J’N’C News – Brancheninformationen, 22. Jahrgang, Ausgabe 03-2014, Dienstag, 8. Juli 2014
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NEWS
MACHER ANDREA CANÈ
„WIR WAREN ECHTE SCOUTS“ Anfang der 80er-Jahre durchstreiften Andrea Canè und Giuseppe Calori die USA nach Mode, die man in Italien nicht kannte. WP Lavori in Corso haben wir es zu verdanken, dass heute halb Europa Woolrich-Parkas trägt.
MODE
GUTE AUSSICHTEN UNSERE MODISCHEN FUNDSTÜCKE FÜR DAS FRÜHJAHR 2015
S. 32
NEWS
MACHER
SLOW FASHION
VINTAGE SPECIAL
S. 12
S. 20
Warum Uniqlo sich nicht an die gängigen Kollektionsrhythmen hält, erklärt Europe CEO Berndt Hauptkorn im Kommentar
Was verbindet Andrea Brà, Nigel Cabourn und Andrea Canè? Sie sind VintageSammler. Wir haben uns in ihren Archiven umgesehen
Seit einem Jahr ist Volker Weschenfelder neuer Geschäftsführer von Camel Active. Ein Porträt
Ein ungewöhnlicher Mode mann: David Keyte von Universal Works
S. 38
S. 24
HERRLICH!
MISS PREMIUM
10 Jahre Herrlicher. Ein Besuch beim Jeans-Experten Erwin O. Licher kurz vor der Jubiläumsfeier S. 8
Premium-CEO Anita T illmann im Gespräch über nachhaltiges Unternehmertum und Männer-Codes S. 18
BLAUES BLUT
SO TICKT ITALIEN
Bertram M. Laufer von Colorado Jeanswear lebt für Denim S. 14
Fünf Fragen an die PR-Spezialistin Maria Chiara Teza von Think Inc. Communications S. 6
MACHER
DER FREIZEIT EXPERTE
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Look left! Look right! Zum ersten Mal im Leben motorisiert am Linksverkehr teilzunehmen, erfordert eine Menge Konzentration. Das mussten auch J’N’C News-Redakteurin Franziska Klün und der Berliner Fotograf Peter Lorenz anlässlich ihres Englandtrips feststellen. Zumal ihnen ein hohes Verkehrsaufkommen und ein unfähiges Navigationssystem noch zusätzliche Steine in den Weg legten. So fuhren sie während der Recherchereise bei ihren Ortsterminen mehrmals mit quietschenden Reifen vor. Zum Ausgleich gab es unbritisch sonniges Wetter und gut gelaunte Interviewpartner. So plauderte beispielsweise David Keyte, der Gründer der Menswearmarke Universal Works, ausführlich über seine ambivalente Einstellung zu Mode und Eitelkeit. Der Selfmademan, den das J’N’C News-Team in Nottingham besuchte, kommt aus einer klassischen Arbeiterfamilie und verdingte sich sogar einige Zeit im Bergbau, bevor er erste Modeerfahrungen im Team von Paul Smith sammelte. Anders als die meisten seiner Mitbewerber, die Denim- und Workwear produzieren, weiß David, wie sich Arbeit anfühlt – und genießt bis heute den Luxus, kreativ statt schwer körperlich im Einsatz zu sein. Nigel Cabourn, der ein gutes Stück weiter nördlich in Newcastle lebt, öffnete für Franziska und Peter seinen legendären Fundus. Der Pionier der Heritagebewegung hat ein kleines Vermögen in Vintage-Bekleidung investiert. Welche Schätze Nigel in seinem Allerheiligsten hortet, sehen Sie ab Seite 28. Als ähnlich verrückter Sammler erscheint Andrea Brà von LCB Company, den Franziskas Kollegin Marie-Sophie Müller nahe Verona besuchte. Auch er ist auf der ständigen Jagd nach alten, authentischen Stücken, sein Revier ist jedoch auf Accessoires beschränkt. Was nicht heißt, dass die Beute weniger üppig ausfallen würde: Unsere Bitte, seine fünf Lieblingsteile vorzustellen, ließ ihn in schiere Verzweiflung geraten. Schließlich liebt er jedes seiner unzähligen Fundstücke, die er mit archäologischer Präzision nach Fundort und Jahr katalogisiert hat – darunter insbesondere solche aus Leder. Denn damit kennt Brà sich aus, lernte er den Umgang mit Leder doch von der Pike auf in der Fabrik seines Vaters. Über dieses spezielle Material und seine Arbeit mit dem Kalifornier Zip Stevenson an der gemeinsamen Linie Hollywood Trading Company Los Angeles, kurz: HTC, hatte er einiges zu berichten – und schaffte es dann doch noch, fünf Beutestücke herauszusuchen, die ihm besonders am Herzen liegen. Seine Auswahl finden Sie auf Seite 30. Auch uns fiel die Wahl nicht leicht, die Signature Pieces der kommenden Saison für unser Modeshooting zusammenzustellen. Was dann tatsächlich in die Endrunde kam und von Fotograf Christian Hagemann meisterlich inszeniert wurde, sehen Sie ab Seite 32. Last, not least noch etwas in eigener Sache: Sechs Wochen nach dem Erscheinen dieser News-Ausgabe verabschiedet sich der Mitgründer der Publikation, Rainer Schlatmann, in den Ruhestand. Gemeinsam mit seinem Kollegen Uwe Schaufler hat er 1992 die Vision gehegt und den Mut besessen, in Sachen Mode ein eigenes Sprachrohr zu etablieren, damals noch unter dem Titel ‚Jeans & Casuals‘. Der Mut wurde belohnt: Heute, stolze 22 Jahre später, präsentiert sich die J’N’C News frischer und aktueller denn je. Dass der unermüdliche Schlatmann der Branche nicht mehr in stundenlangen Telefonaten und unzähligen persönlichen Gesprächen den Puls fühlt, erscheint dementsprechend schwer vorstellbar. Selbst wenn sich Rainer in den letzten Jahren insbesondere auf seine Rolle als Chefredakteur der Textilmitteilungen (TM) konzentrierte – wo stünden wir heute ohne ihn und seine Qualitäten als Zuhörer, Vermittler, Analyst, Psychologe und leidenschaftlicher Ästhet? Vielen Dank an dieser Stelle für die tolle Unterstützung, das stete Weiterdenken, die Loyalität, die Flexibilität, das offene Ohr und vor allem die nie nachlassende Begeisterung, von der die gesamte Branche in unseren Augen lebt! Ilona Marx und das J’N’C News-Team
IMPRESSUM HERAUSGEBER B+B MEDIA COMPANY GmbH Hildebrandtstraße 24 D, 40215 Düsseldorf Postfach 101701, 40008 Düsseldorf Telefon +49 (0)211 8303-0 Telefax +49 (0)211 8303-200 info@jnc-net.de www.jnc-net.de www.bb-mediacompany.com GESCHÄFTSFÜHRER André Weijde VERLAGSLEITUNG Michael Rieck, Kathrin Wimber CHEFREDAKTION Ilona Marx ASSOCIATE PUBLISHER Pierre D’Aveta REDAKTION Co-Chefredaktion: Franziska Klün (fk) Freie Mitarbeit: Bettina Homann, Cheryll Mühlen, Marie-Sophie Müller, Anna Lea Pasdzierny, Magdalena Piotrowski FOTOGRAFIE Gerald von Foris, Christian Hagemann, Peter Lorenz, Debora Mittelstaedt, Gulliver Theis LEKTORAT UND SCHLUSSKORREKTUR Fabian Schamoni LEITER PRODUKTION & VERWALTUNG Leiter Herstellung: Stefan Mugrauer ANZEIGEN Pierre D’Aveta, p.daveta@bb-mediacompany.com Telefon +49 (0)211 8303-151 ANZEIGEN-DISPOSITION Nikola Köster VERTRIEB B+B Media Company, Düsseldorf PRODUKTION B+B Media Company GmbH GRAFIKDESIGN Martin Steinigen, chewing the sun GmbH, chewingthesun.com DRUCK Kössinger AG, Schierling ERSCHEINUNGSWEISE 8 Ausgaben jährlich (inkl. J’N’C Magazine) VERSAND DP AG, Pressepost BEZUGSPREIS Jahresvorzugspreis bei Vorauszahlung 95,00 Euro inkl. Vertriebsgebühren & MwSt., Ausland (Europa): 110,00 Euro inkl. Tax & Vertriebsgebühren. Anzeigenpreisliste: Nr. 10 vom 01.10.2013 BANKVERBINDUNG BTV-Bank Tirol und Vorarlberg AG BLZ: 720 123 00 Konto-Nr. Anzeigen: 772 898 000 DATENSCHUTZHINWEIS Falls unter der angegebenen Anschrift eine Zustellung nicht möglich ist, ist die Deutsche Post berechtigt, die richtige Anschrift an den Verlag weiterzugeben. Der Abonnent kann gegen diese Regelung Widerspruch einlegen. Für unverlangte Manuskripte, Fotos etc. wird keine Haftung übernommen. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist in jedem Fall Düsseldorf. ISSN: 2193-8423
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MITTEILUNGEN
FÜNF FRAGEN AN …
NEUES VON DEN MESSEN „Carnival do Brasil“ lautet der Claim der BREAD & BUTTER vom 8. bis 10. Juli – und wie wir die Modemessemacher vom Flughafen Tempelhof kennen, wird dieser wieder mal authentisch umgesetzt. Das bedeutet: Man wird sich in Acht nehmen müssen, vor lauter Sand, Samba, Sommergetränken nicht zu vergessen, warum man sich in den Hangars eigentlich einfindet. Spannende Mode gibt es nämlich auch noch – und zwar reichlich. www.breadandbutter.com Am Gleisdreieck ist der Name der Messe mal wieder Programm: Die PREMIUM bietet Premium-Mode: Auf 23.000 Quadratmetern werden rund 1.400 Kollektionen präsentiert. Die Türen öffnen sich wieder vom 8. bis 10. Juli, 60.000 Besucher werden erwartet. Die Messe gilt als einzige, die Fashion und Lifestyle im hochwertigen Segment in dieser Größe und Qualität vereint. www.premiumexhibitions.de Männlicher und jünger wird es gleich nebenan: Die SEEK hat sich von einer kleineren, zunächst als Nischenmesse wahrgenommenen Veranstaltung zu einem festen Bestandteil der Berliner Fashion Week entwickelt. 120 Kollektionen, davon 90 Prozent Menswear, werden vom 8. bis 10. Juli auf dem PremiumGelände präsentiert. www.seekexhibitions.com Die lässigste Messe Berlins: Auf drei Etagen im sonst leer stehenden Warenhaus Jansdorf in Berlin-Mitte präsentiert die BRIGHT wieder Sneaker, Street-, Skate- und Surfwear. Nicht nur die Marken bilden ein ganz klares, junges Portfolio – auch die Off-Location am Weinbergspark passt dazu. Diese Veranstaltung hat Charakter! Vom 8. bis 10. Juli. www.brighttradeshow.com
„MEIN NAME IST MEINE PHILOSOPHIE“ Klar und eindeutig müssen Markenbotschaften sein – egal in welcher Sprache. Wie das gelingt, weiß Maria Chiara Teza von Think Inc. Communications Interview: Franziska Klün Frau Teza, Sie sind Geschäftsführerin der Kommunikationsagentur Think Inc., betreuen Marken wie Stone Island, Sand Copenhagen, Superga. Ihre Agentur bietet den Marken einen „Full Service“. Was bedeutet das heute? Für mich bedeutet das nicht, alles zu machen, sondern die richtigen Dienstleistungen präzise auszuwählen. Dafür muss man sich intensiv mit der Marke auseinandersetzen und ein Verständnis dafür entwickeln, wie die jeweilige Marke tickt und was sie braucht. Mein Geschäftspartner Holger Petermann ist Experte für Werbung und Markenführung, ich komme ursprünglich aus dem Marketing – das ist von großem Vorteil, so kennen wir beide Seiten. Wir wissen, wenn man langfristig mit Unternehmen zusammenarbeiten will, muss man auch dementsprechend vertrauensvoll anfangen: sich erst einmal kennenlernen, und auch mal Dinge mutig aussprechen, die schmerzhaft sind. Nur so gewinnt man Vertrauen zueinander und schätzt sich für die Offenheit. Ein ehrlicher, gut gemeinter Rat ist die beste Basis für eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit! Mein Name Chiara kommt aus dem Italienischen und heißt Klarheit – und das entspricht meiner Philosophie und Denkweise. Sie arbeiten mit vielen italienischen Brands, aber auch mit deutschen und skandinavischen zusammen. Was können diese Marken voneinander lernen? Heute existieren eigentlich keine rein italienischen oder rein deutschen Brands mehr.
Dafür finden sich zu viele Nationalitäten in einer Firma. Ich bin Italienerin, wohne in München und bin mit einem Schweden verheiratet. Mein Geschäftspartner pendelt zwischen Deutschland, Spanien und Asien. Ist Think Inc. deutsch? Oder italienisch? Das kann man nicht sagen, dafür beeinflussen die unterschiedlichen Mentalitäten einander zu sehr. Das ist von großem Vorteil. Die Italiener sind dafür bekannt, sehr kreativ und impulsiv zu sein, sie produzieren viel im eigenen Land und spielen gerne mit Materialien, Farben, Mustern. Sie sind mutig, lässig und entspannt, wenn es um Mode geht. Die Deutschen schätzen Regeln und Verlässlichkeit, sie sind pünktlich, halten Termine ein; diese Tatsache ist für einen reibungslosen Arbeitsalltag von unschätzbarem Wert. Wenn die Menschen die Größe haben, von anderen Kulturen zu lernen und die besten Eigenschaften daraus anzunehmen und umzusetzen, hilft das einem Unternehmen ungemein. Eine Weisheit, die jeder im PR-Business beherrschen sollte? Nicht nur über die Schönheit des jeweiligen Produktes zu sprechen, sondern die Essenz der Marke in wenigen Sekunden so zu vermitteln, dass die Aussage ankommt und in Erinnerung bleibt. Das ist nicht einfach und sollte die Kunst sein, die unsere Branche beherrscht. Ein Fehler, den im PR-Business keiner mehr begehen darf? Zu viel Druck auszuüben und mit zu viel
Ernsthaftigkeit sowie unrealistischer Erwartungshaltung an die Sache heranzugehen. Heute braucht es immer Humor und eine gewisse Leichtigkeit. Wir wollen die schönen und besonderen Seiten einer Marke vermitteln und diese nicht buchhalterisch, lustlos verwalten. Sie sprechen fünf Sprachen – in welcher träumen Sie und in welcher flucht es sich am besten? Ich träume auf Deutsch und wenn ich fluche, fange ich an, die Sprachen zu vermischen. Das wird dann für alle Beteiligten sehr kreativ und international.
MARIA CHIARA TEZA spricht fünf Sprachen – beste Voraussetzung für Ihren Job bei Think Inc. Communications in München, das die PR-Fachfrau seit 2002 gemeinsam mit Holger Petermann leitet.
