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AUF DEUTSCH Nummer 5, September / Oktober 2013 | GRATIS

Herausgeber: Mallorca Press, S.L.

ABENTEUER | Eine Expedition führt den Yukon River durch die USA und Kanada entlang / S.13 NAUTIKINDUSTRIE

Arzt an Bord Kampagne von Red Asistencial Juaneda und Gaceta Náutica

Die weltweit besten Yachten besuchen die Balearen AMERIKANISCHE MILLIONÄRE, RUSSISCHE MAGNATEN, ARABISCHE SCHEICHS, HOLLYWOOD-STARS UND GURUS DER MODE- UND KREATIVSZENE HABEN IHRE FERIEN IN DEN INSEL-GEWÄSSERN AN BORD IHRER MEGAYACHTEN VERBRACHT SO WAREN Z.B. LEONARDO DI CAPRIO UND BRUCE SPRINGSTEEN EINIGE TAGE AUF FORMENTERA, AUF BOOTEN, DIE ZU DEN LUXURIÖSTEN UND EXKLUSIVSTEN DER WELT ZÄHLEN SEITE 8 UND 9

UND AUSSERDEM

REGATTEN

‘Astilleros de Mallorca’ bietet den besten Service im Mittelmeer

In dieser Ausgabe: Ratschläge eines Experten und Infoblatt mit Aufkleber für den ErsteHilfe-Schrank des Bootes mit der Telefonnummer der 24Stunden-Hotline des ärztlichen Bereitschaftsdienstes von Juaneda. Bei Bedarf kommt ein Arzt direkt zu uns aufs Boot und das in allen Häfen der Inseln.

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Eine solidarische MallorcaUmrundung

Eine Frage der Freiheit Von ELENA PIPÓ SEITE 2

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NICO MARTÍNEZ

REGATTEN FÜR JEDEN GESCHMACK UND JEDE GELDBÖRSE Wieder einmal waren die Balearen für einige Tage im Blickpunkt der Aufmerksamkeit des internationalen Segelsports. Die Copa del Rey Mapfre, organisiert vom RCN Palma, schlug ihren internationalen Teilnahmerekord mit 120 Schiffen aus 24 Ländern. Im Anschluss wurde die Illes Balears Clàssics des Club de Mar ausgetragen, ein bedeuten-

der Wettkampf im Regatten-Kalender für klassische Schiffe. Der letzte wichtige Event war die Copa del Rey de Barcos de Época Trofeo Panerai, der vom Club Marítimo de Mahón organisiert wurde und bei dem ein fantastischer Wettstreit unter den vier legendären Schiffen der Klasse FI15 beobachtet werden konnte. SEITE 4 UND 16

A amarres M moorings L liegeplätze +34 971 731 758

www.aml-mallorca.com


MEINUNG GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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in kürze

grußwort der direktorin

Eine Frage der Freiheit ELENA PIPÓ elenapipo@mallorcapress.es

Beim Thema Mooringtonnen und dem Verbot, auf Sand zu ankern sind wir schon häufig auf den Vergleich mit Sonnenschirmen und Liegen am Strand gekommen. Wir argumentierten dabei stets, dass ein Standbesucher wählen können muss zwischen der Inanspruchnahme der Serviceleistung des Konzessionsnehmers und der Möglichkeit, am Strand sein eigenes Handtuch auszubreiten. Diesen Sommer hatte ich jedoch Gelegenheit zu erfahren, dass es am Strand immer weniger Raum zur öffentlichen Nutzung gibt. Einer der schlimmsten Fälle ist der Strand Son Moll in Cala Rajada, wo sich die Sonnenschirme immer weiter ausbreiteten und inzwischen schon fast ans Ufer heran reichen. Weniger als ein Drittel der Bucht ist noch frei vom Geschäft einiger Konzessionsnehmer, die sich nicht damit zufrieden geben, für den Schatten abzukassieren, sondern zudem beschlossen haben, eine Open-airDisco zu eröffnen, in der in ohrenbetäubender Lautstärke Musik zweifelhafter Geschmacksrichtung aufgelegt wird. Das Landschaftsbild wird vervollständigt vom Skelett des Hotels Son Moll, bei dessen Umbau vor fünf Jahren - daran werden sich sicherlich viele Leser erinnern - vier Arbeiter ums Leben kamen. Symbol einer Architektur, die man schon im Magaluf der 80er Jahre ausgestorben wähnte. Beim Betrachten dieser Dinge muss ich unweigerlich daran denken, was Joan Noguera, Ex-Präsident des Club Marítimo San Antonio de la Playa und der Vereinigung der Yachtclubs der Balearen, über die Konzessionsvergabe für Strandbuden in den 70er bis 90er Jahren sagte: Um an eine Konzession zu kommen, müsste man dem damaligen Chef der Küstenbehörde scheußliche Hahnenkampf-Bilder zum

Der Strand von Son Moll mit dem gleichnamigen Hotel im Hintergrund.

Preis eines Picasso abkaufen. "Ein Bild eine Bude" ist der Satz, der diese groteske Form der Korruption zusammenfasst, die dennoch über Dekaden hinweg praktiziert

und Teilen der Gesellschaft dieser Insel unverzichtbaren Werk. Dass Strände und Ankerplätze zu einem von der öffentlichen Führungsriege übertragenen Privatgeschäft werden, bei dem die freie Nutzung eingeschränkt ist oder Besucher sogar auf ihre Rechte, wie das freie Ankern, verzichten müssen, lässt die Sache über technische und ökologische Aspekte hinaus zu einer sehr viel ernsteren Angelegenheit werden. Was auf den Stränden und Ankerplätzen der Balearen geschieht, ist ein Missbrauch durch Behörden, die, ihrem Drang die Kassen zu füllen nachgebend zu jeder

An Stränden und Ankerplätzen geschieht ein Missbrauch durch die Behörden, die ihre Kassen füllen möchten wurde, wie der Journalist Esteban Urreiztieta in seinem Buch "Mallorca és nostra" beschreibt, einem für das Verständnis des moralischen Schiffbruchs von Politikern

DL: PM 99-2013 Herausgeber: Mallorca Press Calle Morey, 12, 07001, Palma de Mallorca Tel: +34 971 72 07 37 Email: gacetanautica@mallorcapress.es Direktorin: ELENA PIPÓ Chefredakteur: JOSÉ LUIS MIRÓ Koordinator: JUAN POYATOS Übersetzung: JULIA EGLE Korrektion: BETTINA NEUMANN

Infamie bereit sind und dabei mit Firmen zusammenarbeiten, die öffentlichen Raum in Privatgrundstücke verwandeln wollen. Es ist weder eine Frage des Geldes noch eine Frage des Rückgangs der Posidonia. Was auf dem Spiel steht ist die Freiheit, ein Handtuch am Strand auszubreiten, ohne die neuste musikalische Geschmacklosigkeit des Sommers auf einem Dezibelniveau weit über den Empfehlungen der WHO ertragen zu müssen oder den Anker auszuwerfen, ohne dass jemand kommt und einem mitteilt, dass man hier nicht bleiben darf, weil das Meer jetzt nicht mehr allen gehört, sondern nur noch einigen Schlaumeiern.

Die Folia, eine wunderschöne, elegante OldtimerYacht wurde 1961 nach einem Entwurf von Sparkman und Stephens in der berühmten deutschen Werft Schlichting gebaut. Konstruiert aus Tabasco-Mahagoni und mit einem Teakholz-Deck ist diese klassische Segelyacht eine wahre Schönheit. Dank einer Verdrängung von 17,3 Tonnen und einer Segelfläche von 114,8 Quadratmetern bewegt sie sich leicht und schnell übers Wasser. Ihr schlichter und komfortabler Innenraum machen sie zu einem idealen Boot für die ganze Familie. Sie beherbergt drei Kabinen, eine mit Doppelbett und zwei mit Stockbetten. Außerdem verfügt sie über ein großzügiges Bad mit separater Dusche. Die Yacht ist mit einem Perkins-Motor und allen nötigen elektronischen Instrumenten ausgerüstet. Weitere Informationen unter www.fine-yachts.com. Wir haben mitbekommen, dass eine holländische Firma in verschiedenen Häfen Mallorcas ein revolutionäres System testet, das Seepocken und Algen von den Schiffsrümpfen entfernen soll. Mallorquinische Geschäftsleute haben sich mit den holländischen Wissenschaftlern zusammengetan und das System soll bald auf den Markt kommen. Es handelt sich um einen kleinen Sender, der unter unserem Boot Microvibrationen erzeugt. Dadurch entstehen winzige Bläschen, die sich an den Bootsrumpf heften. Unter diesen Bedingungen der Superoxidation können weder Algen noch Seepocken wachsen, die die Bewegungslosigkeit im Hafen nutzen, um uns sehr lästig Rumpf, Schraube oder Achse zu verkrusten. Klingt nach einer sehr viel umweltfreundlicheren Alternative zu den Giftanstrichen. Weitere Informationen unter www.h2oboatcare.es


AKTUELL GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> WERFT ANDREAS JOHN PALMA

Die Handlung ist denkbar einfach: Eine hübsche Blondine dreht sich im Cockpit des schnittigen Sportbootes gerade kurz um, als sie am Himmel ihren Verfolger erspäht. Der rast mit Rauch spuckender Propeller-Maschine wie ein japanischer Kamikaze-Pilot heran. Blondie schiebt daraufhin mit lässigem Lächeln den verchromten Gashebel nach vorne, um über den bis dahin friedlichen Alpensee, dem Schauplatz der Verfolgungsjagd, davonzurasen. Nein, keine Sequenz aus einem Bond-Streifen. Bei dem vierminütigen Film "Meetmeatthelake" handelt es sich vielmehr um das neueste PR-Video der österreichischen Edel-Motorbootschmiede Frauscher. Und das kann man sich seit kurzem auch in Mallorcas Superyachthafen Port Adriano ansehen. Dort unterhält Frauscher seit fast einem Jahr eine eigene Dependence. "Die einzige ausländische Niederlassung unseres Unternehmens weltweit", fügt Stefan Frauscher hinzu, der die Firma zusammen mit seinem Bruder Michael und seiner Cousine Andrea Frauscher-Oberfrank seit vielen Jahren leitet. Frauscher ist ein waschechtes Familienunternehmen. Eine Tatsache, auf die man bei der Vermarktung der auf Retro gestylten PowerBoote besonderen Wert legt. 1927 gründete Stefans Großvater Engelbert Frauscher die erste Werft in Wien, später verlegte das Unternehmen ihren Bootsbau an den Traunsee. Im Oktober vergangenen Jahres eröffnete man eine weitere Werft in Steyremühl. Die Produktlinie besteht derzeit aus acht offenen Motoryachten zwischen sechs und zehn Metern Länge, fünf Elektroyachten sowie zwei rund acht Meter langen Segelbooten. Die Jahresproduktion der Werft beträgt rund 70 Boote, der Umsatz lag 2011 bei etwa acht Millionen Euro.

