Aerzte_Zeitung1

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2008 - 2010 Beilage, ab 2011 Rubrik in der

Ă„rzte Zeitung


DONNERSTAG, 7. JULI 2011

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ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE

Ausgefeilte Farbkonzepte verleihen Wartebereichen eine Wohlfühlatmosphäre und nehmen Patienten im Behandlungsraum die Angst. Von Sabine Henßen

„Man erwartet ja, dass sich die Frauen zum Design äußern, aber ich erlebe häufig, dass gerade ältere Herren, typische Westfalen um die 80 Jahre, sagen: ‚Das ist aber schön hier, das gefällt mir‘“, berichtet Dr. Helmut Schneider, Facharzt für Nephrologie und ärztlicher Leiter des PHV-Dialysezentrums am Sankt Elisabeth Hospital in Gütersloh. Der gemeinnützige Dialyseanbieter PHV (Patienten-Heimversorgung) mit Sitz in Bad Homburg vor der Höhe, der außer in Gütersloh bundesweit an 85 Standorten mehr als 6700 Dialysepatienten versorgt, setzt bei der Ausgestaltung der Räume auf professionelles Farbdesign: „Die Patienten verbringen etwa 15 Stunden pro Woche im Dialysezentrum. Das ist eine lange Verweildauer, und der PHV ist es wichtig, dass sich Patienten während der Dialyse wohlfühlen und die Behandlungsräume hell und freundlich gestaltet sind. Farben spielen dabei eine große Rolle“, erklärt Architekt Hamid-R. Nafisi-Esfahani, Leiter der PHV-Bau- und Planungsabteilung. Bei Patienten findet das Farbkonzept im Gütersloher Dialysezentrum großen Anklang. Entwickelt wurde es von TSP.Design Talledo, Schlegel und Partner, dessen Leiter Markus Schlegel Professor für Farbdesign in Hildesheim ist. „TSP hat uns von Anfang an eingebunden und machte dann drei Vorschläge. Die Variante, die auf Gelb und Grün setzte, traf genau meine Vorstellungen“, so Schneider. „Beim Empfang allerdings haben wir uns mit einem kräftigeren Farbkonzept durchgesetzt“, betont der Nephrologe. Eine runde Theke in blau-türkis-grünen Streifen setzt frische Akzente, sonnengelbe Wände und grasgrüne Sitzmöbel verbreiten fröhliche Stimmung und setzen ganz eigene Stilmerkmale. „Früher haben wir die Farbkonzepte selbst entwickelt. Aber um

© Mone Beeck

die Zusammensetzung eines Konzepts wissenschaftlich begründet darzulegen, bedarf es Spezialkenntnissen“, weiß Architekt Nafisi-Esfahani. Seine Lösung für ein stimmiges Farbkonzept: die Funktionsbereiche eines Gebäudes ganzheitlich zu betrachten. „Unsere Farbdesigner haben sich während ihres gesamten Studiums mit Farbe und Materialität beschäftigt und wissen, wie die einzelnen Wünsche und Bedürfnisse der Nutzer vereint werden können.“ Dass es sich lohnt, in ein professionelles Farbmanagement zu investieren, zeigt sich für Nafisi-Esfahani in den Rückmeldungen zu den realisierten Bauvorhaben. Die hohe Patienten-Zufriedenheit in Umfragen, die im Rahmen des Mehrkosten Qualitätsmafür Farbnagements regelmäßig management durchgeführt halten sich in werden, führt der Architekt Grenzen. auch darauf zurück. Doch wie verhält es sich mit Mehrkosten? „Durch die Vorgabe, dass unsere Farbkonzepte nur unter Berücksichtigung der Unternehmensgrundsätze, Ökologie und Budgetvorgaben entwickelt werden dürfen, entstehen keine zusätzlichen Investitionen.“ Ein anderes Bild vom Gesundheitsbau zeichnet Axel Venn, Professor für Farbgestaltung und Trendscouting in Hildesheim, Autor und international renommierter Berater in Sachen Farbdesign. Er sieht noch viel Nachholbedarf: „Es wird zu wenig auf die Emotionalität von Gestaltung geachtet! Die Beteiligten denken zu stark funktionsorientiert, anstatt sich zu fragen: Hilft das meinen Patienten?“ Den Kostenaspekt lässt auch Venn nicht gelten: „Die Krankenkassen haben noch nicht erkannt, dass professionelles Farbmanagement Kosten senken und Liegezeiten verkürzen kann. Zudem ist eine schlechte Farbe genauso teuer wie eine gu-

Persönlich erstellt für: Linda Weiszhaupt © 2004 - 2011 Ärzte Zeitung

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Eher schrill oder eher fröhlich? Viel kräftiges

te.“ Banken oder Hotels seien oft wesentlich angenehmer ausgestattet als Krankenhäuser, obwohl doch gerade diese eine philanthropische Aufgabe zu erfüllen hätten. Besonders für Kinder und Heranwachsende fordert der Experte angstfrei gestaltete Praxen: „Grafische Muster an den Wänden, die spitz zulaufen, sind völlig ungeeignet – mögen sie noch so ‚in‘ sein. Sie erinnern an Pfeile, die auf einen zuschießen.“ Er rät strikt davon ab, bei der Gestaltung die Farbe Weiß in den Mittelpunkt zu rücken. „Weiß ist eine Unfarbe und bedeutet, auf 9 999 999 Möglichkeiten zu verzichten.“ Venn, Kuratoriumsmitglied des deutschen Farbenzentrums, empfiehlt dezente, pastellige Töne. Sanfte Farbwelten sollten also vorherrschen, nicht etwa schrilles Gelb, „denn Farben wirken auf großen Flächen, Praxiswände sind kein Bilderbuch“.

! NEUES FÜR DIE PRAXISEINRICHTUNG Licht in allen Lebenslagen

Schicker Lärmschutz schnell installiert

Anfang Juni hat das Vitra Design Museum in Weil am Rhein die von Frank Gehry entworfene Vitra Design Museum Gallery eröffnet. Sie bietet den Rahmen für Einzelschauen bekannter Designer, Installationsprojekte oder Ausstellungen von Newcomern. Die erste Ausstellung ist dem Künstler Ettore Sottsass (1917-2007) gewidmet, der als der einflussreichste italienische Designer der Nachkriegszeit gilt. Seine Objekte sind eine wahre Inspirationsquelle, wenn es um das stilvolle Möblieren von Arbeitsbereichen geht. Bis September 2011.

