J'N'C Magazine 2/2012

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Styleguide Sテバ Paulo Interview Dirk Schテカnberger

Styleguide Sテバ Paulo Interview Dirk Schテカnberger D 6,50 Euro B NL A 7,50 Euro E P I 8,50 Euro CH 12,80 CHF


Inhalt Issue 52—02/2012

Standards

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Editorial

6

Impressum

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Contributors J’N’C proudly presents: Die Busy Bees dieser Ausgabe

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Hersteller

News 22

5 Glosse

Wir können auch anders! Text: Illustration

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Booklookin’ The Raw and the Cooked & Fabrik - Ein Bildepos der Technik

14

Discdiggin’

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Gadgets

46

Short Cuts

92

Moody Goods Die goldenen Zwanziger

28 City Guide SÃo Paulo 22

Streetpeople Geld ist nicht die Welt

28

Hotspots Sampa statt Samba

MOde Und… 60

60

Marke Eigenbau Mode und Do it your Self

10

3


Inhalt Issue 52—02/2012

Brand Features

58

Retail

Celebrity Interview

80

Schöne Neo-Welt Interview Dirk Schöneberger, Adidas Neo

Alle Wege führen nach... White Gallery, Rom

82

Mit Charme und Charity Oukan, Berlin

84

Die Entdecker von Paris L´Éclaireur Sévigné, Paris

Hand made 62

94

„Tradition ist nichts Verstaubtes“ Roeckl Heal the World

66

Green Couture Eco Fashion Brands

Fashion Shootings 94

German Angst Rachel de Joode

How we love it 70

University of good Taste Campus

104

Trailer Park Johanna Ruebel

72

True Blue Wrangler

112

Hay Birds Christoph Voy

74

Arbeit adelt Blauer USA

120

The Girls from Ipanema Katharina Poblotzki

76

Die Farben der Welt Desigual

128

O Meu Bairro Em Sampa Adriaan Louw

78

Singapore Calling The Brandery

58 Runway Trends 86

Das Minimax-Prinzip AW 2012/13

82

58

62

120

112

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Editorial Während in der alten Welt die Wirtschaft scheinbar nur noch von Rettungsschirmen getragen wird, herrscht in Brasilien eine völlig andere Stimmung. Das Land boomt. Hohe Wachstumsraten und Rekorde bei Außenhandel, Investitionen und Beschäftigungszuwachs sprechen eine deutliche Sprache. Für 2012 wird mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 4 Prozent gerechnet. Dass man 2014 die Fußballweltmeisterschaft und 2016 die Olympiade ausrichten darf, ist nur das Tüpfelchen auf dem brasilianischen I. Gute Laune dank guter Performance: Für uns ein Grund, mal über den großen Teich zu blicken – und zwar nicht nur auf den Touristenmagneten Rio de Janeiro, sondern auch und allem voran auf São Paulo: Bei den Recherchen für den aktuellen J’N’CCityguide empfing uns ‚Sampa‘, wie die Paulistas ihre Stadt nennen, mit offenen Armen. Was uns in der 11-Millionen-Einwohner-Metropole erwartete, entsprach weder dem Vorurteil der hässlichen Betonwüste noch unseren Befürchtungen in puncto Kriminalität. Im Gegenteil: Mit dem Erstarken der Mittelschicht scheint sich die Schere zwischen Arm und Reich ein Stück weit zu schließen. Dank des Verbots öffentlicher Werbetafeln ist der Blick frei auf die moderne Architektur. Auch in Deutschland gibt es übrigens einen Boom, wenn auch einen, der eher von Bescheidenheit und Bodenständigkeit geprägt ist: DIY, sprich: ‚Do It Yourself‘ – ein Trend, der der Rückbesinnung auf die gute alte Handarbeit gilt und als Gegenbewegung zum konfektionierten Einheitsbrei der HighStreet-Ketten derzeit den Modemarkt stark beeinflusst. J’N’C-Autorin Fredericke Winkler ist dem Phänomen nachgegangen und dabei nicht nur strickenden Ökos, sondern auch cleveren Selfmade-Unternehmern begegnet. Svea Jörgens, jüngster Neuzugang in der J’N’C-Redaktion, traf indes einen alten Hasen im Fashionbiz – Adidas Creative Director Dirk Schönberger. Der

Herausgeber B+B MEDIA COMPANY GmbH Hildebrandtstr. 24 d 40215 Düsseldorf Telefon +49 (0)211 8303 0 Telefax +49 (0)211 8303 200 info@jnc-net.de, www.jnc-net.de Geschäftsführer André Weijde Chefredaktion Ilona Marx im Redaktion Andreas Grüter ag Jolien Deckers, Sophia Karlsson, BelA tESS wIND Fotografie Achim Hatzius, Rachel de joode, Adriaan Louw, Michael Mann, Katharina Poblotzki, Arne Quinze,

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Anlass: der Launch der jungen Linie Adidas NEO mit interaktivem Ladenkonzept. Ob alter Hase oder Newcomer – modisch setzen die Designer zu Herbst/Winter 2012/13 auf den Reiz der Gegensätze. Da trifft Minimalismus auf Maxiskirts, Denim auf sleekes Nappaleder. Grunge erlebt ein elaboriertes Comeback. Bela Tess Wind und Sophia Karlsson haben die Runway-Trends für Sie zusammengestellt. Noch mehr Fashion dann in unseren Shootings, für die wir von Rio de Janeiro über São Paulo in die englische Provinz und weiter nach Berlin gereist sind. Wir hoffen, dass sich der Weg gelohnt hat und Sie sich von unseren Mitbringseln einmal mehr inspirieren lassen. Auf ein fulminantes Frühjahr und einen boomenden Sommer!

While the economy in the old world is apparently only being held together by rescue packages and bailouts, the mood in Brazil is completely different. The country is booming. High growth rates and record foreign trade figures, investments and burgeoning employment all spell out a clear message. The economic growth forecast for 2012 is around 4 percent. And the fact that Brazil will be hosting the football World Cup in 2014 and the Olympics in 2016 is merely the icing on the cake. A great mood, thanks to good performance: for us it was a reason to take a peek over the big pond for a change – not just to the tourist magnet, Rio de Janeiro, but also and specifically to São Paulo. During our research for the current J’N’C City Guide we were welcomed with open arms by the ‘Sampa’, as the Paulistas call their city. What awaited us in this metropolis of 11 million inhabitants was far removed from the cliché image of an ugly concrete jungle, or any fears about criminality. Quite the contrary in fact: with a flourishing

Johanna Ruebel, Christoph Voy Illustration Roman Klonek, Sergio Membrillas vANESSA pAULZEN FREIE MITARBEIT Gerlind Hector, Svea Jörgens, Claudia Steiner, Eva Westhoff ew, Fredericke Winkler fw Übersetzung Paula Hedley, Galina Green Grafische Gestaltung Martin Steinigen, chewing the sun; www.chewingthesun.com Bildbearbeitung Jean Pascal Zahn tEXTCHEFIN Eva Westhoff

middle class, the gap between rich and poor appears to be closing. Thanks to the ban on public advertising billboards, your eyes are free to scan the sights of its modern architecture. Germany is also experiencing a boom, even if it is more characterised by modesty and a down-to-earth attitude: DIY, or ‘do it yourself’ – a trend that harks back to the good old era of craftsmanship and is seen as a counter movement to the mass-produced uniformity of the high-street chains, and is strongly influencing the fashion scene today. J’N’C reporter Fredericke Winkler examined this phenomenon and not only came across knitting environmentalists, but also clever self-made businessmen and women. Svea Jörgens, our newest recruit to the J’N’C editorial team, met up with an old hand in the fashion business – Adidas Creative Director Dirk Schönberger to chat about the launch of the young Adidas line NEO and its interactive store concept. Whether old hand or newcomer – designers are emphasising the excitement of contrasts for their autumn/winter 2012/13 collections. Minimalism meets maxi-skirts, denim meets sleek nappa leather. Grunge is experiencing a major comeback. Bela Tess Wind and Sophia Karlsson have summarised these runway trends for you. And there’s even more fashion in our photo shoots, for which we travelled from Rio de Janeiro via São Paulo, to the English countryside and finally to Berlin. We hope that our journey was worthwhile and that you’ll once again feel inspired by what we have brought back from our travels for you. Here’s to a brilliant spring and a booming summer! Ilona Marx

Leiter Produktion Uwe Schaufler Assistenz Produktion Pia Schäfer Druck Stürtz Druck, Würzburg Anzeigenleitung Pierre D’Aveta Telefon +49 (0)211 8303 151 p.daveta@bb-mediacompany.com Anzeigen Dirk Hoffmann Telefon +49 (0)211 8303 242 d.hoffmann@ bb-mediacompany.com Einzelpreis Deutschland 6,50 Euro A, NL, B 7,50 Euro; E, P, I 8,50 Euro Schweiz 12.80 CHF

Bankverbindung BTV Bank für Tirol u. Vorarlberg AG Kto: 772898000, BLZ: 72012300 Datenschutzhinweis Falls unter der angegebenen Anschrift eine Zustellung nicht möglich ist, ist die Deutsche Bundespost berechtigt, die richtige Anschrift an den Verlag weiterzugeben. Der Abonnent kann gegen diese Regelung Widerspruch einlegen. Für unverlangte Manuskripte, Fotos, etc. wird keine Haftung übernommen. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist in jedem Fall Düsseldorf.


Cheeky Tongue Kolumne

Busy Bees Contributors

Wir können auch anders! Text Gerlind Hector Illustration Vanessa Paulzen

Bleistift- oder Ballonrock, Blazer oder Blouson, blöd oder bekloppt? Wer sich lange und intensiv mit dem irren Karussell namens Mode beschäftigt, kann bei dem Auf und Ab der Rocklängen oder angesichts der überlebenswichtigen Frage, ob die Clutch oder die Tote Bag das It-Accessoire der Saison ist, schon mal wahnsinnig werden. Wer sein täglich Brot in dieser Branche verdient, weiß: Auf nichts und niemanden ist Verlass, und eine mehrwöchige Ayurveda-Kur auf den Malediven wäre schön. Geht aus Zeitund Kostengründen aber meist nicht. Michael Michalsky plädierte daher neulich in einer ARTE-Doku für „Lifestyle statt Mode“, und in der Tat: Bei seiner regelmäßig zur Berliner Fashion Week stattfindenden ‚StyleNite‘ schaut er über den Tellerrand hinaus und präsentiert nicht nur die eigene Kollektion, sondern auch Kreationen ausgewählter Konkurrenten; dazu tolle Musik- und Showacts. Da merkt man vor lauter Spaß gar nicht, dass uns Michalsky mit seinem pfiffigen Lifestyle-Konzept zielsicher umgarnen will. Reine Fashion ist eben nur noch was für Freaks. „Wir können auch anders!“ wollen viele Unternehmen beweisen – Kundschaft und Pressespiegel stets im Blick. Manolo Blahnik zum Beispiel schreibt jetzt Märchenbücher! Es geht um Elfen und – rein zufällig – um einen Schuster und total niedliche High Heels, die schon bei den Kleinsten Begehrlichkeiten wecken. Plumpe Anmache, denkt man und freut sich über MAC Cosmetics, die in dieselbe Kerbe hauen – aber mit Humor. Uns ausgerechnet Miss Piggy als neue Stilikone zu präsentieren und damit den Perfektions- und Schlankheitswahn ad absurdum zu führen, ist durchaus witzig. Man muss sich eben etwas einfallen lassen – und nicht auf der Langweiler-Schiene fahren wie Louis Vuitton mit seiner ‚Icons Collection‘. Dafür wurden eine Handvoll Evergreens wie Trench und Twinset aus der Kiste geholt und ‚neu‘ kreiert. Sieht aber aus wie immer, also verdammt öde. Lustiger Lifestyle geht anders. Als hipper Berliner Fashionblogger ist man da fein raus, möchte man meinen, aber die Zeiten sind vorbei. Zu viele MöchtegernModespezialisten treten sich im Netz schon auf die Füße. David Roth von Dandy Diary hat in Sachen Lifestyle statt Mode jüngst den Vogel abgeschossen. Er drehte kurzerhand einen Fashionporno und präsentierte ihn der kichernden Mode-Meute im passenden Etablissement. Peinlich oder peppig? Auf jeden Fall gab’s ein großes Hallo in der internationalen Presse – und dass Lifestyle partout etwas mit gutem Geschmack zu tun haben muss, hat Michalsky ja auch nicht behauptet. 8

We can do things differently! Pencil skirt or tulip skirt, blazer or blouson, crazy or plain stupid? Those of us who spend a lot of time on the crazy carousel of fashion would be forgiven for occasionally losing the will to live when faced with falling and rising skirt lengths, it-accessories of the day and clutch vs. tote issues. Those who earn their daily bread in this field know: you can’t rely on anything or anyone, and a three-week long Ayurveda retreat in the Maldives would be a good thing. But it’s usually also out of the question, due to a lack of time and funds. This is part of the reason why, in a recent ARTE documentary, Michael Michalsky suggested a move towards “lifestyle instead of fashion”, and let’s face it: he certainly manages to think outside of the box at his regular ‘StyleNite’ during Berlin Fashion Week, presenting not only his own collections, but also creations by handpicked competitors: accompanied by great music and show acts. You’re so busy having fun that you don’t even notice Michalsky successfully closing the deal on his clever lifestyle concept. After all, these days pure fashion is really only something for freaks. “We can do things differently!” many companies are keen to prove – with an eye to increasing their clientele and generating good publicity. Manolo Blahnik, for example, is now trying his hand at writing fairy tales! His stories are all about elves and – surprise, surprise – a cobbler and some really cute high heels that will get preschoolers’ feet itching to buy their first pair. One can’t help thinking that it’s all a barefaced marketing ploy. And then, on the other hand, the example of MAC Cosmetics, who try it on in the same way – but with a great sense of humour, providing us with a form of relief. Their idea to present us with Miss Piggy, of all ‘people’, as a new style icon, thus pursuing the craze for perfection and skinniness ad absurdum, is certainly clever and highly amusing. But you have to use your imagination – and not just offer the same old, same old, à la Louis Vuitton with his ‘Icons Collection’. They appear to have just grabbed a handful of evergreens like trench coats and twinsets and put a ‘new’ twist on them. But they still look the same as ever: pretty darn boring.

Sergio Membrillas

Jedes Mal, wenn Svea denkt, ihr Leben sei langweilig und sie verbringe die meiste Zeit mit Trash-TV auf ihrer lila Couch in Köln-Mülheim, begegnet sie den interessantesten Menschen. Zuletzt Karl Lagerfeld. Svea studierte Modejournalismus, dann Germanistik und Philosophie, ging nach Berlin zum ZEITmagazin, studierte wieder Modejournalismus, ging nach Hamburg zur Financial Times Deutschland und qualifizierte sich somit als kompetente Redakteurin für die J’N’C News. Und als sie dachte, das könnte eventuell langweilig werden, begegnete sie bei der Eröffnung des ersten NEO-Stores in Hamburg Dirk Schönberger. Der duftet zwar nicht so gut wie Herr Lagerfeld, hatte aber eine ganze Menge zu erzählen – über Anzüge und Lederschuhe, die schöne neue Welt und Tabula Rasa.

Der im spanischen Valencia geborene Illustrator kann nicht nur wesentlich schneller sprechen als wir. Er hat es auch geschafft, sein Selbstporträt auf sieben Zeilen zu beschränken. Lassen wir Sergio also selbst zu Wort kommen: „Zeichnen ist meine Leidenschaft und nebenbei auch mein Broterwerb. Ich liebe Radfahren – vor allem durch Berlin. Ich mag die anonyme Illustrationskunst des 60erJahre-Ostblocks, die Filme von Wes Anderson und die schlecht aufgenommene LoFi-Musik von jeder Menge K-Records-Bands. Eulen sind meine Lieblingstiere, aber eigentlich finde ich alle Tiere, die im Wald leben, super – ebenso wie den Wald selbst. Ich hänge gern in Parks rum und schaue mir Pflanzen an. Und ich liebe es, in der Welt herumzukommen, weshalb ich mich jetzt auf der Stelle auch wieder um meine nächsten Reisepläne kümmern muss!“ Für die aktuelle J’N’C hat sich Sergio des Themas ‚Mode und DIY‘ angenommen.

Whenever Svea thinks that her life is boring and she finds herself spending most of her time watching trashy TV on her purple couch in CologneMülheim, she ends up meeting the most fascinating people. Like Karl Lagerfeld recently. Svea studied fashion journalism, then German and philosophy, went to Berlin to work for ZEITmagazin, took up her fashion journalism studies again, moved to Hamburg for the Financial Times Germany and thereby qualified as a competent editor for the J’N’C News. And just when she thought her life could possibly take another boring turn, she met Dirk Schönberger at the opening of the first NEO store in Hamburg. He may not smell quite as fragrant as Monsieur Lagerfeld, but he certainly had a lot to say – about suits and leather shoes, his brave new world and the tabula rasa theory.

The illustrator, who was born in Valencia in Spain, is not only able to speak considerably quicker than us, but has also managed to describe himself in seven sentences. So let’s allow Sergio to have his say: “Drawing is my passion and also how I earn my living. I love cycling – especially through Berlin. I like the socialist-realist aesthetic of the sixties, films by Wes Anderson and the poorly recorded lo-fi music by a lot of the K-Records bands. Owls are my favourite animals, but I actually think all animals that live in the woods are great – as well as the actual woods themselves. I enjoy hanging round parks and looking at plants. And I love travelling around the world, which is why I immediately need to start planning my next trip!” For this issue of J’N’C, Sergio applied his creative skills to the subject of ‘Fashion and DIY’.

Svea Jörgens

And certainly not what you’d associate with a smart lifestyle concept. You’d think at least as a hip Berlin-based fashion blogger you’d be off the hook, but even those days are over. Too many wannabe fashion specialists are jostling for pole position on the net. David Roth from Dandy Diary really took the biscuit recently when it came to lifestyle vs. fashion. He filmed a fashion porn and presented it to the giggling fashion crowd in the fitting venue. Painfully embarrassing or witty? At the end of the day it certainly ensured plenty of attention from the international press – and no one, Michalsky included, ever claimed that lifestyle has to have anything to do with good taste anyway.

Marina German

Geboren und aufgewachsen in Pretoria, Südafrika, studierte Adriaan Louw zunächst Grafikund Werbedesign und verdiente sein Geld als Animation & Motion Artist, bevor er 2003, gelangweilt vom festgefahrenen Alltag in Corporate-Agenturen, seine wahre Passion im Reisen und der Fotokunst fand. Seitdem ist der 38-Jährige weltweit unterwegs. Neben der Kamera stets mit im Gepäck: eine Ausgabe von Ayn Rands ‚The Fountainhead’, eine DVD von Stanley Kubricks ‚2001: A Space Odyssey’ sowie ein mit neuen und alten Songs vollgestopfter MP3-Player auf Random-Modus. Für den J’N’C-Cityguide ließ sich der ausgewiesene Kaninchenliebhaber auf der Suche nach den heißesten Spots der Stadt durch die Straßen São Paulos treiben – und wurde schnell fündig.

Vom katholischen Mädchengymnasium in Stuttgart auf den Laufsteg nach Paris, vom Modedesign-Studium im beschaulichen Pforzheim zum Jobben in einem SecondhandStore in Berlin-Kreuzberg. Das Leben der mittlerweile als Stylistin in London arbeitenden Marina German ist ein ebenso bunter wie aufregender Kreuz-und-quer-Trip durch die Metropolen und Provinzen Europas, bei dem es stets jede Menge zu entdecken gibt. Zum Beispiel Lieblingssongs und Lebenssoundtracks wie Neil Youngs ‚Rockin‘ in the Free World’ oder Unterwäschelabels wie Mary Portas, die nicht nur komplett in England produzieren, sondern sich auch intensiv um arbeitslose Jugendliche kümmern – und Mode eben doch zu mehr als nur Mode machen. Für J’N’C arbeitete Marina German zusammen mit dem Fotografen Christoph Voy an ‚Hay Birds‘.

Born and raised in Pretoria, South Africa, Adriaan Louw initially studied graphic and commercial design, earning his money as an animation and motion artist. He then found his true passion in travel and photography in 2003 after becoming bogged down by the everyday grind of corporate agencies. And the 38-year-old has been travelling the world ever since. As well as his camera, his luggage always contains a copy of Ayn Rand’s ‘The Fountainhead’, the DVD of Stanley Kubrick’s ‘2001: A Space Odyssey’ and an MP3 player packed full of new and old songs on random mode. For the current J’N’C City Guide the self-professed rabbit lover embarked on a search for the hottest hotspots of São Paulo – and he quickly found what he was looking for.

From a Catholic girl’s school in Stuttgart to the catwalks of Paris, from a fashion design degree in the idyllic German town of Pforzheim to a part-time job in a second-hand store in BerlinKreuzberg. The life of Marina German, who meanwhile works in London as a stylist, is a vibrant and exciting journey, crisscrossing through the metropolises and landscapes of Europe, where there is always plenty to discover. For example favourite songs and life soundtracks like Neil Young’s ‘Rockin' in the Free World’ or underwear labels like Mary Portas, which not only completely produce in England, but also work intensively with unemployed youngsters – making fashion less superficial. For J’N’C Marina German worked together with photographer Christoph Voy on ‘Hay Birds’.

Adriaan Louw

Katharina Poblotzki „Also: Born and raised in KölnMülheim, dann via London, Melbourne, Stockholm und Kopenhagen ab nach Berlin-Neukölln, wo ich jetzt wohne, wenn ich nicht gerade knipsend in New York oder für J’N’C in Rio de Janeiro rumturne, um mit der Stylistin Alexandra Heckel in Favelas, auf Friedhöfen und an Stränden Hexentänze mit den tollsten Cariocas der Stadt aufzuführen. Früher war ich als Dokumentarfilmerin unterwegs, verdingte mich als Foto- und Moderedakteurin und gab mit ‚Neue Probleme’ mein eigenes Heft heraus. Mittlerweile habe ich mich ausschließlich der Fotografie verschrieben und bereits mit Leuten wie Sofia Coppola, Moby, M.I.A., Robyn und Florence & the Machine gearbeitet.“ To be continued ... In Katharina’s words: “I was born and raised in Cologne-Mülheim, then via London, Melbourne, Stockholm and Copenhagen I set off for Berlin-Neukölln, where I live now, when I’m not currently taking photos in New York or exploring Rio de Janeiro for J’N’C, where I sought out the city’s coolest Cariocas in favelas, cemeteries and on beaches with stylist Alexandra Heckel. I used to travel around as a documentary filmmaker, and also worked as a photo and fashion editor and published my own magazine entitled ‘Neue Probleme’. Meanwhile I am fully committed to photography and have already collaborated with people like Sofia Coppola, Moby, M.I.A., Robyn and Florence & the Machine.” To be continued ...

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Book Lookin’ Rezensionen

Shanghai, 2010

Dhaka, 2011

Peter Bialobrzeski The Raw and the Cooked Wer je in Asien unterwegs war, der kennt sie: die Garküchen. Ob auf Rädern, mit eigenem, nachts notdürftig mit Planen verdecktem Stand oder in fester, durch ein Dach und vier Wände geschützter Örtlichkeit – über Garküchen stolpert der verblüffte Europäer an nahezu jeder Straßenecke. Je nach geografischer Lage werden Nudelsuppen erhitzt, Bananen frittiert oder Fische gegrillt. Und obwohl Schnelligkeit und günstige Preise auch hier von der Kundschaft erwartet werden: Mit westlichem Fastfood hat das Ganze nichts zu tun. Auf der Straße zu essen ist in vielen asiatischen Ländern überliefertes Kulturgut. ‚The Raw and the Cooked‘, der neueste Bildband von Peter Bialobrzeski, schreibt keine Geschichte der Garküche. Und doch verleitet der Titel dazu, sich diese Geschichte mitzudenken. Er ist bei Claude Lévi-Strauss entliehen, dem Ethnologen, der die Tätigkeit des Kochens als Zivilisationsschwelle, als Übergang zwischen Natur und Kultur begreift. Wer Bialobrzeski kennt – und das sind nach zwei World Press Photo Awards einige –, der weiß: Der Hamburger Fotograf, Jahrgang 1961, hat mit archaischen Motiven wenig im Sinn. Seine zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie angesiedelten Serien über die rasante Entwicklung der Megastädte halten vielmehr einen flüchtigen urbanen Ist-Zustand fest – was ihre universelle Aussagekraft jedoch nicht schmälert. So ist das 160 Seiten starke ‚The Raw and the Cooked‘ auch mehr als ein BialobrzeskiBest-of der Jahre 2000 bis 2011. Gerade weil hier Motive aus ‚Neontigers’, ‚Lost in Transition‘ oder ‚Case Study Homes‘ 10

nebeneinander gestellt werden, enthüllt sich ein ebenso faszinierendes wie verstörendes Grundmuster menschlichen Handelns. Denn angesichts der teils aus der Vogelperspektive aufgenommenen Stadtlandschaften, die Bialobrzeski nicht nur, aber überwiegend in den extrem verdichteten Metropolen Asiens vorgefunden hat und die er gerne im Neonlicht und in einer das (motorisierte) Individuum zum Farbstrahl verflüchtigenden Langzeitbelichtung festhält, kann der Betrachter nur mutmaßen, wessen ungebremstes Wirtschaftswachstum er gerade vor sich hat. Hier bohrt sich eine Hochstraße durch das Häusermeer, dort kollidiert der marode Bretterverschlag mit dem Skyscraper. Großflächige Werbetafeln, Abrisshäuser und immer wieder Baukräne. „‚The Raw and the Cooked‘ habe ich als eine Reise konzipiert“, so Bialobrzeski. „Wir beginnen diese Tour am Strand von Manila an einer Slumhütte und beenden sie an der Fassade einer monumentalen Hochhaussiedlung in Singapur.“ Fortschritt als Trip in ein künstlich beleuchtetes Gleich-Gleich. Doch halt: Da sind ja noch die Garküchen. /ew

The Raw and the Cooked If you have ever travelled around Asia, you will have seen the street kitchens. Whether on wheels, as a stand covered at night time with makeshift awnings, or in a fixed location, protected by a roof and four walls – the wideeyed European will stumble across these street kitchens on virtually every corner. Depending on the geographical location, noodle soup is heated, bananas are deep fried or fish is grilled. And although speed and cheap prices are also expected by the clientele here: none of it has anything to do with western fast food culture as we know it. Eating on the street is, in many Asian countries, a cultural tradition. ‘The Raw and the Cooked’, the latest photo book by Peter Bialobrzeski, is not a history of the street kitchen although the title does invite us to ponder it. The idea is borrowed from Claude Lévi-Strauss, the ethnologist, who saw the activity of cooking as the threshold of civilisation; a transition from nature to

culture. If you are familiar with Bialobrzeski – and after two World Press Photo Awards most of you will be – then you’ll know that the Hamburg photographer, born in 1961, doesn’t have much time for archaic motifs. His series about the rapid development of the megacities, poised between documentary and art photography, rather more captures a fleeting urban encapsulation of the here and now– which does not, however, impair their universal significance. And so the 160-page publication ‘The Raw and the Cooked’ is also more than a Bialobrzeski ‘best of’ from the years 2000 to 2011. Especially because here images from ‘Neontigers’, ‘Lost in Transition’ and ‘Case Study Homes’ are placed next to one another, revealing an equally fascinating as unsettling basic pattern of human action. After all, faced with Bialobrzeski’s shots of city landscapes, some from a birds-eye view, which he predominantly found in the extremely condensed metropolises of Asia and captured in the full neon glory of long exposure times the observer can only speculate as to which unrestrained industrialised boomtown he is looking at. An elevated motorway drills its way through the sea of houses, the ramshackle wooden hut collides with a skyscraper. Large-format billboards, derelict houses and over and over again construction cranes. “I conceived ‘The Raw and the Cooked’ as a journey,” says Bialobrzeski. “We begin the tour at a slum hut on the beach in Manila, and end with the façades of a monumental, high-rise residential area in Singapore.” Progress as a trip into an artificially illuminated sameness. But wait: let's not forget those street kitchens!

The Raw and the Cooked ist bei Hatje Cantz, Ostfildern, erschienen und kostet 68,00 Euro. is published by Hatje Cantz, Ostfildern, and costs 68.00 Euros.


Book Lookin’ Rezensionen

Jaquardwebstuhl

Jak Tuggener Fabrik – Ein Bildepos der Technik Ein Mann in Schräglage. Sein in Latzhosen gekleideter Körper verschwindet fast zur Gänze in dem bedrohlich engen Hohlraum, der – der Laie wagt nicht, sich festzulegen – möglicherweise zu einer Walze gehört. Lediglich der Kopf schaut hervor, und ein Arm zum Hantieren. Der Blick ist mehr als konzentriert, angespannt trifft es besser. Das Schwarz-Weiß-Motiv erinnert ein wenig an Charly Chaplins Filmklassiker ’Moderne Zeiten’ – nur dass der Kampf Mensch gegen Maschine, ausgetragen in der Industriehalle, hier jeglicher Komik entbehrt. Wie dem Tafelverzeichnis zu entnehmen ist, entstand die Aufnahme in einer Kesselschmiede. Jakob Tuggener (1904-88), der sich selbst Jak nannte, war mit solcherlei Örtlichkeit vertraut. Die Initialzündung für den Fotoband ’Fabrik – Ein Bildepos der Technik’ lieferte eine Firmenbroschüre, die der gelernte Maschinenzeichner und spätere Industrie- und Dokumentarfotograf, Filmemacher und Maler im Auftrag der Schweizer Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) produzierte. 1943 im Original erschienen, stieß die Publikation in der Schweizer Öffentlichkeit auf wenig Gegenliebe. Denn so neutral die Schweiz auf dem Papier auch war – ihre Rüstungsindustrie verdiente im Zweiten Weltkrieg mit der Herstellung von Waffen gutes Geld. Ein kritischer Blick auf die Arbeitsbedingungen in den Fabriken passte da nicht ins Konzept. Zu weltweiter Bekanntheit gelangte der Schweizer, als Edward Steichen 1955 für das New Yorker MoMa die legendäre Ausstellung ’The Family of Man’ kuratierte und Tuggener darin als bedeutenden Vertreter der sozialen Dokumentarfotografie würdigte. Nun hat der Steidl Verlag sein längst 12

Granaten

Arbeit im Kessel

vergriffenes Werk ’Fabrik’ wiederaufgelegt. 72 Fotografien umfasst der Faksimileband. Ohne Titel und lose aneinandergereiht bilden sie tatsächlich eine Art Epos. Da ist das Fabrikmädchen ebenso zu sehen wie der Buchhalter, folgt der Jacquardwebstuhl auf die Schleuse, bevor ein DampfturbinenSchaufelrad in den Fokus gerät. Wie Martin Gasser, Mitglied der Fotostiftung Schweiz, in seinem Nachwort erklärt, waren es die Gesetze des expressionistischen Stummfilms, die Tuggener, selbst Urheber von zwanzig Stummfilmen, bei der Zusammenstellung des Werks leiteten. Doch es ist nicht allein die assoziative Bildfolge, die ’Fabrik’ zu einer vielschichtigen Allegorie auf ein Stück Menschheitsgeschichte macht. Indem der Fotograf die Subjektivität seiner Arbeiten freimütig offenlegt, zeigt er sich zutiefst humanistisch – und lässt zugleich dem Grotesken Raum. Oder wie ist die Aufnahme des Gummipüppchens, umzingelt von einer Armee aus glänzenden Granaten, sonst zu deuten? /ew

likon (MFO). Originally published in 1943 in Switzerland, the publication was not very well received by the Swiss public. Despite their ostensible neutrality the Swiss earned good money from armament production during the Second World War. A critical look at the working conditions in the factories wasn’t really what they were looking for. The Swiss photographer found worldwide acclaim when Edward Steichen curated the legendary exhibition ‘The Family of Man’ in 1955 at New York’s MoMA, in which Tuggener was recognised as a significant representative of the school of social documentary photography. Now the Steidl publishing house has reissued his long-out-of-print book ‘Fabrik’. The facsimile edition encompasses 72 photographs. Without titles and loosely arranged, they really do document a kind of epos. The factory girl makes an appearance, as well as the bookkeeper, and the jacquard weaving loom follows on from images of the canal lock or of a steam-driven water wheel. As Martin Gasser, a member of the Swiss Foundation for Photo­ graphy (Fotostiftung Schweiz), explains in his afterword, the aesthetic of expressionist silent films was key to the compilation of Tuggener’s work; after all, he also produced twenty silent films. But it is not simply the associative order of the images that elevates ‘Fabrik’ to a multilayered allegory of a chapter of human history. By freely admitting the subjectivity of his work, the photographer shows himself from a deeply humanist perspective – as well as allowing room for the grotesque. Or how else should we interpret the shot of a little rubber doll surrounded by an army of shiny grenades?

Fabrik – A Photo Epos of Technology A photo of a man in a diagonal position. His dungaree-clad body almost completely disappears into the threateningly narrow cavity, which, the amateur hardly dares surmise, is part of a dangerous machine. All we can see is his head, and an arm for working. His gaze is more than concentrated; tense would be more accurate. The monochrome motif is somewhat reminiscent of images from Charlie Chaplin’s film classic ‘Modern Times’ except that the struggle between man and machine, fought on the factory floor, has lost all comedy here. As stated in the contents list, the shot was taken in a boiler shop. Jakob Tuggener (1904-88), who called himself Jak, was familiar with this kind of place. The initial spark for the photographic book ‘Fabrik – A Photo Epos of Technology’ was provided by a company brochure which the trained draughtsman and later industrial and documentary photographer, filmmaker and painter, was commissioned to make for Schweizer Maschinenfabrik Oer-

Fabrik Steidl, Göttingen, erschienen (Originalausgabe RotapfelVerlag, Zürich 1943) und kostet 65,00 Euro. is published by Steidl, Göttingen (original edition by Rotapfel Verlag, Zurich 1943) and costs 65.00 Euros.


