world’s
bestsounding magazine
Ausgabe 2 • 2010 Jahrgang 13
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Lizz Wright Zurück zu den Wurzeln – oder: „Der Berg erscheint dem Bergsteiger aus der Ebene klarer.“
Trombone Shorty Er spielt Posaune, seit er vier Jahre alt war. Wynton Marsalis ist sein größter Fan. Müssen Sie noch mehr wissen?
Charlie Haden Sein Quartet wird 25 und der einst so wilde Mann feiert das Jubiläum würdig, stilvoll und mit erstklassiger Unterstützung. Außerdem: Norma Winstones erste drei Jazzplatten / Nikki Yanofskys erstaunliche Stimme / Ein Kessel Buntes von Till Brönner / Spirituelle Lehren von Charles Lloyd / Brian Culbertson wurde nicht ohne Seele geboren / Jerry Lee Lewis und ein paar alte Freunde / Ulrich Tukurs Ode an die Nacht und, und, und. News, Tourdaten und Neuerscheinungen jede Woche neu auf www.jazzecho.de
KEITH JARRETT / CHARLIE HADEN
JASMINE „These are great love songs played by players who are trying, mostly, to keep the message intact. I hope you can hear it the way we did.“ Keith Jarrett, from his liner notes
www.keithjarrett.de www.ecm-sounds.de www.ecmrecords.com ECM
d mit Matthias Brandt | Mo hé feat. Nelson Veras | So 03.10. Ein Aben Knut Rössler & Johannes . Festivalhighlights Sa 02.10. Manu Katc mble | Do 07.10. Sophie Zelmani | Fr 08.10 | Di 12.10. Tomasz Stanko N 04.10. Jan Garbarek und The Hilliard Ense RONI sch’s Bärt Nik . 09.10 ntik Quartet | Sa el Prandl | Mo 18.10. Peter Vogt | Fr 08.10. Henri Texier Transatla Dani ng, Siffli as . Sarah Kaiser | Sa 16.10. Thom Spalding | Sa 23.10. Rolf a Quintet | Do 14.10. Grace Kelly | Fr 15.10 ranz Mi 20.10. Hazmat Modine | Fr 22.10. Espe ma Quartet | Mi 27.10. Post e Evans Quintet | Mi 20.10. Morcheeba | Tinek . 25.10 Mo | ré Hono Henriksen, Erik er All Star Quartet Berg Kühn & TRI-O | So 24.10. Jan Bang, Arve Karl . 31.10 So | ites 31.10. Bibi Tanga & The Selen nteurs | Di 02.11. Arpe des Trombone Shorty | Fr 29.10. Oval | So été Soci Bartz | Di 02.11. Denis Colin & la Gary feat. tet Quar r Tyne oy . Youn Sun Nah, McC 04.11 Do 01.11. | | Mo Bocoum feat. Habib Koité, Oliver Mtukudzi, Afel Power Trio Belew n Adria Hindi Zahra | Mi 03.11. Acoustic Africa 10.11. Mi | msen Wille r tet West | Di 09.11. Roge Fredrika 14.11. So | Trio ssa Ulf Wakenius | Fr 05.11. Charlie Haden Quar z-Nu Lópe an Messengers | Sa 13.11. Harold ock | Fr 19.11. Brad Hanc | Fr 12.11. Chucho Valdés & The Afro-Cub ie Herb 18.11. Do | aard Nerg Silje 70 | Mi 17.11. Stahl | Di 16.11. Caribou | Di 16.11. Root Mehldau’s Highway Rider
Heidelberg Mannheim Ludwigshafen
12. Internationales Festival für Jazz und Anderes
ECM 2165 CD 273 3485
For All We Know / Where Can I Go Without You / No Moon At All / One Day I‘ll Fly Away / Intro - I‘m Gonna Laugh You Right Out Of My Life / Body And Soul / Goodbye / Don‘t Ever Leave Me
02. Oktober bis 19. November 2010 Das komplette Programm unter www.enjoyjazz.de
Kulturvision2015
Editorial Text: Astrid Kieselbach | Foto: Ben Wolf Liebe JazzEcho-Leser, einen Korb voll farbenfrohen Gemüses aus dem eigenen Garten ließ sie ihrem Nachbarn da, als sie sich neulich auf den Weg nach Europa machte. Das musste ja gegessen werden. Rote und gelbe Tomaten, Kürbisse, Melonen, Zwiebeln, Paprika – Lizz Wright hat uns in Berlin auf ihrem Laptop Fotos von ihrer Ernte gezeigt. Sehr eindrucksvoll. Da sind die eigenen Resultate im innerstädtischen Berliner Schrebergarten wohlweislich nicht mehr zur Sprache gekommen. In den Bergen von South Carolina wächst alles viel üppiger, damit kann man sich beruhigen.
Oder liegt es doch an der Gärtnerin? Lizz Wright ist umgezogen. Von Brooklyn in New York City hinaus aufs Land und in die Berge. Das Leben dort hat vollkommen andere Bezugspunkte. Daran muss es liegen, dass die Frau, die musikalisch ohnehin schon immer tief verwurzelt schien, nun endgültig bei sich selbst angekommen ist. Die Essenz von Lizz Wright, ihre ureigene musikalische Aussage: Das ist es, was man auf „Fellowship“ zu hören bekommt. Wer die Frau schon kennt, wird jetzt ahnen, worauf er sich freuen darf. Wer nicht, liest auf jeden
Fall unsere Titelgeschichte ab Seite 6. Liebe Leser, im ereignisreichen Fußballsommer haben wir eine JazzEchoAusgabe ausgelassen. Wir wähnten Ihre Aufmerksamkeit in Südafrika. Wer wehmütig an diese Wochen zurückdenkt, dem empfehlen wir ein temperamentvolles Souvenir: Die schönsten Tracks der südafrikanischen Trompetenlegende Hugh Masekela, geschmackvoll ausgesucht von Till Brönner. Mehr dazu unter www.jazzecho.de. Die Party muss nicht zu Ende sein! Ihre Astrid Kieselbach.
Astrid Kieselbach Chefredakteurin
Inhalt dieser Ausgabe Mix Prof. Jazz / Wirbel um ... Christian Scott / 5 Fragen an Charlie Haden / Norma Winstones erste Jazzplatte. Vielseitig verwurzelt Lizz Wright mit Gospelklassikern und neuen Spiritsongs. Get Shorty! Trombone Shorty spielt Posaune, seit er halb so groß war wie eine. Das Jazzhäkchen ist die ganz normal außergewöhnliche 16-jährige Sängerin Nikki Yanofsky. Wiedererkennbar bunt Was man im Englischen „eclectic“ nennt, heißt bei uns Till Brönner. From New York with Love James Gavin Liebeserklärung an den Pianisten Frank Chastenier. Spiegel ohne Raum und Zeit Und darin: Charles Lloyd. Voll auf die Zwölf Brian Culbertson bringt ein Dutzend Beweise, dass auch ein Weißer Soul haben kann. Fiesling mit Freunden Jerry Lee Lewis hat ein neues Album und viele alte Kumpel. Bärenmarke auf CD 35 Jahre Bear Family. Liebe, Drama, Wahnsinn diesmal vom Bassbariton Thomas Quasthoff. Mitternachtsspitze Ulrich Tukur besingt die ganze Nacht. Gut geflüstert, Löwe! Der einst so wilde Charlie Haden feiert 25-jähriges Bandjubiläum. Auf den Hund gekommen ist Paolo Conte auf dem Cover seines neuen Albums. Mitschwingen mit dem Anat Fort Trio. Und Minimale Module von Nik Bärtsch. Vollendet unvollendet ist Gustav Mahlers Zehnte Symphonie nach Matthew Herberts Interpretation. Shortcuts ausführlich und JazzEcho-Konzertführer diesmal ab
Seite 4 Seite 6 Seite 8 Seite 10 Seite 11 Seite 12 Seite 14 Seite 15 Seite 16 Seite 16 Seite 18 Seite 19 Seite 20 Seite 22 Seite 23 Seite 24 Seite 25 www.jazzecho.de
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Fragen Sie Prof. Jazz Der diensthabende Chefjazzer
Neulich begegnete mir der „Gospel Blues“ von Blind Willie Johnson, was mich nicht nur musikalisch begeisterte, sondern auch überraschte, da ich bisher annahm, die beiden Musikstile wären diametral entgegengesetzt. Jetzt meine Frage: Gibt es auch „Gospel Jazz“? Mit freundlichem Gruß, Christian Mencke, Sottorf
Professor Jazz beantwortet in jedem JazzEcho die interessantesten Leserfragen. Haben Sie auch eine? Dann schicken Sie diese bitte an: prof.jazz@jazzecho.de
Ich glaube ja. Obwohl das Eis immer oft und gern zusammen. Beste Beispiele dann besonders dünn wird, wenn es um finden sich etwa in Duke Ellingtons Suite derartige Stilfragen geht, ist die Beweis- „Black, Brown And Beige“, für die er mit Mahalia Jackson den „23rd Psalm“ last zum Thema „Gospel Jazz“ ervertonte, oder auch im gesamdrückend. Nicht nur, weil viele ten Œuvre des predigenden der wichtigsten amerikaMit „Wade In Saxophonisten Vernard nischen Jazzmusiker schon The Water“ schaffJohnson. Mit Ramsey Lewis’ in der Wiege reichlich Goste es ein „Gospel Version von „Wade In The pel in ihrer musikalischen Jazz“ sogar in die Water“ (einem Kirchenlied, Nahrung hatten, kommen Charts. mit dem sich die Sklaven disdie „Guten Nachrichten“, (altkret warnten, bei der anstehenenglisch „godspell“ als wörtliche Übersetzung des latinisierten grie- den Flucht durch einen nahen Fluss zu chischen Worts „evangelium“) und die waten, damit die Spürhunde keine Fährgeschlechterverkehrende „anstrengende te aufnehmen konnten) fand sich sogar Aktivität“ des kreolischen Wortes „Jass“ ein „Gospel Jazz“-Hit in den Charts wie-
Wirbel um ...
der. Mein persönlicher Favorit ist momentan „Steal Away: Spirituals, Hymns And Folk Songs“, das der im Mai verstorbene Pianist Hank Jones 1995 im Duo mit dem Bassisten Charlie Haden aufgenommen hat. (2011 erscheint mit „Come Sunday“ ein zweites Album der beiden postum.) Und natürlich das Album „Fellowship“ von Lizz Wright. Wie auch immer man diese Musik nennen mag, ich sage dazu nur: Halleluja!
Christian Scott
Text: Jörg Eipasch | Foto: Kiel Scott Der Hurrikan Katrina hat 2005 nicht nur halb New Orleans zerstört, sondern in Christian Scott auch ein Ventil für seine lange schwelende Wut geöffnet. War das wenige Monate vor Katrina aufgenommene Debütalbum „Rewind That“ noch weitgehend unpolitisch und durchaus mainstreamkompatibel, so schlug der junge Trompeter auf dem 2007 erschienenen Nachfolgealbum „Anthem“, das er seiner verwüsteten Heimatstadt widmete, schon deutlich radikalere Töne an. So richtig in Fahrt gekommen ist er aber erst auf seinem jüngsten Album „Yesterday You Said Tomorrow“. Da bezeichnet er die Polizeibehörden von New Orleans als „Ku Klux Police Department“ und verspottet die Boykotteure von Obamas Reformpolitik als „The American’t“. Auch in Interviews gibt sich Scott, der – jung, schwarz, gutaussehend, originell und hochtalentiert – alles hat, um als Vorzeigemusiker der Jazzszene zu dienen, gerne rebellisch. Etwa, wenn er Jonathan Fischer im „Spiegel“ anvertraut, dass er George Bush vor fünf Jahren am liebsten die Kehle durchgeschnitten hätte oder dass er vieles von dem, was heute als Jazz firmiert, für „verweichlichte Musik“ und „blutleere Fingerübungen“ halte. Wenn ihn konserva4
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Christian Scott
tive Jazzfans deswegen für ein „Arschloch“ halten, dann hat er damit auch kein Problem. Musste mit diesem Vorwurf doch einst auch sein großes Idol Miles Davis leben. Und in dessen Spuren wandelt Christian Scott mit jedem Album souveräner. www.christianscott.de
5 Fragen an Charlie Haden Foto: Jim McGuire Was wären Sie geworden, wenn nicht Musiker? Humanistischer Psychologe. Der perfekte Song ... wartet auf einer Bergspitze auf seine Entdeckung.
Es gibt nichts Schlimmeres als ... Es gibt immer etwas Schlimmeres, aber zum Glück gibt es auch immer etwas Besseres! Nicht ohne meinen ... Cappuccino!
