Kohlekumpel: Magazin, Zeitung und Internet

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Rheinischer Merkur · Nr. 10 / 2008

Rein in den weißen Kittel STEINKOHLE Dem Bergbau an der Saar droht das vorzeitige Aus. Mehr als 3000 Kumpel könnten bald einen

neuen Job suchen. Manche haben ihn schon gefunden Von Jan Thomas Otte

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rüher schippte Lars Laval im Bergwerk Steinkohle aufs Fließband, rund 1700 Meter unter Tage in Dunkelheit und Hitze. Seine Arbeitsbereiche waren der Flözvortrieb, Kohleabbau und der Förderkorb. Doch für ihn ist mit dem Schuften in finsteren Schächten schon länger Schluss. Lars Laval arbeitet heute am Klinikum Saarbrücken – als Krankenpfleger auf der Station für Innere Medizin. Viele Kumpel könnten es ihm bald nachtun. Nach dem schweren Grubenbeben, das Ende Februar mit der Stärke 4 auf der Richterskala die saarländische Primsmulde erschütterte, steht die Kohleförderung in dem kleinen Bundesland möglicherweise vor dem baldigen Aus. Mehr als 3000 Bergleute bangen um ihre Jobs, die spätestens Ende 2018, wenn die staatliche Kohleförderung ausläuft, in jedem Fall verlieren werden (siehe Kasten). Wie die meisten von ihnen ist auch Laval in der Montanregion mit der Steinkohle groß geworden. Bereits sein Vater war Bergmann. „Da lag die Grube natürlich nahe“, sagt Laval über seine Berufswahl. Nun arbeitet er schon seit elf Jahren im Saarbrücker Klinikum als Krankenpfleger, ein Jahr länger als er im Schacht geschuftet hat. Seinem alten Job weint er keine Träne nach. „Ich habe geschippt und malocht, aber nach acht Stunden Schicht reichte das meinem

Geist nicht mehr.“ Die Umschulung zum Krankenpfleger ist eines von vielen Projekten, das ehemaligen Bergleuten den Weg in neue Berufe erleichtern soll. Organisiert hat dies in Saarbrücken Theo Bilsdorfer, Jobvermittler von der RAG Deutsche Steinkohle AG, gemeinsam mit dem Saarbrücker Klinikum. Dass es mit Kohlekratzen, Abraumschaufeln und kilometerlangem Bohren unter Tage spätestens 2018 bundesweit endgültig vorbei sein wird, ist seit dem Kohlegipfel vor einem Jahr bekannt. Doch durch das heftige Erdbeben vor rund zwei Wochen hat sich die Lage für die Bergleute im saarländischen Ensdorf nochmals verschärft. Politiker und Gewerkschaften beraten über einen sozialverträglichen Personalabbau, Umschichtungen und Subventionen in Milliardenhöhe. Unter der Erde in Hitze, Staub und Schmutz sind die Bergleute dagegen schon oft weiter als oben am sauberen Tisch. Viele haben damit begonnen, sich aktiv um ihre berufliche Zukunft im Tageslicht zu

