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BEITRÄ GE

Jetzt handeln!

Positionieren, Sensibilisieren, Chancen und Potenziale der Digitalisierung nutzen.

von Klaus Wirth und Bernhard Krabina

Klaus Wirth E s gibt derzeit keinen Zweifel, dass die Digitalisierung der Städte und ihrer Organisationen rasch voranschreitet. Sie hat das Potenzial, einen weitreichenden Paradigmenwechsel in den Städten und Gemeinden einzuleiten. Sie wird erheblichen Einfluss darauf haben, wie wir zukünftig in unseren Städten und Gemeinden leben und arbeiten, wie die Kommunen mit ihren Stakeholdern interagieren, wie sie ihre Organisationen ausgestalten und wie die Menschen zukünftig in den kommunalen Organisationen arbeiten. Eine aktive Grundhaltung und eine ganzheit liche Perspektive, die sowohl die Stadt- als auch die Verwaltungsentwicklung berücksichtigt, sind für eine erfolgversprechende Auseinandersetzung mit der Digitalisierung in den Städten und Gemeinden notwendig.

Bernhard Krabina Anhand der folgenden drei Perspektiven möchten wir dies deutlich machen.

1. Die digitale Stadt Neue, durch Digitalisierung erst möglich gewordene Geschäftsmodelle, haben Auswirkungen auf unsere Städte und Gemeinden.

In den verschiedenen Politikfeldern entstehen immer neue Angebote und Lösungen, die maßgeblichen Einfluss auf die künftige Entwicklung einer Stadt haben: Z. B. Tourismus (Airbnb), Verkehr (Uber), Bildung (Open

Educational Resources, Fernunterricht),

Wirtschaft (Start-Ups), Umwelt (Smart City),

T echnologie (Blockchains, Big Data).

„Digitalisierung wird auf die Entwicklung der Stadt Einfluss nehmen.“

Aber auch in den klassischen Bereichen der Daseinsvorsorge entstehen neue Aufgaben im Sinne einer digitalen Daseinsvorsorge. Dazu zählen z. B. das Bereitstellen einer digitalen Basisinfrastruktur (Breitband-Internet, WLAN-Hotspots, EDV-Ausstattung), das Ermöglichen neuer Services (Public-SpaceServer , Labs) sowie Content (Open Data, Live-Streaming, Social-Media-Kanäle).

2. Bürgerservice –The Next Generation

Das Konzept des Bürgerservices, wie wir es heute kennen, ist rund 30 Jahre alt. Es fußt in weiten Teilen auf persönlichen Kontakten in einer Servicestelle. Die Digitalisierung ermöglicht eine grundlegende Reflexion dieses

Konzepts vor dem Hintergrund neuer technischer Möglichkeiten. Die Bürgerkarte/Handysignatur oder andere neue Formen der

Authentifizierung (Bürgerkonto 1 ) schaffen wichtige Voraussetzungen für einen weit reichenden Ausbau von Selbstbedienungsservices (z. B. derzeit schon online-Meldebestätigung) oder auch das Anbieten von ganz neuen automatisierten Auskunftssysteme mit Chat-Bots oder Sprachcomputern (mehrsprachige) „Rund-um-die-Uhr-Services“. Weil BürgerInnen derartige technische

Möglichkeiten aus dem Alltag kennen und in sehr unterschiedlichen Kontexten auch nutzen (z. B. Buchen von Hotels, Einkaufen,

E-Banking) sind sie gewohnt auf diese Art und Weise mit privaten Firmen zu interagieren. Sie erwarten sich von den Kommunen vergleichbare elektronische Servicequalitäten, wie eine aktuelle Studie aus Deutschland sehr klar zeigt (siehe Grafik Seite 5).

1 Die Vereinfachung der Amtswege mittels digitalisierter Behördengänge und das Schaffen eines Bürgerkontos sind auch Themen der gegenwärtig laufenden Koalitionsverhandlungen auf dem Weg zu einer neuen Bundesregierung [zu Redaktionsschluss]. (vgl. diepresse.com/home/innenpolitik/5326025/SchwarzBlau-plant-Buergerkonto-und-digitale-Identitaet?from=suche.intern.portal).

3. Digitalisierung kommunaler Managementbereiche

Welche Veränderungen in einzelnen Managementbereichen vor der Türe stehen, ist in den

Diskussionen in einer vom KDZ begleiteten und vom Österreichischen Städtebund ermöglichten Arbeitsgruppe zum zukünftigen

Personalmanagements sehr deutlich geworden. Die beteiligten Städte waren sich einig, dass alle personalwirtschaftlichen Prozesse zukünftig komplett IT-unterstützt erfolgen werden: Die Zukunft des Recruitings wird mit den

Begriffen zusammengefasst: einfach, schnell und mobil. Das bedeutet etwa, dass die Personalsuche über Jobbörsen erfolgt, Interessentinnen und Interessenten sich durch ihren elektronischen Job-Agenden (Abodienst) über passende Jobs informieren lassen und sich dann unmittelbar über ihr Mobiltelefon bewerben. Auch alle anderen Prozesse der

Personalverwaltung und -verrechnung werden mit entsprechenden elektronischen Verfahren abgewickelt..

