kinki
nr. 8 2008 chf 6.– € 4.–
©2008 Samsung Electronics Co. Ltd. Displaybilder sind simuliert.
it’s magic Die Magie modernster Technik und intuitiven Designs. Das neue Samsung Soul weiß wie von selbst, was Sie wollen. Musik, Bilder, Videos, Nachrichten und Web – mit einer Berührung sind Sie dort. Magical Touch Navigationsfenster Ultra Slim Slider
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soul.samsung.ch
5-megapixel Kamera mit Autofokus Super schneller Internet Zugang mit HSDPA
ankündigen. Doch auch hier holt uns die Realität ein und wir müssen uns eingeNach der Nacht kommt wiestehen, dass der kommende der ein Morgen. Das gilt Winter nicht nur auf Hoches wenigstens zu hoffen. glanz polierte BonbonUnd auf dieses Naturgesetz Themen für ein operativ zu wird sich auch der nicht entfernendes Dauergrinsen mehr ganz frische US Präsizu bieten hat, sondern dent Barack H. Obama auch das echte Leben und berufen wollen. Wenn er die Schwermut mit allen überhaupt noch was von ihren Facetten weiterhin auf seiner Nacht hat. Denn dem Redaktionsplan zu obwohl die Welt nach seigastieren gedenken. Aber nem Wahlsieg vor Erleichtehey, lasst euch nicht von rung aufgeatmet hat, ein paar real existierenden haben sich die Sorgen und Sorgen ins Bockshorn Probleme unseres Planeten, jagen – die nächste Party die eng mit dem Schicksal kommt bestimmt! der Vereinigten Staaten Eure weiterhin verknüpft sind, längst nicht gut gelaunte in Luft aufgelöst. Ähnlich kinki Redaktion! mag es auch dem geneigten kinki-Leser mit der vorliegenden Ausgabe ergehen. Nach der im Oktober erschienenen Sonderausgabe, die schwer und gewichtig in der Hand zu liegen schien, wollte sich auch der nächste Morgen in Form eines jugendlich-frischen Heftes Stay True To Your Own
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Amy Gunther, Jason Lee & Giovanni Ribisi in “A Superlative Day“. See the whole photo series in the palm / pocket sized WeSC winter catalogue 2008.
photo: Vincent Skoglund
www.wesc.com
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‹ content › Standard 03 Editorial 10 Content 12 Gossip 12 Agenda 15 Klagemauer 18 Was läuft… 76 Media 86 Abo / Impressum 98 Versammelt
38 Second Life revisited: Mein erster Cyber-Sex (Teil I)
Report 28 Querschläger: Sam Pirelli 30 Hoffnung minus HIV 36 10 Minuten mit Younghee Jung 38 Second Life Revisited 44 X-Files Online 96 Travel
Wie fühlt es sich an, im Internet die Unschuld zu verlieren? kinki-Autor Max Celko outet sich als virtuelle Jungfrau und wagt sich auf seiner Suche nach animierter Liebe bis in die dunkelsten Gefilde des Webs. In Teil eins seines Selbstversuchs erfahrt ihr, dass auch Avatars auf gepflegte Kleidung achten und nicht mit jedermann gleich ins Bett steigen.
Sound 46 Album des Monats: Grace Jones 48 Interview: I’m from Barcellona 50 Interview: Keziah Jones 52 Playlist: Ponybomb 54 Interview: The Do 56 Soundcheck 92 Princess P Fashion 58 ‹Blindbling› von Anja Schori 68 Vertreter: Gummistiefel 70 Come to Daddy: Old School Fashion 74 Vive la Fragrance 94 kinki meets La Fraise Art & Co 20 ‹Stay There› von Anna Haas 78 Porträt: McBess 87 Top Notch Gallery: A.L.I.C.E. 88 Science & Fiction: Marc-Olivier Wahler
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50 Weit gereist Keziah Jones ist überall zuhause: In Nigeria geboren, in Europa zur Schule gegangen, dann nach New York. Es scheint, als halte es den nachdenklichen Weltenbürger nie länger als ein paar Jahre an einem Ort. Dennoch sind ihm seine afrikanischen Wurzeln wichtig und beeinflussen seine Musik. kinki-Autor Adrian Schräder unterhielt sich mit dem rastlosen Singer/ Songwriter. Natürlich am Telefon, denn Herr Jones war wieder einmal on the road...
44 X-files Online Seit Jahrzehnten fliegen sie uns über die Köpfe, landen in Kornkreisen und entführen von Zeit zu Zeit wieder einen Südstaatler. Die Rede ist von den Ausserirdischen, die sich immer mal wieder, aber nie richtig blicken lassen wollen. Für das Netzwerk Exopolitik ist allerdings klar, dass die Extraterrestrischen uns schon mehr als einmal einen Besuch abgestattet haben. Auf ihrer Homepage tragen eingefleischte UfoFans fleissig Theorien, Bilder und Sichtungsberichte aus aller Welt zusammen.
76 Mc Bess: Mehr Porno, weniger Rock! Eigentlich würde der Franzose ja am liebsten nur das tun, worauf er wirklich Lust hat: Zeichnen und Musik hören. Doch das Leben in London ist bekanntlich teuer, selbst für Rockstars wie McBess. Wir hoffen also für ihn, dass er sich sein Täglich Brot bald nicht mehr als Stripper in schummrigen Lokalen in Soho verdienen muss und sich auch abends hinter Leinwand und Gitarre stellen kann!
‹ contributors › 20
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Anna Haas
Max Celko
Obwohl Anna Haas als Grafikerin und Illustratorin arbeitet, hat sie seit Jahren ein Faible für die Fotografie: ‹Ich mag die suggerierte Ehrlichkeit und Direktheit der Fotografie genau so sehr wie die durch die Linse entstehende Distanz zum Objekt. Dieser Widerspruch hat mich immer angezogen›. Dass sie nicht nur mit Pinsel und Stift virtuos ist, sondern auch mit der Kamera umzugehen versteht, beweist sie euch in dieser Ausgabe.
Max Celko schreibt regelmässig über den digitalen Underground, neue Web-Phänomene und gesellschaftliche Trends. Er interessiert sich dafür, wie digitale Technologien die Art und Weise beeinflussen, wie wir miteinander interagieren, unseren Körper wahrnehmen und Sex haben. Um dies aus erster Hand zu erfahren, hat sich Max in die virtuelle Welt Second Life begeben und sich dort dem Cyber-Sex gewidmet. Dabei entstand eine essayistische Reportage über virtuelle Gang Bangs, Sex-Sklaven und das Verschmelzen von Virtualität und Realität.
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Was Anja Schori an der Fotografie fasziniert, ist weniger der technische Aspekt, sondern eher die Arbeit mit den verschiedenen Menschen, die damit verbunden ist: ‹Die Modefotografie gibt mir die Möglichkeit mit dem Model, dem Styling, Ort und Licht meine Fantasien auszudrücken, Geschichten zu erzählen, den Betrachter in imaginäre Welten zu versetzen. Ich mag es, Realität und Fiktion zu vermischen, zu inszenieren und doch dem Zufall seine Freiheit zu lassen›. Anja Schori liebt Bern und lebt Fotografie.
Drink responsibly.
Anja Schori
AÑEJO 7 AÑOS WWW.HAVANA-CLUB.COM
gossip
ruf mich an
11 agenda
Gewinner telefonieren in Zukunft mit einer Prise Soul am Ohr.
22.11. Sa
slimboy
Talhof SG 20. – 23. Do–So
staging the stage
2nd International Scenographers’ Festival IN3, Basel 23.11. So
donavon z frankenreiter (usa) Bierhübeli BE 27.11. Do
the faint (usa)
Stall 6 ZH 29.11. Sa
toxic.fm party mit bonaparte (d, circus show), 1984 (f)
djs: ponybomb, sirupclub (wayne champagne & locco marocco), friends with displays, caravan disco. visuals by sequenz. Kugl SG
2manydjs (be), gusgus (isl)
Reitschule BE, 22.00 Uhr, 10 Jahre Ammonit 30.11. So
Es gibt etwas zu gewinnen: kinki und Samsung verlosen ein Spezial
verpassen. Schick einfach eine EMail mit dem Betreff ‹Samsung Samsung U900 Soul Mobiltelefon. U900 Soul› an info@kinkimag.com Einmal in der Hand gehabt möchte und mit ein bisschen Glück, beman es nicht mehr hergeben – das kommst einen soulful Call! Einsenmusste auch Michael Ballack in der deschluss ist der 20.12.08 www.samsung.com Werbung für das heisse Ding spüren. Wenn du gerne viel telefonierst oder mit ’nem neuen Natel prahlst, solltest du das Gewinnspiel nicht
everlast (usa)
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Schützenhaus Albisgüetli ZH, 18.30
01.12. Mo
kinki release party feat: the do (f/fin) Mascotte ZH
stereo mc’s (uk)
Rohstofflager ZH, 21.00 Uhr 02.12. Di
ein weg, zwei platten
ratatat (usa) Tony B. und Daniel S. verstehen ihr Handwerk an den Turntables.
Rote Fabrik Ziegel Oh Lac ZH 03.12. Mi
the dandy warhols usa) Rohstofflager ZH 05.12. Fr
the satelliters (d)
Mariaberg Rorschach, 20.00 Uhr
get well soon (d), herman dune (usa), port oŽbrien (usa) Seit über zehn Jahren teilt das erfolg reichste Zürcher DJ-Duo ‹Smash FX› alias Tony B. und Daniel S. nun schon die Plattenteller. Die beiden haben in allen Clubs der Stadt gespielt und schon mehrere CDs gemixt, unter anderem die Streetparade Underground 2007. Auch in anderen Schweizer Städten und im Ausland überzeugten die beiden das Publikum mit ihren innovativen Sets und Mixes. Ihr neustes 12
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Werk ‹Two Worlds› ist eine DoppelCD. Die erste Scheibe wurde von Tony gemixt und bewegt sich zwischen Electro und Techno, der zweite Silberling widerspiegelt Danis Vorliebe für Electro-Rock und French-House à la Daft Punk oder Justice. Die Doppel-CD erscheint am 21.11.08 und wird mit einer grossen Party am 22.11.08 im Mascotte Zürich getauft. www.smashfx.ch
Fri-Son Fribourg 07.12. So
the (international) noise conspiracy (swe) Mascotte Zürich, 19.30 Uhr , 38.– 09.12. Di
deichkind (d) X-Tra Zürich 10.12. Mi
tiger lou (swe) Gare de Lion Wil
the whip (uk) Abart Zürich
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Holt raus, was nicht reingehรถrt.
leckerli des monats ‹Rote Lippen soll man küssen, denn zum Küssen sind sie da...› sang dereinst Gus Backus und sprach wahre Worte. Denn was gibt es schöneres als einen lieblich gewölbten Kussmund – ob rot oder nicht –, der mit leicht geöffneten Lippen Stunden voller Leidenschaft verheisst? Womit wir schon beim The ma sind. Denn lecker aussehen, heisst nicht unbedingt lecker schmecken, beachtet man Faktoren wie Wind und Wetter oder dergleichen. Da der Griff zur Spritze aber eher ein ‹knallrotes Gummiboot›Feeling à la Wencke Myhre her vorrufen könnte, sei zu einem anderen Oldie geraten. Mrs. Elizabeth Arden wusste nämlich schon vor über 50 Jahren, was es zum Küssen braucht: die Eight Hour Cream (Vintage Edition Eight Hour Cream Hautpflege, 30ml ab CHF 30.–). Jetzt ganz besonders nett anzusehen im limitierten Retro-Look-Töpfchen. Und sollte man mal nicht zum Küssen kommen, gibt es noch eine an-
vom Küssen und Naschen.
dere, ganz reizende Möglichkeit, sich die Stunden zu versüssen. So berichtet Murielle Rousseaus neustes Werk ‹La vie en rose› (ab CHF 36.90, erschienen im Gerstenberg Verlag) von französischen, kuli narischen Kapriolen, welche ebenfalls die eine oder andere Sünde Wert sind und dadurch zum SelbstHand-Anlegen animieren. www.gerstenberg-verlag.de www.elizabetharden.com Text: Irène Schäppi
darkness zum zweiten
Wem die Succubus-Geschichte in der letzten Ausgabe noch nicht genug Albträume und Wahnvorstellungen bereitet hat, der darf sich am 5. und 6. Dezember an der gleichnamigen Ausstellung noch einmal in die Welt des Zwielichts begeben. Nebst der Fotografien aus dem Heft gibt es weitere Bilder aus dieser
Serie von Giuliano und seinen Partnern, der Agentur 47NORD+, zu sehen. Wir sehen uns. Oder habt ihr etwa Schiss? ‹Succubus›-Foto ausstellung: Vom 5.–6.Dezember an der Hardturmstrasse 68 in Zürich. Vernissage: Freitag, 5.Dezember, ab 20:00 Uhr Samstag von 12:00 bis 20:00 Uhr
holy ghost Rastlose Geister mit einem glücklichen Händchen: Nachdem DFA mit Hercules and Love Affair eines der funkigsten und gleichzeitig schmusigsten Indie-Elektro-Alben des Jahres produziert und LCD Soundsystem, The Rapture und Hot Chip in den Olymp der Dancefloorgötter katapultiert haben, schütteln
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sie gleich ihr nächstes Ass aus dem Ärmel. Holy Ghost sind Nicholas Millhiser und Alexander Frankel, seit der High School unter dem Bandnamen Automato vereint. Ein Vertrag mit Capitol Records öffnete den New Yorkern vor einigen Jahren die Tore zum Hausmusikerstammtisch
von DFA, wo sie ihre Skills in diverse Produktionen und Remixes einfliessen lassen. Parallel dazu arbeiten sie an Holy Ghost!, ein Breakbeatprojekt, das ihre Begeisterung für analoge Synthesizer, Disco-Raritäten und traditionelle Auf nahmetechniken vereint. Im Herbst erschien die erste Platte bei DFA, nun
bringen die beiden europäische Dancefloors zum Kochen. In Zürich in der Alten Börse am 18. Dezember, wenn es wie jeden Donnerstag DONKY! heisst. Mit Makanoy VJs an den Visuals und wie immer ist der Eintritt frei.
klagemauer Dein Meerschweinchen hat dich heute gebissen? Deine Freundin steht auf DJ Bobo? Die Welt ist böse? Zürich geht dir auf den Sack? Dein Lover hat deinen Geburtstag vergessen? Egal was dich gerade stresst oder nervt: auf kinkimag.com unter ‹Klagemauer› kannst du Dampf ablassen. Die besten Einträge werden hier veröffentlicht.
Mich nerven Leute, die alles neue aus Prinzip scheisse finden. Anonymous | Strick dir deine Jacke selber! smule | Jetzt schaut doch bitte weniger fern! samuel | Laura muss immer im Mittelpunkt stehen. Gut das darf man, mit solch einem Arsch. mättu | Ich hasse Leute, die nur kritisieren, und keine Komplimente aussprechen können... merowinger | Zürich ist so scheisse!! Nur Idioten!! Berni | Leute, die mit ihren Schuhen schlurfen um cool zu sein, sind nicht cool. Samuel | Scheiss Wetter! tony montana | Mich nervt, dass die SBB mit zwei abgeschlossenen Wagons zwischen Bern und Biel hin und her fährt. Was soll der scheiss? Markus | Geh doch arbeiten! paco | Ich hasse es, auf facebook von Leuten angefragt zu werden, die ich nicht als Freund will. Lasst mich in ruhe! Tom | Mich nerven Leute die zu lange im Bad brauchen. chrisschross | Ich hasse Witze die nicht lustig sind, und Leute die dann erwarten dass man lacht. montana | Verfluechti Langewilie! Blubb | Lieber es Hus im grüena, als en Grüena im Hus. petikovitch | Mich nerven Kopfschmerzen. Und das in einem job, wo man den ganzen Tag vorm PC hocken muss. la mome piaf | Mich nervt das Schnee kalt ist! crazy_tiger | Ich will so eine geile KINKI-Tasche und weiss nicht wo man die herbekommt!!! Dresdendandie | Ich hasse Bünzlis! Ivanhoe | De Samichlaus isch scheisse peter | ich finde es scheisse, dass ich keine freunde habe. hanswurstsalat
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spaghetti, espresso! grazie. Ihr Frauen da draussen, ihr müsst jetzt stark sein. Am besten gönnt ihr euch erst einmal einen doppelten Espresso. Denn im neuen Lavazza Kalender für 2009 räkeln sich fünf wunderschöne Grazien im perfekten Licht. Und nur für sie steht jeden Monat auf’s Neue die Welt still. Annie Leibovitz, lebende Legende der Fotografie aus New York, schoss die Bilder für den italienischen Kaffee röster. Das Thema ‹Italianità› zieht sich in zahlreichen überspitzt-klischeehaften Motiven wie ein roter Faden durch die Kalenderblätter. Bereits auf dem Deckblatt spielt Leibovitz mit einer neuen Variante der berühmten venezianischen Maske. Leibovitz inszeniert das italienische Lebens
gefühl mit viel Augenzwinkern in Kunst, Kino, Mode, Küche, Schönheit und Sinnlichkeit. Auf dem Bild ‹La Moda› beispielsweise öffnet sich Italiens Fashion-Herz: Haute Couture der Modeschöpfer Dolce & Gabbana trifft italienischen Espresso auf dem Schneidetisch. Doch wer genau hinschaut, erkennt Annie Leibovitz’ Sinn für Humor und surrealen Witz. Nichts ist, wie es scheint. Die kleinen Hintergrunddetails zeigen, dass alles nur Show ist. Mädels, ihr könnt wieder aufatmen. www.lavazza.com
Lavazza Kalender 2009 von Annie Leibovitz.
kinki magazine präsentiert: the miserable rich on tour
Schweinereich und trotzdem keinen Fön zur Hand.
Ein Kammerquintett für moderne Songs: das schwebte den beiden Gründern von The Miserable Rich vor. Die Band tritt mit Cello, Violine, Kontrabass und Gitarre vor ihr Publikum, dafür fast ohne Schlagzeug und Bassgitarre. Aber keine Angst, hier kommt nicht noch so eine von diesen Andachtscombos oder einschläfernden ‹Quiet is the new Loud›-Strebern. Sonst hätte James de Malplaquet niemals eine derart wunderbare Säufer hymne wie ‹Pisshead› geschrieben. Ihre altehrwürdigen Instrumente verwenden sie in der Manier alt ehrwürdiger Briten, die schon vor 16
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40 Jahren wussten, dass man auch mit alten Geigen und ohne die klassische Instrumentierung neue und sogar aufregende Musik machen kann. Wer da an Lambchop denkt, liegt nicht ganz falsch, wer an John Mayall und seine Akustikausflüge wie auf ‹The Turning Point› denkt, ist – vor allem stimmlich – noch dichter dran. Aber auch Patrick Watson liesse sich zum Vergleich heranziehen. Folk ist dabei, Blues wird dezent darüber gestreut, und vor allem Originalität und Musikalität sind die Zutaten der Wahl. Denn das alles klingt überhaupt nicht verstaubt, sondern kommt frisch
aus der Britpop-Küche. Nur eben ohne die ewige gleichmachende Bratzgitarre und das übliche Rotzschlagzeug. Kammermusikalische Einfälle, kompositorische Perlen, stimmliche Vielfalt und viel Humor are the new Avantgarde. Merkt euch das! www.themiserablerich.com The Miserbale Rich in der Schweiz: 05.12.2008 Aarau, Flösserplatz 06.12.2008 Rorschach, Mariaberg 07.12.2008 Schaffhausen, Tap Tab
this month on the web
Neben vielen Videos, dem kinki-Blog, Klagemauer, Abo-Service, Arbeiten junger Künstler und allerlei anderem Schnickschnack findet ihr diesen Monat auf kinkimag.com natürlich auch interessante Hintergrund-Features und Ergänzungen zum Heft: Musik, Video und Interview von The Dø sowie Songs von Grace Jones, Keziah Jones und I’m from Barcelona. Ausserdem erwartet euch ein Review zur letzten Bright-Messe und Impressionen vom diesjährigen Quicksilver Pro-Surfcontest in Frankreich. Natürlich gibt es auch wieder einiges zu gewinnen! Last but not least, sozusagen als Pünktchen auf dem ‹i›, gewährt euch der Fotograf Jason Winz Einblick in eine seiner wunderschönen Fotostrecken! Rock On! www.kinkimag.com
figaro
der beehive Herkunft entstanden im Jahre 1958 in den USA Mindset Für alle, die den 60er Jahre Look lieben oder Amy Winehouse nacheifern wollen Geschlecht weiblich Passt gut zu Plateauschuhen, kurzen A- Form Kleidern mit psychedelischen Mustern und Glockenärmeln
D
ie Säuglinge und Kleinkinder der 60er-Jahre haben sicher einen wahnsinnigen Schreck bekommen, als sich der Kopf der Mama mit einer über dimensionalen Frisur, einem behaarten Ei ähnlich, über ihre Wiege beugte. Sie konnten ja nicht wissen, dass es sich um einen neuartigen Frisurentrend han delte, bei dem es darauf ankam, sich die Haare so hoch wie möglich zu toupieren. Schon Ende der 50erJahre – genauer 1958 – fingen die Damen an, sich die Haare am Hinterkopf zu einem duttähnlichen Knäuel zusammenzubinden. Als dann schliesslich die Haartürme in den 60er Jahren eine immer beachtlichere Höhe aufwiesen und die Verwandtschaft mit einem Bienenstock nicht mehr von der Hand zu weisen war, bekam die Frisur ihren Namen: ‹Beehive›. Wegen der Ähnlichkeit mit der bauchigen Nase des BoingB-52-Stratofortress-Bombers wurde die Frisur auch B-52 genannt. Übrigens: daher rührt auch der Name der amerikanischen Band ‹The B-52’s›, deren Sängerinnen diese prächtig-mächtige Haartracht trugen. Die erste und zu dieser Zeit wohl bekannteste Beehive-Trägerin war die englische Soulsängerin Dusty Springfield. Sie brachte den Trend nach England, wo er bald Kultstatus er-
reichte. Doch schon Ende der 60er Jahre wurde der Big-Hair-Look wieder ad acta gelegt – wahrscheinlich zu aufwendig in der Herstellung. Seit kurzem feiert der Beehive allerdings sein Revival: Amy Winehouse kann wohl als Springfields aktuelle Nachfolgerin gehandelt werden. Nach fast 50 Jahren belebt sie erneut diesen Frisurentrend. Ihre Frisur ist nicht nur ihr Markenzeichen, nein, sie schaffte es auch, ihren Beehive zur meist kopierten Haartracht werden zu lassen. So greift der Beehive-Virus vor allem in den USA und in England um sich. Man konnte zum Beispiel Heidi Klum mit einer Miniversion auf der Oskarverleihung sehen. Und auch auf den Laufstegen ist er zu finden: Karl Lagerfeld schickte seine Chanel-Models bei der Fashion-Week in London mit einer Bienenstock-Frisur über den Catwalk.