Stilvoll erhellt „Uno“ als Stand-, Boden-, Tisch- oder Leseleuchte ab sofort auf Wunsch alle Sprechoder Wartezimmer. Nicola Grandesso hat das Designobjekt entworfen, dessen Klarheit sofort ins Auge fällt. Das Metallgestell mit rundem Fuß gibt es in 20 unterschiedlichen Farben, darunter in Mintgrün, Magenta oder Sonnengelb. Auftraggeber ist die venezianische Glasmanufaktur De Majo Illuminazione, bekannt für ihre Leuchter aus Muranoglas und ihr reduziert-sachliches Design. Die kleine Leuchte ist ab 100 Euro, die große ab 174 Euro erhältlich.

Es muss nicht immer eine Tür sein: Mit „Viswall“ hat Büromöbelhersteller Sedus großformatige Lamellenelemente entwickelt, die vor Lärm und Einblicken schützen und angenehme Ruhezonen erzeugen. Großzügig geschnittene, oft hallige Räume, wie etwa der Empfangsbereich, können so schnell aufgeteilt und bei Bedarf wieder geöffnet werden. Die „Viswall“-Elemente lassen sich um 90 Grad um die vertikale Achse drehen und schaffen dadurch freie Sicht. Kernstück ist ein mit Stoff bespannter Stahlrohrbügel. Kosten: ab 580 Euro (zzgl. MwSt.).

! www.design-museum.de

© Aldo Ballo +

! www.demajoilluminazione.com

© DE MAJO

Starker Auftritt für Design-Ikone

! www.sedus.de

© Sedus


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DONNERSTAG, 7. JULI 2011

ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE ! INTERVIEW

„Wir sollten Farben als Genesungsfaktor einsetzen“ Klinisches Weiß in Praxen schürt oft Ängste. Ein farbiger Anstrich, der wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen folgt, kann positive Emotionen hervorrufen. Worauf bei der Planung zu achten ist, erläutert Professor Markus Schlegel, Experte für Farbdesign.

Ärzte Zeitung: Welche „emotionale Macht“ schreiben Sie dem Farbdesign im Gesundheitsbau zu? Professor Markus Schlegel: Farben können ein Motivator für die Gesundung sein. Wir sollten sie daher gezielt als Genesungsfaktor einsetzen. Der Raum ist natürlich kein Arzneimittel, kann aber der Nährboden für den Heilungsprozess sein.

Ärzte Zeitung: Wie haben Sie die Wünsche der Mitarbeiter in die Planungen mit einbezogen?

Ärzte Zeitung: Ist die Verknüpfung von Farbe und Emotion bei Menschen nicht sehr subjektiv und lässt sich nur schwer messen?

Gelb ist an den Wänden im Dialysezentrum in Gütersloh.

© (2) Martin J. Duckek

Die Wirkung von Farben Angstfrei: Sonnige und warme Farbtöne aus dem Gelb- und Orangebereich sind genauso geeignet wie kühle, frische Blau-, Grau-, und Grünnuancen. Farben aus dem kühl- und warmtonigen Bereich ergänzen sich und schaffen zarte Harmonien. Nicht zuletzt strahlen sie Freundlichkeit und Ruhe aus. Regenerativ: Eine Stimmungswelt, charakterisiert durch grüne, blaue und beige Farbnuancen mit Verbindung zu Natur. Im Mittelpunkt stehen Entspannung und Erholung, erzeugt durch zarte Farbharmonien mit geringen Kontrasten. Präventiv: Eine Farbwelt, die sich durch Rot- und Grautöne auszeich-

net und in unterschiedlichen Helligkeits- und Sättigungsstufen kombiniert wird. Die reduzierte Farbigkeit wirkt ruhig bis animierend je nach Intensität und Einsatz der Farbe Rot. Wohlfühlen: Überwiegend hell und warmtonig gehalten, bestimmen Gelb-, Orange-, Beige- und Terrakottatöne eine Ton-in-TonFarbwelt. Die Wohlfühl-Praxis präsentiert sich in behaglich-sonniger, aber auch in erdiger Farbigkeit und vermittelt Patienten Leichtigkeit, Sympathie und Geborgenheit. Quelle: Health& Care Network Group.

! www.health-and-care.net, www.colortrend.de, www.tsp-design.de.

Schlegel: An der HAWK begannen wir gemeinsam mit dem Fachbereich für Psychologie der Universität Mannheim bereits im Jahr 2006 mit der Untersuchung „Farbe + Emotion“. Über 2000 Personen verschiedener Alters- und Gesellschaftsschichten wurden dabei auf ihre Farbwahrnehmung hin getestet: Die Personen standen in sechs Quadratmeter großen Räumen und ließen unterschiedliche Farben und Farbkombinationen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen auf sich wirken. Dann befragten wir sie anhand von Piktogrammen über ihre Empfindungen. Fazit: Wir haben Farbtypologien identifiziert, die eine deutliche emotional positive Wirkung auf den Betrachter haben. Ärzte Zeitung: Sie haben vier Dialysezentren – in Bad Rothenfelde, Bonn, Gütersloh und Oranienburg – mitgestaltet. Welche Farbkompositionen und Materialien kamen zum Einsatz? Schlegel: Basierend auf den wahrnehmungspsychologischen Erkenntnissen unserer Studie haben

genehm anregend oder angenehm entspannend wirken, und mit Aufhellung und Verschattung der Farbtöne gearbeitet. Wichtig ist bei jedem Projekt: Wie wird das Farbkonzept in den jeweiligen Raum übersetzt, ist die Empfangstheke rund oder eckig, welche Materialien werden dafür verwendet? Ziel ist es, eine möglichst regenerative, positive Stimmung zu erzeugen. Das erreicht man etwa mit Naturtönen, wobei Echtholz oder Kautschuk aufgrund der DIN-Vorgaben oft tabu sind. So haben wir die Natur mit alternativen Materialien versucht nachzuempfinden.