kümmern. Bernhard Hoffmann, ein schlanker Mann Anfang 40, machte in den Jahren auf der Grube und in der Zeit danach gleich mehrere Karrieren. Er, der als Mechaniker angefangen hatte, avancierte im Bergbau zum Ingenieur. Und bei einem Kunststoffhersteller brachte er es mit viel Fleiß zum Bereichsleiter. Nach einem Auslandsaufenthalt in den USA, Umgeschult: Früher hat Ortwin Schwinn unter Tage geschuftet. Jetzt arbeitet er als Krankenpfleger. wo Kohle wesentlich billiger im Tagebau gefördert wird, arbeitet Hoffmann heute als technischer Leiter bei einem Großkonzern im Saarland. Sein Erfolgsrezept? „Man muss einfach seinen Hosenboden hochkriegen, dann packt man das“, sagt der ehemalige Bergmann mit ehrgeizigen Zielen ganz pragmatisch. Sein älterer Bruder Gerold Hoffmann arbeitet noch als Steiger, unten in der Grube. Momentan muss er, nach dem vergangenen Erdbeben, Bereitschaftsdienst leisten, um die Sicherheit trotz Maschinenstopp zu gewähren. Spätestens nach dem endgültigen Kohleausstieg will er sich als Heilpraktiker selbstständig machen. Die Ausbildung dafür hat er berufsbegleitend schon in der Tasche: „Man muss kreativ sein, auch unter Tage“, sagt Hoffmann. Seine Affinität zu Bodenschätzen wird er dabei nicht verlieren: Nebenbei arbeitet er hobbymäßig als Goldschmied. Qualmende Schornsteine, surrende Fördertürme und krachende Vortriebsmaschinen sind momentan nicht zu sehen. Trotzdem wird hier gearbeitet. Jörg Himbert schiebt Notdienst zwischen Nordschacht und Saarlouis. Der kräftige Mann mit dem Schnurbart ist Mitte 40, hat breite Arbeiterschultern und große Hände, die anpacken können. Er gehört zu den rund 250 Beschäftigten, die wie Gerold Hoffmann derzeit für die Sicherheit unter Tage sorgen. Unter der Erde sei das Betriebsklima rauer geworden. Die Kameradschaft und der innere Zusammenhalt sei heute nicht mehr so wie früher, als man 1997 mit Zehntausenden Kollegen in Bonn gegen längst vollzogene Zechenschließungen protestiert habe, berichtet der Bergmann. „Das mit der letzten Erschütterung war einfach nur Mist. Wir dachten eigentlich, auf dem richtigen Weg zu sein. Dann kam dieser Genickbruch“, sagt Gerold Hoffmann. „Klar hat auch unser Betrieb Fehler gemacht, aber nicht die Bergleute an der Front. Die machen einfach nur ihre Arbeit“, erklärt der Steiger mit ernster Miene. Die Zeiten ändern sich, doch manches bleibt wie es früher war. Angekommen im neuen Job, sei die alte Kameradschaft aus der Grube aber geblieben, findet ExBergmann Ortwin Schwinn: „Bloß der schwarze Dreck ist weg aus dem Gesicht, der Weg zur Arbeit ist länger geworden und ich habe jeden Tag neue Menschen um mich rum.“ Er hat wie Laval die Umschulung zum Krankenpfleger absolviert und ist mit seinem Beruf zufrieden. „Der Job fordert mich, man muss täglich offen für neue Patienten sein“, beschreibt der 42-Jährige den Unterschied zum Kohlefördern. Wie es konkret mit der Saargrube weitergeht, ist für die meisten Beschäftigten noch unklar. Ein klares Programm zum Stellenabbau der unter Tage noch rund 4000 Beschäftigten fehlt bislang. „Wir warten auf einen Plan vom Bund, der Klarheit über den beschlossenen Subventionsabbau verschafft“, sagt Jobagent Bilsdorfer. Die Arbeiter seien im Durchschnitt 43 Jahre alt, mitten im Berufsleben und mit Familie. Die älteren Bergleute versuchten noch in die Rente zu kommen. Unter Tage können Kumpel bereits mit 50 in den Ruhestand gehen, wegen der harten körperlichen Arbeit.

CYAN

MAGENTA

Nummer: 10, Seite: 14

Junge Bergmänner gibt es dagegen schon lange nicht mehr. Frisch ausgebildet arbeiten in der Saargrube nur noch Mechatroniker, einem im Jahre 2000 neu geschaffenen Zukunftsberuf an der Schnittstelle von Mechanik und Elektronik. „Wir bilden nur noch aus, was auch nach 2018 ein gefragter Job sein wird”, sagt Bilsdorfer. Der Mechatroniker könne auch nach dem Kohlenbergbau vermittelt werden – ohne Umschulung. Die RAG Bildung unterstützt die Umschulungen früherer Grubenarbeiter, deren erste Ausbildung heute keinem marktfähigen Beruf mehr entspreche. Weitere Gelder kommen dafür aus dem Europäischen Sozialfonds. Vermittler wie Theo Bilsdorfer akquirieren neue Jobs und laden potenzielle Arbeitgeber

