Helene: »Werden die Menschen in einem Ofen verbrannt? Und wie kommt dann die Asche in den Pott?«

Ganz tief runter in die Erde

87

Hartmann-Meyer • Hartung • Hartwich • Hartwig • Hartz • Harzeborg • Hasbach • Hasche • von Hase Haselbach • Haselböck • Hasemann • Hasenbeck • Hass • Hasse • Hassel • Hasselbach • Haßelbach


Ein anderer sagt leise: »Ich möchte nicht verbrannt werden. Dann kann ich ja nicht in den Himmel kommen und Leute treffen. Ich bin doch nicht mehr, wenn ich Asche bin.« »Die Schwester meiner Omi ist auch verbrannt worden«, höre ich jemanden sagen, »sie wurde ins Wasser gestreut.« Unser Spaziergang über den Friedhof geht zu Ende. Wir sind zurück am Kindergarten. Während die Kleinen in der warmen Geborgenheit des Hauses verschwinden, gucke ich noch eine kleine Weile den Jungen zu, die nun endlich wieder ihren ramponierten Fußball traktieren können. Insgeheim hoffe ich, dass der Ball über den Zaun saust. Doch das passiert leider nicht. Die Flanken von Ruben, Henri, John und Carl sind einwandfrei. Mein Blick geht hinüber zu den Tannen und den Gräbern. Hier zur letzten Ruhe zu kommen … Gar nicht so schlecht. Ich würde mich auch hin und wieder über trappelnde Schritte und fröhliche Hallelujas über mir freuen. Und der donnernde Aufschlag eines Fußballs würde mich in meiner ewigen Ruhe auch nicht stören.

88

Doralies Hüttner

Hasselhorst • Hasselmann • Hastedt • Hatje • Haubenreisser • Hauer • Haug • Hauk • Haul • Haupt Hauptvogel • Haurke • Hausfeld • Häusler • Hausmann • Hausschild • Hauswaldt • Havenstein











Ein Friedhof erzählt Geschichten von Menschen, die in Nienstedten ihre letzte Ruhe fanden

Von Emanuel Eckardt

Emanuel Eckardt, geb. 1942 in Hamburg, war Reporter beim »Stern«, Mitglied der Chefredaktion von »Geo« und »Merian« und lebt heute als freier Autor in Blankenese.

F

rankreich ist groß im Jahre 1814. Im Norden reicht es bis Hamburg, das nach Napoleons Siegeszug durch Mitteleuropa zur französischen Stadt ernannt wurde. Altona und das nördliche Ufer der Elbe werden vom dänischen König regiert, einem der letzten Verbündeten Napoleons. Der Kaiser ist unter Druck. Nach der verlorenen Völkerschlacht zu Leipzig flieht er mit seiner Garde und den Resten der Grande Armée nach Hause. Noch herrscht Krieg, aber ein Ende ist abzusehen. Acht Jahre lang hat die Freie und Hansestadt Hamburg unter der französischen Besatzung und unter der von Napoleon verfügten Kontinentalsperre gelitten; jeder Handel und Verkehr mit den Britischen Inseln war untersagt. Handelshäuser gingen bankrott, die Stadt fiel in Armut, musste aber eine Besatzungsarmee von 40.000 Mann ernähren. Unruhen unter den Hungernden wurden brutal niedergeschlagen. Wer nicht Essensvorräte für sechs Monate vorweisen konnte, wurde zu Weihnachten kurzerhand aus der Stadt getrieben. 30.000 Menschen mussten im Umland sehen, wie sie zurecht kamen. Viele erfroren, Kinder verhungerten, Familien gingen an Seuchen zugrunde. Über Hamburgs Hafen liegt tödliche Stille, die Elbe steht unter Aufsicht, das Schmuggeln ist gefährlicher denn je. Das Jahr 1814 beginnt an der Unterelbe, knapp 30 Meilen westlich von Hamburg, mit einer wüsten Kanonade. Die Befreiungsarmee setzt zum Sturm auf den Brückenkopf von Napoleons dänischen Verbündeten an. Am Neujahrsmorgen nehmen zehntausend Mann unter schwedischem Kommando und britische Kriegsschiffe die dänische Festung Glückstadt mit schwerem Geschütz unter Feuer. Nach fünf Tagen kapituliert die Stadt. Dänemark hat den aussichtslosen Kampf gegen die Übermacht verloren. In Hamburg geht endlich die Franzosenzeit zu Ende. Am 30. Mai 1814 ziehen die Besatzer endlich ab. Die Kriegsjahre, zugleich Hungerjahre, in denen der Tod reiche Ernte hielt, haben die Dörfer am hohen

136

Emanuel Eckardt

Kratzenstein • Kratzmann • Kraus • Krause • Krause-Brennecke • Krebs • Kreisch • Kreitz • Kremer Kremp • Krempel • Krernke • Kresin • Kreß • Kressin • Kretschmer • Kretzer • Kretzschmar • Kreutzig


Der Kirchturm von Nienstedten bildet auf vielen Blankeneser Elbufermotiven die östliche Begrenzung. Gut zu erkennen ist auch die schlossähnliche Burg der Godeffroys an der heutigen Straße Elbhöhe (Stich, um 1912).

Ufer der Elbe schwer mitgenommen. Auch das kleine Nienstedten war in den Strudel des großen europäischen Krieges geraten. Erst von dänischen Truppen besetzt (1801 und 1803), dann von Franzosen und Spaniern erobert (1808) und schließlich von Kosaken befreit (1813), kann es endlich aufatmen. Alles auf Anfang. Im fernen Wien erlebt Ludwig van Beethoven die Uraufführung seines Fidelio. »O welche Lust, in freier Luft den Atem leicht zu heben!« Der Gefangenenchor kann auf Freiheit hoffen. Wo viele Menschen sterben, entstehen Platzfragen. Im dänisch-holsteinischen Dorf Nienstedten an der Elbe wird 1814 nahe der Kirche ein neuer Friedhof angelegt. Nienstedten allein hätte den Platz vielleicht gar nicht gebraucht, aber das Kirchspiel reicht weit über den Ort hinaus, von Flottbek im Osten bis Wedel im Westen; im Norden bis Lurup und Schenefeld und im Süden bis zur Elbinsel Finkenwerder; Bauernland, in dem rund fünftausend Menschen leben, einschließlich des Fischerdorfs Blankenese, das im Jahr 1814 von einer Brandkatastrophe heimgesucht wird. Fünfzig Häuser gehen in Flammen auf. Reetdachhäuser brennen wie Zunder. Sonnenlicht spielt über den Gräbern. Im Süden begleitet das Grundrauschen der Elbchaussee das frühsommerliche Konzert der Vogelstimmen. In den schattigen Gassen des Friedhofs verkehren Wagen mit Paletten, aus denen Stiefmütterchen lugen. Ein Friedhofsgärtner schiebt einen Karren mit gefüllten Gießkannen zur Beregnung der Grabstätten. Ruhe liegt über der Parklandschaft mit den Gräbern, manch ein stolzer Besitz, der vom Reichtum kündet und von posthum verewigter Wichtigkeit. Doktoren- und Professorentitel werden aufgeführt. Aber – wir sind in Nienstedten an der Elbe – vergessen wird hier auch nicht die Ehre, ein Kapitän gewesen zu sein oder ein Kap Hornier, einer, der noch unter Segeln das Kap Hoorn umschiffte.

Ein Friedhof erzählt

137

Kreuzer • Krey • Krieg • Krieger • Kriegeris • Kriekhuhn • Kriese • Kriete • Kriuse • Kriweit • Krochmann Kröger • Krogmann • Krohn • Krol • Krome • Krone • Krooß • Kroosz • Kropf • Kröplien • Kröser


Breckwoldts und Booths findet man viele auf dem Nienstedtener Friedhof.

Es gibt schüchterne Gräber, die sich im Schatten zu verstecken scheinen, andere, die sich ins Grüne kuscheln wie ein schmales Waldgrundstück, Gräber mit klaren Grenzen zum Nachbarn und manchmal auch zum Weg, Gräber, die Distanz schaffen mit Ketten oder Eisengitter, bis hierhin und nicht weiter. Drei Mausoleen gibt es zu bewundern, Skulpturen, Engelein und Gartenkultur voll blühender Fantasie. Dieser Friedhof ist schön, vielleicht der schönste in Hamburg. Wer hier ruht, liegt in bester Lage. Gräber erzählen – die traurige Geschichte von Eltern, die ihre Kinder überleben, von unsterblicher Liebe oder vom Zusammenhalt großer Familien, wie den Breckwoldts aus Blankenese. Heute finden sich dort noch elf Breckwoldts im Telefonbuch. Als Blankenese noch ein Fischerdorf war, trug die Hälfte der Einwohner diesen Namen; es ging die Sage, dass sich der Stammbaum dieser Familie bis zu Adam und Eva zurückverfolgen lasse. Eva soll eine geborene Im Juni 1907 zieht der Trauerzug des Blankeneser Reeders Thies Breckwoldt vom Strandweg über den Blankeneser Kirchenweg zum Nienstedtener Friedhof.

138

Emanuel Eckardt

von Krosigk • von Kruedener • Krug • Krüger • Krugmann • Krull • Krumm • Krümmel • Krummtünger Kruse • Kruttke • Küas • Kuball • Kube • Kuchel • Kück • Kuder • von Kügelgen • Küger • Kuhl • Kühl


Der Grabstein von James Booth – eine klassizistische Sandsteinstele mit gekreuzten Palmenzweigen. Die Säule aus weißem Marmor gehört zum Grab seines Sohnes John Richmond Booth und dessen Frau Maria Elisabeth geb. de la Camp.

Breckwoldt gewesen sein. Wie auch immer. Es gibt heute mehr Breckwoldts auf dem Nienstedtener Friedhof als in Blankenese. Einer der Ersten, die auf dem neuen Friedhof bestattet werden, ist ein Schotte: James Booth (1772–1814), ein begnadeter Landschaftsgärtner, der mit seiner Familie hierher gezogen war. Und das kam so: Ende des 18. Jahrhunderts interessieren sich wohlhabende Asylsuchende für den billigen Grund und Boden, Familien aus Frankreich mit hugenottischen Wurzeln, verfolgte Mennoniten, Adlige auf der Flucht vor Revolution und napoleonischer Allmacht, jüdische Kaufleute, Engländer, die wegen ihrer Handelsbeziehungen an die Elbe ziehen, und schließlich auch Hamburger Merchantbanker und Reeder. Sie alle entdecken den landschaftlichen Reiz des hohen Elbufers, kaufen weite Flächen unbebauter Fluren, verwandeln Ackerland und Eichenwälder in französische Gärten und englische Parks. Zweihundert Jahre ist das her. Die Lithografie von Wilhelm Heuer zeigt einige der insgesamt 17 Gewächshäuser der Booth’schen Gärtnerei in Flottbek 1857. Das Gelände der Baumschule galt als große Attraktion.

Ein Friedhof erzählt

139

Kühler • Kuhlmann • Kuhlwein • Kühn • Kuhne • Kühne • Kuhnholz • Kühnke • Kühns • Kuhse • Küke Küker • Kukuck • Kulakiewicz • Külbel • Kulemann • Kulemkamp • Kulenkampff • Kullarp • Külper


Die massive Platte von Caspar Voghts Gruftgrab befindet sich nahe einem der ElbchausseeTore. Im Kopfteil ist das Wappen eingemeißelt, das Voght führte, nachdem Kaiser Franz II. ihn zum Reichsfreiherrn ernannt hatte. Das Voght-Porträt des Malers JeanLaurent Mosnier stammt aus dem Jahr 1819.

Zu den Pionieren des romantischen Elbufers zählen gebildete Schwarmgeister. In Altona scharen sie sich um den Dichter Friedrich Klopstock (1724–1803), empfindsame Poeten, die von einer Republik der Gelehrten und von der Liebe träumen und die es dennoch verstehen, ihren Reichtum an Gütern zu mehren. Eine herausragende Persönlichkeit dieses goldenen Zeitalters hat in Nienstedten ihre Ruhestätte gefunden, Caspar Voght (1752–1839). Der Weltbürger und »erste Gentleman Hamburgs« verkehrt am Hof von Louis XV. ebenso wie am spanischen Hof oder im Vatikan. Er ist bekannt mit Benjamin Franklin, Voltaire und Papst Pius VI. Die »Frauenwelt erschließt sich ihm im üppigen Flor«, bemerkt ein aufmerksamer Chronist. Der Landsitz des Barons von Voght bei Teufelsbrück hat etwa die Ausmaße des Fürstentums Monaco. 1794 lässt er sich von dem Hamburger Architekten Johann August Arens ein Landhaus bauen, das aussieht, als sei es aus den amerikanischen Südstaaten eingewandert. (Es ist heute noch erhalten und an der Baron-Voght-Straße 63 zu bewundern.) Hier verkehren Dichter wie Beaumarchais, Madame de Staël und Stendhal. Hier lebt Marschall Bernadotte, der später als Karl XIV. König von Schweden wird. Hier geht ein und aus, wer sich, ungeachtet seiner gesellschaftlichen Stellung, für Literatur interessiert, denn der Hausherr veranstaltet gern Leseabende.

