J'N'C Magazine 1/2012

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1/12 Styleguide Montreal interview tony tonnaer

D 6,50 euro B NL A 7,50 Euro E P I 8,50 Euro CH 12,80 CHF



Inhalt ISSUe 51—01/2012

StandardS

22

12

10

Editorial In eigener Sache

10

Impressum

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Contributors J’n’C proudly presents: die Busy Bees dieser ausgabe

146

Hersteller

Border CroSSIn’ 22

12 GloSSe

Kann denn Mode Sünde sein? text Gerlind Hector Illustration Vanessa Paulzen

28 14

Booklookin’ naked Fashion Under the nordic light

16

Discdiggin’

18

Gadgets

48

Short Cuts

94

Moody Goods aus dem reich der tiere

28

CIty GUIde

58

21

Montreal text Ilona Marx Photos andy rumball

22

Streetpeople rive Gauche

28

Hotspots Zwischen den Welten

22 Mode Und… 58

Mode macht krank Mode und Gesundheit

3


Inhalt ISSUe 51—01/2012

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Brand FeatUreS

retaIl

Heal tHe World 64

68

70

Jeans 2.0 K.o.I. Kings of Indigo tony tonnaer im Gespräch über Green-denim-trends Vintage, ganz sauber Marithé & Francois Girbauds laserwashmethode Wattwash Die Milch macht’s QMilch, anke domaskes Milchfaserprodukte

Kapstadt Kaleidoskop Unknown Union, Kapstadt

90

Creative Community dudes Factory, Berlin

92

So hot in SoHo the little House, new york

FaSHIon SHootInGS

HerItaGe 72

88

96

Progress with Patience Interview J. lindeberg

Hell Photography yves Borgwardt

106

Modern Mimesis Photography rené Fietzek

120

Silence is golden Photography lea nielsen

132

Maria Magdalena Photography Felicity Sagoe

138

Early Bird Photography erwin Wenzel

Hand Made 76

Die Kautschuk Könige aigle HoW We loVe It

78

72 76

Side By Side Brandery Barcelona

Cover yves Borgwardt Credits siehe Herstellerverzeichnis

laBelS to WatCH 80

Frischer Wind newcomerbrands

118 90 70

106 4

88


AccessorIes …ARE FAITHFUL TO COMPLETE INDIVIDUAL STYLE! Visit our complementing innovation right in the centre of our Show – THE GATES at the DENIM BASE. The fusion of timeless, traditionally manufactured goods and exclusive, seasonable collectors‘ items.

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Editorial Ist es Ihnen etwas aufgefallen? Wir haben uns verändert! Nachdem wir mit dem letzten Heft stolz unsere 50. Ausgabe präsentieren durften, fanden wir es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen und die J’N’C einer Frischzellenkur zu unterziehen – und zwar, das war uns als ganzheitlich denkende Redaktion wichtig, nicht nur äußerlich. Aber der Reihe nach: Zunächst haben wir mit DIN A4 auf ein gängigeres Format umgeswitcht, damit die J’N’C noch besser zwischen Ihre Unterlagen und in jede Tasche passt. Einen Hauch kleiner, aber auch feiner ist sie also geworden. Denn zugleich hat die Designagentur Chewing the Sun das Layout unter die Lupe genommen – mit scharfem Gestalterblick und der Liebe zum Detail, für die wir die Wuppertaler schon seit Jahren schätzen. So präsentiert sich unser Cityguide, den wir fürs vorliegende Heft im kanadischen Montreal produziert haben, ab sofort noch übersichtlicher, anwendbarer und informativer – erst recht in Kombination mit der Google-Maps-Anwendung, die Sie auf www.jnc-net.de finden. Noch mehr Input – mehr Information, Inspiration und Innovation – das war auch die Zielvorgabe in Sachen Modeberichterstattung. Unter den Headlines ‚Heal the World‘, ‚Heritage‘, ‚Handmade‘ oder ‚How We Like It‘ sind neue Rubriken entstanden, sodass wir unsere Lieblingsbrands jetzt gezielt auf ökologisches Know-how, Geschichte, aufwändige Produktionsmethoden oder außerordentliches modisches Vorreitertum abklopfen können. In diesem Rahmen finden auch Produktneuheiten und Herstellungsverfahren Platz, die auf einen verantwortungsvolleren Umgang mit Ressourcen abzielen. Überhaupt ist das Thema Nachhaltigkeit von nun an fester Bestandteil unseres redaktionellen Spektrums. Als erste ran durfte J’N’C-Autorin Fredericke Winkler, die unter anderem der lasernden Denimlegende François Girbaud auf den Mund geschaut hat. Nicht mit erhobenem Zeigefinger dozieren,

hErausgEBEr B+B MedIa CoMPany GMBH HIldeBrandtStr. 24 d 40215 düSSeldorF teleFon +49 (0)211 8303 0 teleFax +49 (0)211 8303 200 InFo@JnC-net.de, WWW.JnC-net.de gEschäFtsFÜhrEr tHoMaS Forner chEFrEdaktIon Ilona Marx im rEdaktIon andreaS Grüter ag ValerIe SoSCHynSKI Bela teSS WInd FotograFIE yVeS BorGWardt, renÉ FIetZeK, Kate KUnUtH, lea nIelSen, InGe PrIenS, andy rUMBall, FelICIty

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sondern zum Nachdenken anregen – und, vor allem, konstruktive Vorschläge machen, das ist die Maxime, unter die wir unsere Mission stellen. Um ihr bestmöglich gerecht zu werden, wird es künftig in loser Folge Expertenforen geben, in denen die Masterminds der Branche über all das diskutieren, was ihnen – also uns allen – auf den Nägeln brennt. Bei aller Nachdenklichkeit: Den Spaß an der Mode verlieren wir natürlich nicht aus den Augen! Der beste Beweis sind unsere aktuellen Fashionshootings, die einmal mehr von der Sinnlichkeit und Lebensfreude zeugen, die das Modebiz wie kaum ein anderes verkörpert. Wir wünschen Ihnen lustvolles Blättern und Schmökern – und einen guten Start in die neue Saison.

Have you noticed anything? We’ve changed! after proudly presenting our 50th issue last time around, we thought it was about time to start a new chapter and give J’n’C a bit of a revamp. and this not only applies to the look and layout of the magazine, but also to our priorities as an editorial team. But we’ll get to that in a second: firstly we’ve switched to the more popular a4 format so J’n’C will now fit better in your bag between your papers and files. a touch smaller than before, but all the better for it. Because design agency Chewing the Sun has taken a close look at the layout – with the eagle eyes and attention to detail that we have valued them so highly for over the years. So, our City Guide, which whisks you away to Montreal this issue, is instantly more user-friendly, informative and clearly arranged – especially in combination with the Google Maps tool used to pinpoint our recommended hotspots on www.jnc-net. de. even more input, more information, inspiration and innovation – that is what we are aim-

SaGoe, erWIn WenZel IllustratIon arIane Irle, roMan KloneK, VaneSSa PaUlZen FrEIE MItarBEIt GerlInd HeCtor, eVa WeStHoFF ew, FrederICKe WInKler fw ÜBErsEtzung PaUla Hedley, GalIna Green graFIschE gEstaltung MartIn SteInIGen, CHeWInG tHe SUn; WWW.CHeWInGtHeSUn.CoM BIldBEarBEItung Jean PaSCal ZaHn tEXtchEFIn eVa WeStHoFF lEItEr ProduktIon UWe SCHaUFler

ing for in our fashion reports. We have created new sections under the headings ‘Heal the World’, ‘Heritage’, ‘Handmade’ and ‘How We like It’, so we can find out more about our favourite brands and their ecological awareness, history, elaborate production methods or impressive trailblazing qualities. as part of this restructuring we will also be introducing you to product innovations and manufacturing techniques that aim for a more responsible use of resources. overall, the topic of sustainability will become a permanent fixture in our editorial spectrum. J’n’C author Fredericke Winkler has started the ball rolling with an ethical audit of laser denim legend François Girbaud. But we are not here to point the finger; we want to encourage reflection – and above all, make constructive suggestions: that’s our mission statement. and in order to achieve this, we will be organising various informal expert forums in which the industry’s masterminds can discuss the things that they – and we – consider to be the most pressing issues. But all this reflection is not going to stop us from enjoying fashion too! the best proof of this are our current fashion shoots, which are once again a testimony to the sensuality and joie de vivre that the fashion business embodies like no other. We hope you enjoy browsing the pages of the new-look J’n’C – and wish you a fantastic start to the new season.

Ilona Marx

assIstEnz ProduktIon PIa SCHäFer druck StürtZ drUCK, WürZBUrG anzEIgEn dIrK HoFFMann teleFon +49 (0)211 8303242 dIrK.HoFFMann@JnC-net.de SaBIne rÖCK teleFon +49 (0)211 8303151 S.roeCK@BB-MedIaCoMPany.CoM antJe SCHMIdtPeter toGoMedIa, BerlIn teleFon +49 (0)30 68837270 aS@toGoMedIa.eU EInzElPrEIs deUtSCHland 6,50 eUro ÖSterreICH 7,50 eUro SCHWeIZ 12.80 CHF

BankvErBIndung BtV BanK Für tIrol U. VorarlBerG aG Kto: 772898000, BlZ: 72012300 datEnschutzhInwEIs Falls unter der angegebenen anschrift eine Zustellung nicht möglich ist, ist die deutsche Bundespost berechtigt, die richtige anschrift an den Verlag weiterzugeben. der abonnent kann gegen diese regelung Widerspruch einlegen. Für unverlangte Manuskripte, Fotos, etc. wird keine Haftung übernommen. die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. erfüllungsort und Gerichtsstand ist in jedem Fall düsseldorf.


Š 2012 adidas AG. adidas, the Trefoil logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

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Cheeky tongue KolUMne

Kann dEnn ModE SündE SEin? text Gerlind Hector IllUStratIon Vanessa Paulzen

„Eleganz ist eher eine Frage der Persönlichkeit als der Kleidung“, findet Jean-Paul Gaultier. Darüber sollten wir nachgrübeln, bevor wir über anderer Leute Modesünden ablästern. Denn es ist ja nun mal so: Die eine sieht im teuersten Versace-Fummel aus wie eine ‚Bordsteinschwalbe‘, die nächste trägt weiße Söckchen zu Sandaletten und Ballonrock und gilt als Stilikone. Wie verhält es sich also mit der berühmten Modesünde? Gibt’s die überhaupt – oder ist das nicht vielmehr eine Frage des Trägers und vor allem des Timings? Beim Hamburger Friseur ‚Gute Köpfe‘ kostet die Dauerwelle zum Beispiel aktuell 999 Euro! Kein Witz, eher ein klares Statement. Denn die Tony-Marshall-Tolle ist zurzeit mega-out. Aber halt, Julia Roberts lief in ‚Pretty Woman‘ doch auch mit Pudel rum und alle fanden’s total sexy. Okay, das ist zwanzig Jahre her – aber so war das mit Schulterpolstern, Leggings und MCM-Täschchen ja auch mal. War irgendwann absolutes ‚No go‘ und ist plötzlich wieder total angesagt. Wer soll da noch mitkommen? Könnte nicht mal jemand eine zuverlässige, zeitlose Liste aufstellen à la „1. Gebot: Du sollst keine getönte Tropfenbrille tragen“? Auch blöd, denn spätestens, wenn Kate Moss eine aufsetzt, ist das Ding wieder ‚le dernier cri‘. Apropos ‚Stilikone‘: Marlene Dietrich galt vor einigen Jahrzehnten als besonders modemutig und unverklemmt und bemerkte einst zum Thema Modesünde, sie könne sich ja so einige Verrücktheiten vorstellen. Aber dass ein Mann mal ohne Hut aus dem Haus gehen würde, sei nun gar zu absurd. Seufz! Das hilft uns also auch nicht weiter. Wie wär’s also, wenn wir einfach zu uns und unserem Geschmack stehen? Egal, wie schräg er ist. Mark Zuckerberg und Bill Gates haben auch immer bescheuerte Brillen und hässliche Shirts getragen und trotzdem dafür gesorgt, dass der ‚Nerd‘ inzwischen vom Klassendepp zur anbetungswürdigen Zielgruppe mutiert ist. Auch wir sollten authentisch sein und mit Würde unseren ganz persönlichen Style präsentieren. Anna Wintour hin, Baptiste Giabiconi her. Also keine Angst vor Wollsocken zu Louboutins – draußen haben wir immerhin Minusgrade. Und ein lautes „Ja“ zu 30 cm hohen Buffalos, wenn wir damit besser unseren 1,90 m-Freund küssen können. Ist doch wurscht! Und die Sache mit dem Arschgeweih … naja, daran lässt sich sowieso nichts mehr ändern.

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can FashIon BE a sIn? “elegance is more a question of personality than clothing,” Jean-Paul Gaultier once said. that’s something we should consider before gossiping about other people’s fashion sins. Because that’s just the way it is: one person will look like a drag queen in even the most expensive Versace get-up, whilst the other can get away with wearing white socks with sandals and a puffball skirt and still rate as a style icon. So what’s the deal with the notorious fashion sin? does it even exist – or is it more a question of the wearer and, above all, of timing? For example, Hamburg’s hair salon ‘Gute Köpfe’ charges 999 euros for a perm! no, not a joke, but more of a clear statement. after all, the tony Marshall look is mega-out at the moment. But hang on, Julia roberts sported the poodle look in ‘Pretty Woman’ and everyone thought it was totally sexy. okay, so we are talking twenty years ago – but that’s the way it was once with shoulder pads, leggings and MCM handbags too. at some point they were all an absolute no-go, and suddenly they’re in again. How are we supposed to keep up with that? Can’t someone just come up with a reliable timeless list along the lines of: “First commandment: thou shalt not wear tinted glasses”? But that probably wouldn’t work, because as soon as Kate Moss is spotted sporting a pair, they’ll be the ‘dernier cri’ once again. Speaking of ‘style icon’: a few decades ago Marlene dietrich was renowned for her fashion style and daring and, on the subject of fashion sins was quoted as saying that she could imagine a lot of crazy things, but the idea of a man leaving the house without a hat was utterly absurd. Sigh! So no help there then. How about if we just stay true to ourselves and our sense of style? no matter how weird it is. Mark Zuckerberg and Bill Gates always wore the most ridiculous glasses and ugly shirts and they still ensured that the ‘nerd’ got promoted from class fool to an adored target group. We too should remain authentic and present our very own personal style with dignity, regardless of what anna Wintour or Baptiste Giabiconi might have to say about it. So, don’t be scared of woolly socks in louboutins – it is absolutely freezing out there after all. and let’s say a confident “yes” to 30cm-high Buffalos if they mean it’s easier to kiss our very tall boyfriend. Who cares?! and the tramp stamp tattoo? Well, it’s too late to change that anyway.


BuSy BeeS ContrIBUtorS

erwIn wenzel Nachdem Erwin Wenzel als Mitglied der RUF-Crew gut 15 Jahre lang die Graffitiszene ordentlich aufgemischt hatte, war der Wunsch, seinen künstlerischen Blick auf die Realitäten auch legal zu präsentieren, so übermächtig, dass er im Rahmen einer Fotografenausbildung endgültig beschloss, die Sprühdose gegen eine Kamera einzutauschen und fortan statt Züge nur noch Filme vollzubomben. Eine durchaus nachhaltige Entscheidung, die dem Düsseldorfer in der Folge nicht nur ein breites Portfolio namhafter Kunden wie etwa Die Zeit, MTV, Insight, BMG und Style and the Family Tunes bescherte, sondern auch ein wenig Ruhe ins Leben des mittlerweile zweifachen Familienvaters brachte. Für J’N’C fotografierte der SardinienLiebhaber die Strecke ‚The Early Bird‘. Den Soundtrack zur Arbeit lieferten The Beastie Boys und Die Ärzte. after taking the graffiti scene by storm as a member of the rUF crew for a good 15 years, erwin Wenzel realised he also wanted to present his artistic views on reality in a legal way. this desire was so overwhelming that, during his photographic training, he finally decided to swap his spray can for a camera and start focusing his attention on films instead of graffiti-bombing trains. this proved to be an extremely sustainable decision, which not only rewarded the düsseldorf local, who is meanwhile a father of two, with a wide portfolio of noteworthy clients such as die Zeit, MtV, Insight, BMG and Style and the Family tunes, but also brought a sense of calm to his life. For J’n’C the Sardinia fan shot the ‚the early Bird‘ editorial. the soundtrack was provided by the Beastie Boys and die ärzte.

lea nIelSen rené FIetzek ValerIe SoSChynSkI Die gebürtige Berlinerin Valerie Soschynski studiert in ihrer Heimatstadt im fünften Semester Modejournalismus und Medienkommunikation an der Akademie Mode & Design. 2010 sammelte sie bereits Erfahrungen in der Redaktion der Elle in München. Für ein Praktikum bei der J’N’C verließ sie die geliebte Hauptstadt nun ein weiteres Mal und zog für knapp vier Monate ins beschauliche Düsseldorf. Seitdem schlägt sich die 23-Jährige täglich tapfer durch das Dickicht des Modedschungels und teilt ihre Fundstücke via Blog-Work mit der interessierten Außenwelt. In der aktuellen Ausgabe stellt sie nicht nur im Rahmen der ‚Labels to Watch‘ die spannendsten Fashion-Newcomer vor. Valerie präsentiert auch die schönsten ‚Moody Goods‘ zum Thema ‚Reich der Tiere‘. originally from Berlin, Valerie Soschynski stayed in her hometown to study fashion journalism and media communication for five semesters at the academy of Fashion & design. In 2010 she gained experience in the editorial office of elle in Munich. and she left her beloved capital city for a second time to move to düsseldorf for four months and start a work experience placement at J’n’C. Since then the 23-year-old has been valiantly finding her way through the depths of fashion jungle on a daily basis and sharing her findings with the outside world via blog texts. In the current issue Valerie is not only presenting the most interesting fashion newcomers in ‘labels to Watch’, but also the most coveted ‘Moody Goods’, this time with an ‘animal Kingdom’ theme.

Warum sollten ‚Naturbursche’ und ‚Schöngeist’ nicht harmonisch in einer Person funktionieren, fragte sich René Fietzek berechtigterweise und verließ kurz nach der Abiturfeier seine beschauliche ostfriesische Heimat, um im Rahmen eines viel zu langen Studiums der Theater- und Medienwissenschaften sein Glück in Hamburg und Wien zu suchen – und es im Fachbereich Fotodesign am Lette-Verein, Berlin, schließlich zu finden. Der Wahl-Hauptstädter, der sich weniger als Künstler denn als Dramaturg versteht, fotografiert bevorzugt mit natürlichem Licht, findet sich unnatürlich räkelnde Models höchst fragwürdig und lässt sich gern von gutem Essen, guten Büchern und abenteuerlichen Reisen inspirieren. Für die aktuelle Ausgabe der J’N’C fotografierte René ‚Modern Mimesis‘. Why can’t the attributes of both ‘nature lover’ and ‘aesthete’ be combined in one person? this was a question rené Fietzek asked himself. Shortly after leaving school, he bid farewell to his idyllic homeland of eastern Friesland in the north of Germany to try his luck in Hamburg and Vienna during a long drawn-out degree in theatre and media sciences – which he finally found in the study of photo design at the lette Verein photography school in Berlin. rené, who now lives in the German capital, sees himself as less of an artist and more a dramaturge, prefers to photograph using only natural light, doesn’t like unnaturally posing models and enjoys being inspired by good food, good books and adventurous travel. For the current issue of J’n’C rené shot ‘Modern Mimesis’.

yVeS Borgwardt Eigentlich wollte Yves Borgwardt Chirurg werden, was jedoch an einer ausgeprägten Hemaphobie scheiterte und ihn nach Schule und Bundeswehrdienst statt in den Operationssaal hinter die Kamera führte. Nach der Ausbildung zum Fotografen ging er zum Arbeiten nach Berlin, wo er immer noch lebt. Yves Borgwardt mag den Duft druckfrischer Tageszeitungen und den Klang gregorianischer Choräle. Für seine ‚hell‘-Modebild-Strecke, die er zusammen mit seiner Freundin, der Stylistin Saskia Schmidt, für J’N’C produzierte, suchte und fand er Inspirationen in alten Mythen, Ritualen und Festen. yves Borgwardt actually wanted to become a surgeon, but this dream failed due to his major fear of blood. after studying and doing military service he ended up behind the camera instead of in the operating theatre. after training to become a photographer he went to work in Berlin, where he still lives today. yves Borgwardt likes the smell of freshly printed newspapers and the sound of Gregorian chants. For his Hell fashion spread, produced for J'n'C together with his girlfriend, the stylist Saskia Schmidt, he sought and found inspiration in ancient myths, rituals and celebrations.

Geboren in Kopenhagen verschlug es Lea Nielsen im zarten Alter von gerade einmal 16 Jahren nach London, wo sie – nachdem die angestrebte Karriere als Profi-Tänzerin aufgrund von Verletzungspech aufgegeben werden musste – die hohe Kunst der Fotografie für sich entdeckte und fortan ohne Kamera kaum noch das Haus verließ. Nach ersten Arbeiten im Mode- und Theaterbereich kehrte die mittlerweile 28-Jährige schließlich in ihre Heimatstadt zurück, um kurze Zeit später ihre Zelte auch in Berlin aufzuschlagen. Inspirationen für ihr J’N’C-Shooting ‚Silence is golden‘ fand die SchlittschuhEnthusiastin und ausgewiesene Flohmarkt-Expertin nicht nur bei den bildgewaltigen Werken Ingmar Bergmans und den starken Frauen der 1930er Cinema-Kultur, sondern auch in Patti Smiths ‚Just Kids‘-Biografie und den musikalischen Arbeiten des französischen Komponisten Yann Tiersen. Born in Copenhagen, at the tender age of just sixteen, lea nielsen headed to london, where – after having to give up her intended career as a professional dancer due to an injury – she discovered the fine art of photography, and from then on barely left the house without a camera in her hand. after her first assignments in fashion and theatre the meanwhile 28-yearold returned to her hometown, before setting up camp in Berlin a short while later. For her ‘Silence is golden’ J’n’C shoot the ice-skating enthusiast and proven flea market expert was inspired not only by the visually stunning work of Ingmar Bergman and the strong women of 1930s cinema culture, but also by Patti Smith’s ‘Just Kids’ biography and the musical works by French composer yann tiersen.

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Book lookIn’ reZenSIonen

Safia Minney naked Fashion: the new sustainable Fashion revolution Als Safia Minney nach einer Rucksackreise beschloss, sich in den Dienst von NonProfit-Initiativen zu stellen, stand der Wunsch Pate, soziale und ökologische Themen in die Öffentlichkeit zu tragen. Diesem Wunsch folgend entwickelte die Marketingexpertin Informationsbroschüren, eröffnete Shops mit grünen Produkten und initiierte den World Fair Trade Day. Bekannt wurde sie jedoch vor allem mit der Gründung des britischen Erfolgs-Eco-Labels People Tree 2001, heute eine der wichtigsten nachhaltigen Modemarken der Welt. „Mit jedem bezaubernden Kleidungsstück, das People Tree verkauft, wird sich andernorts auf der Welt etwas zum Guten wenden“ lautet das Motto, das klarstellt: Richtig verstanden meint Nachhaltigkeit nicht nur Umweltschutz, sondern immer auch Fair Trade. So arbeitet People Tree entlang seiner gesamten textilen Wertschöpfungskette nach den Standards der World Fair Trade Organization (WFTO) und kooperiert mit 50 Fair-Trade-Initiativen in 15 Ländern. Dennoch ruht sich das Label keineswegs auf seiner politischen Korrektheit aus. Im Gegenteil: Es erkennt auch seine modische Verantwortung vollends an. Im kürzlich erschienenen ‚Naked Fashion: The New Sustainable Fashion Revolution‘ hat Labelgründerin Minney nun festgehalten, wie sich Qualitätsansprüche, ästhetische Prinzipien und nachhaltiges Wirtschaften miteinander in Einklang bringen lassen. Die Stärke des knapp 200-seitigen Ratgebers: Minney liefert eine tiefgehende 14

Analyse der Missverhältnisse in der Bekleidungsindustrie und kombiniert diese mit wirkungsstarken Bildern, bekömmlichen Berichten über nachhaltige Produktion und übersichtlichen Grafiken. Dadurch erhält das Buch einen massentauglichen, ja fast schon Magazin-Charakter. Auch wichtige Vertreter der konventionellen Modebranche wie Vivienne Westwood oder Tsumori Chisato werden von Minney gebeten, sich kritisch zu äußern. Konkrete Tipps, wie man sich persönlich zum Teil der Lösung machen kann, anstatt zum Teil des Problems, runden den Ratgeber ab. Womöglich wird ‚Naked Fashion‘ dem ohnehin gut informierten Leser keine großen Neuigkeiten bieten. Was Minney jedoch gelingt, ist einer der wenigen Brückenschläge zwischen der ästhetisch motivierten Bekleidungsindustrie und ihren ethisch angetriebenen Branchenpartnern. Damit offenbart sie nicht nur das Erfolgsgeheimnis von People Tree. Im Subtext des Buches verborgen liegt die Andeutung sinnlicher Sinnhaftigkeit, welche wir uns für die Zukunft der Modeindustrie nur wünschen können. /fw

Naked Fashion: The New Sustainable Fashion Revolution It was after a backpacking holiday that Safia Minney decided to put herself at the services of non-profit initiatives, part of her wish being to make the public more aware of social and ecological issues. acting on this wish, the marketing expert developed information brochures, opened shops selling green products and established World Fair trade day. But she became really well known in 2001 with the founding of her successful British eco label People tree, today one of the most important sustainable fashion labels in the world. “For every beautiful garment People tree sells, there’s an equally beautiful change happening somewhere in the world.” is the motto, which clarifies that sustainability, correctly understood, doesn’t just mean environmentally friendly, but also goes hand in hand with fair trade. So People tree ensures that every

step of the textile chain adheres to World Fair trade organisation (WFto) standards and cooperates with 50 fair trade initiatives in 15 countries. But that doesn’t mean they’re resting on their politically correct laurels. Quite the contrary: they feel they have a responsibility to fashion. In the recently published ‘naked Fashion: the new Sustainable Fashion revolution’, label founder Minney has set down how quality standards, aesthetic principles and sustainable economics can be effectively combined. the strength of the almost 200-page guidebook is that Minney provides an in-depth analysis of the shortcomings of the clothing industry, combining them with powerful images, readable reports about sustainable production and clearly laid out graphics. as a result, the book has a mass appeal, almost a magazine-like character. Important representatives of the conventional fashion world, like Vivienne Westwood and tsumori Chisato were asked to voice their criticisms of the industry. Concrete tips on how you can become part of the solution instead of being part of the problem round off the guidebook. For the well-informed reader ‘naked Fashion’ may not hold any big surprises, but what Minney succeeds in doing is bridging the gap between the aesthetically motivated clothing industry and its ethically motivated industry partners. In this, she reveals not only the secret of the success of People tree. In the subtext of the book is a message of sensual meaningfulness, which we can only hope will define the future of the fashion industry.

nakEd FashIon ist bei New Internationalist, Oxford, erschienen und kostet £ 14,99. is published by new Internationalist, oxford and costs £ 14.99.


Book lookIn’ reZenSIonen

olaf otto Becker under the nordic light Das Licht des Nordens ist eine Art realer Mythos. Für die einen ein Sehnsuchtsbegriff, der für glitzerndes Eis, Dampf spuckende Geysire und archaische Landschaften steht, hat es für andere weitaus konkretere Gestalt. Denn de facto beleuchtet es nicht nur all das, was die nördlichen Regionen für uns Touristen so attraktiv macht. Es fällt unweigerlich auch auf Spuren einer Zivilisation, die, aller Wikingerromantik zum Trotz, nur noch selten im Einklang mit der Natur lebt. Der deutsche Fotograf Olaf Otto Becker hat den Norden Europas bereist und sich der weichgezeichneten Sommernacht ebenso überlassen wie dem Nieselregen. Eine Plattenkamera war oft über Stunden sein einziger Begleiter – Stunden des Herumstromerns, Schweigens und Wartens auf das richtige Motiv im richtigen Licht. Dass der bei Hatje Cantz erschienene Katalog den Zweittitel ‚A Journey through Time, Iceland 1999-2011‘ trägt, verweist jedoch weniger auf diesen Umstand. Vielmehr wird offengelegt, dass es neben dem Licht in Beckers Arbeit noch eine zweite wesentliche Koordinate gibt: die Zeit. So führt die Publikation bereits veröffentlichte und neue Aufnahmen des 1959 geborenen Fotografen zusammen, der seine ersten Exkursionen auf die Atlantikinsel in vier aufeinanderfolgenden Sommern 1999 bis 2002 unternahm. Das war vor dem BeinaheStaatsbankrott 2008 – und zu einer Zeit, als man noch über die Existenz eines globalen Klimawandels stritt. So unsinnig es angesichts der großformatigen, teils fast wie gemalt wirkenden Landschaftsaufnahmen wäre, Becker auf die Rolle des Dokumentaristen einer Ökokatastrophe festzulegen, so plastisch gerät diese Bedrohung angesichts seines

‚Porträts‘ des abschmelzenden Öræfajökull. Elf Jahre liegen zwischen den Bildern, die er von der Gletscherzunge gemacht hat, und die Veränderungen sind unübersehbar. Gleiches gilt für Motive wie den Gletscherfluss Jökulsá á Brú, der, einst gewaltiger Strom, durch den Bau des Kárahnjúkar-Staudamms, des größten Staudamms Europas, buchstäblich zum Rinnsal wurde. Doch es finden sich auch Landschaften, an denen die Zeit fast schon auf irritierende Weise vorübergegangen zu sein scheint. „Die Doppelbilder stellen die Einmaligkeit eines Bildes zunächst in Frage, um sie bei genauerer Betrachtung doch wieder zu bestätigen“, kommentiert Becker dieses Phänomen. Das führt ihn und uns zu der Frage: Kann man Zeit fotografieren? „Ich finde innere Bilder außerhalb von mir und entdecke äußere Bilder innerhalb von mir“, so der Fotograf. /ew

under the nordic light the light of the north is a kind of existing myth. For some, a term of longing, which represents glittering ice, steam-spouting geysers and archaic landscapes, while for others it takes on a far more concrete shape. after all, it doesn’t just light up everything that makes the northern regions so attractive to us tourists: it also falls inevitably on the marks left by civilization, which, regardless of Viking romanticism, rarely lives at one with nature. German photographer olaf otto Becker travelled through the very north of europe and embraced the soft mid-summer nights and the drizzle. a plate camera was often his only companion for hours – hours of aimless wandering, silence and waiting for the right motif in the right light. the fact, however, that the catalogue, published by Hatje Cantz, has the subtitle ‘a Journey through time, Iceland 1999-2011’, refers less to this circumstance but rather reveals that there is a second significant coordinate as well as the light in Becker’s work: time. the publication therefore unites previously published and new pictures by the photographer, born in 1959, who undertook his first excursions to the atlantic island in four consecutive summers between 1999 and 2002. that was before the near bankruptcy of the country in 2008 – and at a time when one was

still arguing about the very existence of global warming. although it would be reductive to cast Becker in the role of documenter, in view of the large format, landscape shots, which almost look as if they have been painted, the threat of ecological catastrophe does seem very vivid when looking at his portrait of the melting Öræfajökull. eleven years have passed since the original shots, taken from the glacier tongue, and the changes are undeniable. the same is true of motifs like the one of the glacier river Jökulsá á Brú, which, once a powerful river, is now a mere petering rivulet, as a result of the Kárahnjúkar dam, the largest built in europe. But there are also landscapes where, irritatingly, time seems to have passed by unnoticed. “the double images first call into question the uniqueness of an image; then, on closer examination, affirm it,” comments Becker. that leads him and us to the question: can time be photographed? “I find inner images outside myself, and discover external images inside myself,” says the photographer.

undEr thE nordIc lIght ist bei Hatje Cantz, Ostfildern, erschienen und kostet 68,00 Euro. is published by Hatje Cantz, ostfildern and costs 68.00 euros.

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dISC dIggIn’ MUSIKKrItIK

French Films

Kommando Beat

Chinese Man

V/a

First thought: French Films is the perfect synthesis of everything that made obscure, early to mid-80s post-punk so incredible. Second thought: while hints of a lot of new Wave one-hit wonders by echo & the Bunnymen, Jesus and Mary Chain, orange Juice, Josef K, Joy division and countless others can be found here, the group from Finland is adding some new, abrasive and highly unique touches to their sound, making it a lot more than a mere sentimental recap of times gone by. In fact the ten songs on ‘Imaginary Future’ are an incredible document of how modern underground pop can still work freely and subversively beyond the realms of the casting show format, corporate rock boredom and ‘watered-down indie as a musical genre rather than an attitude’ thinking. a winner in all respects and there’s no doubt that the late great John Peel would have loved it too! /ag

readers, meet tim (Beat by Five), rudi (Connection 99), Christoph (Montesas) and Simone (Bout d’chou) a.k.a Kommando Beat, Germany’s best kept secret when it comes to wild 60s garage, beat and mod extravaganzas. after a series of steaming live shows with dancers caught up in a frenzy and girls screaming at the top of their lungs, the untameable and unstoppable hully-gully machine finally entered the studio to record their much awaited debut album, now brought to you by the fine folks from Soundflat records. ‘Kommando Beat’ features nine originals and three covers (including a version of ‘love Potion number 9’ that has to be heard to be believed) and is a high-voltage powerhouse, full of blasting floor-stompers, soulful scorchers and groovy pop-tunes mostly sung in German. Far (and we mean far!!) from dusty vintage, absolutely essential and our hottest tip for this issue. available on glorious vinyl only! /ag

Mad, mad stuff. after a bunch of extremely successful mix tapes, Chinese Man a.k.a. the French turntable threesome dJ High Ku, dJ Sly and dJ Zé Mateo have finally come up with their longawaited debut album. Merging hip-hop, electronica, dub, dancehall and baile funk to form a highly compact and sometimes rather abstract unit of modern musical madness, ‘racing with the Sun’ with its Kung-Fu references (both in samples and the general artwork) works perfectly as the phat beat and monster bass-ridden, head-nodding soundtrack for a non-existent martial-arts flick. Guest appearances on the case are made by General elektriks, the Scratch Bandits Crew, M2Mx, dubyouth, lush one and Plex rock, amongst others. essential dope stuff. Watch out for the Chinese Man German tour in early 2012. /ag

It’s hard to imagine that before ayatollah Khomeini took over Iran in 1979, Western-styled pop could actually be heard in cafés, clubs and bars all over the country. While most of the culture completely disappeared under the repressive forces of the ultrareligious fundamentalists, there are still fragments to be found in dusty record boxes hidden away in cellars and attics. and that’s exactly where our friends at Vampisoul records started their search for the true soul sound of Persia. the result, ‘rangarang – Pre-revolutionary Iran Pop’, is a highly unique double Cd plus extensive booklet package of 28 brilliant orient-meets-occident tunes, fusioning traditional music with dancefloor-ridden soul, weirdo drugged-out psychedelia, wild latin funk and smooth chansons all sung in Persian. If you’re looking for real pop obscurities, stop searching now! Hear it to believe it!! /ag

Imaginary Future

kommando Beat

(gaEa/cargo)

(chInEsE Man/groovE attack)

rangarang

(vaMPIsoul/cargo) (soundFlat)

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racing with the sun


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gad getS HaBenWollen

Studio nl

uMBrElla coat Hand aufs Herz: Auch wenn er aus den Garderoben dieser Welt kaum wegzudenken ist – wir wissen doch alle, wie immens störend das Mitführen eines Regenschirms beim Shopping-Run sein kann. Und dass ein Regencape eine stilistisch eher undankbare Alternative darstellt – geschenkt! Der Umbrella Coat hingegen hat das Zeug, endlich für relevante modische Abhilfe zu sorgen. Entworfen von der griechischen Architektin und Designerin Anathasia Leivaditou, sorgt der mit einer starr nach oben aufstellbaren Kapuze ausgestattete und ganz in Schwarz gehaltene Mantel/Schirm/Overall-Hybrid aus wasserabweisendem Fake-Leather bei Regen nicht nur für umfangreichen Schutz und stets freie Hände, sondern kommt zudem elegant minimalistisch daher. Derzeit ist der funktionale Styler lediglich als Prototyp erhältlich. Doch wir warten mit Ungeduld auf die hoffentlich bald anstehende erste Serie.

