JahresRückblick 2012
LUFTSPORTGRUPPE ERBSLÖH LANGENFELD E.V.
4 Euro
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Inhalt Wir bauen an der Zukunft der LSG Erbslöh
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Ausbildung 2012 18
Ein Hauch von Abenteuer 6
Erbslöh-Jugend: Sport, Fliegerlager und Schnupperkurs 24
Von Frankreich zur Deutschen Meisterschaft
8 Die Werkstatt braucht die Mitarbeit aller
Bourgogne-Meisterschaft: Französische Lebensart und Platz 2 auf dem Siegertreppchen 12 Flug zum Matterhorn 14 Breitenförderungskurs 2012 – Wildes Kuhtreiben oder Fliegen bis der Arzt kommt
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Instrumentierung wird vereinheitlicht, Flotte modernisiert 30 Gastflug mit einem 95-jährigen ehemaligen Me109-Piloten 32 Besucherrekord beim Flugplatzfest 34 Nachruf zum Tod von Eckhard Stoi
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Impressum 39
v o n P ete r H E c ke r
Wir bauen an der Zukunft der LSG Erbslöh WECHSEL IM VORSITZ, DANK AN RUDI Hinter mir liegen sechs Jahre Erbslöh und sechs Monate Vorstandsvorsitz. Nicht genug für die Memoiren, aber genug für eine eigene Meinung. Trotzdem, mit einem Jahresrückblick tue ich mich schwer. Zu stark ist der Drang, nach vorne zu schauen und uns weiter zu entwickeln. Gleichzeitig ist ein Rückblick aber unbedingt notwendig, um Abläufe zu analysieren, um zu erkennen, wo Stärken gestärkt werden können, und wo Schwächen zu schwächen sind. Die Saison begann mit der Jahreshauptversammlung und der Entscheidung von Rudi Fecker, nicht erneut für den Vorstandsvorsitz zu kandidieren. Unbestritten ist Rudi maßgeblich für die positive Entwicklung der LSG Erbslöh über sehr viele Jahre mitverantwortlich. Sein Streben und Wirken waren in vielerlei Hinsicht Treiber für eine gesunde wirtschaftliche Situation, einen modernen Flugzeugpark und besonders für die Vernetzung und Integration des Vereines in Langenfeld. Dafür gebühren ihm unser Dank und unsere Anerkennung. Und ich persönlich bin sehr froh darüber, dass Rudi - auch ohne Amt - weiter engagiert und wertschöpfend unsere Geschicke positiv voranbringt. Sein Einsatz kann und sollte vielen von uns als Vorbild dienen! WINTERARBEIT: OHNE EINSATZWILLEN HAKT ES Fliegerisch sind wir eine Woche verspätet in die Saison gestartet. Diese Verzögerung war der schleppenden Winterarbeit geschuldet. An der Organisation der Werkstattleiter lag es nicht, sondern an dem Einsatzwillen der Mitglieder, der sehr deutlich hinter den Erfordernissen zurückblieb. Als wir dann endlich unsere Flugzeuge in der Luft hatten, ging das Jahr auf Erbslöh seinen gewohnten Gang. Die Ausbildung und fliegerische Entwicklung unserer neuen Mitglieder wurden professionell vorangetrieben. Die ersten Überlandflüge brachten schnell den gewünschten Übungsstand zurück. Zahlreiche Freiflüge und das betreute Fliegen, mit dem frische Scheininhaber von Mentoren an den Überlandflug herangeführt werden, vermochten im Ergebnis zu überzeugen. Und unsere eingereichten Flüge und Daten im Online Contest (OLC) erzählen viele spannende Geschichten zahlreicher Piloten.
PLATZ 3 IN NRW, 17 DEUTSCHLANDWEIT Letztendlich brachte uns diese Saison deutschlandweit Platz 17 und in NRW Platz 3 in der Vereinswertung ein. Hierauf dürfen wir durchaus stolz sein. Dass wir in diesem Jahr aus der 2. Bundesliga abgestiegen sind, ist hingegen schade. Wir werden sicher auf der Segelfliegerversammlung die Gründe analysieren und darüber zu sprechen haben, worauf wir 2013 unseren Fokus legen wollen. Oster- und Sommerlager bescherten uns viele tolle Erlebnisse, und nach einem erfolgreichen Flugplatzfest können wir sehr zufrieden sein. Den richtigen Schwerpunkt haben wir dieses Jahr wieder erfolgreich auf einen sicheren und unfallfreien Flugbetrieb gelegt. Das heißt aber nicht, dass wir auch hier nicht noch besser werden können. Abseits der Fliegerei beschäftigte uns das Thema Fusion mit unseren Hildener Fliegerfreunden auch dieses Jahr sehr intensiv. Unzählige Stunden der Diskussion und der Planung hatten doch nur ein Ziel: Das geräuschlose, endgültige und faktische Zusammenwachsen zweier rechtlich selbständiger Vereine, die durch die Entwicklungen der letzten Jahre eigentlich getrennt gar nicht mehr vorstellbar sind. WOHIN WOLLEN WIR? Diese Diskussionen zeigten aber auch, dass bisherige Systeme zwar funktionieren, aber keineswegs ideal sind. Wir müssen uns die Fragen gefallen lassen, ob wir auf gesellschaftliche Veränderungen die richtigen Antworten gefunden haben; ob unsere Mitwirkungskonzepte ihr Ziel beziehungsweise die Mitglieder (noch) zu erreichen vermögen; und ob wir eine klare Vorstellung haben, wo wir in 10 oder 20 Jahren nachhaltig stehen wollen. Denn erst wenn wir das Ziel kennen, können wir den richtigen Weg einschlagen! Das, liebe Mitglieder, ist aber kein Thema, das der Vorstand in alleiniger Weisheit entwickeln kann. Hier seid auch Ihr gefragt. Besprecht Eure Ideen, und tauscht Euch mit dem Vorstand aus. Befasst Euch mit diesem Thema. Aber bitte auch damit, was und wie Ihr persönlich zum Gelingen beitragen könnt. Mit der Einstellung “...wir müssten...” oder “...man müsste...” werden wir kein einziges der dringend anstehenden Projekte realisieren können!
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DRÄNGENDE PROJEKTE Die Fusion von LSG Erbslöh und LSG Kesselsweier steht nach dem in Kürze erfolgenden Grundstücksverkauf in Hilden unmittelbar bevor. Drängende Projekte sind: Mit der Fusion wollen wir einen gemeinsamen Vorstand wählen. Wer bringt sich ein, und in welcher Form müssen wir Strukturen verändern? Der Platzbedarf auf Erbslöh verändert sich. Die Themen Aufstockung des Vereinsheimes und Hallenneubau bedürfen der vorrangigen Umsetzung. Sanierungsrückstände am Objekt sind zu analysieren und zu beseitigen. Bezüglich der Themen Werteentwicklung und Wertschätzung des Einzelnen sowie dessen Leistung für die Allgemeinheit ist mit der neuen Baustundenregelung nur ein erster Schritt getan. Wie geht es weiter? All diese Projekte und Prozesse dürfen aber nicht dazu führen, das “Tagesgeschäft” zu vernachlässigen, und hier ist in höchster Priorität die Winterarbeit an den Flugzeugen zu nennen. Bereits auf der Herbstversammlung haben wir diesbezüglich einen dunklen Rückblick und einen tiefschwarzen Ausblick zeichnen müssen. Viele von Euch stellen ihre eigenen Interessen zurück und bringen sich intensiv ein, um zum guten Gelingen der Sache beizutragen. Dafür danke ich Euch! Dem Rest verspreche ich, auch zukünftig zu mahnen und zu motivieren. Denn ohne Euch wird es nicht gehen! JEDE MINUTE MIT EUCH IST EIN GEWINN Nun ist der Rückblick doch teilweise ein Ausblick geworden. Doch Eines gilt für das letzte Jahr genauso wie für alle Jahre davor: Wenn ich morgens den Weg auf Erbslöh antrete, so beherrschen mich zwei Empfindungen. Erstens ist es ein großes Geschenk, diesen Sport überhaupt ausüben zu dürfen. Zweitens, und das sticht das erste Argument fast aus, ist es ein ungeheures Privileg, dies auch noch in Euren Reihen zu tun. Jede Minute auf dem Flugplatz ist ein Gewinn. Und Ihr seid ein großer Teil davon! Ich blicke dankbar auf die abgelaufene Saison zurück und ich möchte dabei nicht unsere Freunde und Unterstützer aus Politik und Wirtschaft vergessen. Sie helfen mit, dass wir ehrenamtlich so viel bewegen können. Auch ihre finanziellen Hilfen sind ein wichtiger Baustein für eine sichere Zukunft der Luftsportgruppe Erbslöh. Bitte bleiben Sie uns gewogen!
