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IST NICHT ALLES ... ... aber ohne Kultur ist alles nichts! Die Corona-Pandemie ist eine große Bedrohung für die Kulturszene. Doch die Kulturschaffenden der Theater, Clubs und Museen sind weit davon entfernt, die Köpfe in den Sand zu stecken.
Das farbenprächtige Ohrgehänge aus Käferflügeln und Federn ist im Weltkulturen Museum zu sehen.
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Foto: Wolfgang Günzel
Text: Jasmin Schülke
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IST NICHT ALLES ... ... aber ohne Kultur ist alles nichts! Die Corona-Pandemie ist eine große Bedrohung für die Kulturszene. Doch die Kulturschaffenden der Theater, Clubs und Museen sind weit davon entfernt, die Köpfe in den Sand zu stecken.
Das farbenprächtige Ohrgehänge aus Käferflügeln und Federn ist im Weltkulturen Museum zu sehen.
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Foto: Wolfgang Günzel
Text: Jasmin Schülke
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Allerorts wird geprobt, renoviert, an Hygienekonzepten gearbeitet. Auch wenn es noch unklar ist, wann wir wieder Kulturveranstaltungen offline erleben dürfen, zeichnet sich eins ab: Die Kulturszene steht in den Startlöchern. Die vielen Mitarbeiter:innen haben in den vergangenen Monaten hart gearbeitet, sich neue Konzepte ausgedacht, um der besonderen Situation, in der wir uns befinden, Rechnung zu tragen.
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Konzertgenuss mit Urlaubsfeeling: Strandkörbe in der BRITA-Arena
Motiv aus der Serie Wonderplants, 2015 © Sarah Illenberger
Das Rheingau Musik Festival beschreitet 2021 neue Wege und schafft neben den traditionellen Spielorten weitere Musik- und Begegnungsräume. Neu dabei ist die BRITA-Arena in Wiesbaden und hier haben sich die Organisatoren etwas ganz Besonderes ausgedacht: Bis zu 1000 Strandkörbe werden in verschiedenen Inseln mit ausreichendem Abstand zueinander aufgestellt. In den Strandkörben, die sogar mit Kühlboxen ausgestattet sind, können jeweils zwei Besucher:innen Platz nehmen und im Juli die Musik der Top-Künstler:innen genießen, die in der BRITA-Arena auftreten werden, wie zum Beispiel die Band Smokie (1.7.), Till Brönner (3.7.), Max Giesinger (15.7.) und Candy Dulfer (24.7.). Im Cuvéehof von Schloss Johannisberg wird in diesem Jahr außerdem ein einzigartiger Konzertkubus aufgebaut, in dem Kammermusik auf höchstem Niveau zu hören sein wird. Seit der Gründung des Festivals ist das Schloss Johannisberg eine zentrale Spielstätte. In diesem Jahr findet das große Musikfest mit rund 200 Konzerten vom 26. Juni bis 5. September statt. Weitere Informationen zum Programm und Tickets unter: www.rheingau-musik-festival.de
Lust auf einen Spaziergang? Die Wallanlagen bilden eine ringförmige Grünanlage um die Frankfurter Innenstadt und eigenen sich wunderbar zum Flanieren. Sie entstanden durch die Niederlegung der Stadtbefestigung zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Frankfurter:innen bekamen einen neuen urbanen Raum. Wie die Alleen und Gärten von der Bevölkerung wahrgenommen wurden und werden, beleuchtet die Ausstellung „Frankfurter Gartenlust“ im Historischen Museum Frankfurt . Sie verfolgt die Entwicklung der Parks und Grünflächenplanung seit dem 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart und zeigt, wo die Stadt neue Freiflächen plant und wie die Bürger:innen Grünflächen nutzen. Der Bogen spannt sich von den bürgerlichen Gärten vor der Stadt über die Entstehung der Wallanlagen als erste städtische Parkanlage bis hin zum Hafenpark am Mainufer. Über 1300 Hektar öffentlich zugängliche Grünanlagen gibt es in der Mainmetropole. Den Anstoß zur Ausstellung gaben zwei Jubiläen, die Frankfurt in diesem Jahr feiert: der Palmengarten wird 150 Jahre, der Grüngürtel 30 Jahre. Die Ausstellung macht deutlich, wie wichtig Grünflächen für ein gutes Stadtklima und vor allem für die Seele sind. „Frankfurter Gartenlust“ ist bis zum 29. August zu sehen.