UMBRElla CoaT Hand on heart: even if we couldn’t imagine not having one – we all know how hugely annoying it is having to carry an umbrella around with us when we’re out shopping. and the possibility that a rain cape could ever be a stylish alternative – forget it! the Umbrella Coat, however, has what it takes to finally provide us with the necessary fashionable relief. designed by Greek architect and designer anathasia leivaditou, the black coat/umbrella/overall hybrid made from water-repellent fake leather and equipped with a stiff, stand-up hood, not only provides extensive protection during downpours, whilst ensuring your hands are free, but is elegantly minimalistic to boot. the functional design is currently only available as a prototype but we’re waiting impatiently for the hopefully imminent first series. www.studionl.com 18

Copenhagen Parts

PackEsEl

Fix-Gear-Bikes mit Körbchen? Was eingefleischten Minimalisten als Kamikaze-Kommando erscheinen mag, funktioniert dank der Dänen von Copenhagen Parts einwandfrei und ohne stilistische Bauchlandung. Die designgestählte Lenker/Gepäckkorb-Kombination BikePorter bietet nicht nur genug Platz für einen Haufen Magazine, ein paar Schallplatten und den Tageseinkauf eines durchschnittlichen Ein-Personen-Haushalts, sondern ist mit insgesamt sechs verschiedenen Colourways zwischen Weiß und Schwarz, Chrom und Gold mit nahezu jeder Radlackierung kompatibel. Kostenpunkt je nach Farbe zwischen 140 und 160 Euro. PaCKHoRSE Fixed-gear bikes with baskets? What may seem like a kamikaze commando to die-hard minimalists, actually works perfectly and without landing flat on its face in terms of style, thanks to the danes from Copenhagen Parts. the Bike Porter, a design-proven handlebar with integrated basket combination, not only offers enough room for a pile of magazines, a few records and the daily groceries for an average one-person household, but with a total of six different colourways between white and black, chrome and gold is compatible with virtually every bike’s paintwork. depending on the colour, it will set you back between 140 and 160 euros. www.copenhagenparts.com


BA S EL I KopE n hAgEn I STU TTg A RT I W I E n I ZÜRI C h

9 | 10 | 11 MÄRZ 2012 STUTTgART LIEDERhALLE www.blickfang.com


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City Guide Montreal

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Illustration roman Klonek


Rive Gauche FotoS Andy Rumball

Das spektakulär am linken Ufer des Saint-Laurent-Stroms gelegene Montreal gilt vielen als das kanadische ‚Petit-Paris‘. Und tatsächlich erinnern in der zweitgrößten frankophonen Stadt der Welt nicht nur einige pittoreske Straßenzüge an die Seine-Metropole. Auch in Sachen Wagemut und stilistischer Individualismus können die Montrealer ihren einstigen Eroberern durchaus das Wasser reichen. the spectacularly located Montreal, which lies on the left bank of the St. lawrence river, is considered by many as the canadian ‘Petit Paris’. and it’s not just the picturesque streets in the world’s second largest French city that are indeed reminiscent of the Seine metropolis: when it comes to guts and stylistic individualism, the people of Montreal can certainly hold their own against their erstwhile conquerors.

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Spencer 23, Blogger & Style Consultant

Abraham 21, Stylist Shirt Ugly

Shirt, JacKet, hat & Belt Vintage

JacKet Ann

tie Ogilvy

ShortS

PantS American

Apparel from all over the world Bag Against Nudity ShoeS Vintage BraceletS Collected

Ich habe früher in Ottawa gelebt und bin froh, jetzt in Montreal zu wohnen – in meinen Augen die modischste Stadt Kanadas. i used to live in ottawa and am really glad i live in Montreal now – i think it’s the most fashionable city in canada.

Demeulemeester Travis Taddeo Bag Handmade hat Jewish Hat ShoeS Rick Owens Montreal ist faul in Sachen Mode! Montreal is lazy when it comes to fashion!


Thoben 22, Design Assistant

Bianca 16, Model

outFit Christian

JuMPSuit Vintage

L’enfant Roi

SandalS Leathersmith

JacKet Simons

from Denmark

ShoeS Aldo

Ich komme aus Dänemark und habe das Gefühl, dass die Leute hier offener und entspannter zusammenarbeiten als bei uns.

Mode ist, worin man am besten aussieht. Die Leute in Montreal kleiden sich individuell, man folgt nicht blind irgendwelchen Trends.

i come from denmark, and i get the feeling that people here work together in a much more open and relaxed way than they do back home.

Y Apparel

Fashion is what you look best in. People in Montreal dress quite individualistically, they don’t just blindly follow any old trend.

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Melika 29, Stylist, Blogger & Purchasing Agent

Kim 19, Blogger & Student Fashion Marketing

Nicholas 21, PR-Blogger

dreSS & ShoeS Zara

Shirt & Belt Vintage

JacKet Ralph

Sweater & Bag H&M

PantS H&M

Shirt H&M

Bracelet Anne-Marie

Chagnon

BootS

Zara

leather Bracelet

Mode ist Teil meiner Kultur, und ich bin wirklich stolz darauf, dass Montreal sich als Modestadt präsentiert. Ich versuche auch immer, die hiesigen Designer zu tragen – das ist doch eine gute Werbung für unsere Modelandschaft. Fashion is part of my culture, and i am really proud of the way that Montreal presents itself as a fashion metropolis. i always try and wear something by one of our local designers as it’s good advertising for our fashion scene.

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Leroy

hot PantS & ShoeS Vintage

Vintage

glaSSeS Persol Bow tie

Toronto gilt ja manchen als ein kanadisches New York, aber ich finde Montreal viel künstlerischer! toronto is considered to be canada’s new York, but i think Montreal is much more creative!

From Italy

Montreal stellt für mich die perfekte Mischung aus Europa und New York dar. Mit dem klitzekleinen Unterschied, dass es lässiger zugeht. Wir sind modisch hier, aber jeder trägt, worauf er Lust hat! For me, Montreal embodies the perfect mix of europe and new York, with the tiny difference that it’s more relaxed here. we are fashionable, but we still wear what we like!


Candice 32, Blogger ‚Montreal in Fashion‘ dreSS 1861

Boutique

JacKet Bedo hat & overall American

Apparel

Bag My

Mom’s Belt Vintage ShoeS Aldo Die große kulturelle Vielfalt Montreals prägt die Art, wie wir designen und wie wir uns kleiden, natürlich sehr. the rich cultural diversity in Montreal very much influences the way we design and the way we dress.

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Arthur 18, Student Political Sciences

G’nee 31, Singer-Songwriter & Blogger

PantS Philippe

JacKet Marc

Dubuc

Shirt & BootS Zara ScarF Handmade Belt, JewellerY & Bag Vintage

Es gibt so viel zu sehen in Montreal. Ob Europa, Asien, Amerika oder Afrika: Alle Kontinente sind hier vertreten. there is so much to see in Montreal. whether it’s europe, asia, america or africa you’re after: every continent is represented here.

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Aurel Apparel PantS Vintage StocKingS & earringS Aldo Bracelet From Hong Kong BootS Boots Shirt American

Die Leute lehnen sich hier ungern weit aus dem Fenster. Montreal ist eher prêt à porter als avantgarde. People here don’t like to be too outrageous. Montreal is more prêt-à-porter than avant-garde.


Tamara 26, Jewellery Designer

Claudia 30, Co-founder of Bovile

toP From

t-Shirt Vintage

Bali

PantS Baboushka

PantS Denis

necKlace & earringS This

Ilk Brooch & ring From Senegal Bag Vintage ShoeS Chinese Laundry

glaSSeS Marc

Jeder kann hier tragen, was er will – und kommt damit durch!

Die Modeszene in Montreal ist ein zartes Pflänzchen … aber es beginnt, Früchte zu tragen!

everyone can wear what they want here – and it doesn’t matter!

Gagnon Jacobs BraceletS Sharon Alouf Bag Isabel Marant Shoes Givenchy

the fashion scene in Montreal is a tender shoot... but it’s beginning to sprout buds!

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City Guide Montreal

Zwischen den welten text Ilona Marx Foto Andy Rumball

Ob es wohl an den kalten Wintern liegt, dass Montreal noch nicht als Top-Destination unter den Metropolen dieser Welt gehandelt wird? Schwer zu sagen. Tatsache ist: Die über dreieinhalb Millionen Einwohner sind über ihr Dornröschendasein nicht wirklich traurig. Gibt es doch einige innerstädtische Verlockungen, die sie nicht unbedingt mit aller Welt teilen müssen. Wie beispielsweise die fantastische Restaurantszene: Nach New York ist Montreal die Stadt Nordamerikas mit den meisten Gaststätten pro Einwohner – die, und das ist natürlich das Sahnehäubchen, einen hohen Anteil an exzellenter French Cuisine auftischen. Bekanntermaßen siedelten hier am Saint-Laurent-Strom ja einst die Franzosen. Womit wir schon beim Thema wären: dem Culture-Clash von alter und neuer Welt. Denn tatsächlich sind New York und Paris die beiden Referenz-Citys, an die man in Montreal immer wieder erinnert wird. Die Wolkenkratzer im Bankenviertel downtown, die schachbrettartig angelegten Straßenzüge, der lässige Lifestyle? Eindeutig New York. Die pittoresken Bauten aus dem 18. Jahrhundert, die Sprache, die Kirchen und die Küche? Ganz klar Paris. Darüber hinaus spielt Montreal auch eigene Trümpfe aus – in Sachen Natur zum Beispiel: Die Stadt verfügt über eine 2.000 Hektar große grüne Lunge, und 70 Prozent der Einwohner sind ohne Auto unterwegs. 450 km Radweg wurden angelegt, 400 weitere sind in Arbeit. Das macht das Fahrrad zu einem hervorragenden Fortbewegungsmittel, zumindest während der warmen Monate: Eben noch in der Rue Saint-Paul Ouest, wo sich die schönsten Fashionstores hinter prächtigen Altbaufassaden verstecken, und ein paar Pedaltritte weiter schon in einem Hochhausviertel downtown – innerhalb von Minuten kann man zwischen den Welten switchen. Ebenfalls gut per Rad zu erreichen: das Plateau am Fuß des Mont Royal, des namenstiftenden Stadtbergs. Hier befindet sich der legendäre Boulevard Saint-Laurent – legendär, weil er die höchste Dichte an Fashion- und Ausgehspots aufweist. Doch damit nicht genug: Auch die Seiten- und Parallelstraßen bergen eine schier unglaubliche Fülle an hübschen Mode- und Einrichtungsläden, netten kleinen Restaurants und Delis, 28

coolen Weinbars und Bagel-Bäckereien. Toronto mag im innerkanadischen Vergleich die wirtschaftlich stärkere Stadt sein, in Sachen Lifestyle und Kultur ist Montreal jedoch nicht zu toppen: Mit 250 Theaterund Tanzkompanien, darunter bekanntlich der ‚Cirque du Soleil‘, mit 90 Festivals pro Jahr und einer buntgemischten Szene in x verschiedenen Neighbourhoods ist die Perle der Provinz Québec ein kulturelles Schwergewicht. Und kann, nicht zu vergessen, nach New York und Los Angeles die drittgrößte Fashionindustrie Nordamerikas vorweisen. Für J’N’C-Chefredakteurin Ilona Marx Grund genug, Montreal gemeinsam mit dem Berliner Fotografen Andy Rumball einen Besuch abzustatten.

BeTweeN Two worldS Perhaps its cold winters are the reason why Montreal isn’t ranked as one of the top destinations amongst the world’s metropolises. It’s difficult to say. The fact is: the country’s over three and a half million inhabitants aren’t really shedding too many tears about their secluded existence. After all, there are quite a few urban attractions that the Montrealers might not necessarily want to share with the rest of the world. their fantastic restaurant scene for one: after new York, Montreal has the most restaurants per capita in north america – of which a high proportion, and this is the best bit, serves up excellent French cuisine. as we all know, it was the French out of all the european colonists who decided to settle at this pretty spot next to the St. lawrence river. and while we’re on the topic, there’s the culture clash between the old world and the new, as one is constantly reminded of both new York and Paris when in Montreal. the skyscrapers in the banking district downtown, the grid layout of the streets, the relaxed lifestyle: so new York. the picturesque architecture dating back to the 18th century, the language, the churches and the cuisine: so Parisian. above and beyond that, Montreal also has its very own trump cards to play – when it comes to nature for example. the city has

over 2000 hectares of green parks, and 70 percent of the inhabitants don’t own a car. 450 km worth of bike paths have been created and another 400 km are in the pipeline. that makes cycling a very attractive option, at least during the warmer months of the year: you can be in rue Saint-Paul ouest, checking out the best fashion stores, tucked away behind elegant stuccoed façades, and a quick cycle later you can be in amongst the skyscrapers downtown – switching between two worlds in a matter of minutes. also easy to get to by bike is the plateau at the foot of Mont royal, the mountain that gives the town its name. this is where the legendary Boulevard Saintlaurent can be found – legendary because of its high density in fashion stores and nightlife. and as if that weren’t enough: the side streets are also full of pretty boutiques and interior design shops, cosy little restaurants and delis, cool wine bars and bagel bakeries. toronto may have more financial pulling power, but in a countrywide comparison, Montreal just can’t be topped when it comes to lifestyle and culture: with 250 theatre and dance companies, including the renowned cirque du Soleil, with 90 festivals a year and a vibrant mixed scene in all kinds of neighbourhoods, the pearl of the province of Québec is a cultural heavyweight. it also boasts the third biggest fashion industry in north america, after new York and los angeles. reason enough for J’n’c editor-in-chief ilona Marx to take a trip and explore Montreal together with Berlinbased photographer andy rumball.


HoT SpoTS Montreal SHoppiNG

SSeNSe wANT ApoTHeCAry CAHier d’exerCiSeS reBorN HériTAGe BirKS & MAyorS leS TouilleurS doMiSoN pHilippe duBuC leS eToffeS eAT, driNK & Sleep

olive & GourMANdo le fileT lA BuveTTe CHez SiMoNe BouilloN BilK NorA GrAy pullMAN HôTel GAulT SporTS & SpAS

fiTz & follwell BoTA BoTA

pluS CHeCK THeSe ouT: FAIrMounT BAgel (BeSt BagelS in town) www.FairMountBagel.coM; DenIs gAgnon (the gaultier oF Montreal – he iS even one oF hiS FriendS) www.deniSgagnon.ca; HoTel nellIgAn (coSY hotel – onlY a Stone’S throw awaY FroM the BeSt FaShion ShoPS) www.hotelnelligan.coM; le locAl (induStrial chic reStaurant) reSto-lelocal.coM; PIkolo esPresso BAr (tinY little coFFeeBar – JuSt Follow the deliciouS SMell); noTA Bene (BeautiFul oldFaShioned StationerY) www.nota-Bene.ca; les MonTures (vintage deSigner glaSSeS – in a verY SPecial environMent) www.leSMontureS.coM; DrAwn & QuATerly (cool international BooKS and MagazineS) www.drawnandQuarterlY.coM; PHIl’z (vintage Furniture FroM the 20th centurY); sTyle lABo (interior deSign and nice Bric a Brac) www.StYlelaBo-deco.coM; Joe BeeF (well worth the triP iF You could eat a horSe) www.JoeBeeF.ca; BeAver HAll (claSSic cuiSine, But aBSolutelY deliciouS) Beaverhall.ca; TAverne sQuAre DoMInIon (the MoSt traditional tavern in town – even the hiPSterS agree) www.doMiniontavern.coM; PrIMITIve recorDs (a triBute to the BuBBlY MuSic Scene in the citY); le PIck-uP (the chiP ShoP at the end oF the world – inSider tiP) dePanneurlePicKuP.coM; JeAn TAllon MArkT (thiS iS where the Star cooKS oF the citY ShoP); gAlerIe sIMon BlAIs (haS Been a Fixture on the art Scene For over 20 YearS) www.galerieSiMonBlaiS.coM; gAlerIe rené BlouIn (another SPecialiSt when it coMeS to canadian art) www.galeriereneBlouin.coM

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wANT ApoTHeCAry SSeNSe Bei Ssense wird das Pferd von hinten aufgezäumt. Nun, da alle Welt vom Online-Shopping spricht, ist man hier schon wieder einen Schritt weiter: Als einer der ersten kanadischen Fashion-Anbieter im Internet sammelte Ssense langjährige Erfahrung auf dem Terrain – um schließlich zu der Erkenntnis zu gelangen, dass nichts über den persönlichen Kontakt und die Anprobe geht. Und so eröffnete man im Herzen von Montreal einen 187 qm großen Store, der OnlineEinkauf und klassisches Einkaufserlebnis verbindet. Der Clou: Der Kunde wählt auf der Homepage seine Lieblingsteile aus und bestellt sie. Schon am nächsten Nachmittag trifft die persönliche Lieferung im Shop an der Rue Saint-Paul Ouest ein. Dann kann vor Ort nach Herzenslust anprobiert werden. Ein Geheimnis des Erfolgs ist natürlich die breite Auswahl. Im Fokus stehen namhafte Luxusmarken, darunter Balmain, Lanvin und Chloé, aber auch das Maison Martin Margiela oder Comme des Garçons. Wer nichts vorbestellt hat und zufällig bei Ssense hereinschneit, geht selbstverständlich nicht leer aus. Zum einen lässt sich, ganz herkömmlich, in den hier ausgestellten Pieces der aktuellen Kollektionen stöbern. Zum anderen sind zwei Rechner postiert, mittels derer sich der Kunde einen Überblick über die gesamte Angebotspalette des Luxus-Online-Portals verschaffen kann. Schier unmöglich, bei Ssense nicht fündig zu werden! at Ssense the cart comes before the horse. now that everyone is talking about online shopping, here they are already one step ahead: as one of the first canadian fashion sales portals on the net, Ssense has been gaining years of experience when it comes to online shopping – only to finally come to the conclusion that nothing beats personal contact and trying on the clothes yourself. and so, in the heart of Montreal, they opened a 187m2 store that combines the advantages of online shopping with the classic shopping experience. the difference is that the customer chooses their favourite items on the homepage and orders them. the next afternoon the personal delivery arrives at the shop in the rue Saint-Paul ouest. then the customer gets to try on all the clothes in their own time. the secret of the success is, of course, down to the enormous range of choice. the focus is on luxury brands like Balmain, lanvin and chloé, as well as Maison Martin Margiela and comme des garçons. and if you haven’t ordered in advance and just want to drop by, that’s fine too. You can either browse the items from the current collections, or go to one of the in-store computers for an overview of the entire range on offer in the luxury online portal. You’ll be hard pushed to leave Ssense empty-handed! SSeNSe 90 rue Saint-Paul oueSt Montreal, Qc h2Y 3S5 t +1 514 2891906 www.SSenSe.coM

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‚Want Stil‘ hieß der erste Laden der beiden Brüder Dexter und Byron Peart, ein selbsterklärender Name. Nun sind die Modemanager mit ihrem Hab und Gut vom alten Hafen ins wohlhabende Westmount umgezogen und haben dort eine Art Fashion-Apotheke eröffnet. ‚Want Apothecary‘ nennt sich der Neuzugang auf der Rue Sherbrooke Ouest. Und auch hier gilt einmal mehr: nomen est omen. Schließlich haben es sich Dexter und Byron zur Aufgabe gemacht, die Montrealer mit alldem zu versorgen, was für ihr Wohlbefinden vonnöten ist. Dazu gehört natürlich in erster Linie schicke, hochwertige Mode, beispielweise von Acne, Filippa K oder Nudie Jeans – von skandinavischen Brands also, deren nordamerikanischen Vertrieb die Peart-Brüder in die Hand genommen haben. Byron, ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen, kann sich darüber hinaus auf die Fahnen schreiben, das französische Label Kitsuné in Montreal eingeführt zu haben. Doch damit nicht genug der Qualitätsnamen: Direkt am Apothekertresen werden die australische Kosmetik-Marke Aesop und Kerzen von Astier de Villatte aus Paris verkauft. Und da die busy Brothers so wahnsinnig viel unterwegs sind, haben sie, ganz pragmatisch, zudem eine eigene Reisegepäck-Linie entwickelt. Die Range aus Taschen, Boardbags, großen Brieftaschen für Reisepapiere und Cases für iPads und Co. besticht durch feinstes italienisches Leder, zum Teil kombiniert mit organischer Baumwolle. Schade nur, dass man auch in Montreal Accessoires nicht auf Rezept bekommt. ‘want Stil’ was the name of the Peart brothers’ first shop, which is pretty self-explanatory. now the fashion managers, dexter and Byron, have upped sticks taking all their earthly possessions from the old harbour to the affluent district of westmount to open a kind of fashion pharmacy. ‘want apothecary’ is the new kid on the rue Sherbrooke ouest. and here once again: it’s all in the name. after all, the two brothers’ self-declared mission is to provide the folk of Montreal with everything they need for their wellbeing. and top of that list is chic, high-quality fashion, for example by acne, Filippa K and nudie Jeans – Scandinavian brands for whom the Peart brothers have taken on the distribution. Byron, who has his fingers in various pies, is also responsible for introducing the French label Kitsuné to Montreal. and as if that weren’t enough in terms of high-quality names: the chemist’s counter is a treasure trove of quality, with products by the australian cosmetic company aesop for sale here, as well as candles by astier de villatte from Paris. and because the busy brothers are often travelling, they have pragmatically come up with their own travel baggage collection. the range, consisting of bags, holdalls, large briefcases for travel documents and cases for iPads and co. stand out with their luxury italian leather, in part combined with organic cotton. it’s just a shame you can’t get accessories on prescription in Montreal. wANT ApoTHeCAry 4960 rue SherBrooKe oueSt Montreal, Qc h3z 1h3 t +1 514 4843555


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CAHier d’exerCiSeS Die Rue Saint-Paul Ouest im alten Teil Montreals ist eine Keimzelle der modischen Vordenker der Stadt. Keine andere Straße beherbergt so viele avantgardistische Shops. Nur konsequent, dass sich auch Cahier d’Exercises, der jüngste Neuzugang der Szene, im März 2011 hier angesiedelt hat. Man ist in bester Gesellschaft – und hebt sich dennoch erfrischend ab. Anders nämlich als die Nachbarn, die in konventionellen Ladenlokalen ihren Geschäften nachgehen, residiert das Cahier d’Exercises (französisch für „Übungsheft“) in einem ehemaligen Loft. Ein paar Stufen geht es hoch, dann schweift der Blick durch einen imposanten, offenen Raum mit deckenhohen Regalen. Hier regiert die Großzügigkeit – Inbegriff des kanadischen Lebensgefühls. Doch gerade im Modebiz erfordert eine solche Haltung bekanntlich Mut. Laura Gurandiano, Inhaberin des Ladens, mangelt es daran nicht. Warum sollte es auch? Schließlich hat sie ihre Hausaufgaben gemacht und weiß genau, was sie tut. Nach ihrer Ausbildung am London College of Fashion, wo sie für Fashion Buying und Marketing eingeschrieben war, sammelte Gurandiano Erfahrung bei Vivienne Westwood sowie im Groß- und Einzelhandel. Dort lernte sie auch, dass es beim Einkauf stets auf den Blickwinkel ankommt. „Die Aussage einer Kollektion kann sich stark verändern, je nachdem, was man auswählt, und wie man es kombiniert“, so ihre Erkenntnis – und von der profitieren nun auch Montreals Fashionaddicts. Gurandianos Portfolio besticht durch Cutting-Edge-Kollektionen und eine sehr spezifische Auswahl bekannterer Marken, darunter Namen wie Dries Van Noten, Elena Dawson, Sacai und Tess Giberson. Eine Eins plus für diese Handschrift! the rue Saint-Paul ouest in old Montreal is the nucleus of fashionable masterminds in the city. no other street is home to so many avantgarde shops. So it follows that this is where cahier d’exercises, the latest newcomer to the scene, set up shop in March 2011. they are certainly in good company – whilst also being noticeably different. one thing that makes them stand out from their neighbours, who do business in conventional shops and stores, is the fact that cahier d’exercises (French for exercise book) is located in a former loft. Just a few steps up and you get a great view of an imposing open space with ceiling-high shelving. here, expansiveness reigns supreme – no doubt the quintessence of the canadian attitude to life. But especially in the fashion business it’s an attitude that takes plenty of guts. laura gurandiano, owner of the store, is certainly not lacking anything in that department. and why would she? after all she’s done her homework and knows exactly what she’s doing. Following her studies at the london college of Fashion, where she was enrolled in a course on fashion buying and marketing, gurandiano gained experience under vivienne westwood as well as in the wholesale and retail trade. this is where she learnt that when it comes to buying it depends on your perspective. “the message of a collection can come across very differently depending on which pieces you choose and how you combine them,” she summarises – and Montreal’s fashion addicts are certainly grateful for her knowledge. gurandiano’s portfolio is distinguished by cutting edge collections and a very specific choice of well-known labels, including names like dries van noten, elena dawson, Sacai and tess giberson. She’d definitely get top marks in her exercise book from us! CAHier d’exerCiSeS 369 rue Saint-Paul oueSt Montreal, Qc h2Y 2a7 t +1 514 4395169 www.cahierdexerciceS.coM

reBorN Es gibt sie wirklich, die Wiedergeburt, mag diese Erkenntnis im vorliegenden Fall auch ausschließlich den Beruf betreffen: Brigitte Chartrand, die Inhaberin des schlauchförmigen Fashionshops mit den lackschwarzen Wänden, ist schon seit 14 Jahren im Modebiz. Doch erst vor sechs Jahren fand sie mit Reborn ihre Berufung. Zuvor arbeitete die zierliche Fashionista als Modelagentin und Verkäuferin im Großhandel. „Ich hatte schon immer ein Faible für nordeuropäische Mode“, erläutert sie ihr Sortiment, das aus Labels wie Acne, Preen oder Sharon Wauchob besteht, flankiert von Namen wie Rick Owens, Alexander Wang und Petar Petrov. „Die Montrealer sind zwar konservativ, aber gleichzeitig auch neugierig. Und so hat meine Pionierarbeit auf diesem Gebiet nicht nur Spaß gemacht, sondern auch Früchte getragen.“ Ihre Leidenschaft für Mode aus der ‚alten Welt‘ begründet Chartrand nicht zuletzt mit deren hochwertiger Verarbeitung. Doch auch Einheimisches wandert bei ihr über den Ladentisch – allem voran die Schmuckdesigns von Arielle de Pinto: Die aus Edelmetallen filigran gehäkelten und geknoteten Accessoires der gebürtigen Montrealerin werden bei Reborn in drei großen Wandvitrinen präsentiert. rebirth really is possible, even if, in this case, we are talking about careers: Brigitte chartrand, owner of the tube-like fashion shop with shiny black painted walls, has been in the fashion business for 14 years now. But it was only six years ago that she discovered her destiny in the shape of reborn. Before that, the petite fashionista worked as a model agent and salesperson in wholesale. “i always had a thing for north european fashion,” she says, explaining her range of clothing, which consists of labels like acne, Preen and Sharon wauchob flanked by names including rick owens, alexander wang and Petar Petrov. “Montrealers are pretty conservative, but curious at the same time. and so my pioneering work in that area was not only fun but also paid off.” the reason she has such a passion for fashion from the ‘old world’ has, in part, to do with its high standards of workmanship. But canadian products also change hands over her counter – especially the jewellery designs by arielle de Pinto: the filigree crotched and knotted accessories by the native Montrealer are presented at reborn in three large display cabinets. reBorN 231 rue Saint-Paul oueSt Montreal, Qc h2Y 2a2 t +1 514 4998549 www.reBorn.wS

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olive & GourMANdo Wenn Liebe und eine gemeinsame Leidenschaft zusammentreffen, wird nicht selten ein erfolgreiches Unternehmen geboren. So auch im Fall von Olive & Gourmando. Kennen gelernt haben sich Dyan Solomon und Éric Girard, die beiden Inhaber des gemütlichen Restaurants, schon an ihrem vorherigen Arbeitsplatz, dem Sternetempel Toqué. Doch die Nachtarbeit, in der Gastronomie ja gang und gäbe, machte beiden zu schaffen. Sie wollten am sozialen Leben ihrer Freunde teilhaben und wagten daher den Sprung in die Selbstständigkeit – mit einem Tagescafé. „Kochen ist für uns ein Liebesdienst, und das scheint unser Publikum zu spüren“, erklärt Dyan Solomon schmunzelnd die voll besetzten Tische. Bereits im Teenageralter, als sich andere noch von Chips und Süßigkeiten ernährten, begann sie sich fürs Kochen zu interessieren. Eine Passion, die sie nach wie vor erfüllt. „Wir machen alles selber hier, ob Brot, Kuchen, Croissants oder Marmelade. Ja sogar das Gemüse, das wir für unsere Suppen, Salate und Sandwiches verarbeiten, bauen wir selbst an.“ Das Paar, das bereits seit 14 Jahren Liebe und Job unter einen Hut bringt, schwört auf die einfachen Dinge des Lebens, und so wird ohne viel Chichi gekocht. Und da Freizeit ebenfalls zu den Faibles von Dyan und Éric gehört, schließen sie nicht nur um 18 Uhr die Pforten, sondern pausieren an Sonn- und Montagen. Wer sieht, wie das Olive & Gourmando an den übrigen Tagen der Woche brummt, kommt zu dem Schluss: Die beiden können es sich erlauben. when love and a common passion combine, it’s not uncommon for the result to be a successful business. that was certainly the case with olive & gourmando. dyan Solomon and Éric girard, the two owners of this cosy restaurant, met at their previous workplace, the star-studded toqué. But the nightshifts, which there’s no getting away from in the gastronomy scene, exhausted them both. they wanted to be able to share a social life with their friends and so took the daring step into self-employment – with a daytime café. “cooking is something we do out of love, and our customers seem to sense that,” explains dyan Solomon grinning at the sight of the crowded café. even as a teenager, when others were surviving off chips and sweets, she was interested in cooking. and it’s a passion that still makes her happy. “we make everything ourselves here, whether bread, cake, croissants or jam. Yes, we even grow the vegetables we use for our soups, salads and sandwiches ourselves.” the couple, who have been combining business with pleasure now for 14 years, swear by the simple things in life and so they cook without the frills. and because one of the things they are passionate about also includes free time, dyan and Éric close their doors at 6pm as well as being closed on Sundays and Mondays. But when you see how busy it is at olive & gourmando’s on the other days of the week, you can’t help but agree that they’ve certainly earned it. olive & GourMANdo 351 rue Saint-Paul oueSt Montreal, Qc h2Y 2a7 t +1 514 3501083 www.oliveetgourMando.coM

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HériTAGe Auch wenn der Name zunächst auf Rückwärtsgewandtes schließen lässt (‚Héritage‘ bedeutet im Französischen so viel wie ‚Erbe‘ oder ‚Vermächtnis‘), ist der hübsche Laden am quirligen Boulevard Saint-Laurent ganz schön fashion forward. Jonah Leslie, der Inhaber von Héritage, hat eine sehr eigene Shopping-Philosophie. Schon als Kind weit gereist – Jonah stammt aus einer Künstlerfamilie und tourte mit seinen Eltern um die Welt – kannte er Schwellenängste nur vom Hörensagen, und so begann er früh, Kleidung und Accessoires aus Asien zu importieren. Der direkte Kontakt zu den Herstellern in Fernost, meist kleine Handwerksbetriebe, befriedigte Jonah sehr. Bis heute empfindet er einen großen Unwillen gegenüber massenproduzierter Ware. Der überwältigende Erfolg, den er mit seiner Importmode in Montreal verzeichnete, veranlasste den Unternehmer schließlich, einen eigenen Shop zu eröffnen: die winzige OLDgOLD Boutique. Héritage, die Fortführung dieses ersten Ladenprojekts, verfügt über das Fünffache der einstigen Fläche und hat dementsprechend mehr zu bieten: eine kleine, feine Auswahl cooler europäischer, kanadischer und US-amerikanischer Brands nämlich, die, angereichert mit schönen Vintage-Accessoires und ausgefallenem Schmuck, heute die Eckpfeiler des Portfolios bilden. Langlebige Lieblingsstücke für anspruchsvolle Zeitgenossen – wie zukunftsgewandt ein Fashion-Vermächtnis doch ausfallen kann! even if the name initially suggests a retrospective view of things, the shop on the bustling boulevard Saint-laurent is pretty forward thinking when it comes to fashion. Jonah leslie, the owner of héritage, has a very distinctive fashion philosophy. as a child he travelled around a lot – Jonah’s parents were artists who toured the world – so fear of the unknown is not on Jonah’s list of character traits, and so he began importing clothes and accessories from asia early on. Jonah really enjoyed the personal contact with the manufacturers in asia, mainly in small handicraft businesses. to this day he doesn’t like the way mass-produced goods are manufactured at the high cost of others. the incredible success he had with his imported fashion in Montreal led to his own shop: the tiny oldgold Boutique. héritage, the continuation of this first store project, has five times the space at its disposal and has that much more to offer: his portfolio is comprised of a small, selected choice of cool european, canadian and uS-american brands, flanked by attractive vintage accessories and unusual jewellery. longlasting favourites for discerning contemporaries – proving that fashion heritage can be future-oriented after all! HériTAGe 4357 Boulevard Saint-laurent Montreal, Qc h2w 1z8 t +1 514 5091675 oldgoldBoutiQue.coM


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Le FiLet

La Buvette chez Simone

Die Begeisterung, mit der Hubert Marsolais, Mitinhaber des Restaurants Le Filet am Fuß des Mont Royal, sein gastronomisches Konzept präsentiert, wirkt sofort ansteckend. Marsolais und sein Partner Claude Pelletier hatten eine simple, aber geniale Idee: ein Lokal, bei dem sich alles um das Leben unter Wasser dreht – vom Menü über die Einrichtung bis hin zur ausgestellten Kunst. Die stammt in der Hauptsache von Nicholas Baier und Geneviève Cadieux, zwei Montrealer Künstlern, die beide von der renommierten Galerie René Blouin vertreten werden. Auch die Lichtinstallationen verdanken sich einer lokalen Größe: Sie wurden vom Designer Antoine Laverdière eigens für Le Filet entworfen und erinnern an Korallen und Kaviar. Die Deckenvertäfelung hingegen ähnelt einem Fischskelett. Und dann sind da natürlich noch die submarinen Delikatessen, die in der offenen Küche unter Aufsicht von Zeremonienmeister Yasu Okazaki zubereitet werden. Sie in all ihrer Köstlichkeit zu beschreiben, würde an diese Stelle sicherlich den Rahmen sprengen. Nur so viel sei gesagt: Ob garnierte Austern mit Miso-Gratin, Muscheln mit Avocado, Orange und roter Beete oder der Red Snapper mit Edamame, Artischocke und Safran – alles, was hier auf den Tisch kommt, schmeckt ausnahmslos göttlich.