Der Hype um den Beehive hat zur Folge, dass man schon von Engpässen beim Verkauf von Haarteilen hören konnte. In manchen Geschäften waren diese gar ausverkauft. Und im Internet findet man mittlerweile konkrete Stylinganleitungen. Keine Frau schafft es allerdings ihr Haar so hoch zu toupieren wie Marge Simpson. Wer ihr persönliches Vorbild ist, wissen wir seit dem Interview mit Simpsons-Erfinder Matt Groening, der sagte: ‹Meine Mutter hatte (…) tatsächlich so eine Beehive-Frisur wie Marge – allerdings nicht blau gefärbt.› Text: Christine Johanna Schulze Illustration: Lina Müller
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‹was läuft ›
basel Korrespondent: Philipp Bibbo Brogli Alter: : frag doch die Alte... Beruf/Berufung: Präsident Lieblingsbar: BabalaBar Lieblingsclub: Nordstern Hotspot des M onats: ‹Oldies but Goldies› in der Elisabethenkirche
stübliwechsel
Die ‹artstübli› Artgenossen luden im September zum letzten Stammtisch ‹artstübli artlounge› in der Nuovo Bar, an der Heuwaage ein. Nach drei herrlichen Jahren mit vielen kreativen Gesprächen, spannenden Kontakten und diversen Künstleraktionen wurde nun der Verein ‹artstübli Artgenossenschaft› gegründet: Sechs Aktivmitglieder sind derzeit dabei, eine neue urbane Location zu übernehmen, welche die alternativen Basler schon länger vermissen und suchen. Der zentrale Ort im ‹Gundeli› dient artstübli als Kunstgalerie – um den jungen Schweizer Grafik-, Illustrations- und Urban-Art-Künstlern eine Plattform zu bieten. Mehr Platz bietet auch die Gelegenheit, interessierte Gäste in originalem Stübliambiente mit einem Drink von der Bar, Schweizer Grafik- und Magazin-Lektüre und Themenabenden verweilen zu lassen. Die Eröffnung ist in diesem Jahr geplant. Doch schon jetzt herrscht Freude über neugierige Passivmitglieder. www.artstuebli.ch
kasernentheater
Ich studiere gerade den aktuellen Oktober-Flyer und frage mich, was einen über den Herbst und Winter wieder einmal so richtig abrocken lässt? Im Oktober sind ganze zwei HipHop Parties ‹Kick it› im Programm. Der Rest besteht aus Theater. Ich möchte nun kein grosses Theater aufführen, sehe aber auf der Kaserne Website, dass sich bis zum 23. Januar nächsten Jahres, ausser viermal ‹Kick it!› (Die Preise sind an der 30er-Grenze angsetzt!) und zweimal Electro Bazzle, nicht mehr viel regt und bewegt?! Man hat aber noch Hoffnung auf neue Bookings 18
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luzern Korrespondent: KackmusikK und mehr Abwechslung fürs TanzAlter: 26 bein. Nun ist mir noch zu Ohren ge- Beruf/Berufung: Dancefloor Analyzer Lieblingsbar: Seit 1 Woche trocken! kommen, dass zwei Jungs von FC Thun ‹PANTERAPANTERA› für einen gan- Lieblingsclub: (The Girls, u know…) zen Monat in die Kaserne einziehen. Hotspot des Monats: Siehe Tipp Nr. 2 unten… Unter dem Projekt ‹PRIVAT› sollen sie ihren neuen Kaserne-Lebensraum mit Basels Nachtschwärmern teilen. Eventuell lohnt es sich dort anzuklopfen, um wieder mal eine richtig fette Party zu erleben, welche in ungewohnte Dimension ausartet! Bereits als kleiner Hosenscheisser www.panterapantera.com bekam ich von Frau Christen, der netten Süsswaren-Dame älteren Semesters – die komischerweise, irgendwie vor Jahren aufgehört hat zu altern – wahlweise einen Sack Magenbrot oder gebrannte Mandeln. Deshalb war ein Verpassen der Das ‹NORDSTERN› ist frisch gestri- ‹Herbstmesse› für mich auch in diechen und hat ein neues Lichtkonsem Jahr unmöglich – obwohl zept und eine neue Musikanlage – mich die Attraktionen bereits vor Jahlaut glaubwürdiger Zeugenaussagen ren angefangen haben zu lang blässt die einen regelrecht weg! weilen. Trotzdem möchte ich anbei Auch das Musikkonzept bietet von ein paar Hot Spot-Leckereien Indie-Electronica über cluborien für ‹Määs-Rookies› preisgeben: tierte World-Music bis zu Drum n’ Zum einen wäre da die Geisterbahn: Base eine breite Palette. Der Club Selten gruselig, aber perfekt für könnte die Alternative zum ‹NT› wer- Grabsch-Versuche beim ‹ersten Date›. den, das momentan die letzten Dann wäre da noch die Hüpfburg: Beats von sich gibt und demnächst Ein perfektes Versteck, falls der Freund von einem Betonmonster in Bedeines ‹Opfers› die Versuche nicht schlag genommen werden wird. goutiert hat. Und natürlich die Putwww.myspace.com/nordsternbasel schi-Auto-Bahn: ‹DER› MeetingPoint um Schlägereien zu vereinbaren. Zu guter Letzt wäre da noch der Platz hinter dem ‹Flying Carpet›: Ideal um Schlägereien auszutragen. Und für alle, die noch immer nicht die ‹Schnauze voll haben›, gäbe es obenAuch die Partytempel darf man nicht drein noch den SchiesSstand: Ein vergessen: ‹MadMax› und ‹AHA› Geheimes Depot, falls die Schlägerei sind Geschichte und der ‹CUClub› zu euren Ungunsten ausgefallen ist… hat an der Heuwaage eröffnet – der www.stadtluzern.ch Club für House und Black-MusicFans ab 21 Jahren. ‹Basel ist eine Partystadt, da geht etwas ab!›, hat Reto Bucher, Geschäftsführer im Blick, am Abend verlauten lassen. Auf der Website wird wirklich alles …und ja, ich bin tanzbegeistert! So angepriesen: Top-Lichtshow, TopDesign und Top-Qualität. Kann man sehr, dass ich am Abend des 19. Septembers im Taxi Richtung Sedel das noch toppen? Schwierig, ausschon mal anfing wie vom Affen ser mit dem nächsten Streich: Das ‹Mad Wallstreet› wird im November gebissen zum Breakcore, welcher aus zusätzlich in die Club-Landschaft in- meinen Kopfhörern wummerte, tegriert. Die Prognosen stehen gut, auf dem Beifahrersitz umher zu pogen und die unfassbar schnell dass sich Basler Botellóns wieder gecutteten Breaks von Istari Lasternach Innen verlagern. www.madwallstreet.ch fahrer auf das Armaturenbrett zu
lozärner määs
neues im norden
die grossen namen
la grande bumm 6
hämmern! Ich war total in Ekstase. Mein Chauffeur goutierte meine Tanzund Perkussionskünste mit einem ebenso äusserst filigran geschnittenen Knoblauchfurz, direkt in meinen Riechkolben! Den Rest der Fahrt hörten wir indische Volksmusik. Nach einem eher geizigen Trinkgeld war ich also ‹mittendrin›: Zu hören gab es feinsten Breakcore, gemixt und live ge spielt von Lokalhelden wie Somtek oder Double M. Der Höhepunkt des Abends war das Live-Set von AZRotator, welcher dem ohnehin schon äusserst gelungenen Event die Krone aufsetzte. Nass geschwitzt vom Feiern verliess ich viel zu spät den Club. Nach Hause ging es übrigens zu Fuss… www.sedel.ch/www.korsettkollektiv.com
josh martinez & dj flip @ gewerbehalle
Josh Martinez: Wie bitte, dieser Name ist euch kein Begriff? Macht nix! Auch wenn der in etwa so bekannt ist wie der Grafiker der ‹Rice-Crispies›Müslischachtel macht er doch gnadenlos gute Musik. Dies stellte er am 9. Oktober in der Gewerbehalle unter Beweis und hatte als zusätzlichen Ohrenschmaus gleich noch den ITFScratch Champion DJ Flip mit im Gepäck. Die beiden performten auf HipHop komm raus und steppten auf der relativ bescheidenen Bühne ihre einstudierten Justin-TimberlakeDance- Moves in einem Affenzahn rauf und runter, als hätten sie ihre eigene Niederkunft in einem DragsterSpeedcar erlebt. Auf den Support-Act K(n)ackeboul möchte ich nur insofern eingehen, dass ich ihm den Rat gebe, Mütter fremder Leute doch bei Gelegenheit aus dem Spiel zu lassen und weiter an seinen Beatbox-Skills zu arbeiten. Ich habe einen Kumpel, der kann bei maximalem Nervenkostüm und ebenso maximaler sozialer Ader eventuell helfen… Rache schmeckt wie Zuckerglasur. www.myspace.com/thejoshmartinez www.myspace.com/theflipster
bern
st.gallen
Kochkünstler und Gründer des Labels ‹1998›. Zuerst geht die Reise durch knackige Schokolade, übe rgossen von ‹GusGus› aus Island, weiter durch die üppige Sahneschicht von ‹2ManyDJs› und zum Schluss zum süssen Boden der ‹Round Table Knights›. Während für ‹normale› Menschen ein Tag Geburtstag im Jahr reicht, wird bei Für jedes Problem gibt es in der neu- Ammonit das Fest schon am Tag zuen Bar inmitten der Berner Altvor eingeläutet: mit Bryan G, stadt einen Plan B. Keine Angst, we- Goldie und Bad Company UK greift der die Erziehungsdirektion noch das Unreal den Takt auf, der hofeine Antiraucherkampagne stecken fentlich weiterschlagen wird, bis wir dahinter. Wer die Ebbe im Porselbst ein teil der Sahneschicht temonnaie beklagt, kann an der wö- geworden sind. www.ammonit.ch chentlichen Poker-Runde den Seegang wieder antreiben. Wer unbändiges Kribbeln im Körper hat, aber Sport verabscheut, tanzt sich an den regelmässig stattfindenden Gratis-Konzerten die Käfer aus den Beinen. Und wem Nachdem die schönste Turmecke im die Milch gestockt ist, bruncht im Berner Lorraine Quartier nur noch Plan B vor elektronischer MusikKulisse. Warum braucht es da über- halb so schön war – da das dort beheimatete Restaurant ‹Du Nord› haupt noch einen Plan A? PLAN B, Rathausgasse 53, Bern seine Tore verbarrikadierte – erstrahlt sie seit Oktober wieder in nor discher Frische. Hinter den Toren machen sich die neuen Betreiber nämlich schon seit September Das ehemalige ‹Anderland› wird zum daran, dem ‹Du Nord› einen ‹Musikland›. Im neu benannten neuen Anstrich zu verpassen. Die ‹5 Etage› finden jeden ersten DonEröffnungsparty legte vor, was nerstag des Monats Platten, In da noch kommen möge: Auserlesestrumente oder CDs neue Besessene ne Konzerte, Gay-Partys, Ver und Getriebene. Wenn ab 21 Uhr nissagen und Lesungen, begleitet Musik gehändelt wird, dürfen die Hän- von gediegenen und saisonalen de auf dem Plattenteller natürlich Gaumen-Freuden. Hier hat wirklich auch nicht fehlen. ‹RaBe-DJ Tomzoff›, mal jemand ‹um die Ecke› gedacht. www.dunord-bern.ch seine Eighties Platten und die Bar machen diesen Nachtmarkt vielmehr zu einem Traumland!
Korrespondent: Die Gallus Brothers Alter: 30/31 Beruf/Berufung: Barkeeper/ Journalist Lieblingsbar: Sawadee Bar Lieblingsclub: Prestige Hotspot des monats: Rümpeltum
Korrespondent: Xymna Engel Alter: Blutjung Beruf/Berufung: Texterin und Studentin Lieblingsbar: 3 Eidgenossen Lieblingsclub: Dampfzentrale Hotspot des M onats: meine verstaubten Zimmerecken
plan b
im norden nur neues
tanzmarkt
www.5etage.ch
zwei tage geburtstag
Zum zehnten Geburtstag des Veranstalters ‹Ammonit Events‹ wird diesmal nicht zu Hause gespeist. Nein, eine gewaltige Torte wird am 29.November in die Grosse Halle der Reitschule gehievt und unter den Besuchern verteilt. Angeschnitten wird sie von Simon Ragaz,
rauchfrei
St.Gallen, Oktober 2008. Der ganze Kanton ist rauchfrei. Ganz St.Gallen? Nein. Einige Beizen und Clubs haben Ausnahmebewilligungen. Leicht macht es die Stadt den unbeugsam schlotenden Gallus-Brothers nicht, denn die Bewilligungen sind dünn gesät. Anders als andere Gemeinden schmiss die Stadt den Beizern die Bewilligungen nicht nach. Die Gallus Brothers haben es trotzdem versucht: Eine Nacht weiterrauchen in Saint City.
barterre
Im Barterre, der Bar des Hotels Metropol, waren wir vorher noch nie. Denn Bahnhofbeizen sind seltsam. Gehetzte Kaffeeschlürfer sitzen morgens neben Dauertrinkern, die Bahnhofsatmosphäre bleibt ir gendwie präsent. Am Abend? Da ist die Bude neuerdings sehr gut besucht. Denn in den Nischen liegt die Wertschöpfung, hat mal mein Gefilehrer gesagt, und das Barterre hat die Nische gefunden: Raucher. Seit dem Umbau ist die Bar etwas hübscher, und aus der Bahnhofsspelunke wird ein anständiger Ort um den Abend zu beginnen. www.hotel-metropol.ch
national
gehabt: Das National bleibt be- und bodenständig. Die Aschenbecher sind geblieben. www.tittytwisterbar.ch
rümpeltum
Was nicht wirklich legal ist, braucht auch nicht wirklich eine Bewilligung. Das Rümpeltum wird eine immer beliebtere Location für Partys. Unten gibt’s billiges Bier von netten Punks (sonst fast nichts), oben bölzen Beats, unterdessen fast jedes Wochenende. Es ist eng und es ist weiter verraucht. Unterdessen machen da schon Leute wie die San City Freaks Partys und die Gäste sind jung, tragen selt same Frisuren und T-Shirts mit silberglänzenden Aufdrucken. Ja, cool, da wird man öfter landen, aber heute nicht. www.rumpeltum.ch
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Den Kontrast haben wir auch noch abgecheckt. Das KUGL ist rauchfrei. Ans Ergebnis muss man sich erst gewöhnen. Es stinkt nach Schweiss, alle rennen dauernd nach draussen, wo die Securities alle Hände damit zu tun haben, die Raucher zur Ruhe zu bitten. Es wird hart bleiben, zumindest bis irgendwann Ende November. Da soll dann die Bar zum Fumoir werden. Grossartige Ausnahme bewilligung übrigens. Scheints soll ja das Nichtrauchen in der Gastronomie nicht zuletzt zum Schutz der dort Arbeitenden eingeführt werden. Im KUGL wird die Bar zur Raucherhöhle. www.kugl.ch
Alles wird anders, das ‹National› bleibt. Zweite Station ist die alte Beiz an der Ecke Schmidgasse. Besonders oft dort war man ja nie, trotz der Vorteile. Es werden einem weder laute Musik noch erlebnisgastrono mische Dekoscheusslichkeiten aufgezwungen. Das Huus-Braui-Bier ist zwar etwas fad, aber es gibt ja noch Chäschüechli und Bierbrand. Die Stimmung schreit nach Jass teppich. Das Wichtigste aber, wie kinki
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Anna Haas ––– ‹ Stay There›
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‹ querschläger › Alles, ausser angepasst. Sam Pirelli: ‹Je weniger Leute sich ins Rampenlicht drängen, desto mehr Platz bleibt für mich›
hier in der Luzerner Innenstadt, meine ersten Cuba Libres für fünf Franken trank und sozusagen von der dortigen Single-Jukebox sozialisiert wurde. Rolling Stones, Sex, Drugs und Rock’n’Roll halt. Jahre später traf ich den alten Wirt dieser Kneipe auf der Strasse und fragte ihn, ob er die Jukebox denn noch habe. Für siebzig Franken verkaufte er mir den Kasten mitsamt den einhundertfünfzig Singles, alles Erst ausgaben! Nebenbei sammelte ich kleine Kofferplattenspieler aus den Fünfzigern und Sechzigern und legte damit an ersten Anlässen auf. Dadurch, dass jede meiner Singles ihre eigene Geschichte erzählt, merkte ich sehr bald, dass ich gerne ein bisschen was zum jeweiligen Stück erzählen würde – eigentlich wie im Radio. So kam es, dass aus dem DJ-Job immer mehr eine Radioshow wurde. Eine Psychoradio-Show! Du bist auch in verschiedenen Bandprojekten als Gitarrist und Sänger aktiv. Dein aktuelles Projekt nennt sich ‹Sam Pirelli und der Triumph des guten Geschmacks – Lieder über Liebe, Triebe und Alkohol›. Ist diese Mischung kennzeichnend für dein Leben?
Ja, ich denke schon. Allerdings würde ich mich mittlerweile als einge fleischten Single bezeichnen und habe auch nicht vor, daran in nächster Zeit etwas zu verändern. Letztes Jahr war ich zum Beispiel dreimal verliebt: einmal acht Stunden, einmal zwölf Stunden und einmal vier Tage lang. Nach diesen vier Tagen entstand dann das Liederprogramm meines ak tuellen Projektes. Warum trägst du so gerne Perücken, Sam?
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uch wenn das Wort ‹Lebenskünstler› unheimlich abgedroschen klingt, dürfte es dennoch auf niemanden so passend zutreffen wie auf Sam Pirelli. Mit seiner ‹Psychoradio-Show› tritt er an den seltsamsten Veranstaltungen auf und bietet dem Publikum irgendetwas zwischen Unterhaltung und Provokation. Diese Mischung zieht sich auch durch seine Alter Egos Sam Pirelli und Rusty Debil, welche sich Samuel Bieri im Laufe der Jahre geschaffen hat. 28
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Wir treffen Sam in seiner Stammbeiz, dem Restaurant Galliker in Luzern, wo er nach unserem Gespräch den Schmorbraten mit Rotkraut bestellen wird, den ihm der Herr am Nebentisch wärmstens empfiehlt. Sam Pirelli trinkt Kaffee mit Williams und schäkert mit der Kellnerin. Sam, was genau darf man sich unter deiner ‹Psychoradio-Show› vorstellen?
Angefangen hat das Ganze damit, dass ich im Magdalena, einem Lokal
Seit ich zwanzig Jahre alt bin, trage ich eine Glatze. Damals war es noch nicht so üblich, dass jeder mit schütterem Haar sich den Schädel kahl rasiert und ich wurde oft blöd angemacht. Natürlich mag man sich dem nicht immer aussetzen, darum kaufte ich mir bei einem DekorAusverkauf in einem Warenhaus eine Perücke, wie man sie den Schau fensterpuppen aufsetzt. Da ich einen kleinen Kopf habe, passen mir die wie angegossen, ausserdem halten sie gut, weil da auf der Innenseite so eine Art Klettpflaster ist. Diese Perücken sind extrem pflegeleicht, manchmal trage ich die Perücken sogar unter der Dusche, um sie zu waschen. Ausserdem trage ich sie gerne wie eine Mütze in der Übergangszeit, weil ich da immer so am Kopf friere. Natürlich verblüffe ich die Menschen auch gerne ein wenig.
Du trägst die Perücke und deine verschiedenen Namen aber auch, wenn du privat unterwegs bist oder?
Ja, ich war lange politisch aktiv, engagierte mich für Junkies und wurde somit sozusagen zum Staatsfeind Nummer eins der hiesigen Polizei. Das hat mich wirklich fertiggemacht, denn die piesackten mich, wo sie nur konnten. Nach einer Auszeit in Holland merkte ich, dass es die Leute ei gentlich gar nicht interessiert, wer man wirklich ist, man kann ihnen irgendeine Geschichte erzählen und muss darum den ganzen Krempel, der einen belastet, auch gar nicht immer mit sich rumschleppen. Als ich zurück nach Luzern kam, wurde ich Strassenkünstler und verwandelte mich in Sam Pirelli. Herr Bieri litt damals immer noch ein bisschen, aber Sam Pirelli zog es ins Nachtleben!
Dandy, Cowboy, Bünzli Er ist sozusagen die Bündelung
meiner guten Seiten, weder depressiv noch weltkrank. Als ich wenige Jahre später eine Countryband gründete, kam der Cowboy Rusty Debil dazu. Das war super! Denn als Cowboy ist man keine Person mehr, sondern nur noch eine Figur. Man darf sich blöd benehmen, dumme Sprüche reissen, weil jeder weiss, dass da ein Cowboy vor ihm steht. Zu jener Zeit gab es in meiner Wohnung drei verschiedene Garderoben: eine für Bieri, eine für Pirelli und eine für den Cowboy. Natürlich war die Verwandlung aber nicht nur eine Frage der Garderobe, sondern beispielsweise auch der Getränkeauswahl: Pirelli ist mehr so der GinTonic-Typ, Rusty Debil trinkt natürlich Whiskey. Deine verschiedenen Persönlichkeiten sind also gleichermassen Schutz und Selbstdarstellung?
Genau, ich war schon immer ein Mensch, der sich gerne zeigt. Ich brau che ein Publikum, wahrscheinlich würde ich eingehen, wenn man mir nicht die Anerkennung geben würde, die ich beispielsweise durch meine ‹Psychoradio-Show› kriege. Wenn man mir nicht ständig sagt, was für ‹än geilä Siech› ich bin, habe ich Angst, dass ich mich in Staub auflöse. Sam Pirelli existiert seit dreizehn Jahren. Er arbeitet als Musiker und Radio-Host und trägt nicht mehr so oft massgeschneiderte Anzüge wie früher, weil die Reinigung so teuer ist. www.myspace.com/sampirelli Samuel Erwin Bieri, 40, lebt in Luzern und arbeitet als selbstständiger Korrektor. Interview und Text: Rainer Brenner Foto: Daniel Tischler
Hoffnung Minus Hiv Ganze Landstriche werden in Afrika durch Aids entvölkert. Die Seuche ruiniert die Wirtschaft, zerstört Familien. Der Kampf gegen das HI-Virus ist für den Kontinent überlebensnotwendig. Doch weite Teile der Bevölkerung vertrauen dubiosen Heilern. Viele Politiker sind mitverantwortlich für Millionen Tote.
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iana sieht müde aus. Müde und abgemagert. Sie ist 26, lebt in Khayelitsha, einem schwarzen Ghetto vor den Toren von Kapstadt in Südafrika. Und dass sie noch lebt, ist nicht selbstverständlich. Viele ihrer Freunde – wie sie Prostituierte – sind schon lange tot. Dianas Wangen sind eingefallen, das ist schlecht fürs Geschäft. ‹Afrikanische Männer wollen fette Frauen›, sagt sie, ‹nicht solche Vogelscheuchen wie mich›. Diana hat Aids. Wie Millionen andere in Afrika. Schon als Kind wurde sie verkauft. Ihr erster Kunde war ihr Vater, erzählt sie. Die Slums sind eine Brutstätte der Seuche, die sich ausbreitet wie die Pest im Mittelalter, scheinbar unaufhaltsam. Nur das Sterben geht langsamer. Die Opfer heissen Nomzi, Manto oder Robert und sie leben in erbärmlichen Wellblechhütten. Aber Aids ist nicht nur eine Krankheit der Armen, der Prostituierten, der Aussenseiter. Auch ein paar hundert Meter weiter, in schicken Villen mit Pool und Gärtner grassiert das Virus. Die Infizierten leben in Kapstadt und in Nairobi, in den Bergwäldern Ugandas, den weiten Steppen Tansanias oder am Unterlauf des Sambesi in Mosambik. ‹Und sie sterben wie die Fliegen.› Das sagt eine, die es wissen muss. Silvia ist Krankenschwester und von Anfang an dabei. ‹Aids ist überall›, sagt sie, ‹wir müssen endlich handeln. Und wir brauchen nicht nur Geld und Pillen. Wir brauchen bessere Schulen, wir brauchen mehr qualifiziertes Personal vor Ort, wir brauchen eine andere Gesellschaft.› Aids ist dabei, ganze Landstriche zu entvölkern. Besonders das südliche Afrika ist betroffen und hier vor allem die sexuell und ökonomisch aktivste Gruppe der 15- bis 49-Jährigen. In Südafrika etwa gelten 21,5 Prozent dieser Altersgruppe als infiziert, in den benachbarten Ländern sind es Statistiken zufolge bis zu 39 Prozent. (Zum Vergleich: In der Schweiz waren seit Beginn der Pandemie bis Ende 2007 bei insgesamt 30.118 Personen die HIV-Tests positiv, eine Infektionsrate von knapp 0,4 Prozent der Gesamtbevölkerung.)
Aidswaisen werden zu Strassenkindern
Die durchschnittliche Lebenserwartung hier in der Region ist in den vergangenen 15 Jahren um mehr als 20 Jahre gesunken und liegt heute zum Teil bei weit unter 40 Jahren. Jedes fünfte Kind wächst ohne Eltern auf und obdachlose Kinder, sogenannte Streetkids, gehören in vielen afrikanischen Städten zum gewohnten Bild. Aids zerstört Familien, ruiniert Sozialsysteme, lässt ganze Volkswirtschaften kollabieren. Ashraf Mohammed will das verhindern. Er ist Leiter der HIV/Aids Unit an der Cape Peninsula University of Technology in Kapstadt. Die Einheit betreut etwa 28.000 Studenten und Mitarbeiter an allen Universitäten der Stadt und unterhält Kontakte zu ähnlichen Einrichtungen und Forschungsinstituten in aller Welt. ‹Wir haben verstanden›, erklärt Ashraf, ‹wir haben es hier nicht mit Zahlen zu tun. Es geht um Menschen. Wir müssen die Ursachen und Hintergründe begreifen.› Die Ursachen sind vielfältig. Für Ashraf stehen Aberglaube und überkommene Vorstellungen, sexuelle Gewalt und mangelnde Bildung im Vor-
dergrund. Sexualkontakte mit häufig wechselnden Partnern sind üblich, Prostitution weit verbreitet – viele afrikanische Männer versuchen als Wanderarbeiter ihre Familien zu ernähren und leben so oft monatelang von ihren Frauen getrennt. Und Südafrika führt weltweit die Vergewaltigungsstatistiken an. In einer Umfrage gaben mehr als ein Viertel der befragten Frauen an, mindestens einmal in ihrem Leben zu sexuellen Handlungen gezwungen worden zu sein; die meisten Frauen in Afrika haben auch in festen Beziehungen nicht die Macht, sich zu verweigern oder auch nur auf den Gebrauch von Kondomen zu bestehen. Einer der Studenten, die Ashraf erreichen will, sagt, er habe vor der Ausbildung durch die Betreuer an der Universität nichts Schlechtes daran erkennen können, seine Partnerin zu schlagen.
Kriminelle Heiler Testosteronstrotzende Machos zwingen ihre Frauen,
ihre Scheide mit Baumrinde oder Papier, Kräutern oder mysteriösen Mixturen zu trocknen, um sich selbst einen Lustgewinn zu verschaffen, und nehmen schulterzuckend in Kauf, das Objekt der Begierde beim Sex zu verletzen und damit das Risiko einer Übertragung des Virus drastisch zu erhöhen. Traditionelle Heiler empfehlen Sex mit einem Kleinkind oder einer Jungfrau als Therapie gegen Aids oder ordnen an, die Witwe eines Aidsopfers zu vergewaltigen, um böse Geister zu vertreiben.
Ehemalige Streetkids in einem Wohnheim für Waisen in Bujumbura, Burundi.
Die Vorstellungswelt wird von Dämonen beherrscht.
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MĂźtter auf dem Weg zur mobilen Krankenstation.
Immer noch werden Säuglinge beim Stillen mit HIV infiziert.
Bildung ist alles. Kinder in einer Landschule in Burundi. 32
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Ăœberall in Afrika preisen traditionelle Heiler ihre Dienste an.
Zudem kursieren die bizarrsten Verschwörungstheorien: Der Westen habe das Virus zu militärischen Zwecken entwickelt und wolle es nun in Afrika testen, oder, noch perfider, Kondome würden mit Viren beschichtet, um die schwarze Bevölkerung auszurotten.