140

Emanuel Eckardt

Külz • Kumpfert • Kuncke • Künker • Kunstmann • Küntze • Kunze • Künzel • Kupka • Kurfess • Kurrer Kürsch • Kurth • Kurtz • Kurtze • Kurz • Kuß • Kuße • Küssner • Küßner • Küster • Küstermann • Kuthe


Seinen Arbeitern und ihren Familien lässt er reetgedeckte Instenhäuser bauen (Baron-Voght-Straße 52–72). Der Literaturfreund gilt als einer der ersten Sozialreformer Europas, vor allem des Armen- und Gefängniswesens. In Hamburg sorgt er für eine Gliederung der Stadt in Pflegebezirke mit 200 ehrenamtlichen Armenpflegern und gründet Schulen für die Kinder der Armen. Weil er auch das Wohlfahrtswesen Österreichs organisiert, erhebt ihn Kaiser Franz II. als Reichsfreiherrn in den Adelsstand. Baron Voght hat eine glückliche Hand, als er Gärtner wie den Schotten James Booth überredet, mit seiner Familie an die Elbe zu kommen, ambitionierte Gartengestalter und Pflanzenzüchter, die zugleich Künstler und Philosophen sind. Sie entwerfen das Modell einer ornamented farm, inszenieren Lustgärten mit Seerosenteichen und schwingendem Wiesengrund, pflanzen indische Azaleen und Kamelienwälder, setzen modische Evergreens wie Juniperus, Tuya und Taxus, Ilex und Rhododendron ins Bild und dekorieren den Elbblick mit Trauerbuchen. Weinberge trotzen dem Schmuddelwetter, in Tropenhäusern grünen Ananas, Feige und Zitrone, aus dem Dunkel der Buchenhaine leuchten marmorne Wassernymphen, Venustempel und bald auch die klassizistischen Landhäuser des genialen dänischen Landbaumeisters Christian Frederik Hansen (1756–1845). Booth verwandelt Voghts Ländereien in ein Mustergut. Durch Drainagen, den Einsatz moderner englischer Drillmaschinen, intensive Düngung und planmäßigen Fruchtwechsel steigert er die Erträge der Landwirtschaft bis aufs Zehnfache. Sein Stilempfinden lässt sich heute noch bewundern in Baron Voghts parc du midi, einem Höhenzug mit fünfhundert Jahre alten Eichen, der sich in elegantem Schwung zum Tal der Flottbek senkt, dem Jenisch-Park, wie er später genannt werden sollte. Sein Sohn John Richmond Booth (1799–1847) baut die Pflanzenzucht zu einem Gartencenter mit europäischer Ausstrahlung aus. Im holsteinischen Halstenbek, in Pinneberg und in Uetersen gründet der schottische Clan ein einzigartiges System von Baumschulen. In seinen letzten Lebensjahren ist Baron Voght finanziell etwas klamm. Er verkauft sein schönes Landhaus und sein Gut in Klein Flottbek 1828 an den Präses der Hamburger Baudeputation. Senator Martin Johann Jenisch der Jüngere (1793–1857), Bankier und begeisterter Kunstsammler, gibt 1831 bei dem Architekten Franz Gustav Forsmann den Bau eines klassizistischen Palais in Auftrag. Der preußische Stararchitekt Karl Friedrich Schinkel steuert ein Gutachten bei, Forsmann nimmt ein paar Anregungen auf. Das Jenisch-Haus, heute eine Außenstelle des Altonaer Museums, ist ein großer Wurf und in seiner harmonischen Verbindung mit dem sanft zur Elbe hin geschwungenen Park ein Kleinod hanseatischer Baukultur.

Ein Friedhof erzählt

141

Kuzaj • Kwintniewski • Kwitschau • Kworth • Laage • Lackert • Ladiges • von Laffert • Lagemann Lagerfeld • Lahrmann • Lahrtz • Lakatsch • Lamaack • Lambrecht • Lampe • Lampert • Lamwers


Baron Voght stirbt im hohen Alter von 86 Jahren. Sein letzter Wille ist es, in der Mitte seiner Leute bestattet zu werden, zwischen den einfachen Gräbern auf dem Nienstedtener Friedhof, allerdings seinem Stande entsprechend in einer repräsentativen Gruft. Der Hamburger Architekt Alexis de Chateauneuf (1799– 1853) entwirft die Grabstätte. Drei Jahre später, nach dem großen Hamburger Brand, wird er mit den Alsterarkaden und der Neuen Post die Innenstadt Hamburgs neu erfinden. Die Schrift auf der Gruft von Caspar Voght ist heute stark verwittert. Die große, schräg liegende Platte zeigt Spuren von 175 Jahren Schietwetter. Und auch der hohe Ton der Grabinschrift, aus der Hand seines Weggefährten Karl Sieveking, atmet verblichenen Zeitgeist:

Siehe hierzu auch den Hinweis von Gert Kähler, S. 129/30 in diesem Buch

Statt Allmosenvergeudung die Kunst sinnigen Wohlthuns Lehrt er Hamburg zuerst, dann dem entfernteren Kreis. Weckt in Flotbecks Schatten des Nordlands träge Gewöhnung Dass zum Garten das Feld bilde der Saaten Gesetz. Wandernd, durch weises Gespräch Europens Besten verbunden, Blieb er der Heymath treu, Jugendgenossen ein Freund Freundes Enckel bekränzten des nimmer gealterten Greises Grab mit des Eichengzweigs Aehrendurchflochtenem Laub. Stets erneuerte Saat des vielfach ernstlichen Strebens Trägt nun, untergepflügt, hier der unsterbliche Keim. Diese getreuen Dichterworte lenken den Blick auf den Laudator Voghts, Senatssyndikus Karl Sieveking (1787–1847), Patenkind des Verstorbenen. Die Sievekings gehören zu den Spitzen der Gesellschaft und sind mit öffentlichen Ämtern vertraut. Sie stellen hohe Beamte, Gesandte, Exzellenzen, Oberlandesgerichtspräsidenten und Senatoren in den Dienst der Stadt. Die Sievekings hinterlassen ihre Spuren in Straßennamen wie Sievekingdamm, Sievekingallee und Sievekingplatz. Georg Heinrich Sieveking (1751–1799) ist Aufklärer, Literat und glühender Verehrer Klopstocks, zugleich ein tüchtiger Kaufmann und Geschäftspartner von Caspar Voght. Gemeinsam führen sie die Firma Caspar Voght & Co (seit 1788 Voght und Sieveking), eins der erfolgreichsten Handelshäuser der Stadt. Friedrich Sieveking (1798–1872) wird Erster Bürgermeister, Olga Sieveking (1881–1965) First Lady. Sie ist mit Rudolf Petersen verheiratet, dem Ersten Bürgermeister Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg. Karl Sieveking (1863– 1932), Gesandter Hamburgs am preußischen Hof, wohnt bis zu seinem Tod mit Ehefrau Luise, geb. Black, im Weißen Haus an der Elbchaussee 547, das er von dem Kaufmann Friedrich Kirsten (1842–1924) übernommen hatte. Das Ehepaar ist auf dem Nienstedtener Friedhof begraben. Und auch im 20. Jahrhundert wird

142

Emanuel Eckardt

Landgraf • Landmann • Landsberger • Landsmann • Lang • Langbehn • Lange • Lange-Brock • Langeheine Langeloh • Langenheim • Langer • Langerhannsz • Langerhans • Langermann • Langnese • Längrich


Der Stein von Karl Sieveking liegt im Schatten von Farnen bei den sogenannten Waldgräbern. Das Familiengrab Louis Jacob befindet sich ein paar Reihen entfernt vom Grab des Restaurantgründers Daniel Louis Jacob.

ein Sieveking Bürgermeister: Der Diplomat Kurt Sieveking (1897–1986), Spitzenkandidat für den Hamburg-Block, wird 1953 für vier Jahre gewählt. Dann muss er die Stadt wieder der SPD überlassen. Anders als viele seiner Ahnen, die auf dem Nienstedtener Friedhof zusammenbleiben wollten, wird er auf dem Ohlsdorfer Friedhof beerdigt. Nicht weit entfernt von der Voght-Grabplatte hat in diesem ältesten Teil des Friedhofs auch der französische Landschaftsgärtner Daniel Louis Jacob (1763– 1830) seine letzte Ruhe gefunden. Vor den Wirren der Französischen Revolution geflohen, verliebt er sich in die Witwe des Zuckerbäckers Nicolaus Paridom Burmester, als dessen Gärtner er zuvor gearbeitet hat. Der hatte die Angewohnheit, von seinem Haus auf dem Hochufer der Elbe einlaufende Schiffe mit drei Böllerschüssen aus einer eigens für diesen Zweck gebauten Kanone zu begrüßen. Als die wortwörtlich nach hinten losging, kam der Mann ums Leben. Monsieur Jacques, so sein eigentlicher Name, heiratet die Witwe, kauft Haus und Grund für 3000 Goldmark und nennt sich fortan Louis Jacob. Am 1. Juli 1791 eröffnet er ein Restaurant mit Hotel und Weinstube, wobei ihn seine Freundschaft zur Champagnerwitwe Barbe-Nicole Cliquot-Ponsardin bei der Anlage des Weinkellers inspiriert haben dürfte. Der Betrieb läuft fantastisch, und er findet noch Zeit genug, die gärtnerische Gestaltung des Hanggrundstücks zu vollenden. Am 26. Oktober 1830 stirbt er im Alter von 67 Jahren und wird wie viele seiner Nachfahren auf dem Nienstedtener Friedhof bestattet. Das Hotel Jacob geht durch mehrere Hände. Heute zählt das Fünf-Sterne-Hotel mit dem Restaurant Louis C. Jacob an der Elbchaussee 401–403 zu den schönsten aller bewohnbaren Hamburgensien. Es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis der Sandweg, der die Dörfer Ottensen, Flottbek und Nienstedten verbindet und von dort weiter nach Dockenhuden und Blankenese führt, zur Elbchaussee wird, einer der schönsten Straßen

Ein Friedhof erzählt

143

Lappenberg • Larass • Larsen • Lassen • Latuszek • Latze • Lau • Laub • Laube • Laudi • Laudi-Heise Laudon • Laue • von Laue • Lauritzen • Lausen • Lautenschläger • Lauwigi • Lavalette • Lawitschka


1855 ließ sich der Hamburger Senator Gustav Godeffroy, ein Bruder des »Südseekönigs« Johann Cesar VI, in unmittelbarer Nachbarschaft zu dessen Hirschpark nieder. (Gemälde von Wilhelm Heuer, 1865)

Europas, was ihren Anliegern durchaus bewusst ist. Doch nun, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, beginnen Jahre des Aufbruchs. Die Industrialisierung setzt das Wirtschaftsleben unter Dampf, das Bürgertum ergreift die Initiative. Hamburgs Kaufmannsreeder segeln unter Vollzeug über die Untiefen drohender Zahlungsunfähigkeit, Lebenskünstler mit Mut zum Risiko und klaren Zielen bringen auf ihren Teeclippern die weite Welt in die Stadt, machen Sansibar, Schanghai oder Santiago de Chile zu Stapelplätzen für Hamburgs Wohlergehen. Der Blick auf den wachsenden Mastenwald macht sie stolz, sie fühlen sich als Königsklasse in der Stadt, eine selbstbewusste Herrschaftskaste, die es an standesgemäßer Prachtentfaltung nicht fehlen lässt und sehr genau darauf achtet, wer dazugehört und wer nicht. Eine der schillerndsten Figuren dieser seetüchtigen Kaufleute ist Johann Cesar VI Godeffroy (1813–1885). Einen »Abenteurer in Frack und Zylinder« nennt ihn die Historikerin Gabriele Hoffmann in ihrer Familienchronik Das Haus an der Elbchaussee. Die Godeffroys kamen im 18. Jahrhundert als Asylanten aus La Rochelle in Frankreich über Berlin nach Hamburg, eine hugenottische Familie mit protestantischer Arbeitsmoral. Großvater Johan Cesar IV Godeffroy gründet 1766 das Handelshaus, das von 1806 an unter dem Namen Joh. Ces. Godeffroy & Sohn firmiert. Sein Enkel Johann Cesar VI blickt weit über den hanseatischen Tellerrand hinaus, unterhält im westlichen Pazifik rund fünfzig Niederlassungen, zeigt Präsenz auf den Karolinen-, Marschall-, Fidschi- und

144

Emanuel Eckardt

Lawrenz • Le Claire • Leander • Lebender • Lebrecht • Lebuhn • Ledien • von der Leeden • Legahn Lehmann • Lehmann-Matthias • Lehmitz • Lehnemann • Leibrandt • Leimich • Leip • Leisau • Leiste


Von Godeffroys Elbhang geht der Blick über Baurs Park hinweg nach Westen. Die aus Frankreich kommende Familie baute Mitte des 18. Jahrhunderts ein weitverzweigtes Firmenimperium in Hamburg auf. (Zeichnung von J. Glashoff, 1820)

Freundschaftsinseln. Der »König der Südsee« betreibt Überseehandel mit Kolonialwaren von eigenem Grund und Boden, und es rechnet sich offenbar, dass seine Leute ahnungslose Inselbewohner zusammentreiben und als Arbeitssklaven jahrelang auf seinen Plantagen schuften lassen. Die Godeffroys spinnen ihr Netz in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, sind über dynastisch eingefädelte Heiraten bald mit allen wichtigen Hamburger Familien verschwippt und verschwägert. Cesars recht kleiner Bruder Gustav (1817–1893) wird als Abgeordneter zur Nationalversammlung in die Frankfurter Paulskirche entsandt, und weil er überall herumschwirrt, wird er »Reichskolibri« genannt. Achtzehn Jahre lang sitzt er im Hamburger Senat; Bruder Adolph (1814–1893) nimmt Einfluss als Präses der Commerzdeputation und Mitglied der Bürgerschaft. Mitte des 19. Jahrhunderts ist Hamburg der größte Hafen auf dem Kontinent, die größte Handelsstadt in Deutschland und Johann Cesar VI Godeffroy ihr größter Reeder. Er baut sein Imperium aus, betreibt Hamburgs größte Schiffswerft, beteiligt sich an der Gründung des Elb-Kupferwerks, Keimzelle der Norddeutschen Affinerie (heute Aurubis), an Banken und Versicherungen. Er investiert Millionen in Kohlenzechen, Eisenhütten und Stahlwerke. Und viel auch in seinen Garten. Der Familie gehören 825 Hektar Grund und Boden. Großvater Cesar IV hatte sich von dem dänischen Architekten Christian F. Hansen einen klassizistischen Palast in den weitläufigen Park über der Elbe setzen lassen, nach-

Ein Friedhof erzählt

145

Leistner • Lemberg • Lemckau • Lemcke • Lemke • Lemmermann • Lempfert • Lenck • Lencov • Lender Lenius • Lensch • Lentzen • Lenz • Leonhardt • Lepke • Leptien • Leseberg • Leser • Leskow • Leube


