NOIR - Ausgabe 16: Sprung ins Abenteuer

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Ausgabe 16 (Juli 2010) www.noir-online.de

Sprung ins Abenteuer Lifestyle

Sport

Querbeet

Sch채rfegrad: Wie viel Chili vertr채gt ein Dinner?

Umk채mpft: Sport auf dem Studenplan

Grasgr체n: Plastikgras im Wohnzimmer


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~ Editorial ~

ABENTEUERLICH Auf der Suche nach deinem Schatz? Tipps zum Finden auf Seite 7

Inhalt – NOIR 16

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W

o chiemte mer hi, wenn alli seite ‚wo chiemte mer hi‘ und niemer giengti fur einisch z‘luege, wohi dass me chiem, we me gieng?« Ein Anfang wie ein Abenteuer: wild, verworren unverständlich. Wer hätte gedacht, dass NOIR einmal auf schwitzerdütsch beginnen würde? Und noch mit dem Zitat eines Pfarrers – ausgerechnet im Abenteuer-Heft. Die deutsche Version des Satzes ist weitläufig bekannt: „Wo kämen wir hin, wenn jeder sagen würde ‚wo kämen wir hin’ und keiner ginge, um zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge?“ Der Urheber ist der schweizer Pfarrer und Schriftsteller Kurt Marti. Nächstes Jahr wird er 90 Jahre alt. Ein weiser Mann mit klugen Ansichten. Doch welche Botschaft will er uns vermitteln? Vielleicht möchte er sagen: Es lohnt, sich auf den Weg zu machen. Auf den Weg zu neuen Abenteuern. Zu Abenteuern im Alltag, in der Natur, im Sport, in der Liebe; zu den Abenteuern des Lebens. Wer ein Abenteuer erlebt, der wächst daran. Und darum geht es in dieser NOIR-Ausgabe. Dieses Heft ist voll von aufregenden Themen. Was genau ihr hier lesen könnt? Das verraten wir natürlich nicht. Wo kämen wir denn hin, wenn wir alles verraten würden, was ihr lesen könnt, und schließlich blätterte keiner weiter, um zu schauen, was man lesen würde, wenn man blätterte. Wo bliebet do es Abentuir?

Fotos: gregepperson / photocase.com (groß); Nicco / photocase.com (o.re.)

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Lifestyle. Scharfe Party

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Wissen. Duft der Liebe

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Thema. Der große Kick Thema. Schatzsucher Thema. Abenteuer wagen

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Interview. Toto statt Tatort

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Reportage. Trampen

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Kultur. Justus, meine Liebe Kultur. Geräusche im All Kultur. Ein Schwabe im Norden

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Interview. Beklemmung

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Reise. Stadt über den Wolken

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Politik. Frieden im Pulverfass

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Sport. Angstschweiß

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Intern. Kalorienbombe

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Querbeet. Ohrwurmpanik Querbeet. Innere Ruhe Querbeet. Grasteppich

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Editorial Impressum

NO I R N r . 16 ( J u l i 201 0)

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L i festy l e

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W ssen Wi sse see n

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T i te Tite Ti t e l th h e ma ma

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Ree p poo r tag agg e

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Kultur

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Pol i t i k

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Reise Re

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S po rt

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N O I R I n t e rn

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Q uerbeet

2 500 SCOVILLE Acht Freunde, fünf Gänge und eine Flasche Tabasco: Dinner-Partys mit scharfem Essen sind im Trend. NOIR-Autorin Katharina Tomaszewski lud in ihre WG ein. Halten alle Gäste bis zum letzten Gang durch?

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ie Spielregeln für das Essen: Es wird nur Wasser getrunken, und wer einen Gang nicht schafft, darf den nächsten nicht probieren und muss aussteigen. Jeder Gang ist eine Etappe auf der SchärfeSkala. Für die fünf Gänge wurde insgesamt eine ganze Flasche Tabasco verkocht. Die rote Pfeffersauce hat 2 500 Scoville, das heißt, um einen Tropfen zu neutralisieren, braucht man 2 500 Topfen Wasser. Der Wert ist abhängig vom Anteil des Capsaicins, das die Schmerz-Rezeptoren der Schleimhäute reizt und somit die Schärfeempfindung auslöst. Den Auftakt macht ein grüner Salat, dazu gibt es Radischen und mit Chilipaste gefüllte Oliven, abgeschmeckt mit einem scharfen Dressing. Die Runde kostet zunächst vorsichtig und skeptisch von den Tellern. „Ja, da schmeckt man schon etwas Schärfe heraus“, stellt Thomas fest. Es folgt eine Minipizza mit Tomatensauce Arrabiata, überbacken mit Champignons und Schinken. Leider ist der Hefeteig drei Zentimeter hoch gewachsen, was die Schärfe der Tomatensauce fast neutralisiert. Dabei sollte es doch mit jedem Gang schärfer werden. Doch jetzt macht sich Erleichterung breit; Jessica, die nicht viel Schärfe verträgt, kann endlich richtig zuschlagen.

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Das ist auch gut so, denn die nun folgenden Penne Arrabiata haben es in sich. Beim schärfsten aller Gänge passt Jessica als Erste. Fast eine halbe Flasche Tabasco ist in dem halben Liter Pasta-Sauce enthalten. Schweißperlen machen sich in den Gesichtern breit. Sonja hält sich zurück: „Ich bin vorsichtig. Wer weiß, welches Lüftchen heute Abend durch mich bläst.“ Thilo sorgt sich um seinen Magen, weil er leicht Sodbrennen bekommt. „Wenn der Geschmack der Magensäure soweit hoch steigt, dass es am Zäpfle kitzelt, höre ich lieber auf.“ Scharfe Gerichte scheinen nicht nur geschmacklich zu reizen; sie regen auch den Körper an. Der Verzehr von scharf gewürzten Speisen wirkt durchblutungsund verdauungsfördernd, aber auch entzündungshemmend und sinnlich. Mexikanisches und thailändisches Essen, aber auch die deutsche Currywurst in verschiedenen Schärfestufen werden immer beliebter. Der Pommesbuden-Klassiker wird zum vierten Gang serviert: Currywurst mit extra scharfem Ketchup. Doch leider ist die Sauce nicht scharf genug für die Menge der Wurst; die zwei Esslöffel Tabasco auf fünf Currywürste sorgen lediglich für ein leichtes Kitzeln am Gaumen. Kaum verwunderlich: Jeder schafft seine Portion.

Wer dachte, dass scharfe Desserts nicht schmecken, der hat noch nie Mousse au Chocolat mit Chilli probiert! Der Geschmack der dunklen Schokolade wurde durch eine Viertelflasche Tabasco verfeinert. Cremig-schokoladig am Anfang und feurig im Abgang – die ungewöhnliche Geschmackskombination kommt sehr gut an. Fazit: Jeder kann bei einer scharfen Dinner-Party mitschlemmen, weil zumindest die ersten Gänge für den Magen noch bekömmlich sind. Wer sich voll die Kante geben will, macht einfach weiter. Vorsicht ist geboten bei Pasta und Gemüse, weil sich die Schärfe hier langsamer entfaltet und meist erst Minuten später in der Kehle brennt. Wasser verschlimmert dieses Gefühl. Ideal zum Löschen sind Milchprodukte, da das Fett die Schärfe neutralisiert. Das Essen war zwar teilweise sehr scharf, aber auch gut abgeschmeckt, so dass der Geschmack der Zutaten nicht völlig überdeckt wurde. Den fünf Mädels und drei Jungs am Tisch hat´s geschmeckt, und außer leichtem Bauchweh hat keiner Schäden davon getragen. Ob die Bauchschmerzen von einer Überdosis Tabasco kamen oder ob sich hier jemand bei fünf Gängen den Bauch ein bisschen zu voll geschlagen hat, bleibt offen.

Foto: bad2boo / photocase.com


L if es ty le

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Wissen

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Tit e l t h e ma

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Re po r tag e

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K u lt u r

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Po l i t ik

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Reise

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S po rt

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N O I R In t ern

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Q u e rbeet

»ICH KANN DICH GUT RIECHEN!« Ist die Liebe doch nur Chemie? Die Wissenschaft über den Geruch im Kleidungsstoff

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issenschaft kann spannend und alltagstauglich sein. Das beweist der Evolutionsbiologe Professor Claus Wedekind. Er wollte Mitte der 1990er Jahre herausfinden, ob und warum unser Körpergeruch, fernab von Liebe und Romantik, Einfluss auf unsere Partnerwahl hat. Hierfür ließ er 49 Frauen an T-Shirts riechen, die von 44 Männern getragenen wurden. Die Männer trugen die T-Shirts jeweils zwei Nächte lang und durften während dieser Zeit weder rauchen noch Knoblauch essen oder sonstige Duftstoffe an sich heran lassen. Dadurch sollte das Versuchsergebnis nicht verfälscht werden. Um herauszufinden, warum die Probandinnen manche Shirts als anziehend empfanden und andere für sie einfach nur stanken, wurden ihre sogenannten MHCGene untersucht. „Im Geruch stecken Informationen über diese MHC-Gene“, so

Professor Claus Wedekind. „Diese Gene spielen einerseits eine wichtige Rolle im Immunsystem und sind andererseits sehr unterschiedlich. Die Gerüche, die MHCGene anzeigen, beeinflussen die Partnerwahl soweit, dass genetisch allzu ähnliche Partner vermieden werden. Es ist, als ob man sich eine bunte Mischung von MHCGenen für die gemeinsamen Nachkommen aussucht.“ Somit soll also zum einen Inzucht vermieden werden, und zum anderen das Kind einmal ein starkes Immunsystem aus unterschiedlichen Genen haben, um sich vor Krankheitserregern zu schützen. Einen Haken hat dieses Ergebnis allerdings: Frauen, die die Antibabypille nehmen, können genau die Männer gut riechen, die ihnen genetisch ähnlich sind. Professor Claus Wedekind sagt: „Die Pille simuliert eine Schwangerschaft. Das bedeutet

Schule in Frankreich In Frankreich das süße Leben genießen? Das ist schwierig während der Schulzeit, findet NOIR-Autor Joel Ibrahim, der als Austauschschüler in Frankreich zur Schule ging. Ein lautes „Piiieeeep“ bestätigt vor dem Mittagessen, dass ich immer noch in der Schule verweile. Jeder Schüler muss seine persönliche ID-Karte durch einen Schlitz ziehen, um seine Anwesenheit zu bestätigen. Kontrollwahn? Nicht nur hier. Das Schulgelände ist von drei Meter hohen Mauern umgeben, und an jeder Ecke lauern Kameras. In den Pausen tigern Aufseher über den Schulhof, die nach dem Rechten sehen und die Schüler ungeduldig auffordern, in die Klassenzimmer zu gehen, sobald eine Klingel das Ende der Pause eingeläutet hat.

