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AndreAs Müller Waldhäusl

FRANCESCA SCHELLHAAS / PHOTOCASE.DE

juli 2012 juni 20132014 dezember

kultursommer bereiten

sonntag Tiroler

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck

WOCHENZEITUNG DER ERZDIÖZESE SALZBURG


WODICKA

Was ich mit der Vorbereitung auf Weihnachten verbinde

PRIVAT

Gehilfe des Christkinds. WILLI BRUNNER, DIAKON UND PASTORALASSISTENT IN JENNERSDORF Mein Vater holte einst den Christbaum aus dem Wald. Davon durften wir Kinder nichts mitbekommen. Der Glaube an das „Christkind“, das Gaben und Christbäume bringt, war unserer Familie „heilig“. Vater muss sich als Gehilfe des Christkinds verstanden haben. Wenn ich heute mit meinem mehrfach behinderten und vielfach begabten Sohn einen Christbaum aussuche, muss dieser über 2,50 Meter groß sein. Stolz nimmt er die Baum­ spitze unter den Arm. Ich denke, auch er möchte ein Gehilfe des „Christkinds“ sein. l

LEITNER

Einstimmung. INGRID KOLLER, GESCHÄFTSFÜHRERIN AKTION LEBEN OBERÖSTERREICH Eine der schönsten Freuden ist das Backen von Weihnachtskeksen, ich freue mich schon auf das Schenken von selbstgemachten Köstlichkeiten. Mein Lieblingsrezept ist „Großmutters Lebkuchen“ aus Vollkornroggenmehl. Für besonders liebe Freunde gibt es zu Weihnachten ein mit Keksen, gefüllten Datteln, Getreidekonfekt und VollwertHausfreunden befülltes Lebkuchenhäuschen. l

EGGENBERGER

Daheim. MARKUS SALCHER, SIEGER BEI DEN PARALYMPICS, BEHINDERTENSPORTLER DES JAHRES, KLAGENFURT Heute bin ich froh, wenn ich kurz vor Weihnachten daheim sein kann. Als kleiner Bub bin ich immer mit meinem Großvater in den Wald gegangen, um den Baum zu holen. Wir mussten oft Schneeschuhe anlegen, und dann haben wir vor lauter Schnee fast keinen Baum gefunden. Hatten wir dann endlich einen, wurde der Baum begutachtet und dann hat mein Großvater ihn geschultert und wir sind voller Vorfreude nach Hause gestapft. Dabei hat er mir meist eine Weihnachtsgeschichte von Janosch erzählt. l

NEUHOLD

Gerettetes Fest. FLORIAN KRIZAJ, PFARRGEMEINDERATSMITGLIED UND THEOLOGIESTUDENT IN GRAZ Es war Heiliger Abend, ich fuhr von Gleisdorf heim, um zu feiern. Es schneite, war finster und die Straßen waren leer. Ich sah mitten im Nirgendwo zwei Männer bei einem Auto am ­Straßenrand stehen. Sie fragten aufgeregt auf Englisch um mein Handy. Zögernd gab ich es her. Im Auto saß noch eine Frau mit einem Kind. Der eine Mann gab mir das Handy zurück und sagte, dass er niemanden erreicht. Ich bot an, die Familie nach Hause zu bringen. Vollbesetzt ging es weiter. Als wir ankamen, verabschiedeten sie sich mit „God bless you!“. l

PRIVAT

Ob das Einwässern von Barbarazweigen (siehe Titelbild), Adventbäckerei oder ein ganz persönliches Erlebnis: Viele Menschen verbindet mit dem Advent etwas Besonderes.

Heimfahrt. WALTER BUDER, PENSIONIST AUS BREGENZ Weihnachten fuhr ich heim aus dem Internat. Aufbrechen im Dunkel. Warten im schneidenden Wind. Unzählige Bahnhöfe. Hektische Reisende. Warten. Rennen. Drängeln. Ob im Dezember 1969 Schnee lag, weiß ich nicht mehr. Schräge Christbäume leuchten. Unvergesslich: das Rorate. Wie der Morgen lichtet die Nacht. Umsteigen. Stille, müde Nacht. Erwartet-Sein tut weh. Waggons mit Holzbänken. Der Schnellzug trug seinen Namen – zeitweise – zu Recht. Ich war kein Kind mehr. Driving home for Christmas. Zurück an den Anfang. l

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Marlies Schild und ihr neues Leben nach dem Spitzensport

„Fast alles wird anders“ Über den ersten Advent nach ihrem Ausstieg aus dem Skiweltcup, die Bedeutung des Glaubens im Sport und die Freude auf das Weihnachtsfest spricht Slalom-Star Marlies Schild im inpuncto-Interview. Sie verrät, wie sie sich mental auf Rennen vorbereitete und nach Verletzungen neu motivierte. INTERVIEW: HEINZ NIEDERLEITNER

Der Glaube gibt viel Vertrauen, sagt Marlies Schild.

Frau Schild, Sie erleben jetzt die erste Skisaison nach Ihrem Ausstieg aus dem Ski-Weltcup. Was wird für Sie anders werden? Grundsätzlich fast alles. Ich schaue mir das Ganze jetzt aus einer anderen Perspektive an und kann mich dabei entspannen – außer wenn ich Benni (Raich, Anm.) zuschaue! Konnten Sie in den vergangenen ­Jahren zwischen Rennen und Training Advent- oder Weihnachtsstimmung erleben? Schon, wobei nur relativ wenig Zeit dafür war. Richtig genießen konnte ich immer erst am 24. und 25. Dezember. Hat Religion einen Zusammenhang mit Sport? Hilft der Glaube? Ich denke, dass der Glaube sehr wichtig ist und viel Vertrauen gibt. Das ist für mich auch für den Sport und vor allem für die Bewälti­ gung von Stresssituationen sehr wichtig. Was bedeutet für Sie das Weihnachtsfest? Es ist schön, die Zeit mit der Familie zu ver­ bringen, gemeinsam zu feiern und sich weg vom Alltag auf die wirklich wichtigen Dinge

