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Januar/Februar 2012
€ 1.50
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Plüschige Partner Warum Kuscheltiere für Kinder unentbehrlich sind
Matratzenball So finden Kinder leichter in den Schlaf
Masterplan Was bei Neurodermitis hilft
Fernweh „Du musst die Sprache des Landes beherrschen“
Großes Reisespecial für Familien
Fußballprofi Cacau über gelungene Integration
Multicoolti Ganz schön bunt: binationale Familien
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>>>H I N G U C K E R t
Schmusig! Zum Kuscheln oder zum Aufwärmen: Die Wärmestofftiere „Beany Belly Esel“ und „Hase“ helfen nach erlebnisreichen Tagen beim Einschlafen. Die Füllung aus Hirse und Lavendel lässt sich in der Mikrowelle oder im Backofen erwärmen. Etwa 23 Euro, www.greenlife-value.de
Schönes und Praktisches für die Reise
Für Weltenbummler
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Spritzig!
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Die Zahnputzbecher aus Kunststoff eignen sich zum Mitnehmen. Mit Schnecke und Hai bleibt die tägliche Routine auch unterwegs selbstverständlich. Je etwa 6 Euro, www.haba.de
Darin planschen die Kleinen auch im Urlaub: Die faltbare Babybadewanne „Flexi Bath“ des dänischen Herstellers „A real cool world“ wiegt gerade mal 1,3 Kilo. Etwa 40 Euro, www.flexibath.de
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Multikulti: Realität in deutschen Familien
Gelebte Vielfalt Deutschland einig Einwanderungsland. Wer sich umschaut, erkennt: Hier vermischen sich die Kulturen. Doch noch immer haben Partner aus zwei Kulturen mit Vorurteilen zu kämpfen, wenn sie ihre Kinder in mehreren Sprachen großziehen. Dabei lohnt es, die eigenen Wurzeln zu bewahren – für Vater, Mutter und Kind. Text: Tim Farin, Fotos: Wim Woeber
ie Kulturen verschmelzen in diesem Wohnzimmer mit Blick auf einen kleinen Garten in einer Düsseldorfer Reihenhaussiedlung. Auf dem Tisch steht irisches Mittagessen, die Großmutter spricht Portugiesisch mit ihren Enkeln, der irische Vater und die brasilianische Mutter zeigen die Kinderbücher, die sie mit ihrem Nachwuchs lesen – Englisch, Portugiesisch, Französisch, Tschechisch. „Wir mögen Sprachen, wir mögen verschiedene Kulturen“, sagt Liam Machale, 42. Sogar die irische Sprache Gälisch übt er mit Liam, 4, Julia, 2, und dem gerade erst geborenen Tiago.
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Hierarchie der Akzeptanz Multikulti – nicht nur im Hause Machale ist dieser Begriff gelebte Realität. Immer mehr Ehen in Deutschland werden zwischen Partnern geschlossen, die unterwww.wireltern.de
schiedlichen Nationalitäten angehören. Für jede achte registrierte Hochzeit galt das 2010. Und auch bei den Kindern bestätigt sich dieser Trend: Ebenfalls jedes achte Neugeborene entstammte 2010 einer binationalen Familie, also einem Elternhaus mit unterschiedlichen Nationalitäten. Während in der politischen Debatte noch immer über die sogenannte Leitkultur diskutiert wird, ist die Realität in deutschen Kinderzimmern längst ausgeprägt vielfältig. Ein Wert für unsere Gesellschaft, wie die Erziehungswissenschaftlerin Ursula Neumann von der Universität Hamburg findet: „Aus ihrer Buntheit muss unsere Gesellschaft doch etwas machen.“ Wenn Eltern sich entscheiden, ihren eigenen kulturellen Hintergrund bewusst auch an ihre Kinder weiterzugeben, ist das nicht unbedingt eine einfache Aufgabe. Schließlich stehen diese Eltern zunächst
als vermeintliche Exoten da, die sich gegenüber dem deutschsprachigen und bundesrepublikanisch geprägten Mainstream etwas herausnehmen – die Nische für die eigene Kultur. Michaela Schmitt, Landes-