Foto: „Tobias Mittmann“ / jugendfotos.de

Wenn nach dem Mittagessen der Unterricht weitergeht, ist oft erst der halbe Schultag geschafft: Vor allem in der Oberstufe ist Unterricht bis 18 Uhr keine Seltenheit. Außerdem muss man rund zwei Stunden für Hausaufgaben einplanen. Auch die Unterrichtsgestaltung ist anders als in Deutschland. Während in deutschen Klassenzimmer immer mehr schülerzentrierte und abwechslungsreiche Lehr- und Lernmethoden in Mode kommen, ist der Unterricht in Frankreich vor allem eines: frontal. Allgemeines Bild in fast allen Fächern: Die Lehrerin oder der Lehrer schreibt ab und zu etwas an die Tafel und führt Monologe. Die Schüler hören diszipliniert zu, schreiben mit und stellen Fragen, wenn sie dazu aufgefordert werden.

für die Frau, dass sie sich in der Nähe von Menschen am wohlsten fühlt, die ihrer eigenen Familie ähnlich sind. Die Familie ist es nämlich, die eine Frau während der Schwangerschaft unterstützt.“ Wie alt dieses Verhalten schon in uns verankert ist, kann nicht genau nachgewiesen werden. Professor Wedekind erklärt: „MHC Gene beeinflussen auch die Partnerwahl von anderen Tieren, zum Beispiel von einigen Fischen. Es ist deshalb anzunehmen, dass die MHC-abhängige Partnerwahl ein sehr altes Phänomen ist.“ Wer jetzt die Befürchtung hat, dass sie ihrenv Partner nicht mehr riechen kann, wenn sie die Pille absetzt, der kann sich entspannt zurück lehnen; vertraute Gerüche erinnern uns an bestimmte Menschen oder Situationen, und dieses Gefühl ist weitaus stärker als jeder unangenehme Duft. Ann-Katrin Wieland

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Schultage bis 18 Uhr und hauptsächlich Frontalunterricht NOIR-Autor Joel Ibrahim hat drei Monate eine Schule in Frankreich besucht und hautnah miterlebt, wie sich das französische Schulsystem vom deutschen unterscheidet. Lest seinen ausführlichen Bericht auf NOIR Online und diskutiert mit anderen Lesern, welche Erfahrungen ihr an Schulen im Ausland gemacht habt www.noir-online.de

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Wissen

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Tit el t h em a

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Reportage

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Kultur

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Querbeet

AUF DER SUCHE NACH DEM GROSSEN KICK Manchen reicht der alltägliche Wahnsinn, andere entfliehen dem Alltag für das große Abenteuer: Zwischen Bungee-Springen und Weltreisen winkt ihnen das wahre Lebensglück. Nicht selten riskieren sie dabei ihr Leben

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an atmet tief durch. 50 Meter Richtung Erde. Vermeidet einen letzten Blick nach unten. Und springt. Das Gummiseil hält ihn sicher, er taucht kurz in das kalte Wasser ein. Es war sein erster Sprung. Wieder an Land ist nur Platz für Euphorie. „Wie fühlt sich das an?“, fragen seine Freunde, die ihm den Bungee-Sprung zum 18. Geburtstag geschenkt haben. Jans Puls rast noch immer, aber sein Stolz ist nicht zu übersehen; ein breites Grinsen zieht sich über sein Gesicht. Er hat sich getraut, seine Angst zu überwinden. Jan hat sein Abenteuer gewagt – und bestanden. Am Absprung ist schon der nächste BungeeSpringer zu sehen. Nur als kleiner Punkt oben auf dem Berg. Wie Jan wollen heute viele ihr Abenteuer erleben. Unser Alltag

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ist normalerweise streng durchgeplant: aufstehen, arbeiten, um zwölf Uhr gibt es Mittagessen, danach geht es weiter, bis wir abends vor der Glotze oder dem Computer landen und schließlich ins Bett fallen. Am Wochenende erledigen wir dann alle Aufgaben, die sich während der Woche angestaut haben, feiern, schlafen, gehen unseren vernachlässigten Hobbys nach, und schon wieder ist es Montag. Alles fängt von vorne an, und dabei kommt uns alles so bekannt vor. „Wir verbringen heute die meiste Zeit unseres Lebens in einem sicheren Umfeld, geschützt gegen Katastrophen jeglicher Art“, stellt Hanna Pauls fest. „Es fehlen oft Herausforderungen und Selbsterfahrungen, die uns weiter bringen, uns

intensive Emotionen oder Gefühle erleben lassen und uns so zu mehr Individualität verhelfen“, erklärt die 23-jährige Psychologie-Studentin. Dazu kommen Abenteuerromane und Actionfilme. James Bond, Robinson Crusoe oder Jack Sparrow, alle machen sie Lust auf mehr: Lust, dem Alltagstrott und der chronischen Langeweile zu entkommen und selbst Abenteuer zu erleben. So fangen viele an, den Nervenkitzel zu suchen. Das haben längst auch Tourismus-Anbieter und Unternehmer erkannt. Verschiedene Reise- und Ausflugsanbieter wie beispielsweise Jochen Schweizer und sein Erlebnisteam bieten dem Abenteuerlustigen ein breites Angebot: Rafting, Bungjee-Jumping, Heißluftballon-Fliegen,

Foto: mathias the dread / photocase.com


L if es ty le

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Tit el t hem a

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Kitesurfen oder Eisbaden. Zu langweilig und ausgelutscht? Wer etwas Neues ausprobieren möchte, ist beim Aqua-Skipping richtig: Mit dem etwas merkwürdig aussehenden Sportgerät kann man wie ein Wasserläufer über das Wasser gleiten. Wem das schon zu viel Sport ist, der kann wahlweise für einen Tag Reptilien pflegen oder Popstar spielen. Sogar der makaber anmutende Spaß, einen Tag lang Panzer zu fahren, kann gebucht werden. Abenteuer ist in und die Auswahl riesig. Als „ultimativer Adrenalin-Kick“ werden die „Abenteuer-Erlebnisse“ angepriesen. Adrenalin ist ein Hormon, das als Überträgerstoff im vegetativen Nervensystem von unserem Körper eingesetzt wird. Hergestellt wird es in bestimmten Zellen des Nervensystems und im Mark der Nebenniere. Adrenalin wird in den Nerven verschiedener Organe gespeichert und bei bestimmten Reizen freigesetzt. Da es ein Stresshormon ist, wird es vor allem bei körperlicher und seelischer Belastung ausgeschüttet und führt dazu, dass das Herz schneller und kräftiger schlägt. Die Durchblutung der Muskulatur nimmt zu, die Atemwege erweitern sich, der Blutdruck steigt. Kurz gesagt: Mit viel Adrenalin im Blut fühlen wir uns aufgekratzter, wacher. Für unsere Urahnen war das eine natürliche Vorbereitung des Körpers auf Kampf oder Flucht. Deshalb wird mit der Freisetzung des Hormons auch zeitgleich die Darmtätigkeit verlangsamt – denn wer kann schon ruhig auf die Toilette gehen, während er auf der Flucht ist? Wir, als Einwohner eines Industrielandes im 21. Jahrhundert, sind weder häufig auf der Flucht, noch wird unser Zuhause regelmäßig Schauplatz von Schlachten. Deshalb müssen wir uns anders helfen. Nina war nie auf der Flucht, aber sie wollte den Alltag einige Zeit hinter sich lassen, neues erleben. Wie einst Christoph Kolumbus wollte Nina heute die große weite Welt erkunden. Er wollte ursprünglich nach Indien – Nina eigentlich studieren. Sie wusste nicht was, und er wusste nicht wie. Kolumbus landete 1492 mit dem Schiff in Amerika, Nina nach ihrem Abitur 2009 ohne Pläne als Backpacker in Neuseeland. Schwimmen mit wilden Delfinen, wandern in den Bergen und durch Vulkangestein, ständig neue Reisepartner

Reportage

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Kultur

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Po l i t i k

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Reise

und vor allem eines: Freiheit. Endlich ein Abenteuer, endlich etwas erleben. Es sollte eine Belohnung werden für das harte Lernen vor dem Abitur und den jahrelangen Schulstress. Sie wollte nicht mehr planen, sich wenigstens eine Zeit lang nicht mehr an Altvertrautes binden. Ninas Freund Mark sah das anders. Ihm machte ihre Abenteuerlust eher Angst. Mark ist ein ruhiger Typ, einer, der keine Abenteuer braucht. „Tagsüber ist mehr als genug los“, sagt er und meint damit die kleinen Dinge, die ihn beschäftigen. Ihm reicht es, sich durch den Feierabendverkehr zu schlängeln, kurz vor Ladenschluss noch einmal in den Supermarkt zu hetzen und aufzupassen, dass das Nudelwasser nicht überkocht. „Das ist ganz normal“, meint Hanna Pauls. „Die Abenteuerlust und der Hang zum Risiko variieren von Mensch zu Mensch“, betont die Studentin. Einige Menschen benötigten längere Ruhephasen und einen geregelten Tagesrhythmus. „Ihnen machen Situationen Angst, die sie nicht mehr unter Kontrolle haben, oder die Konfrontation mit etwas Unbekanntem.“ Andere lieben die Herausforderung, suchen das Abenteuer, so oft es geht. „Sonst wird ihnen langweilig“, erklärt Hanna. Sara Bongiorni setzte sie sich sogar das ehrgeizige Ziel, mit ihrem Abenteuer die Welt ein Stück weit zu verbessern. Die Wirtschaftsjournalistin boykottierte Produkte, die in China hergestellt werden, und schrieb ein Buch darüber. „China verströmt ein blaues Glühen vom DVD-Player und glitzert in den Lichtern und Glaskugeln. China juckt an meinen Füßen mit einem Paar Ringelsocken. Plötzlich will ich China rausschmeißen“ , beschreibt sie schon auf der Rückseite des Buches „Ein Jahr ohne ‚Made in China‘“ ihre Motivation für das Wagnis. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht spektakulär klingt, fordert und beeinflusst uns gerade ein Umdenken im Alltag. Wer immer nach demselben Muster lebt, wird das irgendwann satt haben.

Schwimmen mit wilden Delfinen

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S p o rt

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N O I R I n t ern

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Querbeet

Pascal ist einer der Menschen, die regelmäßig den besonderen Kick brauchen. Den findet er seit einiger Zeit als Parkourläufer. Le Parkour ist eine besondere Extremsportart aus Frankreich. Die Traceure, wie die Sportler genannt werden, springen über Mauern, rennen über Dächer oder machen Saltos über Müllcontainer; sie nutzen alles, was die Stadt zu bieten hat. Grenzerfahrungen in immer kürzeren Abständen bescheren Pascal ständig einen neuen Kick. Seine Liebe zum Extremsport kostet ihn einiges. Um neue Parkourstrecken zu erleben, reist er oft in andere Städte. Auch die Schutzkleidung schlägt mit hohen Summen zu Buche. Aber das ist ihm der Nervenkitzel wert. Pascal sieht im Parkouring die einzigartige Möglichkeit, nicht nur neue Strecken auszuprobieren, sondern auch sich selbst an die Grenzen zu treiben. Denn ganz ungefährlich ist es nicht, von den meterhohen Mauern zu springen, Saltos über Asphaltböden zu schlagen oder über Häuser zu rennen. Aus Sicht der Verhaltens-Psychologie bringt aber gerade dieser Umgang mit der Gefahr den Sportlern einen Gewinn. „Wenn man weiß, dass man auch in angespannten Situationen noch handlungsfähig bleibt und die Kontrolle über seinen eigenen Körper hat, lernt man, auch im Alltag selbstbewusster aufzutreten und zu handeln“, erklärt Hanna Pauls. Von der intensiven Freude und Erleichterung, die sich nach einem gelungenen Abenteuer breitmachen, könne der Abenteurer auch noch lange später profitieren. Manchmal kann von Abenteuern sogar die ganze Menschheit profitieren, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Ohne Charles Darwin und seine weiten Schiffsreisen wäre der Biologieunterricht heute anders. Evolutionstheorien wie „Survival of the fittest“ und die natürliche Auslese waren Ideen Darwins, die er ohne seine Erfahrungen nie entwickelt hätte. Auch andere Abenteuer sind bis heute weltberühmt. Namen wie Marco Polo und Ferdinand Magellan sind fast jedem ein Begriff. Ob in andere Länder, an den Süd- und Nordpol oder ins Weltall: Ohne risikofreudige, abenteuerlustige Menschen wären wir heute wahrscheinlich um einige Erkenntnisse ärmer.

