inpuncto "Garten"

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juli 2012 märz 2013

Wodicka Waldhäusl

kultursommer garten

sonntag Tiroler

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck


Alois Stockhammer

Wenn sie an ihre Arbeit im Garten denken

Auf den Spuren des Schöpfers

Mag. Judith MoserHofstadler ist Kräuter­pädagogin und Biobäuerin in Alberndorf (Mühlviertel). Zuvor arbeitete sie als redakteurin der Kirchenzeitung in Linz. „Ich kann ganz darin versinken, wenn ich im Garten arbeite.“

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Freude – an der Ruhe und am Sprießen. Die Gartensaison beginnt für mich im Haus. Die Paprikasamen sind gesät – in Blumenkistln im Wohnzimmer. Ich kitzle jeden Tag im Geist die Erde und beherrsche mich tatsächlich, nicht nachzugraben, ob die Samen schon keimen. Das ist der erste Grund, warum ich Freude am Gartln habe: Ich liebe Überraschungen. Selbstverständlich erwarte ich von Paprikasamen, dass sie zu Paprikapflanzen wachsen, aber niemand kann mir sagen, wie viele von den Samen wirklich aufgehen und wie üppig sie wachsen werden. Wenn ich an den Garten denke, freue ich mich aber vor allem auf die kontemplative Arbeit. Ich kann ganz darin versinken, wenn ich nach den Pflanzen sehe, Unkraut jäte oder gieße. Raum und Zeit spielen da keine Rolle. Es ist ein Innehalten, ein Vertrauen darauf, dass etwas wächst. Mein Garten ist nie „ordentlich“. Zwischen den gesäten Pflanzen dürfen auch andere aufgehen, zumindest so lange, bis ich erkenne, was sie sind. Ganz ohne Zupfen geht es auch in dieser Wildnis nicht. Vieles von dem, was ich ausreiße, verwende ich in der Küche und komme damit zu einer dritten Freude: einer großen Dankbarkeit, dass wir in dieser Fülle leben dürfen. ●

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Rosenkranz

KIZ/Privat

Noch liegt Schnee in ihren Gärten. Aber ihre Gedanken und ihr Herz ist bereits draußen, im Garten – oder zumindest bei den Samen, die in der Wärme vorgetrieben werden.

Sr. Maria Regina vom Kloster der Ewigen Anbetung in Innsbruck ist leidenschaftliche Gärtnerin. „Es ist eine erfüllende Arbeit: die Hände in der Erde, den Kopf in der Sonne, das Herz bei der Natur.“

Es fehlt an Behutsamkeit. Unser Kloster der Ewigen Anbetung hat einen kleinen Garten mitten in Innsbruck. Seine Früchte dienen vorrangig der Versorgung unserer Klostergemeinschaft und für die Gemeinschaft der Kreuzschwestern, die mit uns im selben Haus wohnt. Wir bauen viele Arten von Gemüse an, aber auch Blumen für den Kirchenschmuck. Ich bin jeden Tag im Garten. Fällt weniger Arbeit an – wie im Winter –, sind es Reparaturen, die ich erledige. Das Herrliche an der Gartenarbeit: die Hände in der Erde, den Kopf in der Sonne, das Herz bei der Natur. Bei der Gartenpflege nährt man nicht nur den Körper, sondern auch die Seele. Es ist eine erfüllte Arbeit, die mir immer wieder bewusst macht, dass ohne den göttlichen Beistand nichts groß werden kann. Wenn ich nur an den kleinen Samen denke. Sein Weg ist für mich wie ein Gleichnis: Er beginnt in der Dunkelheit und bricht hinaus zum Licht. In der Klostergemeinschaft bin ich beinahe seit 50 Jahren für den Garten verantwortlich. Eine Arbeit, die mir große Freude bereitet. Denn sie macht mich aufmerksam, wie wichtig es ist, gut geerdet zu sein. Sie lehrt mich Beharrlichkeit und Behutsamkeit. Tugenden, die nicht nur beim Wachstum der Pflanzen notwendig sind. Es braucht diese Tugenden, wenn die Menschen im Einklang mit der Schöpfung leben wollen. Es tut mir weh, wenn ich etwa den Umgang mit Gemüse und Obst im Supermarkt sehe. Dann merke ich: Es fehlt Behutsamkeit. Und dann frage ich mich manchmal, ob das nicht auch mit der fehlenden Ehrfurcht vor dem Schöpfer zu tun hat? ●


Der „Kräuterpfarrer“ und seine Gartenpredigt

Das wirkt Wandlung Er möchte den Menschen helfen, der Schöpfung eine Antwort zu geben, sagt Benedikt Felsinger. Seit ihn sein Abt zum „Kräuterpfarrer“ ernannt hat, wurde ihm der Garten immer mehr zur zweiten Kanzel. Hans baumgartner

Benedikt Felsinger ist Prior des Stiftes Geras, „Käuterpfarrer“ und Pfarrerseelsorger.

