J'N'C News 1/2020

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J'N'C News – Brancheninformationen, 29. Jahrgang, Ausgabe 1/20, Freitag, 10. Januar 2020

1/ 20 Mitteilungen Marken Macher mode Meinungen

News

Macher

ISKO / Fatih Konukoğlu

AUS LIEBE ZUM DENIM Der türkische Denim-Hersteller Isko gehört zu den weltweit Besten, wenn es um Innovationen und verantwortungsvolle Produktion geht. In Sachen Nachhaltigkeit macht ihnen keiner so schnell etwas vor. Doch wie wird man zum Vorbild für eine ganze Branche? Wir baten CEO Fatih Konukoğlu zum Interview. S. 22

Messen

Mode

MARKEN

LABELS TO WATCH

Viel Bewegung

Streetwear-Adel

Urban & Vegan

Nachhaltigkeit

Die Berliner Modemesselandschaft ist im Wandel. Wir lassen die Veranstalter in unserem Messespecial zu Wort kommen. S. 32

Gibt es ihn, den neuen Luxus? Eine Frage, die nach einer Antwort sucht. Unser Mode-Essay klärt auf. S. 30

Das Berliner Label Alife & Kickin zeigt, dass es immer ein bisschen besser geht. Wie? Das verraten sie im Interview. S. 28

Wir porträtieren drei spannende Sustainable Brands, die es wert sind, einen genaueren Blick auf sie zu werfen. S. 20

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Die Veränderung zum Besseren Wann waren Sie das letzte Mal stolz auf sich, Ihre Arbeit und Ihr Unternehmen? Es ist doch so: Viele nehmen ihre Erfolge, die kleinen und großen, in einer sich rasant entwickelnden Arbeitswelt gar nicht mehr bewusst wahr (lesen Sie hierzu unsere neue J’N’C-Magazin-Ausgabe). Einer, der offenkundig auf die Leistung seiner Firma und seiner Angestellten stolz ist und damit sehr erfolgreich fährt, ist Iskos CEO Fatih Konukoğlu. Der türkische Denimhersteller Isko leistet in der Branche regelmäßig Pionierarbeit und inspiriert sie mit seiner Vision, mit technischen Fortschritten und Transparenz zu nachhaltigeren Produktionen. Denn neue Standards fordern zu mehr Leistung und Adaptionsfähigkeit auf. Die Konsequenz: eine Industrie, die im Idealfall immer besser wird. Und das ist genau das, was Fatih Konukoğlu mit ‚Kaizen‘, einer japanischen Lebensund Arbeitsphilosophie verfolgt: die Veränderung zum Besseren. Was genau damit gemeint ist, wie der Isko-CEO sich und seine Mitarbeiter zu Bestleistungen motiviert und wie er über die Zukunft der Mode denkt, erfahren Sie in unserem Coverinterview ab Seite 22. Die Zukunft der Mode soll vor allem nachhaltiger werden. Wie gut, dass sich diesbezüglich in den vergangenen zehn Jahren immens viel getan hat. So blicken wir alle etwas optimistischer in eine neue Dekade, die sich den tragenden Säulen Nachhaltigkeit, Fairness und Transparenz anvertrauen sollte. Das Potenzial der Modezukunft beweisen zahlreiche Newcomer-Labels besonders eindrucksvoll; sie machen es von vornherein richtig und sind die Entscheider von morgen. Welche grünen Brands wir auf unserem Radar haben, lesen Sie auf Seite 20. Auch das deutsche Unternehmen Alife & Kickin hat sich einer fairen Mission verschrieben: Nach nachhaltiger Outer- und Streetwear stehen als Nächstes recycelte Versandtaschen auf dem Plan. Doch dazu mehr ab Seite 28. Apropos Streetwear. Bis vor Kurzem noch undenkbar, empfiehlt sich ‚Mode von der Straße‘ heute als willfähriger Gehilfe bei einer Redefinition von Luxus. Warum das Unprätentiöse derzeit geadelt wird, durchleuchtet Redakteurin Cynthia Blasberg auf Seite 30. Den Nerv der Zeit trifft auch Kami Hashemi – im stationären Einzelhandel. Der Frankfurter Unternehmer versteht es, seine Stores erfolgreich zu führen, und hat für 2020 bereits das nächste Projekt in der Pipeline. Das weckte unsere Neugier, weshalb Autorin Renée Diehl ihm in Frankfurt einen Besuch abstattete. Das Interview dazu lesen Sie ab Seite 26. Über Entwicklungen im Einzelhandel haben wir auch mit AlbertoGeschäftsführer Marco Lanowy und Ralf Elfering, Pressesprecher von Lonsdale in Deutschland gesprochen. Was sie sich für die Zukunft des Handels wünschen? Dass Mut (Seite 14) und ein gut kuratiertes Markenportfolio (Seite 18) zu wichtigen Leitmotiven werden. Doch das neue Jahr bringt nicht nur spannende Projekte, sondern auch eine neue Saison mit sich. Die Herbst-/Winter-Kollektionen 2020/21 feiern ihr Debüt unter anderem auf den Berliner Modemessen. Da herrscht zum Jahresanfang reges Treiben: Die Neonyt und Panorama Berlin präsentieren sich erstmalig auf dem geschichtsträchtigen Flughafen-Tempelhof-Gelände und sorgen für reichlich Gesprächsstoff in der Branche. Die Premium hingegen hält, samt Seek und Co., weiterhin ihre Stellung und ist für viele Aussteller und Besucher eine verlässliche Konstante in der Messelandschaft. Skeptiker und Optimisten blicken jedenfalls gleichermaßen gespannt auf den Januar 2020. Doch was sagen eigentlich die Messemacher dazu? Das verraten wir Ihnen auf Seite 32. Seien wir mal ehrlich: Die Mode lebt vom Wandel. Und Veränderungen bringen vorrangig Verbesserungen mit sich. Vielleicht sollten wir uns daher alle etwas mehr ‚Kaizen‘-Philosophie gönnen und es Fatih Konukoğlu gleichtun: einfach mal stolz sein und mit Tatendrang in eine neue Dekade starten. Auf ein erfolgreiches Jahr!

LA MAISON, LE BIEN-ETRE. Made in Spain Foto Cover Sneaker: ‚The New Luxury‘ / Highsnobiety

Impressum Herausgeber

EPP Professional Publishing Group GmbH Liesegangstr. 17 40211 Düsseldorf Deutschland Tel. +49 (0)211 8303 0 Fax +49 (0)211 8303 200 info@jnc-net.de, www.jnc-net.de

Verlagsleitung Nikola Köster Kathrin Wimber

Chefredaktion Cheryll Mühlen

Associate Publisher Pierre D’Aveta

Redaktion Annika Duda Cynthia Blasberg Freie Mitarbeit: Chiara Baluch (cb) Renée Diehl

Lektorat und Schlussredaktion Eva Westhoff

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Pierre D’Aveta p.daveta@jnc-net.de Telefon +49 (0)211 8303-151

Anzeigen-Disposition Nikola Köster

Vertrieb EPP Professional Publishing Group GmbH

Produktion EPP Professional Publishing Group GmbH

GrafikDesign

Diana Huste (dgraphix.de)

Druck

Schaffrath, Geldern

Erscheinungsweise 6 Ausgaben jährlich (inkl. J'N'C Magazine)

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DP AG, Pressepost

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Jahresvorzugspreis bei Vorauszahlung 95,00 Euro inkl. Vertriebsgebühren & MwSt., Ausland (Europa): 110,00 Euro inkl. Tax & Vertriebsgebühren. Anzeigenpreisliste: Nr. 16 vom 01.10.2019

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ISSN: 2193-8423

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Mitteilungen

ATELIER GARDEUR

Lieblingsstücke

O’NEILL

Globetrotter

Die Kollektion von Atelier Gardeur für den Winter 2020/21 hat alles, was man sich erhoffen kann. Warme Camel- und Cognactöne, klassisches Karomuster, Tweed, Nadelstreifen und kuscheliges Wolljersey. Aber auch Denim kommt in der Womenswear Collection nicht zu kurz. Das Staple-Piece kommt im klassischen Style wie dem Five-Pocket-Typ sowie in coolen Menswear-Styles mit geradem Beinverlauf. Leo- und Snakeskin-

Print bleiben auch bei Atelier Gardeur der Bestseller. Klassik wird hier neu und modern interpretiert und lässt keine Wünsche offen, wenn es um lässige Basics geht. Der Allrounder SchwarzWeiß bleibt großer Bestandteil von Karodessinierungen. Ein kräftiges Rot wird zur neuen Statement-Farbe.

1952 wurde der Neoprenanzug von Jack O’Neill erfunden. Gute 68 Jahre später gibt es bei dem kalifornischen Label weitaus mehr als nur Anzüge, die vor kaltem Wasser schützen. O’Neill präsentiert für Herbst/Winter 2020/21 eine Kollektion, die den kalifornischen Lifestyle auf die schneebedeckten Berge bringt und die von Athleten entwickelten und getesteten Performance-Technologien auf die Straßen der Stadt. Die klassischen Kollektionspieces werden durch eine Outdoor- sowie Snow-Kollektion ergänzt. Doch das ist nicht alles: Die Kollektion wurde um eine Lifestyle-, Adventure- und Athleisure-Linie erweitert. Des Weiteren liegt ein besonderer Fokus auf ‚O’Neill Blue‘, einer Initiative von O’Neill, um die Ozeane zu schützen und die Natur in ihrer Vielfalt zu erhalten. Neben Aktionen wie Beach Clean-Ups zeugen innovative Designs, Technologien und Produkte der ‚O’Neill Blue‘-Linie vom großen Engagement der Marke in Sachen Nachhaltigkeit. Über 50 Prozent der Kollektionsmodelle tragen das ‚O’Neill Blue‘-Label. Das Label bezeugt, dass sie zu mindestens 30 Prozent aus nachhaltigen Fasern bestehen. Darüber hinaus sind alle Outerwearpieces vollständig PFC frei.

atelier-gardeur.com

oneill.com

CINQUE

The New Casual Elegance LANGERCHEN

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Im Winter darf es gerne etwas ruhiger sein. Auch bei Cinque geben warme Erdtöne und monochrome Looks den Ton an. Für die Herbst/Winter-2020-Kollektion interpretiert das Label erprobte Klassiker neu und setzt sie in einen modernen und zugleich zeitlosen Kontext. Es geht um das Kreieren langlebiger Lieblingsstücke, die schnelllebige Modetrends überdauern. Lässige Schnitte und fließende Materialien in Offwhite-Tönen sowie Camel und Dunkelbraun bestimmen den Gesamtlook der Kollektion. Akzente werden mit Navy-, Olive- und Goldtönen gesetzt. Strick ist und bleibt allgegenwärtig. Neben All-Over Looks ziehen sich klassische Karoprints und florale Muster durch die Damen-Kollektion. Die Menswear schließt sich dem Credo an: Camelfarbene Fellmäntel, Workwear-Jacken in Lammfelloptik und gezippte Kurzjacken in veganem Leder mit Webpelz sind nur einige Keypieces, über die sich die Herren zu Herbst/Winter freuen dürfen. Zudem lanciert Cinque Eyewear ebenfalls zum HW/2020 die erste Herrenkollektion. Im Fokus stehen Modelle in einer modernen und unaufdringlichen Form.

Deutsch-chinesische Nachhaltigkeit: 2013 gründeten Philipp Langer und Miranda Chen das nach ihnen benannte ÖkoOuterwear-Label Langerchen. Das erfahrene Duo verbindet die Leidenschaft für Mode mit einem fundierten Wissen über Stoffentwicklung. Aus diesem Grund verwendet Langerchen beispielsweise ‚Woolen Faux Fur‘. Das kuschelige Kunstfell wird aus Wolle produziert, auf synthetische Bestandteile wird vollkommen verzichtet. Doppelt nachhaltig und komplett ohne Mikroplastik. Für die Damen- wie die Herrenkollektion wird alles, vom Stoff bis zu den fertigen Produkten, in der eigenen GOTS-zertifizierten Produktionsstätte vor den Toren Shanghais hergestellt. Das gilt natürlich auch für den aktuellen Herbst/ Winter 2020: Funktion trifft hier auf urbane Styles. Die unisex Bomberjacken, Parkas und Pufferjackets sowie die weiteren Pieces der Damen- und Herrenkollektion werden von klassischen Schnitten in Kombination mit funktionalen Eco-Materialien dominiert. Innovative Details plus die perfekte Passform und Performance stehen zusammen mit der nachhaltigen und fairen Unternehmensphilosophie an erster Stelle.

cinque.de

langerchen.com

Texte: Annika Duda

Sustainable Pioneers


EXPLORE THE NEW LIFESTYLE COLLECTION AUTUMN / WINTER 2020 CONTACT: Bueltel Worldwide Fashion GmbH Marko Schroeer Head of Sales DACH Rheiner Str. 28, 48499 Salzbergen Phone: +49 160 963 65 782 E-Mail: m.schroeer@bueltel.com


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Mitteilungen

S.OLIVER

Stadtnomade CLOSED

Form follows function Auch wenn die Textilkünstlerin Anni Albers nie tragbare Stoffe kreierte, sind ihre textilen Kunstwerke auch heute noch Inspirationsquelle für viele Designer – so auch für Closed. Die deutsche Modemarke ließ sich für ihre Herbstkollektion 2020 stark von Anni Albers und ihrem Mann Josef beeinflussen, beide Pioniere des Bauhaus. Geometrische Formen, klare Linien und farbige Flächen lassen sich in den Kollektionspieces wiederfinden. Die Denim-Staples für den Alltag werden jetzt in den Farben Aqua, Butterscotch und Rosa angeboten, stark angelehnt an die typische Farbpalette von Josef Albers. Die Silhouetten entsprechen weiterhin dem Trend – lockere Schnitte und fließende Stoffe bleiben ein Must.

Das Rottendorfer Unternehmen s.Oliver ist seit seiner Gründung im Jahr 1969 bekannt für zeitgeistige Ready-to-wear-Styles. Und die Winterkollektion für 2020/21 reiht sich nahtlos in die Erfolgsgeschichte ein. Weite Kordhosen, Blumenprints und figurbetonte Rollkragenpullover übermitteln gekonnt den Retro-Spirit der 70er Jahre. Kuschelige Faux-Fur-Jacken, Teddymäntel, lange Wollmäntel im OversizeLook und neu interpretierter Stepp in Parka-Optik bestimmen zudem die Outdoor-Welt. Die altbewährten Basicfarben Schwarz, Weiß und Beige geben den Ton in der Kollektion an und zartes Rosé, Senfgelb und ein knalliges Rot setzen coole Akzente. soliver-group.com

closed.com

HERRLICHER

Herrlicher könnte es nicht sein

herrlicher.com

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KAVAT

From Florence with Love Das schwedische Label Kavat präsentiert sich erstmalig auf der Pitti Uomo in Florenz. Mit im Schlepptau: die Damen- und Herrenkollektion für den Herbst/Winter 2020/21 mit dem klaren Fokus auf Slow Fashion. Kavat-CEO Magnus Ericson erklärt: „Wir glauben an Transparenz und echte Werte. Unsere Qualität und unsere Handwerkskunst garantiert ein starkes Produkt für den zielbewussten Konsumenten. Die Modeindustrie wandelt sich: Originales Design und Tradition sind gefragter denn je. Genau das ist der Anspruch, den wir mit unserer Damen- und Herrenkollektion verfolgen. Wir freuen uns sehr, diese auf der Pitti Uomo

in Florenz zu zeigen – spannende Kontakte zu knüpfen, unsere Produkte zu präsentieren und die Geschichte hinter Kavat zu erzählen.“ Denn Jahrzehnte lang war Kavat vorrangig für seine Kinderkollektion bekannt, die durch ihre hohe Qualität und Nachhaltigkeit Erfolge feiert. Genau hier will das Unternehmen ansetzen. Die Damen- und Herrenkollektion besticht durch zeitlose, minimalistische Designs, wobei der nachhaltige Unternehmensansatz von Kavat auch hier selbstverständlich gewahrt bleibt. kavat.com

Texte: Annika Duda

Lässig, pflegeleicht und made in Europe. Attribute, die das deutsche Traditionsunternehmen Herrlicher allesamt für sich reklamieren kann – auch im Herbst/Winter 2020. Slim Fit steht bei dem Label hoch im Kurs. Ein Statement am Puls der Zeit. Schließlich feiert aktuell die schlichte Männerjeans ein Comeback. Der Stoff für die herrliche Jeans kommt aus Italien, sie selbst wurde in Bulgarien gefertigt und mit Etiketten und Knöpfen aus Portugal versehen. Mehr Europa geht nicht. Das absolute Highlight der Menswear-Kollektion von Herrlicher ist der Mantel aus Wildleder-Imitat und Faux-Fur-Futter, aber auch die anderen Pieces bestechen durch eine betonte Lässigkeit. Fließende Stoffe und gedeckte Farben geben den Ton an. Strick bleibt der beste Stylingpartner und der extralange Wollschal in verschiedenen Farben ist das ideale Add-on für jeden Winterlook.