Disc Diggin’ Musikkritik

The Cramps

File Under Sacred Music

V/A

Beat Fräuleins

The Excitements

Same

Kiesgroup

Shantychrist

The Cramps are truly untouchable when it comes to demented rock’n’roll and ‘bizarre beyond belief’ rockabilly and garage beat. Formed by the infamous troublemaker Lux Interior and the wonderful yet deadly Poison Ivy Rorschach, the crew first played at New York punk haunts in the late 70s such as Max’s Kansas City and CBGB’s. It was here they conveyed their message of violence, teenage delinquency, freaked-out 50s film monsters, drugged-out loserdom and fetish-driven hyper-sexuality and they didn’t stop until the death of high-heel wearer Interior in 2009. ‘File under Sacred Music - Early Singles 1978 – 1981’ is a compilation of the band’s first ten 7-inch tracks, which, with titles such as ‘Goo Goo Muck’, ‘The Mad Daddy’, ‘Human Fly’, an insane cover of The Novas’ classic ‘The Crusher’ and the ultra-primitive dropout anthem ‘Drug Train’, not only influenced countless weirdo underground acts from psychobilly to hardcore punk, but are still driven by the dark forces of untameable madness and insanity to this very day. Available on CD, as well as in a lovingly produced vinyl single box set with each 7-inch record packed in its original cover artwork, this is a must-have item for The Cramps fanatic. Thanks a lot Munster Records! /ag

The Brits had their beat girls, Spain and France had their yé-yé girls and what was going on in sixties Germany in terms of female bands? Well, the history of German girl-garage was long overshadowed by dumb Schlagermusik and it took quite a long time, as well as archaeological know-how and dedication to dig out the real hidden treasures, but thanks to the fine folks at Grosse Freiheit Records, it’s finally been done and the best 19 songs of the ‘Female pop in Germany between 1964 and 1968’ era are now being delivered on CD and vinyl. While Inga (Rumpf – later known for some awful hippie shit) did a haunting version of Sonny and Cher’s ‘The Beat Goes On’ in German and actress Conny Froboess is featured with the raw three chords of ‘Und das Leben Geht Weiter’, it is Dominique’s juvenile delinquent and hilarious fake social worker anthem ‘Das Schlüsselkind’ and personal favourite ‘Kismet’ by the wonderful Caterina Valente that really rock this compilation. Also includes no-hit wonders ‘Pitty und die Beatchicks’, ‘Monique and the Lions’ and ‘Joy and the Hit Kids’, as well as the infamous ‘Jacob Sisters’, a trio which transformed into a disastrous cloud of cheap perfume, cheesy music and unfunny jokes in the 70s. Extremely great stuff!!! /ag

It’s not Chess Chicago, it’s not Motown Detroit, nor is it raw and bluesy Memphis or Go-Go-Washington D.C., but The Excitements. Hailing from Barcelona, the band delivers some raving old-school soul and R&B driven by a raw beat and a nervous, yet powerful horn section, shredding guitars and of course the extremely elegant and sophisticated voice of female vocalist Koko Jean Davis. What you get on their debut are twelve brilliant dancefloor killers – some originals, some cover versions such as ‘From Now On’ (Nathaniel Mayer), ‘Wait a Minute’ (Barbara Stephens) and the ever raging ‘Never Let you Go’ originally by rock’n’roll wizard Little Richard – which is sure to get your hips moving and your booty shaking. Classy and already timeless stuff – worlds apart from the current wave of retro soul bands. Get this from the enthusiastic folks at Penniman Records. /ag

This is the new album by Kiesgroup from Düsseldorf and, like their previous ones, it’s an exquisite case of same, same, but completely different. Sure, Andreas van der Wingen’s soft and poppy voice and outstanding lyrical skills are omnipresent, but while the first record was pure guitar pop and the second one somewhat disco-driven, ‘Shantychrist’ once again feels like it’s going from sweet pop miniatures to rough 3-chord punk rock and electronic beat workouts. 14 songs with a deep and vibrant easy/uneasy listening feel, incredible cover artwork and the bonus of a 30-minute, crimeridden audio drama featuring J’N’C colleague Katja Vaders, amongst others. Wonderful and highly, highly, highly recommendable! /ag

(Munster/Cargo)

(Grosse Freiheit/Indigo)

(Penniman/Cargo)

(Tumble Weed/Broken Silence)

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Gad Gets Habenwollen

Logical Art

Stählerne Erinnerungen Ist es Schmuck? Ist es Kunst? Ist es Technik? Eigentlich egal, denn eingefleischten Minimal-Design-Nerds dürfte ein Blick auf die Logical Art USB-Skulpturenkollektion genügen, um den Griff in die Tasche besonders tief und hemmungslos ausfallen zu lassen. Jeder Stick der britischen Gestalterschmiede kommt aufwendig aus handpoliertem rostfreien 316er Stahl gearbeitet und bietet mit 4 GB mehr als genug Speicherplatz für den schnellen und problemlosen Dateneinsatz. Ein Besuch im hauseigenen Online-Shop wird dringend empfohlen, zumal die Preise mit 48 bzw. 60 Britischen Pfund auf einem durchaus moderaten Level liegen. Memories of Steel Is it jewellery? Is it art? Is it technology? Who cares? Die-hard minimal design nerds need only catch a glimpse of the Logical Art USB sculptures collection and they’ll be more than willing to dig deep into their pockets. Each stick by the British design factory is elaborately produced from hand-polished rust-free 316 steel and, with 4 GB, offers more than enough memory for fast and simple data transmission. A visit to their online shop is urgently recommended, especially as the prices, of either 48 or 60 GBP, are more than justified. www.logical-art.co.uk

Luc van Hoeckel

Nachricht für dich Die Nase voll von emotional eindimensionaler Zettelwirtschaft, um den Lieben daheim deine unerwartete Abwesenheit zu erklären? Record me schafft hier Abhilfe. Die vom holländischen Designer Luc van Hoeckel konzipierte digitale Mikrofon/LautsprecherMaschine überzeugt nicht nur durch einen formschönen OldschoolObjektcharakter, sondern verpasst den hinterlassenen Nachrichten dank des individuellen akustischen Tonfalls auch einen persönlichen Charakter. Derzeit lediglich als Prototyp erhältlich, kommt das sprechende Post-It mit Speicherplatz für bis zu zwölf Ansagen. Message for You Are you fed up of informing your loved-ones at home that you’ve had to unexpectedly dash off with emotionally one-dimensional slips of paper? Record me is providing the solution: with its beautifully designed old-school character, the digital microphone/loudspeaker machine by Dutch designer Luc van Hoeckel not only impresses as an object per se, but also leaves a much more personal touch, thanks to the fact that the message is spoken rather than written. Currently only available as a prototype, the speaking post-it comes with enough memory to save up to twelve messages. www.lucvanhoeckel.nl

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Gad Gets Habenwollen

MB&F

Zeitmaschinen

Nest

Energy-Dictator Dass intelligente Thermostate nicht nur beim Energiesparen, sondern auch in Sachen Design ziemlich smart sein können, beweist Nest. Das US-amerikanische Unternehmen mit dem heimeligen Namen hat einen völlig durchdigitalisierten und extrem minimalistisch gestalteten Wärmeregler entwickelt, der, einmal an den Heizkörper angeschlossen, nicht nur aus jedem Dreh am Temperaturknauf lernt, sondern sich per Einbindung ins heimische WLAN-Netzwerk auch alle notwendigen Informationen übers Wetter beschafft und mithin in der Lage ist, den Heizalltag über eine mittlere Zeitdistanz völlig eigenständig zu organisieren. Weilt man außerhäusig, ist der kleine wissbegierige Helfer sowohl via Computer als auch per Smartphone problemlos steuerbar. Das Energiespar-Potenzial ist dabei durchaus immens und wird auf knapp 9 Prozent nach den ersten zwölf Monaten und bis zu 26 Prozent nach drei Jahren beziffert. Duty now for the future!

Es gibt Uhren – und es gibt Kunstwerke, die die Zeit anzeigen. Zur zweiten Kategorie zählen ganz ohne Frage die Arbeiten von MB&F. 2005 vom Mikrotechnologie-Ingenieur und ausgewiesenen DesignFetischisten Maximilian Büsser in Genf gegründet, dominierte die Manufaktur mit einem umwerfenden Mix aus robustem Handwerk, absoluter Hightech-Performance, ausgesuchtesten Materialien und einem Design, das sich je nach Modell zwischen Star Wars, Steampunk und Salon bewegt, schnell den exklusiven Markt für Armbanduhren jenseits der gängigen Norm. Nach einigen Aufsehen erregenden Kollaborationen mit unter anderem Sage Vaughn, Alain Silberstein, Boucheron und Huang Hankang haben die Schweizer Tüftler mit dem Launch der Legacy Machine No. 1 jetzt einen echten Soon-to-become-Classic entwickelt. Der aus insgesamt 279 Teilen handgefertigte und wahlweise in einer 18 Karat Rot- oder WeißgoldVariante erhältliche Chronometer orientiert sich mit seinem gewölbten Saphirglas, dem luxuriösen Edelstein-Besatz und den offenen Ziffernblatt-Komponenten an Modellen aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert und kommt mit einem Band aus Alligatorenleder und einer Laufzeit von knapp 45 Stunden. Bei einem Preis von 79.000 CHF eher etwas für Unerschrockene.

Energy Dictator Nest is proving that intelligent thermostats can be smart not only when it comes to saving energy, but also in terms of design. The US-American company with the homely name has developed a fully digitalised thermostat with an extremely minimalistic design, which, once it has been connected to the radiator, not only learns as it goes, every time you turn the heat up, but by connecting to your home’s WLAN network also finds out the necessary information about the weather, enabling it to pretty much manage all of your short-term daily heating needs all on its own. If you’re not at home, the little inquisitive helper can be easily controlled from both your computer and your smartphone. Its energy saving potential is therefore immense: almost 9 percent after the first twelve months and up to 26 percent after three years. Duty now for the future!

Time Machines There are watches, and there are works of art that display the time. The timepieces by MB&F definitely belong in the second category. Founded in 2005 in Geneva by micro-technology engineer and renowned design fetishist Maximilian Büsser, the master watchmakers quickly dominated the exclusive market for wrist watches beyond the norm with a stunning mix of robust craftsmanship, absolute high-tech performance, exquisite materials and a design, that, depending on the model, is a mix between Star Wars, Steampunk and Salon. After a few impressive collaborations with names including Sage Vaughn, Alain Silberstein, Boucheron and Huang Hankang, the Swiss experts have now developed a real soon-to-become-classic with the launch of the Legacy Machine No. 1. With its domed sapphire glass, luxurious jewel edging and the open clock face components, the handmade chronometer consists of a total of 279 parts and is available in either a 18-carat red or white gold variation, based on the models from the 18th and early 19th centuries and comes with an alligator leather strap and a power reserve of around 45 hours. But the price of 79,000 CHF is not for the faint-hearted.

www.nest.com

www.mbandf.com

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Illustration Roman Klonek

We’Re Digital

We are here to guide you through the online jungle! Find all the latest news plus the complete city guide package, interviews, photo shoots, videos and plenty of bonus material At: www.jnc-net.de

Do You Dig Digitalism ?!

…and don’t forget at: to join us www.facebook.com/ on Facebook JNCmagazine

City Guide sÃo Paulo


Geld ist Nicht die welt Fotos Adriaan Louw

Sie haben es nicht leicht, die jungen, modebewussten Paulistas. Zwar können sie über ein mangelndes Angebot nicht klagen, aber das, was in puncto Design und Qualität ihren Ansprüchen genügt, hat im Boom22

land Brasilien seinen (hohen) Preis. Wo es an Geld mangelt, ist Fantasie gefragt – und die ist hier Gott sei Dank im Überfluss vorhanden. So überlässt man die sündhaft teuren Teile kalt lächelnd den wohlhabenden Damen der Nobelstadtteile – und sieht trotzdem viel besser aus, wie ein Blick auf unsere SãoPaulo-Streetstyles beweist. They don’t have an easy time of it, the young fashion-savvy Paulistas. They can’t complain about a lack of choice, but what they crave in terms of quality and design also comes at a high price in the booming country of Brazil. Where money is scarce, a good imagination can make up for it – and luckily there are plenty of those here. So you can happily leave the sinfully expensive items to the rich madams from the upmarket districts – and will still end up beating them in the fashion stakes, as proven by our round up of São Paulo’s street styles.

Caroline 31, Shoe Designer

Roberto 30, Artist

Shirt COS Leggings Lupo

Alexander Wang Glasses Waiting for the Sun

Belt Forum

Es geht gerade ganz viel ab in São Paulo. Die Leute kaufen andere Dinge, und neue Designer kommen auf.

In São Paulo liegen Arm und Reich sehr nah beisammen. Das spiegelt sich auch in den Looks wider: Wir Paulistas kombinieren gerne teure mit günstiger Mode. Es gibt eine Menge brasilianischer Labels, die wir mit High Fashion aufpeppen.

Shoes

There’s a lot happening right now in São Paulo. People are buying different things and new designers are coming onto the scene.

Bia 26, Blogger

Alyne 26, Sales Assistant

Cardigan, Jeans & Shoes Zara

Dress & Stockings Topshop

Jacket Marisa

T-shirt Calvin

Boots Corello

Shirt From

Glasses Chilli

Klein

Jewellery Marc Marc

Beans

In São Paulo there isn't much that separates the rich from the poor. That is also reflected in the looks: we Paulistas like to combine expensive items with cheaper fashion. There are a whole load of Brazilian labels that we like to team up with high fashion.

Jacobs &

Oz Store Wir entwickeln so langsam, aber sicher eine nationale Identität in Sachen Mode. Die brasilianischen Designer fangen an, ihre eigene Mode zu zeigen. Gerne in kräftigen Farben. Das passt zum Wetter.

the market Brasil Shoes Melissa Trousers Guaraná

Ich liebe den Stadtteil, in dem ich arbeite. Hier in Jardins spielt sich modisch am meisten ab. I love the neighbourhood I work in. In terms of fashion, Jardins is definitely where it’s at.

Slowly but surely, we are developing a national identity when it comes to fashion. Brazilian designers are beginning to discover their own style. And often in vibrant colours, which matches the weather.

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Raphael 27, Blogger

Marcia 27, Hostess

Cardigan Soule

Top C&A

T-shirt Hering

Skirt & belt from

Pants Amarô

Benedito Shoes Vintage

Boots Vintage

Espaco

Pollak 27, Art Director

Manuela 27, Sales Assistant

Shirt, Pullover, Jacket & Hat

Overall Collins

Vintage Jeans AMP Shoes Zara

Belt Vintage

Glasses Ray-Ban Necklace Raphael

Falci

Kleidung ist hier sehr teuer. Gute Qualität zu günstigen Preisen, wie man das in Europa kennt, gibt es in Brasilien nicht. Clothes are really expensive here. Good quality at an affordable price, like in Europe, just isn’t available here in Brazil.

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Mein Freund und ich haben uns dem Gothic-Look verschrieben. Das ist nicht alltäglich in São Paulo, und wir fallen ganz schön auf. Aber genau das lieben wir! My boyfriend and I are dedicated to the gothic look. That’s not so common in São Paulo, and so we certainly attract attention. But we love that!

In meinen Augen ist die Designszene hier in São Paulo nicht so stark – das Nachtleben dafür umso besser. Um als Grafikdesigner dazuzulernen, bevorzuge ich London. Auch wenn es dort sehr viel Konkurrenz gibt. In my opinion, the designer scene here in São Paulo isn’t so great – but the nightlife is really good. If you want to study graphic design I would recommend London. Even if there is a lot of competition.

Shoes Melissa

Die besten Modedesigner findet man meiner Meinung nach im Casa de Criadores, die modischsten Leute treiben sich im Nachtclub Gloria herum. In my opinion, you can find the best fashion designers in Casa de Criadores; the fashionistas hang out at the Gloria nightclub.


Adriana 30, Artist

Luna 24, Stylist

Mariana 29, Brand Manager

Houssein 38, Owner of MiCasa

Jacket Muubaa

Coat Burberry

T-shirt & Sweater COS

Pullover Thimister

T-shirt H&M

Blouse H&M

Pants Pedro

Shirt Rick

Pants Levi’s

Leggings Daslu

Shoes Corso

Como Parker

Boots Zara Bag Proenza

Schouler

Alle folgen hier der Mode, aber jeder interpretiert sie auf seine eigene Weise.

São Paulo hat sich in Sachen Mode sehr entwickelt. Die Paulistas finden jetzt zu ihrem eigenen Stil. São Paulo has really come along where fashion is concerned. The Paulistas are now discovering their own style.

Die brasilianischen Frauen sind sehr selbstbewusst und mit ihrer Sexualität im Reinen. Das zeigt die Art, wie sie sich kleiden. Brazilian women are very confident and comfortable with their sexuality. You can see that by the way they dress.

Owens

Pants Osklen Shoes

Glasses Warby

Everyone here follows the latest trends, but they all interpret them in their own way.

Lourenço Shoes Givenchy

A Diciannoveventitre Ford

Glasses Tom

São Paulo hat sich in den letzten vier, fünf Jahren sehr stark entwickelt. Viele Marken kommen hierher – es ist die richtige Stadt, um in Südamerika Fuß zu fassen. São Paulo has developed a lot over the last four to five years. A lot of labels come here – it is the right city to establish yourself, if you want to make it in South America.

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Hot spots SÃo Paulo

City Guide SÃo Paulo

Shopping

Sampa statt Samba Text Ilona Marx FOTOS Adriaan Louw

Verbindet man Rio de Janeiro mit Strand und Samba, hat die große Nachbarin São Paulo das Image einer Bladerunnerin mit krimineller Vergangenheit: wüst, potenziell gefährlich – und alles andere als sexy. Was auf den ersten Blick natürlich stimmt. Beim Landeanflug zeigt sich die mit 11 Millionen Einwohnern größte Stadt Südamerikas als schier endloses Hochhausmeer. Abertausende Skyscraper, soweit das Auge reicht, am Horizont nur noch stecknadelkopfgroß. Es klingt vielleicht verrückt, aber dieser Anblick hat etwas Berauschendes – in seiner Homogenität einen Reiz, dem man sich nur schwer entziehen kann. São Paulo besitzt eine ganz besondere Ausstrahlung. Das ist nicht zuletzt der Verdienst des Bürgermeisters Gilberto Kassab, der ‚Sampa‘, wie die Locals ihre Stadt nennen, 2006 zur Clean City erklärte – und jede Art von großflächiger Werbung aus dem Stadtbild verbannte. Mit grandiosem Effekt: Die Straßenzüge wirken einheitlich, aufgeräumt, wie generalgereinigt von schreiend lauten Werbebannern und aufmerksamkeitsheischenden Plakaten. Wenn etwas grellbunt und grafisch ist, dann sind es Graffiti und Streetart-Tags, für deren hohen künstlerischen Anspruch São Paulo bekannt, ja sogar berühmt ist. Ein guter Spot, um die urbane Schönheit zu würdigen, ist die Dachterrasse des Edifício Itália, eines der höchsten Gebäude der Stadt. Von hier aus genießt man nicht nur einen 360-Grad-Blick auf die pastellfarbenen Betonbauten, sondern kann gleichzeitig eines der Wahrzeichen der Stadt bewundern: die imposant geschwungene Fassade des Copan-Gebäudes, das, wie viele der großartigen Bauwerke im ganzen Land, aus der Feder des genialen Oscar Niemeyer stammt. Der brasilianische Architekt war es auch, der gemeinsam mit Roberto Burle Marx eine weitere Sehenswürdigkeit der Megapolis gestaltete: den Ibirapuera Park, die große grüne Lunge der Stadt. Inzwischen über hundert Jahre alt, steckt Señor Niemeyer noch immer voller Schaffenskraft und ist als Wegbereiter der brasilianischen Moderne den Nachgeborenen seiner Zunft lebendiges Vorbild. So auch dem mittlerweile selbst schon legendären Architekten Isay Weinfeld, der für die spannendsten Shopping- und Gastroprojekte in São Paulo verantwortlich zeichnet. Fantastisch zu sehen, wie viel Aufmerksamkeit man 28

im Boomland Brasilien dem Ladenbau und Interior Design schenkt. Was hier an Läden und Restaurants aus dem Boden schießt – von einer solchen Vielfalt träumt Europa. São Paulo denkt schlichtweg groß, das ist vor allem im noblen Stadtteil Jardins unübersehbar. Das Viertel, das im Nordosten von der Avenida Paulista und im Südwesten von der Avenida Brasil begrenzt wird, strotzt nur so vor extravaganten Shops und exquisiten Restaurants. Zugegeben, das Angebot ist kostspielig, selbst für europäische Verhältnisse, versetzt aber auch nachhaltig in Staunen. Etwas günstiger – und nicht weniger inspirierend – geht es in den hippen jungen Vierteln Vila Madalena und Pinheiros zu. Hier reihen sich aufstrebende Restaurants, Vintage-Läden und Interior-Design-Shops aneinander. Nicht zu vergessen: die zahlreichen Kunstgalerien, die eines eint: internationales Renommee. Schließlich logieren sie in der Stadt, die mit der SP-Arte die bedeutendste Kunstmesse Südamerikas ausrichtet. Doch bei all ihren gastronomischen und kulturellen Vorzügen: São Paulo ist und bleibt eine Businessstadt. Touristen sind rar gesät. Sogar die Schönen und Reichen, andernorts eher gleichgültig gegenüber Fremden, freuen sich offenkundig, dass man den Weg nach ‚Sampa‘ gefunden hat. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Paulistas – sie ist sprichwörtlich und sorgt dafür, dass in der Millionenmetropole menschliche Wärme, ja, völlig unerwartet, ein fast schon gemütliches Flair herrscht. Gemütlich statt gefährlich, das entsprach ganz den Vorstellungen von J’N’C-Chefredakteurin Ilona Marx und des Kapstädter Fotografen Adriaan Louw, die sich bei ihrem nachträglichen Besuch in Rio so manches Mal nach São Paulo zurücksehnten.

Sampa not Samba While Rio de Janeiro is immediately associated with beaches and samba, its big sister São Paulo has a Blade Runner-style image with a criminal background: wild and potentially dangerous – and anything but sexy. Which is of course accurate at first sight. When flying into the city, the biggest metropolis of South America with a population of 11 million appears like a seemingly endless sea of high-rise buildings. Thousands of skyscrapers as far as the eye can see, like small pinpoints on the horizon. It may sound crazy but this view has something exhilarating about it – its uniformity possesses an allure that is hard to ignore. São Paulo has a very special charm. And this has a lot to do with its mayor Gilberto Kassab, who declared the ‘Sampa’, as the city is known by the locals, a ‘Clean City’ in 2006, banning every type of large-scale advertising from the cityscape. It has had a profound effect: the streets appear uniformly tidier, as

if they have undergone a thorough cleansing of loud, garish advertising billboards and attention-seeking placards. If anything is brightly coloured and graphically eye-catching then it’s the graffiti and street art tags; the artistic creativity that has made São Paulo well known, even renowned. A good spot from which to admire the urban beauty is the roof terrace of Edifício Itália, one of the tallest buildings in the city. From here you can enjoy a panoramic view of the pastel-coloured concrete structures, as well as marvelling at one of the city’s landmarks: the imposing, curved façade of the Copan building which, like so many of the impressive edifices in this country, was designed by the incomparable Oscar Niemeyer. It was this Brazilian architect, together with Roberto Burle Marx, who designed another of the great sights of the megapolis: Ibirapuera Park, the city’s large green belt. Señor Niemeyer, who is now over one hundred years old, is still full of creative energy and, as a pioneer of Brazilian modernity, is, for his successors, a living paragon of his trade. That is also true of the already legendary architect Isay Weinfeld, who was responsible for the most exciting shopping and gastronomic projects in São Paulo. It is wonderful to see how much effort is being invested into the building of stores and interior design in booming Brazil. Europe can only dream of the variety of shops and restaurants shooting up out of the ground here. São Paulo is simply thinking big, and that is particularly visible in the city’s upmarket Jardin district. This neighbourhood, located northeast of the Avenida Paulista and bordered to the southwest by Avenida Brazil, boasts the most extravagant shops and exquisite restaurants. Although admittedly what’s on offer is expensive, even by European standards, it will still leave you wide-eyed and open-mouthed. Somewhat more affordable – and no less inspiring – are the quarters of Vila Madalena and Pinheiros. Here, you will discover rows and rows of up-and-coming restaurants, vintage stores and interior design shops. And not forgetting the numerous art galleries, all united by one thing: their international renown. And finally, SP-Arte, the most important art fair in the whole of South America, is based in the city. However, beyond all its culinary and cultural assets, São Paulo is and remains a business city. Tourists are few and far between. Even the beautiful and the rich, who elsewhere would be indifferent towards visitors, are genuinely happy to discover that you have found your way to the ‘Sampa’. The friendliness and helpfulness for which the Paulistas are known, ensures that, despite all expectations to the contrary, this multi-million metropolis exudes human warmth, and a familial, almost cosy atmosphere. Sociable rather than dangerous, that was the lasting impression for J’N’C editor-in-chief Ilona Marx and Cape Town photographer Adriaan Louw, who during their subsequent visit to Rio, found themselves longing to return to São Paulo.

Kn Adriana Barra Ko Surface to Air Kr The Gourmet Tea Lk Livraria da vila Lm Melissa Lp D’Arouche

S 30 S 31 S 34 S 37 S 38 S 41

Eat, Drink & Sleep

Kl Hotel Fasano Km MIcasa Kp Lorena 1989 Kq Rodeio Ks Coffee lab Kt PÃo de Queijo Lo Tavares

S 28 S 29 S 32 S 33 S 35 S 36 S 40

Arts & culture

Ll Mendes Wood Ln Studio Art Nobrega Lq Zipper Lr CHoque cultural

S 38 S 38 S 42 S 43

PLUS check THese out: Rosa Maria (Restaurant that is just as hip as it is pleasing on the eye – reservation highly recommended!) www.restauranterosamaria.com.br Hotel Emiliano (The coolest luxury hotel – bathed in sunlight.) www.emiliano.com.br Hotel Unique (Rock star hangout with unusual architecture: this hotel is built in the shape of a huge slice of watermelon.) www.hotelunique.com.br Skye Bar (Bar on the rooftop of Hotel Unique – with views over the city and the Ibirapuera Park.) www.hotelunique.com.br D.O.M. (This gourmet temple has the reputation of being the city’s best restaurant and is one of the 50 best worldwide.) www.domrestaurante.com.br Dalva e Dito (Another top address of the famous D.O.M. chef Alex Atala – with beautiful interior design.) www.dalvaedito.com.br Frevo (50s snack bar that serves the most delicious nibbles going by the name of ‘Beirut’.) www.frevinho.com.br AMP (T-shirts and urbanwear presented in a very European-inspired setting.) www.amulherdopadre.com Alexandre Herchcovitch (One of the most important representatives of Brazilian fashion design.) www.herchcovitch.uol.com.br Forum (The hip address for sophisticated fashion – which is even surpassed by the store’s architecture.) www.forum.com.br Ibirapuera Auditorium (A UFO slap bang in the middle of the park, designed by brilliant architect Oscar Niemeyer.) www.auditorioibirapuera.com.br Pissani (Fantastic homemade pasta – the ultimate luxury takeaway.) www.pissani.com.br Legado (Gorgeous vintage furniture, surrounded by numerous interior design stores.) www.legadoarte.com.br Galpao, 1416 Rua João Moura, 1416 - Pinheiros (Fantastic treasure trove for vintage interior design.) Paulo Alves (Eccentric Brazilian furniture design.) www.marcenariasp.com.br Coletivo Amor de Madre (Interior design and art go hand in hand here.) www.coletivoamordemadre.com São Cristovão, Rua Aspicuelta, 533 - Vila Madalena (Very popular bistro – packed to the rafters with football trophies.) Copan Building (Oscar Niemeyer’s signature building: best admired from the rooftop terrace of the neighbouring Edifício Itália.) www.copansp.com.br

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Kl

Hotel Fasano Zwar öffnete das Hotel Fasano seine imposanten Pforten erst 2003. Doch seine Inhaber blicken bereits auf eine lange Tradition der Gastfreundschaft zurück. Schon 1902 eröffnete der Urgroßvater des jetzigen Präsidenten Rogério Fasano, ein gewisser Vittorio Fasano, Einwanderer aus Mailand, ein Restaurant in São Paulo und legte so den Grundstein für die heutige Erfolgsgeschichte. In den 1970ern und 1980ern erfreute sich die norditalienische Küche der Fasanos großer Beliebtheit und wurde mit drei Michelin Sternen ausgezeichnet. Doch all das genügte dem visionären Rogério nicht: Er wollte seine Gäste nicht nur exquisit bewirten, sondern auch ebenso luxuriös unterbringen. Anfang des neuen Jahrtausends bot sich die Chance: Ein Grundstück im Shopping- und Ausgehviertel Jardins stand zum Verkauf – und der Gastronom schlug zu. Gemeinsam mit den Architekten Isay Weinfeld und Márcio Kogan wurden Pläne geschmiedet, darunter der, die Fassade des Hauses mit britischem Backstein zu gestalten. 60 Zimmer wurden eingerichtet, jedes individuell ausgestattet und von klaren Linien und natürlichem Licht dominiert. Daneben ein Restaurant und eine Bar im Erdgeschoss sowie ein Spa in der obersten Etage. Heute, gut neun Jahre nach der Eröffnung, zählt das Fasano nicht nur zu den besten Hotels der Stadt. Auch Rio und die Südküste Uruguays hat der Clan mit den italienischen Wurzeln mittlerweile erobert. Hotel Fasano only opened its impressive doors in 2003, but the owners can already look back on a long tradition in the hospitality business. In 1902 the great-grandfather of the present owner Rogério Fasano, Vittorio Fasano, an immigrant from Milan, opened a restaurant in São Paulo, laying the foundation stone for the present success story. In the 1970s and 1980s Fasano’s northern Italian cuisine enjoyed a lot of popularity and was awarded three Michelin stars. But all that was not enough for Rogério: he not only wanted to provide his guests with exquisite food, but also offer them luxurious accommodation. At the beginning of the new millennium he got his chance: a plot of land in the shopping and nightlife neighbourhood of Jardins was up for sale – and the business man jumped at the chance. Together with the architects Isay Weinfeld and Márcio Kogan plans were made, such as for the design of the façade in British red brickwork. 60 rooms were designed, each one individually decorated and dominated by clean lines and natural light. The ground floor has a restaurant and a bar and there is a spa on the top floor. Now, nine years after it opened, Fasano is not only one of the best hotels in the city: the clan have also conquered Rio and the southern coast of Uruguay with their Italian roots. Hotel Fasano Rua Vittorio Fasano, 88 01414 020 São Paulo T +55 11 38964000 www.fasano.com.br

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Micasa Auch wenn der Name anderes vermuten lässt – Houssein Jarouche, der Inhaber von MiCasa, interessiert sich beileibe nicht nur für die häusliche Einrichtung. Auch die Mode und die Bildende Kunst haben es dem Design-Aficionado angetan. Und so versammelt er in seinem Möbelstudio, das sich in Form einer Handvoll schwarz getünchter Häuser um einen verwinkelten Innenhof gruppiert, mit Marcel Wanders, Moooi, Jean Prouvé, Konstantin Grcic und anderen nicht nur das Who’s who der internationalen Interior-Design-Szene. Seine ‚Casa‘ beherbergt wesentlich mehr: einen Raum beispielsweise, der bis auf den letzten Quadratzentimeter und unwahrscheinlich detailreich von dem Streetartist-Duo Mulheres Barbadas gestaltet wurde. Oder einen Shop-in-Shop des Modedesigners Marcelo Sommer, der Sitzmöbel mit Kleidern bezieht und ihnen so ein humorvoll personalisiertes Aussehen verleiht. Des Weiteren betreibt Houssein hier ein eigenes Designstudio, in dem Entwürfe in Kooperation mit lokalen Interior Designern entstehen, und, last but not least, einen kleinen Vintage-Store, in dem ausgesuchtes Secondhand-Mobiliar aus Brasilien, den USA und Europa auf Liebhaber wartet. Nicht umsonst verkörpert MiCasa für Kenner das bedeutendste Möbelmekka Südamerikas. Even though the name could suggest otherwise – Houssein Jarouche, the owner of MiCasa, is by no means only interested in interior design. Fashion and art are also favourite fields of the design aficionado. And so, in his furniture studio, consisting of a handful of black-painted houses grouped around a small, winding courtyard, he brings together all the big names of the international interior design scene, including Marcel Wanders, Moooi, Jean Prouvé, Konstantin Grcic. His ‘Casa’ houses so much more: for example, a room that has been designed down to the last inch with unbelievable detail by street art duo Mulheres Barbadas. And a shop-in-shop by the fashion designer Marcelo Sommer, who upholsters pieces of furniture with clothing, giving them a humorous human appearance. Houssein also runs his own design studio where he creates designs in cooperation with local interior designers and, last but not least, he also runs a small vintage store that offers a select range of second-hand furniture from Brazil, the USA and Europe. No wonder MiCasa is the South American furniture equivalent of Mecca for those in the know. Micasa Rua Estados Unidos, 2109 01427 002 São Paulo T + 55 11 30881238 www.micasa.com.br


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Adriana Barra In einem begrünten Holzhaus, das sich mit seinem hohen Giebel und den geöffneten Sprossenfenstern deutlich von den schicken Flachdachbauten der Nachbarschaft auf der Alameda Franca abhebt, befindet sich das Reich von Adriana Barra. Die Modedesignerin, die sich dem Entwerfen üppig gemusterter Kleider verschrieben hat, residiert hier in einem wahr gewordenen Mädchentraum. Schon beim Betreten der intimen Location – wer eingelassen werden möchte, muss erst klingeln – verschlägt es dem Neuling fast die Sprache angesichts der Farbexplosion und überbordenden Dekoration. Über drei Etagen erstreckt sich das verwinkelte Ladenlokal – und auf allen gibt es etwas zu entdecken: Wild gemusterte Sofas, auf denen sich bestickte Kissen türmen, treffen auf bunte Kachelböden. Schränke und Regale quellen geradezu über vor Püppchen und Porzellan, Schmuck und kleinen Interior-Design-Accessoires. Dass Adriana auch bei ihren Kleiderkollektionen gern aus dem Vollen schöpft, versteht sich beim Anblick dieser inspirierenden Umgebung von selbst. Ähnlich wie der spanische Designer Custo beherrscht auch sie die schwierige Kunst des Mustermixes. Von Blütendrucken bis Animalprints, von Retro bis Exotik – und wieder zurück. Scheinbar mühelos zappt sich Barra durch die Stile und Zeiten – zur Begeisterung ihrer zahlungskräftigen Kundschaft. Zwischen 2.000 und 3.000 Euro kosten die bunten Kleider im Schnitt. Für manche Paulista bleibt es da leider beim Mädchentraum. With its high gables and open lattice windows, Adriana Barra’s wooden house, overgrown with greenery, sets itself clearly apart from the chic, low-slung buildings in the district of Alameda Franca. This is the fashion designer’s realm. Barra, who is dedicated to the design of opulently patterned dresses, resides here in a true fairytale of a house. Upon entering the private location – to gain entry you have to ring a bell – the visitor is usually speechless when faced with the colour explosion and opulent decor. The labyrinthine shop is laid out over three storeys and there is something to discover in every corner: wildly patterned sofas, piled up with embroidered cushions, on brightly coloured tiled floors. Cupboards and shelves are bursting with dolls and porcelain, jewellery and small interior design items. So with these surroundings it seems natural that Adriana doesn’t spare the colour or detail when it comes to her dress collection. A little like the Spanish designer Custo, Adriana is skilled at the difficult art of pattern mixing. From flower prints to animal prints, from retro to exotic and back again. Seemingly effortlessly, Barra zaps through the styles and times – to the adulation of her well-heeled clients. The average price of her dresses is between 2000 and 3000 euros. Unfortunately for the majority of Paulistas, these dresses will have to remain a dream. Adriana Barra Alameda Franca, 1243 01422 001 São Paulo T +55 11 29252300 www.adrianabarra.com.br

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Surface To Air Surface To Air mit eigenem Shop? Das findet man sonst nur in Paris oder New York. Doch auch, wenn der Laden an der Alameda Lorena den Namen des französischen Labels trägt und damit zu einem von weltweit lediglich vier Geschäften der jungen Avantgarde-Linie zählt, so fungiert er nicht ausschließlich als Flagship. Gut die Hälfte der Mode, die hier an dicken Tauen von der Decke baumelt und vor Naturkorkwänden in die Regale sortiert ist, stammt nämlich aus Brasilien. Eine ideale Ergänzung, wie das Personal findet, denn die Franzosen lieben bekanntlich die gedeckten Töne und das Understatement, während die impulsiveren Südamerikaner kräftigen Farben und großflächigen Drucken den Vorzug geben. Jeans von Amapô und knallfarbene Seidenprint-Shirts von Neon gehören ebenso zum Sortiment wie die klassisch-modernen Entwürfe von Juliana Jabour und bedruckten Unisex-T-Shirts von Onono. Insgesamt 40 Brands tummeln sich auf den zwei Etagen des Insidershops, wobei im oberen, teils verspiegelten Geschoss vor allem Schuhe von Vans, Bruna Ribeiro und Sept.is auf ihre Käufer warten. Besonders stolz ist man auf die Schmuckkollektion des brasilianischen Designers dThales, der den Shop seit der ersten Stunde mit seinen aufwändig gearbeiteten Preziosen versorgt. Surface To Air has its own shop? Surely only in Paris or New York? But even if the store on Alameda Lorena bears the name of the French label, which makes it one of a mere four stores worldwide by the young avant-garde label, it’s not just a flagship. Around half of the garments here, hung from the ceiling by thick ropes or folded on shelving backed by natural cork walls, comes from Brazil. According to the staff here it’s a perfect combination, because the French love the subdued tones and understatement, whilst the more impulsive South Americans prefer vibrant colours and large-format prints. Jeans by Amapô and gaudy silk-screened/printed shirts are part of the collection as well as classic modern designs by Juliana Jabour and printed unisex T-shirts by Onono. In total, 40 brands are brought together here on two floors of this insider shop, whereby on the upper, partly mirror-lined, storey, shoes by Vans, Bruna Ribeiro and Sept.is await their new owners. They are especially proud of their jewellery collection here, by Brazilian designer dThales, who has been providing the store with his meticulously handcrafted precious treasures right from the start. Surface To Air Alameda Lorena, 1985 01424 002 São Paulo T +55 11 30634206 www.surfacetoair.com.br

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Lorena 1989 Gleich neben Surface To Air befindet sich ein weiterer und tatsächlich vom selben Inhaber geführter Hipster-Treff São Paulos. Auf der Terrasse vor dem eher unscheinbar wirkenden Eingang zum BistroRestaurant an der Alameda Lorena 1989 lungert die Crowd der Best-dressed-People. Gut frisierte Twenty und Thirty somethings, meist ganz in Schwarz gewandet, tauschen hier die jüngsten Shoppingtipps oder konzentrieren sich, hinter aufgeschlagenen iBooks, auf ihre neusten Projekte. Noch mehr der blendenden Schönheit wartet im Innern des Gebäudes. Denn auch die Einrichtung bei Lorena 1989 kann sich sehen lassen: Das Interior-Design-Konzept wurde konsequent verfolgt. Rustikales Naturholz sowie schwarz und weiß getünchte Möbel- und Backsteinwände dominieren den von Oberlichtern erhellten Raum, der vom Eingangs- und Barbereich aus über eine imposante, abwärtsführende Treppe zu erreichen ist. Hier unten tafelt es sich gemütlich und unkompliziert: Kleine Starter, Salate, Risotto- und Pasta-Gerichte werden flankiert von Sandwiches, süßen Nachspeisen und selbst gemixten Fruchtshakes. Besonders empfehlenswert: der Acai, ein exotischer Fruchtsaft, der überall in Brasilien kredenzt wird, hier aber besonders köstlich schmeckt.