Therapien werden abgebrochen
Die grassierende Armut – weit mehr als die Hälfte der Menschen in den besonders betroffenen Gebieten lebt unterhalb der Armutsgrenze – häufig verbunden mit fehlender Bildung, verschärft die Situation zusätzlich. Da infizieren sich Menschen absichtlich gegenseitig mit dem Virus, nur um die paar Franken an Unterstützung zu erhalten, die der Staat jedem Betroffenen gewährt, dessen Laborwerte anzeigen, dass sein Immunsystem sich in einem therapiebedürftigen Zustand befindet. Bessern sich die Blutwerte nun unter Therapie werden die Zahlungen eingestellt. Das wiederum veranlasst die Betroffenen die Therapie zu beenden, um einen erneuten Ausbruch der Krankheit zu provozieren und wieder Unterstützung beantragen zu können. Immer noch werden Säuglinge beim Stillen infiziert, obwohl der Staat Südafrika seit einiger Zeit infizierten Müttern kostenlose Babynahrung zur Verfügung stellt. Die aber wird häufig verkauft, an die übrigen Kinder verfüttert oder aber schlicht abgelehnt, weil tradierte Normen die betroffenen Mütter zum Stillen zwingen. ‹Man sieht, wie wichtig Aufklärung ist›, meint Ashraf. ‹Aber wir erreichen diese Bevölkerungsgruppen nicht.› Ashraf und sein Team arbeiten mit Studenten, einer intellektuellen Elite. Und obwohl der Staat in seinem jüngsten Bericht über Fortschritte im Kampf gegen HIV/Aids angibt, das Thema fest in den Lehrplan an allgemeinbildenden Schulen integriert zu haben und alle Schüler zu erreichen, sind selbst bei Studenten kaum die elementarsten Grundkenntnisse vorhanden.
Kondome für die Banane
In den Townships und auf dem Land, wo viele Menschen weder lesen noch schreiben können und in traditionellen Vorstellungswelten leben, wo die Logik anderen Gesetzen folgt, und den meisten nicht einmal zu vermitteln ist, was ein Virus überhaupt ist, kommen kaum zu überwindende Probleme hinzu. Etwas Unsichtbares, was eine Krankheit verursacht, kann hier nur ein böser Geist sein: Da beklagt sich etwa eine junge Mutter bei einem Gesundheitsarbeiter, sie sei erneut ungewollt schwanger geworden, obwohl sie, genau so wie sie es in der Aufklärungsstunde gelernt habe, bei jedem Geschlechtsverkehr ein Kondom über eine Banane gezogen und diese dann neben dem Matratzenlager aufgestellt habe. ‹Der Staat›, meint Ashraf, ‹hat offenbar den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt. Es fehlt der politische Wille, etwas zu tun oder auch nur Organisationen wie unsere zu unterstützen.› In der Tat: Die Bemühungen der Helfer gleichen einem Kampf gegen Windmühlen. Thabo Mbeki, bis vor kurzem noch Präsident der Republik Südafrika, bezweifelte den Zusammenhang zwischen HIV und Aids und Jacob Zuma, Vorsit-
zender der Regierungspartei ANC, übertrifft die Ignoranz noch um Längen. Der ‹wohl prominentesten Polygamist›, wie ihn eine Tageszeitung betitelte – er ist mit mehreren Frauen gleichzeitig verheiratet und hat mindestens 14 Kinder –, sorgte weltweit für Aufsehen, als er in einem Prozess wegen Vergewaltigung zu Protokoll gab, eine Gefahr, sich mit HIV zu infizieren habe nicht bestanden – schliesslich habe er nach dem Verkehr geduscht. Auch wenn ihn die einflussreichen Zeitungen des Landes daraufhin scharf angriffen und als ‹Showerhead› verspotteten: Die Politikerkaste scheint lernresistent. Und trotz aller Absurditäten: Zuma geniesst in der Bevölkerung höchste Popularitätswerte. Seine Wahl zum nächsten Präsidenten Südafrikas gilt als wahrscheinlich. Manto Tshabalala-Msimang, Ärztin und Gesundheitsministerin des Landes, empfiehlt Rote Beete, Knoblauch und Olivenöl zur Aids-Therapie und es bedurfte eines Urteils des Verfassungsgerichts, um die Regierung von Südafrika zur Zulassung der erwiesenermassen wirksamen antiretroviralen Medikamente zu zwingen. Auch in anderen Ländern der Region ist keinerlei Konzept bei der Bekämpfung der Pandemie zu erkennen. Mswati III., König des Zwergstaats Swasiland und Ehemann ungezählter Frauen, zwingt jedes Jahr im Rahmen eines grossen Zeremoniells mindestens eine weitere Jungfrau in seinen Harem. Fast alle Untersuchungen weisen etwa 39 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung seines Landes als HIV-infiziert aus – ein trauriger Weltrekord. Seine Majestät indessen zeigt sich optimistisch und als im Juli 2007 eine Studie veröffentlicht wird, die unter Verwendung anderer statistischer Methoden auf ‹nur› 26% kommt, bringt er seine Zufriedenheit zum Ausdruck, lobt die Bevölkerung wegen ihrer ‹Fortschritte im Kampf gegen die Seuche› und lässt haushohe Plakatwände aufstellen, auf denen steht: ‹Die Kirche kann den Unterschied ausmachen im Kampf gegen HIV/Aids. Deine Kirche kann die Nation retten.›
Das Geschäft mit dem Tod boomt.
Ignoranz der Kirche
Stefan Hippler ist da anderer Meinung. Seit vielen Jahren ist er Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Kapstadt und macht die Kirche mitverantwortlich für die Situation. In dem Buch ‹Gott, Aids, Afrika›, das er zusammen mit Bartholomäus Grill, dem langjährigen Afrikakorrespondenten der deutschen Wochenzeitung ‹Die Zeit›, im vergangenen Jahr veröffentlichte, kritisiert er die Führung der katholischen Kirche wegen ihrer Haltung zur Empfängnisverhütung und spricht von einer ‹strukturellen Sünde›. Infizierte würden als Sünder bezeichnet und die Kirche setze ‹Menschen, die diese Lehre befolgen, dem Risiko aus, sich mit einem tödlichen Virus zu infizieren›. Die katholische Kirche müsse ihre restriktive Lehre endlich der modernen Wirklichkeit anpassen und könne dann ‹als grösste globale Institution wie keine andere gegen die HIV/Aids-Pandemie kämpfen›. Viele Menschen in den Townships bezeichnen Sex als ihre einzige kleine Freude, die Kirche jedoch predigt Enthaltsamkeit und erst kürzlich bekräftigte Papst Benedikt XVI. die uneingeschränkte Gültigkeit der Enzyklika ‹Humane Vitae›, die jeglichen Gebrauch von Verhütungsmitteln verbietet. kinki 33
Die Kirche empfiehlt Enthaltsamkeit als Mittel gegen die Pandemie.
‹Deine Kirche kann die Nation retten…›
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Oft reicht das Geld der Eltern nicht einmal für einen Teller Maisbrei am Tag.
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das leben er
‹Die Kirche›, so Hippler, ‹ist vom Virus infiziert.›
Studenten als Sexualerzieher
Ashraf Mohammed sitzt in seinem vollgestopften kleinen Büro und spricht immer schneller: ‹Wir haben die Konzepte und draussen stirbt der Kontinent.› Noch mehr Aufmerksamkeit will er schaffen, Gespräche mit Betroffenen und Hospizbesuche stehen auf dem Programm und auf dem Campus wurde ein ‹Dome of Remembrance› aufgebaut, in dem jedem an Aids verstorbenen Studenten mit einer kleinen Plakette gedacht wird. Das Thema soll integraler Bestandteil aller Studiengänge werden, der Gewalt müsse begegnet werden, Männer müssten ihre Rolle neu definieren und sich mehr als Partner denn als Herrscher in einer Beziehung verstehen lernen. Dazu werden Workshops veranstaltet und Studenten zu Sexualerziehern ausgebildet. An Aids erkrankte Gleichaltrige werden eingesetzt, um Neuinfizierte aufzufangen, zu beraten und ihnen zum Vorbild zu werden. Einer von ihnen heisst Marius Harmsen. Er bewegt sich ungelenk und stützt sich auf eine Gehhilfe. In seinem Gebiss fehlen einige Zähne und an seinem hageren Hals sind deutlich stark vergrösserte Lymphknoten zu erkennen. ‹Mir geht es bestens›, sagt er und ein Lächeln strafft seine eingefallenen Wangen. ‹Ich war schon mehrmals beinahe tot.› Marius ist 35 Jahre alt und kennt seine Diagnose seit fünf Jahren. ‹Zuerst habe ich es nicht wahrhaben wollen und habe mich mehrfach testen lassen›, erzählt er, ‹letztlich habe ich aber gelernt, es zu akzeptieren und als Chance zu begreifen›. Er greift in seine Hosentasche, holt ein Pillendöschen hervor und schüttet den Inhalt auf seine Handfläche: ‹Diese Tabletten haben mich wieder gesund gemacht. Das Entscheidende aber ist die Einstellung.› Früher habe er Alkohol und Drogen konsumiert, das Leben sei an ihm vorbeigezogen. ‹Heute aber›, meint er, ‹empfinde ich jeden Tag als ein Geschenk. Das Leben fängt mit Aids erst an›.
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Text: Bernhard Kiesow Fotos: Bernhard & Tanja Kiesow
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Bernhard Kiesow ist Arzt und arbeitete mehrere Jahre als niedergelassener Internist, ehe er die Abwechslung suchte. Seit zwei Jahren sind er und seiner Frau Tanja nun mit einem Toyota Landcruiser durch Afrika unterwegs. Er schreibt Reportagen für Zeitungen und für kinki. Zudem führt Bernhard Kiesow einen Weblog über seine Tour: www.hinter-dem-horizont.net
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‹ zehn minuten mit› Zeitgenossen, Vordenker, Weltbürger. Younghee Jung: Per SMS zur Kosmopolitik
auch immer. Wir dachten daran, etwas Ähnliches fürs Telefon einzuführen und haben es bereits getestet. Das wird zwar noch eine Weile dauern, aber ich bin mir sicher, dass das in ZuIch hoffe nicht! kunft auch bei Mobiltelefonen möglich Oder haben Sie mehr Freunde sein wird. Ein wichtiger Aspekt als früher? beim Design ist übrigens, den Leuten Freiraum für Lügen zu lassen. Zum Nein, im Gegenteil. Seit ich ein Beispiel schütteln manche Teenager Mobiltelefon besitze, pflege ich mei- ihre Mobiltelefone, wenn ihre Eltern ne Freundschaften schlechter sie anrufen, um schlechten Empfang als früher. Man verabredet sich stets vorzutäuschen. Die Menschen brauim Wissen, dass die Verabredung chen Raum für kleine Unwahrheiten, weniger eine Abmachung, sondern für die sie sich nicht entschuldigen vielmehr ein ‹Wir telefonieren müssen. ten Bereich hat sich nicht gross verändert, Familie, Freundeskreis… Oder haben Sie mehr Familienmitglieder als früher?
dann mal› ist.
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ch treffe die Design- und Kommunikationsresearcherin von Nokia International in der Lobby des Park Hyatt Hotels in Zürich. Die auffällig gekleidete Koreanerin ist vor zwanzig Minuten aus London angekommen und empfängt mich mit makellosem Englisch. Ihr Mobiltelefon, an welchem eine kleine Comicfigur baumelt, hält sie entweder fest in ihrer rechten Hand oder sie legt es neben ihr Wasserglas auf den Tisch. SMS schreibt sie, ohne auf den Bildschirm des Telefons zu gucken und beinahe so schnell, wie sie spricht. Grund ihres Besuchs in Zürich ist die Ehre, dieses Jahr in der Jury des Komitees sitzen zu dürfen, das im Rahmen des ‹Design Lab 08› die Arbeiten von Jungdesignern bewerten und auszeichnen wird. Im Vorfeld hatte ich mir Young-
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hee Jungs Blog angesehen, welchen sie täglich mit Mobile-Pics ihrer Umgebung und Anekdoten ihres umtriebigen Lebens zwischen London, Tokyo, Finnland und Amerika bereichert. Nach unserem Gespräch fühle ich mich verwirrt und unglaublich alt.
Ich denke, dass es Ihre alten Gewohnheit sind, die Sie stressen, nicht das Mobiltelefon. Sie haben das Gerät vielleicht nicht auf dieselbe Art und Weise adaptiert wie Ihr Freundeskreis. Viele Leute fühlen sich gestresst durch neue Geräte und Kommunikationsarten, weil sie erst lernen müssen, damit zu leben. Wir verfügen heutzutage über so viele Kommunikationskanäle und müssen den Menschen auch beibringen, wie sie damit umgehen müssen, um die Kontrolle darüber zu haben. Das Beispiel, das Sie erwähnt haben, mit der Abmachung, die keine mehr ist, ist ein verbreitetes Problem heutzutage. Allerdings haben wir beobachtet, dass Teenager sich bereits an diese Situation gewöhnt haben. Sie haben kein Problem, ihre Freunde zu treffen, weil alle wissen, dass man sich anders organisiert, dass man sich am ausgemachten Datum nicht unbedingt trifft, sondern in letzter Minute vielleicht den Termin noch mal verschiebt. Aber mich stresst das manchmal auch, ehrlich gesagt, vor allem wenn ich mit meiner kleinen Schwester in Korea telefoniere…Aber ich denke, daran muss man sich gewöhnen. Sie werden lernen müssen, damit zu leben. Denken Sie, es ist asozial, seine Rufnummer zu unterdrücken oder einen Anruf nicht entgegenzunehmen, auch wenn man eigentlich Zeit hätte?
Nein, als asozial würde ich das nicht bezeichnen. Wissen sie, wenn Frau Jung, woher kommt dieser sie im ‹echten› Leben mit jemandem Kommunikationsboom, der uns im- nicht sprechen oder nicht gestört wermer mehr Mittel und Wege darden möchten, geht es auch darum, bietet, in Verbindung zu bleiben, dass man miteinander abwägt, wessen und nicht abzuklingen scheint? Anliegen wichtiger ist: Ihr Wunsch, Haben sich die Menschen mehr nicht gestört zu werden, oder das Anzu sagen als früher? liegen der Person, die mit Ihnen Die Leute redeten schon immer sprechen möchte. Diese Dinge haben gerne miteinander. Was sich verändert wir nicht vollständig übernommen hat, ist die Form der Kommunikain den neuen Kommunikationsmitteln. tion. Nicht unbedingt auf der Ebene Bei Instant Messengers können Sie zum Beispiel Ihren Status eingeben, der persönlichen Kommunikation, denn unser soziales Leben im priva- also ‹busy› oder ‹available› oder was
Man wird mehr sinnvolle Kommunikationswege einführen.
Was haben wir in Zukunft von Mobiltelefonen zu erwarten? Wir haben Internet, GPS, Fernsehen… was kommt als Nächstes?
Was Sie erwähnen sind die technischen Fortschritte, die bisher die Entwicklung der Mobilkommunikation geprägt haben. Man wird in nächster Zeit mehr sinnvolle Kommunikationswege einführen, die grundsätzlich auf den erwähnten technischen Grundlagen basieren. Zum Beispiel werde ich Ihnen dann eine SMS schreiben können, die Sie erst erreicht, sobald Sie dieses Hotel betreten. Auch werden sich verschiedene Medien überlappen, zum Beispiel können Sie sich dann vielleicht das Footballspiel im Fernsehen ansehen und gleichzeitig mit Ihren Freunden darüber chatten, wie sie es in der Bar oder sonstwo auch tun würden. Haben Sie schon mal eine Beziehung per SMS beendet?
Hmm…nicht wirklich. Allerdings habe ich mein Arbeitsverhältnis mit Nokia per SMS bestätigt (lacht)! Text und Interview: Rainer Brenner Foto: Younghee Jung
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08
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ARTHUR LONGO | CHERYL MAAS | FREDERIK KALBERMATTEN | TONTON HOLL AND | IKER FERNANDEZ MORGAN LE FAUCHEUR | STEVE GRUBER | ALEX SCHMALTZ | CHRIS KRÖLL | JONAS GUSTAFSSON DANNY WHEELER | JULIEN HARICOT | FRIEDL KOL AR | FLORENT MAROT | GARY GREENSHIELDS TATO CHIAL A | SEVERIN DE COURTEN
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Distribution WWW.ONBAORDMAG.COM WWW.FACTORYMEDIA.COM WWW.YEAHHPRODUCTIONS.COM
‚Der junge Mann entledigt sich seiner Kleider und sieht sich nach einer Gelegenheit um, sich an der Sex-Orgie zu beteiligen. Der junge Mann bin ich.›
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S E CO N D LI F E R E V I S ITE D : M E I N E R S TE R CY B E R-S E X Die Suche nach virtuellem Sex führt Max Celko in die tiefsten Abgründe des Webs. Warum die ‹Schnelle Nummer› sich online als wesentlich komplizierter herausstellt als gedacht, erfahrt ihr in Teil I seines Selbstversuchs.
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s ist stockfinstere Nacht. Ein schwarzgekleideter junger Mann mit längerem Haar und Lederjacke spaziert am Strand entlang. Er nähert sich einer Reihe von Bungalows, die mit farbigen Neon-Lampen beleuchtet sind. Dahinter thront zwischen Palmen eine riesige Leuchtreklame, die für einen Sex-Shop wirbt. Bei den Bungalows angekommen, findet sich der junge Mann inmitten einer bizarren Sex-Orgie wieder: drei nackte Frauen sind an Holzkreuze festgeschnallt und werden jeweils von einem hünenhaften Bodybuilder gefickt. Auf Badetüchern sind weitere Pärchen zugange. Ein Dutzend Zuschauer steht herum, teils splitternackt. Der junge Mann entledigt sich seiner Kleider und sieht sich nach einer Gelegenheit um, sich an der Sex-Orgie zu beteiligen. Der junge Mann bin ich. Genauer gesagt: es ist mein Avatar in der virtuellen Welt Second Life. Ich habe mich in Second Life begeben mit einer Mission: ich will Cyber-Sex erleben. Die virtuelle 3D-Welt Second Life wurde zwischen Ende 2006 und Anfang 2007 von den Mainstream-Medien euphorisch als das nächste grosse Internet-Ding gehypet. Kaum ein Massenmedium, das keinen Bericht über das Web-Portal lancierte. Viele Firmen gründeten darin virtuelle Niederlassungen in der Überzeugung, mit Second Life einen idealen Marketingkanal gefunden zu haben. Die Euphorie währte jedoch nur für kurze Zeit: bereits gegen Ende 2007 drehte sich die Stimmung radikal, da die Besucherzahlen von Second Life stark unter den Erwartungen blieben. In
den Medien stellte sich ein regelrechtes SecondLife-Bashing ein: das Portal wurde nun plötzlich als Internet-Flop gehandelt. Firmen wie American Apparel, Coca Cola und BMW, die kurz zuvor noch stolz mit ihren Second-Life-Niederlassungen warben, zogen sich wieder daraus zurück. Danach wurde es still um Second Life. Heute ist die Hoffnung verflogen, dass sich Second Life in kürzester Zeit zu einem Mainstream-Phänomen wie Facebook oder YouTube entwickeln könnte. Mitch Kapor, der Vorsitzende der Second Life-Betreiberfirma Linden Lab, findet hierfür deutliche Worte: ‹In Second Life halten sich heute grösstenteils gesellschaftliche Aussenseiter auf.›, stellte er letzten Juli an der Fünfjahresfeier von Second Life fest. ‹Virtuelle Welten sind noch ein sehr junges Phänomen. Erst eine kleine Gruppe von Pionieren bewegt sich regelmässig darin. Es handelt sich dabei überwiegend um Leute, die sich nicht zum Mainstream zugehörig fühlen, die im richtigen Leben keine Perspektive sehen oder die von irgendeinem Traum getrieben werden. Sie alle kommen in überproportionaler Zahl zu Second Life.› Dementsprechend sind es heute vor allem Bordelle, Swinger Clubs und Spielkasinos, die in Second Life florieren. Mitte 2006, als sich der Medien-Hype abzuzeichnen begann, war ich bereits einige Male in Second Life. Ich fand es ein interessantes Phänomen, aber es wurde mir nach kurzer Zeit langweilig. Dies hatte aber vielleicht auch etwas damit zu tun, dass ich – von der massiven Berichterstattung
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beeinflusst – mit einer falschen Vorstellung nach Second Life kam: Second Life wurde in den Medien meist euphorisch-verklärt als ‹digitaler Maskenball› präsentiert, in dem man sich quasi eine zweite ‹bürgerliche Existenz› aufbauen kann – was für mich damals wenig reizvoll erschien. In Wirklichkeit aber war der Hauptfokus von Second Life von Anfang an Sex. Insbesondere abweichende Formen von Sexualität wie BDSM, Sex-Sklaverei, Pädophilie (in Second Life ‹Age Play› genannt), Vampir-Fetischismus und Furries sind verbreitet. Dies wurde von den meisten Mainstream-Medien jedoch geflissentlich übersehen, um stattdessen eine familienfreundliche Disney-World-Idylle zu zeichnen. Jetzt, nachdem der Medienrummel um Second Life vorbei ist, will ich mich nochmals hineinbegeben, um das wahre Gesicht von Second Life kennenzulernen. Mein Ziel ist es, hinter die putzige Oberfläche der virtuellen Welt zu sehen und meine ersten Erfahrungen im Cyber-Sex zu sammeln. Als ich mir bei Second Life einen Account einrichte, muss ich mir als erstes einen Avatar erstellen – also einen virtuellen Repräsentanten. Ich habe dabei die Wahl zwischen einer männlichen und weiblichen Spielfigur. Da ich ein Typ bin, liegt es nahe, auch für Second Life einen männlichen Avatar zu wählen. Nachdem ich das Gesicht und den Körper meiner Spielfigur mit einem 3D-Tool geformt habe, stelle ich mir ein Outfit zusammen. Ich bediene mich dafür bei den Kleidungsstücken, die als Grundausstattung mitgeliefert werden: Ich kleide meinen Avatar in eng geschnittene Jeans, schwarze Stiefel und ein schwarzes T-Shirt – simpel, aber clean. Innerhalb der Second Life-Welt hat man später die Möglichkeit, sich zusätzliche Körperformen und Kleider zu besorgen und so seinen Avatar weiter zu personalisieren. In der Second-Life-Welt angekommen, finde ich mich auf einer grossen Wiese wieder. Eine Handvoll Avatare steht verstreut herum. Ich quatsche den erstbesten an, dem ich über den Weg laufe. In Second Life kommuniziert man per TextNachrichten. Es ist das gleiche Prinzip wie bei einem Web-Chat: man schreibt seine Kommentare in ein Text-Fenster, die dann für alle Gesprächsteilnehmer sichtbar sind. Es ist mir nicht möglich, auf der Wiese brauchbare Informationen in Erfahrung zu bringen: Die meisten dort sind Neueinsteiger bei Second Life – genau wie ich – und haben dementsprechend genauso wenig Durchblick. Ich beame mich deshalb auf gut Glück in ein Gebiet namens Dreamworld. Dreamworld ist eine Insel im Meer, die vollständig von einem Kornfeld bedeckt ist. In der Mitte der Insel steht eine ausrangierte Lokomotive, dahinter ist in einiger Entfernung eine Windmühle zu erkennen. Eine leichte Meeresbrise weht über die Insel, so dass sich die dichten Kornähren fortwährend hin und her wiegen. Die stetige Bewegung des Korns lässt den Eindruck entstehen, als handle es sich dabei um eine goldfarbene flüssige Masse. Dies verleiht der Szenerie tatsächlich eine traumähnliche Atmosphäre. Ich spaziere im Kornfeld herum und treffe schliesslich auf zwei Gestalten. Sie heissen Nok Zessintha* und Redarrow Borkotron*. Redarrow ist gross und schmächtig und trägt einen grauen Anzug zu Turnschuhen – das klassische WerberOutfit also. Nok hat einen aufgepumpten Body40
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‹ Standard-Avatare haben keine Geschlechtsorgane.›
builder-Körper und einen Kleiderstil, den man am ehesten als Glamour-Pimp beschreiben kann. Nach kurzem Small-Talk frage ich Redarrow, ob er einen guten Tipp hat, wo ich mir einen Penis besorgen kann. Aus meinen früheren Trips nach Second Life weiss ich, dass man sich für Cyber-Sex zuerst Ge Geschlechtsteile beschaffen muss – die StandardAvatare in Second Life haben keine Geschlechtsorgane. Es gibt eine Vielzahl von virtuellen Geschäften, die Penisse und Vaginen in den unterschiedlichsten Formen und Stilen anbieten. Einfache Exemplare gibt es umsonst, detailgetreuere Luxus-Geschlechtsteile kosten bis zu 15 Franken. ‹Du brauchst einen Penis?› , fragt mich Redar Redarrow verständnisvoll. ‹Hier, ich habe noch einen allerüber, den kannst du haben. Es ist nicht das aller reibeste Modell, aber für den Anfang sollte es rei chen.› Ich habe Glück: Gerade erst in Second Life angekommen und schon habe ich einen Schwanz. Ich möchte das Teil gleich mal anprobieren und mache mich daran, meine Hose auszuziehen. ‹Was? Du willst den Penis jetzt hier anziehen?›, fragt mich Redarrow entgeistert. Nok sekundiert mit einem peinlich berührten ‹lol›. ‹Ja klar, warum denn nicht?›, will ich wissen. ‹Warum nicht? Weil ich deinen Schwanz vielleicht nicht sehen will, deshalb!›, schiesst Redarrow zurück. ‹Würdest du im richtigen Leben deinen Schwanz einfach so auspacken?›, fragt Nok konfrontativ. ‹Natürlich nicht, aber in Second Life ist das doch was anderes›, argumentiere ich. ‹Erstens handelt es sich ja nur um eine krude 3D-Computergrafik und zweitens habe ich den Penis ja gerade von Redarrow bekommen, es ist also eigentlich gar nicht mein Schwanz.› Die beiden lassen sich aber auf keine Diskussion ein: ‹Hör zu›, sagt Redarrow bestimmt, ‹verhalte dich in Second Life einfach so, wie du dich auch in der richtigen Welt verhalten würdest. Dann wirst du hier auch keine Probleme haben.›