Nach wie vor im Adlon, nach wie vor das Grünste, was Berlin zur Fashion Week zu bieten hat: Der GREEN SHOWROOM zeigt auch in dieser Saison, wie gut Luxus und Öko zusammenpassen. Nach einem kurzen Intermezzo im Kronprinzenpalais dieses Mal wieder zurück im Adlon. 8. bis 10. Juli. www.green-showroom.net Auch die CAPSULE hat sich mit ihrem Konzept in Berlin durchgesetzt: Im Postbahnhof, vom 8. bis 9. Juli, zeigt die Messe, die auch in Paris, New York und Las Vegas zu sehen ist, eine fein kuratierte Mischung aus Lifestyle und Mode. www.capsuleshow.com „A warm place full of inspiration“ ist der Claim der SHOW & ORDER, die sich mittlerweile als feste Säule der Berliner Fashion Week etabliert hat. Im ehemaligen Kraftwerk in der Köpenicker Straße zeigen rund 250 hochwertige Labels ihre Kollektionen für den kommenden Sommer. Vom 8. bis 10. Juli. www.showandorder.de Gestresste Besucher dürfen aufatmen: Mit dieser Veranstaltung verabschiedet sich die PANORAMA BERLIN endlich von ihrer Location im Umland und zieht in die Stadt, nach Charlottenburg in die Messehallen. 8. bis 10. Juli. www.panorama-berlin.com
Madeira
GUT EINGEFÄDELT
Mit einer dem Motorsport gewidmeten Capsule Collection feiert der italienische JeansPionier GAS sein 30-jähriges Jubiläum und verweist auf seine starke Verbindung zur Bikerwelt. Seit der Gründung besteht eine Partnerschaft mit dem führenden MotorradHersteller Repsol Honda, in dessen MotoGPTeam der amtierende Weltmeister und Fast Attitude-Kampagnengesicht Marc Márquez seine Runden dreht. Die Jacken, Shirts und Jeans im Biker-Style werden sich nicht nur aufgrund ihrer besonderen Veredelung, wie einer schwarzen Leder-Look-Beschichtung, die die Jeans-Oberflächen matt oder glänzend changieren lässt, bei weltgewandten Fashion-Bikern die Pole Position sichern. /mp
Kleine Schrift – zarter Faden. Wenn es um strapazierfähige, vielfältige und besonders hochwertige Garne für aufwendige Detailstickereien geht, ist die Madeira Garnfabrik schon seit beinah 100 Jahren eine frequentierte Adresse. Der Hersteller aus Freiburg hat sich auf Garne spezialisiert, die belastbar genug sind, um mit computergesteuerten Hochgeschwindigkeits-Stickmaschinen verarbeitet zu werden, beste Laufeigenschaften haben und mit denen außergewöhnliche Gestaltungskonzepte umgesetzt werden können. Stickgarne, die sich auf Denim, Wolle, Filz oder sogar Metall verarbeiten lassen, werden in verschiedenen Stärken angeboten, mehr als 1.500 Farbnuancen und Effekten; und selbst Garne, die im Dunkeln leuchten, sind im Programm des Breisgauer Garnspezialisten. Mit dem weltweit dünnsten Stickgarn Polyneon 75 hat Madeira nun einen Faden aus Polyester entwickelt, mit dem sich extrem kleine Details und selbst feine Handschriften auf unterschiedlichen Materialien realisieren lassen. /msm
Luft, Erde, Wind und Feuer – die vier alchemistischen Grundelemente. Für das neue Projekt der Denim-Linie des niederländischen Labels Scotch & Soda, Amsterdams Blauw, drückten vier Grafik-Designer ihre Liebe zu Denim und Amsterdam auf fünf klassischen Selvedge-Trucker-Jacken aus. Inspiriert von der Lehre der Alchemie, in der unedle Metalle in Gold und Silber umgewandelt werden, entwickelte Scotch & Soda aus einfacher Baumwolle ein hochwertiges SelvedgeIndigo-Denim. Et voilà: Aus der klassischen Truckerjacke enstand ein artifizielles und hochwertiges Sammlerstück. Weltweit auf 250 Stück limitiert, ist eine der fünf AlchemyBlues-Jacken ab Mitte August in ausgewählten Shops in Deutschland, Österreich, USA, UK, Holland, Belgien, Italien, Schweden und Südafrika erhältlich. /cm
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MACHER ERWIN O. LICHER / HERRLICHER
HERRLICHER-JUBILÄUM
DER HERRLICHE HERR LICHER Eine gute Jeans ist ehrlicher Stoff – sie wird erst mit Geschichte schön und zeigt mit Stolz, was sie durchgemacht hat, um das zu werden, was sie ist. So ähnlich lässt sich auch Erwin O. Licher beschreiben, ein deutscher Jeans-Pionier, der mit seiner Marke Herrlicher in diesem Jahr 10. Geburtstag feiert. Wir haben ihn in München besucht. Interview: Marie-Sophie Müller / Fotos: Gerald von Foris
Es ist beinah schwer, Erwin O. Licher zu folgen, so emsig läuft er über die Baustelle, die in Kürze der neue Showroom seiner Jeansmarke Herrlicher sein wird. In seinem Kopf ist alles schon da – dort ein pechschwarz gestrichener Eingang, hier der Tresen, dort oben der Schriftzug. Bevor Licher das Gebäude, das direkt neben der Hauptzentrale von Herrlicher liegt, übernommen hat, entstanden hier Modelllandschaften für Filmsets, zum Beispiel für Roland Emmerichs Katastrophenfilme. Hier, in einem schmucklosen Industriegebiet im Norden Münchens, ist Licher auf fruchtbaren Boden gestoßen. Seine Jeansmarke, die 2008 kriselte, hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt und so gibt es zum 10-jährigen Jubiläum guten Grund zu feiern – mit Modenschau, Hoffest und der Eröffnung des neuen Showrooms Ende Juni. Doch erlauben wir uns einen Blick zurück, denn zehn Jahre sind nur ein Bruchteil der Denim-Karriere dieses umtriebigen, charmanten 67-Jährigen mit den funkelnden hellblauen Augen. Erwin Licher hat deutsche Jeansgeschichte geschrieben.
Herr Licher, Sie feiern in diesem Jahr zehn Jahre Herrlicher. Was ist in dieser Zeit passiert? Wie entstand die Marke? Es ist ja nicht ihre erste ... In den zehn Jahren ist viel passiert. Es begann mit dem Aus von Freeman T. Porter, meiner vorherigen Jeansmarke. Mein Geschäftspartner und ich haben uns damals getrennt. Dann habe ich zusammen mit meiner Frau überlegt: Was machen wir jetzt? Wir haben mit Herrlicher und Tuney zwei neue Marken angemeldet. Der Freeman T. Porter-Umsatz von Herbst/Winter 2004 wurde schon nicht mehr mit mir abgerechnet. Von 2004 bis 2005 haben wir keine Rechnungen ausstellen können, das bedeutete zehn Monate keinen Umsatz und keinen Geldeingang. Meine vertrauten Hersteller durften nicht mehr mit mir arbeiten, es gab also keine andere Möglichkeit, als mit mir unbekannten Produzenten neu zu beginnen. Doch unter den Produzenten gab es auch echte Freunde, zum Beispiel in Portugal, die an mich und meine neue Marke Herrlicher glaubten. Die arbeiten heute immer noch für mich. Es ging auch ein komplett neues Vertriebsteam an den Start.
Und dennoch haben Sie es geschafft, die erste Kollektion in München im Parkcafé zu zeigen. Ich war von Freeman T. Porter noch gewohnt, dass man alles im großen Stil machte – im Nachhinein denke ich, das hätte man auch kleiner machen können. Aber die Bestellungen liefen sehr gut, der Name zog und ich war gerührt, wie viele Menschen in der Branche an mich glaubten. Ich brauchte damals ein Auslieferungslager und bin am 5. März bei Eis und Schnee in das dazugehörige, sehr anspruchsvoll eingerichtete Büro gezogen. Es war riesig und kostete entsprechend Miete. Dort begann ich dann einen kompletten Innendienst neu aufzubauen, wie in einem großen Unternehmen. Schnitt, Grafik, Beschaffung – das kannte ich ja alles, aber Kundenservice, Lager, Logistik, Buchhaltung, eine neue Steuerkanzlei und ein Warenwirtschaftssystem, das war Neuland für mich. Das Ganze war ein Riesenapparat – und dann musste noch ein neuer Unternehmensberater her. Und neue Banken, die ich von meiner Idee begeistern und überzeugen musste.
Ganz schön viel Arbeit ... Oh ja. Und zwischendrin wurde meine jüngste Tochter geboren und mein sechzigster Geburtstag gefeiert! Es hört sich so an, als hätten Sie sich damals finanziell übernommen. In den ersten Jahren wuchs die Marke zu schnell, ich hatte auch noch ein komplettes Männerdesignteam angestellt – die Kosten liefen einfach aus dem Ruder. Im Sommer 2008 sah es dann gar nicht gut aus, da war Heuschreckenalarm angesagt. Ich habe mich schließlich zu meinem eigenen Konkursverwalter ernannt und das Schiff durch die schwere See manövriert. Herr Rolle, mein Buchhalter, stand mir in diesen Jahren am nächsten. Ich verbrachte mehr Zeit in der Buchhaltung als mit meinem Designteam. Wie haben Sie die Kurve gekriegt? Im Sommer 2012 fanden wir ein leer stehendes Manufakturhaus, absolut schmucklos, aber für die Hälfte der bisherigen Miete. Das Gebäude muss auf fruchtbarem Boden stehen, denn es hat uns Glück gebracht. Das Jahr 2013
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MACHER ERWIN O. LICHER / HERRLICHER
war dann auch endlich das beste Jahr – bester Umsatz, bester Ertrag, beste Wareneinsatzquote und beste Kostenreduzierung. Es zeigt sich eben, dass Kreativität in allen Bereichen nützlich ist. Gehen wir einen Schritt zurück. Wie kam der Gießener Junge Erwin Licher überhaupt zur Mode? Ein guter Freund verkaufte 1972 jede Woche Jeans aus Frankreich direkt an die Einzelhändler aus seinem Lieferwagen heraus. Da bin ich einmal einen Tag mitgefahren und das gefiel mir! Ich kündigte meinen Job als Verkaufsfahrer und besorgte mir eine Gewerbeerlaubnis, kaufte einen gebrauchten Lieferwagen und verkaufte in Gießen Jeans aus Frankreich. Die Firma holte jede Woche einen Laster voller Jeans aus Paris und verteilte diese jeden Montag an wilde Kerle wie mich, die schon mit dem Lieferwagen warteten. Da ich der Neue war, ein Gießener Bauernbub, dachten die: Dem kann man doch Bayern geben, das sind doch auch solche Bauern. So dachten die Frankfurter damals. So fuhr ich Richtung Bayern mit Stopps in Würzburg, Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Ingolstadt bis München. Da war mein Lieferwagen schon leer gekauft und ich musste bis zum nächsten Montag auf frische Ware aus Paris warten. Waren das alles dieselben Schnitte? Wie viele Größen gab es? Das ist heute absolut unvorstellbar. Das waren alles Hosen ohne Etiketten, ohne Größenangaben. Das waren die ersten gebleichten Jeans, die Hosen waren ausgewaschen! Die waren völlig verfleckt, gebatikt, die hatten damals noch keine Ahnung, wie man Jeans wäscht. Ich bin dann nach München mit Paketen im Wagen, das waren je 30 Jeans in Papier zusammengeschnürt, und dann kaufte man mir gleich das ganze Paket ab. Wenn man Pech hatte, waren die Hosen alle in derselben Größe, das konnte schon sein.
Wie gefiel Ihnen München? Immerhin sind Sie ja hier gelandet. München, das war meine Stadt! Neben Geschäft und Arbeit hat das Vergnügen bei mir gleichen Stellenwert. Ich war 27 und dachte – wow, hier geht’s ja ab! Viele Jahre später bin ich dann hierhergezogen.
den, da hab ich ihn in St. Louis besucht. Zu meinem 60. Geburtstag kam er mich in München besuchen – das war das erste Mal, dass ich Papa und Mama zusammen um mich hatte.
Aber erst einmal haben Sie Ihren eigenen Jeansladen in Gießen eröffnet. Ja, irgendwann dachte ich mir – mach ich doch selbst einen Laden auf, das geht doch ganz einfach. Und habe dann selbst ein Lädchen auf’m Dorf bei Gießen eröffnet und später einen Laden in Gießen selbst. Den habe ich 17 Jahre lang gemacht, damals war ich Vollbluteinzelhändler.
Freeman T. Porter, Herrlicher – das sind Namen, die etwas mit Ihnen persönlich zu tun haben. Damals, als ich Pash verkauft habe, haben mich die Leute immer gefragt: „Was soll das heißen?“ Und da dachte ich – sollte ich jemals eine eigene Marke haben, brauche ich einen Namen, den ich erklären kann.
Wie kamen Sie dann zur eigenen Jeansmarke? Irgendwann kam ein alter Freund, der Chef von Pash, auf mich zu und fragte, ob ich nicht mal wieder mit auf die Messe nach Köln wollte, damit ich mich um Pash in Hessen kümmern könne. „Nein, nein“, hab ich ihm gesagt. „Ich will kein Vertreter mehr sein, ich habe meine Läden, ich geh nicht mehr auf die Straße.“ Dann hab ich mich aber doch mitreißen lassen und habe mit Pash angefangen, neben allem anderen. Das hab ich elf Jahre gemacht und habe dann mit meiner eigenen Marke Freeman T. Porter begonnen, das ging auch elf Jahre ...
„ICH BRAUCHTE EINEN NAMEN, DEN ICH ERKLÄREN KANN“ Wie kam der Name Herrlicher zustande? Es musste etwas Deutsches sein, das war mir klar, und etwas, das mit mir zu tun hat. Also haben wir rumgespielt und kamen über Indigo by Licher, über Erwins Jeans, dem Herrn Licher seine Jeans irgendwann zu Herrlicher’s Jeans und so schließlich zu Herrlicher. Dann musste nur noch ein deutsches Wort für Denim gefunden werden und so kamen wir auf Blaustoff!
... und jetzt sind Sie bereits im 10. Herrlicher-Jahr! Ja, da müsste ich dann eigentlich nächstes Jahr schon wieder was Neues anfangen.
Herr Licher, was macht denn für Sie eine gute Jeans aus? Eine gute Jeans sollte zeitlos modern, unkonventionell und echt sein.
Freeman T. Porter ist der Name Ihres Vaters, stimmt’s? Ja, den habe ich erst mit 34 kennengelernt. Er war nach dem Krieg in Deutschland als Soldat stationiert, da hat er meine Mutter kennengelernt. Letzte Woche ist er übrigens 90 gewor-
Und warum sollte jeder Mensch eine besitzen? Weil eine Jeans durchs Tragen erst schöner wird, sich dem Körper anpasst und damit die Individualität seines Besitzers ausdrückt.
Wie alt sind Sie jetzt? Ich bin jetzt 67. Also schon im Rentenalter!
Und was macht Herrlicher Blaustoff so besonders? Ohne dass wir große Werbung machen, denn dafür wollten wir kein Geld ausgeben, haben wir ein gewisses Image. Die Bestellungen laufen kontinuierlich und so haben die Händler der Marke einen Wert gegeben. Unsere Hosenqualitäten stammen aus europäischen, traditionell familiengeführten Webereien, die Produzenten für Herrlicher findet man in Europa, Istanbul und Nordafrika. Für alle Oberteile verwenden wir nur Garne aus bester Baumwolle. Und wir sind mit den Herstellern sehr, sehr streng, lassen nichts durchgehen, das muss auf den Millimeter genau stimmen. Was passiert im Jubiläumsjahr? 2014 bekennen wir uns zu dem, wofür wir stehen und wer wir sind. Wir werden das Herz von Herrlicher sichtbar machen und den Spirit fühlbar. Wer unseren neuen Showroom betritt, soll das selbst sehen und fühlen können. Und was werden Sie bei der Bread & Butter im Juli zeigen? Wir zeigen uns dort so, wie man uns kennt. Neu ist: Wir starten mit Tragstoff Herrlicher im wahrsten Sinne des Wortes und werden zum ersten Mal Taschen vorstellen, die das Label „Fritzi aus Preußen“ für uns kreiert hat. Erinnern Sie sich noch an die erste Jeans, die Sie sich selbst gekauft haben? Meine erste Bluejeans habe ich im U.S. Shop Pulz in Gießen gekauft und es war selbstverständlich eine Levi’s. Ungewaschen, shrink to fit, die gab es damals nicht anders. Ich bin dann nach Hause, hab mich mit der Jeans in die Badewanne gesetzt und sie mit Bimsstein und Drahtbürste bearbeitet. Meine Mutter hat sich sehr gefreut (lacht).