Professor Markus Schlegel Aktuelle Position: Markus Schlegel ist Professor für Farb- und Architekturgestaltung an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) sowie Mitinhaber der Bürogemeinschaft TSP.Design Talledo Schlegel & Partner in Frankfurt am Main. Werdegang: Geboren 1965 in Stuttgart; Ausbildung in Siebdruck, Lichtreklame und Messebau; Chemiestudium (Ausrichtung: Farbe, Lack, Kunststoff); 1998 Übernahme der Leitung des Farbdesign-Studios bei Caparol.

wir Farbtypen ausgewählt, die einer Vielzahl von Menschen vertraut sind. Wir haben Farbkompositionen auf die Zentren übertragen, die an-

Schlegel: Die Räume in den Dialysezentren sollten eine hohe Begegnungsqualität haben und eine Atmosphäre von Vertrauen und Sicherheit ausstrahlen. Man soll „atmen“ können. Auch der Aspekt Nachhaltigkeit war eine Grundanforderung: Er betrifft die Materialen und das Farbdesign, das auch nach Jahren noch als stimmig empfunden werden sollte. Wir haben den Belegschaften Farbprofile mit besonderen Attributen wie „gemütlich“, „Komfort“ oder „Wärme“ vorgestellt und ihnen damit sozusagen eine Navigationshilfe an die Hand gegeben, anstatt ihnen 2000 Farbtöne zur Auswahl vorzulegen. Ärzte Zeitung: Welche Gestaltungswünsche haben Sie persönlich an ein Wartezimmer? Schlegel: Persönlich bevorzuge ich einen sehr reduzierten, sehr nüchternen Stil, eher klösterlich, viel Grau und Weiß. Der Raum sollte seelisch entschlackend wirken, natürliche Wärme käme etwa durch Licht hinein. Aber aus persönlicher Erfahrung weiß ich: Wenn es einem Menschen wirklich sehr schlecht geht und Angst im Spiel ist, hilft ein Umfeld, das in eine weiche, verwischte, natürliche Farbpalette, etwa mit Rosétönen, getaucht ist.

Das Gespräch führte Sabine Henßen.

Hoch die Tassen – auch an der Wand!

Waschplatz als kleines Raumwunder

Ab an die Wand: Was Teller schon lange können, dürfen jetzt endlich auch die Trinkgefäße! Für den dänischen Keramikdesign-Hersteller Kähler haben die beiden Designerinnen Tine Broksø und Karen Kjældgård-Larsen die Wandtassen-Serie „Momento“ entworfen. Wie zufällig ausgegossen färbt die bunte Innenglasur die hängenden Porzellangefäße ein und lässt sie so zu einem originellen Blickfang werden. Die Tee-, Kaffee- oder Espressotassen samt Untertellern sorgen auch im Warte- oder Behandlungszimmer für Ablenkung. Preis: ab 46 Euro.

Der Name „Insert“ ist Programm: Mit seinem kompakten Waschplatz bietet Alape jetzt auch für das kleinste Patienten-WC die perfekte Lösung. Zum filigranen Becken aus weiß glasiertem Stahl gesellt sich eine Ablage in Weiß oder Anthrazitbraun. „Insert“ wird als Eck-Waschtisch angeboten und misst in Breite, Tiefe und Höhe 25 mal 25 mal 45 Zentimeter. Die erweiterte Alternative bietet einen integrierten Handtuchhalter und etwas Stauraum. Das Waschbecken kann rechts oder links zum Unterbau angebracht werden. Preis auf Anfrage.

! www.kahlerdesign.com

© Kähler

! www.alape.com

© Alape

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DONNERSTAG, 21. JULI 2011

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ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE

Auch im Gesundheitsbau setzt man mittlerweile auf natürliche Bodenbeläge wie Holz, das für eine bessere Wohlfühlatmosphäre sorgt. Ein Natur-

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produkt, das sogar mit keimtötender Wirkung punkten kann, ist der Klassiker Linoleum. Von Sabine Henßen

Mehr als 2600 neue Erdenbürger erblicken jährlich im Katholischen Marienkrankenhaus Hamburg das Licht der Welt. Sie „docken gleichsam an“, denn ihren ersten Schrei tun sie hier in einem ganz maritimen Rahmen: Die Ausgestaltung der Geburtshilfestation weckt – passend zu einer Hafenstadt – nämlich Assoziationen an ein Kreuzfahrtschiff. „Die Inspiration kam aus gemeinsamen Überlegungen der Hebammen, des Architekten und der Geschäftsführung. Wir haben uns am Standort Hamburg von der Seefahrt animieren lassen, wollten ein maritimes Ambiente schaffen“, berichtet Werner Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung, den Entstehungsprozess. Natürliche Materialien spielten bei der Ausgestaltung der Station eine besondere Rolle, während man auf den Einsatz von Kunststoff weitgehend verzichtete. Diese Hinwendung zur Natur findet sich auch in den Bodenbelägen: „Die Zuwegung zu den Kreißsälen mit Echteichenholz symbolisiert einen Bootssteg, blaue und gelbgrüne Linoleumböden schaffen den Übergang vom Wasser zum Land“, so Koch. Die Entscheidung für Echtholz fiel bereits vor zehn Jahren. Im Krankenhaus selbst gab es wegen dieses Materials keine Bedenken, aber „beim

Hygieneinstitut musste unser Architekt damals noch echte Überzeugungsarbeit leisten“, erklärt der Krankenhausleiter. Ortswechsel zum Geburtshaus Paderborn: Als hier der Umbau des Gebäudes anstand, setzten die Geschäftsführerinnen und Hebammen Dagmar Büssemeier und Kerstin Jessen ausschließlich auf Linoleum. „Die Hygiene stand im Vordergrund. Linoleum weist keine Fugen auf, lässt sich gut pflegen und bleibt auch bei den Kosten im Rahmen“, so Jessen.

Neue Produkte sind weit entfernt vom Opa-Fußboden Wer das Geburtshaus betritt, wird von warmen Farben und Materialien empfangen. Rot- und Orangetöne an den Wänden, kombiniert mit Linoleum, teilweise in Holzoptik, schaffen eine angenehme Atmosphäre. „Wir diskutierten lange über den Boden, waren am Anfang nicht so überzeugt. Die Muster, die wir sahen, wirkten eher wie ein typischer Opa-Fußboden“, berichtet Jessen. Architekt Thomas Günther, im Planerteam von Breithaupt Architekten und seit 1990 erfahren im Einsatz von Linoleum, beriet die beiden Hebammen: „Wir tasteten uns langsam

Linoleum ist pflegeleicht und kann durchaus modern wirken, wie die lindgrüne Spielwiese in einer Kinderarztpraxis in Köln zeigt.