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ls Neuling in Second Life habe ich Mühe, die Einstellung der beiden nachzuvollziehen. Warum sollte man sich in eine virtuelle Welt begeben, nur nur um sich genau gleich zu verhalten wie in der richtigen Welt? Ich hatte mir bisher immer ge gedacht, der Reiz von virtuellen Welten bestehe dardar in, dass man sich dort eben NICHT wie in der richrich tigen Welt verhalten kann. ‹Provoziere hier niemanden›, warnt mich ReRe darrow. ‹Das kann böse Folgen haben. Wenn du an den Falschen gerätst, kann es passieren, dass dein Second Life Account gehackt wird. Dann entstellt man deinen Avatar oder schickt dir fort fortlaufend Spam auf den Bildschirm – das ist alles andere als witzig.› Ich versichere den beiden, dass ich in Zukunft anderen stets mit dem gebührenden Respekt ge gegenüber treten werde. Dann adden wir uns ge gegenseitig als Freunde und ich beame mich in die Weiten des Second Life-Universums. In einer verlassenen Wüstenlandschaft pro probiere ich den Penis aus, den ich von Redarrow bekommen habe: Es handelt sich um ein erigiertes Glied in stattlicher Grösse. So ausgerüstet kann es losgehen mit der Cyber-Action, denke ich mir. Ich freue mich schon auf wilden Avatar-Sex. Ich rufe die Second Life Suchfunktion auf und tippe ‹Swinger Club› ins Suchfester. Es erscheint eine lange Treffer-Liste. Ich entscheide mich für
das Free German Sex Castle – ein deutsches SexSchloss. Mit einem Klick beame ich mich hin. Zu meiner Enttäuschung herrscht im SexSchloss aber gähnende Leere. Ich wandere durch die verlassenen Gänge und finde lediglich verwaiste Sex-Matratzen. Schliesslich treffe ich doch noch auf Gesellschaft: unter einer langen Reihe gotischer Buntglasfenster räkelt sich eine junge Frau auf einer Couch. Vor ihr tanzt ein splitternackter Mann auf einem kleinen Podest. In der Hand hält sie eine Leine, an der sie den Nackten wie einen Hund führt. Das Mädchen trägt hohe schwarze Stiefel und eine Art japanische Schuluniform – allerdings nur das Oberteil, untenrum ist sie nackt. Ein Klitoris-Piercing blitzt neckisch zwischen ihren Schenkeln hervor. Ich beginne ein Gespräch, indem ich ihr ein Kompliment zu ihrem Piercing mache. ‹Danke›, antwortet sie knapp. ‹Ich habe meinen Rock vorhin irgendwo verloren.› Sie streicht sich ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht, dann erklärt sie mir mit einem schnippischen Lächeln, dass der Nackte ihr Sklave sei. ‹Ich stehe auf Rollenspiele›, stellt sie fest. ‹Ich dominiere gerne Männer.› Dann herrscht sie den Sklaven an, er solle vor ihr auf die Knie gehen und wie ein Hund bellen – was dieser sofort ausführt. ‹Wrouf! Wrouf! Wrouf!› ist im Chat-Fenster zu lesen. Ich frage die Domina, ob sie einen Ort kennt, wo noch mehr los ist. Ich sei auf der Suche nach Cyber-Sex-Action, lasse ich sie wissen. ‹Versuch’s doch mal bei den Bang Brothers›, antwortet sie knapp. ‹Dort läuft gerade ein Gang Bang.› Ich gebe den Begriff in die Suchmaske ein und habe die Location in kürzester Zeit gefunden: Bang Brothers – Interracial Sex Club. Dies bedeutet, dass dort unterschiedliche Ethnien miteinander Sex haben. Mein Avatar ist weiss, also erhoffe ich mir heissen Sex mit einer dunkelhäutigen Schönheit. Als ich bei den Bang Brothers ankomme, ist die Action bereits in vollem Gange. Überall sind Pärchen oder Dreier-Teams damit beschäftigt, sich gegenseitig zu lecken, zu masturbieren und ficken. Der Club besteht aus einer Bar und einem grossen Sex-Raum mit rotem Teppich und schwarzen Wänden. In der Mitte des Raums liegt eine grosse Sex-Matte, auf der gerade ein Dreier abgeht: Ein Muskulöser Schwarzer mit Gangsta-Tätowierungen und Cock-Ring fickt ein Latina-Girl im Doggy-Style, während diese ein kaukasisches Mädchen leckt, die mit gespreizten Beinen vor ihr auf dem Boden liegt. Ein nackter Schwarzer steht daneben und wartet geduldig bis er an die Reihe kommt. Etwas weiter hinten im Raum ist ein grosses Bett, auf dem ein hellhäutiger Typ ein schwarzes Mädchen vögelt. Zwei Männer haben sich am Bettrand postiert, bereit für ihren Einsatz. In der gegenüberliegenden Ecke des Raums sitzt ein Schwarzer in einer Kissenlandschaft und geniesst den Blowjob, den er von zwei Girls gleichzeitig bekommt. Entlang den Wänden stehen Sofas und Sessel, auf denen Zuschauer am chillen sind und sich nackte Swinger von ihren Anstrengungen erholen. Ich navigiere meinen Avatar durch das Getümmel, um mir das Treiben aus der Nähe anzusehen. ‹Ahh, du bist so heiss und feucht!›, ‹Lutsch meinen schwarzen Schwanz du schmutzige Schlampe!›, ‹Uhmm, ja, besorg’s mir gut!› – im Chat-Fenster erscheinen in wilder Abfolge Stöhngeräusche und
‹Wäre die Grafik nur ein bisschen schlechter, würde einen das Ganze vollkommen kalt lassen.›
Sex-Anfeuerungsrufe. Es ist abenteuerlich, sich in dieser bizarren Sex-Landschaft zu bewegen. Die ganze Szenerie hat etwas von einem David-LynchFilm – es ist auf eine Art realistisch, aber gleichzeitig auch völlig unwirklich. Die nackten Avatare und die Sex-Aktionen sind gerade auf der Kippe zwischen lachhaft und erregend. Die Grafik und die Bewegungsabläufe sind relativ schlecht, aber mit etwas Phantasie kann man sich den Rest dazudenken. Wäre die Grafik nur ein bisschen schlechter, würde einen das Ganze vollkommen kalt lassen. So aber entsteht zumindest ein gewisses Erregungsgefühl – das aber auf eine merkwürdige Art falsch wirkt, da man sich ja stets bewusst ist, dass es sich nur um 3D-Computerfiguren handelt. Nachdem ich eine Weile zugesehen habe, möchte ich meinen Avatar in das Gang-Bang-Geschehen integrieren. Ich bin gespannt darauf, meinen virtuellen Repräsentanten in einer Sex-Aktion zu sehen. Ich beginne ein Gespräch mit einer jungen Frau, die etwas abseits steht und das Treiben auf der Sex-Matte beobachtet. Wie sich herausstellt, kommt sie aus Deutschland. Da wir uns in einem Swinger Club befinden, halte ich es für angebracht, das Gespräch relativ schnell auf das Thema Sex zu lenken. Ich frage das Girl, ob sie Lust hat, sich mit mir an dem Geschehen zu beteiligen – sie lehnt ab. Ich überlege mir, mich einfach auszuziehen und in den Gang Bang einzusteigen. Aber ich zögere. Ich frage mich, ob es irgendwelche Regeln gibt, die man dabei befolgen muss. Ich bitte deshalb einen Typen um Auskunft, der neben dem Bett auf seinen Einsatz wartet. Er sagt mir, ich solle mich bei Fragen an Jolie* wenden – sie schmeisse den Laden hier. Ich sehe mich um und entdecke Jolie beim Eingang stehen, die Arme in die Hüften gestemmt. Jolie sieht aus, wie man sich eine Sex-Club-Betreiberin vorstellt: etwas übergewichtig, überschminkt und die Haare auftoupiert. Ich gehe zu ihr rüber und erkundige mich, ob es irgendwas gibt, das ich wissen müsste, wenn ich beim Gang Bang mitmachen will. Jolie mustert mich von oben bis unten. ‹Nun›, setzt sie an, sucht kurz nach den richtigen Worten, dann weist sie mich an: ‹Sieh dir doch mal die anderen Avatare hier im Club an. Und dann vergleiche sie mit dir selbst. Fällt dir etwas auf?› Ich habe keine Ahnung, wovon Jolie spricht. ‹Du brauchst einen besseren Avatar›, eröffnet sie mir freundschaftlich. ‹So wie du jetzt aussiehst, wird hier niemand mit dir spielen wollen.› Jolie fährt fort: ‹Du brauchst neue Kleider und neue Haare. kinki
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Die Leute denken sonst, dass du ein Newbie bist und keine Erfahrung hast – nur Anfänger tragen die Kleidungsstücke, die in der Grundausstattung von Second Life mit dabei sind.› In der Tat sind einige der Avatare im Club mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattet. Ich bin aber der Meinung, dass mein virtueller Repräsentant im Vergleich dazu nicht so schlecht abschneidet – was ihm an Exklusivität fehlt, kann er an Style wieder wett machen. ‹Alle neuen Leute sagen das›, erwidert Jolie gutmütig. ‹Warte doch einfach eine Weile – und du wirst deine Meinung ändern.› Nach Jolies Ausführungen sehe ich keinen grossen Sinn darin, noch länger im Bang Brothers Club zu verweilen. Unverrichteter Dinge ziehe ich ab. Damit endet der erste Tag meiner Second Life Cyber-Sex-Mission. Meinen zweiten Tag in Second Life verbringe ich damit, meinen Avatar aufzustylen: In einem riesigen virtuellen Shopping-Center besorge ich mir schwarze Hosen, Biker-Boots sowie eine toughe Lederjacke. Dann verpasse ich meinem Avatar eine neue Frisur im Stil von Keanu Reeves alias Neo im Film The Matrix. Ausserdem beschaffe ich mir eine neue Haut – d.h. eine neue Oberflächentextur für meinen Avatar. Der Unterschied ist frappant: ich bin nicht mehr wiederzuerkennen. So ausgerüstet könnte man mich glatt für einen alteingesessenen Second Life-Pionier halten. Am nächsten Tag statte ich einem Gebiet namens ‹Sexy! Beach› einen Besuch ab. Es handelt sich dabei um eine Strandanlage bestehend aus etwa einem Dutzend Bungalows, in deren Mitte sich eine Art Sex-Arena befindet. Die idyllisch gelegene Anlage wird durch ein trashiges Neo-80ies Porno-Ambiente verschandelt: Die Bungalows sind mit billigen Neon-Leuchtstoffröhren dekoriert und überall stehen wild rotierende Disco-Lichter herum, die alles in ein grelles Farbenmeer tauchen. Gesäumt wird die Strandanlage von riesigen Leuchtreklamen, die für Sex-Shops und Escort Services werben. Das Ganze wirkt wie Ballermann im Porno-Land. Zielstrebig begebe ich mich in die Sex-Arena. Eine Handvoll Pärchen verlustiert sich dort mit Bondage-Geräten und Sex-Toys. Eine Gruppe von Zuschauern steht unmotiviert in einer Ecke herum. Einige Avatare latschen splitternackt mit erigiertem Penis durch die Gegend. Ich komme mit einem Avatar namens Alyssia* ins Gespräch. Sie fällt mir auf, da sich ihr Stil deutlich von dem der anderen Sexy!-Beach-Besucherinnen abhebt: Die meisten weiblichen Avatare sind effekthascherisch auf Erotik-Queen oder Cyber-Lolita gestylt. Alyssia hingegen trägt ein einfaches schwarzes Kleid und dezenten Silberschmuck. Ihr Stil hat etwas angenehm Reduziertes inmitten des visuellen Overkills. Es stellt sich heraus, dass Alyssia im richtigen Leben in Ägypten lebt. Sie hat Physik, Chemie und Geologie studiert und arbeitet jetzt in einer Bibliothek. Bei Second Life kann man sich nie sicher sein, ob einem die Leute die Wahrheit erzählen – schliesslich ist es ein leichtes, sich im Cyberspace irgendeine Fantasie-Identität zurechtzulegen. Ich habe aber das Gefühl, dass die meisten Leute, die ich treffe, ehrlich über sich Auskunft geben. ‹Hattest du schon mal Sex in Second Life?›, frage ich Alyssia , nachdem wir eine Weile gesprochen haben. Alyssia verneint. Ich frage sie, ob sie es mal ausprobieren möchte. Alyssia verneint 42
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‹ Es ist auch in der virtuellen Welt nicht so, dass man ohne weiteres einen Sexualpartner findet.›
abermals. ‹Wieso nicht?›, will ich wissen. ‹Es ist doch nichts dabei.› – ‹Es sieht doof aus›, erwidert Alyssia mit einem Lachen. ‹Ausserdem bringt es mir nichts – ich stehe nicht auf Cyber-Sex.› – ‹Ok, aber man kann es ja zumindest mal ausprobieren – aus reiner Neugier›, argumentiere ich. ‹Es ist doch nur ein COMPUTERSPIEL.› – ‹Manche Leute würden da widersprechen›, hält Alyssia dagegen. ‹Manche erwarten, dass man auch in der richtigen Welt mitmacht.› – ‹Du meinst, dass man dazu masturbiert?›, frage ich nach. ‹Das habe ich zumindest so gehört›, bestätigt Alyssia. ‹Bist du deswegen gehemmt, virtuellen Sex auszuprobieren?›, hake ich nach. ‹Ich bin nicht gehemmt›, widerspricht Alyssia. ‹Es wäre easy, aber ich möchte es einfach nicht.› Nach meinem Gespräch mit Alyssia wird mir klar, dass es mit dem Cyber-Sex doch nicht so einfach ist, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es ist auch in der virtuellen Welt nicht so, dass man ohne weiteres einen Sexualpartner findet. Zumindest ein Mal will ich es aber gemacht haben. Es geht mir dabei nicht darum, mich am Sex aufzugeilen – wenn ich das wollte, gäbe es im Netz viel bessere Alternativen als Second Life mit seiner doch sehr beschränkten Grafik. Nein, es geht mir einfach um die EXPERIENCE.
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ch verlasse die Sexy! Beach Sex-Arena und gehe zum Strand. Überall liegen Pärchen und Dreier-Teams auf Badetüchern und kopulieren wild. Hier muss es doch möglich sein, meinen Avatar in eine Sex-Action zu integrieren, denke ich mir. Vielleicht bin ich einfach zu zurückhaltend? Vielleicht sollte ich anstatt Worte Taten sprechen lassen? Kurzentschlossen stelle ich mich neben einen Dreier – und ziehe mich einfach aus. Dann aktiviere ich meinen Penis. Es ist im ersten Moment in der Tat ein merkwürdiges Gefühl: mittlerweile ist mir mein Avatar vertraut geworden und eine gewisse Identifikation hat sich eingestellt. Nackt mit erigiertem Glied am Strand zu stehen ist deshalb durchaus gewöhnungsbedürftig. Ich merke, wie mich ein leichtes Schamgefühl beschleicht. Zu meiner Überraschung beenden die beiden männlichen Avatare schon nach kurzer Zeit ihren Dreier: sie stehen plötzlich auf und verdrücken sich in Richtung Bungalows. Das Girl bleibt einsam auf dem Badetuch zurück. Ich zögere einen Moment, dann packe ich meine Chance – und lege mich einfach auf sie. Es ist eine dreiste Aktion, aber so läuft es bei einer Sex-Orgie. Das Badetuch verfügt über eine spezielle Sex-Funktion, welche meinen Avatar automatisch animiert: mein virtueller Repräsentant beginnt, mechanische Beischlafbewegungen auszuführen – ich vögle das virtuelle Girl in der Missionarsstellung. Der Akt geht ganz ohne Worte vor sich und ist nach wenigen Augenblicken bereits wieder vorbei: Das Girl steht nach kurzer Zeit einfach auf und lässt mich alleine auf der Matte zurück. Mein Avatar bumst derweilen weiter, als ob nichts wäre. Erst als ich ihm den Befehl gebe aufzustehen, hört er mit seiner lächerlichen Trockenübung auf. Ernüchtert ziehe ich mich wieder an. Ich weiss nicht genau, was ich anderes erwartet hatte, aber ich bin von meiner ersten CyberSex-Erfahrung enttäuscht. Das soll es gewesen sein? Zwei Avatare hampeln auf einer Matte herum und deswegen machen hier alle so ein grosses Aufheben? Man kann die Sex-Bewegungen nicht
einmal selber steuern, da die Avatare beim Sex automatisch animiert werden – man kann lediglich unterschiedliche Stellungen auswählen. Grundsätzlich bedeutet Cyber-Sex also, einen Knopf zu drücken und dann einer virtuellen Sex-Show zuzusehen – wobei die Grafik und die Bewegungen relativ schlecht sind, so dass kaum die Illusion von echtem Sex entsteht. Da man so wenig Einflussmöglichkeiten auf die eigentliche Sex-Action hat, stellt sich auch kaum das Gefühl ein, selber aktiv am Sex BETEILIGT zu sein. Mit dieser enttäuschenden Erkenntnis logge ich mich aus Second Life aus. Die Tatsache, dass ich dem Reiz von CyberSex nicht auf die Schliche gekommen bin, macht das Thema nur noch spannender für mich. Ich muss fortwährend an Second Life denken. Selbst als ich im Bett liege, schwirren mir Dialoge und Erlebnisse aus der virtuellen Welt durch den Kopf. In der Nacht träume ich von Babys, die als Avatare geboren werden und von riesigen Geschlechtsteilen aus Stahl, die mit Dampfmaschinen betrieben werden. Am nächsten Tag verspüre ich das dringende Bedürfnis, wieder in die digitale Welt einzutauchen. Die Virtualität zieht mich immer stärker in ihren Bann. Ich logge mich ein: mit einem ‹Swoooosh› materialisiert sich mein Avatar. Dann öffne ich die Second-Life-Landkarte, wähle auf gut Glück einen Ort aus und teleportiere mich hin: ich lande in einer Gegend namens Jungles of Schendi. Die Jungles of Schendi bestehen aus einer zerklüfteten Gebirgskette, an deren Hängen ein dichter Urwald wuchert. Auf einer Anhöhe gibt es eine Lichtung, auf der einige futuristisch anmutende Villen thronen. In einem Hauseingang treffe ich auf einen weiblichen Avatar. Tori* – so ihr Name – hat langes wallendes Haar und trägt eine Art rotes Ballkleid mit weissen Rüschen. Sie ist der erste Avatar, dessen Gesicht mir eindeutig unattraktiv – ja sogar unsympathisch erscheint. Vielleicht hat das aber auch etwas damit zu tun, dass ich erst jetzt langsam beginne, ein Auge für die subtilen Unterschiede von Avatar-Physiognomien zu entwickeln. Ironischerweise entpuppt sich Tori im Gespräch als eine der cleversten Personen, die ich bisher in Second Life getroffen habe. Tori ist Mode-Designerin. Sie designt Schuhe und Stiefel im Fetish-Look. Ihre Kreationen verkauft sie in ihrem eigenen virtuellen Kleidergeschäft. Berufsbedingt hält sich Tori oft in BDSM-Kreisen auf, persönlich hat sie jedoch mit der Bondage-Szene nicht viel zu tun. ‹Ich sehe BDSM aus einer rein geschäftlichen Perspektive›, erklärt sie mir. ‹Mit Fetish-Kleidern lässt sich in Second Life gut Geld verdienen.› Ich erzähle Tori von meinem enttäuschenden Cyber-Sex-Erlebnis vom vorherigen Tag. ‹Der Sex in den virtuellen Swinger Clubs ist wohl kaum das, was man unter gutem Cyber-Sex versteht›, stellt sie fest. ‹Ich persönlich würde es vorziehen, einen Typ zuerst kennenzulernen, bevor ich mit ihm schlafe.› Tori fährt fort: ‹Natürlich ist es einfacher, sinnlos Sex zu haben – aber es ist wahrscheinlich nicht so schön, da keine Gefühle mit im Spiel sind.› – ‹Aber es ist doch bloss ein Videogame›, werfe ich ein. ‹Was hat es denn für einen Sinn, Gefühle für einen Avatar zu entwickeln?› – ‹Es ist kein Game›, widerspricht Tori. ‹Es ist viel mehr als das, denn man interagiert mit echten Menschen – und die haben echte Gefühle. In dieser Hinsicht ist es wie das richtige Leben.› – ‹Aber dies ändert nichts an der Tatsache, dass man beim Sex ledig-
‹ Der Rest spielt sich im Kopf ab. Die Computer bilder sind nur ein Hilfsmittel.›
lich zwei schlecht gemachten Computerfiguren auf einem Videoscreen zusieht›, wende ich ein. ‹Aber das ist ja genau der Punkt›, hält Tori dagegen. ‹Beim Cyber-Sex geht es eben NICHT in erster Linie um Voyeurismus. Cyber-Sex ist eine Art zu kommunizieren: Man muss die andere Person erst dazu bekommen, dass sie es mit einem tun will. Die Hauptsache beim Cyber-Sex ist die Interaktion und die Gefühle, die dabei entstehen›, erklärt mir Tori. ‹Der Rest spielt sich alles im Kopf ab. Die Computerbilder sind nur ein Hilfsmittel – man braucht nur ein bisschen Vorstellungskraft.› Auf eine Art hat Tori sicher Recht – Second Life ist definitiv mehr als ein Videospiel. Die Interaktion und der Akt der Verführung sind sicherlich ein wichtiger Aspekt vom Cyber-Sex. Die Frage ist einfach, ob einem dies genügt: Will man Zeit investieren, um in der virtuellen Welt eine Liebesbeziehung aufzubauen, wenn sich der Sex dann hauptsächlich in der Phantasie abspielt? Ich für meinen Teil lerne lieber Leute in der richtigen Welt kennen – und habe dafür auch richtigen Sex. Ob sich die Reise in die Jungles of Schendi für Max Celko gelohnt hat, welche Auswirkungen die CyberSex-Suche auf sein Privatleben hat und in welche Verliesse und Kammern man ihn noch führen wird, erfahrt ihr nächsten Monat in Teil II seines Selbst versuchs. Autor: Max Celko Illustration: Raffinerie * Alle Namen sind von der Redaktion geändert.
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X-Files Online
Letzte Beweise fehlen. Doch für eine Initiative in Deutschland steht längst fest: Ausserirdische sind unter uns. Das Netzwerk nennt sich Exopolitik und trägt Indizien aus aller Welt über Ufo-Phänomene zusammen. Auf der Homepage der Gruppe kann sich jeder selbst auf Spurensuche nach extraterrestrischem Leben begeben.
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a war die Sache mit den Vereinten Nationen. Der Bericht von Gilles Lorant, dem ehemaligen Air-France-Piloten, galt als glaubwürdig: Vom 12. bis zum 14. Februar 2008 fanden bei der Uno in New York geheime Beratungen über sich häufende Ufo-Sichtungen statt. Amerikanische Senatoren hatten Treffen anberaumt, Vertreter mehrerer Länder eingeladen. Der Inhalt der Debatte hatte Brisanz: Ufo-Erscheinungen könnten das Risiko sozialer Unruhen erhöhen, es wurde über den Einfluss von Personen gesprochen, die Kontakt mit Ausserirdischen hatten, über die Rolle von religiösen Figuren, Wissenschaftlern und Scharlatanen. Man überlegte sich, wie es weitergehen sollte, nachdem die Weltgemeinschaft die Existenz von Ausserirdischen nicht länger anzweifeln würde. Die französische Ufo-Organisation FEA sprach von einer möglichen entscheidenden Wende im Umgang mit ausserirdischem Leben. Der Tag X rückt näher, waren Gruppen weltweit überzeugt. Doch dann kamen Zweifel auf. Lorant, selbst führendes Mitglied der französischen Ufo-Organisation FEA, kam in Erklärungsnöte. Sein Lebenslauf hielt einer Überprüfung nicht stand. Kleinlaut musste er einräumen, nie am französischen Institut für Nationale Verteidigung gewesen zu sein, wie er stets behauptet hatte. Ein Aufschneider also, ein Selbstdarsteller? Oder hatte er zwar bei seinem Lebenslauf geflunkert, aber dennoch über seinen Besuch in New York die Wahrheit gesagt? ‹Da Gilles Lorants Glaubwürdigkeit nun ohne Zweifel erschüttert ist, wird vernünftigerweise auch seine Aussage über das geheime UNO-Treffen bezweifelt›, heisst es dazu auf der Homepage der deutschen Initiative Exopolitik. ‹Andererseits muss festgestellt werden, dass bereits vor dem Auftauchen Lorants von eben jenem Treffen berichtet wurde.›
Akten werden geöffnet
So ist es meistens mit Sichtungen von Unbekannten Flugobjekten. Zum ‹Einerseits› kommt stets ein ‹Andererseits›. Zu den Augenzeugen und angeblichen Beweisen eine offizielle Version der Regierungen, die das Gegenteil behauptet: Alles war natürlichen Ursprungs. An eine Unterstützung von Regierungsseite glauben Exopolitiker längst nicht mehr, auch wenn nach und nach immer mehr Länder zögerlich erste Geheimakten öffnen. Die entscheidenden Beweise würden weiter zurückgehalten, glauben die meisten der Initiative. So bleibt den Ufo-Gläubigen 44
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weiter nichts anderes übrig, als selbst mögliche Spuren extraterrestrischer Intelligenz zusammenzutragen, Beobachter zu befragen, Sichtungen zu rekonstruieren, Theorien aufzustellen, zu verwerfen und neu zu formulieren – und zu spekulieren. Im deutschsprachigen Raum zählt die Initiative Exopolitik zu den einflussreichsten Bewegungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Existenz von ausserirdischem Leben aufzudecken. Auf der Homepage www.exopolitik.org trägt das Netzwerk Informationen aus aller Welt über Sichtungen zusammen, recherchiert und lässt kritische Wissenschaftler zu Wort kommen. Die Politik will die Gruppe so unter Druck setzen. Sie fordert eine staatlich geförderte, wissenschaftlich fundierte Erforschung des Ufo-Phänomens. Hinweise über extraterrestrisches Leben lassen sich Tausende finden: Ehemalige Militärs, Piloten, Astronauten, die über unerklärliche Erscheinungen erzählen, ehemalige Politiker, die fordern, die Vertuschung müsse aufhören, angebliche Landungsspuren und messbare Strahlenrückstände. Oder statistische Überlegungen: Wenn auf der Milchstrasse allein einhundert Millionen Planeten mit ähnlichen Bedingungen existieren wie auf der Erde. Wenn es dazu mehrere Milliarden Galaxien im Universum gibt: Wieso sollte unsere Erde der einzige Planet mit Lebewesen sein, die sich für intelligent halten.
