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mai – oktober 2016 AKG-IMAGES


EDITORIAL

Mein Engel

Im Himmel und auf Erden Engel verweisen auf die Größe und Einzigartigkeit Gottes. Sie vermitteln Gemeinschaft und Liebe. Biblische Engel fordern aber auch heraus, rüt­ teln wach und bewegen zur Umkehr, wenn Menschen einen Weg gehen, der dem eigenen oder dem Leben anderer schadet. Engel vermitteln: Gott ist da in der Welt. Deshalb ist es nicht möglich, an Engel zu glauben, ohne an Gott zu glauben. Dies wäre für manche vielleicht ein sympathi­ scher, aber doch gewaltiger Irrtum. Engel sind himmlische Wesen, und ihre Heimat ist im Himmel und auf der Erde. Sie bringen uns Menschen göttliche Botschaften und Wesens­ züge nahe ,,sie tragen aber auch unsere Anliegen wie Bitte und Dank vor Gottes Angesicht. Engel regen an, einander gute Botschaften zu bringen und fürein­ ander da zu sein – mit einem Wort: füreinander zu Engeln zu werden. Das Magazin „inpuncto beflügelt“ erscheint zum „Höhenrausch 2016“ im OÖ Kulturquartier in Linz. Die Schau ist zum Thema „Andere E ­ ngel“ gestaltet. l JOHANN HINTERMAIER

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Begegnung. Es ist Nachmittag. Nur noch wenige Kilometer, dann brauche ich eine Schale Kaffee. So weit komme ich nicht. Es geht sehr schnell. Ein Gedanke – eingeschlafen –, dann nur noch kurze Momente, in denen ich das Geschehen wahrnehme. Vieles erfahre ich im Nachhinein. Da ist die Ärztin, die sich mit der Diagnose nicht zufrieden gibt. Sie nimmt die inneren Verletzungen wahr, setzt die lebensrettende Behandlung in Gang. Drei Wochen Tiefschlaf. Bei der ersten Kontrolle begegnet mir eine Ärztin. Sie sagt: „Ich war dabei, als Sie eingeliefert wurden. Ich freue mich, Sie so zu sehen!“ Ein Engel ist mir begegnet. Daniela. l JOHANN HAMMERL, PFARRER IN BAD GOISERN

PRIVAT

Titelbild: „Der Traum des Joachim“ (Ausschnitt), von Giotto di Bondone, Fresko in der Cappella degli ­Scrovegni in Padua, um 1303. AKG-IMAGES

Zwischen Himmel und Erde. Mein Engel ist Maria Pream. Ich habe sie 1996 bei einem christlichen Seminar kennengelernt. Ihre humorvollen, lebensnahen und bodenständigen Predigten haben mich bereichert. Sie, eine Visionärin im Glauben, gründete in den 80er-Jahren das Missionswerk „Leben in Jesus Christus“. Mit ihrem sozialen Engagement für Kinder in Uganda gibt sie Zeugnis von der Liebe Gottes. Ein Engel zwischen Himmel und Erde, und doch ganz von dieser Welt. Sie ermutigt mich, den Glauben zu leben. l BARBARA SIMADER-SKORIANZ, GESUNDHEITS- UND KRANKENSCHWESTER, LINZ

HEIDRUN BAUER SDS

Ein Mensch. Ein beruflich äußerst belastendes Jahr liegt hinter mir. Ein Freund fragt mich, wo ich rückblickend zufrieden mit mir sei. Mir fällt kaum etwas ein. Stattdessen erzähle ich, was ich alles hätte besser machen können. Mein Bekannter animiert mich, mit mehr Wohlwollen auf mich zu schauen. Und da entdecke ich, wie mutig ich schwierige Situationen gemeistert habe. Jetzt rinnen mir Tränen der Freude übers Gesicht. – Ein Engel, der mich Gutes entdecken und wertschätzen lässt. Ein Mensch, in dem mir der freundschaftlich-gütige Blick Gottes entgegenkommt. l SR. MELANIE WOLFERS SDS, GEMEINSCHAFT DER SALVATORIANERINNEN, BUCHAUTORIN, WIEN

KIZ/A.

PRIVAT

Manchmal haben sie Namen. Dann wieder spürt man sie nur. Und das ganz fest. Die persönlichen Engel.

Eingeladen. Angeblich sind 365 Engel in der barocken Pfarrkirche Garsten zu entdecken, für jeden Tag des Jahres einer. Zwei davon stehen im Eingangsbereich, lebensgroß, blendend weiß, jeder mit einem Weihwasserbecken in der Hand. Diskret ist der Blick auf die Seite gerichtet. Sie laden ein, sich in aller Stille und Intimität an das Geschehen der eigenen Taufe zu erinnern, wiederum den inneren Kontakt mit der Gegenwart Gottes zu suchen, bevor man in den Kirchenraum hineinschreitet. Ich bin dankbar, eingeladen zu sein, erinnert zu werden. l STEFAN GRANDY, PFARRASSISTENT IN GARSTEN


Engel sind mehr als eine menschliche Vorstellung

Wenn Gott uns seine Engel schickt Engel bringen Menschen mit dem besonderen Raum der Seele in Berührung. Sie inspirieren den Alltag, sie beflügeln und zeigen, was der Seele guttut. Engel vermitteln den wahren Gott – meint Pater Anselm Grün. INTERVIEW: MATTHÄUS FELLINGER

Was motivierte Sie, gerade über Engel Bücher zu schreiben? P. Anselm Grün: In der Esoterik sind die Engel sehr beliebt. So wollte ich von christ­ licher Seite her eine Antwort geben, wie wir von der Bibel her die Engel verstehen können und welche Botschaft sie uns sagen möchten. Manche sagen, der Gottesglaube stehe in der Krise. Engel hingegen stehen hoch im Kurs. Warum diese Widersprüchlichkeit? Die Theologie sagt, dass Engel geschaffene geistige Wesen sind. Als geschaffene Wesen sind sie erfahrbar. Gott ist manchen zu unanschaulich. Da sind die Engel als Boten Gottes eher vorstellbar und erfahrbar. Braucht Gott Engel – und brauchen Menschen Engel? Gott braucht die Engel nicht. Aber – so sagt die Bibel – Gott schickt uns die Engel gerade in Situationen von Bedrängnis und Not, um uns daraus zu erretten. Und Gott schickt uns seinen Engel, um uns einen Weg zu weisen, den wir verloren haben. Sind Engel mehr als nur eine ­menschliche Vorstellung? Engel sind eine Realität. Aber über diese Realität kann man nur in Bildern sprechen. Sie sind also mehr als menschliche Vorstel­ lung. Sie sind die Boten Gottes. Aber schon Augustinus sagt, wir sollten mehr über ihre Botschaft nachdenken als über ihr Wesen.