Der neoklassizistische Grabstein der Familie J. C. Godeffroy wurde 1894 nach dem Tod von Emilie Godeffroy, geb. Hanbury und Ehefrau von Johann Cesar VI (Mitte), auf der Großgrabstätte aufgestellt. Das Familiengrab von Carl und seinem Sohn Wilhelm M. Godeffroy ist eins der »Historischen Gräber« des Friedhofs.

dem sich sein Bruder Pierre Godeffroy (1749–1822) von Hansen ein nicht minder prächtiges Palais in einen Privatpark bauen ließ, das Weiße Haus an der Elbchaussee 547, das viele Jahre später dann wiederum von der Sieveking-Familie bewohnt werden wird. Cesar VI lässt Rhododendronwälder pflanzen, prächtige Hirsche schreiten durch ein fürstliches Gehege. Godeffroys Hirschpark ist der größte Park an der Elbe, wer will, darf hinein und ihn bewundern und sieht vielleicht auch den König der Südsee in seiner weißen Kutsche mit vier Schimmeln zur Arbeit fahren. Doch am Ende scheitert Cesar VI an der Größe seines Imperiums. Der Kapitalbedarf übersteigt die Liquidität. Am 1. Dezember 1879 stellt das Haus Joh. Ces. Godeffroy & Sohn seine Zahlungen ein. Der Firmensitz wird mit dem Wandrahmviertel am Hafen abgeräumt, wo innerhalb von drei Jahren der größte Lagerkomplex der Welt entsteht, Hamburgs Speicherstadt. Cesar VI stirbt am 9. Februar 1885 in Dockenhuden und wird in der Godeffroy’schen Familiengruft auf dem Friedhof der Reformierten Gemeinde am Dammtor beigesetzt. Die Firma wird aus dem Handelsregister gelöscht. 1894 stirbt seine Frau Emilie, geb. Hanbury. Und so kommt es, dass Cesar VI noch einmal umzieht: Er erhält einen eher bescheidenen Ruheplatz auf der Familiengrabstätte in Nienstedten, die sein Bruder Adolph dort 1891 einrichten ließ. Bis zum heutigen Tag sind dort über dreißig Mitglieder der Familie beigesetzt worden. Der Familienzweig Pierre Godeffroys hat seit 1899 in Nienstedten eine eigene Ruhestätte. Erworben hat sie Wilhelm von Godeffroy (1834–1904), einer der reichsten Männer Deutschlands, scheu und überaus sparsam, aber im Stillen ein großzügiger Spender und Wohltäter. Er schenkt einen großen Teil seines Landsitzes Ole Hoop der Gemeinde Blankenese, damit die dort endlich eine eigene Kirche und zwei Pastorenhäuser bauen kann. Bis 1896 mussten die Blankeneser jeden Sonntag den weiten Fußweg zur Kirche nach Nienstedten auf sich neh-

146

Emanuel Eckardt

Leverenz • Leverkus • von Levern • Levernz • Lich • Lichtenfeld • Liebahl • Liebenschütz • Liebernickel Liebers • Lieberuth • Liebrecht • Liebsch • Lied • Liedtke • Liemen • Lienau • Liermann • Liesenfeld


Links: der bei Harburg geborene Bauernsohn und Gründer der Kaffee-Großrösterei Johann Joachim Darboven. Mitte: die lebensgroße Skulptur der Familiengrabstätte von Zirkusdirektor Wilhelm Hagenbeck (rechts).

men, wobei die Familie Godeffroy ihnen großzügig eine Abkürzung am südlichen Rande des Hirschparks einräumte und sogar einen Tunnel einrichtete, damit sich ihre Wege nicht unnötig kreuzten. Die Gründerjahre gehen zu Ende. Die Patriarchen treten ab. 1909 wird in Nienstedten Johann Joachim Darboven zu Grabe getragen, 1841 als Sohn eines Bauern und Milchhändlers in Lauenbruch an der Elbe geboren. Mit fünfundzwanzig hat er in Hamburg die Kaffeerösterei J. J. Darboven gegründet, die heute in dritter Generation geführt wird. Als besonders fortschrittlicher Gründer geht der Menageriebesitzer und Zirkusdirektor Wilhelm Hagenbeck (1850–1910) in die Geschichte ein. Der jüngere Bruder von Carl Hagenbeck (1844–1913), der 1907 in Stellingen Hagenbecks Tierpark eröffnet, spezialisiert sich auf die angstfreie Dressur großer Tiere ohne Peitschenhiebe und Stockschläge. Dabei gelingen ihm Glanznummern wie der Löwe zu Pferde und Rad fahrende Elefanten. Höhepunkt seiner Familienaufstellung ist eine Gruppe aus zwei Löwen, zwei Shetlandponys, zwei Tigerdoggen und einem Steinbock. Sein übermannshoher, bemooster Grabstein liegt im Schatten, von der lebensgroßen Skulptur einer grübelnden Schönen in nachgedunkeltem Stein bewacht. Sein Sohn Carl Hagenbeck (1880–1949) und dessen Frau Friederike Hagenbeck (1886–1962) liegen ihm zu Füßen, eine Anordnung, die häufiger in patriarchalisch organisierten Grabstellen zu beobachten ist. In den ersten hundert Jahren seiner Geschichte wird der Nienstedtener Friedhof mehrfach erweitert, um Platz zu schaffen für die Toten der Dörfer an der Elbe und der wachsenden Städte Altona und Hamburg. 1814 gegründet, am Ende eines großen europäischen Kriegs, rennen die Menschen nun mit vaterländischem Jubel in den Abgrund, der sich vor ihnen auftut. Die drohende Kriegsgefahr ruft bei Simon Stehr (1856–1932), Blankeneser Kapitän im Seebäderdienst, keine Begeisterung hervor, sondern praktisches Denken. Als In-

Ein Friedhof erzählt

147

Lilie • Lilienthal • Lill • van der Linde • von der Linde • Lindeiner-Wildau • Lindemann • Lindener Lindenhorst • Linder • Lindesay • Lindgens • Lindner • Linicke • Link • Lintzer • Lipinski • Lipp • Lippke


Grabstein des Blankeneser Kapitäns Simon Stehr. Mitte und rechts: Bernhard von Bülow seine Frau Marie.

spektor der Hapag evakuiert er die Bevölkerung Helgolands ins sichere Schleswig-Holstein. Gerade rechtzeitig. Am 28. August 1914 kommt es zum ersten Seegefecht zwischen englischen und deutschen Kriegsschiffen vor Helgoland. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf, der Erste Weltkrieg, die erste technisch-industriell durchgeführte Massenvernichtung von fast neun Millionen Soldaten, darunter über zwei Millionen aus Deutschland. Simon Stehr findet, wie viele seiner Kollegen, auf dem Nienstedtener Friedhof zur letzten Ruhe. Aber da ist der große Krieg schon lange vorbei. Es ist müßig zu fragen, ob der in Klein Flottbek geborene Staatsmann Bernhard von Bülow (1849–1929) auf die politischen Entwicklungen, die letztlich zum Ersten Weltkrieg führten, hätte Einfluss nehmen können. Er hat es getan. Der Diplomat, seit 1897 Staatssekretär des Äußeren, was im Kaiserreich dem Außenminister entspricht, waltet eines Amtes, das auch schon sein Vater Bernhard Ernst von Bülow (1815–1879) unter Bismarck ausgeübt hatte. Der Sohn studiert Jura, dient als Husar, wird Offizier und Diplomat in St. Petersburg, Wien, Rom, Athen und Paris. In Rom heiratet er 1886 die bildschöne Maria Beccadelli di Bologna, Principessa di Camporeale. Selbstbewusst vertritt der Staatssekretär deutsche Kolonialinteressen in China und anderswo. »Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.« Vor dem Parlament kündigt er an, »ohne unnötige Schärfe, aber auch ohne Schwäche unsere Rechte und unsere Interessen zu wahren«. Bismarcks Politik des Ausgleichs gehört der Vergangenheit an. »Er soll mein Bismarck werden«, verkündet Kaiser Wilhelm II., als er Bülow am 17. Oktober 1900 zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten ernennt. Der setzt auf eine »Außenpolitik der freien Hand«, unterstützt den forcierten Bau von Kriegsschiffen und lässt keine Gelegenheit aus, Großbritannien, das an Gesprächen über ein Bündnis interessiert ist, vor den Kopf zu stoßen. Durch seine vom Kaiser unterstützte Politik ist das Deutsche Reich bald zuneh-

148

Emanuel Eckardt

Lippold • Lisse • Lissey • List • Loch • Lodders • Löden • Lodewigs • Löding • Loeck • Loerzer • Loesener Loeser • von Loeßen • Loewen • Loewener • Löffelholz • Löffler • Logischen • Lohalm • Lohfe • Lohmann


Die Gruftplatte von Bernhard Fürst von Bülow, die seiner Frau liegt daneben. Rechts: Grabstätte der Familie Alfred Zeise.

mend isoliert. Bülow spricht von »Einkreisung«, bringt die »Nibelungentreue« zu Österreich-Ungarn ins Spiel. Der Gesellschaftslöwe, der fließend vier Sprachen spricht, nutzt seine rhetorischen Fähigkeiten als Waffe. Sein diplomatisches Credo gipfelt in dem Bonmot: »Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.« Als ein provozierend überhebliches Interview, das der Kaiser in England gegeben hatte, im Deutschen Reich zur Staatskrise führt, lässt Bülow den Kaiser im Regen stehen; dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, den Text vorher gegenlesen zu lassen. Er fällt in Ungnade. 1909 reicht er seinen Rücktritt ein. Nach einigen missglückten diplomatischen Einsätzen beschließt der Fürst seine Tage in der Villa Malta in Rom mit einer Rente, die ihm der Ullstein-Verlag bezahlt, als Vorschuss für seine Erinnerungen, die Denkwürdigkeiten, die aber erst nach seinem Ableben erscheinen dürfen. Am 28. Oktober 1929 stirbt er in Rom. Er hat seine Frau nur um neun Monate überlebt. Gemeinsam mit Fürstin Maria wird er auf dem Friedhof Nienstedten, gleich neben den Sievekings, fürstlich begraben. Die Trauergäste tragen Pickelhauben, Helmbusch und Zylinder. Es regnet. Die Zeit zwischen den Kriegen bringt den Abschied von Männern, die Großes bewegten. 1922 wird ein bedeutender Konstrukteur und Unternehmer in Nienstedten zu Grabe getragen: Alfred Zeise (1861–1922), Spross einer weitverzweigten Dynastie. Die Geschichte der Buddenbrooks von Altona liest sich wie ein Familienroman, der zwei Jahrhunderte umspannt. Pastor Heinrich Zeise

Ein Friedhof erzählt

149

Lohse • van Loon • Lopez • Lorenscheidt • Lorenscheit • Lorentzen • Lorenz • Lorenzen • Lorenz-Meyer Lorger • Lösch • Loschj • Lose • von Lösecke • Loseries • Lothar-Arno • Lottchen • Lotz • Louis • Loursen


(1718–1794), Ahnvater der aus Nordschleswig eingewanderten Familie, macht sich einen Namen als wortgewaltiger Prediger in Platt. Sein Enkel Heinrich II Zeise (1793–1863), Apotheker, Gründer einer Chemiefabrik und Konstrukteur der ersten medizinischen Badeanstalt in Altona, gilt als Erfinder eines mobilen Kochherdes für die Armenspeisung, der alsbald unter dem Namen Gulaschkanone in Krieg und Frieden unentbehrlich werden sollte. Sein Sohn, Heinrich III Zeise (1822–1914), übernimmt die chemische Fabrik des Vaters, widmet sich aber vor allem der Dichtkunst und schmiedet eine Fülle gut gemeinter Verse. Bruder Theodor Zeise (1826–1890) gründet 1868 in der 2. Bornestraße (heute Bergiusstraße) in Ottensen eine Maschinenfabrik und Eisengießerei, die sein Sohn Alfred Zeise übernimmt. Er spezialisiert sich auf die Herstellung mächtiger Schrauben für große Schiffe, die weltweit zum Verkaufsschlager werden. Später entwirft er Luftpropeller, konstruiert Gleitflugzeuge. 1979 geht die Firma in Konkurs. Doch die Fabrikhallen stehen unter Denkmalschutz und sind heute als Medienfabrik ein lebendiges Zentrum der Altonaer Kulturszene. Auch nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg fiebert unheilvoller Patriotismus als Grunderkrankung der Gesellschaft, macht sie anfällig für die Massenepidemie, die bald das deutsche Volk infizieren sollte. Handwerker und Arbeiter, Gelehrte, Künstler und Pastoren, Juristen und Wirtschaftsführer werden vom Virus des Nationalsozialismus erfasst. Zu ihnen zählen auch die Häupter der Familie Reemtsma. Die Familie stammt aus Ostfriesland. Johann Bernhard Grabmal der Familie Hermann Fürchtegott Reemtsma mit in Bronze gegossenem Engelskopf.

150

Emanuel Eckardt

Louwien • Lovernz • Loyal • Lübbe • Lübcke • Lubich von einem Wohlenberg • Lubiens • Lubitz Lübkert • Lubrich • Luchterhand • Lucius • Lück • Lücking • Lüdecke • Lüdemann • Lüder • Lüders


Die Brüder Hermann Fürchtegott (links) und Philipp Fürchtegott Reemtsma; die hinter Hecken versteckt liegende und durch eine schmiedeeiserne Pforte zugängliche Grabanlage der Familie des ein Jahr jüngeren Philipp F. Reemtsma.

