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KDZ-Quicktest Neu: Mit Kennzahlen den

KDZ-Quicktest Neu

Mit Kennzahlen den Gemeindehaushalt analysieren. von Clemens Hödl

Clemens Hödl

Mit dem KDZ-Quicktest haben wir ein seit vielen Jahren bewährtes und erprobtes Kennzahlenset für das neue Haushaltsrecht adaptiert. Mit der Einführung der VRV 2015 sind Herausforderungen in Bezug auf die zugrunde liegenden Daten, die derzeit teilweise noch unzureichend zur Verfügung stehen, verbunden.

Wozu Kennzahlen für die Beurteilung heranziehen?

Kennzahlen bzw. Kennzahlensets verschaffen einen Überblick für eine Gemeinde und informieren schnell und einfach über den Stand eines Gemeindehaushalts. Diese Information ist für die Steuerung eines Gemeindehaushalts relevant, insbesondere dann, wenn auch die zukünftige Entwicklung in die Analyse mit einbezogen wird. Außerdem erleichtern Kennzahlen Vergleiche von Gemeinden unterschiedlicher Größe.

Weiters schaffen Kennzahlen Interpretationsbedarf. D.h. aus welchen Gründen hat sich beispielsweise der Gemeindehaushalt in den letzten Jahren verbessert oder verschlechtert bzw. weshalb hat die eigene Gemeinde einen stabileren Haushalt als die Nachbargemeinde. Schlussendlich verlangen Kennzahlen eine Schlussfolgerung, da die Berechnung nie nur Selbstzweck sein soll. Es gilt beispielsweise nachhaltig sicherzustellen, dass die positive Entwicklung der eigenen Gemeinde beibehalten bleibt oder von einer Nachbargemeinde zu lernen, damit die eigene Gemeinde in der Zukunft eine ähnliche stabile finanzielle Situation aufweist.

„Der KDZ-Quicktest erleichtert die mehrjährige Steuerung des Gemeindehaushalts.“

KDZ-Quicktest

Der KDZ-Quicktest ist ein Kennzahlenset, dass seit 20 Jahren in der Gemeindepraxis genutzt wird und erprobt ist. Der KDZ-Quicktest versucht Ausreißer in den Daten durch eine 10-Jahresperspektive zu identifizieren. Zehn Jahre bedeutet, vier vergangene Jahre, zwei aktuelle Jahre, d.h. aktueller Rechnungsabschluss und aktueller Voranschlag, und vier Prognosejahre aus der mittelfristigen Planung. Durch die Betrachtung von zehn Analysejahren fällt es zusätzlich leichter Trends im Gemeindehaushalt zu erkennen.

Die Einführung des neuen Haushaltsrechts hat die Adaptierung des KDZ-Quicktests zur Folge gehabt. Gleichzeitig hat es mit der VRV 2015 Brüche in den Zeitreihen gegeben. Daher haben wir uns entschieden in der Übergangsphase, d.h. bis ausreichend Daten im Ergebnishaushalt und dem Vermögenshaushalt zur Verfügung stehen, zwei Quicktests mit unterschiedlicher Datenbasis zu berechnen. Einerseits den finanzwirtschaftlichen Quicktest, basierend auf dem Finanzierungshaushalt und andererseits den KDZQuicktest Neu, für den die Datengrundlage alle Teile des Drei-Komponentenhaushalts der VRV 2015 bilden.

Finanzwirtschaftlicher Quicktest

Der finanzwirtschaftliche Quicktest hat den Vorteil, dass der Finanzierungshaushalt als durchgehende Zeitreihe ohne Bruch darge-

Kennzahl

Quote öffentliches Sparen (ÖSQ)

Freie Finanzspitze (FSQ)

Eigenfinanzierungsquote (EFQ)

Verschuldungsdauer (VSD)

Schuldendienstquote (SDQ)

Erklärung

Wie weit stehen Mittel aus der operativen Gebarung für die (teilweise) Finanzierung der Auszahlungen der investiven Gebarung zur Verfügung.

Die Kennzahl zeigt, wie weit die operative Gemeindetätigkeit und die dafür erforderlichen Investitionen mit eigenen Geldüberschüssen (Liquidität) finanziert werden können, d.h. den Überschuss nach Tilgungen und damit den Spielraum für neue Investitionsvorhaben.

Liefert Informationen darüber, wie weit die Auszahlungen der operativen und investiven Gebarung mit eigenen Mitteln finanziert werden können und inwieweit neue Fremdmittel aufgenommen werden müssen. Liegt die Kennzahl unter 100 Prozent, zeigt sich welcher Anteil der operativen und investiven Auszahlungen durch Fremdmittel bzw. durch vorhandene liquide Mittel bedeckt werden muss.

Die Kennzahl beurteilt, wie lange es braucht, um die Fremdmittel der Gemeinde zu tilgen, ohne neue Schulden aufzunehmen. Bei der Berechnung wird angenommen, dass der gesamte Saldo aus der operativen Gebarung zur Tilgung der Fremdmittel verwendet wird.

Die Kennzahl zeigt, welcher Anteil der Abgaben für den Schuldendienst einzusetzen ist.

Tab. 1: Kennzahlen des finanzwirtschaftlichen Quicktests. Quelle: KDZ, 2021.

stellt werden kann. Dies ist möglich, da die IST-Daten aus der VRV 1997 in die Logik der VRV 2015 übergeleitet werden können und somit der Finanzierungshaushalt auch vor dem Jahr 2020 abgebildet werden kann.1 Der Finanzierungshaushalt stellt daher die Verbindung von der VRV 1997 ins neue Haushaltsrecht dar. Dadurch ist die Berechnung von Kennzahlen für mehrere Jahre möglich, wodurch Trends und Ausreißer leichter erkannt werden können.