1958, im Eröffnungsjahr der Churrascaria Rodeio, befand sich das Zentrum des guten Geschmacks noch downtown. Uptown, rund um die Avenida Paulista, residierten damals die Kaffeebarone, wurden die besten Karnevalsparaden der Stadt abgehalten. Doch in dem Viertel strebte noch etwas anderes nach Verwirklichung. Es herrschte eine Aufbruchsstimmung, die die Gründer des hier ansässigen, einstmals Gaucho-inspirierten Grillrestaurants richtig interpretierten. So sollte sich ihr Neighborhood in den nächsten Jahren zum glamourösen Herzen São Paulos entwickeln – und ihr Restaurant, mittlerweile zum Steakhouse herangereift, zum Treffpunkt für Musiker und Journalisten, Politiker und Promis. Die vier Säle des heutigen Rodeio bieten 360 Gästen Platz. Allein 43 Angestellte sorgen für das leibliche Wohl. Berühmt ist die Churrascaria für ihr ‚Picanha‘, ein Rumpsteak, das zunächst im Ofen vorgegart wird, um dann im Speisesaal vor den Augen der Gäste sein Grill-Finish zu erhalten. Als Beilage empfiehlt sich eine weitere Spezialität des Hauses: der Rodeio-Reis, der mit Eiern, Speck und Butter am Tisch zubereitet wird. Etwas weniger deftig, aber nicht minder köstlich: die dritte Komponente des Signature-Gerichts: das Palmherz. Wer nach einer derart nahrhaften Mahlzeit noch Platz für die Crème aus Papaya und Cassis hat, genießt Hochachtung und darf beim nächsten Besuch mit bevorzugter Behandlung rechnen.

Right next to Surface To Air there is another hipster hangout run by the same owner. The crowd of best-dressed people can be found lingering on the Lorena 1989 terrace in front of a somewhat unspectacular entrance to the bistro restaurant. Well-coiffed twenty and thirty-somethings, mostly dressed head to toe in black, exchange the latest shopping tips or concentrate on their latest projects behind open MacBooks. Even more dazzling beauty awaits inside the building, as the interior design of Lorena 1989 is just as attractive: rustic natural wood as well as black and white painted furniture and open brickwork dominate the rooms, which are lit by skylights: an imposing staircase leads down from the bar and entrance area. Down here you can eat in comfort and style without the frills: small starters, salads, risotto and pasta dishes, as well as sandwiches, sweet desserts and freshly mixed fruit smoothies. We especially recommended Açai, the exotic fruit juice that is available everywhere in Brazil but tastes especially good here.

In 1958, the year Churrascaria Rodeio opened, the centre of good taste was still downtown. Uptown, around Avenide Paulista, was where the coffee barons used to reside, and where the carnival parades of the city took place. But the district was ripe for change, which the founders of this first gaucho-inspired grill restaurant sensed right on time. The next couple of years saw the neighbourhood turn into the glamorous heart of São Paulo – and their restaurant, which by then had matured into a steakhouse, became a favourite hangout for musicians and journalists, politicians and celebs. The four spacious dining rooms of the current Rodeio seat 360 guests. A staff of 43 ensures the best service. Churrascaria is famous for its ‘Picanha’, a rump steak that is first cooked in the oven and then receives its final grilling in the dining hall right in front of the guests. The Rodeio rice is also a house speciality: a side dish, prepared at the table with rice, eggs, bacon and butter. A little less calorific but just as delicious is the third signature dish: the ‘palm heart’. Anyone who still has room for the crème made of papaya and cassis will gain the respect of the house and can expect special treatment on their next visit.

Lorena 1989 Alameda Lorena, 1989 01424 002 São Paulo T +55 11 30812966 www.lorena1989.com.br

Rodeio Rua Haddock Lobo, 1498 01414 002 São Paulo T +55 11 34741333 www.rodeiosp.com.br

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The Gourmet Tea Vom Juwelenhändler zum Tee-Pionier. Daniel Neumann, Co-Inhaber des ‚The Gourmet Tea‘, hat Anfang vergangenen Jahres eine rasante Kehrtwende in seiner Karriere vollzogen – und es, wie er sagt, nicht bereut. Gemeinsam mit seinem Partner Leandro Toledano, einem ehemaligen Schulfreund, fasste Neumann den Plan, die Paulistas zu Teetrinkern zu erziehen. Mit erstaunlichem Resultat. „Noch vor drei, vier Jahren war Twinings das Beste, was man hierzulande an Tee bekommen konnte. Das hat sich inzwischen gründlich geändert.“ Nicht zuletzt dank der Aufklärungsarbeit des Brasilianers mit österreichischen Wurzeln: Eine riesige Auswahl von 34 Sorten, allesamt aus organischem Anbau, reiht sich in wunderschön gestalteten Dosen in den Regalen des Teesalons. „Zwar kommen unsere Tees aus 32 Ländern, aber wir sind mitnichten der Meinung, dass man jedes Anbaugebiet der Welt im Sortiment haben muss. Viel lieber konzentrieren wir uns auf die verschiedenen Blends“, erklärt der Teeliebhaber seine Philosophie. Dass die Mischung stimmt, zeigt auch der Ruf, den das Duo in der brasilianischen Gourmet- und Gastroszene genießt: 360 Großkunden haben die beiden Freunde innerhalb der ersten acht Monate bereits gewonnen, darunter Hotels, Restaurants und exklusive Lebensmittelmärkte. Tee statt Kaffee – ein Sinneswandel, den nur wenige den heißblütigen Südamerikanern zugetraut hätten!

Coffee Lab In Sachen Kaffee macht man den Brasilianern bekanntlich nichts vor – eher öfter mal etwas nach! Wie viel Trendpotenzial darin liegt, das Hallo-wach-Getränk mit herzhaften Beigaben wie Salz, Frischkäse oder Parmesan – ja, richtig gehört! – zu würzen, bleibt abzuwarten. Die erfahrenen Barristas des Coffee Lab, das seit April 2011 im Upand-coming-Viertel Vila Madalena beheimatet ist, sind jedenfalls der Meinung, dass Kaffee sich viel besser mit Salzigem als mit Süßem verträgt. Allen voran Isabela Raposeiras. Bevor sie ihren Kaffeetempel eröffnete, war die Bohnenexpertin bereits zehn Jahre in der Mission unterwegs, Restaurants und Cafés von ihren ungewöhnlichen Rezepturen zu überzeugen – kein Problem angesichts ihres Fachwissens und der hohen Qualität des Rohstoffs. Die Bohnen, mit denen Raposeiras experimentiert, stammen nämlich allesamt aus Brasilien, und zwar aus organischem Anbau. Geröstet werden sie – auch das ist Ehrensache, meint man es ernst mit der Kaffeekultur – vor Ort. Zehn verschiedene Sorten stehen zur Auswahl. Genaue Angaben zur geografischen Herkunft samt Längen- und Breitengrad überzeugen auch Kenner. Doch bei aller Strenge des Konzepts: Auf der kleinen Speisekarte zeigt sich das Coffee-Lab-Team dann doch von seiner toleranten Seite. Neben herzhaften Snacks sind süße Kuchen im Angebot, so dass auch der konservativere Gaumen zu seinem Recht kommt.

From jeweller to tea pioneer. Daniel Neumann, co-owner of ‘The Gourmet Tea’, took a pretty impressive U-turn in his career at the beginning of last year – and hasn’t looked back since. Together with his partner Leandro Toledano, a former school friend, Neumann came up with a plan to teach the Paulistas how to drink tea. With astonishing results. “Just three or four years ago Twinings was the best tea you could expect to drink here, but that has changed drastically since.” Not least thanks to the missionary zeal of the Brazilian with Austrian roots: a huge selection of 34 varieties, all organic, are lined up in beautifully designed tins on the tea salon’s shelves. “Our teas come from 32 different countries, but we don’t think we have to have every single tea-growing region represented in our selection. We would rather concentrate on the different blends,” is the philosophy of the tea lover. The fact that they got their own blend just right is demonstrated by the reputation the duo have built up within the Brazilian gourmet and culinary scene: they have acquired 360 wholesale clients in the first eight months alone, including hotels, restaurants and exclusive food markets. Tea instead of coffee, a change of heart that not many people would have credited the hot-blooded South Americans with!

When it comes to coffee, there isn’t much we can teach the Brazilians; it’s usually the other way round! But the jury is still out on how much trend potential the idea has of mixing ingredients like salt, soft cheeses or parmesan into the morning pick-me-up beverage. The experienced baristas from the Coffee Lab, who set up shop in the up and coming Vila Madalena district in April 2011, are convinced that coffee is much better combined with saltiness rather than with sweetness. Leading the way is Isabela Raposeiras. Before she opened the coffee temple, the bean expert had spent ten years on a mission to try and convince restaurants and cafés of her unusual recipes – not a big problem considering her expertise and the high quality of the raw materials. The beans with which Raposeiras experiments are all sourced in Brazil, and are also all certified organic. The roasting takes place on the premises – a must for coffee aficionados. There are ten different blends to choose from. And for the expert, she even provides exact details on the geographic origin, including longitude and latitude. But despite the stringency of the concept: the Coffee Lab team show their more tolerant side with their coffee menu. As well as savoury snacks, sweet cakes are available too, so that even the more conservative palate will go home happy.

The Gourmet Tea Rua Mateus Grou, 89 05415 050 São Paulo T +55 11 29364814 www.thegourmettea.com.br

Coffee Lab Rua Fradique Coutinho, 1340 05416 001 São Paulo T +55 11 33757400 www.coffeelab.com.br

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Pão de Queijo Die Lokalität an der Rua Haddock Lobo ist nicht größer als eine Garage – und doch der beste Snack-Geheimtipp in Jardins. Hier wandern von früh bis spät die ultraleckeren Pão de Queijo über den Tresen, die landesweit verbreiteten Käsebällchen. Alle scheinen sie zu lieben. Sogar den berühmten Gastronomen Rogério Fasano, Inhaber des gleichnamigen Restaurants und Hotels, gelüstet es regelmäßig nach der pikanten Spezialität, die eines unbedingt sein sollte: heiß. Und so kommt alle 20 Minuten eine frische Ladung Pão de Queijo aus der angrenzenden Backstube. Möchte man die köstlichen Snacks ofenfrisch genießen, muss man sich ob des großen Ansturms bisweilen in Geduld üben. Doch die Wartezeit an der Theke wird niemandem lang: Die bunte Mischung der Gäste ist kommunikativ und aufgeschlossen, und so kommt man mit Bankern, älteren Damen aus der Nachbarschaft und jugendlichen Shoppern gleichermaßen schnell ins Gespräch. Dass auch andere Schmankerl kredenzt werden – beispielsweise Empanadas de palmitas, kleine Mürbeteigtaschen mit einer Füllung aus Palmherzen und Oliven –, scheint trotz verführerischen Dufts kaum jemanden zu interessieren. Alles, was nicht Pão de Queijo ist, wird hier höchstens als Pausenfüller bestellt. Oder, wie im Fall der winzigen Pasteis aus Ei-KokosMasse, als krönender süßer Abschluss. The snack bar on Rua Haddock Lobo is no bigger than a garage – but it still manages to offer the best snacks in all of Jardins. From dawn till dusk the irresistible pão de queijo, traditional Brazilian cheese dumplings, are handed over the counter. Everyone seems to love them. Even the famous chef Rogério Fasano, owner of the eponymous restaurant and hotel, has cravings for these spicy little delicacies, which should certainly be one thing: hot. And so a fresh batch of pão de queijo is brought out of the oven every 20 minutes. If you want to try the delicious snacks fresh, you may have to be patient. But the wait at the counter is always worth it: the wild mix of customers is chatty and open and so conversations are soon struck up between the bankers, older ladies from the neighbourhood and young shoppers. Although the snack bar also offers empanadas de palmitas (small pasties filled with palm hearts and olives), it doesn’t seem to interest anyone here despite the delicious smell. Everything that isn’t a pão de queijo is only ordered here to shorten the wait. Or, in the case of the tiny tarts filled with egg and coconut, as a crowning glory. Pão de Queijo Rua Haddock Lobo, 1408 01414 002 São Paulo T +55 11 30883087

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Nach der Livraria Cultura, die unter anderem mit einer Filiale auf der quirligen Avenida Paulista vertreten ist, bildet die Livraria da Vila die zweitgrößte Buchladenkette São Paulos. Da selbst im weitläufigen Brasilien Größe nicht das Maß aller Dinge ist, gilt sie jedoch als die beste und beliebteste – zumindest unter den designverliebten Paulistas. Kein Geringerer als der berühmte Architekt Isay Weinfeld zeichnet für die Gestaltung von fünf der sechs Filialen verantwortlich. Einzig das erste Ladenlokal, das vor stolzen 27 Jahren auf der Rua Fradique Coutinho eröffnete, stammt nicht aus Weinfelds Feder. Besonders sehenswert und daher auch in unzähligen Architekturzeitschriften zu finden, sind das Geschäft auf der Alameda Lorena und der jüngste Neuzugang im Shopping-Center Higienópolis: Überrascht die eine Niederlassung durch drehbare gläserne Buchregale, die, zu den Öffnungszeiten schräg gestellt, den Neugierigen unweigerlich ins Innere des 790 qm großen Shops locken, besticht die zweite durch eine kühn geschwungene, knallgelbe Treppe, die sich fantastisch ins mehrstöckige Ladenbild einfügt. Allen Filialen gemein ist die überbordende Auswahl an Kunst- und Fotobänden, Architekturalmanachs, Kochbüchern, Mode- und Designführern. Kein Zweifel: Man fühlt sich dem Arts & Lifestyle verpflichtet – und lebt seine Leidenschaft stilvoll aus. After the Livraria Cultura, which has a branch on the busy Avenida Paulista, the Livraria da Vila is the second largest bookshop chain in São Paulo. But even in vast Brazil, size isn’t always everything, and it happens to be the best and most popular – at least amongst the design-loving Paulistas. None other than famous architect Isay Weinfeld was responsible for the design of five of the six branches. Only the first store, opened 27 years ago on the Rua Fradique Coutinho, was not designed by him. Especially worth seeing, and also much photographed for countless architectural magazines, is the store on the Alameda Lorena and the most recent addition in the shopping centre Higienópolis: one of the branches surprises with rotatable glass book shelves, which, when the shop is open, are turned in a diagonal position to tempt curious customers into the shop, which covers an area of 790 m2. The other shop features a curved, bright yellow staircase, which dominates the several-storey-high shop. All branches have one thing in common, and that is the massive selection of art and coffee table books, architectural almanacs, cookery books, fashion and design guides. No doubt about it: they are completely committed to arts and lifestyle – stylishly expressed by each store. Livraria da Vila Rua Fradique Coutinho, 915 05416 011 São Paulo T +55 11 38145811 Alameda Lorena, 1731 01424 002 São Paulo T +55 11 30621063 Shopping Higienópolis Avenida Higienópolis, 618 01238 000 São Paulo T +55 11 36600230 www.livrariadavila.com.br


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Mendes Wood Die brasilianische und die internationale Kunstszene in Dialog setzen – kein geringes Ziel verfolgt Felipe Dmab, Mitbegründer der aufstrebenden Galerie Mendes Wood. Gemeinsam mit seinen Partnern Pedro Mendes und Matthew Wood hat Felipe den Artspace an der Rua da Consolação 2009 ins Leben gerufen. Die Räumlichkeiten der schicken Adresse, an der sich zuvor ein Fashionstore befand, sind dank extravaganter, verschachtelter Architektur geradezu ideal für die Präsentation der jungen, modernen Kunst, die das Trio favorisiert. Leitlinie bei der Suche nach den Shootingstars von heute und morgen: Regionales erkunden, Individuelles erforschen – und dabei sowohl kosmopolitisch als auch crossover denken. Folglich hat bei Mendes Wood nicht nur das Internationale Methode, sondern auch das Interdisziplinäre. Das Programm bewegt sich an den Schnittstellen von Bildender Kunst, Musik, Performance, Design, Architektur und Video. Kluge Konzepte können bei den Galeristen punkten. Im Portfolio beispielsweise zu finden: der in Köln geborene Kota Ezawa. In Anlehnung an die Pop Art bedient sich Ezawa bekannter medialer Motive, um sie mittels Zeichensoftware am Computer per Hand zu rekonstruieren. Flankiert wird der Digital-Analog-Grenzverwischer unter anderem von Paulo Nazareth, Tunga, Marina Simão und dem ebenfalls deutschstämmigen Christian Schoeler.

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Melissa Schuhe aus Plastik gehören zu Brasilien wie karierte Kilts zu Schottland. Denn nicht nur die Havaianas, die hiesigen Zehensandalen, sind ein Exportschlager. Für das Kunststoffschuhwerk von Melissa gilt dasselbe. Seit über drei Jahrzehnten ist das brasilianische Unternehmen auf Schuhe spezialisiert, die ohne das kleinste bisschen Leder oder Stoff auskommen. Zum 30. Geburtstag unternahm man eine Bestandsaufnahme. Das Ergebnis: Über 500 unterschiedliche Modelle und mehr als 60 Millionen Paar Schuhe hatte man bis dato designt und produziert. Großes Renommee brachten Melissa Kooperationen mit den Big Players der Modebranche ein, mit Jean Paul Gaultier, Patrick Cox, Thierry Mugler und Alexandre Herchcovitch beispielweise. Zusammenarbeiten gab es auch mit Möbeldesignern wie den Campana-Brothers, Karim Rashid und J. Maskrey. Im Jahr 2008 gesellten sich zwei außergewöhnliche Frauen zur illustren Liste der Partner hinzu: Vivienne Westwood und die iranische Architektin Zaha Hadid. Die Verbundenheit mit der Welt der Kunst und des Designs beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Kollektion. So ist der Eingangsbereich des Melisssa-Flagships auf der edlen Einkaufsmeile Oscar Freire eine weitere Spielwiese des kooperationsfreudigen Labels. Die elliptischen Wände des Vorhofs dienen als Open-Air-Galerie: Jede Saison wird ein anderer Künstler damit betraut, das imposante Halbrund zu gestalten, so dass sich der Store stetig auf spektakuläre Weise wandelt.

Felipe Dmabs has an ambitious aim. He wants to encourage interaction between the Brazilian and the international art scene. He is the co-founder of the successful gallery Mendes Wood. Together with his partners Pedro Mendes and Matthew Wood, Felipe launched the art space on the Rua da Consolação in 2009. The fashionable address that used to house a fashion store, is absolutely predestined for the presentation of young, modern art, which the trio favours, thanks to its extravagant, rambling architecture. The common thread linking them in their search for the shootings stars of tomorrow and today is regional exploration, individual investigation – and thinking in a cosmopolitan way, as well as in genre crossovers. Subsequently at Mendes Wood it’s not just about internationality but also about interdisciplinary methods. The programme is orientated around the visual arts, music, performance, design, architecture and video. Clever concepts have an added edge with the gallery owners. To be found in their portfolio for example is Kota Ezawa, who was born in Cologne. Referencing pop art, Ezawa reworks well-known media motifs to then reconstruct them by hand using graphic computer software. The digital-analogueboundary-transgresser is flanked by other artists like Paulo Nazareth, Tunga, Marina Simão and Christian Schoeler, who also hails from Germany.

Shoes made of plastic are to Brazil what tartan kilts are to Scotland. But it’s not just Havaianas, the local flip flops, that are an export hit. Synthetic shoes made by Melissa also make the grade when it comes to overseas sales. For over three decades the Brazilian company has specialised in shoes that do without even the tiniest piece of cloth or leather. For their 30th birthday they took stock: over the years they have produced over 500 different models and sold more than 60 million pairs of shoes. Melissa’s cooperations with the big players of the fashion world brought them a lot of kudos too; they have worked together with Jean Paul Gaultier, Patrick Cox, Thierry Mugler and Alexandre Herchcovitch. Not to mention furniture designers like the Campana brothers, Karim Rashid and J. Maskrey. In 2008 two unusual women were added to the illustrious list of partners: Vivienne Westwood and the Iranian architect Zaha Hadid. The connection to the world of art and design is not just restricted to the collection. Even the entrance area of the Melissa flagship store on the sophisticated shopping mile of Oscar Freire is another blank canvas for the convivial label. The elliptical walls of the entrance courtyard serve as an open air gallery: every season a different artist is invited to design the imposing crescent, spectacularly changing the store’s setting every season.

Mendes Wood Rua da Consolação, 3358 01416 001 São Paulo T +55 11 30811735 www.mendeswood.com

Melissa Rua Oscar Freire, 827 01426 001 São Paulo T +551130833612 www.melissa.com.br

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Studio Art Nobrega Kunstkauf ist Vertrauenssache, das wissen auch die beiden Brüder André und Cacá Nóbrega. Und so schätzen sich die Mitinhaber des Studio Art Nobrega mehr als glücklich, dass ihr Familienbusiness bereits in der dritten Generation floriert und sie dank ihres guten Geschmacks und ihrer Expertise nach wie vor Hochachtung bei den kunstliebenden Paulistas genießen. Mit León Ferrari, Mira Schendel, Jesus Rafael Soto, Julio Le Parc, Sérgio Camargo, Willys de Castro, Hércules, Barsotti, Luiz Sacilotto, Franz Krajcberg, Antônio Dias und Hélio Oiticica liest sich ihr Portfolio wie das Who’s who der modernen und zeitgenössischen lateinamerikanischen Kunstwelt. Doch Kunst ist nicht alles, was das Studio Art Nobrega zu bieten hat. Das zweite, nicht minder stabile Standbein der Institution verantwortet die Mutter des Gespanns, Kesley Caliguere. Sie ist eine leidenschaftliche Sammlerin hochwertiger südamerikanischer Möbelklassiker aus den 50er und 60er Jahren – mit hervorragenden Kontakten. Aktuelles Highlight ihrer Kollektion: ein Sofa von Sergio Rodrigues inklusive zweier Holzsessel. Kostenpunkt: etwa 25.000 Dollar. Dass das Vintage-Wunderland und die Galerie gemeinsam in einem Gebäude des genialen Architekten Isay Weinfeld untergebracht sind, setzt dem Projekt die Krone auf und macht das Studio Art Nobrega zu einem absoluten Must-see! Buying art is a question of trust, as the brothers André and Cacá Nóbrega are well aware. And so the co-owners of Studio Art Nobrega are more than happy that the family business is still flourishing in the third generation and, thanks to their good taste and expertise, they still enjoy great standing amongst the art lovers of São Paulo. With León Ferrari, Mira Schendel, Jesus Rafael Soto, Julio Le Parc, Sérgio Camargo, Willys de Castro, Hércules, Barsotti, Luiz Sacilotto, Franz Krajcberg, Antônio Dias and Hélio Oiticica, their portfolio reads like something straight out of a Who’s Who of the modern and contemporary Latin American art scene. But art is not all that the Studio Art Nobrega has to offer. Their second speciality is down to the mother of the family team, Kesley Caliguere. She is a passionate collector of high-quality South American furniture from the 50s and 60s – and has excellent contacts. The latest highlights of her collection: a sofa and two wooden chairs by Sergio Rodrigues. Price tag: around 25,000 dollars. The fact that the vintage wonderland and the gallery are all housed in one of the buildings designed by the brilliant architect Isay Weinfeld only makes the whole thing even better and elevates the Studio Art Nobrega to an absolute must-see! Studio Art Nobrega Alameda Franca, 1030 01422 001 São Paulo T +55 11 30819532 www.studionobrega.com

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Tavares

D’Arouche

Es ist ja schon ein feiner Zug, sein Restaurant nach dem Vormieter zu benennen, in diesem Fall nach einem Bestsellerautor und Journalisten des ‚Folha de São Paulo‘, der zuvor in dem hübschen zweigeschossigen Haus an der Rua da Consolação zu Hause war. Obendrein dann noch den Einrichtungsstil des Schreiberlings zu übernehmen – mehr Ehrerbietung geht kaum. Zwar wurden einige Wände des 400 qm großen Speiselokals herausgenommen. Der gemütliche Wohnzimmercharakter blieb jedoch erhalten – nicht zuletzt dank einer großen Regalwand, bestückt mit Büchern, Vasen, Gläsern und hübschem Nippes, der übrigens komplett zu erwerben ist. Außerdem sind da noch die rustikalen Holztische und Stühle, an denen die hungrige Gästeschar Platz nimmt, und, last but not least, der in den Raum integrierte Pizzaofen, aus dem in schöner Regelmäßigkeit duftende Brote und Pizzen hervorgezaubert werden. Doch das persönliche Ambiente markiert bei Weitem nicht den einzigen Pluspunkt des Tavares. Die stark auf lokale Produkte fokussierte Küche von Chefin Ana Soares trägt fraglos ihr Scherflein zur Beliebtheit des Ortes bei. Kaum zu toppen ist die Stimmung, wenn am späteren Abend die Jazzsängerin und der Pianist ans Mikrofon und Instrument treten und die wohlig gesättigten Gäste mit Astrud-GilbertoWeisen beglücken.

São Paulo ist nicht gerade arm an Shopping-Attraktionen. Und doch sticht ein winziger Laden noch einmal aus dem Gros heraus: ein Art-déco-Boudoir, ganz in Jetsteinschwarz und Perlweiß gehalten. D’Arouche ist etwas abseits der Kundenströme an der Alameda Franca gelegen und derart liebevoll bestückt, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll: Nostalgische Grußkärtchen, antik anmutende Flakons, kleine Schachteln und Etuis, edel eingebundene Bücher, hübsche Streichhölzer, Kerzen mit alchemistischen Namen, glänzende Tabletts und schön verpackte Teesorten, deren Optik perfekt mit dem Interior Design des Ladens harmoniert, buhlen um Aufmerksamkeit. Erst in zweiter Lesung bleibt der Blick an einer fast durchgehend in Schwarz gehaltenen Kollektion aus fließenden Kleidern, Tops und Hosen hängen. D’Arouche heißt nämlich das Label der beiden Freunde Carolina Glidden-Gannon und David Pollak, das hier, zwischen all den Schätzen, zu Hause ist. Carolina, die zwölf Jahre lang als Modedesignerin in New York Erfahrungen sammelte, und David, der sich zuvor in Brasilien als Stylist einen Namen machte, kennen sich bereits seit Kindertagen. Ihre gemeinsame Vision: Mode zu entwerfen, die ihre Liebe zu hochwertigen Seiden-, Spitzen- und Jerseystoffen mit dem urbanen Lebensgefühl São Paulos vereint. Kein Zweifel: Mit D’Arouche hat diese Vision ihre Erfüllung gefunden.

It’s certainly a nice touch calling one’s restaurant after the previous owner, in this case a novel writer and journalist from the ‘Folha de São Paulo’ which used to be housed in the pretty two-storey house on the Rua da Consolação. And then to also adopt the interior design style of the writer – more adulation is hardly possible. A few of the walls of the 400 m2 restaurant have been removed, but despite this it still exudes a comfortable living room feel – not least thanks to the large shelved wall, kitted out with books, vases, glasses and other bits and bobs that are, by the way, all for sale. On top of that there are the rustic wooden tables and chairs upon which the many guests sit, and last but not least the pizza oven integrated directly into the room, from which aromatic bread and pizzas are pulled at regular intervals. But the personal ambience is not the only plus that Tavares notches up. The kitchen, which is dedicated to the use of regionally sourced products, run by Chef Ana Soares, certainly contributes substantially to the location’s popularity. The atmosphere is unbeatable, especially when, late on in the evening, the jazz singer, accompanied by her pianist, steps onto the stage and spreads a little happiness amongst the sated guests with Astrud Gilberto tunes.

São Paulo is not exactly short of shopping attractions. But one tiny shop still manages to stand out from the crowd: an art déco boudoir, all decked out in jet black and pearl white. D’Arouche is somewhat off the beaten track near the Alameda France, and so lovingly stocked that one doesn’t know where to start looking first: nostalgic greetings cards, antique-looking flaçons, small boxes and cases, beautifully bound books, pretty matchboxes, candles with alchemic names, shining trays and beautifully packaged teas, fitting in perfectly with the shops interior, all jostle for attention. Only after a closer look does the eye stray to the almost completely black collection of flowing dresses, tops and trousers. D’Arouche is the name of the label run by the two friends Carolina Glidden-Gannon and David Pollak, which has its home here amongst all the treasures. Carolina, who has twelve years’ experience as a fashion designer in New York, and David, who had made a name for himself as a stylist in Brazil beforehand, have known each other since childhood. Their common vision: to make fashion that combines their love of high quality silks, lace and jersey materials with the urban lifestyle and feel of São Paulo. And there’s no doubt about it: with D’Arouche they have certainly succeeded in their vision.

Tavares Rua da Consolação, 3212 01416 000 São Paulo T +55 11 30626026 http://casatavares.com

D’Arouche Alameda Franca, 1349 01422 001 São Paulo T +55 11 30830144 www.eaudarouche.com

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Zipper Obwohl São Paulo vor Galerien birst, fallen einige durch ihren unkonventionellen, modernen Ansatz besonders ins Auge. So auch Zipper – ein Kunstraum, der jüngst sein einjähriges Jubiläum feierte. Ihre Mission, junge brasilianische Künstler einer internationalen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, nehmen die Zipper-Inhaber Danilo Beltran und Fabio Cimino durchaus ernst. Schließlich präsentieren sie ihre Schützlinge auf so renommierten Veranstaltungen wie der Armory Show und der Pinta in New York. Doch aller Seriosität zum Trotz: Beim Gang durch die Ausstellungsräume prusten die beiden Kunstkenner auch schon mal los. Dann beispielsweise, wenn sie das Werk ihres Schützlings Felipe Morozini zeigen: Der Mittdreißiger nennt ein Apartment sein Eigen, das, in einem Wolkenkratzer gelegen, einen 360-Grad-Blick auf downtown São Paulo erlaubt. Mit Hilfe eines Teleobjektivs gelingen Felipe hier die unglaublichsten Aufnahmen, Grundlage seiner satirisch-sozialkritisch anmutenden Fotokunst. Ins Portfolio von Beltran und Cimino gehören aber auch die Arbeiten von Pedro Varela, Jahrgang 1976, der die Flora und Fauna der brasilianischen Bergwelt in Knall- und Neonfarben taucht. Carolina Ponte, Jahrgang 1981, wartet hingegen mit gehäkelten Skulpturen auf. Doch bei aller Unterschiedlichkeit – eines haben alle Zippers gemeinsam: Brüche gehören bei ihnen dazu, aber das macht ja gerade den Reiz der jungen brasilianischen Kunst aus.

Choque Cultural Woran liegt es wohl, dass São Paulo neben New York als die Hochburg des Graffiti und der Streetart gilt? Vielleicht daran, dass die Elf-Millionen-Metropole für die jungen Künstler einen schier unermesslichen ‚Gestaltungsspielraum‘ bietet? Klingt logisch – liefert laut Baixo Ribeiro aber keine hinreichende Begründung. Der Co-Inhaber der renommierten Streetart Galerie Choque Cultural sieht in der hiesigen Skate- und HipHop-Community den wahren Nährboden für das Phänomen. Außerdem, denkt sich unsereins, hat die Polizei der Stadt bestimmt Besseres zu tun, als zeichenbegabten, mit bunten Spraydosen ausgerüsteten Jungs nachzujagen. Wie dem auch sei: São Paulo ist ein Mekka der Tags. Dass die hiesige Straßenkunst mittlerweile auch Einzug in die Welt der Fine Arts gefunden hat und ein Publikum vom Favela-Bewohner bis hin zum kunstbeflissenen Museumsbesucher auf den Plan ruft, daran ist Ribeiro nicht ganz unschuldig. War er es doch, der 2006 einen Austausch mit der angesehenen Galerie Fortes Vilaça anregte. Der Deal: Ribeiros Schützlinge, zu denen übrigens auch internationale Namen wie Gary Baseman oder Tara McPherson gehören, stellten bei Fortes Vilaça aus. Im Gegenzug performten Künstler wie Ernesto Neto, Adriana Varejão, Beatriz Milhazes und Vick Muniz bei Choque Cultural. Inzwischen ist die Galerie im Stadtteil Pinheiros eine feste Größe in der internationalen Kunstwelt – und ein Must-see für all die, deren Herz für urbane Kunst, Graffiti, Grafikdesign und Illustration schlägt.

Although São Paulo is bursting with galleries, some are more noticeable than others due to their unconventional, modern approach. This goes for Zipper too – an art space that recently celebrated its first anniversary. Its mission, to offer a platform to young Brazilian artists looking to appeal to an international public, is taken very seriously by Zipper owners Danilo Beltran and Fabio Cimino. After all, their protegés end up showing at renowned events like the Armory Show and the Pinta in New York. Despite all seriousness ... when wandering around the exhibition space, the two art experts sometimes laugh out loud. For example when showing the works of their protegé Felipe Morozini: the thirty-plus artist owns an apartment in a skyscraper and has a 360-degree view of downtown São Paulo. With the help of a telephoto lens, Felipe takes the most incredible photographs, the basis of his satirical socio-critical photo art. Their portfolio also includes work by Pedro Varela, born in 1976, who drenches the flora and fauna of the Brazilian mountains in neon and garish colours. Carolina Ponte, born in 1981, in contrast, delights us with crocheted sculptures. And it’s this range of diversity that is part of what makes the young Brazilian art scene so exciting.

Why is it that next to New York, São Paulo is considered the capital of graffiti and street art? Perhaps because the metropolis with a population of eleven million, offers a sheer unending canvas for young artists? Sounds logical, but, according to Baixo Ribeiro that isn’t the whole story. The co-owner of the renowned street art gallery Choque Cultural considers the local skate and hip-hop community to be the reason for the growth of the phenomenon. On top of that, surely the police in town have better things to do than chase after artistic kids kitted out with spray cans? Whatever the reason may be: São Paulo is a tagging Mecca. The fact that local street art has now found its way into the world of fine arts with an audience that ranges from favela residents to art experts and gallery visitors, is also partly thanks to Ribeiro. After all, it was him who organised an exchange with the renowned Galerie Fortes Vilaça in 2006. The deal: Ribeiro’s protegés, including international names like Gary Baseman and Tara McPherson, got to exhibit in the gallery. In exchange, artists like Ernesto Neto, Adriana Varejão, Beatriz Milhazes and Vick Muniz showed their work at Choque Cultural. Nowadays the gallery in the district of Pinheiros is well established on the international art scene – and a must-see for all those with a penchant for urban art, graffiti, graphic design and illustration.

Zipper Rua Estados Unidos, 1494 01427 001 São Paulo T +55 11 43064306 www.zippergaleria.com.br

Choque Cultural Rua João Moura, 997 05412 002 São Paulo T +55 11 30614051 www.choquecultural.com.br

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SHOR TS

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Wrangler Blue Bell x Jeff Decker

Vroom Vroom Motorbike

Wrangler Blue Bell meets the artist – Pt. 2: War es vergangenen Herbst/Winter der L.A. Pop-Artist David Buckingham, der den Styles der umtriebigen Denimheads seinen Stempel aufdrückte, steht bei Wrangler Blue Bell zum kommenden Sommer mit Jeff Decker auch gleich der nächste Kreative auf der Matte. Der in Utah ansässige Vintage-Sammler und Motorrad-Künstler, der seine PS-starken Lieblinge nicht nur in der Garage hortet, sondern auch gerne in Bronze-Statuen verewigt, verpasste dem dunklen Indigo-Look der aktuellen Frühjahr/ Sommer-2012-Kollektion mit unter anderem geprägten Knöpfen, D.I.Y.-styled Shirtprints, dem Relaunch des 1960er Authentic-Irregular-Denimfits ‚Jim‘ sowie einer schweren Lederschürze einen extra-roughen WorkwearTouch. Die wirklich großartige Serie ist ab sofort weltweit in ausgesuchten Jeansstores zu haben.