P. Anselm Grün ist Benediktiner des Stiftes Münsterschwarzach.

Was wäre verloren, wenn es keine Engel gäbe? Engel vermitteln uns den nahen Gott, den Gott, der sich um uns kümmert, der etwas zu uns schickt, was wir erfahren können. Unsere Beziehung zu Gott würde an An­ schaulichkeit verlieren, wenn es keine Engel gäbe. „Du bist mein Engel“, sagen manche. Können Menschen einander Engel sein? Ja, auch Menschen können für uns zum Engel werden, wenn sie uns im rechten Augenblick ansprechen oder vor einer Gefahr schützen. Aber der Mensch ist nicht von seinem Wesen her Engel. Er kann damit auch nicht angeben. Aber Gott kann ihn für einen anderen zum Engel machen. Wenn wir dem inneren Impuls folgen, werden wir oft zum Engel für einen anderen. Viele sagen, sie hätten einen Schutzengel. Fühlen Sie sich persönlich von Engeln beschützt?

WEINGARTNER

Ja, ich fühle mich von meinem Schutzengel beschützt. Wenn ich mit dem Auto fahre, bitte ich Gott, er solle mir den Schutzengel zur Seite stellen. Und manchmal erfahre ich dann im Autoverkehr, dass ich nicht acht­ sam genug war, aber ein Engel mich vor dem Unfall bewahrt hat. ●

ZUR PERSON P. Anselm Grün ist Autor zahlreicher ­spiritueller Bücher. Er ist Doktor der Theologie und hat auch Betriebswirtschaft studiert. Im Benediktinerkloster Münsterschwarzach war er von 1977 bis 2013 Leiter der Wirtschafts­ betriebe. Im Verlag Herder sind u. a. folgende seiner Bücher zum Thema Engel erschienen: „50 Engel für das Jahr“ (2003), „Das kleine Buch der Engel“ (2004), „Jeder Mensch hat­ einen Engel“ (2008). Im Jänner 2016 ­erschien „50 Engel für die Seele“.

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Unter seinen Schwingen findest du Zuflucht Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herrn: „Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue.“ Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, Schild und Schutz ist dir seine Treue. Der Herr ist deine Zuflucht, du hast dir den Höchsten als Schutz erwählt. Dir begegnet kein Unheil, kein Unglück naht deinem Zelt. Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. AUS PSALM 91

„Er beschirmt dich mit seinen Flügeln.“ – Wie das Huhn, das seine Kücken unter die Flügel nimmt. PHOTOCASE XENIAS

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Der Schutzengel fährt mit, doch die Verantwortung bleibt beim Menschen.

FOTOLIA LASSEDESIGN

Wo Engel sind, ist Gott im Spiel

Schutzengel gehabt

Bei Autofahrern baumelt er als Anhänger am Rückspiegel. Bei Motorradlenkern klebt er als Etikette am Tank: Der Engel mit dem Spruch: „Fahr nicht schneller, als dein Schutzengel fliegen kann​.“ MATTHÄUS FELLINGER

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om Gas muss man schon selber ge­ hen. Der Schutzengel tut es jeden­ falls nicht. Für den Bibel-Theologen Johann Hintermaier ist klar: Ein Schutzengel nimmt dem Menschen die Verantwortung nicht ab. Doch die biblischen Engel helfen, dass Menschen ihre Lebensideale verwirkli­ chen können. Beschützer und Wächter des Lebens sind sie – und zeigen auf, wo das Leben in Gefahr gerät. Hüter des Lebens. Seine Cherubim und ein loderndes Schwert hat Gott vor den Garten Eden gestellt. Den Baum des Lebens bewachen sie. So steht es gleich am Anfang der Bibel. Engel schützen das Leben – und schreiten ein, wenn es in Gefahr gerät. Wo das Heiligste, das Menschen haben, gefähr­ det ist, stellt Gott seine Engel hin. Halt! Nicht weiter! Das ist ihre Botschaft. Kämpfer für das Gute. Engel sind kei­ neswegs nur die sanfte und harmlose Seite Gottes. Der Erzengel Michael etwa: „Wer ist wie Gott?“ bedeutet sein Name. Gegen den Größenwahn der Menschen steht er.

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Mit Schwert oder Lanze wird er dargestellt – als Kämpfer, denn für das Gute muss man streiten. Das ist eine Ermutigung zum Widerstand. Man muss sich melden, wenn Leben gefährdet ist – eintreten für das Gute. Der Engel sagt: „Fürchte dich nicht. Es ist jemand da, der mit dir streitet.“ Abraham und die Fremden. Wo Engel sind, ist Gott im Spiel. So ist es in den bibli­ schen Engelerzählungen. Sehr menschlich treten sie in Erscheinung. Die drei Fremden, die Abraham aufsuchen, haben keine Flügel. Männer sind es, ganz plötzlich tauchen sie auf – und verschwin­ den auch wieder, wenn ihre Botschaft ange­ kommen ist. Erst im Nachhinein wird ihre

Besonderheit erahnbar – dass Gott mit ihnen gekommen ist. Bote der Auferstehung. Auch im Grab Jesu findet sich der Engel – in der Gestalt eines jungen Mannes. Er wird zum Boten der Auferstehung. Für Menschen ist Gott zu groß, um ihn begreifen zu können. Für manche Menschen sind Engel der Weg, wie sie etwas von Gott begreifen können, meint Johann Hintermaier. Sie zeigen Wege, die man gehen kann. Sie sagen Halt, wo es gefährlich wird. Als Abraham seinen Sohn opfern wollte, hat ihm der Engel in die Hand mit dem Messer gegriffen. Schlag nicht zu! Das will Gott nicht. Und nahm ihm das Messser aus der Hand. Gott will das Leben, nicht das Sterben. l