Das Leben könnte so schön sein, wenn … Politiker, Banker und CEOs nicht süchtig nach Geld wären.
www.charliehaden.de
Charlie Haden
Meine erste Jazzplatte Norma Winstone über ihre dreifache Einführung in den Jazz. Foto: Glauco Comoretto
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eine erste Jazzplatte? Ich würde lieber über meine ersten drei Jazzplatten schreiben. Ganz einfach deshalb, weil jede dieser Platten einen bestimmten Abschnitt in meiner Entwicklung markierte. Ohne sie würde ich heute nicht die Art von Jazz machen, die mir so wichtig ist. Meine Schallplattensammlung bestand anfangs überwiegend aus 78er Schellackscheiben von Sinatra. LPs kamen damals gerade erst auf den Markt. Ich ging noch zur Schule, arbeitete samstags als Ladenhilfe und sparte meinen Lohn, um mir einen dieser teuren Schätze leisten zu können. Anstatt Hausaufgaben zu machen, hörte ich Radio Luxembourg, dort spielten sie jeden Abend ein Stück von der LP „Ella And Louis“. Die Musik nahm mich vollkommen gefangen: nicht nur der Gesang, sondern auch die Pianobegleitung von Oscar Peterson, die sich darauf beschränkte, die Sänger zu unterstützen, und ihnen nie in den Weg kam. Die anderen Musiker waren Herb Ellis, Ray Brown und Buddy Rich, und es schien mir eine wunderbar subtile Aufnahme zu sein, die aber zugleich höllisch swingte. Von dieser Platte lernte ich viel darüber, wie man einen Jazzstandard singt.
Die nächste Platte war Dave Brubecks „Jazz Impressions of the U.S.A.“. Es galt fast schon als schick, mit der LP unterm Arm gesehen zu werden. Sie passte zum Haarschnitt der Collegeschüler und zu ihren italienischen Anzügen! Durch diese Platte wurde mir bewusst, dass Jazzmusiker eigene Kompositionen schrieben, die anders strukturiert waren als Standards. Ich las, dass diese Musiker improvisierten. Ich glaube, das hätte ich auch so gemerkt, allerdings waren Paul Desmonds Improvisationen so „mitsingbar“, dass sie auch ausnotiert hätten sein können. Ich hörte die Platte so oft, dass ich die Soli bald aus wendig singen konnte. Zu diesem Zeit
punkt hatte ich meine Gesangslaufbahn noch nicht begonnen, wusste aber schon, dass ich singen wollte. Nach dieser Platte war mir auch klar, dass ich nicht nur Standards singen wollte; sie eröffnete mir in meiner Fantasie neue Möglichkeiten. Die einflussreichste Platte aber war Miles Davis’ „Kind Of Blue“. Neben den tollen Soli von Coltrane und Adderley, die ich – leider vergeblich – zu singen versuchte, faszinierten mich die modalen Kompositionen, die so offen waren, dass ich es wagte, ganz eigene Soli auszuprobieren. Miles zu kopieren war nicht unmöglich, da er weniger Noten spielte. Bill Evans’ Akkorde klangen ein wenig nach Debussy. Solch eine Musik hatte ich noch nie zuvor gehört. Damals sang ich vor allem Standards, aber diese Platte ließ mich davon träumen, dass die Stimme auch einen Klang besaß, der hervorragend zu solcher Musik passen würde. Ich hatte keinen Schimmer, wo ich anfangen sollte, aber ich wusste, was nun mein Ziel sein würde: meine Stimme in jeder nur erdenklichen Musik als integralen Bestandteil einzubringen. www.ecm-sounds.de
Norma Winstone Stories Yet To Tell ECM CD 273 7426
Norma Winstone
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Vielseitig verwurzelt Für ihr viertes Album „Fellowship“ besinnt sich Lizz Wright auf ihre Wurzeln. Mit Gospelklassikern und neuen Spiritsongs von und mit Meshell Ndegeocello, Angélique Kidjo oder Joan As Police Woman.
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Text: Götz Bühler | Foto: Shervin Lainez
Lizz Wright Fellowship Verve CD 274 7090 LP 275 1415 erscheint am 08.10.
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ch bekomme oft zu hören, ich sei ‚stilistisch so vielseitig’, man fragt mich: Wer oder was bist du eigentlich?“, erzählt Lizz Wright mit einer so bedachten, melodiösen Stimme, dass man sie schon sprechend förmlich singen hört. „Solche Fragen irritieren mich, denn in meiner Wahrnehmung passt alles ganz klar zusammen. Sicher, ich forsche gerne und probiere Dinge aus. Aber nur weil ich immer wieder und überall Gemeinsamkeiten entdecke.“ In allem, was sie sich zu eigen gemacht hat, erklärt Lizz Wright, erkenne sie denselben Kern. Als ihr jemand zum Beispiel erklären wollte, was der Blues sei, sagte sie nach ein paar Takten: „Kenne ich aus der Kirche. Sie singen dort dieselben Changes, die gleichen Harmonien, mit einem sehr ähnlichen Gefühl.“ Soweit sie auch hinaus in die musikalische Welt gegangen sei und so breit ihr Weg auch gewesen ist, es gab immer ganz deutliche Anzeichen für den nächsten Schritt, schon bevor sie ihn machte. Auch der Weg zu ihrem neuen Album war für Lizz Wright klar: zurück zu den Wurzeln, zu ihren musikalischen Ursprüngen, ohne Umschweife in eine emotionale Kuschelecke. Die befindet sich für eine Künstlerin ihres Formats, die von der „New York Times“ bis zum „Jazz thing“ als große Jazz-Hoffnung gefeiert und trotzdem immer die Pfarrerstochter aus Hahira, Georgia, bleiben wird, vor allem im Gospel. „Manchmal muss man einfach die Lieder singen, die man mitbekommen hat“, sagt sie. „Ich habe tief in meinem Herzen gespürt, dass ich dieses Album auch für meine Familie machen muss – ohne dabei persönlich zu werden, das ist unnötig. Diese Lieder richten sich an sie, und ich singe sie für sie. Wenn man zeigen will, wie weit man gekommen ist, ohne sich selbst zu vergessen, macht man das am besten mit der Musik, die man von frühester Jugend an kennt. Diese Lieder brauche ich genauso sehr, wie ich meine Familie brauche.“ Lizz Wright sagt neben „family“ auch oft „my people“, was bei ihr eindeutig zweideutig ist: Die Lieder von „Fellowship“ richten sich ebenso sehr an ihre Eltern und die Geschwister wie an die gesamte Schar der ihr Gleichgesinnten und an alle Afroamerikaner. In „I Remember, I Believe“, einer Komposition von Dr. Bernice Reagon, einer Bürgerrechtlerin und der Gründerin des legendären GospelEnsembles Sweet Honey In The Rock, heißt es: „I don’t know how my mother walked her trouble down, I don’t know how my father stood his ground, I don’t know how my people served by slavery … I do remember, that’s why I believe“. Diese Zeilen singt Lizz Wright so ruhig und eindringlich, dass es einem Schauer über den Körper jagt, noch oder gerade heute, fünfzig Jahre nach den Greensboro Sit-ins, der schwarzen Bürger-
rechtsbewegung, und kurz vor dem Jubiläum der legendären Freedom Rides, die in den Südstaaten erst 1965 zu einem einigermaßen gerechten Wahlrecht für Afroamerikaner führten. „Fellowship“, das Album, ist eben auch eine Art „emotionales Politikum“. Immer wieder ruft es zum Zusammenhalt auf, zur titelgebenden „Gemeinschaft“ oder „Gemeinde“, ohne marktschreierisch zu sein oder den Zeigefinger zu erheben. So intensiv und universell wirkt Lizz Wrights Mission, dass sie den Zuhörer auch jenseits von Konfessionen oder Glaubensfragen erreicht. Woran auch immer man glaubt, dem spannenden Auf und Ab des „Gospel Medley“, dem innigen „Amazing Grace“ oder dem hypnotischen Chanting von „God Specializes“ kann und will man sich nicht entziehen. Man muss nicht mal glauben, fühlen reicht. Lizz Wright findet ihren Gospel nicht nur in alten Gesangsbüchern. Im Gegenteil. Neben spirituellen Klassikern aus der Feder von Eric Clapton („Presence Of The Lord“) oder Jimi Hendrix („In From The Storm“), interpretiert diese Personifizierung des Wortbildes „down to earth“, diese Stimme der verzauberten Vernunft, auch Überraschendes aus dem aktuellen Pop-Kanon. Schon der Opener, ein Stück der Sängerin und Bassistin Meshell Ndegeocello, fasziniert mit einer sagenhaften Melodie und klaren Worten zu ewigen Fragen, irgendwo zwischen Folk-Funk und Bob Marley. Die Ballade „Feed The Light“, geschrieben von und gesungen mit Alt-Pop-Star Joan Wasser a.k.a. Joan As Police Woman, wirkt gleichermaßen harmonisch wie aufregend. Und beim kurzen „Oya“, einem Duett von und mit der Vokalistin Angélique Kidjo aus dem westafrikanischen Benin, braucht man nicht einmal Sprachkenntnisse, um den schönen Sinn zu begreifen. Aber wie passen diese neuen Lieder zu den alten Wurzeln? „Man könnte es meine neuen Wurzeln nennen“, meint Lizz Wright mit einem ironisch schmunzelnden Unterton. „Nach den vielen Konzerten und Strapazen des letzten Albums, habe ich mir eine Auszeit gegönnt – und eine Ausbildung am Natural Gourmet Institute in Manhattan gemacht. Das hat mich nicht nur erfrischend raus aus der Welt des Musikgeschäfts gebracht, es hat in mir auch das Bedürfnis nach neuer Musik geweckt.“ Stundenlang fuhr sie mit der Bahn zu ihren Koch- und Confiseriekursen in die Stadt und hörte dabei Musik, die ihr ihre langjährige Kollegin Toshi Reagon empfohlen hatte, dieselbe Singer/Songwriterin (und Tochter von Dr. Bernice Reagon), die jetzt dieses berührende, belebende und begeisternde „Fellowship“ gemeinsam mit dem NorahJones- und Cassandra-Wilson-Produzenten Brian Bacchus produziert hat.
Lizz Wright 1980 Am 22. Januar erblickt die Pastorentochter in Hahira, Georgia, das Licht der Welt.
1999 Bisher für ihre christlichen Choräle preisgekrönt, begeistert Lizz Wright das Publikum einer Jam-Session beim Atlanta Jazz Festival – darunter auch einen Talentscout von Verve.
2001 Im Rahmen eines „Billie Holiday Tributes“ in L.A. und Chicago stiehlt sie Lou Rawls und Dianne Reeves die Schau. „Sie kam als Unbekannte auf die Bühne“, schrieb Don Heckman für die „L.A. Times“. „Fünfzehn Minuten später ging sie als Star.“
2003 Ein Jahr nach ihrem Gastauftritt auf Joe Samples Album „The Pecan Tree“ veröffentlicht Verve ihr Debütalbum „Salt“, das im Folgejahr Platz 2 der Billboard Contemporary Jazz Charts erreicht.
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Lizz Wright
„Der Berg erscheint dem Bergsteiger aus der Ebene klarer“, zitiert Lizz Wright den Dichter Khalil Gibran gegen Ende des Gesprächs. Was wohl auch sagen soll, dass sie ein paar Jahre fernab ihrer tiefen Gospel-Wurzeln verbracht hat, abgesehen von ihrer ewigen Zugabe „Amazing Grace“, und dadurch auch den TillAbstand Brönner gewinnen konnte, der sie diese Traditionen jetzt noch besser verstehen und natürlicher transportieren lässt.
„Ich befinde mich momentan an einem sehr glücklichen, geerdeten Ort in meinem Leben“, sagt sie. „Ich verdanke meine neue Musik meinen Ahnen, und darüber bin ich sehr froh.” www.lizzwright.de
Ihr viertes Album heißt „Fellowship“ und schlägt eine sehr persönliche Brücke von Gospel zu Pop – mit Gästen wie Meshell Ndegeocello und Angelique Kidjo.
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Get Shorty! Seit seinem vierten Lebensjahr heißt Troy Andrews nur Trombone Shorty. Gefeiert von Wynton Marsalis und Lenny Kravitz, zündet der inzwischen 24-Jährige aus New Orleans jetzt seine Supafunkrock-Bombe.