Diesel x Monster

Ben Sherman

Auf die Ohren Es tut sich was im Hause Diesel. Nachdem sich die italienischen Styleheads bereits seit einigen Jahren mit Konzerten, Bandsupports und limitierten DJ-Headphones auch im Musikgeschäft tummeln, wird mit der Diesel Noise Division jetzt endlich Nägel mit Köpfen gemacht. Erster Streich der neu gegründeten Unit ist der VEKTR, ein Kopfhörer, der in Kollabo mit der US-amerikanischen HiFi-Schmiede Monster entwickelt wurde und sich mit seinem eckigen Ohrmuschel-Design, den flexiblen Bügeln und den hochwertigen Tech-Komponenten wohltuend vom Gros der reinen FashionHeadphones abhebt. Das dezent gelabelte gute Stück kommt in edlem Pechschwarz mit Kontrastmembranen und ist ab sofort in allen Diesel-Stores, im Diesel-Online-Store sowie im ausgewählten Musikfachhandel erhältlich. Für 250 Euro ein Schnäppchen.

1921

Canada Blue Überzeugungstäter unter sich. Nachdem ‚1921‘, die Premium-Linie der kanadischen Denimtüftler von Silver Jeans, bereits vor einigen Jahren erfolgreich in Europa eingeführt wurde und beim 2011er Relaunch durch ein junges Designteam aus Los Angeles noch einmal ein frisches Update bekommen hat, geht es auch zum kommenden Herbst in Sachen Premium-Denim richtig zur Sache. Neben extrem cleanen Jeans, deren bewährt hohe Qualität durch ein von japanischen und europäischen Webspezialisten entwickeltes Fabric gewährleistet wird, bietet die neue Kollektion luxuriöse Velvetund Cordmodelle in verschiedenen Farben. Modisches Highlight ist hier vor allem eine Serie metallicbeschichteter Denims. Endlich Mode ohne Modediktat.

The 30 Year Itch Happy Birthday, Guess! Rechtzeitig zum 30. Firmenjubiläum präsentieren die kalifornischen Denim-Connaisseure eine exklusive Capsule-Kollektion mit Neuauflagen einiger legendärer Styles. Die streng limitierte, 15-teilige Serie kommt mit einem Sonderlabeling und umfasst – neben Jeans-Shorts mit hoher Taille und Stonewash-Optik und einer modernen Interpretation der mit Blumen bedruckten Jeans, die Drew Barrymore und Eva Herzigová in den frühen 90er Jahren trugen – unter anderem Tops mit Schwarz/Weiß-Schachbrettmuster und Logoshirts mit Elementen der wichtigsten Kampagnen. Die in schmucken Kleiderbeuteln verpackte Edition ist ausschließlich im Mai in ausgewählten Guess-Stores sowie bei einigen handverlesenen Handelspartnern erhältlich.

Vroom vroom motorbike Wrangler Blue Bell meets the artist – Pt. 2: while it was L.A. pop-artist David Buckingham putting his stamp on the dynamic denimista’s styles last autumn/winter, Wrangler Blue Bell already has the next creative lined up for this summer with Jeff Decker. The Utah-based vintage collector and motorcycle artist, who not only hoards his powerful favourites in the garage, but also likes to immortalise them in bronze statues, has given the dark indigo look of the current spring/summer 2012 collection an extra-rough workwear touch, with details including embossed buttons, D.I.Y.-styled shirt prints, the relaunch of ‘Jim’, the 1960s authentic irregular denim fits, and a heavy leather apron. The fantastic range is available now from selected jeans stores worldwide.

All ears Diesel is currently a hotbed of activity. After dabbling in the music business with concerts, band supports and limited DJ headphones for quite a few years now, the Italians are now finally getting down to brass tacks with Diesel Noise Division. The newly founded unit’s first coup is the VEKTR headphones developed in collaboration with American hi-fi manufacturer Monster. With their angular earpiece design, flexible headset and high-quality tech components, they refreshingly stand out from the majority of pure fashion headphones. The subtly labelled headphones come in sophisticated jet-black with contrasting membranes and are available without any further ado from all Diesel stores, the Diesel online store, as well as from all specialist music retailers. A bargain at 250 euros.

Canada Blue A label of conviction. Following the successful European launch of ‘1921’, the premium line by the Canadian denim makers from Silver Jeans, several years ago, and another fresh update as part of the 2011 relaunch by a young design team from Los Angeles, this autumn the label is really getting down to business with premium denim. As well as extremely clean jeans, whose proven high quality is guaranteed by the fabric developed by Japanese and European weaving specialists, the new collection offers luxurious velvet and cord models in different colours. The fashionable highlight is a series of metalliccoated denims. Finally fashion without fashion dictates.

The 30-year itch Happy birthday Guess! Right on time for their 30th anniversary, the Californian denim connoisseurs are presenting an exclusive capsule collection with new editions of several legendary styles. The strictly limited, 15-part series, comes with special labelling and – as well as denim shorts with a high waist and stonewash look and a modern interpretation of floral-print jeans, as worn by Drew Barrymore and Eva Herzigová in the early 90s – also includes tops with a black and white chequerboard pattern and logo shirts with elements from the most significant campaigns. The edition, packaged in lovely cloth bags, will be available in May only, from selected Guess stores as well as from a few handpicked retail partners.

www.wrangler.com

www.diesel.com

www.1921jeans.com

www.guess.com

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Rods and Mockers

Guess

Panorama Berlin

New Fair on the Block Just als wir dachten, in Sachen Modemessen sei in der Hauptstadt nun wirklich endgültig alles gesagt, schickt sich die Panorama Berlin an, zur anstehenden Sommerrunde noch einmal völlig neue Tatsachen zu schaffen. Mit dem neuen ExpoCenter Airport Berlin als Austragungsort der Premiere grenzt man sich mit hypermodernem Ambiente nicht nur vom charmanten shabby Look der Konkurrenz ab, sondern legt auch mit den aktuell bereits mehr als 100 nationalen und internationalen Ausstellern, darunter neben feinsinnigen Fashion-Kombinaten wie Zonkey Boots, Mysuro, Alan Red und Sozzi Calze auch ausgemachte Schwergewichte wie Pierre Cardin Woman, Ana Alcazar, Stones und Daniel Hechter, ordentlich vor. Man darf also durchaus gespannt sein.

Brighton ’64 revisited? Was sich in den 60er Jahren spinnefeind war, findet in der Ben Sherman ‚Mod meets Rocker‘-Herbst/Winter-2012/13-Plectrum-Kollektion nach mehr als vierzig Jahren schließlich doch noch zusammen. Dabei profitiert das Style-Mixage immens von den harten optischen und subkulturellen Brüchen. Key-Pieces wie der gute alte Parka kommen hier aus BaumwollCanvas, Büffelleder und Echtpelz, während schmal geschnittene Rollkragenpullover und schnieke Einreiher mit Bikerstiefeln und Lederjacken kombiniert werden. Lange Schnitte verschmelzen mit voluminösen 50sSloppy-Pants aus Denim, Wolle oder Twill. Gingham- und Ombre-Muster verweisen im roughen Mix mit Karomustern und raffinierten Detailarbeiten auf die Fehden zwischen Roller- und Motorradfahrern. Auch heute noch eine ziemlich heiße Angelegenheit.

New fair on the block Just when everyone thought the last word had truly been said in terms of fashion fairs, Panorama Berlin turns up with a game changer for the coming summer. Choosing the new ExpoCenter Airport Berlin as the site for their premiere, they rise above the charming shabby look competition with a hypermodern ambience as well as serving up more than 100 national and international exhibitors including smaller fashion labels like Zonkey Boots, Mysuro, Alan Red and Sozzi Calze as well as classic heavy weights like Pierre Cardin Woman, Ana Alcazar, Stones and Daniel Hechter. We wait with bated breath.

Rods and Mockers Brighton ’64 revisited? Once arch enemies in the sixties, forty years later they are now coming together for the Ben Sherman ‘Mod meets Rocker’ autumn/winter 2012/13 Plectrum collection. The style mix really profits from the clearly delineated visual and subcultural fragmentations. Key pieces like the good old parka are made from cotton canvas, buffalo hide and real fur, while slim-fit roll-neck pullovers and smart single-breasted jackets are teamed with biker boots and leather jackets. Long cuts merge with voluminous fifties sloppy pants made from denim, wool or twill. Gingham and ombre patterns in a rough mix with checked patterns and refined detailing make reference to the feud between scooter riders and motorcyclists: a style vendetta that is still going strong today.

www.panorama-berlin.com

www.bensherman.com 47


SHOR TS

SHOR TS

Tosca Blu

Bag-Patrol

SixSixSev//en

Evolution-Revolution AIAIAI

Hören auf Dänisch Große Neuigkeiten gibt es von AIAIAI. Nachdem die 2007 in Kopenhagen gegründete Kopfhörer-Company in den vergangenen Jahren mit ihren Earphones und leichten Headphones nicht nur soundtechnisch, sondern auch in Sachen minimalistischfunktionales Design ordentlich punkten konnte und dafür gleich einige Preise einheimste, geht mit ‚The Capital‘ jetzt ein weiteres Soon-to-become-classic-Modell an den Start. Der ultraleichte, aus verstärktem Fiberglass und Nylon gefertigte Styler ist garantiert allwettertauglich, kommt mit hochwertigen 40-mm-Lautsprechern und einem integrierten Mikrofon nebst Play/Pause/Scrolling-Button und lässt sich zudem mit einem schnellen Dreh auf bequeme Jackentaschengröße falten. Erhältlich ist der Kopfhörer in vier dezenten Colourways ab sofort beim Dealer deines Vertrauens.

From 667 to SixSixSev//en? Was erst einmal wie ein rein stilistischer Twist von Ziffern zu Buchstaben anmutet, macht im geschichtlichen Selbstverständnis des findigen Düsseldorfer Streetwear-Konglomerats durchaus Sinn. So ist man seit Labelgründung im Jahre 2002 dem Ideal eines strikt ausgelebten Indietums treu geblieben, hat aber gleichwohl eine konstante Veränderung als Teil der eigenen Charakterbildung akzeptiert und konsequent umgesetzt. Die erste Kollektion unter neuem, altem Namen, die zum kommenden Herbst in den Läden aufschlägt, kommt dementsprechend zwar einmal mehr mit der ganzen Bandbreite urbaner Streetflavour, positioniert sich in Sachen Design, Materialien und Detailarbeit mit roughen Alpaka- und Lamm-Knitstyles, Tops- und Kleidern aus feiner Merinowolle, smarten Chinos, robusten Denims, warmen Sweatern und dezenten, teils beschichteten Jacken aber eindeutig fashionlastiger. Style reborn.

Danish sound We have news from AIAIAI. After building up a good reputation over the past few years for its earphones and lightweight headphones, not only from a sound perspective, but also in terms of minimalist-functional design, for which it has also won several prizes, the headphone company, which was founded in 2007 in Copenhagen, is now launching another soon-to-become-classic model with ‘The Capital’. The ultra-light styler, made from reinforced fiberglass and nylon is guaranteed weatherproof in all conditions and comes with high-quality 40 mm speakers and an integrated microphone with play/pause/ scrolling button. And with one quick move it can be folded up to fit in your jacket pocket. Available now in four understated colourways from your preferred stockist.

Evolution-revolution From 667 to SixSixSev//en? What at first sounds like a purely stylistic shift from digits to letters does actually make a whole lot of sense when seen in the historical context of this resourceful Düsseldorf streetwear conglomerate. Since the label was founded in 2002, they have stayed true to their original Indie roots, but at the same time have continued to develop and embrace change as part of their own character building. The first collection under the new, old name, which will be hitting shelves this autumn, therefore once again offers the entire bandwidth of urban street flavour, but has much more of a fashionable edge in terms of design, materials and details, with rough alpaca and lamb knit styles, tops and dresses made from fine merino wool, smart chinos, robust denims, warm sweaters and understated, partly coated jackets. Style reborn.

www.aiaiai.dk

www.sixsixseven.com

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Stüssy x Adrian Johnson

Tiki Mania

Im Rahmen der Stüssy Guest-Artist Series hat sich das kalifornische Streetwear-Label zum laufenden Sommer mit Adrian Johnson einen echten Heavyweight-Champion auf die Kollabo-Couch eingeladen. Der Liverpooler Künstler und Grafiker, dessen Artworks in Galerien rund um den Globus gezeigt werden und der bereits für so illustre Labels, Magazine und Organisationen wie Paul Smith, Adidas, Monocle, The New York Times und UNICEF gearbeitet hat, setzt bei seinen aktuellen Entwürfen auf einen unprätentiösen Spagat zwischen Surfkultur und urbaner 24/7-Freizeitgestaltung. Das limitierte vierteilige T-Shirt-Programm kommt in verschiedenen Colourways und ist ab sofort erhältlich.

Na, schon die richtige Handtasche für den nächsten Winter am Start? Tosca Blu können helfen. Das 1998 in Italien gegründete Accessoire-Label lässt nach einem bewegten Sommer mit vielen Farben, Düften und Inspirationen zur dunklen Jahreszeit wieder Ruhe einkehren. Während die Modelle der regulären Kollektion dabei mit einer Kombination aus 50s-Kastenform und geprägtem Kalbsleder in Straußen- oder Kroko-Optik, glänzendem Kunstleder, mattem Schlangenleder, Ponyfell, weich-wolligem Pepitamuster und einer Vielzahl von Detailarbeiten wie Vorhängeschlössern, Strassbesatz und geometrischen Grafikelementen punkten, kommt die hochwertige ‚Collection‘Premiumserie mit ebenso eleganten wie extrovertierten Designs. Highlights sind hier verschiedenfarbige Lackleder-Styles, runde Kaninchenfell-Shoulderbags mit Kettenhenkeln und streng geometrisch gehaltene Handtaschen aus geprägtem und bedrucktem Nubukleder.

Tiki Mania As part of the Stüssy Guest Artist Series, the Californian streetwear label is inviting a heavyweight champion to join them on the collaboration couch this summer with Adrian Johnson. For his current designs, the artist and graphic designer from Liverpool, whose artwork is shown in galleries around the globe and who has worked for labels, magazines and organisations as illustrious as Paul Smith, Adidas, Monocle, The New York Times and UNICEF, is focusing on an unpretentious balancing act between surf culture and urban 24/7 leisure activities. The limited, four-piece T-shirt range comes in different colourways and is available now for your purchasing pleasure.

Bag-Patrol So, do you already have the perfect handbag for next winter? Here’s Tosca Blu to the rescue! After an eventful summer with lots of colours, fragrances and new inspirations, the accessories label, which was founded in 1998 in Italy, is restoring a sense of calm for the dark and cold season. While the models of the regular collection are scoring high with a combination of fifties boxy shapes and embossed calfskin in ostrich or crocodile look, shiny faux leather, matt snakeskin, horse hide, soft, woolly Pepita pattern and a variety of details like padlocks, rhinestones and geometric graphic elements, the high-quality ‘Collection’ premium series is presenting both elegant and extroverted designs. Highlights here are the different coloured patent leather styles, round rabbit fur shoulder bags with chain handles and extremely geometrical handbags made from embossed and printed nubuck leather.

www.stussy.com

www.toscablu.com

Who’s that Girl

From Belgium With Love

Converse x Marimekko

Finland Rules!

Skandinavische Gestalterschule all over again. Nach einer umfangreichen Aufstockung des eigenen Fashion-, Accessoireund Interior-Programms sowie verschiedensten Grafik- und Choreografie-Jobs für unter anderem Google und das chinesische Jin Xing Tanztheater legen die interdisziplinären Multitakteure von Marimekko jetzt auch im Rahmen ihrer Kollabo-Arbeiten mit Converse kräftig nach. Die mittlerweile vierte Signature-Edition kommt mit einer Serie klassischer Sneakerstyles, bedruckt mit typischen farbenfrohen Artworks des Helsinki-Bunch, und ist ab kommendem Herbst in den Shops. For Ladys only.

Nenn es Retro-Mania-Streetwear, nenn es Postmodern-Fashion – fest steht, dass es Britt van Marsenille und Catherine Talpe, die beiden kreativen Köpfe hinter Who’s that Girl, in den vergangenen zwölf Jahren immer wieder geschafft haben, die für ihre High Fashion bekannte Antwerpener Modeszene mit äußerst unprätentiösen Entwürfen gehörig durcheinanderzuwirbeln. Zum kommenden Herbst präsentiert man einmal mehr verspielte Prints, findige Detailarbeiten und jede Menge Farbe auf Blusen, Röcken, Hosen, Jumpsuits und Knitwear-Pieces, deren Designs mal von Zirkus-Themen, mal von 60s-Skiurlaub-Erinnerungen und mal von klassischer südeuropäischer Kaffeehauskultur geprägt sind. Für einen ersten Blick auf die Styles empfehlen wir dringend einen Besuch im ersten deutschen Label-Flagship, der seine Pforten Anfang Mai auf der Alten Schönhauser Straße in Berlin-Mitte öffnet.

Finland rules! Scandinavian design school all over again. After extensively stepping up their own fashion, accessories and interior ranges, as well as the most diverse of graphic and choreography jobs for clients including Google and the Chinese Jin Xing Dance Theatre, the interdisciplinary multi-skilled team from Marimekko are now also upping the ante when it comes to their collaborations with Converse. The meanwhile fourth Signature Edition features a series of classic sneaker styles, printed with typical brightly coloured artwork by the Helsinki bunch and will be hitting shelves this autumn. For ladies only.

From Belgium with love Call it retro-mania streetwear, call it postmodern fashion – one thing’s for sure: during the past twelve years Britt van Marsenille and Catherine Talpe, the two creative minds behind Who’s that Girl, have consistently managed to shake up the Antwerp fashion scene, primarily known for its high fashion, with their extremely unpretentious designs. This coming autumn they are once again presenting flirty prints, resourceful detailing and plenty of colour on blouses, skirts, trousers, jumpsuits and knitwear pieces, the designs of which are sometimes influenced by circus looks, sometimes by sixties skiing holiday memories and sometimes by classic southern European coffee house culture. If you want to catch a first glimpse of the styles, we urgently recommend a visit to their first German label flagship, which is opening its doors at the beginning of May on the Alte Schönhauser Straße in Berlin-Mitte.

www.converse.com

www.whosthatgirl.eu 49


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Camel Active

Auf dem Dach der Welt Timezone

Shape Your Booty Heureka, es ist geglückt! Nachdem sich in den vergangenen hundert Jahren ganze Heerscharen von Jeansmachern am goldenen Denimschnitt versucht haben, scheint es nun, dass den Stephanskirchenern von Timezone der endgültige Durchbruch gelungen ist. Die Bodyshape-Jeans mit dem schönen Namen ‚Bella‘ kaschiert den Bauch, schmälert die Taille und macht zudem ordentlich schlanke Beine. Die Zauberformel ist natürlich geheim, wir verraten jedoch so viel: Es geht um eine erhöhte Leibhöhe und eine spezielle Linienführung an Bund, Teilungsnähten und Gesäßtaschen, die den Taillen- und Hüftbereich optimal formt. Die Ladys-only-Pant, die dank Stretchanteil angenehmen Tragekomfort verspricht, kommt mit eigens designtem Hang-Tag und ist ab Herbst im Handel.

Reisen bildet! Das weiß nicht nur der Volksmund, sondern auch das Camel-ActiveDesignteam und hat sich auf der Suche nach neuen Inspirationsquellen für einige Wochen in Richtung Himalaya aufgemacht. Die Ergebnisse des Trips, die zur kommenden Herbst/Winter-2012/13-Saison in den Läden aufschlagen, können sich durchaus sehen lassen: Während bei der Materialwahl mit unter anderem gekochter Wolle, Tweed, Flanell, Lammfell, Leder, Nylon und Hightech-Fasern Tradition auf Moderne trifft, verbinden die Jacken, Pullis, Denims, Parkas, Cardigans, Jerseys, Sweater und Chinos raue Work- und Outerwear-Elemente mit Layering-Effekten, offenen Kanten, Prints und den traditionellen Farben wie der Ornamentik des tibetanischen Hochlands. Abgerundet wird die Kollektion durch eine Accessoire-Serie mit wollig-voluminösen Schals, Fellhandschuhen und geprägten Vintage-Gürteln.

Shape your booty Eureka, they’ve done it! Legions of jeans makers have been trying to create the ultimate denim fit over the last hundred years, and it seems as though Timezone, from Stephanskirchen in Bavaria, have now finally achieved a real breakthrough. Their body-shape jeans that go by the lovely name of ‘Bella’ flatten your stomach, narrow your waist and also make your legs look slender. The magic formula is of course top secret, but what we can tell you is that it has a lot to do with a heightened waistline and the proportions on the waistband, dividing seams and back pockets, which optimally shape the waist and hip area. The ladies-only jeans, which promise great wearing comfort thanks to their stretch content, come with a specially designed hang tag and will be hitting stores from autumn.

On top of the world Travel broadens the mind! This is a fact that the Camel Active design team is more than aware of, which is why they embarked on a several-week search for new sources of inspiration to the Himalayas. And the results of the trip, which we can admire in stores from this autumn/winter-2012/13 season, are highly impressive: while tradition meets modern in the choice of materials, with boiled wool, tweed, flannel, lambskin, leather, nylon and high-tech fibres for example, the jackets, pullovers, denims, parkas, cardigans, jerseys, sweaters and chinos combine rough work and outerwear elements with layering effects, open seams, prints and traditional colours as well as the ornamentation of the Tibetan highlands. The collection is rounded off by an accessories series with woolly, voluminous scarves, fur gloves and embossed vintage belts.

www.timezone.de

www.camelactive.de

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Mason’s

J. Lindeberg

Pol-Stilistik

Die Römer kommen

Die Komplexität von Schlicht

Seit knapp zwei Jahren steht das Akronym MMX nicht mehr nur für die römische Zahl 2010, sondern auch für ein Hosenkonzept, das nachhaltige Produktion, modernes Design und handwerkliches Know-how mit viel Fingerspitzengefühl und einer guten Portion Leidenschaft kombiniert. Jetzt geht das von Michael Meyer, Sohn des MeyerHosen-Gründers, initiierte Label in seine dritte Winterrunde und hat dabei einige Überraschungen im Gepäck. So setzt man bei den Denims, Cordstyles, Flanells und Chinos zum einen auf doppelt gefärbten Sport-Samt, garngefärbte Baumwolle und schwere Fustagno, zum anderen auf hochwertiges Kaschmir in klaren, kräftigen Blau-, Grün und Ockertönen, während in Sachen Detailarbeit unter anderem mit farbenfroh gewebten Taschenfuttern und Knöpfen aus Echthorn, Steinnuss und Metall eindrucksvoll alle Register gezogen werden. File under: Label to watch out for!

Konzeption ist alles – vor allem, wenn es darum geht, komplexe Strukturen in simpelfunktionale Formen umzusetzen. Eine ebenso evidente wie einfache Gleichung, die sich das italienische Casual-Label Mason’s bereits seit seiner Gründung vor mehr als 30 Jahren in Großbuchstaben auf die Fahnen geschrieben hat. Wenig verwunderlich also, dass die Styles des Herbst/Winter-2012/13Programms einmal mehr hohe Qualitätsansprüche und die Freude an den richtigen Details mit dezenter Schnittführung und klaren Formen vermählen. Während bei den Frauen Jacken, Parkas und Kurzmäntel auf legere Chinos, rough gestrickte Knitwear, Kleider und Hotpants treffen, steht die Herrenkollektion ganz im Zeichen von kurzen, am fußeng geschnittenen Chinos, die mit lässigen Strickjacken, Baumwoll-Karohemden und warmen Jacken kombiniert werden. Die Farbrange reicht hier von neutralen Erdtönen bis hin zu feurigem Rot.

Wer bislang glaubte, in der Arktis spiele Mode eine mehr als untergeordnete Rolle sieht sich spätestens mit Blick auf die J. Lindeberg Herbst/Winter-2012/13-Kollektion eines Besseren belehrt. Die stilbewussten Schweden ließen sich nicht nur gestalterisch von den kristallklaren und eiskalten Nächten des hohen Nordens inspirieren, sondern fertigten einmal mehr Jacken, Parkas, Hosen, Blazer, Hemden, Shorts und gestrickte Herrenleggings, die, ganz der hohen Schule des klassischen skandinavischen Designs folgend, zwar betont minimalistisch erscheinen, gleichwohl aber ein gehöriges Maß an funktioneller Technologie und progressiv-eleganter Schneiderkunst auf sich vereinen. Exklusive deckenartige Gewebe in neuen Verarbeitungen kommen mal in gedecktem Grün und Braun, mal in Polarweiß, Grau und Eisblau und mit einem feinen Gespür für die richtigen Detailarbeiten. Ein Accessoire-Programm mit Schals, Krawatten, Gürteln und Handschuhen rundet den Look ab.

Gentle soles The Spaniards from El Naturalista have already been proving for several years now that ecological and politically correct footwear fashion can also work perfectly well beyond the well-trodden hippie clichés. For this coming autumn season they have taken another big step towards optimising their sustainability cycle and perfecting their designs. While the focus is on elegant ballerinas and narrow ankle boots, as well as soft leather boots with wool shaft, warm boots with fleecy lambskin or woollen lining and lovingly crafted soles made from natural rubber, cork and jute for the ladies, the eleven men’s lines include some extremely smart sneaker models, as well as authentic boots and timeless loafers.

The Romans are coming For the past two years the acronym MMX has no longer only stood for the Roman numeral denoting the year 2010, but also for a trouser concept that combines sustainable production, modern design and craftsmanship, an eye for detail and plenty of passion. The label, initiated by Michael Meyer, son of the Meyer Hosen founder, is now going into its third winter round and has several surprises up its sleeve. For the denims, cord styles, flannels and chinos they are, on the one hand, focusing on double-dyed sporty velvet, yarn-dyed cotton and heavy fustagno, and high-quality cashmere in clear, vibrant blue, green and ochre tones on the other, while in terms of detailing they’re really pulling out all the stops with brightly coloured, woven pocket lining and buttons made from real bone, Tagua nut and metal. File under: a label to watch out for!

The complexity of simplicity Concepts are everything – especially when it’s about transforming complex structures into simple, functional forms. A fact that is just as evident as it is simple, which casual Italian label Mason’s has been shouting from the rooftops since it was established more than 30 years ago. So it’s hardly surprising that the styles of the autumn/winter 2012/13 range are once again combining high quality standards and a love for the right details with understated tailoring and clear shapes. While jackets, parkas and short coats are meeting casual chinos, chunky knitwear, dresses and hotpants in the ladies’ camp, the men’s collection is all about short, tapered chinos, which are paired with casual cardigans, cotton checked shirts and warm jackets. The colour palette here ranges from neutral earthy tones to fiery red.

Style poles If you’ve always thought that fashion isn’t really that relevant in the Arctic, then you’ll be forced to think again after seeing J. Lindeberg’s autumn/winter 2012/13 collection. The style-conscious Swedes not only drew their design inspiration from the crystal clear and icy cold nights of the far north, but have also produced jackets, parkas, trousers, blazers, shirts, shorts and knitted men’s leggings, which, in keeping with the fine art of classic Scandinavian design, may seem ultra-minimalistic, but instead cleverly combine a large helping of functional technology with progressively elegant tailoring. Exclusive, blanket-like fabrics in new finishes come in muted green and brown, or in polar white, grey and ice blue, all with a fine flair for the right details. An accessories range with scarves, ties, belts and gloves rounds off the look.

www.elnaturalista.com

www.mmxgermany.com

www.masons.it

www.jlindeberg.com

MMX

El Naturalista

Auf sanften Sohlen Dass ökologisch und sozial korrekte Schuhmode durchaus auch abseits ausgetretener Hippie-Klischees bestens funktionieren kann, beweisen die Spanier von El Naturalista bereits seit einigen Jahren ziemlich eindrucksvoll. Zur kommenden Herbstsaison hat man jetzt einen weiteren, großen Schritt hin zur Optimierung des Nachhaltigkeitskreislaufs und Perfektionierung des Designs gemacht. Während bei den Frauen sowohl auf elegante Ballerinas und schmal geschnittenen Stiefeletten als auch auf weiche Lederstiefel mit Wollschaft, warme Boots mit flauschigem Lammfell- oder WollInnenfutter und liebevoll inszenierte Sohlen aus Naturkautschuk, Kork und Jute gesetzt wird, gehen bei den elf Herrenlinien neben rustikalen Boots und zeitlosen Halbschuhen auch einige äußerst smarte Sneakermodelle an den Start.

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Marke Eigenbau Text Fredericke Winkler Illustration Sergio Membrillas

Um ernsthaft über den Trend des ‚Do It Yourself‘ sprechen zu können, muss man sich erst einmal aus einem verbalen Berg von Strickpullovern arbeiten, im Slalom an handgezimmerten Kommoden vorbeikommen und vor den Toren einschlägiger Baumärkte scharf abbiegen. Denn zu gerne wird das Phänomen mit dem Kürzel DIY auf die schlichte Lust am Heimwerken reduziert. Dabei verbirgt sich dahinter nicht bloß ein persönlicher Zeitvertreib. Das beweisen DIY-Handelsplattformen wie DaWanda, auf denen handgearbeitete Einzelstücke unter den mehr als zehn Millionen Usern einen Absatz finden, wie ihn sich viele Modeunternehmen nur wünschen können. Nein, es ist keinesfalls übertrieben, von einer Bewegung zu sprechen, die in strickenden Models hinter den Laufstegen, der wachsenden Zahl sozialer Werkstätten und im Dreckrand unter sonst manikürten Fingernägeln der High Society leise entlang aller Schichten ihre Zeichen setzt. Ist die Vielfalt der konfektionierten Stile in den letzten 15 Jahren ohnehin schon vergleichbar mit einem Selbstbedienungsbuffet, geht das Prinzip des DIY noch einen Schritt weiter: Es fordert dazu auf, sein Gericht nach eigenem Gusto zusammenzustellen, und hält dafür nur mehr die Zutaten bereit. Der passive Konsument ist passé. Ersetzt wird er vom arbeitenden Kunden, dessen Erfindung gerne Ikea zugeschrieben wird, der aber als Prosument (englisch ‚Prosumer‘) schon in den 1980er Jahren geboren wurde. Eingeführt von Alvin Toffler, beschreibt der Begriff, der sich aus Konsument und Produzent zusammensetzt, die Berücksichtigung persönlicher Präferenzen des Verbrauchers bei der Produktgestaltung. Indem sich der Konsument in den Gestaltungsprozess einbindet – etwa, indem er sich seinen persönlichen Nike-Schuh im Internet zusammenstellt –, wird er automatisch Teil der Fertigungskette. ‚Customization‘ nennt man das auch. Während die Kontrolle über den Verlauf der Dinge hier jedoch weitgehend in der Hand der Industrie verbleibt, verlagert sie sich vom Anbieter auf den Verbraucher, sobald dieser das Produkt selbst produziert. Laut dem Internetportal Statista beschäftigen sich heute übrigens gerade einmal 18,8 Prozent der Bevölkerung nicht mit Handarbeit. Demnach üben sich 81,2 Prozent der deutschen Bevölkerung im Gärtnern, Nähen, Stricken und Basteln. Mit steigender Zahl von engagierten DIY-Anhängern wächst auch die Infrastruktur der Szene. Es entstehen offene Werkstätten, in denen man sich einmieten kann, um an professionellen Maschinen zu arbeiten. Soziale Einrichtungen bieten Fortbildungen an, und durch das Internet ergibt sich die Möglichkeit, die entstehenden Güter recht unkompliziert zu vertreiben. Parallel entwickelt sich eine informelle Community, deren Mitglieder sich gegenseitig an ihrem Wissen und ihren Mitteln teilhaben lassen. Als Gegenentwurf zur Industrie findet DIY seine Bestimmung im Open-Source-Prinzip. Als Best-Practice-Beispiel gilt das Kreativcluster rund um den Berliner Moritzplatz – von den dort arbeitenden Umdenkern liebevoll ‚Makerplatz‘ getauft. In das hier ansässige ‚Aufbau Haus‘ ist kürzlich der Werkstoffhändler Modulor eingezogen und hat mit dem Projekt ‚Planet Modulor‘ eine Art Begegnungsstätte und Think Tank der Selfmades geschaffen. Direkt nebenan befinden sich die Prinzessinnengärten, ein 6.000 qm großes Areal, das seit 2009 im Kollektiv landwirtschaftlich bestellt wird. Wer mag, kann sich im Nutzgarten nützlich machen, im Gartencafé entspannen oder an den regelmäßigen Veranstaltungen rund um das Thema Urbane Landwirt 52

The D.I.Y brand In order to be able to talk seriously about the do-it-yourself trend, you firstly have to work your way out of a verbal mountain of knitted jumpers, slalom past handcrafted sideboards and then take a sharp turn past the gates of various DIY stores. Because all too often, the phenomenon abbreviated as DIY is used only to apply to the field of home improvements. But it’s not just about a personal way of passing the time. This is being proven by DIY trading platforms like DaWanda, where homemade one-offs find a home with one of the site’s ten million users, something many fashion companies can only dream of. No, it is certainly not an exaggeration to talk about a movement: visible for all to see, in the form of models knitting backstage at fashion shows, the growing number of public workshops and the black dirt under the nails of the manicured fingernails of high society. This trend is making its way through all social classes. If the variety of ready-made styles from the last 15 years is not already comparable to a self-service buffet, the principle of DIY takes it one step further: it demands you put together your own dish, according to your own tastes, only supplying the ingredients. The passive consumer is passé. He has been replaced by a working customer, often ascribed to Ikea, but who actually already existed in the 1980s as a “prosumer”. Coined by Alvin Toffler, the term is a portmanteau of consumer and producer, describing the phenomenon of consumers contributing personal preferences in the product design process. In contributing to the creative process, for example, by putting together your personal Nike shoe online – you automatically become part of the production process. Also known as customisation. Whilst control over the manufacture of objects mainly remains in the hands of the industry, this power is redistributed from producer to consumer if you create the product yourself. According to the internet portal Statista, only 18.8 percent of the population do not indulge in some kind of handicraft. Accordingly, 81.2 percent of the German population are busy knitting, gardening, sewing and getting creative. With the growing number of enthusiastic DIY fans, the infrastructure of the scene is expanding too. Open workshops are being set up where you can book a space to work at professional machines and workstations. Creative drop-ins and clubs offer courses, and, via the internet, it’s a small step to selling the fruits of your labours as well. Parallel to all this an informal community is growing, where the members pool their knowledge and skills. This concept is a counter-proposal to that of the industry; DIY’s destiny lies in the open-source principle. The best practical example to hand is the creative cluster around Berlin’s Moritzplatz – affectionately dubbed ‘Maker Platz’ by the alternative thinkers who work there. Modulor, a retailer for creative materials, recently moved into the local ‘Aufbau Haus’ and, with its large-scale project ‘Planet Modulor’, has created a kind of think-tank and meeting place for the cultural and creative DIYers. Right next door is the Prinzessinnengärten, an urban garden covering an area of 6000 m² that is run as a collective. Volunteers can make themselves useful in the garden, relax in the garden café or take part in one of the regular events centred around the topic of urban farming. A few metres away, if 53