Teilen macht glücklich. Dieser Umstand ist einer der Gründe für die Beliebtheit der Buvette chez Simone. In der Weinbar kommen alle Speisen des rustikalen Vesper-Menüs auf einem gemeinsamen, liebevoll dekorierten Brett auf den Tisch. So teilt man Käse, Trauben, Apfelschnitze und Wursträdchen mit seinem Gesprächspartner – das schafft Intimität und eine heimelige Atmosphäre. Ein weiteres Erfolgsgeheimnis ist die Auswahl an schmackhaften Weinen, die sich alle drei Tage ändert. Die meisten der Tropfen, die in der Buvette ausgeschenkt werden, stammen von unabhängigen europäischen Winzern, zu denen die Betreiber einen persönlichen Draht haben. So werden teure Zwischenhändler umgangen und die Preise können moderat gehalten werden. Gänzlich zuwider ist den fünf Inhabern nämlich eine versnobte, gestelzte, wichtigtuerische Weinkennerei. Schließlich gehe es beim Ausgehen darum, Spaß mit Freunden zu haben. Wenn dabei ein guter Tropfen im Glas sei, umso besser! Bei so viel sozialer Intelligenz ist es eigentlich kein Wunder, dass sich die ‚Buvettes‘ des Ansturms auf ihre Bar kaum erwehren können. Wer sich nicht nur am Wein laben, sondern auch was Leckeres auf dem Brettchen haben will, kommt am besten schon um 18 Uhr, oder stellt sich innerlich auf eine längere Wartezeit ein.

The enthusiasm with which Hubert Marsolais, co-owner of the restaurant Le Filet at the foot of the Mont Royal, presents his concept, is immediately contagious. Marsolais and his partner Claude Pelletier had a simple yet brilliant idea: a restaurant where the theme is the underwater world, from the menu to the interior design to the exhibited art. The art is mainly by Nicholas Baier and Geneviève Cadieux, two Montreal artists, both represented by the renowned René Blouin gallery. The light installation is also by a big local name: it was created by the designer Antoine Laverdière as a special commission for Le Filet and is reminiscent of corals and caviar. The ceiling panelling, on the other hand, resembles a fish skeleton. And then of course there are the maritime delicacies that are prepared in an open kitchen under the trained eye of master of ceremonies Yasu Okazaki. It is futile to even begin to describe the delicacies in all their variety, but let so much be said: whether it’s garnished oysters with miso gratin, mussels with avocado, oranges and red beets or red snapper with edamame, artichokes and saffron – the food is fit for King Neptune himself.

sharing makes us happy. This is one of the reasons why La Buvette chez simone is so popular. In this wine bar all the dishes from the rustic snack menu arrive at the table on a lovingly arranged wooden platter. That way you share cheese, grapes, apple slices and bite-sized pieces of sausage with your companion – which creates intimacy and a cosy atmosphere. Another secret to their success is the range of exquisite wines that changes every three days. Most of the wines decanted here are sourced from independent european vintners who the owners know personally. This cuts out expensive middlemen and the prices can remain moderate. One thing the five owners can’t stand is snobbish wine connoisseurship. After all, when you’re out in the evening it’s all about having fun with friends. If that happens to be with a decent drop of wine, then all the better! with that much social intelligence it’s no wonder that the ‘Buvettes’ are fighting off the customers at the bar every evening. so if you don’t just want to indulge in wine, but also a platter of nibbles, you’d be best advised to turn up at 6pm or be prepared to wait.

Le FiLet 219 AveNue du MONT-ROYAL OuesT MONTReAL, QC H2T 2T2 T +1 514 3606060 www.LeFILeT.CA

La Buvette chez Simone 4869 AveNue du PARC MONTReAL, QC H2v 4e7 T +1 514 7506577 www.BuveTTeCHezsIMONe.COM

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BouiLLon BiLk Das Bouillon Bilk, einer der jüngsten Neuzugänge der Montrealer Gastroszene, lebt von seinen Widersprüchen. Da ist zum einen die Lage am unteren Ende des Boulevard Saint-Laurent, der zwar im nördlichen Teil eine wichtige Ausgehmeile ist, hier aber, unweit von Chinatown, eher unspektakulär daherkommt. In dieser Neighbourhood ein Restaurant mit 50 Plätzen zu eröffnen, das mit einer ambitionierten Küche aufwartet, allein das erfordert eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Und dann wäre da noch das ungewöhnliche Interieur: graugrüne Wände, Metallverkleidungen, nackte Glühbirnen – ein geradezu Hoppersches Ambiente. Dennoch wirkt das Bouillon Bilk keineswegs unterkühlt, denn die tief hängenden Leuchtmittel verbreiten warmes, gelbliches Licht. Doch nicht nur die Atmosphäre stimmt, auch die Komposition und Präsentation der Speisen kann sich sehen lassen. Die Gerichte werden auf viereckigen Glasplatten serviert, die in hölzerne, mit grobem Salz gefüllte Kistchen eingelassen sind. Ein Augenschmaus, der sich gleichermaßen als Gaumenschmaus entpuppt und im Sinnestaumel mündet. Was nicht zuletzt an den hervorragenden Weinen liegt, die allesamt von unabhängigen Winzern stammen. Dass sich im Bouillon Bilk ein sehr gemischtes Publikum trifft, das sich zum einen aus Besuchern des nahe gelegenen Orchestra of Montréal, zum anderen aus der Casual Crowd des Boulevard Saint-Laurent rekrutiert, versteht sich bei so viel Liebe zum Kontrast fast schon von selbst.

nora Gray Gibt es eigentlich Zufälle im Leben? Wenn ja, dann ist das Zusammentreffen der drei Inhaber von Nora Gray ein besonders glücklicher. Begegnet sind sich Ryan Gray, Emma Cardarelli und Lisa McConnell an ihrer früheren Arbeitsstelle, genauer gesagt: im Liverpool House, einem Montrealer Hotspot für Liebhaber der French Cuisine. Dort wurde auch die Idee geboren, auf eigene Rechnung zu wirtschaften. Lisa, die Innenarchitektur studiert hat, nahm die Einrichtung des Lokals in die Hand, während Ryan und Emma am Konzept für das leibliche Wohl der Gäste feilten. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, entschied man sich, einen prägnanten Schwerpunkt zu setzen. Die süditalienische Küche sollte es sein, mit einem Fokus auf Fisch- und Gemüsegerichte. Gesagt, getan – und gewonnen: Bereits innerhalb einer Woche hatte sich die Neueröffnung so weit herumgesprochen, dass es schwierig wurde, einen Tisch bei Nora Gray zu ergattern. Eines der Erfolgsgeheimnisse des Etablissements: Es schmeckt nicht nur wie bei der italienischen Mama, man achtet in der Küche auch auf Figur und Gesundheit. So gibt es von jedem Gericht eine Home-Cooking-Version und eine leichtere, fettarme Variante. Auf kalorienreiche Saucen wird im Nora Gray ohnehin verzichtet, zudem stehen immer auch vegane und laktosefreie Optionen auf der Karte. Gutes Essen mit gutem Gewissen zu vereinen – eine gute Idee!

The Bouillon Bilk, one of the most recent editions to Montreal’s gastro scene, lives from its contradictions. For one thing there’s its location, at the bottom end of the saint Laurent Boulevard, the northern section of which is a buzzing night time location. But here, close to Chinatown, it’s not anything to write home about. To open a restaurant with 50 seats in this neighbourhood, with an ambitious kitchen, certainly takes a good portion of self-confidence. And then there’s the unusual interior: grey-green walls, metal cladding, exposed light bulbs – very much a Hopper-esque setting. Nevertheless, Bouillon Bilk doesn’t feel cold, because the low-hanging lamps exude a warm yellow glow. Not only the atmosphere but also the composition and presentation of the food really hits the spot. The dishes are served on square glass plates, embedded in flat wooden boxes filled with coarse-grain salt. A feast for the eyes, which turns out to be a feast for the palate as well, culminating in a sensory treat. The wines, all sourced from independent vintners, are also to thank for this. with so much passion for contrasts it’s only logical that a very diverse clientele meet at the Bouillon Bilk: everyone from visitors to the nearby Orchestra of Montréal to the casual crowd from the saint Laurent Boulevard.

Are there any true coincidences in life? If so, then the meeting of the three owners of Nora Gray is a particularly serendipitous one. Ryan Gray, emma Cardarelli and Lisa McConnell met at their former workplace: to be exact, Liverpool House, a Montreal hotspot for lovers of French cuisine. That’s also where the idea was born to set up their own business. Lisa, who studied interior design, took charge of the restaurant’s interior while Ryan and emma worked out the concept for the food and drink. In order to stand out from the crowd they decided to add a clear emphasis. southern Italian cuisine with a focus on fish and vegetable dishes. No sooner said than done: within a week, word of the opening had spread, and it was soon hard to get a table at Nora Gray’s. One of the secrets of their success: the food not only tastes like someone’s Italian mama cooked it, but they also help you keep an eye on your figure and health. so every dish is available in either a homecooked version, or as a lighter, low-fat option. High-calorie sauces are avoided anyway at Nora Gray’s, and there are also always vegan and lactose free options on the menu. Good food combined with a clear conscience – what a good idea!

BouiLLon BiLk 1595 BOuLevARd sAINT-LAuReNT MONTReAL, QC H2X 2s9 T +1 514 8451595 www.BOuILLONBILK.COM

nora Gray 1391 Rue sAINT-JACQues MONTReAL, QC H3C 1H2 T +1 514 4196672 www.NORAGRAY.CA

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hôteL GauLt

PuLLman BirkS & mayorS Frühstück bei Birks. Montreals Antwort auf das traditionsreiche Juweliergeschäft Tiffany hat im Vergleich zum New Yorker Vorbild zwar 42 Jahre weniger auf dem Buckel, dafür aber einen entscheidenden Vorteil. Seit vergangenem Herbst kann man hier nämlich tatsächlich ganz vorzüglich Frühstücken. Es sind jedoch nicht nur die Köstlichkeiten des Sternekochs Jérôme Ferrer, die Genießer ins ‚Birks Café par Europea‘ locken. Auch der Ausblick ist wahrlich prachtvoll: Über eine mondäne Treppe gelangt der Gast auf eine Empore, von der aus sich das Gros der funkelnden Preziosen überschauen lässt. So kann der Zahlungskräftige die geplante Investition noch einmal überdenken, der Normalbürger ein wenig träumen und dabei den fantastischen Stuck des riesigen Verkaufssaals bewundern. Schließlich ist nicht jeder so reich wie die Königin von England, die sich bei Birks schon des Öfteren glücklich kaufte. Ein bisschen königlich darf sich aber auch unsereins fühlen, besonders zum High Tea, der klassisch mit Scones und Clotted Cream gereicht wird. Glück garantiert – ohne sich heillos zu verschulden.

Tief ins Glas schauen – im Pullman kann das Verschiedenstes bedeuten. Zum einen bietet die nach einem legendären Luxuszug benannte Bar auf der Avenue du Parc eine überbordende Auswahl an exzellenten Weinen, wöchentlich variiert und aufgefrischt von Chef-Sommelière Véronique Dalle. Zum anderen ist da der enorme Kronleuchter, bestückt mit über 100 umgestülpten Gläsern. Er stammt aus der Feder des Cabinet Braun Braën, dessen Teilhaber Bruno Braën nicht nur für die Innenausstattung des Pullmans verantwortlich zeichnet, sondern auch dessen Inhaber ist. Eine weitere gläserne Attraktion findet sich in der obersten Etage des dreistöckigen Etablissements. Dorthin ziehen sich vor allem diejenigen Gäste zurück, die nicht nur trinkfreudig sind, sondern auch die internationalen Tapas, leckeren Burger, Salate und Terrinen probieren möchten. Hier hat der findige Bruno Braën, dessen Handschrift übrigens ein gutes Dutzend der gastronomischen Kleinode Montreals ziert, die rohen, bröckelnden Wände des alten Gebäudes hinter Glas gesetzt: ein grandioser Effekt, der das Pullman nicht nur in Sachen lukullischer Verlockung zu einer Top-Adresse macht.

Das Gault ist mit Sicherheit das designverliebteste aller Montrealer Boutique-Hotels – und wohl das einzige, das sich in einem ehemaligen Baumwolllager befindet. Nur konsequent also, dass die Luxusherberge nach Kanadas ‚King of Cotton‘, Andrew Frederick Gault, benannt wurde. Die 30 Zimmer, Lofts und Suiten sind allesamt mit den schönsten Mid-20th-Century-Klassikern ausgestattet. Umrahmt von weißer Eiche, poliertem Stahl, warmem Backstein und kühlem Beton kommen die Cappellini-, Knoll- und Artifort-Stühle, Artemide-Lampen oder Bad-Armaturen von Arne Jacobsen bestens zur Geltung. Das Haus, dessen Interieur von den Architekten YH2 und Paul Bernier gestaltet wurde, gehörte ursprünglich dem Software-Magnaten und Kunstliebhaber David Langlois, wurde jedoch mittlerweile an einen europäischen Investor verkauft. Geblieben sind die zahlreichen, von Langlois mit Kennerschaft ausgesuchten Kunstwerke, die nicht nur der Lobby und den Fluren, sondern auch den Zimmern und Suiten eine distinguierte und zugleich sehr private Atmosphäre verleihen. Das Sahnehäubchen: Kunstliebhaber müssen noch nicht einmal im Gault einchecken. Die Eingangshalle, die sich großzügig über die gesamte untere Etage erstreckt, dient nämlich als temporäre Galerie. Hier finden regelmäßig Ausstellungen moderner Quebecer Künstler statt.

Breakfast at Birks. Montreal’s answer to the tradition-steeped jewellery store Tiffany may be 42 years younger than its New York role model, but it also has a distinct advantage: since last autumn you really can get a great breakfast here. But it’s not just the delicacies served up by star chef Jérôme Ferrer that tempt the epicures into ‘Birks Café par europea’. The view is truly breathtaking: via an elegant staircase, guests reach a gallery from where they have a bird’s eye view of the sparkling jewels laid out below. That way the flusher customers amongst us can mull over their planned investment, and the rest of us can dream a little whilst admiring the fantastic stucco ceiling of the sales room. After all, not everyone is as rich as the Queen of england, who has been known to indulge in several shopping sprees here. But us mere mortals get to feel quite royal too, especially when enjoying the afternoon tea with scones and clotted cream. Happiness guaranteed – without having to get up to your ears in debt.

Fill up your glass – that could mean several things at the Pullman. For one thing the bar on Avenue du Parc, named after the legendary luxury Pullman railway cars, offers a sumptuous selection of excellent wines, changing on a weekly basis and updated by head sommelière véronique dalle. For another there is the enormous chandelier, featuring 100 glasses turned upside down. It is a creation by Cabinet Braun Braën whose associate Bruno Braën not only took care of the interior design of the Pullman but is also the owner. An additional glass attraction can be found on the upper floor of the three-storey establishment. That’s where the guests can retreat to when they want some food to go with the wine: international tapas, delicious burgers, salads and terrines. Bruno Braën, who is responsible for over a dozen gastronomic jewels in Montreal, has simply covered the raw crumbling walls of the old building in glass: a splendid effect that puts the Pullman at the top of the location list, and not just for its epicurean delights.

The Gault is definitely the most designobsessed of all Montreal’s boutique hotels – and probably the only one to be found in a former cotton warehouse. so it seems apt that the luxury hotel is named after Canada’s ‘King of Cotton’, Andrew Frederick Gault. The 30 rooms, lofts and suites are all furnished with the most beautiful mid-twentieth century classics. Against a backdrop of white oak, polished steel, warm brick and cool concrete, the Cappellini, Knoll and Artifort chairs, the Artemide lamps and bathroom fittings by Arne Jacobsen are accentuated beautifully. The house, whose interior was designed by the architects YH2 and Paul Bernier, originally belonged to the software magnate and art lover david Langlois, but was then sold to a european investor. However, the artworks, knowledgeably selected by Langlois, remain; they line the lobby and corridors but also provide the rooms and suites with a distinguished, but at the same time intimate, atmosphere. The icing on the cake: art lovers don’t even have to check in to the Gault. The entrance lobby, which covers the whole of the ground floor, serves as a temporary gallery space. This is where exhibitions for contemporary Quebecer art are held.

BirkS & mayorS 1240 PLACe PHILLIPs MONTReAL, QC H3B 3H4 T +1 514 3972511 www.BIRKs.COM

PuLLman 3424 AveNue du PARC MONTReAL, QC H2X 2H7 T +1 514 2887779 www.PuLLMAN-MTL.COM

hoteL GauLt 449 Rue sAINTe-HéLèNe MONTReAL, QC H2Y 2K9 T +1 514 9041616 www.HOTeLGAuLT.COM

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LeS touiLLeurS Für ihr Leben jenseits der 40 haben sich François Longpré, ein ehemaliger Schauspieler, und Silvain Côté, Ex-IT-Manager, etwas Besonderes ausgedacht: einen Laden nämlich der ausschließlich auf Kochutensilien spezialisiert ist und dabei die heimelige Atmosphäre einer privaten Küche verströmt. Les Touilleurs, so der Name des Concept-Stores, empfängt seine Kunden mit weißen, wandhohen Regalen, in denen Töpfe, Schüsseln und Auflaufformen gestapelt sind. Daneben hängen Schöpfkellen, liegen Messer und Backpinsel – alles scheint bereit, um sofort loszukochen. Und tatsächlich befindet sich im hinteren Teil des Shops eine vollständig eingerichtete Küche, aus der der Duft frisch gebackener Madeleines in den Verkaufsraum herüberweht. Selbst hartgesottene Küchenmuffel werden angesichts dieses Szenarios butterweich, und genau das ist die Absicht der beiden Gourmets. „Wir wollen die Leute zum Kochen bringen, und ihnen zeigen, dass man mit wenig Aufwand tolle Sachen zaubern kann“, erklärt der charismatische François. Diesem Zweck dienen nicht zuletzt die dreimal wöchentlich stattfindenden Kochkurse, jeweils angeleitet von einem der vielzähligen Spitzenköche Montreals. Und damit auch der Rest des weitläufigen Kanadas auf den Geschmack kommt, bestreiten die Touilleurs auch noch eine Kochsendung. Sie greift das hauseigene Kurskonzept auf und wird regelmäßig beim Sender ARTV ausgestrahlt.

DomiSon Zwei Geschwister – ein Gedanke. My und Tien Ta Trung, gebürtig aus Vietnam, führen seit nunmehr drei Jahren eines der interessantesten Möbelhäuser Montreals. „Mein Bruder wollte ein Sofa kaufen, fand aber nichts, was ihm zusagte“, erzählt die studierte Interior Designerin My von den Anfängen des Familienbetriebs. „So haben wir eben eines entworfen. Es sollte nicht nur in puncto Form und Funktion unseren Vorstellungen entsprechen, sondern auch bezahlbar sein.“ Preise von 10.000 kanadischen Dollar, die so manches Designersofa ja kostet, finden die Ta Trungs schlicht total überzogen. Für ihre Sitzmöbel verlangen sie gerade einmal die Hälfte, es sei denn, es handelt sich um Maßanfertigungen. Unter dem Kollektionsnamen ‚Periphere‘ bietet das Duo solche nämlich ebenfalls an. Neben dem hauseigenen Wohnzimmer-, Schlafzimmer- und Esszimmermobiliar ist bei Domison aber auch Artverwandtes anderer Labels zu erwerben. „Wir sind ein kleines, unabhängiges Designstudio, das sich auf dem Markt behaupten muss – einem Markt, der von großen, internationalen Firmen dominiert wird. Folglich finden wir es nur natürlich, auch die Arbeiten von Kollegen in unserem Showroom zu promoten, vorausgesetzt, sie haben einen ähnlichen Designansatz wie wir“, erklärt Tien. Ein wahrhaft solidarisches Geschäftsmodell, von dem auch Labels wie Brave Design, Looolo, Coe & Waito, Furni und Jennifer Graham profitieren.

To occupy their lives beyond the age of 40, the former actor François Longpré, and ex-IT manager silvain Côté came up with something special: a shop that specialises exclusively in cooking utensils and exudes the homely atmosphere of a private kitchen. Les Touilleurs, which is the name of the concept store, welcomes its customers with white shelf-lined walls, stacked with pots, pans, bowls and casserole dishes. Arranged next to them are ladles, knives and baking brushes – everything seems to be just waiting for someone to come and cook. And there really is a fully equipped kitchen at the back of the shop where the fragrance of freshly baked Madeleines wafts over into the sales area. even those who insist they’re not into cooking will melt like butter in here and that is, of course, the plan. “we want to get people enthusiastic about cooking and show them how to create amazing food with very little hassle,” says the charismatic François, one of the two gourmets. The three cooking courses a week have the same aim, each one run by one of the many top chefs of Montreal. And in order to get the rest of far flung Canada excited about cooking too, the Touilleurs also have their own cooking show. It is based on the same pattern as their cooking courses and is regularly broadcast on ARTv.

Two siblings – one idea. My and Tien Ta Trung, both born in vietnam, have been running one of the most interesting furniture stores in Montreal for the past three years. “My brother wanted to buy a sofa, but he couldn’t find anything he liked,” explains My, who studied interior design, on how it all started. “so we designed one. It not only had to live up to our expectations in terms of form and function, but it also had to be affordable.” The Ta Trung family considers prices like 10,000 Canadian dollars for a designer sofa over the top. They charge only half that, unless it’s a commissioned piece, a service they offer under the name of Periphere. In addition to their in-house living room, bedroom and dining room furniture, related pieces can be bought from other labels. “we are a small independent design studio that has to hold its own on the market – a market dominated by large international companies. so it seems logical for us to promote work by colleagues in our showrooms, at least if they have the same concept of design as we do,” explains Tien. It’s a business model that really shows their solidarity, and from which labels like Brave design, Looolo, Coe & waito, Furni and Jennifer Graham also profit.

LeS touiLLeurS 152 AveNue LAuRIeR OuesT MONTReAL, QC H2T 2N7 T +1 514 2780008 www.LesTOuILLeuRs.COM

DomiSon 4117 BOuLevARd sAINT-LAuReNT MONTReAL, QC H2w 1Y7 T +1 514 563 1268 www.dOMIsON.COM

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PhiLiPPe DuBuc „Ich bin ein Mann der Gegenwart, die Vergangenheit interessiert mich eher wenig“, sagt Philippe Dubuc. Eine Haltung, die seine Kollektionen widerspiegeln. Als einer der einflussreichsten Designer Montreals hat sich Dubuc auf die Dekonstruktion von althergebrachten Formen spezialisiert und das Beschränken auf ein Minimum zu seiner Maxime erhoben. Schlichte Schnitte, monochrome Farben: mehr Understatement geht nicht. Auch der Laden auf der Rue Saint-Denis – für den Franko-Kanadier eine „bourgeoise BohèmeMeile“ – fällt aus der Reihe, ist man doch wesentlich reduzierter eingerichtet als die Nachbarn. Dennoch fühlt sich Dubuc hier, Seite an Seite mit kleinen Restaurants und Boutiquen, Plattenläden und Antiquitätenhändlern, heimisch: „Wir sind nicht nur schick, sondern auch entspannt“, so sein Statement. Kein Wunder, dass selbst Schauspieler und Musiker immer wieder den Weg in die Hausnummer 4451 finden – David Bowie, Cindy Lauper und die Mitglieder der Band The Nine Inch Nails beispielsweise. Sie alle schätzen den unaufgeregten, selbstverständlichen Look und die kompromisslosen, scharfen Schnitte. Dubuc, der in Montreal studiert hat und bereits vor 14 Jahren seinen ersten eigenen Shop eröffnete, betreibt einen zweiten Laden in Quebec City. Eine weitere Filiale in Montreal ist in Arbeit. Doch bei aller Gegenwarts- und Heimatliebe: Produziert wird zum größten Teil in der ‚alten Welt‘. 75 Prozent der Ware lässt der Designer in Polen nähen, der Qualität zuliebe. “I am a man of the present; the past only marginally interests me,” says Philippe dubuc. And this attitude is mirrored in his collections. As one of the most influential designers in Montreal, dubuc specialises in the deconstruction of old traditional forms and has made their reduction to a minimum his maxim. simple cuts, monochrome colours: you can’t get more understated than that. The shop in the Rue saint denis – which the French-Canadian considers a “bourgeois Bohème street” – certainly stands out, its understatement far surpassing that of its neighbours. despite this, dubuc feels at home here, flanked by small restaurants and boutiques, record shops and antique dealers: “we’re not just chic, but also relaxed,” is his statement. No wonder that even actors and musicians beat a path to his door at number 4451 – david Bowie, Cindy Lauper and band members from The Nine Inch Nails for example. They all highly rate his understated, self-assured look and uncompromising, sharp silhouettes. dubuc, who studied in Montreal and opened his first shop 14 years ago, owns a second store in Quebec City. Another branch in Montreal is already in the starting blocks. But despite his love for the here and now, most of his designs are manufactured in the ‘old world’. 75 percent of his wares are sewn in Poland, in the interests of quality. PhiLiPPe DuBuc 4451 Rue sAINT-deNIs MONTReAL, QC H2J 2L1 T +1 514 2821424 www.duBuCsTYLe.COM

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LeS etoFFeS ‚Les Etoffes’ meint so viel wie ‚feines Stöffchen‘, und genau darauf legen die beiden Inhaber des gleichnamigen Fashionstores besonderen Wert. Gute Verarbeitungsqualität und hochwertige Materialien – wie ein roter Faden ziehen sich diese Merkmale durch sämtliche Kollektionen, die Diana Taborsky-Tasa und Christopher Girard hier, auf dem Outremont-Abschnitt des Boulevard Saint-Laurent, anbieten. Um die Looks zu erstehen, ist den nach eigener Aussage „hyperaktiven“ Fashionistas kein Weg zu weit: Mehrmals jährlich reisen sie nach New York, Paris, Belgien und Berlin, um ihre Einkäufe für Les Etoffes zu tätigen. Der direkte Kontakt zu den Designern ist für das ambitionierte Pärchen nämlich ein Muss, erst recht, wenn es um die internationale Avantgarde geht. So waren Diana und Christopher die Ersten, die die Kollektion des Franzosen Christophe Lemaire in Kanada verkauften. Dana Lee, eine in New York lebende Kanadierin, und Chauncey aus Belgien sowie die New Yorker Linie Apiece Apart sind weitere Namen, die die Gesichter des Duos zum Strahlen bringen. Rokin-Schuhe aus Schweden runden das anspruchsvolle Portfolio kongenial ab. ‘Les etoffes’ means something along the lines of ‘fine pieces of cloth’ and exactly that is the priority for the two owners of the eponymous fashion store. Good quality finishing and high-quality materials – this is the common thread that runs through the entire selection which diana Taborsky-Tasa and Christopher Girard have on offer here in the Outremont section of the boulevard saint-Laurent. And no journey is too far to track down these looks, according to one of the two “hyperactive” fashionistas. several times a year they make the trip to New York, Paris, Belgium and Berlin to buy in the designs for Les etoffes. direct contact with the designers is an absolute must for the ambitious duo, especially when it’s about the international avant-garde. That explains why diana and Christopher were the first shop in Canada to sell collections by the Frenchman Christophe Lemaire. dana Lee, a Canadian who lives in New York, and Chauncey from Belgium, as well as New York label Apiece Apart are other names that conjure a smile onto their faces. Rokin shoes from sweden perfectly round off the ambitious portfolio. LeS ÉtoFFeS 5253 BOuLevARd sAINT-LAuReNT MONTReAL, QC H2T 1s4 T +1 514 5445500 www.LeseTOFFes.COM


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Bota Bota Fitz & FoLLweLL Montreal mit dem Fahrrad zu erkunden ist ein Vergnügen besonderer Güte. Wie kleine Rennstrecken führen breite, eigens ausgezeichnete Radwege quer durch die ganze Stadt. Tatsächlich muss man sich hüten, als Hans Guck-in-die-Luft unterwegs zu sein – der Montrealer radelt gerne zügig und der Verkehr ist kein Pappenstil. Eine gute Möglichkeit, die Stadt mit dem Drahtesel zu erkunden, ohne ständig auf die Karte zu linsen, ist eine geführte Fahrradtour von Fitz & Follwell. Shea Mayer, der dynamische Veranstalter, der die Ausflüge von seiner Zentrale am Fuß des Mont Royal aus organisiert, liebt es, seine Klientel mit ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Besonderheiten zu verwöhnen. So führen seine Touren nicht nur zu den charmanten Industriebauten am Saint-Laurent-Strom, sondern auch zu den schönsten Märkten, den beliebtesten Eisdielen und besten Bagel-Bäckereien. In der kalten Jahreszeit steht alternativ Schlittschuhlaufen im Lafontaine-Park auf dem Programm. Zum Aufwärmen geht es dann in eine der besten Crêperien der Stadt und später, auf eine heiße Schokolade, zum Jean Tallon Market. Der Transfer zu den Stationen erfolgt in Shesas Sprinter, denn ans Radfahren ist in den Monaten Dezember bis März in Montreal kaum zu denken.

Wohlfühlen in Montreal? Nichts leichter als das! So halten in der Metropole am Saint-Laurent-Strom nicht nur French Cuisine und Ahornsirup Leib und Seele zusammen. Die Zahl an Spas und Saunen, die dem Großstadtbewohner den kanadischen Winter versüßen, ist schier unüberschaubar. Ganz besonders spektakulär: das Bota Bota, eine umgebaute Fähre von 1951, die nunmehr als Wellnesstempel im Hafen dümpelt. Dass sich der Name an eine nicht ganz unbekannte Südseeinsel anlehnt, macht Sinn: Die Ausstattung ist tatsächlich paradiesisch. Bota Bota besteht aus mehreren Saunen, Dampfbädern, Sonnendecks, Massagesalons und einem kleinen Restaurant. Nicht minder verheißungsvoll: die Aussicht. Die nämlich reicht vom Steuerbord-Outdoor-Pool über die Kuppeln und Kirchtürme der Altstadt bis zu den Skyscrapern von Downtown. Wer backbord in den Jacuzzi steigt, blickt auf das charmant abgewrackte, des Nachts eindrucksvoll beleuchtete Hafensilo oder lässt den Blick zu Habitat 67 hinüberschweifen, einer futuristisch verschachtelten Wohnsiedlung, die der israelische Architekt Moshe Safdie anlässlich der Expo 1967 lässig ans Flussufer würfelte. Ein unvergesslicher Akkord aus Sinnesfreuden und Architekturszenario – besonders in einer Vollmondnacht zu empfehlen!

discovering Montreal by bike is a real pleasure. Like small racing tracks, designated wide bike paths run all through town. In fact, you have to be careful if you’re wandering around with your head in the clouds, as Montrealers like to speed along and the traffic is no joke. A good way to explore the city by bike without having to stop and check the map every few minutes is by taking a guided bike tour by Fitz & Follwell. shea Mayer, the dynamic organiser who plans the routes from his office at the foot of the Mont Royal, loves spoiling his clientele with unusual tourist attractions and culinary delights. so his tours don’t just take you past the charming industrial buildings on the banks of the st. Lawrence River, but also past the prettiest markets, the best ice cream stands and the best bagel bakeries. In the colder season the alternative is ice-skating in Lafontaine Park. To warm up it’s off to one of the best crêperies in town and later, for a hot chocolate, to the Jean Tallon Market. You’ll be shuttled from stop to stop in shea’s minivan because between december and March you won’t even want to think about biking it in Montreal.

want to feel good in Montreal? Nothing could be simpler! After all, it’s not just French cuisine and maple syrup that keep the inhabitants of the metropolis on the banks of the st. Lawrence River going. spas and saunas are what take the edge off the Canadian winter for its urban dwellers, and the list is endless. especially spectacular is Bota Bota, a refurbished ferry dating back to 1951, which now bobs around in the harbour as a wellness temple. The fact that the name is reminiscent of a well-known small south sea island makes sense: once inside you’ll truly feel like you’re in paradise. Bota Bota consists of several saunas, steam baths, sun-decks, massage salons and a small restaurant. And the view is just as delightful, taking in the starboard outdoor pool as well as the domes and church turrets of the old town all the way across to the downtown skyscrapers. If you get into the jacuzzi at the stern, you have an amazing view of the charmingly ramshackle harbour silo which is impressively lit up at night, or you can gaze over to Habitat 67, a futuristic convoluted apartment complex which the Israeli architect Moshe safdie nonchalantly strewed along the river’s edge for expo 1967. An unforgettable harmony of sensual pleasures and architectural enlightenment – highly recommended under the light of a full moon!

Fitz & FoLLweLL 115 AveNue du MONT-ROYAL OuesT MONTReAL, QC H2T 2s9 T +1 514 8400739 www.FITzANdFOLLweLL.CO

Bota Bota 358 Rue de LA COMMuNe OuesT QuAIs du vIeuX-PORT de MONTReAL, QC H2Y 2e2 T +1 514 2840333 www.BOTABOTA.CA

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Guess

The Art Resort

Meltin’ Pot

Mix Maestro Rockford Mills

Fit and Working Again Maschinenfertigung vs. Handwerkskunst – Was zu Zeiten der Industriellen Revolution noch unerbittlich gegeneinanderstand, hat sich in der Moderne nicht nur versöhnt, sondern sorgt, wie im Fall von Rockford Mills, sogar oft genug für einen zwar höchst traditionsbewussten, aber dennoch völlig neuen Look. Die Herbst/Winter-2012/13Kollektion der True-Americana-Company mit US-Wurzeln und Sitz in Amsterdam kommt mit einer durchweg smarten Serie an doppelt genähten Hemden, Workwearinspirierten Sweatern, Ellbogen-verstärkten Knits, robusten Tweed-Blazern, beschichteten Field-Jackets und weichen Wool-Cabans, die mit aufwändig veredelten Denims kombiniert werden. Die Farbrange bleibt dabei stets dezent gedeckt. True style for todays workermen!