und Mitarbeiter zu Gesprächen ein, um den Umschülern unter die Arme zu greifen. Für Umschulungen hat die DSK Saar vom kleinen Zerspanungsbetrieb bis zum chemischen Großkonzern ein Netzwerk mit über 300 Unternehmen in der Region aufgebaut. Die Palette an Jobangeboten reicht dabei vom Altenpfleger, Landschaftsgärtner und Gabelstapler-Fahrer bis hin zum Wirtschaftsberater in einer Führungsposition. Es werden auch Seminare zur Existenzgründung angeboten, um den Personalabbau sozialverträglicher zu machen. Die Erfolgsquote in der Vermittlung liege bei rund 80 Prozent, sagt Bilsdorfer. Doch eine Beschäftigungsgarantie für die Noch-Beschäftigten in der Saargrube kann er nicht geben. 2007 habe er rund 100 ehemalige Bergleute erfolgreich in einen neuen Beruf vermitteln können.

FOTO: JAN THOMAS OTTE

Seit 1990 seien es insgesamt mehr als 5000 Menschen gewesen, die mit seiner Unterstützung ihr Berufsleben umgekrempelt hätten. Kritische Stimmen halten dagegen, dass der Weg aus der Grube für viele Kameraden auf lange Sicht trotzdem in die Arbeitslosigkeit führte. So wurden im Ruhrgebiet im Wirtschaftsboom viele Mitarbeiter von Unternehmen wie Siemens in Kamp-Lintfort übernommen – und bald darauf bei schwächelnder Konjunktur wieder entlassen. „Die Entscheidung für den neuen Beruf muss deswegen gut überlegt sein, denn eine Rückkehr zur Deutschen Steinkohle ist ausgeschlossen“, sagt Grubenarbeiter Hilbert. Das passende Angebot für neue Berufe bekommt er über die Jobbörse „Jobexplorer“, eine Datenbank, die Profile aller DSK-Beschäftigten sammelt – auch außerberufliche Qualifikationen, Hobbys und soziales Engagement fehlen dabei nicht. Schon bei einigen Kameraden seien diese Fähigkeiten der entscheidende Faktor gewesen, um einen neuen Job zu bekommen, sagt Hilbert. „Wir liefern den Unternehmen auf Anfrage bereits die passenden Leute”, sagt Bilsdorfer. Das Erfolgsgeheimnis der Vermittlung sei einfach. Intensive Telefongespräche und Kaffeetrinken mit den Arbeitgebern. Er hofft, noch mehr ehemaligen Kumpels einen neuen Job zu vermitteln. Die Geschichten von Lars Laval, Ortwin Schwinn und den Kohlebrüdern Bernhard und Gerold Hoffmann sind nur einige mutmachende Beispiele, die zeigen, dass es ein Arbeitsleben nach der Steinkohle gibt.

EVONIK-VERKAUF: REICHT DAS GELD?

Bald wird der Abbau von Steinkohle in Deutschland Geschichte sein. Ende 2018 laufen die Subventionen für den deutschen Bergbau aus. Wie es bis dahin mit der erdbebengefährdeten Zeche an der Saar weitergeht, will der RAG-Aufsichtsrat am 2. April entscheiden. Auch nach seinem Ende verursacht der Bergbau Kosten, die sogenannten Ewigkeitskosten. Sie entstehen unter anderem

Abschied: Bis Ende 2018 werden alle acht FOTO: RAG deutschen Zechen stillgelegt.