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schaft teilnehmen. Einige Meter weiter stößt der Ortskundige auf das Betahaus, einen Coworking Space, der auch die Open Design City beherbergt, eine offene Werkstatt mit allerlei Werkzeugen und Maschinen – und einem lebendigen Eventkalender. So kooperierte man im vergangenen September mit der Handelsplattform Etsy, als diese eine Konferenz mit dem Titel ‚Kleinunternehmen und Zukunftsfähigkeit‘ veranstaltete. Im Zuge des Treffens, inklusive Yogakurs und Biomittagstisch, traten erstaunliche DIY-Erfolgsstorys zutage. Wie die von Fraser Doherty: Mit gerade mal 14 Jahren entwickelte der schottische Selfmade-Unternehmer die ‚Superjam‘-Marmelade, nach dem Rezept seiner Oma, und macht heute Jahresumsätze in Millionenhöhe. Um bei den Umsätzen zu bleiben: Die amerikanische Handelsplattform Etsy verzeichnete allein im vergangenen Januar weltweit 1,4 Billionen Seitenaufrufe, die zu knapp 2,8 Millionen verkauften Items für insgesamt 54,9 Millionen Dollar führten. Wir halten also fest: DIY ist eine Bewegung, die unterdessen weltumspannend Millionen von Anhängern besitzt und deren Ästhetik offenbar ein massenkompatibles Gestaltungsprinzip hat entstehen lassen, mit dem sich gutes Geld verdienen lässt. Einzig unklar ist, wie es dazu kommen konnte. Immerhin spricht auf den ersten Blick vieles gegen die Idee, sich seine Güter wieder in Eigenregie herzustellen oder auf diese Weise produzierte Güter käuflich zu erwerben. Denn, selbst wenn handgearbeitete Produkte idealerweise die gleiche Qualität aufweisen wie ihre industriellen Gegenspieler und aufgrund ihres schlanken Unternehmenshintergrunds durchaus auch preislich mithalten können, erklärt das noch nicht hinreichend ihren Erfolg – geschweige denn den Trend, aus privatem Interesse heraus handwerklich aktiv zu werden. Denn das ist in der Regel tatsächlich teurer und zeitaufwändiger, als bloß zu konsumieren. Warum einfach, wenn’s auch schwer geht? Ein Grund für die Renaissance des DIY könnte darin bestehen, dass sich im Zuge eines neuen Umweltbewusstseins und mit dem angesichts der Weltwirtschaftskrise offensichtlichen Scheitern des finanzmarktgesteuerten Wertekanons die allgemeine Definition von Luxus verändert. Statt materieller Statussymbole rückt die individuelle Lebensqualität in den Fokus. Zu diesem Fazit kommt auch der Centurion Luxury Report Ti22 von American Express, für den 22 deutschsprachige Experten an einen Tisch gebeten wurden, darunter Max Hollein, Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt, und Gorden Wagener, Designchef bei Mercedes-Benz. Handwerk, Beständigkeit und Sinnlichkeit, laut Hollein, Wagener und Co. ist das der neue Luxus – Attribute, die auf eine Louis-Vuitton-Tasche ebenso zutreffen wie auf ein Glas selbst eingemachtes Obst. Im direkten Vergleich hat das Einmachobst dem Luxus-Accessoire voraus, dass es als DIY-Erzeugnis das Vertrauen in die eigenen Fertigkeiten festigt. Ein Faktor, der mit Blick auf das wachsende Misstrauen in Großanbieter, in ihre Technologien, ihre Ethik und letztlich die Qualität ihrer Produkte nicht unterschätzt werden sollte. In einer im vergangenen Oktober von der Otto Group in Kooperation mit dem Trendbüro Wippermann publizierten Studie zum Thema ‚Verbrauchervertrauen‘ geben gerade einmal 34 Prozent der Befragten an, Vertrauen in Unternehmen zu haben. Gleichzeitig stimmen 51 Prozent der Aussage zu, heute als Verbraucher mehr Macht gegenüber Unternehmen zu genießen. Große Marken werden folglich nicht mehr zwingend als Konsumdiktatoren gesehen, sondern als Dienstleister mit einer ausgeprägten Bringschuld an Informationen und Qualität. Werden sie diesem Anspruch nicht gerecht, droht im Zweifel der Boykott. Tatsächlich gilt die Skepsis gegenüber der Industrie als ursächlich für die Entstehung der DIY-Bewegung in den 1950er Jahren. Gerade Produktneuheiten erregten damals den Argwohn der Gesellschaft. ‚Innovation‘ war allenfalls ein ambivalenter Begriff – kaum verwunderlich angesichts von zwei Weltkriegen samt ‚innovativer‘ Rüstungswirtschaft. Hinzu kam das Unterangebot an Ressourcen und Waren, und so entwickelte sich in der Nachkriegszeit ein biederer Pragmatismus, der die Funktionalität über die Schönheit stellte. Erstaunlicherweise beziehen sich viele DIY-Praktiker auf die Man54

you know where to look, you’ll find the Betahaus, a co-working space, which is also home to the Open Design City, an open workshop, with all kinds of tools and machines – and a lively event calendar to boot. A cooperation took place with the retail platform Etsy last September, at a conference entitled ‘Small Businesses and Future Viability’. As a result of the meeting, complete with yoga course and organic lunch, a surprising number of DIY success stories came to light. Like the one of Fraser Doherty: when he was just 14 years old, the Scottish self-made business man developed ‘Superjam’ jam, based on his grandmother’s recipe, and is meanwhile generating annual turnovers of millions. Staying on the topic of turnover, the American retail platform Etsy registered 1.4 billion page views last January alone, leading to 2.8 million sold items for a total sum of 54.9 million dollars. So, to recap: DIY is a movement that has millions of fans all over the world, whose aesthetic seems to have created a design principle with mass appeal that is highly lucrative. The only thing that seems unclear is how it all came about. After all, at first sight there’s a lot that speaks against making one’s own products or buying products made by hand: even if handmade products ideally have the same quality as their industrially-made counterparts, and, due to their pared down company background, can certainly hold their own in terms of price, this still doesn’t adequately explain their success – not to mention all the people getting into arts and crafts just out of personal interest. Which is usually more expensive and more time-consuming than merely being a passive consumer. Why make things simple if you can make them complicated? One reason for the renaissance of DIY could lie in the fact that our definition of luxury per se has shifted, in the wake of a new awareness, and the breakdown of our financially-orientated value system in the face of a world economic crisis. Instead of material status symbols, our individual quality of life has a higher priority. This is also the conclusion of the Centurion Luxury Report Ti22 by American Express, for which 22 German-speaking experts were invited to a round table, including Max Hollein, Director of the Schirn Kunsthalle Frankfurt, and Gorden Wagener, Head of Design at Mercedes-Benz. According to Hollein, Wagener and Co. handicraft, sustainability and sensuality are the new luxuries – attributes that apply to a Louis Vuitton bag just as much as to a jar of homemade fruit jam. As a direct comparison, the fruit jam has an added advantage over the luxury accessory, because, as a DIY product, it also confirms one’s self-confidence in one’s own skills. This is a factor which has an increasing relevance considering the growing distrust of largescale manufacturers whose technologies, ethics and, last but not least, product quality should not be underestimated. According to a study on the topic of ‘Consumer Trust’ published by the Otto Group, in cooperation with the trend scouts from Wippermann, only 34 percent of those asked attested to trusting big business. At the same time 51 percent agreed that they felt they have more power with respect to businesses as a consumer than ever before. Accordingly, large labels are no longer necessarily regarded as consumer dictators but more as a service with a responsibility when it comes to supplying information and quality. If they don’t meet the expectations, a boycott of products becomes a feasible scenario. Growing scepticism toward the industry is, in fact, the underlying cause of the nascence of the DIY movement in the 1950s. Product innovations in particular were viewed with mistrust. ‘Innovation’ was, at best, an ambivalent term – not surprising after two world wars when an ‘innovative’ armament industry was key. On top of that came the shortages of resources and goods, and so, in the post-war years, a simpler pragmatism developed, placing functionality above beauty. Astonishingly, many DIY practitioners refer to the shortage-plagued times, when handicraft was often synonymous with patching and mending, using rags and darning. And they really are rather sweet, the cuddly rabbits with lopsided woollen grins and two odd buttons for eyes, who look as if they have been painstakingly sewn together from old rags.

gelwirtschaft jener Zeit, als Handarbeit oft aus Flickwerk bestand, und arbeiten mit Patchwork-Elementen, Flickästhetik und Stopftechniken. Und sie sind ja auch wirklich süß, die Kuschelhäschen mit schiefem Wollfadenmund und zwei unterschiedlichen Knopfaugen, die aussehen wie mühselig aus alten Lumpen zusammengenäht. Mach kaputt, was Dich kaputt macht Als man sich mit Fortschreiten des 20. Jahrhunderts jedoch immer stärker dem Glück industriell gefertigter Annehmlichkeiten hingab, geriet Handarbeit zunehmend aus der Mode, und die oppositionelle Jugend okkupierte den DIY-Begriff. ‚Do It Yourself‘ entwickelte sich zu einem politischen Statement gegen das konfektionierte Establishment – und zugleich zur Parodie des elterlichen Pragmatismus. Der Punk entdeckte darin eine prima Grundlage, um mit den Traumata der Nachkriegsgeneration zu spielen und einen provokativen Dilettantismus zu kultivieren. Nicht das Können stand im Vordergrund, sondern das Nichtkönnen. Während die Mütter oft stundenlang kunstvoll Vaters Strümpfe stopften, zerschnitt man im Jugendzimmer die Shirts, um sie dann mit Sicherheitsnadeln wieder notdürftig zusammenzustecken. Entwickelt der Laie jedoch eine Leidenschaft für das, was er tut, wird er fast zwangsläufig zum Könner. Und so harmonisierte sich der Punk weg vom bloßen Trash hin zu einer Kunstform, die einem wachsenden Qualitätsanspruch folgte. „Punk konnte per definitionem nur von kurzer Lebensdauer sein, denn die Schönheit der Punkmusik lag faktisch darin, dass niemand so gut spielen konnte. Aber wenn du erst einmal in einer Band bist, Spaß am Spielen hast und anfängst, wirklich Musik machen zu wollen, wirst du automatisch besser darin.“ (Chrissy Hynde/The Pretenders) Bis heute ist DIY ein Statement, mit welchem man sich argwöhnisch gegen Bevormundung stellt. Doch es geht nicht mehr um Antikapitalismus, sondern um die aktive Veränderung der Konsumkultur. Übrigens zweifeln laut Studie der Otto Group nicht nur 66 Prozent der Befragten an der Glaubwürdigkeit von Unternehmen. 82 Prozent sind zudem der Meinung, dass Verbraucherschutz durch den Staat heute (eher) nicht mehr funktioniert. Für Douglas Coupland ist die Verweigerungshaltung gegenüber der schönen bunten Warenwelt Teil der Handlungsmaxime der ‚Generation X‘. Mit diesem Begriff

Destroy what destroys you But in the second half of the twentieth century, the enjoyment of industrially finished products grew, and at the same time, handmade products were losing their fashionable status, and a disenfranchised youth occupied the term. DIY grew to be a political statement against the pre-fab establishment – and at the same time a parody of parental pragmatism. With it, punk discovered a perfect means to play with the traumas of the post-war generation and cultivated a provocative dilettantism. It was no longer just skill that was at the foreground, but also the lack of it. Whilst mother would meticulously darn father’s socks for hours, kids were cutting up T-shirts in their bedrooms and then putting them back together with safety pins. As soon as amateurs develop a passion for what they do, they will almost certainly end up becoming skilled at it. And so punk soon refined itself away from pure trash to an art form that had a growing aspiration to quality. “Punk inherently was going to have a short lifespan because, the beauty of punk music was that in fact no one could really play very well and what happens if you get into a band and you actually like playing and you wanna make music, you know, your life (...) then inevitably you got better at your craft.” (Chrissy Hynde/The Pretenders). To this day, DIY is a statement, an expression of distrust of paternalistic consumer dictates. It’s no longer about anti-capitalism, but rather about an active transformation of consumer culture. Coincidentally, according to the Otto Group study, it’s not just 66 percent of those questioned who have doubts about the authenticity of big businesses: 82 percent are also of the opinion that state-implemented consumer protection is no longer really working. For Douglas Coupland the rejection of the shiny bright world of consumer items is one of the strategies of ‘Generation X’. In his book of the same title, the American author used this term to denote the generation born in the 1970s, who apparently all have one thing in common: an absence of initiative. How to deal with the excess of opportunity, bequeathed on them by their parents, the ex-hippies and punks? Social taboos? Not here. Conventions are more like multiple-choice guidelines these days, which are generously adapted to the framework of law and constitution. Having grown up in the gilded cage of privileged upbringing, Generation X is confronted with a life whose illusion of unlimited opportunities 55


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bezeichnet der US-amerikanische Autor in seinem gleichnamigen Roman die in den 1970er Jahren geborene Generation, die vorgeblich eines eint: ein Mangel an Initiative. Wie mit der raumgreifenden Freiheit umgehen, die einem die Eltern, die Ex-Hippies und -Punks, vererbt haben? Gesellschaftliche Tabus? Fehlanzeige. Konventionen stellen sich nunmehr als Multiple-Choice-Regelwerk dar, welches großzügig in den Rahmen der Gesetze und der Verfassung eingepasst wird. Im goldenen Käfig der Wohlstandsgesellschaft aufgewachsen, sieht sich die ‚Generation X‘ mit einem Leben konfrontiert, in dem sich die Illusion der unbegrenzten Möglichkeiten mit zunehmendem Alter aufzulösen beginnt. Sowohl Jobs und Rentenansprüche als auch natürliche Ressourcen tendieren gegen Null. So bringt der unterdessen Vierzigjährige keine große Motivation auf, sich für irgendetwas konkret zu engagieren. Selbst im Privaten hält er sich alle Optionen offen – aus Angst, sich für das Falsche zu entscheiden. Nur in einem ist er sich sicher: Im Materialismus ist das Glück nicht zu finden. Also übt er sich in alternativem Konsum. Bequemer Aktivismus Seien wir ehrlich: Trotz aller Trends bleibt die tatsächliche Zahl derjenigen, die sich abends mit einem Knäuel Wolle aufs Sofa kuscheln, während im Ofen das Laib Brot für den nächsten Morgen aufgeht, überschaubar. Macht nichts. Missionarischer Eifer liegt der DIYBewegung ohnehin eher fern. Schließlich sehnt sich wohl niemand ins vorindustrielle Zeitalter zurück. Im Gegenteil: Die Mehrheit der Konsumenten arrangiert sich noch immer prima mit dem Convenient Style des 21. Jahrhunderts. So reicht es zur symbolischen Selbstergänzung schon aus, ein handgestricktes Jäckchen auf dem Markt zu kaufen oder schnell mal in der Demeter-Backstube eine Straße weiter vorbeizuschauen. Ist DIY also nicht mehr als Augenwischerei? Jein, denn immerhin spiegelt der Trend den Kundenwunsch nach einer veränderten Produktkultur, signalisiert das Bedürfnis nach Waren mit einer transparenten Geschichte und einem Herstellungsprozess, der sich vom Acker bis auf die Ladentheke möglichst lückenlos verfolgen lässt. Dass das ‚Mach es zu deinem Projekt‘-Gefühl nicht nur die aktive Avantgarde der Bewegung, sondern auch deren konsumierende, semi-aktive Anhängerschaft zu befriedigen weiß, hat die Industrie schnell erkannt und überschwemmt den Markt mit vorgefertigten Do-It-Yourself-Paketen: Mix dir dein Müsli mit zwei Handgriffen. Kauf das T-Shirt mit dem Textilstift und mal nur noch den Zahlen nach. Die Backmischung muss lediglich mit Wasser angerührt werden, und das Pflanzenset wird gleich mitsamt Topf, Erde, Dünger und Samen geliefert. Für Teilzeitaktivisten werden handliche Samenbomben angeboten, und für den Flashmob genügt es, den richtigen Like-Button auf Facebook anzuklicken. Für die mit zwei linken Händen bleibt der Gang zum Conceptstore, dem von Andreas Murkudis zum Beispiel, mit kleinserienorientiertem Sortiment. Noch bequemer: der Einkauf bei Manufactum am heimischen Schreibtisch. Und was die Unbelehrbaren angeht, die lassen sich von Kopien vieler Großproduzenten blenden. Perfekt imperfekte Gegenstände gibt es ja mittlerweile in Serie: Kommoden, die aussehen, als hätte man sie selbst angemalt, oder T-Shirts, deren maschinell erstellte Prints nach Kartoffeldruck anmuten. Aber das ist eine andere Geschichte. Es gibt nichts Gutes, auSSer man tut es Kommen wir nun zu den tatsächlich aktiven DIYlern, aufzuspüren vornehmlich in der sogenannten ‚Generation Y‘. So ersetzen die nach den 1970ern Geborenen die desillusionierte Passivität ihrer Vorgänger durch Eigeninitiative. Von Vornherein ohne Versprechen aufgewachsen, fühlen sie sich nicht einer untergehenden Welt ausgeliefert, sondern gewinnen Freiheit in der Idee, nichts zu verlieren zu haben. Als Digital Natives sind sie gut informiert und beherrschen die Klaviatur der aktuellsten Kommunikationswerkzeuge – eine Waffe, die ihr Standing gegenüber der Elterngeneration stärkt. Sie gehören aber auch zur ersten Generation, die im Verlauf ihrer Ausbildung und ihrer beruflichen Karriere nicht mehr zwingend einer handwerk56

begins to crumble with advancing age. Jobs and pension prospects and natural resources are dwindling or disappearing altogether. In this situation, a 40-year-old doesn’t really have much motivation to commit to anything in a concrete way. Even in their private lives they will try to keep all their options open – out of a fear of making the wrong decision. Only one thing is certain: happiness cannot be found in materialism. So they engage in alternative consumerism. Convenient activism Let’s be honest: despite all the trends, there aren’t actually that many people curling up on the sofa in the evening with a ball of wool and needles on their lap, while the dough for the next morning’s bread is rising in the kitchen. But never mind: missionary zeal is not high on the priority list of the DIY movement anyway. After all, no one wants to go back to preindustrial society. On the contrary: the majority of consumers are still just happy with the convenient style of 21st century production methods. So a symbolic gesture to round off the image is all that’s required: buying a hand knitted jacket at the market or popping into the organic Demeter bakery around the corner. So is DIY nothing more than a sham? Yes and no, because either way, the trend is proof of a consumer desire for a different type of product culture, signalised by the desire for products with a transparent history and production processes. Processes that, ideally, can be followed seamlessly from the farm all the way to the shop shelf. The industry has been quick to catch on that the ‘make it your own’ feeling hasn’t just infected the active avant-garde of the movement, but also their consuming, semi-active fans, and so they come up with ready-made do-it-yourself packages: mix your own muesli in just two steps; buy the T-shirt with the textile pen and colour it in yourself; bake a cake with a ready mix, just add water; grow your own plants with a set complete with pot, earth, seeds and fertiliser. For part-time guerilla gardeners there are even readymade seed bombs available, and to be part of a flash mob all you have to do is click the right “like” button on Facebook. For those with two left hands there is still the trip to the concept store, like the one by Andreas Murkudis for example, which stocks clothing ranges made in small series. Even more convenient: buying online goods from traditional German retailer Manufactum from the comfort of one’s own desk. And those who really won’t be told will buy in on copies: perfectly imperfect objects straight off the production line: sideboards that look like they have been hand painted, T-shirts that look as if they’ve been hand-printed with potato stamps. But that’s another story.

lichen Arbeit nachgehen musste. Schulen bieten keinen praktischen Unterricht mehr an, alles darf am Computer geschrieben werden, Arbeitsplätze virtualisieren. Für die sogenannten Millenials schließlich spielen sich selbst soziale Kontakte online ab. Die Tendenz, sich in Werkstätten zu treffen, um mittels alter Handarbeitstechniken wie dem Stricken eine coole Street-Art-Performance auf die Beine zu stellen, könnte also auch ein Ergebnis der zunehmend körperlosen Lebenswelt der Protagonisten sein. Dass die Handarbeit auf dem besten Weg ist, ihr muffiges Image abzulegen, hat neben zeitgeistigen auch historische Gründe: Während ältere Jahrgänge mit der Strickliesel gefoltert wurden, gehen die heute 20- bis 30-Jährigen vollkommen frei an die Materie heran – und sind zugleich motiviert, aussterbende Fertigkeiten zu erhalten. In ihrem Verständnis von DIY trifft jugendliche Leichtigkeit auf Kritikfähigkeit, Wissen, Verantwortung und einen verschmitzten Ungehorsam. Anstatt zu verzichten, überlisten sie das System. Sie kreieren Haute Cuisine aus Lebensmitteln, die sie in Mülltonnen finden, gründen Modegeschäfte, in denen man Kleider tauscht, anstatt neue zu erwerben, und ziehen ihren eigenen Salat im Plastiktopf, der am Fenster einer Stadtwohnung baumelt. Besitz generiert man im Kollektiv. Politik verlagert sich zunehmend in den Konsum, und der Gang zur Wahlurne verkümmert zum Gefallen an die Eltern. Wenn da nicht die Piraten wären, die das politische Geschehen auf verständliche Kernthemen wie Transparenz reduzieren. Aufbegehren gegen die Macht der Konzerne, sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt zuliebe – das ist zwar ein Thema, mit dem wir uns schon seit mehr als 30 Jahren herumschlagen. Was die DIY-Bewegung aber heute so stark macht, ist der oppositionelle Nährboden, der in den vergangenen 60 Jahren von unterschiedlichen Subkulturen bestellt wurde. Hinzu kommen das demokratische Kommunikationsprinzip des Internets und eine Generation, die bahnbrechend frei an ihrer Zukunft arbeitet. „Let the collective take that spark and make it into the metaphorical flame that will just burn this motherfucker down ... in metaphor“, erklärt Travis Meinolf schmunzelnd das Ziel der Community, während er sich als Action Weaver im Rahmen des Maker Labs der Berliner Designmesse DMY an seinem Webstuhl in Szene setzt. Wen er genau mit „Motherfucker“ meinen könnte, bleibt dem aktuellen Lebenskonflikt des Zuhörers überlassen. Übrigens: Wem in diesem Artikel der praktische Ansatz fehlt, dem sei die Ausstellung ‚DIY – Die Mitmachrevolution‘ empfohlen, zu sehen noch bis zum 1. September im Berliner Museum für Kommunikation.

They also belong to the first generation who has not had to learn a manual skill as part of their training or professional career. Schools no longer offer practical technology lessons, everything can be written on the computer, jobs are being increasingly virtualised. For the so-called ‘Millennials’, even social contacts are increasingly taking place online. The trend of meeting up at a workshop to put together a cool street-art performance involving old-fashioned handicrafts like knitting could also be the result of our increasingly incorporeal way of life. Handicrafts are well on the way to losing their fusty image, which has something to do with the zeitgeist, as well as historical reasons: whilst older generations were forced to learn cross-stitch, 20 to 30-year-olds are totally unbiased – and are at the same time motivated to keep old traditional techniques alive. In their interpretation of DIY, youthful naïveté meets an ability to think critically, know-how, responsibility and a cheeky irreverence. Instead of doing without, they are tricking the system. By creating haute cuisine out of food sourced from rubbish skips, setting up fashion stores where clothes are swapped instead of bought, and growing their own salad in plastic pots hanging from the windowsills of their city apartments. Ownership is generated in the collective. Politics is shifting increasingly into consumerism and the trip to the election booth is relegated to a favour you do for your parents. If it weren’t for the “Piraten” (or Pirates, a new German political party) who condense their election campaign down to clearly understandable core policies like transparency. Revolt against the power of the big businesses in the interests of oneself, one’s fellow humans and the environment – that is a topic we have been concerned with for 30 years now. However, what currently makes the DIY movement so strong is the oppositional breeding ground that has been tended by various subcultures over the last sixty years. In addition the democratic communication principles of the internet and a generation that is creating its future in a completely unfettered way. “Let the collective take that spark and make it into the metaphorical flame that will just burn this motherfucker down ... in metaphor”, explains Travis Meinolf grinning, explaining the goals of the community, sitting at his loom doing a spot of action weaving during the Maker Lab at the Berlin design trade fair DMY. Who exactly he is referring to by “motherfucker” is up to the listener to decide, depending on which life conflict they are struggling with at the moment. Incidentally, for those of you who are missing a more practical aspect in this article, a visit to the exhibition “DIY – Die Mitmacherevolution”, (‘DIY – The Do-It-Yourself Revolution’) is strongly recommended. It will be on show at Berlin’s Museum of Communication until 1 September.

Put your money where your mouth is Let’s talk about the genuinely active DIYers, specifically the so-called ‘Generation Y’. The disillusioned passivity of those born after 1970 has now been replaced by self-initiative. Having grown up with no guarantees or safety net, they don’t feel they are at the mercy of a world heading for destruction, but instead, have gained a certain freedom from the idea of having nothing to lose. As digital natives they are well informed and well versed in the use of the latest communication tools, something that gives them a one up over their parents’ generation. 57


Brand Feature Celebrity Interview Dirk Schönberger X Adidas NEO

Schöne NEO-Welt Text Svea Jörgens

Fun, active, fresh, connected – Das sind die neuen Schlagworte des Sportswear-Riesen Adidas: NEO heißt das Label für die junge, internetaffine Zielgruppe, das vertikalen Anbietern wie H&M, New Yorker oder Zara den Kampf ansagt. Nicht zuletzt mittels eines Ladenkonzepts, dessen Highlight der Social Mirror ist – ein interaktiver Spiegel, der es den Kids ermöglicht, ihr Outfit direkt bei Facebook oder Twitter zu posten. Für dieses Jahr geplant: die Eröffnung von gleich zehn NEO-FlagshipStores in 1A-Lage, verteilt über ganz Deutschland. Beim Opening des ersten Shops im Hamburger Passagenviertel war J’N’C vor Ort und sprach mit Adidas Creative Director Dirk Schönberger über Sportswear und High Fashion, Shanghai, Berlin und Herzogenaurach und die Vorlieben der Digital Natives. Dirk, ganz ehrlich, würdest du ein Bild von dir aus der Umkleide bei Facebook posten? Dann will ich mal ganz ehrlich sein: Nein, eher nicht. Aber meine Nichte, die ist zwölf Jahre alt, die würde das ganz bestimmt tun! Ich bin immer absolut erstaunt, wie firm diese Kids mit Internet, Computern, iPod, iPad und Social Networks sind. Man nennt diese Generation nicht umsonst die Digital Natives. Sie haben keine Ahnung, wie man das verhedderte Band einer Kassette mit Hilfe eines Stifts aufspult, sie wissen ja noch nicht mal mehr, was eine Kassette ist. Aber sie können dir sofort sämtliche deiner Lieblingssongs zu MP3s konvertieren und auf deinen iPod laden, der das dann wiederum direkt und ganz automatisch in Musikstile einordnet ... Und nun können sie die Meinung ihrer Freunde zum neuen Outfit bereits in der Umkleide einholen. Verrückt, oder? Aber das ist für die Teens doch heute ganz normal. So kommunizieren sie eben. Ich bin da recht ahnungslos, was Facebook, Twitter und Co. angeht. Aber ich weiß, dass es ein wichtiger Teil des Lebens der Leute geworden ist und wir das nicht ignorieren können. Die sozialen Netzwerke sind daher essentielle Tools unseres Marketing- und Store-Konzepts. Inwiefern genau? In jedem Store wird es diesen Social Mirror geben, außerdem ein iPad, mit dem die Kunden die Musik und das Licht im Store verändern können. Und selbstverständlich sind wir auf Facebook und Twitter präsent, so dass sich die Kids untereinander und mit uns austauschen können. Alles ist vernetzt. Das kommt auch uns unmittelbar zugute: Die Kassen sind mit einem Zentralcomputer verbunden und geben uns jederzeit Informationen, was, wann, wie oft, kombiniert mit welchen Teilen verkauft wird. Die tägliche Warenanlieferung kann dann direkt darauf reagieren. Digital Retail nennen wir das. Tägliche Warenanlieferung? Ja, das ist Teil des Konzepts. Die Zielgruppe, die sonst überwiegend bei den großen vertikalen Fashionlabels kauft, ist es gewohnt, dass jeden Tag neue Klamotten auf den Bügeln hängen und der Shop donnerstags anders aussieht als noch am Montag. Darauf müssen wir natürlich reagieren. Alle drei Monate wird es eine neue Kollektion geben. Die Designs entstehen in Shanghai, in direkter Nähe zu den Produktionsstätten. Ein toller Vorteil des Digital Retail: Wir können uns für Produktion, Design, Marketing oder PR die am besten geeigneten Standorte aussuchen, egal, wo auf der Welt. Und wo hast du deinen Arbeitsplatz? Ich bin natürlich sehr häufig bei meinem Designteam in Shanghai, am Wochenende in meiner Wohnung in Berlin – und unter der 58

Dirk Schönberger

Brave NEO World Fun, active, fresh, connected – those are the new keywords of sportswear giant Adidas: NEO is the name of the label for the young, internet-savvy target group, which is throwing down the gauntlet to vertical suppliers like H&M, New Yorker and Zara. For example with a store concept, whose highlight is the Social Mirror – an interactive mirror, which enables the kids to post their outfit directly on Facebook or Twitter. In the pipeline for this year: the opening of ten NEO flagship stores in prime locations, spread throughout Germany. J’N’C attended the opening of the first shop in Hamburg’s Passagenviertel and spoke to Adidas Creative Director Dirk Schönberger about sportswear and high fashion, Shanghai, Berlin and Herzogenaurach and the foibles of digital natives. Dirk, be honest, would you post a photo of yourself in the changing room on Facebook? Okay, I’ll be really honest: no, probably not. But my niece, who is twelve years old, definitely would! I’m always astonished at how savvy these kids are with the internet, computers, iPods, iPads and social networks. This generation aren’t dubbed digital natives for nothing. They don’t have a clue how to unwind the tangled tape of a cassette using a pencil; they don’t even know what a cassette is. But they can immediately convert all of your favourite songs to MP3s and upload them to your iPod, which will then in turn automatically organise them into music genres ... And now they can get their friends’ opinions about their new outfit even when they’re still in the changing room. Crazy, isn’t it? But that’s completely normal for teens these days. That’s just how they communicate. I don’t really have a clue as far as Facebook, Twitter and Co. are concerned. But I know that they have become an important part of people’s lives and that’s something we can’t ignore. So social networks are essential tools of our marketing and store concept. To what extent exactly? Every store will have the Social Mirror, as well as an iPad, with which the customers can change the music and the lighting inside the store. And of course we are present on Facebook and Twitter, so the kids can communicate amongst one another and with us. Everything is

Woche größtenteils in Herzogenaurach. Wirklich, ein Designer von Welt in der kleinen fränkischen Stadt? Oh ja, und ich liebe es! Da ich ansonsten in den hektischen Großstädten dieser Welt unterwegs bin, erdet es mich sehr, an der Aurach zu sein. Es ist dort ruhig, idyllisch, und ich bekomme den Kopf frei für viele kreative Ideen. Aber davon mal abgesehen, erinnert im Inneren von Adidas nichts mehr an dörfliche Idylle. Das ist ein Kosmos für sich. Zieh bitte einmal Bilanz: Nach knapp eineinhalb Jahren bei Adidas als Creative Director, wie gefällt es dir? Ich bin ganz begeistert und fühle mich sehr wohl. Allerdings sind eineinhalb Jahre wohl noch zu wenig Zeit, um ein allumfassendes Resümee zu ziehen. Außerdem hört sich so etwas immer direkt nach Abschied an. Mittlerweile bin ich in meine Aufgabe hineingewachsen. Ich habe noch sehr viel vor mit dem Label. Dabei hätte man dich früher nie mit einer sportiven Marke in Verbindung gebracht. Auch heute trägst du Anzug und Lederschuhe. Ja, aber ich bin komplett in Adidas eingekleidet! Ob du es glaubst oder nicht, ich liebe das Label und habe es immer geliebt. Sportswear ist ja schon lange nicht mehr als Kleidung für sportliche Betätigung gedacht, und Adidas steht für so viel mehr als bloß Badeschlappen und Jogginghosen. Wofür denn genau? Adidas ist eine Brand mit langer Tradition und eine echte Institution im Sport- und Streetwear-Segment. Niemand kommt an Adidas vorbei. Auch wenn ich ein Freund von Anzügen bin, bewundere ich die Marke, weil sie immer für etwas stand. Etwas, das vielen Labels fehlt: ein Statement. Darum geht es doch in der Mode. Adidas vereint mittlerweile zahlreiche Linien und Labels unter seinem Dach. Wie kann man da noch ein gemeinsames Statement haben? Oh, das geht sehr gut. Das Label funktioniert ja nicht nach dem Motto ‚Für jeden ist etwas dabei‘. Vielmehr gilt das Prinzip: Egal, was die Adidas-Person macht, wie auch immer sie sich entwickelt, wir werden sie begleiten. Wir wollen uns nicht selbst Konkurrenz machen. Wichtig ist deshalb die Differenzierung zwischen den Labels: Originals soll mit der Zeit noch etwas erwachsener werden, das heißt, mehr in die Richtung Heritage gehen. Die jüngere Zielgruppe wollen wir jetzt mit NEO ansprechen. Dann gibt es weiterhin Y-3 und SLVR, für die Leute, die es etwas mehr sophisticated und avantgarde mögen. Mein Baby ist natürlich Porsche Design, weil ich dort einen edlen, coolen Look mit Dynamik und Futurismus vereinen kann. Für Adidas zu designen, heißt, vor einem komplett weißen Blatt zu sitzen. Das ist ein wirklicher Luxus für einen Modedesigner. Wirklich? Was ist mit den drei Streifen ... Na ja, Adidas ist natürlich ein sportives Label, aber das Image, die Attribute, für die die Brand steht: Qualität, Credibility, Tradition und eben auch die drei Streifen, eröffnen mir enorm viele Möglichkeiten. Ich stehe beim kreativen Prozess nicht unter dem Druck, das Label etablieren zu müssen, möglichst viel zu verkaufen oder überhaupt erst ein Image aufzubauen. Adidas ist ja so viel mehr als die drei Streifen! Und ich fühlte mich von ihnen noch nie eingeschüchtert oder behindert. Gerade unsere Kollaborationen mit den Designern Yohji Yamamoto, Jeremy Scott und Stella McCartney zeigen, dass Adidas durchaus auch High Fashion, eben anders sein kann. So wie NEO? Ich meine, tägliche Warenanlieferung, günstige Preise, Produktion in Shanghai – das klingt für mich alles ziem

networked. And that also directly benefits us: the cash desks are linked to a central computer and provide us with information at all times about what is sold, when, how often, and in combination with which items. And this can be reflected in the daily stock deliveries. We call it digital retail. Daily stock deliveries? Yes, that is part of the concept. The target group, who otherwise mainly buy from the big vertical fashion labels, are used to seeing new clothing on the hangers every day and the fact that the shop floor looks different on Thursdays than it does on Mondays. So of course we have to react to this. Every three months there will be a new collection. The designs are created in Shanghai, right next to the production facilities. A fantastic advantage of digital retail is that we can select the best locations suitable for production, design, marketing or PR, regardless of where they are in the world. And where do you work from? Of course I spend a lot of time with my design team in Shanghai, at the weekend in my apartment in Berlin – and during the week mostly in Herzogenaurach. Really, an international designer in a small town in Bavaria? Oh yes, and I love it! As I’m otherwise travelling to hectic big cities, it really grounds me being at the River Aurach. It is peaceful there, idyllic, and my mind is freed up for lots of creative ideas. But apart from that, the inside of the Adidas HQ doesn’t have much in common with idyllic village life. It’s a cosmos in itself. Please take stock of the situation: after almost 18 months as creative director at Adidas, how do you like it? I’m really enthusiastic and feel really at ease here. However, one and a half years isn’t enough time to draw an overall conclusion. And anything like that would sound like a farewell speech anyway. But I have settled into my role and still have lots of plans for the label. Although we would have never associated you with a sporty brand in the past … and today you’re wearing a suit and leather shoes. Yes, but I’m dressed from head to toe in Adidas! Whether you believe it or not, I love the label and I always have. Sportswear is no longer just designed as clothing for sporting activities, and Adidas stands for so much more than just trainers and tracksuit bottoms. What exactly? Adidas is a brand with a long tradition and is a real institution in the sport and streetwear segment. Nobody gets past Adidas. Even if I like to wear a suit, I admire the brand because it has always stood for something. Something that many labels are lacking: a statement. That’s what fashion’s all about. Adidas meanwhile unites numerous lines and labels under its roof. How is it possible to still have an overriding statement? Oh, that works very well. After all, the label isn’t based on the motto ‘Something for everyone’. But the principle: regardless of what makes an Adidas person stand out, however they develop, we will accompany them on their way. We don’t want to compete against ourselves. This is why it’s important to differentiate between the labels: with time, Originals should become a bit more grown up, which means that it should go more in the Heritage direction. And we now want to appeal to the younger target group with NEO. And there’s still Y-3 and SLVR for those who like the more sophisticated and avant-garde look. Of course my baby is Porsche Design, because that’s where I get to combine a sophisticated, cool look with dynamism and futurism. Designing for Adidas means getting to sit in front of a completely blank page. That’s a real luxury for a fashion designer. Really? What about the three stripes? Well, Adidas is of course a sporty label, but the image, the attributes 59


