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Lesenest in Aachen

Lesenest in Aachen-Walheim für Kinder, denen das Lesenlernen schwerfällt

Text: Lasse Falter

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Lesen ist eine der wichtigsten Kulturtechniken, die wir für unser Leben benötigen. Wer nicht lesen kann, ist außen vor und hat im Alltag viele Probleme. In Deutschland haben 6,2 Millionen erwachsene Menschen eine geringe Lese- und Schreibkompetenz. Das Lesen erlernt man im Normalfall als Kind in der Schule und im Elternhaus. Kinder können meist in der Grundschule bereits kurze Texte sinnentnehmend lesen. Jedoch läuft diese Entwicklung nicht bei allen Kindern so selbstverständlich in der Schule oder im Elternhaus ab. Das schulische Programm zum Lesenlernen funktioniert für sie nicht. Das Lesenest richtet sich an Grundschulkinder, denen es nicht gelingt, in der Schule lesen zu lernen. Laut Frau Rabanus, Entwicklerin des RabanusLeseprogramms und der Lesenester, ist dies ein Systemfehler der Schule. Die Klassen sind zu voll, Kinder verstecken, dass sie nicht lesen können, und es gibt nur begrenzte Fördermöglichkeiten für das Personal. Deshalb hat sie ihre Methode entwickelt, die in kleinen Gruppen Kindern, die durchs Raster fallen, das Lesen beibringen soll. Ein sogenanntes Lesenest. Lernen in Kleingruppen im Lesenest

Ein Lesenest ist eine Gruppe von vier Kindern, die gemeinsam mit einer Lehrkraft, die in der Rabanus-Methode ausgebildet wurde, das Lernprogramm „Lesespaß von A bis Z“ durchgehen. Das Lernprogramm wurde von Katrin Rabanus entwickelt. Die Kinder begeben sich gemeinsam mit der Lehrperson auf eine sogenannte Lesereise. Jedes Kind bekommt eine Leseaufgabe, die es an drei Stationen laut für sich selbst liest. Danach begibt sich das Kind wieder zur Lehrperson und zeigt, was es gelernt hat. Darauf folgt die nächste Aufgabe nach dem gleichen Prinzip. Das Lernen an den Stationen soll vor allem auch Kindern mit Konzentrationsschwierigkeiten helfen, da sie so in Bewegung bleiben und nicht nur auf einem Platz sitzen, was ihnen häufig schwerfällt. Wichtige Grundlage ist dabei, dass die Kinder nicht unter Leistungsdruck gestellt werden. Häufig sind die Kinder aufgrund ihrer Probleme in der Schule bereits demotiviert und verunsichert. Im Lesenest soll eine angenehme Atmosphäre geboten werden, in der jeder nach seinem Tempo lernen kann. Das Lesenest wird zweimal wöchentlich nach der Schule für eine Stunde besucht. Die Kinder kommen gerne ins Lesenest, da das Lesenlernen ihnen in der Regel ein sehr wichtiges Anliegen ist. Die Rabanus-Methode von Katrin Rabanus

Die Rabanus-Methode wurde bereits in den 70er und 80er Jahren von Katrin Rabanus entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Fingerlesemethode, die aus dem Unterricht mit gehörlosen Kindern inspiriert ist. Jeder Laut hat ein entsprechendes Fingerzeichen, welches mit ihm verknüpft ist. Die Kinder lernen so am Anfang jeden Laut und sein Fingerzeichen, angefangen bei den Vokalen, den „reinen Lauten“. Die Fingerzeichen werden vor dem Gesicht gebildet, während der Laut mitgesprochen wird. So wird dann schrittweise das Lesen erlernt, indem zuerst mit Silben und Silbenkombinationen die reine Technik und dann, Schritt für Schritt, sinnentnehmendes Lesen eingeübt wird. Der Arbeitsblock „Lesespaß von A bis Z“ bildet dafür die Arbeitsgrundlage. Der Einsatz der Fingermethode nutzt mehrere Sinneskanäle und verknüpft diese, so wird das Gelernte in verschiedenen Gedächtnisbereichen gestärkt und ein besserer Lerneffekt erzielt. Außerdem hilft es Kindern, die ansonsten Konzentrationsprobleme haben, sich besser zu konzentrieren. Durch die Fingerzeichen haben sie beim Lesen eine aktive Beschäftigung und sitzen nicht nur ruhig auf dem Stuhl. Ein Kernpunkt des Programms ist zudem der Einsatz von Lob und Belohnung für die Leistung der Kinder. Demotivierte Kinder, die in der Schule kaum Erfolgserlebnisse hatten, können mit der Methode kleine Fortschritte machen und werden dafür von der Lehrperson im Lesenest gelobt und bekräftigt weiterzumachen. Häufig ist das für die Kinder und Familien dann ein Wendepunkt in der Lerngeschichte, die bisher von Frustration und Misserfolg geprägt war. Dass dieses Programm funktioniert, zeigt die Erfahrung. Laut eigener Aussage von Frau Rabanus konnten bisher alle Kinder, die sich wirklich auf das Programm eingelassen haben, das Lesen mithilfe des Programms lernen.

Jetzt auch ein erstes Lesenest in Aachen

Das Programm ist in Deutschland bereits in vielen Städten etabliert. Die Zentrale liegt in Wuppertal. Dort können Interessierte sich in dreitägigen Fortbildungen zu Lehrpersonen im Lesenest weiterbilden lassen. Sie dürfen dann in Deutschland ein Lesenest eröffnen. Dies hat auch Frau Cäcile tho Pesch aus Aachen getan. Sie war Grundschullehrerin und ist dort bereits mit der Methode in Kontakt gekommen. In der Grundschule ist es aufgrund von vielfältigen Faktoren in manchen Fällen nicht möglich, den Kindern das Lesen beizubringen. Nun eröffnet sie nach ihrer Fortbildung in Wuppertal ihr eigenes Lesenest in Walheim. Laut ihr brauchen viele Kinder eine sachgerechte und fundierte Hilfe, obwohl ihnen viel Energie und Engagement seitens der Eltern entgegengebracht wird. Deshalb möchte sie mit ihrem Lesenest Familien in dieser Situation helfen. In Aachen startet das Lesenest nun für Selbstzahler. In anderen deutschen Städten, beispielsweise Wuppertal, wird das Programm vom DSEE, der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, finanziell unterstützt. So können dort Kooperationen mit Schulen und sozialen Einrichtungen aufgebaut werden, die dann Kinder, die Probleme beim Lesen haben, an ein Lesenest vermitteln. Weitere Informationen zum Lesenest in Aachen-Walheim lassen sich im Internet unter lesenest-aachen.de finden.

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