Leseprobe: Auf Hamburgs Wohlergeh’n

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Der BierfĂźhrer fĂźr die Hansestadt



Inhalt Vorwort 4 Brauereien 1 Holsten 10 und Biere 2 Astra 20 3 Moravia 30 4 Ratsherrn 40 5 Gröninger 50 6 Elbpaul 60 7 Kehrwieder 70 8 Hopper 80 9 Wildwuchs 90 10 Buddelship 100 11 Joh. Albrecht 110 12 Blockbräu 114 13 Bergedorfer 118 14 Kuddel 122 15 Haifisch Dunkel 126 16 Nagel 130 17 Factory 134 18 Von Freude 138 19 Hopfenliebe 142 20 Circle 8 146 21 Balduin 150 22 Shanghait 154 23 Bunthaus 158 24 Überquell 162 25 Zaubertrank 166 26 Senatsbock 170 Bierfachgeschäfte 174 Ausflüge ins Hamburger Umland 184 Kleines Bierlexikon 202 Über die Autoren

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Vorwort Hamburg blickt auf eine lange und reiche Biertradition zurück. Schon vor über tausend Jahren wurde in der Hansestadt Bier mit Hopfen gebraut – Hamburg war eine der ersten Städte, in der man den damals üblichen Gagel zwecks besserer Haltbarkeit durch Hopfen ersetzte. Mit Erfolg: Zu Hochzeiten im 14. Jahrhundert dampfte es in der Hansestadt aus den Braubottichen von über 500 kleinen Hausbrauereien! Damals produzierte Hamburg als „Brauhaus der Hanse“ riesige Mengen an Bier, die vor allem in nordische Länder exportiert wurden – Hamburg war zu dieser Zeit nicht weniger als das Zentrum des deutschen Bierexports. Der Grund dafür lag schlicht in der Qualität des Bieres: Noch bevor in Bayern das Reinheitsgebot erlassen wurde, war es in Hamburg ganz selbstverständlich, hochwertiges Bier zu brauen. In dieser mittelalterlichen Glanzzeit wurde in der heutigen Altstadt noch Hopfen angebaut, wurde am Hopfenmarkt vor St. Nikolai Hopfen angepriesen und erfüllte am heutigen Jungfernstieg der Geruch von geschrotetem Malz die Luft. Sogar die Aufstauung der Alster zur heutigen Binnen- und Außenalster hängt eng mit der Biergeschichte der Stadt zusammen: Ohne das Aufstauen des Flusses hätte Hamburg nie so viel Bier brauen können – das Wasser aus den Fleeten war zum Brauen schlicht zu schmutzig, man konnte nur „Alsterwasser“ verwenden. Mitte des 17. Jahrhunderts kamen schließlich Kaffee und Tee in Mode und verdrängten das Bier. Erst zur Zeit der Industrialisierung erwachte die Bierproduktion zu neuem Leben. Nachdem im 20. Jahrhundert wenige große Brauereien für die Bierproduktion in Hamburg sorgten, ist seit Beginn des


21. Jahrhunderts ein deutlicher Wandel spürbar. Viele Neugrün­ dungen vorwiegend kleiner Craftbier-Brauereien sorgen mit neuen Geschmäckern, Rezepten und Experimenten in der Hamburger Bierszene für neuen Schwung. Diese Entwicklung war für uns der Anlass, das vorliegende Buch zu schreiben: Es scheint an der Zeit, einen vollständigen Überblick über die neue Hamburger Bierwelt zu geben. Hamburg hat schon immer von den Ideen und Erfahrungen der Zugezogenen gelebt. Die heutige Millionenstadt hätte wohl kaum ihre besondere Prosperität erreicht, wären die hanseatischen Kaufleute immer unter sich geblieben. Der Einfluss von Zuge­zogenen wie auch die aus der ganzen Welt mitgebrachte Expertise der Heimkehrer haben die Stadt und ihre Wirtschaft immer bereichert und jung gehalten. Dieselbe Weltoffenheit ist heute beim Bier zu beobachten: Urhamburger gingen nach Florida, auf die Cayman Inseln, nach Kanada, in die Oberpfalz oder nach Spanien, um dort ihre Lehre zu machen, Brauereien aufzubauen und neue Brauverfahren zu entdecken. Anschließend kehrten sie wieder nach Hamburg zurück, wo sie eigene Brauereien gründeten. Durch diesen Einfluss haben die jungen Hamburger Brauereien in manchen Bereichen eine deutschlandweite Vorreiterrolle und bleiben immer nah am internationalen Geschehen. Anders als in ländlichen Regionen verfügen nicht alle Hamburger Brauereien über eine eigene Braustätte. Dafür sind viele der kleineren Brauereien gut vernetzt und teilen sich Kapazitäten, zuweilen werden die Sude im Umland oder im nahen dänischen Ausland gemacht. Dort sind die Brauer nicht dem deutschen Reinheitsgebot unterworfen und können deshalb mehr experimentieren. Leider verfügen nicht alle Brauereien über einen eigenen klassischen Hausausschank. In diesen Fällen stellen wir passende Kneipen vor, in denen das Bier der Brauerei verkostet werden kann.