Brand Feature Celebrity Interview Dirk Schönberger X Adidas NEO

lich nach den allseits bekannten Ketten. Von denen unterscheidet sich das Label aber ganz gewaltig. Sicher müssen wir die junge Zielgruppe da abholen, wo sie steht. Die Teenager leben in einer schnellen Welt, also müssen auch wir schnell sein. Meist hat unsere Klientel nicht allzu viel Geld zur Verfügung, auch darauf müssen wir eingehen. Aber die Kollektion hebt sich doch deutlich ab von dem, was die Teens sonst so auf den Bügeln finden! Wie ich schon sagte, es geht um ein Statement. Adidas hat seinen eigenen Style und kopiert nicht bloß die Trends der Fashion Weeks dieser Welt. Wir wollen uns anders positionieren, und das wird uns auch gelingen. Beschreibe doch bitte einmal den NEO-Stil. Oha, na das ist ja die Horror-Frage für jeden Designer. Warum? Selbstverständlich gibt es Thema, Konzept und Stil. Aber oft ist es für uns Kreative sehr schwer, unsere Ideen in Worte zu fassen, da wir doch größtenteils visuell arbeiten. Bilder sind unsere Stärke. Dann versuche doch einfach, mir die Kollektion wie ein Bild zu beschreiben. Es wäre wohl ein buntes Graffiti. Was ich wollte, war ein guter Mix aus Vertikal und Luxus, aus sportlich und casual, Mode mit Spaß und Statement – eben einfach die coolsten Klamotten! Fun, fresh, active, connected: Das sind ja die Prämissen von NEO. Farben waren uns sehr wichtig. Viele Basics wie Chinos, die ein großes Thema diesen Sommer sind, bedruckte T-Shirts – sicherlich die einfachste, dennoch immer noch coolste und wirkungsvollste Art, ein Statement zu vermitteln. NEO will nicht subtil daherkommen, allerdings auch nicht trashig! Die Teile sollen Spaß und Selbstbewusstsein ausstrahlen. Klassiker wie Kapuzenjacken und Jeans sind natürlich dabei. Aber immer mit einem gewissen Twist und auf gar keinen Fall langweilig. Auch für eure junge Marke konntet ihr David Beckham als Testimonial gewinnen, obwohl der eigentlich so gar nicht zur NEO-Zielgruppe gehört. Wie wichtig ist der Fußballer für euch als Markenbotschafter? Mit David Beckham ist Adidas ja schon seit einer gefühlten Ewigkeit verbunden. Er passt perfekt zu unserer Brand, ist sportlich, aber auch stylisch und für viele Kids ein Vorbild. Da war es nur logisch, ihn auch für NEO ins Boot zu holen. Klar wollen sich die Teens von ihren Eltern abgrenzen, besonders und anders sein, aber irgendein Idol, an dem sie sich orientieren können, brauchen sie doch. Wenn David uns also attestiert, dass unsere Styles cool sind, ist das für uns und für mich ein Kompliment und für die Kunden eine Art Gütesiegel. Warum wird es NEO vorerst nur in Deutschland geben? Wir möchten uns voll und ganz auf die Marke und ihre Welt konzentrieren. Daher launchen wir die Kollektion nur in der Heimat, also in Deutschland. Ihr wollt sie also erst mal testen? Ich denke nicht, dass man bei zehn Shops, die im Wochentakt deutschlandweit eröffnen, von einem Test sprechen kann. Nein, nein, das hat damit nichts zu tun. Wir glauben an unsere NEO-Welt. Doch sie zu erschaffen bedeutet eben mehr, als bloß Klamotten auf den Markt zu werfen. Das machen ja bereits die anderen. Wir hingegen wollen unsere Zielgruppe nicht nur ansprechen, sondern mit ihr sprechen. Das erreichen wir am besten durch unsere konzeptionell geplanten Flagship-Stores. Vielleicht wird es in der Zukunft weltweit NEO-Stores geben, aber zunächst liegt unser Fokus in Deutschland. Ich könnte mir die Kollektion in einigen angesagten Shops vorstellen, zum Beispiel bei Colette in Paris. Wäre das keine Option? Wir arbeiten sehr gerne und bereits sehr eng mit Colette zusammen, aber NEO soll vorerst nur in den eigenen Mono-Label-Stores verkauft werden. Der Social Mirror, die Musik, die die Kunden selbst verändern können, das Licht, das sie selbst wählen, das Digital Retail – das alles gehört zu NEO dazu. Schöne NEO-Welt also? So könnte man sagen, ja. Schöne neue NEO-Welt. 60

that the brand stands for: quality, credibility, tradition and also the three stripes, open up an array of possibilities for me. During the creative process I’m not under any pressure to establish the label, sell as much as possible or even to have to develop an image in the first place. After all, Adidas is so much more than the three stripes! And I have never felt daunted or hindered by them. Our collaborations with designers Yohji Yamamoto, Jeremy Scott and Stella McCartney in particular show that Adidas can also be high fashion, and show a different side to itself. Like NEO? Daily stock deliveries, cheap prices, production in Shanghai: all of that sounds like the well-known chain stores to me. But the label is hugely different from them. Of course we have to meet our young target group on their terms. The teenagers are living in a fast-paced world, so we also have to be fast. Most of our clientele don’t have much money available to them, so we have to react to that too. But the collection very much stands out from what the teens will otherwise find on the clothes rails! As I already said, it’s about a statement. Adidas has its own style and doesn’t just copy the trends from the world’s fashion weeks. We want to position ourselves differently, and that is also something we’ll achieve. Please describe the NEO style. Oh no, that’s a nightmare question for every designer. Why? It goes without saying that there is a theme, concept and style. But for us creatives it’s often very difficult to summarise our ideas in words, as we mainly work in a visual way. Images are our strength. Then just try to describe the collection to me like a picture. Okay, I’ll try. It would be a colourful graffiti. What I wanted was a good mix of vertical and luxury, of sporty and casual, fashion with fun and statement – simply the coolest clothes! Fun, fresh, active, connected: those are the premises of NEO. Colours were very important to us. A lot of basics like chinos, which are a big look this summer, printed T-shirts – certainly the simplest, yet still the coolest and most effective way to convey a statement. NEO doesn’t want to come across as subtle, but not trashy either! The garments should exude fun and self-confidence. Of course there are also classics like hooded jackets and jeans in the collection. But always with a certain twist and by no means boring. And you have also been able to get David Beckham on board as testimonial for your young brand, although he doesn’t even fit the target group profile. How important is the footballer for you as a brand ambassador? Well Adidas has been associated with David Beckham for what feels like an eternity. He fits in perfectly with our brand, is sporty, but also stylish and a role model for many kids. So it was only logical to get him on board for NEO as well. Of course the teens want to distance themselves from their parents, by being unique and different, but they still need an idol they can orientate themselves on. So when David confirms to us that our styles are cool, then that’s a compliment for us and for me, and for the customers it’s a kind of seal of approval. Why will NEO only be available in Germany to start with? We want to fully concentrate on the brand and its world. This is why we are only launching the collection in its home country, in Germany. So you want to test it first? I don’t think that with ten shops, which will be opening on a weekly basis throughout Germany, we can really speak of a test. No, no, that doesn’t have anything to do with it. We believe in our NEO world. But creating it means more than just flinging clothes onto the market. After all, the others are doing that already. We, on the other hand, don’t want to speak to our target group, but speak with them. The best way to achieve that is through our conceptually planned flagship stores. Perhaps there will be worldwide NEO stores in the future, but to start with our focus is on Germany. I could imagine the collection being sold in trendy shops, like at Colette in Paris. Would that not be an option? We already really enjoy working very closely with Colette, but initially NEO should only be sold in our own mono-label stores. The Social Mirror, the music, which the customers can change themselves, the lighting that they choose themselves, the digital retailing – that’s all part of NEO. So, a brave new NEO world? You could say that, yes. Brave new NEO world.


Brand Feature handmade Roeckl, München

„tradition ist nichts verstaubtes“ Text Gerlind Hector

Hätte Kaiserin Sissi ein Smartphone gehabt, wäre sie garantiert nie ohne ihre Touch Gloves von Roeckl aus dem Haus gegangen. Denn das Münchner Unternehmen war seinerzeit Königlicher Hoflieferant und blickt mittlerweile auf eine über 170-jährige Tradition zurück. Wie man gleichzeitig eine Brücke zum modernen Zeitgeist schlägt, zeigt in sechster Generation Annette Roeckl. „Die Hand ist neben dem Gesicht der individuellste Ausdruck eines Menschen“, findet Annette Roeckl und streift sich genussvoll ihren schwarzen Lederhandschuh mit Kaschmirfütterung über. In den ersten zwanzig Jahren ihres Lebens konnte sie mit Handschuhen allerdings wenig anfangen – genauso wenig wie mit Vaters Firma. Annette Roeckl Bei drei Brüdern und fünf männlichen Vorgängern auf dem RoecklThron war sie ohnehin nicht diejenige, der man als einziger Tochter die Fortführung der Familientradition zugetraut hätte. Dass sie trotzdem heute das Unternehmen ‚Roeckl Handschuhe & Accessoires‘ in München leitet, war wohl Schicksal. Als Annette Roeckl mit Anfang Zwanzig Mutter wird und als Alleinerziehende ohne Berufsausbildung dasteht, nimmt sie das Angebot an, es doch einmal mit einer kaufmännischen Ausbildung im elterlichen Betrieb zu versuchen. „Die Möglichkeit, nur halbtags in der Firma zu sein und den Nachmittag mit dem Kind zu verbringen, war natürlich If Empress Sissi had a smartphone, she would never have left the eine Riesenchance“, betont sie. Als dann ein paar Jahre später ihre house without her Touch Gloves by Roeckl. After all, the MunichMutter nach einem schweren Autounfall vorübergehend den Posten based business was purveyor to the royal court at the time and can als Marketingleiterin aufgeben muss, übernimmt die Tochter den meanwhile look back on a tradition of 170 years. Now in its sixth Job, ohne groß zu überlegen – und merkt plötzlich, dass ihr die Argeneration, Annette Roeckl is showing how a deeply traditional beit und vor allem das Produkt mehr ans Herz gewachsen sind, als business can also manage to bridge the gap to the modern day. sie je vermutet hätte. Heute stapeln sich die edelsten Handschuhe in ihrem Kleiderschrank, und sie sieht sich vor allem als Vermittlerin “Apart from our faces, our hands are the most individual expression zwischen Tradition und Moderne: „Dass Tradition nichts Verstaubof ourselves” says Annette Roeckl appreciatively pulling on a black tes ist, musste ich erst lernen. Schließlich kann sie sich nur entwileather glove, lined with cashmere. Until her early twenties, however, ckeln, wenn man den Zeitgeist versteht und immer offen für Neues she didn’t have much time for gloves – and the same went for her ist.“ Ein hochwertiges und hochmodernes Produkt herzustellen, ist father’s business. Being the sole daughter, with three brothers and five da oberste Maxime. male predecessors to the Roeckl throne, she wasn’t really in line for Mit Qualität und Kompetenz fing schon im Jahr 1839 alles an, als the crown and the continuation of the family tradition anyway. So the der Handschuhmachermeister Jakob Roeckl seinen eigenen Laden fact that she is the one now running the ‘Roeckl Handschuhe & Accessamt Werkstatt im Zentrum Münchens eröffnete. Sein Ziel war es, soires’ business in Munich was surely all down to fate. die hochwertigsten Materialien perfekt zu verarbeiten und auf diese When Annette Roeckl had a child in her early twenties, she became Weise die denkbar besten Handschuhe herzustellen. Jakob Roeckl a single mother with no formal training overnight: so she jumped at verstand sein Handwerk, und seine Manufaktur erlangte bald den the offer of a traineeship at her parents’ business. “The chance to be Titel des offiziellen Königlichen Hoflieferanten: Lenkte Kaiserin Sissi able to work half days and spend the afternoons with my child was, of die Zügel ihres Lieblings-Rappen Domino, geschah dies in Roeckl, course, a great opportunity,” she emphasises. After her mother had und auch König Ludwig II. begutachtete den Bau an Schloss Neuto temporarily relinquish her position as head of marketing following schwanstein nur in feinsten Lederhandschuhen aus München. a serious car accident, her daughter took the reins without thinking Wer durch die lange Roeckl-Historie wandert, stellt interessantertoo much about it – and suddenly realised that the job, and above all, weise fest: Jede Generation war offen für Neues, hatte eine Vision the product, had grown closer to her heart than she thought. Today und den Ehrgeiz, ihren eigenen ‚Fingerprint‘ in der Unternehmensthe most elegant collection of gloves takes pride of place in her geschichte zu hinterlassen. Egal, ob es sich dabei um die Bildung wardrobe. Above all she sees herself as a mediator between tradition des ersten Filialnetzes, die Expansion nach Amerika oder um die and modernity: “The fact that tradition doesn’t have to be dusty is Entwicklung des ‚patented cut‘ handelte, einem speziellen Handsomething I had to learn. After all, you can only continue to develop if schuhschnitt, mit dem Annette Roeckls Vater Stefan den Grundstein you understand the zeitgeist and are open to innovation.” Making high für die Abteilung der Roeckl-Sporthandschuhe legte. quality and highly modern products has absolute priority. Eine besonders weise Entscheidung traf Stefan Roeckl, als er im And it was with quality and skill that everything began in 1839, when Jahr 2003 die Geschäftsleitung an seine Kinder weiterreichte. Von master glove maker Jakob Roeckl opened his own shop and workden vier Kindern zeigten Tochter Annette und Sohn Stefan Interesse. shop in the centre of Munich. His aim was to use the highest quality Doch der Senior wusste um die Problematik vieler Köche, die in eimaterials to create the best gloves possible. Jakob Roeckl was a

“Tradition doesn’t have to be about gathering dusts”

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nem Topf rühren. Nicht selten zerbricht ein Familienunternehmen an den Zwistigkeiten der Erben. Solche gab es im Hause Roeckl zwar nicht, trotzdem splittete Stefan Roeckl senior die Firma auf, so dass Sohn Stefan heute allein den Bereich ‚Roeckl Sport‘ verantwortet und Tochter Annette für ‚Roeckl Handschuhe und Accessoires‘ zuständig ist. Besonders die modischen Statements, die man mit Handschuhen setzen kann, reizen Annette Roeckl: „Zwar bleibt im Grunde nur die kleine Fläche des Handrückens, um Akzente zu setzen – und doch kann man mit diesen wenigen Quadratzentimetern seinem ganzen Outfit einen völlig neuen Look verpassen.“ Tatsächlich besticht die aktuelle Frühjahr/Sommer-Kollektion 2012 mit ihrer Inspiration zum Thema Marokko durch ihre Formen- und Farbvielfalt. Wer zum Beispiel seinen Trench vom vorletzten Jahr mit den écrufarbenen Lederhandschuhen kombiniert, die mit ihrer ornamentalen Bemalung an die Mehndi-Muster aus Henna erinnern, übersteht ohne Probleme triste Regentage und darf sich getrost hochmodisch fühlen. Auch die farbenfrohen Seidentücher mit orientalischen Motiven können ein ansonsten unspektakuläres Outfit ungemein aufpeppen – und das entspricht nun mal absolut dem Zeitgeist, der da lautet: weg von der Masse. Stattdessen lieber auf ein paar ausgewählte Produkte – vorzugsweise Accessoires – setzen, die Qualität und Langlebigkeit versprechen. Ein Credo, das Roeckl sehr ernst nimmt. So wird im ersten Jahr nach dem Erwerb ohne weiteren Kostenaufwand ein eingerissenes Kaschmirfutter ersetzt oder eine kleine offene Nahtstelle wieder repariert. Stundenlang könnte Annette Roeckl über die neuesten Modelle aus feinstem Fellschaf-Nappaleder sprechen und von mehrfarbigen Schichteln und Paspolen schwärmen, die von ausgebildeten Handschuhmeistern per Hand vernäht werden. Auch die komplizierten Lochmuster oder Flechtwerke sind auf das geschulte Auge und die ruhige Hand des Schneiders angewiesen. Industrielle Massenfertigung gibt es nicht; sie ist bei Roeckl nicht erwünscht. Jeder Handschuh, vom Zuschnitt bis zum finalen Stich, ist ein kleines Unikat und bedarf der Wertschätzung. Rund um die Kernkompetenz Handschuh wurde die Produktpalette in den vergangenen Jahren peu à peu erweitert. Mittlerweile sind neben handbedruckten Tüchern auch edle Handtaschen und andere hochwertige Lederaccessoires mit im Sortiment. An eine kleine Junior-Kollektion wurde ebenfalls gedacht. Das jeweilige Design und die Marketingstrategien werden stets im Stammhaus, das heute direkt am Münchner Roecklplatz steht, kreiert und besprochen. Jedes Musterteil und jede neue PR-Idee wandern über Annette Roeckls Schreibtisch. Dabei vertraut sie auf die Kompetenzen ihrer

skilled craftsman, and his manufactory soon received the title of official royal purveyor to the court: when Empress Sissi tugged at the reins of her favourite mare, Domino, it was with hands clad in Roeckl gloves, and King Ludwig II. surveyed the construction work of Neuschwanstein palace wearing only the finest leather gloves from Munich. Browsing through the long Roeckl history, one interesting detail really stands out: each generation was open to innovation and had the vision and ambition to leave their own personal fingerprint on the history of the company. Whether they were concerned with setting up the first network of shops, expanding to the US or developing the ‘patented cut’, a special glove pattern with which Annette Roeckl’s father Stefan laid the foundation stone for the sport glove department. Stefan Roeckl made a particularly wise decision when he passed the general management on to his children in 2003. Of the four children, his daughter Annette and son Stefan showed the most interest. But Roeckl Sr. knew about the problems that can arise from too many cooks stirring the same broth. All too often, family businesses founder due to disputes amongst their heirs. This has never been the case in the Roeckl household, but Roeckl Sr. still considered it wise to divide the business: his son, Stefan, runs the ‘Roeckl Sport’ division and his daughter Annette is responsible for ‘Roeckl Handschuhe und Accessoires’. Annette Roeckl is particularly fascinated by the fashionable statements that can be made with gloves. “Despite the fact that you basically only have the small area on the back of the glove to set accents – you can give your outfit a completely new look with these few square centimetres.” And she is proving her case with the current 2012 spring/summer collection with its range of colours and shapes inspired by Morocco. Anyone combining the trench coats from two years ago with Roeckl’s écru-coloured leather gloves with ornamental decor reminiscent of Mehndi henna patterns, will easily survive dismal rainy days in high-fashion style. The colourful silk scarves with oriental motifs will also liven up any otherwise unspectacular outfit. And this is certainly in line with the zeitgeist, which demands less mass consumerism. It’s much more preferable to opt for a few choice products instead – ideally accessories – that promise quality and durability. This is a credo that Roeckl takes very seriously so it goes without saying that a torn cashmere lining or a small open seam will be replaced or repaired at no extra cost within the first year of purchase. Annette Roeckl could talk for hours about the latest models made of finest sheepskin nappa leather and rave about colourful fourchettes and piping, hand sewn by trained glove makers. The complicated diecut patterning and braiding is also dependent on the trained eye and steady hand of the tailor. There’s no industrial processing; that’s not what Roeckl wants. Every glove, from the pattern cutting to the final stitch, is truly a one-off, and should be valued as such. Branching out to areas close to their core expertise of gloves, the product palette has been gradually extended over the years. In addi 63


Brand Feature handmade Roeckl, München

Mitarbeiter und bietet ihnen ausreichend kreativen Freiraum und Selbstverantwortlichkeit. Katharina Naehr, Marketing- und PR-Leiterin, genießt die offene Atmosphäre im Hause Roeckl und die Möglichkeit, Neues und Unerwartetes zu entwickeln. Ihr letzter Coup: die Kooperation mit Michael Michalsky und seiner StyleNite zur Berliner Fashion Week. Erstmals präsentierte Roeckl dort auf dem Laufsteg seine Herbst/ Winter-Kollektion 2012/13, die an ein russisches Wintermärchen erinnert. „Am Ende kamen nicht nur begeisterte Nachfragen zu den Handschuhen und Taschen, sondern auch zu den wunderbaren Kleidern und Kimonos“, lacht Katharina Naehr. „Dass Michael Michalsky die aus unseren schönen Tüchern kreiert hatte, war für einige schwer zu glauben. Die vielen Dessins und komplizierten Drucke waren eben ein echter Hingucker!“ Roeckls modische Kompetenz wäre damit eindeutig bewiesen. Schon seit mehreren Saisons ‚laufen‘ Roeckl-Handschuhe auf Fashionshows mit; ein Solistenauftritt auf dem Catwalk war also überfällig. Technisches Know-how beweist Roeckl mit seiner Produktlinie ‚Roeckl Intelligence‘. Nicht nur Smartphone- und Touch-Pad-Etuis vereinen hier zeitloses Design mit innovativen Technologien. Dank einer patentierten Schnittführung wurden auch SmartphoneHandschuhe kreiert, die mit einem speziellen Silver Contact Fabric ausgerüstet sind. Annette Roeckl liebt ganz besonders die elegante Version aus feinstem roten Nappaleder – ladylike und überraschend funktionell. Ihren persönlichen Fingerprint wird sie also mit Sicherheit nicht nur auf ihrem Smartphone, sondern auch in der Firmengeschichte von Roeckl hinterlassen. Annette Roeckl sieht das ganz entspannt: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weitertragen der Glut!“ www.roeckl.com

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tion to hand-printed scarves, elegant handbags and other premium leather accessories have now been added to the range. They are also thinking about a small junior collection. The design and marketing strategies for each item are discussed and developed at the company’s head office, which today is located directly on Munich’s Roecklplatz. Every sample and each new PR idea lands directly on Annette Roeckl’s desk. Nevertheless, she can rely on the skills of her team and gives them enough creative scope and autonomy. Katharina Naehr, Head of Marketing and PR, enjoys the open atmosphere at Roeckl and the opportunities to develop new and unexpected ideas. Her latest coup: the cooperation with Michael Michalsky and his StyleNite for Berlin Fashion Week. For the first time Roeckl presented its 2012/13 autumn/winter collection on the catwalk, which had a Russian winter fairytale theme. “As a result, we were not only inundated by enthusiastic requests for handbags and gloves, but also by requests for the wonderful dresses and kimonos,” laughs Katharina Naehr. “The fact that Michael Michalsky had created them using our beautiful scarves was hard for some to believe. The varied designs and complicated prints were really eye-catching!” So Roeckl’s fashion credentials have certainly been proven. Roeckl gloves have been present on the catwalk for several seasons now: so it was high time for a solo show on the runway. Roeckl is also proving its technical know-how with the ‘Roeckl Intelligence’ product line. Not only smartphone and touch pad cases combine timeless design with innovative technologies: thanks to a patented cut, smartphone gloves equipped with the special Silver Contact Fabric were created. Annette Roeckl particularly loves the elegant version, made of finest red nappa leather – ladylike and surprisingly functional. With this stroke of genius she has surely left her personal fingerprint not just on her smartphone, but also on the company history. Annette Roeckl takes a relaxed view: “Tradition is not about worshipping the ashes, but about feeding the embers!”


Brand Feature Heal the world eCo Fashion Brands

Brand Feature Heal the world eCo Fashion Brands

Green Couture Text Claudia Steiner

Sackartig, schlabberig und schlammfarben? Das war einmal. Rein optisch unterscheidet sich politisch korrekte Fashion meist nicht mehr von konventioneller – da muss man schon auf das Etikett schauen. Allerdings ist es nicht ganz einfach, den Überblick im Dschungel der ‚bio‘, ‚fair‘, ‚sozial‘ und ‚ethisch einwandfrei‘ hergestellten Mode zu behalten.

Beaumont Organic Hannah Beaumont entwirft ‚Organic and Ethical Luxury‘. Die Mode der 28-jährigen Britin ist klassisch, feminin und zeitlos. Nach ihrem Modestudium an der Leeds University fasste sie den Entschluss, Kleider zu kreieren, die umweltfreundlich sind und zu fairen Bedingungen hergestellt werden. „Ich habe mich ziemlich lange umgesehen, Bauern und Fabriken besucht“, erzählt Hannah.

Es gibt Dutzende Zertifizierungen, zum Beispiel das Fairtrade-Siegel der TransFair e.V. oder jenes der Fair Wear Foundation (FWF). Hinzu kommen der Globale Organic Textile Standard (GOTS) und der IVN Best vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft. Allein Fairtrade verzeichnet einen deutlichen Aufwärtstrend. „Das Angebot von Textilien aus fair gehandelter Baumwolle wird größer. 2010 wurden über 2,6 Millionen Einzelstücke angefertigt, ein Plus von 29 Prozent“, heißt es bei TransFair e.V. Den Ökotrend haben viele Ketten und Modekonzerne längst erkannt. Der Markt wächst – ist aber durchaus noch ausbaufähig: Laut der Organisation Textile Exchange beträgt der Anteil der Bio-Baumwolle an der weltweiten Bauwollproduktion nur 1,1 Prozent. Bei der Färbung und Verarbeitung nehmen es viele Unternehmen übrigens dann nicht mehr so genau mit den Arbeitsbedingungen und Umweltstandards. Kleine Modemacher sind da oft konsequenter, auch wenn die Bewertung, was exakt ‚Kleider mit Moral‘ sind, unterschiedlich ausfällt. J’N’C stellt drei aufstrebende Unternehmen aus Deutschland und Großbritannien vor, die auf coole grüne und/oder ethische Couture setzen.

Annie Greenabelle “There is no beauty in the finest cloth if it makes hunger and unhappiness.” Dieses Zitat des indischen Unabhängigkeitskämpfers Mahatma Gandhi ist das Motto von Annie Greenabelle aus Großbritannien. Hinter dem Womenswear-Label steht die 40 Jahre alte Chefin und Unternehmensgründerin Jane Olley, die schon seit 20 Jahren im Mode-Business zu Hause ist. Bei der Produktion und Wahl der Lieferanten hält sich Annie Greenabelle an die Richtlinien der ETI, der Ethical Trading Initiative, die sich für faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen einsetzt. „Wir kennen die Fabriken und wissen, dass die Mitarbeiter dort mit Respekt behandelt werden“, heißt es seitens des Unternehmens. Die Kleider, Tops, Röcke, Hosen und Mäntel bestehen zum überwiegenden Teil aus organischer und Fairtradezertifizierter Baumwolle aus Indien, teils kombiniert mit Stoffresten, die sonst entsorgt würden. „Dadurch, dass Kunden Bio-Baumwolle kaufen, zeigen sie der Wirtschaft und den Regierungen, dass sie mehr und mehr wissen wollen, wo und wie ihre Kleidung hergestellt wird.“ An den Mann beziehungsweise die Frau gelangt die ethische Marke mit dem Vintage-Touch über den eigenen Online-Handel, über Topshop sowie Läden und Boutiquen in Frankreich, den USA und Australien. Große Expansionspläne hat das Label aus Leicestershire derzeit nicht. „Wir wollen uns lieber auf die Dinge konzentrieren, in denen wir wirklich gut sind.“ http://anniegreenabelle.com 66

“There is no beauty in the finest cloth if it makes hunger and unhappiness.” This quote by Indian political and spiritual leader Mahatma Gandhi, who called for the independence of India, is the motto of Annie Greenabelle from Great Britain. The brain behind the womenswear label is 40-year-old boss and company founder Jane Olley, who has been in the fashion business for 20 years. In the production and choice of suppliers, Annie Greenabelle adheres to the guidelines of ETI, the Ethical Trading Initiative, which is committed to fair wages and good working conditions. “We know the factories and that the employees there are treated with respect,” she says. The dresses, tops, skirts, trousers and coats are primarily made from organic and Fairtrade-certified cotton from India, partly combined with fabric offcuts that would otherwise be disposed of. “Buying organic cotton products sends a message to business and government that there is a demand for justice in the growing and manufacture of cotton products and that consumers are increasingly becoming more interested about where and how their clothes are made.” The ethical brand with the vintage touch is available to purchase from their own online shop, from Topshop, as well as stores and boutiques in France, the USA and Australia. But the label from Leicestershire currently doesn’t have any big expansion plans. “We want to concentrate on what we are really good at.”

2008 gründete die Designerin Beaumont Organic und gewann noch im selben Jahr den Preis für ‚The Best Organic Textile Product‘ bei den Natural and Organic Awards. Als Firmensitz hat sie sich bewusst für Manchester und nicht für die Modemetropole London entschieden. „So kann ich die Kosten niedriger halten.“ Hannah verwendet Bio-Baumwolle, und liefert den Grund dafür gleich mit: „25 Prozent der weltweit eingesetzten Insektizide und zehn Prozent der Pestizide werden im konventionellen Baumwollanbau verwendet.“ Außerdem kommen dabei unter anderem künstliche Düngeund Pilzvernichtungsmittel sowie gentechnisch veränderte Pflanzen zum Einsatz – zwei weitere Negativaspekte, die Hannahs Entscheidung für Organic Cotton zusätzlich beflügelt haben. Zudem benutzt Beaumont Organic Wolle aus Betrieben, die tier- und umweltfreundlich arbeiten, aber auch Stoffreste anderer Hersteller, die sonst auf dem Müll landen würden. „Diese Stoffe haben bereits einen Umweltschaden verursacht, und wenn man dieses Restma­ terial einfach wegwerfen würde, wäre der Schaden nur noch größer.“ Besonders wichtig ist der Modemacherin, dass die Arbeiter in den Fabriken fair bezahlt werden. Sie kooperiert deshalb mit kleinen Familienunternehmen in Portugal, in denen EU-Richtlinien gelten. Damit unterstützt sie ganz bewusst die portugiesische Modeindustrie. Denn die hat in den vergangenen Jahren darunter gelitten, dass mehr und mehr Firmen in Asien produzieren lassen. Hannahs Mode wird inzwischen in Läden in Großbritannien, Schweden und Japan verkauft. Die junge Britin hat jedoch nicht nur die Firma, sondern auch eine Stiftung namens ‚The Beaumont Organic Foundation‘ gegründet. Ein Prozent ihrer Gewinne gehen an die Niusawa School auf der drittgrößten Fiji-Insel, Taveuni. Davon werden Stifte, Blöcke, Spielkarten oder auch Sportgeräte für die Kinder gekauft. Hannah nennt diese einfachen Dinge „little luxuries“. Wie sie dazu kam, sich auf den Fijis sozial zu engagieren? 2002 unterrichtete Hannah für einige Monate Mathematik an der Insel-Schule – und wollte auch nach ihrer Zeit als Lehrerin zur Ausbildung der Kinder beitragen. Auch in ihrem Heimatland macht sie sich für den ‚Nachwuchs‘ stark und diskutiert immer wieder mit jungen Modemachern und -studenten in Manchester über deren Mittel und Wege in eine berufliche Selbstständigkeit. Hannahs persönliches Ziel: schöne, langlebige Mode zu kreieren, die „nicht nach sechs Monaten auf dem Müll landet“. Deshalb appelliert sie auch an ihre Kunden, Kleidung nicht einfach wegzuwerfen. „Geben Sie Ihre Kleidung in die Kleidersammlung oder an wohltätige Organisationen. Was für Sie alt ist, ist für jemand anderen neu.“ www.beaumontorganic.com

Hannah Beaumont designs ‘organic and ethical luxury’. The fashion by the 28-year-old Brit is classic, feminine and timeless. After her fashion degree at Leeds University, she made the decision to create clothes that are environmentally friendly and are produced under fair conditions. “I spent quite a long time looking around and visiting farmers and factories,” Hannah tells us. In 2008 the designer established Beaumont Organic and in the same year won the prize for ‘The Best Organic Textile Product’ in the Natural and Organic Awards. She intentionally chose Manchester and not the fashion metropolis of London for her company headquarters. “So I can keep the costs down.” Hannah uses organic cotton, and reveals the reason: “25 percent of the insecticides and ten percent of the pesticides utilised worldwide are used for the cultivation of conventional cotton.” Artificial fertilisers and fungicides, as well as genetically modified plants are also used – another two negative aspects that have additionally spurred Hannah to use organic cotton. Beaumont Organic also uses wool from businesses that work in an animal-friendly and ecological way, but also fabric remnants from other producers that would otherwise end up as rubbish. “Any environmental damage caused by the production of these fabrics is now done, and to see the fabric go into landfill would cause even more destruction to the environment we live in.” It is particularly important to the designer that the workers in the factories are paid fairly. She therefore cooperates with small family-run companies in Portugal, in which EU-guidelines apply. By doing this, she is consciously supporting the Portuguese fashion industry, which has suffered during the past few years from more and more companies outsourcing to Asia. Hannah’s fashion is meanwhile sold in stores in Great Britain, Sweden and Japan. And the young Brit not only founded the company, but also a foundation entitled ‘The Beaumont Organic Foundation’. One percent of her profits go to the Niusawa School on the third largest Fiji island of Taveuni. This money is used to buy pencils, notepads, playing cards and sports equipment for the children. Hannah calls these simple things “little luxuries”. And how did she end up becoming socially involved on the Fijis? In 2002 Hannah taught maths at the island school for several months – and wanted to continue contributing to the education of the children after her time as a teacher. Even back home, she continues campaigning for young people, trying to find ways for young fashion designers and students in Manchester to achieve professional independence. Hannah’s personal goal: to create beautiful, long-lasting fashion that doesn’t end up in the bin after six months. This is why she is also appealing to her customers to not just throw away their clothes. “Always recycle your old clothes by giving them to charity or a worthy cause. What’s old to you is new to someone else!”

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Brand Feature Heal the world eCo Fashion Brands

glücksstoff Die Designerin Daniela Lehle ernährt sich vegan – und auch bei ihrem Label Glücksstoff werden keine tierischen Produkte verwendet. Also keine Wolle, keine Seide, kein Leder und kein Pelz. „Ich will Tierhaltung nicht unterstützen“, sagt die 30-jährige Mode­ macherin aus Baden-Württemberg. Glücksstoff verzichtet zum Beispiel auch auf Karmin, den Farbstoff, der aus weiblichen Schildläusen gewonnen wird. Mit zertifizierter Bio-Baumwolle aus fairem Anbau in Indien arbeitet die Womenswear-Marke hingegen gern. Dort wird auch gewebt. Teile der Kollektion sind nach alter indischer Tradition rein pflanzlich gefärbt. Zum Einsatz kommen unter anderem Granatapfel, Kurkuma, Zwiebel, verschiedene Erden, natürliche Harze, Zitrone, Kaffee und Tee. In einer einzigen Färbemischung können bis zu 50 verschiedene Inhaltsstoffe enthalten sein. „Für uns stand fest, dass wir altes Wissen wieder aufleben lassen wollen, um wirklich nachhaltige Mode machen zu können“, erklärt Daniela Lehle. Klar, dass erdölhaltige Farbe da tabu und der Färbesud zu 100 Prozent biologisch abbaubar ist. Alle Stoffe sind zudem nach GOTS zertifiziert. Das bedeutet unter anderem: keine Kinderarbeit, existenzsichernde Löhne, keine Gentechnik, natürliche Düngemittel, ein so geringer Wasserverbrauch wie möglich. Ein Teil der Stoffe besteht aus türkischer Bio-Baumwolle, gestrickt, gefärbt und bedruckt in Deutschland. Nähen lässt Glücksstoff ausschließlich in kleinen Familienbetrieben in der Stuttgarter Region – für Daniela nicht nur eine Qualitätsentscheidung, sondern „eine Lebensweise, durch die kein anderer geschädigt wird“. Nach ihrem Modedesign-Studium scheute sie sich, bei einer Firma anzuheuern, die in Billiglohnländern produziert, in Fabriken, in denen Arbeiter für einen Hungerlohn bis zum Umfallen arbeiten. Also machte sie sich 2007 selbstständig, zusammen mit ihrem Freund, dem Sozialpädagogen Björn Hens. Ein Schritt, der sich gelohnt hat: 2008 bekam Glücksstoff von der Tierschutzorganisation PETA Deutschland den Progress Award als ‚Tierfreundlichste Modelinie‘ verliehen. Im vergangenen Jahr gewannen die Jungunternehmer den Utopia Award der Utopia Stiftung in der Kategorie ‚Produkte‘. „Optisch fällt heute gar nicht mehr auf, dass Öko-Klamotten öko sind“, meint Daniela. Den Beweis für die Richtigkeit dieser These treten sie und ihr Partner mit der jüngsten Glücksstoff-Kollektion an. Die steht unter der Headline ‚Bewegungsfreiheit‘ und verbindet lockere, detailverliebte Schnitte mit Materialien wie Denim und breitem Cord. Ein besonderes Augenmerk gilt außergewöhnlichen Krägen und Kapuzen. „Ich lege Wert darauf, dass es bequem und trotzdem schick ist“, so die Designerin. Verkauft werden ihre T-Shirts, Blusen, Kleider und Hoodies über Online-Shops und Boutiquen in ganz Deutschland. Danielas Ziel: „Wir möchten etwas größer werden und Öko-Mode noch bekannter machen. Aber wir wollen uns erst einmal auf Deutschland konzentrieren – da gibt es riesiges Potenzial.“ http://gluecksstoff.de

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glücksstoff Designer Daniela Lehle is a vegan – and no animal products are used for her label Glücksstoff either. So no wool, no silk, no leather and no fur. “I don’t want to support the exploitation of animals,” says the 30-year-old fashion designer from Baden-Württemberg in Germany. For example, Glücksstoff also forgoes the use of carmine, the colourant obtained from female cochineal insects. But what the womenswear label does like to work with is certified organic cotton from fair cultivation in India. That’s also where the weaving is done. Parts of the collection are naturally dyed using plant pigments, and traditional Indian dyeing techniques. Ingredients such as pomegranate, turmeric, onion, different soils, natural resins, lemon, coffee and tea are used. One single dye mix can contain up to 50 different ingredients. “We knew that we wanted to revive old methods in order to really be able to make sustainable fashion,” explains Daniela Lehle. Of course dye containing petroleum is taboo there too and the dye solution is 100 percent biodegradable. All fabrics are also GOTS-certified. Basically, this means: no child labour, living wages, no genetically modified ingredients, natural fertilisers, minimum water consumption. Some of the fabrics are made from Turkish organic cotton: knitted, dyed and printed in Germany. Glücksstoff commissions only small family-run businesses in the region around Stuttgart with the sewing – for Daniela this is not only a question of ensuring quality, but “a way of life, which doesn’t harm anyone else”. After her fashion design degree she was reluctant to start working for a company that produces in low-wage countries, at factories where employees work until they drop for a pittance. So she became self-employed in 2007, together with her boyfriend, qualified social education worker Björn Hens. A step that paid off: in 2008 Glücksstoff received the Progress Award from animal rights organisation PETA Germany for the ‘Most Animal-Friendly Fashion Line’. And last year the young entrepreneur won the Utopia Award from the Utopia Foundation in the ‘Products’ category. “In terms of appearance, these days it’s hard to tell that eco clothing is actually eco,” says Daniela. And she and her partner are proving how right this theory is with the most recent Glücksstoff collection. The motto is ‘freedom of movement’ and loose, detailed tailoring is combined with materials like denim and wide cord. There is a special focus on unusual collars and hoods. “It’s really important to me that the garments are comfortable, but still chic,” says the designer. Her T-shirts, blouses, dresses and hoodies are sold via online shops and boutiques throughout Germany. Daniela’s goal: “We want to expand a little and continue to increase awareness of eco fashion. But first of all we want to concentrate on Germany – as there is huge potential here.”