UR O CK MME E CH GRA O PR

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Mitteilungen

YOU MAWO

Welcome to the future G-STAR

Super Stretch

‚Your Magic World‘. Dafür steht You Mawo, und der ungewöhnliche Name ist tatsächlich ein Versprechen. Schließlich kreiert You Mawo die optimale Brille. Für jedermann! Das Geheimnis dahinter sind maßangefertigte 3D-Druck-Brillen basierend auf einem 3D-Scan – ein Produkt, von einem vierköpfigen Team auf einem Tailand-Trip erdacht und made in Germany. Durch das Scanverfahren wird das Design der Wunschbrille auf die individuellen

Bedürfnisse des künftigen Trägers zugeschnitten. Darüber hinaus gibt es eine Kollektion, die man direkt beim Optiker kaufen kann. Also, egal ob ready-to-wear oder Brille nach Maß – mit hoher Qualität und beeindruckender moderner Technik überzeugt You Mawo sowohl Augenoptiker als auch Brillenträger. youmawo.com

Zwar prägt Denim die Identität des niederländischen Labels G-Star seit jeher durch und durch, doch das bedeutet keineswegs, dass man nicht stetig an der eigenen Expertise feilen würde. G-Star kombiniert Erfahrung mit Wissenschaft und liefert zum HW/2020 allen Denimliebhabern die perfekte Jeans. Die ‚Kir Stretch Denim O‘ ist nachhaltig, stylisch und super dehnbar. Die Stretch-Denim zeichnet sich durch einen zweiprozentigen Anteil der hochwertigen, abbaubaren Stretchfaser Roica V550 aus. Was die Faser so besonders macht? Sie wurde vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute mit einem Goldzertifikat für Materialgesundheit ausgezeichnet. Die Jeans ist in acht verschiedenen Silhouetten erhältlich, darunter auch zwei völlig neue Designs für Frauen und Männer. g-star.com

RIANI

Neo Nude Honig, Ocker, Oatmeal – es lebe das Comeback der schlichten Naturtöne! Das dänische Label Ecco reiht sich mit seiner Schuh- und Accessoire-Kollektion ‚Neo Nude‘ zum HW/2020 geschmeidig in diesen Trend ein. Der Clou: Ecco verzichtet bei der Gerbung des hochwertigen Leders auf synthetische Gerbstoffe und setzt stattdessen pflanzliche Extrakte ein. Für die Färbung des Leders verwendet die Marke ausschließlich natürliche Farbstoffe aus Bäumen. Und eine weitere Besonderheit an ‚Neo Nude‘ ist nicht nur, dass das Leder mit der Zeit intensiver und kräftiger in seiner Farbe wird. Es entsteht zudem eine individuelle Patina, da die verschiedenen Licht-, Wind- und Feuchtigkeitsverhältnisse unterschiedliche Spuren auf dem Leder hinterlassen. Zum Launch wurde in Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Künstler Alexis Christodoulou eine architektonische Rauminstallation geschaffen, die diesen Prozess spürbar werden lässt. Ganz im Zeichen der Schönheit des natürlichen Alterns. ecco.com

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Dolce Vita Ach ja, Italien. Eine wunderbare Kultur, aufregende Städte, ein herrliches Spätsommerklima und, nicht zu vergessen, das italienische Lebensgefühl. Und genau dieses fängt Riani mit seiner Herbst/Winter-Kollektion für 2020/21 gekonnt ein. Die Kollektion kommt in drei Drops. ‚Torino‘, ‚Firenze‘ und ‚Como‘. ‚Torino‘, der erste Liefertermin, spiegelt die Eleganz Turins gekonnt wider. Schwarz-weiße Looks stehen hier klar im Mittelpunkt als klassische It-Pieces für jeden Anlass. ‚Firenze‘ kommt dagegen schon farbenfroher daher. Die vielseitigen Ready-to-wear-Looks zeigen sich in Pudertönen und floralen Prints. Zum letzten Drop ‚Como‘ treffen maskuline Pieces auf feminine Elemente. Die Materialien werden herbstlich, cozy und erinnern durch die kühlen Blautöne der Kollektionspieces an den Comer See. riani.com

Texte: Annika Duda

ECCO



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Marken alberto

Alberto

DER WUNSCH NACH MEHR MUT Der deutsche Modehandel kämpft – vor allem mit einem Überangebot an einheitlicher Masse, das dem Endverbraucher kaum Anreize schafft, in die Innenstädte zu pilgern. Basics und berechenbare Warenangebote statt modischer Spitzen und individuell gestalteter Flächen. Hier sind unter anderem Einkäufer zu mehr Mut aufgefordert, findet auch Alberto-Geschäftsführer Marco Lanowy. Text: Cheryll Mühlen

Doch warum gehen viele Einkäufer bei der Order lieber auf Nummer sicher und riskieren, sich nicht von der Konkurrenz abzuheben? Marco Lanowy stellt von vornherein klar: „Nicht alle Einkäufer gehen bei ihrer Order auf Nummer sicher. Meiner Meinung nach ist entscheidend, über welche Art Einkäufer man spricht. Diejenigen, die eine Idee von ihrem Store haben und diesen als Dachmarke positionieren, bauen in der Regel spannende Sortimente auf und ordern nur in Ausnahmefällen ausschließlich Basics. Im Gegensatz hierzu gibt es aber auch die umsatzgetriebenen Einkäufer, denen womöglich gar keine Chance gegeben wird, ein kreativ kuratiertes Sortiment zusammenzustellen, das es vermag, den Endverbraucher zu überraschen, zu inspirieren und letztendlich zu überzeugen. Und dies – so zeigt die Erfahrung –, obwohl eine individuelle Order, die passgenau auf das Umfeld, die eigene Stilgruppe und/oder auf eine bestimmte Fläche zugeschnitten ist, messbar erfolgreicher ist.“ KREATIVITÄT GEGEN MONOTONIE Demnach sind für eine impulsgetriebene Order gleich mehrere Voraussetzungen erfolgsentscheidend: ein grundsätzliches Verständnis des Marktes und der Unternehmens-DNA, ein gutes Bauchgefühl für Trends sowie das Know-how über die wichtigsten Kundenprofile. Kurz: Im Einkäufer treffen Business und Kreativität aufeinander. Zwei Komponenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber eine notwendige Koexistenz eingehen müssen, um auf der Fläche Umsatz zu generieren. Warum? „Ganz einfach, weil Kunden nicht überall das Gleiche sehen wollen und auch nicht alle Kollektionsteile für jede Fläche, jede Region oder jedes Land passen“, erklärt Lanowy. „Allgegenwärtige Innenstadt-Monotonie ist der Anfang allen Übels. Die Kunden sind dank des World Wide Web so gut informiert, mobil, individuell und anspruchsvoll wie noch nie.“ Ein gut informierter Endverbraucher weiß also, was er will, und fordert es auch irgendwann ein. Kann der Einzelhandel die wachsenden Bedürfnisse mit seinem Angebot nicht befriedigen, ziehen die Kunden bereitwillig weiter – womöglich in die Onlineshopping-Welt. „Das Internet gibt ihnen jegliche Freiheit und die Kunden haben diese vollständig in ihr Leben integriert“, bestätigt Marco Lanowy. „Nicht zuletzt deshalb erwarten sie passgenaue, auf sie zugeschnittene Sortimente und es gilt, die Trendthemen zu bedienen. Wir bei Alberto bemerken, dass viele Einkäufer solche Entwicklungen erst im Laufe der Saison realisieren. Dann werden plötzlich verstärkt Trendthemen geordert, die wir in begrenzter Stückzahl ab Lager halten. Und diese Nachorder zeigt uns, dass es der Endverbraucher ist, der an die Stores herantritt und Modernität fordert. Die Frage ist, wie lange er dies tut, ohne abzuwandern. Denn eigentlich ist es die ureigene Aufgabe der Stores und Flächen, proaktiv solche Themen zu bedienen. Nur so erlangt man Profil. Sicher zu ordern hingegen ist auf Dauer lediglich ein sicherer Weg in den Untergang.“ DIE MARKE IST ZWEITRANGIG Im Grunde sollte sich der Einkauf nur wenig von seiner Zielgruppe unterscheiden, weil er verstehen muss, wonach der Kunde am Ende suchen wird. Was ist das Objekt seiner Begierde? Was will er kaufen? Das zu erkennen und ihn in entsprechendes Gebiet zu locken, das ist die Hauptaufgabe des Einkaufs. „Der Endverbraucher ist weltweit unterwegs – und sei es nur via Internet. Mit dieser informierten Grundhaltung begibt er sich auf die Suche. Die Marke selbst ist in diesem Moment zumeist noch zweitrangig. Schon alleine deshalb brauchen wir Pointierung auf den Großflächen. Ein Beispiel: Als wir bei Alberto wieder Bundfalte zeigten, taten sich viele Einkäufer zunächst schwer. Dann folgten die ersten Endverbraucheranfragen und plötzlich standen bei Alberto die Telefone nicht mehr still. Inzwischen hat man erkannt, dass Bundfalte neue Impulse schafft. Dieselbe Erfahrung haben wir bei etlichen anderen Themen gemacht, wie der Jogg-Pants etwa. Das zeigt uns: Wenn jemand eine Hose sucht, dann tut er dies nach Thema oder anlassbezogen. Flächen sollten also so kuratiert und gestaltet sein, dass man dem Kunden schnell das geben kann, wonach er verlangt. Aber genau davon sind wir vielerorts noch weit entfernt. Das Gebot der Stunde lautet also noch immer ‚Themen definieren und aufbauen‘.“ BUNDFALTE, LEDERHOSE ODER JEANS-CHINO Eine Bandbreite an Trends und Themen für die Herbst/Winter-Saison 2020 bietet das Mönchengladbacher Traditionsunternehmen und präsentiert sich jede Saison aufs Neue als unterstützender Partner. „Unsere Stärke liegt in der Beratung“, betont Marco Lanowy. „Wir schauen uns immer an, welcher Händler welche Stilgruppe bedient. Für den einen Store kann eine Fake-Leather-Hose genau das Richtige sein. Einem anderen Handelspartner würde ich aber vielleicht davon abraten, weil seine Stilgruppe vollkommen andere Styles erwartet. Generell gilt jedoch, dass man den Endverbraucher nicht unterschätzen darf. Er ist oftmals weitaus weniger sicherheitsdenkend in seinem Kaufverhalten, als es der Einkäufer ist.“ Welche Alberto-HW/20-Modelle empfiehlt der Geschäftsführer denn, wenn es darum geht, interessante Impulse auf der Fläche zu schaffen? „Wenn ich allgemein ein Thema für die Wintersaison 2020 benennen müsste, dann wäre das die Jeans-Chino. Mit diesem Modell bediene ich jenen Kunden, der in seiner Freizeit gerne Jeans trägt, ebenso wie jenen, der im Business Chinos bevorzugt. Ähnlich verhält es sich mit unseren Premium Business Jeans – auch hier kann man hervorragend das Thema herausstellen.“ Wie die Einkäufer diesen Rat annehmen werden und ob sie sich Neujahrsvorsätze in Sachen ‚mehr Mut‘ setzen, wird sich erst noch zeigen müssen. Es steht aber fest, dass es sich hier nicht allein um ein DACH-spezifisches Problem handelt. Weltweit gibt es Händler und Konzepte, die sich klar positionieren und entsprechende Erfolge verzeichnen. Marco Lanowy sieht beispielsweise bei unseren direkten Nachbarn, der Schweiz, Holland und Belgien, dass es auch anders, mutiger zugehen kann. „Dort traut man sich eher etwas“, sagt er. „Aber natürlich gibt es überall auf der Welt Händler, die ein Konzept vor Augen haben und einen wirklich guten Job machen. Oftmals findet man sie in Großstädten oder die entsprechenden Stores sind inhabergeführt. Typisch deutsch hingegen ist die Eckpreislage. In anderen Ländern verkaufen wir Alberto auch jenseits dieser Eckpreislagen hervorragend – etwa in den oben genannten. Da liegt Alberto im Umfeld der Top-Brands. Wobei man sagen muss, dass sich diese Platzierung im Premiumsegment – wie dort für Alberto üblich – immer mehr auch in Deutschland durchsetzt.“ Ob das Motto ‚No risk, no fun‘ dem Handel zu mehr Aufschwung verhelfen kann? Ein Versuch ist es sicherlich wert. alberto-pants.com

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Marken lanius / Mustang

LANIUS

No time to waste Das Label Lanius ist ein Ecofashion-Pionier aus Köln. Bereits 1999 begann Claudia Lanius, ökologisch einwandfreie Rohmaterialien mit femininen Stoffen und Silhouetten in Einklang zu bringen. Für den Herbst/Winter 2020/21 bleibt das Label seinem Credo treu und setzt zudem zukunftsweisende Standards im Fair-Fashion-Business. TEXT: Annika Duda

Das nachhaltige Womenswear-Label Lanius schafft die perfekte Verbindung von biologischen Materialien, fairen Arbeitsbedingungen und anspruchsvollen Schnitten. Das gilt einmal mehr für die Kollektion HW/2020, die von einer soften und puristischen Natürlichkeit geprägt ist. ‚Empathy‘, ‚Identity‘ und ‚Thoughts‘ heißen die drei Kollektionsthemen. Winterliches Weiß steht im Kontrast zu Electric Blue und den warmen Brauntönen. Toffee, Forest, Black und Creme-Töne harmonieren mit den hochwertigen Materialien und sorgen für Langlebigkeit. Was will man mehr? ‚Empathy‘ ist der Inbegriff von unangestrengter Eleganz. Tonale Farben wie Ivory und Beige treffen auf luxuriöse Alpakawolle. ‚Thoughts‘ wirkt erwachsen und angezogen. Recycelte Wolle und recyceltes Polyester greifen den Nachhaltigkeitsansatz des Labels auf und erinnern daran, wie wertvoll die Wiederverwendung langlebiger Ressourcen ist. ‚Identity‘ weckt durch die Verbindung aus Blau-, Grün- und Beige-Tönen Assoziationen an Wasser, Erde und Natur. Klimaneutral durch Emissionsausgleich Das war aber noch nicht alles, denn bei Lanius geht der Nachhaltigkeitsansatz über die Kollektionspieces hinaus. Ab sofort und rückwirkend für 2018 neutralisiert Lanius die CO2 -Emissionen des Unternehmens am Standort Köln und setzt damit ein noch deutlicheres Zeichen für den Klimaschutz. „Bäume sind die Lunge unserer Erde. Tagtäglich binden sie CO2 und produzieren neuen Sauerstoff! Wichtige Maßnahmen gegen den voranschreitenden Klimawandel sind daher der Erhalt von Wäldern und die Auffors-

tung freier Flächen. Hier sehen wir uns in der Verantwortung zu handeln“, so CEO und Gründerin Claudia Lanius. In Zusammenarbeit mit dem Beratungsteam von Climate Partner werden die CO2 -Emissionen des Modelabels ermittelt. Hierbei werden die Unternehmensbereiche Wärme, Strom, Wasser und Entsorgung, Mitarbeitermobilität samt Geschäftsreisen, Produkt-, Verpackungs- und Büromaterial sowie Druck-Erzeugnisse und der Bereich Logistik analysiert. Der Ausgleich der ermittelten Emissionen erfolgt durch die Unterstützung des Projektes Ecomapuá in Brasilien. Hier werden sowohl 90.000 Hektar Wald geschützt als auch die kommerzielle Abholzung unterbunden und eine alternative Einkommensquelle für die dort ansässigen Familien geschaffen. Das Projekt fördert die Entwicklung einer der ärmsten Regionen im Nordosten Brasiliens und ist neben dem Verified Carbon Standard auch mit dem Social Carbon Standard zertifiziert. Zusätzlich zum Emissionsausgleich zugunsten von Ecomapuá unterstützt Lanius die Wiederaufforstung deutscher Wälder. Aber auch auf Produktebene setzt die Eco-Brand neue Nachhaltigkeitsstandards. Mit dem klimaneutralen Statement-Shirt ‚No Time To Waste‘, das aus 50 Prozent Bio-Baumwolle und 50 Prozent recycelter Baumwolle besteht, startet Lanius ein neues Pilotprojekt. Anhand des Shirts prüft das Label neue Produktgruppen, um in Zukunft einen Großteil der Kollektionen CO2 -neutral anbieten zu können. lanius.com

MUSTANG

Eine Ode an den Norden Die Dänen sind bekannt für ihren simplen und ungekünstelten Lifestyle. ‚Hygge‘ beschreibt genau das – das gemütliche Zusammensein mit den Liebsten, ohne Stress und mit viel Gelassenheit. Ein Gefühl, das die Dänen tagtäglich leben. Und ein Gefühl, von dem sich das deutsche Denim-Label Mustang maßgeblich inspirieren ließ. TEXT: ANNIKA DUDA

Wer an Skandinavien denkt, dem kommen vermutlich zuerst die nordischen Länder mit ihren rauen und unberührten Landschaften, die glücklichen, authentischen Menschen mit viel Sinn für Familie und Gemütlichkeit sowie die traditionellen Feste in den Sinn. Kein Wunder also, dass es Mustang zur Herbst-/Winter-Saison 2020/21 in den Norden zieht. Inspiration waren hier vorrangig das gemütliche Flair Kopenhagens, die farbenfrohen Giebelhäuser und die alten Holzboote im Wasser. Eine unerschöpfliche Quelle an Farben und Nuancen, aus der sich Mustang gekonnt bedient. Aufgegriffen wird diese Farbpalette in dickem, weichem Strick, in bunten Blumenprints auf Oberteilen und Kleidern, aber auch in Denim, der Kernkompetenz der Marke. Die Farben passen sich

tonal in die Farbwelt Skandinaviens ein. Khaki, Gelb, Grau, Beige und Blau ziehen sich gemeinsam mit kühlen Pastelltönen wie ein roter Faden durch die gesamte Kollektion. Hinzu kommen Muster und Prints wie maritime Ankermotive. In Sachen Denim lautet die Devise: je weiter, desto besser. Der Beinverlauf wird weiter und der Bund sitzt weiterhin hoch. Das Outdoor-Thema ist ein Mix aus Active Wear und Retro-Sport. Rustikal, aber modern. Colorblocking, Pipings und ein schöner Materialmix bestimmen den Look der Outerwear. Die kommende Saison verspricht auf alle Fälle Gemütlichkeit und ein entspanntes Winterfeeling. mustang-jeans.com

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Marken Blue monkey / Purple lily

Geschäftsführer Rainer Müller

Blue Monkey / Purple lily

Die Liebe zum Detail Geschäftsführer Rainer Müller blickt optimistisch in ein neues Jahrzehnt – für Blue Monkey und Purple Lily. Die Bedingungen für eine erfolgreiche neue Dekade hat er bereits 2019 geschaffen: neue vertriebliche Strukturen, eine nachhaltigere Ausrichtung, verlässliche Kollektionen und ein loyaler Kundenstamm.