Trombone Shorty
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Text: Götz Bühler | Foto: Kirk Edwards
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s wäre eine Schande, wenn Troy Andrews etwas anderes als Musiker geworden wäre. Geboren im Stadtteil Tremé in New Orleans, wo, wie er sagt, „Jazz erfunden wurde – mehr oder weniger“, imitierten Troy und seine Freunde schon im Kindergarten die Brass-Band-Umzüge der Großen. „Wir nahmen uns Pappkartons als Trommeln, pusteten in Gartenschläuche und Plastiktrichter“, erinnert er sich. „So zogen dann etwa fünfzig Kids um den Block, immer im sicheren Abstand zur echten ‚Second Line‘. Als wir dann richtige Instrumente bekamen, waren wir nicht mehr aufzuhalten.“ Sein großer Bruder James sieht den eben Vierjährigen mit einer Posaune, doppelt so lang wie Troy selbst, in einem Musikumzug und tauft ihn „Trombone Shorty“. Der Name blieb, das Talent wuchs. Dass dieser „Shorty“ nicht nur die eigene Familie beeindruckte, zeigt ein altes Foto mit Bo Diddley, auf dem sich der Rock’n’RollMeister mit anerkennendem Blick zu dem kleinen Posaunisten herunterbeugt. Zum Star geboren? Möglich. Musik im Blut? Wahrscheinlich. Einer der spannendsten neuen Musiker und Entertainer des Jahres? Sicherlich. „Wenn man aus New Orleans kommt, ist man immer von diesen Helden umgeben, die nicht nur großartige Musiker, sondern auch fantastische Entertainer sind, angefangen mit Louis Armstrong“, meint Troy Andrews. „Das ist mein Idol, dem eifere ich nach. Wenn ich nur auf der Bühne stehe und Musik mache, langweilt mich das. Also wollte ich ein echter Entertainer werden und singen, tanzen oder sonst was machen, um das Publikum anzuheizen und zum Mitmachen zu bewegen.“ Sein direktes Vorbild war dabei der „Satchmo of the Ghetto“, sein Trompete spielender Bruder James. Kurz nach den oben erwähnten Pappkartons und Plastiktrichtern bringt James seinem kleinen Bruder das Schlagzeugspielen bei und schenkt ihm auch „die kleinste Trompete der Welt“. Troy ist drei Jahre alt, als er außerdem Posaune lernt, um endlich in der Band seines Bruders mitspielen zu können. Mit elf zieht er an den Wochenenden mit seiner eigenen Band zum Jackson Square im French Quarter, um Straßenmusik zu machen. Wenn es gut läuft, rasselt Kleingeld in die Instrumentenkoffer, bis zu 400 Dollar pro Kopf. Troy ist noch nicht mal Teenager, da steigt er noch ein Level weiter auf und begeistert das Publikum bei eigenen Club-Gigs – darunter auch The Edge und Bono von U2, die er, wie sie sagen, regelrecht „hypnotisierte“, weshalb sie „nach ein paar Tequilas mit lauter Mädchen auf der Bar tanzten“. Auch die Lokalmatadoren loben den Knirps mit dem Langhorn, Wynton Marsalis nennt sich seinen „größten Fan“. Doch auf solchen Lorbeeren ruht sich Trombone Shorty nicht aus. Er lernt unermüdlich neue Songs, egal woher und worüber, von Marschmusik über AC/DCs „Back In Black“ bis zu Hip-Hop-Hits. „Jazzmusiker können so engstirnig sein”, sagt er. „Ich wollte auf keinen Fall einer von denen sein, die immer wieder dasselbe Zeug recyclen. Wie soll man dabei wachsen können? Außerdem wollte ich immer für Leute spielen, die so alt sind und ähnliche kulturelle Referenzen haben wie ich. Ich muss mich selbst und das Publikum bei Laune halten.“ NebenTill Brönner bei schreiben Troy und seine Band Orleans Avenue auch immer
mehr eigene Songs, nehmen mit 17 ihre erste CD auf und gründen gleich noch ein Label. Ein Jahr und drei Alben später („Wie viele wir davon verkauft haben? Kommt drauf an, wer fragt: Tausende, wenn ich ehrlich bin. Nicht mal zwölf, wenn mich die Steuer fragt.“), kommt die große Chance: Lenny Kravitz holt den eben 18-Jährigen in seine Band. „Als mich ein gemeinsamer Freund vorschlug, war Lenny zuerst skeptisch. ‚Ich will einen mit Soul – wie kann ein 18-jähriges Kind Soul haben?‘ Trotzdem flog er mich nach Miami ein. Nach dem Vorspielen meinte er: ‚Du bist in der Band. Aber du musst dir den Arsch aufreißen, um zu bleiben. Okay?‘ In den nächsten drei Wochen musste ich seine komplette Musik aus etwa 20 Jahren lernen. Aber ich habe es geschafft. Obwohl meine Schwester meinte, das sei so, als wäre der Basketballer Kobe Bryant direkt von der Highschool in die Oberliga gekommen.“ „Backatown“, Trombone Shortys Major-Debüt, war in den USA sofort ein Erfolg. Natürlich wegen der brachialen Grooves, der extrem tighten Produktion, dem Mitsing-Hit „Something Beautiful“ und all der anderen Hüftenschwinger und Kopfnicker – aber auch wegen seiner Vorgeschichte und der ausgewählten Features, etwa von Lenny Kravitz oder Allen Toussaint. Die Fernseh- und Radiostationen sind begeistert von diesem smarten und eloquenten Hipster, laden Troy von der „Morning Show“ bis zu „Late Show with David Letterman“ ein, nutzen seine rockigen Funk-Lieder als Erkennungsmelodien. Der schlan ke Muskelmann bekommt sogar eine Rolle in der HBO-Serie „Treme“. Damit auch der Rest der Welt ins vielstimmige „Go, Shorty!“ einfällt, trat Trombone Shorty knapp einen Monat nach der US-Veröffentlichung mit seiner Band im Verve Club in Berlin auf. Nach der vierten Zugabe, nach einem so intensiven wie unterhaltsamen Set, bei dem Troy und seine Band wirklich alles gegeben haben – einmal sogar die Instrumente durchgetauscht, so dass sich der Leader am Schlagzeug beweisen konnte – bebte der Laden noch immer. „Mann, so machen wir das eben in New Orleans“, lacht er im Backstage. „Wenn ich irgendwas in meiner Zeit mit Lenny Kravitz gelernt habe, dann, dass man sich sein Publikum erarbeiten muss – je mehr du ihnen gibst, umso mehr bekommst du zurück. Zuzusehen, wie er 16.000 Menschen unter Kontrolle hat, die mit ihm lachen, weinen und feiern, war eine tolle Lektion. Aber es fängt immer mit dir an, denn du …“ Er bricht mitten im Satz ab, hört auf die Musik aus dem Club. „Wer ist dieser DJ? Eben hat er schon was von Dr. John gespielt – und das ist jetzt Allen Toussaint, oder? Woher kennt der das Zeug?“ Als er hört, dass heute Abend der Chef persönlich die Platten auflegt, schüttelt er lachend den Kopf. „Mann, und ich dachte, ich wäre hip! Ein Glück, dass ich erst Anfang zwanzig bin – da darf man schließlich noch lernen.“ www.tromboneshorty.de
„Je mehr du dem Publikum gibst, desto mehr bekommst du zurück.“ Trombone Shorty
Trombone Shorty Backatown Verve CD 274 7947
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Nikki Yanofsky
Das Jazzhäkchen Generationsprobleme waren gestern – heute singt eine 16-Jährige genauso gerne und gut die Klassiker von Ella Fitzgerald, Duke Ellington und den Beatles. Allerdings ist Nikki Yanofsky auch nicht irgendeine 16-Jährige.
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Text: Götz Bühler | Foto: Steven Haberland
Nikki Yanofsky Nikki Decca CD 273 9063
10 www.jazzecho.de
ein erster öffentlicher Auftritt war beim Montreal Jazz Festival vor 125.000 Menschen”, erzählt Nikki Yanofsky in einer Hamburger Hotelsuite. „Als wir nach dem ersten Set in die Garderobe gingen, konnte ich zum ersten Mal das gesamte Publikum sehen. ‚Guck mal, wieviele Leute, Mami!‘ Meine Mutter nickte nur. Und ich: ‚Die kann ich doch nicht warten lassen. Sollten wir nicht lieber gleich das zweite Set spielen?‘ Ich wollte immer Aufmerksamkeit. Ich liebe es, die Leute zu unterhalten.“ Nur einmal, sagt die Kanadierin, sei sie etwas nervös gewesen: Bei ihrem Auftritt vor etwa zwei Milliarden Fernsehzuschauern, als sie in Vancouver die Eröffnungshymne der Olympischen Winterspiele 2010 sang. „Aber das hatte eher mit meinen Highheels zu tun“, lacht die dunkeläugige Jeansträgerin. „Ich hatte Angst, vor der ganzen Welt diese riesige Treppe herunterzufallen. Das hätte mir ähnlich gesehen. Ich bin nicht die Geschickteste.“ Nikki Yanofsky betont gerne, dass ihr das Label „Jazzsängerin“ von außen aufgedrückt wurde und sie sich „nie selbst so bezeichnet hat“. Sie sagt: „Ich bin eine Sängerin. Punkt. Ich liebe gute Musik. Warum sollte ich mich da auf einen Stil beschränken?“ Trotzdem ist es bemerkenswert, dass sie eben nicht nur nahezu perfekt intoniert und phrasiert, sondern ihre Talente vor allem auf die Klassiker ihres Idols Ella Fitzgerald anwendet. Bis jetzt. Nach ihrem „Airmal Special“ auf dem Sampler „We All Love Ella“ von 2007 („Ich klinge wie auf Helium. Na ja, ich war auch erst 12.“), veröffentlichte sie 2008 ihr KanadaDebüt „Ella … Of Thee I Swing“, eine Live-Aufnahme mit Bigband, die für zwei Juno Awards nominiert war. „Nikki“ heißt
nun der „internationale“ Erstling. Das Album beginnt, erwartungsgemäß, mit einem Standard, und dann gleich Ellingtons Manfred Eicher New-York-Gassenhauer „Take The A Train“, den Yanofsky mit ein bisschen Textkosmetik für Anspielungen an die NY-Initialen-Gleichheit nutzt. Neben weiteren Evergreens fallen auf diesem von Starmacher Phil Ramone produzierten Album besonders die neuen Songs auf. An nur zwei Tagen gemeinsam mit Jesse Harris, von dem einige der besten Norah-Jones-Lieder stammen, und dem kanadischen Singer/Songwriter Ron Sexsmith im Keller der Yanofskys in Montreal geschrieben, spürt man bei „Never Make It On Time“ oder „Cool My Heels“ vielleicht am deutlichsten das Potenzial der jungen Sängerin. Das klingt zwar viel weniger nach Ella und mehr nach Katie Melua oder Taylor Swift, aber immer frisch und frei und vielversprechend. Immerhin fängt Nikki Yanofsky eben erst an, so sehr sie auch jetzt schon von Quincy Jones oder Tony Bennett gelobt wird. „Die Leute sagen: Du bist doch erst 16. Willst du nicht erstmal herausfinden, was es sonst noch so gibt?“, erzählt sie. „Warum sollte ich das? Ich kann mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen.“ Ihre Mutter, die daneben sitzt, wirft ein: „Maniküre vielleicht? Das kannst du doch auch …“ Beide lachen. Und dann, wieder ganz ernst und vielleicht ein wenig auswendig gelernt, sagt die frühreife 16-Jährige: „Ich denke, wenn man etwas findet, das man wirklich liebt und am liebsten jede Stunde jedes Tages machen möchte, dann kann und sollte man das nicht einfach loslassen. Oder?“ www.nikkiyanofsky.de
Wiedererkennbar bunt Auf seinem neuen Album singt und spielt Till Brönner Musik von Bach bis zu The Killers. Inspiration für die Auswahl kam von Johnny Cash. Text: Ralf Niemczyk | Foto: Till Brönner
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evor Till Brönner auf sein neues Album „At The End Of The Day“ zu sprechen kommt, unternimmt er einen kleinen Exkurs. Er erzählt von einem Konzert auf dem Leipziger Mediencampus im April 2010, wo er sich zu einem Duett mit dem Percussionisten Günther Baby Sommer getroffen hatte. Ein pures Schlagzeug-Trompeten-Treffen im Geiste von Max Roach und Dizzy Gillespie. Ein Soundclash der Jazzspezialisten. Sozusagen der innere Kern seiner Musik, dem er sich weiterhin mit Freude widmet. Doch seine Perspektive reicht weiter. Und dazu gehört wie selbstverständlich auch Pop, Rock und das Gefühl für zeitlose Sounds. „Recognizable“ ist der Begriff dazu, den Brönner einmal bei Johnny Cash aufgeschnappt hat. Diese Wiedererkennbarkeit oder auch Lesbarkeit ist ihm durchaus wichtig. Nach diesem Kriterium hat er, der hochdekorierte Jazzer, die Bibliothek der populären Musik durchstöbert. Er stieß dabei auf Bach, Beatles, Bowie und The Killers. Eine vielseitige Übung, bei der drei Dutzend Songs gespielt, geprüft und bearbeitet worden sind: „Daraus ist eine Sammlung entstanden, die kunterbunter nicht hätte sein können. Faszinations-Fundstücke aus meinem Leben, die ich letztlich danach ausgewählt habe, welche Möglichkeiten sie mir für den eigenen Ausdruck bieten.“ Die zwölf besten davon hat er – als Trompeter und Sänger in Personalunion – in seinem Sinne interpretiert. Auf musikhistorische Zusammenhänge hat Brönner dabei ganz bewusst verzichtet. „Space Oddity“ von Bowie steht genauso als eigenständiges Statement, wie es keine inhaltliche Brücke zwischen „Human“ von The Killers und „Human“ der britischen New-Wave-Band Human
Till Brönner At The End Of The Day Island CD 275 1368 2 CDs Deluxe Edition 275 1369 LP 275 1365 erscheint am 15.10.