Sie sind „Kräuterpfarrer“ im Stift Geras. Wie wird man das? Als junger Ordensmann war ich in der Pfarre Harth Kaplan beim legendären „Kräuterpfarrer“ Hermann-Josef Weidinger. Da habe ich Einiges von seiner Arbeit und Begeisterung mitbekommen. Außerdem bin ich seit meiner Kindheit ein „Naturnarr“. Ich war viel auf dem Bauernhof meiner Großeltern, und mein Vater, der Lehrer und Jäger war, hat mich oft in den Wald mitgenommen und mir vieles über Pflanzen beigebracht. Einige Zeit nach dem Tod von Weidinger haben dann mein Abt und der Verein „Freunde der Heilkräuter“ gemeint, dass es gut wäre, im Stift Geras wieder einen „Kräuterpfarrer“ zu haben. Und die Wahl fiel auf mich. Sehen Sie sich in dieser Aufgabe als Ordensmann am richtigen Platz? Das habe ich mich auch gefragt. Jetzt bin ich immer mehr überzeugt davon, dass wir gerade als Orden eine besondere Aufgabe haben, wenn es darum geht, den Menschen in unserer hochtechnisierten, schnelllebigen Zeit zu helfen, der Schöpfung eine Antwort zu geben und sich als Teil der Schöpfung zu begreifen. Es wird ja heute viel von „Schöpfungsverantwortung“ geredet. Und da setze ich ein lautes Fragezeichen. Denn wenn wir meinen, wir könnten aus eigener Weisheit und Kraft den Karren der verwüs-

teten Umwelt aus dem Dreck ziehen, ohne auf den zu schauen, der eigentlich für diese Schöpfung verantwortlich ist, Gott, dann werden wir scheitern. Deshalb rede ich lieber von der „Schöpfungsantwort“ – als einer dem Respekt vor dem Schöpfer geschuldeten Verantwortung. Und wie zeigt sich diese Antwort für Sie konkret? Wenn ich mit Kräutern und Heilpflanzen arbeite, frage ich nicht zuerst, wozu ist die gut, was ist ihr Nutzen, sondern, warum und wie wirkt diese Pflanze. Ich stelle nicht mich, sondern das Kraut in den Mittelpunkt und fühle mich so hineingenommen in das Ganze der Schöpfung. Und ich lerne dieser Pflanze etwas zuzutrauen, als Gabe Gottes, die mir geschenkt ist. Wenn ich mich so verhalte, lerne ich auch, mich selber als Teil dieser Natur wieder ernster zu nehmen und mehr auf meinen Körper und meine Psyche zu hören – denn nicht jedes Kraut wirkt bei jedem Menschen gleich. Wir tun oft so, als wären wir eine Maschine: Wenn sie stottert, werden ein paar Pillen eingeworfen. So läuft das aber nicht, weder mit Medikamenten und schon gar nicht mit Heilkräutern. Wie sollte es denn laufen? Wenn ich Menschen durch unseren Kräutergarten führe, dann versuche ich Dolmetscher für die Pflanzen zu sein: Was sagt mir

Miriam Höhne

diese Blume, was sagt mir dieses Heilkraut. Und da fügt es sich gut, dass man vom Garten hinüber zur Stiftskirche schauen kann. Das öffnet den Blick für einen größeren Horizont. Es ist wichtig, über das Kraut hinauszuschauen und es nicht absolut zu setzen, wie das ja heute auch manchmal geschieht. Es ist Teil eines großen Ganzen, in dem sich unser Leben abspielt. Diese Perspektive ist wichtig, wenn wir im Sinne der alten – auch klösterlichen – Tradition von vorbeugender Medizin sprechen. Ich sage immer: Wenn ich vorbeuge, dann verneige ich mich in Respekt vor Gottes Schöpfung – vor meinem und vor dem Leben in dieser Welt, auch vor den Heilkräutern, die er mir an den Weg gestellt hat. Vor(ver)beugen – wie geschieht das? Wir leben heute in einem Leistungs- und Nutzendenken, mit dem wir nicht nur uns selber beschädigen. Deshalb brauchen wir die Wiederentdeckung einer ganzheitlichen Achtsamkeit. In Bezug auf Kräuter empfehle ich daher – vor der Nutzung – mehrere Schritte zu gehen: Ein Heilkraut beobachten, wenn es geht auch in der freien Natur, es bestimmen und benennen und schließlich auch dafür Sorge zu tragen, dass diese Pflanze eine Zukunft hat (bewahren). In dieser Annäherung wird eine Beziehung aufgebaut, die in mir schon Wandlung und Heilung bewirkt. l