Anklänge an Holz und Bambus – tatsächlich liegt im Entbindungsraum des Geburtshilfehauses Paderborn aber ein Linoleumboden. © Forbo Flooring GmbH

heran, suchten zunächst nach der passenden Marmorierung, wählten dann – in Zusammenklang mit der Möblierung und der Wandgestaltung – die Farbe aus.“ Die Entscheidung fiel für einen Belag mit nur leichtem Marmorierungseffekt, der an Holz und Bambus erinnert. „Wir wollten keinesfalls Eiche vorgaukeln, der Boden sollte sich lediglich der Holzoptik annähern“, so Günther. Die Hebammen sind sehr angetan von der Holzstruktur, und auch die werdenden Eltern scheinen die wohnliche Atmosphäre zu schätzen: „Wir hören oft den Satz: ‚Euer Boden

sieht ja gar nicht wie Linoleum aus!‘“, berichtet Jessen. Für Günther hat der Werkstoff weitere Vorteile: „Das Material lässt sich gut ausbessern, ist gut verfugbar, es können problemlos Intarsien eingefügt werden, und es hat auch noch eine angenehme Haptik.“ Zudem hat Linoleum, das hauptsächlich aus Leinöl, Harzen, Holzund Kalksteinfeinmehl, Farbpigmenten sowie Jute als Trägermaterial besteht, eine keimtötende Wirkung. Laut Hersteller Forbo verleiht der hohe Leinölanteil in Kombination mit den weiteren Naturbestandteilen dem Produkt natürliche bakteriosta-

Lebendige Kautschukwellen im Wartebereich. © Entwurf: Sylvia Leydecker / Foto: K. Hessmann

tische Eigenschaften. Materialbedingt werde somit die Vermehrung bestimmter Mikroorganismen und Bakterien wie etwa Salmonella typhimurium verhindert.

Angenehmer Nebeneffekt: die Schalldämpfung Was die Langlebigkeit von Bodenbelägen betrifft, so ist zwar das petrochemische Produkt PVC einer der Spitzenreiter, dennoch können Linoleum und vor allem Kautschuk bei einer Liegezeit von 20 Jahren durchaus

! NEUES FÜR DIE PRAXISEINRICHTUNG Verbandsstoff in neuer Mission

Japanisches Flair fürs Behandlungszimmer

Vom Wartezimmer zur Lounge

Hier gleicht keine Leuchte der anderen: Der längliche „Cocon“ oder die runde „Boule Malade“ sind Lampenunikate, die aus gefärbten, von Hand gewickelten Mullbinden bestehen. Die schlichten Gebilde der niederländischen Designerin Jeannine van Erk spenden warmes, atmosphärisches Licht und passen in jede Praxis. Insgesamt stehen sieben verschiedene Farben zur Wahl, wobei die Farbtöne immer leicht variieren, da mit natürlichen Pigmenten gearbeitet wird. Preise: 180 Euro für den „Cocon“ ab 400 Millimeter Länge, 190 Euro für eine „Boule“ mit 400 Millimeter Durchmesser.

Natürlich unterteilt „Join“ den Raum unübersehbar, geht dabei aber äußerst dezent vor: Durch sein luftigleichtes Erscheinungsbild grenzt der Raumteiler Bereiche ab, erlaubt aber ein gewisses Maß an Transparenz. Das lässt gerade kleinere Behandlungszimmer großzügiger wirken als eine strikte Abtrennung. Entworfen wurde „Join“, der fast so fein wie Gaze wirkt, von den Designern Boaz Cohen und Sayaka Yamamoto – kurz BCXSY. Der Paravent wird in drei verschiedenen Ausführungen aus dem Holz der japanischen Scheinzypresse (Hinoki) gefertigt. Preis auf Anfrage.

Das Sofa „Otto“ des spanischen Designers Carlos Tiscar hat es in sich. Je nach Ausführung – ob Leder oder Stoff, ob dezent oder leuchtend – nimmt es dem Wartebereich nicht nur die Strenge, sondern kann sogar eine wohlige Lounge-Atmosphäre verbreiten. Mit seinen 1,20 Metern Länge wirkt „Otto“ eher wie ein Sessel, lässt sich aber auch zu Sitzlandschaften gruppieren. In die so entstehenden Freiräume können dreieckige oder rechteckige VollkernAblageflächen eingefügt werden. Preis: ab 320 Euro.

! www.bel-bo.net

© el+bo Jeannine van Erk

! www.bcxsy.com

© BCXSY

! www.girsberger.com


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DONNERSTAG, 21. JULI 2011

ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE ! INTERVIEW

„Das Naturthema als solches ist angekommen!“ weile bei Bodenbelägen im © Reinhard Rosendahl

Gesundheitsbau ein Thema. Doch die Hygieneanforderungen sind hoch. Innenarchitektin Sylvia Leydecker erklärt, worauf Ärzte – auch in Sachen Langlebigkeit – achten sollten.

Ärzte Zeitung: Wenn wir von „natürlichen Bodenbelägen“ sprechen oder lesen, welche Materialien fallen Ihrer Meinung nach in diese Kategorie? © Entwurf: 100% interior Sylvia Leydecker / Foto: Karin Hessmann

Wohnlich und dabei keimtötend: Auch im Kursraum des Geburtshauses Paderborn © Forbo Flooring GmbH wurde Linoleum verlegt, dieses Mal mit leichter Marmoroptik.

mithalten. Kautschuk kann hier allerdings nicht völlig naturbelassen eingesetzt werden, „denn hundertprozentiger Naturkautschuk würde sich beim Verlegen verziehen“, erklärt Martina Seefeld, Leiterin Kommunikation beim Kautschukspezialisten Nora Systems in Weinheim. Dennoch bietet der Kautschukbelag Vorteile, die gerade im Gesundheitsbau eine wichtige Rolle spielen: „Kautschukböden sind unkompliziert zu pflegen. Darum sagen gerade Ärzte: ,Wir entscheiden uns wieder für einen Kautschukboden in unserer Praxis‘“, berichtet Martina Seefeld.