Reemtsma (1857–1925) hat zwei Jahre vor seinem Tod den Sitz der Reemtsma Cigarettenfabriken von Erfurt nach Hamburg verlegt. Seine Söhne Hermann Fürchtegott Reemtsma (1892–1961), Philipp Fürchtegott Reemtsma (1893–1959) und Alwin Fürchtegott Reemtsma (1895–1970) übernehmen die Führung des Unternehmens. Die Aktiengesellschaft wird der bedeutendste Zigarettenhersteller Deutschlands und produziert drei Viertel der mehr als 40 Milliarden Zigaretten, die in der Vorkriegszeit verkauft werden. Philipp F. Reemtsma, in der Firmenleitung zuständig für Marketing und Verkauf, sucht früh die Nähe zu den Nazis. Er sagt Hitler schon vor der Machtergreifung seine Unterstützung durch Anzeigen in Parteiorganen und Serien von Millionen Sammelbildern zu. Alwin F. Reemtsma bringt es zum Standartenführer der Waffen-SS. Die NSDAP kann sich auf einen steten Spendenfluss aus dem Hause Reemtsma verlassen. Im Krieg steigt der Absatz von Zigaretten, weil jeder Soldat Sonderrationen erhält. Nach Kriegsende werden Philipp und Alwin Reemtsma angeklagt und zu hohen Geldstrafen verurteilt, Philipp zu zehn Millionen Mark. Hermann F. Reemtsma, im Unternehmen mehr fürs Technische zuständig, hatte sich im Hintergrund gehalten und früh den von den Nazis verfemten Künstler Ernst Barlach (1870–1938) unterstützt. Nach dem Krieg vermacht er seine beachtliche Sammlung mit Werken des Künstlers der Öffentlichkeit und verschafft ihr mit dem Bau des Barlach-Hauses im Jenisch-Park ein würdiges Domizil. Heute ist keines der Familienmitglieder mehr an dem Unternehmen beteiligt. Auf dem Nienstedtener Friedhof liegen die Reemtsmas etwas versteckt, aber in zwei aufwändig gestalteten Familiengrabstätten unweit voneinander entfernt. Die eine Anlage ist durch ein Heckenhalbrund gefasst, die man durch eine kunstvoll geschmiedete Pforte betritt; das Relief im Mittelteil der Grabwand zeigt einen Pilger. Das andere Grabmal wird von einem in Bronze gegossenen Engelskopf geschmückt.

Ein Friedhof erzählt

151

Ludwig • Lueder • Luerssen • Luhr • Lühr • Lührs • Lukas • Lüke • Lundt • Lungwitz • Lunkenheimer Lürh • Lürig • Lust • Lütgen • Lütgens • Luth • Luther • Lüthje • Lüthke • Lütjen • Lütjens • Lüttge


Gedenktafel und Bild des Nienstedtener Dorfarztes Georg Bonne. Rechts: Familiengrabstätte des Blankeneser Kapitäns Dittmer Behrmann.

Dass auch der Nienstedtener Dorfarzt Georg Bonne (1859–1945) im hohen Alter von der »welterlösenden Idee des Nationalsozialismus« überzeugt ist, wirft einen tiefdunklen Schatten auf sein Leben und sein beachtliches Lebenswerk. Sein großes Thema: Alkohol als soziales Gift. Er tritt den Guttemplern bei, kämpft in Schriften und Vorträgen gegen Alkoholismus und seine Folgen. Der streitbare Sozialreformer gründet in Nienstedten den Bauverein der Elbgemeinden (heute mit 13.450 Wohnungen eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften der Stadt), engagiert sich für Wohnraum mit Gärten für Arbeiterfamilien und kämpft als Pionier einer noch nicht existierenden Umweltbewegung für die Reinhaltung der Flüsse. Bonne behandelt viele Patienten ohne Bezahlung und stirbt schließlich überschuldet und verarmt. Er wird in allen Ehren auf seinem Heimatfriedhof begraben. Eine Straße in Nienstedten trägt seinen Namen. Ein Friedhof, der so nah am Wasser gebaut ist, wird naturgemäß zum letzten Hafen für Seeleute, Kapitäne und Lotsen. Unter den Fahrensleuten, die nur ein Schiff besitzen, Kapitän und Reeder zugleich sind, kommt der Blankeneser Dittmer Behrmann (1830–1906) mit einer schönen Geschichte nach Hause. Als seine Brigg Elite vor Port Alfred (Südafrika) in schwerem Sturm auf Grund läuft, gehen Kapitän und Mannschaft von Bord und machen sich auf den Weg ins rund 700 Kilometer entfernte Kimberley, weil es dort Diamanten geben soll. Der Landgang lohnt sich. Jeder von ihnen, allen voran Käpt’n Behrmann, kommt mit einem Beutel Diamanten nach Hause. Reich wird er damit nicht, aber die Rohdiamanten haben ihn lange über Wasser gehalten. Ein Abenteurer und Geschichtenerzähler ist auch Carl Kircheiss (1887–1953), wohnhaft Elbchaussee 291. Gern und oft berichtet er davon, wie er auf dem Hilfskreuzer SMS Seeadler unter dem Kommando von Felix Graf Luckner Schiffbruch erlitt; wie sie mit sechs Mann im offenen Boot von sechs Meter Länge 2300 Seemeilen über den Pazifik segelten; wie sie interniert wurden, fliehen und

152

Emanuel Eckardt

Lüttke • Luttropp • Lutz • Luwe • Lyss • Maack • Maas • Maasen • Maass • Maaß • Maaßen • Mächtig Mack • Macke • Mackeprang • Mackert • Mackprang • Madauss • Mader • Madian • Madzeit • Maetschke


Kapitän Carl Kircheiss (links) segelte um die Welt, Kapitän Gustav Schröder rettete 1939 Hunderten von Menschen das Leben.

einen Schoner entern konnten, wie sie wieder gefangen wurden. Der Krieg als Abenteuer. Kircheiss, einer von drei Ghostwritern von Graf Luckners Bestseller Seeteufel, reist als Vortragsredner durch Deutschland. Er kauft einen Spitzgattfischkutter, den er Hamburg tauft, segelt damit um die Welt. Tausende stehen an der Elbe, als er nach Hause kommt. Der Mann, der allen Stürmen und Gefahren der Weltmeere getrotzt hatte, findet seinen Tod im Verkehrsstrom hinter seinem Haus. Auf der Elbchaussee wird er von einem Auto überfahren. Das »Dritte Reich« wirft seinen Schatten über Europa. Die Weltmeere sind frei. Aber wie lange noch? 1939 bringt Gustav Schröder (1885–1959) als Kapitän der St. Louis, einem Hapag-Vergnügungsdampfer, 906 deutsche Juden auf der Flucht vor dem Naziterror von Hamburg nach Havanna. 20 gehen von Bord, den anderen wird die Einreise verweigert. Das Schiff nimmt Kurs auf Florida, doch auch in den USA dürfen die Passagiere nicht an Land. Schröder erhält den Befehl, die Rückfahrt anzutreten. Die Passagiere geraten in Panik, drohen, sich ins Meer zu werfen. Schröder erreicht nach unendlich vielen Funksprüchen und der Drohung, das Schiff vor England auf Grund zu setzen, dass die Flüchtlingsfamilien endlich, am 17. Juni 1939, in Antwerpen von Bord gehen dürfen. Etwa ein Viertel reist weiter nach England, die anderen werden in Belgien, Frankreich und den Niederlanden aufgenommen. Dass diese Länder bald unter deutscher Besatzung stehen werden, ahnen sie nicht. Sie werden gefangen, deportiert und ermordet. Kapitän Schröder erhält 1957 das Bundesverdienstkreuz am Bande, zwei Jahre später stirbt er im Alter von 73 Jahren. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Friedhof Nienstedten. Der Staat Israel nimmt ihn posthum in den Kreis der »Gerechten unter den Völkern« auf. In dem von Stuart Rosenberg 1976 gedrehten Film Die Reise der Verdammten spielt Max von Sydow die Rolle des Kapitäns. An den Arzt und Psychoanalytiker John Karl Friedrich Rittmeister (1898– 1943) erinnert ein schlichtes Kreuz im ältesten Teil des Nienstedtener Friedhofs.

Ein Friedhof erzählt

153

Maetzig • Mæyer • Mager • Mähl • Mahler • Mahlmann • Mählmann • Mahlo • Mahn • Mahnke Mahnke • Mährlein • Maier • Maier-Witt • Maike • Mailänder • Maillandt-Jürgensen • Maisel • Malbrang


Ein bescheidenes Holzkreuz erinnert an den Arzt, Psychotherapeuten und NS-Widerstandskämpfer John F. Rittmeister. Rechts: John T. Essberger.

Wohlbehütet wächst Rittmeister in einer Hamburger Kaufmannsfamilie heran. Als Assistenzarzt in der Psychiatrischen Klinik Burghölzli in Zürich begegnet er C.G. Jung. Er engagiert sich in marxistischen Zirkeln und hilft politischen Emigranten aus Deutschland. Wegen »kommunistischer Umtriebe« wird seine Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz nicht verlängert. Er kehrt nach Deutschland zurück, arbeitet als Oberarzt in der Nervenklinik Waldhaus in Berlin und in der Poliklinik des Göring-Instituts von Matthias Heinrich Göring, einem Vetter des Reichsmarschalls Hermann Göring. Unauffällig setzt er sich für verfolgte Juden und ausländische Arbeiter ein und gründet einen Kreis junger Oppositioneller. Gemeinsam mit Harro Schulze-Boysen, Offizier im Reichsluftfahrtministerium, verfasst er kritische Schriften zur militärischen und politischen Lage im Nazireich. Er wird von der Gestapo verhaftet und als Mitglied der Widerstandsgruppe Rote Kapelle wegen »Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung« zum Tode verurteilt. Er stirbt in Plötzensee durch das Fallbeil. Das schlichte Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkriegs auf dem Nienstedtener Friedhof zitiert Paulus’ zweiten Brief an die Korinther: »Lasset Euch versöhnen mit Gott« und zeigt die Jahreszahlen 1939 und 1945. Dazwischen liegt, unausgesprochen, unvergessen, der Schrecken tausendjähriger Finsternis. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist Hamburg zur Hälfte zerstört, der Hafen funktionsunfähig, 2900 Wracks liegen in den Hafenbecken und in der Elbe. Auch John Theodor Leonard Essberger, kurz John T. Essberger (1886–1959), hat seine Flotte verloren. Der gebürtige Brite ist ein begeisterter Deutscher. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte er sich einbürgern lassen und Torpedoboote der kaiserlichen Marine kommandiert. Anfang der 1920er Jahre gründet er in Hamburg eine Reederei unter seinem Namen, wird Vorsitzender des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) und im »Dritten Reich« Führer der deutschen Seeschiffahrt. Der braucht ein standesgemäßes Domizil. Er kauft den Landsitz Thierrys Park und

154

Emanuel Eckardt

Malchow • von Maltzahn • Malzer • Mandischer • Manitius • Mann • Mannhardt • Manthey • Mantke Mantzel • Manzke • Marano • von Marchtaler • Marcus • Margull • Märkert • Markowits • Marnitz


Hans Harder Biermann-Ratjen machte sich für die Kultur in Hamburg stark und dafür, dass nach 1945 gegen NS-Richter vorgegangen wurde. Der Osdorfer Gastronom Otto F. Behnke gründete die Schiffsbegrüßungsanlage am Schulauer Fährhaus.

das Weiße Haus an der Elbchaussee, das Pierre Godeffroy dort einst erbauen ließ. Nach dem Krieg gelingt dem Tankfahrtpionier trotz seiner Verstrickungen mit dem NS-System der Aufstieg zum größten deutschen Privatreeder. Seine Tochter Liselotte von Rantzau-Essberger (1918–1993) führt die Geschäfte nach seinem Tod weiter, heute leiten ihre Söhne Heinrich und Eberhart von Rantzau die Tankschiff- und Linienreederei. Auf der Familiengrabstelle steht eine große neoklassizistische Wand mit dem Relief eines Segelschiffs: Es ist das vereinfachte Abbild der Bark Seute Deern, die John T. Essberger kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Dienst genommen hatte. Das Wirtschaftswunder treibt kuriose Blüten. Dem Osdorfer Gastronomen Otto Friedrich Behnke (1899–1964) verdankt das Elbufer eine weltberühmte Attraktion: die Schiffsbegrüßungsanlage am Schulauer Fährhaus, wo jedes vorbeifahrende Schiff ab 1000 Tonnen mit Richard Wagners »Steuermann, lass die Wacht!« aus dem Fliegenden Holländer, kurzem Willkommens- oder Abschiedsgruß in Landessprache und passender Nationalhymne beschallt wird, dazu gibt es noch Informationen über das Schiff und seinen Kurs, vorgetragen von leibhaftigen Kapitänen im Schichtdienst. Die Hamburger Politik der Nachkriegsjahre ist auf dem Nienstedtener Friedhof durch mehrere Persönlichkeiten vertreten. Der Notar und Schriftsteller Hans Harder Biermann-Ratjen (1901–1969), als Vorsitzender des Hamburger Kunstvereins 1936 von den Nazis abgesetzt, tritt 1947 in die FDP ein und bleibt als Bürgerschaftsabgeordneter und Kultursenator von 1953 bis 1966 in Erinnerung. Zu seinem Aufgabengebiet zählt auch die Justiz. Gegen den Widerstand der

Ein Friedhof erzählt

155

Marquardt • Martens • Märtens • Martensen • Marterer • Martin • Martinka • Martinsen • Marx Marxen • Marxsen • Masch • Maschke • Mascow • Massmann • Masuch • Masuhr • Mathies • Mattern


Im nordöstlichen Teil des Friedhofs liegt das Grab des Ersten Bürgermeisters Paul Nevermann. Die Grabstätte von Claere und Ernst Jung befindet sich zwischen hohen Rhododendren im westlichen Bereich.