Was ist Natur? 13.09.2020 – 22.08.2021
Kunst und Natur digital: Während der Corona-Pause kommt das Museum digital zu Ihnen nach Hause. Informationen zum Programm unter „kunst-und-natur.de“
Foto: Gerd Wiggers
www.historisches-museum-frankfurt.de/gartenlust
Grünräume waren und sind in der Corona-Krise Rettungsräume für diejenigen, die in ihrem Radius eingeschränkt sind. Doch nicht überall ist Platz für Anlagen oder Parks. Deshalb gibt es bereits zahlreiche Städte, die viele Gebäude sowohl horizontal als auch vertikal bepflanzen. Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) Frankfurt widmet dem Thema Stadtbegrünung die Ausstellung „Einfach
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museum-sinclair-haus.de kunst-und-natur.de »Stiftung Kunst und Natur« ist seit 2021 der neue Name der bisherigen »Stiftung Nantesbuch. Kunst und Natur.«
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KULTUR Grün – Greening the City“. Sie thematisiert die Begrünung von Gebäudehüllen und geht der Frage nach, ob Pflanzen an den Fassaden der Städte ein besseres Klima schaffen. Zahlreiche Studien belegen, dass sich das Stadtklima verändert, sobald neben Parks, Höfen und Vorgärten auch die Architektur begrünt wird. Viele innovative Techniken bewegen sich auf einem Hightech-Level, aber auch mit anderen Mitteln, die einen geringeren Einsatz erfordern, kann viel erreicht werden. Deshalb werden in der Ausstellung neben der wissenschaftlichen Perspektive auch die technischen Möglichkeiten und praktische Fragen ins Visier genommen. Gezeigt werden außerdem gelungene Grünbauten, die etwa in
Düsseldorf, Mailand oder Singapur stehen. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 11. Juli. Das DAM ruft auch dazu auf, während der Laufzeit der Ausstellung Projekte einzureichen. Die Beiträge werden von einer Jury bewertet und die Preisträger:innen in der Ausstellung präsentiert. www.dam-online.de
Noch ein Jubiläum: Bonnie Tyler ist ein Rock-Urgestein und kann mittlerweile auf stolze 50 Jahre Bühnenerfahrung zurückblicken. Bekannt ist sie für ihre markante Reibeisenstimme. Der Durchbruch gelang der britischen Musikerin in den 70er Jahren mit den Hits „Lost in France“ und „It’s a Heartache“.
Im Dezember gab es Neues zu hören mit der ersten Single-Auskoppelung „When the Lights Go Down“. Anlässlich ihres 70. Geburtstags geht sie im kommenden Jahr auf große Tournee, um mit ihren Fans zu feiern. Natürlich kommt die Rockröhre auch nach Frankfurt und gastiert am 29. März 2022 in der Alten Oper. Wer sich jetzt schon Karten sichern will, kann das online tun: www.shooter.de
Ob der Mai alles neu macht, weiß das Festivalteam von „Alles inklusive?!“ zwar nicht, aber die Hoffnung ist groß, dass das aus dem vergangenen Jahr verschobene Festivalprogramm zu Kultur und Inklusion endlich
„Der Blick geht nach vorne“ Der Intendant der Alten Oper, Markus Fein, spricht im Interview über Programmplanung, digitale Formate und Sicherheitskonzepte.
Der Lockdown scheint kein Ende zu nehmen und viele Kulturhäuser tun sich deshalb mit der Programmplanung schwer. Wie sieht es bei Ihnen aus? Es erscheint mir leider sehr fraglich, ob wir im März wiedereröffnen können. Unsere Hoffnung richtet sich auf die Zeit nach Ostern. Wenn die Politik also wieder eine behutsame Öffnung beschließt, halten wir es für angebracht, die Alte Oper im sogenannten „Schachbrett“ zu bespielen, also die Plätze zunächst mit 50 Prozent zu belegen. Das scheint mir ein gangbarer Weg, der hohen Schutz und eine gewisse Wirtschaftlichkeit in Einklang bringt. Auch für
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die neue Saison ab Herbst 2021 planen wir vorsichtshalber im „Schachbrett“. Die meisten Kulturbetriebe sind auf digitale Formate ausgewichen, auch die Alte Oper bietet Online-Konzerte an. Sie haben im vergangenen Herbst gesagt, dass diese Formate NICHT die Gewinner sind. Sehen Sie das immer noch so? Die Euphorie für digitale Formate ist einer gewissen Ernüchterung gewichen. Wir alle spüren: Konzerte lassen sich digital flankieren, aber nicht ersetzen. Das ist auch die Haltung der Alten Oper. Hinzu kommt: Die Umsonst-Mentalität des Internets unterläuft ganz grundsätzlich das Bezahlmodell für Künstler:innen. Für die Alte Oper gilt zudem ein sehr drastischer Sparkurs. Da ist kaum Platz für kostspielige digitale Formate. Auf welche Programmhighlights kann das Publikum hoffen, sobald es wieder losgeht? Im Mai etwa stehen Gastspiele der Wiener Philharmoniker und des Budapest Festival Orchestra auf unserem Programm. Nach solchen Konzerterlebnissen dürsten so viele. Es wäre ein wahres Fest für die Ohren – und eine großartige Wiederbelebung des kulturellen Lebens in Frankfurt.
Welche Veränderungen haben Sie getroffen, damit die Veranstaltungen pandemiegerecht stattfinden können? Die Alte Oper setzt alles daran, dass die Veranstaltungen hochprofessionell und mit einem maximalen Sicherheitsstandart durchgeführt werden: Wir verfügen über eine Klimaanlage, die mit 100 Prozent Außenluft arbeitet und die komplette Luft in 30 Minuten austauscht; wir haben im Haus strenge, mit dem Gesundheitsamt abgestimmte Hygiene-Regeln, die von einem externen Hygiene-Beauftragten überwacht werden. Es dürfte wenige öffentliche Räume in Frankfurt geben, die einen solchen Schutz bieten. Wie ist die Situation der Mitarbeiter:innen der Alten Oper? Unser Team ist schlicht großartig. Die allermeisten sind seit vielen Monaten, etliche seit bald einem Jahr in Kurzarbeit. Trotzdem setzen sich alle hochmotiviert für dieses Haus ein. Wir arbeiten Tag für Tag dran, dass die Alte Oper den Menschen wieder offen steht. Gerade in dieser Zeit wäre die Stimme der Kultur so wichtig! www.alteoper.de
Fotos: Alte-Oper Frankfurt/Wonge Bergmann
JOURNAL FRANKFURT: Herr Fein, Sie sind seit 1. September 2020 Intendant der Alten Oper Frankfurt. Vermutlich haben Sie sich Ihren Antritt anders vorgestellt? MARKUS FEIN: Oh ja, ich habe mich auf dieses großartige Haus gefreut – mit Konzerten und Publikum. Die Krise fordert uns aber so sehr heraus, dass zum Hadern keine Zeit bleibt. Der Blick geht nach vorne. Wie bewältigen wir die finanzielle Krise der Alten Oper? Welche Konzepte haben wir, wenn das Haus wieder öffnen kann? Können wir aus der aktuellen Situation lernen?