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dadurch, dass in den ehemaligen Fördergebieten das Grundwasser regelmäßig abgepumpt werden muss. Für Deutschland wird ihre Höhe auf rund 13 Milliarden Euro geschätzt. Bezahlt werden sollen sie zum Teil mit den Einnahmen aus dem Verkauf der Evonik. Der Industriekonzern bündelt die sogenannten weißen Teile der alten RAG: Strom, Immobilien und Chemie. Alleinige Eigentümerin des Unternehmens ist die RAG-Stiftung. Der Finanzierungsplan geht allerdings nur auf, wenn die Transaktion mindestens fünf Milliarden Euro in die Kasse der Kohlestiftung spült. Um möglichst viel aus Evonik herauszuholen, fahren die Beteiligten zweigleisig. Das heißt: Es werden parallel ein Börsengang des Unternehmens sowie der Verkauf von Anteilen an einen Investor geprüft. Derzeit spricht vieles für die Umsetzung der zweiten Option. Damit sich ein „Going Public“ lohnt, müsste nämlich der Dax stabil über 7000 Punkten liegen. Das ist aktuell nicht der Fall. Sollte sich Evonik trotzdem zum jetzigen Zeitpunkt aufs Parkett wagen, drohen hohe Einbußen bei den Einnahmen. Als mögliche Käufer eines 25-prozentigen Konzernanteils gelten unter anderem die Beteiligungsgesellschaften Blackstone und Permira. Sollte einer von ihnen zum Zuge kommen, könnte die Kohlestiftung von 2009 an weitere 50 Prozent der Anteile an die Börse bringen. Die restlichen 25 Prozent sollen langfristig bei der Stiftung verbleiben, deren Kuratorium mit Vertretern der Bundes- und Landesregierung sowie der Gewerkschaften besetzt ist. sli

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NACHRICHTEN

Info zu Auslandsdiensten für freiwillige Helfer Saarbrücken. Internationale Freiwilligendienste, beispielsweise in Russland, Portugal oder Brasilien, sind eine interessante Möglichkeit für junge Menschen, neue Erfahrungen zu sammeln. Das Evangelische Jugendwerk an der Saar stellt in einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 12. Juni, um 17 Uhr im Gemeindezentrum Alte Kirche in Saarbrücken Freiwilligenprogramme vor. So gibt es auch die Möglichkeit, den Zivildienst im Ausland abzuleisten oder ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem europäischen Land zu verbringen. red

Vortrag über Rheuma im Medizinzentrum Saarbrücken. „Rheuma – was

gibt’s Neues?“ heißt ein Vortrag von Dr. Werner A. Biewer. Er beginnt am Mittwoch, 13. Juni, um 19 Uhr im Medizinzentrum Rotenbühl, Scheidter Straße 110, in Saarbrücken. Die Teilnahme ist kostenlos. red

Diavortrag und Mitgliederversammlung Bübingen. Heute, 11. Juni, fin-

det um 18 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum in Bübingen, Ecke Rebenstraße/ Mühlenweg, die Mitgliederversammlung des Vereins Guarani-Hilfe statt. Die Tagesordnung sieht von 18 bis 19 Uhr eine Vorstellung des Selbsthilfeprojektes und einen Reisebericht vor. Im Anschluss findet die eigentliche Mitgliederversammlung statt. red Produktion dieser Seite: Frank Kohler Thomas Feilen

STADTVERBAND

SBM/SUL/VK/KÖ

MONTAG, 11. JUNI 2007

Von der Bergmannskluft in den Klinik-Kittel Tausende brauchen Perspektiven für die Zeit nach der Grube Der Journalist Jan Otte war als Stipendiat der Konrad-Adenauer-Stiftung in Saarbrücken. Er sprach mit Bergleuten, die noch unter Tage arbeiten. Und er redete mit Menschen, die einst in der Grube gearbeitet haben, über ihren neuen Beruf. Von Jan Otte