zu konzentrieren. Zu Weihnachten ist mir besonders wichtig, gemeinsam Weihnachts­ lieder zu singen, gemeinsam zu beten und zu essen. Zur Vorbereitung auf ein ­Rennen gehört neben dem körperlichen ­Training auch die mentale ­Ein­stimmung. Was war da Ihr ­Zugang? Ich habe jahrelang Mentaltraining gemacht. Am wichtigsten war für mich immer, dass ich mich rundum wohlgefühlt habe, ich denke, das ist in allen Lebenssituationen so. Sie sind im Slalom die erfolgreichste Skiläuferin der Weltcup-Geschichte und haben außerdem immer wieder aus schweren Verletzungspausen den Weg zurück an die Spitze geschafft. Was braucht es dafür? Ich habe mir immer erreichbare Ziele gesetzt und versucht, diese Schritt für Schritt zu erreichen. So konnte ich mich immer der Weltspitze langsam wieder nähern. Ich habe diese Situationen auch immer als besonde­ re Herausforderung gesehen und mich so und durch die Leidenschaft für den Sport motiviert.

PRIVAT

Der Ausstieg aus dem Spitzensport hat Sie ja nach einer so erfolgreichen und langen Karriere emotional berührt. Wie Sind Sie diesen „Lebensabschnittswechsel“ angegangen? Natürlich ist es immer schwierig, etwas zu beenden, das man immer noch mit Leiden­ schaft betreibt. Da dürfen auch Emotionen dabei sein. Den Wechsel bin ich nicht speziell angegangen. Ich versuche nach wie vor, ein Gefühl für meinen neuen Alltag zu bekommen, und freue mich über die neuen Dinge und Herausforderungen, die ich ­erleben darf. ●

ZUR PERSON Marlies Schild (33) hat in ihrer Skikarriere 37 Weltcup-Rennen gewonnen, davon 35 im Slalom. Sie ist damit in dieser Disziplin die alleinige Rekordhalterin in der WeltcupGeschichte. Schild gewann viermal den Slalomund einmal den Kombinations-Gesamtweltcup. Heuer im September beendete sie ihrer Karriere im Spitzensport. Aus Saalfelden in Salzburg stammend, lebt sie mit ihrem Partner, dem Skirennläufer Benjamin „Benni“ Raich, in Tirol. www.marlies-schild.com

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Wegbereiter Es begann, wie es bei dem Propheten Jesaja steht: Ich sende meinen Boten vor dir her; er soll den Weg für dich bahnen. Eine Stimme ruft in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! (Markus 1, 2–3 bezogen auf Jesaja 40, 3)

Wir beseitigen Hindernisse – für uns oder für IHN? Wir rufen: „Macht Platz!“ – für uns oder für IHN? Wir erwarten die Ankunft – unsere oder SEINE? FOTO: REUTERS

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Christbäume wachsen zur Freude der Menschen

„Du wirst Kinderherzen höherschlagen lassen“ „Christbaumproduzentin“ hört sie nicht so gern. „Ich begleite die Bäume beim Wachsen“, strahlt Martina Lienhart, die Obfrau der „Steirischen Christbaumbauern“. Und sie erzählt, warum Christbäume unbedingt einen Frost erlebt haben sollten. JOHANN A. BAUER

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artina Lienhart zögert. Von den Mondphasen her betrachtet, seien heuer nur etwa vier Tage im ­November und Dezember sehr günstig oder günstig gewesen, Christ­ bäume zu schlagen. Ideal sei der dritte Tag vor Vollmond, also der 3. Dezember. „Es gibt Leute, die meinen, alles ein Blöd­ sinn“, räumt die Christbaumbäuerin ein. Sie selber habe aber gute Erfahrungen mit dem richtigen Mond-Termin gemacht. Als Beleg zeigt sie am Mobiltelefon ein Foto von Anfang März. Der Christbaum in ihrem warmen Wohnzimmer in Pirka nahe der steirischen Landeshauptstadt Graz hat tatsächlich kaum Nadeln gelassen.

Martina Lienhart züchtet in Unterlamm in der Oststeiermark Christbäume.

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LIENHART

„Abliegen“ müsse der Baum auch können, „sonst lässt er die Nadeln eher fallen“. Wenn er geschlagen werde und sofort ins Wohn­ zimmer komme, erleide er einen Schock. Neben einer Wärmequelle solle er auch nicht unbedingt aufgestellt werden. Stehe er in einem Wasserbad, solle der Stamm unten noch einmal frisch abgeschnitten werden. Alle helfen mit. Dem aus Vorarlberg stammenden „singenden Pfarrer“ Franz Brei werde sie heuer persönlich einen Christ­ baum an seinen neuen Wirkungsort im Burgenland bringen, lächelt Martina Lien­ hart. In seiner früheren Pfarre Unterlamm in der Oststeiermark züchtet die Obfrau des Vereins „Steirische Christbaumbauern“ auf vier Hektar Wiese ihre Nordmanntannen. Im Familienbetrieb packen die Eltern und auch die Kinder großartig und mit Freude an. In „Hoch-Zeiten“ kann sie dabei auch auf ihren Mann zählen, der bei „Magna“ in der Auto­ mobilbranche beschäftigt ist. „Ich rede dem Baum zu.“ Die Bäume für Weihnachten hat die Bäuerin in ihrer Kultur bereits markiert und so ausgesucht, dass die „Nachbarn“ dann mehr Platz zum Wachsen bekommen. Ob es nicht „brutal“ sei, einem Baum anzukündigen, er werde bald geschlägert? „Ich rede ihm zu“, ent­ gegnet Martina Lienhart: „Du wirst heuer in einem Wohnzimmer strahlen und Kinder­ herzen höherschlagen lassen.“ Anders als ein Plastikbaum dufte er, gebe Feuchtigkeit ab und erfrische auf natürliche Art die Luft im Raum. Das „Verkaufserlebnis“ sei bei Christbäu­ men besonders emotional. Beim Christ­ baumstand genießen viele etwas Ruhe im vorweihnachtlichen Stress. Sie lassen sich beim Verkaufshütterl genau erzählen, woher der Baum kommt, und schauen auch Fotos an. Manche Erwachsenen mit Kindern oder mit dem Ehepartner leihen sich in Unter­