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ein hauch von abenteuer Vo N A r N E T H I E L E M A N N
DER SCHÖNSTE FLUG DES JAHRES... ...kann nur einer sein, an den man sich auch erinnert. Stress beeinflusst durch die Ausschüttung von Hormonen die Gedächtnisleistung und das je nach Situation positiv oder negativ. Moderater Stress kann das Lernen fördern. Ist der Stress stark, können sich Erlebnisse regelrecht ins Gedächtnis einbrennen. Stress kann also das Gedächtnis nicht nur blockieren und zu einem Blackout führen, sondern auch verbessern. Das ist auch der Grund dafür, dass man sich nicht an alle Situationen erinnert, wenn man zum Jahresende sein Flugbuch durchblättert. An manche Flüge kann man sich schlecht erinnern, an einige Situationen aber sehr gut. Das sind vor allem die spannenden Situationen mit Stress, zum Beispiel kurz vor der Außenlandung. Mit einem Auge schaut man auf das sichere Außenlandefeld, mit dem anderen auf die letzte erreichbare Aufwindquelle: eine Waldkante oder ein niedrig kreisender Pulk, in dem man aber noch niedriger ankommen würde. Stress scheint das Erinnerungsvermögen zu aktivieren. Ein Tag, an dem man nur im sicheren Platzbereich geflogen ist, wird man schnell wieder vergessen. Wie müssen
wir unsere Flüge anlegen, um sich so dran zu erinnern, als wenn’s gestern gewesen wäre? Die schönsten Flüge bieten Spannung und vielleicht auch einen Hauch von Abenteuer. Wiki sagt uns, dass ein „Abenteuer“ eine Unternehmung ist, die sich stark vom Alltag unterscheidet, bei der der Ausgang ungewiss ist. Was kann anderes gemeint sein, als ein Überlandflug? Sollen wir etwas mehr Abenteuer in unseren Flug bringen? Für ein gutes Erinnerungsvermögen müsste man folgende Dinge berücksichtigen: Auf keinen Fall ein Klapptriebwerk mitnehmen, damit der Ausgang des Tages ungewiss bleibt, besser keinen Wetterbericht lesen und schon gar keine Flugvorbereitung machen, auf jeden Fall das GPS ausschalten, das heißt, je weniger Information, desto mehr Abenteuer. Naja – man muss ja nicht alle Vorschläge berücksichtigen. Ich habe in meinem Flugbuch ein paar Jahre zurückgeblättert und meine, mich besser an die Wettbewerbstage erinnern zu können als an oLc-Flüge, auf jeden Fall besser als ans Platzfliegen. Blättert mal ein paar Seiten zurück!
WER ERINNERT SICH NOCH … …an den 22. April 1997? Letztendlich sind es nur ganz wenige Flugtage, die in einem Jahr herausstechen. Der 13. Mai 2012 etwa, an dem viele von uns bei homogenen Bedingungen sehr große Flüge machen konnten, wird sicherlich noch länger im LSG-Gedächtnis bleiben. Hier hilft natürlich auch die Seltenheit solcher Bedingungen der Erinnerung nach. Immer eindrucksvoll sind Flüge in den Alpen, verbunden mit stets erhöhtem Puls, und Wertungstage auf einem Wettbewerb. Acht schöne Flüge hatte die Meisterschaft Mitte August in Stendal für uns parat. Von den rund 40 Flugstunden bleiben vermutlich diverse Stunden dauerhaft in der Erinnerung, unterstützt von einem intensiven Debriefing. Die Quali ist wieder geschafft. In 2013 geht es mit der besten LS8 von allen, der „70“, zu meiner neunten Deutschen Meisterschaft nach Lüsse – Ausgang ungewiss.
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v o n H ann o P inthe r
Von Frankreich zur Deutschen Meisterschaft
BETREUT, WEIT, LANGSAM Und wieder ist eine Saison vorbei! Kaum waren wir im März in Südfrankreich, kaum haben wir im Frühjahr die ersten Flüge über die Platzgrenzen hinaus gemacht, war auch schon der Sommer da, dann das Flugplatzfest, der Herbst und damit das Ende der Saison 2012. Gefühlt geht es wie immer viel zu schnell; Zeit also, noch einmal zurückzublicken und ein Resümee zu ziehen.
IM FRÜHTAU ZU BERGE Im März starteten circa zehn unserer Piloten, teils mit Vereinsflugzeugen, teils mit privatem Gerät, nach Südfrankreich. Dort flogen sie schon in der zweiten Märzwoche bei bestem Wetter durch die südfranzösischen Seealpen. Die Fliegerei in den Bergen gehört zu dem Faszinierendsten, das unser Sport zu bieten hat – gleichzeitig aber auch zum Anspruchsvollsten aller Disziplinen.
Das zurückliegende Jahr kann mit wenigen Schlagworten beschrieben werden: Es war gut betreut, es war weit und es war erfolgreich. Aber in manchen Teilen auch langsam und enttäuschend. Betreut, weit, langsam? Was hat es damit genau auf sich? Alles der Reihe nach.
Unsere Piloten müssen daher sehr gut in Übung sein und vor ihrer herausfordernden Fliegerei in den Bergen fünf Trainingsstarts in Langenfeld durchgeführt haben. Diese Starts werden möglichst in den drei Monaten vor Ihrer Reise in die Berge absolviert.
LANGENFELDER SIEG IN KLIX Parallel startete die Saison in Langenfeld. Bereits nach nur wenigen Trainingswochen ging es für Jochen König, Christian Fort, Matthias Hillmann und Thomas Block nach Klix auf den Wettbewerb. Unsere Piloten sind bei diesem Contest seit vielen Jahren vertreten. Bisher errangen sie immer gute Platzierungen, aber noch keinem Sieg. Das sollte sich dieses Jahr ändern: Unser vereinseigener Duo-Discus gewann souverän, und auch Thomas konnte mit seiner privaten Libelle einen guten 8. Platz erfliegen. Für Matthias und Christian wird dieser Wettbewerb eine gute Vorbereitung für ihre Teilnahme auf Einsitzern im Jahr 2013 gewesen sein. Beide haben das Betreute Fliegen als Sprung-
brett vom frischen Scheininhaber zum Wettbewerbspiloten genutzt, und wir sind schon gespannt auf die Ergebnisse im kommenden Jahr. DM DER DAMEN 2012, 2-FACH QUALI FÜR 2013 Blickt man auf die zentralen Wettbewerbe mit Langenfelder Beteiligung, so stechen drei weitere heraus: Anne Krey flog auf der Deutschen Meisterschaft der Damen sehr gut mit und war bis zum vorletzten Wertungstag auf einem sehr guten 5. Platz. Leider spülte sie der letzte Tag auf Platz 12 zurück, was das Ergebnis auf dem Papier etwas schmälert. In der dort gegebenen Konkurrenz ist dies aber sicher eine sehr gute Leistung.
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Arne Thielemann konnte sich wiederholt für die Deutsche Meisterschaft qualifizieren, erreicht wurde dies durch einen guten 4. Platz auf der Qualifikationsmeisterschaft in Stendal. Und auch Jochen König fliegt 2013 auf einer Deutschen Meisterschaft mit. Gemeinsam mit Jürgen Blome qualifizierte er sich mit einem 7. Platz auf der Meisterschaft in Hodenhagen. ABSTIEG AUS DER 2.BUNDESLIEGA Neben den zentralen Wettbewerben, bei denen über einen Zeitraum von rund zehn Tagen von einem für alle gemeinsamen Startplatz aus geflogen wird, gibt es auch noch die dezentralen Wettbewerbe. Diese laufen die gesamte Saison über und berücksichtigen beispielsweise alle Flüge von einem Startplatz innerhalb Deutschlands. Es gibt hier verschiedene Disziplinen – von der Bundesliga über den klassischen oLc bis hin zur DMSt. Der Unterschied zwischen den einzelnen Disziplinen ist recht einfach zu beschreiben. Bei der Bundesliga geht es einzig und allein um eine gute Durchschnittsgeschwindigkeit über einen Zeitraum von 2,5 Stunden. Bei den beiden anderen zählen im Gegen-
satz dazu die geflogenen Streckenkilometer, egal wie schnell die Piloten diese geflogen haben. VIELE KILOMETER, ABER ZU LANGSAM Genau hier trennt sich in unserer Vereinsfliegerei die Spreu vom Weizen. Während wir schon seit vielen Jahren bei den Kilometern eine sehr gute Ausbeute haben, stehen wir bei der geflogenen Geschwindigkeit deutlich hinter der Konkurrenz. Hier erreichen wir im direkten Vergleich mit unseren Nachbarn aus Leverkusen nur etwa 2/3 an Punkten, und das mit mehr teilnehmenden Piloten auf unserer Seite. Diese Schwachstelle in unserer Leistung ist einzig und allein für den Abstieg aus der 2. Bundesliga verantwortlich. In der Grafik sehen wir die erflogenen Schnitte aller Langenfelder Flüge 2012. Es ist klar zu sehen, dass nur etwa 20 Prozent über einer Geschwindigkeit von 80 km/h liegen, was an einem guten Tag eine mittlere reisegeschwindigkeit darstellt. Hier haben wir eindeutig Verbesserungspotential. Dies wird eines der Themen des Betreuten Fliegens im kommenden Jahr darstellen.