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Foto: Axel Martens
nachgeholt wird. Vom 27. April bis zum 17. Mai soll sich in Darmstadt alles rund um das Thema Kultur und gesellschaftliche Teilhabe für alle und mit allen drehen. Den Auftakt wird es voraussichtlich am 27. April in oder vor der Centralstation geben. Auf dem Festival-Programm der darauffolgenden Wochen stehen inklusive Theaterprojekte, Konzerte, Lesungen von Autor:innen wie zum Beispiel von Dominik Bloh, der in dem Buch „Unter Palmen aus Stahl“ seine Lebensgeschichte als Obdachloser erzählt. Es gibt GebärdensprachWorkshops und einen Wissenschaftstag zum Thema Einsamkeit. Sofern erforderlich, wollen die Veranstalter:innen je nach Möglichkeit Veranstaltungen unter freiem Himmel oder im Online-Stream anbieten. Organisiert wird „Alles inklusive?!“ von Akteur:innen der Stadt Darmstadt, der Hochschule Darmstadt (Fachbereich Soziale Arbeit), dem Staatstheater, der Freien Szene, dem Nachbarschaftsheim und dem Verein Kulturfreunde Centralstation. Zum aktuellen Stand der Dinge gibt es Informationen auf der Website der Centralstation: www.centralstation-darmstadt.de/allesinklusive
Sommer, Sonne und Livemusik – davon müssen wir zwar noch etwas träumen, aber
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mainzplus Citymarketing macht uns schon
mal ein bisschen Appetit auf das, was hoffentlich kommt. Die Open-Air-Konzertreihe „Kultur verbindet – Zitadelle live“ soll fortgeführt werden und die ersten Termine stehen bereits fest – natürlich je nach Entwicklung der Pandemie ohne Gewähr. Von Anfang Juni bis Ende August soll die Konzertwiese der Zitadelle wieder zur Bühne für lokale, regionale und nationale Künstler:innen werden. Am ersten Juni-Wochenende geht es los: Den Start macht am Samstag, 5. Juni, die Show „Let’s Burlesque“ aus Berlin. Geboten werden Musik, Tanz, Artistik und jede Menge Sinnlichkeit und Glamour. Am Sonntag geht es dann weiter mit dem Multitalent und Urgestein Lars Reichow. Er hat sein neues Programm „Ich!“ im Gepäck, das er seinen Fans auf der Zitadelle präsentieren will. Am 11. Juni kommt die österreichische Kabarettistin und Poetry-Slammerin Lisa Eckart nach Mainz. Sie hat im vergangenen Jahr für viel Gesprächsstoff gesorgt. Eine gute Gelegenheit, die Künstlerin live zu erleben. Die weiteren Termine: die deutsche SingerSongwriterin „Miss Allie“ wird am Samstag, 17. Juli, auf der Zitadelle ihr Debüt geben und für den 21. August hat sich Johann König, die depressive Stimmungskanone aus Köln, angesagt. Neben der Zitadelle sollen auch wieder
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Liest bei „Alles inklusive?!: Dominik Bloh war viele Jahre obdachlos.