© Girsberger GmbH

„Und: Kautschuk dämpft den Schall, sorgt für eine angenehme Akustik.“ Zurück in Hamburg: Auch Echtholz kann in puncto Langlebigkeit und Pflege mithalten. Geschäftsführer Werner Koch vom Marienkrankenhaus zeigt sich von diesem Naturmaterial begeistert: „Es ist auf keinen Fall aufwendiger, einen Echteichenholzboden zu pflegen. Man hat zwar höhere Anschaffungskosten und muss den Boden auf lange Sicht immer mal wieder abschleifen und neu versiegeln. Das sind aber Zeiträume, in denen dann auch PVC-Böden nicht mehr ansehnlich sind.“

Sylvia Leydecker: Ein sehr komplexes Thema. Zu den „natürlichen Materialien“ würde ich in jedem Fall die nachwachsenden Rohstoffe wie Holz, Bambus und Kautschuk zählen. Aber es muss in diesem Zusammenhang auch an den Nachhaltigkeitsaspekt gedacht werden. Das heißt: Wie wird umweltfreundliche Holzwirtschaft betrieben oder wie langlebig ist ein Bodenbelag? Bei Linoleum etwa sollte genau hingeschaut werden, welche Füllstoffe der Hersteller neben Leinöl, Korkmehl und Jutegewebe noch verwendet. Und bei Kautschuk sollte man sich die Frage stellen, ob bei so vielen Millionen Quadratmetern Fußboden wirklich alles verlegte Material Naturkautschuk sein kann – oder ob es sich vielleicht doch um Synthesekautschuk handelt.

Sylvia Leydecker Aktuelle Position: Diplom-Ingenieurin und Innenarchitektin (BDIA) Sylvia Leydecker ist Inhaberin des 1997 in Köln gegründeten Innenarchitekturbüros 100% interior. Einer ihrer Schwerpunkte ist der Bereich Healthcare. Mit zahlreichen realisierten Projekten für Arztpraxen und Kliniken im In- und Ausland gilt sie als Fachfrau für den Gesundheitsbau. Werdegang/Ausbildung: Leydecker studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule Wiesbaden (fhw) und an der Universität Trisakti in Jakarta, Indonesien. Parallel arbeitete sie in verschiedenen Architektur- und Innenarchitekturbüros. 1996 schloss sie ihr Studium erfolgreich ab. Sammelte aber bereits vorher ausgiebige Auslandserfahrungen, unter anderem während einer rund siebenjährigen Tätigkeit bei der Deutschen Lufthansa.

Ärzte Zeitung: Können sich Verbraucher an Zertifikaten orientieren? Leydecker: Eine Möglichkeit ist, auf die Umweltproduktdeklaration EPD zu achten. Sie wird in Deutschland vom Institut für Bauen und Wohnen, (IBU) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vergeben, basiert auf der

ISO-Norm und ist international abgestimmt – zurzeit die maßgebliche Datengrundlage, um die Umwelteigenschaften eines Produkts darzustellen. Ärzte Zeitung: Steigt die Nachfrage nach Naturmaterialien im Gesundheitsbau?

Dem Wasser seinen Lauf geben

Stapelbares Ergonomiewunder

Die extravagante Waschtischarmatur „Hansa Canyon“ ebnet dem Element Wasser auf spektakuläre Weise den Weg ins Freie: Über einen offenen Wasserlauf ergießt sich das kühle Nass ins Becken. Farbiges Licht taucht den Wasserstrahl je nach Temperatur in kühles Blau, sanftes Violett oder warmes Rot. Die klaren Kanten und präzisen Geometrien bilden einen wirkungsvollen Kontrast zum fließenden Wasser. Die Steuerung erfolgt elektronisch über Sensortasten. Preis auf Anfrage.

Ob im Behandlungs- oder Wartezimmer: Der elegante „Rip Chair“ des Designerduos Julia Läufer und Marcus Keichel hebt sich nicht nur optisch von anderen Praxis-Sitzmöbeln ab. Lässt man sich darauf nieder, gibt die Rückenlehne angenehm nach und passt sich den Körperbewegungen an. Dies ermöglicht die Rippenstruktur: federnd gelagerte und durch Carbonstäbe miteinander verbundene Elemente. Die „Rip Chair“ ist stapelbar und misst in der Höhe 77 und in der Breite 51 cm. Das ergonomische Möbelstück ist in Eiche, Esche und Nussbaum zu haben. Preis: ab 498 Euro.

! www.hansa.de

© HANSACANYON; Hansa Metallwerke AG

! www.schneiderschram.de

Leydecker: Das Naturthema als solches ist angekommen. Nach meiner Erfahrung sind dennoch die Kosten entscheidend bei der Frage, welches Material zum Einsatz kommt. Waren es lange Zeit vor allem die Investitionskosten, so rücken nun mehr und mehr die Lebenszyklus-Kosten in den Vordergrund: Wie teuer ist die Pflege des Bodens? Ein Holz- oder Bambusboden ist aufwendiger instand zu halten als PVC. Entscheidet man sich für unterschiedliche Bodenbeläge, so müssen diese auch individuell gepflegt werden, muss das Reinigungspersonal entsprechend geschult sein. Ärzte Zeitung: Ein Boden in Praxis und Klinik soll funktional sein und hohe Hygieneanforderungen erfüllen. Welcher Spielraum bleibt, wenn man auf natürliche Materialien setzen will? Leydecker: Holz und Bambus müssen lackiert werden, daran führt kein Weg vorbei. Denn Oberflächen müssen dicht sein, selbst die kleinste Öffnung bietet Keimen eine riesige Angriffsfläche! Holz muss zudem nach geraumer Zeit nachbehandelt werden, weil Laufstraßen entstehen, was uns wieder zurückführt zum Thema Nachhaltigkeit und Langlebigkeit. Ein PVCBoden liegt 20 Jahre oder länger, daran reichen nur Kautschuk oder Linoleum heran. Und wenn es in sensiblen Bereichen wie Behandlungs- oder Krankenzimmer um die Hygiene geht, überlasse ich als Planerin das letzte Wort zur Materialwahl ohnehin den Hygienikern, denn sie sind die Experten auf diesem Gebiet. Ärzte Zeitung: Sorgt Naturmaterial am Boden schlechthin für eine bessere Atmosphäre? Leydecker: Ich arbeite zum Teil mit hochwertigen Holzbodenoptiken aus PVC, die man mit bloßem Auge nicht von echtem Holz unterscheiden kann – die Produkte sind heute so gut, dass sie die Natur täuschend echt nachahmen und für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen. Und was die Anmutung betrifft: Ein Echtholzboden ist geölt und gewachst am schönsten, er verliert, wenn er lackiert wurde. Das Gespräch führte Sabine Henßen