Saltos über Asphaltböden

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Lifesty l e

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Bergpanorama und Frostbeulen: Jeder sucht seinen persönlichen Adrenalin-Kick

Wer es mit den Abenteuern übertreibt, hat aber definitiv ein Problem. Nicht umsonst spricht man sogar von „AbenteuerSüchtigen“. Sie handeln nach dem Motto „no risk, no fun“ und wollen einen Adrenalinschub nach dem nächsten. Dafür sind sie bereit, ein hohes Risiko für die eigene Gesundheit und sogar das Leben auf sich zu nehmen. Erst vor Kurzem lief das Filmdrama „Nanga Parbat“ in den Kinos, das auf einer wahren Geschichte basiert. Der deutsche Bergsteiger Reinhold Messner machte sich im Juni 1970 gemeinsam mit seinem Bruder Günther auf, um den Nanga Parbat in Pakistan zu besteigen. Dieser ist mit 8 125 Metern der neunthöchste Berg der Welt. Und einer der gefährlichsten. Auf dem Weg zum Gipfel des Nanga Parbats sind so viele Bergsteiger umgekommen wie auf fast keinem anderen Berg. Reinhold und Günther Messner machten sich gemeinsam auf, runter kam nur einer der Brüder. Eine große Gefahr gerade beim Extremsport ist die Selbstüberschätzung. Und die tritt entgegen den Erwartungen nur selten bei Anfängern, dafür oft bei erfahrenen Sportlern auf, da sind sich

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Sportpsychologen einig. „Am Anfang ist man vorsichtiger, alles ist unbekannt“, erklärt Hanna Pauls. „Aber mit der Zeit fühlt man sich sicher und neigt dazu, leichtsinnig zu werden und sich zu überschätzen“, sagt sie. Die Toleranzgrenze steigt dabei ähnlich wie bei anderen Süchten. „Wer regelmäßig Extremsport betreibt, erreicht nur noch selten einen Adrenalin-Kick“, sagt Pauls. Besonders wer sein Abenteuerhobby zum Beruf macht, sich selbst dadurch identifiziert, dem fällt es schwer, aufzuhören. Auch Reinhold Messner klettert weiter, trotz seiner persönlichen Verluste. Wichtig ist es, eine Balance zwischen Alltagstrott und Lebensgefahr zu finden. Abenteuer bringen die persönliche Entwicklung voran, erweitern den eigenen Horizont. Vielleicht muss man nicht immer gleich die große Herausforderung suchen. Oftmals reicht schon ein neuer Weg. Und das muss nicht gleich der Jakobsweg sein, auf dem auch Hape Kerkeling „dann mal weg“ ist. Einmal um die Welt, egal ob in 80 Tagen oder mehreren Jahren, ist in unserer Lebenskonzeption ohnehin nicht enthalten. Wer sich die Auszeit nimmt,

wird gern als abenteuerlustig bezeichnet, in Gedanken wohl eher als Schwachkopf. Schließlich weiß man ja, dass keine Zeit ist, kein Raum für Abenteuer. Das will der Lebenslauf so. Viele trauen sich kein Abenteuer, wollen kein Wagnis eingehen, haben keine Träume mehr. Nina ist nach acht Monaten und einem kurzen Abstecher nach Australien zurück von ihrem Trip. Der Rückflug wurde sogar zum abenteuerlichsten Teil der Reise; die Aschewolke des Vulkans Eyjafjallajökull behinderte mehrere Tage den Luftverkehr über Europa. Darauf hätte Nina auch freiwillig verzichtet, schließlich hatte sie bereits ihr Abenteuer, ihre Auszeit. Und Ninas Freund auch. Die beiden trennten sich. Denn Nina will wieder weg zum Studieren. Meeresbiologie ist ihre Wahl nach einem dreiviertel Jahr im Ausland, prägenden Erlebnissen und der Zeit, die sie für ihre Entscheidung gebraucht hat. Egal ob 50 Meter nach unten oder mehrere tausend auf einen anderen Kontinent – letztlich geht es nicht um die Reise in die Ferne, sondern zu sich selbst. Fabienne Kinzelmann & Susan Djahangard

Foto: olivermick / photocase.com


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SCHATZ, WO BIST DU? Einfach losziehen und Gold suchen ist passé. Wir möchten Abenteuer, aber keine bösen Überraschungen. Eine Packliste für den Schatzsucher des 21. Jahrhunderts

Reise

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Abenteuer wagen! Wir sollten mehr Abenteuer wagen, findet Denise Eisenbeiser, denn sie lohnen sich

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Internetrecherche

Proviant

Eine Fundgrube für Tipps und Erfahrungsberichte. So kannst du suchen, wo es garantiert etwas zu finden gibt – wenn keiner den Schatz bereits mitgenommen hat.

Zum einen für die Technik, zum Beispiel Batterien für Handy, GPS-Gerät und Mp3-Player. Nahrung für dich selbst muss auch sein. Es sei denn, du bist illegal mit einem Metalldetektor unterwegs. In diesem Fall wartet eine Gratis-Mahlzeit im nächsten Polizeirevier auf dich.

Freizeit Mit den letzen Goldgräbern in Alaska sind auch die hauptberuflichen Abenteurer gestorben. Zum Glück haben Reiseveranstalter und Extremsportler das Abenteuer gerettet: Aus dem Abenteuer haben sie ein ABENDteuer gemacht, das brav nach FeierABEND stattfindet. Wenn du auch in der Schule oder im Job abenteuerlich leben willst, probiere Powerpoint-Karaoke aus.

Wasser Viel zu trinken ist gesund und macht die Suche spannend. Die Zusatzaufgabe dabei: Finde ein sauberes Dixi-Klo im Wald. Wenn dir Trinkflaschen zu schwer sind, kannst du auch eine Wünschelrute mitnehmen. Das steigert den Nervenkitzel ungemein.

Handy, um Hilfe zu rufen Ein Garten, in dem ein Verbrechen stattgefunden hat Gut für Hobbygärtner und faule Schatzsucher. Vorsicht: niemals den Nachbarsgarten durchlöchern, ohne zu fragen. Beim Fragen niemals den Besitzer auf seine Verbrechervisage oder auf seine Leichen im Keller hinweisen.

Wenn du Gold in der Größe eines Elefantenkäfigs gefunden hast, nicht weißt, wie du die Geocache-Tupperdose aufbekommst oder deine Mami vermisst. Bei einem Handy mit Internetfunktion kannst du auch deine Koordinaten eingeben, wenn du dich verlaufen hast. Vielleicht findet ein anderer Schatzsucher dich als menschlicher Cache wieder.

Geocaching-Koordinaten Damit findest du Verstecke in der näheren Umgebung. So sparst du dir den Weg zu einer Schatzinsel im Pazifik und bist zum Sandmännchen wieder zu Hause.

Ausweis Damit die Bären wissen, wen sie gerade aufgegessen haben.

Eigene Schatzverstecke Für die ganz Faulen. Versteck selber etwas und lass andere suchen. Schau regelmäßig ins Logbuch. So siehst du, wie viele es schon geschafft haben. Vorsicht: Blutbeschmierte Behälter deuten darauf hin, dass das Versteck doch etwas zu fies war …

c hte r b a hnf a hre n, Fallschirmspringen oder Hubschrauberfliegen – hinter all diesen Erlebnissen steckt ein Abenteuer. Für den einen mehr, für den anderen weniger. Doch einfach nur abzuwarten, bis ein Abenteuer vor der Tür steht, kommt für viele nicht in Frage. Lieber setzen sie nach eigenen Ideen ihr Abenteuer in die Tat um. Manche können davon gar nicht genug bekommen, sind regelrecht abenteuersüchtig. Doch warum sind manche Menschen immer auf der Suche nach neuen Extrem-Erfahrungen? Ich denke, dass viele ihr eigenes Leben schlichtweg zu langweilig finden. Möglicherweise wird diese Langweile ausgelöst durch den immer wiederkehrenden und monoton verlaufenden Alltag. Viele versuchen, aus diesem Alltagsleben auszubrechen; sie gehen auf die Suche nach Abenteuern. Doch was sind eigentlich Abenteuer? Abenteuer sind Erlebnisse von Menschen, die sie selbst als aufregend empfinden. Für kleine Kinder mag dies das Kinderkarussell und für die Oma nur ein normaler Einkauf sein. Doch was reizt die Menschen daran, Abenteuer zu erleben? Was für Menschen den Reiz an Abenteuern ausmacht ist wohl, dass sich diese meist stark vom Alltag unterscheiden. Doch hinter Abenteuern verbergen sich nicht nur Spaß, sondern auch hohe Kosten – Kosten, die sich meiner Meinung nach lohnen. Es ist sinnvoll, Geld in Dinge zu stecken, die einen regelrechten Adrenalin-Schub auslösen können. Für mich macht es dennoch keinen Unterschied, ob jemand sein Geld für ein Hobby wie Eisenbahn-Modelle ausgibt oder eben für Abenteuer. Dennoch denke ich, dass die Finanzierung eines abenteuerlichen Hobbys sinnvoller ist als die Finanzierung normaler Hobbys. Durch Abenteuer werden wir gestärkt, wir lernen aus ihnen, sie machen uns selbstbewusster, experimentierfreudiger und offener. So kann zum Beispiel Fallschirmspringen vielen Menschen helfen, mehr aus sich herauszugehen. Abenteuer ermöglichen uns, einen Einblick in Dinge fernab von unserem Alltagsleben – ganz egal, ob Fallschirmspringen oder Karussellfahren.