Viele, die an extraterrestrische Intelligenz glauben, dürften von der allgegenwärtigen Überzeugung, die offizielle Version kann nicht der Wahrheit entsprechen, abgeschreckt werden. Und eben diese Überzeugung lenkt vom Wesentlichen ab. Der Kernfrage: Sind wir wirklich nicht allein? Text: Jens Dierolf Illustration: Raffinerie Das Interview mit Robert Fleischer, Koordinator der Deutschen Exopolitik-Initiative, findet ihr auf www.kinkimag.com
Sichtungen in der Schweiz
Übrigens auch in der Schweiz hat es Ufo-Sichtungen gegeben, wie der Astrophysiker Illobrand von Ludwiger in einem Interview mit der Initiative Exopolitik behauptet. Militärische Radaraufzeichnungen hätten ein Ufo registriert, das im Zickzackkurs mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit die Schweiz überquerte. Ein Flugverhalten, zu dem kein Militärflugzeug jemals in der Lage gewesen wäre. Es lässt sich also genüsslich spekulieren und philosophieren über das, was hinter den Sichtungen steckt. An Elan und Akribie jedenfalls mangelt es der Initiative Exopolitik nicht, wenngleich der Umgang mit Quellen wissenschaftlichen Standards noch nicht standhält. Befremdlicher sind da schon eher die Nebenschauplätze, auf denen sich die Initiative tummelt. Denn für die Gruppe steckt hinter den Anschlägen des 11. Septembers 2001 die US-Regierung; Strippenzieher der Wetlpolitik sind die Geheimdienste.
Nicht bewiesen und trotzdem berühmt: Die kleinen grünen Männchen wissen, wie man sich rar macht.
Zum ‹Einerseits› kommt stets ein ‹Andererseits›. Zu den Augenzeugen und angeblichen Beweisen kommt stets eine offizielle Version der Regierung, die das Gegenteil behauptet: ‹Alles war natürlichen Ursprungs›.
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‹album des monats › Von der Redaktion gekürt. Grace Jones: Hurricane. Musikalisches Feuerwerk in neun Akten.
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Hurricane:
Das ist genau der Sound, den ich auf diesem Album haben wollte, der Sound, den ich schon immer hörte. Eigentlich bräuchte man nicht einmal einen Text, um den Song zu verstehen: Die Musik tropft sozusagen aus den Lautsprechern und gibt dem Hörer die Möglichkeit, die atmosphärische Tiefe mit eigenen Emotionen zu erkunden und lässt dem Zuhörer den Raum, den er braucht. Vergangenheit und Zukunft verschmelzen. Diese Dreidimensionalität ist genau das, was ich in meinem Sound erreichen wollte.
Der Titeltrack! Ich habe diesen Song mit Tricky geschrieben. Es geht darin um Grace als Naturkraft, Grace als Vorherseherin, Grace, die immer von Dingen verfolgt wird, die sie nie in Ruhe lassen werden…
2.
Williams’ Blood: In diesem Song geht es um die familiäre Zweiheit, welcher ich entspringe und um die Rivalität der zwei Seelen, welche in mir wohnen. Bin ich gut oder böse? Williams oder Jones? Welche Seite ist die stärkere? Momentan fühle ich viel Williams-Blut in mir, aber wird das immer so bleiben? Meine Mutter war eine Williams: Wild, talentiert, aber gefährlich. Ihr Vater war auch Musiker und zog mit Nat King Cole durch die Lande, soff, lief den Frauen hinterher, war selbstzerstörerisch. Ich fühle beide Seiten in mir, sowohl das wilde Williams-Blut als auch die ruhigere und religiöse Jones-Seite.
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Corporate Cannibal: Dieser Track ist verdammt aggressiv! Zähnefletschend und furchtlos! Es geht darin um die Corporate-Seite der Musikindustrie, die der Grund war, warum ich so lange keine Alben mehr aufgenommen habe! Man wollte ‹ihr› vorschreiben, wie ‹sie› zu arbeiten habe, doch das zerstörte den gesamten kreativen Prozess!
4.
I’m Crying:
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race Jones ist wie ein eigener Planet: Sie verfügt über eine Anziehungskraft, welche sich auf alles, was in ihrer Umgebung liegt, auswirkt. Dennoch scheint sie so unerreichbar, so weit entfernt und so anders als alles Andere, was wir kennen. Wer kann sich schon vorstellen, ihr wirklich jemals zu begegnen? Was würde man sagen? Nichts, wahrscheinlich, denn seit beinahe drei Jahrzehnten begeistert diese Frau die Mode-, Musik- und Filmwelt gerade durch diese Aura der Unerreichbarkeit. Die tiefe Stimme, das kantige Gesicht, der strenge Blick und die stete Ernsthaftigkeit, mit welcher sie in den Achtzigerjahren über Catwalks, Bühnen und Bildschirme schwebte, machten sie zu einer zeit46
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losen Stilikone, zur Repräsentantin einer neuen Art der Weiblichkeit, die in ihren Filmen Jungs verprügelte und gleichzeitig die Covers der renommiertesten Modemagazine schmückte. Nach mehr als zwanzig Jahren ist die Dame mit der tiefen Stimme und den weit aufgerissenen Augen nun mit einem neuen Album zurück und scheint kein bisschen an Innovativität eingebüsst zu haben! Mit ‹Hurricane› ist Miss Jones einmal mehr ein experimentelles aber durchaus auch tanzbares Avantgarde-Pop-Werk gelungen, welches nun auch eine jüngere Generation von Fans in seinen Bann ziehen wird. Dennoch ist sie ihrer Zeit nicht voraus, nein, Menschen wie Grace Jones leben in ihrer eigenen Zeitrechnung!
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This Is:
Dieser Song handelt von diesem Teil von mir, der niemals aufhört zu wachsen, das ‹Grace-Kind›, Tochter von Gott und Chaos, Traum und Realität, Mann und Frau. Nicht ich bin derjenige, der weint in diesem Lied, sondern es ist mein Vater, der um meine Mutter weint. Dieser Track handelt von meiner Mutter und meiner Grossmutter, und zwischen diesen Perspektiven switche ich im Text.
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Love You To Life: Dieser Song handelt davon, dass man sich nie bewusst wird, dass man sterben könnte. Ich hatte einmal eine Beziehung mit jemandem, der an einer Überdosis starb, gab mir selber die Schuld für diesen Tod. Naja, wir trennten uns, dann die Überdosis, und das einzige, was diese Person getan hat, als sie nochmals kurz aufwachte: Sie schrie mich an! In diesem Song geht es darum, wie man sich wünschen kann, dass jemand stirbt, weil man genug von ihm hat, und wie man danach betet, dieser Mensch möge wieder leben, weil man sich so schuldig fühlt.
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Sunset Sunrise: Diesen Song schrieb Enos Sohn Paulo vor sieben Jahren als Geburtstags geschenk für seine Mutter. Manche sagen, es sei ein Öko-Song, doch ich bin nicht dieser Meinung. Es geht darum, dass man nicht um Dinge streiten sollte, die niemandem gehören. Denn diese Dinge werden uns alle überdauern!
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Devil In My Life: So düster und schwer dieser Track auch scheinen mag, ich habe ihn darum als letzten Song für dieses Album ausgewählt, weil er Hoffnung in sich birgt und sagt: Es ist noch lange nicht fertig! Dieser Track war einer der ersten, die ich für dieses Album produziert habe, ich dachte mir damals: ‹Wow, das gefällt mir! Das wird sicherlich der erste Track des Albums werden!› Grace Jones: ‹Hurricane› ist bereits im Musikvertrieb erschienen.
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Well Well Well: Diesen Song habe ich mit Barry Reynolds geschrieben. Es geht darin um aggressive Instinkte, welche einen immer wieder dazu treiben, mit Vollgas auf irgendein Desaster hinzusteuern, eine Hand am Lenkrad, mit der anderen die Augen bedeckt. Danach wird einem klar, dass man Hilfe braucht, man wird sich bewusst, was zur Hölle gerade mit einem passiert.
Text: Rainer Brenner Foto und Interview: Musikvertrieb
Who killed Harry Houdini?
Was ist Schweden? Ein cooles und kühles Land, viel Musik, Design, Mode. Man denkt an Kinderfilme wie ‹Michel aus Lönneberga› oder ‹Pippi Langstrumpf›, an dunkelrote Häuser mit weissen Türen, an Ikea und an Knäckebrot. Aber ganz bestimmt nicht an Barcelona und an eine 30-köpfige Band aus Jönköping, die mit ihrer Show fast schon an einen modernen Zirkus erinnert.
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nsere Autorin Miriam Suter hat eben diese Band mit dem ungewöhnlichen Namen ‹I’m from Barcelona› bei einem Konzert in Winterthur getroffen und ihren Frontmann Emanuel Lundgren, Sänger und Gitarrist der Truppe, etwas ausgequetscht. kinki magazine: Eure Band fasst 28 Mitglieder. Wie ist es mit so vielen Leuten in einer Band? Emanuel: Es ist besser. Wenn dir jemand auf die Nerven geht, kannst du ihm leichter aus dem Weg gehen. Ausserdem können wir so alles selber machen – wir haben keinen Manager, keinen fürs Licht usw. wir machen alles selber. Wie ist es im Studio? Manchmal ist es wirklich schwierig. Ich will, dass alle zufrieden sind, aber die schlussendliche Entscheidung treffe ich. Anders funktioniert es nicht mit fast 30 Leuten in einer Band.
Wenn dir jemand auf die Nerven geht, kannst du ihm leichter aus dem Weg gehen. Woher kommt der Name des aktuellen Albums ‹Who killed Harry Houdini›? Harry Houdini war ein legendärer Magier, der im Jahr 1926 gestorben ist. Er war ein Befreiungskünstler und seine Biographie eine der besten, die ich seit langem gelesen habe. Seine Geschichte ist mir in Erinnerung geblieben und wieder hochgekommen, als es um die Namensgebung des Albums ging. Das Video zu ‹Paper Plans› habt ihr zusammen mit Jonas Odell gedreht, er hat auch schon mit U2 und Franz Ferdinand zusammengearbeitet. Wie war die Aufnahme mit ihm? Interessant. Er ist grossartig in Sachen Animationen. Wir haben das Video an einem Tag durchge48
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dreht und circa 20 Stunden daran gearbeitet. Zwar mit kurzen Pausen, aber es war sehr intensiv, da ich in jeder Szene mitspiele. Auf dem Album gibt es auch einen Track mit SoK. Warum habt ihr sie ausgewählt? Wir haben uns auf einem Festival kennengelernt und sie ist mit uns getourt. So haben wir viel übers Schreiben und Aufnehmen geredet und beschlossen, etwas zusammen zu machen. Sie ist fantastisch. Wenn ich jemanden mit aufs Album nehme, sollte es eben ein Freund sein. Mit wem würdest du sonst gerne einen Song aufnehmen? Definitiv mit Mark Linkous. Er ist wie der grosse Bruder, den ich nie hatte. Ich liebe seine Musik. Er hat sein eigenes Universum. Er unterscheidet sich von ‹normalen› Rockstars, lebt auf einer Farm mit vielen Tieren, eigenem Anbau. Nicht wie ein Hippie, aber er tut einfach sein Ding und das gefällt mir. Was ist deine grösste Inspiration? (denkt lange nach) Die verschiedenen Beziehungen zwischen den Menschen. Zwischen Partnern, Freunden. Sie enthalten alle Emotionen, die eine Person haben kann. Wer hat dich zum Musikmachen gebracht? Meine Mutter. Sie hat immer Musik geschrieben und gemacht, aber nur für sich selber. Ich bin damit aufgewachsen, dass das etwas Selbstverständliches ist, Musik zu machen. Für mich gab es gar nichts anderes. Was denkst du über ‹sex sells› in der Musikindustrie? Ich denke, es ist nichts Falsches an Sex in Musik. Aber es gibt einen intelligenten und einen dummen Weg, Sex zu interpretieren. Prince hatte einen sehr guten Weg gefunden. Aber wenn es in dieser kommerziellen Art geschieht, wenn es nur ums Verkaufen geht, ist das sehr schade.
Einer eurer Songs heisst Treehouse – hast du als Kind auch Baumhäuser gebaut? Ja! Wir hatten einen kleinen Wald neben unserer Schule und in jeder grossen Pause sind wir dahin gerannt und haben Baumhäuser gebaut. Es war eine Möglichkeit, der Schule für diese Zeit zu entfliehen. Den Song zu spielen, heisst auch wieder Kind zu sein.
Ich denke, es ist nichts Falsches an Sex in Musik. Aber es gibt einen intelligenten und einen dummen Weg, Sex zu in terpretieren.
Willst du manchmal alles hinschmeissen? Ja, ich denke das an vielen Tagen. Aber ich denke, dass es so sein muss. Es gibt nie einen geraden Weg zum Ziel. Wie siehst du deine Zukunft? Ich denke, es ist Zeit für mich, jemanden anders zu produzieren. Persönlich sehe ich insgesamt drei Alben von uns vor. Das muss nicht unser Ende bedeuten, wir machen so lange weiter wie uns die Leute hören wollen. Reinhören in die aktuelle ‹I’m from Barcelona› Platte könnt ihr unter www.kinkimag.ch Interview und Text: Miriam Suter Foto: Mute Records
Weit gereist
Eigentlich ganz passend, dass dieser Mann nicht in Fleisch und Blut vor mir sitzt: Den Gitarristen und Sänger Keziah Jones auf einen bestimmten Ort festzu machen, ist kaum möglich. Aufgewachsen in Nigeria, wurde er bereits in jungen Jahren nach Europa zur Schule geschickt.
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päter kehrte er dorthin zurück, um in England und Frankreich als Strassenmusiker seiner Leidenschaft zu frönen. 1992 schuf er mit seinem ‹Blufunk›Album sowohl einen Klassiker wie auch einen eigenen, vor Groove strotzenden Musikstil. Während er im Auto durchs Welschland zum nächsten Promotermin kutschiert wird, betreiben wir mit dem 40-Jährigen am Telefon ein bisschen persönliche Geografie. Keziah, du bist ein Weltbürger. Wie stark beeinflussen Orte deine Musik? Sehr stark. Lange Zeit bin ich immer nach London gereist, um Songs zu schreiben und aufzunehmen. Und das hat man auch gehört, finde ich. Heute fliege ich dazu oft nach Hause nach Nigeria. Es macht meine Stücke irgendwie reicher und intensiver. Auf deinem neuen Album findet sich mit ‹Lagos vs. New York› ein Song über deine beiden aktuellen Wohnorte. Kann man die beiden Städte vergleichen? Ja, ich finde schon. Lagos ist ein sehr inspirierender Ort. Dort liegt genau wie in New York das Gefühl in der Luft, dass alles möglich ist. Auch die Probleme mit Verkehr und Polizei sind die gleichen. Ausserdem gibt es in Lagos viele Leute, die es nicht geschafft haben und in Shanty Towns und Ghettos leben, wie in New York. Und ausserdem pflegen die Bewohner von Lagos die gleiche Arroganz wie die New Yorker. Sie halten ihre Stadt für die wichtigste auf der ganzen Welt. Verändert sich Lagos auch so schnell wie New York? Ja. Es geht dort aber nicht wie in New York um irgendwelche Lokalitäten, die plötzlich nicht mehr hip sind, sondern es ist mehr die Sprache, die sich verändert. Bist du was den Slang anbelangt auf dem neusten Stand? Klar, meine Neffen, die mittlerweile 18, 19 Jahre alt sind, halten mich da immer auf dem Laufenden. Es heisst, du seist damals nach Europa geflüchtet, um dich vom elterlichen Druck zu befreien und deinen Traum leben zu können. Akzeptieren deine Eltern heute dein Musikerdasein? 50
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Ja, mittlerweile haben sie sich längst damit abgefunden. Vor etwa zwei Jahren habe ich ein Konzert in Nigeria gespielt. Da hat meine Familie zum ersten Mal gesehen, was meine Musik bei den Leuten auslösen kann. Wo in Nigeria schreibst du deine Lieder? Ich verbringe immer erst ein paar Tage in Lagos, dann fahr ich aufs Land. Meine Familie hat knapp zwei Stunden ausserhalb der Stadt ein Haus. Dort bleib ich dann eine Weile, alleine mit meiner Gitarre.
‹Schau mal, der macht voll auf Keziah Jones!› Das war schon witzig.
Du hast sehr lange in Paris gewohnt. Hat diese Stadt keinen Einfluss mehr auf deine Songs? Klar hat mich Paris auch beeinflusst. Aber das hab ich schon auf dem ersten Album abgehandelt. Dort ging es um meine Erfahrungen als Strassenmusiker in Paris.
Wann hast du das letzte Mal auf der Strasse gespielt? Hm, lass mich überlegen! Das ist noch gar nicht so lange her. Ich glaube, das war vor etwa drei Jahren. Ich war damals gerade in London und hatte einfach Lust zu spielen. Also hab ich mich ein paar Stunden in einen U-Bahnhof gestellt. Ein paar Leute sagten: ‹Schau mal, der macht voll auf Keziah Jones!› Das war schon witzig. Jetzt werd’ ich das bald wieder machen, mit der ganzen Band. Als Promo für das neue Album. Viele deiner Songs klingen wie Widmun gen. Wie viele sind tatsächlich an jemanden gerichtet? Viele. ‹Beautiful Emilie›, ‹Rhythm Is Love›, ‹My Kinda Girl›... alle diese Songs sind an jemand bestimmten gerichtet. Kapieren das die Adressatinnen? Manchmal, nicht immer. Oft denken sie auch, dass der Song nichts mit ihnen zu tun hat.
Hm, ich hätte jetzt gedacht, dass das richtig gut ankommt bei den Frauen und sie sich danach unsterblich in dich verlieben... Nein, das hat leider irgendwie noch nie so richtig funktioniert. (lacht) Das Album ‹Nigerian Wood› (Warner) von Keziah Jones ist bereits erschienen. Interview und Text: Adrian Schräder Foto: Tom Haller (www.tomhaller.ch)
Wohin geht’s als nächstes? Mr. Jones hat seine musikali sche Reise noch lange nicht beendet.
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‹ playlist › Jeden Monat stellen die besten DJs der Schweiz ihre All Time Favourites vor. Ponybomb
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Andrew Sisters: Chattanooga Choo Choo (1999) Wenn wir diesen Track spielen, ist die eigentliche Party schon lange vorbei – die Afterparty mit Handys beginnt. Dieser Track versetzt uns jedes Mal in eine swingend süsse Leichtigkeit. Suivez lässt sich jeden Morgen von den Schwestern wecken…
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Metro Area: Dance Reaction (2002) Dance Reaction von Morgan Geist und Darshan Jesrani ist einer von vielen Schlüsseltracks unserer musikalischen Horizonterweiterung von Hip Hop zu elektronischer Musik
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The Pointer Sisters: Jump (For My Love) (1983) Diesem treibenden Glücksgefühl kann man fast nicht ausweichen. Cedric Gentil mischt diesen Track immer wieder in ein Set und zwingt die Partygäste den Befehl der Schwestern zu befolgen: Jump!
04:07 Q-Tip: Let’s ride (1999)
Dass A Tribe Called Quest in jeden Plattenkoffer, auf jede Festplatte und USB-Stick gehört, ist für uns selbstverständlich. Wir sind mit Hip Hop aufgewachsen und deswegen fiel uns der Entscheid für Q-Tip leicht. Auch wenn wir sein unreleastes Album ‹Kamaal The Abstract› (2002) lieben, der so simpel wie grandios gesampelte Part von Joe Pass’ ‹Giant Steps› (1976) in diesem Track ist und bleibt zeitlos. Marquis hat ‹Giant Steps› seit über 10 Jahren als Rufton…
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Queen: Don’t Stop Me Now (1978)
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ine Tischbombe in Form eines Ponys: PONYBOMB. Das ist die heutige Formation der DJs aus Winterthur, die vor etwa vier Jahren zusammengefunden haben und seither mit ihren aussergewöhnlichen Sets im In- und Ausland für Furore sorgen! Zwar sind PONYBOMB vor allem den wobbelnden Basslines elektronischer Clubmusik verfallen. Aber je länger die Spielzeit, desto ausgefallener ihr Set. Das Mischen von verschiedenen Musikgenres ist seit Anbeginn ein Teil von PONYBOMB. Von Minimal bis Maximal, der richtige Zeitpunkt ist entscheidend. Ebenso als Support für internationale Acts wie Midnight Juggernauts oder
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Dj Mehdi als auch als Hauptact sind PONYBOMB in Clubs von Neuchâtel bis St.Gallen gefragt, inklusive Bookings in Berlin oder Wien. Dazu beigetragen hat sicherlich ihre legendäre monatliche P.O.N.Y Partyserie im Albani Music Club in Winterthur, ausserdem sind Ponybomb Residents an der Neon Partyserie im Hive und seit 2006 auch an der 90s Party ‹Smells like twen spirit› im Salzhaus in Winterthur. Mit einer Mischung aus Ironie und stilsicherer Ernsthaftigkeit stehen sie alle zwei Monate vor ausverkauftem Haus, weil’s einfach Spass macht, wenn 600 Leute schreien: ‹I’ve been looking for freedom...›!!
Der letzte Track von einem Set spielt bei uns eine sehr sehr sehr grosse Rolle. Das Problem dabei ist, dass jeder Outrotrack einen weiteren Track provoziert. So kann es bei einem Set von uns stundenlang mit ‹letzten› Tracks weitergehen, es sei denn, uns wird der Stecker rausgezogen. Queen steht klar für eine Outro-Epoche. Meistens lassen wir Freddy mindestens dreimal hintereinander spielen, für jeden von uns einmal.
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Calvin Harris: Merrymaking (Oizo Remix) (2007) Auch wenn wir die Franzosen lieben (nicht alle, und viele nicht mehr) – dieser Track ist die Hymne einer Hausparty, ein Meisterstück eines Remixes und zugleich der Grundstein für unsere P.O.N.Y Party Serie gewesen.
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K.I.D.: Hupendi Muziki Wangu (You Don’t Like My Music) (1981) Dieser Track steht für die Zeit, als wir dem Funk verfallen waren. Mehrere Sommer lang hat er auf unseren Fiat Pandamobil Touren für ein unbeschwertes, von swingendem Beat durchtränktes Lebensgefühl gesorgt. Ein Muss eines jeden Funk Sets.
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Destroy Disco: Fly or Bounce (2007) Wann ist Zeit zum Ausrasten? Wenn die Bassline dieses Tracks einsetzt! Destroy Disco ist bezeichnend für die Aggressivität und die pump-bassige Distortion Härte, sowie auch für unsere damalige musikalische Weiterentwicklung in Richtung P.O.N.Y Motto: AXIMIZE!OVERDRESS!AVANTGARDE!
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Bart B More: Make Some Noise (Less is more Mix) (2007) Es gibt Tracks, die beschleichen einen unbemerkt von hinten, fahren durch die Beine, durch den Magen und in den Kopf – um dich schliesslich ins Nirwana zu hieven. Make some Noise ist eine ganz fies treibende und pumpende Sirenenhymne, welche wir immer wieder gerne mit den Leuten teilen.
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Vengaboys: We Like To Party (1998) Wer behauptet denn, dass in den neunziger Jahren nur billige Dancemusik produziert worden ist? Die Eurodance-Hymnen von Vengaboys schleichen sich immer wieder in unsere Sets. Aber eigentlich konnten wir uns einfach nicht zwischen ‹Saturday Night› von Whigfield und ‹Hedonism› von Skunk Anansie entscheiden… Foto: Nicole Kurmann (www.myspace.com/nicolecrack)
ADØRABLE
Mit ‹A Mouthful› katapultierten sich The Dø aus den stickigen Räumen ihres Pariser Studios direkt auf die grossen Bühnen dieser Welt. Aber was genau machen die denn da? Folk? Jazz? Pop? Oder doch eher Rock’n’Roll? Am besten Ihr bildet euch eure eigene Meinung, denn am 1.Dezember wird das hübsche Musikerduo im Zürcher Mascotte eine Kost probe seines vielseitigen Repertoires zum Besten geben! kinki-Autor Rainer Brenner stellte Sängerin Olivia vorab schon mal ein paar Fragen.
Sie würden ein so schönes Paar abgeben … Olivia und Dan von The Dø
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igentlich ist es ja schon von vornherein klar, wenn man eine Band interviewt: nur die wenigsten werden sich dabei zu ihrem Musikstil äussern wollen oder eindeutige Erklärungen für ihre Songs abgeben. Dennoch stellt man diese Frage immer und immer wieder, wenn auch immer ein bisschen anders. The Dø machen sich keine grossen Gedanken zu diesem Thema, sie experimentieren und spielen mit verschiedensten Einflüssen aus Jazz, Hip-Hop und Rock. Das wird spätestens dann klar, wenn man Dan Levy beobachtet, wie er zwischen Synthesizer und Bassverstärker hin und her rennt, während der Perkussionist ohne falsche Hemmungen gegen Pfannendeckel und andere alltägliche Gegenstände bengelt. Olivia B. Merilahti bearbeitet derweil ihre übersteuerte Gitarre, säuselt, singt und schreit, stets gut gekleidet und geschminkt wie eine indianische Stammesschönheit. ‹Ich achte sehr auf mein Bühnenoutfit. Schliesslich ist ein Live-Auftritt keine alltägliche Situation. Ich trage gerne japanische Kleider und spezielles Make Up, Dan mag T-Shirts mit Blitzen›. Allgemein dürften die beiden zum Attraktivsten gehören, was uns die Popwelt derzeit zu bieten hat, hip gekleidet, wie es sich für französische Männer und skandinavische Frauen gehört, geben die beiden im Blitzlichtgewitter der Medien ein schönes Pärchen ab, wenn Olivia gerade wieder mal höflich die Frage nach dem Musikstil zurückweist und Dan mit einem Stück Brot in der Hand und diesem charmanten französischen Akzent aus ihrer gemeinsamen Zeit als Filmmusik-Produzenten erzählt.