Das Kennzahlenset des finanzwirtschaftlichen Quicktests besteht aus den bereits bekannten und erprobten fünf Kennzahlen Quote öffentliches Sparen (ÖSQ), Freie Finanzspitze (FSQ), Eigenfinanzierungsquote (EFQ), Verschuldungsdauer (VSD), Schuldendienstquote (SDQ). Für nähere Informationen siehe Tabelle 1.

KDZ-Quicktest Neu

Für den KDZ-Quicktest Neu werden der Ergebnishaushalt, Finanzierungshaushalt und der Vermögenshaushalt als Datengrundlage herangezogen. Das hat derzeit noch den Nachteil, dass für den Ergebnishaushalt und den Vermögenshaushalt nur Daten des Jahres 2020 zur Verfügung stehen, da für diese beiden Haushalte eine Überleitung aus der VRV 1997, wie für den Finanzierungshaushalt, nicht möglich ist. Da für die beiden genannten Haushalte Daten für nur ein Jahr zur Verfügung stehen, ist es nicht möglich Trends oder Ausreißer zu erkennen. Daher wird der KDZ-Quicktest Neu erst in den folgenden Jahren an Bedeutung gewinnen, wenn die Datengrundlage auf einer breiteren Basis steht. Der Vorteil des KDZ-Quicktest Neu ist, dass mit diesem Kennzahlenset ein umfassenderes Bild der Gemeinde gewonnen wird.

Das Kennzahlenset des KDZ-Quicktest Neu besteht aus sieben Kennzahlen. Den bereits bekannten Kennzahlen des finanzwirtschaftlichen Quicktests, Freie Finanzspitze (FSQ), Eigenfinanzierungsquote (EFQ), Verschuldungsdauer (VSD) und Schuldendienstquote (SDQ) und den drei neuen Kennzahlen >

1 Die Überleitung der IST-Daten aus der VRV 1997 in die Logik der VRV 2015 wurde vom KDZ bereits auf der Transparenzplattform www.offenerhaushalt.at für alle Gemeinden durchgeführt und kann dort abgerufen werden.

Nettoergebnisquote (NEQ), Nettovermögensquote (NVQ) und Substanzerhaltungsquote (SEQ). Für weitere Informationen zu den drei neuen Kennzahlen siehe Tabelle 2.

Beim finanzwirtschaftlichen Quicktest werden den einzelnen Kennzahlen Punkte zugeordnet, die zu einer Gesamtpunkteanzahl und in weiterer Folge zu einer Gesamtnote für die Gemeinde verdichtet werden. Für den KDZQuicktest Neu ist ebenfalls eine Gesamtbewertung in Planung, allerdings wird dafür eine solide Datenbasis benötigt, sodass das Bewertungsschema auch anhand von Echtdaten überprüft werden kann. Daher wird es eine Gesamtnote für den KDZ-Quicktest Neu erst in den kommenden Jahren geben.

Herausforderungen

Bundesländerspezifika stellen eine Herausforderung für den KDZ-Quicktest dar, vor allem dann, wenn mit den errechneten Kennzahlen ein Vergleich mit einer Gemeinde eines anderen Bundeslandes durchgeführt werden soll.

Das Tool zum KDZ-Quicktest bietet die Möglichkeit bundeslandspezifische Besonderheiten zu bereinigen. Bei den bundesländerspezifischen Besonderheiten handelt es sich um die unterschiedliche Verbuchung von Bedarfszuweisungsmitteln, d.h. passivieren bzw. sofort ertragswirksam verbuchen, sowie den unterschiedlichen Umgang mit der Zuführung von der operativen Gebarung in die investive Gebarung.

Für Städte und Gemeinden ist das Tool zum KDZ-Quicktest downloadbar auf der Plattform www.praxisplaner.at. Fragen zur kostenlosen Registrierung bzw. Anmeldung auf www.praxisplaner.at richten Sie bitte an Daniela Rubelli (rubelli@kdz.or.at).

Für inhaltliche Fragen stehen Ihnen gerne MMag. Clemens Hödl (hoedl@kdz.or.at) und Robert Blöschl, MA (bloeschl@kdz.or.at) zur Verfügung. Wir würden uns sehr darüber freuen, von Ihnen Feedback oder auch Verbesserungsvorschläge für zukünftige Erweiterungen des KDZ-Quicktests zu erhalten.

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Kennzahl

Nettoergebnisquote (NEQ)

Nettovermögensquote (NVQ)

Substanzerhaltungsquote (SEQ)

Erklärung

Wie weit mit den laufenden Erträgen die kommunalen Dienstleistungen und die Infrastruktur bedeckt werden können. Ein positiver Wert heißt, dass dies erfüllt wird. Ein negativer Wert sagt aus, dass dies nicht der Fall ist, entweder weil die Mittelausstattung unzureichend für das Leistungsportfolio inkl. Infrastruktur ist oder dieses zu groß ist, um mit den bestehenden Erträgen bedeckt zu werden.

Die Kennzahl zeigt, wie weit das Vermögen mit eigenen Mitteln finanziert werden kann.

Die Kennzahl beurteilt, in welchem Ausmaß die getätigten Investitionen die Vermögenssubstanz erhalten.

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