© Läufer + Keichel

Der Naturtrend ist mittler-

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DONNERSTAG, 11. AUGUST 2011

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ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE

Frische Luft und angenehme Raumtemperaturen zu jeder Jahreszeit – dafür stehen moderne Lüftungsund Klimatisierungsanlagen. Sie arbeiten energieeffizient, nutzen die Kraft der Sonnenstrahlen und filtern lästige Pollen aus der Luft. Von Sabine Henßen

Der Sommer ist bisher eher kühl ausgefallen. Doch die Wahrnehmung von Wärme ist immer eine subjektive Angelegenheit. Während dem einen noch die Schweißperlen auf der Stirn stehen, zieht dem Nebenmann ein eiskalter Hauch in den Nacken, wenn frische Luft ins Wartezimmer gelassen wird. Abseits dieses unangenehmen Nebeneffekts kann das gekippte Fenster laut Experten nicht allein für ausreichend frische Luft in der Arztpraxis sorgen. Dabei fordern die Energieeinsparverordnung und auch die Arbeitsstättenrichtlinie, „dass der zum Zweck der Gesundheit notwendige Luftwechsel gewährleistet sein muss“. Das bedeutet: „Im Wartezimmer etwa 30 Kubikmeter Frischluft pro anwesender Person und Stunde – keine kleine Luftmenge!“, erklärt Dipl. Ing. Claus Händel, technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK). Der Experte für Klima- und Lüftungstechnik weiß: „Wer im Vorfeld zu viel auf niedrige Investitionen schaut, muss hinterher oft nachrüsten. Denn die vom Gesetzgeber geforderte Menge Frischluft erhält man nicht durchs Fensteröffnen nach dem Zufallsprinzip.“ Der CO 2-Gehalt in Raumluft sei oft doppelt so hoch wie erlaubt.

Energieeffiziente Anlagen nutzen die Abwärme Systeme, die für Frischluft ohne lästige Zugluft in der Praxis sorgen, arbeiten entweder zentral oder dezentral. Zentrale Systeme ohne Wärmerückgewinnung führen verbrauchte Luft über Ventilatoren dort ab, wo sie entsteht, und geben sie über ein – oft weit verzweigtes – Leitungsnetz ins Freie ab.

Die energieeffizienten Varianten arbeiten mit Wärmerückgewinnung: Sie nutzen die in der Abluft enthaltene Energie zur Erwärmung der kalten Frischluft. Steht der nachträgliche Einbau einer Lüftung ins Haus, so sind dezentrale Systeme zu empfehlen. Sie kommen ohne ein weit verzweigtes Rohrleitungssystem aus. Je nach Bedarf können damit einzelne Räume, etwa das Wartezimmer, belüftet werden – aber auch lüftungstechnisch anspruchsvolle Bereiche, zum Beispiel Sanitärräume, wo viel Feuchtigkeit entsteht. Meist kommen Einzel-Lüfter zum Einsatz, die an der Außenwand neben dem Fenster montiert werden. Die Wärmerückgewinnung gehört bei dezentralen Systemen heute zum Standard.

Designpreis 2011 ausgezeichnet. Die Produkte gibt es in Weiß, Schwarz oder Silber. Sie werden durch ihre geringe Tiefe von 195 Millimetern und das puristische Design kaum als Klimagerät wahrgenommen. Mit der Energieeffizienzklasse A und einem Schalldruckpegel von 21 Dezibel (dB) – zum Vergleich: ein in normaler Lautstärke sprechender Mensch erzeugt einen Schalldruckpegel von 40 bis 60 dB – erfüllen sie die aktuellen Standards. Ein Wochentimer speichert das

persönliche Wunschklima für jede Tages- und Nachtzeit und sorgt so für einen energiesparenden Betrieb. Ab August liefert Mitsubishi Electric Außengeräte aus, an die bis zu acht Inneneinheiten angeschlossen werden können. Umfasst die Praxis mehrere hundert Quadratmeter, empfehlen Experten VRF-Systeme. Diese Klimaanlagen arbeiten besonders energieeffizient, weil die Wärme- bzw. Kälteenergie erst dort freigesetzt wird, wo sie auch benötigt wird. Die Geräte können als Wärmepumpe im monovalenten

Klimaanlagen sind heute Multitalente Während Lüftungsanlagen nur die angesaugte Außenluft erwärmen, können Klimaanlagen viel mehr: sie erwärmen oder kühlen, filtern Feinstaub und Pollen heraus, entfeuchten die Luft im Sommer. Im Winter befeuchten sie die sonst als zu trocken empfundene Luft und sorgen so stets für ein angenehmes Raumklima. Für kleinere Praxen (bis zu acht Räume) ist meist ein Raumklimagerät das System der Wahl: Eine Außeneinheit arbeitet mit mehreren Inneneinheiten zusammen, sogenannten Highwall-Geräten, die dezent über Türen hängen. Wer besonders großen Wert auf die Optik legt, wird auch fündig: Die Jury des iF design awards hat jüngst das Raumklimagerät ‚Kirigamine Zen‘ von Mitsubishi Electric mit dem

© Mone Beeck

Betrieb arbeiten und sind dann die einzige Wärmequelle. Das bedeutet, eine klassische Heizung ist nicht mehr notwendig. Zusätzlich ist es mit diesen Geräten möglich, etwa einen Raum mit hohen Wärmelasten zu kühlen und mit dieser Abwärme einen anderen Raum zu heizen. „Eine Heizkostenersparnis, vor allem in Neubauten oder gut gedämmten Bauten, von bis zu 30 Prozent ist so durchaus realistisch. Und im Sommer sorgt das System für eine angenehme Kühlung“, erklärt FGK-Referent Händel.