die von mainzplus Citymarketing betriebenen „Mainzer KulturGärten“ im Schloss und das Kulturzentrum (KUZ) bespielt werden. Infos und Tickets unter www.mainz.de/kultur-verbindet
Wie kann überhaupt ein Konzert unter Pandemiebedingungen stattfinden? Die Neue Stadthalle Langen will dies am 16. Mai mit „Night Fever Acoustic“ ausprobieren. Aus Stehplätzen sollen Sitzplätze werden, anstelle eines klassischen Konzerts wird es eine Akustikshow geben. Zu hören sind die größten Hits der Bee Gees, gespielt von einer Cover-Band, die seit 2007 mit ihrer TributeShow durch die Welt zieht. Die Songs von
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Barry, Maurice und Robin Gibb sind dieses Mal musikalisch auf den Kern reduziert und mit überraschenden Arrangements versehen – ein rein konzertantes Konzert, das selbst eingefleischte Bee-Gees-Fans überraschen dürfte. Natürlich werden auch die Klassiker wie „Stayin’ Alive“ und „Night Fever“intoniert. Den Rahmen bildet eine zum Wohnzimmer umgebaute Bühne, so dass sich die Zuschauer:innen wie bei einem Privatkonzert fühlen können. Die Karten sind aufgrund der Corona-Bestimmungen limitiert und ab sofort online zu haben: www.adticket.de
Die Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach feierte im vergangenen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen als Kunsthochschule des Landes Hessen. Aus diesem Anlass entwickelte die HfG zusammen mit dem Museum Angewandte Kunst Frankfurt die Ausstellung „Aus heutiger Sicht. Diskurse über Zukunft.“ Die Ausstellung thematisiert die Herausforderungen unserer Zeit, die sich durch technologische und sozioökonomische Entwicklungen stellen und zeigt auf, wie eine ungewisse Zukunft von künstlerisch-gestalterischen Ansätzen und gemeinsamen Engagement geprägt werden kann. Gestaltet von Stu-
dierenden und Lehrenden der Hochschule, besteht die Schau aus drei sich ergänzenden Modulen: dem musealen Raum mit Exponaten, einer digitalen Plattform sowie einem Veranstaltungsprogramm. In diesen unterschiedlichen Modulen werden Installationen, Skulpturen und Objekte, Animationen und Filme, Performances, Grafikdesign, Produktdesign, Malerei und Zeichnung sowie Sound und Text präsentiert. Nach dem derzeitigen Planungsstand soll die Ausstellung vom 24. April bis zum 4. Juli zu sehen sein. Eine weitere Ausstellung im Museum Angewandte Kunst mit dem Titel „Dieter Rams:
Die Künste und Wissenschaften können uns helfen Museen sind Orte des Erlebens. Was aber ist, wenn die Türen dieser Erlebnis-Orte geschlossen sind? Kathrin Meyer, Direktorin des Museums Sinclair-Haus, spricht über Herausforderungen, Chancen und neue Projekte.
Sie haben in den vergangenen Monaten ein Buch auf den Weg gebracht mit dem Titel „Was ist Natur?“ Dort sind zum Beispiel Texte zum Klimawandel zu finden. Was hat den Anstoß zu dieser Publikation gegeben? Die Publikation begleitet unsere Ausstellung „Was ist Natur?“, die wir bis zum 22. August verlängert haben, geht aber weit darüber hinaus. Ausstellung und Buch laden dazu ein, einen Schritt zurückzu-
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treten und zu fragen: Was meinen wir eigentlich, wenn wir von Natur sprechen? Und wo sehen wir uns selbst im Verhältnis zu anderen Lebewesen und Ökosystemen? Wie wir diese Fragen beantworten – im Denken und Handeln – stellt die Weichen für zukünftige Lebensweisen. Die Künste und Wissenschaften können uns dabei helfen, Antworten zu finden. Sie haben das Museum Sinclair-Haus vor genau einem Jahr übernommen und angekündigt, dass Sie Erlebnisräume schaffen wollen, in denen sich der Mensch stärker mit der Natur auseinandersetzt. Dann kam Corona und viele Menschen zieht es stärker denn je in die Natur. Ist das mehr Fluch oder Segen? Dass die Menschen den Wert der Natur für sich entdecken, ist ein Segen! Und es stärkt unser Anliegen, über Natur ins Gespräch zu kommen, und zwar mit allen wunderschönen, aber auch schmerzhaften Seiten. Wir können nur mit anderen Lebewesen existieren und wir brauchen Orte, an denen wir uns sinnlich und intellektuell auseinandersetzen können mit der Frage,
was das konkret für uns bedeutet: für das eigene Dasein und nicht zuletzt im Hinblick auf die ethische und politische Verantwortung. Wagen Sie mal eine Prognose: Wie wird sich unser Verständnis von Natur angesichts der Ereignisse verändern? Mehr und mehr Menschen werden die Erkenntnis zulassen, dass wir als Menschen mit allem anderen Leben verbunden sind. Unser Verständnis von Individualität wird sich grundlegend wandeln und wir werden lernen zu kooperieren, um für die lebendige Welt zu sorgen. Wir werden ein neues Zeitalter der Energiegewinnung einläuten. Wir werden andere Lebewesen wertschätzen und Tieren und Pf lanzen große Territorien überlassen, wo sie ungestört existieren können. Für ein ausführliches Eintauchen in diese Vorstellung empfehle ich den Roman „The Ministry for the Future“ von Kim Stanley Robinson. Da steht eigentlich alles drin, was wir jetzt diskutieren sollten. www.museum-sinclair-haus.de
Fotos: Anja Jahn
JOURNAL FRANKFURT: Frau Meyer, wie wirkt sich die derzeitige Situation auf Ihre Vermittlungsarbeit aus? KATHRIN MEYER: Wir nutzen diese Zeit, um zu erkunden, wie wir Gespräche, Staunen und Reflexion auch über die Ausstellungen hinaus entzünden können. Wir experimentieren mit digitalen Angeboten per Video, Podcast und Live-Schaltung, um unseren Themen neue Formen zu geben, zu unterhalten, ins Gespräch zu gehen. Das digitale Museum führt in neue Räume des Erlebens und der Auseinandersetzung und wird auch nach der Pandemie den Besuch vor Ort ergänzen.