„Englisch und Spanisch sind en vogue“ geschäftsführerin NRW beim Verband binationaler Familien und Partnerschaften IAF e. V., spricht von erheblichen Reibungen. „Es existiert eine Hierarchie der Akzeptanz – in der Öffentlichkeit haben es Menschen aus vielen Ländern noch immer schwer, wenn sie ihren Alltag mehrsprachig und interkulturell gestalten.“ Da rümpfen die Kindergarteneltern schon einmal die Nase, wenn der türkische Papa eines deutsch-türkischen Kindes in seiner Heimatsprache spricht. Eher > KiNDER 1-2/2012
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Foto: Mat Neidhardt/upperorange f端r Nike
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen zwei Kulturen, Cacau? 14
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>>> FA M I L I E
HEUTE
Frühkindliche Bildung: Weniger ist häufig mehr
Spielraum schaffen Fremdsprachen lernen, Musizieren, Sport treiben – der Terminkalender vieler Kinder gleicht mitunter dem eines viel beschäftigten Managers. Frühe Förderung heißt das Zauberwort. Foto: www.bellybutton.de
Kritiker hingegen plädieren für mehr Gelassenheit in der Erziehung. ontags „English for Kids“, mittwochs Voltigieren, donnerstags Musikschule: Dreimal pro Woche ist Marie nachmittags verplant. Kompliziert wird es, wenn sich die Fünfjährige mit Freundinnen verabreden möchte. Weil die meist ähnlich beschäftigt sind wie sie, findet sich nur schwer ein freier Termin. Dürfen die Mädchen dann zwei Stündchen in Playmobilwelten eintauchen, tauschen sich nebenan die Mütter darüber aus, wann das nächste Klassikkonzert für Kinder ansteht.
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Erfahrungen sammeln Egal ob Fremdsprachen, Sport oder Kultur – Kinder ab dem Krippenalter haben heutzutage zahlreiche Möglichkeiten, sich auszuprobieren und ihre Talente zu entfalten. Was sich vielversprechend anhört,
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ist allerdings oft überflüssig. „Wenn ein vierjähriges Kind durch eine Wiese läuft, dann erkennen wir mithilfe der bildgebenden Verfahren, über die die moderne Gehirnforschung verfügt, eine Fülle von Gehirnaktivitäten“, erklärt Wolfgang Bergmann in seinem Buch „Lasst eure Kinder in Ruhe!“. Besuche dasselbe
Welt mit allen Sinnen, nur durch Erfahrungen, nicht durch passive Aneignung funktioniert. „Aus irgendeinem Grund, der gar nicht richtig zu verstehen ist, machen wir aber ausgerechnet in der Förderpädagogik für die Kleinen haargenau das Gegenteil“, sagt Bergmann.
„Durch Erfahrungen lernen“
Grund für dieses Verhalten ist seiner Meinung nach die Verunsicherung der heutigen Elterngeneration. Theoretisch wisse diese mehr über Erziehung als jede andere zuvor. Praktisch hingegen fehle es ihr oft an Vertrauen in die eigene Intuition sowie an Erfahrungen aus dem Familienkreis oder sozialen Umfeld. Hinzu komme speziell in der Mittel- und Oberschicht eine übersteigerte Erwartung an den Nachwuchs, weil der immer später gebo-
Mädchen einen „normierten Unterricht zur Frühförderung“, seien es „zwei, höchstens drei Gehirnbereiche, die aufleuchten“. Als Erklärung für dieses Phänomen nennt der Erziehungswissenschaftler die vielfach nachgewiesene Erkenntnis, dass echtes Lernen, also die Aneignung der
Der Intuition vertrauen
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>>> FA M I L I E
HEUTE inderträume sind nicht immer bunt wie eine Märchenwelt. Sie können auch ganz schön beängstigend sein. Manchmal tauchen gruselige Monster oder wilde Tiere auf. Im Albtraum stehen Kinder den Bedrohungen meist hilflos gegenüber: Sie fallen hin, werden verschluckt oder sind völlig bewegungslos. Oft wird auch der Tod von nahestehenden Personen geträumt. Die starken negativen Gefühle führen zum Erwachen. Das Kind ist verängstigt und ruft nach Hilfe. Albträume können für Kinder sehr belastend sein, weil sie noch schlecht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden können. Das Geträumte macht ihnen deshalb auch nach dem Aufwachen noch Angst. Doch wann werden Albträume zur Belastung? Als Faustregel gilt eine Häufigkeit von einmal pro Woche oder öfter.