Für Kinder ein besonderes Erlebnis: mit den Eltern den Christbaum selbst zu schneiden.

lamm bei der Christbaumbäuerin sogar eine Säge aus und schneiden ihren ausgesuchten Baum selber. Für die Haltbarkeit sei auch entscheidend, „dass der Baum vorher einen Frost gespürt hat“. Das bringe ihn „zum Abschluss“. Ein Bekannter habe ihr geschildert, beim Rasten des geschlagenen Baumes wirken Enzyme, welche die Verbindung zwischen Nadeln und Rinde kräftigen, erwähnt Lienhart. Schon vorher spüre der noch lebende Baum nach einer gewissen Anzahl von Tagen unter einer bestimmten Temperatur: „Jetzt kommt der Winter“. Der „Frostschutz“ sei bereits im Baum vorhanden, werde aber jetzt konzent­ riert, „eingelagert“. Bauplan. Äste werden geschient; wo ein Loch entstehen könnte, weil kein Ast her­ auswächst, werden die nebenstehenden mit Bändern zusammengezogen … „Korrektur­ maßnahmen“ gehören zum „Handwerk“ der Christbaumbetreuerin. Wenn der Abstand vom letzten „Quirl“, vom letzten Kranz, bis zur Spitze zu groß wird, kann die Spitze ab­

REUTERS

geschnitten werden. Dann erhält eine ande­ re Knospe den „Befehl“: Ich bin die führende Knospe, ich wachse jetzt voraus. „Wir benut­ zen die Selbstheilungsfunktion des Baumes“, lässt Lienhart kurz in ihre Berufsgeheimnisse blicken. In jeder Knospe sei vom „Bauplan“ her der „Code“ enthalten, ob sie ein Seiten­ trieb oder ein Haupttrieb werde. Möglichst naturnahe. Viel Anstrengung braucht es, vom Setzen, Mähen und Pflegen bis zum Verpacken und Verkaufen der Christbäume, bis sie in einem Wohnzimmer landen. Ausdrücklich biologisch werden in Österreich sehr wenige der zwei Millionen zu Weihnachten verkauften Christbäume – nur ein Zehntel kommt aus dem Ausland, vor allem aus Dänemark und Deutschland – gehalten, aber „möglichst naturnahe“. Statt chemischer Spritzmittel sollen zum Beispiel Schmetterlinge, Insekten oder Vögel auf die Kultur schauen. Was geschieht nach Weihnachten? Die Zweige können als Rankhilfe für Erbsen in den Garten gesteckt werden, schwebt Marti­

na Lienhart vor. Trocken diene das Reisig im Herbst als Anzünder für den Ofen. Darüber lege man die Teile des Stammes, und auf dem Ofen koche man einen Tee und genieße die Wärme durch den Christbaum. Herun­ tergeschnittene Scheibchen des Stammes bilden Untersetzer für Teelichter. Bäume streicheln. Sie sei froh, nicht in einem Büro arbeiten zu müssen. „Ich wollte immer jeden Baum streicheln“, erinnert sich Lienhart an die Försterschule in Bruck an der Mur. Sicher habe die Forstwirtschaft auch einen Zweck, doch jeder Baum „sollte gehegt und gepflegt werden“. Am besten gefällt ihr als Berufsbeschreibung: „Ich begleite die Bäume beim Wachsen.“ Sie sei der Natur sehr zugetan. Besonders heuer habe sie nach einem besonderen Schicksalsschlag die „Energie und die Kraft“ gespürt, welche „die Natur mir geben kann“. l

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Adventliche Aktionen verbinden soziales Engagement mit fröhlichem Backen

Mit Keksbacken Freude bereiten Anderen Menschen eine Freude machen kann man mit Keksen und Lebkuchen nicht nur, wenn man sie herschenkt. Schon das gemeinsame Backen stiftet eine gute Gemeinschaft. JUDITH JANDRINITSCH UND ERNST GANSINGER

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it einer besonderen Backaktion zu Adventbeginn setzt die Katholische Jugend aus der Region Oberwart im Burgenland ein Zeichen für mehr Mensch­ lichkeit und Toleranz. Jugendliche rund um Rechnitz und Groß Petersdorf werden mit Jugendlichen, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und nun im Haus der Jugend im

burgenländischen Rechnitz wohnen, ge­ meinsam Kekse backen und diese auf einem Weihnachtsmarkt in der Region verkaufen. Die Idee dazu hatte Monika Scheweck, Lei­ terin der katholischen Jugend in der Region Oberwart. Sie konnte für diese Idee auch Pascal Steiner begeistern, Verantwortlicher für die Jugendlichen im Haus der Jugend. Er erklärt über die jugendlichen Asylwer­ ber: „In unseren Grundversorgungseinrich­ tungen wohnen hilfs- und schutzbedürftige AsylwerberInnen. Wir betreuen Familien und alleinstehende Männer unterschiedli­ cher Herkunftsländer. Die Zielgruppe der Betreuung im Jugendbereich sind männliche Jugendliche im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, die unbegleitet, also ohne Eltern und sonstige Angehörige, als Asylsuchende nach Österreich kommen.“ Integration beim Backen. Mit Backen bereitete auch die Pfarrcaritas von Andorf im oberösterreichischen Innviertel mit

­ iakon Josef Schmid anderen Menschen D eine Freude. Etwa zwanzig „Zuckerbäckerin­ nen“ und „Zuckerbäcker“ beteiligten sich Anfang November am Lebkuchenbacken für den Adventmarkt. Auch sechs Menschen mit Beeinträchtigung aus der Caritas-Wohnanla­ ge Andorf waren dabei. Mitgemacht haben sogar der Pfarrer, der Bürgermeister und der Sprecher der örtlichen Kaufmannschaft. Die­ se hatte auch die Waren und Zutaten für die zeitweilig eingerichtete Backstube gespendet. Die Backaufsicht oblag Direktorin Angelika Schwendinger, der Leiterin der Landwirtschaftlichen Fachschule, wo die Backstube der Andorfer „Zuckerbäcker“ auch eingerichtet war. Die Lebkuchen wurden zwei Wochen später verziert und werden beim Adventmarkt der Andorfer Caritas Werkstätte am Samstag vor dem ersten Adventsonntag verkauft. Alle waren sich einig: Das schöne Miteinander ist eine gute Motivation, sich weiter für die Caritas einzusetzen. l

Spaß beim Backen: Zwei Flüchtlinge üben im Burgenland die Herstellung von Vanillekipferln. In Andorf (r.) werden Lebkuchen verziert.