Viva Meltin’ Pot! Das Label, bei dem die Liebe zur Mix- und Remix-Kultur bereits fest im Namen verankert ist, schlägt zu Herbst/ Winter 2012/13 einmal mehr einige äußerst findige stilistische Haken. Statt sich dem nach wie vor regierenden Diktat des Used-, Broken- und super duper Vintage-DenimLooks bedingungslos zu unterwerfen, setzen die Süditaliener ganz auf ein Spiel mit klaren Farben, robusten Oberflächen und elegant schmalen Designs. Wichtig neben den traditionellen Blaustoffen sind hier vor allem dezent gewaschene Grau- und Schwarztöne, 3-D-Effekte und experimentelle HightechOberflächenveredelungen. Dass bei aller Lust an der Jeansarbeit weder die guten alten Chinos (jetzt auch in formidablem 3-D) noch das Grafik-beseelte Shirt- oder das Knitwear-Programm vernachlässigt wurden, versteht sich eigentlich von selbst.

Geht es um das Spiel mit der Interdisziplinarität, so sind Musik, Kunst und Fotografie seit jeher gern gesehene Gäste im Fashion-Universum. So überraschte uns die Ankündigung von Guess Jeans auch nicht weiter, man wolle dem inspirierenden Trio zum Herbst/Winter-2012/13-Run eine ganze Kollektion widmen. Was überrascht, ist das Ergebnis: Statt die Kultur des bloßen Zitats zu pflegen, präsentiert Guess einen umfassenden Genre-Remix, der von neu interpretierten Bikerjacken, schmal geschnittenen Leather-like-Jeans, smarten Tuxedo- und fotobedruckten Field-Jackets, roughen Graph-Shirts, Tops und Tees sowie einer umfangreichen Serie von Chinos und Denims in verschiedensten Waschungen, Fits und Farben getragen wird. Freuen darf man sich zudem auf die exklusive, 15-teilige Capsule-Collection, die zum 30. GuessJubiläum mit limitierten Neuauflagen einiger der absoluten Labelklassiker ab Mai in den Läden erhältlich sein wird. Weitere Infos dazu demnächst in diesem Heft.

FiT And Working AgAin Machine production vs. hand craftsmanship – The two methods of production that were opposed to each other during the Industrial Revolution, have now not only been reconciled, but even ensure a highly traditional but at the same time innovative new look. Take Rockford Mills for example: the autumn/winter 2012/13 collection by the true Americana company with us roots and headquarters in Amsterdam is offering an extremely smart series of doubly stitched shirts, workwearinspired sweaters, knits with elbow patches, robust tweed blazers, coated field jackets and soft wool cabans, combined with elaborately finished denims. The colour palette is subtly muted. True style for today’s workmen!

Mix MAesTro viva Meltin’ Pot! For autumn/winter 2012/13, the label, whose name already suggests their love for the mix and remix culture, is once again delivering a resourceful and stylish left hook. Instead of unquestioningly bowing down to the still prevailing dictate of the used, broken and super-duper vintage denim looks, the southern Italians are focusing on clean colours, robust surfaces and elegant, slim-fit designs. As well as the traditional indigo fabrics, subtly washed grey and black, 3d effects and experimental high-tech surface finishes are also playing an important role here. And it goes without saying that, despite all of this passion for denim, they are neither neglecting the good old chinos (now also in impressive 3d) nor the graphic-inspired shirt or knitwear range.

The ArT resorT when it comes to mixing genres, music, art and photography have always been welcome guests in the fashion universe. And so the announcement by Guess Jeans that they wanted to dedicate a whole collection to the inspiring trio for the autumn/winter 2012/13 run didn’t really come as much of a surprise. But what is surprising is the result: instead of making mere references, Guess is presenting a comprehensive genre remix, which is headed by reinterpreted biker jackets, slim-cut leather-like jeans, smart tuxedo- and photo-print field jackets, rough graphic shirts, tops and tees as well as an extensive series of chinos and denims in the most diverse washes, fits and colours. And you can also look forward to the exclusive 15-part capsule collection, which will be available in stores from May to commemorate the 30th Guess anniversary with limited new editions of some of the label’s absolute classics. More details coming here soon.

www.rockfordmills.com

www.meltinpot.com

www.guess.com

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Irie daily

Berlin Bike-a-delia Kinder, wie die Zeit vergeht. Eben noch die ersten selbst bedruckten MerchandiseShirts auf dem Konzert der befreundeten Punkband verkauft, und plötzlich ist man schon volljährig und betreibt eines der wichtigsten Streetwear-Labels der Republik. Dass die Berlin-Kreuzberger Irie-Daily-Crew zum 18. Geburtstag nicht in eine verfrühte Midlife-Crisis verfallen ist, sondern im Gegenteil ganz im Sinn der guten alten ‚Youth is an attitude‘-Maxime mehr Kette denn je gibt, beweisen nicht nur die Styles der Herbst/Winter-2012/13-Kollektion, sondern auch ausgefallene Projekt-Editionen, die im Laufe des Jahres serienmäßig an den Start gehen sollen. Drop Nummer eins ist das iRIDEdaily-Bike, das – komplett in Weiß/ Cyan gehalten und mit einem Jubiläumslogo sondergebrandet – per Flip-Flop-Nabe wahlweise als Singlespeed mit Rücktrittbremse oder als Fixie gefahren wird. Geordert werden kann das auf gerade einmal 20 Stück limitierte Rad strictly made in Berlin ab Februar direkt über das Irie-Daily-Headquarter. Berlin Bike-A-deliA My, how time flies. It just seems like yesterday when they were selling their own hand-printed merchandise shirts at their friend’s punk band concert and suddenly they’ve come of age and are running one of the most important streetwear labels in the country. The fact that the Irie daily crew from Berlin-Kreuzberg have not succumbed to a premature midlife crisis on their 18th birthday, but, on the contrary, are slamming on the gas along the lines of the good old ‘youth is an attitude’ maxim, is not only being proven by the styles of the autumn/winter 2012/13 collection, but also by the unusual project editions, which will be gradually added to the standard collection throughout the year. drop number one is the iRIdedaily bike – completely in white/ cyan and specially branded with an anniversary logo – which can be ridden, either as a single-speed bike with back pedal brake or as a fixed-gear bike thanks to its flip-flop hub. The ‘made in Berlin’ two-wheeler, which has been produced in a limited edition of just 20 bikes, can be ordered directly from the Irie daily headquarters from February. www.iriedaily.de

Lacoste

We Got Balls Kleinerer Ball, gleiche Familie. Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm, und so verwundert es dann auch wenig, dass es Catherine ‚Cathy‘ Lacoste, Tochter der französischen Tennis-Urgewalt René Lacoste, ihrem Vater in den 60er Jahren gleichtat und ebenfalls auf Rekordjagd ging. Statt jedoch in die übergroßen Court-Fußstapfen des Papas zu treten, suchte sie ihre sportliche Erfüllung auf dem Green und krönte ihre Karriere 1967 mit einem fulminanten Sieg bei den Golf US-Open. In Erinnerung an diesen Erfolg präsentiert Lacoste zum kommenden Frühjahr eine Serie exklusiver Tote-Bags in Golftaschen-Form. Aus feinstem Leder gefertigt, edel geprägt und mit zahlreichen Fächern sowie goldenen Paspeln ausgestattet, sind die Taschen in insgesamt fünf Colourways erhältlich. A future classic.

Firetrap

Clash-Culture-Chaos Es geht um Ecken und um Ösen, um Kanten und um Geraden – und vor allem darum, auf keinen Fall den vermeintlich einfachsten Weg zu beschreiten. Keine Frage, die Briten von Firetrap haben es sich mit den Styles ihrer Herbst/Winter-2012/13-Kollektion nicht leicht gemacht und präsentieren einmal mehr einen dichten modischen Dschungel aus sub- und popkulturellen Zitaten, teils durchaus künstlerisch interpretierbaren Querverweisen und subversiven stilistischen Grenzüberschreitungen. Mal eindeutig Casual mit einem merkwürdig fremdartigen Twist, mal robust Workwear mit experimenteller Materialwahl, kommen die Jacken, Hosen, Pullis, Sweater, Tops, Knitwear-Pieces und Kleider mit dezenten Farben und jeder Menge elaborierter Detailarbeiten.

We goT BAlls smaller ball, same family. It’s a well-known fact that the apple doesn’t fall far from the tree, and so it’s hardly surprising that Catherine ‘Cathy’ Lacoste, daughter of the French tennis legend René Lacoste, emulated her father in the sixties with her record-breaking skills. But instead of following in her dad’s large footsteps on the court, she sought her sporting fulfilment on the green and crowned her career in 1967 with a brilliant victory at the us Open in golf. In memory of her success Lacoste is presenting a series of exclusive golf bag-style totes this coming spring. Made from the finest leather, beautifully embossed and with numerous compartments and gold piping, the bags are available in a total of five colourways. A future classic.

ClAsh-CulTure-ChAos It’s all about nooks and eyelets, about crannies and straight lines – and, above all, about never taking the easiest route. No doubt about it, the Brits from Firetrap haven’t gone for the easy option with the styles of their autumn/ winter 2012/13 collection and are once again presenting a dense fashion jungle of sub and pop-cultural references, open to plenty of artistic interpretation, liberally sprinkled with cross-references and subversive stylistic transgressions. The jackets, trousers, jumpers, sweaters, tops, knitwear items and dresses come in understated colours and with a whole host of elaborate details, sometimes distinctly casual with a remarkably unfamiliar twist, sometimes robust workwear with an experimental choice of materials.

www.lacoste.com

www.firetrap.com 49


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Antony Morato

Broadway

Antony Morato ist ein Phänomen. Erst vor knapp fünf Jahren von den Geschwistern Raffaele, Giovanni und Tania Caldarelli in Neapel gegründet, hat das Label mit seiner extrem Streetfashion-beeinflussten Menswear bereits den Markt von hinten aufgerollt. Davon zeugen nicht nur 35 eigene Flagship-Stores sowie Handelskontakte in mittlerweile 47 Länder, sondern auch die vierteljährlichen Kollektionen. Während die Pullover, Knitwear-Pieces, Parkas, Jacken, Flanellhemden, Cargo-Pants, Baumwollhosen, Denims, Sweater und Tees der kommenden Herbstlinie vor allem von roughen Military-, verspielten Japan-, düsteren Glamund minimalistischen Fashion-Elementen beeinflusst werden, setzt man zum Winter 2012/13 mit grellen Prints und PatchworkOptiken bzw. entspannten Jäger-Styles ganz auf Pop-Art und Natur. Hinzu kommt eine Accessoire-Kollektion mit Schuhen, Gürteln, Schals und Ledertaschen.

Dass auch eingefleischten Stadtbewohnern ein Ausflug in den Schoß von Mutter Natur gut tun kann, beweisen die Allround-Fashionista von Broadway mit ihrer Kollektion zur kommenden Herbst/Winter-2012/13-Saison. Während bei den Jungs rustikal gewachste Parkas, leichte Daunenjacken, robuste Outdoor-Westen und Americana-geprägte Fake-Leather-Jackets, gefütterte Knitwear, weiche Cotton-Cardigans, V-Necks, College-Sweater, Flanell-Hemden, Shirts, Denims, Chinos und Cargos zum Ausflug in die Wildnis einladen, geht es für die Mädchen mit Hippie-inspirierten Deckenmänteln und Felljacken, grob gestrickten Ponchos, nostalgischen Rüschenblusen, Cord-Cargos sowie einer feinen Serie an 40s- und 60sKleidern, -Blusen, -Röcken und -Jacken ins Unterholz. Überflüssig zu erwähnen, dass die komplette Serie auch bestens in den Häuserschluchten des urbanen Asphaltdschungels funktioniert.

The iTAliAn JoB Antony Morato is a phenomenon. Founded around five years ago by siblings Raffaele, Giovanni and Tania Caldarelli in Naples, with its extremely street fashion-influenced menswear the brand has already turned the market on its head. Proof of this is not only their 35 own flagship stores and distribution contacts in meanwhile 47 countries, but also the quarterly collections. while the pullovers, knitwear, parkas, jackets, flannel shirts, cargo pants, cotton trousers, denims, sweaters and tees of the upcoming autumn collection are mainly influenced by rough military, playful Japanese, down-beat glam and minimalist fashion elements, for winter 2012/13, with loud prints and patchwork looks or laid-back hunter styles, they are focusing on pop-art and nature. All rounded off with an accessories collection including shoes, belts, scarves and leather bags.

Trip To The CounTryside with their collection for the 2012/13 autumn/ winter season, the all-round fashionistas from Broadway are proving that a trip to Mother Nature’s lap can even do die-hard urban dwellers a power of good. while rustic waxed parkas, lightweight down jackets, robust outdoor vests and Americana-influenced faux leather jackets, lined knitwear, soft cotton cardigans, v-necks, college sweaters, flannel shirts, tees, denims, chinos and cargos are inviting the boys on an excursion into the great outdoors, the girls are heading into the fresh air with hippie-inspired blanket coats and fur jackets, chunky knit ponchos, nostalgic frilled blouses, cord cargos and a mighty fine range of 40s and 60s dresses, blouses, skirts and jackets. But it also goes without saying that the complete collection also functions perfectly on the concrete pavements of the urban asphalt jungle.

Blue love For next autumn/winter the Italian denim heads from Fornarina are once again proving that the limitations of variation when it comes to jeans have not been exhausted by a long chalk. Instead of converting to well-worn product paths and celebrating looks that we have already seem umpteen times, the label is presenting a collection that not only mixes ultra-slim stretch styles, casual boyfriend pants, boot-cut models and daring high-waists with an extensive range of clever details like coloured buttons, contrasting stitches, diagonal cuts and heart-shaped pockets, but also with sophisticated dyes and washes. And it’s a given that the Milan team are devoting just as much attention to their tops and accessory ranges with varied styles of leather jacket, canvas shirts, extrovert skirts, brightly coloured tees, bags and belts.

www.morato.it

www.broadway-fashion.com

www.fornarina.com

The Italian Job

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Landpartie

Fornarina

Blaue Liebe Zur nächsten Herbst/Winter-Saison beweisen die italienischen Denimheads von Fornarina einmal mehr, dass in Sachen Jeansmodifizierung die Grenzen des Machbaren noch lange nicht ausgereizt sind. Statt auf ausgetretenen Produktpfaden zu wandeln und das bereits zigmal Gesehene ein weiteres Mal zu zelebrieren, präsentiert man eine Kollektion, die ultraschmale Stretch-Styles, entspannte Boyfriend-Pants, Bootcut-Modelle und riskante High-Waists nicht nur mit einem umfangreichen Sortiment cleverer Detailarbeiten wie farbigen Knöpfen, Kontrastnähten, diagonalen Schnittführungen und herzförmigen Taschen mixt, sondern auch mit edlen Färbungen und Waschungen. Dass die Mailänder dabei mit facettenreich inszenierten Lederjacken, Canvas-Shirts, extrovertierten Röcken, bunten Tees, Taschen und Gürteln weder Oberteile noch Accessoires zu kurz kommen lassen, ist Ehrensache.


Photograph by: Gary Fitzpatrick

WWW.1921JEANS.COM


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Blauer USA

Die Zukunft der Arbeit

Campus

Uni-high Den eigenen Namen beim Wort genommen haben einmal mehr die ewigen Studentenstyler von Campus. Zu Herbst/Winter 2012/13 wird dem klassischen Universitätslook britischer Prägung mit handgefertigten Cord-, Woll- und Samtblazern, gemütlichen Jerseys, smarten Karo-Shirts, CrewneckSweatern und schmal geschnittenen Woolpants für die Jungs sowie sportlichen Faltenröcken, warmen Blazern, weichen Knit-Sweatern und feminin geschnittenen Hemden für die Mädchen ein durchaus elegantes Denkmal gesetzt. Dass zur urbanen 24/7-Schuluniform die passenden Accessoires gereicht werden, versteht sich dabei eigentlich von selbst.

1935 von Louis Blauer als reiner WorkwearLieferant für Polizei, Militär und Marine in Boston gegründet, hat Blauer USA mit seinen ebenso robust-funktionalen wie modisch hochversierten Jackenmodellen längst die Kleiderschränke der internationalen Fashionista erobert. Seit 2003 dank Lizenzvertrag fest in italienischer Hand, legt man jetzt, zur Herbst/Winter-2012/13Saison, in Sachen findiger Designforschung noch einmal kräftig nach und vernetzt nicht nur rustikales Handwerk mit zukunftsweisender Technologie, sondern addiert zum per Label-Artwork in vier Linien aufgeteilten Programm auch eine ganze Reihe feinsinniger Detailarbeiten hinzu. Während ‚Retro‘ mit Wool-Polyester und Taslan-Anteilen und ‚Pryofite-Fireman‘ mit dreilagigen, schmutzabweisenden Oberflächen auf alte US-amerikanische Polizei- bzw. FeuerwehrUniformen verweisen, beschäftigen sich ‚Rainbow‘ und ‚Tricot‘ intensiv und mitunter durchaus farbenfroh mit der Geschichte der Daunen- und Strickjacken-Kultur. Zusammen mit der um einige Styles verstärkten Hosenserie eine durchaus runde Nummer.

unI-hIgh It’s all in the name. Who could this saying suit better than the eternal student stylers from Campus? For autumn/winter 2012/13 they are elegantly paying tribute to the classic Britishstyle university look with handmade cord, wool and velvet blazers, cosy jerseys, smart checked shirts, crewneck sweaters and slimfit wool pants for the boys, as well as sporty pleated skirts, warm blazers, soft knit sweaters and femininely tailored shirts for the girls. And of course the collection also features the matching accessories to complement the urban 24/7 school uniform.

The FuTure oF work Founded in 1935 by Louis Blauer, as a supplier of workwear for the police, military and marine in Boston, Blauer USA has long since taken over the wardrobes of the international fashionistas with its jacket models that are robust and functional as well as being fashionable. Firmly in Italian hands since 2003, thanks to a licensing agreement, in terms of design research they are now throwing another log on the fire for the autumn/winter 2012/13 season, and not only connecting rustic handiwork with future-oriented technology, but, with label artwork, are also adding an array of subtle detailing to the collection, which is divided into four lines. While ‘Retro’, with wool-polyester and Taslan, and ‘PryofiteFireman’ with triple-layered, dirt-repellent materials are referencing American police or fireman uniforms, ‘Rainbow’ and ‘Tricot’ touch on the history of the down and knitted jacket culture, in part very colourfully. Together with the trouser collection, which has been extended by several styles, a very well-rounded affair.

www.campus72.com

www.blauer.it

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ADenim

Neues von den Blaumachern Nachdem sich die Jeans-Handwerker von ADenim erstmals vor gut zwei Jahren mit einer gelungenen Kombination aus hochwertigen Stoffen, smarten Detailarbeiten, charakterfesten Schnitten und robuster ‚Handcrafted in Marocco‘-Verarbeitung nachhaltig bei uns empfehlen konnten und im vergangenen Jahr gleich noch einige äußerst klug inszenierte Chino-Modelle hinterherschoben, legen sie zur kommenden Herbst/Winter-2012/13-Saison ein weiteres Mal kräftig nach. Während die Jeans-Serie wie gehabt ganz auf einen echten Raw- und Vintage-Look jenseits übersteuerter Waschexzesse setzt, und man zudem mit einem komplett aus recycelter Baumwolle gefertigten Red-Selvage-Style Umweltschutz durch die Tat propagiert, kommen die Chinos und – ganz neu – die Chino-Pleats wahlweise in gewaschener Wolle, Baumwolle oder Cord. Gewaschener Tweed, Fischgrat und Flanell sorgen dabei für einen extra entspannten Casual-Look. Daumen hoch! IndIgo news After recommending the jeans makers from ADenim for the first time a good two years ago, for their successful combination of high-quality fabrics, smart detailing, strong character cuts and robust ‘Handcrafted in Morocco’ workmanship, last year we recommended them a second time for coming up with several extremely cleverly designed chino models. But this coming autumn/winter 2012/13 they are upping the ante once again. While the jeans range focuses, as usual, on an authentic raw and vintage look beyond overthe-top wash excesses and the red-selvedge style made completely from recycled cotton, proving you can do environmental protection just by getting on with it, the chinos and – brand new – the chino pleats, come in either washed wool, cotton or cord. Washed tweed, herringbone and flannel ensure an extra laidback casual look. Thumbs up! www.a-denim.com


BREAD & BUTTER BERLIN 18 - 20 JANUARY 2011, DENIM BASE, STAND D13 WWW.FIRETRAP.COM


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Replay

Gangs of New York Mustang

The Big Anniversary Clash Große Dinge werfen bei Mustang ihre Schatten voraus. Zwar hüllt man sich über anstehende Events im Rahmen des 80. Firmenjubiläums nach wie vor in eisernes Schweigen, erste Gerüchte über eine limitierte Geburtstagskollektion wurden jetzt aber bestätigt. Das hochwertige Capsule-Pack besteht aus einer 14,5 oz. Denimjacke, einer straight geschnittenen 14,5 oz. Five-Pocket, einem 10 oz. Denimshirt und einem Tee mit altem Mustang-Werbeprint für die Jungs sowie einer klassischen Stretch-Denim-Jacke, einer beschichteten Bi-Colour-Stretchjeans, einer Denim-Bluse und einem Tee für die Mädchen. Die auf je 832 Stück limitierten und komplett sondergelabelten Styles kommen in Retro-Kartonagen bzw. Sailor-Bags und sind zur Herbst/Winter-Saison 2012/13 beim ausgesuchten Denim-Experten deiner Wahl erhältlich.

Ein wenig abenteuerlustig war Replay ja schon immer, und so verwundert es dann auch nicht, dass die modebeflissenen Italiener ihre Fangemeinde zur Herbst/ Winter-2012/13-Saison mit auf einen ausgedehnten Trip durch Raum und Zeit nehmen. Nach Zwischenstopps in blumengeschmückten Hippie-meets-Military-Outdoorgefilden und der eigenen Vergangenheit geht es schnurstracks Richtung New York City anno 1930. Zwischen Herringbone und Twill, Prince-of-Wales-Mustern, Melange-Checks und Pinstripe-Denim regieren hier nicht nur Jacken, Shirts, Tees, Chinos, Westen in traditionsbewussten quasi-tailormade Optiken, sondern auch die robusten Jersey-Sweater und Tees der Faustkämpfer aus den berüchtigten Hinterhof-Boxclubs. Service beyond duty liefert neben der umfangreichen Denimund Chino-Kollektion in verschiedenen Fits und Waschungen auch eine Serie Workwear-inspirierter Shirts, Sweater, 3-D-Chinos und Cordhosen. Gute Reise.

The BIg AnnIversAry cLAsh Big things are about to happen at Mustang. Although the label is still defiantly keeping schtum about upcoming events taking place as part of the company’s 80th anniversary, the initial rumours about a limited birthday collection have now been confirmed. The high-quality capsule pack consists of a 14.5 oz. denim jacket, a pair of straight-cut 14.5 oz. five-pocket jeans, a 10 oz. denim shirt and a tee featuring an old Mustang advertising print for the boys and a classic stretch denim jacket, a pair of coated bi-colour stretch jeans, a denim blouse and a tee for the girls. The specially labelled styles, available in a limited number of just 832, come in retro boxes or sailor bags and are yours for the taking from autumn/winter 2012/13 at selected denim retailers.

gAngs oF new york Replay has always been adventurous, so it doesn’t surprise us that the fashion-obsessed Italians are taking their fan community on an extended trip through space and time for this autumn/winter 2012/13 season. After stopping off in flower-bedecked hippie-meets-military outdoor settings and their own past, they are now heading straight in the direction of New York City around the year 1930. Between herringbone and twill, a Prince of Wales pattern, melange checks and pinstripe denim this look is not only dominated by jackets, shirts, tees, chinos and vests in traditional, almost tailor-made looks, but also the robust jersey sweaters and tees of the fist-fighters from the notorious backyard boxing clubs. As well as the extensive denim and chino collection in different fits and washes, the service beyond the call of duty theme is also being provided by a series of workwear-inspired shirts, sweaters, 3D chinos and cord trousers. Bon voyage.

www.mustang.de

www.replay.it

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Mavi

Lovers Rock Mit einer ungewöhnlichen Melange aus modernen Urban-Styles, mondänem 20s-Gentleman-Look, smarter clean-cut 50s/60s-Ivy-League-Optik und verspieltem 70s-Hipster-Detailing startet Mavi in die Herbst/Winter-2012/13-Saison. An Bord, neben einem umfangreich inszenierten DenimPackage mit verschiedenen Waschungen, Schnitten und Qualitäten, vor allem verspielte Polka-Dot-Pieces, weiche Cardigans, farbige Corduroys, robust-warme Jacken und Mäntel, Graph-Tops, dicke Strickpullis mit hohem Kragen und bedruckte Trikots für die Mädchen sowie traditionelle OldschoolOutdoor-Knitwear, elegante Hemden, warme Daunenjacken, Herringbone-Jackets und Jagd-inspirierte Parkas, Jacken und Shirts für die Jungs. Farblich regieren hier vor allem gedeckte Erdtöne, die jedoch immer wieder durch helle Kontraste oder auffällig bunte Detailarbeiten aufgebrochen werden. Abgerundet wird das Programm mit einer Accessoire-Serie. Lovers rock Mavi is getting the autumn/winter 2012/13 season underway with an extraordinary melange of modern urban styles, a chic 20s gentleman style, the smart clean-cut 50s/60s Ivy League look and playful 70s hipster detailing. On board, as well as an extensive denim package with different washes, cuts and fabrics, the range also features flirty polka dot pieces, soft cardigans, coloured corduroys, chunky warm jackets and coats, graphic tops, thick-knit jumpers with high collars and printed jerseys for the girls, as well as traditional old-school outdoor knitwear, elegant shirts, warm down jackets, herringbone jackets and hunting-inspired parkas, jackets and shirts for the boys. Muted earthy tones dominate the colour palette, now and again broken up with light contrasts or eye-catching colourful detailing. And the range is rounded off with an accessories collection. www.mavi.com


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Embrace Nature. Choose Cotton.

cottonusa.de

Photographer: Photographer: Beate Beate Hansen. Hansen. © © 2010. 2010. Models: Models: Christian Christian and and Anastassija. Anastassija. Men’s: Men’s: Shirt Shirt by by Volutio Volutio by by Anna Anna Kleihues Kleihues and and Jeans Jeans by by Bogner Bogner Jeans; Jeans; Women’s: Women’s: Wrap Wrap Top Top by by Superb Superb and and Jeans Jeans by by Bogner Bogner Jeans. Jeans.


SHOR TS

Element

Twisting and Turning 1992 unter dem Namen ‚Underworld Element‘ als reines Skatelabel gegründet, hat sich Element zugunsten einer ganz eigenen Stilistik längst von jeglichen GenreStereotypen emanzipiert. Zwar ist man per Decks, Trucks, Wheels, funktionaler SkateFootwear und einem ganzen Stall namhafter Teamrider nach wie vor ziemlich umtriebig in der Szene unterwegs. Mit ‚Element Eden‘ wurde jedoch bereits vor einigen Jahren eine extrem Fashion-lastige Mädchenkollektion hinzuaddiert, die mit dem Launch der ‚Emerald Collection‘ jetzt, nach einigen Footwear-Styles im Vorfeld, ihr ausgereiftes männliches Pendant findet: Nenn’ es Greenpost-Streetwear, nenn’ es ökobewusste Kleidung für grown-up Skatekids – fest steht, dass das Herbst/Winter-2012/13Premierenprogramm, mit seinen Jacken, Hosen, Shirts, Tees und Knitwear-Teilen alle Voraussetzungen erfüllt, um wie eine Bombe einzuschlagen. Parallel zum offiziellen Kickoff-Event in Berlin gibt es eine Ausstellung des US-Skaters, Künstlers und Filmemachers Thomas Campbell. Satisfaction guaranteed. TwIsTIng And TurnIng Founded in 1992 under the name ‘Underworld Element’ as an exclusively skate label, Element has long since emancipated itself from any kind of genre stereotypes in favour of their very own style. They are still very much active on the scene with decks, trucks, wheels, functional skate footwear and a whole array of noteworthy team riders, but with ‘Element Eden’ an extremely fashionconscious girl’s collection was added quite a few years ago now. And with the launch of the ‘Emerald Collection’, which put out several footwear styles in advance, it is now finding its fully-fledged male counterpart: call it green post-streetwear, call it eco-aware clothing for grown-up skate kids – what’s certain is that the autumn/winter 2012/13 premiere range, with its jackets, trousers, shirts, tees and knitwear has what it takes to really knock you off your feet. Parallel to the official kick-off event in Berlin there will be an exhibition by US skater, artist and filmmaker Thomas Campbell. Satisfaction guaranteed. www.elementskateboards.com 56

Two Thirds

True Blue

O’Neill

One-eyed Jack Happy Birthday, O’Neill. Mit unfassbaren 60 Jahren auf dem Buckel macht unser kalifornisches Lieblingssurflabel nicht nur nach wie vor eine verdammt gute Figur, sondern zeigt sich mit einem ganzen Paket von Jubiläumsüberraschungen durchaus auch in ausgelassener Feierlaune. Den Startschuss liefert die knapp 260 Seiten starke Jack-O’Neill-Biographie ‚It’s Always Summer on the Inside’, in deren Rahmen Autor Drew Kampion sowohl den Mann mit der Augenklappe selbst als auch, in kurze Anekdoten verpackt, eine ganze Reihe seiner Watermen-Wegbegleiter zu Wort kommen lässt, darunter Wellenreitlegenden wie Don Hansen, Fred van Dyke, Bruce Fowler und Peter Pan. Das umfangreich bebilderte Hardcover ist ab sofort im Surfshop deiner Wahl erhältlich. Real Surf Dudes never get old!

Attention, this is your Captain speaking! Nachdem die mit allen Wassern gewaschenen San-Sebastian-Watermen von Two Thirds mit einer charakterfesten Fusion von gewieftem Designanspruch, robustem Qualitätshandwerk und fundiert praktizierter ökologischer Nachhaltigkeit bereits in der Vergangenheit für einige Aufregung im modisch hochversierten Next-LevelStreetwear-Camp gesorgt haben, gibt es mit ‚Essentials for Men of the Sea‘ zur nächsten Herbst/Winter-Saison noch einmal einen kräftigen Nachschlag. Neben Tees, Shirts, Jacken, Pullis und Chinos aus Organic-Cotton, hochwertiger Merinowolle und weichem Kaschmir gehen mit einem komplett aus recyceltem Polyester gefertigten Regenmantel sowie dem ‚The Captain’s Knit‘, einem detailverliebten Seebären-Rollkragenpulli aus chlorfreier Merinowolle, zwei absolute Heavyweight-Champions an den Start. Letzterer steht auch im Mittelpunkt der ‚Captain’s Corner‘-Installation, die im Rahmen der laufenden Capsule Berlin gezeigt wird. Wir empfehlen dringend einen Besuch.

one-eyed JAck Happy birthday O’Neill. With an incredible 60 years under its belt, our favourite Californian surf label is not only still looking darned good, but with a whole package of anniversary surprises is also in a relaxed partying mood. And kicking off the anniversary celebrations is the approx. 260-page Jack-O’Neill biography ‘It’s Always Summer on the Inside’, in which author Drew Kampion lets both the man with the eye patch as well as a selection of his surfing companions have their say, in the form of short anecdotes, including surfing legends like Don Hansen, Fred van Dyke, Bruce Fowler and Peter Pan. The extensively illustrated hardcover is available for purchase now from the surf shop of your choice. Real surf dudes never get old!

True BLue Attention, this is your Captain speaking! After already causing waves in the fashion-savvy next-level streetwear camp with a solid fusion of smart designs, robust quality craftsmanship and a substantiated commitment to ecological sustainability, the Two Thirds team from San Sebastian are serving up a hefty secondhelping with ‘Essentials for Men of the Sea’ for the next autumn/winter season. In addition to tees, shirts, jackets, jumpers and chinos made from organic cotton, high-quality merino wool and soft cashmere they are presenting two absolute heavyweight champions with the raincoat made completely from recycled polyester, as well as ‘The Captain’s Knit’, a detailed sea dog turtleneck pullover made from chlorine-free merino wool. And the latter was also at the focus of the ‘Captain’s Corner’ installation, which is being shown at the current edition of the Capsule Berlin tradeshow. A visit is urgently recommended.

www.oneill.com

www.twothirds.com




MODe UND GESUNDHEIT

MOde Macht KranK TExT Fredericke Winkler ILLUSTRATION Ariane Irle

Man kann es nicht anders sagen: Gesundheit ist in. Noch nie war die Definition von Schönheit so eng mit Natürlichkeit und einem gesunden Lebensstil verbunden wie heute. Wir werden kuschelig umschlossen von einem Wellness-Trend, der – von der gesunden Ernährung über spirituell angereicherte Sportdisziplinen bis hin zum Body-Tourismus – auf dem Weg zur besten (alternativ-) medizinischen Versorgung auch die Mode einschließt. Niemand muss mehr Hammerzehen in Kauf nehmen, um durch High Heels einem künstlichen Ideal zu entsprechen, keiner mehr hungern, denn die Modelmaße passen sich nun den ‚echten‘ Frauen an. Das Geschäft mit Yogawear, natürlich anmutenden Looks und Bio-Qualitäten – es boomt. Nachhaltigkeit ist ein Zauberwort, allerdings ein zunehmend inflationäres. Denn wie kommt es, dass bei aller vordergründigen Gesundheitsfürsorge gerade einmal ein Prozent der weltweit gefertigten Kleidung wirklich unbedenklich ist? Dass die restlichen 99 Prozent, durchtränkt mit Chemikalien, unsere natürlichen Ressourcen verseuchen und oftmals unter lebensbedrohlichen Arbeitsbedingungen produziert werden? Wenn das Yoga-Shirt zu Hautrötungen führt und es einem beim Auspacken der neuen Laufschuhe erst einmal den Atem verschlägt, was sind sie dann wert, all die schönen Szenarien von wegen ‚Gesunder Geist in gesundem Körper‘? Ist die Beziehung zwischen Mode und Gesundheit etwa schizophren? Oder weshalb sonst gerät so leicht aus dem Blick, dass ein bisschen gesund leider immer noch krank ist – egal, wie gut wir aussehen? KranKe VerlocKung Womöglich ist es sinnvoller, nicht von einem Konflikt zwischen Mode und Gesundheit zu sprechen, sondern von einer verzwickten Dreiecksbeziehung, die beide mit der Krankheit eingehen. Denn, betrachtet man Gesundheit mit der WHO als einen „Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens“, stellt man fest: Die Mode besitzt durchaus eine Menge gesundheitsförderndes Potenzial. Als identitätsstiftendes Medium und Mittel zur Interaktion wirkt sie sich positiv auf unsere seelische und soziale Verfassung aus, schafft Zugehörigkeit zum eigenen Milieu bei gleichzeitiger Abgrenzung von anderen Gruppen. Zugleich unterstreicht sie auf besonders charmante Weise die sexuelle Attraktivität ihrer Träger, oder aber kreiert sie überhaupt erst. Die Sicherung sozialer Beziehungen und eine erfüllte Sexualität mit der Option auf Familie – beides ist Motor modischen Verhaltens und führt mittelbar zu geistiger Gesundheit. In körperlicher Hinsicht allerdings scheint es fast so, als throne das Leid per definitionem über der Schönheit – ein Leid, welches eng verquickt ist mit der Lust an der Verführung. Um diese These zu untermauern, genügt ein Blick in die Geschichte: Da gab es die Korsagen, die ihren Trägerinnen kaum das Atmen ermöglichten. Oder die Schuhe mit Absatz, die bereits im Europa des 16. Jahrhunderts ebenso unbequem wie Sinnbild von Anmut waren. Frauen (und übrigens auch Männer) opferten der Mode nicht nur einen Teil ihrer Bewegungsfreiheit. Sie nahmen auch eine anhaltende Deformation ihrer Körper in Kauf: Das Gesundheitsrisiko Mode scheint nicht viel jünger zu sein als die Mode selbst, blieb jedoch lange Zeit ein kalkulierbares.