„Recruiting und Jobbörsen über Smartphones bedeuten auch für Kommunen die nahe Zukunft.“

Jetzt Weichen stellen! In der gegenwärtigen Situation gilt es jetzt die entscheidenden Weichen zu stellen. Das bedeutet zuallererst die eigene Position zu klären und in einer digitalen Agenda respektive Digitalisierungsstrategie die unterschiedlichen Vorstellungen, Begriffe, Erwartungen und letztlich dann auch zukünftigen Entwicklungslinien zu beschreiben.

Dabei ist die Digitalisierung kein primär technisches Problem. Der mit der Digitalisierung einhergehende disruptive Wandel ist vor allem eine kommunalpolitische Herausforderung und eine anspruchsvolle Aufgabe der Organisationsentwicklung. Digitalisierung (oder auch „digitale Transformation“) ist „nicht weniger als die Neugestaltung der Verwaltung vor dem Hintergrund der veränderten technischen Möglichkeiten. Sie bietet die Chance, (…) Ressourcen effizienter und zielgenauer einzusetzen, Bürger und Unternehmen zu entlasten und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.“ 2

Es geht somit um grundlegende Veränderungen der Interaktion zwischen einer Stadt und ihren Stakeholdern, um gänzlich neue Formen der Arbeit. 3 >

Quelle: PwC-Studie „ Die vernetzte Verwaltung“ , 2017, www.pwc.de

Siehe Bertelsmann Stiftung: „Digitale Transformation der Verwaltung“, online in: www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/ did/digitale-transformation-der-verwaltung/ [Download:2017-11-15] Siehe dazu: Wien – digitale Agenda, Digitalisierungsstrategie des Landes Vorarlberg und des Gemeindeverbandes.

Das Thema muss erst einmal in die Köpfe der Menschen Der gesamte strategische Prozess sollte gleichlaufend auch dazu genutzt werden, die BürgerInnen und die MitarbeiterInnen für das Thema zu sensibilisieren und gleichzeitig keine Zweifel daran zu lassen, dass der Weg der Digitalisierung unausweichlich ist und es

DAS KDZ UNTERSTÜTZT SIE GERNE AUF IHREM DIGITALISIERUNGSPFAD

bei der Standortbestimmung und der Erarbeitung einer Entwicklung sstrategie, bei der Sensibilisierung der Führungskräfte und der MitarbeiterInnen (Workshops), bei der Erarbeitung von konkreten Lösungen für einze lne Leistungsbereiche (Innovationlab s) bei der V ermittlung von Kompetenzen zu Digitalisierung , Offenheit und Umgang mit Daten, bei der Begleitung von Pilotprojekten. jetzt gilt, die richtigen Weichen zu stellen und den Prozess gemeinsam zu gestalten. Dabei gilt es sowohl persönliche Sorgen (es werden Arbeitsplätze verloren gehen) als auch vorgeschobene Vermeidungsargumente (unsere alten Kunden können damit nicht umgehen) offen zu thematisieren (z. B. Salzburg Workshops „open house“). Hilfreich wäre hierfür eine abgestimmte und offensive Kommunikationsinitiative von Bund, Länder und Gemeinden, die den örtlichen AkteurInnen den Rücken bei den anstehenden Aktivitäten stärkt.

Darauf aufbauend sind konkrete Lösungen – etwa zum Bürgerservice oder zu einzelnen Managementbereichen – vorzubereiten, um die Chancen und Potenziale der Digitalisierung in ihrer Stadt/Gemeinde zu nutzen. Unser Open-Government-Vorgehensmodell 4 kann eine praktische Hilfestellung sein. < Kommentar senden

4 Siehe www.kdz.eu/de/open-government-vorgehensmodell [Download:2017-11-15]

EU-DATENSCHUTZ-GRUNDVERORDNUNG

DSGVO-Seminare

Termine

Zielgruppe

Ziel Datencockpit

Ab Mai 2018 fordert die EU-Datenschutz-Grundverordnung von allen Organisationen, also auch von Städten und Gemeinden, ein aktives Datenschutzmanagement. Insbesondere werden umfassende Dokumentationspflichten nötig, etwa das Führen eines Verzeichnisses der Verarbeitungstätigkeiten.

Das KDZ bietet bis März 2018 für Sie eine kostenfreie und einfach handzuhabende Lösung an: Das Datencockpit. Sie können den Projektfortschritt laufend verfolgen: www.datencockpit.at Wir laden Sie herzlich zur Mitarbeit ein. Falls Sie von uns aktiv informiert werden möchten, bieten wir hier eine Möglichkeit: www.kdz.eu/de/content/datencockpit-formular

EU-Datenschutz-Grundverordn ung: Handlungsbedarf für österreichische Gemeinden

01.03.2018, Baden 06.03.2018, Linz

EDV -Beauftragte und SystemadministratorInnen im öffentlichen Bereich sowie MitarbeiterInnen von Bürgerservicestellen, Personal- und Rechtsabteilungen und Personalvertretungsstellen, die datenschutzrechtliche Aufgaben erledigen.

Das Seminar bringt die TeilnehmerInnen auf den aktuellen Stand des Datenschutzes und verschaf ft einen Überblick über die DSGVO die ab 25. Mai 2018 gelten wird. Die Details werden beleuchtet und mögliche Konsequenzen für die Veraltungspraxis ausgelotet samt jüngerer Rechtsprechung der Datenschutzbehörde und der Gerichte.

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