Das handgefertigte Edelsportboot gleitet harmonisch über das Wasser.

James Bond lässt grüßen Stylisch, schnell und sündhaft teuer: Die österreichische Traditionswerft Frauscher bietet in Port Adriano handgefertigte Edel-Sportboote. Auch für Nicht-Geheimagenten

"Wir liefern keine Massenware wie andere Hersteller, deren Modelle sich an den Stegen von denen anderer Anbieter kaum noch unterscheiden lassen", erklärt Stefan Frauscher das Untern e h m e nsk o n z e p t . "Bei uns wird traditionelle Handwerkskunst mit moderner Technik im Retro-Stil kombiniert". Und das Das stabile Schnellboot hat ein klassisches Design. Ganze dazu noch "custombuild", also nach den nämlich vor allem eines vermitteln: Wünschen der Kunden maßge- jede Menge Exklusivität. "Viele unschneidert, versteht sich. sere Klienten besitzen oder besaFrauscher Boote sollen weltweit ßen eine große, bewohnbare Mo-

toryacht, die sie in der Regel jedoch kaum zu nutzen wussten", sagt Frauscher. Um für ein paar Stunden am Tag in eine lauschige Badebucht oder abends elegant zum Essen in den nächsten Hafen zu fahren, bräuchte es schließlich keinen dicken Flybridge-Kreuzer, dessen Betriebs- und Instandhaltungskosten bereits ein kleines Vermögen verschlingen. Das klingt recht logisch. Allerdings sollte man auch beim Kauf

einer Frauscher-Yacht nicht so genau auf jeden Cent schauen müssen. Die knapp sieben Meter lange "686 Lido" kostet jedenfalls rund 100.000 Euro. Und ihre nur drei Meter größere Schwester, die "1017 Lido", schlägt sogar mit etwa 300.000 Euro zu Buche. Dafür bekommt man am Traunsee vielleicht bereits ein kleines Einfamilienhaus. Aber mit dem lässt es sich vor Mallorca auch nicht auf dem Wasser cruisen. Die Insel, und insbesondere Port Adriano, wurde als Standort für die erste und einzige Auslandsniederlassung von Frauscher mit Bedacht gewählt. "Der Hafen passt perfekt zu unserem Produkt. Man legt hier einfach großen Wert auf das Design. Außerdem können unsere Händler ihre Kunden dank der guten Fluganbindungen zum Testen der Modelle schnell und unkompliziert einfliegen lassen", erklärt Stefan Frauscher. Kunsthandwerk und Technologie Die mit Elektro-Antrieb ausgestatteten Motoryachten werden auf der Insel jedoch nicht vorgeführt. "Für den Einsatz im Meer fehlt es noch an Entwicklungsarbeit. Hier müssen Geschwindigkeit und Reichweite verbessert werden", erklärt Frauscher. Seine Elektroyachten, die das Unternehmen bereits seit 1969 entwickelt, kommen vor allem auf Seen in Deutschland und Österreich zum Einsatz, die für Motorboote oft sogar gesperrt sind. Zum Image der österreichischen Gentlemen´sRacer passt allerdings auch viel besser der satte Sound der bis zu 430 PS starken Mercuryoder Volvo-Triebwerke. In "Meetmeatthelake" sieht das Frauscher Boot jedenfalls nicht nur so aus wie die Film-Requisite eines Bondstreifens. Es hört sich auch so an.

Weitere Info unter www.frauscherboats.com


SEGELN GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> COPA DEL REY

AUF REGATTA

Sieg von Aina Colom beim großen Segelfest im Club Nàutic S`Arenal Die aktuelle Vize-Europameisterin im Optimist-Segeln, die 14-jährige Mallorquinerin Aina Colom gewann die 50. Auflage der Regatta Gran Día de la Vela - Trofeo Bufete Frau, die vom 22. bis zum 25. im Club Nàutic de S`Arenal ausgetragen wurde und an der 270 Boote und 300 Regattisten teilnahmen. Nach einem harten Duell konnte sich Aina Colom in ihrem Heimat-regattafeld mit nur zwei Punkten Vorsprung gegen den amtierenden spanischen Meister Albert Torres vom RCN Palma durchsetzen. Insgesamt zeigte sich Albert Vadell, technischer Direktor des Club Nàutic de S`Arenal sehr zufrieden mit dem Wettbewerb: "Die Anzahl und das Niveau der Teilnehmer waren purer Luxus und die eingeführten Neuerungen - einmal die Zeitnahme mittels magnetischen Armbändern und zum anderen die Austragung des Cross-Sailing - haben sich bewährt. Die 50. Auflage - d.h. ein halbes Jahrhundert - der Regatta Gran Dia de la Vela stand unter der Schirmherrschaft des Anwaltsbüros Bufete Frau, ein treues Mitglied des Club Nàutic de S`Arenal und das auf internationale Rechtsbelange, speziell des deutschen Publikums auf Mallorca spezialisiert ist. Bei dieser dreitägigen Regatta gab es auch Wettkämpfe unter größeren Segelbooten und traditionellen mallorquinischen Holzsegelbooten, sowie Cross Sailing-Wettbewerbe. Insgesamt haben ca. 1000 Personen aus ganz Spanien, Teilnehmer, Eltern und Lehrer, die hervorragenden Einrichtungen des Club Nâutic de S`Arenal genossen.

Startschuss für eine der Regatten der Copa del Rey an der über 100 Segelschiffe teilnahmen

Die Copa del Rey-Sieger Vier spanische Teams, zwei italienische, ein englisches und ein amerikanisches waren siegreich J.G. PALMA

Bei der 32. Copa del Rey Mapfre vom 29. Juli bis zum 3. August rückte die Bucht von Palma erneut ins Blickfeld des internationalen Segelsports. Während der sechs Wettkampftage stritten fast 120 Boote aus 24 Ländern um die verschiedenen Klassensiege. Generell bei guten Bedingungen, nur am letzten Tag war das Wetter etwas wechselhaft. In der Klasse Hublot IRC 0 trug die Mills 72 Alegre (GBR) von Andrés Soriano nach einem heftigen Duell gegen die Jethou (GBR) von Sir Peter Ogden den Sieg davon. Die italienische B2 von Michele Galli errang neben dem Sieg des einzigen Rennen der Klasse Hublot IRC

1 auch sieben von zehn möglichen Teilsiegen. In der Klasse Gaastra IRC 52 gewann die Quantum Racing (USA) geführt von Ed Baird. Sie konnte sechs der ausgetragenen elf Läufe für sich entscheiden und sicherte sich so einen guten Vorsprung vor der zweitplatzierten Rán von Niklas Zennström (SWE). Das letzte Rennen gewinnend wurde die Rats on Fire (ESP) von Rafael Carbonell zur Siegerin der Klasse G. H. Mumm ORC 1. Die Movistar (ESP) sicherte sich in der mallorquinischen Regatta zum fünften Mal, ihr Skipper Pedro Campos sogar zum sechsten Mal einen Titel, in diesem Jahr in der Klasse G.H. Mumm ORC 2. Souverän gewann in der Klasse

Nespresso Soto 40 die Yacht Vamos Spain (ESP) von Eigner Luis Martín Cabiedes unter der Führung von Pichu Torcida. Ihre niedrigste Platzierung der gesamten Woche war ein fünfter Platz. Ihren Titel aus dem Jahr 2012 in der Klasse La Caixa X-35 konnte die Margherita (ITA) von Roberto Mazzucato verteidigen. Mit ihrem diesjährigen Sieg wurde sie auch neue Europameisterin der X-35. In der Klasse Mahou J80 dominierte während der gesamten Woche die Turismo de Algarve (ESP) des in Barcelona lebenden Portugiesen Hugo Rocha. Der diesjährige Weltmeister gewann von den zwölf Läufen zehn und stellte damit seine Kontrahenten in den Schatten.

>> REGATTA ILLES BALEARS CLÀSSICS

Spanische Meisterschaft in Palma M.P. PALMA

Die XIX Regatta Illes Balears Clàssics schloss am vergangenen 18. August ihre bislang erfolgreichste Auflage mit den Siegen des Kutters Marigan (1898) in Época Cangreja (gaffelgetakelt), der Yawl Argyll (1948) in Época Marconi und der Yawl Stella Polare (1965) in Clásicos. Die Argyll, entworfen von Olin Stephen und im Besitz von Griff Rhys Jones konnte sich dank ihrer drei Teilsiege auch den Gesamtsieg sichern. In den weiteren Klassen gewannen die Tichiy Don (1981) in Espíritu de Tradición, die Thalata in der Drachenklasse, die Regio Lupita in Latina Regata, die Volga in Latina Open, die Annika en Latina Llaüt und die Munga in RI Clásicos. Mit der Austragung am 18. August gingen drei intensive Tage zu Ende, während derer sich die Bucht von Palma von ihrer besten Seite zeigte: Sanfte und mittelstarke

Die Yawl Argyll, Gesamtsiegerin der XIX Regatta Illes Balears Clàssics

Süd-Winde erlaubten es, das Programm planmäßig durchzuführen. In der Gruppe Vintage Marconi Rig erlebte man die aufregendsten Regatten. Die Manitou (1937), die einmal J.F. Kennedy gehörte, startete schlecht mit fehlerhafter Kursrichtung, konnte

die verlorene Zeit im zweiten Lauf jedoch wettmachen, nachdem die Jury ihrer Beschwerde gegen die Enterprise (1939) von Albert Kusak nachgegeben hatte, die disqualifiziert wurde. Das half auch der Argyll, die dadurch vom zweiten auf den ersten Platz aufstieg.