Saarbrücken. Früher baute Lars Laval im Bergwerk mit Schaufel und Spitzhacke rund 1700 Meter unter Tage Steinkohle ab. In Dunkelheit, Staub und Dampfbadklima. Seine Arbeitsbereiche waren der FlözVortrieb, der Kohleabbau und das Fließband zum Förderkorb. Heute ist er Krankenpfleger im Klinikum Saarbrücken. Lars Laval ist einer von rund hundert Bergmännern, die ihre schwarze Schutzkleidung gegen weiße Klinikklamotten getauscht haben. Der 36-Jährige ist mit der Steinkohle groß geworden. Bereits sein Vater war Bergmann. „Da lag die Grube nahe“, sagt Laval über seine Berufswahl. Laval arbeitet seit zehn Jahren auf dem Winterberg in Saarbrücken als Krankenpfleger. So lange, wie er auch im Schacht gearbeitet hat: „Ich habe geschippt und malocht, aber nach acht Stunden Schicht reichte mir das nicht mehr aus“, sagt der ehemalige Bergmann.

20 000 Stellen sind weg Seit rund 250 Jahren wird im Saarland Steinkohle abgebaut. Seit 1980 sind im Saarland bereits mehr als 20 000 Jobs im Bergbau gestrichen worden. Allein seit 1996 wurden die Gru-

Lars Laval bei der Arbeit im KliFoto: Otte nikum Saarbrücken.

benbelegschaften von 15 000 auf 5800 Mann verringert. Der im Februar zwischen dem Bund und den Kohleländern Saarland und Nordrhein-Westfalen ausgehandelte Kompromiss sieht einen Ausstieg aus der Steinkohleförderung bis 2018 vor. Über hundert Bergarbeiter sind im Saarland seit 1995 zum Krankenpfleger umgeschult worden. Organisiert haben dies die Deutsche Steinkohle und das Klinikum Saarbrücken. Die stickige Grube vermisst Laval nicht. Der alte Beruf war für ihn aber von Vorteil: Disziplin und Lebenserfahrung hat er mit in seinen neuen Job genommen. „Auch grobe Hände können pflegen und zupacken“, sagt Laval. Die Patienten sind mit den umgeschulten Krankenpflegern zufrieden: „Bei denen merkt mann, dass sie voll in ihrem Beruf sind, statt rumzustehen“, sagt eine Patientin auf der Station für Innere Medizin.

Bernhard Hoffmann, 40, machte in den Jahren auf der Grube und in der Zeit danach gleich mehrere Karrieren. Er, der als Mechaniker angefangen hatte, avancierte im Bergbau zum Ingenieur. Und bei einem Kunststoffhersteller brachte er es mit viel Fleiß zum Bereichsleiter. Nach einem Auslandsaufenthalt arbeitet Hoffmann heute als technischer Leiter bei einem Großkonzern im Saarland. Sein Erfolgsrezept? „Man muss einfach seinen Hosenboden hochkriegen, dann packt man das“, sagt der ehemalige Bergmann. Sein Bruder Gerold Hoffmann arbeitet noch heute als Steiger in der Grube. Nach dem beschlossenen Kohleausstieg bis 2018 will er sich als Heilpraktiker selbstständig machen. Die Ausbildung dafür hat er berufsbegleitend schon in der Tasche: „Mann muss kreativ sein, auch untertage“, sagt Hoffmann. Seine Affinität zu Bodenschätzen wird er nicht verlieren: Nebenbei arbeitet er hobbymäßig als Goldschmied.