Staatsanwaltschaft leitet er disziplinarische Untersuchungen gegen NS-Richter ein und lässt alle Todesurteile von Sondergerichten in Altona und Hamburg überprüfen. Als engagierter Kulturpolitiker holt er Persönlichkeiten wie Gustaf Gründgens, Josef Keilberth, Rolf Liebermann oder Günther Rennert nach Hamburg. Unter ihm wird die Landeskunstschule am Lerchenfeld zur Hochschule Bildender Künste; er sichert die Grundversorgung der Stadt mit öffentlichen Bücherhallen. Unter den Liberalen der Hansestadt bleibt er eine einsame Größe. Seit 1978 werden Personen, die sich um die Kultur der Stadt verdient gemacht haben, mit der Biermann-Ratjen-Medaille geehrt. Auch Paul Nevermann (1902–1979), Arbeitersohn aus Klein Flottbek, gelernter Schlosser und Maschinenbauer, steht als aktiver Sozialdemokrat in der Weimarer Republik dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber. Als Anwalt für politisch Verfolgte gerät er bald selbst unter Druck, wird mit Berufsverbot belegt und nach dem missglückten Attentat auf Hitler verdachtsweise für zwei Wochen in ein Konzentrationslager gesperrt. Nach dem Krieg dient Nevermann Hamburg als Sozialsenator unter Rudolf Petersen (CDU) und als Bausenator unter Max Brauer (SPD), in der Zeit des Wiederaufbaus eine Herkulesaufgabe. Von 1961 bis 1965 ist er Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg. In seine Amtszeit fallen die Flutkatastrophe 1962, die Spiegel-Affäre und die Staatsbesuche von Charles de Gaulle und Queen Elizabeth II., wobei letzterer Besuch in Hamburg eine »Staatskrise« (FAZ) auslöst. Die Gründe dafür sind

156

Emanuel Eckardt

Matthae • Matthaei • Matthies • Matthiesen • Mau • Maus • Mausolt • Mäver • Max • Mayer Mayer-Krehl • Mayr • Mechelke • Meckelburg • Meerz • Meffert • Mehlberg • Mehr • Mehrens


Die Schriftsteller Hans Henny Jahnn und Hubert Fichte (rechts). Der Grabstein von Fichte ist klein und unauffällig, Jahnns monströse Gruftplatte groß und massig.

heute schwer nachzuvollziehen. Die Ehe des Bürgermeisters kriselt. Seine Frau Grete weigert sich, an seiner Seite die Queen zu empfangen, wie es das Protokoll vorschreibt. Nevermann sieht sich heftigen Angriffen der Springer-Presse gegenüber, gerät auch in der eigenen Partei unter Druck und tritt am 9. Juni 1965 zurück. Er wird, in einer Kampfabstimmung gegen Helmut Schmidt, Landesvorsitzender der SPD. Von 1967 bis zu seinem Tod 1979 ist er Präsident des Deutschen Mieterbundes. Der Friedhof erzählt viele Geschichten. Von Wohltätern wie dem Reeder und Unternehmer Ernst Jung (1896–1976), Gründer einer Stiftung, die Altenheime unterhält, und der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung, die jährlich den Ernst-Jung-Preis als höchstdotierten deutschen Medizinpreis vergibt. Von Künstlern, die das kulturelle Leben über die Grenzen Hamburgs hinaus geprägt haben, wie Hans Henny Jahnn (1894–1959), Sohn eines Schiffbauers, bisexuell, radikaler Pazifist, Orgelsachverständiger, Komponist, Dramatiker, Romancier, von den Nazis schikaniert, Landwirt auf Bornholm, Mitbegründer und erster Präsident der Freien Akademie der Künste. Einem, der Tabus zum Einsturz brachte, der den Menschen als einzigen Teil der Natur beschreibt, der seinesgleichen und anderen Geschöpfen planvoll Schmerz zufügt und Leben vernichtet. Hubert Fichte (1935– 1986) und er kennen sich gut. Fichte,

Ein Friedhof erzählt

157

Mehrkens • Mehsner-Sabow • Meier • Meier-Cillien • Meierdierks • Meine • Meinecke • Meinhold Meinhold-Haßelbach • Meins • Meis • Meiselbach • Meiss • Meissler • Meißler • Meissler du Vinage


Von der Bank, die Dorothee Sölles Grab gegenüber steht, kann man beobachten, wie die kleine Steinsammlung sich auf ihrem Stein immer wieder verändert. Das Grab der Theologin bekommt viel Besuch.

Kinderschauspieler, Schafhirte, Landwirt und Schriftsteller, ewig Suchender in Bahia, Chile und Haiti, Tansania, Äthiopien und St. Pauli. Sein letztes großes Werk, Die Geschichte der Empfindlichkeit in 19 Bänden, bleibt unvollendet. Und dann ist da Dorothee Sölle (1929–2003), Theologin, Mystikerin, Pazifistin, Feministin, Schriftstellerin und Rednerin, zeitlebens streitbar und respektiert. Mutig kämpft sie für die Friedensbewegung, für die Frauenbewegung, für die Umweltbewegung, widerspricht als Theologin der Lehre von der Allmacht Gottes. Nein, sagt sie, Gottes Wirken ist von unserem Handeln bestimmt, »Gott hat keine anderen Hände als unsere«. Damit steht sie quer im Raum, wird vom Establishment aus dem Universitätsbetrieb ferngehalten. Sie erhält eine Professur für Systematische Theologie am Union Theological Seminar in New York. Sie reist nach Nordvietnam und als Wahlbeobachterin nach Nicaragua, spricht in Vancouver zum Thema »Nach Auschwitz leben« und beschreibt sich als »eine Frau, die aus einem der reichsten Länder der Welt kommt; einem Land mit einer blutigen, nach Gas stinkenden Geschichte. Reich ist die Welt, in der ich lebe, vor allem an Tod und besseren Möglichkeiten zu töten.« 1994 verleiht ihr die Universität Hamburg die Ehrenprofessur. Zu ihrem Abschiedsgottesdienst in St. Katharinen kommen nicht nur viele Theologen; ihre Beerdigung auf dem Nienstedtener Friedhof findet in kleinem Kreis statt. Seit 2011 vergibt das ökumenische Netzwerk »Initiative Kirche von unten« den Dorothee-Sölle-Preis für aufrechten Gang, der alle drei Jahre verliehen werden soll. Wenn es ein beliebtes Pilgerziel auf dem Nienstedtener Friedhof gibt, dann ist es das Grab der Volksschauspielerin Heidi Kabel (1914–2010), Hamburger Deern, geboren im Haus Große Bleichen Nr. 30, heute Adresse des Hanse-Viertels, direkt gegenüber dem späteren Ohnsorg-Theater, in dem sie ein Bühnenleben lang als Volksschauspielerin der siechen plattdeutschen Sprache durch Mund-

158

Emanuel Eckardt

Meissner • Meister • Mejer • von Mejer • Melchin • Melchior • Melde • Mellinghof • Melzer • Menck Menger • Mengling • Menke • Mennicke • Menssen • Mentzel • Menze • Menzel • Merck • Merkel


Die OhnsorgSchauspielerin Heidi Kabel lebte lange Jahre in ihrem gelben Haus direkt an der S-Bahn in Nienstedten. Nun ist sie mit ihrem Mann Hans Mahler (unten) auch hier begraben.

zu-Mund-Beatmung das Leben gerettet hat. Sechsundsechzig Jahre steht sie auf der Bühne des OhnsorgTheaters, spielt in mehr als 250 plattdeutschen Stücken, auch als ständiger Dauergast im Abendprogramm des Fernsehens. Die Trauerfeier im Michel wird vom NDR übertragen. Tausende sind gekommen, um Abschied zu nehmen. Am Tag danach wird sie neben ihrem Mann Hans Mahler bestattet, im engsten Familienkreis, frühmorgens, da schlafen sie noch, die Journalisten und Fotografen. Ihr Grabstein trägt die Inschrift »To’t Leben hört de Dood« – Zum Leben gehört der Tod. Vorhang. Applaus. Das Leben geht weiter.

Ein Friedhof erzählt

159

Merleker • Merner • Mertens • Mertzke • Merzyn • Messerschmidt • Mestwerdt • Metschies • Metz Metzel • Mewis • Meyer • Meyer-Gimm • Meyerink • Meyer-Lüerßen • Meyer-Peters • Meyerstrack

















Das A bis Z des Nienstedtener Friedhofs Von Hella Kemper und Rainer Kolbe

A

Bagger: notwendig, um die Grabkuhlen auszugraben. Seitdem es auf dem Friedhof einen Bagger gibt, müssen die Kuhlen nicht mehr per Hand gegraben werden. 3Fuhrpark

Abtrag: Erdbeisetzung ohne Feier oder mit einer Feier, die andernorts stattfindet; in Nienstedten verhältnismäßig selten. Angehörige bitte melden: steht auf kleinen Schildern geschrieben, mit denen die Friedhofsverwaltung direkt an der Grabstelle darauf hinweist, dass die Angehörigen sich mit der Friedhofsverwaltung in Verbindung setzen mögen.

rung voraus. Mit durchschnittlich nur ein bis drei anonymen Bestattungen pro Jahr ist sie in Nienstedten die Ausnahme.

Bepflanzung: Anfang März wird die Winterabdeckung abgeräumt, bis Ostern werden Stiefmütterchen gepflanzt. Nach den Eisheiligen kommt die Sommerbepflanzung: Eisbegonie, Knollenbegonie, Fleißiges Lieschen. Mitte September folgt die Herbstbepflanzung mit Erika und Calluna (Besenheide). Zu Totensonntag werden die Gräber für den Winter mit Tannen- oder Fichtenzweigen abgedeckt.

B

Anonyme Beisetzung: ist als Grabstelle ohne Namen auf einem Feld möglich, bleibt aber Nienstedtener Gemeindegliedern vorbehalten und setzt eine Feier in der Kapelle und eine Einäsche-

Bäume: sind nicht erlaubt als Grabbepflanzung. Dafür sind die Grabstellen zu klein. Trotzdem verfügt der Friedhof über einen sehr schönen alten Baumbestand; besonders häufig kommen vor: Scheinzypresse, 3Lebensbaum, Trauerbuche, Birke und 3Ilex. Das A bis Z des Nienstedtener Friedhofs

247

Sperber • Sperling • Spielberg • Spielmann • Spierling • Spiesen • Spieß • Spiller • Spinder • Spindler Splicke • Splitter • Spoerl • Spoerri • Sponholz • Spörk • Spörnörder • Spranger • Sprenger • Sprenkel


schen Bildhauer Bertel Thorvaldsen; er ist eine Kopie der Christusdarstellung aus der Frauenkirche Kopenhagen. Auch an zwei Eingängen an der Elbchaussee schmücken Christusdarstellungen die Tore.

Bestatter: Zu ihren Aufgaben gehört es, Verstorbene zu versorgen, einzukleiden, zu überführen und in den Sarg zu betten. Außerdem unterstützen sie die Angehörigen bei der Organisation der Bestattung. Angehörige dürfen einen Verstorbenen nicht selbst zum Friedhof oder Krematorium transportieren. 3Bestattungspflicht Bestattungspflicht/Friedhofszwang: Im Hamburger Bestattungsgesetz von 1988 ist festgelegt, dass ein Toter bestattet werden muss. Auch eine Urne darf nicht an die Angehörigen herausgegeben werden. Beisetzungen außerhalb staatlicher oder kirchlicher Friedhöfe sind nicht zulässig. Bodenbeschaffenheit: lehmig. 3Erde

Diebstahl: kommt immer wieder vor. Besonders häufig werden Blumen samt Wurzelwerk gestohlen, wenn die Grabbepflanzung erneuert wurde. Es wurden schon Diebe auf frischer Tat ertappt.

D

E

Dauergräber: gibt es nicht mehr. In Deutschland wurde 1970 die Regelung, ein Grab für die Dauer eines Friedhofs erwerben zu können, abgeschafft. Der Nienstedtener Friedhof gewährte allen Dauergrabinhabern noch eine weitere Fristverlängerung von 25 Jahren, so dass es seit 1995 in Nienstedten keine Dauergräber mehr gibt. 3Nutzungszeit

Einäscherung (Kremation): Auf dem Nienstedtener Friedhof gibt es kein Krematorium. Die nächstgelegenen öffentlichen Krematorien befinden sich auf den Friedhöfen Ohlsdorf und Öjendorf. Es gibt aber auch Bestattungsunternehmen, die über eigene Krematorien verfügen.

Denkmal: Kulturhistorisch wertvolle Grabsteine stehen in den 3Museumsbereichen I bis VII.

Büsche: sind zur Grabgestaltung erlaubt. Besonders beliebt sind Rhododendren in allen Farbschattierungen. 3Hecken

C Christusfigur: steht mit segnendem Gestus am Eingang Rupertistraße vor der Kapelle. Der Bronzeabguss stammt von dem däni-

248

Erde: Je nach Niederschlagsmenge senkt sich die Erde nach der Bestattung über dem Sarg, die Grabstelle verflacht. Nach rund zehn Jahren senkt sich die Erde erneut ab und muss aufgefüllt werden. Erwerb einer Grabstätte bzw. des Nutzungsrechts: Grundvoraussetzung ist die Zugehörigkeit zur ev.-luth. Kirche und zur Kirchengemeinde Nienstedten bzw. ein Wohnsitz im Einzugsgebiet, das allerdings weit über Nienstedten hinausgeht: von Othmarschen bis Blankenese, von Lurup und Schenefeld bis Nienstedten.

Hella Kemper und Rainer Kolbe

Staap • Staben • Stach • Stachelroth • Stahl • Stähle • Stahlkopf • Staiger • Stallmann • Stamer • Stamme Stammer • Standt • Stanek • Stanelle • Stange • Stapelfeldt • Starck • Starnberg • Staudinger • Staudt


Auch Gläubige einer anderen anerkannten christlichen Religionsgemeinschaft können ein Grabnutzungsrecht erwerben. In Ausnahmefällen werden Menschen mit jüdischem Glauben oder Muslime in Nienstedten beigesetzt. Letztlich liegt die Entscheidung, wer eine Grabstelle erwerben darf, beim Kirchengemeinderat der Nienstedtener Gemeinde. Bisher wurde ein einziger Muslim, ein Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung, auf dem Friedhof beigesetzt.

F Fahrräder: sind auf dem Gelände des Friedhofs offiziell nicht erlaubt. Familiengräber: Auf den größeren ist es möglich, sechs, zwölf oder bis zu 60 Erdbegräbnisse durchzuführen.

Exhumierung: Das Hamburger Bestattungsgesetz erlaubt die Ausgrabung von Leichen vor Ablauf der Ruhezeit nur mit Genehmigung der zuständigen Behörde und (mit Ausnahme der Ausgrabung nach § 87 der Strafprozessordnung) nur in den Monaten November bis März. Auf dem Nienstedtener Friedhof gab es bislang keine Exhumierung.