Fashion is Bad For Your health There’s no other way of putting it: health is in. Never before has the definition of beauty been as closely linked to a healthy lifestyle as it is today. We are snugly wrapped in a blanket trend of wellbeing: healthy diets, spiritually enhanced sports disciplines, health trips to far flung places, the best (alternative) medical care, and, yes, also fashion. Nobody has to accept deformed toes as a given, just to fulfil a contrived ideal of beauty by wearing high heels, nor does anyone have to starve themselves anymore, now that model measurements are being adjusted to those of ‘real’ women. Within this context, the growing popularity of yoga clothing, the desire for more natural looks and organic quality all play a significant role. Sustainability is a magic word, albeit an increasingly inflationary and misleading one. How else can it be explained that, despite all the apparent concern for health, a mere one percent of clothing produced worldwide is truly harmless? Or that the remaining 99 percent is soaked in chemicals, poisoning our natural resources and often manufactured under inhumane or dangerous working conditions? When your yoga top causes a rash on your skin or your new running shoes make you gasp for breath with their toxic smell as you take them out of the box: are we just fooling ourselves with our ‘healthy spirit in a healthy body’ mantra? Is the relationship between fashion and health really so schizophrenic? Or why else do we so often forget that being just a little bit healthy is the same as being a little bit ill – no matter how good we look. unheALThy TempTATIon It might make more sense to talk not about a conflict between fashion and health, but about a dual affair where both are ill. After all, if you consider the WHO’s definition of health as a “condition of complete physical, psychological and social well-being”, you come to the conclusion that fashion certainly has the potential to boost one’s health. As a medium for endowing us with an identity and a method of interaction it has a positive effect on our spiritual and social state, creates a sense of belonging within one’s own milieu, whilst at the same time demarking a boundary to other groups. At the same time it also emphasises the sexuality of the wearer in a particularly charming way or even creates a sexual attraction in the first place. Ensuring social relationships and a fulfilling sexuality with the option of a family – both serve as motivation behind fashionable behaviour and contributors to psychological health. Physically speaking, however, it almost seems as if pain is a prerequisite for beauty – pain that is intimately associated with the desire for seduction. In order to support this statement a quick look into the history books will suffice: corsets that restricted the wearer’s breathing, high heels that were a symbol of grace as early as the 16th century in Europe. Women (and men too) sacrificed not only a small part of their freedom of movement for the cause of fashion. They accepted long-term deformation of their bodies as par for the course: fashion as a health risk isn’t much younger than fashion itself, despite being a calculable risk assessment. 59


MODe UND GESUNDHEIT

Aus dem bourgeoisen Spiel mit der Gesundheit wurde Ernst, als die Mode im Zuge der Industriellen Revolution ein Techtelmechtel mit der Krankheit begann – eine Amour fou, die zunächst im Verborgenen blieb. Zwei neue Parameter machten die Liebschaft zu einer gefährlichen: Zum einen arbeiteten plötzlich Hunderte schwer kontrollierbare Hände an einem Kleidungsstück. Zum anderen komplizierte sich die Produktion zusehends durch den Einsatz vielfältiger Verfahren, Chemikalien und Farben sowie Bearbeitungsmethoden. Während also der soziale Anlass die Mode mit der Gesundheit verbindet, sind es der Fortschritt und der Kapitalismus, die ihre Liaison mit der Krankheit festigen. Wie jedes Doppelleben kostet auch dieses wertvolle Ressourcen. Es braucht keine hellseherischen Fähigkeiten, um den dramatischen Showdown vorauszuahnen. In der modischen Liebestragödie kommt er auf Raten, beginnend mit den kritischen Aktivisten und investigativen Journalisten der 90er Jahre, die das heimliche Paar in flagranti erwischen. Mittlerweile ist die Dramaturgie so weit vorangeschritten, dass die Modeindustrie selbst erstmals einen Blick auf das Verfallsdatum ihrer Methodik wirft. Denn: Der ökonomische Verlust durch Ausbeutung lässt sich heute beziffern.

The bourgeois game with health became serious when, as a result of the industrial revolution, fashion began flirting with sickness – an ‘amour fou’ which at first remained undetected. Two new parameters made the affair a dangerous one: on the one hand suddenly hundreds of unmonitored pairs of hands were working on one piece of clothing. And on the other, production processes became increasingly complex with the use of different technologies, chemicals dyes and processing methods. So, while social reasoning connected fashion with health, it was the advancement of capitalism that strengthened the liaison with sickness. Like any double life the costs in terms of resources are incalculable. No clairvoyant skills are needed to predict how the dramatic showdown ends. In this fashionable love tragedy it comes gradually, beginning with the critical activists and investigative journalists of the nineties who caught the secretive pair in flagrante. The story is well advanced now, so that the fashion industry itself is starting to check the sell-by date on its own methods. Nowadays the economic loss due to exploitation of our natural resources can be expressed in hard figures.

In gIft geboren

When talking to Alexandra Perschau about the relationship between fashion and health, the two terms drift inexorably away from each other. That’s likely down to her job as an ecotrophologist, for which she studies the health of cotton farmers. As project manager of the pesticide action network PAN Germany e.V. one of her jobs is to collate information about the negative effects of pesticides in cotton farming and to campaign for environmentally-friendly and socially fair alternatives – a tough job considering that 11 percent of all pesticides, and 24 percent of insecticides, are used in the farming of cotton. That is the rough equivalent of 150 grams per T-shirt. Recently Perschau conducted a study in Tanzania. Even in the list of legally permitted substances – including ones from German suppliers – she discovered poisons that not only have short-term adverse effects, but also long-term effects for humans and the environment. As we all know, pest control is possible using alternative methods, but it is costly and time-consuming. Farmers with smaller plots of land in particular simply don’t have the know-how anymore to attempt alternative methods. According to her study, they exposed themselves to dangerous toxins around 23 times each season without the necessary protective clothing, resulting in headaches, vomiting and lack of appetite, as well as potentially causing long-term organ damage, cancers and genetic mutation. Through all this, the cotton bud remains undamaged, so that the cotton produced is residue-free. However, the toxins spread to the soil, poison the water, and the animals, bees for example – an effect that will have mid-term negative effects on crop margins. The fact that more and more communities from the industry and retailers, as well as ecological and socially committed initiatives, are becoming increasingly interested in the topic makes economic sense. With 230 labels, such as Hessnatur, Marks & Spencer, the Otto Group and Patagonia, the Textile Exchange is one of the most powerful initiatives of its kind. It brings manufacturers, retailers and farmers together with the aim of advocating ecological cotton farming. Organised or not: nowadays a lot of labels offer clothing made of organic cotton. Their role models are companies like H&M, C&A and Nike. It is in the eye of the beholder to discern whether or not these companies’ efforts are to be taken seriously or whether it’s just a case of lip service. But one thing is certain: well meant or not, organically labelled clothing can often be very misleading. When items of clothing carry labels designating the product “made with organic cotton”, the consumer assumes that the item of clothing is sustainably and ecologically produced. But the fact that the raw material may have been produced organically but then undergone a conventional finishing process, leading to the possibility that high levels of chemical residue is still present in the end product, goes unmentioned.

Spricht man mit Alexandra Perschau über die Beziehung zwischen Mode und Gesundheit, so driften beide Begriffe unaufhörlich auseinander. Denn die Ökotrophologin befasst sich mit der Gesundheit der Baumwollbauern. Als Projektleiterin des Pestizid-Aktions-Netzwerks PAN Germany e. V. gehört es zu ihren Aufgaben, über die negativen Folgen des Einsatzes von Pestiziden beim Baumwollanbau zu informieren und sich für umweltschonende und sozial gerechte Alternativen einzusetzen – ein harter Job, wenn man bedenkt, dass ca. 11 Prozent der weltweit verwendeten Pestizide und 24 Prozent aller Insektizide für den Baumwollanbau verwendet werden. Das entspricht etwa 150 Gramm pro T-Shirt. Vor kurzem hat Perschau für PAN eine Studie in Tansania durchgeführt. Schon auf der Liste der dort offiziell zugelassenen Wirkstoffe – darunter auch solche von deutschen Anbietern – entdeckte sie Gifte, die für Mensch und Umwelt nicht nur akute, sondern auch langfristige Folgen haben. Zwar geht Schädlingsbekämpfung bekanntermaßen auch anders, auf natürliche Weise nämlich, doch dann ist sie ungleich aufwendiger und kostenintensiv. Gerade die Kleinbauern hätten, so Perschau, zudem nicht zwingend die Qualifikation, um alternative Wege einzuschlagen. Im Ergebnis setzen sie sich um die 23-mal pro Saison, oft ohne entsprechende Schutzkleidung, Toxinen aus, die akut zu starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Appetitlosigkeit und langfristig zu Organschäden, Krebsleiden und Erbgutveränderungen führen. Die Baumwolle indes bleibt durch den Schutz der Knospe schadlos, sodass das gewonnene Material rückstandsfrei weiter verarbeitet werden kann. Die Toxine aber verteilen sich im Boden, verseuchen Gewässer und vergiften Tiere, beispielsweise Bienen – ein Effekt, der sich mittelfristig negativ auf die Erträge auswirken wird. Dass sich seit der Jahrtausendwende neben ökologisch und sozial engagierten Initiativen auch immer mehr Gemeinschaften aus Industrie und Handel für das Thema interessieren, leuchtet somit allein schon aus ökonomischen Gründen ein. Mit 230 Marken, darunter Hessnatur, Marks & Spencer, die Otto Group und Patagonia, gehört die Textile Exchange zu den stärksten Initiativen dieser Art. Sie bringt Hersteller, Handel und Landwirte zusammen, mit dem Ziel, den ökologischen Baumwollanbau zu fördern. Ob organisiert oder nicht: Mittlerweile bieten viele Marken Kleidung aus Biobaumwolle an. Ihre Vorbilder sind Unternehmen wie H&M, C&A und Nike. Es liegt im Auge des Betrachters, ob diese Unternehmen in ihren Bemühungen ernst zu nehmen sind, und ob wir es hier mit mehr als dem berühmten Tropfen auf den heißen Stein zu tun haben. Fest steht: Egal, ob beste Absichten oder nicht, bioetikettierte Kleider erzeugen oft ein falsches Bild. Angesichts des ausdrücklichen Hinweises auf die Bioqualität der Baumwolle hält der Konsument das Kleidungsstück für ökologisch unbedenklich. Dass das Grundmaterial zwar biologisch produziert, danach aber konventionell weiterverarbeitet wurde und somit unter Umständen samt 60

Born InTo poIson

suFFerIng In The nAme oF BeAuTy? When I began my career in fashion, as a schoolgirl working part-time in a jeans store, I spent a lot of time in the stockroom unpacking new


jeans. Even before lunch I suffered from parched mucous membranes and burning eyes, without even considering the possible cause. And all of my colleagues complained of the same symptoms. We simply took the itching and burning as a natural side-effect of the job. After a few months I was struggling with permanent dry patches on my hands, developing into a skin allergy. I quit the job when I left the city to start my degree course. Now I know that I was being exposed to dangerous toxins that, over a prolonged period, would have attacked not just my skin, but also my inner organs, lungs and kidneys.

eines hohen Anteils an chemischen Bestandteilen in die Einkaufstüte wandert, wird verschwiegen. Wer schön seIn WIll, muss leIden? Als ich meine berufliche Laufbahn in der Mode als Schülerin in einem Jeans-Store begann, arbeitete ich viel im Lager, wo ich Neuware auspackte. Noch vor der Mittagspause kämpfte ich regelmäßig mit trockenen Schleimhäuten und brennenden Augen, allerdings ohne mir Gedanken über die Ursache zu machen. Denn uns Mitarbeitern ging es allen so. Wir hielten das Jucken und Brennen für eine natürliche Begleiterscheinung der Arbeit. Nach einigen Monaten hatte ich dauerhaft mit trockenen Stellen an den Händen zu kämpfen, die sich allmählich zu einer allergischen Hautreaktion auswuchsen. Dann kündigte ich – weil ich zum Studium die Stadt verließ. Heute weiß ich, dass ich mich damals kontinuierlich einer Vielzahl von Giftstoffen ausgesetzt habe, die nach einigen Jahren nicht nur meine Haut, sondern auch meine inneren Organe hätten angreifen können, etwa die Lunge oder die Nieren. In der Reportage ‚Schick, aber schädlich‘ von Inge Altemeier und Reinhard Hornung, einer Produktion im Auftrag von NDR und ARTE, wissen ehemalige Mitarbeiterinnen von Esprit und H&M Ähnliches zu berichten – mit ungleich üblerem Ausgang. Sie müssen heute Kortison inhalieren, weil ihre Bronchien chronische Schäden aufweisen, oder waren zeitweise arbeitsunfähig, weil ihre Nieren nicht mehr mitmachten. Sind diese Krankheiten tatsächlich am Arbeitsplatz entstanden? Die Arbeitgeber meldeten Zweifel an. „Ich habe es doch

In the documentary ‘Schick, aber schädlich’ (‘Chic but harmful’) by Inge Altemeier and Reinhard Hornung, a co-production by German TV channels NDR and ARTE, many former employees of Esprit and H&M have similar experiences to report – but with much more shocking results. Nowadays they have to take cortisone sprays because their bronchial tubes have suffered chronic damage, or have been unfit for work because their kidneys were no longer functioning properly. Are these illnesses really a result of their working conditions? The employers were of course reticent to agree. “I smelt it on a daily basis,” says the former Esprit employee Frauke Driesen in the documentary - and an involuntary memory of the familiar chlorine smell overwhelms me. The toxins that made these employees ill are utilised in far-flung countries where textiles are dyed and finished. Around 8000 chemicals and 4000 dyes are used in the textile industry. Many are now outlawed under European law – but still find their way into our shops. The laws are not powerful enough to effect the confiscation of toxic textiles. An improvement on these laws would have an adverse effect on the economy, taking into account the fact that 99 percent of textile products are manufactured conventionally. Naturally, not all chemicals used are dangerous to our health, but it is impossible to create certain product characteristics without the use of dangerous chemicals. Certain dyes, for example, categorically contain heavy metals, and don’t even get me started on the conventional tanning methods of leather. One thing is for sure: synthetic substances leave a residue in varying concentrations in the textiles and are deposited in the body – often without causing any adverse effects. Only when the cocktail is increased over time do the first symptoms become apparent. It’s a process that for textile workers in countries like India, China and Bangladesh, who are unprotected from trade unions or national work protection laws, can suddenly cause a speedy deterioration. Without appropriate protective clothing thousands of people are exposing themselves on a daily basis to dangerous toxins. They stand barelegged in chlorine vats or barefoot on chrome-treated animal hides. The life expectancy of these workers is low, and many die of cancer and organ damage. Not forgetting the side effects on the environment: poison running into the water, rivers and soil, to the point that toxins can be detected in regional vegetables. mIssIon: possIBLe So at this point anyone without a science degree should be swotting up and searching for answers. After all, for an average consumer to comprehend the enormity of the catastrophe is as difficult as counting the stars in the sky. But before you stick your head in the contaminated sand: your own personal ecological footprint isn’t that hard to change. There are a few easy rules of thumb. If you come across non-creased, bleached, sandblasted or mercerised textiles, you are better off leaving them alone. Black clothing especially is highly likely to have been dyed with toxic chemicals. It is not without reason that the colour black cannot be achieved with natural dyes. It would be even better to buy clothes according to official seals, like the GOTS certificate for example. The most important task for us as consumers is to keep our eyes open and ask the right questions. The answers are provided by the specialists. Like Greenpeace: with the aim of condensing the problems of the universe into a manageable size the international environmental organisation recently published a study on the use of toxic chemicals in the textile industry. As part of the ‘Dirty Washing’ reports Greenpeace restricted its investigation to two Chinese textile factories. They followed the wastewater not only all the way to the Yangtze River and the 61


MODe UND GESUNDHEIT

täglich gerochen“, empört sich die ehemalige Esprit-Mitarbeiterin Frauke Driesen in der Doku – und mir zieht automatisch der vertraute Geruch von Chlor in die Nase. Die Toxine, die auch hiesige Arbeiter krank machen, werden in den fernen Produktionsländern zur Färbung und zur Veredelung von Stoffen verwendet. Ungefähr 8.000 Chemikalien und 4.000 Farbstoffe gelangen in der Textilindustrie zur Anwendung. Viele davon sind mittlerweile in der EU verboten – und finden doch ihren Weg zu uns. Denn, um humantoxikologisch bedenkliche Stoffe zu konfiszieren, reichen die Gesetzesgrundlagen nicht aus. Nachbesserungen dürften der Wirtschaft schwer zu schaffen machen, bedenkt man, dass etwa 99 Prozent der textilen Waren nach so genannten konventionellen Verfahren gefertigt werden. Selbstverständlich sind nicht alle verwendeten Chemikalien gesundheitsgefährdend, doch bestimmte textile Produkteigenschaften lassen sich noch immer nicht auf unbedenkliche Weise erzielen. Spezielle Farben etwa sind grundsätzlich schwermetallhaltig, über die konventionellen Gerbverfahren bei Leder müssen wir erst gar nicht sprechen. Fest steht: Synthetische Substanzen verbleiben in unterschiedlicher Konzentration im Textil und lagern sich im Körper ab – oft ohne akute Beschwerden hervorzurufen. Erhöht sich der Cocktail mit der Zeit, kommt es zu ersten Symptomen. Ein Prozess, der für die Textilarbeiter in Ländern wie Indien, China oder Bangladesch, die weder von Gewerkschaften noch durch die Gesetzeslage geschützt werden, vergleichbar rasant verläuft. Ohne Schutzkleidung setzen sich hier Tausende Menschen täglich einer Giftdusche aus. Sie stehen mit nackten Beinen in Chlorbädern oder barfuß auf chrombehandelten Tierhäuten. Die Lebenserwartung dieser Arbeiter ist niedrig, viele sterben an Krebs oder Organschäden. Und einmal mehr wird auch die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen: Das Gift gelangt in die Gewässer, versickert im Boden und ist sogar im regionalen Gemüse nachweisbar. mIssIon: PossIble Ein jeder ohne abgeschlossenes Naturwissenschaftsstudium müsste spätestens an dieser Stelle anfangen zu pauken – oder in Loriot’scher Manier auf das Eichhörnchen verweisen. Denn als durchschnittlich informierter Verbraucher das komplette Ausmaß der Katastrophe zu erfassen, ist vergleichbar mit der Aufgabe, die Sterne am Himmel zu zählen. Doch bevor Sie den Kopf in den verseuchten Sand stecken: Die persönliche Öko-Bilanz lässt sich sehr wohl beeinflussen. Einige Faustregeln helfen. So sollten wir beim Kleiderkauf auf knitterfreie, gebleichte, sandgestrahlte oder merzerisierte Ware tunlichst verzichten. Auch sollte uns bewusst sein, dass schwarze Kleidung ein verhältnismäßig hohes Risiko birgt, mit schädlichen Chemikalien gefärbt worden zu sein. Nicht umsonst ist Schwarz mittels Biofarben nicht realisierbar. Besser noch wäre, grundsätzlich nach Siegeln zu kaufen, etwa dem GOTS-Zertifikat. Die wichtigste Aufgabe von Otto Normalverbraucher besteht jedoch darin, die Augen offen zu halten und die richtigen Fragen zu stellen. Die Antworten liefern heute Spezialisten. Etwa Greenpeace: Mit dem Ziel, das Problemuniversum zu einer handschmeichelnden Größe zusammenzufassen, hat die internationale Umweltorganisation vor Kurzem im Zuge einer Studie über die Verwendung toxischer Chemikalien in der Textilindustrie einen sehr stringenten Weg gewählt. Im Rahmen des ‚Schmutzige Wäsche‘Reports beschränkte sich Greenpeace darauf, zwei chinesische Textilfabriken unter die Lupe zu nehmen und dem Abwasserstrom nicht nur bis zum Jangtse-Fluss bzw. Pearl River Delta zu folgen, sondern entlang der textilen Kette bis zu mehreren global agierenden Herstellern, darunter H&M, Abercrombie & Fitch und Calvin Klein. Man kann es schon als einen kleinen Ruck durch die Gesellschaft bezeichnen, als einige dieser Marken – und ich will so fair sein, hier auch H&M zu nennen – im Nachgang ihren Ausstieg aus den Chemieverfahren bis 2020 ankündigten. Denn der ökologische Etappensieg besteht nicht zuletzt darin, dass konventionelle Produktionsverfahren wieder ein wenig uncooler geworden sind. Womöglich raffen sich ja nun ein paar weitere Unternehmen dazu auf, die Innovationsmaschine anzuwerfen, anstatt auf das scheinbar Altbewährte zu setzen. 62

Pearl River Delta, but along the textile chain all the way to several globally active producers, like H&M, Abercrombie & Fitch and Calvin Klein. A small tremor was felt throughout the fashion world when a number of these labels – and one has to be fair and say that H&M was one of them – committed themselves to refrain from using chemical procedures by 2020 as a result of the investigation. The ecological battle being fought is slowly gaining a toehold, partly because conventional production methods have become less cool. This means that some companies may choose to go with innovation rather than continuing simply to rely on the tried and tested. But as Kirsten Brodde, a blogger at grünemode.de who is responsible for textile production for Greenpeace Germany, rightly says, this step would mean them having to humiliate themselves and admit defeat. In my opinion, a new operational directive should include the following four points: 1. Textile companies should create transparency and take on responsibility for the manufacturing process. 2. They should support factories and manufacturing plants from which they source their products in supplying workers with protective clothing, educating workers in their handling of chemicals. 3. They should re-orientate themselves toward scientifically and economically viable alternative methods, for example non-toxic dyes or new laser technology for textile finishing. 4. They should be prepared to invest in new technologies for the longterm goal of ecological sustainability. Of course there are also several political options, for example by pushing through the introduction of compulsory certification of chemicals used in the production process on labels. Unquestionably it is also important to aim for a change of laws in the production countries themselves. Turkey is an example of how international pressure can change things. Since it became public that sand-blasting technology had led to hundreds of deaths amongst workers it is now banned.


Ein Schritt, den Kirsten Brodde, Grünemode.de-Bloggerin und Textilbeauftragte von Greenpeace Deutschland, zu Recht als CanossaGang bezeichnet. Meines Erachtens würde die neue Handlungsdirektive insbesondere folgende vier Punkte umfassen: 1. Die Unternehmen müssten Transparenz schaffen und Verantwortung übernehmen bezüglich ihrer Produktionsverfahren. 2. Sie müssten ihre Produktionsstätten unverzüglich und nachdrücklich darin unterstützen, die Textilarbeiter abzusichern, etwa durch Schutzkleidung und durch Trainings im Umgang mit Chemikalien. 3. Sie müssten umschwenken auf wissenschaftlich und wirtschaftlich machbare Alternativen, etwa auf verträgliche Farbstoffe oder neue Lasertechnologien zur Stoffveredelung. 4. Sie müssten in die Erforschung neuer Technologien investieren, um langfristig eine uneingeschränkt ökologische Perspektive zu schaffen. Natürlich gibt es auch einige politische Möglichkeiten, aktiv zu werden, etwa durch das Einführen einer Nachweispflicht über die verwendeten chemischen Mittel auf den Warenetiketten. Fraglos gilt es auch, sich für eine Änderung der Gesetze in den Produktionsländern stark zu machen. Dass hier internationaler Druck etwas bewirken kann, zeigt das Beispiel Türkei. Dort ist nach Publikwerden vielzähliger Todesfälle unter den Arbeitern das Sandstrahlen nun verboten. Mitgetragen werden muss die neue zeitintensive, kostspielige und logistisch aufwendige Handlungsdirektive jedoch auch von den Konsumenten, etwa durch die Belohnung ökologisch und sozial sauberer Aktivitäten mittels entsprechender Konsumentscheidungen, aber auch durch den freiwilligen Verzicht auf bestimmte Produkteigenschaften. Muss denn Baumwolle merzerisiert, das Hemd knitterfrei sein? Ist der Goldschimmer auf dem T-Shirt notwendig? Und darf das human produzierte und umweltverträgliche Shirt nicht auch mehr als fünf Euro kosten? Diese Entscheidungen können nicht von einer Gemeinschaft getroffen werden. Sie bleiben uns selbst überlassen. Heute muss man nicht zwingend leiden, um schön zu sein. Und man muss auch niemanden leiden lassen! Wenn Ethik und Intellekt den Stil regieren, ist es, dem weisenden Stern des Wandels sei Dank, nur eine Frage der Zeit, bis auch diese letzte Hürde hin zu ganzheitlichem und globalem Wohlergehen genommen ist. Schade, dass es gerade die Zeit ist, die wir nicht haben.

Fredericke Winkler ist studierte Modedesignerin und unterrichtet an der Berliner ESMOD Marketing und Soziologie. Mit ihrer Agentur Beyond Berlin arbeitet sie vornehmlich an der Schnittstelle von Ethik und Ästhetik und entwickelt neue Marketingstrategien unter besonderer Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte.

But the burden of new time-consuming, expensive and logistically problematic operational directives will have to be shared by the consumer, for example by rewards in the case of ecological and socially responsible activities, but also through the voluntary renunciation of certain product features. Does cotton really have to be mercerised, do shirts have to be crinkle free? Is the gold shimmer on that T-shirt really necessary? And isn’t a humanely produced, ecologically sustainable T-shirt worth paying more than 5 euros for? These decisions cannot be felled by society as a whole; they are down to us. Nowadays we no longer have to suffer in the name of beauty. And that should apply equally to everyone involved in the chain of production too! If it is left to our ethical and intellectual evolution to define style, then, thanks to the slowly turning wheel of change, it’s just a question of time before this last hurdle toward holistic and global well-being has been cleared. It’s just a shame that that is precisely the time we don’t have.

Fredericke Winkler has a degree in fashion design and teaches marketing and sociology at the ESMOD International University of Fashion in Berlin. With her agency, Beyond Berlin, she works primarily at the interface of ethics and aesthetics and develops new marketing strategies with an emphasis on sustainability.

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BRAND FeATURe HeAL THe WORLD K.O.I., AMSTERDAM

Jeans 2.0 TExT Andreas Grüter

Keine Frage, die holländischen Denimheads von Kings Of Indigo, kurz K.O.I., machen das meiste anders und das allermeiste goldrichtig. Während das Gros der Konkurrenten auf die Herausforderung von steigender Nachfrage bei anziehenden Baumwollpreisen und einer Klientel mit zunehmend ausgeprägtem ökologischen Bewusstsein wahlweise mit Schockstarre oder halbgaren Öko-Subbrands reagiert, hat man im Amsterdamer Label-Headquarter die Chance im Risiko längst erkannt und setzt unter dem Motto ‚Recycle-RepairRe-Use‘ ganz auf eine Kombination aus traditionellem Jeanshandwerk, hochwertigem Design und selbstbewusster Zweitverwertung. Wie das alles genau funktioniert? J’N’C-Redakteur Andreas Grüter hat bei K.O.I.-Gründer und -Mastermind Tony Tonnaer nachgefragt. hallo tony. In sachen green-denim bist du kein neuling, warst lange Zeit managing director bei Kuyichi. Jetzt hast du K.o.I. aus der taufe gehoben. das thema nachhaltige Jeanswear scheint dir keine ruhe zu lassen. Ja, du hast völlig recht. Bevor ich bei Kuyichi gelandet bin, habe ich unter anderem für Pepe Jeans und für Ubi in Los Angeles gearbeitet und mich ehrlich gesagt nicht sonderlich um irgendwelche ökologischen Belange gekümmert. Nicht, dass mir das Thema Umwelt egal gewesen wäre, aber es gab einfach keine echten Diskussionen über alternative Anbau- und Produktionsmöglichkeiten und deshalb auch kein wirkliches Hinterfragen. Als ich dann 2003 bei Kuyichi anfing, wurde ich erst einmal für drei Monate nach Peru geschickt, um mir dort die Biobaumwoll-Plantagen anzuschauen. Eine Reise, die meine Sicht auf das Fashionbusiness fundamental geändert hat. Die intensive Arbeit mit dem Label tat dann ihr Übriges. Was hat dich dazu bewogen, 2010 Kings of Indigo zu gründen? Nachdem ich Anfang 2010 bei Kuyichi aufgehört hatte, brauchte ich erst einmal eine Auszeit, um mir über meine Zukunftspläne klar zu werden. Ich habe meine Ideen, meine Ideale und meine Interessen intensiv hinterfragt und bin schließlich zu dem Schluss gekommen, dass mir die Themen Jeans und Nachhaltigkeit nach wie vor einen gewaltigen Kick verpassen. Warum eine eigene Company? Ich wollte nicht mehr für andere arbeiten und hatte die nötigen Erfahrungen, Kontakte und Ideen. Also habe ich einfach losgelegt. Immer mehr eco-ambitionierte labels setzen auf organische baumwolle. der haken daran: der unverändert hohe Wasserverbrauch. Ihr hingegen arbeitet mit recycelware. Wie kommen solche experimente in der ja doch recht konservativen Jeansbranche an? Ich denke, wir kommen in Zukunft gar nicht mehr drum herum, uns mit dem Thema Recycling intensiver zu beschäftigen. Die Ressourcen werden knapper und jede Einsparung ist sinnvoll. Insofern sind die Schritte von Cotton zu Organic Cotton zu recycelter Ware durchaus alle evolutionär. Wir arbeiten teilweise auch noch mit organischer Baumwolle. Aber mir gefällt die Idee, einen Kreislauf zu schaffen, in dem recycelte Rohstoffe ein neues Produktleben eingehaucht bekommen, um irgendwann wieder zu Rohstoffen zu werden. In anderen Branchen ist das ja schon länger üblich. Leider hinkt die Modeindustrie hier etwas hinterher. Dabei liegt der Rohstoff quasi auf der Straße, denk doch nur einmal an den ganzen Verschnitt. Um auf deine Frage zurückzukommen: K.O.I. soll bei aller Liebe 64

Jeans 2.0 No doubt about it, the Dutch denim heads from Kings Of Indigo, or K.O.I. for short, are always stubbornly different, but usually spot on too. The challenge of increased demand, along with rising cotton prices and a clientele with a more pronounced ecological awareness, is putting most of their competitors into an advanced state of shock, leading to a rise in substandard “eco” brands. But at the Amsterdam label’s headquarters, they have long since spotted the opportunities inherent in taking a risk and, under the motto ‘recycle-repair-reuse’ are fully focusing on a combination of traditional jeans workmanship, high-quality design and confident recycling. How does all of that work exactly? J’N’C editor Andreas Grüter sat down with K.O.I. founder and mastermind Tony Tonnaer to find out.

hello Tony. you’re certainly not new to the game of green denim after working as managing director at kuyichi for a long time. And now you’ve set up k.o.I. you seem unable to avoid the issue of sustainable jeanswear. Yes, you’re absolutely right. Before I ended up at Kuyichi, I worked for labels like Pepe Jeans and Ubi in Los Angeles and, to be honest, I didn’t really deal with any kind of ecological issues. It’s not that I didn’t care about the environment, but there wasn’t really any discussion about alternative cultivation or production possibilities and that’s why I didn’t really question it. When I started working at Kuyichi in 2003, I was first sent to Peru for three months to see the organic cotton plantations there. It’s a journey that fundamentally changed my view of the fashion business. The intensive work with the label did the rest. what made you set up kings of Indigo in 2010? After leaving Kuyichi at the beginning of 2010, I initially needed some time out to work out what my future plans were. I really questioned my ideas, my ideals and my interests and finally came to the conclusion that I still get a huge kick out of the topics of jeans and sustainability. So why not set up my own company? I no longer wanted to work for other people and had the experience, contacts and ideas required. That’s why I simply set the ball rolling. more and more eco-ambitious labels are focusing on organic cotton. But the catch is the consistently high water consumption.



zur Nachhaltigkeit in erster Linie an seinen Produkten gemessen werden, weshalb unsere Denims auch absolut traditionell gefertigt sind. Wir legen viel Wert auf Qualität, Design und Detailarbeit und bewegen uns dabei wirklich auf höchstem Niveau. man muss seinem namen schließlich alle ehre machen … Genau. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir die Besucher unserer Website nicht mit grünen Produktinfos erschlagen, sondern vor allem unsere Styles sprechen lassen. Erstens sind wir keine Prediger, und zweitens glaube ich an das Konzept der Propaganda durch die Tat. Kings Of Indigo ist ein reguläres Jeanslabel, das jedoch zeigt, wie smart das nächste Denim-Level sein kann. Wer sich dann für unsere Ideen interessiert, bekommt auf unserer Homepage immer noch genug Futter. gehört zum „futter“ auch euer repair-service? Ja. Abgesehen davon, dass es ökologisch einfach sinnvoller ist, eine Jeans zu flicken, statt sie einfach in den Müll zu werfen, bekommt die Hose damit natürlich auch noch einmal wesentlich mehr Charakter. Wir haben doch alle unsere Lieblingsdenims im Schrank. Und je länger die halten desto besser, oder? Das Repair-Projekt ist allerdings noch in der Planungsphase. Ebenso wie die JeansrückgabeStation. Die Idee: Kunden können ihre alten Hosen beim Kauf eines neuen Paars abgeben und bekommen dafür einen Preisnachlass oder ein Gadget. Derzeit befinden wir uns in einem intensiven Dialog mit unseren Handelspartnern. Gib uns in der Sache noch ein paar Monate, okay? Wie viele shops beliefert ihr aktuell? In unserer ersten Saison, die jetzt anläuft, haben europaweit bereits rund 60 ausgewählte Läden unsere Styles im Programm. Die meisten davon interessanterweise in Deutschland, gefolgt von Holland, Schweden und der Schweiz. Wir bekommen derzeit allerdings ziemlich viele Anfragen. Ich gehe also davon aus, dass sich da in Kürze eine Menge tun wird. Zur nächsten Herbst/Winter-Saison 2012/13 steht erst mal ein Ausbau der Kollektion mit fünf neuen Denims für Herren und ebenso vielen für Frauen an. Hinzu kommen einige Tees und eine Accessoires-Serie mit ledernem iPhone-Cover, Gürteln und Keyrings. Es geht mit ziemlich großen Schritten voran.

your label, on the other hand, works with recycled goods. how are experiments like this received in the very conservative jeans industry? I think that in the future we’ll have no choice but to deal more with the subject of recycling. Resources are running out and every saving makes sense. In this respect the steps from cotton to organic cotton to recycled goods are very much evolutionary. We also work with organic cotton, but I like the idea of creating a cycle in which used materials are processed into raw materials that are given a new product life, to at some point then become raw materials again. In other industries this has been the case for some time now. Unfortunately the fashion industry is lagging behind in this respect. And the raw materials can be literally found everywhere; just think about all of the offcuts. But to get back to your question: in spite of our penchant for sustainability, K.O.I. should primarily be judged by its products, which is why our denims are also manufactured by absolutely traditional methods. We attach a lot of importance to quality, design and details, all at the highest standards. you do have a name to live up after all … Exactly. That is actually also the reason why we don’t bombard visitors to our website with green product information, but mainly let our styles speak for themselves. For one thing, we aren’t preachers and secondly I believe in the concept of winning people over by example. Kings Of Indigo is a regular jeans label, but one which shows just how smart the next denim level can be. If you are interested in our ideas, you’ll get enough fodder on our homepage. By “fodder” do you also mean offers like your repair service? Yes. Apart from the fact that it simply makes more sense ecologically to sew a patch on a pair of jeans instead of throwing them in the bin, this also gives them a lot more character. At the end of the day, we all have a favourite pair of denims in our wardrobes. And the longer they last, the better, don’t you think? The repair project is, however, still in the planning phase. Just like the jeans exchange station. The idea is that customers can hand in their old jeans when they buy a new pair and get a discount or a gadget in return. We are currently involved in intensive discussions with our retail partners. Just give us a few more months, okay?

