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20 Jahre Literatur Labor Wolfenbüttel gehen zu Ende

12 13 20 Jahre Literatur Labor Wolfenbüttel gehen zu Ende

Wir vom Leitungsteam durften in diesen Jahren mit jungen Menschen an ihren Texten arbeiten, an ihrer Sicht auf die Welt teilhaben, und, zumindest hofen wir das, ein klein wenig dazu beitragen, dass ihr Einstieg in die Welt des Schreibens und Veröffentlichens von Erfolg gekrönt wurde. Wir hatten sehr unterschiedliche Jahrgänge: stille und laute, selbstbewusste und schüchterne, neugierige und vorsichtig interessierte, aber allen Teilnehmenden war eins gemeinsam: Sie hatten das Schreiben als Teil ihres Lebens entdeckt. Das Literatur Labor Wolfenbüttel war dazu da, sie bei der Entscheidung darüber, wie groß dieser Teil sein soll, ein Stück weit zu begleiten.

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Eine ganze Reihe namhafter Autor*innen haben ihre Karriere im Literatur Labor Wolfenbüttel begonnen. Genannt seien beispielhaft Nora Bossong, Finn-Ole Heinrich, Jörg Albrecht und Jan Oberländer. Sie und viele andere sind hier – teilweise erstmals – mit dem schriftstellerischen Handwerk in Berührung gekommen. Aber neben dessen Vermittlung war es immer eines, das dem ›LiLaWo‹ am Herzen lag, und das wurde bereits im allerersten Flyer deutlich, der im Jahr 2000 dafür warb. Dort hieß es: »Autor/innen kennenlernen, über Texte reden, die eigene Schriftsprache finden, Freundschaften in der Literatur schließen«.

Gerade für junge Leute, die mit dem Schreiben beginnen und die ersten Schritte in den Literaturbetrieb wagen, ist es extrem wichtig, sich zu vernetzen und eben das: Freundschaften zu schließen. Schreibende sind Einzelkämpfer*innen, aber niemand bewegt sich im luftleeren Raum, und genauso wichtig wie der Kontakt zu Leser*innen, Agent*innen, Lektor*innen ist der Kontakt zu anderen Menschen, die schreiben und die ähnlich ticken wie man selbst (oder ganz anders), Menschen, die einem mit Ofenheit und mit Kritik begegnen und denen man vertrauen kann.

Das LiLaWo hat viele Freundschaften gestiftet, die nach Jahren noch bestehen, manchmal zwischen jungen Menschen aus ganz verschiedenen Ecken des deutschsprachigen Raums, die einander sonst vielleicht nie kennengelernt hätten. Freundschaften, die zu Bausteinen der einen oder anderen Autor*innen-Biografie geworden sind. Die die Teilnehmer*innen geprägt haben, genau wie die Erfahrung, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, die die gleiche Leidenschaft haben wie man selbst: das Schreiben.

Daneben stellte das Stipendium dem kreativen Prozess Raum und Zeit zu Verfügung. Drei Trefen à drei Tage, mit viel Zeit zur freien Verfügung, attraktive Räumlichkeiten im Schloss Wolfenbüttel und in der Schünemannschen Mühle. Das Rundum-SorglosPaket mit Mahlzeiten und Zimmern der Bundesakademie für Kulturelle Bildung. Das war für viele der Laborant*innen in der Feedback-Runde ein wichtiger Faktor dafür, in Ruhe zum Schreiben zu finden. Neben forderndem Studium oder Lernstress für die Schule komme das Schreiben im Alltag häufig zu kurz, die Gelegenheit fehle, so die Rückmeldungen. Das Literatur Labor bot hier attraktive Möglichkeitsräume, die gerne angenommen wurden.

Nun müssen wir den letzten Jahrgang LiLaWo verabschieden. Zwölf junge Menschen, die trotz der organisatorisch schwierigen Corona-Zeit in Wolfenbüttel Inspirationen sammeln durften, andere junge Schreibende kennenlernen und ihr Schreiben merklich voranbringen konnten, Einblicke in den Literaturbetrieb und den Alltag von Schriftsteller*innen erhalten haben, entlassen wir nun wieder in ihren Alltag und wünschen ihnen alles Gute für ihre Zukunft.

Unvergessen bleibt wohl unser letzter Abend, an dem wir beim beliebten Genre-Schreibspiel viel lachen konnten und hier noch einmal literarische Geselligkeit erlebten. Danach zogen wir gemeinsam durch die dämmerig werdende Stadt, die sich von ihrer besten Seite zeigte und auf den abendlich belebten Plätzen sogar mediterranes Flair verströmte. An besonderen Orten – der von Fledermäusen umschwärmten Treppe der Herzog-August-Bibliothek, im verwunschenen Seeliger Park und vor einer beleuchteten Buchhandlung – lasen die jungen Autor*innen ihre Texte, ließen ihre Stimmen noch einmal für die Gruppe erklingen. Dafür gab es keinen festen Ablauf, keine Choreografie – sie ergab sich von allein, fluid, ästhetisch, beinahe magisch.

Wir danken unseren Gästen im letzten Literatur Labor Wolfenbüttel – der Autorin Monika Rinck und dem Lektor Florian Kessler –die beide unabhängig voneinander deutlich machten, wie wichtig es ist, seiner eigenen literarischen Stimme zu vertrauen und zu folgen.

Danken möchten wir der Stiftung Niedersachsen für die vergangenen zwanzig Jahre. Unser ganz besonderer und herzlicher Dank gilt aber Frau Dr. Gesa Schönermark für ihren nimmermüden Einsatz für das Fortbestehen des Programms und ihr Vertrauen in all den Jahren. Olaf Kutzmutz von der Bundesakademie für Kulturelle Bildung sei stellvertretend Dank gesagt für die Herberge, die das Labor 20 Jahre lang in Wolfenbüttel finden konnte und die auch für uns Teamer*innen ein wichtiger Anlauf- und Angelpunkt geworden ist und bleiben wird.

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