Till Brönner
League gibt. Seine Trompete führt „Air“ aus der Dritten Orchestersuite von Johann Sebastian Bach in andere Sphären. Er durchkreuzt freischwebend ein PopUniversum, bei dem die Beatles der frühen 60er auf das amerikanische 70erDuo Seals & Crofts („Summer Breeze“) treffen. „Wir haben uns bewusst mit einer kompletten Liveband für zwei Wochen ins Planet-Roc-Studio zurückgezogen“, erzählt Brönner. „Dort, im alten DDRFunkhaus, gibt es große, hohe Räume, in denen die alten, analogen Instrumente optimal zur Geltung kommen konnten. Diese organische Stimmung beim Aufnahmeprozess war mir sehr wichtig. Im Anschluss habe ich mit langjährigen musikalischen Freunden auf der ganzen Welt an den Titeln weiter gearbeitet. Für die
Streicher-Recordings sind wir zum Beispiel in Los Angeles ins legendäre Capitol Studio gegangen. Die Holzbläser wurden in Stockholm aufgenommen.“ Hinter den Reglern saß erstmals der Produzent Andreas Herbig, der bislang ganz unterschiedliche Projekte mit Udo Lindenberg, A-Ha oder Ich + Ich betreut hat. Ein inspirierender Arbeitsprozess, bei dem es keineswegs darum gehen sollte, den Arrangements einen bestimmten (Pop-)Sound zu verordnen. Es war eher ein Austausch von Erfahrung und Stilgefühl, bei dem sich Brönner einem Herzens thema widmen konnte: der Zeitlosigkeit. www.tillbroenner.de
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From New York with Love James Gavin James Gavin ist einer der bekanntesten amerikanischen Jazz-Journalisten. Er schreibt für die „New York Times“, „Vanity Fair“ und viele andere. Seine Bücher über Chet Baker und Lena Horne gelten als Standardwerke. Gavin ist ein Fan des deutschen Pianisten Frank Chastenier, hier erklärt er warum.
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Text: James Gavin | Fotos: Till Brönner (Frank Chastenier) & Stephen Paley (James Gavin) iner meiner engsten Freunde ist der Jazzsänger Mark Murphy. Ich verdanke Mark sehr viel, nicht zuletzt tiefe Einsichten in das Denken und Fühlen eines Mannes, der seit über fünfzig Jahren ein intensives Jazzleben führt. Ohne Mark hätte ich auch nie einen Musiker kennengelernt, den ich für genauso einzigartig halte: Frank Chastenier aus Deutschland. Der Jazz hat sich über Jahrzehnte hinweg den Respekt erkämpft, der ihm zusteht. Aber irgendwo auf dem Weg hat er einiges an Seele verloren. Sogar in meiner Heimatstadt New York, wo Bebop und Free Jazz geboren wurden, klingt diese Musik heutzutage mehr nach Konservatorium als nach einem Ausdruck dessen, was man mal „jazz life“ nannte. Die Straße, die Generationen von Jazzmusikern bereisten, war oft hart, aber sie gab ihnen auch viel zu erzählen und auszudrücken mit. Wie kommt es nun, dass Frank Chastenier, der 1966 geborene Pianist, Jazz mit einer solchen Seele und Tiefe spielt, die ich fast überall sonst vermisse? Es ist ganz sicher nicht die Folge eines Lebens voller Leid und Aufruhr. Seit 1991 genießt Frank die Vorzüge einer Festanstellung bei der WDR Big Band in Köln. Er ist mit der „großartigsten Frau der Welt“ verheiratet; beide leben mit der gemeinsamen Tochter im Teenageralter in einer beschaulichen Kleinstadt in der Nähe von Köln, wo Frank auch aufwuchs. Eigentlich liegt nichts ferner, als dass solch ein offensichtlich zufriedener Mensch sich zu Songs voller Sehnsucht und Verzweiflung hingezogen fühlt und sie mit größtmöglicher Verletzlichkeit interpretiert. Frank erklärt es so: „Ich liebe Melodien, und ich bin eher der melancholische Typ.“ Genauso wie Miles Davis, Blossom Dearie und Shirley Horn ist auch er ein Minimalist; die stillen Momente seiner Musik sind min destens so mitteilsam wie die lauteren. „Bei Frank gilt ‚weniger ist mehr‘, deshalb zählt jede Note“, meint Nan Schwartz, die amerikanische Arrangeurin, deren Streicher für ihn den Hintergrund bei diversen Projekten gebildet haben. Und Frank ergänzt: „Normalerweise singe ich bei den Linien und Melo dien, die ich spiele, mit. Und wenn man singt, muss man atmen. Das ist einer der Gründe dafür, dass ich nur die Noten spiele, die ich fühle, und nicht irgendwelche Skalen, nur weil 12 www.jazzecho.de
meine Finger sie bewerkstelligen. Wenn ein Publikum von meiner Musik berührt wird, ist das der größte musikalische ‚Thrill‘, den ich mir vorstellen kann“. Viele Jahre hat es Frank nicht zu einer Solo-CD unter eigenem Namen gedrängt, er fühlte sich stets wohler außerhalb des Rampenlichts. Bis zum Jahre 2004, als sein Debüt-Album „For You“ erschien, co-produziert von Till Brönner, einem Freund seit der gemeinsamen Teenagerzeit. Die „Jazzthetik“ nannte die CD „das vielleicht wichtigste deutsche Jazzalbum der letzten zehn Jahre“. Die meditative, entrückte Stimmung des Vorgängers setzt sich jetzt fort auf „Songs I’ve Always Loved“, Franks zweitem Album auf Emarcy. Erneut coproduziert von Brönner, bringt es Frank wieder mit der Rhythm Section seiner WDR Big Band, Bassist John Goldsby und Drummer Hans Dekker zusammen. Chasteniers ehemaliger Klavierschüler Wieland Reissmann und Nan Schwartz steuern die Streicher-Arrangements bei. Die Songauswahl belegt Franks ungewöhnlich ausgefeilten und vielseitigen Musikgeschmack; sie beinhaltet OperettenThemen, musikalische Markenzeichen von Jacques Brel und Edith Piaf, amerikanische Standards und Franks zarte eigene Miniatur „Little Prelude“. Sogar seine Ausflüge in den Bereich der kommerziellen Popmusik sind kleine Offenbarungen. Auf „For You“ transformierte er Herbert Grönemeyers Monsterhit „Mensch“ in eine langsame, sinnliche Meditation. Etwas ganz ähnliches gelingt ihm auf der neuen CD mit „Mornin’“, Al Jarreaus R’n’B-Ohrwurm von 1983. „Eigentlich ist das ein fröh licher Love Song mit lebendigem Groove“, sagt Frank, „aber ich zeige seine sentimentale Seite“. Das Gefühl von Traurigkeit mag Frank Chastenier anziehen, seinen musikalischen Weg fand er jedoch ohne Schmerz und Zweifel. In ganz jungen Jahren lernte er die Hammond-B3Orgel zu spielen und tauchte tief in die väterliche Schall plattensammlung ein. Mit 13 Jahren wurde er Mitglied im Landesjugendjazzorchester NRW, wo er Till Brönner traf. Später wurde er Mitglied im Bundesjugendjazzorchester („Bujazzo“) unter der Leitung von Peter Herbolzheimer. Dann begannen seine Jahre beim WDR.
Ein Ensemble wie die WDR Big Band gibt es in den ganzen USA nicht; die Musiker arbeiten fest von Montag bis Freitag an stets wechselnden Projekten. „Es kann durchaus passieren, dass ich innerhalb von zwei Monaten mit Gary Burton, Mike Stern, Maceo Parker, Patti Austin und Wolfgang Niedecken arbeite, allesamt völlig unterschiedliche Musiker mit ebenso unterschiedlichen Stilen und Musikverständnissen“, sagt Frank. Dieser Beruf ermöglicht es ihm auch, seine anderen musika lischen Seiten zu zeigen, nicht zuletzt sein Talent, die Hammond orgel zum Glühen zu bringen. Ein eindrucksvoller Beweis ist „Hallelujah, I Love Her So“, einer der Tracks auf „Roots and Grooves“, einer Kollaboration zwischen James Browns ehema ligem Altsaxophonisten Maceo Parker und der WDR Big Band. Meist aber ist Frank der stabile Pol inmitten des energiegeladenen Orchesters. Frank bezeichnet „Songs I’ve Always Loved“ als „den Soundtrack meines Lebens“, wegen seiner vielfältigen emotio nalen Verbindungen zu den Songs. „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ aus dem Film „Der blaue Engel“ – außerhalb Deutschlands als „Falling In Love Again“ bekannt – erinnert ihn an „die großen Komponisten, die wir mal in Deutschland hatten, wie Friedrich Hollaender und Kurt Weill, und die großen Autoren wie Kurt Tucholsky, Thomas und Heinrich Mann und Erich Kästner, bevor die Nazis diese Kultur abgewürgt haben. Manchmal wünschte ich, ich könnte ein paar Tage im Berlin der 20er Jahre leben, nur um einmal das Gefühl und die Gerüche dieser Zeit zu spüren.“ Franks über raschende Harmonien bringen einen Hauch von Ruhelosigkeit in diesen sonst so selbstbewusst-sinnlichen Song. John Goldsby und Hans Dekker tragen ihren Teil zu der mysteriösen Grund
stimmung bei. „Mein Trio mit John und Hans gehört zu den besten Dingen, die mir in meinem Leben passiert sind“, sagt Frank, „weil wir zusammen atmen, wenn wir spielen“. Der gefühlstrunkene Evergreen „Dein ist mein ganzes Herz“ stammt aus Franz Lehars Operette „Das Land des Lächelns“, die Frank erstmals als Kind zu Gehör bekam, sonntagnachmittags im Fernsehen. Nan Schwartz’ silbrig-seidige Streicher sind so subtil, dass man sie mehr zu fühlen als zu hören meint. „Frank lässt einem eine Menge Raum“, erklärt Nan. „Das heißt nicht, dass du diesen Raum auch immer füllen musst, aber da ist eine Menge Platz für meine Farben.“ Die beiden lernten sich vor ein paar Jahren bei den Aufnahmen von Mark Murphys Verve-CDs „Once To Every Heart“ und „Love Is What Stays“ kennen, zwei Projekten, die Till Brönner anstieß und produzierte. „Die Auf nahmen mit Mark Murphy sind absolute Höhepunkte für mich gewesen“, sagt Frank. „Ich wünschte, ich würde so Piano spielen, wie er singt!“ Von einem anderen Meister der herzzerreißenden Ballade, Jacques Brel, stammt „Ne me quitte pas“, ein Song, der Frank tief berührt. Seine beinahe erschreckend emotionale Inter pretation macht das für jeden aufmerksamen Hörer nachfühlbar. Gegen den lautstark vorgetragenen Schmerz der Originalversion stellt er eine ganz leise Intensität, das genaue Gegenteil von Melodrama. Ob Frank es darauf anlegt oder nicht, ich bin überzeugt, dass Aufnahmen wie diese unausweichlich dazu führen werden, dass Frank in den kommenden Jahren noch viel mehr Aufmerksamkeit genießen wird als bereits jetzt. Er hat es verdient, denn er bringt Gefühl und Wahrheit in eine Musik zurück, deren größtes Gut viel zu lange die Technik war. www.frank-chastenier.de
Frank Chastenier Songs I’ve Always Loved Emarcy CD 274 4789
Frank Chastenier
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Jason Moran, Eric Harland, Charles Lloyd und Reuben Rogers
Spiegel ohne Raum und Zeit Man merkt, dass Charles Lloyd nicht nur Saxophonist, sondern auch spiritueller Lehrer ist. „Mirror“, eingespielt mit seiner fantastischen jungen Band, ruht in sich und bewegt gründlich.