IMPRESSUM: inpuncto bereiten ist das gemeinsame Magazin von Der Sonntag. Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Stephansplatz 4/VI/DG, 1010 Wien; KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus. Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, St. R­ ochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; Rupertusblatt. Wochenzeitung der Erzdiözese Salzburg, Kaigasse 8, 5020 Salzburg; Sonntag. Kirchenzeitung Katholische Kirche Kärnten, Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt, Sonntagsblatt für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Medieninhaber: Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, Bergstraße 12/1, 5020 Salzburg. Herausgeber: Obmann Prälat Wilhem Vieböck. Redaktion: Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen, Bergstraße 12, 5020 Salzburg. Leitung: Dr. Heinz Niederleitner, 0662/88 44 52 61, heinz.niederleitner@kirchenzeitung.at.

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STEINER/BAUBÖCK

Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, 0662/88 44 523, walter.achleitner@ kirchenzeitung.at. Grafik: Egger & Lerch, 1030 Wien. Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus Druck und Verlags-GmbH., 3100 St. Pölten. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechts­gesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß MedienG § 25 Abs. 2 ist unter w ­ ww.meinekirchenzeitung.at/inpuncto abrufbar. inpuncto-Gesamtauflage: 160.000 Exemplare.

gedruckt nach der Richtlinie „Druck­erzeugnisse“ des Öster­reichischen Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 808

-gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 808


Abstand gewinnen: Viele Menschen suchen heute Ruhe in Klöstern wie jenem der Missionsschwestern vom Kostbaren Blut in Wernberg.

VIFAOS/KK

Von Exerzitien bis zum Tanzen mit den Füßen

Auszeit im Kloster Ob Advent, der Jahreswechsel oder die Bewältigung einer Lebenswende: Zu besonderen Zeiten ziehen sich Menschen gerne zur Besinnung zurück. Und Klöster öffnen ihnen die Pforten – zum Beispiel im Kärntner Wernberg. ANGELIKA DOBERNIG

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n einer Welt, die immer lauter wird, braucht man auch einen Ort, an dem man neue Kraft schöpfen und durchat­ men kann“, sagt Schwester Silke Mallmann aus dem Kloster Wernberg. Sie organisiert dort Exerzitien und „Tage der Stille“. Gerade im Herbst und in der Adventszeit werden die Angebote stark nachgefragt, doch die Kurse sind auch unter dem Jahr schnell ausge­ bucht. „Man merkt, dass der Bedarf nach Einkehr und Rückzug immer größer wird.“ Dabei sind die Zugänge unterschiedlich. Schwester Marcella leitet zum Beispiel Wochenenden mit Meditation und Tanz. „Das Tanzen ist auch ein Weg, um zu Ruhe und zu Gott zu finden, es ist nur ein anderer Zugang“, erklärt sie. „Durch die besinnliche Musik kommt eine Schwingung in den Kör­

per. Und man tanzt nicht alleine, sondern in der Gruppe. Man hat also rechts und links jemanden neben sich, der sich auch zu der besinnlichen Musik bewegt. Ich nenne es: ‚Beten mit Füßen‘.“ Nicht getanzt, aber gesprochen wird bei den „Tagen der Besinnung im Advent“. „Mir geht es bei solchen Angeboten auch immer darum, nicht nur über den Advent an sich zu sprechen, sondern auch über den eigenen Weg, der damit verbunden ist“, sagt Schwes­ ter Marcella. Das Bedürfnis, über sich und sein Leben nachzudenken, sei gerade in der Adventszeit stark ausgeprägt. „Der Advent ist ja auch das Zugehen auf eine große Erfül­ lung – und so sollten wir unser Leben auch empfinden.“ Von Quellentagen bis Exerzitien. Wichtig ist den Schwestern im Kloster Wernberg, dass jeder Gast seinen eigenen Weg zu sich und zu Gott findet. „Wir passen uns den Gästen individuell an“, erklärt Schwester Monika. Die einen kommen, um Ruhe zu finden, die anderen wollen sich bei den 30-tägigen Exerzitien auf die Suche nach der Bedeutung Gottes in ihrem eigenen Leben begeben. Dementsprechend gibt es auch die unterschiedlichsten Angebote. „Bei den Quellentagen handelt es sich zum Beispiel um einzelne Besinnungsnachmittage mit Impulsen und Gebetszeiten für Menschen, die ihren Alltag bewusst mit Christus leben wollen“, erklärt Schwester Monika. Wer nach mehreren Tagen der Ruhe sucht, ist bei der „Auszeit im Kloster“

r­ ichtig. „Dieses Angebot ist ideal für alle, die zu sich selbst kommen wollen und eine Zeit des Durchatmens brauchen. Wir wol­ len damit vor allem Menschen ansprechen, die den Wunsch verspüren, in die Stille zu lauschen und der tiefsten Sehnsucht ihres Lebens nachzuspüren – und ihre Bezie­ hung zu Jesus vertiefen möchten“, sagt ­Schwester Silke. Stille. Der Klassiker sind die dreitägigen „Tage der Stille“, die das Kloster Wernberg für kleine Gruppen anbietet. Die Gäste erwartet dabei durchgängiges Schwei­ gen, Einführung in die Meditation sowie Impulse aus der christlichen Mystik für den modernen Alltag. „Wir verstehen die ‚Tage der Stille‘ als eine Zeit, die ganz auf das geistliche Wachsen eines Menschen in eine tiefe persönliche Beziehung zu Gott ausgerichtet ist.“ Freilich: Viele Menschen können sich im Advent nicht freinehmen, sind beruf­ lich oder privat gebunden. Exerzitien gibt es in Wernberg aber auch über Silvester. „Die Exerzitien im Sinne von Ignatius von Loyola sind ein geistlicher Übungsweg. Sie helfen dabei, sich der Begegnung mit Gott zu öffnen“, sagt Schwester Silke. Dabei spielen der Raum des äußeren Schweigens und der inneren Stille sowie ein tägliches Begleitgespräch eine wesentliche Rolle. „Das Schweigen und der Verzicht auf Handys und andere Ablenkung helfen, den Raum der inneren Stille zu öffnen und so innerlich freier zu werden.“ l