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Geschenkt Noch liegt Schnee in meinem kleinen Garten. Die Frühlingsknotenblumen, vor Jahren von meinen Kindern ausgegraben, hatten in einem geschützten Winkel schon einmal ihre Köpfe herausgestreckt. Bevor er wieder zurückkam, der Winter. „Schade“, sagte meine Frau, die sich so darüber gefreut hat. Das Gute am Winter ist die Ruhe. Bald wird sie vorbei sein – und die Rasenmäher werden wieder gestartet. Man sollte ja auch nicht zu lange warten, wenn man ein dichtes Grün will. Jedes Jahr denke ich mir das, wenn ich dann im Sommer meinen kleinen Wiesenfleck anschaue, der so gar keinen Gärtnerstolz aufkommen lässt. Ja, wären da nicht die Gänseblümchen. Sie haben es immer eilig im Frühling. Fast noch ohne Stengel beginnen die ersten zu blühen. Noch vor den Himmelschlüsseln und Buschwindröschen sind sie da. „Du könntest ein paar stehen lassen und rundherum mähen“, meint meine Frau. Denn auch sie liebt sie, die kecken Frühlingsboten. Ja, könnte ich. Aber inzwischen machen sich die ersten Löwenzahnblätter breit, der Feind jedes Rasenliebhabers. Aber ich liebe ihr saftiges Gelb und erinnere mich, wie wir aus ihren Stengeln Ketten gebastelt haben – und Pfeifen, die man geschickt zwischen den Daumenballen halten musste. Und während mein Anger immer weniger einem gepflegten Gartenrasen ähnlich schaut, erinnere ich mich manchmal an ein Gespräch mit einem in die Jahre gekommenen Prälaten. Eifrig und unermüdlich war er als Jugendseelsorger und Seelsorgeamtsleiter mit immer neuen Initiativen bemüht, den Garten Gottes gut zu bestellen. „Ich habe erst langsam lernen müssen, und es ist mir nicht leicht gefallen, mich einfach nur vor Gott hinzustellen, die Hände zu öffnen und mich beschenken zu lassen.“ Er war auch weiterhin nicht untätig, denn er liebte die Menschen und die Kirche. Aber man merkte ihm an, er hat gelernt, die Hände zu öffnen. Denn vieles, was in ihm lag, begann zu blühen – und es war ihm nicht mehr wichtig, ob das Edelrosen waren. Es durften auch Gänseblümchen sein. Auch deshalb liebe ich sie, die Geschenke in meinem Garten. Hans Baumgartner

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Im „Garten der Religionen“: P. Albert mit Gästen unterwegs von den „Wurzeln“, einem alten Ölbaum, zum Ziel jedes Menschen.

Stift Altenburg

Der „Garten der Religionen“ im Stift Altenburg

Eine Brücke zum Frieden Was haben ein Jahrhunderthochwasser und ein Konzils­ dokument miteinander zu tun? Im Stift Altenburg ­gaben sie den Anstoß für den ­„Garten der Religionen“. Hans Baumgartner

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in schreckliches Hochwasser verwüstete im Jahr 2002 das Kamptal. Das Land Niederösterreich wollte neben der unmittelbaren Hilfe für die Geschädigten auch etwas machen, das die Menschen wieder aufrichtet und das Land „zum Blühen“ bringt. Von Landesrat Wolfgang Sobotka und dem von ihm begründeten Verein „Natur im Garten“ kam der Anstoß, für das Jahr 2006 ein Festival der Kamptalgärten durchzuführen. „Da hat er auch bei uns im Stift angeklopft, ob wir mitmachen wollen“, erinnert sich P. Albert Groiß. „Und für uns war rasch klar, bei dieser Aktion müssen wir als Kirche und Kloster dabeisein.“ Ein schon ziemlich verwildertes Parkgrundstück außerhalb der Klostermauern bot sich an. Etwas Neues. „Bei unseren Überlegungen“, so P. Groiß, „war uns bald klar: Wir wollten etwas machen, das es nicht ohnedies schon bei vielen Klöstern und Schlössern gibt. Und so kamen wir auf die Idee, einen ,Garten der Religionen‘ zu errichten. Wir wollten etwas