TIPPS & TRICKS GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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der skipper

Was ist der Digitale Selektivruf ? ANDY LEEMANN andy@yachtcenterpalma.net Tel: 971 690 681

Es handelt sich um ein Anrufverfahren im Seefunk, bei dem mit dem Funkgerät des Bootes (VHF oder BLU) andere Boote oder Küstenstationen angerufen werden können. Die DSCFunkgeräte (DSC = Digital Selective Calling) haben die Identifikationsnummer unseres Bootes eingespeichert, die als MMSI bekannt ist. Außerdem sind sie via NMEA (Kabelverbindung) mit dem GPS des Bootes verbunden und empfangen andauernd die Koordinaten unserer Position. In den Anrufen wird automatisch eine Sequenz von mehreren Ziffern, der Primärcode, übermittelt, der über die Koordinaten des Bootes und den Grund des Anrufes Aufschluss gibt. Nach dem Anheben der Schutzhülle des roten Knopfes, die verhindern soll, dass ein Kind oder wir selbst irrtümlich auf den Knopf drückt und dem Drücken des Knopfes des DSC wird direkt eine digitale Nachricht versandt, die die Identifikation des Bootes, die koordinierte Weltzeit, die Art des Notrufes, die Position des Bootes und der Kanal oder die Frequenz für ein späteres Funkgespräch enthält. Alle diese Daten werden von einem anderen

>> KURS

Debatte um das Küstengesetz an der UNED MALLORCA PRESS PALMA

Am 24. und 25. September organisiert die Universidad Nacional de Educación a Distancia (UNED - Fernuniversität) in ihrer Niederlassung auf den Balearen einen Kurs mit dem Titel «Ley de Costas». Ziel des Kurses sind die Beleuchtung aller durch das Gesetz betroffenen Gesichtspunkte, wobei ein besonderes Augenmerk auf die neuen Rahmenbedingungen für Investitionen auf dem Küstenstreifen gelegt wird. Das Gesetz eröffnet hier neue Möglichkeiten, wobei in keinem Fall vor seinem Inkrafttreten bereits bestehende illegale Situationen amnestiert werden sollen. Der Kurs beleuchtet die wichtigsten durch das Gesetz geregelten Aspekte und die konkrete Gesetzesanwendung, sowie den Umgang mit behördlichen Konzessionen, die auf dem Küstenstreifen vergeben werden können. Neben der persönlichen Teilnahme besteht die Möglichkeit, den Kurs via Internet oder Streaming zu belegen. Hauptreferenten sind Eva Velasco und Rafael Palmer. Infos: http://extension.uned. es/actividad/idactividad/5275

Boot oder einer Küstenstation empfangen und dort auf dem Bildschirm visualisiert. Der Anruf kann an eine bestimmte Küstenstation, ein bestimmtes Boot, eine Gruppe von Booten oder generell an alle gerichtet wer-

den. Wenn es sich um einen Notruf handelt und es keine Zeit zu verlieren gilt, genügt es, die Knöpfe DISTRESS (Not) und CALL (Anruf) zu drücken und es wird automatisch ein Funkruf an "alle erreichbaren Funkstellen" abgegeben, der alle 3,5 Minuten wiederholt wird, bis das System eine Empfangsbestätigung, die ACK (vom englischen Wort acknowledgement) erhält, die anzeigt, dass man von jemandem gehört wurde, der die nötigen Maßnahmen eingeleitet hat. Jedes

Boot wird über seine Identifikationsnummer erkannt, dieselbe, die auch der Notfunkbake zugewiesen ist. In der MMSI, (Maritime Mobile Selectivecall Identity) entsprechen die ersten drei Ziffern dem Landescode (MID, Maritime Identity Digit), der für Spanien 224 lautet, darauf folgen 6 Ziffern, die dem Boot zugewiesen sind. Daher ist es beim Kauf eines DSC-fähigen Geräts notwendig, es bei der Generaldirektion der Handelsmarine (Dirección General de Marina Mercante) registrieren zu lassen. So wird es in ei-

ne weltweite Liste aufgenommen, einem Telefonbuch, jedoch für alle Boote der Welt. Die Sache mit dem Digitalen Selektivruf scheint kompliziert zu sein, so wie sicherlich jede wichtige Innovation in der Schifffahrtstechnologie im Laufe der Geschichte kompliziert erschien. Traditionellerweise haben Seeleute der Technologie stets misstraut. Aber die Welt schreitet voran und mit ihr die Komplexität der Systeme. Sich der Innovation zu verschließen ist weder umsichtig noch ratsam.


ANGELN GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> SPEISEFISCH / LLAMPUGA

REZEPT

Goldmakrele mit Paprika, typisch, traditionell und sehr gesund Dieses Rezept ist typisch für die Monate September und Oktober, wenn die Goldmakrelen auf den Markt kommen. Es wird eine Kasserolle aus Ton verwendet, in der man fast fingerhoch Olivenöl erhitzt. Wenn die Kasserolle selbst und das Öl sehr heiß sind, frittiert man den in breite Scheiben geschnittenen Fisch darin. Ist er fast durch, nimmt man ihn heraus und bewahrt ihn in einem anderen Topf auf. Jetzt brät man im Öl die rote und grüne Paprika, die zuvor entkernt und von Hand in Streifen gerissen wurde. Mit der Paprika brät man 3 zerdrückte Knoblauchzehen - im traditionellen Rezept mit Schale, wobei nicht jedem die Schale des Knoblauchs schmeckt. Man brät die Paprika, bis sie etwas angebräunt ist, dann salzt man ein wenig und gibt einige gehäutete Tomaten, gemahlenen Pfeffer und etwas gehackten Knoblauch hinzu. In manchen Häfen mischen die Fischer auch gemahlene Mandeln und eine Dose Thunfisch hinein, um der Soße mehr Geschmack und Konsistenz zu geben. Man löscht das Feuer und legt den Fisch auf die Paprika und die Soße, die nicht zu flüssig sein sollte, gerade noch so, dass man "tunken" kann.

Die Goldmakrele bereitet man in einem Tontopf zu

/ J.P.

Ein großer Wanderer Die Goldmakrele, die sich im Sommer in balearischen Gewässern fortpflanzt, kann als ausgewachsenes Tier über einen Meter lang werden JUAN POYATOS PALMA

Auf den Balearen kennt man sie als "llampuga", auf Spanisch heißt sie "dorado" und auf Englisch "mahimahi", ein Name der aus dem Hawaiischen stammt. Sie kommt praktisch in allen Meeren vor. Ausgewachsene Tiere können über einen Meter lang werden, leben nahe der Oberfläche und unternehmen ozeanische Wanderungen. Goldmakrelen pflanzen sich im Sommer in balearischen Gewässern fort und wandern dann im Herbst in den Atlantik. Scheinbar zieht ein Teil von ihnen in die Karibik und ein anderer Teil in das Gebiet von Cabo Verde. Wenn sie erwachsen sind, kehren sie zu den Balearen zurück, wo sie eine typische Speise des Septembers und Oktobers sind. In diesen Monaten sind die Jungtiere zwischen 40 und 70 Zentimetern lang und werden mit verschiedenen Techniken gefangen. Sportfischer angeln sie mittels Trolling, einer Technik bei der die Kö-

Eine frisch gefangene Goldmakrele, der «Vater» der «llampuga».

der, kleine Plastikkraken, Federn, Rapalas oder ähnliches hinter einem Boot hergezogen werden. Für viele Mallorquiner eine Passion. Professionelle Fischer fangen sie mit der als "cerco" bezeichneten Technik. Etwa eine Meile von der Küste entfernt ankern sie ein schwimmendes Brett oder Floß, auf dem Palmblätter festgemacht sind. Goldmakrelen, die sich nahe der Küste bewegen, suchen die-

/ J.P.

se Flöße auf, die ihnen wohl als Versteck inmitten des offenen Meeres dienen sollen. Die Fischerboote ziehen Netze an den Flößen vorbei und fangen sie so manchmal zu Tausenden. Dank des großen Vorkommens im Herbst ist der Preis der Goldmakrelen auf dem Markt ziemlich niedrig. Daher sind sie ein typisches Gericht in den mallorquinischen Häusern - schon von Römerzeiten an.

DER EXPERTE

Leider nicht das ganze Jahr über MIGUEL SERRA foramando@telefonica.net

Móvil: 689 68 63 76

Goldmakrelen zu angeln begeistert. Ich fange sie mit Trolling bei einer Geschwindigkeit von 5 bis 6 Knoten. Dabei verwende ich 4 Ruten mit leichten Schlepprollen, einer Schnur von 0,60 und

handgefertigten Federködern mit Blei im Inneren. Die Montage der 4 Ruten sieht folgendermaßen aus: Die beiden Äußeren sind offen mit etwa 40 Armlängen und die beiden Zentralen im Heck geschlossen mit etwa 20 Armlängen - also zwei Lange und zwei Kurze. Hat man das Glück, die

Goldmakrelen zu finden, versichere ich euch, es wird ein Schauspiel! Vor dem Beißen sieht man sie hinter dem Kielwasser des Bootes springen und häufig kommt es zu mehrfachem Anbeißen. Sie kämpfen heftig, springen und ziehen von einer Seite des Bootes zur anderen, wobei die Angler schnell ihre

Position ändern müssen, um die Schnüre nicht zu verheddern. Die beste Zeit ist von September bis Mitte Oktober und das Fanggebiet ist sehr weitläufig: von der Küste bis ins offene Meer. Am besten ist es dort, wo man Treibgut vorfindet (Stamm, Kanister, Holz, etc.). Einen Gruß und Petri heil!