Interview: Cheryll Mühlen

Ihr seid diesen Januar auf keiner Berliner Messe vertreten. Warum? Wir waren ja jahrelang auf der Panorama, seit letztem Sommer haben wir uns jedoch gegen einen Stand entschieden. Die Kundenfrequenz war zuletzt einfach zu schwach. Die Messe hat uns keinen großen Mehrwert mehr gebracht. Bei Blue Monkey wurde intern einiges neu strukturiert. Kannst du uns kurz erläutern, was genau sich warum geändert hat und welche Vorteile Blue Monkey daraus zieht? Wir haben uns von drei festangestellten Vertretern getrennt und wieder auf freie Agenturen umgestellt. Das funktioniert für uns einfach besser. Zudem sparen wir Kosten wie Showroom und so weiter ein. Was steht für 2020 auf eurer To-do-Liste? Wir waren mit 2019 bereits sehr zufrieden und hoffen, dass es so auch 2020 für uns weitergeht. Auf der To-do-Liste steht auf jeden Fall das Thema Nachhaltigkeit. Bereits seit Herbst 2019 versuchen wir, weitestgehend auf Plastikverpackungen zu verzichten. Wir setzen auf Alternativen wie Polybags aus nachwachsenden biologischen Rohstoffen, welche dann auch biologisch abbaubar sind. 2020 möchten wir weiter daran arbeiten, einzelne Produktionsschritte nachhaltiger zu gestalten. Beispielsweise haben wir bereits seit diesem Jahr auch Produktionsstätten in Europa. Diese Entwicklung möchten wir fortführen und ausweiten. Wir haben außerdem seit Oktober ein NOS-Programm für Damen, das mittlerweile sehr gut ankommt. Die Sachen lassen wir in Europa produzieren. So können wir schneller reagieren.

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Kommen wir auf die Herbst/Winter-Saison 2020/21 zu sprechen. Welche Themen sind für Blue Monkey relevant? Die Themen Animal- und Karo-Prints werden weiterhin eine große Rolle spielen. Wir setzen jedoch auch auf unseren Klassiker: die Jeans. In neuen Schnitten, wie zum Beispiel Baggy, werden wir Waschungen und Details mit der unverwechselbaren Blue-MonkeyHandschrift präsentieren. Purple Lily geht zum Herbst/Winter 2020/21 in die nunmehr vierte Saison. Wie lautet dein bisheriges Fazit? Wir sind bisher sehr zufrieden und die ersten Auslieferungen kamen super an. Besonders die Passform wird gelobt. Wir etablieren uns also langsam auf dem Plus-Size-Markt. Wie beurteilst du den Markt von 2019 rückblickend und was, glaubst du, wird sich in der nächsten Saison tun? 2019 war für viele ein schweres Jahr. Es gab einige Insolvenzen. Daher hoffe ich, dass 2020 wieder mehr Stabilität in den Markt kommt. Welche Impulse aus der Branche sind für euch denn derzeit interessant? Wir beobachten das Thema Nachhaltigkeit weiterhin und schauen dabei natürlich auch, was andere diesbezüglich machen. Worüber wird deiner Meinung nach zu viel geredet, und wofür wird zu wenig getan? Das Thema Modemessen ist ein großes Thema. Viele sagen, die Messen sterben aus, aber eine wirkliche Alternative bietet nie-

mand. Es wäre schade, wenn die Branche keinen Platz mehr hätte, an dem sie sich austauschen kann. Es muss neue Konzepte geben, um ein Zusammentreffen der Hersteller und Händler wieder attraktiv zu machen. Das Konzept der getrennten Messen in Berlin wird langfristig nicht mehr Anreiz genug sein. Kann eine Marke heutzutage eigentlich noch überraschen oder gar hervorstechen? Oder erstickt die Branche an einem Überangebot in Zeiten der Schnelllebigkeit? Klar, es herrscht ein extremes Überangebot im gesamten Konsumgütermarkt. Da ist es schwer, sich langfristig zu positionieren. Blue Monkey gibt es jetzt schon seit über zehn Jahren. Wir haben in der Zeit gezeigt, für was wir stehen, und unseren signifikanten Look etabliert. Unsere Kunden wissen, was sie bekommen. Jedoch dürfen auch wir nicht stillstehen und müssen uns immer weiterentwickeln. Bei uns steckt in jeder Hose Liebe zum Detail. Wir versuchen, unsere Handschrift beizubehalten und trotzdem immer wieder mit neuen Elementen zu überraschen. Welche Message möchtest du zum neuen Jahr deinen (Neu-) Kunden mitgeben? Wir von Blue Monkey und Purple Lily sind weiterhin am Markt vertreten, um unsere Kunden mit einzigartigen Jeans zu versorgen. Wir entwickeln uns stetig weiter und wollen das Kundenvertrauen in unsere Marken 2020 weiterhin stärken. bluemonkey.de purplelily.de


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Marken Lonsdale

Ralf Elfering

Lonsdale

MODERNITÄT DURCH TRADITION Haltung zeigen gehört zur Markenphilosophie des britischen Unternehmens Lonsdale, das sich seit Jahren als starker Partner gegen Rassismus und Diskriminierung erweist. Der Imageschaden? Laut Ralf Elfering, Pressesprecher Lonsdale Deutschland, gehört das längst der Vergangenheit an. Wo die Traditionsmarke heute steht und wohin es gehen soll, erklärt er uns im Interview. Interview: Cheryll Mühlen

Für jemand, der Lonsdale nicht kennt: Kannst du uns die Marke mit drei Schlagworten beschreiben? Die liegen auf der Hand: Subkultur, Sport und Haltung. Und wenn noch ein viertes Schlagwort erlaubt ist: England. Wir starten in ein neues Jahrzehnt. Werfen wir doch einen kleinen Blick zurück auf die letzte Dekade. Welche Ereignisse waren für die Marke besonders bedeutsam oder prägend? Für uns war die Rückkehr des Logos als integraler Aspekt des Designs eine spannende Entwicklung. Bei Lonsdale war das Logo eigentlich schon immer groß auf der Brust und hat das Cinemascope-Logo der Marke weltbekannt gemacht. In dieser Hinsicht, könnte man sagen, wurden wir ausgerechnet durch unsere Tradition immer moderner. Nun zählt Lonsdale zur Streetwear-Szene und liegt damit voll im Trend. Und so wie es aussieht, reißt diese Bewegung auch erst mal nicht ab. Ist der Erfolg garantiert oder muss man sich als Marke innerhalb dieses Überangebots neu profilieren? Streetwear wird nie abreißen. Genau wie Sneaker und Hip-Hop diese Welt nicht mehr verlassen werden. Natürlich erfahren diese Dinge Veränderungen und Neuinterpretationen. Lonsdale ist als ein ganz früher Klassiker dieses Genres nicht im Zwang, sich profilieren zu müssen, sondern kann sein Erbe mit einem gewissen Selbstbewusstsein und mit Ruhe weiterentwickeln. Ihr habt vor einigen Saisons die drei Linien ‚Classic‘, ‚Smart‘ und ‚Fashion‘ lanciert. Inwiefern haben sie sich weiterentwickelt? Sie sind zu einem integralen Teil geworden und geben sowohl uns als auch den Kunden eine Orientierung. In den Linien ‚Classic‘ und ‚Smart‘ pflegen und entwickeln wir den Markenkern weiter. In der Linie ‚Fashion‘ können wir durchaus mal experimentieren. Das hat sich bewährt.

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Womit trumpft Lonsdale denn zur Herbst-/Winter-Saison 2020 auf? Sportlichkeit wird einen Schwerpunkt bilden. Das Thema Track Jacket haben wir zum Beispiel aufgegriffen und glauben, dass wir da interessante Sachen im Programm haben. Schließlich ist Sport ein Ursprung der Marke. Ebenso knüpfen wir mit einigen Designs an die subkulturellen Wurzeln der Marke an: Lonsdale war schließlich in der frühen Ska-Szene bereits eine gern getragene Marke. Die Marke engagiert sich aber auch seit langer Zeit im Kampf gegen Rassismus und politische Unkorrektheit. Kurz: Lonsdale zeigt Haltung, was derzeit wichtiger denn je ist. Kannst du uns mehr zu euren Projekten erzählen, darüber, wie man sich auch als Unternehmen klar positionieren kann? Und kannst du uns vielleicht auch verraten, ob ihr immer noch mit einem Imageproblem zu kämpfen habt – trotz des großen Engagements? Lonsdale wurde in den 1990er Jahren eine Zeit lang gerne von Rechtsextremisten getragen. Die sind wir schon recht bald erfolgreich losgeworden, indem wir uns deutlich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagiert haben. Wir unterstützen aktuell dezidiert antirassistisch arbeitende Sportvereine wie zum Beispiel den Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg und die Boxer des FC St. Pauli. Wir sind außerdem Partner der Initiative ‚Kein Bock auf Nazis‘. Im Marketing spricht man davon, dass heute von Unternehmen und Marken erwartet wird, dass sie Haltung zeigen. Wir mussten das schon vor 20 Jahren tun – und tun es bis heute. Daher können wir bestätigen, dass es einer Marke guttut, wenn sie eine klare Haltung zeigt. Mit einem Imageproblem haben wir nicht mehr zu kämpfen. Wer um die 50 oder älter ist, der wird sich vielleicht noch an die damalige Zeit erinnern. Wer aber heute zwischen 15 und 30 ist, der weiß vielleicht um dieses Kapitel der Markengeschichte, weil wir es ja auch gar nicht verheimlichen, kennt aber Lonsdale vor allem als Marke, die hier eine klare Position vertreten hat und bis heute vertritt. Hier haben wir viele Freunde gewonnen.

Sprechen wir auch kurz über eure Präsenz im Handel. Wie und wo positioniert sich Lonsdale im Markt – stationär sowie online? Die Umsätze verlagern sich zunehmend auf den Online-Handel. Das wissen wir alle. Auch wir haben uns hier mit einem verbesserten Angebot dem Endverbraucher zugewandt. Absehbar ist, dass sich auch das Endverbrauchergeschäft zu globalisieren beginnt: Perfektionierte logistische Ketten werden dies immer weiter vereinfachen, was noch einmal neue Herausforderungen mit sich bringen kann. Der stationäre Handel gerät immer stärker unter Druck, wo er uninspiriert im Mittelmaß bleibt. Aber, und dieses ‚Aber‘ ist wichtig, er hat eine Zukunft, wo er sich profiliert. Wir haben zum Beispiel einen Kunden, der mit Herzblut und daher mit Authentizität erfolgreich sein Geschäft betreibt und in den zurückliegenden Jahren seinen Umsatz mit Lonsdale um fast 400 Prozent steigern konnte. Sein Sortiment besteht aus gut kuratierten Marken – so will man es fast schon ausdrücken –, und auch online ist er sehr aktiv. Solche Geschäfte werden sicherlich eine Zukunft haben, da sie etwas bieten können, das online nicht abzuholen ist. Natürlich ist das aber auch ganz wesentlich eine Frage von Standorten und städtebaulichen Entwicklungen. Zu Beginn unseres Interviews sprachen wir über das letzte Jahrzehnt, aber wohin wird es deiner Meinung nach in den nächsten zehn Jahren gehen? Eingangs hatten wir beim Thema Logo darüber gesprochen, dass wir ausgerechnet über unsere Tradition wieder sehr modern wurden. Das ist das Spannende bei Klassikern: Sie müssen um ihre Aktualität nicht wirklich kämpfen, weil die Zeit ihren Gehalt immer klarer herausdestilliert hat: Die Geschichte einer Marke ist dann in wenigen Zeichen zitiert und präsent. Also sehen wir die Zukunft in der behutsamen, verantwortungsvollen Fortentwicklung der Marke sowie der Produkte. lonsdale.de



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labels to watch Neumühle / nandi / rhumaa

Neumühle

Nandi

Faire Wanderlust

All handmade

Große Ideen können auch in den kleinsten Dörfern entstehen. In dem beschaulichen Neumühle in der Schweiz gründen Mutter und Sohn im Jahr 2015 gemeinsam das nach dem Ort benannte Label. Der Fokus der Marke liegt nicht nur auf Accessoires – auch das Thema Umwelt und Nachhaltigkeit ist prägendes Element der Kollektionen. Auf unterschiedlichen Wegen wird jedes Produkt diesem Standard gerecht und vereint damit Ästhetik, Funktionalität und Fairness. Um dem globalen Problem Plastik entgegenzuwirken, entscheiden sich Edith und Andreas Fehr einen Schal zu kreieren, dessen Fasern aus recycelten PET-Flaschen bestehen. Für diesen Prozess wird aus den zerkleinerten und eingeschmolzenen Flaschen eine neue Faser gewonnen. Diese ergibt in Kombination mit Merinowolle einen stabilen und knitterfesten Begleiter für den Winter. On top verleiht das dominante Branding dem Schal aus den Bergen wahre Straßen-Kredibilität. Die Beanies werden aus weicher und atmungsaktiver Merinowolle gestrickt. In einem kleinen Familienbetrieb in Norddeutschland wird die Kollektion ‚Von Olaf‘ unter dem Hauptaugenmerk Nachhaltigkeit produziert. Entfernt man Nähgarn und Etiketten, sind die Mützen zu 100 Prozent biologisch abbaubar. Die klassisch nordischen Beanies variieren in ihrem Farbspektrum gedeckte Grau-, Blau- und Schwarztöne, es gibt sie aber auch in leuchtenden Farben wie Rot und Kobaltblau. Für die hauseigenen Dad Caps hat sich Gründer Andreas von einer Reise nach Vietnam inspirieren lassen. Aus diesem Grund werden die Kappen auch dort unter den WRAP-Standards aus vietnamesischer Baumwolle hergestellt. ‚Worldwide Responsible Accredited Production‘ ist international ein bedeutendes Gütesiegel für faire Arbeitsbedingungen. Die Caps kommen in leicht verwaschener Optik in Oliv-, Rosa-, Cremeund Grautönen daher. Neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit will Neumühle auch einem sozialen Anspruch gerecht werden. Die Marke hat sich aus diesem Antrieb heraus mit der Stiftung Züriwerk zusammengetan. Dadurch kann der komplette Lager- und Versandbetrieb von Menschen mit vorwiegend kognitiver Beeinträchtigung abgewickelt werden. Die kleine Marke aus der Schweiz bleibt damit ihrem Motto, das sie sich groß auf die Fahne schreibt, treu: Do good, look good. /cb neumuhle.ch

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Aus Alt mach Neu. Bei Nandi wird nicht nur der Fokus auf Handgemachtes gelegt. Für die Taschen von The Basket Room werden alte Pullover recycelt und zu geräumigen Shoppern im Ethno-Stil verarbeitet. Denn neben fairer Produktion spielt auch das Thema Nachhaltigkeit für den Shop eine entscheidende Rolle. 2016 haben zwei beste Freundinnen mit Nandi ihren eigenen Onlineshop gegründet. Hier vereinen Leonie Arau Mussons und Dora Vanessa Engelkes Schönes und vor allem Handgemachtes aus aller Welt. Neben ausgewählten Marken lassen sie mit Nandi auch selbst produzieren. So werden beispielsweise Batiktextilien wie lange Kleider oder Bucket Hats authentisch in Indonesien, auf Bali, hergestellt. Jedes Teil besteht aus organischer Baumwolle und wird von Hand gefärbt. Mittlerweile hat sich zum bestehenden Onlineshop ein eigener Concept Store in Prenzlauer Berg hinzugesellt. Alle Labels, die es bei Nandi gibt, sind mit Liebe von den Inhaberinnen ausgewählt. Einen besonderen Griff haben sie mit der Lifestylemarke The Basket Room getan, die einen ganz eigenen Recycling-Prozess verfolgt. Jede der Korbtaschen von The Basket Room ist ein Unikat. Denn die gewebten Shopper werden aus den Garnen alter Pullover und aus Wollresten hergestellt, die sonst in der Regel keine Verwendung mehr haben. Das Ergebnis sind einzigartige Taschen mit viel Charakter. Kleine Fehler hier und da sind aufgrund des Prozesses unvermeidbar – was die Korbtaschen jedoch noch individueller und charmanter macht. In Afrika produziert entsteht so ein zeitloses und vor allem nachhaltiges Ethno-Piece mit großzügigem Stauraum. Die ‚Nifty Wool Shopper‘ gibt es in verschiedenen Farben und Mustern. Alle greifen den ethnischen Stil ihrer Herkunft auf. Lange Riemen aus Leder veredeln die Taschen. Zusätzlich erfüllt der Kauf auch einen sozialen Mehrwert. Denn wer sich eine dieser besonderen Stücke zulegt, unterstützt Frauengruppen in Kenia. Neben Kleidung und Taschen findet man bei Nandi auch Wohnaccessoires wie Teppiche und Kissen oder filigrane Schmuckstücke. Weit gereist sind sie alle. /cb nandistore.com