Silke Brüggemann

Foto: Privat

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Querbeet

TOTO UND HARRY STATT TATORT Sie ist immer da, wo ein neuer Tatort wartet. Stephanie Richter arbeitet als PolizeiOberkommissarin im Streifendienst auf dem Polizeirevier Gutenbergstraße in Stuttgart. Im NOIR-Interview erzählt die 31-Jährige, welche Abenteuer täglich auf sie zukommen

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wie Einbrüche in Gaststätten, wird dies von einer eigenen Dienststelle bearbeitet. Bei größeren Fällen, zum Beispiel einer Serie von Einbrüchen, gibt es die Möglichkeit, dass man observiert. So hatten wir einmal eine Serie von Einbrüchen in Kioske, da wurden Nacht für Nacht Observationen gemacht. Verfolgungsfahrten gibt es natürlich auch. Das fängt ganz einfach an; Man möchte ein Fahrzeug kontrollieren, der Fahrer vor Einem sieht „Stopp Polizei!“ und gibt Gas. In dem Moment wissen wir nicht, warum der Fahrer Gas gibt: Ist er betrunken, hat er keinen Führerschein oder eine Leiche im Kofferraum?

rau Richter, in Ihrem Beruf werden Sie mit den unterschiedlichsten Straftaten konfrontiert. Wie gehen Sie bei den Ermittlungen vor? Bei der Polizei muss man klar zwischen Streifendienst und Kriminalpolizei unterscheiden: Wir im Streifendienst sind normalerweise für den ersten Angriff zuständig. Das bedeutet: Wir sind die Ersten, die an den Tatort kommen. Wir schauen, was vorliegt und unterscheiden, ob es etwas Kleineres oder ist es ein großer Fall, bei dem eine Ermittlung notwendig wird. Werden bei Ermittlungen Observationen und Verfolgungen durchgeführt oder wird vor Ort ermittelt? Wir, der Streifendienst, ermitteln meist direkt vor Ort. Sind es größere Fälle oder Spezialdelikte,

IABSPERRUN

Welchen Gefahren sind Sie im Dienst ausgesetzt? Die größte Gefahr, die ich kenne, sind am Wochenende die alkoholisierten Jugendlichen, die in größeren Gruppen irgendwo stehen und uns beschimpfen und beleidigen.

G PO

LIZ

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Was war für Sie der Reiz, Polizistin zu werden? RR Ich hatte als kleines Kind UN G immer Angst vor der Polizei. Ich habe mir als Jugendliche gedacht, um die Angst zu überwinden, würde ich gerne zur Polizei gehen.

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POLIZEIABSPERRUNG

Aus dem Fernsehen kennen wir Ermittler wie Matula & Co. Was ist wirklich dran und was stimmt nicht? Gibt es Dinge, die falsch dargestellt werden?

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Letzte Frage: Was sind Ihre Stichwörter zum Thema Abenteuer? Ich muss sagen, der Slogan der Polizei hat schon was Wahres: „Ein Beruf, so interessant wie das Leben.“ Das ist nicht aus der Luft gegriffen. Wenn ich morgens anfange, weiß ich wirklich nicht, was auf mich zukommt. Alles, was kommt, ist etwas Neues. Man kann vorher nie sagen, das hab ich schon mal gemacht, das kenn ich schon. Das ist das Abenteuer! Abenteuer ist für mich auch der Mensch, der für uns Polizisten im Mittelpunkt steht. Und nicht zuletzt: die Gefahr. Vielen Dank für das Gespräch.

I n t e r v i e w : C l a ra D u p p e r

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Ich denke, die Arbeit der Kriminalpolizei wird richtig dargestellt. Die Differenzierung bei der Aufgabenteilung in Streifenpolizei und Kriminalpolizei ist manchmal nicht richtig. Im Fernsehen wird es häufig so dargestellt, dass der Streifenpolizist – böse gesagt – der Handlanger des Kriminalpolizisten ist. Das ist im wahren Leben nicht so. Es gibt eine Aufgabenteilung: Wir sind zunächst am Tatort, sammeln für die Kollegen der Kriminalpolizei die Fakten und übergeben sie ihnen. Die Ermittlungen sind im Arbeitsalltag nicht so spektakulär wie im Fernsehen. Wenn man „Alarm für Cobra 11“ sieht, gibt es erstens keine Kriminalpolizei Autobahn und zweitens würden die Kollegen, die wirklich von der Autobahnpolizei sind, nie vor dem Spezial-Einsatz-Kommando (SEK) ins Haus gehen. Im Fernsehen sieht man die Kollegen in Zivil meistens als erste ins Haus gehen. Das würde im Arbeitsalltag niemand machen. Was die Polizei im Fernsehen gut darstellt, ist „Toto & Harry“. In groben Zügen verläuft so ein Tag eines Streifenpolizisten.

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Illustration: Luca Leicht


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JUGENDPRESSE BW Verband für junge Medienmacher

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Kulturmanagement studieren mit dem Stipendium der Jugendpresse BW an der Karlshochschule International University! In Kooperation mit der Karlshochschule International University schreibt die Jugendpresse BW zum Wintersemester 2010 / 2011 erstmals ein Stipendium für den Studiengang ‚Kulturmanagement‘ aus. Das Stipendium umfasst die Studiengebühren für das dreijährige Bachelorstudium an der Karlshochschule. Bei Interesse richte deine schriftliche Bewerbung direkt an die Karlshochschule. Deine Motivation, dich für das Stipendium zu bewerben, zeigst du in einem von dir frei zu wählenden Format (z.B. einen Artikel, ein Video, ein Plakat, eine Collage, etc.). Deiner Bewerbung legst du außerdem Dokumente bei, die deine Bewerbung unterstützen, wie etwa Nachweise über Berufsausbildung, Praktika, Auslandserfahrungen, Engagement in der Schule oder Führungserfahrungen in ehrenamtlichen Tätigkeiten. Bei entsprechender Eignung laden wir dich im nächsten Schritt zu dem Assessment Center-Tag am 19. August 2010 ein, an dem durch Vertreter der Jugendpresse BW und der Karlshochschule ein Stipendiat ausgewählt wird. Nähere Informationen erhältst du auf der Homepage der Karlshochschule unter www.karlshochschule.de oder kontaktiere Romy Modlich unter rmodlich@karlshochschule.de oder telefonisch unter +49 (0)721 1303 522.

Bewerbungsschluss ist der 07. August 2010. Foto: XXX

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FÜNF FINGERKUPPEN BIS K ROATIEN Grado. Eins, zwei, drei, vier, fünf. Fünf Fingerkuppen passen auf die Strecke entlang der italienischen Küste, quer über die slowenische und die kroatische Grenze bis hin nach Zadar. Fünf Mal 50 machen 250 Kilometer. Nach Zadar will ich, weil mich zwei Bekannte dorthin eingeladen haben

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er Abstand auf dem Kartenabschnitt zwischen dem kroatischen Zadar, meinem Ziel, und dem italienischen Ausgangspunkt Grado, an dem ich mit meinen Eltern am Strand liege, entsprechen der Strecke zwischen München und Stuttgart. Der Abstand erscheint minimal – eine Fingerlänge trennt mich von meinem Ziel. Sehen kann ich es schon, wenn ich meinen Blick von der Landkarte hebe und durch meine Sonnenbrille über den warmen Sandstreifen und das blaue Meer hinweg den weit entfernten Küstenstreifen am anderen Ende der Bucht erspähe, der mit den kleinen Wölkchen am Horizont verschwimmt. Sommer ist für mich die Zeit der Freiheit, der Leichtigkeit und des unbeschwerten Reisens.

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Überfüllte Flughäfen, Autobahnstaus und im März ausgehängte Spätbucher-Plakate der Reisebüros für die Sommerferien passen nicht zu meiner Definition des Reisens. So stehe ich mit einem fetten Rucksack auf dem Rücken, einer Wasserflasche in der einen Hand und der Busfahrkarte in der anderen im Bus nach Trieste. Den Bikini vom Strand am Vormittag habe ich noch an. Wie es von dort aus weiter geht, ist mir noch nicht klar. Nur die erste Stunde meiner Strecke war geplant. So bin ich am flexibelsten, aber auch am offensten, weil ich

am Anttkunftsort, statt weiterzuhasten, Augen und Ohren für weitere Hinweise und somit auch für andere Menschen offenhalten muss. Solange Reisen nicht ins nächste Beach-Resort führen und im angrenzenden Hotelzimmer die Familie aus dem Nachbardorf wohnt, sind sie tatsächlich lehrreich. Mich haben sie vor allem Offenheit und Hi lfsbereit schaf t gelehrt. Ich erinnere mich an einen Mann, der mich von seinem Handy telefonieren lässt, eine Frau, die mir beim Trampen den richtigen Standort zeigt und eine andere, die mir im Bus etwas

Für so eine Reise ist das Glück unersetzlich

Foto: „Tobias Mittmann“ / jugendfotos.de


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von ihrem Essen anbietet, oder der Mann, der mir Pfefferspray zur Selbstverteidigung mitgibt, und die unzähligen hilfsbereiten Menschen, die geduldig meine Fragen anhören und mich zuverlässig an den gesuchten Ort weisen. Für die Hilfe kann ich mich bei diesen Meschen selten revanchieren, aber an andere weitergeben kann ich sie. Das führt zu einer ganzen Kette guter Handlungen und einem zuvorkommenden, freundlichen Umgang untereinander. Dank der hilfsbereiten Menschen habe ich gelernt, ohne Sorge loszufahren, auch ohne mein Ziel oder den Reiseverlauf genau zu kennen. Und dabei wurde ich selbst hilfsbereiter und freundlicher. Viele hilfsbereite Menschen, eine positive Einstellung, Freundlichkeit und das gewisse Quäntchen Glück haben mich immer weitergebracht. So gebe ich auch nicht auf, als die Heimfahrt weniger glatt läuft. Auf den Pizzakarton vom Vortag schreibe ich mein Ziel und stelle mich mit ausgestrecktem Daumen an den Straßenrand. Nach einigen Minuten hält ein Mann in Latzhose in einem klapprigen Auto und nimmt mich mit. Auf die Frage, warum ich alleine fahre und woher ich komme, beginne ich eine recht glaubwürdige, auf englisch, polnisch und französisch vorgetragene und mit viel Gestik und Mimik unterlegte Lügengeschichte über meinen imaginären Freund, den ich besucht habe und dass ich nun zurück nach Italien zu meinen Eltern fahre, um Urlaub zu machen. Man solle sofort vom Freund, Verlobtem oder Ehemann sprechen, habe ich auf „hitchwiki.org“ gelesen, einem inzwischen elfsprachigen Forum rund ums Thema Trampen. Wie dort empfohlen, behalte ich auch meinen großen Rucksack im Fußraum des Vordersitzes. Unbequem, aber für den

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Einige Tipps zum Trampen Sich irgendwo an den Straßenrand stellen, den Daumen rausstrecken und hoffen, dass jemand anhält – mit etwas Glück mag das funktionieren. Mit einigen Kniffen kann man seine Chancen jedoch erhöhen, denn: Auch trampen ist Strategie. – Wer an einer Autobahnraststätte beim Tanken Autofahrer anspricht, gibt seinem Gegenüber mehr Zeit, um zu Überlegen.