Dieses Buch ist eine Einladung, die Hamburger Biervielfalt zu erkunden. Damit sich die Leserinnen und Leser ein umfassendes Bild über jede Brauerei machen können, werden im ersten Teil des Buches pro Brauerei drei Orte vorgestellt, an denen das beschriebene Bier ausgeschenkt wird. Diese Orte – Restaurants, Kneipen, Pubs und Bars – sind in unseren Augen typisch für das jeweilige Bier. Es handelt sich dabei sowohl um rauchfreie Lokale wie auch um Kneipen, die bis spät am Abend geöffnet sind. Natürlich konnten wir nicht alle empfehlenswerten Ausschänke berücksichtigen, dazu ist die Szene zu vielfältig. Doch wir hoffen, eine nachvollziehbare Auswahl getroffen zu haben. Im zweiten Teil des Buches folgen kleinere Brauereien: Sie haben entweder nur den eigenen Hausausschank, lassen ihr Bier woanders brauen oder sind nicht in der Gastronomie der Stadt vertreten. Weiterhin beschreiben wir vier Getränkemärkte mit einer besonders interessanten Auswahl, in denen auch viele Hamburger Biere gekauft werden können. Anschließend stellen wir einige Vorschläge für Ausflüge zu Brauereien im Umland vor. Auch hier gilt: Es gibt vieles zu entdecken! Zum Abschluss noch dieser obligate Hinweis: Die Hamburger Bier- und Brauszene ist, wie gesagt, im Moment sehr dynamisch. Daher kann es immer wieder vorkommen, dass Brauereien oder Ausschänke schließen müssen oder ihre Öffnungszeiten ändern. Wer sicher gehen möchte, ein frisches Bier ausgeschenkt zu bekommen, sollte Ruhetage und Öffnungszeiten vor dem Besuch kurz überprüfen. Und was das Schankende betrifft: Vor allem die Eckkneipen folgen nicht immer den angegebenen Öffnungszeiten, hier kann es gerne auch mal etwas länger werden. In diesem Sinne: Auf Hamburgs Wohlergeh’n!



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Brauereien

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Holsten D

ie Holsten-Brauerei wurde 1879 als Aktiengesellschaft in der damals selbständigen Stadt Altona gegründet und ist heute unbestritten das Schwergewicht unter den Hamburger Brauereien. Holsten ist nicht nur eine der bekanntesten Biermarken Hamburgs, sondern auch die größte und traditionsreichste Brauerei des Bundeslandes. Es gibt in Hamburg wohl keine Eckkneipe, keinen Kiosk und keinen Supermarkt ohne Holsten im Angebot. Auch überregional spielt Holsten eine bedeutende Rolle: Das Hamburger Bier ist in zahlreichen Getränkemärkten von Friesland bis ins Allgäu vertreten. Nach langen Jahren des Wachstums und Erfolgs wurde Holsten 2004 von der Carlsberg-Braugruppe übernommen. Seitdem bildet die Marke die Schnittstelle zwischen dem dänischen Bier-Großkonzern und anderen Hamburger Biermarken: Astra, Duckstein und Moravia gehörten schon länger zu Holsten und sind somit seit 2004 ebenfalls Teil der Carlsberg-Gruppe.

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Holsten

Noch hat der altehrwürdige Holsten-Brauereikomplex seinen Sitz in der Holstenstraße in Altona – hier wird seit dem Gründungsjahr der Brauerei Bier gebraut. In absehbarer Zeit wird die Brauerei ihren Standort jedoch nach Hausbruch in Harburg verlagert haben. Das ist durchaus nachvollziehbar: Lag die Brauerei im Gründungsjahr noch am Stadtrand, so befindet sie sich inzwischen mitten in der Stadt, was unter anderem logistische Nachteile mit sich bringt. Doch auch nach dem Umzug wird Holsten nicht ganz aus der Holstenstraße verschwunden sein: Am alten Standort werden immerhin einige historische Gebäude wie das Sudhaus erhalten bleiben. Hier wird dann weiterhin die „Holsten-Brauwelt“ ihre Pforten für Besucher öffnen: In diesem reaktivierten Versuchslabor der Brauerei werden neue Sorten und Saisonbiere entwickelt. Zudem bietet die Brauwelt kleinen Gruppen die Gelegenheit, zusammen mit dem Braumeister „eigenes“ Bier nach eigenen Geschmacksvorstellungen zu brauen (beziehungsweise brauen zu lassen), das die Teilnehmer dann nach Lagerung und Reifung zugeschickt bekommen.

Vom Kenner verkostet

Das strahlend-strohgelbe Pils ist mildwürzig in der Nase, frisch und leicht im Antrunk. Eine angenehme Bittere steht kurz im glatten Abgang. Das bodenständige Edel ist goldgelb und riecht würzig nach Malz. Der Antrunk ist feinwürzig, im Abgang ist es mild und kurz. Das Extra Herb

strahlt strohblond, duftet nach Gras und Fichtennadeln. Im Antrunk spürt man eine lebendige Rezenz, die angenehm betonte Hopfenbittere im Abgang rundet die Sache ab. Das Alkoholfrei ist strohgelb, riecht intensiv nach Malz und schmeckt sehr frisch bei einer angenehmen Rezenz.

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