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MACHER VOLKER WESCHENFELDER / CAMEL ACTIVE
CAMEL ACTIVE
DER FREIZEITEXPERTE Ein Mann wie eine gute Outdoorjacke: pragmatisch, sympathisch und zuverlässig bis ins Detail. Seit einem Jahr ist Volker Weschenfelder Geschäftsführer von Camel Active. Was in dieser Zeit passiert ist und was in Zukunft ansteht, erfahren wir bei einem Anruf in Bielefeld. Text: Marie-Sophie Müller
Der Mode von Camel Active kann man nicht nachsagen, dass sie durch laute Töne von sich reden macht. Es sind subtilere Qualitäten, welche die Jacken, Hosen, Hemden, Schuhe und Accessoires zu echten Verkaufsschlagern machen: zurückhaltendes, funktionales Design und zuverlässige Qualität. Mode für Menschen, die sich nicht jede Saison komplett neu einkleiden wollen, sondern auf Basics setzen, von denen sie wissen, dass sie ein bisschen etwas aushalten können – in unterschiedlichen Zeitzonen und Lebenslagen funktionieren. Kleidung, die man wählen würde, wenn man seinen Koffer für eine Weltreise packt und nicht nur praktisch, sondern auch gut angezogen sein will. „Wir sind die Freizeitexperten, es gibt kaum eine Marke, die noch lässiger ist als wir“, sagt Volker Weschenfelder, der beim Masterlizenznehmer CMLC GmbH seit einem Jahr Geschäftsführer von Camel Active ist. Er ist der Marke, die er leitet, nicht unähnlich – sympathisch und unaufgeregt, aber zielstrebig. Dieser Mann hat Pläne für Camel Active; einer davon geht noch weit in seine Zeit als Marketingleiter zurück, wurde aber erst im vergangenen Jahr umgesetzt: Seit der Herbst-/Winterkollektion 2013 gibt es von Camel Active auch Damenmode. Warum erst so spät, kann man sich fragen. „Wenn man mich vor zwei Jahren nach Markenattributen von Camel Active gefragt hätte, wäre eins davon ,männlich‘ gewesen“, erzählt Weschenfelder. „Was Hugo Boss für formelle Herrenmode ist, sind wir im Casualbereich. Eigentlich sind wir der Inbegriff der Männlichkeit, aber die Idee einer Womenswear-Kollektion haben wir schon jahrelang.“
Bereits vor sechs Jahren, unter seinem Vorgänger Erik Sperber, der inzwischen als Gesamtgeschäftsführer von CMLC die Markenbereiche Seidensticker, Camel Active und Jacques Britt leitet, arbeitete man in Bielefeld an einem Konzept. „Das war zu einem Zeitpunkt, als man auch bei Boss gerade damit startete“, sagt Weschenwelder. „Es war auch für die nicht so leicht, sich zu etablieren, und Boss hat sicherlich andere Budgets als wir. Daher haben wir uns erst einmal auf unsere Hausaufgaben konzentriert und das Vorhaben verschoben“, sagt der 42-Jährige. „Vor zwei, drei Jahren dachten wir dann, dass wir gut genug aufgestellt sind, um es zu wagen. Dass wir als international aufgestellte Lifestylemarke auch eine Womenswear-Kollektion brauchen, das war uns immer schon klar, aber der Moment musste passen – wir hatten großen Respekt vor der Aufgabe, immerhin sind wir sehr männlich positioniert.“ Als es losging und man 2012 die erste Kollektion bei der Bread & Butter vorstellte, wunderte man sich, dass niemand die Grundsatzfrage stellte, ob eine Damenkollektion zu Camel Active passt oder nicht. „Dabei haben wir uns mit genau dieser Fragestellung jahrelang abgemüht“, sagt Weschenfelder und lacht. Der gebürtige Bruchsaler kam durch einen Zufall zur Mode. Als er in Mannheim Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marketing studierte, stieß er bei der Suche nach einem interessanten Traineeplatz auf einen Aushang am Schwarzen Brett: Betty Barclay suchte geeignete Absolventen. Weschenfelder dachte sich damals, dass das Thema Mode genau das verkörpert, was ihn an einer
Marketingaufgabe reizt: Tempo und Internationalität. „Mit dem Thema zu tun hatte ich zuvor überhaupt nicht, aber einen gewissen Bezug zu Mode hat ja eigentlich jeder ganz automatisch. Ich muss sagen, dass das damals eine sehr gute Entscheidung war“, erinnert er sich.
wir schauen, dass das Niveau überall dasselbe ist, man sich mehr und intensiver untereinander austauscht und abstimmt – das ist mir ein wichtiges Anliegen. Kollektionsentwicklung und Investitionen ins Produkt und die Ressourcen waren für mich die großen Themen in meinem ersten Jahr als Geschäftsführer.“
EINEN TYPISCHEN ARBEITSTAG GIBT ES NICHT
Einen typischen Arbeitstag gibt es für Weschenfelder nicht. „Jeden Tag passiert etwas Unerwartetes. Ich bin sehr viel unterwegs. Die letzten zwei Tage war ich in Wien, die Woche davor in Malaysia. Eigentlich bin ich zu zwei Drittel meiner Zeit auf Reisen, bei Lizenznehmern, Kunden und Dienstleistern. Wenn ich mal im Büro bin, gibt es Abstimmungsmeetings und erst am späten Nachmittag kommt man mal dazu, das abzuarbeiten, was auf dem eigenen Schreibtisch liegt. Aber das alles macht mir sehr viel Spaß.“ Als Nächstes steht die Reise zur Bread & Butter nach Berlin auf dem Programm, wo die neuesten Kollektionen vorgestellt werden. Eine Zeitreise im doppelten Sinne: marketingstrategisch voraus ins Frühjahr des Jahres 2015 und stilistisch gute 60 Jahre zurück, denn sowohl die Männer- als auch die Damenmode der Kollektion „Vintage Travel Route“ ist von den frühen 1950er-Jahren inspiriert, in denen das individuelle Reisen begann und zum Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung wurde. Bleibt zu hoffen, dass für den zweifachen Vater im Anschluss daran Zeit für eine private Reise mit der Familie bleibt, denn immerhin heißt es im Juli auch für professionelle Freizeitexperten: Sommerferien!
2005 wechselte er dann zu CMLC nach Bielefeld, von wo aus das Europageschäft von Camel Active direkt gesteuert wird, aber auch die weltweiten Lizenznehmer mit Marketingkonzepten und dem Leaddesign-Briefing versorgt werden. Nach acht Jahren im Marketing übernahm er dann im Mai 2013 den Posten des Geschäftsführers: „Ein wirklicher Neuanfang war das für mich nicht, immerhin kenne ich die Marke, die Interna und die Leute seit Jahren. Es war eher ein fließender Übergang. Aber es ist eine komplett andere Perspektive, eine größere Verantwortung und globalere Herangehensweise.“ Der deutsche Markt ist der wichtigste für Camel Active, gefolgt von Österreich, Schweiz, den Beneluxländern und Skandinavien. Aber auch Russland und der asiatische Markt sind stark. Das Asiengeschäft macht mittlerweile 20 bis 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus und wird von Kuala Lumpur aus gesteuert. Das bedeutet für Weschenfelder viel Abstimmung, Koordination und Zeit im Flugzeug: „Da wir mit Lizenznehmern arbeiten, müssen
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MACHER BERTRAM M. LAUFER / COLORADO JEANSWEAR
COLORADO JEANSWEAR
EIN BÜFFEL WIRD GROSS Vor 18 Monaten wurde Bertram M. Laufer zum Brand-Manager von Colorado Jeanswear ernannt – seitdem hat sich viel getan. Als echter DenimExperte weiß der 39-Jährige, wie man eine Marke verjüngt, ohne ihre treuen Anhänger zu vergraulen. Film und Fußball spielen auch eine Rolle. Welche, erklärt er bei unserem Besuch in Norderstedt. Interview: Anna Lea Pasdzierny / Fotos: Gulliver Theis
Herr Laufer, wie kam Colorado nach Norderstedt? Colorado Jeanswear wurde 1976 gegründet, ist also schon ein paar Jahre alt. Die Marke wurde lange von der Big-Star-Gruppe in Weil am Rhein geführt und ist schließlich vor sechs Jahren hier zur Schmidt Group GmbH nach Norderstedt gelangt. Wir sind also kein junges Start-up. Colorado ist nicht Ihre erste Jeans-Station. Im Gegenteil, Sie sind ein wahrer DenimExperte. Nach einem betriebswirtschaftlichen Studium war meine erste Station eine Handelsagentur, in der wir die Marke Scotch & Soda vertreten haben, die nächste Station war die Big-StarGruppe. Dort habe ich sieben Jahre lang in verschiedenen Positionen alle Höhen und Tiefen, die eine Marke so durchlebt, kennen gelernt. Und zuletzt habe ich für die VF Corporation als Head of Key Account bei Lee gearbeitet. So habe ich mein Gespür für Jeans und Denim immer mehr ausgebaut. Was läuft denn bei Colorado zum Beispiel anders als bei Lee? Lee als alteingesessene Denim-Brand mit einer 120-jährigen Tradition kann man mit einer Marke wie Colorado nicht vergleichen. Da sind allein die Strukturen komplett verschieden: da ein Konzern und hier ein Unternehmen in der vierten Generation. Das war für mich aber auch der entscheidende Punkt, der die Arbeit für mich attraktiv gemacht hat:
Hier kann ich sehr eng mit dem Inhaber zusammenarbeiten.
zum Shop-in-Shop-System. Das erste Storekonzept ist gerade in der Entwicklung.
Noch einmal kurz zurück zu Ihnen. Ist dieses Interesse für Mode angeboren? Meine Familie ist seit vier Generationen im Textilbusiness tätig, es wurde mir also vielleicht ein wenig in die Wiege gelegt. Jemand hat mal gesagt: Wenn man mich aufschneiden würde, sähe man blaues Blut. Und das ganz ohne Adelstitel (lacht).
Woran erkennt man eine Colorado-Jeans? Unser Erkennungsmerkmal ist das Backpocket-Stitching. Wir unterscheiden hier zwischen Classic und Contemporary Fits. Bei den Contemporary Fits erkennt man sehr gut unsere Liebe zum Detail: zum Beispiel den Story Print in der Innenseite der Hose.
Sie sind jetzt seit über einem Jahr in Norderstedt, und es heißt, Sie haben große Pläne ... Dafür braucht es erst einmal die entsprechenden Voraussetzungen: Durch die Schmidt Group, das hanseatische Familienunternehmen in vierter Generation, haben wir die Power, eine Marke nachhaltig aufzubauen und an den Markt zu bringen.
„JEANS SIND KEINE ALTERSFRAGE“
Was sind die wichtigsten Veränderungen? Der erste Schritt war zu analysieren, wo wir stehen, wo wir hinwollen. Den Markenkern herauszuarbeiten und zu schauen, was wir in den verschiedenen Schritten und Zeitpunkten verändern. Die erste Veränderung war das Logo. Der Büffel steht jetzt im Zentrum. Das Logo ist dadurch onlinetauglicher und kompakter geworden. Die Bildsprache wurde verändert, das Packaging an den Produkten wurde überarbeitet, das soll unsere neue Handschrift erkennbar machen. Dazu kommen neue POS-Tools vom Shelftalker bis hin
Ein Story Print? Was können wir uns darunter vorstellen? Da findet man die Geschichte von Colorado. Das sind die Details, von denen eine Hose lebt. Ob das der Büffel auf den Knöpfen ist, die Nieten, das Futter, das in jeder Hose etwas anders gearbeitet ist, das Lederpatch. Das macht eine Jeans aus. Die Classic Fits sind da etwas zurückgenommener. Ist das Jeanstragen eine Altersfrage? Definitiv nicht. Jeder, der Spaß daran hat, trägt Jeans, egal wie alt. Und der Anlass verbietet es mittlerweile ja auch nicht mehr. Wir sind hier mitten in Ihrem Jeansreich. Wie ist das für Sie, wenn so eine neue Kollektion entsteht? Spannend! Zuerst gibt es ein Kick-off-Meeting
fürs Design. Silke Herrdegen, unsere Head of Design, stellt dann die neuen Trends vor und arbeitet das Thema der Kollektion heraus. Denim steht immer im Fokus, aber eine zugehörige Oberteilkollektion gibt es natürlich auch. Wie stark greifen Sie aktuelle Trends auf? Wir versuchen, aus Trends, die wir in verschiedenen Städten aufspüren, aus Vintagestücken und Anforderungen aus dem Markt eine gute Mitte zu finden. Die Kunst ist ja, einen Trend kommerziell umzusetzen. Durch unser NOS-Denim-Sortiment sind wir da aber nicht völlig auf die Saison fokussiert. Auf welchen Messen sind Sie vertreten? Im Moment verändert sich in Berlin viel. Wir haben entschieden, dass wir dieses Jahr nicht dabei sind. Wir wollen uns bewusst die Zeit für die Markenbildung geben. Die Colorado Kids Kollektion zeigen wir aber auf der CFC – Children’s Fashion Cologne, einer Messe, die Show und Arbeitsmesse kombiniert. Colorado hat auch eine Kinderkollektion. Ist das ein Pendant zu den erwachsenen Stücken? Die Kinderkollektion gibt es seit knapp drei Jahren. Und genau das ist die Idee, dass wir die Kollektion schrumpfen – den kindlichen Proportionen angepasst natürlich, aber cool. Setzen Sie eher auf Online- oder statio nären Handel? Der Kunde ist heute ja so vernetzt wie nie
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MACHER BERTRAM M. LAUFER / COLORADO JEANSWEAR Links: Zu Bertram M. Laufers F üßen: die Lederjacken der aktuellen Herbst/Winter-Kollektion, die im Zeichen von Aspen, Colorado steht. Unten rechts: Exemplare der „Contemporary fits“
Im Showroom des Headoffices: Hier wird bald umgebaut – unter Aufsicht des Büffels. Das neue Konzept zeigt helles Holz und Stahl.
zuvor. Er kann kaufen wo er will, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das bedeutet, „Omni Channel“ wird auch für uns immer wichtiger: eine intelligente Verknüpfung von stationärem Handel und Online-Business. Und dann vertrauen wir auf zukunftsfähige Konzepte unserer Handelspartner. Wie kann man sich die Shops vorstellen, wie sieht es dort aus? Bei den Shopkonzepten sind wir keine Vintage-Jeansmarke. Wir verwenden helles grobes Holz und Stahl als Synonyme für die raue Landschaft und urbanen Regionen Colorados. Wir haben das neue Konzept im Showroom in Sindelfingen bereits eingebaut, und hier im Headoffice ist es bald so weit. Eine Frankfurter Designagentur entwirft für uns die StoreMöbel. Bei der Vorstellung, wie so ein Laden aussehen soll, wirke ich mit, und dann entsteht, wie eine Kollektion, auch das passende Möbelstück dazu. Das Partner-Store-Modell ist gerade in der Entwicklung und soll ein wichtiger Baustein der weiteren Expansion werden. Sie sagen, Sie wollen die perfekte Jeans kreieren ... Man muss doch hohe Ansprüche haben! Wenn Kunden eine Colorado-Jeans zum ersten Mal in der Hand halten, sind sie oft begeistert, weil sie das gar nicht erwarten. Wir sind eine Marke, die für jeden kaufbar ist. Wie treu sind Frauen und Männer in Jeansfragen?
Wenn der Mann seine Jeans, seine Passform gefunden hat, dann ist die Treue zum Produkt vorhanden. Bei den Frauen ist das vielleicht ein bisschen anders.
gibt wenige Anlässe, bei denen ich keine Jeans trage. Passend dazu habe ich neulich gelesen, dass Andy Warhol sogar in seiner Jeans begraben werden wollte.
Haben die Kunden auf die Veränderungen schon reagiert? Ja, absolut. Nach Aussendung der neuen Image-Kataloge haben wir von den Händlern sehr gutes Feedback bekommen. Unser Sales-Team hört oft: „Ich glaube, wir müssen uns jetzt doch mal treffen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, sich Colorado mal etwas näher anzuschauen.“
Sind Sie ein Workaholic? Ich versuche, eine gute Work-Life-Balance zu finden, aber anders als mit viel Einsatz kann man eine Marke in einer relativ kurzen Zeit nicht nach vorne pushen. Das gilt auch für das ganze Team, die brennen für die Marke. Das macht viel aus.