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Grafische Gestaltung
Jasmin Kress + Xuyen Dam
Di–So 10–17 h Mi 12–20 h
Ein Museum der Stadt Frankfurt am Main
Ikonenmuseum Stiftung Dr. Schmidt-Voigt Brückenstraße 3–7 60594 Frankfurt/Main
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ikonenmuseum frankfurt.de 19.02.21 19:45
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Ein Blick zurück und vorau“ widmet sich dem Werk des legendären Industriedesigners. Dieser hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mehr als 350 Produkte für die Unternehmen Braun und Vitsœ gestaltet, die jeden Tag von vielen Menschen auf der ganzen Welt benutzt werden und bis heute Einfluss auf Gestalter:innen haben. Schon in den 70er Jahren plädierte der Industriedesigner dafür, Dinge so zu gestalten, dass sie möglichst lange genutzt werden können. Die Ausstellung zeigt 30 von Dieter Rams persönlich ausgesuchte Objekte und 50 Fotografien, Reproduktionen und Texte. Zu sehen ist die Ausstellung vom 16. April bis zum 8. August. Noch bis Mitte Mai im Museum Angewandte Kunst zu sehen ist die Ausstellung „à propos“, die das Werk der in Paris lebenden Anette Lenz beleuchtet. Die deutsche Grafikdesignerin zählt zu den einflussreichsten Gestalter:innen der Gegenwart. Aus einem Misstrauen
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gegenüber kommerzieller Werbung heraus hat sie neue Strategien für die visuelle Kommunikation im öffentlichen Raum entwickelt. Ihr teilweise anarchisches und experimentelles Spiel mit Typografie, Farbe, Fotografie und Film brachte außergewöhnliche Plakatserien, Bücher, Ausstellungsdesigns und visuelle Identitäten mehrerer französischer Städte, Theater und Museen hervor. Es ist die erste Einzelausstellung in Deutschland, die sich dem Werk von Anette Lenz widmet. www.museumangewandtekunst.de
Wer ihn einmal live erlebt hat, weiß: Konzerte von Jan Delay sind sowohl musikalisch als auch optisch ein Erlebnis. Nun kommt der Musiker mit seiner Band DISKO NO. 1 nach über zwölf Jahren wieder nach Hessen, und zwar zum Gießener Kultursommer ins Kloster Schiffenberg. „Es gibt keine bessere Liveband als DISKO NO.1“, sagt Geschäftsführer Dennis
Bahl und fährt fort: „Ich freue mich, dass es uns endlich gelungen ist, diese großartige Band auf den Schiffenberg einzuladen“. Mit Sicherheit wird Jan Delay beim Open-Air-Konzert am 24. August seine bekannten Hits wie „Oh Johnny“, „Türlich, türlich“ oder „St. Pauli“ zum Besten geben, aber neugierig sind seine Fans auch auf das neue Album. Ende Januar gab es mit der Single „Intro“ schon mal eine Kostprobe. Es gibt in der deutschen Poplandschaft nur wenige Musiker:innen, die eine ähnlich überraschungsreiche Karriere vorweisen können, wie Jan Delay. Der Musiker schöpft aus fünf Jahrzehnten Popgeschichte, spielt aber im Hier und Jetzt mit seiner Band Disco, Trap, Funk, Afrobeats, Ska, Arenatechno, Reggae, Rock und Soul. Auf 30 Jahre Bühnenerfahrung kann Jan Delay mittlerweile blicken, eine nicht nur für Hip-Hop-Verhältnisse unfassbare Zeitspanne. Dass er nach wie vor musikalisch relevant ist, liegt an seiner treffsicheren Reimkunst,
Foto: Museum Angewandte Kunst
Anette Lenz’ erste Einzelausstellung in Deutschland im Museum Angewandte Kunst
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Farben ordnen Welten
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seinem feinen Sinn für knackige Slogans und an seiner besonderen Gesangsstimme. Wer den Sound von Jan Delay und DISKO NO.1 nicht verpassen will, kann sich seine Tickets online bestellen und selbst ausdrucken: www.reservix.de
Foto: David Königsmann
Cool, stylisch und singen kann er auch: Jan Delay
Der Sound ist auch Motor und Seele des Animationsfilms. Walt Disney war einer der Ersten, der das begriff. Schon zu Zeiten des Stummfilms hatte er begonnen, kurze Filme zu animieren und avancierte zum wichtigsten Trickfilmproduzenten der Welt. Mit „The Sound of Disney“ präsentiert das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF) – je nach Wiedereröffnung noch bis zum 18. April oder 13. Juni – eine Ausstellung zur Klangwelt der Disney-Klassiker. Untersucht wird der Einsatz von Musik, Geräuschen und Dialogen in den Originalfilmen sowie in vielen Synchronfassungen. Der Betrachtungszeitraum reicht von kurzen Micky-Maus-Cartoons und Filmen aus der beliebten Reihe „Silly Symphonies“ aus den 20er und 30er Jahren
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—— z r 21 Mä 25 . g us t 2 0 u 9. A
Willy Keim, Nizza, Minigolfplatz, 1964 © HMF
Der wohl bekannteste Song aus dem Dschungelbuch: „Oh dubidu, ich wär so gern wie du!“
bis hin zu den abendfüllenden Meisterwerken, die zu Walt Disneys Lebzeiten entstanden sind: von „Snow White and the Seven Dwarfs“ (1937) bis zu „The Jungle Book“ (1967). Zu hören und sehen sind eine Soundinstallation, zahlreiche Filmausschnitte, Medienstationen und andere Exponate. Das DFF bietet außerdem ein digitales Begleitprogramm zu „The Sound of Disney“ an. An jedem dritten Donnerstag im Monat werden auf der Website Text-, Ton- und Videobeiträge veröffentlicht. Die Podcasts und Videos können auf der Internetseite des Museums abgerufen werden: www.dff.film/disney-digital
Langeweile?