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Christbaum-Ketten mit färbigen und hohlen, innen versilberten Gablonzer

Gabriela Rosenkranz-Schweighart mit dem ersten Stück ihrer

Glasperlen.

Christbaumschmucksammlung: ein Gehänge aus Gablonzer Glasperlen.

KIZ/HUBER (3)

Gabriela Rosenkranz-Schweighart ist Christbaumschmuck-Sammlerin

Von Sternen und Zeppelinen Es begann in Prag auf einem Flohmarkt. Dort f­ and G ­ abriela Rosenkranz-Schweighart 1991 ihr erstes altes Christbaumschmuckstück. Seither sammelt sie. SUSANNE HUBER

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or dem Öffnen der bunten Kartons steigt die Neugier. Zum Vorschein kommen funkelnde und glitzernde Schätze, zum Teil alte Christbaumschmuck­ stücke, die um 1900 und 1910 gefertigt wurden: ein Christkind auf Skiern; Wattefi­ gürchen; eine Schwalbe aus Dresdner Pappe, mit Metallfolie kaschiert; kleine, aus Silberund Seidenfäden gewirkte Säckchen, die mit

Zuckerwasser gefüllten Kügelchen bestückt und auf den Christbaum gehängt wurden; Zeppeline und Schiffe; Gablonzer Christ­ baumschmuck aus Glasperlen wie Sterne, Täschchen, Windmühlen und bunte Ketten; Vögel in allen Variationen; Kugeln mit leo­ nischem Draht überzogen, um das Glitzern und Leuchten zu verstärken. Symbolische Brücke. Mit all den alten Stü­ cken, die Gabriela Rosenkranz-Schweighart auf Flohmärkten oder in Antiquitätenläden erworben hat, sind Geschichten verbunden – eigene und die anderer. „Der Schmuck erinnert an alte Traditionen, stellt eine sym­ bolische Brücke her zu den Ahnen, zu den Großeltern. Mir ist wichtig, dass das nicht verloren geht“, erzählt die Psychotherapeu­ tin aus Salzburg. „Mich freut es ganz beson­ ders, wenn ich einen Christbaumschmuck aus vergangenen Zeiten finde, wo noch ein Wollfaden drauf ist oder W ­ achsreste.

Da stell’ ich mir vor, wo ist das gehangen, warum hat man das weggegeben, wie oft wurde es zu Weihnachten auf den Baum gehängt? Bei einem meiner Stücke weiß ich, dass es zwei Weltkriege überstanden hat. Wie viele Hoffnungen und Traurigkeiten mag es in diesen Zeiten zu Weihnachten gegeben haben? Vielleicht hatte man den Schmuck, aber nichts zu essen. Diese Dinge fallen mir dann ein.“ Funkeln und Strahlen. In ihrer Kindheit feierte Gabriela Rosenkranz-Schweighart das Weihnachtsfest immer bei den Großeltern in Helmbrechts im deutschen Oberfranken. In dieser Gegend war auch die Glasbläserkunst zu Hause. „Der Christbaum wurde mit gro­ ßen, innen versilberten Glaskugeln, Lametta und weißen Kerzen geschmückt. Dieses Fun­ keln und Strahlen hat meinen Bruder und mich immer sehr beeindruckt.“ Zu Hause in Salzburg feierte die Familie traditionell – mit

Advent und Weihnachten in Altötting

Die schönste Zeit im Herzen Bayerns Der Altöttinger Christkindl­markt, direkt am barocken Kapellplatz vor dem berühmten Marienheiligtum, lädt zur Einstimmung auf das schönste Fest des Jahres ein. Vom 28. November bis 21. ­Dezember 2014 lockt ein originelles Sortiment handwerklicher und kunsthandwerklicher Produkte. Auch kulinarische Spezialitäten dürfen

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nicht fehlen. Der Heilige Nikolaus ist jeden Tag um 17.00 Uhr zu Besuch auf dem Altöttinger Christkindlmarkt. Zahlreiche Adventskonzerte verkürzen das Warten auf den Heiligen Abend, so zum Beispiel das Altöttinger Adventsingen mit nahezu 50-jähriger Tradition (am 3., 6., 10., 13. und

17. Dezember) oder das Große Weihnachtskonzert (am 14. 12.) mit dem bekannten Schauspieler Christian Wolff als Erzähler und dem Tölzer Knabenchor – beide in der unvergleichlichen Atmosphäre der neu renovierten Basilika St. Anna. www.altoetting.de Tel. +49 8671 506219


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Besonderes Exemplar. Seit ein paar Jahren sammelt die Salzburgerin nicht mehr aktiv, sondern pflegt ihren Bestand. Gezählt hat sie ihre Kostbarkeiten nicht. Die Antiquitäten schätzt sie auf 100, den wertvollen Gablon­ zer Glasperlenschmuck auf 200 Stück. Dazu kommen viele zum Teil kuriose und auch neue Exemplare. Hin und wieder fällt ihr ein Stück zu oder sie bekommt eines geschenkt. Zu den Besonderheiten zählt ein Christkind aus Watte, datiert auf das Ende des 19. Jahr­ hunderts. „Das hab ich von meinem Mann zum Geburtstag bekommen. Es wurde mit Knochenleim, der aus tierischen Abfällen gewonnen wird, zusammengeklebt. Unsere Katze hat das gerochen und wollte das Stück schon fressen. Ich habe es gerade noch retten können.“ l