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Text: Götz Bühler | Foto: Dorothy Darr / ECM
Charles Lloyd Quartet Mirror ECM CD 274 0499
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ür mich hatte Musik immer etwas Heilendes“, sagt Charles Lloyd. „Als ich damit anfing, wusste ich gleich, dass ich mein Lebensglück gefunden hatte.“ Der 72jährige Saxophonist aus Memphis, Tennessee, gehörte schon Mitte der 60er zu den wichtigsten und spannendsten Musikern einer neuen Szene, die sich mehr um Freiheit, Ausdruck und Selbstfindung kümmerte, als sich um Stil- oder Rassengrenzen zu scheren. Direkt von der University of Southern California war er zu Don Cherry, Eric Dolphy und Ornette Coleman gesto ßen, wurde über Erfahrungen in den Bands von Chico Hamilton oder Cannonball Adderley selbst zum Leader, unter anderem mit Keith Jarrett als Pianist. Am Höhepunkt seiner Popularität, nach sensationellen Verkaufs- und Tourerfolgen, zog er sich 1969 aus dem Musikgeschäft zurück und lehrte in Kalifornien transzendentale Meditation. Erst in den 80ern überzeugte ihn der französische Pianist Michel Petrucciani wieder öffentlich aufzutreten – und aufzunehmen. Seit 21 Jahren bei ECM unter Vertrag, gilt Lloyd heute einerseits als „elder statesman“, andererseits als stetiger Innovator und Impulsgeber. Die „New York Times“ lobt seine Musik als „seltsames und schönes Destillat der amerikanischen Erfahrung (…), teilweise verlassen und wild, teilweise ungeheuer kontrolliert und raffiniert“. Die Kollegen aus L.A. erkennen „eine Reise, die von einer Erleuch tung nach der anderen bestrahlt wird“. Neue Energien gewinnt Charles Lloyd seit einigen Jahren aus dem Zusammenspiel mit Pianist Jason Moran, Bassist
Reuben Rogers und Drummer Eric Harland, allesamt Anfang bis Mitte 30. Auch „Mirror“ entstand mit dieser Band. „Viele Leute haben mich gefragt, wie das wohl funktionieren soll, schon wegen Jason“, erinnert sich der Leader. „Er ist so wild und ich bin so lyrisch. Nun, die Wildheit in mir kommt heraus und das Lyrische in ihm, an einem Ort, wo es weder Raum noch Zeit gibt. Gemeinsam begeben wir vier uns auf einen fliegenden Teppich, der von Frieden und Liebe und großem Kapitulieren angetrieben wird, denn wir haben viel Vertrauen in das, was wir machen. Wir erlangen unsere Musik durch das Vertrauen in unser inneres Mysterium und den inneren Spirit.“ Während der 73 Minuten von „Mirror“ begeistert nicht nur das energische, enge Zusammenspiel des Quartetts, vor allem bekommen die durchgeistigten Gedanken hinter der Musik eine sehr handfeste und erdige Gestalt. Standards und Traditionals wie „Go Down, Moses“ oder „The Water Is Wide“, eine Brian-Wilson- und zwei Monk-Kompositionen sowie vier ausgiebige Eigenwerke von Lloyd, geben den Ausführungen der amerikanischen Zeitungskritiker reichlich Zunder. Wer tatsächlich daran zweifeln sollte, dass der amerikanische Jazz auch heute noch eine wichtige, stilbildende Rolle spielt, den sollte eine Dosis dieser intensiven und reflektierten Musik vom Gegenteil überzeugen. www.charleslloyd.de
Voll auf die Zwölf Dass auch weiße Musiker die ganze Palette schwarzer Musik beherrschen können, zeigt Brian Culbertson auf seinem neuen Album „XII“. Text: Jörg Eipasch | Foto: Daniel Ray
Brian Culbertson
„Did you know that every seven minutes a black person is born in this country with no soul?“ Mit diesen provokativen Worten nahm der Bluesgitarrist B.B. King einst die Mär auf die Schippe, dass Schwarze das Feeling für gewisse Musik richtungen schon mit der Muttermilch verabreicht bekämen. Denn ob jemand
Zugang zu Funk, Rhythm’n’Blues und Soul findet, ist natürlich keine Frage der Hautfarbe, sondern vielmehr einer entsprechenden musikalischen Frühsozialisation. Brian Culbertson etwa wurde von seinem Trompete spielenden Vater von klein auf mit sogenannter schwarzer Musik hochgepäppelt. Das Cover seines 2008 erschienenen Albums „Bringing Back The Funk“ zeigt Brian als Vierjährigen, wie er sich via Kopfhörer in die Musik von Earth, Wind & Fire vertiefte. Der Faszination schwarzer Klänge und Rhythmen konnte er sich seitdem nicht mehr entziehen. In den zwölf Songs seines zwölften Albums „XII“ präsentiert er nun verschiedene Schattierungen originär „schwarzer Musik“ – mal fetzig und
funky, mal sinnlich und soulig. Arbeitete er auf „Bringing Back The Funk“ mit der Crème de la Crème der klassischen Funkszene zusammen, so reflektieren die Mitstreiter auf „XII“ seine eigene stilistische Vielfältigkeit. So jammt er mit der Wa shingtoner Go-Go-Funk-Legende Chuck Brown im ausgelassenen Opener „Feelin’ It“, während er mit den Croonern Brian McKnight, Avant und Kenny Lattimore smoothen Rhythm’n’Blues und relaxte Clubmusik macht. Mit von der Partie sind außerdem die einzigartige Hip-HopDiva Faith Evans, die Spoken-WordKünstlerin Natalie Stewart vom NeoSoul-Duo Floetry sowie die Gitarristen Ray Parker Jr. und Earl Klugh. www.brianculbertson.de
Brian Culbertson XII Verve CD 274 2481
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Fiesling mit Freunden Sein Spitzname ist „The Killer“. „Mean Old Man“ heißt das neue Album von Jerry Lee Lewis. Muss man sich vor dem 75-jährigen Erfinder des Rock’n’Roll fürchten? Text: David Khune | Foto: Olaf Heine
Jerry Lee Lewis Mean Old Man Verve CD 274 7092
Jerry Lee Lewis
„If I look like a mean old man, that’s what I am“, singt Jerry Lee Lewis im Titelsong seines neuen Albums. Eins kann man der Legende, die mit Hits wie „Great Balls Of Fire“ und „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“ Musikgeschichte schrieb, bestimmt
nicht vorwerfen: mangelnde Selbstironie. Mit mehr als einem Augenzwinkern spielt Lewis, der auch als einziger Rock’n’Roller gilt, der diese Musik wirklich mit allen Höhen und Tiefen lebte, auf sein an Krisen und Skandalen nicht gerade armes Leben an. Nachdem er Ende der 50er Jahre seine erst 13-jährige Cousine heiratete, schien seine Karriere erst einmal beendet. Später starben zwei seiner Söhne bei Unfällen, eine seiner Ehefrauen ertrank im Swimmingpool, eine andere starb an einer Überdosis Drogen. Auch Lewis wurde lange Zeit immer wieder mit Drogen in Verbindung gebracht. Künstlerisch hat sich Lewis aus allen persönlichen Dramen allerdings immer wieder Kraft seiner Musik an die Spitze der Musikszene heranarbeiten können.
Dass es dort ausnahmsweise mal nicht einsam zugeht, beweist er auf seinem Comeback-Album mit der vielleicht eindrucksvollsten Sidemen-Versammlung aller Zeiten. Mick Jagger, Keith Richards, Kid Rock, Solomon Burke, Eric Clapton, Sheryl Crow, John Fogerty, Merle Haggard, Kris Kristofferson, Nils Lofgren, Willie Nelson, Ringo Starr und zahlreiche andere Größen kamen zu Lewis ins Studio und unterstützten ihn bei der Aufnahme grandios abgehangener, lässig rockender Country-, Blues und Rock’n’Roll-Songs. Sowas kriegt vermutlich nur ein sehr liebenswerter Bösewicht hin. www.jerry-lee-lewis.de
Bärenmarke auf CD Den Anfang machte die Country Music. Inzwischen steht das deutsche Label Bear Family auch für Wiederveröffentlichungen von Perlen aus Jazz und anderen Genres. Dieses Jahr feiert es Jubiläum. Text: Götz Bühler | Foto: Günter Zint
Various Artists 35 Years Bear Family Bear Family CD BCD 17035
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Richard Weize
„Ich bin Sammler und verrückt“, gesteht Richard Weize, der 40.000 Vinylplatten schwere Mann hinter Bear Family Records. Jetzt feiert sein weltweit bewundertes (und vielfach ausgezeichnetes) Reissue-Label 35-jähriges Bestehen. Feierlich blicken die Bären von ihrem Bau-
ernhof bei Bremen auf die vergangenen, geschäftigen Jahre zurück, in denen sie unzähligen Künstlern und Musikthemen grandios ausgestattete Boxsets und Editionen gewidmet haben. Highlights für Jazzfans waren zum Beispiel die 8-CDBox vom „Deutschen Jazz Festival 1954/58“, die Serie „Jazz in Deutschland“ oder die beiden je elf CDs umfassenden Boxen mit dem Schaffen Nat „King“ Coles, allesamt in Soundqualität, Begleitmaterial und Umfang unschlagbare Sammlerstücke. Auch wer sich für den gesellschaftlich-politischen Kontext von Musik interessiert, wird bei Bear Family fündig. Über
reines Hörvergnügen hinaus gehen die epochalen Boxen zu Themen wie Vietnamkrieg („Next Stop Is Vietnam“) oder Atombombe („Atomic Platters“). In das Lob auf Weizes Label stimmen jetzt auch 68 Musiker und Songschreiber ein, die sich in der Box „35 Years Bear Family“ exklusiv – teils verspielt, teils ernsthaft – mit dem Thema „Bären“ beschäftigen. Von Bela B. (Die Ärzte) bis zu diversen Country-Legenden geht der Reigen. Am sympathischsten ist allerdings Richard Weizes Label-Resümee: „We’re not in it for the money“. Bitte weiter so, mindestens noch mal 35 Jahre! www.bear-family.de
label des jahres ECHO JAZZ 2010 das herbstprogramm:
auf sein sensationsdebüt "historicity" (echo jazz / downbeat album of the year) folgt das solowerk des piano shooting stars: „vijay iyer könnte den jazz retten” (welt) vijay iyer solo ACT 9497-2
„die krachend vitale, interaktive musik dieser gruppe ist in der weltspitze angekommen" u. olshausen (frankfurter allgemeine) wollny / kruse / schaefer [em] live at jazz baltica ACT 9668-2
in den fußstapfen von esbjörn svensson: „yaron herman ist einer, mit dem man in den nächsten jahren rechnen muss“ (süddeutsche zeitung) yaron herman trio follow the white rabbit ACT 9499-2 (vö: 22.10.)
céline bonacina / bariton sax nicolas garnier / bass hary ratsimbazafy / drums nguyên lê / e-gitarre céline bonacina trio way of life ACT 9498-2
18 magisch-coole momente zum aktionspreis: „jazz, der so quirlig groovt, dass ihn popfans gut finden können“ (kulturnews) mit n. landgren, v. iyer, w. haffner uvm. magic moments 4 jazz is cool ACT 9550-2
youn sun nah / vocals ulf wakenius / gitarre lars danielsson / bass, cello xavier desandre-navarre / percussion youn sun nah same girl ACT 9024-2
ACT artists in concert: céline bonacina trio: 4. & 5.11. jazzfest berlin vijay iyer trio: 17.10. köln, 19.10. berlin, 20.10. saarbrücken 21.10. freiburg [em] wollny | kruse | schaefer 12.10. - 5.11. youn sun nah 28.10. - 7.11. alle termine: www.actmusic.com/live.php alle cd’s erhältlich im fachhandel und auf allen gängigen downloadportalen. weitere infos unter www.actmusic.com
vertrieb: edel:kultur (D / AT), musikvertrieb (CH)
e-mail: info@actmusic.com
Liebe, Drama, Wahnsinn Statement statt Fortsetzung: Nach dem Erfolg von „The Jazz Album“ widmet sich der Bassbariton Thomas Quasthoff auf „Tell It Like It Is“ jetzt seinen Lieblingsliedern aus Soul, Pop und CountrySwing – beschwingt und beseelt.