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Nicht nur Filmmusik, sondern Musik überhaupt prägt unser Leben. Mit vielen Stücken sind Erinnerungen verbunden, die beim Hören plötzlich wieder ganz lebendig sind. Es gibt Musik, die im kulturellen Gedächtnis verankert, und solche, die in Vergessenheit geraten ist. hr2-Kultur hat in der noch recht jungen Sendung „Zwei bis vier – Menschen und ihre Musik“ jede Woche Protagonist:innen aus dem Musikbusiness sowie musikaffine Persönlichkeiten aus Schauspiel, Literatur und Film zu Gast. In persönlichen Gesprächen präsentieren sie Musik, die sie besonders geprägt hat. Regelmäßig sind auch Gäste aus dem Rhein-Main-Gebiet dabei, wie zum Beispiel Markus Fein, Intendant der Alten Oper, die Musikjournalistin Eleonore Büning oder Bariton Johannes Martin Kränzle. Auch der hessische Jazzpreisträger Tony Lakatos war bereits in der Sendung zu hören. Im Podcast, der jederzeit abgerufen werden kann, erzählt der Saxofonist, dass der hessische Jazzpreis der erste Preis ist, den er verliehen bekam, warum er nicht als Künstler bezeichnet werden will und überall zu Hause ist. Tausende Platten seien wichtig für ihn. So zum Beispiel „Live & Real“ von Wolfgang Haffner, mit dem Lakatos lange gespielt hat. Demnächst werden unter anderen Bratschist Nils Mönkemeyer, Cellist Michael Sanderling und Pianist Igor Levit Auskunft über ihre Musikvorlieben geben. Die Sendung ist immer sonntags von 14 bis 16 Uhr in hr2-Kultur zu hören sowie jederzeit im Podcastchannel auf. www.hr2.de/podcasts/menschen-und-ihre-musik
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Fotos: Deutsches Filmmuseum; Ben Knabe
Hätte Tausende Platten mitbringen können: Jazz-Urgestein Tony Lakatos
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„Schreiben Sie uns, wo immer Sie sind, was immer Sie auf dem Herzen haben.“ Mit diesen Worten lud die BBC-Radiosendung „Briefe ohne Unterschrift“ von 1949 bis 1974 Hörer:innen in der DDR zum Briefeschreiben ein. In dem in deutscher Sprache ausgestrahlten Programm wurden jeden Freitagabend ausgewählte Briefe vorgelesen. Sie boten direkte Einblicke in den Alltag der DDR-Bürger:innen, in ihre Nöte und Sorgen, aber gaben auch Aufschluss über Meinungen zu politischen und gesellschaftlichen Ereignissen. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR stufte die Sendung als Hetzsendung ein und versuchte – teils mit Erfolg – die Verfasser:innen zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen. In der Ausstellung „Briefe ohne Unterschrift. DDR-Geschichte(n) auf BBC Radio“ beschreibt das Museum für Kommunikation Frankfurt die Stationen der Briefe und erzählt die Geschichten, die damit verknüpft sind. Exklusive Interviews mit den Autor:innen der Briefe und den Sendungsmacher:innen zeigen persönliche Schicksale. Erstmals werden Tonbandmitschnitte, die das MfS von der Sendung angefertigt hat, zusammen mit Originalbriefen aus dem Archiv der BBC präsentiert. Rund 40 000 Briefe erreichten die BBC-Sendung. Diese waren nahezu vergessen, bis die Autorin Susanne Schädlich sie 2012 bei Recherchen in einem BBC-Archiv wiederentdeckt und aufgearbeitet hat. Ihr Buch „Briefe ohne Unterschrift. Wie eine BBC-Sendung die DDR herausforderte“ gab den Anstoß zu dieser Ausstellung. Sie wird am 3. März um 19 Uhr digital eröffnet und ist bis zum 13. Juni zu sehen. Weitere Informationen:
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Foto: BBC, Written Archives Centre
Hörer:innenbriefe, die im August 1961 bei der BBC eingingen
Die Zukunft ist derzeit ungewisser denn je. Die Choreografen Verena Billinger, Sebastian Schulz und ihr Ensemble begegnen dem Unbestimmten mit einem choreografischen Plan: einem „Tanzabend/N.N.“. Darin setzen sie sich mit der zukünftig erwartbaren Situation auseinander: mit Existenzen, die sich immer mehr auf Blasen verteilen, mit Körpern, die in Arbeit, Kunst und Alltag von Architekturen und Maßnahmen voneinander getrennt und zerschnitten werden, mit Ermöglichung und Repression. In ihrer Choreografie bewegen sich Billinger und Schulz zwischen dem Drinnen und Draußen, zwischen Auto, Foyer und Theaterraum, zwischen Vorstudien zukünftiger Tanzstücke und den Ruinen derer, die gerade unmöglich zu zeigen sind. „N.N.“ steht dabei für etwas, das dem Moment angemessen wäre: im Übergang zu tanzen. Verena Billinger und Sebastian Schulz haben Angewandte Theaterwissenschaft, Tanz, Choreografie und Performance in Gießen, Frankfurt und Hildesheim studiert und arbeiten seit über zehn Jahren als Choreografen mit ihrer Kompanie in Frankfurt
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DAM Einfach Grün Ausstellung; Foto MoritzBernoully
www.mfk-frankfurt.de
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bis 11. juli 2021
GREENING THE CITY Ein Museum der Stadt Frankfurt am Main
DEUTSCHES ARCHITEKTURMUSEUM Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main d li d dam-online.de
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Wie in der Chemie: Es entstehen neue Bindungen, wenn es besser passt.
und Düsseldorf. Das Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt zeigt die Uraufführung „Tanzabend/N.N.“ voraussichtlich Mitte März im Livestream. Weitere Informationen auf der Internetseite: www.mousontourm.de
Eine Fotografie von Yves Sambu zeigt zwei „Sapeurs“ auf dem Gombe Cemetery in Kinshasa.