Umziehen für die letzte Schicht: Tausende von Bergleuten mussten und müssen sich noch eine neue Existenz aufbauen. Foto: dpa

3900 Bergleute schafften schon den Jobwechsel Automobilzulieferer, Speditionen und Chemiefirmen sind die neuen Arbeitgeber Saarbrücken. Nicht nur die Krankenpflege eröffnet Bergleuten Perspektiven. Es gab Umschulungen zu Chemielaboranten, Informatikern, zu Konstrukteuren für Automobilzulieferer, zu Logistfachkräften, Personalkaufleuten oder ITSpezialisten. Insgesamt sind

bereits rund 3900 Mitarbeiter von der Deutschen Steinkohle in Saarbrücken vermittelt worden. Viele Einzelvermittlungen prägen neben dem traditionellen Vorruhestand den Personalabbau. „Wir haben mit viel Fantasie getan, was möglich ist, damit niemand ins Bergfreie

fällt“, sagt Theo Bilsdorfer, Arbeitsvermittler bei der Deutschen Steinkohle. Ein Programm zum Stellenabbau für die noch 5700 Beschäftigten gebe es nicht. Man warte auf einen Plan des Bundes für Klarheit über den beschlossenen Subventionsabbau.

E Familienanzeigen Trauern heit: nicht lautes Klagen, trauern heit: liebevolles Erinnern.

Margaretha Both

P]ttlingen

Du hast den Lebensgarten verlassen, doch Deine Blumen bl]hen weiter.

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

Hildegard Brandel

* 17. 10. 1929  8. 6. 2007 Er hat unser Leben mit Freude erf]llt.

In Liebe und Dankbarkeit nehmen Abschied: Willi Rainer und Sabine G]nter und Tanja Enkelkinder: Peter, Birgit, Christoph, Katja, Susanne und Marvin sowie alle Anverwandten und Freunde

Beerdigungsinstitut Urban Besch, P]ttlingen, Marktstrae 39

In Erinnerung an

Hans Mayer

geb. Jungmann * 25. 7. 1914  9. 6. 2007

Wir beten f]r die Verstorbene am Dienstag, dem 12. Juni 2007, um 18.30 Uhr in der katholischen Pfarrkirche Liebfrauen. Das Sterbeamt ist am Mittwoch, dem 13. Juni 2007, um 14.30 Uhr in der katholischen Pfarrkirche Liebfrauen; anschlieend Beerdigung auf dem Friedhof Engelsfeld. Von Beileidsbezeigungen am Grab bitten wir hˇflich abzusehen.

Herr, Dein Wille geschehe.

66663 Tholey

Erika Mayer Dr. Thomas und Angela Mayer Christoph Mayer Andrea Mayer und Rupert Platz Jonas, Clara, Leo, Thekla, Uta, Gero, Fanny und Linus Paula (geb. Mayer) und Alfred Stein Gerlinde und Hubert Lang Franz und Marianne Holzhauser

Das Totengebet ist am Dienstag, dem 12. Juni 2007, um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Mauritius in Tholey. Das Sterbeamt feiern wir am Mittwoch, dem 13. Juni 2007, um 14.30 Uhr in der Tholeyer Pfarrkirche, die Beisetzung findet anschlieend auf dem Friedhof in Tholey statt.

Nun ist es Abend, nun ist es genug, jetzt nimm mich, Herr, in Deine H¡nde. Es war so schwer, als ich mich selber trug, nun tr¡gst Du mich in Liebe ohne Ende

geb. Becker * 21. 7. 1927  6. 6. 2007 In tiefer Trauer nehmen Abschied: Inge, Miriam und Walter Brandel Anneliese und Tatjana Brandel Christel Brandel 66119 Saarbr]cken, Irgenhˇhe 4 Die Trauerfeier mit anschlieender Urnenbeisetzung findet am Mittwoch, dem 13. Juni 2007, um 14.30 Uhr auf dem Friedhof in Ommersheim statt. Beerdigungsinstitut Helmut Wannemacher, Ommersheim

,,HEUTE 13.30 UHR“

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von

Edith Zell Bertram Mayer * 31. 1. 1935  9. 6. 2007 In tiefer Trauer: Gertrud Mayer geb. Schneble Bertram Mayer jun. Bettina Mayer Annerose mit Patrick Die Enkelkinder Jennifer und Stefanie sowie alle Anverwandten 66571 Wiesbach Das Totengebet beten wir heute, am 11. Juni 2007, um 18.30 Uhr in der Pfarrkirche Wiesbach. Das Sterbeamt ist am Dienstag, dem 12. Juni 2007, um 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Wiesbach; anschlieend die Beerdigung. Beerdigungsinstitut J. Klein @ Sˇhne, Wiesbach

* 1. 5. 1928  9. 6. 2007 In stiller Trauer: Lutwina Zell Dieter und Heidi Zell sowie alle Anverwandten

Annahmeschluss für Traueranzeigen.