Thomas Quasthoff Tell It Like It Is Deutsche Grammophon CD 477 8614
Thomas Quasthoff
Text: Carola Kramer | Foto: Harald Hoffmann
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s sind Stücke, die ich liebe und die mir Spaß machen“, klärt Thomas Quasthoff die Stilfrage gleich zu Beginn, ob dies also nach dem „Jazz Album“ jetzt das „Soul Album“ sei. „Ich tue mich schwer damit, Musik in Schubladen zu packen: Das ist Soul, das ist Jazz. Wir wollen mal ganz ehrlich sein, ‚The Jazz Album‘ war auch nicht nur das. Dies ist sicher ein Programm, das man auch ‚My Favorite Things‘ nennen könnte, weil wir weniger nach dem Stil geguckt haben als danach, was ich einfach gerne mag.“ Das erste Wagnis eines Albums mit „nicht klassischem Repertoire“, einer Aufgabe, an der schon so viele seiner klassischen Kollegen grandios gescheitert sind, hat der Bassbariton gewinnend hinter sich gebracht. „Watch What Happens“, so der Untertitel der Till-Brönner-Produktion von 2007, bescherte Thomas Quasthoff nicht nur einhelliges Kritikerlob und die eindrucksvollsten Verkaufszahlen seiner bisherigen Karriere, sondern auch eine Grammy-Nominierung und einen Echo. Diese Erfolge waren sicherlich eine willkommene Bestätigung, nicht aber
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der Antrieb zu „Tell It Like It Is“. Dem „Mann mit der schönsten Stimme der Welt“, wie ihn der „Stern“ einmal nannte, geht es, wie gesagt, vor allem um die Freude an dieser Musik – und um frischen Wind in seinem Repertoire. Seine enorme Popularität in den internationalen Konzertsälen hat Thomas Quasthoff bei „Tell It Like It Is“ zu einer ungewöhnlichen Idealsituation verholfen. Mit einem abendfüllenden Lieblingsprogramm und seinen erklärten Freunden und Musikerfavoriten – dem Organisten Frank Chastenier, dem Drummer Wolfgang Haffner, dem Bassisten Dieter Ilg und dem Gitarristen Bruno Müller – ging Quasthoff im Februar auf Tour. Begeistert empfing man den Sänger, seine Band – und das neue Repertoire. Das Publikum ging mit, wenn er Bill Withers „Kissing My Love“, Stevie Wonders „Have A Talk With God“ oder Ann Peebles’ „I Can’t Stand The Rain“ sang, es schluckte wie im Chor bei Balladen von „Rainy Night In Georgia“ von Tony Joe White bis zu Aaron Nevilles dramatischem Titelsong, um dann wieder laut zu lachen und zu applaudieren,
wenn der gnadenlos begabte Sänger bei „Seventh Son“, „Short People“ oder „The Whistleman“ alle Register seiner Unterhaltungskunst zog. Auch bei seinen Ansagen und den Vocalese-Spontaneitäten, die manchen im Publikum an seinen gelegentlichen Live-Kollegen Bobby McFerrin erinnerten, spürte man, dass Thomas Quasthoff dieses „Tell It Like It Is“ eine Herzenssache ist. Und wie sehr es ihm wieder einmal um anspruchsvolle Unterhaltung geht. „Es gibt wirklich nur gute und schlechte Musik, das ist für mich das Kriterium“, sagt der Gesangs professor an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. „Es geht auch gar nicht immer nur um den ‚Transport von wertvollen Texten‘. Im Soul geht es schließlich um Liebe, Drama, Wahnsinn. Wie in der klassischen Musik auch.“ www.thomas-quasthoff.de
Mitternachtsspitze Musiker wäre Ulrich Tukur viel lieber geworden als Schauspieler. Nun ist er zum Glück beides. Text: Siegfried Schumacher | Foto: Katharina John
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lrich Tukur liebt die Bühne, das Drama, die lebendigen Geschichten. Auf „Mezzanotte“, seinem Debüt bei Deutsche Grammophon, singt der Schauspielstar einige der schönsten davon – auf Englisch, Italienisch, Französisch und Deutsch. Früher, ja, damals, also in den guten, alten Zeiten, um die es hier hauptsächlich geht, gehörte es zum Handwerk eines Schauspielers, zum guten Ton sozusagen, dass er singt. Hans Albers und Heinz Rühmann taten es, Hildegard und Marlene, und natürlich Marilyn, Sophia und Liza, nicht zuletzt Peter Sellers und Anthony Perkins. Auch Ulrich Tukur gehört in diese universell unterhaltsame Riege. Der Charakterdarsteller aus Viernheim mit Wohnsitz in Venedig ist vor allem aus dem Kino und Fernsehen bekannt, etwa als Stasi-Leutnant aus „Das Leben der Anderen“ oder als hessischer Tatort-Kommissar. Seine erste Liebe jedoch galt der Musik, sie war sogar das, was ihn schließlich ins Theater und Filmstudio brachte. „Schauspielerei hat mich nie interessiert“, sagt der 54-Jährige. „Ich war ja nie im Theater. Außer einmal im ‚Freischütz‘ im Stadttheater Freiburg – was mich als Kind sehr beindruckt hat. Über den Klavier unterricht habe ich später Boogie Woogie entdeckt und durch die alten 78er meiner Tante die Schlager der 30er und 40er, wie die ‚Mondnacht auf Kuba‘ zum Beispiel.“ Für derartigen „Schleim und Schlagerjazz“ reichte Tukur zu Universitätszeiten in Tübingen mit einem Kommilitonen aus dem Germanistikse minar in der Fußgängerzone den Hut herum. Und auch wenn ihn sein weiterer Weg nahezu direkt in eine Theateraufführung mit Dominique Horwitz, zum Schauspielstudium nach Stutt gart und auf die großen Bühnen führte, die Liebe zu den alten Schellackliedern blieb. Nach etlichen Alben und Touren mit seinen Rhythmus Boys gibt Ulrich Tukur nun seinen Einstand bei Deutsche Grammophon. Dafür stieg er nicht nur tief hinab in sein 2000 Titel starkes Schallarchiv, um eher abwegige Schlager-Schätze von Chanson über Canzone bis zu Liedern und Songs zu heben, er engagierte auch den Pianisten und Arrangeur Lutz Krajenski, der den alten Liedern neue musikalische Wendungen schreiben durfte. Gemeinsam mit diesem Ausnahmemusiker, der sonst auch die Bigband von Roger Cicero leitet, und seinem hochkarätig besetzten Orchester, brachte Ulrich Tukur das Programm um den letzten Jahreswechsel herum auf die Bühne und ins Aufnahmestudio. Auf „Mezzanotte“ finden sich neben den vielen schönen und auch schaurigen Nachtgeschichten von Coco Schumann, Domenico Modugno oder Friedrich Hollaender, allerdings auch Eigenkompositionen im eleganten Stil der Vorkriegszeit. „Die Großstadt träumt“, ein besinnliches „Stück post-expressionistischer Großstadtlyrik im Stile von Mascha Kaléko“, ist ein Gemeinschaftswerk von Tukur und Kra-
Ulrich Tukur Mezzanotte Deutsche Grammophon CD 477 8796
Ulrich Tukur
jenski, die englisch gesungene Moritat des blutrünstigen Schlachters „Willy Williams“ stammt von Tukur allein. „Ich hab eine Stimme, die trägt sehr gut“, sagt er. „Das muss dir zur Natur werden, dass du auf der Bühne immer ein bisschen mehr Druck gibst. Vor der Kamera muss man dann alles wieder zurücknehmen. Und beim Gesang im Aufnahmestudio? Meine Stimme ist sicher nicht unbegrenzt. Ich kann zum Beispiel nicht mit einer Bigband singen. Leider nicht. Aber diese frechen, vielschichtigen und Geschichten erzählenden Chanson¿s und Kabinettstückchen aus der Zeit vor und während der Weimarer Republik, die stehen ihr ganz gut.“ www.ulrichtukur.de www.jazzecho.de 19
Gut geflüstert, Löwe! Mit einem neuen Album und einem singenden All-Star-Team feiert das Charlie Haden Quartet West sein 25-jähriges Jubiläum. Text: Jörg Eipasch | Foto: Steven Perilloux
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Charlie Haden & Quartet West Sophisticated Ladies Emarcy CD 275 0816 erscheint am 22.10.
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om Albumcover blickt eine geheimnisvolle Schönheit, die auch einem Film noir der 40er Jahre entstiegen sein könnte. Sie steht stellvertretend für sechs Sängerinnen, die Charlie Haden zur Jubiläumsfeier seines Quartet West einlud, einer grandiosen Melange aus Vocals und Instrumentals, mal melancholisch, mal swingend, immer so klassisch-stilvoll wie die Coverdame. Der Albumeinstieg geht an Melody Gardot, die sich erst vor kurzem mit ihrem zweiten Album an die Spitze der neuen Jazz-Pop-Diven katapultiert hat. Sie haucht die alte Ballade „If I’m Lucky“ mit großer Verletzlichkeit und gestalterischer Schönheit. Genauso perfekt wie die Gardot schmiegen sich auch drei schon länger zu den Großen des Business zählende Sängerinnen, Diana Krall, Norah Jones und Cassandra Wilson, in die verzauberte Klangwelt des Quartet West. So verinnerlicht und minimalistisch hat man diese Damen selten gehört. Überraschen mag im Album-Lineup die klassische Sopran-Diva Renée Fleming, die aus ihrer Jazzaffinität allerdings nie einen Hehl gemacht hat. Vor fünf Jahren nahm sie mit Pianist Brad Mehldau das Duo-Album „Love Sublime“ auf. Und sublim ist hier auch ihre Interpretation von Victor Youngs und Ned Washingtons „A Love Like This“. Hadens Ehefau Ruth Cameron komplettiert die singenden Sechs des Albums, die, jede auf ihre Art, Finesse und Flair einbringen. „Charlie Hadens Tanz der Freiheit klingt heute wie ein Flüstern und nicht wie ein Schrei“, spielte einmal ein amerikani scher Jazzkritiker auf Hadens Free-Jazz-Vergangenheit an. Besser könnte man den im Laufe von Jahrzehnten vollzogenen Paradigmenwandel des Bassisten wohl kaum beschreiben. Die atonale Attitüde der rebellischen 1960er Jahre ist einer subtilen Widerborstigkeit gewichen, die mit melancholischer Melodien seligkeit eingefärbt ist. Doch bei aller Klangschönheit, mit der das Quartet West seit 1986 fasziniert, wahrte sich Haden stets auch seine Innovationslust. Mal mischte er die Musik mit Tonspu ren historischer Jazzaufnahmen oder Filmzitaten, mal versetzte er bekannteres Repertoire mit überraschenden Entdeckungen oder gar vergleichsweise sperrigen Kompositionen seines alten Free-Jazz-Gefährten Ornette Coleman. Das Material der „Sophisticated Ladies“ besteht größtenteils aus Jazzballaden, von denen die bekannteste natürlich die Titelkomposition von Duke Ellington ist. Verwoben werden die Gesangsnummern mit ausgesuchten Instrumentalstücken
wie dem stimmungsvollen Thema der nahezu vergessenen TVKrimiserie „Markham“ von 1959. „Angel Face“, aus der Feder von Hank Jones, ist eine Hommage an den am 16. Mai verstorbenen Pianisten, mit dem Haden 1996 das Duo-Album „Steal Away“ aufgenommen hatte. Expressivere Klangfarben bringen zwei Up-Tempo-Bebop-Nummern ins Spiel: „Today I Am A Man“ von Pianist Steve Kuhn und „Wahoo“ von Trompeter Benny Harris. Elf Jahre lang hat das Quartet West seine Fans auf dieses sechste Album warten lassen, live war es jedoch die ganze Zeit präsent. Zur Besetzung zählen neben Haden nach wie vor die Gründungsmitglieder Alan Broadbent – der Pianist schrieb auch wieder die Streicherarrangements – und Tenorsaxophonist Ernie Watts. Nach Billy Higgins und Larance Marable schwingt seit 2006 der junge Rodney Green den Jazzbesen und die Trommelstöcke. Und Charlie Haden führt sein Quartet West immer noch mit dem legendär vollen, warmen Ton und den klaren, singenden Sololinien seines Kontrabasses. www.charliehaden.de
Charlie Haden
K a r s t e n
j a h n K e
K o n z e r t d i r e K t i o n
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lizz Wright 16.10.10 25.10.10 26.10.10 30.10.10
Berlin // Passionskirche Frankfurt // Mousonturm Köln // Gloria Hamburg // Überjazz Festival
Neues Album: Fellowship Verve / Universal Music VÖ: 08. Oktober 2010
Nils laNdgreN
Christmas With My Friends
Nils Landgren (tb, voc), Jeanette Köhn (voc), Sharon Dyall (voc), Ida Sand (p, voc), Johan Norberg (g), Jessica Pilnäs (voc), Jonas Knutsson (sax), Eva Kruse (b) (Änderungen vorbehalten)
Aktuelle Alben · Nils Landgren „Christmas With My Friends I & II“ (Act/edel)
07.12.10 Lüneburg // Kulturforum 08.12.10 Hamburg // Laeiszhalle 10.12.10 Oldenburg // Kulturetage 11.12.10 Kiel // Petruskirche 12.12.10 Dresden // Himmelfahrtskirche 13.12.10 Berlin // Passionskirche 14.12.10 Nürnberg // Gustav-Adolf-Gedächtniskirche 15.12.10 München // Carl-Orff-Saal 16.12.10 Stuttgart // Johanneskirche 17.12.10 Darmstadt // Staatstheater 18.12.10 Bochum // Christuskirche 19.12.10 Köln // Kulturkirche 21.12.10 Elmau // Schloss Elmau 23.12.10 Elmau // Schloss Elmau* * mit kleiner Besetzung
aNNe sofie voN otter aNd Brad Mehldau 28.03.11 Berlin // Kammermusiksaal
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Auf den Hund gekommen Dass Paolo Conte eine Menge erlebt hat, verrät ein einziger Blick in sein gegerbtes Gesicht. Auf dem Album „Nelson“ erzählt das 73-jährige Multitalent 15 neue Episoden aus seinem Leben. Text: Jörg Eipasch | Foto: Cesare Cicardini Paolo Conte Nelson Emarcy CD 274 7941 erscheint am 15.10.