Wie die Engel zu den Flügeln kamen Die Macht der Löwen – und die Kraft von Stieren. Im Alten Orient war das Mischen von Tiereigenschaften in den bildlichen Darstellungen beliebt. So entstanden Mischwesen. Zwei-, vier- oder sechsflüge­ lige Mischwesen gibt es schon seit dem 4. Jahrtausend vor Christus. Dass Men­ schen mit Flügeln dargestellt werden, taucht erst viel später auf. Ab 1500 vor Christus gibt es solche Flügel-Menschen. In der Welt der Götter und Halbgötter bildeten sie eine eigene Art. Oft hatten sie den Göttern zu dienen. Auch die griechi­ sche Kultur kannte viele Wesen, die sich zwischen Himmel und Erde bewegten. Der Gott der Liebe Eros und die Siegesgöttin

Nike waren mit Flügeln ausgestattet. Der Götterbote Hermes trug Flügelschuhe. Wie selbstverständlich werden Engel mit Flügeln dargestellt. Wohl, weil sie vom ­Himmel kommen, aber auch wegen der Vision im Buch Jesaja, wo Cherubim und Seraphim um den Thron Gottes stehen und ihn verehren (vgl. Jes 6,2). Grundsätzlich kann man aber sagen, dass weder im Alten noch im Neuen Testament von Flügeln bei Engeln die Rede ist. Eine Inspiration könnte auch aus dem Buch Daniel kommen (Dan 9,21). Ab dem 5. Jahrhundert nach Christus werden aber Engel in der Kunst konsequent mit Flügeln dargestellt.


Gestürzte Engel Sie wollten sein wie Gott – doch das ging schief!

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ie Frage nach der Ursache des Bösen ist eine letztlich ungeklärte. In alten biblischen Texten und aus dem Umfeld finden sich Erklärungen, die das Böse mit dem Fehlverhalten von Engeln in Verbindung bringen. In der Bibel gibt es nicht nur Engel, die an der Seite Gottes sind und Gott dienen oder die Menschen begleiten, ihnen Botschaften bringen oder sie beschützen – wie der E ­ ngel, der Israel aus Ägypten führte. Es gibt auch himmlische Wesen, die sich gegen Gott auflehnen und selbst die Stelle Gottes einnehmen wollen. Die Bibel kennt aber keinen gleichwer­ tigen Kampf zwischen Gut und Böse, sondern Gott steht unangefochten an der Spitze. Wer gegen ihn kämpft, wird scheitern und fallen. Der christliche Glaube sagt, dass das Gute über das Böse siegen wird und dass die Hoffnung lebt. Bei allen Erwäh­ nungen von Dämonen, Satan oder Luzifer betont die Bibel, dass der gute und schöpferische Gott allen überlegen ist. Einzig der Glaube an Gott gibt Licht, Sicherheit und Leben. Symbolisch steht für den gestürzten Engel der alles vernichtende Drache aus der Offenbarung, der aber von Michael besiegt wird. Michael symbolisiert Stärke, aufrechte Haltung und Rettung. l JOHANN HINTERMAIER

Angelus Novus, Paul Klee, 1920. Aquarellierte Zeichnung, Israel-Museum, Jerusalem. WIKIMEDIA COMMONS

Im Land des Staubes

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Der Erzengel Michael tötet den Drachen – und besiegt das Böse. Spanische ­Illustration aus dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert.

s gibt ein Bild von Paul Klee, das ­„Angelus Novus“ heißt. Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriff, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgeris­ sen, sein Mund steht offen und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muss so aussehen. Er hat das Antlitz der Ver­ gangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Die Gestalt des Engels lässt Verschüttetes wieder entdecken, Totgeglaubtes wieder erwecken, um ihm Gestalt zu geben. Ihm gelingt das Wunder, unseren Seelen Flügel zu verleihen, ihm gelingt es, unser Herz zu öff­ nen, dass das Licht des Himmels hineinfal­ len kann. Seelsorge bedeutet Wahrnehmung des Leidens, Zusammenfügen der Scherben, meint manchmal das Leben ordnen, bedeu­ tet auch Behüter, Beschützer, Anwalt und Wegbegleiter zu sein. Ein Mensch, dem ein Engel erscheint, vermag wahrzunehmen, was mit seinem Leben gemeint ist und was unentdeckt in ihm schlummert. Unter den Schwingen seiner Flügel liegt alles, was wir in uns tragen und doch nicht zu leben ver­ mochten. l BISCHOF MANFRED SCHEUER IN ANLEHNUNG AN ­WALTER BENJAMINS GESCHICHTSPHILOSOPHISCHE THESE IX

WIKIMEDIA COMMONS

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Die Flugrettung steht für Hilfe in höchster Not

Die gelben Engel aus der Luft Jörg ist Hubschrauberpilot, Diana Notärztin, Christoph Flugrettungsassistent. Gemeinsam bilden sie eine Mannschaft der Flugrettung des ÖAMTC. Sich als Engel zu verstehen, wäre ihnen noch nicht eingefallen. Dennoch. Sie sind stolz darauf, was sie tun: Leben retten, und das fliegend. TEXT UND BILD: VANESSA WEINGARTNER

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or dem Hangar des ÖAMTC­ Stützpunktes Innsbruck steht eindrucksvoll der Hubschrauber Christophorus 1. Im Ruhezu­ stand hängen seine Rotorblätter ein wenig traurig nach unten, doch sobald man deren laut knatternde Geräusche hört, reckt man sein Gesicht nach oben und ver­ sucht, das markante Gelb gegen den Himmel auszumachen. Und man fragt sich unwill­ kürlich: „Was da wohl passiert ist?“ Karriere als Retter. Die ÖAMTC­Flugret­ tung gehört zwar zum Alltag, dennoch hat das Erscheinen des gelben Eurocopters am Himmel immer etwas Aufregendes an sich.

Und auch wenn sich Jörg als Pilot bewusst bescheiden gibt, merkt man ihm doch sei­ nen Stolz an, Flugrettungspilot zu sein. Und wer könnte ihm diesen Zug auch verübeln? Schließlich gehört die Flugrettung zum krönenden Abschluss einer meist langen Karriere als Lebensretter. Viele Mitglieder der ÖAMTC­Mannschaft kommen aus dem Roten Kreuz, der Bergrettung oder aus der Notfallmedizin. Das Auswahlverfahren ist hart. Christoph, Notfallsanitäter beim Roten Kreuz, bewarb sich 2006 zum ersten Mal bei der Flugrettung. 2011 klappte es endlich. Seit fünf Jahren ist er nun als Flugrettungsas­ sistent an Bord und weiß um den beschwer­ lichen und langen Weg seines Traumes.