SEERECHT GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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ihr rechtsberater

Die Pflicht-Versicherungen für Freizeitboote LEON VON ONDARZA leon@pmconsulting.info

Wie in jedem anderen Land, haben wir in Spanien die Verpflichtung, unsere Haftpflicht gegenüber Dritten in verschiedenen Aspekten unseres Lebens zu versichern. Ausserdem müssen Schäden, die durch den Gebrauch eines Bootes an Dritte angerichtet werden entschädigt werden, weswegen es verpflichtend ist eine spezifische Haftpflichtversicherung für Sportboote abzuschliessen. Wir finden die Grundlage der Haftpflichtversicherung von Sportbooten in der sogenannten ausservertraglichen Haftung zusammengefasst im Artikel 1902 des Bürgerlichen Gesetzbuches: "Derjenige, der durch Handeln oder Unterlassung einem Anderen Schaden zufügt und Schuld oder Fahrlässigkeit eine Rolle spielen, ist verpflichtet den angerichteten Schaden zu beheben." Die spanische Norm, welche diese Versicherung reguliert, ist das Real Decreto 607/1999 vom 16. Abril, in der die Regelung der Haftpflichtversicherung als verpflichtende Unterzeichnung für Freizeit- und Sportboote festgelegt ist. Diese Norm wird bei nationalen und ausländischen Freizeit- und Sportbooten, die auf spanischen Gewässern fahren angewandt. Die Haftpflichtversicherung ist eine Verpflichtung für jeden Freizeit- oder Sportbootbesitzer, die sowohl die Schifffahrt abdecken soll als auch das Boot selbst, wenn es angelegt ist. Und wenn dieses bei Regatten teilnimmt sollte eine ausdrückliche Erwähnung vorliegen um die Versicherungsdeckung für diese Voraussetzung zu erweitern. Welche Bereiche deckt diese Versicherung ab? Sie deckt die ausservertraglichen Haftungen der Freizeitbooteigentümer, der Personen, die vom Eigentümer berechtigt vorschriftsgemäss Boote führen und der Wasserskiläufer, die das Boot mitziehen kann ab. Dies sind die Haftungen, die von den genannten Personen verlangt werden, die durch Schuld oder Fahrlässigkeit materielle oder persönliche Schäden an Dritte, Häfen oder Schifffahrtsanlagen zufügen. Muss für jedes Boot eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden? Die Norm, welche diese Versicherung reguliert legt fest, dass diese Versicherungspflicht für alle "schwimmenden Gegenstände" besteht, die, angetrieben mit Motor, zur Freizeitschiffahrt bestimmt sind und für diejenigen ohne Motor und die eine Schiffslänge über mehr als 6 Meter haben. Sind Boote mit ausländischer Flagge verpflichtet eine Haftpflichtversicherung abzuschliessen? Diese

Pflicht wird natürlich durch die Gesetzgebung der Flagge erhoben. Aus spanischer Sicht müssen allerdings die Eigentümer von ausländischen Booten, die über das spanische Meer und dessen innere Gewässer fahren, immer wenn sie in einen spanischen Hafen ein- oder ausfahren eine Haftpflichtversicherung haben, die

für deren Schifffahrt haftet oder für den Fall, dass sie eine ausländische Versicherung haben müssen sie darlegen können, dass diese mit den spanischen Versicherungskonditionen, wie im Real Decreto beschrieben, übereinstimmt. Daher ist ein Boot, das nebenbei durch spanische Gewässer fährt ohne in einen spani-

schen Hafen zu fahren, nicht verpflichtet eine Haftpflichtversicherung zu haben. Das Fahren eines Bootes ohne dieses versichert zu haben stellt ein Verwaltungsverstoss dar, dessen Strafe sich auf bis zu 120.000 Euro belaufen kann, nicht zu vergessen sind die möglichen strafrechtlichen Konsequenzen. Wenn man allerdings mit einem versicherten Boot fährt ohne an Bord den Versicherungsschein (Police, Zahlungsschein) mitzuführen, müssen wir bedenken, dass wir fünf Arbeitstage haben um die vorhandene Versicherung vor der jeweiligen Behörde zu bestätigen.

Um diesen Artikel zu beenden möchte ich kurz anmerken, dass die gedeckten Risiken mit dieser Haftpflichtversicherung die Folgenden sind: Tod oder körperliche Verletzungen von Dritten; materielle Schäden von Dritten; finanzielle Verluste durch Dritte, die als direkte Konsequenz der vorherigen Schäden hervorgehen; Schiffsschäden durch Zusammenstoss oder ohne Kontakt; und, ausser es wurde anders vereinbart, gerichtliche und aussergerichtliche Kosten, die in Zusammenhang mit der Verteidigung des Versicherten und der Verwaltung des Schadenfalles stehen.


WIRTSCHAFT GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

8 >> LUXUS

Zentrum der Superyachten Die luxuriösesten Yachten verbringen den Sommer in den hiesigen Gewässern JUAN POYATOS PALMA

Eine der Superyachten mit Basis in Palma kostete unglaubliche 200 Millionen Euro. Dennoch versichern einige der wenigen Personen, die sie von innen gesehen haben, dass sie allein an Kunstwerken noch weitaus mehr als 200 Millionen Euro verbirgt. Das gibt uns einen Hinweis darauf, wie wenig wir über diese "schwimmenden Paläste" wissen. Gigantische Ausmaße, ultra-modernes Design oder fast raumfahrtstechnische Elektronik sind nicht alles. Unsere Liste der spektakulärsten Superyachten, die 2013 balearische Gewässer kreuzten, gründet sich auf weiter gefasste Kriterien. Wir achteten auf Innovation, Eleganz und Stil. In erster Linie aber darauf, dass es Privatyachten sind, Yachten, die nicht verchartert werden und einem bekannten und identifizierbaren Eigner gehören. Den top of the tops - arabischen Scheichs, russischen Magnaten, Finanzgenies, Schauspielern, jungen amerikanischen Softwaregenies, Gurus der Modeund Kreativszene, also Frauen und Männern, die weltweit Tendenzen setzen. Sehen wir uns also diese Wunderwerke an, riesige Paläste, die jeden Ort der Welt ansteuern könnten, jedoch die balearischen Inseln als Reiseziel wählten. Ein vollkommener Luxus für sie und für uns. Diese Schiffe lassen Millionen von Euro auf den Inseln. Vielleicht aber profitieren wir noch mehr von dem Bild der paradiesischen, eleganten und super-stilvollen Destination, das sie in die Welt exportieren. Diese Superreichen machen, dass unsere Inseln sich in ein Ziel verwandeln, das mit Schönheit und Erfolg identifiziert wird. TOPAZ. An erster Stelle auf unserer Liste steht die Topaz, die 2012 in der

deutschen Werft Lürssen, spezialisiert auf Kriegsschiffe, gebaut wurde. Eigner der Topaz ist Mansul Bin Zayed al Nahyan, Vizepremierminister der Vereinigten arabischen Emirate. Er gab die Superyacht 2008 in Auftrag und im August diesen Jahres erreichte sie den Club de Mar auf Mallorca. Der arabische Scheich ist als Besitzer der Fußballmannschaft Manchester City bekannt. Die Topaz ist laut Internet mit ihren 147 Metern die fünftgrößte Yacht der Welt. Sie besitzt acht Decks, zwei Hubschrauberlandeplätzen und mehrere Motor-Beiboote, außerdem eine Reihe an Spielzeugen wie JetSkis, Dingis, einen Katamaran und sogar ein Mini-U-Boot. RISING SUN. Die Yacht wurde von dem Millionär Larry Ellison, Softwaregenie und Kopf der auf Datenbankmanagementsysteme spezialisierten Firma Oracle in Auftrag gegeben. Mit der Rising Sun stellte der begeisterte Seefahrer Larry Ellison den Rekord als Eigner der größten Privatyacht der Welt auf (die nicht im Besitz eines Staatschefs ist). Die Geschichte des Baus dieser Superyacht streift Exzentrik und Größenwahn. Das Schiff verfügt über 82 Innenbereiche, Fitnessstudio, Basketballfeld, verchromte Treppen, Holzkamin, Privatkino, Billardraum und Panzerglasscheiben. Die Rising Sun ist 138 Meter lang und kostete 377 Millionen Dollar. Derzeitiger Eigner ist David Geffen, ein amerikanischer Millionär, der durch seine Arbeit als Musikherausgeber und Theater- und Filmproduzent bekannt ist. Im Jahr 1994 gründete er gemeinsam mit Steven Spielber und Jeffrey Katzenberg die Firma Dreamworks. SUNRAYS . Im Jahr 2010 von dem indischen Magnaten Ravi Ruia, Vizepresident der Essar Group, bei der prestigeträchtigen holländischen Werft Oceano in Auftrag gegeben, gilt die Superyacht als Meisterstück

ÜBER EINEN HALBEN KILOMETER YACHTEN IM CLUB DE MAR Die Stege des Club de Mar beherbergten am vergangenen 2. August sechs der weltweit grössten und luxuriösten Superyachten. In einer Linie würden sie eine Länge von 534 Metern ergeben: Indian Empress (95 Meter lang), Star Gate (80), Lady Moura (105), Sunrays (85), Limitless (96) und Salem

Das Pilotboot hilft der Sun Rising im Club de Mar anzulegen

der Schiffsbauarchitektur. Ihr Design, entworfen von Björn Johansson, kombiniert auf 85 Metern Schiffslänge in der Farbe jade-grün Avantgarde mit Eleganz. In ihrem Inneren besitzt sie eine Kajüte, die sich in einen Kinosaal verwandeln lässt. Sie verfügt über einen Hubschrauber, ein Esszimmer, das sich in einen Videokonferenzsaal umgestaltet und eine große Suite mit Panoramaterrasse. Dekoration und Innenausbau bestehen aus wertvollen

(73). Drei der Boote (Startgate, Lady Moura y Salem) haben ihre Basis im Club de Mar Mallorca und sind praktisch das ganze Jahr in Palma, während die Indian Empress, Sunrays und Limitless auf der Durchreise in der Balearenhaupt-stadt waren. / FOTO: BAOSKY

/ J.P.

Hölzern, Leder, Perlmutt, Muschelschalen und anderen marinen Elementen. Die Decks sind durch gläsernen Aufzüge miteinander verbunden. Angetrieben von zwei Motoren von 3.492 Kilowatt erreicht sie eine Geschwindigkeit von 20 Knoten. In diesem Sommer besuchte sie Ibiza und auf dieser Liste gebührt ihr ein Ehrenplatz, nicht wegen ihrer Länge von 85 Metern, sondern wegen ihrer Verarbeitung, ihrer Eleganz und ihrem guten Geschmack.