km/h
120 100 80 60 40 20 0
ANZAHL DEr FLÜGE MIT EINEr DUrcHScHNITTSGEScHWINDIGKEIT VoN 80 KM/H UND MEHr.
> 80 km/h
60 bis 80 km/h
40 bis 60 km/h
20 bis 40 km/h <20 km/h
GEScHWINDIGKEIT ALLEr LANGENFELDEr oLc-FLÜGE IN 2012
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VO N H E I N Z - R U D I F E C K E R
Bourgogne-Meisterschaft: Französische Lebensart und Platz 2 auf dem Siegertreppchen EINLADUNG AUS PONT-SUR-YONNE
Gerne folgte ich der Einladung des VVC-Senoares in der Zeit vom 19. bis 26. August 2012 an der BourgogneMeisterschaft teilzunehmen. So machte ich mich am 16. August bei allerbester, Thermik versprechender, Bewölkung auf den Weg nach Pont-sur-Yonne, das circa 90 km süd-südöstlich von Paris liegt. Je näher ich meinem Ziel kam, desto blauer wurde der Himmel, und bei schlappen 30°C Außentemperatur erreichte ich den Zielort. Es gab ein traditionell freundliches Wiedersehen mit den dortigen Fliegerfreunden. Am Folgetag rüstete ich dann erst mal den Ventus auf und informierte mich über die Luftraumänderungen im Wettbewerbsbereich. Hier ist es den Segelfliegern tatsächlich gelungen, trotz der Nähe zu Paris, die Luftraumstruktur für den Segelflug zufriedenstellend
zu erhalten. Ein mehrstündiger Flug am Nachmittag brachte mir wieder die altgewohnte Vertrautheit im 50-km-Radius. HITZEFREI FÜR DIE PILOTEN
Wegen der enormen Hitze von teilweise über 35°C wurde der Beginn des Wettbewerbes verschoben. So kam es am 21. August zum ersten Wertungsflug bei ausgesprochen stabiler Wetterlage und einer Basishöhe von knapp 1000m ab dem fortgeschrittenen Nachmittag. Auf der ausgeschriebenen 180-km-Strecke zeigte sich sehr bald, dass der französische Jugendmeister (Janus C), ein belgischer Teilnehmer (ASW 28T) und die erfahrenen Schweizer (DG 1001) recht stark waren. Insgesamt waren jedoch nur elf Flugzeuge am Start. Die Wertung der Flüge erfolgte über eine gemischte Klasse.
SCHWACHES AUFWINDFELD SICHERT HEIMWEG
Der Folgetag versprach zunächst gute Bedingungen, was die Wettbewerbsleitung zu einer 330-km-Tagesaufgabe ermutigte. Jedoch schon bei Erreichen der ersten Wende war es abgetrocknet und mit Basishöhen um 1200 m nicht gerade berauschend. So trafen wir uns dann auch mit drei Maschinen an der zweiten Wende in niedriger Höhe und beschlossen, möglichst zusammen zu bleiben, was jedoch bei den schwachen Steigwerten nicht richtig gelang. Auf dem Weg zur dritten Wende traf ich in niedriger Höhe ein schwaches Aufwindfeld, das nicht nur mich, sondern auch die beiden anderen Flugzeuge auf Umrundungshöhe und den sicheren Heimweg brachte. Der Janus kam als vierter um den Kurs. Am dritten Wertungstag hatte ich zwar das Glück, die größte Strecke zurück zu legen, musste aber 10 km vor dem Platz den „Eisenbart“ nehmen. Da außer dem Belgier und mir keiner die Mindeststrecke erreichte, wurde die Wertung ausgesetzt. MIT GLÜCKSTREFFER AUF DAS TREPPCHEN
Für den Vierten und letzten Wertungstag war bei heftigem Wind ein Wetterfenster zu erwarten, dem eine
Niederschlagsfront folgte. Genau dieses Wetterfenster hat die Wettbewerbsleitung punktgenau getroffen. Vor der Abfluglinie erreichten wir die schwindelnde Höhe von 1400 m und nur die Janus-Mannschaft traf eine leichte Welle bis auf 1900 m. Wir flogen zwar fast zeitgleich ab, jedoch gelang es mir erst auf dem Weg zur zweiten Wende, den Janus einzuholen. Gegen den Wind der nahenden Front zeigte der Ventus seine guten Eigenschaften. Mit der labiler werdenden Luftmasse hob die Basis an. Auf der Suche nach einem Aufwind landete ich einen Glückstreffer und konnte so mit 1800m Höhe dem restlichen Feld voran fliegen. Über die Wertungsformel reichte es jedoch nicht für den Tagessieg. Bei der Siegerehrung am Folgetag stand ich dann auf dem Treppchen mit der „2“. Dies ist jedoch nicht der Hauptgrund, warum ich gerne an diesem Wettbewerb teilnehme. Die herzliche Kameradschaft, die gute kulinarische Versorgung und die zu spürende französische Lebensart sind für mich Grund genug, für 2013 die Bourgogne wieder einzuplanen.
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Uli M端ller und Robert Schmittmann gleiten mit der ASH25 am Mont Blanc-Massiv entlang.
Vo N U L I M Ü L L E r
Flug zum Matterhorn DAS IST EIN SCHERZ – ODER ETWA NICHT? Am Morgen vor dem Briefing sagte robert zu mir: “Heute fliegen wir zum Mont Blanc.” Ich schaute ihn skeptisch an. Ich kenne mich nun schon seit vielen Jahren in den Südalpen aus und hoffte auf einen Scherz. Aber robert war nicht zu bremsen. Nach dem Start ging es zügig zur “rennstrecke”, einem thermisch günstigen Gebirgszug, der sich aus mehreren aneinander gereihten Bergen zusammensetzt. Es folgte ein Sprung ins Ubaye-Tal über Barcelonnette, den col de Vars nach Norden. Den Platz von St. crépin links liegen lassend folgten wir dem Durance-Tal über den Prachaval, Tête de Peyron und erreichten den Janus bei Briancon. Dieser eher unscheinbare Berg ist ein sicherer Thermikspender und er hielt sein Versprechen, so dass wir über den col de Montgenèvre entlang der crête de Peyrolle nach Fréjus gleiten konnten. Hier kommt die Autobahn Lyon - Mailand aus dem Tunnel. Ein schöner Aufwind trug uns auf 3300 m MSL, und wir glitten ins Modane-Tal. FLUG IN GRATNÄHE Hier hätte ich umgedreht und wäre wieder nach Süden geflogen, denn diese Höhe hört sich zwar gut an, aber man ist immer in Gratnähe! Auf der Nordseite gibt es außer dem Platz von Soller nichts zu landen, aber man wird dort nicht rausgeschleppt. Jetzt kam Schmittis großer Erfahrungsschatz aus vielen Flügen mit dem c-Kader zum Tragen. Er meinte, am Skigebiet von La Plagne geht es wieder, außerdem stehen am Mont Blanc Wolken. Na denn mal los! Das Modane-Tal querend ging’s zum Dent de Parrachee, der uns wieder auf 3300m brachte, vorbei am Altiport courchevel (auf dem man mit einer ASH 25 nicht landen kann) in richtung La Plagne. Hier war aber alles blau, nichts rührte sich, also weiter richtung Mont Blanc.