Brand Feature How We Love it Campus, Stephanskirchen

University of Good Taste Text Andreas Grüter

University of Good Taste

Campus, encore une foi! Was 1972 mit einem einfachen Sweater/T-Shirt-Doppler im typisch britischen Preppy-Collegelook begann und anno 2006 unter dem Namen Campus by Marc O’Polo mit einer kompletten Subkollektion fortgeführt wurde, wird spätestens zur Herbst/Winter-2012/13-Saison erwachsen. Meine Damen und Herren: From Offshot to Label.

Campus, encore une foi! After beginning in 1972 with a simple sweater/T-shirt double act in the typical British preppy college look, and continuing in 2006 under the name Campus by Marc O’Polo with a complete sub-collection, it’s now time to grow up just in time for the coming autumn/winter 2012/13 season. Ladies and gentlemen: from off-shoot to fully-fledged label.

Bei Campus tut sich einiges. Nachdem man sich in den vergangenen Jahren nicht nur stilistisch, sondern mit dem Wegfall des ‚by Marc O’Polo‘-Namenszusatzes auch sprachlich vom Mutterhaus emanzipieren konnte, steht Campus 2012 auf eigenen Füßen. Eine Entwicklung, die sich sowohl im alltäglichen Geschäftsbetrieb als auch in einer immer feiner werdenden gestalterischen Handschrift widerspiegelt. Zwar bleibt man seinem Stil auch weiterhin treu, überrascht aber mit vielen interessanten und neu interpretierten Designs und Details. Die Girls-Linie für den kommenden Herbst definiert sich über feminine Blazer in unterschiedlichsten Ausführungen, traditionelle Materialien wie Baumwolle, Cord, Wolle, Tweed und Samt, mal konfektionierte, mal Oversized- oder Tapered-Schnitte und verspielte Millefleurs-, Karo und Paisley-Dessins. Dabei treffen rustikale Strickpullis und feine Cordröcke auf schnieke Cardigans und Wolljacken sowie niedliche Bubikragen-Blusen auf Crew-Neck-Pullis, Chinos, Westen, Jacken und Mäntel in gedeckten Farben. Bei den Jungs geht es mit schmal geschnittenen Streifen- und Karohemden, roughen Strickteilen, eleganten Jerseys und Sakkos sowie Pants, Daunenparkas, Cardigans, Denims, Westen und Jacken zuerst in die Vorlesung, dann auf einen Trip in die Wildnis – und anschließend auf einen heißen Kakao ins Café. Findige Detailarbeiten wie Wappen, Anstecker, mehrfarbige Mouliné-Garne und eine umfangreiche Accessoire-Kollektion runden den Winter-Look ab.

There’s a lot going on at Campus. After emancipating themselves from their parent company not only stylistically, but, with the omission of the ‘by Marc O’Polo’ addition to the name, also linguistically, in 2012 Campus is now standing on its own two feet. It’s a development that is being reflected both in the everyday business as well as in their increasingly perfected design hallmarks. Although continuing to stay true to their style, they are also surprising with an array of interesting and reinterpreted designs and details. The girl’s line for this coming autumn is defined by feminine blazers in a whole array of choices, traditional materials like cotton, cord, wool, tweed and velvet, sometimes fitted; sometimes oversized, or tapered cuts and decorative millefleur patterns, checks and paisley designs. Chunky knitted jumpers and fine cord skirts meet smart cardigans and woollen jackets, while cute rounded collar blouses meet crewneck jumpers, chinos, gilets, jackets and coats in understated colours. The boys will be sporting slim-fit striped and checked shirts, rough knitwear, elegant jerseys and jackets, as well as trousers, down parkas, cardigans, denims, gilets and jackets at their uni lectures, before heading into the wilderness – and finally turning up at the café for a hot chocolate. Clever details like coats of arms, badges, multi-coloured mouliné yarns and an extensive accessories collection round off the winter look.

www.campus72.de

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Brand Feature How We love it Wrangler Europe, Bornem/Belgien

True Blue Text Ilona Marx

Wrangler – der Begriff steht im Englischen für die toughen Jungs, die sich auf den US-Ranches des vergangenen Jahrhunderts der Bändigung mal mehr, mal weniger bockiger Pferde annahmen. Und obwohl zur Klientel des gleichnamigen Original-Jeanslabels heute fast nur noch Großstadt-Cowboys zählen, lässt man die Zügel nicht locker. Im Gegenteil: Die 2008 eingeschlagene Richtung der sanften Imagekorrektur wird beibehalten – auch für die Ladys. J’N’C-Chefredakteurin Ilona Marx traf President Wrangler International Frans van Zeeland auf ein schnelles Gespräch im Trubel der Bread & Butter. Herr van Zeeland, seit April 2011 verantworten Sie die strategische Ausrichtung von Wrangler International. Was ist Ihr beruflicher Background? Ich habe bereits für Wrangler gearbeitet, als die Marke noch nicht zur VF Corporation gehörte, als sie noch ein Blue-Bell-Label war. Ich bin Niederländer, ging für das MBA-Studium aber damals nach South Carolina – und direkt der erste Job führte mich zu Wrangler nach Greensboro, nur einen Bundesstaat weiter. Bevor ich vor einem Jahr ins Headquarter von Wrangler Europe nach Bornem kam, war ich Vice President Consumer Marketing für Lee in den USA. Den Original-Brands der VF Corporation bin ich also während meiner gesamten bisherigen Laufbahn treu geblieben. Mit der Kampagne ‚We Are Animals‘ fiel 2008 der Startschuss für den Wrangler-Relaunch. Wo steht die Marke heute? Mit ihrer über hundertjährigen Geschichte ist und bleibt Wrangler eine Heritage-Brand. Wir sind stolz auf unsere ‚Seven Icons‘ – die Details, die bereits unsere Rodeojeans Mitte des vergangenen Jahrhunderts ausgemacht haben, wie flache Kupfernieten, das ‚W‘Stitching oder die Kapp-Außennähte. Unterzieht man eine Marke wie Wrangler einer Verjüngungskur, wie in den letzten Saisons geschehen, kann das nur bedeuten, das Denim-Erbe zu bewahren, indem man es zeitgemäß interpretiert.

True Blue Wrangler – a term used during the last century to denote the tough guys responsible for restraining stubborn horses on US ranches. And although today the clientele of the original jeans label of the same name predominantly consists of urban cowboys, the label is refusing to let go of the reins. On the contrary: they are very much continuing in the direction taken in 2008 to subtly adjust their image – and upgrade the ladieswear range. Amidst the hustle and bustle of the Bread & Butter in Berlin, J’N’C editor-in-chief Ilona Marx met up with the President of Wrangler International, Frans van Zeeland, for a quick chat. Mr van Zeeland, since April 2011 you have been responsible for the strategic orientation of Wrangler International. Tell us a little about your career to date. I already worked for Wrangler, before the brand belonged to the VF Corporation, when it was still a Blue Bell label. I am Dutch, but went to South Carolina to do an MBA degree – and my first job led me directly to Wrangler in Greensboro, in the neighbouring US state. Before coming to the Wrangler Europe headquarters in Bornem one year ago, I was Vice President of Consumer Marketing for Lee in the USA. So up to now, during my entire career I have stayed true to the original VF Corporation brands. With the ‘We Are Animals’ campaign, the starting shot for the Wrangler relaunch was fired in 2008. Where does the brand stand today? With over one hundred years of history, Wrangler is and always will be a heritage brand. We are proud of our ‘Seven Icons’ – the details that distinguished our rodeo jeans back in the middle of the last century, like flat copper studs, the ‘W’ stitching and the flat-felled seams. If a brand like Wrangler undergoes an overhaul, as has happened in previous seasons, then the only option is to preserve the denim legacy, by giving it a contemporary reinterpretation.

Wie schlägt sich das ‚Zeitgemäße‘ konkret nieder? Erstens in ökologischer Hinsicht. Wir haben neue Treatments und Waschungen entwickelt, für die wir den Wasser- und Energieverbrauch wie auch den Einsatz von Chemikalien um 50 Prozent verringern konnten. Zweitens auf der Designebene – und für Herbst/ Winter ganz speziell in Sachen Color-Story: Das bestimmende Thema der kommenden Wrangler ‚Keep True‘-Kollektion sind Rock- und Mineral-Looks mit Denims in Grau- und Grün-Schattierungen und Waschungen, die an die Strukturen und Texturen von Steinen erinnern. Last but not least gibt es einen Relaunch der Frauen-Kollektion. Denn es ist doch so: Wer an Wrangler denkt, denkt noch immer zuallererst an authentische Jeanslooks für Männer. Daher haben wir die Womens-Styles noch einmal aufgewertet, u. a. mit sehr schönen Stretch-Denims, aber auch durch verfeinerte Nähte, kleinere Nieten und femininere Gürtelschlaufen.

How exactly is this ‘modern’ aspect reflected in the product? Firstly from an ecological perspective. We have developed new treatments and washes, for which we have been able to reduce water and energy consumption, as well as the use of chemical agents by 50 percent. Secondly on a design level – and for autumn/winter very specifically in terms of the Colour Story: the defining theme of the forthcoming Wrangler ‘Keep True’ collection is rock and mineral looks with denims in grey and green tones and washes, which are reminiscent of the structures and textures of stones. And, last but not least, there will also be a relaunch of the ladies’ collection. After all: if you think of Wrangler, you still instantly think of authentic jeans looks for men before anything else. This is why we have upgraded the ladies’ styles again, for example with some great stretch denims, as well as refined seams, smaller studs and more feminine belt loops.

Vielen Dank für das Gespräch.

Thank you very much for talking to us.

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Brand Feature How we love it Blauer USA, Montegalda/Italien

Arbeit adelt Text Andreas Grüter Giuseppe D’Amore

Von der Navy auf die Straße, von der Army auf den Laufsteg. Keine Frage, die mittlerweile fast zehnjährige Zusammenarbeit zwischen der 1935 gegründeten US-Workwear-Company Blauer USA und ihren fashionerprobten norditalienischen Lizenzpartnern von FGF Industry ist eine echte Erfolgsstory. Was die modische Achse Boston-Montegalda ausmacht und was in Zukunft ansteht? Wir haben Managing Director Giuseppe D’Amore vier schnelle Fragen gestellt. Hallo Giuseppe. Ihr habt Blauer USA in den vergangenen zehn Jahren ordentlich umgekrempelt. Wie viel Arbeitsbekleidung steckt anno 2012 noch im Brand? Auf jeden Fall 100 Prozent. Schließlich ist die Funktionalität der Workwear die Basis, an die wir alle modischen Details ankoppeln. Sprich, selbst wenn sich Farben, Schnitte und Designelemente teilweise an aktuellen Trends orientieren mögen, bekommst du bei jedem unserer Kollektionsteile die komplette technische Vollausstattung. Ich würde in diesem Zusammenhang auch nicht von ‚umkrempeln‘ reden, sondern viel eher von einer behutsamen Annäherung an den modischen Status quo. Wir nehmen die Pflege der historischen Heritage des Labels sehr ernst, und ich denke, das spiegelt sich auch in der dezenten Ästhetik unserer Kollektionen wider. Eine Vorgehensweise, die euch weltweit viele enthusiastische Fans und Follower eingebracht hat … ... und die wohl auch eines der Geheimnisse des nachhaltigen Blauer-USA-Erfolgs ist. Immerhin haben wir es innerhalb der letzten zehn Jahre geschafft, die Fashion-Kollektion in über zwölf Ländern zu platzieren und dabei den Umsatz von null auf gut 55 Mio. Euro zu steigern. Während das Label in Europa, Australien und Asien in einem reinen Fashion-Kontext wahrgenommen wird, steht Blauer USA in der Heimat noch mit beiden Beinen fest im Markt für Arbeitsbekleidung. Gibt es Pläne für einen modischen Take-over? Ja, wir starten genau jetzt damit. Blauer USA ist nach wie vor ein Familienunternehmen, und man war sich im Bostoner Headquarter lange unsicher, ob der Bereich Lifestyle einen Platz auf dem Heimatmarkt hat. Jetzt hat man sich also entschieden, und aktuell werden alle Weichen gestellt, um die ehrgeizige Planung erfolgreich umzusetzen. Schafft es dann auch eure Motorradhelm-Kollektion über den großen Teich? Wir werden sehen. Das Ganze hat ja eigentlich als kleines SideProject angefangen. Wir sponsern den Motorrad-Rennfahrer Michele Pirro und haben vor einigen Jahren einen Helm für ihn entworfen. Da der sehr gut ankam, haben wir eine kleine Serie fertigen lassen und in Fashion-Stores verkauft. Mittlerweile hat sich die Helm-Kollektion zu einem durchaus profitablen Segment gemausert. Der Vertrieb läuft heute nur noch über den Fachhandel, und zusammen mit Accessoires wie Motorradhandschuhen visieren wir für 2012 einen Umsatz von gut 2,5 Mio. Euro an. Dafür viel Erfolg. www.blauer.it

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Work it From the navy to the street, from the army to the catwalk. No doubt about it, the meanwhile almost ten-year cooperation between US workwear company Blauer USA, which was founded in 1935, and its fashion-versed North Italian licensing partners from FGF Industry is a real success story. What is it that makes the fashionable BostonMontegalda axis so successful and what does the future hold? We asked Managing Director Giuseppe D’Amore four quick questions. Hello Giuseppe. You have really turned Blauer USA upside down over the past ten years. Just how much is workwear still part of the brand in 2012? Definitely 100 percent. After all, the functionality of workwear is the foundation upon which we can build with fashionable details. So, even if some of the colours, tailoring and design elements might be oriented on the latest trends, you get the full technical features in every one of our garments. So I wouldn’t call it ‘turning things upside down’ really, but more a cautious approach towards the fashionable status quo. We take the cultivation of the label’s historical heritage very seriously, and I think that’s also reflected in the understated aesthetics of our collections. An approach that has brought you many enthusiastic fans and followers all over the world … ... and which is also one of the secrets of the long-lasting success of Blauer USA. After all, during the last ten years we have managed to position the fashion collection in over twelve countries, as well as increase the turnover from zero to a good 55 million euros. While the label is perceived in a purely fashion context in Europe, Australia and Asia, in its home country Blauer USA is still firmly anchored in the market for workwear. Are there any plans for a fashionable takeover? Yes, that’s exactly what we’re working on at the moment. Blauer USA is still a family-run company, and the team at our Boston headquarters were unsure for a long time whether the lifestyle sector has a place on the domestic market. But now the decision has been made, and currently all steps are being taken to successfully put our ambitious plans into practice. And will your motorcycle helmet collection also make it over the big pond? We’ll see. It actually started out as a small project on the side. We sponsor motorcycle racer Michele Pirro and we designed a helmet for him a few years ago. Due to its popularity, we had a small series produced, which we sold in fashion stores. The helmet collection has meanwhile become an extremely profitable segment. Our products are still only distributed by specialist stores, and, together with accessories like motorcycle gloves, we’re aiming for a turnover of 2.5 million Euros in 2012. We wish you every success.


Brand Feature HOw We Love It Desigual, Barcelona

Die Farben der Welt Text Andreas Grüter

Desigual und kein Ende. Nachdem es das 1984 vom Schweizer Thomas Meyer gegründete spanische Fashionlabel in den vergangenen Jahren geschafft hat, sich mit einem hohen Maß an Charakterstärke, Qualitätsbewusstsein und stilistischem Querdenkertum tief im internationalen Modebewusstsein zu verankern, stehen für 2012 nicht nur einige äußerst interessante Kollaborationen, sondern auch der Ausbau der Produktlinie an. Was genau passieren wird? Wir fragten bei COO Manel Jadraque nach. Manel, du bist 2003 bei Desigual eingestiegen. Was hat sich seitdem verändert? Jede Menge. Als ich anfing, arbeiteten knapp 25 Leute konkret am Produkt. Mittlerweile sind es 150, davon 40 Designer. Und auch sonst ist in den letzten neun Jahren jede Menge passiert. Desigual ist heute in über 72 Ländern aktiv. Wir haben allein in Deutschland 25 eigene Stores und mehr als 1.200 Kunden – und visieren für 2012 ein Wachstum von 40 Prozent an. Hinzu kommen neue ProduktKategorien wie etwa unsere Schuhlinie oder auch die HOM-Kollektion, die kommenden Winter an den Start geht. Mit Christian Lacroix habt ihr im Rahmen der vergangenen Herbst/Winter-2011-Kollektion erstmals mit einem CoutureSchwergewicht zusammengearbeitet. Wie kam es dazu? Wir haben die Arbeit von Lacroix schon immer mit viel Interesse verfolgt, weil er genau wie wir sehr auf Farben setzt. Gleichzeitig ist seine gestalterische Herangehensweise natürlich sehr speziell, und wir waren neugierig, was dabei herauskommt, wenn man Lacroix und Desigual kräftig mixt. Die Zusammenarbeit ist für uns viel eher kreativer Prozess und eigene Entwicklung denn bloße Marketingstaffage. Im krassen Gegensatz dazu stehen eure Kollaborationen mit Disney und Michael Jackson, die ja in diesem Jahr erstmals vorgestellt werden. Natürlich sind diese Linien ein Stück weit kommerzieller, aber vor allem die Disney-Serie schließt nahtlos an die Anfänge des Labels an, als wir Jacken mit Disney-Cartoon-Elementen verkauften. Von daher gehen wir ein bisschen zurück zu unseren Wurzeln und bieten neuen Fans zugleich die Möglichkeit, in das Desigual-Universum einzusteigen. Lass uns über Desigual Men sprechen. Ist es schwierig, euren farbenfrohen Style mit der traditionell eher gedeckten Menswear zu kreuzen? Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, die Desigual-Designhandschrift auch den Männern angedeihen zu lassen. Ich glaube aber, wir haben das Problem mit unseren zwei Herrenlinien ganz gut gelöst. Die eine ist klassisch-dezent und die andere für Jungs, die sich was trauen. Vielen Dank für deine Zeit.

The Colours of the World There’s no end in sight for Desigual. After managing to firmly ingrain itself into the international fashion consciousness over the past few years, with a high degree of strength of character, quality awareness and stylistic unconventional thinking, the Spanish fashion label, founded in 1984 by Swiss-born Thomas Meyer, not only has several extremely interesting collaborations in the pipeline for 2012, but also the expansion of their product line. And what does that entail exactly? We asked COO Manel Jadraque to tell us more. Manel, you joined Desigual in 2003. What has changed since then? A whole lot. When I started, around 25 people were working specifically on the products. Meanwhile there are 150; 40 of whom are designers. And otherwise a whole lot has happened in the last nine years. Today Desigual is represented in over 72 countries. In Germany alone we have 25 of our own stores and more than 1200 buyers – and for 2012 we are aiming for 40 percent growth. Plus there’ll be new product categories like our shoe line and the HOM collection, which will be launched this winter. With Christian Lacroix you worked with a couture heavyweight for the first time as part of the previous autumn/winter 2011 collection. How did it come about? We have always followed the work of Lacroix with great interest, because he focuses primarily on colour, as we do. At the same time, his creative approach is of course unique, and we were curious to see what would happen if you really mix Lacroix and Desigual together. For us, the collaboration is much more of a creative process and part of our own development than a mere marketing plot. Your collaborations with Disney and Michael Jackson, which will be presented for the first time this year, are in sharp contrast to this. Of course these lines are a little more commercial, but the Disney series in particular seamlessly follows on from the early days of the label when we sold jackets featuring Disney cartoon elements. So in that respect we are going back to our roots a little, but we’re still offering new fans the opportunity to enter the Desigual universe. Let’s talk about Desigual for men. Is it difficult to cross your brightly coloured style with more traditional, understated menswear? It’s definitely a challenge to do justice to the Desigual design signature style when it comes to menswear. But I think we’ve resolved the problem very well with our two men’s lines. One is classic and understated, and the other is for guys who aren’t afraid to try new things fashion wise. Thank you very much for your time.

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Brand Feature How We Love It The Brandery, Barcelona

Singapore Calling Text Ilona Marx

30.000 Besucher, 135 Aussteller, darunter erstmals auch der Jeansriese Replay: Mit der zurückliegenden Winter-Veranstaltung konnte Südeuropas führende Street- und Urbanwear-Messe vollauf zufrieden sein. Kein Grund, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, findet das Team um Brandery-Direktor Miquel Serrano. Und so steht mit der Brandery Asia der nächste Schritt in Sachen Internationalisierung an. Singapore calling! Vom 17. bis 20. Mai hat hier mit der Brandery Asia eine Tradeshow Premiere, die sich eines Joint-Ventures zwischen der Messe Barcelona und dem Organisationsunternehmen MP International verdankt. Der Termin ist nicht willkürlich gewählt. So findet in Singapur parallel die Blueprint statt, ein Event, auf dem sich etwa 40 junge Modemacher asiatischer und westlicher Herkunft präsentieren. Mit der Brandery Asia möchte man rund 100 internationalen Designern eine Plattform bieten und damit den Dialog zwischen dem europäischen und dem asiatischen Markt weiter stärken. 5.000 Besucher werden erwartet, allein 250 Einkäufer aus der Region erhielten eine Einladung. Wem die europäische Messelandschaft globalisiert genug erscheint, der geduldet sich zwei Monate und setzt sich dann wie gewohnt in den Flieger nach Barcelona. In der katalanischen Metropole öffnet die Brandery Summer-Edition vom 13. bis 15. Juli ihre Pforten. Für die Veranstaltung im Montjuïc Exhibition Centre wurde einmal mehr bewusst ein Wochenendtermin gewählt. Schließlich soll nicht nur die Branche, sondern auch die Fashionista von Barcelonas Modepower profitieren. Dementsprechend wird es neben der für das Fachpublikum reservierten Area mit der ‚Brandtown‘ auch wieder einen Public-Space geben, als Ort der Begegnung zwischen Kreateuren, Kunden und Konsumenten. „Der große Erfolg der zurückliegenden Veranstaltung beweist“, so Miquel Serrano, „dass wir in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein Format gefunden haben, das den Bedürfnissen der Fashion-Community gerecht wird. Denn dieser Community geht es nicht nur ums harte Business, sondern auch um den zeitgemäßen kulturellen Ausdruck.“ Dass der Brandery-Chef mit seinem Statement ins Schwarze trifft, liegt auf der Hand – nicht nur, weil die Brandtown-Konzerte der Winter-Edition mit Acts wie 2manydjs, Fangoria und Dorian allesamt ausverkauft waren. 26 Brands beteiligten sich an den rund 15 Brandery-Catwalks, und auch die Side-Events wie zum Beispiel die Workshops stießen auf gute Resonanz. Das bestätigt auch Álvaro Gil Moreno, Replay Managing Director für Spanien und Portugal: „Für Replay war die Erfahrung eine so positive, dass wir sie gerne wiederholen würden. Auf der Brandery haben die Brands die einzigartige Möglichkeit, an die Kunden heranzutreten und zugleich mit der Zielgruppe zu interagieren. Unser ‚Made in Replay‘-Jeans-Workshop wurde hervorragend angenommen.“ Gleiches lässt sich von den ‚Speed Dates‘ sagen, eigens organisierten Meetings zwischen Ausstellern und Einkäufern. 140 an der Zahl waren es zuletzt. 26 Prozent der auf der Tradeshow versammelten Brands reisten aus dem Ausland an. Selten hat Business mehr Spaß gemacht. www.thebrandery.com

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Singapore calling 30,000 visitors, 135 exhibitors, including for the first time jeans giant, Replay: southern Europe’s leading street and urbanwear trade fair can be more than satisfied with its recent winter event. Not that that is any reason to rest on their laurels though, according to Brandery director Miguel Serrano and his team. And so the next step in the process of taking the event to an international level is being made with Brandery Asia. Singapore calling! Brandery Asia will be making its tradeshow premiere from 17-20 May: a result of a joint venture between trade fair organiser Fira de Barcelona and exhibition organiser MP International. And the dates are not just plucked at random: parallel to Brandery Asia, Blueprint is also taking place in Singapore, an event where 40 young fashion designers of Western and Asian origin present their work. Brandery Asia is an attempt to offer a platform to around 100 international designers and strengthen the dialogue between the European and Asian markets. 5000 visitors are expected; 250 buyers in the region have received personal invitations. But if you think that the European offer of trade fairs is globalised enough to jet off to Asia, you should hang on for two months and hop on a flight to Barcelona as usual. The summer edition of The Brandery will be opening its doors in the Catalonian metropolis from 13-15 July. For the event at the Montjuïc Exhibition Centre they have once again chosen a weekend date. After all, it’s not just the industry as a whole that should profit, but also the fashionistas from Barcelona’s fashion scene. So in addition to the area reserved for trade professionals, the ‘Brandtown’ will also be offering a public space for dialogue between creators, clients and consumers. According to the director of The Brandery, Miquel Serrano, “The big success of the winter edition demonstrates that in these difficult times for the economy, we have chosen a format that best responds to the current needs of the fashion sector, which is not only a business that moves millions of euros, but also one of the most relevant expressions of contemporary culture.” It’s obvious that the Brandery director has really hit the nail on the head with his statement – not just because the Brandtown concerts at the winter edition were all completely sold out, with acts like 2manydjs, Fangoria and Dorian. 26 brands were involved in the 15 Brandery catwalk shows, and even side events like the workshops proved popular. And this was confirmed by Álvaro Gil Moreno, Replay managing director for Spain and Portugal: “The experience has been very positive: we are very encouraged and want to repeat. The Brandery offers brands a unique opportunity to make contact with professionals and, at the same time, interact directly with the target public. The initiative to create a “Made in Replay” sewing workshop in the show has been very successful.” And the same can be said of the ‘Speed Dates’: specially organised meetings between exhibitors and buyers. At the last count there were 140. And 26 percent of the exhibiting brands came from abroad. There’s never been a more fun way to do business.


Retail White Gallery Rom

Alle Wege führen nach ... Text Gerlind Hector Fotos White Gallery

Wer glaubt, in Rom gäbe es nur ‚avanti, avanti‘, hupende Autos und jede Menge Ausgrabungen zu bewundern, der sollte unbedingt in den Süden der Stadt pilgern. Die White Gallery gilt als Italiens größter Lifestyle-Store, der mit Superlativen ganz besonderer Art punkten kann. Kolosseum, Pantheon, Spanische Treppe? Für waschechte Römer sind diese Prachtbauten tägliches Einerlei. Um ihnen ein Staunen zu entlocken, müssen schon ganz andere Register gezogen werden. Und so frohlockt Barbara Finassi, Geschäftsführerin der White Gallery: „Nicht wahr? Wie in Rom fühlen Sie sich hier nicht! Eher wie in New York oder Los Angeles.“ Stimmt, denn shoppingtechnische Superlative erwartet man eher jenseits des Großen Teiches und nicht ausgerechnet in der Ewigen Stadt. Dass sich die White Gallery hier auf der Piazza Guglielmo Marconi, ein paar Kilometer südlich von Roms Zentralbahnhof Termini, angesiedelt hat, leuchtet hingegen unmittelbar ein. In engen Gässchen und neben archäologischen Ausgrabungen fände der größte Lifestyle-Store Italiens schließlich gar keinen Platz. Satte 5.000 qm verteilen sich auf drei Stockwerke, und die Innenausstattung ist weit entfernt von altrömischem Zierrat und filigranen Steinmosaiken wie zu Neros Zeiten. Allein die großzügige Verwendung von Marmor lässt erahnen, dass die Connections nach Carrara nicht die schlechtesten sein dürften. Der Initiator und Besitzer der White Gallery, Claudio Cesetti, konzipierte gemeinsam mit dem Planungsbüro Studio id4 ein Gebäude im Stil einer gigantischen Kunstgalerie. Superclean und mit dem Fokus auf Großzügigkeit dürfte der Store der Traum eines jeden Puristen sein. Viel Weiß, strenge Symmetrie und exakte Lichtplanung bilden die Eckpfeiler für das ausgesuchte Konzept, das nicht nur den simplen Verkauf von Fashion im Sinn hat – wenngleich es zunächst den Anschein hat: Im Erdgeschoss widmet man sich nämlich konsequent der Mode, nebst Accessoires und Schuhen, aber auch Parfum und Kosmetikartikeln. Interessant ist der für Italien sehr ungewöhnliche Markenmix aus großen Namen, wie Burberry oder 80

Azzedine Alaïa, und eher unbekannten Designern wie Maurizio Pecoraro oder Daniele Michetti. „Unsere Kunden reagieren da durchaus überrascht, aber durchweg positiv“, freut sich Barbara Finassi. Im ersten Stock ist eine Maßschneiderei angesiedelt. Hier arbeiten Vollprofis, die dafür sorgen, dass die Kundschaft in den edlen Fummeln auch eine ‚bella figura‘ macht. Sie wissen genau, wo der Abnäher sitzen muss, wenn man über den Winter zu viel Gnocchi gegessen hat. Wen trotzdem noch der Hunger plagt, der darf sich über das Restaurant auf der gleichen Etage freuen, dessen kulinarische Finessen weit über den Horizont von Spaghetti Bolognese und Pizza Margherita hinausgehen. Der gesamte zweite Stock ist für Kunstausstellungen und Events reserviert, die die White Gallery regelmäßig veranstaltet, darunter Fashionshows und Benefizgalas, die aufstrebenden Künstlern eine perfekte Plattform bieten. Ein erster Hinweis darauf findet sich bereits im Erdgeschoss. Hier illuminiert die extravagante Lichtskulptur ‚Fluxus‘ beinah die gesamte Mode-Ebene. Nicht weniger als 80.000 Glaselemente in fünf verschiedenen Farben und 5.000 Lichter wurden dafür miteinander verwoben. Das Ergebnis: ein gigantisches, wellenartiges Kunstwerk. Demonstriert ‚Fluxus‘, das Symbol der White Gallery, gleichermaßen die Liebe zur Mode wie zur Kunst, kann sie selbst als leuchtendes Beispiel für die merkantile und stadtplanerische Weiterentwicklung Italiens herhalten. So hegte Mussolini in den 1930er Jahren für den Business District, in dem sich der einzigartige Lifestyle-Store befindet, ganz eigene Pläne. Er sollte zum Wahrzeichen des Faschismus werden. Zum Glück kam es anders: Seite an Seite mit Geschäftsgebäuden und Museen gilt die White Gallery heute als Anziehungspunkt für mode- und kulturbegeisterte Römer.

artists the perfect platform. The first hint of this can be found directly on the ground floor. Here, the extravagant light sculpture ‘Fluxus’ illuminates virtually the whole fashion level, for which no less than 80,000 glass elements in five different colours and 5000 lights have been combined. The result is a gigantic wave-like artwork. While ‘Fluxus’, the symbol of the White Gallery, demonstrates a love for fashion and art in equal measure, it also serves as a shining example of the development of Italy from a mercantile and urban planning perspective. In the 1930s Mussolini harboured his very own plans for the Business District, where the unique lifestyle store is now located. It was supposed to become fascism’s flagship district. Fortunately things turned out differently: flanked by office buildings and museums, today the White Gallery is an important attraction for fashion and culture-savvy Romans.