LIMITLESS. Mit ihrer Länge von 96,2 Metern zeichnet sie sich dadurch aus, dass sie die erste Super-Mega-Yacht ist, die mit Hybridmotoren gefertigt wurde, die Dieseltreibstoff mit elektrischen Batterien kombinieren. Wie die Topaz wurde sie in der deutschen Werft Lürssen gebaut, ihr Design setzt auf Ästhetik und Modernität. Ihr Schöpfer war der berühmte Designer Jon Brannenberg und ihr Eigner ist Les Wexner, Besitzer der Firma Victria´s Secret. Ihre Elektromotoren mit einer Leistung von 5.420 Kilowatt erlauben es ihr, sich absolut geräuschlos mit der unglaublichen Geschwindigkeit von 25 Knoten fortzubewegen. Obwohl sie vor der Jahrtausendwende im Jahr 1997 gebaut wurde, zählt die Limitless noch immer zu den elegantesten und fortschrittlichsten Superyachten, die jemals konstruiert wurden. In diesem Sommer konnte man sie im Club de Mar sehen. HALCON MALTES . Ist die größte, modernste, luxuriöseste und fortschrittlichste Segelyacht der Welt. Mit 88 Metern Länge zeichnet sie

SPANISH SUPERYACHTS ASSOCIATION W W W . A E G Y . O R G Unser Verein wurde gegründet um die Interessen der Mitglieder in Bezug auf die Aktivitäten von Grossyachten in Spanien zu verteidigen


WIRTSCHAFT GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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Die ‘top ten’ auf den Balearen TOPAZ Länge: 147 Meter Eigner: Mansul Bin Zayed al Nahyan Herstellung: Deutschland 2012 Crew: 50

RISING SUN Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

138 Meter David Geffen Deutschland 2004 50

SUNRAYS Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

85 Meter Ravi Ruia Holland 2010 14

LIMITLESS Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

alle ihre Bewegungen scheinen top secret zu sein. Dennoch wird übermittelt, sie verfüge zum Beispiel über ein drehbares Bett, das sich in Funktion des durch die Fenster einfallende Sonnenlicht orientiere. Sie besitzt nahezu 100 Plasmabildschirme und eine DVD-Zentralbibliothek mit mehr als 2.000 Titeln (anzunehmen ist, dass inzwischen zur Speicherung auf Festplatte übergegangen wurde). Natürlich gibt es einen Hubschrauberlandeplatz, zwei Pools, sechs Gästekajüten, Diskothek und ein wasserfestes Karaoke. Die A ist in den hiesigen Gewässern häufiger anzutreffen, besonders in Formentera. Auch den Club de Mar besucht sie hin und wieder.

sich durch drei drehbare Masten aus. Sie sieht aus wie eine Science-Fiction-Version einer chinesischen Dschunke und wer sie einmal gesehen hat, vergisst sie nicht wieder. Ihr Eigner ist der nordamerikanische Multimillionär Tom Perkins, der mit seinen Spitzentechnologiefirmen ein umfangreiches Vermögen machte. In seinem Boot ist nichts gewöhnlich. Die technische Ausstattung ist revolutionär und der Automatisierungsgrad unglaublich. Der bugseitige Mast trägt die satellitengestützten Navigations- und Kommunikationssysteme. Die Halcon Maltes war im Port Adriano festgemacht. VENUS. Steve Jobs der Schöpfer der meisten Apple-Produkte starb, ohne die Yacht, die er bei der holländischen Werft Koninklije de Vries in Auftrag gegeben hatte, fertiggestellt zu sehen. Das Design stammt von dem Franzosen Philippe Starck, dem Jobs dafür strikte Anweisungen gegeben hatte. Die Venus mit ihren 78 Metern Länge zeichnet sich durch ihre vollkommen neuartigen Formen aus, durch ihre großen Fensterfronten, die ihre Innenbereiche mit Licht fluten und - wie könnte es anders sein - durch ihre implementierten Informatik-Systeme. Sie war zu Beginn des Sommers im Club de Mar festgemacht, es konnte aber

Hubschrauber der Topaz

/ L.G. GUERRA

nicht ermittelt werden, wer sich bei diesem ersten Besuch auf den Balearen an Bord befand. A. Der Name dieser Superyacht klinkt faszinierend und geheimnisvoll. Er ist ein romantisches Geschenk ihres Eigners, dem russischen Magnaten Melnichenko, an seine Frau Aleksandra. Gebaut wurde die A in der deutschen Werft Blohm & Voss. Die Geheimniskrämerei um die A ist enorm. Nur ganz wenige Leute haben sie von innen gesehen und

INDIAN EMPRESS. Die Yacht des indischen Geschäftsmannes Vijay Mallya, Besitzer des indischen Formel-1-Teams Force India, verfügt auf 95 Metern Schiffslänge über Räumlichkeiten, um bis zu zwölf Gäste mit allem Komfort aufzunehmen. Der Hauptsaal im Ausmaß von etwa zwei Tennisplätzen enthält eine große Menge an Statuen und Kunstwerken von Picasso, Matisse und Turner. An Bord der Indian Express können die Gäste Tauchunterricht nehmen, am Flügel von Elton John spielen oder die Sauna oder das Dampfbad genießen.

96 Meter Les Wexner Deutschland 1997 50

MALTESSE FALCON Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

88 Meter Tom Perkins Türkei 2006 20

INDIAN EMPRESS Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

95 Meter Vijay Mallya Monaco 2008 42

VENUS Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

78 Meter Familie Jobs Holland 2012 14

A Länge: Eigner: Herstellung: Crew:

119 Meter Andrey Melnichenko Deutschland 2008 40

SALEM Länge: Eigner: Herstellung: Basis:

73 Meter unbekannt Grossbritannien 1963 Club de Mar

LADY MOURA Länge: Eigner: Herstellung: Basis:

110 Meter Mouna Ayoub Deutschland 1990 Club de Mar


NAUTIKSEKTOR GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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das logbuch

>> UNTERNEHMEN

Mercanautic eröffnet neue Zweigstelle auf dem Stapelplatz von Port Adriano MALLORCA PRESS PALMA

Mercanautic, ein Betrieb mit über zwanzigjähriger Erfahrung in der hiesigen Nautik-Branche, erweitert sein Serviceangebot und eröffnet ein neues Geschäft auf dem Stapelplatz des Yachthafens Port Adriano (El Toro - Calvia). Profis und Bootsliebhaber finden hier ein umfangreiches, auf ihre Bedürfnisse abgestimmtes Angebot: Von Wartungsmaterialien und Zube-

hörteilen über Reparatur-Serviceleistungen bis zur Bootlagerung im Winter. Neben der neuen Zweigstelle unterhält Mercanautic in Palma zwei weitere Geschäfte auf der Insel: Mercanautic Difussión am Paseo Marítimo Nummer 38 und Mercanautic Segunda Mano (zweite Hand) auf der Avenida Joan Miró Nummer 170. Das gesamte Angebot von Mercanautic (neu und gebraucht) finden Sie unter: www.mercanautic.com

Ein gutes Gebrauchtboot finden MATTHIAS EBERT ebert@bavaria-spain.com

Die sich noch im Bau befindliche Fassade der bereits geöffneten Zweigstelle.

Der Gebrauchtbootmarkt ist im Umbruch - und das nicht erst seit gestern und seit es "die Krise" gibt, die hier in Spanien für buchstäblich alles herhalten muss, was nicht rund und wunschgemäß läuft. Seit Jahren purzeln die Preise, immer mehr gebrauchte Yachten überschwemmen den Markt. Und das nicht nur in Spanien, wie ein Blick ins europäische Ausland oder auch auf die andere Seite des großen Teichs zeigt. Soweit, so wahr. Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntlich den Preis. Aber nicht alle Anbieter und alle Nachfrager verhalten sich marktkonform. Das erleben wir als Broker jeden Tag. Da sind auf der einen Seite die verkaufswilligen Bootseigner, die sich ihr vermeintliches Kleinod in Gold aufwiegen lassen möchten, besonders dann, wenn sie in eine ihrer Meinung nach besonders wertbeständige Marke investiert haben. Und da sind auf der anderen Seite die potenziellen Käufer, von denen einige mit schon unsportlich zu nennendem Ehrgeiz auf sogenannte Schnäppchenjagd gehen. Zwischen diesen beiden Extremen klafft ein gewaltiges Loch und es wird immer schwieriger, ein gutes und faires Angebot auch zu erkennen. Klar ist, dass der Marktwert sich nicht in allen Fällen in den Preisforderungen widerspiegelt, die in Zeitungen, Zeitschriften und Internetbörsen zu finden ist. Klar ist aber auch, dass viele wirklich gute, gepflegte und top ausgestattete Gebrauchtboote angeboten werden, die ihr Geld wert sind. Um in dieser Situation den Überblick zu behalten, sollte man im Zweifelsfall lieber professionellen Rat einholen. Für die Verkäuferseite kann das z. B. ein seriöser Broker sein, der bei der Preisfindung behilflich ist. Denn das Beharren auf einem nicht marktgerechten Preis verzögert den Verkauf und kann angesichts hoher Unterhalts- und Liegeplatzkosten teuer werden. Auch der Käufer tut gut daran, lieber die Dienste eines Brokers in Anspruch zu nehmen, der sich u. a. auch darum kümmert, dass alle erforderlichen Bootspapiere korrekt und vollständig vorliegen, damit eine reibungslose Umschreibung gesichert ist. Darüber hinaus kann man nur dazu raten, in Anlehnung an angelsächsische Gepflogenheiten in einen "Survey" zu investieren, bei dem ein unabhängiger Gutachter die Wunschyacht auf Herz und Nieren prüft. Das schützt vor bösen Überraschungen. Auch wir als Händler und Broker beziehen dieses Instrument gern mit ein, damit wir wirklich wissen, was wir in Zahlung nehmen bzw. was wir vermitteln.