„ANDERS ALS MIT VIEL EINSATZ KANN MAN EINE MARKE IN EINER KURZEN ZEIT NICHT NACH VORNE PUSHEN.“ Wo sehen Sie Colorado in fünf bis 10 Jahren? Natürlich wollen und müssen wir wachsen. Wir sehen uns dann bei allen wichtigen Händlern in Europa. Auch außerhalb Europas? Ja, natürlich sehen wir uns auch außerhalb Europas. Aber Sie wissen ja – mit hanseatischer Zurückhaltung investieren heißt: mit Sinn und Verstand. Tragen Sie immer Jeans? Ja, 24 Stunden am Tag ... Nein, im Ernst, es
Es gibt ja ein immens großes Angebot an Jeans, in jeder Preisklasse. Wie bleibt man oben? Hier lauten die Schlagworte: Schnelligkeit, Service, Kompetenz. Auch unser Never-outof-Stock-Business ist nicht zu unterschätzen. Wir liefern die ganze Bandbreite des Sortiments auf den Punkt – jeden Tag, wenn der Händler möchte. Organisiert wird das durch unser Customer-Service-Team und die Logistik vor Ort. Innerhalb der Kollektionen wird den Jeans aber keine Konkurrenz gemacht? Doch, es gibt auch Röcke und es gibt ab der Herbst/Winter-Kollektion Jeans in Patchwork, Colordenims, Shorts – aber alles Denim. Eben ein kompetenter flächendeckender Mix. Im Marketing beschreiten Sie neben den gängigen auch ganz besondere Wege, erzählen Sie mal. Mit der Filmakademie Baden-Württemberg
haben wir einen tollen Film gemacht, der heißt: „Studies on Hysteria“. Der Claim in diesem Film ist „Living without my Pants – Never“. Es geht um einen Mann aus einem Dorf voller Nackter, der im Wald eine Jeans entdeckt, die er von da an nicht mehr auszieht – und so den Hass der Bewohner auf sich zieht. Mit dem wurden schon Filmpreise gewonnen. Junge Menschen zu fördern, das macht uns Spaß. Sie sind auch offizieller Partner von Fußballvereinen. Wir sind Partner vom HSV. Zum Glück ist er in der ersten Liga geblieben ... In Mönchengladbach und Düsseldorf sind wir mit Colorado auch präsent, zum Beispiel über Bandenwerbung. Da erreichen wir nicht nur die Stadionbesucher, sondern auch die Zuschauer zu Hause. Welcher Verein steht Ihnen näher? Welche Antwort erwarten Sie jetzt von mir … ? Durch die Nähe zu Hamburg bin ich natürlich oft beim HSV. Da haben wir auch eine Colorado-Loge im Stadion und Bandenwerbung. Neulich hatten wir eine interessante Geschichte in der Loge mit Lasogga, der den HSV beim letzten Spiel ja gerettet hat. Ein 15-Jähriger hat einen Fittingtermin mit Lasogga beim Colorado Adventskalender gewonnen. Nach dem Tag war er so etwas von glücklich. Eine schöne Geschichte. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Laufer.
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PREMIUM INTERNATIONAl FAShION TRAdE ShOw
PREMIUM ORdER MUNICh
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MACHER ANITA TILLMANN / PREMIUM
PREMIUM
„WENN NICHTS MEHR GEHT, HILFT IMMER HUMOR!“ Anita Tillmann, Gründerin und Geschäftsführerin der Modemesse Premium, im Gespräch über die Vereinbarkeit von Muttersein und Karriere, nachhaltiges Unternehmertum und Männercodes. Interview: Franziska Klün
Sie sind Geschäftsführerin der Premium. Würden Sie Ihre Arbeitswelt als sehr männlich dominiert beschreiben? Auf jeden Fall! Nicht nur in Deutschland, sondern auch international sind die Führungsriegen in der Modebranche hauptsächlich von Männern besetzt. Frauen sind eher in den kreativen Bereichen zu finden.
Foto: Juergen Schabes
Muss man sich an die Codes der Männer anpassen, um sich langfristig in diesen Führungsebenen behaupten zu können? Ich tue es jedenfalls nicht. Ich bin getrieben, ich will Neues ausprobieren und den Wert der Premium für unsere Kunden und uns steigern. Da habe ich keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, wie irgendwelche Codes funktionieren.
Frau Tillmann, vor elf Jahren gründeten Sie gemeinsam mit Ihren Partnern die erste Modemesse Deutschlands, die Luxus präsentiert. Mittlerweile gilt die Premium als tragende Säule der Berliner Fashion Week, Sie sind Geschäftsführerin, außerdem Mutter von zwei Töchtern und Ehefrau. Damit vereinen Sie, was ständig als unvereinbar proklamiert wird: Familie und Erfolg. Ich wollte mich immer selbstständig machen, ich konnte nie lange in einer festen Struktur arbeiten und wusste schon früh, dass ich etwas Eigenes brauche, um mich in der Schnelligkeit bewegen zu können, die sich für mich richtig anfühlt. Heute bin ich sehr glücklich mit dem, was ich tue – und ich wüsste nicht, was ich bei der Berufswahl hätte besser machen können. Dennoch ist es natürlich ein Spagat. Auch ich hätte gerne mehr Zeit für meine Kinder. Jeden Abend folgt der gleiche Ablauf: Sind die Kinder im Bett und die Geschichten vorgelesen, setze ich mich noch mal für drei Stunden an den Computer oder hole irgendwelche verschobenen Meetings nach. Freizeit, Kaffeetrinken, Yoga, Freunde treffen – all das ist nicht drin.
Dinge nicht erledigt zu bekommen und mit in die Nacht hineinzunehmen. Für ein Leben mit Kindern braucht man definitiv ein gewisses Organisationstalent – und Flexibilität. Dennoch glaube ich nicht, dass Kinder glücklicher sind, wenn sich ihre Mütter 24 Stunden am Tag um sie kümmern. Und ich habe auch noch nie von gegenteiligen Statistiken gelesen. Die Devise meines Mannes und mir lautet: Wenn nichts mehr geht, hilft Humor! Ich glaube, das Wichtigste im Leben, ob mit oder ohne Kinder, ist, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Meine Oma hat immer gesagt: „Kind, wenn etwas nicht so funktioniert, wie du es dir vorstellst, stell dir etwas Neues vor.“
Vermissen Sie nichts? Natürlich steckt man zurück. Aber wir alle müssen uns im Leben doch die Frage stellen, was wir wollen. Was erwartet man, wenn man ein Kind bekommt? Das Leben fokussiert sich dann eben darauf und alles andere wird drum herum gebastelt. Meine Eltern haben auch beide ganztags gearbeitet und ich war ein Schlüsselkind. Trotzdem waren sie immer für mich da.
Wie zum Beispiel? Wie man vernünftig kommuniziert. Ich kann auch mal schreien und schimpfen, aber in der Regel ist mir das zu unproduktiv. Die wertvolle Zeit, die man dafür aufbringen muss, bis man sich auf- und abgeregt und wieder vertragen hat, da ist der Tag doch gelaufen! Man kann die Dinge auch anders regeln. Man kann sich hinsetzen, über alles sprechen und dann produktiv weitermachen. Für die Firma ist das zum Beispiel essenziell. Ich glaube, pro Mitarbeiter gerechnet ergibt das am Ende des Jahres einen richtigen Batzen Geld, den wir so einsparen. Ich will Stärken stärken. Menschen etwas abzuverlangen, das sie nicht können, ist für alle frustrierend. Es gilt herauszufinden, was jemand gut kann, und ihn darin zu fordern und zu fördern. Dann fühlen sich die Menschen gut.
In der „ZEIT“ outeten sich kürzlich zwei Väter mit den Zeilen: „Sind wir gerne Väter? Ja, absolut, von ganzem Herzen. Sind wir gerne Journalisten? Ja, leidenschaftlich gerne. Und, geht beides zusammen? Die Wahrheit ist: Es ist die Hölle.“ Können Sie mit solchen Zeilen etwas anfangen? Natürlich kenne ich das Gefühl, an Grenzen zu stoßen, nicht ausreichend zu schlafen,
Das hat Sie geprägt? Ungemein. Von diesen Sprüchen kursierten immer sehr viele bei uns zu Hause. Ich habe das große Glück, aus einer Familie mit vielen starken, liebevollen Frauen zu stammen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten haben all diese Frauen gelenkt, meine Mutter, meine Großmutter, deren Schwester, meine Urgroßmutter – manches direkt und manches indirekt. Das versuche ich nun an meine beiden Töchter weiterzugeben.
Der Unternehmensberater und Autor des Buches „Das Arroganz-Prinzip“, Peter Modler, sagt, Gleichberechtigung am Arbeitsplatz gebe es nur, wenn Frauen die Sprache der Männer lernen. Dann hat Peter Modler wohl zu viel Zeit! Ich will so kommunizieren, wie ich bin, und durch Leistung überzeugen. Außerdem versuche ich immer ein kleines bisschen schneller zu sein als der Rest. Ist die Leistung gut, zählt nicht, ob sie von einem Mann oder einer Frau kommt. Und das gilt für jede Branche. Hätten Sie manchmal gerne mehr Frauen um sich herum? Ich komme zwar viel mit Männern zusammen, wenn ich mit anderen Unternehmen zusammenarbeite, aber bei der Premium ist die Frauendichte mit ca. 80 Prozent eigentlich nicht zu toppen. Das Schöne ist, dass meine Mädchen aber auch noch sehr eng und harmonisch zusammenarbeiten. Wenn mal irgendwo etwas schiefläuft oder es Probleme gibt, dauert es lange, bis ich davon Wind bekomme. Frauen regeln die Dinge oft einfach unter sich. Ihr Teamgeist ist enorm. Sie schreiben regelmäßig Artikel für unterschiedliche Magazine, sind selbst Herausgeberin verschiedener Blätter, unter anderem des Berlin Fashion Week Magazines. Kürzlich ist ein Text mit dem Titel „Maß aller Dinge“ erschienen, in dem Sie beschreiben, woran Sie glauben. „Woran wollen wir uns messen lassen? Am Augenblick des kurzfristigen Erfolgs oder an dem, was wir aufbauen? An dem, wie andere uns sehen, oder an unseren eigenen Ansprüchen? Ich will mir nicht anmaßen, über das „Maß aller Dinge“ zu urteilen. Aber ich kann sagen, was das Maß meiner Dinge ist.“ Warum musste das mal raus? Dieser Job ist nicht nur ein Job. Wir sind keine Maschinen. Was wir tun, muss einen Sinn ergeben und langfristig angelegt sein. Ich halte es für wichtig, auch über Werte zu sprechen – oder eben zu schreiben. Wir sind in diesem Land politisch wirklich frei, wir befinden uns nicht im Krieg, es geht uns allen gut. Wenn man diesen Luxus genießt – und ich empfinde das als puren Luxus, gerade wenn man auf dieser Welt nach links und rechts schaut –, dann sollte man dankbar sein für das, was
man hat, und daran arbeiten, diesen Wohlstand zu erhalten und auch wertzuschätzen. Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen. Sie schreiben: „An schnellen Erfolgen bin ich nicht interessiert, mir geht es um den Aufbau von Strukturen, die Bestand haben. Nachhaltiger Erfolg kann nur durch langfristige Strategien in allen Bereichen eines Unternehmens erreicht werden.“ Das klingt sehr klug und vernünftig. Aber auch etwas an der Realität vorbei. Arbeiten Sie wirklich so? Es ging in diesem Text auch darum, wie die Premium ihre Kunden kuratiert. Als wir anfingen, hatten wir kein Investment-Kapital. Wir haben am Potsdamer Platz im stillgelegten U-Bahn-Tunnel angefangen und sind dann ans Gleisdreieck gezogen. Das Gelände war extrem sanierungsbedürftig. Immer wenn wir Geld verdient hatten, haben wir in die Immobilie investiert. Ist das unrealistisch? Oder gar naiv? Ich glaube nicht. Wir vermieten das Gelände mittlerweile das ganze Jahr über an sehr gute Veranstaltungen wie die Berliner Fahrrad Schau, verschiedene Messeformate, Kongresse, Gala-Dinners, Politveranstaltungen bis hin zu der Bloggermesse Republica. Wir vermieten bewusst nicht an irgendwelche Konzert- oder Partyveranstalter. Das wäre zwar gutes, einfach verdientes Geld, würde aber dem Ruf der Location schaden. Lieber verzichten wir, um langfristig unserem Konzept treu zu bleiben. Die Republica ist extrem innovativ, die hat hier ganz klein angefangen. Aber wir haben an das Konzept geglaubt – und das zu Recht. Fünf Jahre später ist es die beste Bloggermesse Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Bei der Premium selbst müssen wir immer wieder Marken wegschicken, und das tut auch immer wieder weh. Zahlenden Kunden abzusagen fällt aus Unternehmersicht natürlich schwer. Aber es geht nicht anders. Wir müssen stringent sein, denn die PREMIUM präsentiert ein kuratiertes Portfolio. Wir sind ein Marktplatz, der die Interaktion fördert, auf dem man Deals macht und Gespräche führt. Früher wollten Sie Charity-Lady werden. Was ist aus dem Vorhaben geworden? Das ist noch immer ein großer Wunsch von mir! Irgendwann habe ich mich mal gefragt, was ich mache, wenn ich mal richtig viel Geld verdienen sollte. Zurückgeben, war meine Antwort. Viele Menschen in diesem Land hätten einiges zum Teilen und würden auch gerne teilen, aber oft mangelt es an Vertrauen in die Organisationen dahinter. Ich aber glaube, dass ich das könnte – Vertrauen aufbauen, die Leute zusammenbringen und einfach Gutes tun. Wir engagieren uns auch bereits: Wir haben mehrere Patenkinder und arbeiten mit einem Kinderheim in Berlin zusammen. Ein Traum von mir wäre, irgendwann einmal eine Immobilie zu kaufen, viele Mädchen zu adoptieren, um diesen die Möglichkeit zu bieten, ohne Existenzängste aufzuwachsen und eine angemessene Bildung zu erhalten.
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Düsseldorf 25 –28 July 2014
www.the-gallery-duesseldorf.com
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Red Carpet 27 –29 July
Botschaft . Hammer Hallen . Rheinlandsaal
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MACHER DAVID KEYTE / UNIVERSAL WORKS
UNIVERSAL WORKS
„ICH UND EITEL? NICHT IM GERINGSTEN!“ Seit Kindesalter ist David Keyte von Kleidung besessen. Er findet das in Ordnung, nur über Mode sprechen mag er trotzdem nicht. Keyte hat sich im Kohlebergbau und als Schriftmaler probiert, 15 Jahre für Paul Smith gearbeitet, bis er 2008 sein eigenes Männermodelabel „Universal Works“ gründete. Ein Besuch in Nottingham. Interview: Franziska Klün / Fotos: Peter Lorenz
Herr Keyte, was ist so schlimm an grünem Kord? Oha, Sie haben Ihre Recherche gemacht. Sie waren neun Jahre alt, als Ihre Mutter Ihnen eine grüne Shorts aus Kord kaufte, woraufhin Sie ihr verboten, weiterhin für Sie einkaufen zu gehen. Von nun an wollten Sie selbst wählen dürfen. Es war nicht unbedingt das Material Kord an sich, das dazu führte. Eigentlich mag ich Kord. Für mich ist es ein sehr britischer Stoff – diese Geschmeidigkeit, gleichzeitig hat er etwas traditionell Anmutendes. Wissen Sie, damals trugen alle anderen Kinder lange Hosen. Und ich? Ich musste in knallgrünen Baggy-Shorts aus Kord herumlaufen. Das sah einfach nicht gut aus, alles an diesem Look fühlte sich falsch an. Ich wusste, ab jetzt muss ich bestimmen. Übrigens habe ich für den nächsten Sommer eine baggy sitzende Shorts
aus Kord entworfen. Wie Sie sehen, bin ich darüber hinweg. Wie hat Ihre Mutter reagiert? Sie war, ehrlich gesagt, sehr erleichtert. Sie meinte: Hier ist das Geld, kauf dir dein Zeug gerne selbst. Was für ein Vertrauensbeweis, Sie waren noch sehr jung. Ich glaube, es war ihr egal, was ich kaufen würde. Auch wenn sie schon immer ein sehr kreativer Mensch war: Kleidung war für sie nie ein Ausdrucksmittel. Mich faszinierte der Stil meines Vaters. Der folgte nie irgendwelchen Trends, sondern war gut darin, Klassiker zu kombinieren. Mich erinnerte sein Aussehen immer an das Hollywood der 50erJahre. Meine Eltern haben nie über Stil oder Kleidung nachgedacht. Sie waren typische Arbeiter und zogen sich nur gut an, wenn sie
an einem Samstagabend ausgingen. Ansonsten reichte ihnen ihre Berufskleidung. Ich glaube, mein Vater hat sein Leben lang ein und denselben Harris-Tweed-Anzug getragen – den ich übrigens sehr gerne mochte. Er hat nie darüber nachgedacht, ob der nun gut aussieht, er hatte ihn einfach im Schrank.