Wir wünschen euch weiterhin viel erfolg!

how many shops are you currently supplying? In our first season that is just getting underway, around 60 selected stores throughout Europe already have our styles in stock. Interestingly enough, most of them are in Germany, followed by Holland, Sweden and Switzerland. But we’re currently also getting quite a few enquiries. So I’m assuming that there’ll be a lot to do very soon. For the next 2012/13 autumn/winter season we are firstly planning on extending the collection, with five new denims for men and just as many for the ladies. Not to mention several different tees and an accessories range with leather iPhone covers, belts and keyrings. We’re advancing towards the future with big steps.

www.kingsofindigo.com

good luck with it all!

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Brand Feature Heal tHe World WATTWASh, MArIThé & FrAnçOIS GIrBAuD

Vintage, ganz sauber TexT Fredericke Winkler

„There is still time to invent a new tomorrow“, so das Motto, mit dem Marithé und François Girbaud für ihr neues WattwashVerfahren werben. Das französische Kreativpaar hat eine Lasertechnik entwickelt, mit der sich Jeans unter unüblich umweltverträglichen Konditionen bearbeiten lassen. Hat François Girbaud die Chance, seine neue Erfindung persönlich zu präsentieren, findet er zuweilen drastische Worte. Worte die klarstellen, dass wenig Zeit bleibt, die Richtung zu wechseln, um nicht in den ökologischen Abgrund zu stürzen. Gerade die Wasserknappheit auf der Welt, so Girbaud, zwinge die Modeindustrie dazu, neue Technologien zum Einsatz kommen zu lassen. Der Franzose ist weithin für seine offensive Haltung bekannt – und das, obwohl das Thema Umweltverträglichkeit gerade für ihn und sein Brand äußerst delikat ist. Ausgerechnet Girbauds vestimentäres Medium, die Jeans, gilt unter ökologischen Gesichtspunkten als besonders problematisches Produkt. Ursächlich dafür: der komplexe Herstellungsprozess. So dreht sich bei Denim bekanntermaßen vieles um Waschung und Finishing. Wenn einer die traurigen Fakten kennt, dann ist es Girbaud. Immerhin entsprang Anfang der 70er Jahre das Stonewashing-Treatment seiner Feder – ein Verfahren, welches unter Verwendung Hunderter Liter Wasser und einiger Steine der Jeans ihren heute üblichen Used-Look verpasst. Man sieht regelrecht die Geißel in Girbauds Hand, wenn er auf den Moment zu sprechen kommt, als ihm die Konsequenzen seiner ‚Innovation‘ bewusst wurden. Doch nun kann er sie beruhigt beiseitelegen. Denn im Unterschied zum Stonewashing-Treatment ist Wattwash ein zu 97,5 Prozent wasserfreies Verfahren. Es lassen sich damit Oberflächen bearbeiten, aber auch Stoffe effizient zuschneiden. Selbst Muster kann man einprägen, etwa Karo oder Fischgrat, aber auch filigrane Bilder und Schriftzüge. Dadurch ergibt sich ein äußerst präzises Finish, das weit über eine Used-Optik hinausgeht und ganz neue kreative Möglichkeiten eröffnet. Das Fazit: So revolutionär Stonewashing vor 40 Jahren war, so gestrig ist es heute, und zwar nicht nur aufgrund der sündhaften Wasserverschwendung. Mittlerweile ist man schlicht in der Lage, saubere und flexibel anwendbare Technologien zu entwickeln, wie eben die Lasertechnik – ein Argument, mit dem Girbaud nicht nur seiner eigenen Erfindung von einst den Todesstoß gibt, sondern gleich auch das gesundheitsschädliche Sandblasting und die Säurebehandlung von Jeans an den Pranger stellt. Zwar ist für die Produktionsstätten das Umrüsten auf Lasermaschinen, zugegeben, erst einmal kostspielig. Doch der renitente Franzose lässt auch dieses Veto nicht zu. Aufgrund der effektiven Arbeitsweise amortisiere sich die Investition innerhalb einer überschaubaren Zeit. Der Mann weiß, dass es schwer fällt, ihm zu widersprechen. „I am a rebel, not a criminal“, beschließt Girbaud seinen denkwürdigen Vortrag. www.girbaud.com

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Clean Vintage “There is still time to invent a new tomorrow,” is the motto that Marithé and François Girbaud are using to advertise their Wattwash procedure. The creative French couple has developed a laser technique that can be used to finish jeans under unusually sustainable environmental conditions. Whenever François Girbaud has the opportunity to present his new invention personally, he often finds drastic words. Words that clarify how little time we have left to change the direction in which the planet is headed, to prevent us from falling into ecological ruin. In particular the world’s water shortage, according to Girbaud, is forcing the fashion industry to start utilising new technologies. The Frenchman is widely known for his headstrong attitude – even though the subject of environmental sustainability, for him and his brand especially, is an extremely delicate one. Of all things, Girbaud’s vestimentary medium, jeans, are regarded from an ecological point of view as an especially problematic product. And the reason for this is their complex manufacturing process. After all, it’s a well-known fact that, when it comes to denim, a lot revolves around washes and finishes. If anyone knows the depressing reality, then it’s Girbaud. After all, at the beginning of the seventies he was the pioneer of the stonewashing treatment – a procedure that uses hundreds of litres of water and several stones to give jeans the used look that is so common today. One can really see the whip in Girbaud’s hand the moment he becomes aware of the consequences of his ‘innovation’. But he can now set this aside with a sense of accomplishment: compared to the stonewashing treatment, Wattwash is a 97.5 percent water-free procedure. It is not only possible to process surfaces with it, but also effectively cut fabrics. Patterns, like checks or herringbone, can even be embossed into the material, as well as intricate images and lettering. The result is an extremely precise finish, which goes way beyond a used look and opens up brand new creative possibilities. So, in conclusion: stonewashing was as revolutionary 40 years ago as it is outdated today, and not only because of the fact that it sinfully wastes water resources. These days one is simply in a position to develop clean and adaptable technologies, just like laser technology – an argument with which Girbaud not only sounds the death knell for his own invention from back in the day, but also names and shames sandblasting and the acid treatment of jeans that are harmful to our health. Converting to laser machines certainly means a high initial cost for production facilities, but the refractory Frenchman does not accept that as an excuse either. Due to the effective working methods, the investment pays for itself within a reasonable length of time. Girbaud knows he’s a hard man to contradict. “I am a rebel, not a criminal,” is how he concludes his thought-provoking speech.



Brand Feature Heal tHe World QMIlCh, Anke DOMASke

Die MilCh MaCht’s TexT Fredericke Winkler

Im Sinne der Nachhaltigkeit sind Fasern nur dann zukunftsfähig, wenn sie aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Daher wählt der ökoaffine Kosument gerne Naturtextilien wie Cotton, Wolle oder Seide und verschmäht Chemiefasern, welche großteils auf Erdölbasis hergestellt werden. Eine einfache Formel wäre das, benötigte man für die Gewinnung von Naturfasern nicht unter anderem viel Fläche und ginge mit ihr nicht ein hoher Wasserverbrauch und Zeitaufwand einher – vor allem, wenn sie ökologisch korrekt, ohne Einsatz von Pestiziden und auf der Basis einer einwandfreien Tierhaltung erfolgen soll. Wie man es auch betrachtet: Naturfasern geben nicht das Potenzial her, alle Erdenbürger langfristig einkleiden zu können. Womit wir wieder bei der synthetischen Alternative wären, die unterdessen ohnehin besser ist, als ihr Ruf glauben macht. Bestes Beispiel ist die Erfindung der 28-jährigen Diplombiologin Anke Domaske, die unlängst eine neuartige Faser entwickelt hat. Qmilch heißt das Gewebe, das aus dem milcheigenen Stoff Casein gewonnen wird und erstmals komplett ohne Chemikalien auskommt. Milchbasierte Gewebe als solche sind nämlich nicht neu. Sie werden schon seit Jahrzehnten produziert, allerdings immer mit einem Chemiefaserzusatz von bis zu 75 Prozent und unter hohem Wasserverbrauch. Dank eines speziellen Verfahrens konnte Domaskes Hannoveraner Start-up-Unternehmen nun nicht nur gänzlich auf chemische Zusätze verzichten, sondern den Wasserverbrauch drastisch auf zwei Liter pro Kilo reduzieren. Darüber hinaus achtet Domaske darauf, ausschließlich Biomilch zu verwenden – und zwar solche, die für die Lebensmittelindustrie ungeeignet ist und andernfalls schlicht entsorgt würde. Von einem Abfallprodukt kann man bei dem hochwertigen Material allerdings in keinster Weise sprechen. Denn mit seiner Form- und Farbbeständigkeit ist das Gewebe vielfältig einsetzbar, in der Hotelund der Automobilbranche beispielsweise, ebenso in der Medizintechnik. Und: Es eignet sich hervorragend für Bekleidung und Heimtextilien. Durch die glatte, temperaturregulierende Beschaffenheit und die milcheigenen, antibakteriell und antiallergisch wirkenden Aminosäuren ist Qmilch vor allem für die Fertigung von allergikerfreundlichen Produkten attraktiv. In der Mode könnte es durch seine schmeichelnde Textur eine revolutionäre Alternative zur konventionellen Seide werden, nicht zuletzt, weil es aufgrund der effizienten Produktionsweise im Preis unter dem Seidenimitat Acryl liegt. Nach der erfolgreichen Markteinführung des Verfahrens ist Domaske nun vollauf damit beschäftigt, in Deutschland eine Infrastruktur für die Produktion ihrer Gewebe aufzubauen, sodass sie hofft, zukünftig auch großvolumige Aufträge annehmen zu können. Zum Stichwort Nachhaltigkeit ist zu sagen, dass zwar auch der Rohstoff Milch nicht unendlich zu beschaffen ist. Ergänzt um weitere verträgliche Fasern könnte Qmilch jedoch ein ernst zu nehmender Bestandteil der Textilversorgung der Zukunft werden. www.qmilk.eu

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it’s all in the Milk If we’re talking about sustainability, then only fibres sourced from renewable raw materials really have a future. This is why the ecosavvy consumer prefers to opt for natural textiles like cotton, wool or silk and steers clear of synthetic fibres, which are mostly made from petrochemicals. It would be an easy call if it weren’t for the need of, amongst other things, large areas for the cultivation of natural fibres and also if it wasn’t so time consuming and required such a high water consumption – especially if it is to be carried out in an ecologically correct way: without the use of pesticides and in adherence to animal welfare guidelines. To put it bluntly: natural fibres are not a viable solution to clothe the entire human race in the long term. Which brings us back to the synthetic alternative, which is, in any case, meanwhile a lot better than its reputation would have us believe. The best example is the invention by 28-year-old qualified biologist Anke Domaske, who recently developed a new fibre. Qmilch is the name of the fibre, which is obtained from Casein, a milk derivative and, for the first time, is made completely without the use of chemicals. Believe it or not, milk-based fabrics as such are nothing new. They have been being produced for decades, however, always with a chemical fibre additive of up to 75 percent and with a high water consumption. Thanks to a special procedure, Domaske’s start-up business, based in hannover, now not only completely forgoes the use of chemical additives, but also drastically reduces the water consumption to two litres per kilo. Furthermore, Domaske ensures that only organic milk is used – the kind which is unsuitable for the food industry and would otherwise simply be disposed of. But this high-quality material definitely does not come under the waste product category. After all, with its shape and colour retention, the fabric can be used in a variety of different ways, like in the hotel and automobile industries, as well as in medical technology. And: it is ideal for clothing and home textiles. Due to its smooth, temperatureregulating texture and the antibacterial and anti-allergy amino acids in the milk, Qmilch is mainly attractive for the manufacture of hypoallergenic products. Thanks to its silky smooth texture it could become a revolutionary alternative to conventional silk for the fashion industry, also down to the fact that due to efficient production methods its price is below that of the silk imitation acrylic. Following the procedure’s successful market launch Domaske is now busy developing an infrastructure in Germany in the hope that she can also take on large-volume orders in the future. regarding the keyword of sustainability, it has to be said that the raw material of milk is not available in never-ending quantities, but when complemented with other tolerable fibres Qmilch could become a respected integral part of the textile supply of the future.


Brand Feature Heritage J.LINDeBerg, STOCkHOLM

Progress With Patience TexT Ilona Marx

Edgy, und doch zeitlos. Elegant, aber nicht überkandidelt, so lässt sich der Stil von J.Lindeberg skizzieren. Verschrieben haben sich die Schweden einem eklektischen Mix aus Fashion und Function. In unseren Ohren klingt das sehr skandinavisch. Als Johan Lindeberg, vormals Global Marketing Director bei Diesel, 1996 beschließt, sein eigenes Label zu gründen, kann er auf zwei Geburtshelfer bauen: die Liebe zu smarter Mode mit Long-life-Garantie und jene zum Golfsport. Als im Herbst/Winter 1997 die erste Menswear-Kollektion in die Läden kommt, ist sofort klar, worum es geht: hochwertige Anzüge, feine Knitwear, Segelpolos und Jacken von einer Art robusten Eleganz, die Lindeberg in der Folge noch jede Menge Designpreise einbringen soll. 2003 geht die erste Womenswear-Range ins Rennen, 2005 die J.Lindeberg-Skiwear. 2009 dann der Umbruch: Nach einer Restrukturierung inklusive eines Relaunchs der Ski-Kollektion verlässt Johan Lindeberg das Unternehmen, dessen größter Anteilseigner seit 2007 die Investitionsfirma Proventus ist. Im Oktober 2011 gibt es erneut einen Inhaberwechsel: Eine Gruppe privater Investoren hält nun die mehrheitlichen Anteile. J’N’C-Chefredakteurin Ilona Marx besuchte Stefan Engström, Global Brand Director und seit 2007 ebenfalls Anteilseigner, und ChefDesigner Jessy Heuvelink, bereits seit 2004 mit an Bord, im neuen J.Lindeberg-Headquarter, um Genaueres über den Status quo zu erfahren – und erst einmal vor Neid zu erblassen. Denn seit vergangenem Jahr residiert das Stockholmer Label im ‚Stora Tullhuset‘-Gebäude, einem ehemaligen Zollhaus aus der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts, von keinem Geringeren entworfen als dem prominenten schwedischen Architekten Ferdinand Boberg. Herr Engström, Sie gehören zu den Gründern des schwedischen Sportswear-Brands Peak Performance. Was hat Sie 2007 bewogen, zu J.Lindeberg zu wechseln? Engström: Ich war über 20 Jahre bei Peak Performance, es wurde einfach Zeit für etwas Neues. J.Lindeberg repräsentierte schon damals eine starke Marke. Ich sah auch als Anteilseigner großes Potenzial, vor allem, weil es diese zwei Säulen gab: Fashion und Sportswear. Vor dem Einstieg in die Modebranche waren Sie Skiprofi, nicht wahr? Engström: Ja, aber das ist lange her. Ich habe meine aktive Karriere 1983 beendet, 1986 dann Peak Performance mitgegründet. Für Sie, Herr Heuvelink, als gebürtigen Niederländer dürften verschneite Berge ein eher unbekanntes Terrain gewesen sein. Heuvelink: (lacht) Dem kann ich nicht widersprechen. Dazu sind allein die Erinnerungen an meinen ersten Arbeitstag noch zu lebendig: Ich bin nachts mit dem Flieger gelandet, und als ich am nächsten Morgen aus der Tür trat, lag der Schnee einen Meter hoch. Wir hatten Februar, in Stockholm herrschten Temperaturen von gefühlten minus 30 Grad, und ich trug ein dünnes Nylon-Jäckchen. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen: Lindeberg hatte mich nicht für die Skiwear geholt, sondern ursprünglich für die Golf-Linie. Sie waren vorher als Sportswear-Designer bei Adidas tätig, richtig? 72

Progress With Patience Edgy, but still timeless. Elegant, but not over the top. That’s one way of summarising the J.Lindeberg style. The Swedes have dedicated themselves to an eclectic mix of fashion and function, which does indeed sound very Scandinavian to us. When Johan Lindeberg, previously global marketing director at Diesel, decided to launch his own label in 1996 he had two dead certs to rely on: his love of smart fashion with a long-life guarantee and his passion for golfing. When his first menswear collection hit the shelves in autumn/winter 1997, it was instantly obvious what it was all about: high quality suits, fine knitwear, sailing polos and jackets of a robust elegance, ensuring Lindeberg a whole host of design prizes in the ensuing years. In 2003 the first womenswear range entered the running, followed in 2005 by the J.Lindeberg skiwear line. Then the upheaval in 2009: after a restructuring, including the relaunch of the ski collection, Johan Lindeberg left the company, since 2007 the biggest shareholder of which had been the investment firm Proventus. In October 2011 the business changed hands once again: a group of private investors now own the majority of shares. J’N’C editor-in-chief Ilona Marx visited Stefan engström, global brand director and, since 2007 also shareholder, and head designer Jessy Heuvelink, on board since 2004, at the new J.Lindeberg headquarters to find out a bit more about the status quo. But not before going green with envy: since last year the Stockholm label has been based in the impressive ‘Stora Tullhuset’, a former customs building from the early twentieth century, designed by none other than renowned Swedish architect Ferdinand Boberg. Mr Engström, you are one of the founders of the Swedish sportswear brand Peak Performance. What made you switch to J.Lindeberg in 2007? engström: I had been at Peak Performance for more than twenty years, and it was simply time for something new. And J.Lindeberg represented a strong label even then. Also, as a shareholder I saw huge potential, especially because of these two pillars of fashion and sportswear. Before getting into the fashion business, is it true that you were a professional skier? engström: Yes, but that was a long time ago. I ended my active career in 1983 and co-founded Peak Performance in 1986. For you, Mr Heuvelink, born and bred in the Netherlands, snowy mountains were probably unknown territory. Heuvelink: (laughing) Well I certainly can’t deny that. My memory of my first day of work is still much too vivid: I landed by plane at night, and when I stepped out of the door the next day, there was a metre of snow outside. It was February, Stockholm felt like minus 30 degrees


Stefan engström, global Brand Director

Jessy Heuvelink, Chef-Designer

Heuvelink: Ja, das stimmt. Ich war gut zweieinhalb Jahre bei Adidas in Herzogenaurach, habe dort Erfahrungen im Performance-Segment gesammelt, unter anderem mit Swimwear und Radsport-Bekleidung. Am Beginn meiner Laufbahn als Designer stand allerdings die Arbeit für verschiedene Couturiers. Nach meinem FashionDesign-Studium an der School of the Arts in Utrecht und einem Master in Womenswear am Fashion Institute Arnhem habe ich unter anderem für Christian Lacroix gearbeitet, davor etwa ein Jahr auch für Viktor & Rolf. Doch, so sehr ich Couture als Kunstform schätze – irgendwann wurde mir klar, dass ich aus der Nische raus wollte.

and I was wearing a thin little nylon jacket. In my defence, I have to say: Lindeberg didn’t just bring me on board for the skiwear, but originally for the golf clothing line.

Von der opulenten Laufstegrobe hin zur Performance-Wear, ein ziemlich radikaler Schritt … Heuvelink: Sicher, aber gerade in seiner Radikalität für mich genau der richtige. Ich hatte vorher mit Stoffen für 500, 600 Euro den Meter hantiert, handbestickt und all das. Bei Adidas machte ich erstmals Bekanntschaft mit den kommerziellen Aspekten von Mode, mit Maximum-Budgets etwa, aber auch mit der Frage, welche Anforderungen der Kunde an ein Produkt stellt. Als Sportswear-Designer gehst du das Thema Materialwahl zum Beispiel völlig anders an. Der menschliche Körper und seine Bedürfnisse rücken stark in den Vordergrund. Das wirklich Befriedigende ist, dass ich mich nun, als Head of Design von J.Lindeberg, in der Position befinde, funktionale Mode zu entwerfen, die sich auch in puncto Schnitt und Detailing nicht verstecken muss. Eine ziemliche Untertreibung. Mit der Sartorial-Linie bietet J.Lindeberg ja sogar eine Maßkonfektion für Männer an. Soll die Marke künftig noch weiter in Richtung Fashion gepushed werden? Engström: Ein „Ja“ würde jetzt einen falschen Eindruck erwecken. Natürlich sind wir daran interessiert, auch international eine noch stärkere Aufmerksamkeit mit unseren Fashion-Kollektionen zu erregen, allerdings nicht auf Kosten unserer Sportswear, der Skiund Golf-Linien also. Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass die Fashionanbieter jede Menge von der Sportswear-Industrie lernen können. Dort kommen die neuesten Technologien zum Einsatz, gibt es die meisten Materialinnovationen. Wir möchten uns diese Innovationen auch künftig zunutze machen – für die Sportswear und die Fashion. Denn darauf hat J.Lindeberg während der Restrukturierung der letzten Jahre doch hingearbeitet: dass sich beides harmonisch zusammenfügt.

You were previously working at Adidas as a sportswear designer, weren’t you? Heuvelink: Yes, that’s right. I worked at Adidas in Herzogenaurach for a good two and a half years, and gained experience in the performance segment, including with swimwear and cycling gear. At the beginning of my designer career I worked for various different couturiers. After my fashion design degree course at the School of the Arts in Utrecht and a Master’s in Womenswear at the Fashion Institute Arnhem I worked for designers such as Christian Lacroix, and before that for about a year for Viktor & rolf. But despite highly rating couture as an art form, at some point I knew I wanted to get out of that niche. It’s a pretty radical step from the opulent catwalk dresses to performance wear … Heuvelink: Yes, but something that radical was exactly the right thing for me. Before that I had been playing around with materials that cost 500 and 600 euros per metre, hand-embroidered and all that. At Adidas, for the first time, I became acquainted with the commercial aspect of fashion, with maximum budgets for example, but also with the question of what demands the customer has on the product. As a sportswear designer, for example, you approach the topic of material selection in a totally different way. The human body and its requirements are suddenly very much in the foreground. The really satisfying thing is that, as the head of design at J.Lindeberg, I am in a position to design functional fashion that can really hold its own in terms of the cuts and detailing. That’s rather modest. With the Sartorial line, J.Lindeberg is even offering made-to-measure clothing for men. Will the label continue to be guided in a fashion direction in the future? engström: A “yes” would give the wrong impression right now. Of course we are interested in generating greater attention for our fashion collections internationally, but not if it means paying the price with our sportswear range, the ski and golf collections. All in all, I think that fashion suppliers could learn an awful lot from the sportswear industry. That’s where the latest technologies are being utilised and the most material innovations are taking place. We want to make use of these 73


Brand Feature Heritage J.LINDeBerg, STOCkHOLM

Heuvelink: Als ich bei J.Lindeberg anfing, liefen die einzelnen Linien noch einigermaßen nebeneinanderher. Heute kannst du einen Style aus der Golf-Kollektion nehmen und ihn problemlos mit einem Fashion-Teil kombinieren. Was die Entwicklung des Labels betrifft, ist es tatsächlich so, dass sich Sportswear und Fashion gegenseitig pushen. Vielleicht, weil der Link in einem skandinavischen Designverständnis besteht? Heuvelink: Bevor Stefan und die ganze Crew zu uns stießen, war J.Lindeberg noch um einiges trendorientierter als heute. Die popkulturelle Verankerung war ausgeprägter. Mittlerweile vertrauen wir allem voran auf unsere DNA, und die transportiert tatsächlich ein im Kern skandinavisches Lebensgefühl. Das fängt bei der Materialwahl an, betrifft die Zusammenstellung der Kollektionen und geht bis hin zu Fragen der Ausstattung und des Detailing. Wir leben hier im Norden Europas: Über das Futter eines Pea-Coats diskutieren wir uns auch schon mal die Köpfe heiß – und haben ihn natürlich sommers wie winters im Sortiment. Den Aspekt der Funktionalität jetzt mal außen vor: Es ist kein Geheimnis, dass die skandinavischen Marken in der letzten Dekade auch in stilistischer Hinsicht Maßstäbe gesetzt haben. Heuvelink: Ich kann natürlich nur aus meiner Perspektive sprechen, und die ist die eines Zugezogenen. Doch nach sieben Jahren in Schweden meine ich zwei Einflüsse auszumachen, die für skandinavisches Design typisch sind. Da ist zum einen die Natur. Nehmen wir das Beispiel Stockholm: eine Großstadt mit allem, was dazugehört, aber umgeben von Grün, von Wiesen und Bäumen und von der Ostsee mit ihren Buchten und Schären. Das prägt nicht nur das Freizeitverhalten der Menschen, sondern ihre gesamte Lebenseinstellung, die eben sehr aktiv und bewusst ist. Zugleich gibt es diese Tradition der klaren Linien, wie sie unter anderem das schwedische Möbeldesign des 20. Jahrhunderts verkörpert. In dieser Tradition steht auch J.Lindeberg, denn im Grunde kreieren wir klassische Mode, allerdings auf der Basis wenig klassischer Materialien und progressiv interpretiert. Ja, wir sind detailversessen, oft unkonventionell und natürlich auch exklusiv, speziell mit der Sartorial-Linie. Aber wir mögen kein Design um des Designs willen. Engström: Und da schließt sich der Kreis. Denn, warum findet man in den J.Lindeberg-Kollektionen beides: feinstes Kaschmir und TecMaterialien, die aus hundert Prozent Polyester oder Nylon-Polyester bestehen, wenn es der Zweck verlangt? Weil wir langlebige Mode schaffen möchten – nicht nur im Sinn eines Stil-Statements, sondern auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Ein gutes Stichwort. Ihre Firmenpolitik orientiert sich an den Green-Mind-Leitlinien. Was bedeutet das? Engström: Zunächst einmal sind wir seit April 2010 Mitglied der Fair Wear Foundation. Die Umweltregeln, denen wir folgen, wurden im J.Lindeberg Code of Conduct festgeschrieben, darunter der Verzicht auf gefährliche Chemikalien gemäß der EU-‚Reach‘-Richtlinien. Darüber hinaus leben wir den Reduce-reuse-recycle-Gedanken, wann immer es möglich ist, sei es in Sachen Produktion oder Transport. Der Anteil an Organic-Cotton wird stetig erhöht, und wir arbeiten mit einer neuen Wattierung aus hundert Prozent recyceltem Kunststoff. Zentral für J.Lindeberg ist, wie gesagt, auch der Slow-FashionAnsatz des zeitlosen Designs und der langlebigen Qualität. J.Lindeberg lässt sowohl in Europa als auch in China fertigen. Dort hat man in den letzten Jahren ja auch qualitativ mächtig aufgeholt … Engström: Das ist richtig und gilt speziell für Tec-Bekleidung und Outerwear. Ein Problem in China besteht für uns jedoch in den zumeist hohen Mindestproduktionsmengen. Damit haben wir in der Türkei, in Portugal, Tunesien und Osteuropa, aber auch in Italien, wo unsere Denims teils herstammen, nicht in dem Maß zu kämpfen. Dort ist man flexibler. Insgesamt geht unsere Tendenz daher wieder mehr Richtung Produktion in Europa, auch wegen der kurzen Wege. 74

innovations in the future – for the sportswear and for the fashion sector. That’s what J.Lindeberg has been working towards over the restructuring of the past years: the harmonising of both these aspects. Heuvelink: When I started out at J.Lindeberg the different lines all ran pretty much parallel. Nowadays you can take a style from the golf collection and combine it with a fashion item without a problem. So when it comes to the development of the label, sportswear and fashion can actually build on one another. Perhaps because there is a link to a Scandinavian understanding of design? Heuvelink: Before Stefan and the whole crew joined us, J.Lindeberg was much more trend-oriented than it is today. The pop-cultural connection was much more pronounced. Nowadays we mainly rely on our own DNA and that really does transport a way of life that is Scandinavian to the core. Starting with the choice of materials, affecting the selection of the collections, all the way to questions of design and detailing. This is northern europe after all: we can drive each other crazy just discussing the lining of a peacoat– which is of course part of the range in summer as well as winter. Leaving the aspect of functionality aside for a moment: it’s no secret that over the past decade Scandinavian labels have also been setting benchmarks from a style perspective. Heuvelink: I can only speak for myself, and that is from the perspective of an outsider who has moved here. But after seven years in Sweden, I see two influences that are typical of Scandinavian design. For one thing it is nature. Take Stockholm: a major city with everything that goes with it, but surrounded by greenery, by meadows and trees and the Baltic sea with its bays and archipelagos. That not only affects the recreational time of the people here, but also their entire attitude to life, which is very active and lived in a conscious way. At the same time, there is this tradition of clear lines, embodied by the Swedish furniture design of the twentieth century. This is the tradition that J.Lindeberg is also a part of, because basically we create classic fashion, albeit with less classical materials and progressively interpreted. Yes, we are obsessed by detail, often unconventional and natural and exclusive, especially with the Sartorial line. But we don’t like design just for the sake of it. engström: And that’s where we come full circle. After all, why can you find both of the following in the J.Lindeberg collections: the finest


Für die nächsten Jahre wird es wohl aber vorerst bei einem Mix bleiben. Heuvelink: Die Blazer- und Shirtstoffe beziehen wir schon jetzt viel aus Italien. Hundert Prozent Kaschmir oder gekämmte Wolle – J.Lindeberg möchte sich einfach auf diesem Niveau bewegen. Natürlich findet man in den Kollektionen auch ‚normale‘ Wool-Blends, aber Basics sind eben nicht alles. Wir wollen auch das Exklusive, Handgemachte – trotz anziehender Wollpreise. Wie ist denn die Resonanz? Wird Ihre Brand-Philosophie auch außerhalb Skandinaviens verstanden? Engström: Offensichtlich. Immerhin ist J.Lindeberg in den vergangenen Saisons gewachsen. Derzeit sind wir in etwa 35 Ländern präsent, verteilt auf Europa und Nordamerika, wo wir die Distribution selbst betreuen, und Asien, wo wir mit Partnern zusammenarbeiten. Wir betreiben knapp 20 eigene Läden, darunter einen im österreichischen Kitzbühel, und über 30 Shop-in-Shops. Dennoch: Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis wir überall als Brückenbauer zwischen Fashion und Function wahrgenommen werden. Gibt es Pläne für den deutschen Markt? Engström: Auf Deutschland ist sicherlich ein Fokus gerichtet. Zwar besteht bereits eine erfolgreiche Partnerschaft mit Sportcheck. Doch unsere Fashion-Kollektionen sind noch unterrepräsentiert. Es wäre toll, ein paar weitere starke Flagships in Mitteleuropa zu eröffnen, um unser Konzept in seiner gesamten Tragweite verständlich zu machen. London und München stehen dabei ganz oben auf unserer Wunschliste. Aber auch hier gilt wieder das Credo: bloß keine Schnellschüsse. Vielen Dank für das Gespräch.

cashmere and Tec materials, made from 100 percent polyester or nylon-polyester if the purpose demands it? Because we want to create fashion that will withstand the test of time – not just in the sense of a style statement, but also with a view to sustainability. And now that you’ve mentioned the topic: your company policy orients itself around the Green Mind guidelines. What does that mean? engström: Since April 2010 we have been members of the Fair Wear Foundation. The environmental rules we follow have been clearly set out in the J.Lindeberg Code of Conduct, such as forgoing the use of dangerous chemicals according to eU ‘reach’ guidelines. In addition to that we live by the reduce-reuse-recycle codex whenever possible, whether in terms of production or transport. The percentage of organic cotton used is constantly increasing, and we are working with a new padding made of 100% recycled plastic. Central for J.Lindeberg, as I already mentioned, is the slow-fashion approach of timeless design and the long-life quality. J.Lindeberg has its clothes manufactured in Europe as well as China. In respect to quality, things have really improved there over the past years… engström: Yes that’s true, especially for Tec clothing and outerwear. One of the problems for us in China are the mostly very high minimum order quantities. We don’t have that problem in Turkey, Portugal, Tunisia and eastern europe, or even in Italy where most of our denims come from. They are more flexible there. All in all, the tendency is to manufacture more within europe, also because of the shorter distances. But for the next few years it will remain a mix. Heuvelink: Most of the materials for our blazers and shirts now come from Italy. 100 percent cashmere or fully combed wool – J.Lindeberg simply wants to remain at this standard. Of course there are also “normal” wool blends in the collection but basics aren’t everything. We also want the exclusive, handmade items – in spite of rising wool prices. What kind of feedback are you getting? Is your brand philosophy understood outside of Scandinavia? engström: Apparently, yes. After all J.Lindeberg has expanded over the past seasons. At the moment we are represented in around 35 countries, spread over europe and North America, where we take care of distribution ourselves, and Asia where we have partners. We run around 20 of our own shops, in locations like kitzbühel in Austria, and over 30 shop-in-shops. Nevertheless: it’s likely to still take a while until we are perceived as the bridge builders between fashion and function. Are there any plans for the German market? engström: There is definitely a focus on germany. We already have a successful partnership with Sportcheck. But our fashion collections are still rather under- represented. It would be great to open a few more strong flagships in Central europe to enable us to convey our concept in all its facets. London and Munich are top of our wish list. But it’s never a good idea to rush these things. Thank you very much for talking to us.