ABENTEUER GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> HILFSAKTION

TAUCHEN / MATHIAS GÜNTHER

Ein spektakulärer Tauchgang namens «Aquarium» an der Insel Dragonera TECHNISCHE MERKMALE LÄGE

SW Seite Dragonera

TIEFE

bis 40m

NIVEAUS

für alle

ANFAHRT

ca. 10 Minuten

KONTAKT

info@scuba-activa.com

Ganz allein an einsamen Buchten - die bemerkenswerte Tour von zwei Jugendlichen

Nach 10 Minuten Bootsfahrt gelangen wir zum Tauchplatz «Aquarium» an der SW Seite der Insel Dragonera, in einer Tiefe von 6-8 m gehen wir vor Anker. Hier befindet sich ein Felsplateau, welches in Kreisform vor der Dragonera liegt. Das gesamte Plateau hat eine Tiefe bis 15m, ab da fällt eine Halde mehr oder weniger steil ab bis auf Tiefen von 30 - 40m. Dies ist einer der fischreichsten Plätze die wir haben, daher der Name Aquarium. Vom Boot weg, bewegen sich Taucher mit sehr wenig Erfahrung immer auf Höhe des Plateaus. Dies beginnt mit flachem Fels, je weiter wir vom Boot wegtauchen desto bizarrer werden die Felsformationen. Taucher mit mehr Erfahrung tauchen entlang der Felshalde in Richtung offenes Meer und dann im Kreis zurück zur Dragonera, auch hier wird es immer spannender je weiter wir vom Boot weggehen, die Halde wird steiler, die Felsen größer und bizarrer, dazwischen kleine Höhlen in denen Fische ihre Verstecke haben. Im Freiwasser gibt es die größten Barakudaschwärme, Rochen und Zackenbarsche, im Sommer und Herbst ziehen Thunfische und Makrelen vorbei oder sogar alles zusammen. Ein echtes Spektakel was Fische anbelangt. Wir wissen nicht wo wir zuerst hinschauen sollen, deshalb schauen wir immer in die Felsen und im nächsten Moment wieder ins freie Wasser, damit uns ja nichts entgeht. Noch nie gab es Taucher denen dieser Tauchplatz nicht gefallen hat, die Unterwasserlandschaft und das Fischleben sind hier etwas ganz besonderes. Auf dem Rückweg zur Dragonera tauchen wir ein Stück entlang einer Steilwand, schon alleine der Lichteinfall bringt uns ins Schwärmen. Wieder auf dem Plateau angelangt, schlängeln wir uns gemütlich zwischen den Felsen hindurch, hinter jeder Ecke warten andere Fische auf uns. Wir erreichen das Boot und befinden uns wieder im flachen Wasser. Die kleine Höhle hinter dem Boot lassen wir uns aber nicht entgehen, in der wir noch mehrere Drachenköpfe und eine Meerspinne entdecken. Als Abschluß ist das noch ein echtes Highlight. Der Tauchplatz "Aquarium" macht seinem Namen alle Ehre. Mehr Infos zur Tauchschule unter: www.scuba-activa.com

Eine unglaublich bunte Artenvielfalt am Tauchplatz Aquarium

Zwei große Seefahrer und ein kleines Boot Die Jugendlichen Sebastian Page Franklin und Nick Mason umrundeten Mallorca in einer Snipe-Jolle. Alleine und für eine gute Sache JUAN POYATOS PALMA

In einer kleinen Snipe umrundeten zwei Jugendliche in diesem Sommer innerhalb von knapp zwei Wochen die Insel Mallorca. Und das für eine Hilfsorganisation. Ohne Sponsoren, ohne Hilfsboote, ohne Motor, ohne Wettbewerb und ohne Rekorde aufstellen oder besonders schnell sein zu wollen sind die beiden jungen Seefahrer mit ihrer kleinen Heldentat in die mallorquinische Geschichte eingegangen. In die Geschichte, die nicht immer in den Büchern steht, in die nahezu unbekannte Geschichte derer, die etwas Schönes, Nobles und Reines taten. Sebastian Page Franklin, 16 Jahre alt - seine ersten 4 Lebensjahre verbrachte er an Bord eines kleinen Segelbootes im Real Club Náutico von Palma - und sein guter Freund, fast ein Bruder, Nick Mason, 15 Jahre alt, vollbrachten, was viele Jugendliche höchstens zu träumen wagen. Sie schliefen in einsamen Buchten und naturbelassenen Stränden, erlebten Flauten und heftige Böen, litten unter Hitze, Durst und auch ein bisschen Angst (bei Valldemossa sahen sie eine riesige Flosse sehr nahe an ihrem kleinen Bötchen vorbeiziehen). Ihr Abenteuer begann an einem Samstag im Juni am Strand von Portitxol von wo aus sie, die Insel an Backbord lassend, zwischen Super-

yachten, Fischerbooten und Badegästen um die Insel segelten. Das Schlimmste seien die langen windstillen Stunden auf dem Wasser treibend gewesen, versichern die beiden. Und die brennende Sonne um die Mittagszeit, einem Moment, an dem der Wind heftig wehte und genutzt werden wollte. Das Beste, dass sie dank ihrem Abenteuer mehr als 2.500 Euro für die Hilfsorganisation Mediterránea sammeln konnten, einer NGO, die notleidende Kinder unterstützt. Neben dem durch die Umsegelung eingebrachten Betrag profitiert die Hilfsorganisation zudem aus der breiten Berichterstattung über die mutige Aktion der beiden Jungen in den Medien. Trotz allem messen die beiden echten Seemänner ihrer Fahrt wenig Bedeutung zu und betonen immer wie-

der, dass das eigentliche Lob denen gebühre, die ihnen anonym ein paar Euro für Mediterránea überreichten oder ihnen halfen, die Snipe zur Übernachtung auf den Strand zu ziehen, sie zu einem guten Frühstück einluden oder ihnen eine einfache Flasche mit Wasser schenkten, draußen auf dem Meer ein wertvolles Gut. Die beiden Jungen, die in ihrer Zukunft bestimmt Kapitäne großer Schiffe sein werden, sind in weniger als zwei Wochen zu echten Seeleuten geworden, Segler in Großbuchstaben. Aufmerksamkeit und Respekt erlangt man nicht immer dadurch, dass man besonders weit weg und zu besonders exotischen Orten reist, sondern dadurch, dass man teilt, was man hat und besonders, indem man auf sein Herz hört.

Sebastian Page Franklin und Nick Mason an Bord ihrer Snipe


WIRTSCHAFT GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> NAUTIKSERVICE der Werft entsprechend Zeit in Anspruch nimmt. Die Schiffe können auf dem Trockendock von Astilleros auch überwintern und bei Bedarf werden Kapitäne und Crew während ihres Aufenthaltes auf Mallorca z.B. bei der Wohnungssuche unterstützt. Selbstverständlich gibt es auch in ruhigeren Zeiten ein Standby-Team und 24-Stunden Security.

BETTINA NEUMANN PALMA

Bereits in der letzten Ausgabe haben wir über die bemerkenswerte Geschichte einer der traditionsreichsten Werften Mallorcas berichtet, die einst nicht nur stattliche Frachter und Segelschiffe baute, sondern auch einen international hervorragenden Ruf unter Eignern und Kapitänen genießt, deren Superyachten oder historische Schiffe hier in den besten Händen sind. Werfen wir jetzt also einen Blick auf die Gegenwart, auf den Service: Unter dem Dach von Astilleros finden diese besonderen Schiffe alles, was für ihre aufwendige Pflege, Instandhaltung und Reparatur vonnöten ist - sozusagen ein Rundumpaket für Yachten bis zu 73 Meter Länge (im Wasser sogar bis 110 Meter). ALLES UNTER EINEM DACH Das Unternehmen, zu deren Kundschaft so einzigartige historische Yachten wie die Adix, die Creole, die Hispania und die Brave Molly zählen, basiert auf vier Grundsäulen: Mechanik, Metallverarbeitung, Elektronik und Holzarbeiten - besonders stolz ist man hier zurecht auf die Beherrschung der traditionellen Schiffshandwerkskunst, ohne die historische Schiffe auf Mallorca keine Chance hätten. Doch auch alle anderen Dienstleistungen kommen "aus einer Hand", denn unter dem Dach von Astilleros sind noch weitere Firmen angesiedelt: u.a. die Firmen Estay-Electronics für Navigations-, Radar- und Kommunikationssysteme oder Atlante für Energieeffizienzstudien. Aircold sorgt für Kühlsysteme, Soft Interieurs entwirft wunderschöne Innendesignvorschläge z.B. für Schiffsküchen, Wohn- oder Schlafkajüten und Nautipaint ist auf Anti-Fouling und Lackierungen spezialisiert. Gleich welcher Service gewünscht wird, die Werft bietet unter der Leitung von Diego Colón de Carvajal eine spezielle Absicherung, das alle Aufträge ordnungsgemäß erfüllt werden. Das gilt auch, wenn der Eigner eine externe Firma beauftragen möchte. Diese ist herzlich willkommen, muss aber die strengen Vorschriften von Astilleros nach hundertprozentiger Rechtssicherheit, Liquidität und Vorlage der entsprechenden Dokumente erfüllen.

Ausreichend Platz für riesige Schifte in der Werft Astilleros de Mallorca

/ Astilleros

Der perfekte Service für Superyachten Zu den Kunden von Astilleros de Mallorca zählen einzigartige und historische Yachten So haben z.B. Schwarzarbeit, Ve rs c h u l d u n g bei den Mitarbeitern oder Insolvenzgefahr an der Contramuelle, dem Astilleros-Sitz, keine Chance.

des Schiff von einem hoch qualifizierten hauseigenem Projektmanager überwacht, der als Ingenieur oder Kapitän selbst aus der Superyachtindustrie kommt. Er koordiniert, S I C H E R H E I T UND was das Schiff QUALITÄT braucht, was der Eigner wünscht Eine besonders und was die lukrative ZusamWerft leistet, inmenarbeit ergibt Die moderne Technologie hat noch nicht das Kunsthandwerk ersetzt dem er Hand in sich aus der unmittelbaren Nachbarschaft mit dem und zwar mit einer kompletten Ga- Hand mit Kapitän und Eigner arbeigroßen STP-Trockendock, wo Astil- rantie und Sicherheit", betont die tet. Gerade bei dem Neukauf einer leros ebenfalls Büros unterhält. "Un- Pressesprecherin Jennifer Maul. So Superyacht wird oft ein komplettes sere Philosophie lautet: Gleich wo werden in der Werft pro Jahr über Refit gewünscht, hier hilft und undas Schiff herausgeholt wird - ob 120 Yachten gepflegt, umgebaut terstützt Astilleros den Stil des neubei Astilleros oder STP - wir bieten oder repariert. Auch eine TÜV-Ab- en Eigners und der Crew zu finden, den vollständigen Werft-Service nahme wird geboten. Dabei wird je- selbst wenn der Schiffsaufenthalt in

EINE STARKE PERSONALPOLITIK Astilleros setzt vor allem auf das eigene Personal, eine internationale Belegschaft von derzeit 89 festen Mitarbeitern und zehn weiteren Freiberuflern. Die Unternehmensführung ist vorbildlich und alljährliche Investitionen in die Verbesserung der Lebensqualität der Angestellten oder in neue Maschinen selbstverständlich. Derzeit bekommt die gesamte Werft einen neuen Anstrich und neue Büroräume sind in Planung. Schüler der offiziellen Schifffahrts- und Fischerschule können hier regelmäßig Praktika absolvieren. "Unsere Mitarbeiter sind hier das Wertvollste", bestätigt Jennifer Maul. Trotz Wirtschaftskrise, die auch vor der Nautikbranche nicht halt gemacht hat, gab es keine einzige Kündigung. Regelmäßige Weiterbildungen des Personals, sei es in Englischkursen, Sicherheitstraining oder den neusten Techniken, sind an der Tagesordnung. Dabei arbeitet das Unternehmen mit den fünf Säulen des international erprobten LEAN-Managements: Organization, Order, Cleaning, Standardize, Discipline. Auch dem Umweltschutz wird Rechnung getragen: Für den vorbildlichen Umgang mit der Umwelt z.B. durch strenge Mülltrennung wurde Astilleros erst kürzlich vom mallorquinischen Unternehmerverband CAEB ausgezeichnet. Wen wundert's, dass sich Astilleros de Mallorca - wie in diesem Monat vom 25.-28. September - alljährlich und ausschließlich bei der renommierten "Monaco YachtShow" präsentieren wird, einer Messe, zu der ja bekanntlich nicht jeder eingeladen wird. Wir wünschen viel Erfolg!