Für Jörg, den Piloten, sind alle Knöpfe, Regler und Schalter im Cockpit ebenso vertraut wie für unsereins unser Auto.

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Traum vom Fliegen. Jörg, der Pilot, berich­ tet ebenfalls von seinem Traum vom Fliegen, wenn auch etwas anders. Geboren wurde er in einem kleinen Dorf in Osttirol, eine höhere Schulausbildung war finanziell nicht drin, daher absolvierte er einen klassischen Lehrberuf. Dennoch träumte er vom Fliegen von klein auf. Mit 22 Jahren machte er kurz­ entschlossen Nägel mit Köpfen, kündigte seinen Job, verkaufte sein Auto, seine Möbel, nahm einen Kredit auf und machte sich auf nach Amerika, wo er seine Hubschrauber­ Ausbildung absolvieren wollte. „Auf diesem Flug nach Los Angeles flog ich zum ersten Mal“, lacht Jörg noch heute in Erinnerung daran.

Wenn der Einsatzalarm kommt, muss alles schnell gehen. Innerhalb von drei Minuten muss die Mannschaft in der Luft sein.


Die „gelben Engel“ sind in Wirklichkeit rot gekleidet: Vorne Notärztin Diana, links Jörg, der Pilot, rechts Flurettungsassistent Christoph.

Die Rotorblätter des Christophorus 1 scheinen nur darauf zu warten, wieder in die Lüfte steigen zu wollen.

Niemals Routine. Mittlerweile ist er 40 Jahre und arbeitete in über 25 Ländern als Hubschrauberpilot. Seit knapp einem halben Jahr ist er als Flugrettungspilot beim ÖAMTC angestellt. Auch wenn er sehr viel Erfahrung mitbringt, empfindet er keinen Einsatz als Routine, schließlich geht es um Menschenleben. Hierfür ist in erster Linie Diana zuständig, ausgebildete Notärztin und angestellte Anästhesistin an der Klinik Innsbruck. Gemeinsam bewältigen sie die unterschiedlichen Notrufe. Und gemeinsam bewältigen sie auch deren Verarbeitung. „Manchmal ist es hart“, geben alle drei zu. „Dann hilft reden, im Team.“ Schwere Kindernotfälle setzen ihnen besonders zu, und ebenso plötzliche Todesfälle auf kleinen, abgelegenen Bergbauernhöfen, wenn der Ehepartner plötzlich alleine dasteht. „Da fragt man sich schon manchmal, was denkt sich der Herrgott“, erzählt Jörg. Er selbst be­ zeichnet sich als religiös und gibt auch offen zu, des Öfteren während des Fluges zu beten. Einmal befand er sich unvermittelt in einem Nebelgebiet, die Sicht war gleich null. Mit ruhiger Stimme erzählt er: „Das hätte echt übel ausgehen können, doch da war was wie eine Hand, die hat mich herausgeführt.“

CHRISTOPHORUS 1 Am ÖAMTC­Stützpunkt Innsbruck steht der erste Notarzthubschrauber, Christophorus 1, der 1983 in den Dienst gestellt wurde. Seine Leistung: ca. 1.380 PS, zwei Turbinen, Vierblatt­ rotordurchmesser: 10,2 m, Einsatzhöhe: 4.000 m, Reisegeschwindigkeit: 260 km/h. 816 Gesamteinsätze weist die Jahres­ statistik 2015 des Christophorus 1 auf, die meisten davon waren Unfälle im Sport­ bzw. Freizeit/Alpin­Bereich.

Vertrauen zählt. Seine mitfliegende Kollegin und sein Kollege beten während des Fluges nicht. „Wenn es so wäre, wäre es übel“, lacht Christoph. „Nein, wir haben absolutes Vertrauen in unseren Piloten, ansonsten würden wir gar nicht einsteigen, das ginge ja gar nicht“, bestä­ tigt Diana. Selbst in brenzligen Situatio­ nen bewahren daher alle Ruhe, besonders Jörg, der den Steuerknüppel mit sicherer Hand führen muss. Und in dieser Ruhe liegt wohl auch seine besondere Kraft. Eine Kraft, die er ganz persönlich auf eine höhere Macht zurückführt und ihm die Reife gibt, besonnen und ruhig zu agieren, selbst in besonders akuten Stress­ situationen. Am Boden geblieben. Alle drei, Jörg, Diana und Christoph, sind bescheiden, sympathisch, freundlich und offen. Niemals würden sie sich selbst als Helden bezeichnen. Sie sind im wahrsten Sinne „am Boden geblieben“, auch wenn sie immer wieder – knatternd, im markanten Gelb – in die Lüfte steigen. Um eben doch, jedenfalls von unten gesehen, fliegende Engel zu sein, die Menschenleben retten. l

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Ein Engel als Begleiter Jesu bei der Himmelfahrt. Ausschnitt aus „Die Himmelfahrt Christi“ von Giotto di Bondone, um 1290, Assisi. AKG-IMAGES

Die schönsten Engel-Geschichten aus der Bibel Engel haben Hochsaison. Immer schon suchten Menschen die Verbindung mit dem Göttlichen – und je weiter Gott in der Vorstellung der Menschen in die Ferne rückte, umso mehr brauchte es Zwischeninstanzen. INGRID PENNER

Ein begleitender Engel für Tobias (BUCH TOBIT)

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as Buch Tobit ist eine Lehrerzählung, in der ein Engel eine wichtige Rolle spielt. Tobias wird von seinem Vater Tobit auf die Reise geschickt, um zurückgelegtes Geld von einem Freund zu holen. Er soll sich dazu einen Begleiter suchen. Tobias findet Asarja, der in Wahrheit der Engel Rafael ist und von Gott zu Tobias geschickt wurde. Die beiden machen sich auf den Weg und kommen an einen Fluss. Tobias will baden und wird von einem großen Fisch bedroht. „Der Engel rief Tobias zu: Pack ihn! Da pack­ te der junge Mann zu und warf den Fisch ans Ufer. Und der Engel sagte zu Tobias: Schneide den Fisch auf, nimm Herz, Leber und Galle heraus und bewahre sie gut auf! Der junge Tobias tat, was ihm der Engel sag­ te.“ Der Engel springt nicht für Tobias in die