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Brand Feature Handmade AIgLe, CHâTeLLerAULT/FrANkreICH

Die KautschuK Könige TexT Ilona Marx

Es gibt Paris, und es gibt die Provinz. Das weiß auch Hiram Hutchinson, als er 1853 beschließt, sein Glück in Frankreich zu machen – der Goldgräberstimmung in seiner US-amerikanischen Heimat zum Trotz. Der clevere Geschäftsmann hat erkannt, dass die Straßen in der zentralistischen République zwar sternförmig auf die Hauptstadt zulaufen, der Rubel für ihn jedoch anderswo rollen wird: auf dem Land. Immerhin leben hier Mitte des 19. Jahrhunderts 90 Prozent aller Franzosen. ‚Compagnie du Caoutchouc Souple‘ nennt sich die Firma, die Hutchinson kurz nach seiner Ankunft gründet, ‚Aigle‘ die Marke, die nur fünf Jahre später täglich bereits 14.000 Paar wetterfeste Schuhe und Kautschukboots hervorbringt, nebst Regenbekleidung, Zelten und anderem Outdoor-Zubehör. ‚Die Anpassung des Menschen an die Natur‘, das ist es, was auch die Erben des zielstrebigen Emigranten noch immer antreibt – eine Aufgabe, die, von Aigle zum Leitmotiv erhoben, mit Blick auf die Gegenwart ebenso sinnvoll wie kompliziert erscheint. Sparen wir uns also das Wort ‚Gummistiefel‘, wenn wir auf das Produkt zu sprechen kommen, mit dem die Marke bis heute rund ein Viertel ihres Umsatzes macht. Sprechen wir über das, worum es wirklich geht: die handwerkliche Verarbeitung des Naturprodukts Kautschuk. Zunächst ein paar Zahlen: 750 Tonnen des aus dem Milchsaft des Kautschukbaums gewonnenen Rohstoffs gelangen jährlich in die geschickten Hände der 200-köpfigen Aigle-Crew. 1,2 Kilo werden pro Stiefelpaar benötigt. 60 Arbeitsschritte braucht es, bevor eines dieser Paare die Reise in einen der weltweit etwa 250 Aigle-Stores antritt, 24 Monate, um sich das entsprechende Know-how anzueignen. Zwar gehört Aigle seit 2003 zur Schweizer Maus Frères Holding. Doch eines ist gleichgeblieben, seit Hutchinson den Grundstein für die Erfolgsgeschichte legte: Es gibt noch immer nur die eine, französische Manufaktur, in der produziert wird. Sie befindet sich heute in Châtellerault im Département Vienne, der vielzitierten französischen Provinz also. Wo, wenn nicht hier, ließen sich Klassiker wie der ‚Chantebelle‘, der bei seiner Premiere 1967 die landläufige Vorstellung von einem Jagdstiefel komplett über den Haufen warf, oder der ‚Miss Juliette‘ mit dem kleinen Absatz für etwas Glamour selbst mitten in der Pfütze aus rund 15 Einzelteilen per Hand zusammensetzen – und schließlich bei 140 Grad vulkanisieren, ein Verfahren, auf das Hutchinson einst das Exklusivrecht erwarb, von keinem Geringeren als dessen Erfinder Charles Goodyear. Würde man auf diesen Schritt verzichten, die Stiefel blieben unelastisch – und ließen sich damit auch nicht, wie es zwecks Qualitätschecks bei jedem einzelnen Aigle-Exemplar geschieht, für Sekunden zum Ballon aufblasen. Apropos: Was die findigen Franzosen keineswegs aufblasen, sondern vielmehr leben, ist das Thema Green-Fashion, setzen sie doch auch abseits des Signature-Produkts Kautschukboot auf nachhaltige Produktion. So kommen im Rahmen der Outerwear wie auch der Komplettkollektionen für Damen, Herren und Kids unter anderem recycelte Kunststoffe zum Einsatz, bei den Wattierungen beispielsweise, aber auch in Form von Polarfleece. Der Anteil an OrganicCotton wird stetig erhöht. Doch nicht nur der Spagat zwischen Ressourcenschonung und internationaler Durchsetzungsfähigkeit gelingt, sondern auch der zwischen Functionalwear und Fashion. Denn wem, wenn nicht Aigle, verdanken wir das Privileg, heute 76

Kings of caoutchouc There’s the city of Paris, and then there’s the countryside. Hiram Hutchinson was well aware of this when he decided to go to France and make his fortune in 1853 – despite the gold rush fever back home in America. The sharp business man realised that the boulevards may well run in a star-shape toward the republic’s capital, but that the real money lay elsewhere: in the countryside. After all, in the middle of the 19th century, ninety percent of the entire population lived in rural areas. ‘Compagnie du Caoutchouc Souple’ is the name of the company that Hutchinson set up after arriving in France, and ‘Aigle’ was the brand, which, a mere five years later, was producing 14,000 pairs of waterproof shoes and rubber boots a day, as well as rainwear, tents and other outdoor equipment. ‘For the reintroduction of man into nature’ is what drives the determined emigrant’s heirs. This task has even become Aigle’s guiding principle, and with regard to the present day seems to make sense despite being an elaborate process. So let’s avoid the word ‘welly’ when talking about the product that still accounts for a quarter of the company’s turnover. Lets talk about what it really comes down to: the handcrafted aspect of the natural rubber product. Here are a few statistics to begin with: 750 tonnes of raw materials, derived from the milky sap of the rubber tree, are transported into the nimble hands of the 200-strong Aigle crew. 1.2 kilos are needed per pair of boots. 60 working steps are taken before a pair of boots is released into the world to one of 250 Aigle stores around the globe and it takes 24 months for workers to learn the necessary skills. Aigle has belonged to the Swiss Maus Frères Holding since 2003, but since Hutchinson laid the foundation stone for this success story one thing has remained the same: all of the boots are still produced by one single factory. Located now in Châtellerault in the Département Vienne, situated in the aforementioned French countryside. Where else but here could classics like the ‘Chantebelle’ be made, which totally transformed the commonly accepted idea of a hunting boot with its premiere in 1967. Or the ‘Miss Juliette’, which, with its small heel ensured a touch of glamour even when standing in a puddle. All of these models are put together by hand from around 15 individual pieces, and then vulcanised at 140 degrees, a method for which Hutchinson once bought the patent from none other than its inventor


selbst im launenhaften Frühjahr mit trockenen Füße durch die City zu spazieren, ohne uns modische Blöße zu geben? Ein Hoch auf die Latexfetischisten der etwas anderen Art. www.aigle.com

Charles goodyear. If this step in the process were left out, the boots would remain stiff, and wouldn’t be capable of being blown up like a hot air balloon, which is what happens to every single Aigle boot as part of the quality check. Talking of hot air: one thing the French practice that certainly isn’t hot air is ecological fashion. As well as their signature product, the rubber boot, the company is also a proponent of sustainable production. recycled plastic is used in outerwear as well as the womenswear, menswear and kids collections, for example in the padding, but also in the form of polar fleece. The percentage of organic cotton used is also constantly growing. But it is not just the balancing act between conserving resources and remaining competitive on an international level, but also the balancing act between functional clothing and fashion that Aigle is attempting. After all, who, if not Aigle, do we have to thank for the privilege of being able to retain dry feet during inclement weather in the city, without having to relinquish our sense of style? Here’s to the somewhat different kind of latex fetishists. 77


Brand Feature How we Love it BrANDerY, BArCeLONA

siDe By siDe TexT Ilona Marx

‚Love your way‘ so das Motto der anstehenden Brandery Barcelona, die in ihrer sechsten Saison ein perfektes Paket schnürt – als da wären die Tradeshow, der ‚Brandtown‘ und ein neuer Termin, der nicht nur der Branche, sondern auch der Fashionista entgegenkommen dürfte. Stichwort: Partytime. Ein Wochenende randvoll mit Gelegenheiten, seine modischen Visionen zu inszenieren, zu kommunizieren und diskutieren – das erwartet die Besucher der führenden Street- und Urbanwear-Messe Südeuropas vom 27. bis 29. Januar. Wie schon in der Auflage von vergangenem Sommer wird es neben der Tradeshow für das Fachpublikum mit dem ‚Brandtown‘ ein Forum geben, das den Austausch der Marken und Kreateure mit der Öffentlichkeit fördert. Und da die in Barcelona bekanntlich ebenso modeinteressiert wie feierwütig ist, leuchtet komplett ein, dass das Mode-Event im Montjuïc Exhibition Centre erstmals von Freitag bis Sonntag stattfindet und neben den Trends für Herbst/Winter 2012/13 jede Menge Extras parat hält. „Die Aussteller selbst haben den Anstoß für einen public space gegeben“, erklärt Brandery-Chef Miquel Serrano das Konzept des ‚Brandtowns‘. „Sie suchen den Ideenaustausch und direkten Dialog mit der Zielgruppe.“ Eine Option dazu bietet sich im Rahmen von Catwalk-Shows oder anlässlich der ‚On the Store Front‘-Ausstellung, an der sich Designstudenten aus Barcelona beteiligen, aber auch schlicht bei der gemeinsamen Party. So ist die Kooperation mit Advanced Music, den Veranstaltern des legendären Sonár-Festivals, die bei der zurückliegenden Sommeredition Live-Acts wie Ladytron und Nouvelle Vague im Gepäck hatten, in trockenen Tüchern. Ebenso vielversprechend auch die Resonanz im Lager der Brands: Namen wie Custo Barcelona, Superdry oder Zu Elements haben angekündigt, sich nicht lumpen zu lassen, wenn es darum geht, das Motto ‚Love your way‘ und die damit verbundene demokratische Modemessage mit Leben zu füllen. Auch in Sachen Business gilt das Credo: Jeder nach seiner Façon. Mit ‚Denim‘, ‚Fashion‘ und ‚Sports & Street‘ stehen den Ausstellern im Rahmen der Tradeshow nicht nur drei Themen-Areas zur Verfügung. Unter der Überschrift ‚Speed Dating‘ organisiert die Messe zudem wieder Meetings zwischen Ein- und Verkäufern. Ebenfalls beibehalten wird die Tradition des Ideenlaboratoriums ‚The Laundry‘ mit Blogger-Meeting, Workshops und Vorträgen. Mit von der Partie hier u. a. Isabel Mesa, Chefin der Online-Trend-Forecasting-Agentur WGSN. Last but not least lockt der Brandery-Catwalk, auf dem sich zuletzt etwa 40 Brands präsentierten. Klingt, als sei tatsächlich für jeden das Passende dabei. www.thebrandery.com

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siDe By siDe ‘Love your way’ is the motto of the upcoming Brandery Barcelona, which is entering its sixth season with a perfect package – it includes the tradeshow, the ‘Brandtown’ and a new date that will not only please the industry, but also all of the fashionistas in town. get ready to party. A weekend brimming with chances to present your fashion visions, to communicate and discuss – that is what visitors to southern europe’s leading street and urbanwear tradeshow can expect from 27 until 29 January. And just like the previous show in the summer, in addition to the trade fair for professional visitors there will also be a forum for exchange between labels, designers and the public, going by the name of ‘Brandtown’. It’s a well-known fact that Barcelona is just as enthusiastic about partying as it is about fashion, so it seems logical that the fashion event in the Montjuïc exhibition Centre will be taking place from Friday to Sunday for the first time. In addition to the new trends for autumn/winter 2012/13, there are also plenty of extra treats in the pipeline. “It was the exhibitors themselves who expressed their desire for a public space,” says Brandery boss Miquel Serrano, explaining the concept of ‘Brandtown’. “They were interested in more direct contact and dialogue with their target groups.” And this is possible at the catwalk shows or the ‘On the Store Front’ exhibition, which design students from Barcelona are participating in, but also at the big party. And the cooperation with Advanced Music, the organisers of the legendary Sonár Festival, has been confirmed. Last summer they organised live acts like Ladytron and Nouvelle Vague. Just as promising is the feedback from the brands themselves: names like Custo Barcelona, Superdry and Zu elements have all promised they’ll won’t be left behind when it comes to demonstrating their commitment to the motto ‘Love your way’ and bringing the associated democratic fashion message to life. And also in terms of business the credo is: do it your way. With ‘Denim’, ‘Fashion’ and ‘Sports & Street’, the exhibitors not only have three themed arenas at their disposal, but under the motto ‘Speed Dating’ the fair is also organising meetings between buyers and sellers. The traditional idea laboratory ‘The Laundry’ will still be a fixture, with blogger meetings, workshops and presentations, by Isabel Mesa, head of the online trend forecasting agency WgSN, for example. Last but not least, another highlight is the Brandery catwalk, where around 40 brands presented their collections last time round. So it really sounds as if there’ll be something for everyone.


modamont.com

14  16 FEB. 2012

PARIS-NORD VILLEPINTE HALL3

INTERNATIONAL TRADE SHOW OF TRIMMING AND SUPPLIES FOR FASHION AND DESIGN

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A Kind Of Guise

Magic Mountain

LaBeLs to WATCH

frischer WinD TexT Valerie Soschynski

Ein neues Jahr, ein altes Credo: J’N’C leitet Sie durch den Modedschungel! Fünf vielversprechende Neuentdeckungen aus Europa stehen diesmal im Fokus, darunter der Jungdesigner Richard Kravetz, der in seinem Berliner Atelier traumhafte Abendkleider in leuchtenden Farben entwirft – und dabei stets die richtige Balance zwischen Glamour und Down-to-earthFeeling findet. Ebenfalls in Berlin beheimatet: das Label Blame von Sarah Büren und Sonja Hodzode, zwei Ex-Kommilitoninnen, die ihre Erfahrungen aus High-Fashion und Streetwear zu einer einzigartigen Mischung aus femininen Basics und Vintage-Elementen wie Stickereien und traditionellen Stoffen kombinieren. Die beiden Kopenhagener Newcomer Magic Mountain und Brics hingegen erweitern den minimalistisch skandinavischen Stil – und setzen dabei ganz unterschiedliche Akzente. Last but not least, stellen wir Ihnen das Münchner Label A Kind Of Guise vor: Mit originellen, in Handarbeit gefertigten Ledertaschen und -rucksäcken haben sich Yasar Ceviker und Susi Streich bereits einen Namen gemacht. Jetzt legen sie mit einer kompletten Herrenlinie nach. Wir wünschen viel Spaß beim Kennenlernen und Entdecken dieser neuen Talente! A new year, an old credo: J’N’C is guiding you through the fashion jungle! This time the focus is on five promising new discoveries from europe, including young designer richard kravetz, who designs stunning, vibrantly coloured evening dresses in his Berlin atelier – and always manages to find the right balance between glamour and a down-to-earth attitude. Also based in Berlin is the label Blame by Sarah Büren and Sonja Hodzode, two former fellow students, who combine their experiences with high-fashion and streetwear to form a unique mix of feminine basics and vintage elements like embroidery and traditional fabrics. The two Copenhagen newcomers Magic Mountain and Brics, on the other hand, are adding their slant to minimalist Scandinavian style – and setting new accents. Last but not least, we are presenting you with the Munich label A kind Of guise: with their original, hand-made leather bags and rucksacks, Yasar Ceviker and Susi Streich have already made a name for themselves. Now they are upping the ante with a complete men’s line. We hope you enjoy discovering all of these new talents!

Brics

Blame


Taschen, Lederaccessoires und mehr. Die I.L.M Offenbach zeigt die Saisonneuheiten Herbst | Winter 2012-13. Im Fokus: Internationale Lifestyle- und Modemarken, Young Cultureund Sportlabels, First-Class Angebote f端r Reise und Business.

10.-12.3.2012 Hier sind die Trends. Hier ist der Markt. Messe Offenbach GmbH Kaiserstr. 108 -112 D - 63065 Offenbach am Main Fon + 49 69 829755 - 0 Fax + 49 69 829755 - 60 www.messe-offenbach.de info@messe-offenbach.de

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Magic Mountain Schlichte Magie Magic Mountain – Hinter diesem märchenhaften Namen verbirgt sich ein zauberhaftes neues Design-Duo aus Kopenhagen. Aus ihrer gemeinsamen Faszination für Kristalle heraus gründeten Anne Elman Clausen und Sanne Frank ihr eigenes Label. Denn nicht nur das leuchtende Farbspiel der verschiedenen Steine hat es den langjährigen Freundinnen angetan, sondern vor allem deren subtile Energie. Widmeten sich die beiden zu Beginn noch einer reinen Kristallschmuck-Kollektion, kam zum Herbst/Winter 2011/12 eine komplette Womenswear-Linie hinzu. Der Look setzt auf puristische Lässigkeit „mit einem Hauch New Age“, so die beiden Designerinnen. Spiritualität liegt in der Luft und manifestiert sich unter anderem in Drucken auf schillernder Seide. Wie dem ‚Magic Mountain‘-Print, einer wahren Traumlandschaft in dunklen Lila- und Blautönen auf fließenden Kleidern, Hosen, Capes, Blazern oder auch Taschen. Für die typischen Drucke ist vor allem Sanne verantwortlich, die am Graphic Arts Institute of Denmark studiert hat und sogar einen Preis beim International Festival of Creativity in Cannes gewann. Auch Anne verbindet Mode und Kunst, sie leitet nebenbei die KünstlerAgentur ‚Gejst‘. Wenig überraschend also, dass es auch die neue Frühjahr/Sommer-2012-Kollektion versteht, eleganten Minimalismus mit einer Casual-Attitude zu verbinden. Schlichte, einfarbige Hemden, Kleider, Chinos oder Jumpsuits in leichter Baumwolle sind klassisch und entspannt zugleich. Der neue Print der Saison: das blau-graue, geometrische Muster ‚Thunder Bird‘.

see COPeNHAgeN FASHION Week, 1.-5. FeBrUAr 2012 PArIS FASHION Week, 28. FeBrUAr – 7. MärZ 2012

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the Magic touch Magic Mountain – The brains behind this fairytale-like name are a magical new design duo from Copenhagen. resulting from a shared fascination for crystals, Anne elman Clausen and Sanne Frank set up their own label. Because it wasn’t just the shimmering colour effects of the crystals, but most of all their subtle energy, that impressed the old friends so much. While their initial focus was on a collection featuring crystal jewellery only, a complete womenswear line was added in autumn/winter 2011/12. The look is all about purist casualness “with a hint of New Age”, according to the two designers. Spirituality is in the air and manifests itself, for example, in the prints on shimmering silk. Like the ‘Magic Mountain’ print, a veritable dreamscape in dark purple and blue tones on flowing dresses, trousers, capes, blazers or even bags. It is mainly Sanne who is responsible for the typical prints. She studied at the graphic Arts Institute of Denmark and even won a prize at the International Festival of Creativity in Cannes. Anne brings the two elements of fashion and art together: as well as designing, she also runs the artist agency ‘gejst’. So it’s not much of a surprise that the new spring/summer 2012 collection also brilliantly combines elegant minimalism with a casual attitude. Sleek, plain-coloured shirts, dresses, chinos and jumpsuits in light cotton are classic and laid-back at the same time. The new print of the season: the blue-grey geometric pattern ‘Thunder Bird’.

Buy Visit HeNrIk VIBSkOV BOUTIqUe, WWW.MAgICMOUNTAIN.Dk kOPeNHAgeN, OSLO U.S. IMPOrT, kOPeNHAgeN VOO, BerLIN DePArTMeNTSTOre-CABINeT, BerLIN


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Brics Urban MiniMalisM Wie würde wohl das Label von Dänemarks größtem Fashionblog aussehen? Im besten Fall wäre es eine Kombination aus minimalistisch skandinavischer Ästhetik und lässigem Streetstyle. Genau dieser Fall ist jetzt eingetreten: Ingrid Munch, Elise Born und Stephanie Gundelach vom Kopenhagener Blog ‚Anywho‘ haben im November 2011 ihr eigenes Label Brics gegründet, wobei keine der drei Mädels den klassischen Weg über eine Modedesign-Schule gegangen ist. Ingrid studiert vielmehr Wirtschaft und Psychologie und modelt nebenbei, Stephanie ist, wie Elise, für Design und Technologie eingeschrieben und arbeitet zusätzlich als Stylistin. Die gemeinsame Leidenschaft für Mode brachte die Freundinnen nach fast vier Jahren gemeinsamer Blogerfahrung nun dazu, auch als Designer aktiv zu werden. Zusammen kreieren sie puristische Basics made in Denmark, die nach Lust und Laune kombiniert und ergänzt werden können – und sollen. So entstehen individuelle Looks, mal sportlich, mal klassisch. In jedem Fall ganz im Sinn der ‚Bricolage‘Philosophie, dem Erschaffen von Neuem durch Zusammenführung des Verschiedenen. Mit geräumigen Mänteln aus feiner Virgin- oder Merino-Wolle in warmem Orange, Pastellblau und sanftem Beige brachte die Premierenkollektion zum Winter 2011/12 fröhliche Abwechslung in die graue Jahreszeit. Die Modelle mit Namen wie ‚Tokyo‘ oder ‚Paris‘ warteten mit einem gekonnten Kimono-Cut auf, ganz locker mit einem Stoffband – oder, noch lässiger: gar nicht – zusammengehalten. In Sachen Lebensfreude noch eins drauf setzt die Frühjahr/Sommer-2012-Kollektion, wenn viel Farbe mit schlichten Schnitten und einer sportlichen Silhouette kombiniert wird.

URBAN MINIMALISM What would the label by Denmark’s biggest fashion blog look like? In the best case scenario it would be a combination of minimalistic Scandinavian aesthetic and casual street style. And that’s exactly what’s happened here: in November 2011, Ingrid Munch, Elise Born and Stephanie Gundelach from the Copenhagen blog ‘Anywho’ set up their own label Brics, without any of the three ladies ever having taken the classic route of studying fashion design. Ingrid studies economics and psychology and models on the side, Stephanie is, like Elise, enrolled in a design and technology course and also works as a stylist. After almost four years of blog experience, their shared passion for fashion has now resulted in the friends also becoming designers. Together they create purist basics made in Denmark, which can – and should – be mixed and matched as you see fit. This results in individual looks, sometimes sporty and sometimes classic. Very much along the lines of the ‘bricolage’ philosophy, creating something new by adding something different. With roomy coats made from fine virgin or Merino wool in warm orange, pastel blue and gentle beige, their premiere collection in winter 2011/12 was a cheerful antidote to the grey season. The coats, with names like ‘Tokyo’ and ‘Paris’ have a sharply cut kimono style, with a simple knotted textile belt for a very laid-back look – or even more casual: untied and worn loosely. And the spring/summer 2012 collection will be bringing even more joy to our lives and combining plenty of colours with sleek tailoring and a sporty silhouette.

VISIt+BUy WWW.BrICS-STorE.CoM

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Blame Detailreich RICH IN DEtAIL Die Kommilitoninnen Sarah Büren und Sonja Hodzode mussten sich nach ihrem Modedesign-Studium 2005 in Trier erst einmal trennen, um schließlich, fünf Jahre später, ihr gemeinsames Label Blame in Berlin zu gründen. Die Zwischenzeit nutzten beide für kreative Erfahrungen im Ausland. So arbeitete Sonja in New York bei Marc by Marc Jacobs und später für Michael Michalsky in Berlin. Sarah ging zunächst in die Schweiz zu Hugo Boss und anschließend zu Preen nach London. Das Wissen aus dem Streetwear- und High-FashionSegment konnte das Duo dann in sein eigenes Label einbringen, das vor allem für eines steht: Tragbarkeit. So verliert sich Blame weder in Exzentrik noch in unterkühltem Purismus, sondern schafft stattdessen klassische Mode mit internationaler Ausrichtung. Eine der Lieblingsinspirationsquellen ist dabei Diors ‚New Look‘ der 50er Jahre, weil er modern und zeitlos zugleich daherkommt. Gleiches gilt für die Blame-Frühjahr/Sommer-2012-Kollektion, die, erstmals vorgestellt auf der ‚Premium‘, nicht nur beim Berliner Publikum für Aufmerksamkeit sorgte. Geordert wurde auch von ausländischen Shops, die den spezifischen Mix aus schlichten Schnitten und liebevollen Details wie Cut-Outs in Stricktops, abnehmbare, verzierte Krägen oder auch bunte Farbtupfer auf Blusen, Röcken und Kleidern ebenfalls zu schätzen wissen. Zumal Einzelstücke in Himmelblau, Orange und Silber die überwiegend in sanftem Mint und Beige gehaltene Linie zusätzlich auffrischen. Denn das macht Blame aus: schicke Kleidung mit feinen Besonderheiten.

SEE PrEMIuM, BErLIN, 18.-20. JANuAr 2012 MErCEDES BENz FAShIoN WEEk, STuDIo SPACE, 18.-21. JANuAr 2012

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BUy WWW.STYLESErVEr.DE WWW.AChTEINhALB.CoM

Fellow students Sarah Büren and Sonja hodzode went their separate ways after completing their fashion design degrees in 2005 in Trier, before setting up their own label Blame in Berlin together five years later. But they used this time apart to gain creative experience abroad. Sonja worked in New York at Marc by Marc Jacobs and later for Michael Michalsky in Berlin. Sarah first went to Switzerland for hugo Boss and then to Preen in London. The two designers were then able to contribute their knowledge from the streetwear and high-fashion segment to their own label, which, above all, stands for one thing: wearability. Blame neither loses itself in eccentricity nor in ueber-cool purism, preferring instead to create classic fashion with an international focus. one of their favourite sources of inspiration is Dior’s ‘New Look’ of the fifties, because it is both modern and timeless. The same applies to the Blame spring/summer 2012 collection, which was presented for the first time at the ‘Premium’ trade show in Berlin. And it hasn’t only attracted attention amongst a Berlin audience. It is also being ordered by international shops overseas, who also appreciate the specific mix of sleek tailoring and elaborate details like cut-outs in knitted tops, detachable and embellished collars or bright dashes of colour on blouses, skirts and dresses. In addition there are individual pieces in sky blue, orange and silver, which add a refreshing touch to the mainly delicate mint and beige line. That is what makes Blame stand out: sophisticated clothing with special, exquisite features.

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A Kind Of Guise not one of a KinD Standard-Models fürs Lookbook nehmen? Kommt für die Gründer von A Kind Of Guise Yasar Ceviker und Susi Streich nicht infrage. Die beiden zeigen lieber echte Charakterköpfe aus ihrem Bekanntenkreis. Denn an oberster Stelle steht bei dem Münchner Label Authentizität. „Was wir sind, ist, was wir entwerfen“, lautet das Motto. Inzwischen besteht das AKOG-Team aus fünf Freunden, die Kunst, Design oder Bildhauerei studiert haben oder noch fleißig studieren. Angefangen hat alles mit einer kleinen Taschenkollektion aus Vintage-Leder, produziert aus den Restbeständen einer alten Medizinball-Manufaktur. Dank ihrer präzisen Verarbeitung und liebevollen Details wie Stiftfächern stießen die vier handgefertigten Modelle sofort auf gute Resonanz. Es folgte eine weitere erlesene Kollektion mit neu interpretierten Sportbeuteln, ebenfalls aus Leder, sowie Gürteln mit original indianischen Mustern, ergänzt um einen grob gestrickten Pullover – alles in Handarbeit in Deutschland hergestellt. Im Sommer 2010 kam dann schließlich die erste komplette Herrenkollektion mit lässigen Stoffhosen, schlichten Hemden und schicken Blazern zu den Lederrucksäcken und -taschen hinzu. Eine Saison später erschien die erste Frauenlinie im gleichen coolen und unangepassten Stil. AKOG findet mittlerweile auch fernab der Heimat großen Anklang. So wurde die Herbst/Winter-2011-Kollektion in Tokio, die aktuelle Frühjahr/Sommer-2012-Range in Paris vorgestellt. Ein Beweis dafür, dass sich authentische Qualität und Leidenschaft immer durchsetzen.

NOt ONE OF A KIND Featuring standard models in their look books? out of the question for the founders of A kind of Guise, Yasar Ceviker and Susi Streich. They prefer to choose real personalities from their circle of friends. Because the utmost priority for the Munich label is authenticity. “What we are is what we create,” is the motto. The AkoG team meanwhile consists of five friends, who have studied, or are still in the process of studying art, design or sculpture. It all started with a small bag collection made from vintage leather, produced from the leather remnants of an old medicine ball factory. Thanks to their precision manufacturing and intricate details, like pen compartments, the four handmade models immediately proved popular. Another exquisite collection followed, this time with reinterpreted sport bags, also made from leather, plus belts with original American Indian patterns, complemented by a chunky knit pullover – all made by hand in Germany. In summer 2010 the first complete men’s collection with casual trousers, simple shirts and sophisticated blazers were added to the range of leather rucksacks and bags. one season later the first ladies’ line was released, in the same cool and nonconformist style. AkoG is meanwhile also finding fans beyond its home city. Which explains why the autumn/winter 2011 collection was presented in Tokyo, and the current spring/summer 2012 range in Paris. Proof that authentic quality and passion always win through in the end.

BUy VISIt WWW.AkINDoFGuISE.CoM/ WWW.AkINDoFGuISE.CoM ShoP

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Richard Kravetz farbenfroh COLOUR SpLASH Romantische Schnitte, leuchtende Farben und schillernde Stoffe – Kein Zweifel: Seit Richard Kravetz sein nach ihm benanntes Womenswear-Label gelauncht hat, weht merklich ein frischer Wind durch Berlin. Hier residiert der Jungdesigner in einem Atelier am Hackeschen Markt, eine Location, in der er vergangenen Juli im Rahmen der Berlin Fashion Week auch seine Premieren-Kollektion für Frühjahr/Sommer 2012 vorstellte. Deren modisches Spektrum reicht von körperbetonten Kleidern mit ausgefallener Faltenoptik in strahlendem Rot, Grün und Blau bis hin zu klassischen Modellen in Schwarz. Dabei wirken die Entwürfe des gebürtigen Moldawiers dank feiner Materialien wie Seide oder Satin sehr edel und trotz auffallender Details nie zu verspielt. Im Gegenteil: Es herrscht eine klare Linie. Neben Abendkleidern kreiert Kravetz auch schlichte Hosen und Shorts in Braun- und Beigetönen mit raffinierten Falten sowie dezente Kleider und Röcke in Weiß. Den Weg in die Modewelt fand der 33-Jährige übrigens über seine zweite Leidenschaft, das Tanzen. Mit kreativem Talent gesegnet, machte sich der ausgebildete Choreograf eines Tages daran, für das gesamte Tanzteam die Showoutfits in Eigenregie zu entwerfen und zu nähen. Kurz darauf entschied sich Kravetz dann für das Modedesign-Studium in Litauen. Ein guter Entschluss, sonst hätten wir womöglich auf seine märchenhaften Kreationen verzichten müssen.

SEE MErCEDES BENz FAShIoN WEEk, ATELIEr & ShoWrooM, BErLIN, 20. JANuAr 2012

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BUy ATELIEr & ShoWrooM rIChArD krAVETz, BErLIN

romantic cuts, vibrant colours and colourful fabrics – no doubt about it: since richard kravetz launched his eponymous womenswear label, there has been a noticeable fresh breeze blowing through Berlin. This is where the young designer has his atelier at the hackescher Markt, a location where he also presented his premiere collection for spring/ summer 2012 during Berlin Fashion Week last July. The fashionable spectrum of this collection ranges from body-enhancing dresses with an unusual pleated look in vivid red, green and blue down to classic models in black. But thanks to exquisite materials like silk and satin, the designs by the native Moldavian come across as very elegant and, despite eye-catching details, never too fancy. on the contrary: clear lines play an important role. As well as evening dresses kravetz creates simple trousers and shorts in brown and beige tones with sophisticated pleats, as well as understated dresses and skirts in white. The 33-year-old discovered his passion for fashion through his second love, dancing. Blessed with creative talent, one day the qualified choreographer sat down to design and sew the show outfits for the entire dance team on his own. Shortly afterwards kravetz decided to begin a fashion design degree in Lithuania. Which turned out to be a very good decision, otherwise we might have missed out on enjoying his fairytale-like creations today.

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rETAIL Unknown Union kAPSTADT

KapstaDt KaleiDosKop TExT Gerlind Hector FoTo Inge Priens, Francesca Romeo

Wer in Kapstadt auf der Suche nach einer gediegenen Herrenboutique ist, sollte um das Unknown Union einen großen Bogen machen. Denn hier vibriert die Luft – dank Farbflash und fantastischem Markenmix. „Ralph Laurens persönlicher Alptraum wollten wir werden“, lacht Sean Shuter, der im vergangenen Jahr den wohl coolsten Menswear-Store in Kapstadt eröffnet hat. Also bitte kein Mahagoni, keine Jagdtrophäen, keine gediegene Herrenclub-Atmosphäre. Und tatsächlich: Das Unknown Union sieht aus, wie einmal quer durch den Regenbogen gezogen. Unterschiedlich hohe Regalquader in streng geometrischer Anordnung erstrahlen in fluoreszierenden Neonfarben, die zum Teil ineinander verlaufen. Decke und Wände sind blendendweiß und mit symmetrisch angebrachten Leuchtröhren versehen. „Das ist das Werk des New Yorker Architekten Rafael de Cárdenas, den ich seit Langem bewundere“, so Shuter. „Cárdenas hat schon tolle Projekte rund um den Erdball verwirklicht. Das Unknown Union ist allerdings seine Premiere auf dem afrikanischen Kontinent.“ Auch Sean Shuter hat es von New York nach Kapstadt verschlagen. Sowohl im Big Apple als auch im quirligen Tokio hat er bereits Ladenkonzepte kreiert – und irgendwann war ihm nach einer echten Herausforderung. „Ende 2010 kam ich mit einem Freund aus Kapstadt ins Gespräch, der fand, seine Heimat sei reif für ein völlig neues Retail-Konzept. Während der FußballWM war ich dann hier und gleich begeistert von der Stadt, den Leuten und dem riesigen Potenzial“, schwärmt Shuter. Die passende Location fand man in einem historischen Gebäude aus dem 18. Jahrhundert im Herzen von Kapstadt. Bei der Sanierung entdeckten die Handwerker alte Terrakotta-Fliesen, die mit ihrem warmen Grundton den perfekten Kontrast zum strahlenden Weiß der Wände und der knalligen Inneneinrichtung bilden. Das Gefühl, inmitten eines riesigen Kaleidoskops zu stehen, wird durch die ungewöhnliche Auswahl an Fashion und Accessoires verstärkt, darunter Shorts des amerikanischen Surferlabels Warriors of Radness oder italienische Sonnenbrillen von Super, „die beim Autofahren perfekt vor dem gleißenden afrikanischen Sonnenlicht schützen“, wie Shuter findet. Ebenfalls Teil des Portfolios: Workwear der US-Traditionsmarke Pendleton, die bislang 88

CApE tOwN’S KALEIDOSCOpE If you find yourself looking for an elegant, upmarket menswear boutique in Cape Town, you should steer well clear of Unknown Union. After all, this store is anything but – thanks to the flash of colour and fantastic mix of brands.

auf dem afrikanischen Markt nicht zu finden war, und Taschen von Billykirk, die von Amish People aus Pennsylvania hergestellt werden. Lokale Modedesigner wie Themba Mngomezulu vervollständigen den besonderen Markenmix. Ohnehin will man im Kapstädter Unknown Union verstärkt die Designer vor Ort fördern. Als besondere Plattform dafür vorgesehen ist die obere Etage, zu der eine schneeweiße Wendeltreppe führt. Hier sollen im Wechsel Künstler, Modedesigner oder Pop-up-Stores angesiedelt werden. Eindeutiges Lieblingsbaby von Sean Shuter ist die Eigenmarke ‚UU‘ (kurz für ‚Unknown Union‘), hinter der sich Designer Daniel Jackson verbirgt. Das Besondere: Alle Teile werden ausschließlich in Afrika gefertigt, und von jedem verkauften Produkt geht ein Obolus an afrikanische Charity-Projekte. Klein, aber fein ist UU im März 2011 mit grafisch gestalteten T-Shirts gestartet und wird nun peu à peu ausgeweitet. Mittlerweile gibt es auch Langarm- und Poloshirts; zusätzlich ist eine kleine Damenkollektion in Planung. Expansion nicht ausgeschlossen, denn zu Sean Shuters Freude stößt das UU-Fashionund Ladenkonzept auch international auf Resonanz. Händler in Nordamerika, Europa und Australien haben bereits Interesse angemeldet. Kapstadt liegt also nicht am Ende der Welt, wie manch Nordlicht glauben möchte, sondern am Ende des Regenbogens – das gilt zumindest für das Unknown Union.