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CHRISTBAUM UND SCHMUCK Das früheste schriftliche Zeugnis eines geschmückten Christbaums im deutschsprachigen Raum stammt aus Freiburg im Breisgau. „1419 hat­ ten dort die Freiburger Bäckerknechte einen Baum im Heilig Geist Spital geschmückt – mit Äpfeln, Birnen, Oblaten, Lebkuchen, Flittergold und vergoldeten Nüssen“, sagt Ernestine Hutter, Leiterin des Volkskunde­ museums im Monatsschlössl in Hellbrunn/Salzburg. 1814 wurde der erste Christbaum im heutigen Österreich aufgestellt und mit Essbarem bestückt. Gläserne Kugeln sind erstmals 1848 erwähnt. Ab 1870 ist der gläserne Christbaumschmuck in Lauscha im Thüringer Wald in großen Mengen produziert und in Mitteleuropa verbreitet worden. Parallel dazu gab es den Glasperlenschmuck aus Gablonz, Christbaumschmuck aus Dresdner Pappe, Figuren aus Watte oder Kugeln, die mit leonischen Gold­ und Silberdrähten umsponnen wurden. Zur gleichen Zeit entstand die Berchtesgadener Ware, erzählt Ernestine Hutter. „Dieses Spielzeug aus Holz wurde in Hausindustrie gefertigt und über Kraxenträger im mitteleuropäischen Raum verbreitet.“

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Advent – Zeit für speziellen Biergenuss

Der Bock ohne Hörner Zu den Besonderheiten des Advents gehört neben Adventkranz und Keksbacken auch das Bockbier. Einst verbunden mit der adventlichen Fastenzeit, ist dieses Starkbier heute saisonaler Teil österreichischer Bierkultur. Seine Zubereitung braucht vor allem zwei Dinge: Erfahrung und Zeit.

Fastenzeit. Aus dem Mittelalter stammt auch die Verbindung zwischen Bockbier und Advent: „Liquidum non frangit jejunum –

Stiftskämmerer Markus Rubasch und Braumeister Reinhard Bayer. NIEDERLEITNER

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Flüssiges bricht das Fasten nicht“, lautet eine Regel für die Fastenzeit, die der Ad­ vent ja eigentlich auch war. Die Regel galt zwar nicht unbedingt für Flüssig­ keiten wie Milch, aber durchaus für das Starkbier. In den Bereich unbelegbarer Legenden gehört freilich die Geschich­ te, Mönche hätten ein Fass Bier zur Überprüfung auf die Fastentauglichkeit nach Rom gesandt. Auf der Reise sei es sauer und untrinkbar geworden und deshalb in Rom als für die Fastenzeit geeignete Buße anerkannt worden. Auch die oft vermutete Verbindung des Bockbieres mit Ziegen-, Gams- oder anderen Böcken ist falsch. Den Namen hat das Bier von der Hansestadt Einbeck, wo man im Mittelalter mit Bier über weite Strecken Handel trieb und es zur längeren Haltbarkeit besonders stark braute. Genuss. Für Stiftskämmerer Markus Rubasch ist das Bockbier eine saisonale Be­ sonderheit, eine Tradition, zu der auch der traditionelle Bockbier-Anstich im Stift zählt. „Bockbier macht weniger als ein Prozent unserer Produktion aus und ist etwas Beson­ deres, das auch maßvoll genossen werden soll. Wir füllen es ganz bewusst nur in den kleinen 0,3-Liter-Flaschen ab. Es ist ein Bier, von dem man am Abend eben ein kleines Flascherl zum Abschluss des Tages trinkt.“ Das hat natürlich einerseits mit dem höhe­ ren Alkoholgehalt dieses Starkbieres zu tun. Und andererseits wird man sagen müssen: Nachdem Braumeister Bayer so viel Sorgfalt in die Zubereitung gesteckt und vier bis fünf Monate auf die Reifung gewartet hat, hat es sich das Bier verdient, richtig und mit Ver­ antwortung genossen zu werden. ● HEINZ NIEDERLEITNER

SHUTTERSTOCK.COM/ MAKS NARODENKO

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enn andere sich im Freibad tum­ meln, denkt Braumeister Reinhard Bayer schon an die kalte Jahreszeit. Denn das adventliche Bockbier brauen er und seine Mitarbeiter in der oberösterrei­ chischen Stiftsbrauerei Schlägl im Sommer. Es muss dann vier bis fünf Monate gelagert werden, um seinen Geschmack zu bekom­ men. Zum Vergleich: Ein Märzenbier lagert vier bis fünf Wochen. Die Lagerung des Bockbieres begleitet Bayer mit regelmäßigen Verkostungen. „Wir haben hier in Schlägl mit dem Bockbier schon eine jahrzehnte­ lange Tradition und doch ist es jedes Jahr spannend: Die Rezeptur muss jeweils den geernteten Rohstoffen, die bei uns aus der Region kommen, angepasst werden – auch nach den Erfahrungen des Vorjahres. Und dann wird es spannend, wie sich das Bier bei der Lagerung entwickelt“, plaudert Bayer aus der hohen Schule des Bierbrauens.