Foto: „Mariesol Fumy“ / jugendfotos.de

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Fall, dass mein Fahrer sich komisch ver- leben werden, in der uns das Gegenüber halte und ich aussteigen müsste, könne ich mehr und mehr egal wird. Ein älterer mir nur so sicher sein, das Gepäck schnell Mann in Badehose und Badeschlappen mitnehmen zu können. mit Handtuch über der Schulter kommt Als der Mann neben mir an seiner Ort- vom Meer her hinauf. Wo ich denn hier schaft vorbeifährt, weil er „so ein schö- sei, frage ich auf Englisch. Sein Akzent vernes, junges Mädchen nicht allein nach rät mir, dass er Deutscher ist. Rijeka fahren lassen Recht habe ich: kann“ – mir könne Der Mann erzählt doch etwas passieren, mir, dass er mit seiwar mir nicht ganz ner Frau seit mehr als klar, ob ich mich zehn Jahren an dieüber diese Tatsache sen Ort kommt, und freuen oder sie danbietet mir für den kend ablehnen sollte. Fall, dass ich nicht Die Grenze zwischen weiterkomme, das Gäschon hält ein Mann in Latzhose an dem Vertrauen in die stezimmer in ihrem Hilfebereitschaft und Haus an. Aber schon Selbstlosigkeit der Menschen kann immer hält ein Lastwagenfahrer, der bis nach wieder gefährlich werden, wenn sie in Na- Rijeka muss und mir vorschlägt, mich mitivität übergeht. Vier Straßenkurven weiter zunehmen. Er hievt meinen Rucksack in erzählt er mir, ich hätte so schöne Augen, sein Cockpit und ich kraxel hintendrein, deshalb hätte er auch angehalten, um winke dem Badehosenmann mit einem mich ein Stück weit mitzunehmen. Da bit- Lächeln und die Fahrt geht weiter. te ich ihn, anzuhalten, schnappe meinen Gegen Ende der Reise werde ich zum Rucksack und die Wasserflasche, bedanke ersten Mal versagen, weil ich beim Trammich und warte auf den nächsten Fahrer. pen unter Zeitdruck steckenbleiben werde. Stille. Nur ein paar Grillen zirpen. Links Meine Eltern werden mich abholen müsvon der Straße geht es steil den Abhang hi- sen und ich werde erkennen, dass man nauf – ein Friedhof erstreckt sich über den für so eine Art des Reisens das Glück unganzen Berg. Auf der rechten befinden ersetzlich ist. Und trotzdem wird mir am sich ein paar Häuser und dahinter kommt Bahnhof, an dem ich in der Dunkelheit das glitzernde, azurblaue Meer. zwischen Betrunkenen ausharren muss, Wenn ich von Überfällen auf Menschen ein junger Mann vorschlagen, in ein Café höre, macht mich das wütend. Jeder die- zu sitzen und sich mit mir unterhalten, ser Übergriffe bringt die Menschen dazu, während ich warte. Er ist es, der mich gegenseitig weniger zu vertrauen und Hil- weiterhin glauben lässt, dass gegenseitige fe anzunehmen. Die wunderbare Erfah- Hilfsbereitschaft und zuvorkommende rung, Hilfe zu empfangen, und diese Hilfe Freundlichkeit dem Gegenüber sehr helweiterzugeben, geht somit verloren. Ich fen können – sei die Hilfe auch noch so Sophie Rebmann befürchte, dass wir dadurch zunehmend klein. in einer desinteressierteren Gesellschaft

Auf einen Pizzakarton schreibe ich mein Ziel

Bis der Tank voll ist, hat er hoffentlich Ja gesagt. – Wer mit viel Gepäck unterwegs ist, sollte sich überlegen, wie er es hinstellt. Ein wilder und chaotischer Haufen aus Rucksack, Koffer und vielen einzelnen Taschen schreckt ab. Wenn allerdings alles ordentlich hingestellt ist und der Rucksack hinter dem Koffer versteckt wird, glauben die Fahrer viel eher, dass sie das Gepäck in ihrem Auto unterbringen können.

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VON WETTERELEFANTEN UND TRAUMMÄNNERN Früher war alles besser. Abenteuer waren aus Plastik im handlichen Format erhältlich, die Traumkerle gab es bandweise. Und man erinnert sich gern daran, wie schön und einfach das alles war

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s heißt, seine erste große Liebe vergisst man nicht. Ich war neun Jahre alt, als ich mich in Justus Jonas verliebte. Er war 16, mein Zimmer hing voller Tierbilder und mein quietschbunter Kassettenrekorder stand direkt neben meinem Bett. Ein bisschen altklug und rechthaberisch, aber dafür mit unnahbarem Superhirn, war Justus die Führungsperson schlechthin und mein Traummann. Selbstverständlich hat jeder Mann eine Vorgeschichte. Meine beginnt bei Benjamin Blümchen. Ja, ich bin ein Serientäter: Auch andere Elfie-Donnelly-Reihen bekamen einen festen Platz in meinem Leben. Benjamin brachte mir im zarten Alter von drei Jahren alles über die knallharte Berufswelt bei. Als Taxi- und Seefahrer, Handwerker, Wetterelefant, Bauer, Förster und Bademeister sang er sich mit Otto durchs Leben und brachte mich zum Einschlafen. Meistens schon bei der Titelmelodie. Sollte ich vor Spannung lang genug wach bleiben, musste mein Papa die Kassette herumdrehen, wenn eine Seite zu Ende war. Ich war zwar alt genug, um mit Direktor Tierlieb den Neustädter Zoo vor Pleiten zu schützen, mit Karla Kolumna auf dem Roller durch die Stadt zu brausen und dem Bürgermeister ein Schnippchen zu schlagen, aber die Technik des Abspielgerätes überforderte mich und meine Vorstellungskraft. Dabei war die eigentlich enorm: Schließlich lernte ich von Bibi Blocksberg alle elementaren Hexsprüche. Nur die Schule hat sie mir durch ihren ersten Blauen Brief und ihre offene MatheAbneigung mies gemacht.

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Mit Tina läutete sie eine neue Phase in meinem Leben ein. Plötzlich wollte ich Tierarzt werden, und die Poster in meinem Zimmer waren fast nur Pferde-Bilder. Parallel dazu gab’s Enid Blyton auf die Ohren. Ich hörte mich in die FünfFreunde-Welt ein, brach mit ihnen und ihren Fahrrädern zur Schatzinsel auf und erlebte Abenteuer, wann immer ich wollte. Sie waren nur eine Abspieltaste entfernt. Ich hörte mit Haut und Haaren: Julian, Dick, Anne, George und natürlich Timmy, der Hund, sind schuld, dass ich Fingernägel kaute. Der Spannungsbogen erweiterte sich mit TKKG, mit Karl und Klößchen im Team brach Tim Kriminellen die Knochen – und mir das Herz. Der Anführer der Detektivgruppe war nicht nur groß, stark, intelligent und charismatisch, sondern leider auch glücklich an Gaby vergeben. Ganz anders hingegen die „Drei Fragezeichen“ mit Justus Jonas. „Der Super-Papagei“ hieß die erste Folge, die mich dazu brachte, mich unter der Bettdecke zu verstecken. Das sollte für eine ganze Weile bei allen weiteren „DreiFragezeichen“-Kassetten so bleiben. Doch irgendwann begann ich, Justus zu vertrauen. Egal, wie unlösbar eine Aufgabe schien, wie groß die Katastrophe auch war: Er manöv rierte sich und seine Freunde mit

präziser Sicherheit aus jedem Dilemma heraus. Wenn ich groß bin, heirate ich Justus Jonas, davon war ich überzeugt. Zumindest, bis mir klar wurde, dass meine Träume nicht in Kassettendecks passen. Mittlerweile sind alle Tierbilder längst abgerissen. Meinen Rekorder inklusive der Hörspiele hab ich vor Jahren meinen kleinen Schwestern vermacht und neben meinem Kopfkissen ist nur noch Platz für einen Stapel Lieblingsbücher und mein Handy. Nur lullt mich das weder in den Schlaf noch weckt es mich mit spannenden Kindergeschichten. Aus den geplanten So-wie-Bibi-und-Tina-auf-Amadeus-undSabrina-Reitstunden ist nichts geworden, aber dafür teile ich locker Bibis Matheleistungen. Mittlerweile überfordert mich simple Technik kaum mehr, dafür kann ich immer noch sämtliche Titelmelodien mitsingen. Ich will nicht mehr Tierärztin werden und auch nicht Zoodirektor oder Detektiv. Aber Justus hat noch einen festen Platz in meinem Herzen – auch wenn er für immer 16 ist. Fa b i e n n e Kinzelmann

Foto: Paul Volkwein


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NUR SCHALL UND R AUCH? Unsere Ohren haben niemals Urlaub. Überall auf der Erde herrscht Lärm, alles macht Geräusche. An keinem Ort scheint es ganz still zu sein. Aber wie sieht es mit dem großen, weiten Universum aus: Gibt es im Weltall Geräusche?

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riebwerke heulen auf, es folgt eine laute Explosion und das Raumschiff zerfliegt in tausend Einzelteile. ScienceFiction-Filme sind voller Action und Geräusche. In Wirklichkeit fliegen im Universum allerdings keine Superhelden herum und retten die Welt vor der Zerstörung durch eine außerirdische Rasse. Was aber verursacht dann Geräusche im All? Es gibt keine Menschen und Tiere, keinen Verkehrslärm und keine Disco. Ordentlich Radau machen dafür aufeinanderprallende Asteroiden, explodierende Galaxien, wabernde Sonneneruptionen, pulsierende Rote Riesen oder vorbeisausende Kometen. In unserem Weltall ist mächtig was los. Aber hört der Mensch davon etwas oder herrscht im Universum absolute Stille? Dafür muss zuerst der Frage auf den Grund gegangen werden, wie Töne überhaupt entstehen. Zwei Teilchen, die

aufeinander treffen, lösen am Anfang ein Geräusch aus. Der Schall wird dann durch die Kompression eines Mediums verbreitet. Das heißt, bei uns auf der Erde werden winzige Bestandteile der Luft an dem Ort des Geräusches zusammengepresst und breiten sich als Druckwelle aus. Im Universum gibt es aber keine Luft. Im Gegenteil, es herrscht ein starker Unterdr uck . Trotzdem existiert selbst im All kein absolutes Vakuum, unser Weltraum ist nicht völlig leer. Man trifft auf etwa ein Teilchen pro Kubikzentimeter. Das ist zwar sehr wenig, reicht aber aus, um

Ein Schwabe im Norden »Wir sind das Volk der Dichter, Ein jeder dichten kann, Man seh nur die Gesichter von Unsereinem an«, wusste schon der aus Stuttgart stammende Eduard Paulus

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och die schwäbischen Dichter und Denker haben keine bleibenden Spuren hinterlassen. Wir Schwaben entwickeln uns eben weiter! Wieso YoutubeVideos auf Hochdeutsch anschauen, wenn wir doch Dodokay haben, der für uns hauptberuflich Videos auf unsere Hoemodsproch übersetzt? Wieso Englisch lernen, wenn uns Günther Oettinger mit Schwenglisch (Schwäbisch und Englisch) bestens beweist, dass wir nicht offen für Neues sein müssen! Und wenn Jörn, Lennart, Fietje und Detlef Fußball gegen Aschdrid, Sepp,

Foto: Jens Uttikal

Jrrrrrrgeen und Torschdn spielen, ist selbst dem letzten Milchbauern aus Hintertupfingen klar, dass hier der SV Hamburg gegen den SV Heilbronn spielt. So absurd es auch klingt: Sogar Hamburg-City beweist, dass Süddeutsche und Norddeutsche einfach nicht miteinander auskommen. Die Hansestadt ist zum Beispiel voller schiefer Decken! Und das nur, weil wir Schwoba unter „heben“ und „halten“ etwas anderes verstehen als die Nordlichter. Im Schwarzwald „hebt“ der Nagel das Bild an der Wand und in Flensburg „hält“ er es. Auf der Schwäbischen Alb