Berliner Radiologen kühlen mit Sonnenenergie Kühlen lässt sich auch mit der Sonne: In der Berliner Radiologischen Praxis Bundesallee wird Kälteleistung teilweise durch Solarenergie bereitgestellt. „Die Leiterin der Technologietransferstelle der TU Berlin hat uns anlässlich unseres Umzuges inspiriert, diese zukunftsweisende Technik in der neuen Praxis zu installieren“, berichtet Dr. Margit Reichel, Fachärztin für Radiologie. Die Beratung und Realisierung der Anlage erfolgte durch die Firma AbKM Klimatechnik. Projektleiter und Ingenieur Volker Clauß erklärt die Wirkungsweise der Absorptionskältemaschine: „Die Solaranlage treibt die Kältemaschine an, die wiederum Kälte zur Klimatisierung produziert. Wir verdampfen Wasser, so entsteht ein Kälteeffekt.“ Im Winter werden niedrige Außentemperaturen zur Kühlung mit genutzt. Zwar hat die Anlage, die von zehn Sonnenkollektoren mit Energie versorgt wird, eine Kälteleistung von zehn Kilowatt, doch der Bedarf ist höher, so wird auch konventioneller Strom genutzt: „In unserer Großgerätepraxis mit einem Computertomografen und einem Kernspintomografen sind die Kältelasten sehr hoch. Es laufen zwei Kühlsysteme parallel – ein solares und ein konventionelles. Mithilfe der solarthermischen Kühlung können wir aber etwa 15 Prozent des Stromverbrauchs abdecken, dadurch die Kühlkosten um circa 1300 Euro pro Jahr reduzieren – und so eine CO 2 Einsparung von drei Tonnen im Jahr erreichen!“, berichtet Reichel.

Maritimes Flair für die Praxis

Riesen-Rollos für große Praxisfenster

Als Pendel- oder Bodenleuchte ein echter Blickfang: ‚Fisherman‘, eine Lampenkreation des schwedischen Herstellers Zero. Als Vorbild für das Leuchtobjekt dienten dem Designer Mattias Ståhlbom gläserne Netzschwimmer, die Fischer vor mehr als 150 Jahren einsetzten, um ihre Netze über Wasser zu halten. Das farbige Geflecht um die gläsernen Leuchtkugeln ist ein Produkt echter Handarbeit – geliefert von einem schwedischen Spezialbetrieb für Fischernetze. Preise: ‚Fisherman‘ mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern kostet 605 Euro, der größere mit 65 Zentimetern Durchmesser 970 Euro.

Der Textilien- und Innenbeschattungsspezialist Création Baumann hat seine Rollo-Kollektion um die extragroßen Versionen ,Megatric‘ und ,Megatric Power‘ erweitert. Nun können auch Praxen mit großflächigen Fensterfronten beschattet werden, dank Rollos in einer Breite von bis zu drei Metern und in einer Höhe von bis zu vier Metern. Der Stoff ‚Shadow‘ bietet Sicht- und Blendschutz: Dank der aluminiumbedampften Rückseite sorgt er auch für effizienten Wärmeschutz. Die Aluminiumschicht reflektiert die Sonneneinstrahlung, reduziert die Wärme-

! www.zero.se

© Zero

© Création Baumann

! NEUES FÜR DIE PRAXISEINRICHTUNG

einstrahlung und erreicht so Funktionswerte, die dem Hersteller zufolge mit konventionellen Textilien nicht möglich wären. Preis auf Anfrage.

! www.creationbaumann.com

Am laufenden Band Dass sich ein Sideboard auch an der Wand entlang schlängeln kann, beweist das Stockholmer Designertrio Claesson Koivisto Rune. Ihr Projekt ‚Hillside‘ kann stehen oder hängen und bietet Ablageboxen in unterschiedlichen Breiten, Höhen und Tiefen. Die einzelnen Elemente lassen

Persönlich erstellt für: Linda Weiszhaupt © 2004 - 2011 Ärzte Zeitung

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DONNERSTAG, 11. AUGUST 2011

ARZTRAUM KREATIVES EINRICHTEN FÜR ÄRZTE ! INTERVIEW

„Lüftungs- und Klimatechnik sind immer noch Stiefkind der Planer“ Auf die Größe, die fachliche © Radiologische Praxis Bundesallee

Ausrichtung und auf die Lage kommt es an, wenn in Praxen Lüftungs- und © privat

Klimasysteme geplant werden. Der Experte für Klimatechnik Claus Händel spricht in der „Ärzte Zeitung“ über weitere wichtige Details für ein angenehKaum als Klimagerät zu erkennen: Kirigamine Zen.

© Mitsubishi

mes, gesundes Raumklima.

Ärzte Zeitung: Kommt eine moderne Arztpraxis heute noch ohne Lüftung aus? Dipl. Ing. Claus Händel: Eine Lüftung ist fast in jeder modernen Arztpraxis notwendig. Denn gerade Neubauten oder sanierte Gebäude sind so gut isoliert und luftdicht, dass die Sicherstellung der Raumluftqualität für die Menge an Personen, die sich in der Praxis aufhalten, sowie der Raumkomfort eine mechanische Lüftung nahezu einfordern. Die Inneneinheit eines Raumklimagerätes als High-Wall-Ausführung.

© FGK

Lüftungs- und Klima-Systeme ! Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung sparen erheblich Energiekosten ein.

! Für Raumklimageräte fallen etwa 1300 Euro pro Raum an, die Energiekosten betragen rund ein bis zwei Euro pro Tag und Raum. Kosten für Klimaanlagen oder Lüftungssysteme sind individuell und hängen stark von den baulichen Gegebenheiten ab. Fachingenieure unterstützen Bauherren, den günstigsten Anbieter per Ausschreibung zu ermitteln.

! Bei größeren Anlagen: Frischluft kann im Sommer über 30 Grad warm sein und sollte gekühlt werden. Denn: Steigt die Temperatur über 24 Grad Celsius im Raum, lässt die Konzentrationsfähigkeit nach. Ab 26 Grad in Arbeitsräumen greift theoretisch das Arbeitsschutzgesetz.