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„Albträume durch echte Erlebnisse“
Foto: Sebra
Dies trifft auf etwa fünf Prozent aller Kinder zu, schätzen die Experten der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Am häufigsten treten die schlechten Träume bei Kindern im Vorschulalter auf. „In der Kölner Kinderschlafstudie gaben die Kinder mehr Albträume an, als die Schätzungen der Eltern besagen“, sagt Dr. Leonie Fricke-Oerkermann, psychologische Psychotherapeutin an der Uniklinik Köln.
Schlechte Träume bei Kindern?
In Albträumen verarbeiten Kinder Ängste und Ereignisse des Tages
Kinder träumen länger und intensiver als Erwachsene. Das könnte daran liegen, dass sie noch nicht so gut mit ihren Ängsten umgehen können. Albträume weisen auf eine seelische Beunruhigung hin. Im Traum versuchen Kinder, ihre Sorgen und Konflikte zu verarbeiten. Nachts bewältigen sie die Ereignisse des Tages genauso
Monster unterm Bett
Fast jedes Kind hat gelegentlich einen bösen Traum. Besonders anfällig sind Zwei- bis Fünfjährige, weil sich in diesem Alter sowohl Furcht als auch Fantasie entwickeln. Albträume können sehr belastend sein. Aber sie sind auch Teil der kindlichen Entwicklung. 22
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>>> R E I S E S P E C I A L
Auvergne: Krater, Käse, Karusselle
Tanz auf dem Vulkan In der Auvergne – dem geografischen Herzen Frankreichs – erleben Familien mitreißende Naturschauspiele, gehen mit Elefanten auf Tuchfühlung und steigen den Vulkanen aufs Dach. s brodelt gewaltig. So sehr, dass der Boden unter den Füßen zu zittern beginnt. Erst langsam, dann heftig. Und dann passiert die Katastrophe: Begleitet von einem dröhnenden Krachen, spuckt der Vulkan ein Lavafeuerwerk in die Luft. Dunkle Aschewolken bahnen sich ihren Weg nach oben. Dort, wo vor ein paar Minuten noch blauer Himmel war, klafft jetzt ein schwarzes Loch. Kinderstimmen kreischen aufgeregt durcheinander, darunter auch die von Niklas (5) und seiner Schwester Ella (4).
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Interaktives Spektakel Zum Glück passiert der Vulkanausbruch nur auf der Leinwand. „Terre en Colère“ – „Der Zorn der Erde“ heißt die Attraktion im Europäischen Park für Vulkanismus „Vulcania“ mit interaktivem Film und beweglicher Bodenplatte, die im wahrsten
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Sinne des Wortes mitreißt. Der geologische Vergnügungspark bringt kleinen und großen Besuchern anhand multimedialer Präsentationen Vulkanismus und andere Naturgewalten näher. Wer echte Vulkane sehen will, braucht übrigens nur aus der Tür des Themenparks zu fallen.
„Euhh, warüm quengelst du so?“ „Vulcania“ liegt nämlich inmitten der Vulkankette Chaîne des Puys, die aus über 80 erloschenen Vulkanen besteht. Und die wiederum befinden sich im größten regionalen Naturpark Europas: dem Naturpark Volcans d’Auvergne.
