Pantheon Basel – Das Buch – Beitrag von Jürg D. Toffol

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Š Editions Pantheon Basel, 2010 Hofackerstrasse 72, CH-4132 Muttenz Telefon +41 61 466 40 66 Telefax +41 61 466 40 67 www.pantheonbasel.ch Idee und Konzept: Stephan Musfeld Druck: Druckerei Dietrich, Basel Fotografien: Urs Gautschi Gestaltung und Texte: Niggi Starck ISBN 978-3-952-3682-0-6 2


Pantheon Basel - Forum für Oldtimer

Inhaltsverzeichnis Bienengift und Oldtimerfan ....................................................5 Ein Schaulager der Mobilität ...................................................7 Pantheon Basel - Logik einer Passion.......................................9 Die Züblinhalle als architektonisches Exempel........................11 Architektur der Metamorphose.............................................15 Architekturbeschrieb.............................................................19 Pantheon Basel - das Angebot ..............................................21 Geschichte der Mobilität.......................................................23 Museumsstücke auf Parkplätzen ...........................................29 Sonderausstellungen.............................................................33 Alfa Romeo – ein Stück italienischer Geschichte....................35 Bugatti – eine Welt der Superlative .......................................39 MG – der Sportwagen der kleinen Leute...............................43 Jaguar – Wahrzeichen britischer Eleganz...............................47 Lancia – avantgardistisch und kultig......................................51 Schweizer Autos – innovative Vergangenheit ........................55 Eventmöglichkeiten ohne Grenzen........................................61 Kombinierbare Tagungsräume ..............................................63 Der Shop - Souvenirs und mehr ............................................65 Restaurant Pantheon ............................................................67 Classic Garage ......................................................................71 Werkstatt - Mechanik aus alter Zeit.......................................73 Sattlerei - altes Kunsthandwerk.............................................75 Schlosserei - wo Funken sprühen ..........................................77 Raritäten zum Verkauf ..........................................................79 Boxengebäude und Boxen ....................................................81 Haltestelle Pantheon .............................................................85 Pantheon Basel - es geht weiter ............................................87 3


Abbildung: toffolarchitekten ag, basel

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Architektur

der

Metamorphose

von Jürg D. Toffol, dipl. Architekt ETH / SIA, toffolarchitekten ag diesen Alvis, mit dem die Musfelds so eng verbunden sind, als Logo für das Pantheon zu verwenden. Nun betreten wir die Halle und stellen uns in deren Mitte. Lassen Sie die Grösse dieses Baukörpers auf sich wirken und versuchen Sie, sich alle Einbauten wegzudenken – so war die alte Züblinhalle, mehr als 50 Meter Durchmesser, ohne eine einzige Stütze. Unter der Dachöffnung war seinerzeit das Zentrum des Krans abgehängt, dessen Träger bis hinaus auf den Mauerkranz der Gebäudehülle reichte und darauf, über 360 Grad, rund um die Halle lief. Jeder beliebige Punkt in der Halle war mit diesem Kran erreichbar. Die zentrale Dachöffnung ist der wohl auffälligste Blickfang im Raum. Wer je im Römer Pantheon gestanden hat, assoziiert beide Gebäude unmittelbar, und genau dieser Reflex war Inspiration für die neue Bezeichnung der Züblinhalle: Pantheon! Es liegt auch eine zweite Assoziation nahe: Für die alten Griechen war das Pantheon der Ort, wo die Götter sich trafen – im Forum für Oldtimer treffen sich die Perlen automobiler Vergangenheit. Täglich erzeugt der Lichteinfall durch die Dachöffnung und durch die transparenten Elemente der Gebäudehülle neue Atmosphären. Licht, Jahreszeiten und Witterungen sorgen für Abwechslung und Spannung im Raum, schaffen eine Verbindung zwischem dem Innen und dem Aussen und umgekehrt. Nun zu den Einbauten. Die Auflage des Bauherren Musfeld war es, unter Berücksichtigung einer möglichst weitgehenden Erhaltung der Raumwirkung, möglichst viel Nutzfläche zu gewinnen. Das war die architektonische Knacknuss. Und unser Lösungskonzept sehen Sie umgesetzt vor sich. Das Erd- und Teile des ersten Obergeschosses stehen voll als Nutzflächen zur Verfügung. Hier im Erdgeschoss stehen wir auf der grössten Fläche des Gebäudes. Sie wird für verschiedenste Anlässe genutzt. Ausstellungen finden hier statt, Bälle, Firmenanlässe, Konzerte, Modeschauen, Privatanlässe, Vorträge und so weiter. Damit der Raum ganzjährig genutzt werden kann, wurde eine Gasheizung eingebaut, sie können die runden Strahler mit ihren sichtbaren Leitungen zwischen dem Erd- und dem ersten Obergeschoss erkennen. Beachten Sie als Detail den Boden: Es ist ein Industrieholzboden der mit silberfarbenem Öl eingefärbt wurde – er erfüllt die verschiedensten Anforderungen optimal. Und eine