Rhumaa

Kunst der Nachhaltigkeit Im Jahr 2014 gründet der Niederländer Daniel Beernink mit Rhumaa nicht nur ein Modelabel, welches sich dem Thema Nachhaltigkeit widmet. Jede Kollektion trägt auch die Handschrift eines aufstrebenden Künstlers aus Südafrika. So entsteht Kleidung mit einer einzigartigen Identität, die gleichzeitig eine starke Botschaft vermittelt. Zeitlosigkeit und Raffinesse. Die Attribute, mit denen die Marke sich selbst beschreibt, finden sich auch in den klassischen Designs und Schnitten der Kollektionen wieder. Der Fokus liegt stets auf natürlichen, biologisch produzierten Materialien. Der Gebrauch von Stoffen wie Cupro, einer künstlichen Naturfaser aus Zellulose, tragen zur Langlebigkeit bei und unterstützen damit den Effekt der Nachhaltigkeit. Rhumaa verfolgt die Prämisse, hochwertig zu produzieren und damit unserer Wegwerfgesellschaft etwas entgegenzusetzen und Kleidung herzustellen, die Bestand hat. Zusätzlich wird unter fairen Bedingungen in Europa produziert. Einen besonderen Charakter bringt die Marke vor allem durch die speziellen Prints ins Spiel, die jeweils aus der Feder von Künstlern aus Südafrika stammen. Gemälde, die sonst auf Leinwänden verewigt sind, oder Fotografien finden hier auf den Kleidungsstücken von Rhumaa ein neues Zuhause. Den Künstlern wird damit zusätzlich eine Plattform geboten, ihre Kunst bekannter zu machen. Doch die treibende Kraft hinter dem Label ist die Stiftung: Jede Saison schließt sich die Rhumaa Foundation mit einer wohltätigen Organisation zusammen. Im Foundation Shop werden Prints von Künstlern verkauft, die sich mit einem Nachhaltigkeitsthema auseinandersetzen. Mit dem Erlös wird die jeweilige Organisation unterstützt. Dieses Jahr hat sich Rhumaa mit The Beach Co-op zusammengetan, die sich dafür einsetzt, unsere Meere von Plastik zu befreien. Bei Rhumaa gehen die Aspekte Nachhaltigkeit, soziales Engagement und Förderung neuer Talente Hand in Hand. Ein Beweis dafür, dass Mode immer auch mehr bewirken kann. /cb rhumaa.com



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MAcher Isko / Fatih KonukoÄ&#x;lu

Die Isko x Miles Johnson Kollektion featured nachhaltige R-Two-Stoffe.

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MAcher Isko / Fatih Konukoğlu

Fatih Konukoğlu

ISKO / Fatih Konukoğlu, CEO

Wie löst man global festgefahrene Strukturen? Woher nimmt man die Kraft, sich immer weiter nach vorn zu treiben und das Beste aus vermeintlich begrenzten Gegebenheiten herauszuholen? Und wie nachhaltig kann Mode eigentlich sein? Interview: Cheryll Mühlen, Fotos: Isko

Der türkische Denim-Hersteller Isko ist eine echte Institution der textilen Branche und der erste Denim-Produzent, der die Zertifizierungen Nordic Swan und EU-Ecolabel erhielt. Unentwegt forscht das Unternehmen und investiert in nachhaltige, transparente Prozesse. Immer noch gilt die Denim-Industrie als eine der schmutzigsten und Isko möchte hier ein Zeichen setzen. Das Ergebnis dieses Anspruchs sind zahlreiche Patente und fortwährende Innovationen, die branchenübergreifend Veränderungen herbeiführen. „Es ist die Liebe zum Denim“, die Isko dazu antreibt, immer besser zu werden. Doch das kostbare Wissen behält der Produzent nicht für sich. Im Gegenteil, denn Transparenz beginnt beim Hersteller. Wie man mit gutem Beispiel vorangeht, erklärt uns Iskos CEO Fatih Konukoğlu im Interview. Herr Konukoğlu, ein neues Jahr eröffnet auch immer neue Wege und Möglichkeiten. Aber auf 2019 zurückblickend, worauf ist Isko am meisten stolz? Es gab so viele stolze Momente, dass es praktisch unmöglich ist, einen bestimmten auszuwählen. Dennoch gibt es drei Projekte, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind: zum einen die Einführung von ‚Isko Vital‘, der weltweit ersten Plattform für gewebte Kompressionstechnologie, auf der ISPO in München und bei Outdoor Retailer in Denver. Darüber hinaus wollten wir durch Sponsoring und die Teilnahme an verantwortungsvollen Veranstaltungen einen Wandel in der Branche vorantreiben. Dafür haben wir den Copenhagen Fashion Summit, die Drapers Sustainable Fashion Conference, Decoded Future London und Telegraphs Responsible Fashion Forum sowie die Who’s Next Impact in Paris unterstützt. Und zu guter Letzt zähle ich unsere Denim-Seminare auf der ganzen Welt als einen von Iskos stolzesten Momenten dazu. Wir konnten mit den Seminaren unsere Vision und Leidenschaft für ‚Responsible Innovation‘ mit unseren Kunden und Partnern teilen. Eines dieser Seminare fand in unserem Headquarter statt, um die Eröffnung unseres neuen hochmodernen Distributionszentrums zu feiern. Die Verbesserung von Textilien und eine nachhaltigere sowie transparentere Produktion gehören zu Iskos Stärken. Doch wie hält man den ständig wachsenden Anforderungen der heutigen Gesellschaft stand? Und wer bestimmt hier das Tempo? Die Hersteller, die Kunden oder die Verbraucher? Wenn es um Verantwortung geht, gibt es unserer Meinung nach keine Ziellinie. So viel steht fest. Wir bei Isko sind vielmehr ständig

auf der Suche nach neuen Wegen, um uns zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dabei bleibt kein Stein auf dem anderen. In Bezug auf das Tempo sind wir uns durchaus darüber im Klaren, dass die Menschen eine hohe Bereitschaft haben, sich von Marken und Einzelhändlern zu distanzieren, die nicht nachweislich verantwortungsvolle Methoden anwenden und mit gutem Beispiel vorangehen. Ich bin absolut der Meinung, dass jeder – von Herstellern über Marken bis hin zu Einzelhändlern – die Verantwortung für die Schaffung einer nachhaltigeren Bekleidungsindustrie übernehmen sollte. Nachhaltigkeit und Transparenz sind weltweit ganz klar tonangebende Diskussionsthemen – vor allem in der Modeindustrie. Wie viel von dem umsetzbaren Potenzial nutzt Isko bereits und was ist derzeit noch unerreichbar? Wir wollen so transparent wie möglich sein. Zu diesem Zweck wird alles, was wir in Bezug auf Nachhaltigkeit tun, von Dritten überprüft und vom Feld bis zum Stoff zurückverfolgt. Damit wollen wir sicherstellen, dass alles, was wir sagen und versprechen, auch faktisch bewiesen werden kann. Für die mehr als 25.000 Produkte in unserem Portfolio gibt es Ökobilanzen. Das macht uns zum ersten Denim-Hersteller, der zertifizierte Environmental Product Declarations (EPDs) vorweisen kann. Damit wird der Lebenszyklus eines jeden Produktes bewertet und der Wasserverbrauch und der CO2 -Fußabdruck von einem Quadratmeter Stoff ermittelt.

„Es ist unsere Verantwortung, den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen.“ Inwiefern sind diese Ergebnisse hilfreich? Sie ermöglichen es unseren Kunden, verantwortungsbewusste Beschaffungsentscheidungen zu treffen und klare Informationen zu Stoffen bereitzustellen. Und sie führten letztlich auch zur Erstellung von unabhängigen Produktkategorieregeln (PCR) für zukünftige EPDs der Denim-Industrie. Diese stehen nun jedem Unternehmen zur Verfügung. Sie ermöglichen es, auf transparente und vergleichbare Weise freiwillig Informationen über die Auswirkungen der Produktion auf die Umwelt zu sammeln und zu veröffentlichen. Wir sollten uns alle darüber im Klaren sein, dass dies ein fortlaufender

Prozess ist, daher gibt es immer Raum für Verbesserungen. Wir sind gespannt auf die Zukunft. Wird Mode denn jemals zu 100 Prozent sauber sein? Ja, aber nicht im Alleingang. Marken, Händler und Hersteller müssen auf ihrem nachhaltigen Weg zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Außerdem müssen die Regierungen ebenfalls ihren Beitrag leisten und Druck ausüben, um durch globale Standards und Regeln eine Messlatte zu legen. Nur so kann die Branche mehr Transparenz schaffen und letztendlich alle dazu drängen, sich für eine umweltfreundlichere Liefer- und Produktionskette einzusetzen. Das Image von Denim hat im Laufe der Jahre stark gelitten, sich aber aufgrund der Bemühungen der Branche, weniger Schaden anzurichten, erholt. Hat sich dadurch auch Ihre Beziehung zu Denim verändert? Verantwortungsbewusstsein ist für Isko nichts Neues. Es war von Anfang an Teil unserer Vision und ist tief in unserer DNA verwurzelt. Für uns bedeutet es einfach, das Richtige zu tun. Heute nutzen wir unseren Einfluss konsequenter. Was sich im Laufe der Jahre verändert hat, ist unsere Unterstützung der Bekleidungsindustrie. Sie hat sich insgesamt verstärkt. Wir sehen es einfach als unsere Verantwortung an, die richtigen Maßstäbe zu setzen und den Weg in eine bessere Zukunft zu weisen. Das Ergebnis sind nicht zuletzt zahlreiche Innovationen und Patente. Können Sie uns die wichtigsten in Ihrem Portfolio erläutern? Isko verfügt derzeit über 30 bestehende Patente, mehr als 250 angemeldete Patente und über 100 Marken. Zu unseren wichtigsten Patenten zählen ‚Isko Pop‘, ‚Isko Future Face‘ und ‚Isko Recall‘. Arbeiten Sie gerade an neuen Innovationen? Ja, wir haben sehr viele spannende Projekte in der Pipeline. Unter anderem werden wir unsere Wearable-Technologie im Februar 2020 auf der Wearable Device & Technology Expo ausstellen und unsere berührungsempfindlichen Innovationen zeigen. Berührungsempfindlich? Was bedeutet das? Wenn man den Stoff berührt, wird mithilfe der Isko Touch Technology ein Ton erzeugt – ganz ohne herkömmliche Knöpfe

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oder Schalter zu betätigen. Außerdem werden wir eine Kinderkollektion vorstellen, die die neueste Textilbeleuchtungstechnologie in Kleidungsstücke miteinbezieht. Sie soll Spaß machen und gleichzeitig Sicherheit bieten. Im Laufe des Jahres werden wir zudem ‚Isko Revotech‘ einführen: eine neue Technologie für nachhaltige Fasern, die eine Mischung aus FSC-Viskose und recyceltem Polyester enthalten. Und was bietet dieser Stoff? Extrem farbgesättigte Looks – auch in Schwarz und Weiß. Die schwarzen Versionen haben eine antistatische Oberfläche und behalten ihre Farben; Wäsche für Wäsche. Das glatte Aussehen dieses Materials und das weiche Griffgefühl kreieren einen modernen, faltenfreien Look, der sich sowohl für Mens- als auch für Womenswear eignet. Und gleich zu Beginn des Jahres bringen wir ‚Isko Wild‘ auf den Markt. Das ist unser revolutionäres DenimPelzprogramm, das die Modewelt inspirieren und begeistern soll. Es wird in Indigo als RFD (ready for dyeing) erhältlich sein und sowohl in Baumwolle als auch in Baumwollmischungen kommen. Worin unterscheidet sich denn Iskos Kunstpelz zu herkömmlichen? Im Gegensatz zu anderen Kunstpelzen setzen wir mit unserem keine Mikrokunststoffe in die Umwelt frei. Damit kann man den ganzen Glanz des Pelzes haben, ohne dabei den Planeten zu schädigen. Isko übernimmt auch mit dem ‚R-Two‘-Programm die, wie es bei Isko heißt, „volle Verantwortung“. Was genau meinen Sie damit? Unsere ‚R-Two‘-Stoffe enthalten eine Mischung aus wiederverwendeter Baumwolle und recyceltem Polyester. Bei der Verarbeitung von Rohbaumwolle zu Garn gehen in der Regel zehn Prozent des Materials verloren. Zu diesem Zeitpunkt unterscheidet sich Isko bereits von anderen, weil wir unseren Verlust sozusagen nicht nur überwachen und verfolgen, sondern auch wiederverwenden, indem wir ihn erneut in den Spinnprozess einbringen. Alle unsere wiederverwendete Baumwolle ist Content Claim Standard (CCS) zertifiziert. Anschließend mischen wir diese Baumwolle mit unserem zertifizierten recycelten Polyester und können, je nach Prozentsatz, die Zertifizierung nach GRS (Global Recycled Standard) oder RCS (Recycled Claim Standard) erhalten. Im Fokus von ‚R-Two‘ steht also die Verwertung von vermeintlichen Abfallprodukten? Richtig. Das Revolutionäre an ‚R-Two‘ ist die Konzentration auf die Reduzierung, um sicherzustellen, dass wir nicht noch mehr Rohmaterial beschaffen, als ohnehin benötigt wird. Denn je mehr wiederverwendete Baumwolle in einem Kleidungsstück enthalten ist, desto weniger neue Rohstoffe werden benötigt. Dies führt natürlich zu einem weitaus besseren CO2 -Fußabdruck als bei herkömmlicher Baumwolle oder sogar bei Bio-Baumwolle, was wir mit unseren Ökobilanzen und EPDs belegen können. Diese sind verfügbar für alle unsere ‚R-Two‘-Lösungen sowie für sämtliche Isko-Produkte. Unsere gesamte Frühjahr/Sommer-Kollektion 2021 basiert auf diesen wegweisenden und verantwortungsvollen textilen Konzepten. Im September 2019 hat Isko gemeinsam mit Modedesigner Miles Johnson die erste ‚R-Two‘-Kollektion lanciert. Warum haben Sie sich entschieden, mit ihm zu arbeiten?

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Diese Partnerschaft war für diejenigen, die Denim lieben und die den Planeten lieben, eine perfekte Ergänzung, da Miles dafür bekannt ist, Nachhaltigkeit und Verantwortung bei seiner Arbeit immer Priorität einzuräumen. Bei dieser Capsule Collection arbeitete Miles Seite an Seite mit unserem Forschungs- und Entwicklungsteam sowie dem Creative Room, unserem Zentrum für Design- und Stilforschung. Die Kollektion besteht aus unseren ‚R-Two‘-Stoffen, beinhaltet aber auch verantwortungsbewusste Designprinzipien, darunter minimales Waschen, Zierstreifen und Knöpfe auf natürlicher Basis und ‚grüne‘ gestickte Nieten. Müssen die Menschen denn erst einen modischen Bezug in einer Innovation erkennen, um sie überhaupt zu verstehen? Aus modischer Sicht relevant zu sein ist für unser Geschäft von entscheidender Bedeutung. Niemand würde die Produkte tragen, wenn sie nicht optisch ansprechend wären. Es ist also kein Zufall, dass Kompetenz, Kreativität und Verantwortungsbewusstsein, eine der drei Säulen unseres ‚Responsible Innovation‘-Ansatzes ist. Unser Forschungs- und Entwicklungszentrum ist das Herzstück von Isko. Hier arbeitet ein Team von Physikern, Chemikern, Biologen, Mathematikern und Textilingenieuren daran, echte Verbraucherprobleme und -bedürfnisse aufzuspüren, um das Leben der Menschen positiv zu verändern. Wir haben immer eine ganzheitliche Sichtweise und nähern uns Innovationen aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei lassen wir nie die Verantwortung außer Acht, da wir der Meinung sind, dass Forschung und Entwicklung Hand in Hand gehen und man einfach das eine nicht ohne das andere haben kann.