Alle Infos über den Service von Astilleros finden Sie unter: www.astillerosdemallorca.com


REPORTAGE GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> ABENTEUER

Über den Yukon River auf Goldrauschspuren Eindrücke einer neuen RibexAbenteuertour von Andy Leemann durch die USA und Kanada BETTINA NEUMANN PALMA

Während diese Zeilen geschrieben werden haben der Schweizer Andy Leemann und sein Team bereits über die Hälfte ihrer Reisestrecke auf dem Yukon River zurückgelegt. In zwei unsinkbaren Ribex-Schlauchbooten (ABI 14 AL) mit je 40 PS starken Außenbootmotoren erkunden sie einen der bedeutendsten Flüsse Nordamerikas. Denn dass auch mit nur 4,30 Meter langen Schlauchbooten die größten und gefährlichsten Flüsse erobert und gleichzeitig Mensch und Natur am Ufer unterstützt werden können, beweist Andy Leemann jedes Jahr aufs Neue: Seine von Mallorca aus organisierten Expeditionen führten ihn die verschiedensten Flüsse entlang, u.a. den Mekong, den Zambezi, den Ganges, den Brahmaputra, den Gomati und den Kaladan. Diesmal heißt es also, den hohen Norden Amerikas vom Wasser aus erkunden und Arktisluft zu schnuppern: Der Yukon River entspringt am Llewellyn Gletscher in British Columbia, Kanada, durchquert Alaska und mündet nach knapp 3.190 Kilometern im Yukon-Kuskokwim Delta in die Beringsee. Er ist der längste Fluss Alaskas und des Yukon-Territoriums. In diesem streng geschützten Gebiet, in Whitehorse am Marsh Canada See, startete die Expedition am 13. August; in 30 Tagen sollen 3000 Kilometer zurückgelegt werden. An Bord der zwei Boote sind außer dem Expeditionsleiter Leemann fünf Deutsche darunter eine Frau - , ein indischer Kameramann, ein Venezolaner und ein Engländer, allesamt professionelle Abenteurer und Expeditions-

experten. Die Tour führt auf die Spuren von Goldsuchern, denn der Fluss war während des so genannten Klondike Goldrauschs zwischen 1896 und 1903 eine wichtige Transportstrecke. Zeugen dieser Geschichte sind verlassene Holzfällerhütten, verfallene Telegraphenstationen und sogar ein vor über 80 Jahren gestrandeter Raddampfer. Dabei ist der Yukon River kein leichtes Gewässer, auch wenn er bis Whitehorse schiffbar ist, wird er nur noch wenig befahren, da er von Anfang Oktober bis Mitte Mai zugefroren ist. Doch wie immer hat Andy Leemann ein Ziel für den guten Zweck und mobilisiert dafür die in-

Die Expedition erfolgte wie immer mit unsinkbaren Ribex

ternationale Presse: "Wir möchten zeigen, wie überlebenswichtig Wasser in jedem Aspekt ist und dass die Klimaveränderung weltweit auch unsere Wasserressourcen betrifft. Diese Expedition möchte auch einem breiteren Publikum ein tieferes Wissen und besseres Verständnis der gesamten Region, ihrer Kultur, der Schönheit ihrer unberührten Natur und unglaublichen Vielfältigkeit vermitteln." Dabei ist die Tour nichts für zarte Gemüter: Es ist eisig kalt, der Winter scheint in diesem Jahr früher zu kommen. Immer wieder muss eine

/ RIB

Rast eingelegt werden, um sich am Feuer und einem heißen Kaffee ein bisschen aufzuwärmen. Trotz der ungemütlichen Temperaturen übernachtet die Truppe meistens am Flussufer und kocht draußen. Auch musste bereits die eine oder andere Hürde genommen werden: Als das Benzin knapp wurde, stellte sich heraus, dass das Benzinboot erst mit einer Woche Verspätung eintreffen sollte, so dass ein Schlauchboot mit zwei Teammitgliedern einen "Abstecher" von 200 Kilometern machen musste, um für Treibstoffnachschub zu sorgen. Beim Grenzwech-

sel in die USA fiel das GPS-System in der tiefsten Wildnis aus und bereits zweimal mussten Antriebsschrauben repariert, bzw. ausgetauscht werden, da die Boote unsanft auf Schotterbänken aufsetzten. Manchmal geht die Fahrt durch dichten Nebel ins Unbekannte. Doch normalerweise entschädigt eine spektakuläre, wilde Natur und großartige Tierwelt an der Küste des Flusses: Wölfe (der eine oder andere schwamm bereits an den Schlauchbooten vorbei), Elche, Grizzlybären, am Himmel kreisen Adler, Falken und Habichte. Und wie immer verlässt sich Bootsexperte Andy Leemann auf seine schnellen und unsinkbaren Ribs, die er auf Mallorca in seinen Bootsfachgeschäften Yacht Center Palma und im Marine Superstore in Santa Ponsa vertreibt. Und natürlich auf sein Team, das gleichberechtigt ordentlich mitanpackt. "Wir sind ein Superteam", twittert der Schweizer und betont, dass auch diesmal trotz der Anstrengungen wieder viel gemeinsam gelacht wird. Gaceta Nautica wünscht jedenfalls einen weiterhin glücklichen und erfolgreichen Reiseverlauf! Spektakuläre Fotos bewundern und das gesamte Reisetagebuch können Sie lesen unter: www.ribexexpedition.com

>> NEUHEIT / BAVARIA YACHTS

Neue Modelle auf Mallorca testen MALLORCA PRESS PALMA

Bei den Bavaria Testtagen auf Mallorca bietet Bavaria Spain, offizieller spanischer Händler der Marke, am 1., 2. und am 3. November 2013 allen Interessenten die Möglichkeit, die Bavaria-Flotte der aktuellen Segel- und Motoryachten zu besichtigen und Probe zu fahren. Zu den Highlights der Ausstellung gehören die gerade vorgestellten Yachten Cruiser 37 und 46, die bisher allenfalls von den Testern der Fachpresse gesegelt werden konnten, die schnelle Cruiser 40 S sowie die Flaggschiffe der Segelflotte (Cruiser 56) und der Motorbootflotte (Virtesse 420 Fly). Der erste

November (Allerheiligen) fällt auf einen Freitag und ist nicht nur in Spanien, sondern auch in vielen Bundesländern ein Feiertag. Ein langes Wochenende also, das sich hervorragend für einen Trip auf die Sonneninsel eignet. Das Mittelmeer ist um die Zeit noch warm und die Tagestemperaturen erreichen häufig noch spätsommerliche Werte. «Wir möchten den Kunden zum Saisonabschluss die Möglichkeit geben, ihre Wunschyacht bei uns nicht nur zu besichtigen, sondern vor allem auch in der Bucht von Palma auszuprobieren, bevor sie ihre Kaufentscheidung für die Sai-

Probefahrt auf der zur „Yacht des Jahres“ nominierten Bavaria Cruiser 37

son 2014 fällen», sagt Lothar Kloss von Bavaria Spain. Interessenten, die nicht nur besichtigen, sondern auch

testen möchten, werden um Voranmeldung gebeten: Tel. 971 40 18 83, Infos: www.bavaria-spain.com


SICHERHEIT AN BORD GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

14 >> MEDIZINISCHE VERSORGUNG

"Die hyperbare Sauerstofftherapie ist fortschrittlich" Der Arzt, Doktor Juan M. Batle von der Grupo Asistencial Juaneda, ist einer der international führenden Experten auf diesem Gebiet

MALLORCA PRESS PALMA

In einer Dekompressionskammer werden extreme physiologische Situationen kontrolliert reproduziert. Mediziner diesen Fachgebietes nutzen die besonderen Eigenschaften von Flüssigkeiten und Gasen, um den Gesundheitszustand ihrer Patienten zu verbessern. Am bekanntesten ist die Verwendung der Dekompressionskammer zur Behandlung der Dekompressionserkrankung von Tauchern. Heute gibt es aber viele weitere Einsatzmöglichkeiten. Doktor Juan M. Batle, von Grupo Asistencial Juaneda, ist einer der international führenden Experten auf diesem Gebiet. Besonders mit seinen Kenntnissen über Dekompressionsunfälle von Apnoetauchern hat er sich

einen Namen gemacht. Weltweit wurden 60 solche Fälle beschrieben, von denen sich 54 auf Mallorca zutrugen. Der einfache Grund dafür ist, dass das Speerfischen auf Mallorca sehr populär ist und mallorquinische Speerfischer in internationalen Wettbewerben seit jeher vorne liegen. Woraus besteht - in möglichst einfachen Worten - die hyperbare Sauerstofftherapie? Flüssigkeiten und Gase, wie Wasser oder Luft, verändern ihre Eigenschaften entsprechend dem Druck, dem sie ausgesetzt sind. Wir atmen Luft, die nur zu 20 Prozent aus Sauerstoff besteht. Indem diese Eigenschaften auf kontrollierte Weise verändert werden, lassen sich bestimmte Krankheiten behandeln. Welche Krankheiten?

