Pecha Kucha #1 Su-Si

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Su-Si Oskar Leo & Johannes Kaufmann Architekten 98, Voralberg, Ă–sterreich

verfasst von Andreas Karamalikis


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SuSi ist der Spitzname, den die Kaufmann Architekten 1998 der vorfabrizierbaren Wohnbox, die sie für ihre Schwester Susanne entwarfen, gaben. Die Wünsche des Klienten waren hier das Budget von 150.000€ einzuhalten und so schnell wie möglich fertigzustellen

Gössel Peter, Prefab Houses, Taschen 2010, Köln, S.216-219

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Oskar Leo Kaufmann entwickelte demzufolge ein modulares System, das überall aufgestellt werden kann und jederzeit mit einem Sattelschlepper mitzunehmen ist. Die Wohnbox ist in jedem seiner Elemente bis auf den kleinsten Millimiter durchdacht und abgestimmt, um so eine optimale Materialausnutzung zu erzielen und aus dem Prozess der Vorfertigung zu profitieren.

Gössel Peter, Prefab Houses, Taschen 2010, Köln, S.216-219

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Dem zur Hilfe kam die Tatsache, dass ein großer Teil der Kaufmann Familie in der Baubranche und speziell im Holzauwesen im Voralberg tätig ist (siehe olkaufmann Architektur, Johannes Kaufmann Architektur, Kaufmann Zimmerei, Kaufmann Bausysteme).

Infomaterial von Johannes Kaufmann Architektur, zu erwerben auf: http://www.su-si.at/

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Einst auf die offizielle Seite von Su-Si angelangt, werden einem verschiedene Kollagen vorgeführt, wie es vom “Ihrem” Inneren aus ersehen lässt. Die Bilder von Stränden, Skylines, Bergen und Wüsten sollen womöglich Einen von der Mobilitätsbereitschaft der Wohnbox überzeugen. Ein genauer Blick erst in das Konstruktionsdetail scheint hier nötig zu sein.

http://www.su-si.at/

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Das Wohnmodul wurde im Passivhausstandart entworfen mit einer 140mm dicken Mineralwolle (Zellulosedämmplatten in neueren Ausführungen) und 3-fach Verglasung, das einen U-Wert von 0,15 W/m²K und einer Energiekennzahl von 40 KWh/m²a.

o.V. “Viviendas transportables Fred y Su-Si”, in: TECTONICA 13, 2001, S.78-83


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Das Ganze wurde als teils Rahmen- teils Pfosten-Riegel-Konstruktion ausgeführt. Dabei sorgen die Rahmen auf den beiden kurzen Seiten in U-Form für eine Aussteifung in die y-Achse und die Pfosten-Riegel-Konstruktion eine in die x-Achse. Das Tragsystem besteht somit vollkommen aus Holz.

o.V. “Viviendas transportables Fred y Su-Si”, in: TECTONICA 13, 2001, S.78-83

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Die Montage erfolgt in 4 simplen Schritten: Erstens wird der Boden zusammengefügt. Eine 3mm Sperrholzschicht, auf denen die doppelten Riegel (120x60 & 200x100mm) verlegt werden, zwischen ihnen die Dämmschicht und oben drauf von Vollholzbalken (80x80mm) bedeckt werden, die sowohl als Eigengewicht des Bodens, als auch als Fußbodenbelag dienen.

eigenhändige Anfertigung

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Als zweites werden die Rahmenkonstruktionen an den Flanken errichtet miit Pfosten (80x142mm), die das 600mm Raster folgen. In dieser Schicht verlaufen auch die Installationen, für das Bad auf der einen und für die Küche auf der anderen Seite.

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Als nächstes erfolgen die Pfosten-Riegel Konstruktionen auf den Längsseiten im Stecksystem, das gleichzeitig auch als Regalsystem funktionieren soll. Die Pfosten (je doppelt 34x200mm) hier folgen einem 1,2m Raster und eignen sich somit auch für Türöffnungen. Öffnungen können dank dieser Konstruktionsart beliebig gesetzt werden (s. Folie 16-17.).

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Als letztes wird das Dach verlegt, was den gleichen Aufbau, wie der Boden aufweist, nur umgekehrt, und mit einer PVC Schicht und Attikaabdeckung belegt wird. Ein Regenablusssystem ist in der Installationswand im Bad integriert.

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Zwischen den doppelten Pfosten werden Stahlseile gelassen, und oben vom Kran beim Transport ergriffen werden können. Einst in der Fabrik fertigerstellt, wird Su-Si auf das Grundstück transportiert und auf die vorinstallierten Fundamente, ebenerdig oder auf Stahlstützen gestellt. und an das Wasser- und Stromnetz angeschlossen.

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Das ganze soll in 42 Tagen ab Bauantrag nach Angaben des Herstellers durchführbar sein. In den ersten beiden Wochen wird die Baugenehmigung bei der Baubehörde beantragt und die Einreichpläne eingeholt. In der dritten Woche werden Fundamente und Anschlüsse geplant währen der Rohbau der Wohnbox in der Fabrik angefertigt wird.

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In der vierten Woche erhält der Kunde Einblick über die ausgewählten Materialien im Ausbau und in der fünften Woche findet der Transport auf dem Sattelschlepper statt. Handwerker schließen die Box dann in 5Std. an das Strom- und Wassernetz an.