Ich ging immer zu den Charity-Läden, wo man für wenig Geld gebrauchte Kleidung fand. Da habe ich zum Beispiel so ein Lederjacken-Imitat gefunden, es war egal, ob die Jacke nun echt war oder nicht, sie war wahnsinnig cool. Dazu trug ich eine Jeans und fühlte mich großartig – irgendwie rebellisch.
Wenn es nicht Ihre Eltern waren, die Ihnen diese Passion für Kleidung mitgaben, woher rührte Ihr Interesse in einem so kindlichen Alter? Ich habe keine Ahnung. Ich wusste einfach immer, was gut aussieht und was nicht. Schon immer hatte ich ein Gespür dafür. Wenn ich meine frühen Kindheitserinnerungen abrufe, fällt mir vor allem auf, dass ich immerzu über Kleidung nachgedacht habe.
Galten Sie in der Schule als Fashion Victim? Mir ging es nie darum, mich für andere gut zu kleiden. Ich stand nie lange vorm Spiegel und betrachtete mich darin. Es ging mir schon immer um ein Gefühl für mich. Ich will mich in meiner Kleidung wohlfühlen. Das ist mir wichtig. Aber ich beurteile die anderen nicht danach, wie sie gekleidet sind. Und ich glaube, die meisten, die mich kennen, haben auch mich nie danach beurteilt, wie ich mich kleide. Dennoch würde es mich überraschen, hätte mich nie jemand als eine Art Fashion
Was war eines der ersten Outfits, in denen Sie sich richtig gut gefühlt haben?
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VISIT US AT PANORAMA BERLIN 08-10 JULY 2014 MODEFABRIEK AMSTERDAM 13-14 JULY 2014 WWW.NO–EXCESS.COM
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MACHER DAVID KEYTE / UNIVERSAL WORKS
Bevor David Keyte 2008 beschloss, Universal Works zu gründen, hatte er 15 Jahre lang bei Paul Smith gearbeitet. Er sei dort erwachsen geworden, sagt er. Mit seiner Marke möchte er einfach schöne Kleidung machen, in der man sich wohlfühlt. Geschichten drum herum erfinden, über Inspirationen berichten und Hintergründe, das sei nicht seins. Für ihn beginnt jede Kollektion am Küchentisch.
Victim gesehen. In meiner Anwesenheit hat mich aber niemand je so bezeichnet. In der modernen westlichen Gesellschaft wird man ja schon komisch beäugt, wenn man nur einen Hut trägt. Nach dem Motto: Was ist das? Ein Hut? Ja, ein Hut! Ich meine, Dinge gelten so schnell als ungewöhnlich, besonders in der Kleinstadt, in der ich lebe.
aussah. Und er ist das perfekte Beispiel für einen Mann, der nie so wirkte, als wäre ihm das besonders wichtig gewesen. Ich mag es, wenn Sachen nicht zu perfekt sind. Das Unperfekte verleiht Dingen mehr Schönheit. Zu glatt, zu ernst oder zu ordentlich darf ein Look nie sein, sondern er sollte immer so wirken, als ginge es dabei um Spaß.
Würden Sie sich selbst als eitel bezeichnen? Nicht im Geringsten.
Warum reden Sie nicht gerne über Ihre Mode? Es gibt so viel wichtigere Dinge, über die man reden sollte. Die Menschen in der Ukraine, die Zukunft Europas. Manchmal sträubt sich etwas in mir, über Dinge zu sprechen oder zu schreiben, über die es gar nicht so viel zu sagen gibt. Es geht um Stil, um das Besondere. Den Rest muss man sich eben ansehen. Wir machen Kleidung, weil sie einem ein gutes Gefühl gibt. Basta.
Warum nicht? Weil es einen Charakterzug beschreibt, der einfach nicht auf mich zutrifft. Ist nicht jeder eitel, der sich gerne gut kleidet und sich viele Gedanken um sein Äußeres macht? Ich glaube, es ist gut, stolz auf sein Äußeres zu sein. Aber Eitelkeit drückt für mich noch etwas anders aus: dass man glaubt, man würde besser aussehen als andere, da geht es auch um Selbstliebe und Ich-Bezogenheit. Ich möchte mit meinem Aussehen und auch mit Universal Works aber genau das Gegenteil ausdrücken: Es soll um Offenheit gehen, darum, Dinge miteinander zu teilen, sich darüber bewusst zu werden, wie Dinge hergestellt werden und warum. Natürlich möchte ich, dass auch andere Männer gut in meiner Kleidung aussehen, dass sie sich gut darin fühlen, stolz sind. Aber eitel? Nein, das sollen sie nicht sein. Sie haben mal gesagt: „Sad but true – I was born to look good“ – „Traurig, aber wahr: Ich wurde geboren, um gut auszusehen“. Das klingt ziemlich eitel. Habe ich das gesagt? Was ich damit wahrscheinlich gemeint habe, ist, dass ich immerzu an Kleidung denke und fast nie zufrieden bin mit dem, was ich trage. Vielleicht meinte ich eher: Ich wurde geboren, um mich für Kleidung zu interessieren. Aber auch das klingt merkwürdig. Was möchten Sie mit Ihrer Kleidung zum Ausdruck bringen? Es fällt mir nie leicht, das in Worte zu fassen. Kleidung ist etwas so Visuelles. Ich schreibe auch nicht gerne über meine Kollektionen, die Themen, Hintergründe oder Inspirationen. Wir machen einfach schöne Kleidung. Darum geht es. Und um sonst nichts? Ich möchte gerne, dass meine Kollektionen nicht gewollt aussehen. Vorhin haben wir uns im Netz ein paar Bilder von Steve McQueen angeschaut und darüber diskutiert, warum eigentlich jeder ihn so verehrt. Ich meine, er war definitiv nicht immer besonders gut zu anderen. Aber keinen interessiert sein Charakter, sondern nur, dass er immer gut
Haben Sie manchmal das Gefühl, es ist unwichtig, was Sie tun? Nein, das wiederum auch nicht. Ich zweifle nicht. Ich mag Kleidung, und deswegen verdiene ich damit mein Geld, viele Menschen sind abhängig von der Branche, weil sie ihren Lebensunterhalt finanziert, jeder braucht Kleidung. Das sind alles Argumente für mein Tun. Aber wir sollten alle versuchen, Kleidung so zu konsumieren, dass sie keinem schadet. Es nachhaltiger angehen, weniger konsumieren. Es ist nicht unwichtig, aber der Sache wird manchmal einfach zu viel Bedeutung verliehen. Ich bin von Kleidung besessen, natürlich, aber das ist o. k., solange ich es nicht zu ernst nehme. Bevor Sie in die Modebranche gingen, haben Sie als gelernter Schriftmaler gearbeitet, später im Kohlebergwerk. Sehr unterschiedliche Branchen, in die Sie da hineingeschnuppert haben. Als Schriftmaler habe ich angefangen, das habe ich gelernt. Aber irgendwann brauchte die ja keiner mehr. Man bemalte Wände nicht mehr mit Buchstaben, sondern druckte sie einfach digital aus. Es war die Zeit, als niemand mehr das Unperfekte wollte. Das ist heute wieder anders, aber damals konnte ich keine Arbeit mehr finden. Aber ich hatte eine Frau und einen Kredit für ein Haus laufen, den ich abzahlen musste. Und alles, was es bei uns in der Gegend gab, war der Kohlebergbau. Also habe ich das gemacht. Ein Job, den Sie ein Jahr lang ausübten und über den Sie sagen: Es war düster und grauenhaft. Wie schnell haben Sie begriffen, dass Sie eine Alternative brauchen? In den ersten 25 Sekunden? Aber ich brauchte das Geld. Also habe ich angefangen, mich umzuschauen, was es sonst noch geben könnte. Und derweil nach Kohle gegraben. Das war gut, so habe ich gelernt, das stärker wertzuschätzen, was ich heute tue. Zu erfah-
ren, was einem keine Freude bringt, ist viel wert. Es war gefährlich, schwierig und extrem hart. Dadurch weiß ich, wie sich Arbeit auch anfühlen kann. Und es macht mir keine Angst mehr. Wenn sich die Leute heute beschweren und sagen: Oh, das Modegeschäft ist so hart, kann ich nur widersprechen. Ich sage dann: Hey, ihr sucht hier Farben aus, das ist keine harte Arbeit. Im Bergwerk zu stehen, das ist hart. Obwohl Sie sich schon sehr früh für Kleidung interessierten, brauchte es dennoch andere, um Sie davon zu überzeugen, in die Modebranche zu wechseln. Am Ende war es der Inhaber eines Modegeschäfts, der Sie darauf brachte. Das liegt an meinem familiären Hintergrund. Bei uns in der Familie hat nie jemand studiert, man wurde Bäcker oder Teppichverleger. Ich wusste zwar, dass ich gerne etwas Kreatives machen würde, aber ich wusste nicht, was das sein könnte, geschweige denn, wie ich an solche Jobs kommen könnte. Ich hatte keine Ahnung, dass man so etwas wie ein Modedesigner sein kann. Also arbeitete ich samstags immer in Boutiquen, das wirkte zumindest etwas kreativ auf mich. Dort konnte ich die Schaufenster gestalten. Und irgendwann sagte der Besitzer eines Geschäfts, ich solle noch mehr in den Bereich einsteigen. So ging es los. Sie haben dann 15 Jahre lang für Paul Smith hier in Nottingham gearbeitet. Eine sehr prägende Zeit, ja. Heute geschieht jeden Tag etwas, das mich denken lässt: Ah, jetzt verstehe ich, warum Paul das so und so gemacht hat. Plötzlich stellen sich mir ähnliche Fragen. Bei Paul habe ich als Shop-Junge angefangen, und ihn irgendwie überzeugt, dass ich auch seinen Laden schmeißen kann. Ich war sehr enthusiastisch, irgendwann leitete ich die Produktionsabteilung. Ich sage immer: Bei Paul bin ich erwachsen geworden. Es war eine großartige Zeit. Die größte Weisheit, die Paul Smith Sie gelehrt hat? Da gibt es nicht diesen einen Satz, es ist mehr die Art und Weise, wie er mit anderen umgeht. Auch wenn er keine Zeit für einen hat, gelingt es ihm, einem immer das Gefühl zu geben, er habe welche. Er ist sehr fokussiert. Ihm ist bewusst, dass es die Menschen um ihn herum sind, die aus Paul Smith das gemacht haben, was er heute ist. Er weiß, dass er das alles nie alleine geschafft hätte – und deshalb investiert er Zeit in seine Mitarbeiter. Es gibt sicherlich noch tausend andere sehr wichtige Dinge, die er mir mitgegeben hat. Aber dieser Punkt sticht hervor. In Nottingham sitzen neben Paul Smith jede Menge Modelabels. Gibt es einen Nottingham-Stil?
Leider nein. Sie dürfen das hier nicht mit Deutschland vergleichen. In Deutschland gibt es sehr wichtige Städte in unterschiedlichen Regionen, die alle eine ganz eigene Entwicklung erlebt haben und dadurch auch unterschiedliche Sprachen sprechen, sei es in ihrer Gastronomie, bei den Dialekten, in der Mode, ob München, Berlin oder Hamburg. Aber das ist nicht mit Großbritannien zu vergleichen. Hier ist alles London. Alle, die Trends setzen und kreieren, gehen nach London. Doch ich finde ja, dass auch London keinen bestimmten Look hat. Da würden Ihnen jetzt sicherlich viele widersprechen. London ist zu global, dort findet man jeden Stil, einfach alles. Sehen Sie, es gibt sehr viele Brands aus Nottingham, das stimmt, es gibt ein gutes Fashion-College hier und da kommen viele her, die sich dann selbstständig machen, oder ehemalige Paul-SmithMitarbeiter wie ich, die irgendwann etwas Eigenes gründen. Aber alle arbeiten zu unterschiedlich, um einen bestimmten Stil zu definieren. Die einzige Ausnahme in diesem Land ist Manchester. Was trägt man dort? Dort gibt es diesen casual Fußball-Look. Jeans, Sneakers und immer sieht alles ein wenig nach Outdoor aus. Wichtige Entscheidungen scheinen Sie an Ihrem Küchentisch zu treffen: Dort haben Sie beschlossen, ein eigenes Label zu gründen, dort sitzen Sie, wenn Sie über neue Kollektionen nachdenken. Warum der Küchentisch? Das ist bei mir zu Hause die Stelle, wo ich am meisten Zeit verbringe. Das ist der Ort, wo das Essen ist! Ich mag Küchen. Sie sind die Herzen einer Wohnung oder eines Hauses, ähnlich wie ein Kokon. Sicher und komfortabel, gut für wichtige Entscheidungen. Oft wird man nach Fünf-Jahres-Plänen gefragt. Was machst du in fünf Jahren? Was bringt die Zukunft? Was willst du erreichen? Ich bin so nicht. Ich denke: Mach nicht zu viele Pläne, sondern mach einfach. Darum geht es im Leben: Improvisation. Wir sollten nicht zu sehr an ausgefeilten Strategien arbeiten, sondern jeden Tag sehen, was passiert, und dann entscheiden. Und wahrscheinlich symbolisiert der Küchentisch diese etwas weniger formelle Art der Entscheidungsfindung. Eine letzte Frage: Was braucht jeder Mann in seiner Garderobe? Das kann ich nicht beantworten, ich kann nur sagen, was er nicht braucht. Er braucht keine hellgrauen Skinny-Jeans. Die sind einfach falsch. Hört auf damit, Jungs! Die sind nicht gut für euch!
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MACHER ANDREA CANÈ / WP LAVORI IN CORSO
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Im Lager von WP Lavori in Corso treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Hier wird alles gesammelt, was man in der Geschichte von Woolrich finden kann. Auch alte Schilder – dabei lässt sich ablesen, wie sich das Logo im Laufe der Zeit verändert hat. In einem anderen Raum sammelt man Einrichtungsgegenstände, für all die Woolrich- und WP Lavori in Corso Stores, die noch eröffnet werden. Auch Barbour gehört ins Portfolio von WP Lavori in Corso.