Jugendliche auf Weihnachten einstimmen

In der Sprache der Jugend Adventkalender, Advent­ kranz und Nikolaus? Jugendliche können damit kaum mehr etwas anfangen und tun es als „Kinderkram“ ab. Wer ihnen die Bedeutung des Advents vermitteln möchte, muss aber trotzdem nicht das Rad neu erfinden. STEPHAN SIGG

A

uch Jugendliche sind empfänglich für eine bewusste Gestaltung des Advents. Im Gegensatz zu anderen Festen und Zeiten im Kirchenjahr ist der Advent im Alltag und in den Medien von jungen Menschen auch heute sehr präsent und hat ein positives „Image“. Im Advent bestehen auch bei ihnen durchaus eine Sehnsucht nach Ritualen und das Bedürfnis, zur Ruhe zu kommen. Die Adventsymbole Warten und Licht sind Teil der Lebenswelt junger Menschen. Besonders Jugendliche wissen, wie herausfordernd Warten sein kann. Sehnsucht. Dass auch junge Menschen Sehnsucht nach Licht haben, belegt ein aktueller Trend, der im ganzen deutschspra­ chigen Raum zu beobachten ist: Sogenannte „Nacht der Lichter“-Feiern werden immer populärer. In der Schweiz finden diese Feiern

Auch Jugendliche haben im Advent eine Sehnsucht nach Ritualen.

vor allem im Advent statt und scheinen ein Bedürfnis zu befriedigen. Offensichtlich treffen die ruhigen, meditativen Feiern den Nerv. Die Kirchen sind voll mit Jugend­ lichen, die sonst nie in Gottesdiensten anzutreffen sind. Endlich mal abschalten und zur Ruhe kommen. Die Symbolik vom hoffnungsvollen Licht in der Dunkelheit trifft auch sie ins Herz. Übrigens: Wie präg­ nant und zeitgemäß die Lichtsymbolik für Jugendliche ist, zeigen auch Beispiele aus der Popmusik wie zum Beispiel der Song „Millionen Lichter“ von Christina Stürmer. Auch wenn es sich dabei nicht um ein Weih­ nachtslied handelt und der Songtext auch keine explizite christliche Botschaft enthält, thematisiert der Song eigentlich ein traditio­ nelles Adventsymbol Impulse. Jugendliche sind im Advent offen für Impulse. Diese müssen aber in ihrer Sprache verfasst sein und über jene Kanä­ le verbreitet werden, die sie nutzen. Auch wenn sie den „klassischen“ Adventkalender als „Kinderkram“ abwerten, gibt es eine Al­ ternative, die ankommt: Für Jugendliche ist das Smartphone von morgens bis nachts ein ständiger Begleiter. Das Smartphone taugt auch als Adventkalender! In der Schweiz wird seit vielen Jahren das erfolgreiche Projekt „smas.ch“ durchgeführt. An jedem Adventtag erhalten alle, die sich angemeldet haben, eine SMS mit einem adventlichen Gedanken. Inzwischen gibt es das Projekt auch als Smartphone-Applikation. Einen „virtuellen Adventkalender“ bietet dieses Jahr auch die Katholische Jugend Oberöster­

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reich an (www.facebook.com/kjooe). Aber es gibt auch einzelne Pfarren, die solche Projekte im kleinen Rahmen durchführen. Einzelne Schulklassen, Jugend- oder Minis­ trantengruppen initiieren einen Advent­ kalender. Auch offline. Dies funktioniert „offline“ genauso: Jugendliche werden angeregt, ei­ nen Gedanken oder Wunsch auf einen Zet­ tel zu schreiben. Diese werden für die ganze Gruppe kopiert und an einer Schnur aufge­ hängt. Jeder hängt seinen Adventkalender zuhause auf und öffnet jeden Morgen einen Zettel. Warum nicht so etwas einmal in der Familie durchführen? Jeden Morgen ist ein anderes Familienmitglied an der Reihe, der Familie einen Wunsch oder Spruch per SMS oder WhatsApp-Nachricht zu schicken. Ermutigende Beispiele, die zeigen, dass auch heute Spiritualität Jugendlichen vermittelt werden kann. ●

BUCHTIPP Stephan Sigg: „Sinn“ – Geschichten und Texte über den Sinn des Lebens für Jugendliche. Wer bin ich? Welchen Platz habe ich auf der Welt? Worauf kommt es an? Stephan Sigg begibt sich auf Spurensuche – mit Geschichten, Kurztexten und Gebeten, die Denkanstöße bieten. (Gabriel-Verlag, 160 Seiten)

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Winterdienst auf Österreichs Straßen

Als Wegbereiter für andere Am Morgen ins Auto steigen und in die Arbeit fahren – das gilt oft als Selbstverständlichkeit. Damit das aber im Winter wirklich möglich ist, sind in Österreich Menschen unterwegs, um uns den Weg zu bereiten. HEINZ NIEDERLEITNER

Hans Nocker vor einem der Räumfahrzeuge der Gemeinde Schwarzach im Pongau. PRIVAT

W

enn in der kalten Jahres­ zeit um 2.30 Uhr in der Früh bei Hans Nocker das Handy läutet, weiß er: Der Winter hat wieder zugeschlagen. Eine Dusche und einen Kaf­ fee später sitzt der Gemeindebedienstete in seinem Räumgerät und beginnt seine Tour durch Schwarzach im Pongau. „Rund 80 Prozent unserer Einsätze im Winterdienst beginnen um drei in der Früh, erzählt der 43-jährige Familienvater. „Die Handyalar­ mierung übernimmt unser Bauhofleiter, der die Wetterlage auch in der Nacht genau verfolgt. Die Fahrer beginnen auf seinen Anruf hin ihre Touren durch das Gemein­ degebiet.“ Der teure Winter. 71 Prozent (rund 86.700 Kilometer) des österreichischen Straßen­ netzes sind Gemeindestraßen, 27 Prozent sind Landesstraßen und nur zwei Prozent ­aller Kilometer entfallen auf Autobahnen und Schnellstraßen. Bei den Betriebskosten von Österreichs Straßen ist der Winter­ dienst ein besonders dicker Brocken: Rund 20 Prozent sind es laut dem Infrastruk­ turministerium bei den Autobahnen und