Dø Re Mi Fa So... Beide hatten sie unabhängig voneinander am
selben Filmmusikprojekt gearbeitet, bis sie sich schliesslich entschlossen, sich zusammenzutun. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden nebst zahlreicher Soundtracks und Auftragsarbeiten im Laufe der Jahre auch immer mehr eigene Stücke. So verwandelte sich das Arbeits-Duo schliesslich in eine Band; den Namen setzten sie aus ihren Initialen zusammen. Der Strich durchs O, von welchem mir niemand so genau beantworten konnte, wie man ihn nennt, entstand in Anlehnung an den ersten Laut der Tonleiter und zur Verwirrung der mittlerweile weltweiten Fangemeinde. Diese dankt den beiden momentan für ihr Album mit ausverkauften Hallen und vollem Tourplan. Dementsprechend schwierig ist es, an die beiden heranzukommen, doch wie es sich für eine richtige MySpace-Entdeckung gehört, hat Olivia ihren Laptop natürlich auch im Kajüttenbett des Tourbusses stets zur Hand und beantwortet auch via E-Mail höflich und verständnisvoll Fragen zu Musikstil und Tourleben: ‹Mir gefällt das Tourleben, vor allem seit wir unseren eigenen Tourbus haben. In einem Land einzuschlafen und am nächsten Tag in einem anderen wieder aufzuwachen, ist ein wunderbares Gefühl. Obwohl einem wenig Zeit für sich selbst bleibt, geniesse ich das Leben «on the road», die Crew ist mittlerweile so etwas wie eine zweite Familie für uns geworden›, tippt die Sängerin mit roter Farbe auf ihren Bildschirm. ‹Konzerte sind wichtig für uns, wichtiger als CDVerkäufe. Platten waren sowieso schon immer zu teuer, ich verstehe es, wenn die Leute Musik downloaden, ausserdem bergen MySpace und andere solche Plattformen eine Riesenchance für kleinere Labels und Indie-Bands. Ich mache mir
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Wo habt ihr den Clip zu diesem Song gedreht? Und woher hattet ihr die Unmengen von Klamotten?
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Gedreht wurde in Florida. Wir waren dort in den Ferien, fuhren einfach ein bisschen durch die Landschaft, entdeckten verrückte Ort und kauften diese Riesenmenge Vintage-Kleider. Das Video hat übrigens Dans Bruder gedreht, obwohl er sowas vorher noch nie gemacht hatte.
Das Video hat übrigens Dans Bruder gedreht, obwohl er sowas vorher noch nie gemacht hatte.› Doch so sehr sich die beiden dem Spiel mit ihren optischen Reizen auch bewusst sein mögen, so wenig haben diese Vorzüge wohl mit ihrem Erfolg zu tun. The Dø liefern uns auf ihrem Album tiefgründige Texte, verpackt in bittersüsse Melodien und experimentelle Rhythmen. Auch beim zehnten Mal Durchhören wird einem ‹A Mouthfull› nicht langweilig, sondern es finden sich darauf immer wieder neue Elemente und Facetten. Man darf also gespannt sein auf den Nachfolger des Albums, der sich zwar bereits in Arbeit befindet, aufgrund des umtriebigen Tourlebens aber sicherlich noch einige Monate auf sich warten lassen wird, und man darf gespannt sein auf den Live-Auftritt, für den sich die beiden am 1.Dezember im Zürcher Club Mascotte einfinden werden. Denn auch wenn sich Olivia und Dan nur ungern zu ihrem Musikstil äussern, sind sie sich doch insofern einig, dass live ‹viel mehr Rock’n’Roll› tönt als auf der Platte. Musik und Video, sowie das komplette Interview mit Olivia findet ihr auf www.kinkimag.ch kinki magazine präsentiert: The Dø Support: Sammy Decoster (F) Am Montag 1.Dezember im Mascotte, Zürich Doors: 19.00 Uhr, Show: 19.30 Uhr Vorverkauf bei www.starticket.ch, BIZZ, Jelmoli- und Migros-City sowie Manor. Be there! Interview und Text: Rainer Brenner
also keine Sorgen um CD-Verkäufe. Wenn die Leute nicht mehr an unsere Konzerte kommen, dann mache ich mir Sorgen!›, erklärt Olivia ihre Einstellung zur bröselnden Musikindustrie.
An Earful So unbekümmert wie sich The Dø zwischen ver-
schiedenen musikalischen Genres bewegen und mit ihrem Mix dennoch immer genau den Zeitgeist treffen, so stilsicher spielen sie auch im Video zu ihrer Hit-Single ‹On my Shoulder› mit der naheliegenden Frage, ob es sich bei den beiden denn nicht um ein Liebespaar handeln könnte. Der stille Dan, die vorwurfsvolle Olivia, beide sehen sie sich ernst und vertraut in die Augen, dahinter die verlassenen Gebäude einer urbanen Einöde: ‹Gedreht wurde in Florida. Wir waren dort in den Ferien, fuhren einfach ein bisschen durch die Landschaft und entdeckten diese verrückten Orte und kauften diese Riesenmenge Vintage-Kleider. kinki 55
‹ soundcheck › Nach diesem Sound wirst du süchtig. Auch für diese Ausgabe hat sich unser Musikredaktor Florian Hennefarth wieder durch die Unzahl von Alben, die sich auf seinem Schreibtisch stapeln, gekämpft und sich die Nächte im Internet um die Ohren geschlagen. Hier sind die Früchte seiner Arbeit, natürlich wie immer auf der berühmtberüchtigten Henne-Skala! Ein bisschen Spass muss sein
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Gym Class Heroes: The Quilt
‹Ein bisschen Spass muss sein›, sang schon der deutschbrasilianische Schlagerschreck Roberto Blanco, und dies scheinen die Gym Class Heroes wortwörtlich zu nehmen: Wenn die Gym Class Heroes die heimischen Headphones erobert haben, heisst es nicht nur Beatgewitter und derbe gerollte Rhymes, sondern auch jede Menge Blödelei und Freude am Anderssein. Während viele andere Acts sich viel zu wichtig nehmen, Image, Bling-Bling und vergoldete Beisserchen an erste Stelle setzen, lassen die Gym Class Heroes ihre Auftritte nicht zu zweitklassigen Modeshows verkommen und versuchen den Fun im HipHop zu retten. Und mit ihrem bereits sechsten Langspieler ‹The Quilt› könnte ihnen das auch gelingen... Der Style der Heroes lässt sich schwer beschreiben: ‹Unsere Musik hat ihre Wurzeln im HipHop›, erklärt Sänger Travis McCoy, ‹aber sie beschränkt sich nicht darauf. Deshalb fällt es uns leicht, vor Jam56
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Band-Fans, Death Metal-Fans bis hin zu HipHop-Fans zu spielen.› The Quilt ist tatsächlich ein kunterbuntes Potpourri der verschiedensten Stilelemente. Von Rock über Ska und Reggae bis hin zu Rap und SynthiePop scheint ‹The Quilt› keinerlei Grenzen zu kennen und wirkt dennoch nie zu mächtig und überladen. Das ist nicht nur innovativ, das macht tatsächlich Spass und lässt noch mal einen Hoffnungsschein auflodern, dass den Gym Class Heroes vielleicht bald noch weitere Künstler folgen werden – rettet den HipHop verdammt!
dest ansatzweise versuchen, ihrer elektronischen Musik einen persönlichen Stempel aufzudrücken. Raus kommt dabei ein farbenfroher Drogentrip für alle, die eben gerne auf Trip geschickt werden möchten – und sei es auch nur musikalisch… ‹Hot Robot› ist nicht nur der Titel der Platte, sondern gleichzeitig auch Motto dieser aussergewöhn lichen Scheibe: Heiss! Irgendwo zwischen angesagten Electrotunes und Vintage-HipHop-Beats der Achtziger bastelt Golden Bug ex trem tanzbare Stücke voller un gehemmter Energie und zügellosem Spass an abwechslungsreicher Tanzmusik. Da ist es eher weniger verwunderlich, dass man Golden Bugs Tunes nicht nur auf Ibiza zu hören bekommt, sondern die 14 Stücke auf ‹Hot Robot› schon jetzt in die Sets bekannter Namen wie Prins Thomas oder Jori Hulkkonen gehören. Oder wie das DJ Magazine so passend geschrieben hat: ‹Vergiss Nu Rave, das hier wird deinen Arsch nächstes Jahr kräftig durchschütteln! Es darf endlich wieder Golden Bug: Hot Robot gefeiert werden...› Also, ich, als Verfechter guter alter Gitarren-Mucke mit Wucht und Karacho, sage einfach mal wie es ist: Elektronische Musik ist eigentlich gar keine. Cubase auf den Rechner geklatscht, einschlägige Foren nach ein paar abgefahrenen Samples und Loops abgegrast, das ganze dann noch schön hintereinander gebastelt und fertig ist der perfekte Elektrotrack. Keine grosse Kunst? Denkste! Es gibt nämlich Gott sei Dank noch Künstler wie Golden Bug, die zumin-
Ein legaler Drogentrip
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Im Zenit des Tanzbaren
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Fort Knox Five: Radio Free DC
Ladies and Gents, wir freuen uns, bekannt geben zu dürfen: Funk ist endlich wieder salonfähig. Freaky, verspielt und gar ein wenig dreckig, kommt er daher. Mit warmen Hammond-Orgeln, rhythmischen Gitarrenlicks und treibenden Beats weiss er, seine Hörer um den Finger zu wickeln. Und selbst vor Genres wie Dancehall oder Hip Hop macht er dabei nicht halt – willkommen in der latent sonderbaren Welt von Fort Knox Five. Es scheint alles so mühelos auf ‹Radio Free Dc›: Ohne ein An zeichen des Widerstands verbindet das Quartett aus Washington DC Breaks, Funk, Rap, Downbeats und sogar Deejay-Elemente und kreiert so Musik, welche die Hüften wackeln und den Popo zucken lässt. Bester Beweis hierfür: Die Buben durften schon in Londons ‹Feier-›Hotspot Nummer 1 ihre Skills zum Besten geben – nämlich im Styloschuppen Fabric, der normalerweise mit den angesagtesten Deejays sein Publikum zum Schwitzen bringt. So modern und stromlinienförmig das alles auch klingt, im Grunde genommen spielen Fort Knox Five dennoch nichts anderes als Funk, so wie ihn seine Urväter auch schon vor Jahrzehnten zelebriert haben. Aber, Fort Knox Five gehen immer noch einen Schritt weiter, ziehen die Rhythmusschraube immer noch ein bisschen enger an und grooven und licken ihre Hörer auf den absoluten Zenit des Tanzbaren. Der Berg ruft!
Der elektronische Untergang
Begleiter in den unterschiedlichsten Lebenslagen zu sein. ‹A Weekend in the City› war eine dieser Platten. Und nach einigen Minuten von Bloc Party’s ‹Intimacy› beschleicht einen auch hier die Hoffnung, das der grosse ‹Aha-›Moment einfach noch ein wenig auf sich warten lässt. Nach mehrmaligem Durchhören, anatomischer Betrachtung der Songkonstrukte sowie mehreren Kaffeepausen, um der eigenen Gedanken noch einmal Herr zu werden, ist die Entscheidung gefallen: 10 Punkte. Jedoch nicht weil dieser Silberling so aussergewöhnlich, Bloc Party: fantastisch und mitreissend ist, sonIntimacy dern eher für den unbeschreibEs gibt Plat- lichen Mut, den Bloc Party bewiesen ten, die haben, mit ‹Intimacy› die grösste treffen einen Entäuschung im Jahre 2008 abzulieüberraschend fern. und aus dem Hinterhalt. Das sind jene Und sind wir mal ganz ehrlich, Scheiben, die einen wochenlang 08/15-Indieriffs gepaart mit tranceim Auto, in der Tram und auf der Ar- artigen Elektroeinlagen und recht beit begleiten, bis man sie nicht tanzbaren ‹Bum-Tschak›-Beats, also mehr hören kann und einem jede ein da ist man einfach mehr gewohnt zelne Phrase zu den Ohren he vom britischen Vierer. Vielleicht hätte raushängt. Es gibt aber auch Platten, man den Weg von ‹A Weekend die brauchen Zeit, um zu reifen, in the City› einfach weiter verfolgen tage- wenn nicht wochenlang, um sollen, aber der ‹Elektroindieihre Schönheit und Tiefe preis sound› von Bloc Party steht den Buzugeben, um ein noch viel längerer ben überhaupt nicht zu Gestirn,
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und ist für Indie-Fans schlichtweg zu elektronisch und für Elektrofans einfach nicht elektronisch genug. Einfach nur Schade!
Bewertungsskala 1–10 (1 = voll beschissen, 10 = megacool)
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A n j a S c h o r i Fotografie A n n e Z a n e l l i Grafik
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Diese Arbeit ist an der E C A L entstanden.
‹ vertreter › Über die wichtigsten Schuhe von 1900 bis heute. Gummistiefel
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enn sich die Regenfälle häufen und die Temperatur sinkt, dann finden Abenteuer nicht nur in den Wäldern oder Gärten statt – sondern manchmal auch in den grauen Schluchten der Städte. Die Straßen sind gepflastert von Laub und Matsch, getränkt in Pfützen und Rinnsale. Um sich gegen diese widrigen Begleiterscheinungen der ‹feuchten› Jahreszeit zu rüsten, bleibt meist nur ein Ausweg: der Kauf des passenden Schuhwerks. Das spart nämlich Frust, lästige Erkältungen und tut auch den oftmals geplagten Füsslein gut. Die erste Wahl sind da nicht selten die synthetischen Treter aus buntem, verzierten oder auch nur einfarbigen Gummi – die Gummistiefel. Das war eigentlich auch schon in den Kindertagen so, bloss
dass manch ein kleiner Wonneproppen da noch risikofreudiger über nasses Laub, matschigen Asphalt und einfach in jede sich anbietende Pfütze marschierte. Zum Wohle der ‹Pedes› trägt man die Gummitreter nun auch als City-Bewohner und beweist dabei auch noch ein modisches Gespür. Denn längst sind die waden- bis kniehohen Stiefel nicht mehr nur in den traditionellen Farben Marinegelb, Oliv, Schwarz sowie im klobigen Design zu haben. Die Fashionvictims tragen die flippigen Gummistiefel natürlich auch zweckentfremdet zum Shoppen in den Einkaufsmeilen – verantwortlich für diesen etwas sonderbaren Trend könnte das britische SkandalModel Kate Moss gemacht werden. Im Juni 2005 trug sie Gummistiefel zu Hotpants und stolzierte durch den Matsch des Glastonbury Music Festivals, um natürlich den Auftritt ihres damaligen ‹Babyshamble› Pete Doherty begutachten zu könnnen. Dies brachte den rustikalen Tretern eine Menge Sympathie ein und der ‹Rubber Boot›-Trend, in Grossbritannien auch ‹Wellington Boot› genannt, war geboren. Trockene Füsse bei Regenwetter hat man dem Erfinder Charles Goodyear zu verdanken. Dieser fand im Jahr 1840 heraus, dass Kautschuk in Verbindung mit Schwefel einen elastischen und haltbaren Schuh hervorbringt – und zwar durch die Methode der Vulkanisierung. Die ursprünglichen Wurzeln des Gummistiefels liegen jedoch in Südamerika. Dort stellten die indigenen Völker eine Art Vorläufer her: Die Menschen liessen sich schon zur präkolumbischen Zeit Kautschuksaft über ihre Stoffschuhe laufen, der dann zu einer Art Gummi trocknete und so die Beine und Füsse vor Dreck und Kälte schützte. Eine revolutionäre Idee, die sich wunderbar entwickelte und heute längst nicht mehr an Bauarbeiter oder den nächsten Skandinavienurlaub denken lässt. Gummistiefel gehören mittlerweile zum guten Geschmack, und wenn jetzt auch noch der Regenschirm sein Revival erfährt, könnte es für die grüne Insel an der Nordwestküste Europas modisch endlich wieder bergauf gehen. Geburtsjahr: 1840 Name: Gummistiefel Hersteller: verschiedene Typ: Unisex Stiefel Text: Efi Mavrogiannidou Illustration: Raffinerie AG
Der Gummischuh passt nicht nur zu verregneten Tagen, sondern auch zu Minirock und Hotpants.
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sonyericsson.com/bigpictures
Lassen Sie Ihren Bildern freien Lauf. Mit dem neuen 8,1 MP Cyber-shottM telefon von Sony Ericsson. Das neue C905 ist mit Xenon-Blitz, Gesichtserkennung, Kontrastoptimierung, WLAN und GPS ausgestattet. Ein Kameratelefon mit echter Digitalkamera-technologie.
Das Cyber-shottM-Logo und -Symbol sind Warenzeichen von Sony Corporation.
Jetzt kann Sie nichts mehr aufhalten.
Come to Daddy
Wie so oft in der launischen Welt der Mode greift heuer mal wieder das Motto: alt ist das neue Neu! Trendinformierte Herren inszenieren sich jetzt nämlich im nerdigen Altherrenlook. Das Styling erinnert ein wenig an durchgeknallte Akademiker, weltfremde Dandys und taubenfütternde Frührentner – seltsam entrückt, aber auch irgendwie ganz schön toll!
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undfaltenhosen, Strickjacken und Zopfmusterpullis, Häkelkrawatten, Segelschuhe und spiessige Hemden. In England und Skandinavien scheinen junge Männer momentan die Kleider ihrer Konfirmandenzeit wiederentdeckt oder reihenweise ihre Väter und Großväter beerbt zu haben. Aber nicht nur SecondHand ist angesagt, es schiessen ausserdem reihenweise Labels aus dem Boden, die frisches Idioten-Chic-Material liefern. Vorbilder für die Designer sind Stars wie Steve McQueen, aber auch der Fuchs jagende, britische Lord steht Pate. Anleihen aus der Anlassbekleidung werden ebenso verwurstet wie Army- und Workwear-Elemente. Viele der Teile lassen sich sanft auch ins normale Outfit integrieren, ein Anfang, denn generell gilt: der nachlässige Look ist Geschichte. Statt infantil bedruckter T-Shirts also lieber Hemden, Polos und Strickjacken zu Sneaker und Jeans. Wer’s unbedingt wissen will – und bitte auch über das nötige Trage-Knowhow verfügt – wählt den Neuzeit-Dandy-Komplettlook mit konsequent aufeinander abgestimmtem Schuhwerk und akkuratem Haarschnitt. Trendbüros unken übrigens schon, es handele sich beim maskulinen Rausputzen um ein ‹Re-Design der Geschlechter›; Männer wollten endlich wieder männlich und respektabel sein. Man kann es aber auch einfach nur als Spass an der chen. Seine ersten Sporen verdiente sich der geStylingfreud betrachten… Hier die wichtigsten bürtige Mancunian übrigens als Designer beim Protagonisten: Traditionslabel Duffer of St.Georg – very british indeed!
‹Stansfield›
Dominic Stansfields Nachname stammt aus dem Calder Tal, einer Gegend zwischen den Grafschaften Lancashire und Yorkshire. Hier schlug früher das Herz der industriellen Revolution, die Verbindung zu dieser Zeit und der Region zieht sich als roter Faden durch die Kollektionen des 30-Jährigen. Sein Mix ist dabei immer unorthodox; so verquicken seine Entwürfe schon mal 1990er Jahre HipHop mit der Aura des britischen Gutsbesitzers, und auch seine Leidenschaft für amerikanische College- und Jagdjacken, Vintage Sportwear und Armyklamotten schimmert gelegentlich durch. Bislang in jeder Kollektion zu finden sind gewachste Baumwollqualitäten, die den ironischen EntenjagdCrickett-Polo-Angel-Style von Stansfield ausma70
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www.stansfieldonline.com
‹Farah›
Die Marke Farah wurde 1920 in El Paso Texas gegründet und dürfte anglophilen, älteren Semestern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Mitte der 1970er integrierte die erwachende, britische ModSzene die lässigen Bundfaltenhosen, sprich slacks, nämlich in ihren diskreten Look und Farah wurde zur Buxe einer ganzen Generation. Gemäss der Fashion-Regel Nummer 1 ‹what goes up, must come down› verschwand das Label nach einigen erfolgreichen Jahren in der Versenkung. Seit dem Relaunch 2006 geistern die Altherrenhosen mit der Bügelfalte nun wieder auf der Insel umher. Am Design hat sich wenig geändert: biedere Woll-,
Papa ist wieder da! Und er trägt denselben Pulli wie vor vierzig Jahren.
Holzhackerromantik
Gutsbesitzer und Entenjäger schwören auf ‹Stansfield›. Wollen wir heute mal wieder ins College, oder lieber zur Jagd?
Altehrwürdiges an jungen Schnöseln.
‹Farah› steht für die Wiederbelebung der Bundfaltenhose. Papa freut’s!
El Paso to London: Farah.
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Cord- und Baumwoll-Materialien werden in klassische Schnitte gepackt, mit einem Wildledergürtel und dem orangen Logo-‹F› versehen. Neu sind die ergänzenden Oberteile wie schwere Strickpullis, Cardigans und Hemden. Schick präsentiert und in den richtigen Läden verkauft, etabliert sich Farah in UK und Skandinavien derzeit erfolgreich als die Rundum-Sorglos-Marke für alle Jungs, die eigentlich nichts tun, als daheim auf ihrer Gitarre rumzuschrammeln oder kettenrauchend in Clubs rumzustehen, dabei aber irre sophisticated aussehen. Slacks für slacker! www.farahslacks.com
‹Garbstore›
Wenn Ian Paley etwas anpackt, macht es Sinn, denn halbe Sachen sind im Arbeitsstil des umtriebigen Londoners nicht vorgesehen. Mit seinem 1999 gegründetem Brand One True Saxon brachte er schon reihenweise stylishe Herren an die Dispo-Grenze und stellt sein Designkönnen auch gern mal Paul Smith, Thomas Burberry oder Levi’s zur Verfügung. Mit Garbstore verstofflicht der Kleider-Fanat seit 2007 eine wahre Herzensangelegenheit, denn die Kollektion basiert auf seiner Leidenschaft für Freizeitbekleidung nach 1945. Viele der Schnitte sind Reproduktionen von Originalteilen und werden auf alten Maschinen hergestellt. Details wie Leder-Aufnäher, Dreilochknöpfe, speziell ausgearbeitete Schulterstücke und integrierte Lüftungsschlitze sorgen für Authentizität und Tragekomfort. Im vergangenen Herbst eröffnete der erste eigene Garbstore-Laden in Portobello West. Dessen Besuch sollte man auf der nächsten London-Reise unbedingt auf die To-Do-Liste setzen!
‹Our Legacy›
Nicht nur auf der britischen Insel wird in der Vergangenheit gewühlt, sondern auch im schönen Schweden. Wie so vielen ihrer Landsleute wurden Christopher Nying und Jockum Hallin Stilsicherheit in die Wiege gelegt. Wahrscheinlich tat ein Modedesignstudium deshalb auch nicht Not und die beiden entschieden sich stattdessen für die Fächer Kunst, Schreiben, Rhetorik und Marketing. Den Rest erledigen ihr guter Geschmack und die eigene Nachfrage nach trendresistenten Liebhaberstücken. ‹Für uns definiert sich Klassik durch Zeitlosigkeit. Subtile Veränderungen in der Farbauswahl oder am Schnitt machen den jeweiligen Trend. Wir propagieren einen maskulinen Männertyp, dessen Individualität sich in kleinen Details offenbart›, erklärt Christopher. Ausserdem setzt das Duo nicht unbedingt Perfektion voraus, denn als einziges Styling-No-Go empfinden sie die Übertreibung. So fühlen sich ihre Blazer eher wie bequeme Jacken nicht wie steife Anzugsakkos an, sind dabei trotzdem smart. Kleidung, keine Verkleidung. www.ourlegacy.se Text: Romy Uebel Fotos: Promo
Folklore in Bundfaltenhosen: Folk.
www.garbstore.com
‹Folk›
Der Schotte Cathal Mc Ateer plante die Gründung seines Labels Folk ziemlich systematisch. Als Verkäufer in Läden in Brüssel und England lernte er zunächst die Bedürfnisse der Kunden kennen, danach designte er für Nicole Fahri, French Connection und YMC, bis er 2001 Folk gründete. Sein Ziel: ‹witzige Klamotten, die trotzdem vielseitig und understate genug sind, um an Erwachsenen zu funktionieren, die mit Post-Kiddie-Looks nichts mehr anfangen können.› Gesagt, getan. Die FolkKollektionen kombinieren klassische Materialien und einen recht traditionellen Bekleidungsansatz mit einer gehörigen Portion Humor. Neben Parkas, Trenchcoats und Hemden verkaufen sich besonders die schnieken Strickjacken und Pudelmützen bestens. Auf der Insel weiss man schliesslich von jeher, diese mit dem nötigen Augenzwinkern zu tragen. Mit ShoFolk wurden kürzlich auch Schuhe ins Sortiment aufgenommen, die laut Cathal ‹superbequem sind, dabei aber nicht vergessen, nochmal eben in den Spiegel zu gucken.› Schuhe, die in den Spiegel gucken – diese Schotten haben sich wirklich von Kopf bis Fuss der Eitelkeit verschrieben. www.folkclothing.com
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‹Der hält schön warm›, meinte Mama.
Helfen leider nicht gegen Arthritis.
‹Folk› macht Kleider und Schuhe für eitle Schotten.
Das Erbe der Schweden: Our Legacy.
‹Garbstore› setzt auf ganze Männer!
Freizeitkleider aus alten Maschinen.
Der neue Mann: Sauber und gepflegt.