! www.ise.fraunhofer.de;

! Lüftungs- und Klimasysteme sollten individuell am Arbeitsplatz einstellbar sein.

www.mitsubishi-zensation.com; www.sonnenklima.de/Projekte/Deutschland/Aerztehaus-Rheineck/projekt.htm; www.fgk.de

© Arflex

sich aneinanderfügen und dann als mäanderndes Band beliebig durch den Raum spannen. Sechs unterschiedliche RAL-Farbkombinationen ermöglichen die Anpassung an jedes Praxisdesign. Preis auf Anfrage.

! www.arflex.it

Ärzte Zeitung: Gilt das auch für die Klimatisierung von Praxisräumen? Händel: Angenommen, es handelt sich um einen Altbau mit massiver Bausubstanz, der wenig verglast ist, in dem ein Augenarzt oder ein praktischer Arzt praktiziert, so kann meist auf eine Klimaanlage verzichtet werden. Je höher der Technikbedarf ist, umso sinnvoller ist eine Klimaanlage. Weitere Faktoren sind die Anzahl der Personen, die sich über längere Zeit etwa im Wartezimmer aufhalten, und die baulichen Gegebenheiten wie abgehängte Decken oder intensive Beleuchtungsstärken. Oder wo die Praxis liegt, beispielsweise im innerstädtischen Bereich von Frankfurt am Main oder Stuttgart – Orte, die als Wärmeinseln gelten. Das sind Punkte, die für eine Klimaanlage sprechen.

Claus Händel Aktuelle Position: Diplom Ingenieur Claus Händel ist seit dem Jahr 2000 technischer Referent beim Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK). Dort ist er zuständig für die Technik und Normung im Bereich der Klima- und Lüftungstechnik. Er arbeitet als Obmann, etwa in DIN-Gremien zur Wohnungslüftung und zur Berechnung von Lüftungs- und Klimaanlagen. Werdegang: Claus Händel hat 20 Jahre Erfahrung im Bereich der Klima- und Gebäudetechnik. Den Schwerpunkt seiner Tätigkeiten bildete unter anderem Produktentwicklung von klimatechnischen Bauteilen.

Ärzte Zeitung: Was raten Sie Ärzten, die einen Neubau, eine Sanierung oder auch einen Umzug planen. Ist auf Architekten allein Verlass? Händel: Gerade um das Thema Lüftung sollten sich Architekten stärker kümmern, das ist immer noch ein Stiefkind in der Planung! Und bei größeren Projekten wie Investorenbauten wird aus Kostengründen oft darauf verzichtet. Der Arzt muss hier klipp und klar seine Ziele formulieren. Oder bei Neubau oder Einzug auf die Hilfe eines Experten setzen und einen TGA-Ingenieur – TGA steht für Technische Gebäudeausrüstung – zu Rate ziehen, der den Bedarf erläutern kann. Helfen

Mit flexibler Ablage alles im Blick

Tisch mit zwei Funktionen

Hier findet alles seinen Platz: Blätter, Unterlagen im Quer- oder Hochformat, Röntgenbilder, Hängeregister- und Unterschriftsmappen oder Zeitschriften. Das Ablagesystem ‚Officeflexx alpha‘ ist äußerst flexibel, die Trennelemente werden einfach in die Lochreihen auf einer Grundplatte gesteckt. Der Bürohelfer aus poliertem Edelstahl benötigt auf dem Schreibtisch lediglich den Platz eines Ablagekorbs. Ein weiteres Plus: Die Unterlagen stehen so, dass man selbst zwar alles sehen und lesen

Von Hand geschweißt ist die funktionale Ablage fürs Sprech- oder Wartezimmer mit der praktischen Zeitschriftenhalterung. Der ‚Beistelltisch V44‘ besteht aus 2,5 Millimeter starkem Metall und ist in jeder gewünschten RALBicolor-Lackierung zu haben. Das mobile Möbel wird mit Rollen oder Metallgleitern ausgeliefert, misst in der Breite und Tiefe 40 mal 40 Zentimeter und ist

© Officeflexx

kann, die gegenüber stehende Person aber nicht. Preis: ab 99,90 Euro.

! www.officeflexx.de

Ärzte Zeitung: Zu welchen Lüftungs-Systemen raten Sie, und wie hoch sind die Kosten? Händel: Lüftung ist ein sehr individuelles Thema und stark vom Gebäude abhängig. Die Kosten können bei etwa 1500 Euro pro Raum beginnen, wenn nachgerüstet wird. Ärzte Zeitung: Welche Klimaanlagen kommen für Praxen in Frage? Händel: Bei kleineren Einheiten ist meist ein Raumklimagerät mit Anschlussmöglichkeit für mehrere Inneneinheiten – ein Multigerät – eine gute Wahl. Es hat eine stetige Leistungsregelung und kann mit einer Außeneinheit und bis zu acht Inneneinheiten arbeiten. Die Anschaffung, der Einbau und die Konfiguration schlagen mit etwa 10 000 Euro zu Buche, dafür erhält man schon eine energieeffiziente Anlage. Handelt es sich um eine große Praxis über 500 Quadratmeter, raten wir zu einem sogenannten VRF-System, für Variable Refrigerant Flow. Abhängig von der aktuellen Leistungsanforderung der Innengeräte wird die jeweilige, dem Innengerät zugeführte Kältemittel-Menge verändert, wodurch sich ein besonders wirtschaftlicher Betrieb ergibt. Ärzte Zeitung: Sollten im Gesundheitsbau nur Experten an Klima und Lüftung arbeiten? Händel: Man sollte sich die Referenzen der Auftragnehmer anschauen. Es muss nicht für jeden Auftrag einer Praxis explizit Krankenhauserfahrung nachgewiesen werden, aber die sogenannte VDI-6022Schulung – für Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen – ist ein Muss! Wird allerdings eine Praxis mit OP klima- und/oder lüftungstechnisch betreut, so sollte die ausführende Firma sehr wohl Erfahrung im Klinikbau belegen können.

Das Gespräch führte Sabine Henßen

© Müller Möbelfabrikation

Sonnenkollektoren auf dem Dach liefern die Energie.

kann auch ein Energieberater, wenn er einen TGA-Schwerpunkt hat. Steht ein Gutachten an oder geht es um die Vermittlung von Experten, so kann man sich an den Fachverband Gebäude-Klima wenden.

42 Zentimeter hoch. Preis: 359 Euro.

! www.mueller-moebel.com

Persönlich erstellt für: Linda Weiszhaupt © 2004 - 2011 Ärzte Zeitung

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