NACH DEM WEISSEN BERG GEHT’S WEITER Nun musste die ASH zeigen, wie sie gleiten kann, und das tat sie auch. Gewissenhaft suchte und fand ich den Außenlandeplatz von Bourg St. Maurice, aber robert flog seelenruhig weiter an den in Wolken liegenden Mont Blanc. Geschafft! dachte ich, aber robert hielt schon auf den kleinen St. Bernhard zu. Wenn man in gut 3000 m MSL auf knapp 5000 m hoch schaut, kommen einem schon ein paar Gedanken!! Na, was soll’s, wir sind im Gleitbereich von Aosta und schwupps � waren wir auch schon da. Am Mont Fallere noch mal aufgetankt ging’s ins Valpelline-Tal in richtung Matterhorn. Die Basis war auch hier nicht höher, dafür rückte die Uhr immer weiter vor, so dass wir uns nach einem Foto zum Umkehren entschlossen. Problemlos ging’s zurück über courmayeur, den kleinen St. Bernhard in richtung la Plagne. Aber hier lauerte ein riesiges blaues Loch. Ein Gleitschirmflieger (!) zeigte uns bei minus 10°c einen Aufwind, der uns wieder ein Stück weiter brachte. Nach mehreren Versuchen konnten wir genug Höhe tanken, um das Modane-Tal sicher zu überfliegen. MIT 5 M/S AUF 4000 M MSL Bei guter Wolkenoptik erreichten wir wieder den Janus, der uns mit 5m/s auf 4000 m katapultierte! Die letzten 100 km konnten wir ganz entspannt angehen. Aber robert war ganz anderer Meinung: Der Parcours musste noch bis Digne abgeflogen werden, und dann war ja im Süden auch noch der Bênes bei Puimoisson. Der musste auch noch besucht werden. Dann trat ich aber auf die Bremse und konnte Schmitti überzeugen, dass jetzt der Zeitpunkt für den rückflug gekommen sei. So trafen wir mit sterbender Thermik wieder in Sisteron ein und hatten 550 km auf der Uhr. Fazit: Es war ein wunderschöner, spannender und lehrreicher Flug. Aber alleine hätte ich ihn nicht gemacht.
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VO N A nne K r ey
Breitenförderungskurs 2012 – Wildes Kuhtreiben oder Fliegen bis der Arzt kommt „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ (Albert Camus)
mit dem besten Wetter belohnt. Von zwölf Tagen waren zehn fliegbar. Die beiden fliegerisch nicht nutzbaren Tage gaben mir die Gelegenheit, einen weiteren Punkt auf meiner Liste zu erfüllen: Einmal nach Italien reisen!
Wie fast jeder Mensch habe auch ich eine Liste von Dingen, die ich in meinem Leben machen möchte. Seit ich vor elf Jahren mit der Segelfliegerei begonnen habe, ist da der Wunsch, einmal in den Bergen zu fliegen.
HERZLICHER EMPFANG IN SAMEDAN In Samedan angekommen, wurde ich von den anderen Teilnehmern herzlich empfangen. In einer atemberaubenden Kulisse bestritt ich meinen ersten Flug in den Bergen zusammen mit Fluglehrer Jürgen Pechmann. Unser Verhältnis war schnell harmonisch. Sehr gelassen und feinfühlig brachte Jürgen mir das Hangfliegen näher.
Nun war es endlich soweit. Ich wollte das erleben, wovon mir schon so viele Piloten lebhaft berichtet hatten. Im Winter meldete ich mich für den Breitenförderkurs in Samedan an. Wohl gemerkt: Ich wurde als die erste Teilnehmerin registriert. Sechs Monate dauerte es dann noch, bis ich endlich abreisen durfte. Mit Flugzeug im Gepäck machte ich mich auf die zehnstündige Fahrt. Von Beginn meiner Reise an wurde ich
Nach diesem Erlebnis kann ich Albert Camus nur zustimmen. Ich fühlte mich wie Sisyphos, als ich in den ersten Stunden den Hausberg Muottas Muragl polierte und fleißig meine Achten flog – mit dem Ziel, irgendwann an der Krete (schweizerisch für Gebirgskamm) anzukommen und dann über die wunderschöne Berglandschaft des Engadin zu fliegen.
EINSTIEG IN DIE WELLE Schon am zweiten Tag wurde ich mit meiner ersten Welle belohnt, in die ich per Zufall hinein geflogen war. Dank idealer Bedingungen erlebte ich in den darauf folgenden Tagen spannende Streckenflüge mit Dietmar Fritz. Die zweite Woche durfte ich zu meiner Überraschung bereits alleine bestreiten. Nun hieß es, das im Doppelsitzer Erlernte im Einsitzer umzusetzen und zu üben, üben, üben. In diesem Sinne kann ich den Breitenförderungskurs von ganzem Herzen weiterempfehlen. Wer noch nie in den Bergen geflogen ist und sich professionell einweisen lassen will, der ist dort genau richtig. Der Kurs wird unter der Leitung von Domenic Planta hervorragend organisiert. WETTERBRIEFING MIT SCHWEIZER HUMOR Ein weiteres Highlight war das Wetterbriefing, vorgetragen von dem ehemaligen Schweizer Nationalteamflieger Max Lamm, der als Einheimischer das Engadin wie seine Westentasche kennt. Ein Wetterfrosch, der zwei Wochen gutes Wetter macht und morgens das vom Vortag mit einem Schuss Schweizer Humor erklärt, der macht einfach Spaß. Damit und mit den theoretischen Beiträgen des Schweizer Segelflugmeisters Thomas Frey sowie vieler anderer erfahrener Bergflieger wird der Kurs hoch professionell.
Des weiteren nahmen wir unter Anleitung von Adrian Sieber an einer Sauerstoff-Studie teil. Unser Kurs konnte dabei einen Beitrag leisten, um verlässliche Daten zu sammeln. Diese dienen als Grundlage für die Empfehlungen an Pioten zur Benutzung von Sauerstoff in den Bergen. Zudem sorgt die Schweizer Gelassenheit dafür, dass man sich nicht gezwungen fühlt, OLC-Punkte zu sammeln, sondern dass man sich einfach aufs Fliegen konzentriert. Denn schon auf kleinstem Raum bekommt man grüne Bergtäler, Gletscher, schwarze, dramatische Felsformationen, Skigebiete und türkisfarbene Seen geboten. SEGELFLIEGER-NETZWERK ÜBER GRENZEN HINWEG Schön waren auch die neuen Bekanntschaften, die ich gemacht habe. In einer Zeit, wo der Segelflug auszusterben droht, ist es umso wichtiger, neue Netzwerke auch über die Landesgrenzen hinaus zu pflegen. An manchen Abenden wurden auf den Hütten der Umgebung in geselliger Runde Schweizer Nationalgerichte getestet. Nur einmal wurde ein Teil der Gruppe bei der Anfahrt von einer Kuhherde aufgehalten. Das hatte zur Folge, dass die übrigen Teilnehmer, die schon auf der Hütte saßen, sich mit einheimischen Likörchen die Zeit vertrieben. Danach lautet mein Fazit: Die Faszination Berg hat mich angesteckt. 2013 ruft der Berg.
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Vo N J o c H E N Kรถ N I G
ausbildung 2012
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Looping über den Feldern von Saal
Essenfassen am Abend
Carsten Richartz bekam zum Geburtstag einen Kunstflug mit
Täglich sorgte eine Gruppe Jugendlicher parallel zum
Heinz Röltgen geschenkt.
Flugbetrieb in Saal für warme Kost.
EINE ERFOLGREICHE AUSBILDUNGSGEMEINSCHAFT 2012 wurde bereits die vierte Saison gemeinsam von den Langenfelder und Hildener Mitgliedern im Rahmen der Ausbildungsgemeinschaft LSG Erbslöh - LSG Kesselsweier bestritten und erfolgreich abgeschlossen. Das Jahr verlief erneut ohne Unfälle und ernsthafte Zwischenfälle!
bei 470 Flugstunden zusammen. Damit liegen wir - ähnlich wie im Jahr davor - leicht oberhalb des Durchschnitts der letzten Jahre. Bis zu den Sommerferien übernahmen je Flugtag zwei Fluglehrer gleichzeitig die Schulung, an den Mai- und JuniWochenenden betreute zusätzlich ein erfahrener Pilot den Streckenflugnachwuchs. Der Saisonstart im März verzögerte sich, da die Wartungsarbeiten an den zur Nachprüfung anstehenden Schulungsmaschinen nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnten. Alle Ausbildungsflugzeuge waren dann allerdings noch rechtzeitig zum Osterlager einsatzbereit. Bereits in dieser Flugwoche konnten wir über die erste A-Prüfung berichten.