66740 Saarlouis, Groer Markt 25 Das Totengebet findet heute Montag, den 11. Juni 2007, um 18.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Ludwig, Saarlouis, statt. Das Sterbeamt ist am Dienstag, dem 12. Juni 2007, um 11.00 Uhr; anschlieend die Beerdigung auf dem Friedhof Neue Welt, Saarlouis. Bestattungen Hans Blasius, Provinzialstrae 122, Saarlouis—Lisdorf

Tel. (06 81) 5 02 - 5 03


Rein in den sauberen Kittel (Politreport, NZZ Online)

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http://www.nzz.ch/nachrichten/politreport/rein_in_den_sauberen_kittel...

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Donnerstag, 05. November 2009, 14:55:37 Uhr, NZZ Online

Nachrichten › Politreport 4. November 2009, 16:42, NZZ Online

Rein in den sauberen Kittel Nach dem Regierungswechsel in Deutschland deutet sich auch eine Änderung in der Energiepolitik an Nach dem Wahlsieg für CDU und FDP in Deutschland könnten die Laufzeiten der Atmkraftwerke verlängert werden. Das der Ausstieg aus der atomaren Energieerzeugung irgendwann kommt steht aber nicht zur Debatte. Auch die Kohlesubventionen laufen demnächst aus

Früher hat Ortwin Schwinn unter Tage geschuftet. Jetzt arbeitet er als Krankenpfleger. (Bild: Jan Thomas Otte)

Jan Thomas Otte (politReport) Die Rot-Grün Bundesregierung unter Kanzler Schröder leitete einst den Atomausstieg ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht von einer „Überbrückungstechnologie“ wenn sie von der Atomkraft redet. Dabei betont sie stets die Sicherheit der Energieversorgung für Deutschland. Rund um Deutschlands Grenzen werden neue Atomkraftwerke gebaut. In den Koalitionsverträgen die in Berlin verhandelt werden dürften daher auch längere Laufzeiten für die Deutschen Kraftwerke stehen. Auch die Kohlesubventionen laufen bis 2018 aus. Laut einer aktuellen Umfrage von infratest dimap trauen 35 Prozent der Bundesbürger der CDU die größten Kompetenzen im Bereich Energiepolitik zu. Bei der SPD sind waren es dagegen nur 15 Prozent. Dabei verfügt die Bundesrepublik über große Kohlevorkommen. Doch diese liegen in großen Tiefen im Ruhrgebiet und im Saarland. Dort werden sie zwar gefördert, doch mit den Milliardensubventionen für den unwirtschaftlichen Abbau wird spätestens 2018 Schluss sein. Mit rund 80.000 Euro Steuergeldern unterstützte die Bundesrepublik jeden Arbeitsplatz eines Bergmanns. Unterstützer des Bergbaus rechtfertigen das vor allem mit der Unabhängigkeit der Energieversorgung. Die deutsche Bundesregierung, Industrie und Gewerkschaften streiten weiter über neue Arbeitsplätze. Während die Bergleute manchen neuen Job schon gefunden haben. Wie das Beispiel Saarland zeigt. Vom Bergwerk ins Klinikum Früher schippte Lars Laval hier im Bergwerk Steinkohle aufs Fließband, rund 1700 Meter unter Tage in Dunkelheit und Hitze. Seine Arbeitsbereiche waren der Flözvortrieb, Kohleabbau und der Förderkorb. Heute arbeitet Laval am Klinikum Saarbrücken – als Krankenpfleger auf der Station für Innere Medizin. Nach dem schweren Grubenbeben, das 2008 mit der Stärke 4 auf der Richterskala die saarländische Primsmulde erschütterte, steht die Kohleförderung endgültig vorm Aus. Trotz hitziger Debatten sind viele Menschen in der ehemaligen Montanunion mit der Steinkohle groß geworden. Heute erleben sie den Strukturwandel hautnah. Ob im Ruhrgebiet, der Region Sheffield in Großbritannien oder an der französischen Grenze. Bereits Lavals Vater war Bergmann. „Da lag die Grube natürlich nahe“, sagt er über seine Berufswahl.Er hätte wie seine Kollegen auch in die restlichen Gruben im Ruhrgebiet gehen können. Seinem alten Job weint er aber keine Träne nach: „Ich habe geschippt und malocht, aber nach acht Stunden Schicht reichte das meinem Geist nicht mehr.“ Die Umschulung zum Krankenpfleger ist eines von vielen Projekten, das ehemaligen Bergleuten den Weg in neue Berufe erleichtern soll. Organisiert hat dies in Saarbrücken Theo Bilsdorfer, Jobvermittler von der RAG Deutsche Steinkohle AG. „Man muss einfach seinen Hosenboden hochkriegen, dann packt man das“ Viele der noch verbliebenen rund 3.000 Grubenarbeiter kümmern sich aktiv um ihre berufliche Zukunft – im Tageslicht. Bernhard Hoffmann, ein schlanker Mann Anfang 40, machte in den Jahren auf der Grube und in der Zeit danach gleich mehrere Karrieren. Er, der als Mechaniker