1 ARCTIC PARKA VON WOOLRICH, NEU, ABER BASIEREND AUF DEM DESIGN VON 1972 „Das ist natürlich das ikonischste Stück, das jeder mit Woolrich verbindet. Eigentlich hat er sich, seitdem er erfunden wurde, nicht viel verändert, außer in seiner Passform. Eine SGröße von damals wäre immer noch zu groß gewesen für mich. Der Parka wurde 1972 für die Arbeiter der Alaska-Pipeline erfunden, die das Gas von Alaska in die USA transportieren sollte. Sie trugen mehrere Schichten Kleidung und der Parka kam noch oben drüber, also musste er sehr groß sein, nicht zu schwer und wasserdicht. Ende der 90er-Jahre haben wir die Passform geändert und ihn kleiner gemacht. Wenn man einen Parka von heute mit einem der ersten vergleicht, kann man sagen: ein S von damals ist wie ein L von heute.“
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MACHER ANDREA CANÈ / WP LAVORI IN CORSO
WP LAVORI IN CORSO ANDREA CANÈ
„WO ES KALT IST, SIND WIR STARK“ Nachdem Andrea Canè Anfang der 1980er-Jahre große, daunengefüllte Parkas mit Fellkragen aus Pennsylvania nach Italien mitbrachte, braucht er Jahre, um das erste Dutzend an den Mann zu bringen. WP Lavori in Corso erwarb die europäischen und später die weltweiten Lizenz- und Distributionsrechte und machte Woolrich zur europäischen Winteruniform. Für jede neue Kollektion besinnt man sich zunächst auf die Anfänge der 184-jährigen Geschichte der Marke – mit einem Blick in das umfangreiche Archiv im Firmensitz in Bologna. Text: Marie Sophie Müller / Fotos: Debora Mittelstaedt
Herr Canè, beschreiben Sie doch einmal, was Woolrich ausmacht. Woolrich ist ein Stück amerikanischer Geschichte. Es begann 1830 und hält noch immer an. Damals, in den Anfängen, fertigte man Bekleidung für Jäger und Holzfäller. Durch den Ort Woolrich in Pennsylvania fließt der Susquehanna River, der die Holzstämme mit sich trägt, die dann verarbeitet wurden. An diesem Fluss entstand eine wasserbetriebene Wollspinnerei und dort wurden für die Holzarbeiter die berühmten Wolljacken mit dem rot-schwarzen Lumberjack-Muster hergestellt. Für die Arbeiter der Alaska-Pipeline wurde der daunengefütterte Parka erfunden und in den 60er- und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Kleidung schließlich immer sportlicher. Und all das sammeln Sie hier in Ihrem Archiv? Genau, denn jedes Mal, wenn wir eine neue Kollektion beginnen, kommen wir hierher und recherchieren, um so einen Ausgangspunkt zu finden. Jede Kollektion ist immer in zwei große Themen unterteilt. Das eine hat einen klaren Heritage-Charakter und das andere einen zeitgenössischen. Dieses Archiv ist für mich und die Designer ein echter Schatz. In einer riesigen Lagerhalle sind an meterhohen Kleiderstangen Tausende Vintagekleider eng aneinandergehängt. Canè unterscheidet zwischen einem Woolrich-Archiv, für das er Woolrich-Kleidung aller Epochen sammelt, und einem Archiv mit Kleidung, das sich dem Umfeld der Marke zuordnen lässt: Holzfällerhemden, Parkas, sportliche Outerwear und jede Menge unterschiedliche Wollstoffe. Es begann also mit Wollstoffen. Welches sind die originalen Woolrich-Muster? Es gibt zwei. Das berühmte schwarz-rotkarierte Buffalo Plaid und das ebenfalls schwarz-rote, aber mit feineren Linien durchsetzte Hunting Plaid. Beide sind die originalen Muster. Wir benutzen sie noch immer. Besonders in Japan kommt das gut an, die Japaner sind verrückt nach möglichst authentischen Dingen.
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Wo finden Sie diese ganzen Schätze? Bei vielen unterschiedlichen Vintage-Händlern, die ein ausgesuchtes Sortiment haben. Dort zahlt man mehr, findet aber auch eher, was man sucht. Oder aber bei den Müllunternehmen! Es gibt da ein riesiges in Texas, und noch je eins in Jersey und in Los Angeles. Sie verkaufen Kleidung in Eimern und fragen dich, was du haben willst. Da sage ich zum Beispiel: „Gib mir einen Eimer Wolle!“ Und aus dem suche ich mir heraus, was ich gebrauchen kann. Oder Daunenjacken, ich habe sehr viele Daunenjacken von solchen Müllhöfen. Sammelt man da nicht die Bettwanzen gleich mit ein? Die Sachen werden natürlich alle erst einmal behandelt! (lacht) Das Archiv ist für uns ein wichtiges Mittel, nicht nur, um sich inspirieren zu lassen, es dient auch der Recherche. Wir schauen, was hat der Markt in diesen Jahren falsch gemacht? Anhand der schlecht gemachten Dinge erkennt man, was gut ist. In diesem Archiv gibt es aber nicht nur alte, sondern auch neue Dinge, um auch die Wettbewerber im Blick zu haben und die Referenzen zu kennen. Da kommt offenbar einiges zusammen. Wie behält man den Überblick? Im Moment sind wir dabei, das Ganze zu digitalisieren. Von 1830 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Produktportfolio von Woolrich eigentlich mehr oder weniger gleich geblieben, sehr basic. Und seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab es eine Art Katalog. Meine Kollegin Valeria und ich haben uns all die alten Kataloge besorgt und versuchen so, ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten. Das bedeutet: Wir haben die Kataloge, das Woolrich Vintage Archiv, das sonstige Archiv und damit ist der Punkt erreicht, an dem wir mit einer neuen Kollektion beginnen können. Aber WP Lavori in Corso kümmert sich nicht nur um Woolrich? Nein, es gibt noch all die anderen Marken im WP-Portfolio, um deren Distribution wir uns kümmern. In der Geschichte von WP Lavori in Corso haben wir aber so ungefähr alle wichti-
gen amerikanischen Marken wie Vans, Filson, Pendleton und so weiter berührt. Als die Zusammenarbeit mit Woolrich immer enger und wichtiger wurde, gab es natürlich ein Wettbewerbsproblem. WP Lavori in Corso ist bekannt als eine Heritage Brand Company, wir haben immer mit Marken gearbeitet, die eine Geschichte erzählen und auf eine Tradition zurückblicken können, aber mit Woolrich ist es ein bisschen spezieller. Als wir die Lizenz übernahmen, sahen wir auch eine Zukunft für die Marke – und eine Evolution. Mit Woolrich John Rich & Bros, einem spezifischen Brandsegment innerhalb der Woolrich-Welt, das hier von Bologna aus gesteuert wird, haben im Grunde auch wir einen Designprozess gestartet. Blickt man auf die reinen US-Kollektionen – die Outdoormode, die Woolrich nur für den US-Markt macht –, dann ist die Marke viel traditioneller aufgebaut.
„WIR ARBEITEN MIT MARKEN, DIE EINE GESCHICHTE ERZÄHLEN UND AUF EINE TRADITION ZURÜCKBLICKEN KÖNNEN“ Werden die hier designten Woolrich-Produkte denn auch in Italien hergestellt? Nein, das kommt ganz drauf an. Dieser Parka hier zum Beispiel wurde in Kanada produziert. Als ich Woolrich 1982 kennenlernte, hatte die Marke sieben Fabriken in den USA. Als man sich dann in den USA entschied, die Produktion auch nach Übersee und China auszugliedern, mussten sie fünf davon schließen. Vor acht Jahren dann haben sie zwei Parka-Manufakturen geschlossen. Es ist einfach schwierig, Daunenjacken in den USA herzustellen, dort gibt es dafür leider kein funktionierendes Fabriken-Netzwerk mehr; der einzige Ort, an dem noch viele gute Daunenjacken produziert werden können, ist Kanada. Also haben wir die Produktion nach Kanada verlagert. Für alles, was Wolle betrifft und Kleidung, die nicht daunengefüttert ist, ist die Gegend um New York herum gut. Wir planen jetzt auch eine Manufaktur in Bulgarien. Da der originale Stoff immer noch in den USA in den Wollspinnereien von Woolrich hergestellt wird, kaufen wir dort die Stoffe.
Wir verschiffen diese nach Europa, wo wir auch produzieren. Seit zehn Jahren suche ich nach einer Möglichkeit, „Made in U.S.“ zu produzieren, aber es ist ziemlich schwierig. Die Kapazitäten passen nicht. Welches ist der größte Markt für Woolrich? Italien, Deutschland und Benelux – Russland wächst gerade sehr. In Deutschland betreiben wir einen Store in München, haben gerade einen auf Sylt wiedereröffnet, werden noch dieses Jahr einen neuen Shop in Hamburg eröffnen, und auch Frankfurt und Düsseldorf sind in Planung. Auch in Skandinavien – in Göteborg und Stockholm werden wir präsent sein. Wo es kalt ist, sind wir stark. Wenn man nach Spanien geht, wird es ein bisschen schwieriger – in Italien ist daher der Norden besonders wichtig. Südlich von Rom findet man nur wenige Menschen, die Daunenjacken tragen. Sie machen ganz schön Tempo. Ja, es steht viel an dieses Jahr und daher zeige ich Ihnen jetzt den anderen Ort, an dem ich im Grunde lebe. Wir betreten eine riesige Halle, in der sich Schränke, Stühle, Tische, Teppiche, Regale und Kommoden stapeln, als sei man in einem Möbelhaus. Andrea Canè zeigt auf einen gigantischen Schrankwand mit vielen kleinen Schubladen und einer Art Durchgang in der Mitte. Was ist denn das? Das ist für den New Yorker Woolrich-Store, den wir im September eröffnen werden. Die Schrankwand stammt aus dem Interieur eines alten Eisenwarengeschäfts. Zuerst wollten wir die ganze Front des Ladens damit verstellen, sodass man durch diesen Durchgang erst in den Shop gekommen wäre. Aber damit hätten wir wohl einige Leute davon abgehalten, überhaupt in den Laden zu kommen. Also kommt sie hinten ins Geschäft. Durch den Durchgang gelangt man in die Umkleiden. Ist das nicht sehr ungewöhnlich, die Einrichtung für so weit entfernte Geschäfte hier in Italien zu sammeln? Das lässt sich vor allem Cristina Calori, die Tochter des WP-Gründers Giuseppe Calori
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und heutige Chefin, nicht nehmen. Sie hat eine große Leidenschaft für Interiors. Und sie liebt es, alles Mögliche zu kaufen – natürlich mehr, als wir eigentlich brauchen. (lacht) Hier lagern also all die Möbel, mit denen wir unsere Läden bestücken können oder auch unsere Messestände. Im Herbst eröffnen wir in Manhattan, in Tokio, in Prag und in Hamburg – da brauchen wir jede Menge Mobiliar.
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Wir laufen über den Hof in ein anderes Gebäude durch eine türkisfarbene Tür und sind mitten im kreativen Zentrum von WP Lavori, wo emsig an den kommenden Kollektionen gearbeitet wird. Canè entschuldigt sich für die kreative Unordnung – ein paar Stunden zuvor gab es eine wichtige Präsentation. Wo befinden wir uns? Hier fangen wir an zu designen und die Details zusammenzustellen. Hier drüben hängen Moods und Farbkarten. Man erkennt den Entwicklungsprozess und dazwischen sieht man auch, dass Kleidungsstücke aus dem Archiv zur Inspiration hergeholt wurden. Viele Muster kommen aus dem Woolrich-Archiv. Man sieht also, wie hier im Design das Zeitgenössische und die Geschichte ineinandergreifen. Es gibt stets eine Referenz zur Geschichte der Marke. Ist es immer noch ein Familienunternehmen? Woolrich gehörte immer schon hauptsächlich zwei Gesellschaftern. Der eine ist die Rich Familie, von John Rich, dem Gründer der Marke. Er kam einst von England in die USA. Dann hat die Tochter eines Richs zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Brayton geheiratet, das ist jetzt der zweite große Anteilseigner. Jetzt führt die junge Generation das Unternehmen – Nicholas Brayton ist Präsident und Joshua Rich ist Vizepräsident, es ist ein gutes Klima, denn die beiden sind Freunde. Der ältere, Brayton, ist 36 Jahre alt und Rich, ein sehr smarter Typ, der für ein Jahr nach Italien kam, um hier alles kennenzulernen und hier zu arbeiten, ist gerade mal 27. Wie und wann sind Sie überhaupt mit Woolrich in Kontakt gekommen? Das war 1985, ein Auftrag für den ersten WP Store.
2 ANGLERWESTE VON L.L.BEAN, CA. 20ER-JAHRE „Das hier ist ein wirklich besonderes Stück, praktisch unbezahlbar. Bestimmt ein paar Tausend Euro wert. Es ist eine uralte Anglerweste von L.L.Bean, wahrscheinlich eine Extraanfertigung, denn so etwas wie die Aufsätze aus diesem anderen Stoff habe ich sonst noch nie gesehen. Die Kataloge von L.L.Bean starten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Marke gibt es ja seit 1912. Es kann schon älter sein als der erste Katalog, oder aber eben eine Spezialanfertigung. Es gibt diesen tollen originalen L.L.Bean Store in Freeport, Maine, der rund um die Uhr
3 LUMBERJACK-JACKE VON WOOLRICH WOOLEN MILLS, 70ER-JAHRE geöffnet hat – 24 Stunden an 365 Tagen und das seit 1917 – das ist eine Erfahrung! Angler gehen gern mitten in der Nacht raus. Wenn sie dann etwas vergessen haben und noch etwas brauchen, hat der Laden immer auf. Das ist übrigens ein Fund, den ich bei einem Müllunternehmen in den USA gemacht habe. Ein echter Glücksfall, die geb ich nicht mehr aus der Hand.“
Was haben Sie damals bei WP Lavori in Corso gemacht? Ein bisschen von allem – ich war im Lager beschäftigt, im Kundenservice oder im Verkauf – wir waren ja damals nur fünf Leute. Wir hatten einen ersten kleinen Shop eröffnet, um den Leuten unsere Idee anschaulicher zu machen. Ein paar Freunde investierten. Eine der ersten Orders war Woolrich. Ich kaufte zwölf Parkas und es brauchte ein paar Jahre, um sie unter die Leute zu bringen.
„DER PARKA IST LEICHT UND WARM, INSBESONDERE IM WINTER ZUM VESPA-FAHREN IST DAS TOLL!“ Als Sie diesen Klassiker, den „Arctic Parka“, zum ersten Mal sahen: Konnten Sie sich da vorstellen, dass er irgendwann einmal so viel getragen würde? Daunen aber galten damals in Italien eher als sportlich. Auf einer US-Reise habe ich zum ersten Mal Parkas gesehen. Ich fand sie etwas teuer, aber sie waren Made in U.S.! Ich dachte, wir könnten es ausprobieren. Zuerst verstand das keiner in Italien. Dann haben wir begonnen, sie selbst zu tragen. Und es zeigte sich: Der Parka ist fantastisch, denn er ist leicht und warm, insbesondere im Winter zum Vespa-Fahren ist das toll. Das fanden auch meine Freunde, also habe ich sie eingekleidet. Und es waren die richtigen Leute, um solch eine Modebotschaft zu transportieren. Also eröffneten wir nach Bologna einen zweiten Shop in Mailand. Der Mann, der ihn managte, war der Sohn von Pupi Solari, die in Mailand eine Legende des Einzelhandels ist. Auch gab er den richtigen Leuten die Parkas mit und dann ging es los. Und jetzt läuft es so gut, dass man ihn beinahe etwas überdrüssig ist. In Berlin ist er quasi Winteruniform. Geduld! Es ist ja ein Klassiker. Und wenn er etwas aus der Mode kommt, ist das der beste
Moment, um ihn wieder populär zu machen. Aber es stimmt, es ist verrückt. 2007 gab es so viele Woolrich-Anhänger in Italien, das ist wirklich ein Phänomen und passiert nicht oft. Wir wussten, wir müssen damit etwas machen. Also haben wir einen Film gedreht. Wir haben einfach die Kamera genommen und die Leute auf der Straße gezeigt. Ungestellt. Es war uns beinahe peinlich – fast jeder trug einen Woolrich-Parka! Wir werden gleich die Dinge aus Ihrem Vintage-Archiv fotografieren, die Ihnen besonders am Herzen liegen, und Sie erzählen uns, warum. Aber gerne! Eine Weile ist Canè nicht zu sehen, er läuft durchs Archiv. Seine Mitarbeiter helfen ihm bei der Suche – es ist öfter mal von einer BaracutaJacke die Rede, die in seinem Büro liegt, aber am Ende entscheiden wir uns für zwei Woolrich-Klassiker und eine Weste von L.L.Bean. Bevor die Fotografin selbst Hand anlegen kann, nimmt Andrea Canè zuerst den Parka, faltet ihn, hängt die Weste an den Bügel, läuft umher, holt eine Angel und legt sie dazu. Geben Sie es zu, Sie sind auch noch Setdesigner! Ach, am tollsten finde ich immer, wenn wir einen neuen Shop eröffnen und in der Nacht vor der Eröffnung noch die letzten Dinge mit dem Visual Team finalisieren. Manchmal stelle ich dann alles von dem, was sie sich ausgedacht haben, auf den Kopf. Dann ändern sie es noch einmal und am Ende ist es gut.