„Wir blicken optimistisch in die Zukunft und werden auch weiterhin in die Menschen und den Planeten investieren.“ Welcher Markt ist Ihrer Meinung nach der ehrgeizigste, um ‚grün‘ zu werden? Wir sind ein globales Unternehmen mit einem ausgewogenen Kundenportfolio und Kunden auf der ganzen Welt. Jeder Kunde, ob groß oder klein, ist uns wichtig. Wir haben dennoch festgestellt, dass insbesondere skandinavische Marken wie wir denken und Nachhaltigkeit in ihre Markenstrategien einfließen lassen. In den USA verzeichnen verantwortungsvolle Marken derzeit ein starkes Marktwachstum, und in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland führen nicht zuletzt neue Regierungsinitiativen dazu, dass Marken ihre CSR-Strategien (Corporate Social Responsibility) überdenken und stärker in verantwortungsbewusste Materialbeschaffung investieren. Ein Vorreiter in der Branche zu sein erfordert sicherlich ein starkes Team und eine klare Führung. Wie halten Sie Ihr Team motiviert und auf Kurs? Ich betrachte jeden, der bei Isko arbeitet, als Teil der Isko-Familie: Jeder kann hier einen direkten Einfluss auf die Unternehmensstrategie haben, da Teamwork Teil der Lösung ist. Ein typisches Beispiel

sind unsere ‚Kaizen‘-Projekte. Kaizen ist eine japanische Geschäftsphilosophie und basiert darauf, regelmäßig positive Änderungen vorzunehmen, um die Produktivität und das Engagement der Mitarbeiter zu verbessern. Das japanische Wort ‚Kaizen‘ bedeutet ‚Veränderung zum Besseren‘ und bezieht sich auf jede Verbesserung, einmalig oder kontinuierlich, groß oder klein. Kaizen ist ein täglicher Prozess, dessen Zweck über die einfache Steigerung der Produktivität hinausgeht. Es ist auch ein Prozess, der darauf abzielt, den Arbeitsplatz zu humanisieren, übermäßig harte Arbeit (‚muri‘) zu eliminieren und den Menschen beizubringen, wie sie ihre Arbeit objektiv bewerten und lernen, Verschwendung in Geschäftsprozessen zu erkennen und zu eliminieren. Bei Isko unterstützen Kaizen-Projekte unseren kontinuierlichen Verbesserungsprozess, der beispielsweise die Möglichkeit bietet, Umwelt- oder Sozialprobleme anzugehen, Innovationen zu entwickeln und den Betrieb zu verbessern. Zu Beginn eines jeden Jahres werden mit den Mitarbeitern Zielvereinbarungen getroffen, die auf der Leistung des Vorjahres in Bezug auf Sicherheit, Qualität, Kosten, Lieferung, Respekt vor der Umwelt und Ethik der Arbeitnehmer basieren. Und die Abteilungsleiter der Fabriken treffen sich monatlich, um die Kaizen in jeder Abteilung zu bewerten. Dies ermöglicht einen kontinuierlichen Wissenstransfer über Abteilungen hinweg. Dennoch kann ich mir vorstellen, dass es manchmal wirklich herausfordernd sein muss, mit all den neuen technologischen und wissenschaftlichen Entwicklungen Schritt zu halten. Wie bleiben Sie informiert? Ich habe meine Karriere als Textilingenieur begonnen und bin vor diesem Hintergrund von Natur aus immer auf der Suche nach neuen und innovativen Wegen, um Produkte und Prozesse zu verbessern. Wir haben über 120 Mitarbeiter in unserem Forschungsund Entwicklungsteam, und meine Tür steht immer offen, sodass ein stetiger Austausch über neue Ideen und Entwicklungen gewährleistet ist. Mit Niederlassungen in 30 Ländern und 60 globalen Kontaktpunkten ist die Welt enger zusammengerückt und unser Customer-Relationship-Management-System, kurz CMR, ermöglicht es uns, mit unseren Kunden und Verbrauchern in Verbindung zu bleiben. Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß? Da blaues Blut durch meine Adern fließt, bin ich total begeistert von Denim und seinen endlosen Möglichkeiten. Es macht mir großen Spaß, unsere Markenpartner dabei zu unterstützen, einer neuen Idee den Weg zu ebnen, und sie erfolgreich dazu zu bringen, die Denim-Industrie heute und in Zukunft marktorientiert zu gestalten. Zu Beginn des Interviews bat ich Sie, einen Blick zurück zu werfen. Nun möchte ich Sie bitten, nach vorne zu schauen: Wie sieht die Zukunft von Isko aus? Anfang 2020 werden wir unseren offiziellen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, der unsere bisherigen Erfolge, unsere aktuellen politischen Strategien und zukünftigen Ziele enthält. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und werden auch weiterhin in die Menschen und den Planeten investieren. iskodenim.com


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MAcher Isko / Fatih Konukoğlu

Wasch-Präsentation für Kunden im Isko HQ Die Isko x Miles Johnson Kollektion featured nachhaltige R-Two-Stoffe

Isko-Kunden haben viel Freude im Isko HQ

Isko-Stand beim Copenhagen Fashion Summit

Isko Arquas

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MAcher B74 / Kami Hashemi

Kami Hashemi / Gründer und Inhaber B74

Feel-Good

Business

Kami Hashemi

„Für mich hat der kleine Einzelhandel noch die gröSSten Chancen“ Während andere stationäre Stores schließen müssen, eröffnet er weitere: Mit seinen bislang vier Läden B74, Freitag by B74, Red Wing Shoes und Stetson im Herzen von Frankfurt am Main macht Kami Hashemi definitiv etwas richtig. Ein neues Projekt soll für September 2020 in der Pipeline sein. Im Interview spricht er mit uns über sein Erfolgsgeheimnis – viel Persönlichkeit, ein gutes Gespür und eine gewisse Risikobereitschaft. Interview: Renée Diehl

In Zeiten, in denen der Onlinehandel wächst und wächst – was sind da eigentlich noch die Argumente, die für den stationären Handel sprechen? Ganz klar das Einkaufserlebnis, die persönliche Beratung, der Kontakt zum Kunden – also hauptsächlich das Persönliche. Wir leben von Stammkundschaft und davon, dass wir weiterempfohlen werden, auch weil wir eine gute Beratung geben und nicht zu pushy sind, was den Verkauf angeht. Der Kunde sollte langfristig ein gutes Gefühl bekommen und den Laden auch verlassen dürfen, ohne etwas zu kaufen, oder um es sich einfach noch mal zu überlegen. Wir beraten gerne. Entweder hat der Kunde ein Ziel und weiß, was er möchte, oder wir beraten ihn und schauen, dass wir auf diesem Wege das Passende für ihn finden. Und wenn das einmal nicht klappt, dann klappt es hoffentlich beim nächsten Mal. Während andere Stores schließen, machst du noch weitere auf. Wie sehen deine Zielsetzungen beim Eröffnen eines neuen Stores aus? Meistens ist es so, dass ich eine neue Location in meinem näheren Umkreis finde. Das heißt, das B74-Konzept zum Beispiel kann ich in dieser Stadt nicht noch mal machen. Wenn an einem bestimmten Standort eine Fläche zu vergeben ist, muss ich mir also überlegen, was es in der Umgebung noch

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nicht gibt. Das funktioniert wie ein Filter. Ich kann mir ja nicht selbst im Weg stehen – unser Laden ist schließlich in einem Hinterhof gelegen. Wenn ich das gleiche Konzept noch mal an der Front machen würde, dann würde ich mir selber schaden. Dann muss ich überlegen, welche Marke unserer Philosophie, unseren Preis-Leistungs-Vorstellungen sowie unserer Lagerkapazität entspricht. Denn neben dem B74 setzen wir eher auf Monolabel-Stores. Bei dem Informationsfluss und dem Ausmaß, in dem der Kunde heutzutage mit Angeboten überhäuft wird, ist das die einfachste Lösung. Unter einem Multilabel-Store kann sich der Kunde eben nicht direkt etwas vorstellen. Wenn der Kunde aber in einen Laden hineinschaut und sieht, dass es da nur Hüte gibt, wie beim Stetson beispielsweise, dann weiß er direkt, ob er Interesse hat oder nicht. Was ein Multilabel-Store hingegen letztendlich muss, ist Vertrauen aufbauen. Gerade im B74 gibt es viele Marken, die keiner kennt. Das den Leuten zu vermitteln, ist viel mühsamer, als mit einer einzelnen Brand zu arbeiten. Mit der klaren Ausrichtung von Freitag, Stetson und Red Wing Shoes ist es wesentlich leichter, das Interesse der Kunden zu wecken. Wie triffst du in einem Multilabel-Store wie dem B74 die Auswahl neuer Marken und stellst sicher, dass diese zu deinem Kundenstamm passen?

In erster Linie ist das ein Bauchgefühl. Darüber hinaus suche ich meistens Marken aus, die uns einfach ergänzen. Noch mal das Gleiche anzubieten, wäre hier ein Fehler. Was Denim angeht, haben wir eine amerikanische, eine japanische, eine skandinavische und eine deutsche Brand – das Einzige, was hier parallel läuft, sind zwei italienische Marken. Außerdem lasse ich meistens die Finger von Marken, die angeblich gerade gut laufen. Was auch vorkommt, ist, dass Kunden vermehrt nach einem Label fragen und wir es dann aufgrund dessen anbieten. So kam zum Beispiel Blaumann in unser Sortiment. Der Wunsch nach Zusammenarbeit wurde hier von beiden Seiten bejaht, wir haben nun mit einer kleinen Stückzahl gestartet und sofern das funktioniert, erweitern wir die Auswahl. So läuft es hier eigentlich mit allen Marken. Zudem ist es notwendig, auch immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Das Label TSPTR macht zum Beispiel Snoopy-Prints, bei denen das Kinderherz unserer Kunden aufgeht. Und auf einmal steht da ein 60-jähriger Mann im Laden, der anfängt zu grinsen und es haben will. Dann sehe ich, ich habe etwas richtig gemacht, und in der nächsten Saison bauen wir das aus. Ob die Zusammenarbeit mit einem Label zustande kommt, liegt oft am richtigen Moment, daran, ob ich die Firma schon kenne,

ob die Kommunikation gut funktioniert, wie groß das Label ist und so weiter.

„Mit den NOS-Teilen bin ich ein geringeres Risiko eingegangen. Mit den Unikaten gehe ich zwar ein gröSSeres Risiko ein, aber das wird auch belohnt.“ Hat sich das Brandkonzept des B74 über die Jahre gewandelt und falls ja, inwieweit? Ich habe das Konzept in der letzten Zeit dahingehend erweitert, dass ich vermehrt auf Unikate und saisonale Teile setze. Bei der Marke Filson gibt es beispielsweise einige Stapleteile, bei denen nicht viel passiert. Aber saisonal bringen sie diese Teile zum Beispiel in besonderen Colorways raus. Darum habe ich lange einen Bogen gemacht, habe immer nachbestellt, immer nur die Basics dagehabt. Ich habe aber auch gemerkt, dass ich jetzt seit beispielsweise zehn Jahren den Shop habe und der Kunde nicht noch einmal das Gleiche kaufen möchte. Jetzt gehe ich, wenn die Labels das anbieten, gezielt auf saisonale Pieces oder Unikate, die natürlich immer etwas teurer


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Fotos: Christian Schramm

MAcher B74 / Kami Hashemi

Mit seinen Stores B74, Red Wing Shoes, Stetson und Freitag setzt Kami Hashemi ein Zeichen im Frankfurter Einzelhandel.

sind, was aber letztendlich auch gewünscht ist. Ich habe Kunden, die sich bei mir von Kopf bis Fuß eindecken. Mit den NOS-Teilen bin ich hier natürlich ein geringeres Risiko eingegangen. Mit den Unikaten gehe ich zwar ein größeres Risiko ein, aber das wird auch belohnt, weil es eben besondere Sachen sind, und wenn diese weg sind, sind sie weg. Bei den Denims muss ich natürlich trotzdem darauf achten, dass sie nachbestellbar sind. Aber sonst ordern wir inzwischen vermehrt Saison-Highlights und mussten uns dafür von den absoluten Basics trennen. Was macht Frankfurt als Standort aus und denkst du, dein Konzept würde in anderen Städten genauso aufgehen? Ich bin in Frankfurt geboren und fühle mich auch nicht als Deutscher oder als Iraner, sondern als Frankfurter. Und meine Eltern hatten ja schon Läden Ende der 70er Jahre, so viele Leute haben mich schon in meinen Läden gesehen – es ist also auch das Netzwerk. Ich kenne mich hier aus, habe ein Gefühl für die Stadt und was hier noch funktionieren könnte. Wenn ich jetzt in eine fremde Stadt gehe, kann ich mir dort natürlich die Nachbarschaft anschauen und sehen, ob ein Konzept da reinpassen würde, aber ich kenne dort eben keinen. Und dann steht der Laden für sich allein, während das Vertrauen, das wir hier aufgebaut

haben, und die Bekanntheit unserer Familie natürlich von Vorteil für uns sind. Wenn ich jetzt also einen neuen Laden eröffne, ist mein Kunde auch gerne bereit, dort hinzugehen. Gerade mit dem Stetson Store ist es so, dass der Kunde immer nach Hüten gefragt hat und ich wusste, dass es außer einer Hutmacherin keinen weiteren Hutladen in Frankfurt gibt. Aufgrund meiner guten Beziehung zu Stetson entschied ich dann, gemeinsam mit der Brand die Nische zu schließen. Wie stellst du bei vier verschiedenen Stores sicher, dass die Atmosphäre persönlich bleibt? Ob das gelingt, liegt letztendlich an der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern, was viel mit deren Charakter zusammenhängt. Zum Teil muss man den Mitarbeitern sagen, wie es zu laufen hat, andererseits muss man es teilweise auch laufen lassen. Selbstverständlich haben wir einen gewissen Anspruch an unsere Mitarbeiter – denn auch die müssen natürlich wissen, dass wir hier vier Läden haben. Da ist ja eben der Punkt: Wenn ein Kunde in einem unserer Läden schlecht behandelt wird, dann gehen wir das Risiko ein, dass der jeweilige Kunde in gar keinem unserer Läden mehr einkauft. Umso wichtiger ist es, dass wir nicht so umsatz-pushy sind. Natürlich muss ein gewisser Umsatz da sein, aber wir sehen ja auch selbst, dass Faktoren wie das Wetter, die Jahres-

zeiten, Urlaub und Ferien da mit hineinspielen. Und wenn man dem Mitarbeiter an dieser Stelle nicht so einen Druck aufbaut, sondern die Beratung an erste Stelle setzt, sodass der Kunde gerne wiederkommt, dann ist das meiner Meinung nach der richtige Weg.

„Um die Kaufhäuser mache ich mir eigentlich eher Sorgen – die haben das Wort Sale so sehr überstrapaziert.“ Gib uns doch bitte einen kurzen persönlichen Ausblick in die Zukunft des Retails. Wenn man jetzt vom inhabergeführten Einzelhandel ausgeht, muss dieser einfach immer am Puls bleiben. Er muss die Bedürfnisse der Kunden sowie den Wandel der Zeit im Blick haben – auch was Social Media angeht. Das hat den Vorteil, dass man nun auch in anderen Ländern wahrgenommen wird und auch dieser Kunde hierherkommt, wenn wir ihn durch unsere Posts, beispielsweise auf Instagram, überzeugt haben. Gerade hatten wir einen Kunden aus Russland. Das, was er kaufen wollte, war zwar in seiner Größe nicht

da, aber er wollte unbedingt ein Teil aus unserem Store haben, und das ist für mich ganz großes Kino. Ich glaube, wenn man nicht stehen bleibt – und das ist auch eine Sache der Generation –, kann man vieles erreichen. In zehn bis 15 Jahren muss bei mir ein Nachfolger, beispielsweise meine Kinder, kommen, der es genau wie ich damals schafft, direkt am Puls der Zeit zu sein. Zu diesem Zeitpunkt bin ich selbst wahrscheinlich aus dem Business rausgewachsen. Momentan hat bereits mein 22-jähriger Sohn die Regie über all unsere Instagram-Accounts, und das funktioniert sehr gut, auch wenn ich das Ganze zunächst nicht so ernst genommen habe. Um die Kaufhäuser mache ich mir eigentlich eher Sorgen – die haben das Wort Sale so sehr überstrapaziert, dass es gar keinen Impuls mehr gibt. Dafür haben sie jetzt den Black Friday, weil der Konsument davon ausgeht, dass es an diesem Tag überall Prozente gibt. Das ist halt gar nicht unser Thema. Somit haben wir auch einen ganz anderen Kundenstamm, der unsere Arbeit zu schätzen weiß und nicht nur zum Sale einkaufen kommt – in den Sale kommen bei uns ohnehin nur die Sachen, die nicht laufen, oder Brands, die wir nicht mehr weiter anbieten wollen. Für mich hat der kleine Einzelhandel, auch wenn er es schwer hat, noch die größten Chancen. b74.de

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Marken Alife and kickin

ALIFE AND KICKIN

FAIRE MODE ZU FAIREN PREISEN Was als zweiköpfiges Team in der Nähe von Berlin 2008 begann, ist heute zu einem 50-Mitarbeiter-Unternehmen herangewachsen, das die Welt ein Stückchen bewusster, wenn nicht sogar besser machen möchte. Wie? Mit „fairer Mode zu fairen Preisen“, wie sie sagen. Produziert wird in China und Indien – ohne Kinderarbeit, zu fairen Arbeitsbedingungen und sozialverträglichen Löhnen. Ein Interview mit Lisa Schwebel, Design & Marketing Alife and Kickin, über reale Ziele, zeitgenössische Werte und zukünftige Herausforderungen. Interview: Cheryll Mühlen

Euer Name transportiert Energie und Power, wirft aber für viele auch eine semantische Frage auf. Wie kam Gründer Nico Jacob auf den Namen und was bedeutet er? Besonders mit dem Slogan #WEAREALIFE verwirren wir viele unserer Kunden – mit Absicht! Denn auch wir wissen, dass es heißen müsste ‚We are alive‘. Wir sind aber ein Leben, ‚A Life‘, eine Zukunft – eine Welt mit dem besonderen Kick eben!