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Bresche. Er rettet ihn nicht aus der Gefahr – aber er steht ihm beratend zur Seite. Mit der Aufgabe muss Tobias selber fertig werden. Sie ziehen weiter und erneut gilt es für Tobias, eine Prüfung zu bestehen, um Sara, eine junge Frau, zu befreien. Sie quält ein Dämon, der alle Ehemänner in der Hoch­ zeitsnacht tötet. Wiederum ist es Rafael, der Tobias anleitet, was zu tun ist: Er muss Herz und Leber des Fisches verbrennen. Tobias befolgt alles, überlebt die Hochzeitsnacht und befreit so Sara von ihrem Fluch. Nach der Rückkehr bestreicht Tobias auf Anweisung Rafaels die Augen seines er­ blindeten Vaters mit Fischgalle: Tobit kann wieder sehen. Erst jetzt gibt Rafael seine Identität als Engel preis. Oft wird erst im Rückblick Gottes ­Eingreifen erkannt … l

An der Hand des Engels wagt Tobias seine gefährliche Reise. Piero und Antonio Pollaiuolo, Gallerie Sabauda, Turin (Ausschnitt). WIKIMEDIA COMMONS


Ein stärkender Engel für Elija (1. BUCH DER KÖNIGE 19,1–13)

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Der Engel bringt dem erschöpften Elija zu essen. Detail aus dem Abendmahls-Altar von Dirck Bouts, 15. Jahrhundert, Louvain, Belgien. WIKIMEDIA

lija, ein Prophet, hat genug von seiner Berufung. Er, der sich stets für die Sache Gottes eingesetzt hat, wird von Königin Isebel verfolgt. Sie trachtet ihm nach dem Leben. Er zieht sich in die Wüste zurück, legt sich unter einen Ginsterstrauch und wünscht sich den Tod. Es ist genug! Elija will nicht mehr. Modern ausgedrückt würde man heute wohl von Erschöpfungsdepression oder Burn­ out sprechen. Ausgebrannt und am Ende. An diesem absoluten Tiefpunkt tritt der Engel des Herrn in Erscheinung, der Elija nicht den ersehnten Tod bringt, sondern ihn mit Wasser und Brot – dem Lebens-Not-wendigen – stärkt. Das Brot wurde in glühender Asche gebacken. In glühender Asche steckt noch viel Potenzial – sie kann mit entsprechendem Wissen wieder zum Feuer entfacht werden.

Elija isst und trinkt zwar, legt sich aber wieder nieder. Noch reichen seine Kräfte zu einem Leben auf eigenen Beinen nicht aus. Es bedarf eines zweiten Eingreifens: „Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich.“ Zweimal ist die Rede davon, dass der Engel Elija anrührte. Die Begegnung mit dem Engel rührt etwas in Elija an, be-rührt ihn und weckt neue Kräfte. Das Feuer für Gott wird wieder entfacht und bringt ihn in Bewegung. Elija kann gestärkt aufstehen und wird offen für eine ganz neue Art der Gottesbegegnung: Nicht in den großen, spektakulären Ereignissen lässt Gott sich erfahren, sondern im sanften, leisen ­Säuseln. l

Ein Verkündiger-Engel für Maria und Josef

(LUKAS 1,26–38; MATTHÄUS 1,18–25)

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ie wohl bekannteste Engel-Erzählung ist die Verkündigung an Maria im Lukasevangelium. Der Engel Gabriel wird in Marias Alltag gesandt: „Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.“ Der Engel kündigt ein außergewöhnliches Ereignis an. Eine junge Frau wird berufen, Mitwirkende in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen zu werden. Das angekün­ digte Kind wird Sohn des Höchsten genannt werden. Maria nimmt diese Aufgabe jedoch nicht blindlings an. Sie fragt nach, lotet die Umstände aus, führt ein Zwiegespräch mit dem Engel. Erst dann sagt sie ihr Ja, Magd Gottes (= die besonders Auserwählte) zu werden. Sie lässt sich auf die Pläne Gottes

ein und traut der Kraft des Gottesgeistes, den der Engel ihr verheißt. Anders erzählt es der Evangelist Matthäus. Hier ist es Josef, dem im Traum ein Engel erscheint. In der Tiefe der Nacht, losgelöst vom eigenen Denken und Können, lösen sich manche Ungereimtheiten des Tages auf. Josef erfährt, dass das Kind Marias der erwartete Immanuel („Gott-mit-uns“) sein wird. Nicht Davonlaufen ist angesagt, son­ dern Mittragen. Josef erweist sich ganz als Traummann. Er nimmt seine Aufgabe wahr. Noch zweimal erscheint dem Josef im Traum der Engel: vor der Flucht nach Ägypten und nach Beendigung der Gefahr. Josef wird von Matthäus damit als Vorbild dargestellt, der sensibel für den Anruf Gottes – in der Vermittlung durch einen Engel – ist und sich ganz auf die Pläne Gottes einlässt. l

Der Engel Gabriel verkündet Maria: „Einen Sohn wirst du gebären.“ Stickerei aus dem 13. Jahrhundert. WIKIMEDIA COMMONS

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Ein deutender Engel für die Frauen am Grab (MARKUSEVANGELIUM 16,1–8)

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Frauen am Grab und Himmelfahrt Christi auf einem Bild. Links der Engel als Mann. „Reidersche Tafel“, um 400 n. Chr. Bayerisches Nationalmuseum München. WIKIMEDIA COMMONS

ngel können auch Ausdruck dafür sein, dass Menschen bestimmte Umstände des Lebens neu erken­ nen und zu deuten lernen. Im Zusam­ menhang mit der Auferstehung wird das besonders greifbar: Die Frauen, die nach dem Tod Jesu am ersten Tag der Woche aufbrechen, um den Leichnam Jesu zu salben, machen eine unerwar­ tete Entdeckung: „Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr.“ Vom Grab, das ansonsten von Tod erfüllt ist, geht Leben aus. Ein „junger Mann“ in strahlend weißem Gewand begegnet im Grab – die Frauen erschrecken. Die

strahlend weiße Farbe weist auf den himmlischen Bereich hin, auch wenn hier nicht ausdrücklich von einem Engel die Rede ist. Das Unfassbare wird durch diese himmlische Gestalt gedeutet: Das leere Grab wird „erklärt“. Was bei den ersten Christinnen und Christen zur glau­ benden inneren Gewissheit geworden ist, wird im Überlieferungsprozess von einer himmlischen Gestalt gedeutet. Und dazu braucht es nicht unbe­ dingt Engel mit Flügel, sondern die ­Hörenden können auch in dem jungen Mann in strahlend weißem Gewand den himmlischen Boten erkennen, der die entscheidende Botschaft bringt: Jesus ist auferstanden. l

Engelboom und Esoterik

Wenn aus Boten Dienstleister werden Engel-Aura-Essenzen, ­Engelchanneling, Engelkarten, Engel­magazin, Engelsrufer. Engel sind in den vergangenen Jahren präsenter geworden.