Der Experte, Doktor Juan M. Batle von der Clínica Juaneda, vor der Dekomprenssionskammer

Alle Krankheiten, die mit Sauerstoffmangel einhergehen oder eine Entzündungskomponente beinhalten. Im Falle eines Sauerstoffmangels behandlen wir dieses hypo-oxide Gewebe mit 100 prozentig purem Sauerstoff und es normalisiert sich in kürzester Zeit. Den gleichen Effekt hat Wasserstoffperoxid. Mit dem hyperbaren Sauerstoff erzielen wir einen antiseptischen und entzündungshemmenden Effekt. Was für Patienten behandeln Sie in der Grupo Asistencial Juaneda? Für Taucher geht es um Leben und

Tod, weshalb solche Kranken im Prinzip Vorrang haben. Glücklicherweise gibt es wenige Unfälle, was der guten Ausbildung, den Tauchlehrern und der modernen Ausrüstung zu verdanken ist. Das erlaubt uns, unsere Anstrengungen auf die Erforschung und Behandlung anderer Krankheiten zu richten. Wie haben ältere Menschen mit Kreislaufproblemen, aber auch viele Hochleistungssportler. Etwa Rafa Nadal, der sich 2004 - er war damals auf Platz 37 der Weltrangliste - eine Verletzung zuzog, die ihn mit einer passiven Behandlung zwei Monate

gekostet hätte, bevor er seine sportliche Aktivität wieder hätte aufnehmen können; oder ihn bei schlechtem Ausgang sogar die sportliche Karriere gekostet hätte. Dank der Dekompressionskammer konnte Rafa Nadal nach zwei Wochen schon wieder trainieren. So war es ihm möglich, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, er gewann sein erstes Roland Garros und wurde im darauffolgenden Jahr Nummer Eins. Ohne Zweifel handelt es sich um eine fortschrittliche und effiziente Technik, die kaum bekannt ist und noch viel Potenzial besitzt.


GESCHICHTE GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

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>> INTERVIEW

„Meine Arbeit in Pollensa liebe ich so wie am ersten Tag“ Gottfried Möller: Ein Pionier im Segelunterricht auf den Balearen Gottfried Möller, Eigentümer der Segelschule Sail & Surf in Port de Pollensa seit 40 Jahren. JUAN POYATOS PALMA

Gottfried Möller kam 1970 als junger Segellehrer nach Mallorca. Vierzig Jahre lang führte er seine Segelschule und ist damit als Geschäftsmann, Segler und Mensch zu einer Referenz geworden. Die Schule heißt Sail & Surf und ihre Geschichte ist auch die Geschichte von Gottfried, dem Deutschen aus Pollensa. Wann und warum kamen Sie nach Pollensa? Nach dem verpflichtenden Wehrdienst fing ich 1969 als Lehrling in einer Zeitung an. Wir hatten einen Winter mit besonders schlechtem Wetter es vergingen Monate ohne Sonne. Ich hatte von dem ewig grauen Himmel genug und beschloss, mir etwas Urlaub an einem sonnigen Ort zu gönnen, wo ich auch segeln könnte. Ich fragte in einem Reisebüro und sie empfahlen mir Mallorca. Was machten Sie in diesem Urlaub? Ich kam allein und war sofort fasziniert von der Sonne und dem Licht in

der Bucht von Pollensa. Da ich zuvor im Zentrum Deutschlands einen Segellehrerkurs absolviert hatte, konnte ich es kaum erwarten, auf diesem Wasser zu segeln. Kurz darauf lernte ich Uli Hübner kennen, einen berühmten deutschen Olympiasegler, der damals für den internationalen Reiseveranstalter Neckermann + REISEN (NUR) eine Segelschule aufbaute. Ich fragte ihn direkt: "Brauchen Sie noch einen Lehrer?", und er antwortete: "Ja, dich schickt der Himmel!" Während meines kurzen Urlaubs arbeitete ich dort und obwohl er mir anbot, zu bleiben, entschied ich mich, nach Deutschland zurückzukehren, um meine Ausbildung bei der Zeitung zu beenden. Aber die Rückkehr nach Deutschland fiel mir nicht leicht. Ständig dachte ich an die Bucht von Pollensa und einige Tage später erhielt ich einen Anruf von Neckermann. Sie boten mir an, ja baten mich fast, nach Pollensa zurückzukehren und bei ihnen als Segellehrer anzufangen. Daraufhin sprach ich mit mei-

nen Vorgesetzten bei der Zeitung und sie ließen mich ins Paradies zurückkehren. Es war logische Sache: Für einen 23-jährigen Segelfan war es ein zu verlockendes Angebot. Wie war diese erste Segelschule? In Deutschland gab es zu dieser Zeit eine Menge Segelschulen, die von ehemaligen Marinesoldaten geführt wurden. Hier wurde gelehrt, als wären sie in einem Marinestützpunkt. Ich glaube, der Erste, der verstand, dass das geändert werden musste, war Uli Hübner, der die Schule in Pollensa mit der Idee aufbaute, Segeln lernen solle Spaß machen. In der Segelschule gab es keine militärische Disziplin, sondern ein freundschaftliches und herzliches Ambiente, das sich bis heute bewahrt hat. Diese erste Schule war Vorreiter für viele andere, die Neckermann an verschiedenen Orten der Welt eröffnete. In der ersten Zeit war die Schule im Yachtclub von Pollensa untergebracht, aber schon nach wenigen Jahren zog sie an den Ort, wo sie heute ist: Am Strand, nahe der Hafen-

einfahrt des Port de Pollensa. Auf welchen Booten wurde ge lehrt? Am Anfang verwendete man 470er, die für Anfänger nicht wirklich geeignet sind. Später entwarfen wir ein spezielles Boot für den Unterricht, die berühmte Galeón. In Pollensa wurden etwa 400 davon gebaut. Heute haben wir noch immer einige dieser Segeljollen und sie sind noch immer klasse. Wie wurde eine Segelschule eines Konzerns wie Neckermann zu einem Familienbetrieb im Besitz der Möllers? Leider hatte Neckermann einige Jahre später finanzielle Probleme mit seinen Kaufhäusern und beschloss, die Segelschulen zu verkaufen. Ich war schon seit einigen Jahren Stationsleiter der Schule in Pollensa, kaufte sie daraufhin und taufte sie in Sail & Surf um. Jahrelang führte ich die Schule gemeinsam mit meiner Frau. Jetzt leitet sie meine Tochter Annika, auf die ich sehr stolz bin. Sie war schon immer eine begeisterte Seg-

/ J.P.

lerin. Ist ja auch logisch, sie ist hier zwischen den Segelbooten aufgewachsen. Annika studierte Schiffsbauingenieurwesen und arbeitete einige Jahre in Schottland auf Bohrinseln, bis sie die Führung der Segelschule übernahm, in der sie groß wurde. Wie funktioniert die Segelschule Sail & Surf heute? Wir bieten hauptsächlich Komplettpakete an, die die Unterkunft in unseren Apartments und unterschiedliche Kurse zum Erlangen offizieller deutscher Segelscheine beinhalten. Normalerweise kommen ganze Familien. Die Eltern machen einen Kurs und die Kinder einen Kinderkurs im Jollen-Segeln, entweder für Anfänger oder für Fortgeschrittene. Die Leute verbringen hier einige sehr glückliche Tage, so wie ich es mir schon vor 40 Jahren gewünscht habe. Meine Arbeit macht mir sehr viel Freude, noch heute begeistert es mich wie am ersten Tag, durch die Bucht von Pollensa zu segeln. Es ist ein Ort, der ganz sicher von einem Segler erschaffen wurde.


LETZTE SEITE GACETA NAUTICA| September / Oktober 2013

16 >> DIE BESONDERE PERSÖNLICHKEIT

"Meer und Musik funktionieren sehr gut zusammen" Pete Townshend, legendärer Gitarrist von The Who, nahm an Bord der Eva an der Copa del Rey Trofeo Panerai teil LUIS POMAR MAHÓN

Bei der im vergangenen August in Mahon ausgetragenen Regatta X Copa del Rey de Barcos de Época Trofeo Panerai kamen Liebhaber eindrucksvoller Oldtimer-Segelyachten voll und ganz auf ihre Kosten. Die legendären Yachten Mariquita (1911), Mariete (1915) und Manitou (1937) waren zugegen, dann die vier Teilnehmerinnen der Klasse FI15 - Boote, die schon Könige, Staatspräsidenten und andere hochrangige Personen beförderten. Bei einer solchen Konzentration von Traumyachten würde man bei einem Spaziergang über die Stege vielleicht nicht unbedingt vor der

15 Meter langen Eva, einem 1906 von William Fife III. entworfenen Kutter, anhalten, hätte man nicht vorher auf der Liste der teilnehmenden Eigner den Namen des ihrigen entdeckt: Pete Townshend, 68 Jahre alt und Mitglied von The Who, einer der einflussreichsten Rockbands aller Zeiten. Wir haben den Gitarristen der britischen Band, Mod par excellence, in der Nähe des Club Marítimo de Maó getroffen. Neben der Eva besitzt er ein weiteres Boot, liebt aber besonders die alten. "Historische Yachten und das, was sie mit sich bringen, haben mich immer fasziniert. Du triffst Leute, die in ihnen wohnen und deren Leben

Pete Townshend neben der Skipperin der Eva (1906), Charlotte Freaqnuet

sich ums Segeln dreht. Das finde ich wunderbar", verrät er in der menorquinischen Hauptstadt, die in seinem Leben stets eine Rolle spielte: "Meine Eltern hatten hier ein Haus und ich kenne Mahon sehr gut. Als Kind war ich oft hier. Mein Vater, ein großer Musiker, lebte in England und Menorca, er liebte die Ruhe der Insel. Ich erinnere mich noch, wie wenige Häuser und Menschen es damals gab."

/ PANERAI

Townshend erklärt auch, welche Bedeutung das Segeln für seine Arbeit hat: "Ich bin Musiker und gut in meinem Metier. Mit zwölf habe ich angefangen, in einer Band zu spielen, das Segeln kam erst viel später. Das Meer und die Boote sind für mich eine Befreiung, eine Leidenschaft und ein Ventil. Segeln hilft mir, ausgeglichen zu bleiben. Es ist ähnlich, wie Teil einer Band zu sein. Wenn du in einer Band

spielst, kannst du den anderen nicht sagen, was sie tun oder lassen sollen. An Bord eines Bootes ist es genauso. Du musst nur die richtigen Leute finden, dann läuft alles", versichert er. Zum Schluss meint er lachend: "Mich zwischen meinen Gitarren und den Booten zu entscheiden, wäre nicht leicht, aber ich glaube, ich nehme die Gitarren. Mit ihnen verdiene ich Geld und die Boote kosten nur."


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