Bedeutung. Faire und gesunde Fertigungsbetriebe, in denen es keine Kinderarbeit gibt und wo die Arbeitnehmer angemessene Löhne erhalten, stehen im Alife-and-KickinWertesystem ganz oben.

Nun gibt es viele Brands, die sich und ihren Look so beschreiben würden. Warum also wurde Alife and Kickin gegründet? Was ist die Intention hinter der Marke? Alife and Kickin wurde mit dem Ziel gegründet, eine Marke zu kreieren, die es schafft, binnen kürzester Zeit auf Kundenwünsche zu reagieren und den kompletten Handelsbedarf im deutschsprachigen Raum abzudecken. Wir wollen die Marke sein, die verlässlich und schnell genau die Artikel ‚baut‘, die der Konsument braucht – und das am besten schon bevor der Kunde weiß, was er will.

Ganz oben stehen bei euch auch Jacken, funktionelle Outerwear sowie Sweats und Shirts – alles unterschiedliche Produkte mit verschiedenen Ansprüchen. Was muss man als Marke Lisa Schwebel heutzutage alles beachten, wenn man nachhaltig produzieren möchte, ohne an Design und Performance einbüßen zu wollen? Es klingt nach einer großen Herausforderung, aber der Schlüssel zum nachhaltigen Produzieren ist eine effektive Kapazitätenplanung. Alife and Kickin geht langfristige Partnerschaften mit Produzenten ein und hat ein langzeitlich geplantes Sourcing, sodass wir weder an Design noch an Performance einbüßen müssen.

Und der will derzeit nachhaltig produzierte Ware. Wie gut, dass ihr zu 100 Prozent vegan seid und dem Motto folgt: ‚Faire Mode zu fairen Preisen‘. Was genau macht euch denn nachhaltig? Nachhaltige und umweltfreundliche Kleidung beginnt bei der Auswahl der Textilien. Wir haben alle tierischen Produkte aus der Kollektion verbannt, verwenden für Outdoor-Jacken 100 Prozent recyceltes Polyester und arbeiten derzeit an einer neuen Jacken-Kollektion mit Fake-Wool. Doch um innovative, nachhaltige Produkte herzustellen, ist auch die Wahl der Produktionsstätten und eine verantwortungsvolle Produktion von zentraler

Die Themen Nachhaltigkeit und Transparenz sind omnipräsent. Welche Vorteile haben sich durch das wachsende Interesse für euch ergeben? Oder gibt es sogar Nachteile? Wir sind dankbar für die vielen Neukunden, die wir aufgrund des wachsenden Nachhaltigkeitsdenkens gewonnen haben, und freuen uns über das positive Feedback unserer Bestandskunden, die unsere Arbeit nun noch mehr zu schätzen wissen. Das ständige Up-to-date-Bleiben bedeutet für Alife and Kickin auch ein aufwändigeres Sourcing, aber gerade in Verbindung mit dem Thema Nachhaltigkeit würden wir das nicht als Nachteil bezeichnen.

Wie würdest du den Look der Marke mit drei Schlagworten beschreiben? Lässig, detailverliebt und farbenfroh.

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Du sagtest vorhin, dass Alife and Kickin lässig, detailverliebt und farbenfroh ist. Hat sich denn der Look & Feel eurer Brand in den vergangenen elf Jahren geändert? Und wenn ja, inwiefern? Ja, wir sind definitiv erwachsener geworden und legen von Kollektion zu Kollektion mehr Wert auf unser Labeling sowie Details, ohne dabei unseren Mut zur Farbe zu verlieren. Bleiben wir beim Look & Feel. Alife and Kickins Wurzeln liegen in Ellefeld. Und erst kürzlich habt ihr einen Standort in der Hauptstadt eröffnet. Das lässt vermuten, dass der Berliner Vibe Einfluss auf die Kollektionen nimmt. Definitiv, das war auch einer der Gründe für die Standorteröffnung. Das urbane Großstadtgefühl wird man in unserer kommenden Alife-and-KickinHW/20-Kollektion klar erkennen: Neues Branding, weite Oversize-Schnitte und neu entwickelte Stoffe ergänzen unsere bisherigen Styles. Wir erfinden gerade die altbewährten Styles neu und freuen uns über den frischen Wind aus Berlin. Ihr beliefert deutsche Platzhirsche wie Peek & Cloppenburg, Yeans Halle und C.J. Schmidt oder Online-Riesen wie Zalando oder About You, aber ihr seid auch international unterwegs. Welche Märkte sind außerhalb der deutschen Grenzen eure stärksten und welche Länder sind gar ausbaufähig? Außerhalb Deutschlands gehören Österreich und Norditalien zu unseren stärksten Märkten. Aber auch in Tschechien und in den Niederlanden ist Alife and Kickin ganz gut vertreten. In Zukunft

werden wir den skandinavischen Markt weiter ausbauen. Kommen wir auf das Messegeschehen zu sprechen. Ihr stellt diesen Januar auf der Panorama Berlin aus. Welche Vor- und Nachteile hat die deutsche Modemesselandschaft für euch? Von Vorteil ist ganz klar der direkte Kundenkontakt. Man lernt neue kreative Menschen und Labels kennen, kann die Marke Alife and Kickin individuell präsentieren, sich direkt austauschen und im besten Fall Neukunden gewinnen. Doch die unterschiedlichen Standorte der Messen in Berlin erschweren diesen Austausch natürlich enorm. Blicken wir noch mal zurück, immerhin bricht ein neues Jahrzehnt an. Was hat sich deiner Meinung nach am Handel und an dessen Herausforderungen am meisten verändert? Das sind ganz eindeutig das Konsumverhalten auf der einen Seite und das Nachhaltigkeitsziel auf der anderen. Die Geschwindigkeit der Mode mit allen Stil- und Trendveränderungen dann noch an den Konsum- und Nachhaltigkeitsgedanken anzupassen, ist die größte Herausforderung. Was erwartet Alife and Kickin ab 2020? Derzeit produzieren wir mit einem Nachhaltigkeitspotenzial von 30 Prozent. Ein Ziel für 2020 ist, dieses Potenzial in zukünftigen Kollektionen weiter auszubauen. Geplant sind beispielsweise Versandtaschen aus 100 Prozent recycelbarem Material. Ein langfristiges Ziel ist auch die Automatisierung unserer Produktionsvorgänge, um Überproduktionen zu vermeiden. Wir wollen zum richtigen Zeitpunkt alle Kundenbedürfnisse abdecken und nachproduzieren, sodass es keine Lagerüberhänge mehr gibt. alifeandkickin.com


January 25 – 27, 2020 Showroom Concept January 24 – 28, 2020

March 8 – 10, 2020

AREAL BÖHLER

AREAL BÖHLER DÜSSELDORF

GALLERY-DUESSELDORF.COM

GALLERY-SHOES.COM

International, order-oriented trade shows for fashion, shoes and accessories with a mix of young and established brands based in Dusseldorf!


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MODE Essay

Aus dem Buch ‚The New Luxury‘: Aleali May (li) und eine ebenso nachhaltige wie luxuriöse Kreation des Berliner Labels Working Title.

Gibt es ihn, den neuen Luxus? Mit dem Jahreswechsel 2020 hat eine neue Dekade begonnen und, wie wir wissen, sind Dekaden modisch stilprägend. Was wird man also über die frühen 20er-Jahre dieses Jahrtausends im Rückblick sagen? Welche Veränderungen und neuen Lesarten sind zu erwarten? Wird das StreetwearPhänomen der 2010er-Jahre seinen Einfluss auf die Mode ausweiten? Text: Cynthia Blasberg

Luxusmarken wie Gucci, Louis Vuitton und Balenciaga sind ohne Kooperationen mit Brands wie Supreme oder Nike und ohne Designer wie Virgil Abloh oder Demna Gvasalia mittlerweile undenkbar. Es scheint, als sei Luxus im Begriff, sich grundlegend zu verändern. Das legen nicht zuletzt Artikel und Bücher nahe, die zum Ende 2019 vermehrt erschienen sind. Lambert Wiesing, Professor der Philosophie, widmete sich in der Novemberausgabe der Brand Eins der Definition von Luxus. Gleichzeitig verkündete Fashionunited den Tod der It-Bag. Und Highsnobiety veröffentlichte bei Gestalten ein Buch mit dem Titel ‚The New Luxury‘. Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Fischer hat recht, dass Streetwear sich in den letzten Jahrzehnten in dem Maß verändert und weiterentwickelt hat, wie sich die dazugehörenden Subkulturen im Mainstream aufgelöst haben – vornehmlich die kulturellen Nischen des Hip-Hop. Brands wie Vans, Carhartt und Stüssy und die entsprechenden Styles repräsentierten lange die Zugehörigkeit zu einer Nischenkultur wie Skater-Szene oder Hip-Hop-Kultur. Und auch die neue Lesart von Luxus ist eng verbunden mit dem Prinzip der subkulturellen Dresscodes.

Stellt man die Frage, was Luxus ist, erhält man sehr unterschiedliche Antworten. Was den Schluss zulassen könnte, Luxus werde in erster Linie subjektiv wahrgenommen und definiert. Auffallend ist aber, dass Luxus nach wie vor eng mit Statussymbolen und hochpreisigen Produkten assoziiert wird. Vereinfacht gesagt: Bling-Bling gleich Luxus. Highsnobiety setzt dem in seinem Buch eine weitere, neue Deutung entgegen, der zufolge Luxus nicht mehr über den Preis, sondern über Bildung und Wissen um die Dechiffrierung kultureller Codes funktioniert. Im Highsnobiety-Kontext geht es bei der Neudefinition von Luxus vor allem um den veränderten, sprich gestiegenen Stellenwert von Streetwear. Tatsächlich gewinnen Marken im Luxussegment dank der Kooperationen mit Streetwear-Brands an Distinktion und die limitierten Auflagen schaffen Begehrlichkeiten. Darüber hinaus werden neue, jüngere Kunden gewonnen, die Mode und Styles anders interpretieren. Diese Klientel hat keine Berührungsängste, Nike mit Gucci, Uniqlo, Balenciaga und Supreme zu kombinieren.

Der kulturelle Zugang, das Insiderwissen soll heute über Luxusgüter repräsentiert werden. Es reicht nicht, ein hochpreisiges Teil zu kaufen, vielmehr muss man, um dem Lifestyle folgen zu können, einen entsprechenden kulturellen Background haben. David Fischer ist sich bewusst, dass die alte Garde, die so genannten ‚Old Heads‘ sich schwertun zu akzeptieren, dass Streetwear im Mainstream gelandet ist. Er vergleicht das mit der Independent-Musikkultur. Bands wie zum Beispiel Nirvana schafften den Sprung zu einem Majorlabel, aber gleichzeitig verloren sie einen großen Teil ihrer ursprünglichen Fan-Base, die MainstreamMusikkultur per se ablehnte. Hier funktioniert sein Statement, Brands seien die neuen Bands, perfekt. Ob Mode aber tatsächlich eine ganze Kultur ersetzen kann, ist fraglich. Schließlich sind die Looks der Skater, Hip-Hopper und anderer Jugendbewegungen nur ein kleiner, sichtbarer Teil der Gesamtkultur. Zwar existieren die Looks der Streetwear nach wie vor, aber immer weniger Konsumenten sind sich des Ursprungs bewusst. Und natürlich hängt auch an der neuen Art des Luxus ein Preisschild. Ein luxuriöses Fashion Item kann sich schwerlich davon freimachen, Statussymbol zu sein.

Highsnobiety-Mastermind David Fischer hatte bereits in dem ebenfalls bei Gestalten erschienen Buch ‚The Complete Highsnobiety Guide to Street Fashion and Culture‘ mit dem markigen Satz: „Brands are the new bands“ ein Statement gesetzt und untermauert dieses in ‚The New Luxury‘. Er spart dabei den neuralgischen Punkt, wie sich Streetwear ursprünglich definiert hat und ob demzufolge ein Label wie Off-White überhaupt Street sein kann, nicht aus.

In diesem Zusammenhang ist das Buch ‚Luxus‘ von Lambert Wiesing interessant. Der Professor der Philosophie fordert darin eine Differenzierung von Begriffen wie Protz und Komfort im Kontext Luxus und schreibt: „Das banalste T-Shirt einer einschlägigen Marke funktioniert (…) als ein protziges Statussymbol und dies sogar ostentativ und ohne jeden übertriebenen Aufwand.“ Womit zum Beispiel ein GucciLogo-Shirt gemeint sein kann. Wiesing verweist auf den Aspekt, dass

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Luxus im Gegensatz zu Protz auch ohne Zuschauer funktioniert. Er kritisiert folglich die Fragestellung: Was ist Luxus? Und ersetzt diese durch: Wann ist etwas für jemanden Luxus? Seine Antwort: „Etwas ist nur dann Luxus, wenn es einen Zweck nicht zweckmäßig erfüllt, weil es zu aufwendig und zu kompliziert ist.“ Um beim Beispiel des T-Shirts zu bleiben: Das kann ein schlichtes Kaschmir-Shirt sein, das den Rahmen der reinen Zweckmäßigkeit sprengt. Man kann mit dem Shirt nicht protzen. Und doch unterstreicht es den Status des Trägers, der sich des edlen Materials bewusst ist. Wer Kaschmir kennt, kann das goutieren. Diese Begriffsdeutung unterstreicht die Thesen in ‚The New Luxury‘, die besagen, dass ein Produkt zu etwas Besonderem wird, weil es für jemanden einmalig ist, und die außerdem die Kenntnis um kulturellen Background und Lifestyle voraussetzen. Diese Neudefinition lässt sich auf andere Segmente der Mode übertragen, insbesondere auf Eco & Fair Fashion. Es lässt sich mit Gewissheit sagen, dass sich Konsum in den 2020er-Jahren verändern wird, weil das gewonnene Bewusstsein für den Klimawandel und die damit einhergehenden gesellschaftlichen Entwicklungen ein sorgsameres Kaufverhalten mit sich bringen. Und natürlich entstehen mehr und mehr nachhaltige Brands, die luxuriöse Mode anbieten. Das Label Funktion Schnitt hat sich auf Shirts aus hochwertigen nachhaltigen Materialien wie Kaschmir, Seacell und Merino spezialisiert. Manakaa Project wurde 2019 gelauncht und arbeitet mit Peace Silk und Kaschmir, teilweise bestickt mit Glasperlen aus einer japanischen Manufaktur. Working Title wurde ebenfalls 2019 gelauncht. Die Kollektionen sind komplett frei von Kunststoffen, zum Beispiel finden sich in den Kragen Einlagen aus Rosshaar. Stilistisch sieht sich die Brand aus Berlin in der Tradition einer Marke wie Jil Sander. Ohne das Wissen um Materialien wie Peace Silk oder das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bleibt einem der Zugang zu dieser neuen, grünen Luxusmode versperrt. Es scheint, als könne man von dem Trend eines neuen Luxus sprechen, der sich nicht auf das Phänomen Streetwear beschränkt.



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MesseN Statements

Von neuen Formaten zu innovativen Konzepten und Themen, die den Zeitgeist treffen. Was bewegt die Berliner Messemacher, was macht ihre Veranstaltungen aus und steht es wirklich so schlecht um den Berliner Standort? Wir haben pünktlich zum Auftakt der neuen Messesaison im Januar mit den Gesichtern der vier groSSen Berliner Tradeshows über die Relevanz der deutschen Hauptstadt und die Highlights der jeweiligen Messen gesprochen.

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NEONYT

PREMIUM GROUP

PANORAMA BERLIN

SELVEDGE RUN

Was ist das Besondere an der Berliner Modemesselandschaft und was sind die Highlights der JanuarAusgabe der Neonyt?

Was hat sich im Vergleich zu den letzten Messesaisons verändert und welche Themen sind aktuell relevant?

Was repräsentiert Berlin für Sie und welche Highlights erwarten die Besucher bei Ihnen im Flughafen-Tempelhof?

Was ist das Besondere an Berlin und welche Akzente setzt die Selvedge Run in ihrer JanuarAusgabe 2020?

Berlin ist Business und Berlin ist Zukunft. Nur hier erhält man den umfassenden Überblick über die relevantesten Themen unserer Zeit: Nachhaltigkeit und Technologie. Wir müssen dringend aufhören, den Standort so schlecht zu reden, denn faktisch ist er unvergleichlich. Das Highlight der Neonyt ist die Neonyt selbst. Den Besucher erwartet die größte Auswahl an relevanten modischen und nachhaltigen Marken, darunter tolle Brands wie Armedangels, Barta Jeans, Dawn Denim, Knowledge Cotton Apparel, Kuyichi, Mud Jeans, Phyne, Wolfskin Tech Lab oder Wunderwerk. Dazu kommt die Fashionsustain-Konferenz mit übergeordneten Textil- und Modethemen auf der Stage und handelsrelevanten Diskussionen im Forum. Und für alle Denim-Liebhaber bieten wir mit einem Showcase von Isko ein ganz besonderes Highlight.