Eduard und Charlotte sind beide in zweiter Ehe miteinander verheiratet. Als Eduard beschließt, seinen Freund Otto, den Hauptmann, einzuladen, und Charlotte ihre Ziehtochter Ottilie zu sich holt, passiert das, was passieren muss: Eduard verliebt sich in Ottilie und der Hauptmann fühlt sich zu Charlotte hingezogen. In einem letzten verzweifelten Liebesakt zwischen Charlotte und Eduard wird ein Kind gezeugt. Man sucht nach einer Lösung und endet in einer tödlichen Katastrophe. Sobald das Schauspiel Frankfurt seine Türen wieder öffnen kann – man geht intern von April aus – werden Goethes „Wahlverwandtschaften“ in einer Bearbeitung von Regisseurin Lisa Nielebock zu sehen sein. Goethe selbst hat ein Experiment aus der Chemie auf seine Charaktere der „Wahlverwandtschaften“ angewendet: Wenn a und b auf ein c und d treffen, entstehen automatisch neue Bindungen, sofern deren Affinitäten größer zueinander sind. Ursprünglich waren die „Wahlverwandtschaften“ als Novelle
für Goethes Roman „Wanderjahre“ gedacht. Doch Goethe steckte während der Entstehungsphase des Romans in einer schweren inneren Krise, die vor allem durch Schillers Tod und Goethes eigene Liebesverstrickungen mit Wilhelmine Herzlieb ausgelöst wurde. Informationen zum Spielbeginn und Spielplan unter: www.schauspielfrankfurt.de
Die Fotografieprojekte RAY werfen ihre Schatten voraus. Vom 3. Juni bis 12. September werden in Frankfurt und im Rhein-MainGebiet wieder Positionen zeitgenössischer Fotografie sowie deren verwandte Medien zu sehen sein. Die vierte Ausgabe widmet sich dem Thema Ideologien und der Annahme, dass das große Versprechen der Globalisierung einer zunehmenden Skepsis weicht, zu Frustration führt und eine zunehmende Polarisierung zur Folge hat. Präsentiert wird kritische Kunst, die dabei auch ihre eigene Entstehung und das Zeigen hinterfragt. Die Betrachter:innen sollen Bilder kritisch betrachten, sie analysieren und verstehen. In einer Welt, die von Bildern beherrscht wird, ist dies wichtiger denn je. An elf Ausstellungsorten werden Arbeiten von internationalen Künstler:innen, wie Akinbode Akinbiyi, Johanna Diehl, Yves Sambu, Adrian Sauer
und Salvatore Vitale gezeigt. Im Rahmen von RAY öffnen außerdem sechs eigens für die Veranstaltung kuratierte Ausstellungen in Partnerprojekten; das Kunstforum der TU Darmstadt zeigt Fotografien von Hilde Roth, in den Opelvillen Rüsselsheim sind Arbeiten von Lee Miller zu sehen. Außerdem ist ein Festival mit Vorträgen und Talks geplant, das Anfang September im Museum Angewandte Kunst stattfinden soll. Die Triennale RAY Fotografieprojekte entstand 2010 auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt RheinMain. Seit der ersten Ausgabe 2012 zeigt das Kooperationsbündnis im dreijährigen Turnus internationale Positionen der zeitgenössischen Fotografie. Informationen zum detaillierten Programm unter: www.ray2021.de
Unsere Welten sind voller Farben, aber nicht alle Kulturen sehen das Gleiche. Während die biologischen Grundlagen der Farbwahrnehmung überall identisch sind, können die Bedeutungen und Assoziationen von Farben kulturell mitunter stark voneinander abweichen. Das Weltkulturen Museum Frankfurt zeigt voraussichtlich vom 1. April an die Ausstellung „Grüner Himmel, Blaues Gras“. Zu sehen sind Sammlungsobjekte zum Beispiel aus Neuguinea, dem Amazonas-Gebiet, Tibet und Java. Mittels dieser Exponate setzt sich die Ausstellung mit der Materialität der Farben und mit Ansätzen der Sprach- und Symbolforschung auseinander. „Grüner Himmel, Blaues Gras“ wird bis zum 30. Januar 2022 zu sehen sein. Eine weitere Ausstellung beschäftigt sich mit dem, was nicht zu sehen ist. Ausstellungshäuser speichern, verwalten und vermitteln Wissen an ihre Besucher:innen. Doch welches Wissen wird aufbewahrt und weitergegeben und von wem? „Hidden in Plain Sight“ erprobt, wie durch unterschiedliche Perspektiven und Zugänge ein Raum im Museum geschaffen werden kann, der sich kritisch mit Kolonialismus und den Auswirkungen bis in die Gegenwart auseinandersetzt. Anhand von Arbeiten zeitgenössischer Künstler:innen werden Fragen zu Geschichtsschreibung, gesellschaftlichen Privilegien und wissenschaftlichen Ordnungssystemen diskutiert. Die Ausstellung soll vom 29. April bis zum 18. Juli zu sehen sein. www.weltkulturenmuseum.de
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Fotos: Thomas Aurin; Yves Sambu
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MADJID DJAMEGARI: Auch wir haben vieles hinterfragt und viel Zeit damit verbracht, zu diskutieren, wie das „New Normal“ nach der Pandemie aussehen wird. Wir haben mit dem Gesundheitsamt und Fachleuten ein Hygienekonzept abgestimmt und den Club entsprechend ausgestattet. Auch räumlich haben wir einiges verändert, wollen die Überraschung aber nicht vorwegnehmen. Wir sind ready, von uns aus kann es losgehen!