Schallwellen weiter zu transportieren. Diese können dann von Astronomen mit einem speziellen Mikrofon aufgenommen und in den für Menschen hörbaren Bereich umgewandelt werden. So konnten Forscher im Jahr 2003 den tiefsten Ton entdecken, der jemals im Universum gehört wurde: Ein schwarzes Loch hämmert tiefe Bässe ins All, ganze 57 Oktaven tiefer als das mittlere C. Eine schlechte Nachricht für den gestressten Menschen im 21. Jahrhundert: Nicht einmal im Weltall hat man seine Ruhe. Juliane Goetzke

„hebt“ die Milch zwei Wochen, in Westerland „hält“ sie lang. Da passieren einem die schrillsten Dinge: Beim Renovieren sollte mein Mitbewohner die Leiter kurz „heben“, weil sie sehr wackelig war. „Okay, ich komme gleich wieder“, erklärte er mir, holte unseren Nachbarn und beide „lupften“ mich zusammen mit der Leiter an die Decke. Merkwürdige Menschen, dachte ich mir. So geschah es eines Tages, dass ein intelligenter Schwob sich auf die Reise gen Hamburg machte. Mit tollen Ideen wollte der angehende Architekt direkt an der Ostsee seinen Traum eines eigenen Hauses verwirklichen. Unwissend wie ein Schwabe eben ist, sagte er seinem Bauingenieur bei der Vermessung der Decke, er solle ein Brett kurz „heben“, damit er die Messpunkte einzeichnen könne. Also „lupfte“ der Bauingenieur das Brett und setzte somit ein Zeichen für die Zukunft. Schwaben bitte zu Hause bleiben! Jan Zaiser

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» EIN GEFÜHL DER BEKLEMMUNG « Vierzig Länder beteiligen sich am Wiederaufbau in Afghanistan. Deutschland unterstützt dabei vor allem den Aufbau der afghanischen Polizei. NOIR-Autorin Ronja Most traf sich mit Polizeihauptkommissar Klaus Mein, der selbst an verschiedenen Auslandseinsätzen beteiligt war

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err Mein, Sie haben Auslandseinsätze im Kosovo erlebt, in Georgien und nun in Afghanistan. Sind Sie ein abenteuerlicher Typ? Offen für neue Erfahrungen bin ich schon immer gewesen. In Verbindung mit der internationalen Polizeimission ist Abenteuer jedoch der falsche Begriff. Meiner Meinung nach kann man sich in ein Abenteuer nur spontan hineinstürzen. Möchte man sich allerdings wie ich auf ein sehr schwieriges Umfeld einlassen, sollte und kann man das nur gut vorbereitet tun. Außerdem sind Abenteuer selten lebensbedrohende Situationen. Dass ein Auslandseinsatz nicht ungefährlich ist, war Ihnen bewusst. Warum haben Sie sich trotzdem dafür beworben?

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Meine erste Berührung mit internationalen Einsätzen entstand durch Erzählungen von Kollegen. Sie haben mein Interesse geweckt. Als meine Kinder das Alter erreicht hatten, in dem man solche Einsätze mit gutem Gewissen machen kann, habe ich beschlossen: Ich will es probieren. Als Familienvater war es sicherlich nicht leicht für Sie, sich für den Auslandseinsatz zu entscheiden. Welche Beweggründe brachten Sie dennoch dazu? Zu den Gründen gehörten sicherlich die dienstliche Herausforderung und das Bedürfnis, die Polizei vor Ort zu unterstützen. Aber viel mehr hat mich eigentlich interessiert: Wie leben die Menschen, wie fühlt sich der Konflikt vor Ort hautnah an? Was kann man tun?

War es schwierig für Sie, Ihre Familie von Ihrem Auslandseinsatz zu überzeugen, als sie erfuhren, dass Sie den Auswahlkriterien entsprechen? Natürlich! Die Familie kann ja nicht absehen, was einen in so einer Situation erwartet. Ganz viele Fragen kamen auf, zum Beispiel: Wie ist die Situation für die Familie zu Hause, wie funktioniert die Kommunikation? Und vor allem: Kommt er heil zurück? Wie wurden Sie auf Ihren Auslandseinsatz in Afghanistan vorbereitet? Die Vorbereitung dauerte dreieinhalb Wochen. Wir haben vor allem gelernt, mit der fremden Kultur umzugehen. So habe ich erfahren, wie ich mich verhalten soll, wenn ich zum Beispiel von einem

Foto: Privat


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Einheimischen zum Essen eingeladen werde. Was bringe ich als Gastgeschenk mit? Wie benehme ich mich während des Essens? Man lernt alles bis ins letzte Detail. Das ist auch wirklich wichtig. Das Leben in einem anderen Land bringt sicherlich viele Umstellungen mit sich. Wie sind Sie damit umgegangen? Ja, Umstellungen gab es tatsächlich viele. Da mein Einsatzort Kundus in 4 000 Metern Höhe liegt, musste ich mich zuerst an den Höhenunterschied gewöhnen. Außerdem darf man mit Luxus innerhalb der Unterkunft nicht rechnen. Wir wurden zu acht Personen in Zelten untergebracht, da hatte jeder nur sehr wenig Platz. Was war Ihr genauer Arbeitsauftrag vor Ort? In dem Projekt, das ich koordinierte und leitete, bildeten deutsche Polizeitrainer 300 afghanische Polizeitrainer aus. Diese afghanischen Polizeitrainer sollen später selbst Polizisten ausbilden, besonders für den Einsatz bei häuslicher Gewalt. Daher war der Unterricht für die Auszubildenden vor allem darauf ausgelegt, zu begreifen, wie sich zum Beispiel eine vom eigenen Mann geschlagene Frau fühlt, die sich an die Polizei wendet und keine Hilfe erfährt. Voraussetzung für die zukünftigen afghanischen Polizeitrainer: Sie müssen lesen und schreiben können, um an diesem Projekt teilnehmen zu können ist. Man muss bedenken, dass 85 bis 90 Prozent der Bevölkerung in Afghanistan Analphabeten sind. Was hat sich durch den Einsatz der deutschen Polizei verbessert und entwickelt? Die Möglichkeit, Polizisten vor Ort auszubilden, hat sich stark verbessert. Eine Ausbildung von Polizisten im sicheren Umfeld ist jetzt möglich. Insgesamt ist die afghanische Polizei im Wachstum, trotzdem sollte Deutschland mit der Polizeiausbildung in Afghanistan fortfahren. Wo die Polizei nicht funktionsfähig ist, gerät die Gesellschaft ins Ungleichgewicht. Zwei Kulturen treffen bei Auslandseinsätzen aufeinander. Wie empfanden Sie die Begegnungen mit der Bevölkerung vor Ort? In Afghanistan hatten wir fast gar keinen Kontakt zu Einheimischen. Vor Ort gingen wir von einem gesicherten Bereich zum nächsten. Es ist nicht möglich, sich in

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Gaststätten oder Bars aufzuhalten. Als „Internationaler“ fällt man sofort auf. Unsere Anwesenheit würde sich herumsprechen und Aufständischen und Kriminellen die besten Angriffsmöglichkeiten verschaffen. Aus diesem Grund muss man immer ganz genau schauen: Wo bewegt man sich? Wie bewegt man sich? Auch mussten wir genau planen, wie wir von einem Ort zum anderen kamen. Die wenigen Afghanen, die ich innerhalb der internationalen Polizeimission kennenlernen durfte, erschienen mir sehr freundlich und offen. Gibt es überhaupt die Möglichkeiten, die Polizistenrolle einmal abzulegen? Das Alltag ist sehr eingeschränkt, weil wir uns nur in den abgesicherten Bereichen bewegen konnten und auch unsere Freizeit nur dort verbrachten. Wenn man sich gut mit seinen Kollegen versteht oder gerne liest, ist das ein großes Glück. Aber ein normales soziales Leben ist vor Ort fast nicht möglich. Die Bevölkerung in Afghanistan ist sehr zerrissen. Hat man als internationaler Polizist das Gefühl, vor Ort abgelehnt zu werden? Selbstverständlich hat man bei der kritischen Sicherheitslage und den andauernden Anschlägen den Eindruck, dass größere Teile der Bevölkerung keinen Wert auf die Anwesenheit der internationalen Einsatzkräfte legen. Unterwegs in der Stadt haben wir die Ablehnung durchaus zu spüren bekommen. Die Wahrscheinlichkeit in einen Anschlag verwickelt zu werden, ist relativ hoch. Wenn man sich ständig in Gefahr befindet, gibt es dann nicht auch Situationen, die selbst einem Polizisten wie Ihnen Angst einjagen? Natürlich gab es diese. Im Sommer 2008 wurde beispielsweise ein Lastwagen mit Sprengstoff in meiner Nähe gezündet. Auf Grund einer weiteren Explosion direkt im Anschluss wurde eine Anschlagserie befürchtet. In diesem Fall kommt natürlich ein Gefühl der Beklemmung auf. Gibt es eine besondere Situation, die Sie noch heute in Erinnerung haben? Die negativen Seiten des Landes erlebt man jeden Tag neu. Man sieht überall bettelarme Kinder und Frauen auf den Straßen. Im Winter laufen viele Kinder barfuß und spärlich bekleidet durch die Stadt und

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durchforsten Müllberge, um darin noch Brauchbares zu finden. Solche Bilder bleiben einem in Erinnerung. Gab es Möglichkeiten, sich auszutauschen über das, was einen bewegt? Im Kollegenkreis tauscht man sich natürlich immer aus. Nach dem Auslandsaufenthalt gibt es eine Nachbereitungswoche, in der man Erlebtes noch einmal besprechen und aufarbeiten kann. Diese Woche ist verpflichtend für jeden, der an solch einem Projekt teilgenommen hat. Vermissen Sie die Zeit im Ausland jetzt, da Sie wieder in Deutschland sind? Davon abgesehen, dass das Ganze eine große Herausforderung war, sollte man trotz allem den Bezug zum Dienst in der Heimat nicht verlieren. Ein gesunder Mix von Ausland und Heimat ist natürlich ideal. Einen weiteren Auslandsaufenthalt habe ich aber trotzdem ins Auge gefasst. Wohin es genau geht, weiß ich noch nicht, aber in meiner Sammlung würde mir noch ein Einsatz in Afrika fehlen. Was haben Sie persönlich für Ihr weiteres Leben aus diesem Auslandseinsatz mitnehmen können? Es gibt viele, viele Menschen, die nicht einmal annähernd mit den notwendigen Dingen des alltäglichem Lebens versorgt sind. Menschen in Deutschland würden schreien, wenn sie diese Grundbedürfnisse nicht hätten. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, in Verhältnissen, wie wir sie hier haben, leben zu dürfen. Vielen Dank für das Gespräch.

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Weitere Informationen Rund 500 deutsche Polizisten sind derzeit im Ausland, 120 von ihnen in Afghanistan. Vor ihrem Auslandsaufenthalt durchlaufen sie ein hartes Auswahlverfahren. Sie müssen mindestens acht Jahre im Dienst sein, fließend Englisch sprechen und einen bestimmten Body-Mass-Index haben.