Eines kalten Winterabends betrat ich zusammen mit Stephan Musfeld zum ersten Mal die altehrwürdige Muttenzer Züblinhalle. Ziel unserer Begehung war die Annäherung an den Gedanken, diese wirklich geniale Architektur einer neuen Zweckbestimmung zuzuführen. Das Licht unserer Taschenlampen vermochte die schier endlosen Dimensionen dieser Halle nicht zu erfassen, es verflüchtigte sich gespenstisch im Raum. Die Erinnerung an den Moment, als wir auf dem Rundgang, unter Planen verborgen, mehrere Elemente der Mauer entdeckten, die einst Deutschland trennte, hat sich mir dauerhaft eingeprägt – das war schon sehr speziell! – Gut zwei Jahre später, die Metamorphose von der Züblinhalle zum Pantheon Basel war vollzogen, wurde ich für Pantheon-Führungen „aus Sicht des Architekten“ angefragt. Heute führe ich solche Rundgänge zu besonderen Anlässen mit grosser Freude durch und lade nun Sie, liebe Leserinnen und Leser, gerne ein, mit mir zusammen das Pantheon zu entdecken: Bevor Sie die Rundhalle betreten, lohnt sich ein Blick über das Areal. Der Standort liegt äusserst verkehrsgünstig, Bahn- und Nationalstrassenanschlüsse befinden sich in unmittelbarer Nähe, das Pantheon ist, mit eigener Bushaltestelle vor der Tür, Station Pantheon, perfekt an den öffentlichen Verkehr angebunden. Auf dem Gelände sind immer wieder einzelne Fiat 500 zu sehen, die ursprünglichen. Sie tragen den Schriftzug des Panthons und ihrer 10 kurven, seit der Umbau der Züblinhalle beschlossen wurde, als sympathische Werbeträger durch die Region. Gleich neben dem Eingang in die Rundhalle ist die 60 Meter lange Rampe zu sehen, die in einer Linkskurve hinauf zu den Eingängen in die Halle und das Obergeschoss des neu gebauten Boxengebäudes führt. Dieses Boxengebäude beherbergt im Erdgeschoss Arbeitsräume der Classic Garage und Boxen, die je nach Intention der Mieter eingerichtet sind. Im Obergeschoss befinden sich Abstellplätze für Oldtimer. Mit der überdimensionalen Abbildung des Fahrzeugs am Eingang des Pantheons hat es etwas Besonderes auf sich. Es handelt sich um die stilisierte Darstellung des Alvis von Esthi und Stephan Musfeld. Dieser Alvis ist ein ausserordentlich charaktervoller Oldtimer. Die Zahl „25“ auf Kühlergrill erinnert nicht an eine Startnummer, sondern an den 25. Hochzeitstag der Musfelds. Es lag damit nahe, 15