Schnellstraßen, sogar 25 bis 30 Prozent bei Landesstraßen – je nachdem, wie stark der Winter ist. Prioritäten. „Bei uns in Schwarzach wird die Bundesstraße von der Straßenmeisterei geräumt. Alle anderen öffentlichen Straßen machen wir von der Gemeinde“, sagt Nocker. Insgesamt sind das in der flächenmäßig kleinen, 3.550 Einwohner großen Gemeinde 18 Kilometer Straße, drei Kilometer Treppel­ weg entlang der Salzach sowie acht Kilometer Gehsteig und Weg. Die Touren der Räum­ dienste durch das Gemeindegebiet sind nach Prioritäten geplant. Die Strecken, wo in der Früh der erste Verkehr zu erwarten ist, wer­ den bis spätestens fünf Uhr geräumt. Vorrang haben auch der Parkplatz des Schwarzacher Krankenhauses sowie die Rettungs- und Feu­ erwehrausfahrt. Danach werden die Nebenstraßen bis hin zu den Zufahrten zu den eher abgelegenen Häusern erledigt. „Jede Tour dauert fünf bis sechs Stunden“, sagt Nocker – unter einer Bedingung: dass es nicht weiter schneit. Dann muss weiter geräumt werden, in extre­ men Fällen bis 22 Uhr. Der Schnee muss weg. Aber auch wenn es nicht weiter schneit, ist der Winterdienst mit der Räumung nicht beendet, besonders nicht in einem schneereichen Gebiet wie dem Salzburger Pongau. „Neben dem Räu­ men muss ja auch gestreut werden. Und der Schnee kann ja nicht einfach am Straßen­ rand liegen bleiben. Lässt man das einrei­ ßen, wird die Straße immer enger. Deshalb muss der zur Seite geräumte Schnee einge­ sammelt und an Orte gebracht werden, wo er lagern und im Frühling schmelzen kann – und dabei niemanden stört“, erklärt Nocker. Neben den fünf großen Räumgeräten sind in Schwarzach für die Gehwege auch zwei klei­ nere Fahrzeuge unterwegs. Stiegen und ganz schmale Wege müssen freilich weiterhin von Hand geräumt werden Es kann eng werden. Am besten voran kommt Nocker zu Dienstbeginn: „Da ist – außer dem Zeitungsausträger, der immer freundlich grüßt – kaum jemand auf der Straße und man kann zügig seine Arbeit ma­ chen. Ab sechs Uhr setzt dann der Verkehr ein und es wird enger. Mein Schneepflug hat eingefahren eine Mindestbreite von drei

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an vorderster Front

Die Straßenbenützung wäre ohne den Einsatz der Räumfahrzeuge und ihrer Fahrer undenkbar.

Metern. Steigt das Verkehrsaufkommen, ist erhöhte Vorsicht geboten und das Räumen geht langsamer.“ Geduld ist gefragt. Nicht jeder Autofah­ rer bringt entsprechende Geduld auf. „Die meisten sind rücksichtsvoll. Aber manch einer glaubt, den Schneepflug unbedingt überholen zu müssen. Drei- bis vierhun­ dert Meter weiter steht er dann quer und blockiert die Straße. Das hält dann auch alle anderen auf“, berichtet Nocker. Er lässt sich aber davon nicht aufregen: „Der Schnee ist eine Naturgewalt, kein Mensch kann den Schneefall beeinflussen. Wir müssen alle mit der Herausforderung umgehen. Sicherheit ist oberstes Gebot.“ Die größte Herausforderung für die Sicher­ heit ist freilich nicht der Schnee, sondern das Eis. „Blitzeis ist eine schlimme Sache, gerade auch für Fußgänger. Da müssen wir schnell reagieren. Regnet es auf kalten Boden, baut sich sehr schnell eine spiegelglatte, dicke Eis­ schicht auf, die immer schwerer zu entfernen ist.“ Da werden dann Salz und Splitt gestreut

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und die Ketten der Räumfahrzeuge rauen die Oberfläche zusätzlich auf. Hans Nocker, der am Berg etwas oberhalb von Schwarzach wohnt, konnte wegen Blitzeis in seinen zehn Jahren im Winterdienst dreimal selbst nicht ohne Hilfe zur Arbeit fahren. „Ein Kollege, der näher am Bauhof wohnt, ist mit dem Räum­ fahrzeug gleich zu mir heraufgefahren. Ich war also nicht lange aufgehalten. Bei Schnee komme ich eigentlich immer zur Arbeit, auch wenn es mir die Schneedecke manchmal über die Motorhaube drückt.“ Bereitschaft. Vom 15. November bis 15. März gibt es in Schwarzach einen fixen Bereitschaftsdienst für die Schneeräumung. Freilich kann es auch vorkommen, dass der Winter seinen ersten Gruß schon im Oktober schickt. Und in starken Wintern muss Nocker auch in Zeiten, da er keine Bereitschaft hätte, mit einem Anruf rechnen. Daneben gibt es die anderen Aufgaben des Gemeindebauhofs zu erledigen. „Im Winter heißt es im Privatleben schon zurückstecken: Wer um halb drei aufsteht und fahren muss,

kann nicht lange bei Feierlichkeiten bleiben. In starken Wintern muss man darauf achten, genügend Schlaf zu bekommen. Aber mich stört das nicht: Beim Zeitausgleich im Som­ mer ist die Gemeinde sehr flexibel. Und ich freue mich darüber, wenn in der Früh der Verkehr für die Allgemeinheit funktioniert und man auch ein Lob von den Bürgern dafür bekommt. Wer für die Allgemeinheit arbeitet, bekommt auch viel retour. Ich ma­ che meine Arbeit wirklich gerne.“ Der Winter kommt, wie er kommt. Vom Schnee hat Nocker bislang nicht genug, auch wenn er am Ende einer starken Winter­ saison schon froh ist, wenn wieder Norma­ lität einkehrt. Im Sommer macht er jedes zweite Wochenende Dienst im Schwarzacher Freibad. Ob er dann, wenn er das Badewasser kontrolliert, daran denkt, dass ihm im Win­ ter das Wasser als Schnee wieder gegenüber­ tritt? „Überhaupt nicht! Der Winter kommt, wie er kommt. Man muss sich den Heraus­ forderungen dann stellen, wenn sie da sind“, sagt der Schwarzacher „Wegbereiter“. l

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FÜR DIE SCHÖNSTE ZEIT IM JAHR!

Zum Weihnachtsfest im Buchhandel und in den Facultas Dombuchhandlungen


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