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Rein in den sauberen Kittel (Politreport, NZZ Online)

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http://www.nzz.ch/nachrichten/politreport/rein_in_den_sauberen_kittel...

angefangen hatte, avancierte im Bergbau zum Ingenieur. Und bei einem Kunststoffhersteller brachte er es mit viel Fleiß zum Bereichsleiter. Nach einem Auslandsaufenthalt in den USA arbeitet Hoffmann heute als technischer Leiter bei einem Großkonzern im Saarland. Sein Erfolgsrezept? „Man muss einfach seinen Hosenboden hochkriegen, dann packt man das“, sagt der ehemalige Bergmann pragmatisch, ehrgeizig. Sein älterer Bruder Gerold Hoffmann arbeitet noch als Steiger, unten in der Grube. Spätestens nach dem Kohleausstieg will er sich als Heilpraktiker selbstständig machen. Die Ausbildung dafür hat er berufsbegleitend schon in der Tasche: „Man muss kreativ sein, auch unter Tage“, sagt Hoffmann. Seine Affinität zu Bodenschätzen wird er dabei nicht verlieren. Nebenbei arbeitet er hobbymäßig als Goldschmied. Die Zeiten ändern sich, doch manches bleibt wie es früher war. Angekommen im neuen Job, sei die alte Kameradschaft aus der Grube aber geblieben, findet Ex-Bergmann Ortwin Schwinn: „Bloß der schwarze Dreck ist weg aus dem Gesicht. Der Weg zur Arbeit ist länger geworden.“ Er hat wie Laval die Umschulung zum Krankenpfleger absolviert, ist mit seinem Beruf und den vielen neuen Leuten zufrieden. „Der Job fordert mich, man muss täglich offen für neue Patienten sein“, beschreibt der 42-Jährige den Unterschied zum Kohlefördern. Das ist nach RAG Angaben auch das Durchschnittsalter der Arbeiter in der Grube. Die älteren Bergleute versuchten noch in die Rente zu kommen. Unter Tage können Kumpel bereits mit 50 in den Ruhestand gehen, wegen der harten körperlichen Arbeit.

Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/nachrichten/politreport/rein_in_den_sauberen_kittel_1.3971234.html Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung oder Wiederveröffentlichung zu gewerblichen oder anderen Zwecken ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von NZZ Online ist nicht gestattet.

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