Unsere Modeevents wandeln sich von reinen Transaktionsmessen hin zu Plattformen. Es geht heute nicht mehr nur darum, die Kollektionen an sich zu verkaufen, es geht um Performance, ebenso wie Budgets, Emotionen und BrandStories und es geht um verlässliche Partner. Wir bauen weiter die drei Themen Digitalisierung, Responsible Future und Retail Experience aus. Gerade zum Letzteren gibt es viele neue und spannende Konzepte, die der Handel für die Experience eins zu eins übernehmen kann.

Berlin ist ein pulsierender kreativer Melting Pot aus Musik, Film, Kunst und Mode mit internationaler Strahlkraft und hat sich mit der Berlin Fashion Week zum wichtigsten Fashionstandort in Europa entwickelt. Mit den Schauen, mehreren Messeplattformen und Konferenzformaten zeichnet sich die Messelandschaft in Berlin auch besonders durch ihre Vielfalt aus. Berlin ist ständig im Wandel, und das ist auch für die Modewirtschaft ein wichtiger Impuls. Um innovativ zu sein, muss man agil sein, Bestehendes immer wieder hinterfragen und sich permanenter Erneuerung unterziehen. Das ist auch unser Antrieb, wir wollen Messe neu denken und haben mit dem Tempelhof einen starken Standort reaktiviert, der uns den idealen Rahmen liefert, Etabliertes aufzubrechen. Wir haben eine Menge Highlights im Januar. In den Hangars 5 und 6 haben wir spannende Marken, die mit zeitgeistigen Themen und starken Messages vorangehen. Auf dem Airfield zeigen wir eine neue Form der Brand-Präsentation mit modularen MarkenPavillons, die in unterschiedlichen Größen konzipiert werden können. Wir werden hier eine Idee aufzeigen, wie sich Marken agil und hochwertig präsentieren können. Aus diesem neuen Format entwickeln wir dann gemeinsam mit Industrie und Einzelhandel kuratierte Pop-Up-Events zu ausgearbeiteten Themenbereichen wie Denim, Young Fashion, Contemporary, Hiking oder Outdoor, garniert mit Food, Musik und Lifestyle. Darüber werden wir mit Händlern und Marken im Januar ins Gespräch gehen und nach der Sommer-Edition die ersten Events am lokalen Standort umsetzen.

Für mich ist die Stadt selbst immer noch das Besondere. Berlin ist eine der spannendsten europäischen Großstädte und zeichnet sich durch die Vielfalt an Messen und Plattformen als bedeutender Fashionstandort aus. Die Highlights der Selvedge Run im Januar werden wieder durch die grandiose Auswahl an japanischen Jeansmarken wie Iron Heart, Stevenson Overall Co., Studio D’Artisan, Fullcount, Big John, Trophy Clothing, Tanuki Denim und Samurai Jeans bestimmt. Es gibt keine vergleichbare Show in Europa. Die Selvedge Run hat die stärkste und beste Auswahl japanischer Jeansmarken in ganz Europa. Wer diese hohe Qualität sehen möchte, muss zu uns kommen oder nach Japan fliegen.

THIMO SCHWENZFEIER // Show Director der Neonyt

ANITA TILLMANN // CEO Premium Group

JÖRG WICHMANN // Geschäftsführer der Panorama Berlin

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SHANE BRANDENBURG // Gründer der Selvedge Run


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Messen Neonyt // Panorama / Selvedge Run // Premium

PANORAMA BERLIN

NEONYT

Hohe Erwartungen

Neue Chancen auf dem Tempelhof

Die Besucher der Berliner Modemessen müssen diesen Januar nicht mehr tief in den Westen Berlins fahren. Denn die Panorama Berlin feiert diese Saison ihre nunmehr 15. Auflage auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof. Doch welche Bedeutung hat der Standortwechsel für die Messe und welche Chancen tun sich mit der neu bezogenen Lokalität auf?

Die Neonyt versteht sich seit Anbeginn als alternatives und vor allem zukunftsorientiertes Format. Seit ihrer Gründung stellt die Nachhaltigkeitsmesse der Berlin Fashion Week Themen wie Wasserverbrauch, Arbeitsbedingungen oder Recycling in den Fokus. Nun wechselt sie den Standort. Am Berliner Tempelhof will die Neonyt die Vielzahl neuer Möglichkeiten nutzen und einen frischen Blick auf das Zusammenspiel von Kollektionen, Technologie und Insights richten. Bereits im Januar 2019 wurden entsprechende Gespräche über einen einheitlichen Standort für die Berliner Modemessen geführt. Lange Zeit verhielten sich die Macher der Neonyt den Plänen neutral gegenüber – bis zum Herbst 2019. Im Januar 2020 ist die Fair-Fashion-Tradeshow nun zum ersten Mal direkter Nachbar der Panorama Berlin. Beide Locations sind räumlich durch die Haupthalle des ehemaligen Flughafens getrennt. Somit besteht konzeptionell keine unmittelbare Verbindung zwischen beiden Veranstaltungen. Die Entscheidung kam an – bereits jetzt wird es eng auf der Neonyt. Tatsächlich bescherte der neue Standort in Tempelhofs Hangar 4 der Fair-Fashion-Messe eine so hohe Nachfrage, dass kurzfristig zusätzliche Flächen auf dem ehemaligen Flughafengelände hinzugenommen werden mussten. Das Angebot der Brands und Kollektionen auf der Neonyt ist international. Noch stärker als beim letzten Mal sind die Niederlande vertreten, unter anderem mit Marken wie Kuyichi, Elements of Freedom oder Rhumaa. Frankreich, Peru, Portugal und Spanien präsentieren Brands in großen Gemeinschaftsauftritten. Mit dem Umzug in den Flughafen Tempelhof befindet sich die Messe nun an einem der bekanntesten und bedeutsamsten Standorte der Stadt. Das großzügige Gelände und der Hangar 4 bieten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, die Neonyt konsequent weiterzuentwickeln und weiter wachsen zu lassen. So werden beispielsweise erstmals alle Aussteller der Neonyt auf einer Ebene vereint und somit neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Kollektionen, Herstellungstechnologien und den Insights aus Formaten wie der Fashionsustain oder Prepeek geschaffen. Auch die weiteren Themen für die Januar-Ausgabe 2020 sind brandaktuell. So wird die Neonyt beispielsweise die CO2 -Bilanz der Modebranche unter die Lupe nehmen, Best-Practice-Labels präsentieren und branchenrelevante Diskussionen anregen. Mit dem Wechsel zum Airfield des Tempelhofs verliert der globale Hub für Mode und Nachhaltigkeit die Nachbarschaft zur Premium Group. Folglich ist das Ticket für Premium, Seek und Co. nicht mehr für die Neonyt gültig. Die Fair-Fashion-Show emanzipiert sich somit von der Premium Group. 14. BIS 16. JANUAR 2020 Berlin-Tempelhof, Platz der Luftbrücke 5, 12101 Berlin neonyt.messefrankfurt.com

Zehn Jahre ist es nun her, seit die allseits beliebte Bread & Butter ihre Tore im Berliner Flughafen Tempelhof öffnete. 2015 schloss die Messe ihre Pforten für immer. Das Konzept war cool, die Stimmung stets ausgelassen. Doch die Party nahm ein bitteres Ende. Seitdem ist viel passiert und die Panorama Berlin wurde für viele einstige B&B-Marken zum neuen Hafen. Die Nachricht, dass Jörg Wichmann mit seiner Messe zum Januar 2020 zum ehemaligen Berliner Flughafen wechselt, sorgte entsprechend für Aufsehen und Aufregung. Denn die Erwartungen an die Panorama sind hoch. Viele sehen im Locationwechsel gute Chancen und Optionen, der Berliner Messe neuen Aufwind zu geben, andere prognostizieren die Wirkungslosigkeit des Umzugs. Auch die Menswear-Messe Selvedge Run, die von der Panorama im September 2018 nach einer anfänglichen Kooperation übernommen wurde, wird im Flughafen stattfinden. „Bei der Selvedge Run geht es nicht ums Höher und Schneller, sondern um Werte und Einstellung. Der Airport Tempelhof zählt zu den spektakulärsten Locations der Welt. Ein unglaublich geiler Ort, um eine Messe zu veranstalten. Ich freue mich sehr, mit der Community aus der ganzen Welt wieder etwas Tolles und Großes auf die Beine zu stellen“, so Shane Brandenburg, Gründer der Selvedge Run. Gründe für den bereits zweiten Standortwechsel der Panorama Berlin seit deren Gründung 2012 sind laut Veranstalter fundamentale Umbrüche im Bekleidungshandel, die die Relevanz konventioneller Messeformate infrage stellen. Das ist längst kein Geheimnis mehr – die Fashionindustrie befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wandel. Digitalisierung ist hier das Stichwort. Der technische Umschwung im Handel und der Modeindustrie ist kein Zukunftsgedanke mehr, sondern Realität. So beträgt der deutsche Online-Umsatz im Segment Fashion & Accessoires im Jahr 2019 etwa 16 Millionen Euro. Und diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Die Prognose besagt, dass im Jahr 2023 der Markt ein Volumen von 22 Millionen Euro erreicht, dies entspricht einem jährlichen Umsatzwachstum von 7,2 Prozent. Insbesondere die Generation Z fühlt sich in der digitalen Welt zuhause. Da wundert es nicht, dass die Kundenkommunikation sich in den letzten Jahren fundamental verändert hat. Hinzu kommt der Wunsch nach neuen Anregungen: Die konventionellen Messeformate funktionieren nicht mehr so wie noch vor zehn Jahren. Die Veranstalter der Panorama Berlin und Selvedge Run waren sich deshalb einig: Es ist Zeit, etwas zu ändern, und zwar jetzt. Der Wechsel zum Flughafen kommt einem Neustart gleich, der eben diesen Anreiz bieten soll. Unter dem Motto ‚Rebel with a cause‘ wird die Messe ein neues Leitbild präsentieren und gezielt Marken einen Platz bieten, die die Lebenseinstellung ihrer Konsumenten in den Mittelpunkt stellen. Des Weiteren präsentiert die deutsche Tradeshow im Januar die ‚Brand Avenue‘. Das FashionPop-up-Konzept soll auch jenseits der klassischen Saisons eine Plattform anbieten, die Handel, Industrie und Konsumenten zusammenbringt. Für die Umsetzung holt man sich das Unternehmen Viewbox Company aus Luxemburg an Bord, das Kunden wie BMW, Porsche, die Berlinale, Fendi und die Pitti Uomo im Portfolio hat. Ob diese Bemühungen Früchte tragen, bleibt abzuwarten – aber eins steht fest: Die Panorama Berlin sorgt gemeinsam mit der Neonyt für einen neuen Impuls, der viele sicherlich mit großen Erwartungen auf die nächste Saison blicken lässt.

PREMIUM

Zuverlässigkeit in Zeiten des Wandels Der Kurs steht auf Veränderung. Die Industrie sehnt sich nach neuen Impulsen und der Modemessemarkt bemüht sich, diese Impulse zu setzen. In diesen Zeiten des Umbruchs bleibt die Premium Group ihren eigenen Werten treu. Nachdem die Neonyt und Panorama Berlin zu einem gemeinsamen Standort wechselten, fragten sich viele, ob die Premium Berlin sich dazugesellen wird. Das kommt nicht von ungefähr, denn der Wunsch nach einer gemeinsamen Location aller Marktteilnehmer der Berlin Fashion Week steht bereits seit Längerem im Raum. Die Neonyt entsprach mit ihrem Umzug diesem Wunsch. Und wie verhält es sich bei der Premium Group? Die Premium Berlin mit der Tochtermesse Seek positioniert sich weiterhin als die deutsche Leitmesse im Fashionsegment. Aber auch sie schaltet die Weichen auf Umbruch. Die Fashiontech Berlin bezieht zur kommenden Ausgabe den Rohbau des Aletto Hotels in der Luckenwalder Straße gegenüber dem Gelände der Premium. Zudem werden erstmals einzelne Formate der Fashiontech Berlin unter dem Namen ‚Fashiontech Studio‘ auf der Streetwear-Messe Seek präsentiert. Damit haben die Veranstalter für Besucher der Fashiontech den Weg zu den Messen noch einmal verkürzt. In den vergangenen Saisons zog die Fashiontech-Konferenz mehrmals um. Zuletzt fand sie im Juli im Festsaal Kreuzberg statt. Das geografische Näherrücken der drei Veranstaltungen der Premium Group ist ein Geschäftsmodell in Zeiten des Umbruchs und die Veranstalter versuchen durch neue Formate der Messen einen Mehrwert zu bieten. Vorträge, Live-Podcasts, Podiumsdiskussionen und Live-Berichte stehen auf der diesjährigen Agenda. Aber worauf kommt es bei den Messen heutzutage an? Die Premium Group ist für viele Aussteller und Besucher nicht nur eine zuverlässige Adresse, sondern präsentiert sich mit vermeintlich geringen Anpassungen auch am Puls der Zeit. Die drei Leitthemen ‚Digitalisierung‘, ‚Responsible Future‘ und ‚Retail Experience‘ werden in der Januarausgabe weiter ausgebaut. Des Weiteren bleibt Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Auf der Seek präsentieren über 80 nachhaltige Marken, auf der Premium rund 40. Die Messen sind hier sehr darauf bedacht, die aktuellen Thematiken aufzugreifen und Probleme anzugehen und auch zu lösen. Mit den Formaten Premium und Seek, der Fashiontech und dem im Juli 2019 initiierten Think-Tank-Konzept ist die Modemessegesellschaft Premium Group ein Schwergewicht der Berliner Modewoche und bleibt somit eine verbindliche Instanz in der deutschen Modemessenlandschaft. 14. BIS 16. JANUAR 2020 Gelände Station Berlin, Luckenwalder Str. 4–6, 10963 Berlin premiumexhibitions.com seekexhibitions.com fashiontech.berlin

14. BIS 16. JANUAR 2020 Berlin-Tempelhof, Platz der Luftbrücke 5, 12101 Berlin panorama-berlin.com selvedgerun.com

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Retail news

ADIDAS

Ein Stück Herzogenaurach an der A3 Das Designer-Outlet Wertheim Village direkt an der Autobahn A3 beherbergt mehr als 100 Marken – darunter Boss, Karl Lagerfeld und auch das italienische Premiumlabel Versace. Und seit November 2019 werden auch Sportartikelliebhaber mehr als fündig. Der deutsche Sportbekleidungsriese Adidas ist nun nämlich ebenfalls im Wertheim Village präsent. Auf über 400 Quadratmetern lässt sich ab sofort alles finden, was das Sportler- und Fashionherz begehrt. Von angesagten Sneakers und kultigen Trainingsanzügen bis zum perfekten Sportoutfit. Mit dem Adidas-Store im Wertheim Village eröffnet die Marke aus Herzogenaurach ihren ersten Store in einem der weltweit insgesamt elf Villages der The Bicester Village Shopping Collection. Das absolute Highlight zum Store Opening war die Personalisierungs-Station, an der die Besucher ihre AdidasSneakers nach Belieben verzieren konnten. adidas.de tbvsc.com/wertheim-village

MOOSE KNUCKLES

STONE ISLAND

Fashion Wonderland

Frankfurt City

SANDQVIST

Ein schwede in Paris

Das kanadische Luxus-Lifestyle-Label Moose Knuckles hat im New Yorker Stadtteil SoHo seinen ersten US-amerikanischen Flagship-Store eröffnet. Nahezu jedes Detail der Boutique auf der Greene Street verkörpert die unverwechselbare Identität der Marke – von individuellen DisplayVitrinen, die verschiedene Produktkategorien beherbergen, über Livestreams der Nordlichter bis hin zu aus Gips nachgeahmten Gletschern. Ein VIP-Raum im Keller ist nur auf Einladung zugänglich. Diese aufwendige Kulisse in SoHo dient als Plattform, um die Lifestyle-Kollektionen der Marke für Männer, Frauen und Kinder einschließlich der Hauptlinie und der Fashion-Linie zu inszenieren. „In der heutigen Einzelhandelslandschaft ist es für uns von entscheidender Bedeutung, eine direkte Verbindung zu unseren Verbrauchern aufzubauen“, sagt Ayal Twik, CEO von Moose Knuckles. „Wir hätten uns keinen besseren Ort für die Eröffnung unseres ersten US-Stores wünschen können. Diese Stadt verkörpert das, was Moose Knuckles ausmacht. Sie ist rau, echt und einzigartig. Wir freuen uns, dass die Verbraucher das Moose-Knuckles-Universum hier in real life erfahren können.“

Nach München, Hamburg und Sylt hat Stone Island nun das vierte Geschäft in Deutschland eröffnet. Der neu gewählte Standort ist kein geringerer als die Goethestraße im Zentrum von Frankfurt, eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen für hochwertige Mode in Deutschland. Dadurch wird die Präsenz der italienischen Marke in einem wichtigen und kontinuierlich wachsenden Markt weiter gestärkt. „Frankfurt ist eine pulsierende Stadt und ich bin sehr glücklich, in der renommierten Goethestraße einen großartigen Platz gefunden zu haben. Wir bauen weiter unsere Investitionen in Deutschland aus – ein Markt, der für uns unglaublich wichtig ist und an den wir sehr glauben“, so Carlo Rivetti, Creative Director und Präsident von Stone Island. Zusammen mit über 400 geladenen Gästen aus Mode, Wirtschaft, Kunst und der Frankfurter Szene wurde die Store-Eröffnung gebührend gefeiert. Mit von der Partie waren unter anderem Künstler Toni Mahfud, DJ Ata, Rapper Vega und Face, die Gastronomen David Ardinast und Ardi Goldmann, die Fotografin Gaby Gester. Doch nicht nur in Frankfurt, auch in Amsterdam, Rom und Turin wurden kürzlich Stores eröffnet. Damit ist Stone Island mit insgesamt sieben Monobrand-Läden in Italien und zehn weiteren weltweit sowie einem eigenen Online-Store präsent.