„Von uns aus kann es losgehen!“ Besonders von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind Diskos, Clubs und Bars. Der Gibson Club Frankfurt musste im vergangenen März schließen und konnte seitdem nicht öffnen. Im Interview schildern die Betreiber Bastian Bernhagen und Madjid Djamegari ihre Situation.
JOURNAL FRANKFURT: Kurz vor seinem achtjährigen Bestehen musste der Gibson Club schließen. Wie haben Sie die vergangenen Monate erlebt? MADJID DJAMEGARI: Diese Monate waren ein Wechselbad der Gefühle. Nach Frust zu Beginn der Pandemie kam die Phase, in der wir die Zwangspause als wohltuend erlebt haben. Plötzlich hatten wir Zeit für Familie, Freunde und Hobbys. Dann kam die kreative Phase mit Wiedereröffnungsplänen und der Hoffnung, dass wir im Herbst 2020 wieder an den Start dürfen. Der anschließende Frust war groß. Mittlerweile glauben wir nicht mehr an eine baldige Öffnung. Einen Neustart sehen wir frühestens im September, vielleicht sogar erst 2022.
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Was tun Sie, um als Club die Krise zu überleben? BASTIAN BERNHAGEN: Wir haben in den vergangenen Jahren solide gewirtschaftet und einen sehr kulanten Vermieter. Das hat es uns gerade zu Beginn der Krise leichter gemacht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Mit Hilfe von zahlreichen Förderprogrammen setzen wir aktuell wichtige Schritte in Richtung Re-Start und Digitalisierung um. Entscheidend ist es, das Team zusammenzuhalten und für alle Mitarbeiter und Freelancer aktive Hilfestellungen zu bieten. Viele Gastronom:innen haben den Lockdown genutzt, um sich neu aufzustellen. Was ist bei Ihnen passiert?
Schon vor der Corona-Krise war in Frankfurt vom Clubsterben die Rede. Was meinen Sie: Wie wird die Clublandschaft aussehen, wenn der Lockdown vorbei ist? MADJID DJAMEGARI: Ich hoffe, dass möglichst viele Clubs die Krise überleben. Eine bunte und vielfältige Club-Landschaft ist wichtig für ein funktionierendes Nachtleben. Ich glaube auch fest daran, dass sich neue, kreative Köpfe und Ideen auftun werden und wir auch wieder neue Clubs und Off-Locations sehen werden. Mal angenommen, Sie hätten die Möglichkeit, mit den politischen Entscheidungsträger:innen der CoronaKrise zu sprechen. Was würden Sie ihnen sagen? MADJID DJAMEGARI: Schwierig. Ich möchte nicht in deren Haut stecken und im Nachhinein lässt sich natürlich einfacher urteilen. Was ich in den vergangenen neun Monaten vermisst habe, ist der Mut, Dinge auszuprobieren, um Kunst und Kultur am Leben zu erhalten. Da war auch, jenseits von Lippenbekenntnissen, kein ehrlicher Wille erkennbar. Was die Menschen in diesen Berufen durchgemacht haben und immer noch durchmachen, ist unmenschlich und unwürdig. Kunst und Kultur sind systemrelevant! www.gibson-club.de
Foto: Wolfram Ziltz
Madjid Djamegari und Bastian Bernhagen (li) – die Geschäftsführer des Gibson, einer der bekanntesten Clubs in Deutschland
Wie halten Sie Kontakt zu Ihrer Community? Welche (virtuellen) Events gibt es? BASTIAN BERNHAGEN: Den Kontakt zu unserer Community halten wir vor allem über Instagram (@gibsonclub), aber auch persönlich mit unserem Weihnachtsgruß per Post. Zu Beginn der Pandemie haben wir zusammen mit „United We Stream“ und „World Finest Clubs“ verschiedene DJ-Formate im Club produziert und digital geteilt. Im Sommer waren wir Teil der Kultursommergärten im Tanzhaus West und der Batschkapp, haben dort Live-Konzerte und DJ-Abende veranstaltet. Bis zum Re-Start werden wir zahlreiche neue digitale Formate auf unserem Instagram-Kanal teilen.
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Die internationale Triennale RAY 2021 präsentiert zeitgenössische Fotografie an über 11 Ausstellungsorten in Frankfurt/RheinMain. Ermöglicht durch
Deutsche Börse Photography Foundation DZ BANK Kunstsammlung Fotografie Forum Frankfurt Museum Angewandte Kunst MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST
ray2021.de
Unterstützt von
The Right to Wear War, 2020, aus der Serie Thrall © Qiana Mestrich
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