Fuhrpark: 3 Radlader, 8 Dieselkipper, 1 3Bagger, 1 Rasenmäher als Aufsitzer, 3 Handrasenmäher, 1 Schneeräumgerät, 1 Gießwagen, 4 Elektrofahrzeuge (2 Arbeitswagen, 1 Beerdigungswagen, 1 Besucherwagen).

Feuerbestattung: rung

3Einäsche-

Friedhofszwang: 3Bestattungspflicht Führungen: finden in unregelmäßigen Abständen statt. Das Themenspektrum ist groß: Gehölze, 3Vögel, 3Bäume, Grabstätten, 3Museumsbereiche, Denkmale u.a.

Fundament: Für den 3Grabstein muss die 3Erde 1,60 m ausgehoben werden, so tief wie für die Gruft. Der Stein muss in gewachsenem Boden stehen. Er wird einmal im Jahr auf seine Stabilität geprüft. Die Kosten für eine eventuelle Erneuerung des Fundaments trägt der Grabbesitzer. Besonders problematisch für die Stabilität des Steins ist die Verbindungsstelle zwischen Stein und Fundament.

Das A bis Z des Nienstedtener Friedhofs

249

Stauff • Staupf • Stavenhagen • Stech • Steckelberg • von Steeg • Steenbock • Steffen • Steffens • Steffien Stegemann • Stehen • Stehr • Stein • von Stein • Steinbeck • Steinbrecher • Steinbügel • Steines


Ihre Gräber findet man auf dem Nienstedtener Friedhof

Von Hella Kemper und Tilmann Präckel Behrmann, Dittmer (1830–1906) Kapitän und Elblotse aus Blankenese, schürfte in Afrika nach Diamanten, Miteigner zweier Segelschiffe; sein Wohnhaus am Strandweg 92 ist bis heute erhalten. Biermann-Ratjen, Hans Harder (1901–1969) Jurist, Kultursenator in Hamburg, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion der Hamburgischen Bürgerschaft. Ordnete 1959 an, dass alle in der NS-Zeit in Hamburg und Altona von Sondergerichten erlassenen Todesurteile überprüft wurden. Holte Schauspieler und Künstler wie Gustaf Gründgens und Rolf Liebermann nach Hamburg.

häusern des Umlandes statt in Mietskasernen, für saubere Flüsse und dafür, dass Abwässer nicht ungeklärt in die Elbe eingeleitet wurden.

rerer Einkaufscenter in Hamburg, besaß über 1000 Wohnungen und galt kurz vor seinem frühen Tod als größter Bauinvestor Hamburgs.

Bruhn, Hermann Friedrich (1931–1972) Bauunternehmer, gründete mit 19 Jahren seine Firma, kaufte Anfang der 1950er Jahre im kriegszerstörten Hamburg seine ersten Grundstücke, war Initiator meh-

Darboven, Johann Joachim (1841–1909) Kaffeeröster und Kaffeegroßhändler, gründete 1866 in Hamburg die Kaffeerösterei J. J. Darboven. Sein erster Laden befand sich in Brandsende 14. Er gehörte zu den Ersten, die geröstete Kaffeebohnen auf den Markt brachten; baute sich an der Elbchaussee eine große Villa.

Bonne, Georg (1859–1945) Arzt, unterhielt fast sechzig Jahre eine Praxis an der Grenze von Klein Flottbek und Nienstedten; engagierte sich gegen Alkoholund Nikotinkonsum, kämpfte für die Schaffung von Wohnraum für Arbeiterfamilien in Siedlungs-

256

Drews, Johannes (1909–1987) Pastor in Nienstedten von 1946 bis 1976; während seiner Amtszeit wurde der Friedhof erweitert, die Kindertagesstätte gebaut (1952/53), die Kirche renoviert (1958). Vor allem aber half er nach dem Zweiten Weltkrieg, als fast alle Wohnungen völlig überbelegt waren, besonders in Lurup und Osdorf (gehörte damals noch zu Nienstedten).

Hella Kemper und Tilmann Präckel

Tapfer • Taube • Tauporn • Techau • Techow • Teckenburg • Tede • Teegen • Teetz • Teichert • Teichler Teichmann • von Teichmann • von Teichmann u. Logischen • Teiwes • Telöken • Teltau • Temme


Ehren, Johannes von (1832–1906) Landschaftsgärtner, Baumschulbesitzer, lernte den Gärtnerberuf in der berühmten Firma James Booth Söhne in Klein Flottbek, einem europaweit bekannten Baumschulbetrieb, der durch Caspar Voght initiiert worden war. 1865 zog er auf einem kleinen Gelände nahe des Nienstedtener Marktplatzes die ersten Obst- und Ziersträucher, später befand sich seine erfolgreiche Baumschule in der Kanzleistraße. Essberger, John T. (1886–1959) Reeder, besaß mit 24 Tankern und sechs Binnentankschiffen die größte deutsche Tankreederei, die aber im Zweiten Weltkrieg verloren ging. Unterstützte nach dem Krieg den Wiederaufbau der deutschen Afrika-Linien. Denkmalpflegerisches Engagement, restaurierte und erhielt so u. a. das Weiße Haus an der Elbchaussee 547. Fichte, Hubert (1935–1986) Schriftsteller, wuchs im großelterlichen Haus in Lokstedt auf, trat als Kinderdarsteller am Deutschen Schauspielhaus und am Thalia Theater auf. Freundschaft mit Hans Henny Jahnn, Landwirtschaftslehre und landwirtschaftliche Universitätsausbildung, leitete die Landwirtschaft eines Kinderheims in Schweden. Reisen mit der Fotografin Leonore Mau, schrieb »Ethnopoesie« und Romane über Hamburg, die auf 19 Bände angelegte Geschichte der Empfindlichkeit blieb unvollendet.

Friedrichs, Hanns Joachim (1927–1995) Journalist und Moderator, nach dem Zweiten Weltkrieg Nachrichtenredakteur bei der BBC in London, dann beim NWDR/WDR in Köln, beim ZDF und von 1985 an bei der ARD, für die er sechs Jahre lang die Tagesthemen moderierte. Seit 1995 wird der nach ihm benannte Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für journalistische Arbeit verliehen.

Hagenbeck, Wilhelm (1850–1910) Menageriebesitzer, jüngerer Bruder des Tierparkgründers Carl Hagenbeck. Führte in der Tierdressur die sogenannte zahme Dressur ein, die ohne Angst und Gewalt arbeitet. Er erfand den Zentralkäfig, der in der Zirkusmanege den Tieren viel Raum lässt. Fasste Löwen, Ponys und Steinböcke zu einer Dressurnummer zusammen, unternahm weltweite Tourneen. Herrlich, Lotte (1883–1956) Fotografin, galt über ein halbes Jahrhundert lang als die angesehenste Porträtfotografin in Hamburgs Westen. Ihre Spezialität waren Schwarz-Weiß-Fotos von Kindern, die sie mit Pastellfarben bearbeitete.

Godeffroy, Johann Cesar VI (1813–1885) Kaufmann, Reeder, übernahm das väterliche Handelshaus, baute Handelsbeziehungen nach Nord-, Mittel- und Südamerika auf, vergrößerte die Reederei und eine Werft, fuhr Auswanderer nach Australien und Kalifornien, betrieb Südseehandel, trug eine völkerkundliche Sammlung zusammen und richtete das Museum Godeffroy auf der Wandrahminsel ein. Wohnte im Herrenhaus Elbchaussee 499. 1879 Zusammenbruch seines Imperiums.

Hesse, George Heinrich (1815–1907) Kaufmann, übernahm die väterliche Firma für Im- und Export, ein Bankhaus und eine kleine Reederei, assoziierte 1842 mit seinem Schwager Henry Louis Newman;

Ihre Gräber findet man auf dem Nienstedtener Friedhof

257

Temmel • Tepke • Terfloth • Terkowsky • Termer • Teschen • Teschner • Tesdorpf • Tesmer • Testorp Tetzen • Tetzlaff • Tewes • Thamer • Thamer • Thedens • Theel • Theeßen • Theodor • Theopold


verfügte über einen großen Landsitz in Blankenese – der heutige Hessepark ist ein letzter Restteil davon.

Jacob, Daniel Louis (1763–1830) Kunstgärtner, Gastwirt, hieß ursprünglich Jacques, arbeitete als Landschaftsgärtner in Parks von Dockenhuden und Nienstedten, heiratete die Witwe des Zuckerbäckers Burmester, der der Vorbesitzer des heutigen Hotel Jacob war, machte das Restaurant mit französischer Küche und guten Weinen bekannt, eröffnete einen Beherbergungsbetrieb, schuf den mit Linden bepflanzten Terrassengarten. Jenisch, Martin Johann Rücker Freiherr von (1861–1924) Jurist, Gutsbesitzer, war zunächst im Auswärtigen Amt, dann als Diplomat tätig und gehörte zum engeren Kreis um Kaiser Wilhelm II.; verwaltete als Großneffe des Bankiers und Senators Martin Johann Jenisch d. J., nach dem Jenisch-Haus und Jenischpark benannt sind, die ererbten Güter.

Holck, Erich Graf von (1886–1916) Springreiter, Pilot, wurde in Mexiko geboren, wo sein Vater ein großes Handelshaus leitete, aufgewachsen in Othmarschen; er wurde Turnierreiter und galt als charismatische Persönlichkeit mit viel Einfühlungsvermögen für Pferde. Im Ersten Weltkrieg wurde er Heeresflieger und wurde abgeschossen.

258

Jung, Ernst (1896–1976) und Claere (1896–1973) Mineralölkaufmann und Stifter; Ernst Jung wurde in Preußen geboren, kam als Kleinkind nach Hamburg, gründete 1920 die Mineralölwerke, zu denen eine Raffinerie in Wilhelmsburg und ein

Tanklager in Stadersand gehörten; später kam noch eine Tankschiffreederei hinzu. Claere Jung nahm aktiv an der Firma Anteil, gemeinsam gründeten sie vier Stiftungen. Kabel, Heidi (1914–2010) Schauspielerin, wurde im Haus Große Bleichen Nr. 30 geboren, gegenüber dem späteren Ohnsorg-Theater; erhielt von Richard Ohnsorg ihr erstes Engagement, stand 66 Jahre auf der Bühne. 1937 heiratete sie ihren Kollegen Hans Mahler. Kircheiss, Carl (1887–1953) Kapitän, Weltumsegler, Walfänger, fuhr unter Felix Graf von Luckner im Ersten Weltkrieg zur See, Kriegsgefangenschaft, segelte mit dem ehemaligen Finkenwerder Fischkutter Hamburg um die Welt, war Kapitän eines Walfangschiffes und schrieb mehrere Bücher über seine Abenteuer; wurde auf der Elbchaussee von einem Auto überfahren. Langer, Emil (1864–1928) und Martha (1884–1973) Hotelbesitzer; Emil Langer war Schiffskoch, hatte sich auf den Hapag-Passagierdampfern zum Küchendirektor hochgearbeitet; 1910 gründete das Ehepaar das Hotel Reichshof gegenüber dem neuen Hauptbahnhof; sie galten als Reformer des Hotelwesens: Die Gäste zahlten in der 300-Betten-Herberge der Spitzenklasse einen Einheitspreis von 3,50 Mark; später kamen im Ostseeraum 27 Saisonbetriebe zum Hambur-

Hella Kemper und Tilmann Präckel

Therkoen • Therkow • Thiede • Thiel • Thiele • Thielhorn • Thiem • Thiemann • Thieme • Thiepold Thies • Thiesen • Thiessen • Thimm • Thode • Tholen • Thomas • Thomsen • Thon • Thöne • Thönisser


Nevermann, Paul (1902–1979) Jurist, Sozialdemokrat, Bürgermeister, während der NS-Zeit vertrat er politisch Verfolgte und wurde verhaftet, nach dem Krieg war er 28 Jahre lang in der Hamburgischen Bürgerschaft, trieb als Bausenator an der Seite von Max Brauer den Wiederaufbau Hamburgs voran und kümmerte sich um den Bau neuer Wohnungen.

ger Hotel hinzu. Nach dem Tod ihres Mannes führte Martha Langer das Hotel noch 40 Jahre lang allein. Loesener, Friedrich Leopold (1834–1903) Kaufmann, entwickelte aus einem 100 Hektar großen Rübenacker das teure Villenviertel Hochkamp, für das er eine Villenklausel eintragen ließ, die Grundstücksgrößen, Grenzabstände und Art der Bebauung festlegte; heiratete die Tochter des Reeders Robert Miles Sloman. Mahler, Hans (1900–1970) Theater- und Filmschauspieler, Regisseur und Intendant des Hamburger Ohnsorg-Theaters, heiratete 1937 die OhnsorgSchauspielerin Heidi Kabel.

Newman, Henry Louis (1813–1897) Kaufmann, Sohn eines englischen Konsuls, kam 1835 als vermögender Mann von Frankreich nach Hamburg, stieg als Partner in die Firma des Altonaers Heinrich Levin Hesse ein und heiratete dessen Tochter Mary Julie. Das Handels- und Bankhaus firmierte unter dem Namen Hesse, Newman & Co.; er erwarb den bedeutenden Landsitz mit dem wahrscheinlich ältesten Haus an der Elbchaussee 398/400, der aber nach seinem Tod verkauft werden musste.

Familie Parish Kaufleute, Gutsbesitzer; die 60stellige Grabanlage der seinerzeit reichsten Familie Hamburgs ist eine der größten des Friedhofs, sie besteht aus zwei parallel zueinander angeordneten Gruftbauten, deren Deckplatten allerdings keinerlei Auskunft geben, wer dort beigesetzt wurde. Das Wappen der Familie lässt erkennen, dass es ein Parish-Grab ist. In den alten Grabbüchern des Friedhofs finden sich von den ersten Beisetzungen keine Eintragungen. John Parish sen. (1742–1829), ein englischer Kapitän, stieg mit seiner Firma in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einem der größten und angesehensten Handelshäuser Europas auf. Sicher ist: Sein zweitältester Sohn hieß Richard (1776–1860) und ruht mit seiner Frau Susette in der rechten Gruft; Richards ältester Sohn John Parish jun. (1805–1868) liegt mit seiner Frau Johanna in der linken Gruft.