Schlafende Feuerspucker „Ob der Berg den auch ausgespuckt hat?“,
wendet sich Ella mit einem Stein in der Hand an ihren Vater. „Ich fürchte, der gehört zum Schotter, den Menschen auf den Weg gekippt haben“, antwortet Mirko. „Die Vulkane hier schlafen und spucken kein Feuer mehr.“ Das stimmt – zumindest für den Puy de Dôme, den Ella, Niklas und ihr Vater dabei sind, zu erklimmen. Vulkanologen halten es für unwahrscheinlich, dass der mit 1.465 Metern höchste Vulkan der Chaîne des Puys noch einmal ausbricht. Ella beharrt jedoch auf der vulkanischen Herkunft des großen Steinchens und steckt es in ihre Tasche. Niklas hat andere Probleme. Er mag nicht mehr wandern. Und das, obwohl die Tour gerade mal kinderfreundliche zwei Stunden dauert und damit eigentlich selbst von Wandermuffeln zu bewältigen ist. Rund 15 familiengerechte Wanderstrecken gibt es im Departement www.wireltern.de
Foto: Comité Régional de Développement Touristique d'Auvergne / VIDAL-Hervé
Schlafende Vulkane bieten eine atemberaubende Aussicht
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>>> R E I S E S P E C I A L
Nie wieder Schmollschnuten So werden Städtetrips auch für Kinder spannend
Langweilig, uncool, öde: Kaum sollen Kinder sich eine Stadt – nein, bloß ein paar ihrer Sehenswürdigkeiten – anschauen, reagieren sie mit Sitzstreik und Protest. Eltern kapitulieren daraufhin nicht selten entnervt. Wer hat schon Lust, mit einer Schmollschnutenkarawane durch malerische Metropolen zu trotten?
amit ein Städtetrip für Groß und Klein zum Erlebnis wird, heißt es zunächst: Hausaufgaben machen – und zwar vor dem Urlaub! Also, Reiseziel festlegen und nach Attraktionen für Kinder suchen. Für viele Städte und Urlaubsregionen gibt es inzwischen Reiseführer, die speziell auf Kinderinteressen zugeschnitten sind (siehe Kasten).
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Ganz schön schräg
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Foto: Thinkstock
„Komm, wir gehen auf den Strich!“ Wer Infos für eine Stadttour in Hannover sucht, merkt, diese Aufforderung ist keineswegs unanständig, sondern der spanwww.wireltern.de
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>>> L E R N E N & S P I E L E N
Nicht ohne meinen Teddy Stofftiere sind mehr als nur eine Einschlafhilfe Fast alle Kinder bis sechs Jahre haben ein absolutes Lieblingsstofftier. Ob in die Kita, zu den Großeltern oder zum Arzt – Teddy, Püppi oder das Schnuffeltuch sind stets dabei und müssen vielfältige Aufgaben erfüllen.
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ea und ihr Bär sind unzertrennlich. Sie verbringen die Tage miteinander und die Nächte. Und das schon seit über vier Jahren, seit Leas Geburt, um genau zu sein. Seitdem ist der Bär, der eigentlich ein Kuscheltuch ist und wie ein Lappen mit Teddykopf aussieht, immer in ihrer Nähe und legt sich abends auf Leas Augen. Doch das Bett ist längst nicht das Einzige, was die beiden miteinander teilen: Sie rutschen, laufen und springen Hand in Hand, genießen gemütliche Vorlese-Kuschelstunden mit Mama und haben gemeinsam die erste Übernachtung bei Oma und Opa gemeistert. In guten wie in schlechten Zeiten, in denen täglich neue Herausforderungen warten, blutige Knie zur Tagesordnung gehören und Impftermine überstanden werden müssen, ist der Freund aus Stoff immer an Leas Seite. Nur einmal waren die beiden getrennt, als Papa den Bären im Kindergarten vergessen hatte. In dieser Nacht hat keiner ein Auge zugetan, Lea nicht, ihre Eltern nicht und der Bär vermutlich auch nicht.
Emotionaler Begleiter
Foto: Sigikid
„Im Laufe der ersten zwei Lebensjahre suchen sich drei von vier Kindern ein Lieblingsstofftier aus“, weiß Dr. Maya Götz, die die Beziehung zwischen Kind und Lieblingsstofftier in einer Studie untersucht hat. 90 Prozent der Kinder besitzen ein Schnuffeltuch, eine Puppe oder ein Tier aus Plüsch, wobei der Teddybär das beliebteste Kuscheltier ist und bei Jungs und Mädchen gleich gut ankommt. „Er hat zwei Arme, zwei Beine, eine Nase und ein Gesicht, das dem Menschen sehr ähnlich ist“, erklärt Maya Götz. Dass man den Bären wie einen Menschen hinsetzen, hinlegen und herumtragen kann, macht ihn bei Kindern so beliebt. „Am Anfang ist es für viele Kinder wichtig, dass ihr Stofftier oder die Puppe überall mit-
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