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chnauzbärtig, bärbeißig dreinschauend, die linke Augenbraue skeptisch hochgezogen, die Stirn von tiefen Falten zerfurcht – so kennt man Paolo Conte schon seit Urzeiten von Fotos. Hinter der fast schon furchteinflößenden Maske – wie die rauchig-raue Stimme eines seiner Markenzeichen – verbirgt sich allerdings ein außergewöhnlich sensibler und warmherziger Poet mit Hang zu melancholischen Betrachtungen, die gelegentlich mit einer Prise Ironie oder Sarkasmus gewürzt sind. 73 Jahre alt ist Paolo Conte im Januar geworden, und gut die Hälfte dieser Zeit ist er nun schon ein Cantautore, wie man die singenden Songwriter in seiner Heimat Italien nennt. Seit 1974 erfreut er mit seinen Geschichten ein ständig wachsendes Publikum. Nun hat er für sein Album „Nelson“ 15 neue Episoden vertont, zu denen ihn wahre Begebenheiten, aber auch Kunstwerke, literarische und filmische Vorlagen inspiriert haben. „Die barsche Raucherstimme, ein Klavierstil, der in einer Honky-Tonk-Bar genauso zu Hause zu sein scheint wie in einem Tango-Palast oder einem Broadway-Cabaret, und die Weltanschauung eines wettergegerbten Romantikers haben Paolo Conte in Italien zu einem bestens bekannten Songwriter gemacht.“ Mit diesen Worten stellte die „New York Times“ ihren Lesern Paolo Conte vor, als dieser 1998 seine erste größere Tournee durch die Vereinigten Staaten startete. Dass Conte dort bis zu diesem Zeitpunkt nur wenig bekannt war, mutet absurd an: Schließlich hatte er seine Künstlerkarriere in den 60er Jahren als Jazzvibraphonist begonnen und die frühen Traditionen des amerikanischen Jazz in seiner Musik auch danach immer besonders liebevoll gehegt und gepflegt. Auch auf „Nelson“ gibt es wieder zahlreiche Songs, die er mit der Patina des swingenden Jazz der 20er und 30er Jahre überzogen hat. Unter diese jazzigen Titel mischt er aber auch munter einen frankophonen Chanson („Enfant prodige“) und Lieder mit südamerikanischem Flair (wie die Bossa „Nina“, das sich im Titel selbst erklärende „Los amantes del mambo“ oder den Tango „L’orchestrina“). Halb Blues, halb Cabaret-Musik ist dagegen das sehr verspielte „Sotto la luna, Bruna“, in dem der launige Künstler wie ein Hund den von ihm besungenen Mond anheult. Doch Conte schwelgt nicht nur in nostalgischen Klän-
Paolo Conte
gen. Im poppigen „C’est beau“ (wo er Gaststar Laura Conti und seinem Bassisten Jino Touche den Leadgesang überließ) und vor allem in „Sarah“ experimentiert er behutsam auch mit modernen Stilformen und Grooves. „Man kommt alleine auf die Welt, man geht alleine von ihr, und dazwischen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen,“ sinnierte Paolo Conte einmal in einem seiner melancholischen Anflüge. Was er damit meinte, erfährt man jetzt in den 15 Songs von „Nelson“. Das Album benannte er übrigens nach seinem Hund, den er auf dem Gemälde für das Cover porträtierte. www.paolo-conte.de
Mitschwingen Text: Götz Bühler | Foto: Robbin Valentine „Die Musik war immer stärker als alles andere, vor allem als alle Zweifel“, sagt Anat Fort. „Ich befürchtete, dass ich einfach keine normale, typische Jazzmusikerin sein könnte. Aber die Musik drängte mich, das zu tun, was sie brauchte. Sobald ich akzeptierte, dass ich die Musik so und nicht anders hörte, wurde es besser und entspannter. Und ich sagte mir: Okay, so bin ich. Es ist weder gut noch schlecht. Es ist, wie es ist.“ Seit 15 Jahren lebt und arbeitet die israelische Pianistin vorwiegend in New York, seit zehn Jahren leitet die Schülerin von Harold Mabern und Rufus Reid dort ihr eigenes Trio mit dem Bassisten Gary Wang und dem Schlagzeuger Roland Schneider. Auf ihrem zweiten, von Manfred Eicher im Osloer Rainbow Studio produzierten ECM-Album „And If“, dessen Coverfoto vom Roten Meer scheinbar schon die Stimmung des Albums antizipiert, präsentiert sie neun sensible Eigenkompositionen, mit eben diesem traumwandlerisch eingespielten Trio. Mit
Nik Bärtsch
Anat Fort Trio And If ECM CD 273 3216 Gary Wang, Anat Fort, Roland Schneider
einem „lebhaft meditativen Solo-Stil“, wie es Gary Giddins in der „Village Voice“ formulierte, lautmalt sie etwa „Clouds Moving” oder „Something ’Bout Camels“, aber auch „Paul Motian“. Die Huldigung an den legendären Drummer, der auf dem Vorgängeralbum „A Long Story“ zu hören war, bildet sogar Eröffnung und Abschluss. „Alles, was man in
seinem Leben erfährt und erfahren hat, kommt an einem bestimmten Punkt heraus“, sagt Anat Fort. „Ich versuche nichts zu forcieren. Etwa ein Stück zu spielen, das sich israelisch anhört. Oft fließen die Sachen auf natürliche Weise ein. Daran ist nichts Falsches, also schwinge ich mit.“ www.ecm-sounds.de
Minimale Module Text: Götz Bühler | Foto: Martin Möll
„Ekstase durch Askese“ lautet ein Motto von Nik Bärtsch. Der 39-jährige Pianist, Komponist und Bandleader aus Zürich schafft in und mit seiner „Ritual Groove Music“, besonders dem „ZenFunk“ seiner Samurai-Band Ronin, eine Klarheit und Direktheit, deren meditativer Minimalismus den hörbaren Raum und sogar die Zeit auszudehnen scheint.
Im hypnotisch groovenden Fluss der „Module“, wie der Leader seine durchnummerierten Stücke nennt, klingt alles weiter, auch intensiver, durch eine Dramaturgie, die gekonnt Komposition und Improvisation vereint. Auf „Llyrìa“, dem dritten ECM-Album von Nik Bärtsch’s Ronin, produziert von Manfred Eicher an nur vier Tagen im März dieses Jahres im Studio La Buissonne in Pernes-les-Fontaines, entfalten sich die Module noch gründlicher und gelassener als bisher. Die Sehnsucht in „Modul 48“ entwickelt dabei eine ebensolche Kraft wie der Sturm und Drang in „Modul 51“. Man merkt, dass diese seit fast zehn Jahren
funktionierende „working band“ mit Bärtsch am Piano, Sha an Bassklarinette und Altsaxophon, Bassist Björn Meyer, Percussionist Andi Pupato und Bärtschs Schulfreund Kaspar Rast am Schlagzeug, nicht nur regelmäßig durch die Welt tourt, sondern auch so oft es geht ihr Montagskonzert im Club Exil in Zürich gibt – inzwischen schon über dreihundert mal. All das kann man wissen, vielleicht steigert es das Verständnis sogar. Doch die Musik von Nik Bärtsch’s Ronin begeistert auch ohne jegliche Vorliebe – je bedachter man sich ihr stellt, umso begeisternder wirkt sie. www.nikbaertsch.de
Nik Bärtsch’s Ronin Llyrìa ECM CD 274 2820
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Vollendet unvollendet Für seinen Beitrag zur Serie „Recomposed“ hat Matthew Herbert Gustav Mahlers unvollendete Zehnte Symphonie bearbeitet. Die Komposition ist erhalten geblieben und doch ist diese Rekomposition die vielleicht radikalste der Serie. Text: Felix Fast | Foto: Dino Wand
Giuseppe Sinopoli/ Philharmonia Orchestra Recomposed By Matthew Herbert – Mahler Symphony X Deutsche Grammophon CD 273 4438 LP 273 4451
Matthew Herbert
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enie und Wahnsinn lagen dicht beieinander, als Gustav Mahler 1910 seine unvollendete Zehnte Symphonie komponierte. Rasende Eifersucht plagte den 50-Jährigen, denn seine deutlich jüngere Frau Alma betrog ihn mit dem 27-jährigen Architekten Walter Gropius. Mahler suchte Rat und Hilfe auf der Couch von Sigmund Freud – nachempfunden haben diese Begegnung Percy und Felix Adlon in ihrem aktuellen Spielfilm „Mahler auf der Couch“. Danach zog Mahler sich nach Südtirol zurück, in sein Kompositionshäuschen in Toblach, wo er das Adagio und vier weitere Sätze der Zehnten Symphonie zu Papier brachte. Bevor er sie beenden konnte, starb der österreichische Spätromantiker am 18. Mai 1911 in Wien. Posthum kursierten zunächst nur Gerüchte über die Zehnte Symphonie. Etliche
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puzzelten dann mit den Fragmenten herum. Auskomponiert hat Mahler allerdings nur eine halbe Stunde Musik. Genau die spielte 1987 der Dirigent, Komponist, Psychiater und Archäologe Guiseppe Sinopoli historisch korrekt ein. 2001 brachte ein früher Tod Sinopoli (wie Mahler) um die Vollendung, was Musikwissenschaftler als interessante Parallele bewerten. Die „Unvollendung“ von Mahlers Zehnter ist für den englischen Produzenten Matthew Herbert nun ein entscheidender Punkt gewesen, sie für seinen neuen Beitrag der von der Deutschen Grammophon lancierten „Recomposed“-Serie auszuwählen: „Damit sinkt das Ausmaß an Gewalt, das ich dem Werk antue“, kommentierte der Avantgarde-Elektroniker im Interview. Als radikaler Tüftler begeisterte Herbert in den 1990ern das TechnoPublikum mit gesampleten Chips-Tüten, wurde dann zum Bigbandleader, fand Beachtung als Echtzeit-Sampler vor Publikum und brachte mit seiner aktuellen Platte „One Pig“ die Tierschüt zer auf den Plan. Die Herangehensweise des kontroversen mini malistischen Geräuschespezialisten bei „Recomposed“ hebt Manfred Eicher sich natürlich ab von der seiner Vorgänger in der Reihe: Für die letzte Ausgabe von „Recomposed“ remixten die Techno-Koryphäen Moritz von Oswald und Carl Craig Fragmente aus Ravels „Bolero“ in eine traumwandlerische Trance. Herbert lässt dagegen Sinopolis Einspielung des Adagios von Mahlers Zehnter intakt, macht aus ihr ein biografisches Symphonie-Hörspiel, in dem Türen klappern und Knochen knirschen. Fast schon wie in einem Totenritual spielte er dafür unterschiedliche Teile des Werks an verschiedenen Orten ab: in einem Sarg, in einem Krematorium, aus einem Leichenwagen; die eröffnende BratschenPassage ließ er am Grab Mahlers aufführen. Ohne Mahler zu zermahlern, verstärkte er so die dynamischen Kontraste der Originalaufnahme. Nicht Melodie, Harmonie und Struktur des Stücks wollte er re-komponieren, sondern dessen Performance und Klangraum. Indem Herbert statt an der Komposition an ihrer Einspielung werkelt, erzeugt er einen Bruch im Paradigma der Klassikaufnahme, die vor allem eins sein möchte: neutral. Rechtzeitig zum 150. Geburtstag Mahlers solle Herberts gewagte Neufassung „kein düsteres Mausoleum darstellen“, teilt der Brite im Booklet mit, „sondern eine Verstärkung des beunruhigenden Gleichgewichts zwischen Licht und Dunkelheit“, das er in der Originalarbeit hört. Entstanden ist ein Album für Kopfhörer (im doppelten Wortsinn). www.recomposed.de