NEUEN BZF-TRAINER GEWONNEN Fast routinemäßig fanden vor Beginn der Flugsaison der Vereinsunterricht für unsere neu aufgenommenen Flugschüler, der Bezirksunterricht für die angehenden Lizenz-Piloten sowie der Lehrgang zum Erwerb des Funksprechzeugnisses (BZF) für die fortgeschrittenen Flugschüler statt. Für den BZF-Lehrgang konnten wir mit Heinz Küster einen neuen „alten“ Trainer finden, der unsere acht gemeldeten Kandidaten auf die Prüfung vorbereitete. FLARM, MINDESTHÖHEN UND NOTAUSSTIEG Für die jährliche Sicherheitsbesprechung, an der mehr als 100 aktive Langenfelder und Hildener Piloten teilnahmen, wurden mit den Themen „FLARM“ (Bernhard Braun), „Sicherheitsmindesthöhen” (Hanno Pinther) sowie „Notausstieg und Rettungsfallschirm“ (Alexa Richartz) sehr praxisnahe und auf unseren Bedarf zugeschnittene Beiträge vorbereitet und vorgestellt. Selbst „alte Hasen“ und Fluglehrer konnten aus jedem der drei Beiträge neue Erkenntnisse gewinnen und Lehren ziehen. ÜBERDURCHSCHNITTLICH VIELE AUSBILDUNGSFLÜGE In der Flugsaison 2012 kamen rund 2100 Ausbildungsflüge
FLIEGERFERIEN IN SAAL Als Highlight können die zweiwöchigen Fliegerferien im Sommer auf dem Segelfluggelände Saal an der (Fränkischen) Saale gelten. Die Idee war, neben einem reinen Ausbildungsbetrieb auch den angehenden und reiferen Streckenfliegern eine gute Basis für interessante Überlandflüge zu bieten. Die Gegend in der Nähe der Rhön, des Thüringer Waldes und der Fränkischen Schweiz ist prädestiniert für weite Streckenflüge. Teilgenommen haben rund sechzig Langenfelder und Hildener Piloten - davon 22 Flugschüler und neun Fluglehrer. Das Wetter zeigte sich in der ersten Woche wechselhaft und windig; es konnte dennoch fast jeden Tag geflogen werden. In der zweiten Ferienhälfte ergaben sich dann auch gute Streckenflugbedingungen. Gegen Ende wurde es heiß und die Thermik ließ nach. Besonders interessant und anspruchsvoll waren die Platz-
Bad nach dem Freiflug
Gratulanten zur gelungenen A-Prüfung stehen an
Im Löschteich muss Christian die Skulptur umrunden. Bei der
Für die Absolventen hielten sie manche Dornen und Nesseln
Sommerhitze eine angenehme Übung.
zwischen bunten Blüten bereit.
verhältnisse mit einem sehr schmalen Fluggelände und einem hochgewachsenen Maisfeld in der Mitte. Nach (und vor) jeder Landung musste das Feld sofort geräumt werden. Jeder Flugbetriebsteilnehmer war besonders gefordert, musste aufmerksam sein und mit anpacken, was sicherlich auch das Gemeinschaftsgefühl und den Teamgeist förderte.
ELF SCHÜLER FREIGEFLOGEN, EINE GPL-PRÜFUNG Zu Saisonbeginn zählten wir 42 Flugschüler in den verschiedenen Ausbildungsstadien, davon fünfzehn neue Flugschüler aus dem Schnupperkurs 2011. Elf Anfänger schafften 2012 erfolgreich ihre A-Prüfung: Martin Pompe (bereits vor Flugsaisonbeginn in Oerlinghausen), Nils Fecker, Lukas Müller-Kirchbaum, Lukas Esser, Dirk Florian, Christian Prill, Tobias Dieckmann, Thomas Domrese, Gerhard Esser, Gerald Reppien und Lukas Küster. Erfreulich ist auch, dass mit Dirk und Gerhard gleich zwei nicht ganz so junge Flugschüler dieses Ziel bereits in ihrem ersten Ausbildungsjahr schafften. Es gab zahlreiche B- und C-Prüfungen sowie Umschulungen auf neue Flugzeugmuster. Einziger 50km-Flug war der von Carsten Richartz mit der Ka6E von Saal nach Coburg und wieder zurück – sehr erfolgreich für Carsten, aber in der Gesamtbilanz eher ein mageres Ergebnis. Die Fluglehrer werden darauf hinwirken, dass im nächsten Jahr unsere GPL-Aspiranten diese Aufgabe ernsthaft und zielstrebig angehen.
JEDER LANDEANFLUG TRAINIERT Die Landung Richtung Westen forderte die Piloten aufgrund des abschüssigen Geländes und des vergleichsweise kurzen Landefeldes. Jeder Anflug trainierte für Ziel- und Außenlandungen. Trotz Eintrommel-Windenbetriebs gelangen mehr als 500 Flüge bei einer Flugzeit von fast 200 Stunden. Allein 350 Flüge - und damit mehr als 2011 in Wittstock - entfielen auf den Ausbildungsbetrieb. Zur Erfolgsbilanz zählen vier Freiflüge und der 50km-Flug von Carsten Richartz. Dabei gestaltete sich der 50-km-Flug, der bei der vielversprechenden Wetterprognose über 100 km ausgeschrieben war, besonders spannend. Carsten musste sich bei mäßiger Blauthermik von Acker zu Acker hangeln und sich den Überlandflugnachweis redlich erkämpfen. Auch wenn einzelne Teilnehmer mit dem schwierigen Fluggelände in Saal nicht klarkamen und deswegen sehr unzufrieden reagierten, war die Mehrzahl von der tollen Stimmung begeistert und fand die Ferien sehr gelungen und wiederholenswert.
36 BEIM SCHNUPPERKURS, 19 NEUE SCHÜLER Große Nachfrage fand auch in diesem Jahr der Schnupperkurs, an dem 36 Interessenten und Bewerber teilnahmen. 20 Kandidaten wurde die Probemitgliedschaft angeboten, 19 Schülern und einem Scheininhaber. Das ist mehr als wir
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Das Flugfeld in Saal schmal und in der Mitte ein hochgewachsenes Maisfeld, vor dem die Flugzeuge bei der Landung auf abschüssigem Gelände zum Stehen kommen mussten. ←
ausbildungs- und werkstatttechnisch handhaben und verkraften können. Um den Flug- und Ausbildungsbetrieb über die Saison gleichmäßig auszulasten, werden wir die ausgewählten Kandidaten in zwei Gruppen aufnehmen. Elf Flugschüler beginnen sofort, absolvieren ab November 2012 das übliche Winterprogramm und starten dann im Frühjahr 2013 in die Flugsaison. Eine zweite Gruppe mit acht noch sehr jungen Flugschülern folgt dann - nach kurzer theoretischer Unterweisung - im Juli 2013 mit der praktischen Ausbildung und soll erst im Winter 2013/2014 am ausführlichen Theorieunterricht teilnehmen. Im Frühjahr 2013 werden damit - über alle Ausbildungsabschnitte hinweg - mehr als 50 Flugschüler dem Kreis der aktiven Mitglieder angehören. Bei der starken Nachfrage um Mitgliedschaft erübrigt sich möglicherweise 2013 ein weiterer Schnupperkurs. NEUE MITGLIEDER AN DEN VEREIN BINDEN Über die gesamte Flugsaison 2013 werden wir pro Ausbildungstag zwei Fluglehrer einteilen und den gleichzeitigen Einsatz von zwei ASK13 vorsehen. Dies ermöglicht die effiziente Ausbildung der Anfängerschüler und gleichzeitig die intensive Betreuung allein fliegender Flugschüler und praktische Weiterbildung der GPL-Aspiranten. Der Nachwuchs wird weiter gefördert werden, indem junge Lizenzinhaber gemeinsam mit erfahrenen Piloten aktiv überlandfliegen lernen. Die wesentliche Herausforderung im Ausbildungsprogramm wird die nachhaltige Bindung der neu gewonnenen Mitglieder an den Verein sein. Das Fluglehrerteam wünscht eine erfolgreiche und unfallfreie Segelflugsaison 2013!