All roads lead to ... If you believe that all Rome has to offer is beeping cars and a large selection of archaeological sites, you should definitely make a pilgrimage to the south of the city. The White Gallery is regarded as Italy’s largest lifestyle store, scoring high with superlatives of a special kind. The Coliseum, Pantheon, Spanish Steps? For bonafide Romans, these magnificent edifices are merely run of the mill. You have to take it to a whole different level to impress them. As a delighted Barbara Finassi, manager of the White Gallery told us: “Don’t you agree? You don’t feel as if you’re in Rome here! More like in New York or Los Angeles.” And she’s right, as shopping-related superlatives are something we’d expect on the other side of the big pond and not, of all places, in the Eternal City. But the fact that the White Gallery has established itself here on the Piazza Guglielmo Marconi, a few kilometres south of Rome’s central train station Termini, makes sense immediately. After all, there was no room in the narrow side streets or next to the archaeological sites for Italy’s biggest lifestyle store. A whopping 5000 m² are spread over three floors, and the interior design is far removed from the ancient Roman embellishment and ornamental stone mosaics that were popular in Nero’s day. The generous use of marble alone suggests that the connections to Carrara can’t have been all that bad. Together with design bureau Studio id4, the initiator and owner of the White Gallery, Claudio Cesetti, has designed a building in the style of a giant art gallery. Ultra clean and with a focus on spaciousness, the store is every purist’s dream. Plenty of white, strict symmetry and stringent lighting concepts are the cornerstones for the upscale concept, which

not only has the simple sale of fashion in mind – even if that may seem the case at first sight: the ground floor is consistently dedicated to fashion, alongside accessories and shoes, as well as perfume and cosmetics. What is interesting is the brand mix of big names, which is very unusual for Italy, like Burberry and Azzedine Alaïa, and lesser known designers like Maurizio Pecoraro and Daniele Michetti. “Our customers are surprised, but pleasantly so,” says Barbara Finassi with delight. A bespoke tailor’s has set up shop on the first floor. Absolute professionals work here to ensure that the clientele cut a ‘bella figura’ in the sophisticated threads. They know exactly where the darts should be placed if the wearer has been eating too much gnocchi over the winter. But if you’re hungry anyway, you’ll be pleased to discover the restaurant on the same floor, where the culinary finesse goes far beyond the horizon of spaghetti bolognese and pizza margherita. The entire second floor is reserved for the art exhibitions and events regularly organised by the White Gallery, including fashion shows and benefit galas, which offer aspiring

White Gallery Piazza Guglielmo Marconi 15-22 00144 Rom T +44 (0)6 54277400 www.whitegallery.it

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Retail Oukan Berlin

Mit Charme und Charity Text Gerlind Hector Fotos Achim Hatzius/Michael Mann

Fashion statt Fukushima! Japans Jungdesigner benötigten im vergangenen Jahr viel Kraft und Unterstützung. Natalie Viaux krempelte die Ärmel hoch und kreierte zugleich ein wunderbares Shopkonzept. Unter dem Motto ‚Your body your temple‘ wird für leibliches Wohl und coole Outfits gesorgt. Latte Macchiato, Chai Latte? Alles kalter Kaffee, denn das Heißgetränk der Stunde heißt Matcha Tee, und den besten davon gibt es zurzeit im Oukan im Zentrum Berlins. Natalie Viaux hat dort in der Kronenstraße 71, unweit der Friedrichstraße, einen Concept-Store eröffnet, der sich nicht nur durch seine Getränkekarte vom Gros unterscheidet. In erster Linie ging es der ehemaligen Fernsehjournalistin nämlich darum, etwas wirklich Sinnvolles zu schaffen. Die Initialzündung erfuhr das Projekt, als Natalie Viaux vor fast einem Jahr zufällig ein Brief junger japanischer Modedesigner in die Hände fiel. Nach dem großen Tsunami und der Fukushima-Katastrophe im März 2011 drohte ihnen gleich das nächste persönliche Drama: Die Tokioter Fashion Week war kurzfristig abgesagt worden, Japan hatte andere Sorgen. Die einzige nationale Plattform für die Jungunternehmer fiel somit weg. Sich allein auf internationales Parkett zu wagen, trauten sich die meisten nicht. Gemeinsam mit dem Modedesigner und gebürtigen Vietnamesen Huy Thong Tran Mai erkannte Natalie Viaux das Gebot der Stunde und organisierte zur Berliner Fashion Week im Sommer 2011 das Hilfsprojekt ‚Tokyo Gadukan‘ – japanisch für ‚Tokio Orchester‘. „Wir mochten die Idee, dass ein paar junge Künstler zusammenspielen und gemeinsam etwas Außergewöhnliches schaffen – eben wie in einem Orchester“, schwärmt sie noch heute. Am Ende kamen 40 japanische Labels nach Berlin. Bis dato ausschließlich in ihrem Heimatland bekannt, konnten sie nun ihre Kollektionen in der Kronenstraße 71, dem heutigen Concept-Store, einem internationalen Publikum präsentieren. Das Echo fiel überwältigend aus, und Viaux, die eigentlich ein Take-Away-Konzept für Matcha-Tee in Planung hatte, machte Nägel mit Köpfen: ‚Oukan‘, japanisch für ‚Krone‘ – der Name war schnell gefunden, das Motto ‚Your body your temple‘ ebenfalls. Unter dieser Überschrift werden heute auf rund 300 qm 82

und zwei Etagen japanische AvantgardeMode, hochwertige Wohnaccessoires, aber auch Patisserie und japanische Köstlichkeiten angeboten. Die kubistisch anmutende Innenarchitektur spielt mit viel Glas und Beton. Sie wirkt pur, aber nicht kalt – und bietet so eine perfekte Kulisse. „Uns liegen vor allem die unbekannten Designer am Herzen“, betont Natalie Viaux. „Yamamoto und Kawakubo kennt jeder, aber Marken wie Mabuya Mabuya oder Dummyhead Depaysemen sind echte Geheimtipps.“ Noch, möchte man meinen, denn das Oukan hat regen Zulauf und seit seiner Eröffnung im Herbst 2011 auch international viel Resonanz gefunden. Als Kreativchefin sprüht Natalie Viaux vor Enthusiasmus und beweist, dass ein gutes Konzept davon lebt, sich immer wieder zu hinterfragen und stets offen für Neues zu bleiben. Und sei es nur die Idee, im edlen Restaurant- und Cafébereich, der sich über eine großzügige Wendeltreppe erschließt, die in Japan beliebten Onigiri-Sandwiches auch mal als westliche Variante zu servieren – nämlich mit Feige und Ziegenkäse. Eine japanische Weisheit besagt: Das Glück der anderen ist dein eigenes Glück. Natalie Viaux hat nicht nur einer ganzen Reihe

japanischer Jungdesigner Glück beschert, sondern auch sich selbst.

CHarm and Charity Fashion instead of Fukushima! Japan’s young designers needed plenty of strength and support last year. So Natalie Viaux rolled up her sleeves and set to work creating a wonderful shop concept to showcase their designs. Under the motto ‘Your body your temple’ she is offering food, drinks and cool outfits. Latte macchiato, chai latte? Times are changing: the hot beverage du jour is matcha tea, and the best example of it can currently be found in Oukan in the centre of Berlin. Kronenstraße 71, not far from the Friedrichstraße, is the address of Natalie Viaux’ concept store, which really stands out from the crowd, and not only for its drinks menu. The first priority for the former television journalist was to really create something useful. The idea for the project came when a letter from young Japanese fashion designers hap-

pened to fall into Natalie Viaux’ hands. Following the huge tsunami and the subsequent Fukushima catastrophe in March 2011, they were faced with the next personal drama: Tokyo Fashion Week had been cancelled at short notice as Japan had other worries. That meant that the only national platform for the young entrepreneurs had disappeared. And most of them weren’t bold enough to try their luck on the international scene. Together with the fashion designer and native Vietnamese Huy Thong Tran Mai, Natalie Viaux seized the day and organised the aid project ‘Tokyo Gadukan’ – Japanese for ‘Tokyo Orchestra’, to coincide with Berlin Fashion Week in summer 2011. “We liked the idea of a few young artists getting together to create something extraordinary – just like in an orchestra,” she still enthuses. In the end, 40 Japanese labels came to Berlin. Previously only known in their home country, they were now able to present their collections at Kronenstraße 71, today’s concept store, to an international audience. The feedback was overwhelming, and Viaux, who was actually planning a takeaway concept for matcha tea, really threw herself into the project. ‘Oukan’ is Japanese for ‘crown’ and

provided the name for the store – which comes from Kronenstraße, the street the store is located on (“Krone” is the German word for crown). And the motto ‘Your body your temple’ seemed like a logical addition. Under this title, Japanese avant-garde fashion, premium quality home accessories, as well as a patisserie and Japanese treats are offered on an area of around 300 m² spread over two floors. The cubist-style interior design features a lot of glass and concrete. It comes across as purist, but not cold – offering the perfect backdrop. “The little-known designers are particularly close to our hearts,” emphasises Natalie Viaux. “Everyone is familiar with Yamamoto and Kawakubo, but brands like Mabuya Mabuya and Dummyhead Depaysemen are real insider tips.” But not for much longer, it seems, as Oukan has been drawing in large numbers of customers and, since it opened in autumn 2011, has also attracted plenty of international attention. As the creative head, Natalie Viaux is bubbling over with enthusiasm and is proving that a good concept thrives on new challenges and adapting to new situations. Like the idea of serving a Western variation – namely with fig and goat’s cheese – of the onigiri

sandwiches so popular in Japan in her chic restaurant and café area, which is reached via a large spiral staircase. As the old Japanese saying goes: the happiness of others is your own happiness. Natalie Viaux has not only made a whole host of young Japanese designers happy, but herself too.

Oukan KronenstraSSe 71 10117 Berlin T +49 (0)30 20626700 www.oukan71.com

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Retail L’Éclaireur Sévigné Paris

DIe Entdecker von paris Text Gerlind Hector Fotos Studio Arne Quinze/L’Éclaireur

Nomen est omen im Pariser FashionStore Éclaireur. Denn ein Éclaireur ist ein Entdecker, und zu bestaunen gibt es hier in der Rue de Sévigné so einiges: avantgardistische Mode und eine exzentrische Innenarchitektur, die in eine futuristische Traumwelt entführen soll. „Das ist nicht irgendein Laden, das ist eine Erfahrung“, sagt Arne Quinze über das Éclaireur. Was er mit diesem Statement persönlich verbindet? Nun, wer genau hinsieht, entdeckt in dem angesagten Store im Pariser Stadtviertel Marais immer mal wieder die Augen von Babs Becker, seiner Ex. Doch nicht nur dieses Detail geht auf Quinzes Konto, vielmehr die gesamte Innenarchitektur. Wer den rührigen Belgier also noch immer auf seinen Part als KurzzeitLover der berühmtesten Exfrau Deutschlands reduziert, sollte das dringend korrigieren und einen Trip nach Paris einplanen. Martine und Armand Hadida, die Besitzer des Éclaireur, sind alte Hasen in der Pariser Modeszene und stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Bereits vor 30 Jahren hat Armand seinen ersten Shop an den Champs-Élysées eröffnet und als einer der ersten Händler Girbaud, Prada oder Ann Demeulemeester mit ins Programm genommen. Überhaupt haben ihn die Kreationen der berühmten ‚Antwerp Six‘ nicht nur in seinem persönlichen Modegeschmack, sondern auch in philosophischen und künstlerischen Fragen extrem beeinflusst. „‚Shopping‘ ist für mich ein echtes Horrorwort“, erklärt er. „Uns geht es in erster Linie darum, Menschen zu inspirieren und individuell weiterzubringen.“ Die breite Masse will das Éclaireur folglich nicht bedienen, lieber eine kleine, aber feine Klientel mit besonderen Ansprüchen. „Wir laden unsere Kunden ein, an einer Story teilzunehmen, während die Kreationen der Künstler, egal ob Mode- oder Interior-Designer, als Schauspieler agieren“, lacht Armand Hadida, und man merkt ihm an, dass er sich am harten Pariser Mode-Pflaster noch lange nicht abgerieben hat. Vier Läden hat er mittlerweile in der Metropole eröffnet, jeder individuell gestaltet. Für das jüngste Ladenlokal in der Rue de Sévigné, das im Januar 2010 an den Start ging, wollten er und seine Frau Martine unbedingt Arne Quinze engagieren. Kennengelernt hatten sich Quinze und die Hadidas rein zufällig 84

Martine und Armand Hadida

The Discoverers of Paris

vor einigen Jahren in Stockholm – und man war gleich auf einer Wellenlänge. Quinze, ein künstlerischer Freigeist, schaffte über zwei Tonnen Holzplanken nach Paris und bastelte daraus eine beeindruckende, organisch wirkende Ladenskulptur. Dank unzähliger Lackschichten und jeder Menge Materialschlacht – auch Polyurethan und alte Metall-Druckplatten fanden Verwendung – entstand der Eindruck einer verschachtelten, wahnwitzigen Matrix-Architektur. Zusätzlich integrierte Quinze 147 animierte Video Screens, die für wechselnde Lichtverhältnisse und zusätzliche Bilderflut sorgen. Der Clou: Obwohl auf den insgesamt 450 qm kein Quadratzentimeter dem anderen gleicht, geht die Ware keineswegs unter und scheint sich perfekt in die Umgebung einzufügen. Armand Hadida zeigte sich von Anfang an begeistert: „Ich liebe dieses geordnete Chaos!“ Der angebotene Markenmix passt perfekt zum künstlerischen Anspruch des Interieurs. Mit Kreationen von Junya Watanabe über Marni und Dries van Noten bis hin zu couturigen Teilen von Balenciaga schaffen die Hadidas eine einzigartige Mélange, die nicht nur Touristen, sondern auch hartgesottene Pariser Fashionistas zum Schwärmen bringt. Wer nicht das Glück hat, den ‚dernier cri‘ gleich vor Ort in Paris einkaufen zu können, für den gibt es ein kleines Trostpflaster: Seit März 2012 hat sich das Éclaireur dem virtuellen Modehaus Farfetch.com angeschlossen, unter dessen Dach einige der exklusivsten Einzelhändler von Montreal bis Milano ihre Ware anbieten. Echte ‚Entdecker‘, die auf der Suche nach einem wirklich aufregenden, inspirativen Einkaufserlebnis sind, sollten allerdings weiterhin in die Rue de Sévigné fahren.

It’s all in the name at Paris fashion store Éclaireur. An éclaireur is a kind of scout or discoverer, and there’s certainly plenty to marvel at here on the Rue de Sévigné: avant-garde fashion and an eccentric interior design that will transport you into a futuristic dream world. “It’s not just any old store, it’s an experience,” says Arne Quinze about Éclaireur. But what exactly does he mean by that? Well, if you take a closer look, here and there you will discover the eyes of Barbara Becker, his ex, around the trendy store in the Parisian neighbourhood of Marais. But this isn’t the only detail that can be attributed to Quinze; he was responsible for the entire interior design. So if you’re still brushing off the enterprising Belgian designer as merely the short-term lover of the most famous ex-wife in Germany, it’s time to think again and start planning a trip to Paris. Martine and Armand Hadida, the owners of Éclaireur, are old hands on the Paris fashion scene and always on the lookout for new challenges. Armand opened his first shop 30 years ago on the Champs-Élysées and was one of the first retailers to stock designs by Girbaud, Prada and Ann Demeulemeester. And the creations of the famous ‘Antwerp Six’ not only strongly influenced him in his personal fashion taste, but also in terms of philosophical and creative matters. “For me, ‘shopping’ is an awful word,” he explains. “Our main priority is to inspire people and to aid them in their quest for individuality.” As a result, Éclaireur doesn’t aspire to the mainstream, preferring to attract a small, but exquisite clientele with discerning tastes. “We invite our customers to take part in a story, while the creations by the artists, regardless of whether they are fashion or interior designers, are like the actors,” laughs Armand Hadida, and it’s plain to see that he hasn’t yet been jaded by the tough Paris fashion scene. He has meanwhile opened four stores in the metropolis, each one individually designed.

For his most recent premises on the Rue de Sévigné, which opened in January 2010, he and his wife Martine were very keen to get Arne Quinze on board. The couple had already met Quinze by chance in Stockholm a few years before – and immediately found that they were on the same wavelength. Quinze, an artistic free spirit, brought over two tonnes of wooden planks to Paris and turned them into an impressive, organiclooking store sculpture. Countless layers of paint and a whole host of materials – even polyurethane and old metal printing plates were used – combine to create the impression of an interconnected, illogical matrix architecture. Quinze also integrated 147 animated video screens to create alternating lighting and an additional flux of images. The highlight: although no two square centimetres are the same on the total area of 450 square metres, the goods on show don’t get lost in the design and seem to fit in perfectly to their surroundings. Armand Hadida was impressed right from the outset: “I love this organised chaos!” The mix of brands on offer fits in perfectly with the artistic concept of the interior. With creations by designers ranging from Junya Watanabe to Marni and Dries van Noten down to couture-like garments by Balenciaga, the Hadidas are creating a unique mélange, which is not only sending tourists into raptures, but also die-hard Parisian fashionistas. But if you’re not lucky enough to be able to visit Paris and get your hands on the ‘dernier cri’, there is some consolation: since March 2012 Éclaireur has also been associated with the virtual fashion house Farfetch.com, a portal via which some of the most exclusive retailers from Montreal to Milano offer their wares. But the real ‘discoverers’ amongst you, who are looking for a really exciting, inspiring shopping experience, should definitely still make sure to drop by the Rue de Sévigné.

L'Éclaireur Rue de Sévigné 40 75004 Paris T +33 (0)1 48871022 www.leclaireur.com

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Ashish

G-Star

Wrangler

Mango

G-Star

Levi’s

RUnway Trends AW 2012/13

Das MiniMax-Prinzip Text Sophia Karlsson, Bela Tess Wind

Die Designer der internationalen Laufstege scheinen sich einig: Wenn man etwas mag, dann richtig. So bleibt die Silhouette des bodenlangen Sommerkleids uns auch im Winter erhalten. Sie wird, ob lässig oder edel interpretiert, gerne in tiefe Blautöne oder Schwarz getaucht. Neben den fließenden Maximalismus tritt ein ausdrucksstarker Minimalismus. Labels wie Nicole Fahri und Narciso Rodriguez setzen auf architektonische Schnitte, formstarke Materialien und Mäßigung in Detail und Farbe. Ganz anders die Vertreter, die durch ihre Liebe zum Grunge die 1990er wieder aufleben lassen: Gekonnt rebellisch plädieren Modehäuser wie Ashish und Brain & Beast für vielfältige Lagenlooks und körperferne Silhouetten. Ihre Message: Bequeme Alltagskleidung ist sinnvoller als jeder Mode-Knigge – und dazu stylisch. Apropos: Denimbrands wie Levi’s und G-Star Raw widmen sich ihrem Material hingebungsvoll, indem sie das ‚blaue Gold‘ zu Ganz-Körper-Outfits verarbeiten. Gleiches gilt für Designer wie Yiorgos Eleftheriades und Teresa Helbig – dann allerdings in puncto Leder. Das Universalmaterial sorgt sowohl im All-Over-Look als auch bei gezielt partieller Verwendung für Hingucker. Die Devise für den Winter lautet: Wer die Wahl hat, hat die Qual!

RUnway Trends AW 2012/13

Denim x Denim Die Denimbrands sind sich für den kommenden Winter einig: Sie alle möchten ausschließlich ihrer Passion frönen – und so heißt es: Denim x Denim. Beim Kombinieren ist vor allem Individualität gefragt. Von hell bis dunkel, von stonewashed bis clean – die Denim-Avantgarde erlaubt alles, solange der Träger der guten alten Arbeiterbekleidung in Blau treu bleibt. Levi’s und G-Star Raw präsentieren den klassischen Denim-Doppler: Jeansjacke und -hose von gleicher Farbe ergeben ein stimmiges Outfit. Weißer, geschlossener Hemdkragen, Fliege und Hut verleihen dem Denimanzug für die Jungs eine elegante Note, ebenso wie ein gekrempelter Hosenbund. Wrangler Blue Bell greift zur 7/8-Hose, während Cheap Monday den lässigen Look vorzieht und seine Models in used Skinny-Jeans über den Laufsteg schickt. Für Denim-Damen ist die Vielfalt der Kombinationen noch deutlicher: G-Star Raw verbindet Pastell- mit GrauBlau-Tönen. Levi’s hingegen kleidet die Frau – passend zum Mann – einheitlich und greift dazu das Dunkelblau der Schlaghose im Hemd wieder auf. Diesel Black Gold und Mango setzen auf die Capri-Hose zum Jeanshemd in schmalem Design. Übrigens: Einzelstücke aus Jersey und Strick sind erlaubt. Sie nehmen dem Look seine Strenge und lassen ihn femininer wirken.

The designers presenting their fashions on international catwalks seem to be agreeing on one thing: if you like something, then no half measures. So it looks as if the silhouette of this summer’s floor-length dress will be taking us through the winter season too. Whether with a casual or a sophisticated take on the style, it often comes in deep blues and blacks. Accompanying the flowing ‘maximalism’ is an expressionist minimalism. Labels like Nicole Fahri and Narciso Rodriguez have set their sights on architectonic cuts, shapely materials and a reduction of detailing and colour. Another extreme is shown by those reviving the grunge style from the 1990s: fashion houses like Ashish and Brain & Beast are skilfully opting for varied layer looks and wide-cut silhouettes with a hint of rebellion. The message: comfortable everyday wear is more practical than any fashion etiquette – and stylish to boot. Speaking of which: denim brands like Levi’s and G-Star Raw are wholeheartedly dedicating themselves to their material of choice, by creating head-to-toe outfits made from the ‘blue gold’. The same goes for designers like Yiorgos Eleftheriades and Teresa Helbig, but in their case it’s all about leather, a universal material that is always an eye catcher, whether in an all-over look or just to set an accent. So it certainly looks like we’ll be spoilt for choice this winter!

For this coming winter season, the denim brands are unanimous: they all want to revel in their passion for their chosen material – and so the motto is: denim x denim. When it comes to combinations, it’s all about individuality: from light to dark, from stonewashed to clean – the denim avant-garde is up for anything, as long as the wearer remains true to the good old workwear garment. Levi’s and G-Star Raw are presenting classic double denim: denim jacket and jeans resulting in a complete outfit of the same colour. A white buttoned-up shirt, bowtie and hat give the denim suit a slick twist, as well as a rolled up waistband. Wrangler Blue Bell is opting for jeans in a 7/8 length, whilst Cheap Monday is going for the casual look, sending models down the catwalk in used-look skinny jeans. And the multitude of choices is even more noticeable for female denim fans: G-Star Raw is combining pastels with grey-blue tones. In contrast to this, Levi’s is dressing women – to match the men – in monotone, and the dark blue of the flares is being reprised in its shirts. Diesel Black Gold and Mango are presenting Capri trousers paired with narrow fit denim shirts. By the way: exceptions to the double denim rule are allowed. Jersey and knitwear soften the severity of the look, adding a more feminine touch.

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86 Vladimir Karaleev

Cheap Monday

Levi’s

G-Star

Cheap Monday

Diesel Black Gold


Whitney Eve

Lala Berlin

Mongrels in common

Marcel Ostertag

Wood Wood

Unique

Brain & Beast

Ashish

RUnway Trends AW 2012/13

RUnway Trends AW 2012/13

Rebell with a cause

Let it flow Von Kopf bis Fuß stilvoll verhüllt – der entspannte Charme der bodenlangen Kleider des Sommers aus fließenden Stoffen begleitet die Fashionista auch noch im Winter. Dazu werden sanfte Elfenbeinund Pastelltöne durch kräftige Farben ersetzt, aus Softness wird Eleganz. Schlichte Schnitte erhalten auffällige Farben. Mongrels in common kombiniert ein starkes Kobaltblau mit Schwarz, Marcel Ostertag wählt zur fließenden Silhouette einen strahlenden Bronzeton. Laurèl fasziniert mit einem Übermaß an Stoffen. Wehender leichter Tüll und bodenlange Seide sorgen dabei für ein besonderes Augenmerk, während Lala Berlin auf Lässigkeit setzt: Der Maxirock aus Baumwolle erinnert an ein übergroßes Palituch und wird zu einem lockeren Longsleeve in ähnlicher Musterung getragen. Hannibal Laguna und Lever Couture präsentieren feminine Eleganz auf höchstem Niveau: Transparente Spitze und schwarze florale Muster sowie schwarze Handschuhe akzentuieren die edlen Roben.

Stylishly shrouded, from head to toe – the relaxed charm of the floorlength summer dress will continue to accompany fashionistas through the winter. And soft ivory and pastel tones will be replaced by strong colours; softness is making way for elegance. Minimalist cuts will come in striking colours. Mongrels in common is combining a vibrant cobalt blue with black, while Marcel Ostertag is opting for a brilliant bronze tone to go with his flowing silhouettes. Laurèl is keeping us fascinated with a surfeit of material. Wafting light tulle and floor-length silk attract special attention, whilst Lala Berlin is all about the laid-back look: the maxi skirt made of cotton is reminiscent of an oversized Palestine scarf and is worn with a loosely fitting, long-sleeved top featuring a similar pattern. Hannibal Laguna and Lever Couture are presenting the ultimate in feminine elegance: transparent lace and black floral patterns, combined with black gloves, perfectly accentuate the sophisticated gowns.

Spätestens seit dem kometenhaften Aufstieg der Band Nirvana in den 90ern ist Grunge jedem ein Begriff. Zum kommenden Herbst/ Winter erfährt nicht nur die Musik, sondern auch das dazugehörige Erscheinungsbild ein Revival: Die Designer präsentieren rebellische Outfits, die eine gewisse Ist-Mir-Egal-Attitüde verkörpern. Während Modehäuser wie Ashish und Brain & Beast es dabei Kurt Cobain und Konsorten gleichtun und auf eine angenehm respektlose Art und Weise Pop-Symbole konterkarieren, setzt Wood Wood seine Widerstandsposition gekonnt durch ein großflächiges CamouflageMuster in Szene. Doch es geht auch dezenter: Cheap Monday zum Beispiel präsentiert seine Lagenlooks aus Strick und Jeans in einer wesentlich gedeckteren, düsteren Farbpalette, Diesel Black Gold und Unique arbeiten mit gestreiften und gekreuzten Rot-SchwarzMustern. Doch mögen Farb- und Musterwelten auch noch so weit auseinandergehen – fest steht: Der ultimative Grunge-Stil lebt von körperfernen Silhouetten, die durch Lagen und weite Oberteile kreiert werden.

Since the meteoric rise of the band Nirvana in the 90s, grunge is certainly a term everyone is familiar with. For the coming autumn/winter season it’s not just the music that is enjoying a revival, but also the look to go with it: designers are showing rebellious outfits that exude a certain ‘couldn’t care less’ attitude. Whilst fashion houses like Ashish and Brain & Beast are channelling Kurt Cobain and co. by countering pop symbols in a pleasantly irreverent way, Wood Wood is revealing its rebellious streak with large-format camouflage patterns. But it can also be done in a more understated way: Cheap Monday, for example, is presenting layered looks with knits and jeans in subdued, dusky tones. Diesel Black Gold and Unique are working with striped and checked red and black patterns. Although they are all very different takes on the style, what they do have in common is the ultimate grunge look, summed up by voluminous silhouettes, created with layering and baggy tops.

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88 Hannibal Laguna

Laurèl

Laurèl

Lever Couture

Cheap Monday

Diesel Black Gold

Mark Fast

Cheap Monday


Sissi Goetze

Narciso Rodriguez

Vladimir Karaleev

Perret Schaad

Minx by Eva Lutz

Yiorgos Eleftheriades

Teresa Helbig

Temperley London

RUnway Trends AW 2012/13 RUnway Trends AW 2012/13

The Minimalists Klare Schnitte, wenige Details. Viele Designer haben sich für 2012 den Verzicht auf die Fahnen geschrieben – und penibel eingehalten. Dennoch zeigt die Zurückhaltung in Farbe und Verzierung eine starke Wirkung. Und so heißt es für den kommenden Herbst/Winter: auffallend schlicht. Nicole Farhi und Narciso Rodriguez gehen aufs Ganze und schicken ihre Models in unifarbenen Capes und Mänteln über den Laufsteg. Das Augenmerk liegt bei ihnen auf der Zelt- und A-Form aus gewalkter Wolle. Bei der Kombination von hüftlangen Blazern und kurzen Kastenjäckchen mit Bleistiftröcken spielt das exakte Einhalten der Farbwahl Schwarz oder Weiß eine wichtige Rolle. Longsleeves werden mit Turtleneck oder rundem Halsausschnitt getragen. Insgesamt gilt: Silhouetten und Schnitte sind architektonisch, fast skulptural inspiriert. Während Vladimir Karaleev und Sissi Goetze den futuristischen Stil mit einfarbigen Blickfängen propagieren, wagt sich Kilian Kerner doch an einen Hauch von Farbe. Verdeckte Knopfleisten, formbeständiges Material und der Verzicht auf schmückende Accessoires geben den Ton an. So gelingt der minimalistische Look in Perfektion.

Clear cuts, very few details. For 2012 a lot of designers have decided to opt for the ‘less is more’ principle – which is meticulously being reflected in their designs. But a reduction of colour and detailing can still have a strong impact, so the keywords for this coming autumn/winter season are noticeably minimalist. Nicole Farhi and Narciso Rodriguez are going the whole hog and sending their models down the catwalk in monochrome capes and coats. Their focus is on tent-shapes and Aline designs made from felted wool. With the combination of hip-length blazers and short boxy jackets with pencil skirts, the restrictiveness of black or white is playing an important role. Long sleeves are worn with turtlenecks or round necklines. In general silhouettes and cuts are very architectonic, almost sculpturally inspired. Whilst Vladimir Karaleev and Sissi Goetze are propagating the futuristic style with monochrome eye-catchers, Kilian Kerner is daring to indulge in a dash of colour. Covered button facings, materials that keep their shape and the omission of decorative accessories are setting the tone. Et voilà, you have the minimalist look down to a tee.

Universal material Während der letzte große Leder-Trend in eine rockige Richtung ging und klassische Bikerjacken fast überall zu sehen waren, bekommt der Dauerbrenner nun elegantere Gesellschaft. Labels wie Jason Wu und Teresa Helbig setzen in der kommenden Saison auf eng anliegende Ganzkörper-Styles mit klaren Linien. Knielange Kleider und Mäntel vermitteln durch den Verzicht auf überflüssige Details eine gewisse Strenge. So auch beim griechischen Designer Yiorgos Eleftheriades, der mit seiner Kollektion beweist, dass Zeitlosigkeit und Experimentierfreude einander nicht ausschließen müssen. Neben dem Leder-all-over-Style zeigt sich eine immer stärker werdende Tendenz hin zu einer gezielt partiellen Verwendung des Materials – zum Beispiel bei Labels wie Temperley London und Minx. Hier heißt es: nur Ärmel. Aber egal, in welchem Ausmaß sich die Liebe zum Leder äußert, eines ist bei fast allen Designern gleich: Der Fokus liegt auf Glattleder in gedeckten, dunklen Farben.

Whilst the last big leather trend took quite a rock-like direction and classic biker jackets were almost ubiquitous for a while, the wardrobe staple is now in even better company. Labels like Jason Wu and Teresa Helbig are concentrating on figure-hugging, full-length styles with clear silhouettes for the coming season. Knee-length dresses and coats convey a certain severity through their lack of superfluous details. The same is true of Greek designer Yiorgos Eleftheriades, who is proving with his collection that timelessness and a penchant for experimentation don’t have to be mutually exclusive. As well as the leather-all-over style, there is also a growing trend for the conscious partial use of leather – in the case of labels like Temperley London and Minx for example, where it’s all about the sleeves. But regardless how their love of leather is expressed, almost all of these designers have one thing in common: their focus is on smooth leather in subdued dark tones.

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90 Nicole Farhi

Kilian Kerner

Vladimir Karaleev

Lala Berlin

Yiorgos Eleftheriades

Jason Wu

Diesel Black Gold

Fyodor Golan


Moody Goods Die Goldenen Zwanziger

Deepa gurnani

Inspiriert vom Stil, fasziniert vom Charme und der Fröhlichkeit der 20s, widmet so manch Designer einige Stücke in diesem Sommer dem Goldenen Zeitalter. So heißt es: strahlen, glitzern, tanzen – und die Lust am Leben zelebrieren. Inspired by the style, fascinated by the charm and the conviviality of the 20s, this summer many designers are dedicating items from their collections to the Golden Age. Time to sparkle, glitter, dance – and celebrate a lust for life.

French Connection

Flirt mit Fransen Der Jazz und der Charleston – zwei kulturelle Errungenschaften der Goldenen 20er Jahre, die anfangs weithin verpönt waren. Denn freche Bewegungen in der Öffentlichkeit, die die weibliche Figur zur Geltung bringen, das gab es vorher so nicht. Ebenso wenig das dazugehörige kurze Charleston-Kleid, dessen Fransen bis heute nur zu gerne im Takt schwingen. Zum Glück unterlag der Schnitt dem prüfenden Auge der Zeit, und so wurde er zum Selbstläufer, den wir uns nur schwer aus der Garderobe wegdenken können. Lieblingsstück der kommenden Saison ist das cremefarbene Texas Tassels Dress von French Connection, das uns nachhaltig an die Roaring Twenties erinnert. Jazz and the Charleston are two cultural highlights from the culture of the Golden Twenties that were initially widely frowned upon. After all, sassy movements that accentuated the female figure had not been seen before in public. And neither had the corresponding short Charleston dress, the fringing of which is still swinging in time to the music today. Fortunately its hemline was deemed long enough for approval so the dress flew off the shelves and is still a firm wardrobe staple today. A favourite piece of this coming season is the cream-coloured Texas Tassels Dress from French Connection, which is a vivid reminder of the era of the Roaring Twenties.

Tiffany

Ausnahmsweise ohne Frühstück Schon Holly Golightly alias Audrey Hepburn konnte nicht anders, als sich dem Charme reicher Gentlemen und kostbaren Schmucks willenlos hinzugeben. Während Männer aber irgendwann in die Jahre kommen, bleiben edle Juwelen und Perlen zeitlos. Kein Wunder, dass sie nach wie vor die Herzen einer jeden Frau beflügeln. Die Perlenkette des New Yorker Nobelschmuckherstellers Tiffany & Co. ist 46 cm lang, hat einen Verschluss aus 18-karätigem Weißgold und einen Wert, der nahelegt, sich fix einen Millionär an Land zu ziehen. 6.780 Euro sind eben ein stolzer Preis. Da eifert Frau doch am besten der bezaubernden Audrey nach. Even Holly Golightly, alias Audrey Hepburn, couldn’t help but fall for the charm of rich gentlemen and expensive jewellery. But while the men eventually lose their shine some point along the line, precious jewels and pearls remain timeless. It’s no wonder that they still capture the heart of every lady. This pearl necklace by premium New York jeweller Tiffany & Co. is 46 cm long, has an 18-carat white gold clasp and a value that suggests you promptly bag yourself a millionaire. 6780 euros is certainly a hefty price to pay, which is why you’re better off emulating the captivating Audrey.

Krönender Abschluss Schon Coco Chanel wusste: Schmuck dient nicht dazu, Neid zu erwecken – Schmuck sollte staunen machen. Ein markanter Unterschied. Deshalb darf auch ein Haarband das Diadem ersetzen und Madame sich trotzdem wie eine Prinzessin fühlen. Zierende Accessoires müssen nicht kostspielig sein. Sie haben vor allem eine Bestimmung: Freude zu bereiten. Denn Freude ist unvergänglich – das galt zu Cocos Zeiten, und das gilt heute. Das Haarband von Deepa Gurnani ist mit edlem Strass besetzt und zaubert die richtige Prise glamourösen 20s-Charme ins Haar. Even Coco Chanel knew that jewellery shouldn’t be worn to make people look rich, but to adorn them. Which isn’t the same thing. That is why a hairband can replace a tiara and madame will still feel like a princess. Adorning accessories don’t have to be expensive; their main job is to bring pleasure. And pleasure, after all, is everlasting: that was the case in Coco’s day, and the same applies now. This hairband by Deepa Gurnani is embellished with elegant rhinestones and conjures up just the right amount of glamorous 20s charm for every hairstyle.

www.tiffany.com www.deepagurnani.com

Tabak Brucker

Smokey Lips Rauchende Frauen – Was in den 20ern noch Tabubruch war, hat sich längst gesellschaftlich etabliert. Ganz anders: die Zigarettenspitze, das ultimative Accessoire jener verruchten, verrauchten Zeit. Dabei macht nichts den Zug an der Fluppe so mondän wie ein schwarzes Mundstück mit goldenen Verzierungen, das sich elegant zwischen den Fingern halten lässt. Unser 10 cm langes Exemplar hat einen schlanken Hals für den stilvollen Look und einen Zigaretten-Auswerfer für die schnelle Entsorgung des Glimmstengels. Damit macht sogar das Paffen Spaß. Lady smokers – what was still a breach of taboo in the twenties has long since become socially acceptable. Something less usual: the cigarette holder, the ultimate accessory of that disreputable, smoke-filled era. And nothing makes a draw on a fag as sophisticated as a black mouthpiece with golden embellishments that can be held elegantly between your fingers. Our 10 cm long specimen has a slim neck for the stylish look and an ejector for fast. www.tabak-brucker.de

Chie Mihara

Luxe à pied

Mühlbauer

cHAPEAU! Zwei Dinge wird ein Mann niemals verstehen: das Geheimnis der Schöpfung und den Hut einer Frau. Zum Glück war es eine Dame, die im Jahr 1903 den Grundstein für die Hutmanufaktur Mühlbauer in Floridsdorf bei Wien legte. Auf diese Weise bekam das Familienunternehmen seinen besonderen Stil – und auch die Ladys wussten sich fortan wohlbehütet. Unser blaues Lieblings-Modell trägt den Namen ‚Annett‘ und ist eine moderne Interpretation des Glockenhutes aus den 20s: chic und leger – heute wie damals. There are two things a man will never understand: the mystery of creation and ladies’ hats. Fortunately it was a lady who, in the year 1903, laid the foundation stone for the Mühlbauer milliner’s in Floridsdorf near Vienna. So this is how the family-run company acquired its very special style – and, from then on, ladies knew where they could get their hands on the latest chapeau creations. Our favourite model in blue goes by the name of ‘Annett’ and is a modern interpretation of the cloche hat from the 1920s: chic and casual – both then and now. www.mühlbauer.at

Emanzipation anno 1920: Der Rocksaum rutscht höher, die Dame zeigt Bein – und vor allem Fuß. So erfährt der Klassiker Sandale eine völlig neue Interpretation: Glanz, Gloria und möglichst hohe Haken – ein Credo, das zum kommenden Herbst/ Winter einmal mehr von sich reden macht. Die Sandale von Chie Mihara aus sehr weichem Leder mit feinen Riemchen und Goldschimmer passt perfekt zum Lebensstil der starken Frau. Acht-Zentimeter-Absätze wollen selbstbewusst getragen werden. Auch in Zeiten der Gleichberechtigung kann es schließlich nicht schaden, dem Liebsten offensiv auf Augenhöhe zu begegnen. Emancipation in the year 1920: skirt hems were getting higher, ladies were showing a bit of leg – and, above all, their feet. So, for the first time, the classic sandal really came into its own: glitz, glamour and the highest heels possible – something that is once again a hot topic for this coming autumn/winter season. The sandals by Chie Mihara made from soft leather with thin straps and a golden shimmer perfectly match the lifestyle of the strong woman. After all, eight-centimetre heels require a confident wearer and, at the end of the day, even in times of equality it can’t harm to be on the same eye level as your man.

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