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us christlicher Perspektive bestehen die Hauptaufgaben der himmlischen Wesen im Lob Gottes und im Dienst an den Menschen als Boten Gottes, aber auch als Beschützer. Engel entziehen sich dabei jedweder menschlichen Verfüg­ barkeit. Ganz anders verhält es sich in der Esoterik-Szene und ihren Angeboten, von denen die anfangs erwähnten lediglich eine kleine Auswahl darstellen. Zwar kann noch von Gott gesprochen werden, aber tatsäch­ lich führen die Engel hier ein Eigenleben ohne direkten Gottesbezug. Sie haben sich gewissermaßen verselbstständigt. Es zählen individuelle Engelserfahrungen, Kräfte oder Energien, die der Einzelne in sich zu ver­ nehmen glaubt. Engel lassen sich herbeizi­ tieren, herbeimeditieren und herbeiwün­ schen. Auf diese Weise passen sie perfekt

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ins esoterische Credo von der Machbarkeit des Glücks und der Erfüllbarkeit menschli­ cher Sehnsüchte. In meiner Beratungsstelle sind Engel meist dann Thema, wenn die Erwartungen von „gläubigen Konsumenten“ nicht wie erhofft erfüllt wurden und/oder unverhält­ nismäßig viel Geld in bestimmte Angebote geflossen ist. Es geht nicht darum, das christliche Engelverständnis gegen jenes der Esoterik auszuspielen, sondern um einen behutsamen Umgang mit jenen Sehnsüchten, die im Umfeld von beiden gleichermaßen auszumachen sind. Und um die Benennung der Unterschiede für ­Interessierte. l HERBERT MÜHRINGER Herbert Mühringer ist Referent für Welt­ anschauungsfragen in der Diözese Linz. www.weltanschauungsfragen.at

LITERATURTIPPS > Engel. Göttliche Boten in Theologie und Esoterik. Bernhard Wenisch und Matthias Pöhlmann, (Weltanschauungen – Texte zur religiösen Vielfalt, Nr. 99), Wien 2012, 84 Seiten. Die Broschüre können Sie jetzt zum Sonderpreis von 4,90 Euro im Bibelwerk Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz (bibelwerk@dioezese-linz.at, 0732/76 10-3231) bestellen. > „Boten zwischen Himmel und Erde“. Das Sonderheft der Zeitschrift „Welt und Umwelt der Bibel“ erzählt über die Vielfalt der Vorstellungen von geflügelten Wesen im Alten Orient und die Engelbilder in der Bibel. Kath. Bibelwerk e.V., 80 Seiten, Sonderpreis von 4,90 Euro (Kennwort inpuncto) im Bibelwerk Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz (bibelwerk@ dioezese-linz.at, 0732/76 10-3231) bestellen.


Engel und Musik

Sie singen, tanzen, trösten Obwohl man in der Bibel auf keinen einzigen singenden Engel trifft, halten Kunst und Brauchtum fest: Engel singen.

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ngel sind heute aus der Werbung nicht wegzudenken. Nicht nur in der Weihnachtszeit sind sie Symbol für das Göttliche in unserer Welt. In der Barockzeit waren sie Teil des himmlischen Theaters, aber auch als Begleiter des Men­ schen unterwegs: Sie trösten die Traurigen und vermitteln die Nähe Gottes. Engel bil­ deten die Brücke zwischen göttlicher und menschlicher Welt. Für viele Menschen, egal wie kirchlich oder gläubig sie sind, haben Engel diese Mittlerfunktion auch heute noch. Himmlische Musik. Anfänglich wurden Engel mit dem Instrument ihrer Stimmen dargestellt. Die Sangeskraft überragte in der Frühkirche das Spiel mit Instrumenten bei weitem. Musizierende Engel bevölkern erst seit dem 13./14. Jahrhundert die Kirchen.

Posaunen stehen für die Macht Gottes, Flöten für das einfache Hirtenvolk. Seit der Antike gelten Flöten auch als Attribute für Halbgötter, ihr Spiel wird als göttlich bezeichnet. Und Saiteninstrumente sind Zeichen des Göttlichen: Die Geige symbo­ lisiert die heilende Kraft der himmlischen Musik. Ein Engel, der ganz in seine Musik vertieft ist, öffnet auch noch eine andere Dimension des Menschseins: das zwecklose Tun und Spielen vor Gott, ohne Berechnung, ohne Zweck, die Fähigkeit, ganz in einer Tätigkeit aufzugehen, sich der Freude, dem Spiel, dem Tanz hinzugeben, macht sichtbar, was der Mensch braucht: sein zu können, ohne ständig bewertet und verglichen zu werden. Die pure Lust am Dasein – die nackten Ba­ rockengerl erinnern daran, diese Dimension des Menschseins nicht zu vergessen. l EL/TS

Engel-Namen Die Namen der Erzengel sind bis heute ­beliebte Taufnamen. „Erzengel“ kommt von „arche“, was so viel wie führende oder leitende Engel bedeutet. In der Bibel sind drei Erzengel erwähnt, nämlich ­Michael, Gabriel und Rafael.

Michael

Der hebräische Name bedeutet: „Wer ist wie Gott“. Michael wird häufig mit Lanze oder Speer und als Soldat dargestellt. Er kann auch ein Banner oder einen Palmzweig zum Zeichen des Sieges tragen. Er beschützt und verteidigt alle, die sich für das Gute und für Gott einsetzen. Alle, die sich stolz und überheblich an die Stelle Gottes stellen wollen, bekämpft er.