Ihre Gräber findet man auf dem Nienstedtener Friedhof

259

Thormählen • Thormeyer • Thorn • Thorwesten • Thrun • Thrun-Piepenbrink • Thun • Thur • Thura Tieck • Tiede • Tiedeken • Tiedemann • Tiedgen • Tiefner • Tiemann • van Tienhoven • Tietgen • Tietjen


Reemtsma, Hermann F. (1892–1961) Fabrikant, Sohn des Kaufmanns und Zigarrenherstellers Bernhard Reemtsma; er ist der um ein Jahr ältere zweier Brüder, die sich die Aufgaben des von Erfurt nach Bahrenfeld verlegten Stammwerkes teilten: Er kümmerte sich um die interne Organisation, den technischen Ausbau der Betriebe und um das Personal. Sammelte Werke von Ernst Barlach, für die er im Jenischpark das Ernst-Barlach- Haus bauen ließ, dessen Eröffnung er aber nicht mehr erlebte. Reemtsma, Philipp F. (1893–1959) Fabrikant, führte gemeinsam mit seinem Bruder Hermann F. die väterliche Firma in Erfurt und war für Finanzen und Werbung zuständig. In Hamburg machten die beiden Brüder sie zum bedeutendsten deutschen Zigarettenhersteller, der in der Vorkriegszeit drei Viertel der 40 Milliarden Zigaretten produzierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute er in Berlin-Wilmersdorf die modernste Zigarettenfabrik Europas auf; vorbildliche soziale Fürsorge für seine Mitarbeiter, Mäzen. Rittmeister, John F. (1898–1943) Arzt und Psychotherapeut, entstammte einer Hamburger Kaufmannsfamilie. Nach Ausbildung und Tätigkeit in Deutschland und in der Schweiz kehrte er, gegen den Rat seiner Freunde, 1937 nach Deutschland zurück. Er wandte

260

sich früh und deutlich gegen die Nazi-Ideologie, half jüdischen Mitbürgern und schloss sich der Widerstandsgruppe Schulze-Boysen/Harnack an (Rote Kapelle). 1942 wurde er verhaftet, 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Aufzeichnungen aus dem Gefängnis sind ein eindrückliches Zeugnis.

Roosen, Eduard (1825–1915) Erfolgreicher Kaufmann aus einer alteingesessenen Mennoniten-Familie, bezog seine Einkünfte vor allem aus Finanzierungsgeschäften, ließ sich von dem Architekten Martin Haller an der Elbchaussee ein geräumiges Landhaus bauen, in dem er mit seiner Familie die Sommer verbrachte. Bekannt war er gleichermaßen für seine Sparsamkeit im Privaten wie für seine Großzügigkeit in der Unterstützung gemeinnütziger Vorhaben.

Schröder, Gustav (1885–1959) Sorgte als Kapitän des HapagDampfers St. Louis 1939 für 906 deutsche Juden, die mit dem Schiff die Flucht nach Kuba geplant hatten. Als ihnen die Einreise in Kuba und in den USA verweigert wurde, war es seiner Hartnäckigkeit bei den Verhandlungen und seiner beruhigenden Art zu verdanken, dass die Flüchtlingsfamilien in Belgien von Bord gehen konnten. Der Staat Israel ehrte ihn posthum als »Gerechten unter den Völkern«. Sölle, Dorothee (1929–2003) Eine der wichtigsten theologischen Denkerinnen und Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts. Nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften Promotion und Habilitation in Köln. In Deutschland blieb ihr ein akademischer Lehrstuhl ein Leben lang verwehrt, von 1975 bis 1987 war sie Professorin am Union Theological Seminary in New York. Ihre Theologie trennte den Glauben weder vom politischen Engagement noch vom Wissen oder von der Poesie. Staudinger, Lucas Andreas (1770–1842) Aus ärmlichen Verhältnissen stammender Literat und späterer Landwirt, der eine zentrale Stütze für Caspar Voghts Mustergut in Klein Flottbek wurde. Zudem führte er eine Landwirtschaftsschule, die in ihrer Kombination aus theoretischer Wissensvermittlung und praktischer Übung die erste ihrer Art in Deutschland

Hella Kemper und Tilmann Präckel

Tietjens • Tietz • Timm • Timmann • Timmerbeil • Timmermann • Tinnhausen • Tintelnot • Tippe von Tippelskirch • Tippenhauer • Titius • Tittelbach • Tobaben • Tobinnus • Tode • Todsen • Toepfer


rechtzeitig die Bevölkerung Helgolands nach Schleswig-Holstein zu evakuieren. Thun, Carl (1841–1938) Von 1888 an über 30 Jahre lang Pastor in Nienstedten. Er war sehr beliebt und galt als streng. Begann 1908 mit der Nienstedtener Pfarrchronik. Ihm zu Ehren wurde 1949 die frühere Matthissonstraße in Thunstraße umbenannt. ner zweiten Frau Christiane de Voss hatte er 13 Kinder. Der von ihm gegründete Landsitz liegt oberhalb von Teufelsbrück. Zahlreiche Stiftungen. war. Staudinger hielt bei Voghts Beerdigung den Nachruf. Stehr, Simon (1856–1932) Kapitän, entstammte einer der ältesten Blankeneser Familien. Seine Ausbildung absolvierte er auf den großen Seglern, Kapitän wurde er schließlich auf den neuen Dampfern, zunächst im OstasienDienst, später bei der HamburgAmerika-Linie. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, gelang es ihm als Inspektor der Hapag, gerade noch

Vorwerk, Adolph (1839–1919) Kaufmann, der zweite Sohn von Friedrich Vorwerk; führte zusammen mit seinen Brüdern die vom Vater geerbte Firma. Er hing besonders an dem vom Vater errichteten Klein Flottbeker Landsitz, baute ihn für seine sechs Kinder aus.

Wesselhoeft, Carl Johannes (1816–1903) Versicherungsmakler, noch jung suchte er sich nahe des Nienstedtener Elbufers einen Sommersitz, schuf zwischen Mühlendamm und Quellental eine romantisch gestaltete Parkwildnis mit zwei großen Teichen.

Vorwerk, Friedrich (1793–1867) Kaufmann, Stammvater des Hamburger Zweigs der Familie Vorwerk, kam 1807 nach Hamburg, sein Handelshaus nahm Mitte des 19. Jahrhunderts eine führende Stellung im Südamerikahandel ein. Er exportierte Textilwaren, importierte Kupfer, Kaffee, Kakao und Salpeter. Mit sei-

Ihre Gräber findet man auf dem Nienstedtener Friedhof

261

Toetzke • Tölken • Tønnersen • Töpfer • Topp • Toppel • Tostmann • Tovarowski • Trautwein • Trede Treichel • von Treskow • Tretner • Treu • Treue • Triebe • Triebel • da la Trobe • Trömner • Tropper


Register

Adler, Georg Josius Stephan

19

Adolph IV., Graf von Holstein und Schauenburg

12

Abb. Bildteil Frühling Bild 6 Albers-Schönberg, Ernst und Margarethe Abb. Bildteil Herbst Bild 4 125

Apollinaire, Guillaume Appen, von (Familie)

97 140

98

Arnemann, Mathilde

236 –

Abb. 238 Aschpurvis

Beccadelli di Bologna, Maria siehe Maria von Bülow Becher, Johannes R. Becker (Familie)

102

239 – Abb. 238

Behnke, Friedrich

137

Abb. 155

Behnke, Otto Friedrich Behrmann, Dittmer

155 – Abb. 155

152, 256 –

Abb. 152 Benedikt von Nursia (Heiliger Benedikt) 185

77

Benjamin, Walter

Audehm, Beate

264

Baedecker (Familie)

Abb. 244

Bahr, Emil und Erika

Abb. Bildteil

Frühling Bild 9 Balzac, Honoré de Barlach, Ernst

131

Bernadotte, Jean

140

Berodt (Familie)

85 – Abb. 87

Biemann, Wilhelm Heinrich Martin 237 – Abb. 238 Biermann, Pamela

97

151, 260

Bartels (Familie)

10, 77, 128

Bartels, Irmgard

42 – Abb. 42

Bartels, Wilhelm

Abb. 249

Bartmann, Claus (Familie) Abb. 240, Bildteil Winter Bild 5 und 6 (rechts)

274

Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de

Beethoven, Ludwig van

245

Arens, Johann August Arndt, Ernst Moritz

Abb. 124f.

140

Ahsbahs, Heinrich Christian Friedrich

Amsinck (Familie)

Baur (Familie)

103

Biermann, Wolf 101f. Biermann-Ratjen, Hanna

Abb. 155

Biermann-Ratjen, Hans Harder 155f. – Abb. 155, 256 Biermann-Ratjen, Roland Biesterfeld (Familie) Biesterfeldt

Abb. 155

16, 77

77

Register

Wilkens • Wilkers • Will • Willay • Willenbuch • Willer • Willhöft • Willsch • Wilmans • Wilms Windel • Windelbandt • Windels • Winderski • Winkel • Winkelmann • Winkens • Winkenwerder


Bismarck, Otto von

148

Bruhn, Hermann Friedrich

Blohm, Catharina und Peter Abb. Bildteil Herbst Bild 3 Bock, Arthur Bodden

242

148

125, 148f., 237,

255, 262 – Abb. 148, 149, Bildteil 152, 256 – Abb. 152

Booth, Arthur und Clara Adolphine Abb. Bildteil Frühling Bild 3 Booth, James Edward Booth, James

und 6 (etwas im Hintergrund) Bülow, Bernhard von

102

Bonne, Georg

Abb. 256, Bildteil Winter Bild 5 Bülow, Bernhard Ernst von

77

Bois, Curt

256 –

Abb. 138

139, 141, 187f., 237, 245,

262, 263 – Abb. 139, 188 Booth, John Richmond

Herbst Bild 5 Bülow, Maria von

148, 149, 237, 262 –

Abb. 148, Bildteil Herbst Bild 5 Buñuel, Luis

96

Burmester, Nicolaus Paridom

143, 258

Burmester (Witwe des Nicolaus)

141, 180, 188,

143,

258

237, 246, 262 – Abb. 139, Bildteil Sommer Bild 7

Chalybaeus, Christian

Booth, Maria Elisabeth

245 – Abb. 139,

Bildteil Sommer Bild 7 Booth, Mary Elizabeth

Chateauneuf, Alexis de

188

Colette

Boué, Sigmor

Abb. 249, 259

Cords (Familie) 16

Boué, Werner

Abb. 249, 259

Cords, Anne M.M.

Brauer, Max Brecht, Bertolt

26

143

97

Cords, Herbert

157

19f.

Cliquot-Ponsardin, Barbe-Nicole

37 – Abb. 37

Brauer, Grete

18f., 129, 142

Clasen, Hinrich Christoph

Bosse, Hanna

Brandt (Nachbar)

25

Cords, Irma

Abb. 240

34 – Abb. 34

34

156f., 259 101, 102

Breckwoldt (Familie)

Dammann, Willie (Familie)

138f. – Abb. 138

Breckwoldt D. (Familie) Bildteil Sommer Bild 6, Bildteil Herbst Bild 2

Breckwoldt, Hans Emil Abb. Bildteil Frühling Bild 2

133 – Abb. 133

Darboven, Johann Joachim

147, 256 –

Abb. 147 Degetau, B. (Familie)

134, 182f. –

Abb. 135, 183

Breckwoldt, Hans-Werner Breckwoldt, Helene

Darboven (Familie)

Abb. 240

39 – Abb. 39

Abb. 39

Breckwoldt, Joachim Diedrich Alfred Abb. 39

Döringen, Ernst August von Dose (Propst)

19

19

Drathen, Michael von 26, 87, 254, 264 – Abb. 252, 253, 254, 264

Breckwoldt, Maria Elisabeth

Drews, Johannes

27f., 256

Abb. Bildteil Frühling Bild 2 Breckwoldt, Thies

Abb. 138

Bremer, Hans (Familie) Abb. 238

237 –

Eckermann, Johann Peter

100

Ehren, von (Familie)

133f. – Abb. 134

Ehren, Johannes von

257

Register

275

Winkler • Winter • Winterberg • Wirth • Wischmann • Witing • Witt • Witte • Wittekind • Wittenburg Wittern • Wittkowsky • Wittleder • Wittmack • Wittorf • Wittrock • Witzig • Witzke • Wixwat • Wöbcke


Eichendorff, Joseph von Eichholz, Elisabeth

99

Godeffroy (Familie)

Abb. 75

144–147 – Abb. 23, 137, 145, 146

Eichholz, Rudolf

Abb. 75

Godeffroy, Adolph

Eiermann, Egon

134

Godeffroy, Carl

Eisler, Hanns

102

Elingius, Erich

125, 127,

130f. – Abb. 130, 131

Elizabeth II., Königin von England

145

237 – Abb. 146, 237

Godeffroy, Emilie

146 – Abb 146

Godeffroy, Gustav

145 – Abb. 144

Godeffroy, Johan Cesar IV

156f.

Godeffroy, Johann Cesar VI 144f., 146 –

Essberger, John Theodor Leonard

135,

154f., 257 – Abb. 154

Abb. 144, 146 Godeffroy, Pierre

Ewert, Elise und Heinrich

Abb. Bildteil

Sommer Bild 8

146

Godeffroy, Wilhelm Martin von

Fabricius, Anna-Sophie

Abb. 237

Fabricius, Johann-Henrich Fabricius, Ludwig

Abb. 237

237, 262 –

Abb. 237 Abb. 75 Abb. 75

Fette, Hans Hinrich

Abb. 75

Fette, Maria

40 – Abb. 40

40 – Abb. 40

Fichte, Hubert

157f., 257 – Abb. 157

Forsmann, Franz Gustav Franklin, Benjamin

141

140

141 – Abb. 140 Freeman, Thomas

Friedrichs, Hanns Joachim

103f., 257 –

Abb. 257

Gründgens, Gustav

Abb. 41 156, 256

Hagenbeck, Carl (1844–1913)

147, 257

Hagenbeck, Carl (1880–1949)

147

Hagenbeck, Friederike Hagenbeck, Wilhelm Haller, Martin

147 103, 147, 257 –

260

Harms, Gottlieb

94

Harnack, Arvid

260

Hartmann, Marlies Heartfield, John

104 35 – Abb. 35 156

Abb. 88 185

Heine, Heinrich

97f., 124

Heine, Salomon

124

Helms, Günter von Abb. 14, 145

141, 145f.