„Hierzulande ist Woolrich vor allem für die Parkas bekannt, aber das, wofür die Marke seit 184 Jahren steht, sind die Wollstoffe aus den Wollspinnereinen. Als wir 2006 Woolrich Woolen Mills wieder herausgebracht haben, war das ursprünglich eine Designerkollektion, um den Fokus auf die Tätigkeit der Spinnerei zu legen. Woolrich verkauft Wolle an die unterschiedlichsten Marken, wie z.B. L.L.Bean, Ralph Lauren, früher auch Prada und andere. Für uns ist es also wichtig, die Spinnereien am Leben zu halten. Wir haben uns damals für diese Kollektion die Designs vom Beginn des letzten Jahrhunderts angeschaut und sie ins Heute übersetzt. Die Kollektionen werden alle in den USA hergestellt. Dies hier ist
Wie sind Sie überhaupt zur Mode gekommen? Mein Vater war Arzt, mein Bruder ist Arzt. Also stand das eigentlich auch mir bevor. Ich habe ein Jahr studiert, bin zu meinem Vater gegangen und habe ihm gesagt: „Sorry, aber das kann ich nicht, da bin ich einfach anders als ihr.“ Und er sagte: „O. k., was willst du machen?“ Ich hatte diesen Freund, der in der Modeindustrie war, und mein Vater wusste bereits, dass mich das reizte. Er sagte, mach das, aber ich kann dich dabei nicht unterstützen, du musst es allein schaffen. Und ich antwortete, kein Problem. Über diesen Freund habe ich Calori getroffen und Calori meinte, dass er jemanden brauche, der ein bisschen von allem macht. Wir zwei machten einen Trip in die USA und kauften allerhand Sachen und lagerten sie. Denn zuerst gab es gar keine Käufer. So war ich ständig im Lager und ordnete alles hundertmal um, es hat mir Spaß gemacht. Von dort aus bin ich auf die kommerzielle Seite gewechselt, Service und Sales. Ich war dann Einkäufer und das war das Allertollste. Für mich ist das noch besser als das Entwerfen.
eine klassische Lumberjack-Jacke mit dem typischen schwarz-roten Muster. Es ist eine Version aus den 70ern, aber die echte von damals, die sich im US-Archiv befindet, ist von Anfang der 30er-Jahre. Ich versuche immer noch, eine zweite für das Archiv hier zu finden, aber es gelingt mir nicht. Wenn die Sammler wissen, eine Marke gewinnt an Wert, dann halten sie erst mal daran fest und verkaufen sie nicht. Diese hier hat das Logo mit dem dicken Schaf. Das Logo der Marke wurde in den beinahe 200 Jahren einige Male geändert, bestimmt zehn Mal – und davon gibt es dann jeweils noch Varianten.“
abgeklappert, Portland, Maine. Das Schönste war: Diese Firmen haben sich um Europa überhaupt keine Gedanken gemacht, das war denen völlig egal. Ich konnte also in die Manufakturen gehen und Produkte für den europäischen Markt entwickeln. So etwas ist heute kaum mehr möglich. Nehmen wir mal den Parka – ich sagte, sie müssten den Schnitt schmaler machen für Europa, das funktioniere so nicht bei uns. Also erlaubten sie mir, mit dem Schnittmacher zu arbeiten. Als dann viele Produktionen nach China ausgelagert wurden, haben wir diesen Kontakt verloren. Dort kann man nicht in die Fabriken gehen und den Produktionsablauf mitverfolgen. Will ein Designer bestimmte Extras an einem Stück haben, kann ihm niemand mehr erzählen, warum es so nicht geht, so aber schon. Es geht doch auch darum, gemeinsam Lösungen zu finden! Man muss das Produkt verstehen, um damit zu arbeiten.
Wie kommt das? Ich habe das von 1985 bis zum Beginn der 1990er-Jahre gemacht. Damals war es alles noch ganz anders. Wenn man da in die USA gefahren ist, gab es ein paar Leute aus Japan, aber kaum jemanden aus Italien, der sich für amerikanische Mode interessierte. Wir waren echte Scouts – kamen einen Monat im Sommer, einen im Herbst. Waren in New Mexiko, in Kalifornien, haben die East Coast
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MACHER NIGEL CABOURN
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3 THE DENISON, ZWEITER WELTKRIEG
5 JAGDSTIEFEL, KEINE ZEITANGABE
„Diese Jacke heißt ‚The Denison‘ und stammt auch aus dem Zweiten Weltkrieg. Es gibt viele unterschiedliche Modelle, aber das hier ist das Original. Die Jacke hat viele tolle Details, ich aber liebe besonders ihr britisches Camouflage-Muster. Genau dieses benutze ich auch, wenn ich mit Camouflage arbeite. Anfangs malte man solche Muster ja von Hand auf die Kleidung, heute ist das natürlich unvorstellbar. Die Jacke habe ich in London gekauft, auch für ungefähr 1.500 Euro. Es ist ein ikonisches Stück der Britischen Armee.“
„Dieses Paar Schuhe sind amerikanische Jagdstiefel, ich habe sie in Japan für eine Kooperation mit dem französischen Label Aigle gekauft, sie haben mich inspiriert. Meistens kaufe ich zwar britische Sachen, wenn ich mit anderen Marken kooperiere. Aber hier haben diese Stiefel einfach so gut gepasst, da musste ich eine Ausnahme machen.“
4 ANGLERTASCHE, 1930
„Dieser Umhang ist sehr typisch für die Kleidung, die Bergsteiger in den 40er- und 50er-Jahren trugen. Dieser stammt von britischen Bergsteigern, solche Designs waren üblich, bis irgendwann die technischen Materialien lanciert wurden. Dieser Umhang ist auch aus Ventile. Ich finde ihn besonders schön, weil er so tolle Lederdetails hat - wie diese auf dem Material befestigt wurden, fasziniert mich.“
„Diese Anglertasche kann man wirklich als gigantisch beschreiben, sie ist fast einen Meter lang. 1930 wurde sie hergestellt, anscheinend haben die Menschen damals so große Fische an Land gezogen. Unfassbar, oder? Hersteller ist Brady aus Birmingham, dessen Anglertaschen sind legendär – und mit Abstand die besten, die es gibt. Ein solches Exemplar zu finden ist wahnsinnig schwer. Ich habe die Tasche in Japan entdeckt und über 1.500 Euro dafür bezahlt. Mittlerweile diente sie mir schon öfter als Inspiration; vor zwei Jahren habe ich eine sehr ähnliche in der Kollektion gehabt.“
6 FUNKTIONSJACKE, 1940-1950
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MACHER NIGEL CABOURN
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NIGEL CABOURN
„ICH BIN EIN SAMMLER DER GESCHICHTE“ Nigel Cabourn gilt als Pionier der Heritage-Bewegung. Sein 4.000-Vintage-Teile umfassendes Archiv ist legendär. Wir haben uns dort einmal genauer umgesehen. Text: Franziska Klün / Fotos: Peter Lorenz
Manche Werte erschließen sich einem nicht auf Anhieb. Blickt man zum Beispiel auf Nigel Cabourns Vintage-Archiv, das in einem gigantischen Schrank lagert, von oben bis unten mit Textilien gefüllt, erkennt man nicht sofort, welche Sorte Schatz sich hier vor einem auftut. Im Gartenhäuschen, zwischen dem viktorianischen Wohnhaus Cabourns und einem öffentlichem Cricketfeld gelegen, sitzt der über 60-jährige Designer mit seinem Team. Seit 1970 entwirft er hier, weit oben im Norden Englands, im beschaulichen Newcastle upon Tyre, Mode, die sich an Uniformen, Work- und Outerwear orientiert. Insbesondere Militärkleidung aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg dient ihm als Inspiration. Die Vintage-Sammlung Nigel Cabourns ist eine Reise durch das vorige Jahrhundert. Und sie ist eine Reise durch sein Leben. Seit 44 Jahren ist Cabourn als Designer tätig, und genau so lange sammelt er schon Kleidung. Etwa 4.000 Teile umfasst seine Sammlung heute, 50.000 Euro investiert er im Durchschnitt jährlich. Wie viel er insgesamt schon für Vintage-Kleidung ausgegeben hat? Da winkt er gleich ab und sagt: „Möchte ich gar nicht wissen - viel.“ Er sagt: „Als Designer braucht man ein Konzept. Dieses muss man irgendwo finden. Mein Konzept lagert hier in diesem Schrank. Diese Sammlung ist meine Bibliothek. Hier finde ich meine Inspiration.“ Im Laufe der Jahre hat er ein wenig den Überblick verloren. Manchmal ist er überrascht, was er alles besitzt. Ob im Urlaub oder auf Geschäftsreise, ein Viertel seiner Zeit ist immer für Shopping-Touren eingeplant. „Ich recherchiere immer vorab, wo der beste Sammler und wo der beste Vintage-Laden zu finden ist.“ Selbst wenn er auf die Seychellen fliegt. Dort fand er, was auch sonst, Vintage-Bademode. „Ich finde immer irgendetwas, das mich reizt.“ So erzählt jedes der 4.000 Teile seiner Sammlung eine Geschichte. Wir haben ihn gebeten, uns ein paar für ihn ganz besonders wertvolle Stücke herauszusuchen und zu erklären:
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1 KLEIDUNG DER BRITISCHEN LUFTWAFFE, ZWEITER WELTKRIEG „Diese fünf Teile sind mir besonders wichtig. Alles, was hier zu sehen ist, stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Sachen kommen aus dem Archiv der Britischen Luftwaffe – alle sind in dem typischen graublau gehalten, und alle sind zu 100 Prozent aus Ventile. Ventile ist ein Material, das 1942 extra für die Royal Air Force, kurz RAF, erfunden wurde. Und von sämtlichen britischen Stoffen ist mir dieses am liebsten: Obwohl es komplett aus Baumwolle ist, ist es wind- und wasserabweisend, es hat keinerlei Imprägnierung, nur durch die besondere Webung funktioniert das auch so. Faszinierend. Kommenden Winter steht die Royal Air Force stark im Fokus unserer Kollektion, zwölf Monate habe ich nach Teilen wie diesen gesucht. Diese Auswahl repräsentiert sehr gut, wie die Soldaten damals gekleidet waren.“
2 BARBOUR-JACKE, 1940ER-JAHRE „Es sind immer die in die Barbour-Jacken eingenähten Labels, die Aufschluss darüber geben, wie alt die Teile sind. Bei der 120-jährigen Geschichte der Marke ist das ja keine unerhebliche Information. Diese Jacke ist aus den 30er- und 40er-Jahren. Mich interessiert Militärkleidung, aber auch das, was Jäger und Angler früher so trugen. Wachsjacken wie die von Barbour sind sehr britisch. Abgesehen davon, dass sie tatsächlich „Made in Britain“ sind, kann keine andere Nation das Material so herstellen wie wir. Die Italiener kopieren einfach die Idee, benutzen jedoch nicht das richtige Öl, auch die Japaner tun dies nicht. Ich fand Barbour schon immer toll, weil die Teile so funktional sind. Ich bin ja ständig auf der Suche nach Inspiration – da ist die Kleidung von Anglern und Jägern eine tolle Quelle. Im Grunde ist es doch ziemlich einfach: Als Designer braucht man eine Formel, dann kann man sein Ziel erreichen. Hat man keine, wird es schwierig. Und ich habe beschlossen, die Geschichte zu sammeln, um ein guter Designer zu werden.“
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MACHER ANDREA BRÀ / HTC LOS ANGELES
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3 ARBEITERSCHUHE AUS DEN 30ER-JAHREN
5 NIETEN- UND SCHMUCK-GÜRTEL , 30ER- UND 40ER-JAHRE
„Das sind sehr alte Lederschuhe, wahrscheinlich für Minenarbeiter, aber es ist für mich nicht möglich, die Marke herauszufinden; ich denke sie sind aus den frühen 30ern. Die habe ich auf dem Flohmarkt von Fort Greene in New York gefunden. Die kleine Perle hat jemand an die Schnürsenkel gemacht, der sie wahrscheinlich in den 70ern besessen hat. Das Leder ist sehr alt, aber sie haben eine sehr klassische, noch heute moderne Form, die mir gefällt. Kürzlich war ich wieder in Fort Greene, so um sechs Uhr morgens und ein Chinese und ein Thailänder öffneten einen Van für mich mit einer ganzen Menge an Stücken, die ich niemals gehofft hatte dort zu finden. Immer wenn man denkt, es gibt keine Überraschungen mehr, begegnet man ihnen.“
„In den 30er-Jahren, nach der großen Weltwirtschaftskrise, als es wirtschaftlich wieder bergauf ging, wurde die Cowboy-Mode in den USA immer kunstvoller. Die Nietenund Schmuck-Gürtel wurden typischerweise zu Jeans von Levi’s, Blue Bell oder Lee getragen. Alle Steine und Nieten sind von Hand eingesetzt – wir handhaben das hier immer noch so und das macht sonst fast keiner. Einen dieser Gürtel habe ich von einem Japaner, den ich ansprach, weil ich seinen Gürtel so toll fand. Wir redeten über die Besonderheiten des Modells und irgendwann zog er ihn aus den Schlaufen und sagte: „Weißt du was? Ich schenke ihn dir.“ Ich sagte ihm: „Das kann ich unmöglich annehmen!“, und er: „Doch, doch, du erzählst mir jetzt schon eine Stunde etwas über diesen Gürtel, wie könnte er je einen besseren Besitzer finden. Außerdem bin ich schon 80 Jahre alt, also was soll’s!“ Ich hab ihm dann selbst ein Geschenk als Dankeschön geschickt. Und der Gürtel mit der Rosenschnalle – auf der Basis dieses Gürtels habe ich einmal im Auftrag für Diesel ein Design umgesetzt, das war im Jahr 2003. Da es das Geburtsjahr meines Sohnes Niccolò ist, haben sie ihn „Niccolò Belt“ genannt.“
4 MAIL-BAG AUS DEN 50ER-JAHREN „Hier haben wir eine typische Mailbag aus den USA. Unglaublich geräumig und ganz schlicht. Die ist auch etwa aus den 50er-Jahren. Viele unserer Designs basieren auf der Ästhetik dieser Zeit. Das Leder hier ist superzäh, da kann gar nichts passieren. Wenn es diese Dicke hat, kann man sicher sein, dass es sich um Rindsleder handelt. Ich habe zwei dieser Taschen, diese hier habe ich auf einem Flohmarkt in Castro in San Francisco gefunden.“
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MACHER ANDREA BRÀ / HTC LOS ANGELES
LCB COMPANY UND HTC LOS ANGELES ANDREA BRÀ
„JEDES TEIL IST WIE EIN BABY FÜR MICH“ Zusammen mit seinem kalifornischen Partner Zip Stevenson betreibt der Italiener Andrea Brà die Hollywood Trading Company (HTC Los Angeles). Als Materialfundus für die detailreichen Lederaccessoires der Marke, zur Inspiration und für Recherchezwecke dient eine gigantische Accessoires-Sammlung. Wir haben uns dort einmal genauer umgesehen. Text: Marie Sophie Müller / Fotos: Debora Mittelstaedt