Minimalistisch, nachhaltig und jetzt auch in Paris stationär vertreten. Das Taschen- und AccessoiresLabel Sandqvist begibt sich in die französische Hauptstadt und eröffnet seinen neuen FlagshipStore in prominenter Lage im beliebten Modeviertel Marais. Brand Director Sebastian Westin: „Der erste Schritt unseres Designprozesses ist es, alle Möglichkeiten der nachhaltigen Produktion zu erkunden. Es ist das Herzstück unseres Handelns und der Kompass, dem wir folgen, wenn es um unsere Produkte, unsere Prozesse und letztendlich das Design unserer Geschäfte geht. Wir möchten, dass sich das Erscheinungsbild unserer Geschäfte natürlich, organisch und nicht invasiv anfühlt – und so wird auch die Atmosphäre in unserem Standort in Paris geschaffen. Wir wollen den natürlichen Flair der Umgebung mit unserem natürlichen, nachhaltigen Markenkern vereinen, um ein einzigartiges Store-Erlebnis zu schaffen.“ Realisiert wurde das neue Einzelhandelskonzept gemeinsam mit dem schwedischen Architekturbüro Wingårdhs. Getreu dem Motto ‚Less is more‘. Kurz, skandinavisches Design meets französisches Flair.

mooseknucklescanada.com

stoneisland.com

sandqvist.com

SANTONI

ACNE STUDIOS

Hello Asia!

A Design Utopia

Das beliebte Brillenlabel Mykita ist auf Expansionskurs. Mykita goes Bangkok und eröffnet in der Weltstadt einen Flagship Store. Das Storedesign bietet ein modernes Ambiente im Großtstadtdschungel und entspricht dem Mykita’schen Stil: klare Formensprache, handgefertigte Produkte und eine Hightech-Ästhetik. Im Fokus stehen wie gewohnt die urbanen und stylischen Modelle der Berliner Brillenmarke. Neben dem kompletten Produktportfolio verfügt der Shop über ein sogenanntes Zeiss Vision Center, das einen allumfassenden optischen Service bietet. Der MykitaStore befindet sich im belebten Stadtteil Sindhorn Village in Bangkok. mykita.com

1/2020

Ein brutalistisches Umfeld mit 70er-Jahre-Flair: Für ihr neues Stockholmer Hauptquartier ‚Floragatan 13‘ – benannt nach der Adresse – haben Acne Studios einen ungewöhnlichen Ort gefunden. Der Bau aus der Feder des Architekten Jan Bočan war einst als Sitz der tschechoslowakischen Botschaft konzipiert. Nun unterstreichen maßgeschneiderte Möbel und Kunstwerke das modische und kreative Ambiente. „Als wir nach einem neuen Gebäude suchten, fertigte ich zunächst eine Skizze an, wie Modedesign funktioniert. Mir ging es um die Schlagadern der Mode, darum, dass ihr Pulsieren durch ein Gebäude befördert wird, das das Gefühl des ständigen Fortschritts in sich birgt – ein experimenteller Ort. Ich bin sehr stolz darauf, dass es uns gemeinsam gelungen ist, diesen Ort zu erschaffen“,

Positive Changes

so Jonny Johansson, Creative Director von Acne Studios. Das zehngeschossige Gebäude ist offen angelegt, um die Zusammenarbeit und Kreativität der Mitarbeiter zu fördern. Die Gesamtästhetik von Floragatan 13 soll die Identität von Acne Studios widerspiegeln. Designer Max Lamb wurde angeworben, um den Innenräumen seine individuelle Handschrift zu verleihen und Möbel wie geschnitzte Steinsitze für die Lobby und einen luxuriösen Metalltisch für die Bibliothek zu schaffen. Der Künstler Daniel Silver fügte dem Design-Utopia eine Reihe abstrakter Collagen hinzu und verwendete für die farbenfrohen großformatigen Arbeiten Stoffe aus dem Archiv von Acne Studios.

Veränderungen sind gut und auch oft notwendig. Das dachte sich auch das italienische Label Santoni und präsentiert sich im World Wide Web in einem neuen Look. Dank eines überzeugenden Storytellings passen redaktionelle Inhalte nun perfekt zum Shoppingerlebnis. Aber nicht nur die Inhalte, auch die Technik wurde runderneuert. Das Ergebnis ist eine höhere Nutzerfreundlichkeit, sprich das schnellere Auffinden von Fashion-Artikeln und die leichtere Bedienbarkeit sowie die komfortable Anwendung via Mobilgerät. Doch das ist längst nicht alles. Das italienische Schuhlabel stellt die Nutzer mithilfe einer komplett überholten User Experience und Omnichannel-Strategie konsequent in den Mittelpunkt. Zudem wird santonishoes.com in mehr als 100 Ländern und fünf Sprachen verfügbar sein – Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch und Japanisch. Da macht Shoppen doch gleich noch mehr Spaß!

acnestudios.com

santonishoes.com

Texte: Annika Duda

MYKITA


INTERNATIONAL TRADE FAIR FOR SUSTAINABLE TEXTILES

18. – 20. JANUAR 2020

MESSECENTER RHEIN-MAIN // HOFHEIM-WALLAU

SAVE THE DATES

INNATEX SHOWROOM BERN 23. – 24.02.2020 BERNEXPO AG KONGRESSCENTER SCHWEIZ

INNATEX SHOWROOM SALZBURG 28.02. – 01.03.2020 TRACHT & COUNTRY MESSEZENTRUM SALZBURG ÖSTERREICH

INNATEX.DE


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Business News

INNATEX

STAIY

Challenging the status quo Viele Fashionbrands arbeiten bereits an Maßnahmen zur nachhaltigen Umgestaltung der Modeindustrie. Seien es die Verwendung von zertifizierten Materialien oder faire Arbeitsbedingungen in der Supply-Chain. Die Online-Modeplattform Staiy bietet nun ein Zuhause für diese Brands. Zertifikate wie GOTS und FWF (Fair Wear Foundation) sind bei Staiy ein Muss! Nachhaltigkeit, Mode und Technologie werden hier mit einem vielfältigen Ansatz kombiniert. Die Plattform soll vorrangig zum Nachdenken anregen und auf lange Sicht zu einem bewussteren Einkaufsverhalten führen, aber ohne dabei auf Trends und Stil zu verzichten. Staiy wurde im November 2019 von vier jungen italienischen Unternehmern, Adrian Leue, Alessandro Nora, Ludovico Durante und Chiara Latini, in Berlin gegründet. Für sie ist Nachhaltigkeit kein Trend, sondern die ethische Grundlage. Der Clou: Die Kunden haben nicht nur durch den Kauf nachhaltiger Mode die Chance, Gutes zu tun. Verbraucher erhalten beim Shoppen Spendenpunkte, die der jeweiligen Marke, die sie gekauft haben, zugeordnet sind. Diese können dann verwendet werden, um an die gemeinnützige Organisation ‚One Tree Planted‘ zu spenden. staiy.com

360-GradNachhaltigkeit Es ist wieder so weit! Die Innatex startet am 18. bis 20. Januar 2020 in die nächste Orderrunde. Unter dem Motto ‚Strong Base, Wide Horizon‘ befasst sich die internationale Fachmesse für nachhaltige Textilien mit den Themen unserer Zeit. Allen voran Innovationsmöglichkeiten im Bereich Fair-Fashion sowie nachhaltige Entwicklungen des Marktes und der Fachmesse selbst. Das regelmäßige Update der Ansprüche bezüglich Nachhaltigkeit, Kooperationen, Einkäufermanagement und Inhalte bewirkt, dass sich die Messe fortwährend weiterentwickelt. So auch in der Januar-Ausgabe 2020. „Wir hinterfragen alles“, sagt Alexander Hitzel, Projektleiter beim Veranstalter Muveo. „Vom Abfallmanagement und einem neuen Catering über Materialeinsparungen beim Marketing sowie der Optimierung oder Wiederverwertung der Ausstattung bis hin zur Wirtschaftlichkeit, die sich nicht zuletzt auch positiv für alle Partner auswirkt.“ Kurz: Nachhaltigkeit soll in Zukunft nicht mehr ausschließlich die Mode betreffen, sondern mit einem 360-Grad-Ansatz gehandelt werden. Hintergrund ist der Beginn einer strategischen Revision der Marke. Entwicklung und Fortschritt stehen klar im Vordergrund und dennoch setzt die Textilmesse noch deutlicher auf die traditionellen Werte und ein solides Fundament. Ein Teil dieses Fundaments ist die Messelocation in Hofheim-Wallau, die sich bereits bei den vergange-

nen Veranstaltungen bewähren konnte. Die Muveo GmbH wird das Haus 2020 als Betreiberin übernehmen. Diese Entwicklung bringt mehr Gestaltungsmöglichkeiten bei Infrastruktur und Ausstattung mit sich. Was ebenfalls einen positiven Effekt auf die Tradeshow und deren Nachhaltigkeitscredo hat. Zudem arbeiten die Veranstalter am Ausbau der Maßnahmen, die über ökologische und ökonomische Standards hinausgehen. Darunter unter anderem Plattformen für zukunftsweisende Themen, neue Foren für Netzwerke wie den IVN und GOTS sowie die Förderung der Innatex-Community. Stichwort Community: Darauf kommt es nämlich laut Messe ebenfalls an. „Die Innatex besteht seit über 20 Jahren und ist eine Institution mit soliden Werten“, so Alexander Hitzel. „360-Grad-Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur Umweltfreundlichkeit, sondern auch Seriosität und Fairness, Familienfreundlichkeit, Kooperation statt Konkurrenz, Glaubwürdigkeit, zukunftsfähige Arbeitsformen sowie die Work-Life-SoulBalance.“ Von diesem Standpunkt aus können die Showrooms, Modelabels, Design Discoveries und internationalen Partner der Messe noch wirksamer ihre Vision von einer nachhaltigen Modewelt weitertragen. Schließlich gehört das auch zur Botschaft des Mottos. innatex.de

VEJA

Im Herzen von Paris

veja-store.com

GALLERY FASHION

Mit neuem Logo und bewährtem Showroom Concept Aus der Gallery wird die Gallery Fashion – pünktlich zum Auftakt der neuen Saison präsentiert sich die Düsseldorfer Modemesse mit einem neuen Logo als stimmigem Pendant zur Schwestermesse Gallery Shoes. Zur Frühjahrsausgabe 2020 fortgeführt wird das beliebte Showroom Concept. Dabei profitiert das Showroom Concept, das vom 24. bis 28. Januar stattfinden wird, auch von Fachbesuchern der ursprünglichen Kernveranstaltung Gallery Fashion vom 25. bis 27. Januar. Diese lockt nicht zuletzt einmal mehr mit einem fachlich fundierten Rahmenprogramm. „In einer Zeit voller Umbrüche, Veränderungen, Rufe nach Neuem und mehr Digitalisierung bieten wir mit unseren zeitgemäßen, praktischen und kosteneffizienten Konzepten viel alternative Stabilität: als Messegesellschaft und gewachsener Standort seit 70 Jahren. Düsseldorf ist die Mutter für internationales Fashionbusiness in Deutschland. Mal stiller, mal lauter … immer da und stets bewährt! Direkte saisonale menschliche Begegnung bleibt auch in Zukunft wichtig“, so Ulrike Kähler, Managing Director Igedo Company und Project Director. gallery-duesseldorf.com

1/2020

Texte: Annika Duda

Veja ist die Ausnahme im Sneakerbusiness. Warum? Das Label macht nachhaltige und fair produzierte Schuhe. Und die Franzosen sind auch kein Geheimtipp mehr, denn sie prägen schon seit Langem das Straßenbild der Metropolen rund um den Globus. Nun mischt das Kultlabel im stationären Handel mit und eröffnet den weltweit ersten Veja-Store in Paris. Der Laden in prominenter Lage im Herzen der französischen Hauptstadt trifft das Firmencredo im Kern: Das Mobiliar besteht aus einer Mischung von Gips und Recyclingpapier, eine Kreation des Pariser Architekturbüros Ciguë. Auf Wandfarbe wurde bewusst verzichtet und der Strom für die Beleuchtung stammt von einer französischen Ökostrom-Genossenschaft. Die gepressten Papierpaneele haben den Effekt, dass sie nicht nur gut aussehen und nachhaltig sind, sondern die Sneaker hervorheben. Mit dem Store setzt Veja seinen Expansionskurs fort: Seit rund 15 Jahren produziert das Label Schuhe unter der Prämisse, die transparente Produktionskette stets zu verbessern, mit allen Mitteln natürliche Ressourcen zu schützen und faire Arbeitsbedingungen einzuhalten. Das Ziel der Firmengründer: Sie möchten aufzeigen, dass es heutzutage sehr gut möglich ist, frei und fair zu arbeiten.


PALLADIUMBOOTS.COM

#UNIFORMOFTHEPEOPLE


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Die Letzte Seite Zehn Facts

Nachhaltigkeit in aller Munde: Fair Fashion ist kein Trend, Fair Fashion ist Realität. Das beweist auch das Ranking bei Lyst. Nachhaltigkeit und Reselling – das waren im OnlineModehandel die wichtigsten Schlagworte des Jahres 2019. Durchschnittlich gab es 27.000 Suchen nach nachhaltiger Mode. Das ist ein Anstieg von 75 Prozent im Jahresvergleich. Nachhaltiger Denim und Sneaker gehörten zu den beliebtesten Suchkategorien.

Logo-Hype nahm drastisch zu. Plötzlich trugen alle Fendi-, Gucci- und Versace-Logos im Allover-Look.

Stilikone Billie Eilish: Mit ihren oversized Cargo-Pants, XXLHoodies, verschiedenen Layerings und stetig wechselnden Haarfarben setzt die 18-jährige Sängerin nicht nur neue BeautyStandards für junge Frauen, sondern auch neue Mode-Impulse.

Der Wunsch nach Inklusion: 2019 hatten die Menschen genug! Genug von mangelnder Diversität und genug von fehlender Inklusion – besonders in der Modebranche. Die Suche nach ‚gender neutral‘ und ‚genderless‘ erfolgte zu 52 Prozent häufiger als im Vorjahr. Außerdem suchten viele Konsumenten nach Designern und Händlern, die ihre Werte entsprechend abgeändert haben.

Rihanna schreibt Geschichte: Das Thema Inklusion bringt uns auch auf direktem Wege zu Rihanna. Am 10. Mai 2019 gab die Sängerin offiziell die Gründung von Fenty bekannt und wurde so zur ersten Frau, die unter LVMH eine Originalmarke gründete. Mit dem Launch ihrer Beauty-Linie brachte sie zudem 50 verschiedene Make-up-Nuancen auf den Markt.

Am 12. Februar starb Karl Lagerfeld.

Meme-Culture und Logo-Mania: Memes beherrschen das Internet und prägten im vergangenen Jahr auch die Mode. Zumindest seit der SS/19-Couture-Schau von Viktor & Rolf. In nur wenigen Sekunden verbreiteten sich Memes über die Marke im Internet. Aber auch der

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Utility-Wear: Das Jahr 2019 war aus politischer Sicht vor allem eins: turbulent. Und die Mode passte sich an. Cargohosen und -westen beherrschten das Straßenbild und die Nachfrage nach Gürteltaschen und Wanderstiefeln stieg laut Lyst um 33 und 72 Prozent.

Comeback einer Ära: Die 90er Jahre erlebten 2019 ein absolutes Revival. Von kurzen Tops über Schuhe mit eckiger Spitze zu Slip Dresses. Selbst die Promis holten Teile von Thierry Mugler und Vintage Versace aus den Archiven.

Out of this world: Das Jahr 2020 wird intergalaktisch. Warum? Vier Mars-Missionen, Versuche mit der wiederverwendbaren SpaceX-Rakete und eine neue Generation von Raumschiffen mit menschlicher Besatzung stehen für 2020 bereit.

Hello Tokyo: Alle schauen auf Japan. 2020 werden in Tokio nämlich die Olympischen und Paralympischen Spiele ausgetragen. Wir können uns also schon mal auf mutigen HarajukuStreetstyle und moderne, japanische Kultlabels wie Sacai, Undercover und Neighborhood gefasst machen.


WINTER STYLES

FEBRUARY 29– MARCH 2, 2020

SEPTEMBER 5–7, 2020 SUMMER STYLES

THE PLACE FOR NEW TRENDS #ILMOFFENBACH WWW.ILM-OFFENBACH.DE



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