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Ostern nachhaltig feiern
Text: Angela Wiesmann Fotos: Birgit Franchy
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Wann feiern wir Ostern?
Das Osterfest ist ein Feiertag mit wechselndem Datum. Im Jahr 325 wurde festgelegt, dass der Ostersonntag auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling fällt. Als Tag des Frühlingsbeginns wurde hierfür der 21. März festgelegt. Das ist insofern eine Vereinfachung, als der astronomische Frühlingsbeginn auch am 20. oder 19. März sein kann. Für Ostern bedeutet es, dass Ostersonntag frühestens auf dem 22. März liegt, das letzte mögliche Datum ist der 25. April. Ein extrem frühes Osterdatum wie im Jahr 2008, an dem der Ostersonntag auf den 23. März fiel, tritt sehr selten auf. Davor war das im Jahr 1913 der Fall, das nächste Mal wird dieses Ereignis im Jahr 2160 eintreten. Auch ein sehr später Termin wie der 24. April 2011 tritt sehr selten auf. Im Jahr 2038 wird Ostern am spätestmöglichen Datum, dem 25. April, gefeiert. Warum feiern wir Ostern?
Umfragen zufolge ist vielen Deutschen der Grund für das Osterfest nicht mehr bewusst. Für die meisten ist es vor allem ein harmonisches Familienfest, verbunden mit gutem Essen und Trinken. Wer verbindet mit Ostern noch die Auferstehung Christi und damit die Verheißung ewigen Lebens? Dabei ist Ostern das älteste und wichtigste christliche Fest, das den Tod nicht als Ende, sondern als Neubeginn eines Lebens versteht. Der österliche Festkreis beginnt mit dem Aschermittwoch, dem eine 40-tägige Fastenzeit folgt, die am Karsamstag endet. In der Karwoche vor Ostern feiern die Christen am Gründonnerstag das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Karfreitag wird des Todes Jesu am Kreuz gedacht, am Karsamstag ist Grabesruhe und Ostersonntag wird schließlich die Auferstehung Jesu Christi von den Toten gefeiert. Am Ostersonntag beginnt die österliche Freudenzeit, die fünfzig Tage bis einschließlich Pfingsten dauert. Eine Osterbedeutung, auf die sich wohl alle einigen können, ist die des Frühlingsanfangs und Neubeginns. Eigentlich ein guter Moment, um auch die Art, wie wir dieses Fest feiern, noch einmal zu überdenken!
Rethink
Wie viel Konsum möchte ich mittragen und als angemessen an die Kinder weitergeben? Welche Familienrituale möchten wir neu kreieren? Lassen sich Osterbräuche, die wir in unserer Kindheit lieben gelernt haben, angemessen umwandeln?
Reuse
Wie kann ich etwas wiederverwenden? Körbchen, die sich sowieso im Haushalt finden, verwandeln sich mit ein bisschen Heu oder gefärbter Schafwolle darin in einen echten Osterkorb! Aber auch andere Gefäße sind geeignet: Schraubgläser, Schachteln oder Holzkistchen lassen sich einfach österlich schmücken. Kleine Geschenke können in Stoff verpackt werden – Bast oder gesammelte Geschenkbänder dienen als Verzierung. Ei, Küken und Hase können aus Pappe oder Papier ausgeschnitten werden. Ein Pappei zum Verstecken von Süßigkeiten ist nicht nur wunderbar nostalgisch, sondern auch langlebig und kann jahrzehntelang wiederbenutzt werden.
Recycle
Alles, was sich unkompliziert wieder in den Naturkreislauf einfügen lässt, ist auch Ostern sinnvoll. Als Faustregel kann gelten: Wird etwas auf lange Sicht eher zu Kompost oder vielleicht doch zu Mikroplastik?
Reduce
Ostern wird neben Weihnachten kommerziell beworben und vermarktet. Auch hier muss jeder sein individuelles Maß finden und schauen, wie viel genug ist. Kommen noch gut gemeinte Osterüberraschungen aus der Verwandtschaft hinzu, wird es schnell zu viel. Also gilt es, freundlich und diplomatisch gute Absprachen zu treffen, damit alle zufrieden sind.
Refuse
Dinge, die wir im Alltagsgeschehen als nicht sinnvoll erachten, sollten es auch an Festtagen nicht als Ausnahme sein. Das gilt für das Festessen (Gibt es Fleisch und wenn ja, aus welcher Haltung? Wo kommen meine Ostereier her?), kleine Geschenke und die Deko.
Repair
Manchmal sind Dinge aus der letzten Freiluftsaison vorhanden, die etwas gelitten haben. Ehe etwas neu angeschafft wird, lohnt es sich, zu überlegen, was repariert werden kann und so in neuer Aufmachung vielleicht sogar noch aufgewertet und verschönert wird.
Ein nachhaltiges Osterfest ist weder farblos noch freudlos – im Gegenteil! Die Vorbereitungen machen Kindern fast am meisten Spaß und dürfen sich auch über eine längere Zeit hinziehen. So müssen Ostergras und Kresse rechtzeitig gesät werden, damit sie zum Fest den Tisch schmücken. Auch das Eierfärben mit Naturmaterialien braucht Vorbereitung. Gefärbt werden kann mit Rotkohlblättern, Zwiebelschalen, Rote Beete, Kurkuma, Möhren, Spinat oder Kaffee – einfach jeweils zehn Minuten im Farbsud kochen. Wer mag, kann die Eier später mit Essig oder Zitronensäure noch mit hellen Mustern verzieren. Süßigkeiten bekommt man mittlerweile auch Fair Trade und wenig oder unverpackt. Bunt verzierte Bruchschokolade lässt sich recht einfach selbst herstellen, und auch Osterhasenkekse sind schnell gebacken. Als Geschenkidee bieten sich Dinge an, die direkt zum Spielen einladen: Murmeln, Seifenblasen, neue Straßenmalkreide, ein Springseil oder etwas für die Sandkiste. Das Spannendste für Kinder an Ostern ist doch sowieso das Suchen!