Gabriel

Der hebräische Name bedeutet: „Kraft Gottes“ oder: „Gott hat sich stark gezeigt“. Gabriel ist häufig Vermittler und Überbringer von hoffnungsvollen und freudigen Botschaften. Zumeist tritt er auf, wenn die Kraft des Menschen an die Grenzen kommt. In solchen Situationen vermittelt er, dass Gott helfend eingreifen wird. Im Alten Testament deutet er die Geschicke der Welt, im Neuen Testament ist er vor allem durch die Verkündigung der Geburt Jesu bekannt.

Rafael

Der hebräische Name bedeutet: „Gott heilt“. Im Buch Tobit verweist das Wirken Rafaels auf das solidarische Eintreten ­Gottes für die Menschen, die ihm ­vertrauen. Er kann Krankhei­ ten heilen. Er befreit auch vor krank­ haften Vorstellungen und Ängsten. Er gilt als Patron der Reisenden. Tröstender Engel. Stuckarbeit im Deckengewölbe der Stifts Garsten.

BERTHOLD HEINDL

IMPRESSUM: inpuncto beflügelt ist ein gemeinsames Magazin von KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; und OÖNachrichten. KirchenZeitung: Herausgaber: Willi Vieböck, Chefredakteur: Matthäus Fellinger, KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84. OÖNachrichten: Herausgeber: Ing. Rudolf Andreas Cuturi, MAS, MIM, Promenade 23, 4010 Linz. Redaktion: KirchenZeitung (für den Inhalt verantwortlich). Medieninhaber: Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, Bergstraße 12/1, 5020 Salzburg. Grafik: Egger & Lerch, 1030 Wien. Herstellung: Niederösterreichisches Pressehaus Druck und Verlags-GmbH., 3100 St. Pölten. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß MedienG § 25 Abs. 2 ist unter www.meinekirchenzeitung.at/impressum/ inpuncto abrufbar. Das Magazin inpuncto beflügelt wurde in Kooperation mit der Diözese Linz erstellt. Gesamtauflage: 320.000 Exemplare.

Das Magazin inpuncto beflügelt wurde in Kooperation mit der Diözese Linz erstellt.

gedruckt nach der Richtlinie „Druck­erzeugnisse“ des Öster­ reichischennach Umweltzeichens, -gedruckt der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ NP DRUCK, UW-Nr. 808 Umweltzeichens, NP DRUCK, UWdes Österreichischen

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Kunstprojekt in Linz

Mit Engeln auf Augenhöhe

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Nike ist nach 39 Jahren wieder in Linz zu sehen. 1971 wurde sie vom Brückenkopfgebäude ­abmontiert. Jetzt lädt sie zum Höhenrausch. MVD AUSTRIA/HÖHENRAUSCH

ie Nike-Skulptur ragt aus dem Turm der Ursulinenkirche. Auf dem Dach des OK streift der Blick die Installa­ tion von Ilya und Emilia Kabakov. Sie trägt den Titel „How to meet an angel“ und steht am OK-Platz. – Das sind nur zwei der insge­ samt 38 Kunstprojekte, die der Höhenrausch 2016 bietet. Über den Dächern von Linz Kunst hautnah zu erleben, ist das Programm des Höhenrausch. Seit dem Kulturhaupt­ stadtjahr 2009 findet das Festival für Ge­ genwartskunst im OÖ. Kulturquartier statt und lockt jährlich über 100.000 Besucher/ innen ins Museum. Holzstege in abenteuerli­ chen Höhen, ein Karussell am Parkdeck und singende Regenschirme ermöglichen auf sinnliche Weise Zugänge zu Kunst, die große und kleine Besucher/innen anlocken. Der Höhenrausch 2016 steht unter dem Motto „Andere Engel“. Engel sind nicht nur die freundlichen, tröstenden, musizieren­ den Wesen mit Flügeln, die den barocken Kirchenhimmel bevölkern. Sie haben sich schon längst auf den Weg gemacht – und

sind im Alltag als Schutzengerl aus Holz, dekorative Plastikanhänger, als Sujets für Taschen und Becher und Geistwesen auf esoterisch-spirituellen Märkten in jeglicher Form zu finden. Der Höhenrausch hat sich heuer zum Ziel gesetzt, ihre Vielfalt und Widersprüchlichkeit ans Licht zu holen. An die 40 internationale Kunstprojekte nähern sich dem Thema auf unterschiedliche Weise. Die Künstler/innen reagieren dabei auf den vorhandenen Raum: eine schwebende Klangkapsel steigt im Holzturm auf und ab, einer Stahlharfe können mächtige, stark vibrierende Töne entlockt werden, Kinder können auf dem Dach beim Workshop „Wolkenklang und Schattenreich“ eine Reise durch die Welten zwischen Himmel und Erde erleben. Die Diözese Linz bietet zudem als Koope­ rationspartner ein vielfältiges Programm mit Engelsführungen und Gesprächsrunden zum Thema „Von Engeln berührt“. l E. L. Info: www.dioezese-linz.at/engel

Barock mit allen Sinnen B

arock mit allen Sinnen erleben, das können sangesfreudige Menschen bei „Barocklive“. Nicht nur die Engel singen lassen, nicht nur zuhören, sondern selbst Teil eines Chores zu sein und sich vom Strom der Musik mitreißen zu lassen, dazu laden die Mitsingkonzerte von „Barocklive“ in Ostbayern, Böhmen und Oberösterreich ein. Die Barockklöster öffnen ihre Tore, und Chöre der Region laden alle sangeswilligen Besucher/innen ein, Konzerte und liturgi­ sche Feiern mitzuerleben und für einige Tage Teil eines kreativ-musischen Projekts zu sein.