Alles Gute kommt aus Schweden: ‹Our Legacy› bringen den AltherrenLook zurück nach Stockholm. kinki
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‹ vive la fragrance › Der Duft der Männer. Kleider machen Männer. Doch auch der Geruch verrät uns viel über die Herren der Schöpfung…
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lirten, Verführen und Knutschen sind wieder total angesagt! Ganz toll demonstriert durch die sich explosionsartig vermehrenden Casanova-Kurse à la ‹Hitch – Der Datedoktor› oder Aufreisser-Seminare. Und das sind erfreuliche Entwicklungen, wie ich als potentielles Flirt-Opfer finde. In diesen so genannten ‹Playboyschools› lernen Männer die Kunst der Liebesreigen und lassen dadurch die guten alten Zeiten legendärer Womanizer wie Clark Gable oder Cary Grant wieder aufleben. Anmach-Guru Zan Perrion sei Dank, hat das Zeitalter fauler Anmach-Sprüche wie ‹Dein Vater muss ein Dieb sein, dass er die Sterne vom Himmel stahl und sie dir in die Augen legte› oder ‹Ruf mich an, ich stehe im Telefonbuch unter H wie Hengst!› somit endlich ein Ende. Es gilt: Frauen wollen und sollen erobert werden, ganz wie von der Samt-Stimme Nat King Cole in ‹It’s All In The Game› besungen. Was gibt es denn auch Schöneres, als den Moment einer ersten Berührung, den herbeigesehnten Kuss, das sich steigernde Begehren und die Prämisse einer neuen Liebe? Nicht viel. Trotzdem helfen alle noch so brillant angewandten Verführungskünste und ein blendendes Aussehen à la George Clooney rein gar nichts, hat der Pick Up-Artist die wichtigste Regel schlechthin vergessen. Denn mit der Devise ‹Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke› kommt man(n) nicht weit. Hat unter anderem auch das Blödelduo ‹Die Doofen› 1995 – zumindest fern der Hitparade – ge gemerkt und dürfte einem jeden Casanova spätestens dann aufgehen, wenn sein Objekt der Begierde
fluchtartig das Weite sucht. Wie wir bereits gelernt haben, entscheidet die Nase mit, wen wir sympathisch finden, wen wir lieben und mit wem wir schlussendlich Sex haben. Wer also sexy, männlich und geheimnisvoll wirken will, kommt um Eau de Toilette, After Shave & Co. nicht herum. Hat sich zum Glück auch der Herr von vergangener Woche gesagt und mir in feinster James BondManier mit ‹Five O’Clock au Gingembre› von Serge Lutens (Eau de Parfum, 50ml um CHF 121.-) ziemlich heftig den Kopf verdreht.
Moschus und Mandarinen Für die Schmetterlinge im Bauch
sorgten und sorgen dabei Indegrenzien wie Ingwerwurzel, Bergamotte und eine dunkle Kakao-Note, weshalb das Parfum einen der maskulinsten Düfte des Monsieur Lutens darstellt. Klassische Eleganz kann der moderne Gentlemen von heute ferner mit ‹OPUS 1870› (Eau de Toilette, 100ml um CHF 155.-) aus dem britischen Traditionshaus ‹Penhaligon’s› erwerben, wobei seine Angebetete eine sinnliche Komposition aus Schwarzem Pfeffer, englischer Gewürznelke sowie warmen Holz- und Moschusnoten erschnuppern darf und hernach garantiert mit einem wohligen Seufzer in seine Arme gleiten wird. Eine Verführung der Sinne erlebt Frau zudem mittels ‹Silver for Men› von Amouage (Eau de Parfum, 100ml um CHF 279.-), einer osmanischen Luxusmarke, welche das Chanel des Morgenlandes ist. Die OrientRomantik wird infolge von Mandarine, Ylang-Ylang und Silberweihrauch generiert – was beweist, dass Silber nicht für Reden, sondern auch Lieben steht. Und das wäre ganz im Sinne des wohl berühmtesten aller Frauenhelden Giacomo Girolamo Casanova, der einst die treffenden Worte äusserte: ‹Vier Fünftel meines Genusses bestanden immer darin, die Frauen glücklich zu machen.› Und wo er Recht hat, hat er Recht! Schon als kleines Kind bewies Irène Schäppi, unsere Kolumnistin und Duft-Fetschistin, einen guten Riecher. So zum Beispiel, als sie mit vier Jahren den elterlichen Schlafzimmerteppich mit dem damals angesagten Eau de Parfum (!) von Valentino tränkte. Illustration: Raffinerie
Statussymbole, schicke Kleidung und die Duftnote eines Menschen können der Verführung sehr dienlich sein.
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LAREMA DISTRIBUTIONS SA, 5 chemin de la Marbrerie, 1227 Carouge GE, Tel.: 022 818 18 21, Fax: 022 818 18 19 Erh채ltlich beim Globus Z체rich Bahnhofstrasse, Glattzentrum, Basel, Westside, Luzern, Genf.
‹ media › Vom Umschlag bis zum Abspann. ‹Ein gutes Buch ist wie ein guter Freund›, heisst es doch so schön. In diesem Sinne erweitern wir auch diesen Monat euren Freundeskreis um ein paar vielseitige neue Kumpels. Und wer sich lieber von bewegten Bildern bewegen lässt, der sollte seine ‹echten› Freunde einfach mal wieder ins Kino oder zu einem gemütlichen DVD-Abend einladen!
BUCH Mitgetickt
Max Goldt: QQ Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Kolumnen nicht besonders mag. Weder tragikomische Auszüge aus dem Sexualleben modebe wusster Frauen noch das Namedropping selbstverliebter Mitzwanziger, die uns in beinahe jedem Printerzeugnis Einblicke in ihr – meist leider eher mässig interessan tes – Leben gewähren. Doch natürlich darf man aufgrund einiger schwarzer Schafe nicht das gesamte literarische Genre verteufeln, denn wer dies tut, der kennt Max Goldt nicht! Wie kein anderer schafft es Goldt seit fast zwanzig Jahren, uns in seinen wortgewaltigen Geschich ten die Struktur seiner Gehirnrinde bis ins letzte Detail zu erläutern: ‹Die Studentin mit der Weihnachtsmütze und der Sensenmann sense, die, gehüllt in einen Richtertalar, Prospekte von einer FolterMultivisionsshow verteilte, war zwar dieselbe wie am Tag zuvor, doch dass in Mdinas Kathedrale das Jesus 76
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kind auf einem Bett von keimender Kresse ruht, war uns beim ersten Rundgang gar nicht aufgefal len›, bemerkt der schrullige Wahl berliner zum Beispiel, als er in Malta auf ‹dem Elend probesitzt›. Goldt führt uns nicht nur an den Rand unse rer Vorstellungskraft, wenn er uns in endlos langen Sätzen durch die Sy napsen seines Gehirns schiesst, sondern er bereichert die deutsche Sprache auch immer wieder gern mit eigenwilligen Wortkreationen und abstrusesten Vergleichen. Ohne uns jemals wirklich etwas über sich selbst zu erzählen, schweift der Titanic-Kolumnist von einem Thema zum anderen und lässt uns dabei doch eines ganz klar und deutlich er kennen: Dieser Mann ist mit Abstand der lustigste Mensch der Welt! Max Goldt: QQ , Rowohlt Verlag, CHF 31.70 (gebunden)
Abgedreht
von Street Art, Illustrationen, Skulpturen oder Design. Dabei be einflussen und inspirieren sich die einzelnen Kunstrichtungen auch gegenseitig und entdecken teils über moderne Mittel die Liebe zu äl teren Techniken: Die Spraydose bedient sich der Leinwand, der Edding wird vom Pinsel abgelöst...The Upset zeigt einen interessanten und vor allem äusserst breit gefächerten Einblick in die junge Kunstszene und eine grosse Auswahl ihrer Vertreter, ohne jedoch zu verallge meinern oder werten. Das künst lerische Selbstverständnis der über vierzig gezeigten Protagonisten, ihre Inspiration und das Zusammen spiel zwischen den verschiedenen Richtungen wird auf eindrückli che Art beleuchtet und bietet sowohl dem Insider als auch dem Neuling Einblicke und Eindrücke en masse! The Upset – Young Contemporary Art, Gestalten Verlag, CHF 76.–
Eingestellt
Diverse: The Upset: Young Contemporary Art Es ist immer schwierig, eine Epoche zu verallgemeinern, vor al lem wenn man sich mittendrin befindet. Junge Kunst hat längst Ein zug in die Galerien und Museen dieser Welt gefunden, sei es in Form
Ahmet Hamdi: Das Uhrenstellinstitut Was braucht es, um erfolgreich zu werden? Man bietet den Men schen etwas, das sie brauchen! Der
Türke Hayri Irdal, seines Zeichens Erzähler dieser irrwitzigen Geschichte, ist ein Taugenichts, wie er im Buche steht. Am liebsten verbringt der faule Mann seine Zeit planund ideenlos in rauchigen Kaffeehäu sern, wo er sich die Nachmittage mit seinen schrulligen Freunden um die Ohren schlägt. Das einzige, was den jungen Mann zu faszinieren vermag, sind Uhren! Als er jedoch dem skurrilen Lebenskünstler Halit be gegnet, mit welchem er innert kurzer Zeit ein Institut gründet, wel ches sich für das korrekte Stellen sämtlicher im Land vorhandenen Uh ren verantwortlich fühlt, blüht der einst so faule Hayri plötzlich zu Höchst form auf. Gemeinsam verwalten die beiden einen gigantischen und peinlich präzisen Verwaltungs apparat, welcher mit strengem Auge über die Zeit wacht. Falsch gestellte Uhren werden mit Bussen be straft, Wiederholungstäter dürfen jedoch mit Rabatt rechnen. Durch ei nen Zufall gelangen die beiden schliesslich zur Einsicht über die Sinn losigkeit ihres Imperiums, was jedoch noch lange nicht das Ende der pingeligen Bürokratie bedeutet, denn was richtig begründet wurde, das will auch richtig aufgelöst werden. Und so wird das eins tige Unternehmen Hals über Kopf in eine ‹permanente Auflösungskom mission› umgewandelt, welcher alle wichtigen Mitarbeiter des frühe ren Instituts angehören. Hamdi schafft es in seinem Roman, welcher bereits als eines der wichtigsten türkischen Werke dieses Jahrhunderts gehandelt wird, die Geschichte seines Heimatlandes, den Zwiespalt zwischen osmanischer Tradition
und ruckartiger Modernisierung auf liebevolle Art und Weise zu kari kieren. Ahmet Hamdi: Das Uhrenstellinstitut, Hanser Verlag, CHF 48.– Buchrezensionen: Rainer Brenner
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FILM Lebensabschnitt
des Motors langsam leiser. Schnitt. – Schon die erste Einstellung in Andrey Zvyagintsevs ‹The Banishment› ist zum Niederknien schön. Die Story weit weniger: Alex verlässt die Stadt, um zwei Monate mit Frau und Kindern in einem Landhaus zu leben. Kurz nach der Ankunft erklärt die Frau: ‹Ich bin schwanger. Und das Kind ist nicht von dir.› Für das Paar, um dessen Ehe es nie zum Besten stand, ist es der Anfang einer Katastrophe. Der Venedig-Preisträger Zvyagintsev (Goldener Löwe für seinen Erstling ‹The Return› von 2003) setzt das qualvoll und langsam in Szene. Nach 157 Minuten ‚157 gefühlter Tage ‚ kommt ein wenig befriedigendes Ende. Bis dahin: Wunderbare Bilder.
Patti Smith: Dream of Life, Regie: Steven Sebring Mit Rockstar-Dokus ist es wie mit Geschlechtskrankenheiten: Wer lan Filmstart: 29.11.08 ge genug im Geschäft ist, kriegt ir Paul Duncan (ED.), Jonathan gendwann eine. Jetzt ist Patti Smith Penner, Steven Jay Schneider: an der Reihe: In ‹Patti Smith: Dream Horror Cinema of Life› zeichnet Steven Sebring ein Wer erinnert sich nicht an dieses intimes, fast schon melancholisches Gefühl: man sass im Schlafanzug Portrait der Sängerin. Der Modefo auf dem Sofa, wenn die Eltern nicht tograf foutiert sich um streng doku da waren, schielte am Kopfkissen mentarisches Vorgehen: ‹Dream of vorbei auf den Bildschirm, obwohl Life› setzt sich aus Privat- und Kon man wusste, dass das, was man zertaufnahmen der letzten 11 Jahre gleich sehen würde, für schlaflose zusammen, driftet über weite Stre Nächte und Schweissausbrüche cken strukturlos daher. Wer sich für zu sorgen vermochte. Sei es das be biografische oder musikalische De sessene Mädchen im Exorzist, tails interessiert, ist mit Smiths Wiki der verunstaltete Herr namens ‹Lea pedia-Eintrag besser bedient. Doch therface› aus Texas Chainsaw sein schwärmerischer Ansatz bringt Massacre oder Nosferatu: Sie alle ha Sebring weit näher an die ‹Grand ben einen bleibenden Eindruck mother of Punk› heran, als es eine in unserer verängstigten Seele hin traditionelle Musik-Dokumentation je from London to Brighton terlassen, denn in gewissen gekonnt hätte. Gemeinsam mit ihrem Zuhälter soll Momenten fürchten wir uns doch im die erfahrene Hure Kelly dem mer noch vor dem grossen hässli Filmstart: 18.12.08 Gangsterboss eine Lolita besorgen. chen Mann mit dem Beil, oder? In der allenfalls zwölfjährigen Jonathan Penner und Steven Jay Ausreisserin Joanna werden sie Schneider haben sich durch David fündig, doch nimmt das anDel Valles Horror-Archiv gearbeitet, schliessende Tête-à-tête eine unerum unseren kollektiven Ängsten wartete Wendung, als Kelly und Faszinationen dämonischen Fi sich spät eines besseren besinnt, guren gegenüber auf den Grund die weinende Joanna befreit zu gehen. Aus historischen, ästheti und der Boss mit Messerstichen in schen und thematischen Gesichts den Unterleib das Zeitliche punkten werfen sie einen Blick segnet. Der Sohn vom Boss aber auf die morbide Welt der Kannibalen, dürstet nach Rache, und so Massenmörder, Werwölfe, Vamsendet er dem aus London flüchpire und der anderen Zwischenwesen, tenden Damenpaar seine kriwelche uns damals und heute minellen Kohorten hinterher. vom Bildschirm bis in unsere Albträu The Banishment: Iznanic Fesselnder Krimi und dichte me verfolgen! Natürlich ist der Milieustudie gehen ein Bündnis ein, ausführliche Schmöker voll mit Film Regie: Andrey Zvyagintsev In einer kargen Ackerlandschaft wenn in diesem britischen stills, Fotos der einzelnen Prosteht einsam ein prächtiger Baum. Thriller eine alternde Hure ihr Herz duktionen und allerlei Wissenswer Von weit hinten am Horizont naht ein für eine designierte Nachfoltem zu den jeweiligen Filmen. gerin entdeckt und der Ersatztochter Dieser Bildband ist also sowohl zum Auto. Behutsam und in grossem Bogen schwenkt die Kamera, den gegen den Widerstand der Gruseln, als auch zur therapeuti versammelten Londoner Unterwelt schen Selbstheilung vom Gesehenen einsamen Baum als Drehpunkt. Als sie parallel zur staubigen Strasse ein Schicksal wie das ihre zu zu empfehlen! Schneider/ Penner: Horror Cinema, steht, rast der schwarze Wagen an ersparen sucht. Glänzende DarstelTaschen Verlag, ca. CHF 30.– ihr vorbei. Wieder die einsame Land lungen des generationenüberBuchrezensionen: schaft im Blick, wird im Off der Lärm greifenden Damenduos tragen den Rainer Brenner
DVD
Verlorene Kindheit
Familienkriese
Film, doch die Show stiehlt Sam Spruell als psychotischer Jungpate mit ganz eigener Agenda. Stimmungsvoll, differenziert und brutal, ein guter Griff für Freunde des besseren Gangsterfilms. Ab 11. Dezember im DVD-Handel
Zukunftsaussichten
Filth & Wisdom (Regisseurin Madonna) In einer Londoner WG lebt der Ukra iner A.K. neben zwei Frauen, träumt von einer Karriere als Berufs musiker und verdient sich seine Frühstücksflocken bis dahin, indem er als Dominator solvente Herr schaften züchtigt. Mitbewohnerin Holly, für die A.K. etwas empfindet, geht es ähnlich: Sie strebt zum Ballett und landet beim Stangentanz. Freundin Julie arbeitet in einer Apotheke und stiehlt dort Medikamente fürs notleidende Afrika. Beide suchen nach der Liebe und werden schliesslich in nächster Umgebung fündig. Popstar Madonna, bisher im Film nur vor der Kamera tätig, debütiert als Regisseurin mit diesem vorder gründig anarchischen und schrillen, inwendig aber durchaus konven tionellen und werteorientierten Liebesreigen aus der hippen, doch armen Londoner Kulturbasis (vulgo: Boheme). Natürlich finden Madonnas Ansichten, Marotten und sexuelle Vorlieben breiten Aus druck zwischen Musikauftritt und Sadomaso-Sexspiel, doch kann der Spass auch von Leuten ge nossen werden, die wenig mit der Sängerin, sondern nur etwas mit schrägen Komödien im Sinn haben. Ab 20. November im Lunchkino im Zürcher Kino Le Paris und ab 18. Dezember im DVD Handel Filmbesprechungen: Jürg Tschirren (Kino), Valerio Bonadei (DVD)
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McBess: Mehr Porno, Weniger Rock! McBess ist K端nstler und hat es nicht leicht: Obwohl der geb端rtige Franzose am liebsten nur das tun w端rde, wozu er Lust hat, muss er sich in London als Stripper ein Zubrot verdienen und Filme mit kaum bekleideten M辰dchen anschauen.
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ie Lust am Malen und der Kunst an sich, erkennt man zumindest in den detailreichen Illustrationen des französischen Allrounders: fies tätowierte Bassisten erkämpfen ein Stück Kuchen mit der Gabel, schlechtgelaunte Grillmeister verschlingen ihre Wurst am liebsten gleich selbst und überdimensionale Gitarren-Amps drohen die phantasievollen Illustrationen mit ihren scharfen Zähnen zu verschlingen – man kann sich leicht in den verdreht situativen Darstellungen von McBess verlieren und stets etwas Neues entdecken.
Betty Boop trifft auf Retro-Werbung
Was auf den ersten Blick recht abgefahren wirkt, fast so wie koksbeladene Interpretationen alter Betty Boops Comics mit einem Schuss RetroWerbung vergangener Jahrzehnte, drückt vielmehr den Lifestyle eines Artists aus, dessen einzige Kunst darin besteht, als eigenbrödlerischer Künstler zu überleben – irgendwo zwischen Aushilfsjobs, bildender Kunst und dem perspektivlosen Dasein als gutgelaunter Songwriter. Zwar besuchte auch McBess eine ‹dieser› umstrittenen Kunstschulen, ‹doch das einzige was ich dort lernen konnte, war, dass auch andere Künstler einen recht guten Style haben›, erklärt der in 3D-Animationen ausgebildete Franzose. In fast allen seiner Werke spielt die Musik eine grosse Rolle: immer wieder findet man Motive mit Gitarre spielenden Freaks oder Schlagzeug trommelnden Muskelmännern. Und das hat auch einen Grund, ‹denn die Bilder handeln alle von einem Charakter, nämlich mir›. Wie hast du deine Talente entdeckt und erinnerst du dich an dein erstes Bild? Es ist kein Talent, es ist Leidenschaft. Du brauchst Leidenschaft für die Details und die Einflüsse. Soweit ich mich erinnern kann, war das erste Bild, dass ich je gemalt habe, ein Donald Duck. Ich war 6 Jahre alt und es war der Moment, in dem ich erkannte, dass ich verdammt talentiert bin. Welcher Künstler hat dich beinflusst? Als ich anfing, war ich wirklich inspiriert von Typen wie Kid Acne und Dave Cooper. Sie sind zwar sehr unterschiedlich, aber jeder von ihnen steht für Qualität. Aber ich denke mein Lieblingsbild ist aus der neuen Ölserie von Dave Cooper, der Mann ist einfach unglaublich.
Was sollen deine Bilder ausdrücken? Ich weiss nicht warum die Leute malen, aber ich denke, weil sie Dinge lebendig werden lassen wollen. Wenn du ein Monster malst, wünschst du dir wahrscheinlich, dass Monster existieren. Was ich tue ist also einfach: ich male mich selbst an der Gitarre, weil ich Gitarre spielen möchte. Und meistens höre ich dann auch auf zu malen und greife zur Klampfe. Wie schaffst du es als Künstler zu ‹überleben›? Ich möchte nicht irgendwelche nackten Girls malen, nur um mir meine Miete zu finanzieren. Ich arbeite als Stripper im Londoner Soho – ein sehr gut bezahlter Job – und ich mache zudem noch 3d-Animationen. Ich weiss nicht, wie es andere Künstler schaffen, nur von ihrer Kunst zu leben, vor allem in London. Du bist auch Musiker. Worin liegen die Unterschiede zur Bildenden Kunst? Leider mache ich Musik nur zu meinem eigenen Vergnügen. Aber ich arbeite an meiner Musik, genauso wie ich an meinen Bilder arbeite: ich versuche die richtigen Farben zu finden. Manchmal passt es und manchmal ist es jedoch besser, sich die neuste Folge von Kenny vs. Spenny anzuschauen. Wie ist es als Franzose in England? Es ist genau an der Grenze zu Frankreich und es ist komplett anders. Ich komme aus einer recht toten Gegend im Süden Frankreichs. Es ist toll um Sonne zu tanken, aber wenn du zum Rockstar geworden bist, kann es einen auch recht schnell anöden. Als ich hierher kam, haben mich die Reize überflutet – London ist wirklich sehr inspirierend. Und es ist wunderschön, wie aus einem guten Film – nein, kein Porno! Was sind deine Pläne für die Zukunft? Aufzuhören mit der Arbeit und nur noch zu machen, worauf ich Lust habe – was das auch immer sein mag. Aber ich hoffe, ich werde dieses Ziel erreichen. Momentan bin ich aber sehr glücklich! Welchen Rat hast du für junge Künstler? Ganz einfach, überdenke nicht deine Arbeit, fokussiere dich stets auf das, was du magst und versuche es besser zu machen. Versuche nicht doof und faul zu sein. Schaue lieber Pornos und höre auf Rockmusik zu hören. Ganz easy! Interview und Text: Florian Hennefarth www.mcbess.com
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frontlineshop gutschein* safari clothing mütze* snug ‹in your face› package für Boys oder Girls (Wert: CHF 80.–)
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Projektleitung: Melania Fernandez | melania.fernandez@kinkimag.ch
Stv. Chefredaktion: Rainer Brenner | rainer.brenner@kinkimag.ch Redaktion: Florian Hennefarth | florian.hennefarth@kinkimag.ch Christina Fix | christina.fix@kinkimag.ch Christine Johanna Schulze | tine.schulze@kinkimag.ch Rahel Zoller | rahel.zoller@kinkimag.ch
Fotografie: Anna Haas, Tom Haller, Younghee Jung, Bernhard Kiesow, Tanja Kiesow, Philipp Müller, Anja Schori, Daniel Tischler, Marvin Zilm Illustration: Raffinerie AG für Gestaltung, McBess Bildbearbeitung und Grafische Gestaltung: Cyrill Frick | cyrill.frick@kinkimag.ch Lektorat: Peter Rösch | peter.roesch@kinkimag.ch Events: Hanna Lauer | hanna.lauer@kinkimag.ch Promotion: Franziska Bischof | franziska.bischof@kinkimag.ch Freie Mitarbeit: Philipp Brogli, Gallus Brothers, Max Celko, Jens Dierolf, Xymna Engel, Bernhard Kiesow, Efi Mavrogiannidou, Irène Schäppi, Adrian Schräder, Raphael Spiess, Miriam Suter, Jürg Tschirren, Romy Uebel Werbung: Aurum Communication AG | werbung@kinkimag.ch Aboservice: www.kinkimag.com/abo | abo@kinkimag.com Online: Orange8 Interactive AG, www.orange8.com Projektleitung Online: David Kennel | david.kennel@kinkimag.ch Produktion Online: Samuel Hauser | samuel.hauser@kinkimag.ch Auflage: 40000
(Wert CHF 80.–)*
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zwei zimtstern snowboard outfits
Druck: AVD Goldach, www.avd.ch Einzelverkauf: CHF 6/ˆ 4 (pro Ausgabe) Abonnement: CHF 58/ˆ 50 (11 Ausgaben)
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Geschäftsführung: Mark Mirutz | mark.mirutz@kinkimag.ch
Art Direction: Raffinerie AG für Gestaltung, www.raffinerie.com
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Herausgeber Aurum Communication AG, c/o kinki magazine, Zürcherstr. 204f, CH 9014 St. Gallen, www.aurum.ag T +41 71 277 48 00, F +41 71 277 48 02
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Redaktion: kinki magazine. Hardturmstrasse 68, 8005 Zürich, www.kinkimag.com T +41 44 271 09 00, F +41 44 271 09 02
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Vertrieb Schweiz: VALORA AG, www.valora.com
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Vertrieb International: Axel Springer Verlag Vertriebs GmbH, www.asv-vertrieb.de
*so lange Vorrat reicht – first come, first serve!
Die nächste Ausgabe des kinki magazine liegt ab 18. Dezember am Kiosk!