UNSERE NEUEN FLUGSCHÜLER... ...mit den Fluglehrern Thomas Block, Niko Richartz, Heinz Röltgen und Jochen König (stehend v.l.): Dennis Görtz, Anton Schuhwerk, Karl-Gerhard Strucksberg (GPL), Benjamin Fischer, Olaf Schäning, Christian Salz, Uwe Päslack, Frank Ritter. Im Cockpit Nora Theurich und Till Block; Hocke: Maximilian Schuhwerk. Nicht auf dem Bild: Marla Witt ←
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VO N M AT T H I A S H I L L M A N N
Erbslöh-Jugend: Sport, Fliegerlager und Schnupperkurs DIE DUNKLEN MONATE ÜBERSTEHEN Alle Jahre wieder müssen wir Segelflieger eine lange Wintersaison überbrücken, ohne zu fliegen. Das trifft natürlich in besonderem Maße die Jugend, die schnellstmöglich zum Alleinflug, zum Schein oder zum ersten großen StreckenflugZiel gelangen möchte. Um also nicht an ungestillter Sehnsucht nach dem Fliegen verzweifeln zu müssen, haben wir uns Anfang letzten Jahres allerhand einfallen lassen, um die dunklen Monate zu überstehen. Natürlich rangieren an erster Stelle die Winterarbeit und das Klarmachen der Flugzeuge für die neue Saison. Obwohl noch unerfahren, haben sich hier gerade die Neueinsteiger aus dem Schnupperkurs aktiv gezeigt und sich rege beteiligt. VOLLEYBALL UND TECHNIK-MUSEUM Um außerdem den sportlichen Aspekt über den Winter nicht zu kurz kommen zu lassen, haben sich viele aus der Jugend-
gruppe jeden Freitagabend zum gemeinsamen Volleyballspielen getroffen. Weiter haben wir uns die Zeit mit einem Wochenend-Ausflug ins Technik-Museum nach Speyer vertrieben und dabei eine Nacht am Segelfluggelände Haßloch in der Pfalz verbracht. An dieser Stelle vielen Dank für die Gastfreundschaft der leider nur noch sehr wenigen Segelflieger an diesem schönen Platz. Endlich war das Frühjahr da und die Saison konnte beginnen. Sofort haben die neuen Flugschüler die Luft erobert und bereits im Osterlager in der zweiten Ferienwoche konnten sich die ersten besonders aktiven Neulinge freifliegen. Natürlich sind wir wie jedes Jahr im Sommer für zwei Wochen etwas weiter weggefahren, um unser SommerferienLager an einem uns neuen, noch nicht bekannten Gelände stattfinden zu lassen. Alles klang sehr verlockend, eine lange Start- und Landebahn, die weithin bekannt guten thermi-
schen Bedingungen in der Rhön und natürlich die Nähe zur sagenumwobenen Heimat des Segelflugs. Und dann – die ersten Unkenrufer meldeten sich: enges Fluggelände, Eintrommelwinde, schlecht angesagtes Wetter für den Einstieg und zu allem Überfluss ein übermannshohes Maisfeld mitten auf der Bahn. ERFOLGREICHES FLIEGERLAGER SAAL Selbstverständlich haben wir uns davon nicht bremsen lassen. Unzählige Freiflüge, ein ausdauernd erkämpfter 50-kmFlug, ab der zweiten Woche fantastisches Flugwetter und natürlich die großartige Stimmung am Platz haben uns über die paar Widrigkeiten schnell hinwegsehen lassen. Hinzu kamen eine über die Maßen großzügige Unterstützung durch den ortsansässigen Verein in allen Belangen, der nagelneue Transporter aus der Flotte von Elmar und die natürlich beste Betreuung durch unsere Fluglehrer. Vielen Dank an alle Beteiligten! Nach dem gelungenen Ferienlager stand dann auch schon bald unser Flugplatzfest an, bei dem die Jugend neben allen anderen Vereinsmitgliedern, Lebenspartnern, Freunden und lieben Menschen tatkräftig zum Gelingen beigetragen hat. Belohnt wurden wir dafür mit tollem Wetter und guten Besucherzahlen. Als die Saison sich dann schon fast dem Ende neigte, sind
ein paar Unerschrockene nochmals losgezogen, etwas zu „airleben“. Denn genau so heißt die Veranstaltung der Luftsportjugend aus NRW – „Airlebnis“. Dabei wird Jugendlichen ein Einblick in andere, neue Luftsportarten gegeben, und so hatten einige aus unserer Jugendgruppe die Möglichkeit, zum Beispiel in die Kunstfliegerei, den Modellflug oder das Ballonfahren hineinzuschnuppern. SCHNUPPERER BETREUT A propos Schnuppern, selbstverständlich haben sich auch dieses Jahr wieder viele von uns an dem beliebten und diesmal sehr großen Schnupperkurs beteiligt und die Interessenten nach Kräften betreut, informiert, angeleitet und ihnen die Faszination Segelfliegen näher gebracht. Nun ist er wieder da, der Winter, und wieder stellt sich die Frage, was tun, um die lange, fluglose Zeit zu überbrücken. Klar, dass wir da auf Bewährtes zurückgreifen. Wir freuen uns auf die Werkstatt, einen gemeinsamen Ausflug, die Freitagabend stattfindenden Volleyball-Spiele und natürlich darauf, alle neuen jungen Mitglieder kennen zu lernen, die im nächsten Jahr hoffentlich genauso aktiv und erfolgreich in dieses schöne Hobby einsteigen. Damit bleibt an dieser Stelle nur noch, allen zu danken, die unserer Jugendgruppe eine so schöne und sichere Flugsaison ermöglicht haben!
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Impressionen von unserem fliegerlager in SAAL
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Vo N H A N S S A SS E N
Die Werkstatt braucht die Mitarbeit aller
INTEGRATION VERTIEFT, WINTERARBEIT STOCKTE Die Zusammenarbeit von „Langenfeld Nord“ und „Hilden Süd“ wurde weiter vertieft. Die Winterarbeit lief nicht optimal, da die Beteiligung öfter sehr schlecht war. Wir hatten für die Arbeitstage Mittwoch und Samstag jeweils zwei Werkstattleiter eingeteilt, damit die Dokumentation und die Betreuung der Mitarbeiter gewährleistet war. Doch an einigen Arbeitstagen erschienen die eingeteilten Mitglieder, die fest zugesagt hatten, nicht zur Winterarbeit. Das war besonders frustrierend für die Werkstattleiter, die von Essen oder Aachen extra anreisten. Dadurch standen die Flugzeuge länger in der Werkstatt als geplant, und wir waren zu Saisonbeginn nicht fertig.
WERKSTATTTEAMS GEBILDET Es fanden wieder etliche Treffen der Werkstattleiter statt, die dem Zweck dienten, den Werkstattbetrieb zu optimieren. Es wurden Arbeitsgruppen gebildet, die sich speziellen Aufgaben widmen. Einige Teams funktionieren schon ganz hervorragend. Dazu zählt das Fahrwerkteam unter Leitung von Dirk Westermann, das Instrumententeam unter Leitung von Bernhard Braun und das Haubenteam unter Leitung von Jürgen Fischer, wozu ich aber sagen muss, dass Jürgen momentan noch alleine arbeitet. Das Schlossereiteam hat seine Aufgabe wieder sehr gut erfüllt. Meinen herzlichen Dank dafür.
SCHADEN AM DUO IN EIGENREGIE BEHOBEN Dank christian Ludloff konnte der größere Außenlandeschaden des Duo Discus in unserer Werkstatt behoben werden. Das Finish der Tragfläche wird in diesem Winter vollendet. Damit konnte wie schon in vorangegangenen Fällen eine größere Ausgabe von mehreren 1000 Euro, die bei einer Fremdvergabe entstanden wäre, eingespart werden.
GEWISSENHAFTE FALLSCHIRMPACKER Herzlichen Dank auch an die Fallschirmpacker unter Leitung von Alexa richartz, die pünktlich und gewissenhaft unsere Fallschirme gepackt und gewartet haben. Ich hoffe, dass unsere Piloten die Handhabung der Fallschirme, die Alexa zu Saisonbeginn dargestellt hat, in Zukunft berücksichtigen. Dies ist wichtig, damit keine Schimmel- und andere Schäden auftreten. Der Fallschirm ist ein 1600 Euro teures rettungsgerät und soll im Ernstfall auch funktionieren. Das ist aber nur dann gewährleistet, wenn er richtig behandelt wird.