Singen mit den Sängerknaben – bei Barocklive. ANDREAS SEYRINGER

Mit den Florianer Sängerknaben. Von Mai bis Oktober stehen Kirchenkonzerte, Chorwochen, Gregorianik-Workshops oder die Barockoper „Dido und Aenaeas“ auf dem Mitsing-Programm. Den Reigen eröffnen im Mai die St. Florianer Sängerknaben in Oberösterreich und der Passauer Domchor in Bayern. Wer immer schon wissen wollte, wie die St. Florianer Sängerknaben proben und Werke der Weltliteratur einstudieren, hat bei „Barocklive“ die Gelegenheit, für einige Tage

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Teil dieses bekannten Klangkörpers im Stift St. Florian zu sein. „Wir bieten mit BAROCK­ LIVE die einmalige Chance, die authentische Musik in den dafür geschaffenen Räumen zu singen und zu hören“, beschreibt Tourismus­ direktor Georg Steiner die Idee des Projekts in der Donau-Moldau-Region. In Ostbayern locken u. a. die Asamkirche in AltenmarktOsterhofen, der Dom St. Stephan in Passau und das Kloster Weltenburg mit barocker

Pracht. In Oberösterreich kann man in Schlierbach, St. Florian, Aigen-Schlägl, Wil­ hering, Kremsmünster, Lambach, Engelszell und Reichersberg in barocke Musik-Welten eintauchen. Auch die ehemalige Kultur­ hauptstadt Linz weiß mit barocken Bauten zu beeindrucken: die Ursulinenkirche, die Ignatiuskirche – Alter Dom und die Minori­ tenkirche sind Teil von „Barocklive“. Eingebettet sind die Mitsingkonzerte in ein kulinarisches und kulturelles Programm, das die Barockzeit ganzheitlich erleben lässt. Genächtigt wird in den umliegenden Orten und Städten, ein individuelles Besichtigungs­ programm steht zur Auswahl – das ist auch für Nicht-Sänger/innen geeignet. Bier & ­Barock kann in Niederbayern entdeckt wer­ den, eine Orgelreise durch den bayrischen Wald oder ins Barocktheater nach Krumau sind weitere kulturelle Höhepunkte. In Linz bietet der Höhenrausch die Chance, Kunst der Gegenwart mit barocker Pracht zu ver­ binden. l ELISABETH LEITNER www.barocklive.eu


Barock in der Europaregion Donau-Moldau erleben.

Best of

Diana Krall Do. 14. Juli 2016

A Tribute to Frank Sinatra Thomas Quasthoff & Friends

Fr. 15. Juli 2016

Martin Grubinger

& The Percussive Planet Ensemble

Heimspiel

Sa. 16. Juli 2016

TICKETS: Domcenter Linz (Tel. 0732 946 100), www.klassikamdom.at, www.nachrichten.at/ticket, www.oeticket.com (Tel. 01 96096), allen Ö-Ticket Vorverkaufsstellen, allen Linzer Kartenbüros, OÖN Linz, Wels oder Ried (Tel. 0732 7805805)

Mitsingkonzerte und barocke Konzertund Kulinarikerlebnisse. BarockLive – eingeladen sind sangesfreudige Menschen!

itung e Z n e h c ir K r e d it M hoch hinaus…

www.barocklive.eu

01.10.2016, 19:30 Uhr, Ursulinenkirche Linz 02.10.2016, 19:00 Uhr, Stift Reichersberg 03.10.2016, 19:00 Uhr, Klosterkirche Fürstenzell 08.10.2016, 20:00 Uhr, Asamkirche in Osterhofen-Altenmarkt

Mitsin gk inkl. H onzert otel ab

€ 219,0 0 3 Näch te pro Per

son

09.10.2016, 09:30 Uhr, Passauer Dom 18.10.2016, 18:00 Uhr, Stift Wilhering, Linz 22.10.2016, 19:30 Uhr, Stift Wilhering, Linz 21.10.2016, 19:30 Uhr, Pfarrkirche Grainet Nähere Infos zu den Konzerten, sowie zur Anmeldung finden Sie unter:

Dom St. Stephan in Passau

www.barocklive.eu

www.klassikamdom.at Eine Kooperation von:

Musik, Kultur & Kulinarik in der Donau-Moldau Region

Konzertprogramm in Oberösterreich und Ostbayern

LINZ TOURISMUS

Co-funded by the COSME programme of the European Union

Dreifaltigkeitssäule in Linz

This publication is part of the project “Baroque Experience” which has received funding from the European Union’s COSME Programme (2014-2020).

The content of this advertisement represents the views of the author only and is his/her sole responsibility; it cannot be considered to reflect the views of the European Commission and/or the Executive Agency for Small and Medium-sized Enterprises or any other body of the European Union. The European Commission and the Agency do not accept any responsibility for use that may be made of the information it contains.

Einsenden an: KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz • Fax 0732/76 10-39 39 • office@kirchenzeitung.at

JA

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BAROCKLIVE

Angebot gültig bis 15. September 2016

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r .30 Uhr e b o . Okt.00 – 20 6 1 s bi lich 10 täg

Engelkino

NIKE

Klanggarten

Musikalische Engel

Keine Sorgen Turm

Biblische Engel

Ursulinenkirche

Engelgarten Fremde Engel

Aufstieg Engelamt Spiegel

Eingang

Raiffeisen Kunst Garage

voestalpine open space Flying Fox

Engel haben Konjunktur. Längst haben sie den Raum der Kirchen verlassen. Wir finden sie auf Postkarten und in Museumshops, auf Gebäudefassaden und in Baumärkten. Sie bevölkern Internetforen, Zeitschriften, Filme und nun auch den HÖHENRAUSCH, der sich heuer zum Ziel setzt, ihre Vielfalt und Widersprüchlichkeit ans Licht zu holen. Mehr als 30 internationale Kunstprojekte nähern sich dem Thema auf unterschiedliche Weise. Mit dem HÖHENRAUSCH verfügen Linz und Oberösterreich über ein außergewöhnliches Kulturereignis, das jährlich im Sommer weit über 100.000 Gäste anlockt. Die Mischung aus Dachwanderung, Stadtbesichtigung und sinnlich-spielerischen Kunstwerken begeistert Jung und Alt. Egal ob man die Ausstellung alleine erkundet, mit den Kindern einen Ausflug macht oder eine kompetente Gruppenführung bucht – die Gäste genießen ein einzigartiges Erlebnis und lernen Linz aus einem völlig neuen Blickwinkel kennen.

HÖHENRAUSCH 21. Mai – 16. Okt. 2016, täglich 10.00 – 20.30 Uhr Informationen, Führungsanmeldung OÖ Kulturquartier, OK Platz 1, A-4020 Linz +43.732.78 41 78-52555. info@ooekulturquartier.at www.ooekulturquartier.at Auch für zusätzliche Ausflugstipps und gastronomische Empfehlungen beraten wir Sie gerne.


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