‹ top notch gallery › Europas wichtigste Galerien für junge Kunst A.L.I.C.E. – Brüssel Willkommen im Wunderland
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lice ist die Kurzform für Adelheid, ein Name, der seit dem 19. Jahrhundert durch französische und englische Einflüsse im Deutschen verwendet wird. Sehr bekannt geworden ist er durch das englische Kinderbuch ‹Alice in Wonderland›. So wird man auch in der A.L.I.C.E Galerie in Brüssel ab und zu in die Märchenwelt verführt. Geheimnisvoll und entdeckungsreich. Die Räumlichkeiten ähneln einer tiefer gelegten Fabrikhalle auf zwei Etagen. Die Künstler lassen sich bei so viel Platz gerne etwas grosszügiges einfallen. Wie zum Beispiel spezielle Bereiche mit komplett neu konstru-
ierten Räumen (ein ‹Raum im Raum›) oder Skulpturen, die mitten in der Halle platziert werden. A.L.I.C.E präsentiert die Arbeiten internationaler Künstler aus verschiedenen Schwellenländern. Von Subkultur inspirierte Kunstformen wie Graffiti, Skateboard-Art und Musik (Elektro, Punk, Rock) über In-Situ-Installation, Malerei, Zeichnungen, Skulptur bis hin zu Fotografie, Film und Produkt-Design. Einfach alles. Die Kunstvielfalt zeugt von der Offenheit und Entdeckungsfreude der Kuratoren. Die erfolgreiche Ausstellung ‹Graffiti Royal – Paint it Black› hat die Galerie wieder einmal mehr zu Dave Kinsley (‹You are here›) geführt. Dave erhält mit seinen Artworks zur Zeit grosse internationale Aufmerksamkeit. Thanks to Alice… Doch das ist nicht alles: junge Talente haben sich für die kommenden Monate schon Plätze in der Galerie gesichert, um ihre Werke zur Schau zu stellen. Nicht nur anschauen sondern auch kaufen kann man im A.L.I.C.E-Shop. Künstler lassen ihre Kunstwerke im Poster-Format oder auf T-Shirt drucken und vervielfältigen. Die beliebte Schuh-Kollektion ist auch im Laden zu ergattern. Im Allgemeinen kann man alle Aktivitäten von A.L.I.C.E. unter folgenden Begriffen subsummieren: Kuratorium, Produktion, Ausgabe und kreative Beratung. Text: Christina Fix Foto: A.L.I.C.E A.L.I.C.E. Galerie & Shop 182 rue Antoine Dansaert 1000 Brüssel, Belgien Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag 11:30 bis 19:00 Uhr info@alicebxl.com www.alicebxl.com
Wer sich durch diesen Spiegel wagt, findet keine tanzenden Tassen, sondern urbane Kunst auf viel Fläche.
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SCIENCE AND FICTION
Und was haben Science-FictionFilme und Quantenphysik mit zeitgenössischer Kunst am Hut? ‹Sehr viel›, meint Marc-Olivier Wahler, derzeitiger Kurator am Palais de Tokyo in Paris.
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ir treffen Herrn Wahler in einem Fünfsternehotel am Lac de Neuchâtel. Ein mehrfach renoviertes Gebäude, das versucht, durch bunte Loungesofas und gewagte Aquarelle den Sprung in die Moderne zu schaffen, sich dadurch jedoch wohl selbst in eine zeitlose Welt der Scheusslichkeit katapultiert hat. Herr Wahler wohnt hier allerdings nicht. Er besucht seine Familie, welche in Neuchâtel lebt, und wird schon in den nächsten Tagen wieder nach Paris zurück fliegen, wo ihn die Ausstellung ‹Superdome› in Anspruch nehmen wird. Marc-Olivier Wahler hat sich wohl so etwas wie eine Traumkarriere innerhalb der Kunstszene erarbeitet: Nach seinem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Lausanne und Biel gründete er 1994 das Centre d’Art Neuchâtel, welches er bis zur Jahrtausendwende leitete. Danach zog es ihn nach New York, wo er die nächsten fünf Jahre am Swiss Institute als Kurator tätig war. Seit dem Februar 2006 leitet er schliesslich das Palais de Tokyo in Paris. Mit Erfolg, wie es scheint. Bei der Vorbereitung unseres Gesprächs, erfahre ich, dass Wahler in seiner Tätigkeit als Kunstkritiker allerdings nicht nur Texte zu zeitgenössischer Kunst, sondern auch zu Themen wie Mike Tyson, den Hells Angels, Quantentheorie und Mutationen schreibt. Nicht alle wird er uns erläutern können, doch das Gespräch macht uns deutlich, dass nicht nur die Kunst selbst, sondern auch die zeitgenössische Art der Betrachtung durchaus von Bedeutung für Wahler ist.
Ein eigenes Universum
Marc-Olivier Wahlers Antwort auf meine erste Frage nach seinem Kunstverständnis würde wohl bereits den Rahmen dieses Hefts sprengen, zumal er sich dabei nicht nur auf kunstinterne Hilfsmittel verlässt, sondern gerne auch Exkurse in andere Wissenschaften wagt: ‹ Das Kunstwerk sehe ich als Paralleluniversum, einen Ort, der andere Regeln und Gesetze fordert›. Daher sein Interesse für Quantenphysik, eine als trocken und engstirnig verschriene Wissenschaft. Nicht jedoch für MarcOlivier Wahler: Der Welschschweizer verlässt sich nur ungern auf irdische Gesetze, wenn es um Kunst geht, denn seiner Meinung nach beherbergt jedes Kunstwerk seine eigene Welt, innerhalb welcher es uns Interpretationsansätze anbietet, welche oftmals mit den Umständen der alltäglichen, irdischen Welt, in der wir leben, nicht viel zu tun haben. ‹Kunstwerke kreieren ihre eigene Zeitrechnung und ihre eigene Anziehungskraft: visuell gibt es vielleicht keinen Unterschied zwischen dem Tisch, den Fischli-Weiss in ihrem Kunstwerk verwendeten und dem, an welchem wir gerade sitzen. 88
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Worin sich die Objekte unterscheiden, ist die Anziehungskraft und die Zeit, welcher sich das Kunstwerk unterwirft›, meint Wahler und zieht die Tischdecke glatt. ‹Allerdings möchte ich in meiner Arbeit als Kurator, nicht versuchen, neue Theorien oder ästhetische Betrachtungsweisen zu kreieren, sondern ich möchte Systeme bilden, die auf Dynamik basieren genau wie zum Beispiel die Elektrizität: Sie entsteht durch die konstante Mischung aus positiv und negativ geladener Energie. Genauso sehe ich auch die Aufgabe des Kunstwerks. Sobald ein Kunstwerk statisch wird, stirbt es.› Marc-Olivier Wahler ist eine jener Personen, die, ohne sich in den Mittelpunkt zu stellen, alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Als der unscheinbare Mann zu seinem Exkurs über den physikalischen Aspekt des Kunstwerks ausholt, setzt sich Dani, der Fotograf, zu uns an den Tisch und legt seine Kamera beiseite. Noch Wochen später wird er mich nach den Aufzeichnungen dieses Gesprächs fragen, die er sich so gerne ausleihen möchte.
Die Kunst der Betrachtung
‹Das Kunstwerk bewegt sich abseits der Realität. Denn als rein irdisches Produkt handelt es sich bei einem Kunstwerk natürlich nicht um mehr als um ein paar Farbklekse auf Leinwand. Allerdings legte jemand fest, dass es sich dabei um eine Landschaft oder ein Portrait handelt. Wenn wir also schon beim Betrachten diesen Schritt in Richtung Abstraktion vornehmen, sollten wir das auch bei der Theoriebildung tun. Genau deshalb bin ich so interessiert an Science-Fiction, Quantenphysik usw.›, rechtfertigt Wahler seine Ansätze. So bedient er sich auch gerne mal eines ScienceFiction-Films, um seine Ansätze zu erklären: ‹In vielen Science-Fiction-Filmen zum Beispiel sehen die nicht menschlichen Menschen genauso aus wie normale Menschen, es sind nur Kleinigkeiten, die sie als solche verraten. Jedes kleine Kind versteht diese Transformation vom Menschen zur künstlichen Replika und zurück! Doch genauso verhält es sich auch mit der Kunst. Der Tisch bei Fischli-Weiss, den ich vorher erwähnt habe, das ist genau dieselbe Idee, die dahinter steckt, dasselbe Wissen, das man mitbringen muss, um Kunst zu verstehen!›
Lohnt es sich überhaupt noch, allgemeine Kunstdefinitionen zu wagen, oder sollte man das heutzutage lieber bleiben lassen? Eigentlich bezieht sich die heutige Kunsttheorie oftmals auf Duchamps vier Postulate, die er an ein Kunstwerk stellt. Wir wissen also, was es braucht, damit etwas zu einem Kunstwerk werden kann. Duchamp forderte von einem Kunstwerk, dass es existiere, also dass man es betrachten kann, sogar wenn es sich dabei um nichts anderes als Luft handelt. Ausserdem muss es von einem Menschen geschaffen oder ausgestellt worden sein. Die dritte Forderung ist die nach dem Betrachter: Ein Kunstwerk muss von jemandem rezipiert werden können. Die vierte Forderung allerdings ist die schwierigste: Sie fragt danach, was die vorherigen Forderungen verbindet. Und genau das ist der Knackpunkt, über den sich viele Philosophen streiten. Das ist wie bei Mayonnaise: Jeder weiss, was man braucht, um Mayonnaise herzustellen, aber das Schwierige daran ist die Verarbeitung der Zutaten zu Mayonnaise, denn nur weil Eier drin sind, ist es nicht unbedingt Mayonnaise. Es gibt also keine Theorie, die immer stimmt, sondern man sucht vielmehr nach Ansätzen, die funktionieren könnten. Wir haben also sozusagen die Antwort auf die Frage ‹Was ist Kunst?› stets auf der Zungenspitze, können sie aber niemals ganz umfänglich beantworten. Das Interessante daran ist, dass die Kunsttheorie sich in dieser Hinsicht ganz ähnlich verhält wie das Kunstwerk selbst: Sie liefert Vorschläge, aber keine endgültigen Antworten. Meiner Meinung nach ist es das Mass an schizophrenem Charakter, nach welchem man ein Kunstwerk auf seine Vielschichtigkeit hin prüfen kann. Wenn Sie darin Tag für Tag neue Aspekte und Deutungsvarianten entdecken, entwickelt das Kunstwerk ein immer höheres Mass an schizophrenem Charakter. Meiner Meinung nach braucht ein Kunstwerk also ein hohes Mass an schizophrenem Charakter. Wie gelangt man von Biel nach New York ans Swiss Institute und ans Palais de Tokyo in Paris? Durch harte Arbeit natürlich (lacht)! Nein, ganz im Ernst, für mich ging das weder schnell, noch einfach. Ich denke seit meinen Anfängen hier in Biel, dass viele Institutionen sich stets einen Schritt hinter den Künstlern befinden. Was man braucht, ist eine flexible Struktur. Eine Institution sollte flexibel sein, um den Künstlern eine schnelle und spontane Entwicklung zu ermöglichen.
‹Wir haben die Antwort auf die Frage «Was ist ‹Ich möchte Systeme Kunst?» stets auf der Zungenspitze, können sie aber niemals ganz umfänglich beantworten. bilden, die auf Dynamik Das Interessante daran ist, dass die Kunsttheorie sich in dieser Hinsicht ganz ähnlich ver- basieren, hält wie das Kunstwerk selbst: Sie liefert genau wie zum Vorschläge, aber keine endgültigen Antworten.› Beispiel die Elektrizität: ‹Das KunstSie entsteht werk bewegt durch die sich abseits konstante der Realität. Mischung aus Denn als rein positiv und irdisches negativ gelaProdukt handener Energie. delt es sich Genauso bei einem sehe ich Kunstwerk auch die Aufnatürlich nicht gabe des um mehr als Kunstwerks.› um ein paar ‹Das ist wie bei Farbklekse auf Mayonnaise: Leinwand. Jeder weiss, Wenn wir also was man schon beim braucht, um Betrachten Mayonnaise diesen Schritt ‹Momentan scheint es, als sei herzustellen, in Richtung aber das Abstraktion alles möglich, als befinden wir vornehmen, uns an einem wichtigen Wende- Schwierige daran ist sollten wir das punkt. Wie lange das so gehen wird, weiss ich auch nicht, die Verarauch bei der Theoriebildung aber ich glaube, dass wir diesen beitung der Moment geniessen sollten!› Zutaten.› tun.› Five Billion Years Ahead: Marc-Olivier Wahler
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Unter dem Titel ‹Five Billion Years› stellten Sie sowohl in New York am SI als auch im Palais de Tokyo Werke aus, welche sich im weitesten Sinne mit dem Thema Universum auseinandersetzten. Was waren die grössten Unterschiede zwischen diesen beiden Ausstellungen? Der Platz war sicherlich der Hauptunterschied zwischen den beiden Ausstellungen! Es ist der Raum, der die Ausstellung dominiert. Die Idee hinter den beiden Ausstellungen war weitgehend dieselbe, aber in New York hatte ich natürlich viel weniger Platz als in Paris. Ich mag den ‹Zwillingseffekt›, den diese Reihe in sich birgt, mich fasziniert das.
Dieser Job hat sehr viel mit Intuition zu tun
Im Palais de Tokyo werden Fotografie, Installation, Malerei, Tanz, ja sogar Grindcore-Konzerte präsentiert. Wie schaffen Sie es, den Überblick über all die verschiedenen Facetten der Kunst zu behalten? Hmm… ich kann Ihnen nicht genau sagen, wie ich auswähle oder anhand welcher Kriterien ich auf dem Laufenden bleibe. Ich denke dieser Job hat sehr viel mit Intuition zu tun. Können Sie uns etwas über die ‹Modules› erzählen, eine neue Plattform, welche Sie am Palais de Tokyo erschaffen haben? Wir haben im Palais de Tokyo so enorm viel Platz, dass wir einen Teil davon gerne jungen Künstlern zur Verfügung stellen wollten. Wir haben zwei kleine Ausstellungsräume gebildet, wo zweimal monatlich junge Künstler die Möglichkeit haben, ihre Werke auszustellen. Die Modules sind ein Ort, an dem man Neues ausprobieren kann, sich vielleicht auch Fehler erlauben kann. In letzter Zeit liest man viel über Kunst als finanzielle Investition. Es werden galaktische Preise bezahlt, zum Beispiel für die Werke von Jonathan Meese oder Damien Hirst. Aber kann man denn zeitgenössische Kunstwerke einfach so mit einem Preis versehen? Das ist dasselbe wie in der Fashionwelt: Warum bezahlen sie für dieses Kleid achttausend und für dieses dort nur zwanzig Franken? Es ist eine Aura, die geschaffen wird rund um diese Kunstwerke. Allerdings ist der Kunstmarkt für mich eine ganz andere Welt, die mit meiner Arbeit nicht viel zu tun hat. Klar weiss ich, dass jedes Kunstwerk früher oder später auf dem Kunstmarkt landet, doch das ist eine ganz andere Welt für mich, sie produziert ihre eigenen Gesetze und Logik. Allerdings ist es ziemlich einfach zu verstehen, warum dieser oder jener Künstler gerade ‹hot› ist oder nicht: Es ist das System aus Galerien, Magazinen und Ausstellungen, in welchem ein Künstler ‹upgegradet› wird. Dementsprechend steigert sich der Marktwert des Künstlers. Denken Sie, dass dieser kommerzielle Aspekt der Kunst in den nächsten Jahren zunehmen wird oder wird sich das wieder legen? Ich würde nicht sagen, dass es sich legt, aber ich denke, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird. Gute Werke werden immer teuer sein, aber momentan befinden sich viele qualitativ sehr schlechte Kunstwerke auf dem Markt, und viele Galerien denken nur ans Geld. Das wird sich bestimmt ändern, denn diese Leute haben keine Zukunft.
Inwiefern zählt der biographische Hintergrund der Künstler, wenn es um ihr Werk geht? Stört er oder verleiht er dem Werk eine zusätzliche Komponente? Sie meinen die junge Frau aus Palästina, die… .(lacht)
Kunst ist wie eine Sprache, die man lernen muss
Genau. Was müssen wir wissen, um das Karton ‹ L› in der Ecke des Museums zu verstehen? Lassen Sie es mich so erklären: Als ich in Amerika wohnte, hatte ich einen Freund, der sehr an Baseball interessiert war. Er nahm mich mit zu einem Spiel und versuchte mir die Regeln zu erklären. Ich konnte aber nicht verstehen, wie so ein, meiner Meinung nach extrem langweiliger und komplizierter Sport so viele Menschen begeistern kann. Ich bin sicher, dass etwas dran sein muss, aber ich verstehe es nicht, ich kann den Punkt nicht finden. Genau so ist es auch in der Kunst. Ein gutes Kunstwerk spricht nicht für sich selbst, man kann nicht in ein Museum laufen und begeistert sein, ohne die Regeln der Kunst zu verstehen. Wenn Sie gewisse Regeln zeitgenössischer Kunst nicht kennen oder noch nie so etwas gesehen haben, wird sie das auch nicht begeistern, es ist wie eine Sprache, die man lernen muss. Denken Sie, dass die Jetztzeit jemals als klar spezifizierte Epoche wahrgenommen werden wird oder ist die Zeit der Epochengliederungen vorbei? Wir leben in einer sehr interessanten Zeit! Die Dinge um uns herum verändern sich in hohem Masse. Dementsprechend interessant ist auch die Kunstwelt gerade. Wir haben keine Ahnung, wie sich die Kunst entwickeln wird, doch momentan scheint es, als sei alles möglich, als befänden wir uns an einem wichtigen Wendepunkt. Wie lange das so gehen wird, weiss ich auch nicht, aber ich glaube, dass wir diesen Moment geniessen sollten!
Natürlich hätten wir noch mehr Fragen gehabt. Zum Beispiel die nach dem Vergleich zwischen Mike Tyson und dem Stealth-Bomber (es geht dabei um die Faszination und gleichzeitige Unsichtbarkeit des Angriffs für den Gegner). Eigentlich stellen sich mir nach diesem Gespräch mehr Fragen, als ich sie zu Beginn auf meinem Zettel vor mir liegen hatte. Doch die Erkenntnis, dass auch Fragen, die sich niemals vollständig erklären lassen, den einen oder anderen unkonventionellen Gedanken wert sind, ist vielleicht manchmal erleuchtender als alle Antworten der Welt. Text und Interview: Rainer Brenner Fotos: Daniel Tischler www.palaisdetokyo.com
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Leidenschaftliche Frühstarterin
Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Das hat sich auch die Bernerin Muriel De Bros gedacht, als sie sich mit 14 Jahren das erste Mal hinter die Plattenteller gestellt und mit ihrer besten Freundin das DJ-Team ‹The Tribal Kidz› gegründet hat.
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usik spielte schon immer eine zentrale Rolle im Leben von Muriel De Bros. Als sie sieben Jahre alt war, begann sie Klavier zu spielen. Kurze Zeit später stand sie als Sängerin in einem Chor das erste Mal auf der Bühne. Dabei hatte es ihr vor allem die Klassische Musik angetan. Das kam wohl daher, dass ihre Eltern – beide grosse Musikliebhaber – über eine ansehnliche Sammlung an Jazz- und Klassikschallplatten verfügten. Darunter befand sich auch der eine oder andere Klassiker, der Muriel durch ihre Kindheit begleitet hat.
Bei Nacht steht Muriel De Bros an den Plattentellern und heisst Princess P
Liebe auf den ersten Ton
Als die Bernerin aber Anfang der Neunziger Jahre in die Pubertät kam, kehrte sie der Klassischen Musik den Rücken und begann sich für elektronische Sounds zu interessieren. Damals war das Radio die einzige Möglichkeit mehr über diesen neuen Musikstil zu erfahren. Die heute 30-Jährige erinnert sich noch gut an diese Zeit: ‹Mein Bruder und ich haben nachts immer heimlich Couleur 3 gehört. Das war einer der wenigen Radiosender, der elektronische Musik überhaupt gespielt hat.›
Die Mischung Erste Schritte Der neue Musikstil, der 1993 gerade erst am aufmacht’s kommen war, hatte es Muriel De Bros sofort ange-
tan und sie beschloss, den Schritt hinter die Plattenteller zu wagen. Ihr Bruder, der sich damals bereits als House-DJ betätigte, lieh ihr zu Übungszwecken ein paar Schallplatten. Kurze Zeit darauf gründete Muriel mit einer langjährigen Freundin das DJTeam ‹The Tribal Kidz›. Unter diesem Namen legten die beiden jungen Frauen in Clubs und Diskos auf. Bald darauf bekamen sie beim Berner Radiosender RaBe ihre eigene Sendung. Muriel erinnert sich gerne daran zurück: ‹Es war eine tolle und verrückte Zeit. Die Musik hat damals die Hauptrolle in meinem Leben gespielt.›
Prioritäten setzen 2001 entschloss sich Muriel dann, eine Ausbildung
zur Köchin anzufangen. Sie liess das Zigeunerleben als DJ und den Club ‹Funkbunker›, den sie mit ein paar Freunden während vier Jahren betrieben hatte, hinter sich und zog nach Zürich. Zwar fiel es der damals 22-Jährigen nicht einfach, während ihrer dreijährigen Ausbildung aus zeitlichen und finanziellen Gründen auf die Musik zu verzichten, doch ihre Lehre hatte Priorität.
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Heute – sieben Jahre später – spielt aber die Musik wieder die Hauptrolle in Muriel De Bros’ Leben. Unter dem Namen Princess P begeistert die Plattenlegerin mit ihrer unverkennbaren Mischung aus Indie, Elektronika und House Musikliebhaber in der ganzen Schweiz. An der Red Bull Music Academy in Barcelona will sie dann endlich einen Schritt weitergehen und sich erstmals als Produzentin versuchen. Voller Vorfreude meint sie: ‹Ich freue mich sehr auf die interessanten Menschen, die ich dort antreffen werde und hoffe, dass ich viel von ihnen lerne.› Weitere Info unter: www.myspace.com/princesspdj Fotos: Red Bull Photofiles (Pere Masramon) Text: Florian Hennefarth
Die Produzentenlegende Torsten Schmidt im Gespräch mit Princess P und Emma Warren bei der Red Bull Music Academy in Barcelona
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‹art & co› T-Shirt Wettbewerb kinki und La Fraise suchen nach dem Design für ein Kollabo-Shirt!
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iebe Freunde, aufgemerkt: Es gibt mal wieder einen Wettbewerb. Aber dieses Mal richtig cool, denn die neue InMarke ‹kinki&Friends› startet eine T-Shirt-Competition. kinki nimmt seine Freunde von La Fraise, dem Erdbeer-Label, mit ins Boot und geht gleich in die Vollen. Wer La Fraise noch nicht kennt, sollte sich dringend die Homepage ‹www.lafraise.com› mal genauer anschauen. Man entdeckt von Hund und Katz getragene T-Shirts mit tollen Motiven und würde liebend gerne alle im Schrank hängen haben. Unter dem Strich ist La Fraise also eine Online-Plattform,
wo Grafiker und Designer ihre schönsten T-Shirt-Motive hochladen können. Nach dem Upload werden die Einsendungen gefiltert und das beste Design gekürt. So funktioniert das auch beim kinki&Friends-Wettbewerb. Wer sich bereit und kreativ genug fühlt, sollte also direkt mitmachen. Die Vorgabe zum Design ist simpel: es muss immer ein ‹K› für kinki und die Farbe Rot für La Fraise im T-Shirt-Motiv erscheinen. kinki und La Fraise entscheiden dann gemeinsam, wer wirklich das beste Händchen beim T-Shirt Design hatte. Der Gewinner kann sich über 1500 Euro oder 2250 CHF freuen. Hammer! Doch das ist nicht alles: das Shirt wird als limitierte kinki&Friends Kollektion 500mal produziert und bei La Fraise erhältlich sein. Ausserdem wird dieses T-Shirt Hauptgegenstand einer zwei Seiten langen Fotostrecke sein, die von Fotografieund Design-Studenten der ZhdK Zürich gestaltet wird. In der darauf folgenden Ausgabe des kinki magazine werden dann auch noch alle ‹schrägen› Designs veröffentlicht, die es vor lauter Skurrilität nicht in die Endrunde geschafft haben. Wer vor Kreativität fast platzt, nimmt sich jetzt mal ein Blatt und Stift und teilt seine Ideen mit dem Rest der Welt. Sendet das Motiv als EPS- oder Illustrator-Datei mit dem Betreff ‹kinki&Friends› direkt an: service@lafraise.com. Einsendeschluss ist der 18.12.08 So, jetzt fehlt nur noch die Sahne zu den Erdbeeren! www.lafraise.com
Erdbeerrote Farbe und ein kleines k: kinki meets La Fraise
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Illustration by purple haze studio
‹ travel › Paris by Phillipp Müller Paris ist die Stadt der Mode und des Glamours, endlosen Shoppingtouren steht also nichts im Wege. Allerdings ist die Stadt der Liebe nix für die kleine Brieftasche!!! Hier eine kleine Tour: Start bei Collette, einem Conceptstore für alles, was irgendwie trendy und exclusiv ist (www.colette.fr), wenn ihr Glück habt, trefft ihr dort vielleicht sogar auf Karl Lagerfeld. Weiter geht’s zum Palais Royal, wo Boutiquen wie Marc Jakobs oder Acne Jeans auf eure Mastercard warten. Danach in vollem Galopp den Park durchqueren in Richtung Place Victoire und Etienne Marcel (Killiwatch, Diesel, Y3, usw). Ganz locker in den Bus 29 steigen und ab ins Marais mit euch! Dort solltet ihr nach Surface to Air, April77 Dept. Store, Noire Kenedy, Eclaireur, Apc, Zading et Voltaire Ausschau halten. Zur Erholung vom Pariser Shoppingfieber dürft ihr eure Füsse und Kreditkarte im Jüdischen Viertel in einem der unzähligen Bistros erst einmal ein wenig abkühlen lassen. Denn Paris hat schon so manchen Geldbeutel geleert...
Philipp Müller arbeitet als freier Fotograf und lebt in Paris und Zürich. Sein Herz schlägt für Rockmusik, Mode und den alten Ford Mustang, den er sich damals so gerne gekauft hätte. Allerdings würde er sich damit wohl niemals in den chaotischen Pariser Abendverkehr trauen.
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