Im letzten Winter hatten wir die Wartungsarbeiten unserer Schleppmaschine D-EIIM im November abgeschlossen und die Jahresnachprüfung (JNP) wurde am 10. Dezember 2011 durchgeführt. Somit stand die „IM“ zum Saisonstart zur Verfügung
Allen, die durch ihre geleisteten Arbeiten dazu beigetragen haben, dass ein einwandfreier Flugbetrieb ausgeführt werden konnte, möchte ich meinen Dank aussprechen. Allen wünsche ich zum Schluss eine unfallfreie und erfolgreiche Flugsaison 2013.
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Der Arcus 端ber den verschneiten Bergen von S端dfrankreich
Vo N H A N N o P I N T H E r
instrumentierung wird vereinheitlicht, Flotte modernisiert
AUSRÜSTUNG / INSTRUMENTE Die Betreuung unserer Vereinsflotte mit ihren vielen unterschiedlichen Systemen stellt nach wie vor hohe Ansprüche an alle Beteiligten. Um hier Komplexität zu verringern, werden wir in diesem Winter einige Modifikationen vornehmen: Alle Flugzeuge von der ASK13 bis einschließlich zur ASK23 erhalten die Kombination FLArM / VP4-Variometer. Alle Flugzeuge darüber erhalten die Kombination FLArM / cambridge 302-Variometer. Die Piloten haben somit in einer Flugzeuggruppe nur noch mit einem einzigen System zu tun. Auch für die Betreuer der Technik ist es einfacher, nur zwei Systeme im Blick haben zu müssen anstelle der aktuellen Vielfalt von ILEc über VP, Volkslogger bis hin zum 302. Wir erreichen diese Standardisierung durch geschicktes Hin- und Hertauschen und müssen nicht neu investieren. STABILE SCHNITTSTELLEN UND STROMVERSORGUNG In einem gewissen rahmen werden wir dies aber dennoch tun. So werden weitere K6-Boards angeschafft, um auf allen Vereinsflugzeugen zuverlässige Schnittstellen und Stromversorgungen zu gewährleisten. Bereits im vergangenen Winter hatten wir einige Maschinen darauf umgerüstet. Der enorme Aufwand von ein bis zwei Tagen voller Arbeit pro Flugzeug erlaubte jedoch nicht die komplette Umstellung in nur einem einzigen Winter. Auch für die Sicherheit tun wir etwas. Bisher fliegen wir mit zwei verschiedenen Versionen unseres Kollisionswarnsystems durch die Gegend. Um hier eindeutige und vor allem gleiche Anzeigen zu schaffen, rüsten wir die gesamte Flotte
auf die Version 3 dieser Anzeige um. Das Kollisionswarnsystem „FLArM“ zeigt dem Piloten kritischen Verkehr klar und eindeutig an, und zwar sowohl visuell als auch akustisch und dann in allen Flugzeugen auf dieselbe Weise. FLUGZEUGPARK WIRD MODERNISIERT Nach mehreren Jahren haben wir uns entschlossen, unseren Flugzeugpark erneut zu modernisieren. Hintergrund ist unsere Philosophie, regelmäßig im unteren Bereich der Flugzeugtypen etwas abzubauen und dafür in der Spitzengruppe etwas Neues anzuschaffen. Diese Vorgehensweise hat uns über Jahrzehnte zu dem Flugzeugpark gebracht, welchen wir heute unser eigen nennen. Nur die wenigsten Vereine verfügen über eine solch breit aufgestellte, hochwertige Flotte. Um diese Qualität auch für zukünftige Generationen von LSGErbslöh-Fliegern zu sichern, sind regelmäßige Neuanschaffungen unabdingbar. Nach reiflicher Überlegung und Abwägung aller Möglichkeiten haben wir uns entschlossen, in einen neuen Hochleistungsdoppelsitzer zu investieren. Wir haben einen Arcus bestellt, welcher in etwa drei Jahren geliefert wird. DREI JAHRE LIEFERZEIT FÜR DEN ARCUS In drei Jahren? Warum erst so spät? Ganz einfach: Die Lieferzeiten für neue Segelflugzeuge sind mittlerweile auf solche Zeiträume angestiegen. Die Kombination aus wenigen Herstellern, viel Handarbeit, langer Entwicklungszeit und einer hohen Nachfrage nach diesen Top-Mustern führen einfach dazu. Mit dem Arcus erhalten wir ein Spitzenmodell, welches schon heute eindrucksvoll seine Leistungen auf Wettbewerben und im Alltag unter Beweis stellt.
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noch mal in die luft Weltkrieg-II-Jagdpilot Anton Stangl und LSG Erbslรถh-Pilot Joachim Krenz beim Rundflug im Samburo. Der Veteran genieSSt es, nach 55 Jahren noch einmal in einem kleinen Flugzeug zu sitzen.
VO N D R . M E D . J O A C H I M K R E N Z
Gastflug mit einem 95-jährigen ehemaligen Me109-Piloten IM AUFWIND DES LEBENS Die Geschichte beginnt mit dem Lesen des Buches „Im Aufwind des Lebens“ von Anton Stangl. Ich will den Verlauf der Fliegerlaufbahn des im Jahre 1917 geborenen Autors hier nicht – auch nicht zusammenfassend – wiederholen, weil dies ausführlich in seinem Buch nachzulesen ist.
Nach den lebensgestaltenden Säulen des Gelingens einer solchen Rüstigkeit fragend, kam die Antwort: „Vegetarische Kost, Eutonie (gute, ausgewogene oder harmonische Spannung nach Gerda Alexander) und Zen-Meditation!“ Werden wir auch in dieser Altersphase, falls wir sie erreichen, noch so fit sein?
Als „Onkel Anton“ lernten wir ihn im Odenwald kennen. Ich hörte bei diesem Treffen von seinem Wunsch, noch einmal mitzufliegen. Sein letzter Flug in einer kleinen Maschine lag 55 Jahre zurück, wie er mir erzählte.
RHEINSCHLEIFEN, TAGEBAU UND MÜNGSTENER BRÜCKE Die Wetterlage versprach am Tag des Rundfluges bei südlichen Winden gute Sicht. Natürlich bedurfte es beim Gang über die Flügelfläche des Samburo zum Cockpit einiger Hilfe, aber das Einfädeln in den Sitz gelang Anton mühelos. Die Füße noch einmal in die Seitenruderpedale zu stellen, das wollte er bei dem bevorstehenden Flug allerdings nicht mehr.
FLIEGEN IM ALTER – GEHT DAS? In Ergänzung und Fortentwicklung zu dem in meinen Unterrichten vorgetragenen Thema „Der ältere Pilot im Cockpit“ wurde ich nun mit dem Problem und der Einschätzung der Durchführbarkeit eines Gastfluges mit einer Person im weit fortgeschrittenen Alter konfrontiert. Bekanntlich ist in der späten Lebensphase des Menschen die Knochenfestigkeit, besonders die Bruchlast der Wirbel, stark verringert. Die Vitalkapazität ist deutlich reduziert, der Gasaustausch in der Lunge ist herabgesetzt, das Ventilations-/Perfusionsverhältnis der Lungen ist ebenso vermindert wie die Sauerstoffaufnahme durch das Blut. Schließlich besteht eine Verschlechterung der kapillaren Versorgung, um nur einige Faktoren zu nennen. Daraus resultiert für Piloten des Gastfluges: Mit dem deutlich gealterten Passagier nicht auf größere Höhen steigen, keine Steilkurven fliegen und bloß keine „Bumslandung“ bauen! LUFTKAMPFTAKTIK BEIM ROTEN Meine anfänglichen Bedenken wurden rasch von dem in einem gastlichen Haus allein lebenden und sich noch ans Steuer eines Pkw setzenden Selbstversorger zerstreut. Beim Kennenlernen während eines Essens im Schlosshotel Hirschhorn, zu dem er mich einlud, begann beim Gläschen Rotwein das Fachsimpeln. Wir sprachen über die Zuverlässigkeit der in die Me109 eingebauten Motoren, über die ausgeklügelte Taktik der Engländer im Luftkampf über England und andere Themen.