“We want to become ralph Lauren’s personal nightmare,” laughs Sean Shuter, who opened the coolest menswear store in Cape Town last year. So please no mahogany, no hunting trophies, no sophisticated gentlemen’s club atmosphere. And unknown union does actually look like it has been dragged backward through a rainbow. Square shelf blocks arranged at different heights in strictly geometric order are ablaze with fluorescent neon colours, some of which blend into one another. The ceiling and walls are dazzlingly white and decorated with symmetrical neon tubes. “That’s the work of New York architect rafael de Cárdenas, whose work I’ve admired for a long time,” Shuter tells us. “Cárdenas has worked on lots of fantastic projects around the globe. But unknown union is his premiere on the African continent.” Sean Shuter also came to Cape Town from New York. he had already created store concepts in both the Big Apple as well as in bustling Tokyo – and was eventually ready to take on a real challenge. “At the end of 2010 I got talking to a friend from Cape Town, who thought that his native country was ready for a brand new retail concept. I was here during the football World Cup and was immediately impressed by the city, the people and the huge potential,” Shuter enthuses. he found the suitable location in a historic building dating from the 18th century in the heart of Cape Town. During its renovation the workmen discovered old terracotta tiles, which with their warm basic tone form the perfect contrast to the brilliant white of the walls and the loud interior design. The feeling that you’re standing in the middle of


a giant kaleidoscope is underlined by the unusual selection of fashion and accessories, including shorts by the American surfer label Warriors of radness and Italian sunglasses by Super, “that perfectly protect you from the blazing African rays while you’re driving,” according to Shuter. The portfolio also includes workwear by traditional uS brand Pendleton, which had not been available on the African market until now, and bags by Billykirk, made by Amish people from Pennsylvania. Local fashion designers like Themba Mngomezulu round off the unique range of labels. In any case, at unknown union they want to support local designers. A special platform for precisely this purpose is the upper floor, to which a snow-white spiral staircase leads. Artists, fashion designers or pop-up stores will take it in turns to occupy the space. Sean Shuter’s little baby is clearly the store’s own label ‘uu’ (short for ‘unknown union’), designed by Daniel Jackson. What makes it unique is the fact that all items are produced exclusively in Africa and that a percentage of every item sold is donated to African charity projects. uu started out as a small, but mighty collection of graphic design T-shirts in March 2011 and is now being gradually extended. Long-sleeved shirts and polos are now available; and a small ladies’ collection is also in the pipeline. Expansion is not ruled out: much to Sean Shuter’s delight, uu fashion and his store concept have stirred up plenty of international attention and retailers in North America, Europe and Australia have already expressed an interest. So Cape Town isn’t located at the end of the world, as many North Europeans would like to believe, but at the end of the rainbow – or at least that is true of unknown union.

UNKNOwN UNION 24 kLooF STrEET kAPSTADT SüDAFrIkA T +27 (0)71 4581662 WWW.uNkNoWNuNIoN.Co.zA

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rETAIL DUDes FacTory BErLIN

creative coMMUnity TExT Gerlind Hector

Nette Leute treffen, junge Künstler fördern, Spaß haben – und trotzdem Geld verdienen? Zwei ehemalige Werber haben ein völlig neues Ladenkonzept entwickelt, das nicht nur Fashion-Freaks glücklich macht, sondern auch junge Kreative tatkräftig unterstützt. Kunst und Kommerz miteinander zu verkuppeln – das kann schon mal schiefgehen. Nicht so beim Kreativlabel Dudes Factory in Berlin. Die ehemaligen Werber Arnaud Loix van Hooff und Heribert Willmerdinger hatten im vergangenen Jahr die zündende Idee und zogen mit ihrem Laden in die angesagte Berliner Torstraße. „Entweder hier oder gar nicht!“, fand Willmerdinger, der natürlich auch den internationalen Markt im Blick hatte. „Die Torstraße ist nicht so kommerziell, und eine Adresse in Berlin macht sich einfach gut.“ Recht hat er, denn hier in Berlin-Mitte gibt es noch die skurrile Mischung aus exklusiver Kunstgalerie auf der einen Straßenseite und ranzigem Waschsalon schräg gegenüber. Im vergangenen Jahr wurde beinah im Monatsrhythmus ein neuer Laden oder ein neues Café mit Kultpotenzial eröffnet. Dudes Factory ist allerdings nicht bloß irgendein neuer cooler Store mit dem üblichen Markenmix. Zentrum des 80 qm großen Ladens ist ein Rechner: das ‚Dudes Lab‘. Hier kann sich jeder, der mag, sein individuelles Shirt oder Hoodie am Bildschirm kreieren. Basis bilden die Vorlagen der im Dudes ausstellenden Künstler. Motiv, Farbe oder Größe können dann per ‚mix and match‘ frei variiert werden. Nur 35 Euro muss man für ein Shirt mit Frontprint über den Tresen wandern lassen. Ein Witz, wenn man bedenkt, dass man gerade ein einzigartiges Kunstwerk geschaffen hat – eines, das sich sofort überstreifen lässt. Gedruckt wird nämlich digital und direkt, Folien oder andere aufwändige Vorlagen braucht es nicht. Die künstlerische Freiheit ist also unerschöpflich. „Ich freue mich jeden Monat auf die ‚Special Products‘!“, schwärmt Casiegraphics alias Stefanie Haslberger. Die Berliner Urban-ArtKünstlerin verwandelt nicht nur Leinwände, sondern auch Skateboards, Gitarren und Hubschrauber in faszinierende Kunstwerke und hat im vergangenen Sommer mit den beiden ‚Dudes’ zusammengearbeitet. „Die Arbeit mir Heribert und Arnaud war genial. 90

Die Dudes sind einfach supercool und easy.“ Keine Vorgaben, kein Druck – Casiegraphics tobt sich gerne mit Pinsel und Marker aus und kann von ihrer Kunst bereits leben. Im Gegensatz zu vielen anderen jungen Kreativen, für die die Factory nicht selten das perfekte Sprungbrett ist. „Wir arbeiten jeden Monat mit einem anderen Künstler zusammen, der den Store und seine Objekte völlig frei gestalten kann“, so van Hooff. Ob Modedesigner, Graffiti- oder Streetart-Künstler, jeder macht, wozu er Lust hat. Um den Rest, also um Verkauf, Promotion und Eröffnungsevent, kümmern sich die Ladeninhaber. Auf diese Weise verändert sich das kreative Universum im Dudes permanent; Abwechslung und Überraschungen sind garantiert. Und das Schönste: Wer scharf auf ein selbst gestaltetes Shirt ist, muss dafür nicht extra nach Berlin fahren: Einfach auf die Homepage der Dudes Factory gehen und kreativ werden! Den Rest erledigen Drucker und Post. Einziges Problem: Die Auswahl an Motiven und Farbkombis ist so verlockend groß, dass man sich wirklich schwer entscheiden kann.

CREAtIVE COMMUNIty Meet nice people, support young artists, have fun – and get paid for it? Two former advertisers have developed a brand new store concept that is not only making fashion freaks happy, but also actively supporting young creatives. Combining art and commerce has been known to backfire in the past. But not in the case of creative label Dudes Factory in Berlin. Last year the former advertisers Arnaud Loix van hooff and heribert Willmerdinger came up with this brilliant idea and set up a shop on the hip Berlin Torstraße. “It was either going to be here or nowhere at all!” says Willmerdinger, who, of course, also had his eye on the international market. “The Torstraße is not that commercial, and it’s good to have an address in Berlin.” And he’s right, as, here in Berlin-Mitte, you can still find the bizarre mix of exclusive art gallery on one side of the street and rundown laundrette diagonally opposite. Last year


there was a new store or a new café with cult potential opening up pretty much every month. But Dudes Factory is a lot more than yet another cool store stocking the usual mix of brands. The centrepiece of the 80 m² premises is a computer: the ‘Dudes Lab’. Anyone who wants to can create their own individual shirt or hoodie at the computer screen. Templates by the artists exhibiting in Dudes serve as a basis. You can then mix and match the designs, colours and sizes, according to personal preferences. A shirt with front print will set you back a mere 35 euros. A real bargain when you consider that you have just created a unique artwork – one that you can start wearing straight away. The printing is done digitally and directly onto the garment, with no need for transfers or complex templates. So there is no end to your artistic freedom. “I really look forward to the ‘special products’ every month!” says Casiegraphics alias Stefanie haslberger enthusiastically. The Berlin urban artist not only transforms canvases, but also skateboards, guitars und helicopters into fascinating pieces of art and worked with the two ‘Dudes’ last summer. “It was brilliant

working with heribert and Arnaud. They’re just such cool dudes and really easy-going.” No specifications, no pressure – Casiegraphics loves letting her creativity run wild with a paintbrush and markers and is already making a living from her art. unlike many other young creatives, for whom the Factory is often the perfect springboard. “Every month we work together with a different artist, who has absolute free rein in designing the store and its contents,” van hooff tells us. Whether fashion designer, graffiti or street artist, everyone can do what they feel like doing. And the store owners take care of the rest, namely the sales, promotion and opening event. So this means that the creative universe in Dudes is permanently changing: variety and surprises guaranteed. And the best thing about it: if you want to get your hands on a self-designed shirt, you don’t have to travel all the way to Berlin to get it: simply check out the Dudes Factory homepage and get creative! Everything else is done by the printer and the postal service. The only problem is that you’ll be hard pushed to choose one design from the huge selection of images and colour combos.

DUDES FACtORy TorSTrASSE 138 10119 BErLIN T +49 (0)30 40005899 WWW.DuDES-FACTorY.CoM

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rETAIL The LiTTLe hoUse NEW York

so hot in soho TExT Gerlind Hector FoTo Kate Kunuth

Inspiration, Kreativität und Spaß mit guten Freunden – das war der Wunsch von drei umtriebigen New Yorkern. Mit ihrem Little House haben sie ein einzigartiges Ladenkonzept und ein kleines Refugium für besondere Menschen und ihre Bedürfnisse geschaffen. ‚For members only‘ – aber nur manchmal! Savania Davies-Keiller, Mitinhaberin des Little House, hat über zehn Jahre an ihrer Ladenidee gefeilt und will garantiert niemanden vergraulen. Im Gegenteil: „Wir wollten eine natürliche, ungekünstelte Atmosphäre schaffen, die uns, unsere Mitglieder und Kunden inspiriert“, so Savania. „Einen Ort der Ruhe, wo man sich künstlerisch austauscht und seine Ideen weiterentwickeln kann.“ Und so wurde das Little House mitten im New Yorker Stadtteil SoHo ihr neuer Lebensmittelpunkt, der etwas bietet, das man in den Hotspots der US-Metropole vergeblich sucht: Privatheit, die Lust auf Kreativität macht. Seit rund einem Jahr trifft sich im Little House regelmäßig ein kleiner, aber feiner Kreis von Künstlern, Mode- und Medienleuten, die sich offiziell als Members angemeldet haben. Donnerstag-, freitag- und samstagnachmittags sind auch NonMembers herzlich willkommen und dürfen sich zwischen weiß getünchten Backsteinwänden, Holzregalen und Orientteppichen auf Entdeckungsreise begeben. Derweil arrangiert die attraktive Ladeninhaberin ein paar Vintage-Vasen auf einem alten Schemel oder stellt die Bücher wieder in Reih und Glied. Wühltisch oder Grabbelecke gibt es hier nicht; jedes Kleidungsstück oder Wohnaccessoire ist etwas Besonderes und wird auch so behandelt. „Neu-Mitglieder sind stets willkommen!“, betont Savania, die regelmäßig zu Vernissagen, Künstlervorträgen oder kleinen Dinnerpartys einlädt – Events, in deren Rahmen auch die neuesten Kreationen der hauseigenen Kollektion anprobiert werden können. Wer im rund 90 qm großen, katakombenartigen Ladenlokal wohlbekannte Markenlabels erwartet, wird allerdings enttäuscht. Dafür gibt’s Fashion für Individualisten: seltene Vintage-Teile, Denim oder handgewebte Schals aus Metallgarn der Textildesignerin Nawal Gebreel. Natürlich sind auch ‚homemade‘ Produkte dabei, denn das Designstudio von Savania Davies-Keiller und ihrem Kollegen Joel Alexander Morales liegt nur 92

ein Stockwerk höher. Beide eingefleischte New Yorker und Kenner der Kunst- und Modeszene, sind Savania und Joel seit rund zehn Jahren ein bewährtes Team und haben schon gemeinsam für New Balance Lifestyle oder DDCLAB gearbeitet. Inzwischen kreieren sie unter anderem lederne Tote-Bags zum Wenden oder Jacken aus Alpakawolle, die über ungeahnte thermische Qualitäten verfügen. Perfekt wird das Inhaber-Trio mit Savanias Ehemann Michael Capotosto. Der Geschäftsführer der Filmproduktionsgesellschaft ‚Atlas Productions‘, zu deren Kundenkreis GAP, Brioni oder Jimmy Choo gehören, wirkt im Little House unter anderem als Kurator – wobei er in dieser Funktion auch schon einmal die eigenen Werke ausstellt. Als Maler und Bildhauer ist Capotosto nämlich ebenfalls kein Unbekannter, wie die Präsenz seiner Arbeiten in renommierten New Yorker Galerien beweist. Ganzer Stolz der drei Little-House-Eigentümer ist die nagelneue, ab sofort jährlich erscheinende Publikation ‚The Little House Periodical‘. „Hier zeigen wir einen Querschnitt besonderer Kunstwerke, die uns berühren, in Kombination mit ausgewählten Texten“, schwärmt Savania. Stundenlang kann sie von ihren Plänen und Ideen für das Little House erzählen. Wer sich vom KreativVirus infizieren lassen möchte, sollte beim nächsten New-York-Trip unbedingt ein paar Stunden im Little House mit einplanen.

SO HOt IN SOHO Inspiration, creativity and fun with good friends – that was the wish of three dynamic New Yorkers. With their Little House they have created a unique store and a small haven for exceptional people. ‘For members only’ – but only sometimes! Savania Davies-keiller, co-owner of the Little house, has been fine-tuning her store idea for more than ten years now and definitely doesn’t want to deter anyone. on the contrary: “We wanted to create a natural, uncontrived atmosphere, that inspires us, our members and customers,” says Savania. “An oasis of tranquility, for creative exchange and developing ideas.” And so her new focus of

attention became the Little house right in the heart of New York’s Soho district, which offers something that you’ll be hard pushed to find in the hotspots of the uS metropolis: privacy that fosters creativity. A small circle of artists, fashion and media folk, who have officially signed up as members, have been regularly meeting up at Little house for almost a year. Non-members are also very welcome on Thursdays, Fridays and Saturday afternoons and can embark on a journey of discovery amidst the whitewashed brick walls, wooden shelves and oriental rugs, all while the attractive shop owner arranges a few vintage vases on an old footstool or straightens the books in neat rows. You won’t find a bargain bin or a rejects table here; every item of clothing or interior accessory is something special and also treated as such. “New members are always welcome!” emphasises Savania, who regularly invites guests to exhibition openings, artist lectures or small dinner parties – events, during which the newest creations of the in-house collection can also be tried on for size. But you’ll be disappointed if you’re expecting to find wellknown brands and labels in the catacomb-like store, which covers an area of 90 m². Instead there is fashion for individualists: rare vintage pieces, denim or hand-woven scarves made from metallic yarn by the textile designer Nawal Gebreel. of course they also stock ‘homemade’ products, as the design studio of Savania Davies-keiller and her colleague Joel Alexander Morales is located just one floor up. Both die-hard New Yorkers and connoisseurs of the art and fashion scenes, Savania and Joel have been working together as a strong team for around ten years now and have collaborated for New Balance Lifestyle


and DDCLAB. Nowadays they create items including reversible leather tote bags and jackets made from Alpaca wool, which boast undreamt-of thermal qualities. The owner trio is completed by Savania’s husband Michael Capotosto. The managing director of the film production company ‘Atlas Productions’, whose clients include GAP, Brioni and Jimmy Choo, is responsible for curating the art exhibited at Little house – whereby in this role he has also been known to exhibit his own works. Capotosto has made a name for himself as a painter and sculptor, as proven by the presence of his work at renowned New York galleries. The pride and joy of the three Little house owners is their brand new publication ‘The Little house Periodical’, which will be published annually as of this year. “We are showing a cross-section of unique art that strikes a chord with us, in combination with selected texts,” enthuses Savania. She could talk for hours about her plans and ideas for the Little house. If you want to be infected by her contagious creativity, you should make sure you plan a few hours for a visit to Little house during your next trip to New York.

tHE LIttLE HOUSE 71 SuLLIVAN STrEET NEW York T +1 212 9666099 WWW.ThELITTLEhouSENYC.CoM

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MooDy GooDs AuS DEM rEICh DEr TIErE

Ob bissig oder zahm, Piepmatz oder falsche Schlange: In dieser Ausgabe widmen wir uns unseren tierischen Freunden. Denn ihre Artenvielfalt ist faszinierend – so faszinierend, dass sich so manch Designer von dem Sujet nachhaltig inspiriert fühlt. Whether vicious or tame, chirruping birds or snakes in the grass: this issue we are focusing on our animal friends. After all, the variety and diversity of their many species is fascinating – so fascinating that many a designer has been known to take inspiration from it.

MoooI

HOCH zU ROSS

MArC JACoBS

SCHLANGENFREUNDLICH Für dieses Modell musste garantiert keine Schlange leiden! Wer keine unbequemen Lederschuhe tragen will, aber mal aus seinen Turnschuhen raus möchte, geht mit diesem Herrenmodell von Marc Jacobs den goldenen Mittelweg. Die Ledersneaker im 80s-RetroLook mit Schlangenprägung und klassischer Schnürung sind bequem und schick zugleich – und eine schöne Alternative für Couturefans und Clubgänger. No snakes were harmed in the making of this model, we promise! If you’ve had enough of wearing uncomfortable leather shoes, but want to get out of your trainers, you’ll find a happy medium with this men’s model by Marc Jacobs. The 80s retro-style leather sneakers with faux snakeskin look and classic lacing are comfortable and chic at the same time – and a great alternative for couture fans and clubbers alike. www.marcjacobs.com

Jetzt wird ein Kindheitstraum wahr: Getreu dem Motto ‚Das Glück der Erde …‘ verfrachtet die schwedische Designgruppe Front im Auftrag des niederländischen Labels Moooi das Pferd direkt ins Wohnzimmer. Das 2,10 Meter hohe, tiefschwarze Ross aus einem Metallgerüst und Polyester braucht viel Freiraum, um wirken zu können. Hat es den, wird es schnell zum geliebten Familienmitglied. Es spendet nämlich nicht nur angenehmes Licht, sondern dient außerdem als Sitzgelegenheit. Mit dem ‚Pig Table‘ und der ‚Rabbit Lamp‘ warten bei Moooi übrigens noch weitere tierische Mitbewohner auf ein neues Zuhause. A childhood dream is coming true: really taking to heart the German saying that translates as “The greatest happiness on earth is sitting on a horse’s back”, the Swedish design group Front, on behalf of Dutch label Moooi, is bringing a trusty steed directly into your living room. The 2.10 metre high, black beauty, made from a metal frame and polyester, needs plenty of space to really come into its own. But once this has been taken care of, it will soon become a popular member of your family. The lamp not only gives off a pleasant light, but also serves as a seat with a twist. And with the ‘Pig Table’ and the ‘rabbit Lamp’, Moooi has even more animals needing a new home.

JEEYuN hA DESIGNS

pOCAHONtAS VERMäCHtNIS Genauso stellen wir uns den Schmuck einer modernen Pocahontas vor: Die in Brooklyn lebende Designerin Jeeyun Ha kreiert filigrane Schmuckstücke und Accessoires, die ihre Liebe zur Kultur der Amazonas-Ureinwohner widerspiegeln. Dabei verarbeitet die Absolventin der renommierten New Yorker Parsons The New School for Design unterschiedlichste Federn und kombiniert diese mit 14-karätigem Gold oder Sterling Silber. Das Ergebnis sind zarte Kreationen wie die ‚Ganiji-Ohrringen‘, die Eleganz mit dem wilden Spirit indianischer Tradition vereinen. This is exactly what we imagine the jewellery of a modern Pocahontas to look like: Brooklyn-based designer Jeeyun ha creates fi ligree pieces of jewellery and accessories, which reflect her love for the culture of the indigenous peoples of the Amazon. The graduate from Parsons The New School for Design in New York takes the most varied feathers and combines them with 14-carat gold or sterling silver. The result is delicate creations like the ‘Ganiji Earrings’, which combine elegance with the wild spirit of the American Indian tradition.

www.moooi.com www.jeeyunhadesigns.com

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hAoShI

HIpp HIppO MArkuS LuPFEr

GANz SCHöN GEFäHRLICH Wie kaum ein anderer versteht es der in Deutschland geborene Designer Markus Lupfer, Tiermotive ausgehschick zu machen. Sein Label mit Sitz in London vereint Lässigkeit, Eleganz und viel Humor zu einer einzigartigen Mischung. Für seine Frühjahr/Sommer-2012-Kollektion ließ sich Lupfer von den Tropen inspirieren und kreierte Baseballjacken mit Leoprints, papageienbedruckte Jumpsuits und Kleider sowie übergroße, leichte Pullover aus feiner Merinowolle mit animalischen Paillettenstickereien – wie dieses bissige Exemplar. There aren’t many designers who understand how to make animal designs as glam as Germany-born designer Markus Lupfer. his London-based label unites casualness, elegance and plenty of humour to form a unique mix. For his spring/ summer 2012 collection Lupfer was inspired by the tropics and created baseball jackets with leopard prints, jumpsuits and dresses featuring parrot prints, as well as oversized, lightweight pullovers made from fine Merino wool with animalistic sequinned embroideries – just like this savage example here. www.markuslupfer.com

Mit der ‚The Animals I The City‘-Kollektion verneigt sich das taiwanesische Designstudio Haoshi vor der Tierwelt – und bevölkert mit ihr die Großstadt. Aus Harz und Metall und mit einem Augenzwinkern erschuf Schmucktüftler Griffin Yang verschiedene ‚Charaktertiere‘, die sich trotz sichtlicher Wildheit hervorragend an unseren Hälsen und Händen machen. Auf Chinesisch bedeutet Haoshi schlicht ‚Gute Dinge‘, denn mit seinen Kreationen möchte das Label mehr Glück und Gelassenheit in den hektischen Alltag bringen. Das erklärt, warum Haoshis Arche Noah neben Nilpferden, Polarbären, Wölfen und Krokodilen auch zahme Schafe und Frösche an Board hat. Jedem das Seine! With their ‘The Animals I The City’ collection the Taiwanese design studio haoshi is bowing down to the animal world – and introducing it to our big cities. Made from resin and metal and a portion of irony, jewellery designer Griffin Yang has created different animal characters, which, despite their visible ferocity, still look wonderful adorning our necks and hands. In Chinese, haoshi simply means ‘good things’, as the label aims to bring more happiness and serenity to our hectic everyday lives with its creations. This explains why, as well as hippos, polar bears, wolves and crocodiles, haoshi’s Noah’s Ark is also home to sheep and frogs. Something for everyone! www.haoshi.com.tw

BALMAIN

DER BöSE wOLF MuLBErrY

DIE UMtRIEBIGE Leopardenprints gibt es viele, und nicht wenige wirken alles andere als elegant. Die neue ‚Evelina Hobo‘-Tasche des britischen Traditionslabels Mulberry zeigt mit ihrem weichen, glänzenden Kamelhaarleder und den matt-goldenen Details jedoch wahre Klasse, ohne dabei spießig rüberzukommen. Durch die knautschige ‚Hobo‘-Form lässt sie sich bequem unterm Arm tragen oder mit dem abnehmbaren Riemen quer über den Körper. Für den Vagabund von heute. There is no shortage of leopard prints, and a fair few of them are anything but elegant. With its soft, shiny camelhair leather and golden matt details the new ‘Evelina hobo’ bag by traditional British label Mulberry, however, shows real class, without coming across as pretentious. Thanks to its slouchy ‘hobo’ shape it can be comfortably carried under your arm, or across your body with the detachable strap. For the vagabond of today.

Die Zeit, in der übergroße T-Shirts mit Tierdrucken ausschließlich von Nerds getragen wurden, ist längst vorbei. Spätestens seit Prada, Givenchy oder Balenciaga uns ihre Tierkreationen auf den Laufstegen präsentierten, hat das fiese 90s-Image endgültig ausgedient. Dass selbst das klassische Wolfsmotiv zeitgemäß interpretiert werden kann, beweist nun das Pariser Label Balmain mit einem grauen Herren-Shirt – so schön körperbetont geschnitten, dass es sich die Mädels gerne mal ausleihen. The days when oversized T-shirts featuring animal prints were only worn by nerds are long gone. Ever since Prada, Givenchy and Balenciaga started presenting us with animal creations on the catwalks, this negative 90s image has finally become obsolete. And Paris label Balmain is now proving that even the classic wolf motif can be interpreted in a modern way with their grey men’s shirt – and it's also slim-fit enough for the lady in your life to borrow it too. www.balmain.com

www.mulberry.com 95


FoTograFie YVes BorgwardT sTYling & concePT sasKia scHMidT Haare & MaKe-uP Jazz Mang using Mac ProducTs @ Basics Berlin sTYlingassisTenz sTePHanie PuPKe Models lilli B. @ PlaceModels lisanne


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Kleid — Marco Polo


Kleid — dawid ToMaszewsKi rocK — Mongrels in coMMon HandscHuHe — roecKl


Kleid — Manish arora Kleid darunter getragen — by Marlene birger 99 Mantel — desigual



JacKe — Paule Ka rocK — Paule Ka strüMPfe — falKe

MasKe — dawid toMaszewsKi oberteil — Prose überrocK — Paule Ka 101 rocK — concis


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Kleid — Martin grant


rocK — issever bahri 103 strüMPfe — falKe



Mantel — leP anoui breiter gürtel — cross Jeans schMaler gürtel — filiPPa K

Mantel — Paule Ka 105 stricKJacKe — shoKay


FotograFie renĂŠ Fietzek www.reneFietzek.com

styling nele schrinner www.nelescHrinner.com Haare & make-uP sarah marx www.saraHmarx.com model tim rueGer at sPin model management

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Pullover Boss Green Hemd Ben sherman Hose sissi Goetze scHuHe Weekday socken Falke 107


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Pullover laGerFeld rollkragen-longsleeve hanniBal Hose lee gßrtel henry cotton’s stieFel Fly london

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Hemd herr von eden Hose tiGer oF sWeden g端rtel h端FtGold stieFel carlos santos

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strickjacke Fred Perry Hemd herr von eden Hose h.i.s Jeans g端rtel michalsky stieFel carlos santos

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Pullover Weekday Hemd & scHuHe marina yachtinG Hose rePlay g端rtel Post & co socken Falke

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Weste & Hose Herr von eden Hemd Ben SHerman Polo dieSel scHuHe CarloS SantoS socken Falke


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Pullover tiger oF Sweden Hemd Firma Hose & Hosentr채ger dieSel scHuHe Hugo BoSS socken Falke

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Silence is golden

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Fotografie Lea Nielsen www.leanielsen.com Fotoassistenz Anders Sune Berg Styling Roland Br端cher @ Basics Berlin Styling-Assistenz Alexandra Hit Haare & Make-up Benjamin Becher @ Blossom Management Models Alma Reuter @ Viva Models / Franka Lederbogen @ ModelWerk


Knitdresses & Capes Claudia Skoda Legwear Falke 121 Boots Aigle


Dress Tiger of Sweden Coat Kilian Kerner Legwear Wolford Boots Kaviar Gauche Gloves Cinque 122

Jacket Tiger of Sweden Skirt Miss Sixty Legwear Wolford Shoes Buffalo Gloves & Bag Firma


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Fake-Fur Jacket Claudia Skoda 124


Costume& Shirt Herr von Eden Legwear Wolford Shoes Buffalo Gloves Cinque

Dress & Coat Marithéet François Girbaud Legwear Wolford Boots Cinque 125


Blouse Miss Sixty Bra 126 Bjรถrn Borg Jeans Silver Jeans

Blouse D&G Bra Bjรถrn Borg


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Dress Sonia Rykiel Legwear Falke 128


Shirt Vintage ChloĂŠ

Dress Malaika Raiss Knitwear Jacket InWear Neckless Shokay Legwear Wolford 129


Shirt Tara Jarmon 130


Dress Sonia Rykiel Legwear Falke Shoes Moschino

Shirt Sonia Rykiel Costume Herr von Eden Legwear Falke Shoes Scholl Contemporary

Jeans InWear 131


maria magdalena Dress Boudicca Petticoat Miu Miu Boots Burberry Collar Alfies Antique Market 132


Top Marc Jacobs Head Scarf Rochas

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Dress Boudicca Hat Rochas Boots Burberry Neck Bow Alfies Antique Market 134


Fotografie Felicity Sagoe / www.rootdownphotographic.com Fotoassistenz nick Probert @ rootdown Photographic Styling Felix eliSabetta Forma / www.felixelisabetta.com Make-up nobuko maekawa using mac / www.nobukomaekawa.com Haare akiko kawaSaki using l’orÊal Professionnel Model @ Premier model management Location bridge creative studios / www.bridgecreativestudios.com Special thanks to davide & michel, chip P and P.

Top Marc Jacobs Head Scarf Rochas Skirt Alfies Antique Market 135


Dress Boudicca Petticoat Miu Miu Boots Burberry Apron & Sleeves Alfie’s Antique Market

Dress Boudicca Hat Rochas Boot Burberry Neck Bow Alfies Antique Market


Jacket American Vintage Skirt Yves Saint Laurent Rive Gauche Petticoat Miu Miu Boots Burberry Apron Alfies Antique Market

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The Early Bird Polokleid Lacoste Stehkragenbluse Replay Lederarmband Stylist’s own Gßrtel Vintage

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Fotografie Erwin Wenzel erwinwenzel.de Fotoassistenz Alexander Hagmann Styling Natalia Witschke @ ninaklein.com Haare& Make-up Tina Schmoll @ ninaklein.com Model Vivianne P. @ placemodels.com


Top Diesel Black Gold T-Shirt H.I.S Jeans Leggings Bench

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Jeansoverall Replay Bluse Campus by Marc O'Polo

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Jeanshemd Lee Tanktop Levi’s Lederhose Current/Elliott Seidentuch Vintage

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Blazer & Shorts Weekday Top Mango Strickweste Campus Str端mpfe & Schuhe KleiderReich

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Seidenkleid Henrik Vibskov Blazer Rich and Royal Strümpfe Falke Schuhe Stylist’s own

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Bluse mit Volants Paul & Joe Sister Handschuhe Roeckl

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Cape Diesel Black Gold Jeans-Hotpants Look Replay Top G-Star Strümpfe Burlington Cowboystiefel Stylist’s own

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Hersteller where to get

Aigle www.aigle.com

fred perry www.fredperry.com

Moschino www.moschino.it

Alfies Antique MArket www.alfiesantiques.com

g-stAr www.g-star.com

pAul & joe sister www.paulandjoe.com

AMericAn VintAge www.am-vintage.com

hAnniBAl www.hannibal-collection.com

pAule kA www.pauleka.com

Ben sherMAn www.bensherman.com

henrik ViBskoV www.henrikvibskov.com

post & co www.postandco.it

Bench www.bench.co.uk

henry cotton’s www.henrycottons.it

prose www.prose-studio.com

Björn Borg www.bjornborg.com

herr Von eden www.herrvoneden.com

replAy www.replay.it

Boss green www.hugoboss.com

h.i.s. jeAns www.his-jeans.com

BoudiccA www.boudiccacouture.com

hüftgold www.hueftgold-berlin.de

rich & royAl www.richandroyal.de rochAs www.rochas.com

BuffAlo www.buffaloshop.de

hugo Boss www.hugoboss.com

BurBerry www.burberry.com

inweAr www.inwear.com

Burlington www.burlington.com

isseVer BAhri www.isseverbahri.com

By MAlene Birger www.bymalenebirger.com

kAViAr gAuche www.kaviargauche.com

cAMpus By MArc o’polo www.campus72.de

kiliAn kerner www.kiliankerner.de

cArlos sAntos www.carlossantos.eu

kleiderreich www.kleiderreich.de

chloé www.chloe.com

lAcoste www.lacoste.com

cinque www.cinque.de

lAgerfeld www.karllagerfeld.com

clAudiA skodA www.claudiaskoda.com

lee www.lee.com

concis www.concis.de

leVi’s www.levi.com

cross jeAns www.crossjeans.cz

MAlAikA rAiss www.inpanik.com

current/elliott www.currentelliott.com

MAngo www.mango.com

dAwid toMAszewski www.dawid-tomaszewski.com

MAnish ArorA www.manisharora.ws

desiguAl www.desigual.com

MArc jAcoBs www.marcjacobs.com

diesel www.diesel.com

MArc o’polo www.marc-o-polo.com

diesel BlAck gold www.diesel.com/dieselblackgold

MArinA yAchting www.marinayachting.it

dolce & gABBAnA www.dolcegabbana.com

MArithé et frAnçois girBAud www.girbaud.com

ep Anoui www.epanoui-fashion.at

MArtin grAnt www.martingrantparis.com

fAlke www.falke.com

MichAlsky www.michalsky.com

filippA k www.filippa-k.com

Miss sixty www.misssixty.com

firMA www.firma.net

MiuMiu www.miumiu.com

fly london www.flylondon.com

Mongrels in coMMon www.mongrelsincommon.com

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roeckl www.roeckl.de rokit www.rokit.co.uk scholl www.scholl-schuhe.at shokAy www.shokay.com silVer jeAns www.silverjeans.com sissi goetze www.sissigoetze.com soniA rykiel www.soniarykiel.com tArA jArMon www.tarajarmon.com tiger of sweden www.tigerofsweden.com weekdAy www.weekday.se wolford www.wolford.com yVes sAint lAurent www.ysl.com

coVer Fotografie Yves Borgwardt Styling & Konzept Saskia Schmidt Stylingassistenz Stephanie Pupke Haare & Make-up Jazz Mang Model Lilli B. @ Placemodels Jacke Paule Ka Rock Paule Ka Strümpfe Falke


BAD BRAINS, 1982

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