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Was kann man aus der Analyse bis jetzt entnehmen? Dass Su-Si (doch) nicht an allen Orten aufgestellt werden kann. Es ist immer noch ein Anschluss an das Wasser und Stromnetz notwendig (Strand) ein Kran zum Transport (Skyline), Fundamente (Tiefschnee) und weist eine geringe Wärmespeicherfähigkeit, Verschattung und Ventilationsmöglichkeit auf (Wüste). Im Voralberg jedoch scheint diese Box in allem Sinne seinen Ort gefunden zu haben.

http://www.su-si.at/ , bearbeitet,

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Einen Blick nun auf die Dimensionierung des Innenraumes: Die Standart-Ausführung enthält eine Wohnfläche von 43m² und ist für Singles oder Paare gedacht. Trennwände sind flexibel setzbar oder auslassbar, sodass ein durchgehender Raum entsteht, der auch anderswertig als Büro, Ausstellungsraum, Hausanbau, Atelier etc. genutzt werden kann.

Bad/WC Haustechnik Gardarobe Küchenzeile Küchenblock Eingang Esstisch Pelletofen Fensterregal Couch TV-Sideboard Bett Schrank

Infomaterial von Johannes Kaufmann Architektur, zu erwerben auf: http://www.su-si.at


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Büro

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Andere Variationen sehen Erweiterungen sowohl vertikal, als auch horizontal vor. Wegen der Pfosten-Riegel-Konstruktion können Öffnungen flexibel gesetzt und somit mehere Boxen miteinander verbunden werden.

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Infomaterial von Johannes Kaufmann Architektur, zu erwerben auf: http://www.su-si.at/

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Die Variation spiegelt sich auch im Äußeren der Box wieder. Hier sind nicht nur die verschiedenen Öffnungsgrößen erkennbar, sondern auch die verschiedenen Verkleidungen jeweils immer in Holz. Kaufmann Architekten bieten hier ein breites Sprektrum an.

http://kaufmannzimmerei.users.aboliton.at/index.php?id=39

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Oskar Leo Kaufmann setzte die Entwicklung des modularen Baukastens fort und führte somit das System 3 ein, was in der Austellung “Home Delivery” vom MoMA in 1:1 präsentiert wurde. Er stellte sich dabei eine ganze Stadt von stapelbaren Boxen vor, abbaubar, transportierbar und nutzungsneutral.

Bergdoll Barry, Home Delivery, Birkhäuser 2008, New York, S.214-223

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Generell ist somit festzuhalten, dass der Protoyp Su-Si eine beliebig erweriterbare Raumzelle ist, die sowohl vertikal, als auch horizontal an andere dergleichen Zellen angeschlossen werden kann. Dies geschieht durch die flexible Setzung der Öffnungen in der Pfosten-Riegel-Konstruktion oder in der Dach/Boden Ebene, die alle nach dem strengen 60cm Raster moduliert sind. Der Grundriss weist die Dimensionen zweier aneinandergelegten nutzungsneutralen Räumen (nach DIN) und kann somit beliebige Funktionen aufnehmen.

eigenhändig angefertigt

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Dieser Prototyp der Kaufmann Architekten profitiert also maximal von der 100% Vorfabrikation, da alle Elemente millimetergenau aufeinander abgestimmt sind, und auch von der Materialwahl Holz, da dieses verschiedene Konstruktionsarten im gleichen System und präzise Anfertigungen zulässt. Su-Si verkörpert beispielhaft den Gedanken der mobilen Architektur, wird also immer am Nutzer und nie am Ort gebunden sein werden.

eigenhändig angefertigt


weiterführende Links Offizielle Seite von Su-Si http://www.su-si.at/

Initiatoren des Projektes, Johannes und Oskar Leo Kaufmann http://www.jkarch.at/ http://www.olkaufmann.com/

Kaufmann Zimmerei

http://www.kaufmannzimmerei.at/

Kaufmann Bausysteme

http://www.kaufmannbausysteme.at/

SuSi auf nextroom

http://www.nextroom.at/building.php?id=2870

SuSi im Artikel “Architektur auf dem Holzweg?” von K. Zweifel

http://www.forum-holzbau.ch/pdf/architektur_auf_dem_holzweg-Zweifel.pdf

SuSi im Artikel “Putting the Fab in Prefab” von NYTimes http://www.nytimes.com/2002/09/26/garden/putting-the-fab-in-prefab.html?pagewanted=all

Video zur Produktion von System 3

http://kaufmannzimmerei.users.aboliton.at/index.php?id=74

Vortrag von Kaufmann im MoMA über System 3 https://vimeo.com/18131002

Offizielle Seite des Home Delivery Projektes von MoMA http://www.momahomedelivery.org/

walkthrough im System 3 von MoMA

http://www.moma.org/explore/multimedia/videos/13

weiterführende Literatur Gössel Peter, Prefab Houses, Taschen 2010, Köln, S.216-219 Bergdoll Barry, Home Delivery, Birkhäuser 2008, New York, S.214-223 o.V., “(H)ausgepackt und Fertig", in: BDZ 08/2009, S.26-30 o.V. “Viviendas transportables Fred y Su-Si”, in: TECTONICA 13, 2001, S.78-83


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