Leder ist Andrea Bràs zweite Haut. Nicht nur im wortwörtlichen Sinne, weil er zum Beispiel gern Bikerjacken trägt, sondern auch im übertragenen: Brà ist als Sohn eines lederverarbeitenden Handwerkers zwischen Tierhäuten aufgewachsen – er kann ihre Qualität ertasten und am Geruch des Leders erkennen. 1988 stieg er ins Unternehmen seines Vaters ein. Seitdem stellt er hochwertige, handgefertigte Lederaccessoires für verschiedene bekannte Modelabels her. Seit 2000 produziert er hier auch die Kollektionen für HTC Los Angeles, ein Label, das Brà zusammen mit dem Amerikaner Zip Stevenson betreibt. HTCs Produkte beschreibt der Designer als „Reinvented Vintage“ – teils sind es Einzelstücke, die aus verschiedenen Vintage-Teilen neu zusammengestellt wurden, teils sind es Accessoires, Schuhe und Mode, die von der Ästhetik und Technik der Vintage-Schätze inspiriert sind und durch Bràs Handschrift einen ganz eigenen Charakter erhalten. Stars wie Mick Jagger, Madonna oder Iggy Pop sind Fans des Labels. Ein Sammler war Andrea Brà schon als kleiner Junge: „Zuerst habe ich bunte Sticker gesammelt, als ich etwa sechs Jahre als war – zum Beispiel von King Jeans, Goldie und Fiorucci. Inzwischen sind die Leute, die für diese Marken arbeiten, gute Freunde von mir, das ist toll. Adriano Goldschmied ist der Godfather of Denim für Italien!“ Bei der Stickersammlung blieb es nicht – bald schon klapperte Brà Flohmärkte und Secondhandstores auf der ganzen Welt ab, um seine Sammlung zu erweitern: „Als ich die ersten hundert Teile zusammenhatte, musste ich mir Gedanken darüber machen, wo ich sie aufbewahre. Und die Sammlung wächst immer weiter. Ich bin ein Maniac, wenn es um Details geht. Ich gehe ganz früh am Morgen auf die Flohmärkte, zum Beispiel nach Fort Green in Brooklyn, Pasadena oder San Francisco. Meistens habe ich natürlich etwas im Kopf, nach dem ich schaue; aber ich habe auch immer einen offenen Blick für Dinge, die mir neu sind.“ Im Erdgeschoss der weitläufigen und von Tageslicht durchfluteten Halle bei Verona arbeiten die Handwerker an den Lederaccessoires. Im Obergeschoss sind die Büros zu finden
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und einige Räume mit Glaswänden, in denen sich Bràs Sammlung befindet. Auf den ersten Blick erscheint es als überbordendes Chaos, so viel wird hier aufbewahrt – auf den zweiten Blick erkennt man schnell, dass eine penible Ordnung herrscht. Jedes Teil ist mit einem Schildchen versehen, auf dem Fundort und Jahr vermerkt sind. „Hier in dieser Ecke haben wir Frankreich“, er zeigt auf eine Wand voller Gürtel, „hier Europa, England und hier ganz klar USA, das erkennt man sofort. Du kannst es sogar riechen.“ Als wir ihn bitten, fünf Teile auszusuchen, die ihm besonders am Herzen liegen, schaut er uns beinah verzweifelt an: „Das ist eine unmögliche Aufgabe. Alle diese Stücke sind wichtig, jedes davon ist wie ein Baby für mich!“ Mit ein bisschen Hilfe findet er dennoch fünf Teile, die er uns näher erläutert:
1 DAMEN BIKERJACKE VON HTC LOS ANGELES, BASIEREND AUF EINEM MODELL AUS DEN 70ER-JAHREN „Das ist jetzt Vintage und dann auch wieder nicht, denn es ist eine unserer „Reinvented Vintage“-Jacken für HTC, die aus mehreren alten Fundstücken zu etwas Neuem zusammengestellt wurden. Eigentlich sind es drei Jacken: eine Damen-Jeansjacke, dann eine blaue Bikerjacke für Frauen und eine andere Lederjacke, von deren Schnitt hier nichts mehr zu erkennen ist. Von ihr haben wir nur Lederteile genommen und sie bemalt. Bei der Malerei haben wir uns von einem alten Shirt inspirieren lassen, das wir in Hawaii gefunden haben. Den Gürtel haben wir neu angefertigt. Es ist ein Einzelstück, anders geht’s ja gar nicht. Die Idee, reine Replikate zu machen, fanden wir nie spannend. Es ist toll, etwas zu nehmen und etwas Neues daraus zu entwickeln.“
2 BUCO RACER JACKET VON 1947 „Das hier ist für mich die absolut klassischste Racer-Jacke. Eine Motorradjacke von Buco, in der Slim-Cut-Version aus dem Jahr 1947. Damals waren die Rennmotorräder aus Großbritannien modern – simpel und effektiv wie auch die Jacken, an denen nichts überflüssig ist: schlank, gerade und kurz geschnitten und natürlich aus bestem Pferdeleder. Als Joseph Buegeleisen Co 1933 in Detroit gegründet wurde, fertigte man erst Motorradaccessoires und Sättel und ab 1947 unter dem Kurznamen Buco dann Motorradkleidung. Diese Jacke ist eher englisch vom Stil her, aber man erkennt, dass es ein amerikanisches Fabrikat ist. In den 50ern waren solche Jacken sehr beliebt bei Motorradfahrern. Ich habe diese hier in Pasadena gefunden.“
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MODE SPRING/SUMMER 2015
NO EXCESS
EDWIN
GUTE AUSSICHTEN UNSERE MODISCHEN FUNDSTÜCKE FÜR DAS FRÜHJAHR 2015 Fotos: Christian Hagemann
UNIVERSAL WORKS
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MODE SPRING/SUMMER 2015
BLAUER USA
CAMEL ACTIVE
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CAMPUS
LYLE & SCOTT
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MODE SPRING/SUMMER 2015
VICTORINOX
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BARBOUR
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G-SHOCK ADVERTORIAL
G-SHOCK
AUFFÄLLIG UNAUFFÄLLIG Er ist ein immer wiederkehrender Trend, der ironisch kontextualisiert und von seiner ursprünglichen Funktion gelöst wird: Camouflage. Das militärische Tarnmuster, im urbanen Modejungle wohl eher ein Hingucker als diskrete Hülle, ist neuerdings wieder im Trendvisier. G-SHOCK ist ebenfalls auf den Camo-Geschmack gekommen und präsentiert seine neuen „Tarn-Kameraden“ GD-120CM, GD-X6900CM und GA-100CF – sowohl im All-over-Muster als auch mit dezent eingesetztem Camouflage auf dem Zifferblatt.
Wer lieber aufs Ganze geht, für den eignen sich die GD-120CM und die GD-X6900CM. Bei beiden Modellen zieht sich der klassische Laubtarn (GD-120CM ) oder der exotische Tiger-Camo-Print (GD-X6900CM) über das gesamte Gehäuse und das Zifferblatt. Sie sind in drei Farbvarianten erhältlich. Neben den beiden Camo-Klassikern in Grün-/Brauntönen sowie Schwarz-, Grau- und Weißschattierungen ist die GD-120CM außerdem in einem
ausgefallenen Rot erhältlich. Das getigerte Muster der GD-X6900 erscheint ebenfalls in einer grünen sowie einer in Grauschattierungen gehaltenen Variante, was bei dem extragroßen Gehäuse der GD-X6900CM besonders eindrucksvoll zur Geltung kommt. Etwas „ziviler“ ist die GA-100CF gestaltet: Bei allen drei Versionen der neuen G-SHOCK sind hier Gehäuse und Armband in Schwarz
gehalten. Das Tarnmuster taucht lediglich als Kontrast auf dem Zifferblatt auf. Zwei Varianten setzen dabei auf Schwarz- und Grautöne. Silber bzw. navyblaue Akzente schaffen einen eher cleanen und zeitlosen Look, wohingegen die dritte Version im klassisch grünbraunen Camouflage durch einen Clou hervorsticht: Das Laubmuster wird durch auffälliges Gold ergänzt und so trotz allem Understatement zu einem richtigen Eyecatcher. Selbstver-
ständlich sind alle Modelle mit den typischen G-SHOCK Features, u.a. mit Stoßfestigkeit, Auto-LED-Beleuchtung, Stoppfunktion und Mineralglas ausgestattet. Und jetzt: wegtreten! /cm www.g-shock.eu
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MENSCHEN / MEINUNG
PROTAGONISTEN
KOMMENTAR
„ES IST NICHT UNSERE AUFGABE, KUNDEN ZU ERZIEHEN“ In den vergangenen 150 Jahren hat sich unser Kommunikationstempo um das Zehnmillionenfache beschleunigt, das Reisetempo verhundertfacht. Diese Schnelllebigkeit macht sich auch in der Mode bemerkbar. Insbesondere junge Konsumenten, die durch Blogs und soziale Netzwerke sofort von neuen Trends erfahren, shoppen sehr oft aktuelle Styles. Statt der früher üblichen zwei Kollektionen im Jahr bringen viele große Anbieter inzwischen monatlich neue Ware in die Läden. Doch es geht auch anders. Bei der Liebeskind Handmade Session in Berlin: Max Herre und Joy Denalane
Ein Kommentar von Uniqlo Europe CEO Berndt Hauptkorn.
Im April wurde der erste deutsche Uniqlo-Flagship-Store in Berlin eröffnet. Mit insgesamt 1.400 Filialen in 16 Ländern sind wir ein großer Mitspieler im weltweiten System Mode – und wir stellen uns der Verantwortung, die das mit sich bringt.
Gewinner des „Who is on Next? Uomo“ Awards bei der Pitti Uomo: Alberto Premi und Tom Lipop
Unsere Lieferantenbeziehungen sind von Beginn an langfristig konzipiert. Wir legen sehr großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Fabrikanten – bei der Herstellung und Verbesserung der Materialien sowie der Produktion. Manche Unternehmen verfolgen die Strategie, von Anbieter zu Anbieter zu springen, je nachdem wer den niedrigsten Preis bietet. Im Gegensatz dazu bauen wir Beziehungen zu unseren Lieferanten auf, die auf Dauer angelegt sind. Die damit verbundene Lernkurve garantiert Qualität, Innovation und die Möglichkeit, gute Ware zu bezahlbaren Preisen anbieten zu können. Was das Design angeht, besteht die Herausforderung darin, den Anspruch auf Langlebigkeit mit der Aktualität unserer Ware zu vereinbaren. Bei uns steht der Kunde stets im Mittelpunkt, mit dem Fokus auf optimalen Tragekomfort und gute Designs, die zu jedem Lifestyle passen. Das ist das, was wir LifeWear nennen – funktionale Bekleidung für jeden, die das Leben bereichert und jederzeit im Alltag getragen werden kann. Natürlich werden Trendaspekte berücksichtigt, allerdings setzen wir auf hochwertige und zeitlose Basics, die mit aktuellen Trends gut kombinierbar sind. Gerade in schnelllebigen Zeiten sehnen sich die Konsumenten zunehmend nach Beständigkeit und Qualität, nach Kleidungsstücken, die langjährige Begleiter sind. Uniqlo bietet genau das. Unsere Jeans sollen Lieblingsstücke über Jahre hinweg sein, die T-Shirts beste Freunde, treue Begleiter. Wir demokratisieren Qualität: Wir verwenden 100 Prozent hochwertiges Cashmere, 100 Prozent französisches Leinen und erlesene Supima-Baumwolle. Das ist eine besonders robuste und weiche Baumwollart aus den USA. Oder auch innovative Unterbekleidung, die entweder wärmt oder kühlt. Bei uns heißt das Heattech oder Airism. Das steht für tragbare Klimatechnik, die unsere Designer zusammen mit Japans führenden Textilherstellern Toray Industries Inc. und Asahi Kasei entwickelt haben. Das alles bieten wir zu günstigen Preisen an.
Eröffnung des „Different Fashion“ Multibrand-Stores in Köln - mit Papis Loveday und Rosalie van Breemen
Wenn man nicht jedem Trend hinterherläuft, ist es wichtig, durch Qualität auf allen Ebenen zu überzeugen: Produkt, Service, Design. Die Preiswürdigkeit und das minimalistische Design führen häufig dazu, dass Kunden ein Produkt gleich in mehreren Farben kaufen. Uniqlo denkt nicht in Kollektionen, sondern in Projekten, die wir kontinuierlich verbessern. Unsere „Ultra Light Down“-Jacke beispielsweise ist inzwischen ein echter Klassiker. Unsere Ultra-Stretch-Jeans sieht cool aus und gewährt maximalen Komfort, und unser Angebot
BERNDT HAUPTKORN ist Europa-Chef der japanischen Retail-Kette Uniqlo.
an Polo-Shirts reicht von funktionalen Materialien bis hin zu modischen Themen, zum Beispiel durch unsere Kooperation mit dem amerikanischen Designer Michael Bastian. Das bedeutet für den Kunden, dass er einerseits jederzeit das findet, was er kennt und schätzt, weil es nicht aus dem Programm genommen wird, und andererseits Klassiker in neuen Editionen oder Farben entdecken kann. Es gibt bei uns immer wieder etwas Neues zu entdecken, sodass sich ein Wiederkommen lohnt. Unser Fokus auf Basics erlaubt es uns, diese zu optimieren, statt uns in Sortimentskomplexität zu verlieren. Dabei ist es natürlich nicht unsere Aufgabe, Kunden zu erziehen. Der Mehrwert unserer Bekleidung, die Materialien, der Tragekomfort – all das lässt sich faktisch begründen und der Kunde kann es an und mit den Produkten selbst nachvollziehen. Wir haben auch eine Reihe von Initiativen ins Leben gerufen, mit denen wir Gutes tun wollen. Zum Beispiel die Uniqlo Recycling Initiative, bei der getragene Produkte eingesammelt und an bedürftige Menschen gespendet werden. Oder Grameen Uniqlo, unsere Partnerschaft für Mikrokredite in Bangladesch. Oder Clothes for Smiles, ein Fonds in Zusammenarbeit mit Uniqlos globalem Markenbotschafter, Novak Djokovic, für eine bessere Zukunft von Kindern. Auch in Deutschland werden wir uns lokal engagieren. Uniqlo versteht sich nicht allein als Modelabel, sondern auch als „Corporate Citizen“.
Vorschau
Amsterdam Denim Days im Frühjahr: Fuat Gözaçan, FG Group und Blue Lab Konsortium, und James Veenhoff vom House of Denim
Bei der Duvetica Eröffnung auf Sylt drehte DJ Mosey aka Pierre Sarkozy an den Plattentellern und Duvetica-Geschäftsführer Giampiero Vagliano hörte zu
GDS 30. JULI BIS 1. AUGUST 2014, DÜSSELDORF Früher, schöner, neuer – bei der nächsten Ausgabe der Schuhmesse GDS in Düsseldorf bleibt nichts, wie es war. Um der Order-Saison eine Auftaktveranstaltung zu geben, wurde der Termin um sechs Wochen vorverlegt. Hiermit verfolgt die GDS das Ziel, internationale Leitmesse der Branche zu werden. Mit Highstreet für moderne, sportive und klassische Brands, Pop-up für Streetstyle-Marken und Studio für das Premiumsegment wird die Messe in drei neue Themenwelten gegliedert. Zum ersten Mal wird auch die Stadt Düsseldorf mit einbezogen. Zeitgleich zur Messe feiert man dort mit zahlreichen Events, Shows, Workshops und Vorträgen ein Festival der Schuhe und Accessoires. Pünktlich zur GDS erscheint unser Schuh- und Retailspecial der JNC News. Wir haben Marco Boglione von Superga in Turin getroffen, uns in den Traditions-Manufakturen von Tricker’s und Crockett & Jones in Northampton erklären las-
sen, was einen guten Schuh ausmacht und bei den Ausstellern der GDS nachgefragt, worauf sie sich besonders freuen. Auf die Schuhe, fertig, los! www.gds-online.de
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DÜSSELDORF 30 JULY – 1 AUGUST 2014
All important trends. All strong brands. Straight at the beginning of the season. In a first-class environment.
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