Direkt nach dem Start bewunderte er sofort das schnelle Abheben unseres Motorseglers. Dies war ein weiterer Hinweis dafür, dass Gedächtnisleistung, Aufmerksamkeit und Verarbeitungsgeschwindigkeit für seine Altersphase als fantastisch einzustufen sind. Für jeden, der von unserem Flugplatz aus einen Rundflug unternimmt, sind die großen Rheinschleifen beindruckend, und die Braunkohlengrube des Tagebaus Hambach, deren größte Tiefe bei 370 Metern liegt, enthüllt – besonders von oben betrachtet – jedes mal wieder ihr gewaltiges Ausmaß. Nicht ausgelassen werden darf bei einem lokalen Rundflug die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid, wobei im Vorbeiflug die Legende um den goldenen Niet nicht unerwähnt blieb. BEGINN EINER NEUEN FREUNDSCHAFT Mühelos erkannte mein aufmerksamer Fluggast die Stützpfeiler der Wuppertaler Schwebebahn aus der Mindesthöhe über Grund. Dies alles noch einmal aus dem Bereich der Aufwinde von oben betrachten zu können, erfüllte meinen Gast mit großer Dankbarkeit. Und der rege Gedankenaustausch bildete alsbald den Grundstock für eine neue Freundschaft.
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Vo N J Ü r G E N F I S c H E r
besucherrekord beim Flugplatzfest VIEL LOB, KEINE BESCHWERDEN ohne Begleitmusik, aber mit vielen Höhepunkten ging das Flugplatzfest an den beiden ersten Tagen des September über die Bühne. Die Musik, die wegen der GEMA ausgeschaltet blieb, haben unsere Besucher nicht vermisst. Für das Programm, vor allem die dargebotenen Shows der Flugzeugoldtimer und der tollen Modellflieger, haben wir viel Lob bekommen. Beschwerden hat es diesmal laut Auskunft der Langenfelder Stadtverwaltung nicht gegeben. Nach Besucherzahlen und Verkauf von Essen und Getränken an unseren Ständen können wir uns sogar über das erfolgreichste Flugplatzfest freuen, das wir je in Langenfeld hatten. Möglich wurde dies nicht nur durch das eingespielte organisationsteam um Murmel und ranko, sondern durch den Einsatz vieler helfender Hände von Mitgliedern, Freunden und Angehörigen.
EIN JAHR DER VORBEREITUNG Die vielen tollen Flieger, die robert Schmidtmann nach Langenfeld geholt hat, sind beim Publikum gut angekommen. Zumal die Möglichkeit, in den Doppeldeckern mitzufliegen, stießt auf Zuspruch. Die Kunstflugdarbietungen von Jürgen Kraus, Mike rottland und unserem Heinz röltgen begeisterten die Zuschauer. Auch die Modellflieger sorgten mit ihren Vorführungen für viel Freude unter den Besuchern. Alle Darbietungen wurden fachkundig kommentiert von Ulf Dallmann und Uli Müller. Allerdings kam auch die Anregung, besondere Darbietungen aufzunehmen wie tiefe Überflüge der Tante Ju und Beteiligung der Bundeswehr. Die Vorbereitung für das Flugplatzfest hatte für das orgateam schon im Vorjahr begonnen, unmittelbar nachdem die Tische und Bänke vom vorangegangenen Event weggeräumt worden waren, und das ganze Material noch nicht einmal verstaut war. Matthias Peifer-Weiss begann seinen Kampf mit der
deutschen Bürokratie, um alle Genehmigungen einzuholen. Der Aufbau in der Woche vor dem Fest gelang diesmal problemlos, da sich einige unserer Mitglieder dafür extra freigenommen hatten. Die Verteilung der Werbebanner hat gut funktioniert. Alexander Thielen alias Murmel dankt allen Beteiligten. Überlegen sollten wir dennoch, ob wir auch hier noch besser werden können. Besucher kommen nicht nur aus Langenfeld, Hilden und Solingen, sondern auch von weiter her: etwa aus Köln, Mettmann, oberhausen und Viersen. Die erfahren von unserem Fest meist nur durch Zufall. Anerkennung gab es für unsere zivilen Preise. Vermisst wurde jedoch ein breiteres Angebot bei Getränken wie Pils und Weizenbier. Nur Alt und Kölsch sind nicht jedermanns Sache. Die Security hatte bei der Abendveranstaltung einen leichten Job, was das ordnungsamt der Stadt Langenfeld bestätigt hat. Es gab keine Zwischenfälle. Die Koordination von Flugbetrieb,
Ballonfahrt, Ballonglühen und Band war schwierig, aber sie ist gut gelungen. Das Flugprogramm mit an die 400 Flugbewegungen an den beiden Tagen lief unfallfrei und ohne Zwischenfälle ab. Das ist vor allem den Profis auf dem Tower und in den Flugzeugen zu verdanken, die ihre berufliche Heimat in der Fliegerei haben. Auch die Modellflieger haben sich gut eingereiht. Murmel: "Sie sind immer wieder herzlich willkommen." FLUGSPORT PRÄSENTIERT Wir haben an diesem Wochenende den Flugsport in seinen Facetten Segelfliegen, Motor- und Modellflug, Kunstflug, Fallschirmspringen und Ballonfahren vielen tausend Besuchern wirkungsvoll vorgestellt. Und uns selbst bewiesen, welche großartige Leistung wir vollbringen können, wenn wir alle, Erbslöh und Kesselsweier, an einem Strang ziehen. Murmel: „An dieser Stelle funktioniert der Verein.“
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ImpressIONEN DES FLUGPLATZFESTES
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Nachruf zum Tod von Eckhard Stoi
Nach langer, schwerer Krankheit verstarb in der Nacht zum 22. Oktober unser Fliegerkamerad
Gestaltung unseres modernen Flugzeugparks war sein Rat mit entscheidend.
ECKHARD STOI
Als Trainer mit dem Leistungsschein „A“ bildete er den Trainernachwuchs auf Landesebene aus und organisierte Trainingsmöglichkeiten für die Kaderpiloten. Über Jahre wirkte er als Funktionär in der Segelflugkommission (SEKO) des Deutschen Aero-Club für die Interessen der Clubklasseflieger. Im Ausschuss unterer Luftraum (AUL) beteiligte er sich an den Diskussionen, die letztlich zum Erhalt und zur Gestaltung unserer jetzigen Lufträume geführt haben.
kurz nach der Vollendung seines 72. Lebensjahres. Zum 01.Januar 1957, also vor mehr als 55 Jahren, fand Eckhard bereits den Weg in unsere Luftsportgruppe, der er bis zum letzten Tag als aktives Mitglied besonders innig verbunden war. Früh tendierte Eckhard zum Leistungsflug, was dazu führte, dass er recht bald dem Team der Nationalmannschaft angehörte und bei vielen nationalen und internationalen Meisterschaften der Clubklasse, die seinerzeit die stärkste Klasse war, sehr erfolgreich war. Seine Beharrlichkeit, sein Leistungswillen und sein fliegerisches Talent sicherten ihm immer wieder Plätze auf den Siegerpodesten und brachten ihm 1982 sogar den Titel des Deutschen Meisters ein. Dabei hat Eckhard aber nicht nur sein privates Erfolgserlebnis gesucht und gefunden, sondern hat sich über die Maße auch für die Entwicklung unserer Luftsportgruppe eingesetzt. Als anspruchsvoller Fluglehrer hat er über Jahrzehnte unseren Nachwuchs mit ausgebildet. In seiner Eigenschaft als Segelflugreferent unseres Vereins trieb er den Leistungsflug maßgeblich mit voran. Im Werkstattbereich waren sein Fachwissen und seine Mitarbeit fast unentbehrlich. Bei der
Seine anspruchsvolle Tätigkeit als Techniker und der Segelflugsport waren sein Lebensmittelpunkt. Leider verschlechterte sich in den letzten Jahren sein Gesundheitszustand drastisch, so dass am Ende eine totale Pflegeabhängigkeit bestand. Wer Eckhard und seine Ansprüche an sich selbst kannte, wird erkennen müssen, dass sein Ableben ihn vor dem Schlimmsten bewahrt hat. Wir beklagen einen herben Verlust und fühlen mit den Hinterbliebenen. HEINZ-RUDI FECKER für Vorstand und Mitgliedschaft der LSG Erbslöh Langenfeld e.V.
Impressum Herausgeber Luftsportgruppe Erbslöh Langenfeld e.V. Graf-von-Mirbach-Weg 15 40764 Langenfeld Telefon: 0212 6868 info@lsgerbsloeh.de www.lsgerbsloeh.de Redaktion Jürgen Fischer erbsloeh@juergenefischer.de Gestaltung Joël Wagner mail@joelwagner.de www.joelwagner.de Fotos Joel Wagner Jürgen Fischer Jochen Krenz Arne Thielemann Hanno Pinther Anne Krey
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