102

Heiliger Benedikt

77

Gaulle, Charles de

276

Abb. 41

Harke, Else Abb. Bildteil Herbst Bild 7

236f.

Gäbler, Hans-Jürgen

154

Hardy (Familie) 237 – Abb. 75, 187, 238

Abb. Bildteil Frühling Bild 7

Friedrichs, Ilse

154

Göring, Matthias Heinrich

Hansen, Christian Frederik 94

Frehse, August und Bertha Freund, Ernst

99, 100, 124

Abb. 147

Franz II., Kaiser von Österreich-Ungarn

Glashoff, J.

Göring, Hermann

Grimmer, Hermann

Fette, Auguste Lotte Fette, Hans-Ulrich

100f.

Goethe, Johann Wolfgang

Grimmer, Eva

Fette, Anna Maria

146,

262 – Abb. 146, 237 Goethe, August von

Gahde

144, 145

Helms, Lotti von Hermlin, Stephan

Abb. 250

Abb. 250 101

Register

Woberschal • Wogart • Wohlenberg • Wöhler • Wohlers • Wohlert • Wohltorf • Woldmann • Wolf Wolff • Wolffheim • Wolfram • Wolfson • Wolk • Wölle • Wöllke • Wollmann • Wollschläger • Wolsdorf


Herrlich, Lotte

257 – Abb. 257

Jung, Claere

Hesse, George Heinrich 257f. – Abb. 258

Hesse, Heinrich Levin Hesse, Mary Julie

259

Kabel, Heidi

Hilscher, Karl Friedrich (Familie)

242 –

Abb. 240, Bildteil Winter Bild 2 Hindenburg, Paul von

103, 158f., 258, 259 –

Abb. 159 Kalähne, Gustav (Familie)

Abb. 240

Karl XIV., König von Schweden

103

Kaschnitz, Marie Luise

Hinneberg, Walter Jürgen Abb. Bildteil Herbst Bild 6

140

92

Kayser (Familie) Abb. Bildteil Frühling Bild 1

151, 156

Hoffmann, Gabriele

Keilberth, Josef

144

156

Kestner, August

100

Kestner, Charlotte

Holck, Erich Graf von 86, 258 –

Kircheiss, Carl

Abb. 258, Bildteil Herbst Bild 2

Huchel, Peter

157, 258 – Abb. 156

259

Heuer, Wilhelm Abb. 139, 144, 204f.

Hitler, Adolf

Jung, Ernst

258 – Abb. 156

95

100

134, 152f., 258 –

Abb. 135, 153

Hurter, Anneliese

Abb. 192

Hurter, Hans Wolfgang von

Kirsten, Friedrich Abb. 192

142

Klopstock, Friedrich-Gottlieb

124, 140,

142 Idenbruch, Hanna Ihering, Herbert Jacob (Familie)

Abb. 75

Klüß (Kuhlengräber)

95 Abb. 143

Jacob, Daniel Louis

36 – Abb. 36

Koch, Klaus

36 – Abb. 36 Abb. 76

Köser, Johann Heinz Otto Abb. Bildteil

Jacques, Daniel Louis siehe Daniel

Winter Bild 1

Louis Jacob

Krause, Käthe Sophie

Jahnn, Ellinor

95

Jahnn, Hans Henny

Kröger (Familie) 93–96, 157, 202,

237, 257, 262 – Abb. 94, 157 Jahnn, Signe

Koch, Karin

König, Joachim

143, 258

25, 264

Krug, Gerd

Abb. 75

Jenisch, Marianne 262

100, 102f.

Sommer Bild 9 125, Ladiges (Familie)

Jenisch, Martin Johann der Jüngere 141, 258

Ladiges, Hans

16 – Abb. 243

25

Lampert, Friedrich Ludwig

Jenisch, Martin Johann Rücker Freiherr von Julius, Gottheil

22, 25

Kube, Alice und Bruno Abb. Bildteil

262

Jenisch, Martin Johann der Ältere

132

77 – Abb. 76

Krome, Gustav

95

Jaspersen, Ulla

Kröger, Helga

Abb. 253

258 – Abb. 258

Langeloh (Familie)

Abb. 15

Langer, Emil

Jung, Carl Gustav

154

242 –

Abb. 243 16

258f. – Abb. 184, 259

Langer, Herbert-Emil

Abb. 259

Register

277

Wolter • Wood • Wörmer • Worms • Worona • Wortmann • Worzewski • van der Woude • Woydt Wrage • Wrede • Wule • Wulf • Wulf-Blöhs • Wulff • Wulkop • Wullbieter • Wullenweber • Wunderlich


Langer, Martha

259

Nagel, Britta

Langhoff, Wolf

102

Neubert, Fritz

Lehmann, Johann Georg Christian

41 – Abb. 41 239

Nevermann, Paul

188

156f., 259 – Abb. 156

Newman, Henry Louis

Levetzau, Albrecht Philipp von Liebermann, Rolf

Newman, Mary Julie

156, 256

Lindemann, Helene Lindemann, Vera

14

Nocht, Bernhard

Abb. 240

259 – Abb. 259

241f. – Abb. 241,

Bildteil Winter Bild 2

211, 213, 214 –

Nossack, Gabriele

Abb. 212

94

Nossack, Hans Erich

Loesener, Friedrich Leopold

259 – Abb. 259

259 –

Nückel, Felix

94, 95

Abb. 240

Abb. 76 Loß, Günther

26 – Abb. 28

Luckner, Felix Graf von

Oetker, Albert

152f., 258

237, 262 – Abb. 237

Oetker, August

Ludwig XIV., König von Frankreich

97

Ludwig XV., König von Frankreich

140

Lübbers, John

25, 264

Lüders, Jürgen

26, 29, 236, 242, 244 –

262

Oetker, Louis Carl

262

Oldendorff, Klaus Egon

77 – Abb. 76

O’Swald, William Henry 239 – Abb. 238

Abb. 264 Luksch, Richard Luther, Martin

23, 24, 25 – Abb. 250 54, 206

Parish (Familie)

10, 128, 259 –

Abb. 249, 259 Parish, Johanna

Mahler, Hans

159, 258, 259 –

Abb. 159 Mann, Heinrich

101

Marcuse, Ludwig

101

Marie Sophie Friederike, Königin von Dänemark

187

Marxsen, Detlev J. Maus (Familie)

Abb. Bildteil Frühling

Bild 1 48, 251

Mewes (Familie)

Abb. 240

77 Abb. 240

97

Molkenbuhr, Claus

259

Parish, Richard

259

Parish, Susette

259

Petersen, Rudolf

142, 156

Bild 4 Pius VI., Papst

140

Porath, Wolfgang

Abb. 75

Präckel, Tilmann

210f., 213, 214f. –

Abb. 212

102

13, 241 –

Abb. 238 97

Abb. 185

Abb. 185

Mosnier, Jean-Laurent

278

Parish, John (1805–1868)

Proust, Marcel

Molkenbuhr, Anna Elise

Müller, Heiner

259

Pröckwold, Hein (Familie)

Meyer, Hans (Familie) Molière

Parish, John (1742–1829)

Pieper, Hans Abb. Bildteil Frühling Abb. 238

Menck (Familie) Meyer

259

Abb. 140

Quast, Helga Abb. Bildteil Winter Bild 7

Quatremère de Quincy, Antoine Chrysostôme

123

Register

Wunnerlich • Wünsche • Wuppermann • Würfel • Wurm • Wurr • Wüte • Wuttke • Xaver • Yancoff Zabel • Zachmann • Zachradnik • Zander • Zarbod • Zarndt • Zarnitz • Zars • Zassenhaus • Zecher


Rantzau, Eberhart von

155

Rantzau, Heinrich von

155

Schröder (Familie)

251 – Abb. 130, 131

Rantzau-Essberger, Liselotte von Reemtsma (Familie)

87, 125, 130, 181,

155

103, 150f., 202 –

Abb. 150, 151

Schröder, Gustav

153, 260 – Abb. 153

Schröder, Johann Rudolph Freiherr von 130 – Abb. Bildteil Sommer Bild 3,

Reemtsma, Alwin Fürchtegott

151

Reemtsma, Hermann Fürchtegott

Bildteil Winter Bild 2 (im Hinter151,

260 – Abb. 151

grund) Schroeder, Elisabeth Marie und Heinrich

Reemtsma, Johann Bernhard

150 f.,

260 – Abb. 150

Ernst Abb. Bildteil Herbst Bild 4 Schuldt, Jürgen (Familie) 239 – Abb. 238

Reemtsma, Philipp Fürchtegott

151,

Schulze-Boysen, Harro Schumann, Clara

260 – Abb. 151 Renner, Hermann (Familie)

241 –

154, 260

98

Schumann, Robert

98

Abb. 240, Bildteil Herbst Bild 1,

Seghers, Anna

Bildteil Winter Bild 2

Shaw, George Bernhard

Rennert, Günther

156

Rittmeister, John Karl Friedrich

153f.,

101

Sieveking (Familie)

142, 146, 149

Sieveking, Friedrich

142

Sieveking, Georg Heinrich

260 – Abb. 154 Röber, Werner (Famillie)

243

Roosen, Eduard 260 – Abb. 260 Rosenberg, Stuart Rücker (Familie)

124

130, 142

Abb. Bildteil Frühling

Bild 3 Schade, Joachim (Familie) Abb. 135,

143

Sieveking, Luise

142, 262

Sieveking, Olga

142

Sloman, Crisca

259

Sloman, Robert Miles

238

Schaeffer (Familie)

Abb. 75

Scharlau, Winfried

103

Schilinski (Familie)

Abb. 238

Sölle, Dorothee

259

8, 38, 89–92, 158, 202,

260 – Abb. 158, 234 Staël, Madame de

140

Schilke, Barbara 38 – Abb. 38

Stammer (Familie)

Schiller, Charlotte von

Staudinger, Lucas Andreas

98f.

99

77

Schmal, Helga

98

Steffensky, Fulbert Stehr, Marie

239 157

19, 20,

147f., 261 – Abb. 148

Stein, Gertrude Stendhal

44

Abb. 148

Stehr, Simon

Schmidt, Helmut

244

260f. – Abb. 261 141

Schlegel, August Wilhelm Schlüter

142, 237,

255, 262 – Abb. 143, Bildteil Herbst Sieveking, Kurt

Schinkel, Karl Friedrich

19, 129,

Bild 5 (im Hintergrund)

125

Schiller, Friedrich

142, 263

Sieveking, Karl (1787–1847) Sieveking, Karl (1863–1932)

153

Rousseau, Jean-Jacques

Sachau, Carina

103

97

140

Register

279

Zeise • Zeisler • Zeitz • Zeller • Zemlin • Zeplin • Zernikow • von Zerssen • Zessin • Zeuner • Zeyssig Ziegeler • Ziegenfuß • Ziegenhals • Ziegenspeck • Ziegert • Ziegler • Ziehm • Zielke • Ziesenitz • Zillgenz


Stoldt, Frauke

254, 264 – Abb. 264

Stoltenberg, Kurt

25, 133

Wagner, Minna

98

Wagner, Richard

98, 155

Strack, Ludwig Philipp

Abb. 124f.

Weigel, Helene

101, 102

Stülcken/Christiansen

134, 251 –

Werner, Franz

Abb. 187

Abb. 131

Werner, Lucienne

Sydow, Max von

153

Abb. 187

Wesendonck, Mathilde Wesendonck, Otto

Teegen

77

Wesselhoeft, Carl Johannes

Tesdorpf, Adolph

239 – Abb. 238

Thorvaldsen, Bertel Thun, Carl

29, 237, 248

23, 261 – Abb. 261

Thun, Ernst Thun, Ida

98

98

Westhof, Josef

Abb. 79 Abb. 79

Wieck, Heinrich Adolph Abb. Bildteil

Abb. 261

Thun, Martha

Abb. 261 Westhof, Melitta

Abb. 261

Sommer Bild 4

Abb. 261

Wilde, Oscar

97

Wilhelm II., Kaiser Thun, Wilhelm

Abb. 261

Vegt, Astrid Fiehland van der

148, 258

Witt, Johann Gottfried 211, 213,

215 – Abb. 212 Voght, Caspar

261 –

Wohlers, Wilhelm Wolf, Christa

10, 18–20, 127, 129f.,

14 f.

18, 25, 264

101

Wullbieter, Paul

23, 26, 264

135, 140–142, 178, 202, 237, 257, 260, 261, 262, 263 – Abb. 129, 140,

Zehle, Walter

Bildteil Sommer Bild 2, Bildteil Herbst

Zeise, Alfred

Bild 8

Zeise, Heinrich (1718–1794)

150

Zeise, Heinrich (1793–1863)

150

Zeise, Heinrich (1822–1914)

150

Vorwerk (Familie) Vorwerk, Adolph

127, 261 261

Vorwerk, Christiane

261

241 149, 150 – Abb. 149

Zeise, Theodor

Vorwerk, Friedrich

261 – Abb. 261

Voss, Christiane de

261

Zweig, Arnold

150 10

Die unten im Buch durchlaufenden Namen wurden im Spätsommer 2013 von den Grabsteinen des Friedhofs in Nienstedten notiert. Nicht immer waren die Schriften leicht zu entziffern, manchmal konnten sie sogar nur ertastet werden.

Zilliger • Zilm • Zimmer • Zimmermann • Zindler • Zippel • Zoder • Zoellner • Zöhfeld • Zorn • Zubke Züchtig • Zuckarolli • Zühlke • Zurus • Zuschke • Zweiling • Zwiener


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.