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Jahr 1886. Ein wenig weiter oben steht, sofern nicht gerade anderswo ausgestellt, der beige De Dietrich aus dem Jahr 1901, im Originalzustand. Dieses Fahrzeug fuhr im Oktober 2009 den London to Brigthon Veteran Car Run und gewann dabei den Preis für the most original, unrestored veteran car. Beachten Sie bitte den Schotterbelag. Dieser oder Naturstrassen waren zu den automobilen Pionierzeiten die üblichen Fahrbahnen. Sie werden anschliessend Gelegenheit haben, die Informationstafeln und die verschiedenen audiovisuellen Präsentationen des Museums in aller Ruhe zu betrachten. Zu Ihrer Rechten sehen Sie die privaten Oldtimerfahrzeuge auf den vermieteten Standplätzen. Kürzlich vertraute mir eine Besucherin an, dass der Anblick dieser eleganten Reihe von erlesenen Fahrzeugen sie fast noch mehr elektrisiere, als derjenige ihrer Diamantenkette. Auch diese herrlichen Oldtimer können sie anschliessend ausgiebig bestaunen. Wir begeben uns nun, der Helix folgend, ganz nach oben und werden dabei ziemlich genau 210 Meter zurücklegen. – Die Wahrnehmung des Raums aus dieser höchsten Perspektive ist wiederum speziell. Intimer sagen die einen, grossräumiger die anderen. Wir befinden uns im Bereich der Sonderausstellungen. Als Detail mache ich Sie auf die Sprinkleranlage an der Decke aufmerksam. Damit haben wir einerseits der Sicherheit bzw. den feuerpolizeilichen Anforderungen Genüge getan und andererseits, mit der speichenförmigen Anordnung der Leitungen, den Fahrzeugen aus der Pionierzeit eine weitere Referenz erwiesen. Der letzte Hinweis zur Architektur führt zurück zu den Anfängen dieses Gebäudes, als es noch „Züblinhalle“ hiess. Die Decke über Ihnen besteht aus 2’688 gespannten Stahlseilen und einer Betonschicht von gerade einmal 5 cm Dicke, stellen Sie sich das vor, nur 5 cm! Hier, am Ende unseres Rundgangs, verabschiede ich mich von Ihnen und wünsche viel Vergnügen beim individuellen Erkunden der Kostbarkeiten entlang der Helix und unten im Erdgeschoss. Nur noch ein letzter Hinweis: Auch wenn Sie nicht müssen, besuchen Sie doch unten im Eingangsbereich die Toiletten und damit die Rennstrecke der Mille miglia, dws legendären Rundrennens von Brescia nach Rom und wieder zurück. Bei den Herren ist ein Besuch übrigens noch ein wenig spannender als bei den Damen...

weitere Bemerkung zum Thema Farben: Wenn Sie um sich schauen, stellen Sie fest, dass mit Anthrazit und Dunkelgrün sehr zurückhaltende Farben gewählt wurden. Ziel des Farbkonzepts war es sicherzustellen, dass die Gebäudeteile sich im Hintergrund halten und dadurch quasi „die Bühne freigeben“ für das Zentrale in diesem Haus – für die Oldtimer. Das Grün übrigens ist das Original-„english racing green“, eine Referenz an die grosse Tradition des Motorsports im Vereinigten Königreich. Als drittes architektonisches Element mache ich Sie auf die nackten Stahlelemente aufmerksam, wie haben sie in Anlehnung an den Chassis- und Carrosseriebau mit Absicht in ihrer ehrlichsten Grundform belassen. Schliesslich sei auch der Umgang mit Glas erwähnt. Es wurde, wie im Automobilbau, als funktionales und stilistisches Element eingesetzt. – Rund um die grosse Fläche herum angeordnet sehen Sie das Restaurant, Büro, Tagungsund Verkaufsräume sowie die Classic Garage mit ihren verschiedenen Funktionen. In den Vitrinen im Bereich der Werkstatt sind verschiedene Ausstellungen zum Thema „Mobilität“ zu sehen. Über der Werkstatt, in gut über vier Meter Höhe, befindet sich die Ein- und Ausfahrt in die Halle über die Rampe, die wir draussen gesehen haben und damit komme ich auf die architektonische Knacknuss zurück. Erneut war die Kernfrage: „Wie schaffen wir in der Vertikalen des Raumes möglichst viel Fläche, ohne den Charakter der Halle zu zerstören?“ Antwort: Wir bedienten uns der Helix, einer antiken Konstruktionsform, die zum Beispiel auch im New Yorker Guggenheim-Museum verwendet wurde. Mit dieser zylindrischen Spirale, die sich mit konstanter Steigung an der Gebäudehülle empor windet, konnten wir beides schaffen: die Fläche für das „Museum der Mobilität“ zum Innenraum hin und diejenige für Mietparkplätze zur Gebäudehülle hin. Die Fläche dazwischen dient als Fahrbahn und Bewegungsfläche für Besucherinnen und Besucher gleichzeitig. Und nun folgen Sie mir bitte hinauf in den Bereich der Ein- und Ausfahrt. – Wir stehen hier am Anfang der Helix, die dort oben, unter dem Hallendach ihr Ende nimmt. Zu Ihrer Linken sehen Sie als erstes Objekt im „Museum der Mobilität“ das Fahrrad ohne Pedale, ein wenig weiter oben eine Kutsche und bald darauf auch das erste Gefährt, das den Namen Automobil verdiente, der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 aus dem 17


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