Neuerscheinungen CDs • www.jazz-neuerscheinungen.de Seit 30 Jahren steht sein Name für romantische Musik mit jazzigem Einschlag. Auch im moderneren Sound bleibt er seinen Wurzeln treu. Kenny G / Heart And Soul / Concord CD 723 2048 An der Seite des Gitarristen Pepe Habichuela: Hollands erster Ausflug in die Welt des reinen, echten Flamenco. Dave Holland & Pepe Habichuela / Hands / Emarcy CD 273 8853 Klassisches und doch erfrischend modern klingendes Jazzalbum des Neo-Soul-Sängers im Duett mit dem Pianisten Jef Neve. José James & Jef Neve / For All We Know / Impulse CD 273 2149 Popklassiker von den Beatles, Paul Simon, Stevie Wonder, Jackson Browne, Brian Wilson, Billy Joel u.a. Monica Mancini / I’ve Loved These Days / Concord CD 723 0745
Brückenschlag zwischen Jazz und Blues sowie der Musik des Baskenlands und dem Flamenco. Jazz at Lincoln Center feat. Wynton Marsalis & Paco de Lucía / Vitoria Suite / Emarcy 2 CDs 273 7863 Nur selten kommt der gesamte musikalische Marsa lis-Clan auf einer Bühne zusammen. Gäste: Harry Connick jr. u.v.a. The Marsalis Family & Friends / Music Redeems / Marsalis Music CD 460 0130 Gitarristisches Gipfeltreffen mit John Scofield, B.B. King, George Benson, Taj Mahal, Robert Cray, Keb’ Mo’, Jonny Lang, Slash u.a. Various Artists / Lee Ritenour’s 6-String Theory / Concord CD 723 1911 Scofields und Mendozas Wiedertreffen nach 20 Jah ren, unterstützt vom klanggewaltigen Metropole Orchestra. John Scofield, Metropole Orchestra, Vince Mendoza / 54 / Emarcy CD 271 4450 Für den Pianisten Terrasson ein wichtiger Wendepunkt seiner Karriere, ausgezeichnet mit dem Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Jacky Terrasson / Push / Concord CD 723 1640
Weltmusik
Hommage an Bob Marley mit alten Hits und neuen Songs im Reggae-Gewand. Mit Earl „Chinna“ Smith, Patrice & Ayo. Youssou N’Dour / Dakar – Kingston / Emarcy CD 532 5472
Pop / Rock / Singer/Songwriter Reflektionen über das eigene Leben und Wunder auf einem berückend schönen Album. Mary Chapin Carpenter / The Age Of Miracles / Rounder CD 431 1332
Wie immer ein typisch explosives Gemisch aus Rhythm’n’Blues, Funk, Rock, viel Kreativität und positiver Energie. Macy Gray / The Sellout / Concord CD 723 2009 Deutlich rockigere Seite der kanadischen Songschreiberin, die politisch engagierte Texte mit Indie-Pop, Folk und Country kombiniert. Sarah Harmer / Oh Little Fire / Rounder CD 431 1272 Langs erstes Livealbum mit einem atemberaubend elektrisierenden Konzert in Nashville. Jonny Lang / Live At The Ryman / Concord CD 723 2007
Hier geht Tift Merritt mehr denn je aus sich heraus und präsentiert ihren Folk- und Country-Rock direkt und schnörkellos. Tift Merritt / See You On The Moon / Emarcy CD 723 1965
aktuelle Veröffentlichungen im Überblick
Short cuts Ausführliche Rezensionen zu den hier vorgestellten
Ungewöhnlicher Spagat zwischen diversen musikalischen Stilen und Epochen mit viel Charme, Originalität und Witz. Térez Montcalm / Connection / Emarcy CD 532 1171
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Zupackendes Retroalbum mit 13 neuen Songs, aufgenommen mit historischem Equipment an musikalischen Kultorten. John Mellencamp / No Better Than This / Rounder CD 613 2842 Nostalgische Reunion der legendären Band The Section nach 36 Jahren mit allen damaligen Hits. James Taylor & Carole King / Troubadour Reunion Live / Concord CD+DVD 723 2053
Emarcy CD 274 1055
Das erste Soloalbum seit acht Jahren bewegt sich gewitzt im Grenzgebiet von Rock, Rhythm’n’Blues, Blues, Folk, Country und Funk. Peter Wolf / Midnight Souvenirs / Verve CD 273 9623
Unwiderstehlicher Klangcocktail aus Bossa- und Sambaklassikern sowie Originalen, brasilianischen Rhythmen und Dancefloor-Grooves. Sergio Mendes / Bom Tempo / Concord CD 723 1575
Beate Lechs unnachahmliche Vocals treffen auf Tex-Mex, kubanische Perkussion und großartiges Songwriting zwischen Pop und Jazz. Beady Belle / At Welding Bridge / Jazzland CD 274 7580
Gils Zeitreise in seine Kindheit ist eine musikalische Erinnerung an die ausgelassenen ländlichen Tanzfeste Brasiliens. Gilberto Gil / Fé Na Festa /
Weitere
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Box-Sets
ECM
CDs • www.ecm-sounds.de
Vier Konzertmitschnitte aus den 1940er Jahren, u.a. mit der einzigen kompletten Live-Aufführung von „Black, Beige And Brown“. Duke Ellington / The Carnegie Hall Concerts / Concord 8 CDs 532 3249
Das Debüt einer der eigenständigsten Stimmen im modernen Jazz. New Yorks Progressive-Szene liegt der Pianistin und Sängerin schon zu Füßen. Judith Berkson / Oylam / ECM CD 271 8954
Bei Prestige Records begann Sonny Rollins 1954 seine Solokarriere. Inkl. „Tenor Madness“ und „Saxophone Colossus“ Sonny Rollins / The Prestige Albums / Concord 8 CDs 532 3260
Die orchestrale Seite des Bandeonmeisters und Tango-Nuevo-Revolutionärs. Dino Saluzzi with Metropole Orkest feat. & Anja Lechner & Felix Saluzzi / El Encuentro / ECM CD 476 3834
16 Alben enthält die preisgünstige Box mit Monks Riverside-Aufnahmen aus den 50er und 60er Jahren. Thelonius Monk / The Riverside Albums /
Atmosphärische Klangreise zwischen Ambient und Groove mit Nils Petter Molvær und Christian Fennesz als Gästen. Food / Quiet Inlet / ECM CD 273 4919
Concord 16 CDs 532 7066
Unkonventionelles und primär akustische Album des Gitarristen, Fusion-Heroen und SoundlayerSpezialisten. Steve Tibbetts / Natural Causes /
DVDs Einzigartiges Porträt des amerikanisch-kanadischen Songwriters mit der Entstehungsgeschichte seiner ersten Oper. Rufus Wainwright / Prima Donna – The Story Of An Opera / Decca DVD 074 3397
ECM CD 270 2164
Im Duo improvisierte Instrumentaldialoge, die spielerisch die Grenzen des Jazz überschreiten. Marilyn Crispell & David Rothenberg / One Dark Night I Left My Silent House / ECM CD 179 9220
Eines der aktuell besten Jazzensembles der Welt in einem mitreißenden Livemitschnitt. Roy Hargrove / Live At The New Morning /
ECM-Debüt des Königsbassisten der New Yorker Avantgarde-Szene, umwerfend energetisch und immer aufregend. Michael Formanek / The Rub And Spare Change / ECM CD 273 9514
Emarcy DVD 274 3629
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Jan Garbarek 27.11. Singen, Stadthalle Jan Garbarek & Hilliard Ensemble 30.09. Berlin, Dom 04.10. Heidelberg, Heiliggeistkirche 05.10. Eberbach, Kloster 06.10. Köln, Kirche St. Agnes 08.10. München, Lukaskirche Charlie Haden 05.11. Mannheim, Enjoy Jazz Hamel 08.11. Köln, Studio 672 09.11. Mainz, Frankfurter Hof 14.11. Hamburg, Knust Roy Hargrove 29.10. Stuttgart, Mercedes-Benz-Museum 07.11. Friedrichshafen, Kulturbüro Dave Holland Quintet 26.10. München, Bayerischer Hof 30.10. Neuwied, Jazzfestival 31.10. Köln, WDR/ Klaus-von-Bismarck-Saal Manu Katché 02.10. Heidelberg, Enjoy Jazz/Schloss 29.10. Neuwied, JazzFestival 30.10. Backnang, Musikwinter 09.11. Fürth, Stadttheater 10.11. Ravensburg, Jazz Festival 11.11. Leverkusen, Jazztage Salif Keita 30.10. Berlin, Haus der Kulturen der Welt 11.11. Dortmund, Konzerthaus 12.11. Leverkusen, Leverkusener Jazztage Medeski, Martin & Wood 01.10. Leipzig, Opernhaus Stephan Micus 28.10. Landsberg, Stadttheater Youssou N’Dour 24.11. Hamburg, Fabrik 25.11. Berlin, Kesselhaus Louis Sclavis 06.10. Köln, vive le jazz 11.12. Schwäbisch-Gmünd, Jazz Mission John Scofield 28.10. Hamburg, NDR/ Rolf-Liebermann-Studio 29.10. Hamburg, Kampnagel/K 6 09.11. Leverkusen, Jazzfestival 11.11. Ravensburg, Konzerthaus 12.11. Neuburg, Birdland
Christian Scott 16.10. Dortmund, Domicil 30.10. Minden, Jazzclub 31.10. Chemnitz, Weltecho 06.11. Aalen, Jazzfest Andy Sheppard 09.10. Göppingen, Odeon Solveig Slettahjell 07.10. Düsseldorf, Stadtsparkasse Tomasz Stanko 12.10. Mannheim, Enjoy Jazz/ Alte Feuerwache 13.10. Köln, Altes Pfandhaus 16.10. Tübingen, Sudhaus 17.10. Hamburg, Laeiszhalle 18.10. Ulm, Stadthaus 19.10. Schwäbisch-Hall, Hospitalkirche Bobo Stenson 04.12. Memmingen, Kaminwerk Ralph Towner 11.11. Oberhausen Trombone Shorty 24.10. Köln, Stadtgarten 25.10. Hamburg, Knust 26.10. Berlin, Festsaal Kreuzberg 27.10. Heidelberg, Enjoy Jazz Festival 28.10. München, Ampere Gianluigi Trovesi & Gianni Coscia 24.10. Stuttgart, Theaterhaus 26.10. München, Unterfahrt 27.10. Darmstadt, Centralstation 28.10. Köln, Altes Pfandhaus 31.10. Saarbrücken, Domicil 02.11. Koblenz, Café Hahn Bugge Wesseltoft 04.11. Aalen, Jazzfest 05.11. Ingolstadt, Jazztage, Ramada 27.11. Neuhardenberg, Schloss 30.11. Bochum, Christuskirche 02.12. Heidelberg, Peterskirche Norma Winstone 14.11. Ravensburg, St. Jodok Kirche, Trans-4-Jazz Festival Lizz Wright 16.10. Berlin, Passionskirche 25.10. Frankfurt, Mousonturm 26.10. Köln, Gloria 30.10. Hamburg, Kampnagel
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Jan Garbarek O f f i c i u m N o v u m The Hilliard Ensemble
Ph oto: Mar i o Gi ac o m e lli
Seit Jan Gar b arek und das Hilliard Ensemble 1993 musikalisc h zus ammengefunden hab en, hat ihr gemeins ames Musizieren i m m e r w i e d e r z u ü b e r r a s c h e n d e n , h ö c h s t i n n o v a t i v e n W e n d u n g e n g e f ü h r t . D a s b a h n b r e c h e n d e A l b u m „ O f f i c i u m∑ , m i t Garbareks Saxophon als frei gest altender fünf ter Stimme des Ensembles, vermit telte gleich einen st arken Eindruck von d e r m u s i k a l i s c h e n V i e l s e i t i g k e i t u n d e m o t i o n a l e n K r a f t d i e s e r Ve r b i n d u n g . N a c h 1 6 J a h r e n g e m e i n s a m e r E r f a h r u n g e n s t e h t „ O f f i c i u m N o v u m∑ f ü r m u s i k a l i s c h e K o n t i n u i t ä t , a b e r a u c h f ü r A u f b r u c h i n n e u e G e f i l d e . 14 . 9. H a m b u r g – S t . M i c h a e l i s ( w o r l d p r e m i e r e ) / 1 5 . 9. S a l z b u r g – D o m / 3 0. 9. B e r l i n – D o m z u B e r l i n / 4 . 10. H e i d e l b e r g H e i l i g g e i s t k i r c h e / 5 . 10. K l o s t e r E b e r b a c h / 6 . 10. K ö l n – S a n k t A g n e s k i r c h e / 8 . 10. M ü n c h e n L u k a s k i r c h e / 9. 10. Z ü r i c h G r o ß m ü n s t e r / 11. 10. W i e n – Vo t i v k i r c h e w w w. e c m r e c o r d s . c o m
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