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STADT ÜBER DEN WOLKEN Das erste was aus dem Flugzeug zu sehen ist, wenn es sich La Paz nähert, ist das Altiplano, die Hochebene der Anden. Sie erstreckt sich so platt vor einem, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt

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er nach Bolivien kommt, ist zuerst erschlagen. Besonders wenn man nach La Paz fährt, dem höchsten Regierungssitz der Welt. Die Stadt liegt in einem Talkessel unterhalb des Altiplanos. Hier wohnen die Reichen, die sich mit Stacheldraht und mit Scherben besetzten Mauern vor den Indigenas, den Ureinwohnern, schützen. Der Kontrast von Arm und Reich, die Schönheit und zugleich die Hässlichkeit der Stadt, das chaotische Verkehrssystem – ein wahrer Kulturschock! Die dünne Luft macht Besuchern aus Europa die Ankunft nicht leichter, denn La Paz liegt auf 3 600 Metern über dem Meeresspiegel. Viele Ankömmlinge kämpfen hier nicht nur mit Jetlag, sondern außerdem mit Symptomen der Höhenkrankheit. Der Flughafen liegt auf dem Altiplano und damit über der Stadt selbst. Hier stehen Sauerstoffflaschen bereit, um einem frühen Kollaps vorzubeugen. Nach ein paar Tagen Eingewöhnung und einigen Tassen Mate de Coca, dem traditionellen Tee aus Kokablättern, geht es schon besser, und man kann losziehen, um die Wunder der Stadt zu entdecken. Die wichtigste Lektion für Besucher dabei ist, sich unter keinen Umständen als Ausländer erkennen zu geben. Wer mit Karte, Bauchgürtel und Deutschlandtrikot durch die Straßen läuft, zahlt in Restaurants und Läden einen mehrfach höheren Preis. Zu allem Übel steigt die Gefahr, ausgeraubt zu werden: Wer aus dem Ausland kommt,

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hat nach den Vorstellungen der ärmeren Einwohner viel Geld, was im direkten Vergleich durchaus zutrifft. Wer das beeindruckende La Paz wieder verlassen will, muss sich auf eine lange Prozedur einstellen. Es kann passieren, dass die Stadt einen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr loslässt. Entweder wird einem das Flugticket geklaut, das Taxi hat einen Platten oder dessen Autotür ist abgefallen. Aber selbst wenn diese Art von Pannen ausbleiben, können einem noch „bloqueos“ einen Strich durch die Rechnung machen: Straßensperren. Der Nachteil an dem Talkessel ist nämlich, dass man, einmal in seinem Innern, nicht so leicht wieder herauskommt. Die zwei einzigen großen Zugänge nach La Paz

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Info: Höhenkrankheit Wer sich ohne vorherige Eingewöhnung in Höhen über 2 500 Meter begibt, kann höhenkrank werden. Bemerkbar macht sich die Höhenkrankheit durch Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit und Benommenheit. Ursache für die Beschwerden ist der niedrige Luftdruck in großen Höhen. Der Körper versucht, den damit verbundenen Sauerstoffmangel mit einer höheren Atem-

führen über das Altiplano. Ein Zugang geht über den Flughafen, der andere über die „Todesstraße“. Sie wird so genannt, weil es hier immer wieder zu Erdrutschen kommt. Außerdem ist die Straße sehr schmal und führt durch eine tiefe Schlucht, die schon manches Auto geschluckt hat. Die Zugänge führen beide durch El Alto, die Stadt der Armen, die auf dem Altiplano wohnen. Und wenn die Armen streiken, dann geht erst einmal nichts mehr. Die Stadt La Paz ist mit ihren schillernden Facetten und Widersprüchen auf jeden Fall eine Reise wert. Aber um sie genießen zu können, braucht der Besucher Gelassenheit – und viel Zeit. Hannah Haacke

frequenz auszugleichen, und produziert mehr rote Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren. Die erhöhte Anzahl der Blutzellen macht das Blut dickflüssiger, was zu Durchblutungsstörungen und Thrombosen führen kann. Kritisch wird es für die meisten Menschen, wenn sie sich in Höhen über 4 000 Metern begeben. Das Nationalgetränk der Andenregion, der Mate-de-CocaTee, soll bei der Höhenkrankheit helfen und wird auch zur Vorbeugung getrunken.

Foto: Hannah Haacke


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FRIEDEN IM PULVERFASS? Kaum eine Woche vergeht, in der nicht aus Israel berichtet wird: Das Land ist ein Krisenherd, auf dem ständig Konflikte köcheln und oft überbrodeln.

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er Blick in die Vergangenheit zeigt: Dieser Flecken Erde war schon immer hart umkämpft, aus religiösen, politischen und strategischen Gründen; Ägypter, Philister, Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer, Araber, europäische Kreuzfahrer, Mamelucken, Türken und Engländer eroberten, besetzten oder besiedelten die Region des heutigen Israels. Doch halten konnte sich langfristig keiner. Einzig die Juden gaben das Land niemals auf. Bei Ankunft der jüdischen Siedler zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Region schon von Palästinensern bewohnt. Gehört das erworbene Land nun rechtmäßig den jüdischen Siedlern? Auf diese Frage lässt sich keine Antwort finden, sie ist einfach falsch gestellt. Seit der Ausrufung des Staates Israel 1948 dominiert der Konflikt die Geschichte des jüdischen Staats. Anfangs musste sich die israelische Politik um die Existenzsicherung kümmern; den Aufbau der Wirtschaft, einen Schutz vor der Bedrohung der Nachbarstaaten sowie die Integration der vielen Einwanderer. Alle innerstaatlichen Konflikte wurden durch einen nationalen Konsens überdeckt. Bisher musste jede Generation der Israelis einen Krieg erleben und überleben. Der Patriotismus, der manchmal sogar in Nationalismus umschlägt, wurzelt ebenso in diesen Traumata wie in der Überzeugung der Juden, ein Anrecht auf Israel zu haben. Dieses Recht wird mit der Thora begründet. Die Spannungen im Innern des widersprüchlichen Staates ergeben sich aus der unterschiedlichen Herkunft der Israelis, den Unterschieden in der Religion, den sozialen Unterschieden und nicht zuletzt einem geographischen Problem: Mehr als die Hälfte der Landfläche ist Wüste. Viel Platz für Agrarflächen gibt es ebenso wenig wie Wasserressourcen. Heute sind es andere Probleme, die die israelische Politik bestimmen: Wie geht

Foto: „Andi Weiland“ / www.jugendfotos.de

man in einem jüdischen Staat mit religiösen Minderheiten um? Was passiert mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten sowie den Millionen Flüchtlingen? Wie sollen all die Konflikte beigelegt werden, die bisher eine Zwei-Staaten-Lösung ebenso unmöglich machten wie eine Eingliederung der Palästinenser? Auch wenn durch die Berichterstattung der Medien oft ein anderer Eindruck entsteht; Die meisten Israelis und Palästinenser wollen einfach nur Frieden. Am wenigsten helfen dabei die Attentate extremistischer Gruppen, korrupte Politiker, völkerrechtlich fragwürdige Maßnahmen im Gazastreifen und Westjordanland, wie den Aufbau jüdischer Siedlungen oder die schlechte humanitäre Versorgung dieser Gebiete. Das alles heizt den Konflikt weiter an. Die kulturelle und religiöse Kluft zwischen Israelis und Palästinensern, Juden und Muslimen, schafft zudem viele Vorurteile und Misstrauen. Von

internationaler Seite wurde oft versucht, Frieden in den Nahen Osten zu bringen. Doch die einheimische Bevölkerung sieht die Lösungspläne sehr kritisch: Außenstehende könnten diesen Konflikt ohnehin nicht ganz beurteilen, meinen viele. Tatsächlich: Ein Urteil fällt schwer angesichts der Komplexität und Ausweglosigkeit des Konflikts. Nachvollziehbar wird er niemals werden, aber Objektivität kann auch eine Stärke sein. Israel sollte nicht zu einem Synonym für Konflikte und Kriege reduziert werden. In dem Land ist eine bunte Gesellschaft entstanden, in der eine Vielzahl an Kulturen, Religionen, Lebensarten und Weltanschauungen miteinander kollidieren, aber auch tolerant und friedlich nebeneinander leben. Wenn man diesen Aspekt des Lebens in Israel zu den harten Fakten des Konflikts hinzufügt, wird der Wunsch noch dringlicher: Der Wunsch nach Frieden, Shalom und Alessa Wochner salaam.

Die Mauer trennt Israelis und Palästinenser. So fest wie die Mauer, so ausweglos scheint der NahostKonflikt. Wird sie jemals bröckeln, der Konflikt irgendwann gelöst werden?

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RHETORISCHER ZWEIKAMPF

Die einen schwitzen vor Anstrengung, die anderen aus Angst: Der Sportunterricht kann eine willkommene Abwechslung sein, ist aber oft auch ein pure Tortur für die Schüler. Unsere Autoren Anna Ruppert und Lukas Ramsaier wagen den rhetorischen Zweikampf pro und contra Schulsport.

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chulsport ist doch überflüssig, meinen viele Schüler. Doch nur, weil man mal eine Niederlage erlebt oder nicht über den Kasten kommt, muss man nicht gleich ein Schulsport-Hasser werden. Falls man auch noch ausgelacht wird, liegt das nicht am Sport, sondern an den Mitschülern. Prinzipiell soll und kann Schulsport die Sozialkompetenz fördern und hat viele andere gute Seiten: Zwischen dem stundenlangen Stillsitzen bietet ein bisschen Bewegung eine gute Abwechslung und steigert die Konzentration. Durch den Schulsport bekommt man die Möglichkeit, verschiedene Disziplinen auszuprobieren, und sieht, in welcher Sportart die eigenen Stärken liegen. Durch Schulsport wurden viele professionelle Sportler schließlich erst entdeckt. Abgesehen davon kann Schulsport auch einfach großen Spaß machen. Die steigende Zahl der Kinder und Jugendlichen, die unter akutem Bewegungsmangel leiden, bekommt dank Schulsport wenigstens noch die Möglichkeit, ihre eingeschränkte Motorik zu stärken – zum Beispiel Kinder, die nicht rückwärts laufen können. Auch übergewichtige Jugendliche profitieren von erzwungener Bewegung. Klar, die Bundesjugendspiele sind für solche Kinder keine Herausforderung, sondern eher eine Tortur. Doch mit ein bisschen Ehrgeiz und Übung können auch sie ordentliche Leistungen erzielen und ihr Selbstbewusstsein stärken. Gute Sportlehrer schaffen es auch, diese Schüler zu motivieren. Dass Sport benotet wird, wird häufig kritisch gesehen. Doch so wie im Sport viele über- oder unterfordert sind, ist es auch in anderen Fächern, die mit Begabung zu tun haben. Wer viel Wert auf seine Sportnote legt, hat kann ja in seiner Freizeit zu trainieren. Spätestens im Abi-Zeugnis, wenn’s wirklich Ernst wird, muss man Sport nicht mehr anrechnen lassen.

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port ist Mord!“, so denken viele. Ich nicht; Sport macht mir eigentlich Spaß. Nur im Schulsport hört dieser des Öfteren auf. Volleyball, Geräteturnen, Leichtathletik, Basketball: Jedes Schuljahr das gleiche. Wie wäre es mit ein bisschen Abwechslung? Schüler sollten drei bis vier Kurse pro Jahr wählen können, wie es teilweise schon in der gymnasialen Oberstufe gehandhabt wird. Die Sportlehrer sollten ein breites Angebot an Ballsportarten, Tanz-Elementen und den klassischen Sportarten wie Turnen, Schwimmen und Leichtathletik sowie Nordic Walking, Joggen oder Klettern anbieten. Warum geht man im Sommer nicht zum Joggen in den Stadtpark, anstatt 50 Runden auf der öden Tartanbahn zu laufen? Jeder Schüler sollte sich im Sportunterricht frei entfalten können und Spaß haben, ohne zu den Übungen gezwungen zu werden. Apropos Übungen: Lehrer, die vor ihrer Schullaufbahn eine Karriere bei der Bundeswehr hingelegt haben, sollten aus Sicherheitsgründen gar nicht erst eingestellt werden dürfen: „30 Liegestützen. Und wehe einer kommt nicht mit!“, sind keine Übungen, die in den Schulsport gehören. Wenn ein Schüler tatsächlich nicht mitkommt, wird er sich hinterher Einiges von seinen Klassenkameraden anhören dürfen. Allgemein gilt: Noten im Sportunterricht sollten abgeschafft werden; Jeder bringt unterschiedliche Voraussetzungen mit, für die er oftmals nichts kann. Schulsport sollte wieder die Lust an der Bewegung wecken und kein benotetes Schulfach sein. Die wichtigste Aufgabe des Sportunterrichts muss sein, den Schülern Fairness, Teamgeist und die gesundheitsfördernde Wirkung von Sport zu vermitteln. Lukas Ramsaier

Anna Ruppert

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Foto: „Jan Lassen“ / www.jugendfotos.de


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eiben, NOIR Online schr Du möchtest für melde er filmen? Dann fotografieren od bei Alexander dich per E-Mail . itz@noirmag.de) (alexander.schm

Endlic ist es soweit: Endlich NOIR hat eine OnlineDie N Schwester bekommen. Schw Unter www.noir-online.de Unte findest du regelmäßig neue find Beiträge zu Themen aus Bei Gesellschaft, Kultur und Ge Wissen. NOIR Online ergänzt Wi die Printausgabe der NOIR di mit kürzeren, dafür aber m aaktuelleren Texten.

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Impressum NOIR ist das junge Magazin der Jugendpresse BadenWürttemberg e.V. Ausgabe 16 – Juli 2010

Herausgeber Jugendpresse Baden-Württemberg e.V. Rosenbergstraße 50 70176 Stuttgart Tel.: 0711 993389-73 Fax: 0711 993389-74

www.jpbw.de buero@jpbw.de

Chefredaktion Andreas Spengler andreas.spengler@noirmag.de (V.i.S.d.P., Anschrift wie Herausgeber) Miriam Kumpf miriam.kumpf@noirmag.de Mitarbeit: Susan Djahangard

Layout & Art Director Tobias Fischer

tobias.fischer@noirmag.de

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Schon sooo alt? Ja! Mit dem MedienHeft ist die NOIR 15 Ausgaben und drei Jahre alt geworden. Dieses Jubiläum wurde auf der Redaktionssitzung gebührend gefeiert: Die Chefredakteure Andreas und Miriam und Art Director Tobias schnitten eine Torte an, auf der die Cover aller bisher erschienenen NOIR-Ausgaben gedruckt waren. Nach dem Verzehr der Kalorienbombe waren sich alle einig: NOIR wird auch in Zukunft auf Papier gedruckt – und nicht auf Esspapier.

Luca Leicht, Tom Pannwitt, Simon Staib, T. Fischer, Paul Volkwein layout@noirmag.de

Redaktion Silke Brüggemann (sbr), Susan Djahangard (sd), Clara Dupper (cd), Denise Eisenbeiser (de), Juliane Goetzke (jg), Hannah Haacke (hh), Joel Ibrahim (ji), Fabienne Kinzelmann (fk), Miriam Kumpf (mk), Nora Mederus (nm), Ronja Most (rm), Anika Pfisterer (apf), Lukas Ramsaier (lr), Sophie Rebmann (srm), Anna Ruppert (ar), Rebecca Rössling (rr), Andreas Spengler (as), Katharina Tomaszewski (kt), Jan David Zaiser (jz), Ann-Katrin Wieland (akw), Alessa Wochner (awn) redaktion@noirmag.de

Anzeigen, Finanzen, Koordination Sebastian Nikoloff sebastian.nikoloff@noirmag.de

Titelbilder Stefan Franke / www.stefanfranke.eu (Titel); Joujou / PIXELIO (links); sör alex / photocase.com (mitte); das_banni / photocase.com (rechts)

Fotos: Ann-Kathrin Barkenings

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Druck Horn Druck & Verlag GmbH & Co. KG, Bruchsal www.horn-druck.de

NOIR kostet als Einzelheft 2,00 Euro, im Abonnement 1,70 Euro pro Ausgabe (8,50 Euro im Jahr, Vorauszahlung, Abo jederzeit kündbar). Bestellung unter der Telefonnummer 0711 993389-73 oder per Mail an abo@noirmag.de. Für Mitglieder der Jugendpresse BW ist das Abonnement im Mitgliedsbeitrag enthalten.

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Yoga, Shoppingtour und Kissenschlacht – viele Wege führen zur inneren Ruhe

Sommerhits Ein Ohrwurm braucht keine Qualität. Er muss nur penetrant sein. Ist er penetrant genug, schickt ihn die Mallorca-Sonne. Ein Sommerhit ist geboren, der uns via Radio die Ohren vollplärrt und charakterlos in die CD-Regale krabbelt. „Ganz oben in die Singlecharts eingestiegen“, so die gesellschaftskritische Anmoderation, bevor auch der Radiomann aus dem Studio flüchtet. An dieser Form von Qualitätslosigkeit feilen Marketingstrategen, man kann nur staunen. Dann erklingen die Sounds und Beats, die uns wissen lassen, dass wir auf keiner Wellenlänge mit Menschen schwimmen, die zu diesen Liedern das Buffet plündern und den Hüftspeck schütteln. Jetzt gilt es, „Keine Macht der musikalischen Einfalt!“ auf ein Schild zu schreiben und in die pralle Sonne zu halten. Aber Moment! Vergessen wir doch unser Anti-Anti-Gehabe, unseren übertriebenen Intellekt für viereinhalb Minuten und greifen zur Instant-Heiterkeit. Etepetete-Mozart darf nächsten Winter wieder auf den Plattenspieler, im Sommer wird dem künstlich aufgeblasenen Niveau die Luft abgelassen. Schließlich kommt die Laune beim Hören, wie der Appetit beim Essen kommt. DJ, jetzt oder nie: einen Sommerhit und den Sangria Eimer! Doch halt! Pause. Was ist das? Ein bitterer Geschmack in der Mundhöhle, während das Tanzbein zu dudelnden Rhythmen schwingt. Symptome blanker Ohrwurmpanik, auditive Übelkeit, ein akuter Drang nach … – nicht diesem Lied. Niveau ist und bleibt ein Spielverderber! Anika P fisterer

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Wer kennt das nicht? Man ist abgehetzt, genervt, im Stress. Der Alltag fordert einen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Gereiztheit machen sich breit. Für Urlaub fehlt zu allem Übel die Zeit oder das nötige Kleingeld. Wie entspannt man sich trotzdem? Das Geheimnis ist, dass es keine universelle Lösung gibt. Nehmen wir beispielsweise ein Pärchen, Anfang zwanzig, ohne Kinder. Sie entspannt sich bei ausgedehnten Shoppingtouren und einem Grande Latte Macchiato bei Starbucks. Für ihn ist das der blanke Horror. Aber wenn er mit seinen Jungs Fußball spielt und abends mit einem kühlen Weizen das Bayernspiel genießen kann, ist er total entspannt. Nur bei einem sind sie sich einig: eine Massage und ein Frühstück in der Sonne sind der absolute Hit. Ob Musik, ein bestimmtes Essen, eine geliebte Freizeitbeschäftigung oder einfach eine Farbe, das Wetter oder eine Fernsehsendung: alles kann entspannend wirken. Darüber hinaus gibt es professionelle Entspannungsmethoden, die Körper und Geist zu völliger Ruhe verhelfen sollen: Yoga, Meditation, Hypnose oder Massagen. Ein Selbstversuch mit letzterem zeigt: Entspannung pur. Die leise Musik, der Geruch von ätherischen Ölen und die warmen Hände am

Rücken – genau mein Ding! Trotzdem, denke ich, gibt es bestimmt Menschen, die sich bei einem Hard-Rock-Konzert besser entspannen. Die Hauptsache ist, dass wir uns regelmäßig entspannen. Sobald wir körperlich oder geistig aktiv sind, spannen wir unsere Muskeln an. Gleichen wir diese Anspannung nicht aus, kann das zu Bluthochdruck, Muskelverspannungen, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Schlafstörungen führen. Auch Ärger, Angst, Sorgen und Kummer verursachen dauerhafte Anspannungen, die wir lösen müssen, um unsere Gesundheit nicht zu gefährden. Die einfachste Methode der Entspannung ist übrigens zu lachen. Lachen hält uns gesund, lässt uns locker werden und erholt uns. Genau das haben sich 3 308 junge Menschen zu Nutzen gemacht und sich über die Internetplattform Facebook zu einer gemeinsamen Kissenschlacht auf dem Paradeplatz in Mannheim verabredet. Auf einen Pfiff zückte jeder Teilnehmer sein mitgebrachtes, möglichst verstecktes Kissen und legte los. Eine Mischung aus körperlicher und seelischer Entspannung durch Sport und Lachen und dann auch noch mit 3 307 anderen Menschen: Wo kann man den Alltagsstress besser hinter sich lassen? Rebecca Rössling

Quadratisch! Praktisch? Gut!?

Gras leuchtete saftig grün. Wunderschöne rote Blumen verleihen meinem Grasteppich etwas Besonderes. Zuhause stelle ich mir die Frage, was man mit so einem Grasteppich anfangen könnte. Mit ein paar Handgriffen, guten Ideen und ein wenig Bastelmaterial lassen sich schnell tolle Sachen daraus machen: Sonnenhut, Schuhabstreifer, Briefhalter, Bucheinband, Fußmassagekissen, Kettenanhänger, Türschild, Tarnkappe, Wannenvorleger oder ein Schachbrett für unterwegs. Mein Fazit: Quadratisch. Praktisch. Gut. Der Inbegriff eines Dekoartikels.

Der Grasteppich ist ein kleiner grüner Dekofreund. Eines Tages packt mich die Hysterie um den Grasteppich wie eine Welle. Meine Freunde, meine Bekannten und sogar meine Nachbarn reden von nichts anderem mehr. Doch welches Geheimnis steckt dahinter, dass jeder ihn haben will? Der Grasteppich ist ein aus Plastik hergestelltes Quadrat und in allen möglichen Variationen erhältlich. Besonders beliebt sind Modelle mit schicken bunten Blumen, die gute Laune und Sommergefühle verbreiten, selbst in Großstadtwohnungen ohne Natur. Diesem unglaublichen Phänomen will ich auf die Schliche kommen und ziehe los, um mir selbst einen Grasteppich zu besorgen. Im gefühlten fünfundzwanzigsten Laden finde ich endlich den Grasteppich meiner Träume. Er besitzt Traummaße, und das

Fotos: „juliane schwabenbauer“ / jugenfotos.de (oben); das_banni / photocase.com (unten)

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