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Neues machen und ließen uns dabei von dem unerhört Neuen, das ,Nostre aetate‘ in das Denken der Kirche brachte, leiten. Früher“, so P. Groiß, „hieß es ,Außerhalb der Kirche kein Heil.‘ Und dann sagt das Konzil, in jeder anderen Religion ist ,ein Strahl der göttlichen Wahrheit‘ zu finden. Oder: ,Die Kirche lehnt nichts von dem ab, was in anderen Religionen wahr und heilig ist.‘ Bestärkt hat uns auch ein Wort von Kardinal König, der meinte, die Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den Weltreligionen (Nostra aetate) wird das wichtigste Dokument des II. Vatikanischen Konzils für das 21. Jahrhundert sein. Entdeckt. „Beim Planen haben wir uns viel mit den anderen Weltreligionen auseinandergesetzt, mit den Verbindungen und den Grenzen. Daraus ist dann als Grundkonzept ein Wegebild entstanden. Jeder Mensch hat seinen Ausgangspunkt in Gott oder ,dem Göttlichen‘ und hat sich in dieser Welt zu bewähren auf ein Ziel, eine Verheißung hin, die nicht in dieser Welt liegt. In unserem Garten ist dieses Ziel ein barockes Salettl, das außerhalb der Mauer liegt, die quasi unsere P. Albert Groiß ist derzeit Spiritual im Studienkolleg St. Benedikt in Salzburg. Er ist einer der „Väter“ des „Gartens der Religionen“ im Stift Altenburg. Kalchhauser

begrenzte Welt darstellt.“ Bei der Auseinandersetzung mit den Weltreligionen habe das Planungsteam viel gelernt und entdeckt, vor allem, wie viele Bezüge es zwischen den abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) in den Riten und religiösen Praktiken gibt. „Wenn Muslime fünf Mal am Tag beten, dann tun wir das in unseren Klöstern ganz ähnlich. Oder wenn die Muslime vor Betreten der Moschee die Schuhe ausziehen, dann geht das auf die jüdische Moseserzählung vor dem Dornbusch zurück. Und man findet diese Praxis des ehrfurchtsvollen Betretens ,heiligen Bodens‘ auch in koptischen Klöstern.“ Im Garten findet diese Nähe seinen Ausdruck, indem eine direkte Wegverbindung vom Judentum zum Christentum und weiter zum Islam führt. Anstöße. Der von einer Ottensteiner Arbeitsloseninitiative gepflegte Garten wird nicht nur von vielen Besuchern des Stiftes gerne angenommen. Er war auch Anstoß, dass in Altenburg alle zwei Jahre eine gemeinsam mit der Uni Wien veranstaltete Sommerakademie für junge Christen und Muslime stattfindet. Auch viele Schulklassen kommen. Besonders erinnert sich P. Groiß an zwei Klassen, eine vorwiegend christliche aus Horn und eine aus der Partnerschule, dem St. Georgskolleg aus Istanbul, mit vorwiegend islamischen Schüler/innen. „Ich habe sie dann eingeladen, sich gegenseitig ihre Religion zu erklären. Es ist wirklich spannend, wie der Garten immer wieder zu einer Brücke der Verständigung und des Friedens werden kann.“ l


Ein Arbeitsprojekt im Stiftsgarten von St. Lambrecht

Das Leben wachsen sehen In der Arbeitslosigkeit Gestrandete haben den Stiftsgarten von St. Lambrecht wieder zum Blühen gebracht und sind dabei selber ein Stück aufgeblüht. Johann Bauer

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m den dreieinhalb Hektar großen Stiftsgarten wiederzubeleben und benachteiligten arbeitslosen Menschen eine Chance zu geben, wurde vor neun Jahren „domenico“ ins Leben gerufen. Bis zu eineinhalb Jahren sind sieben oder mehr „Transitarbeitskräfte“ zur Überbrückung angestellt, finanziert von Bundessozialamt und Arbeitsmarktservice. Was ihr „Traum“ wäre? Karin Dorfer, stellvertretende Geschäftsführerin von „domenico“ antwortet: „Dass alle Mitarbeiter nach der Zeit bei uns auf dem ‚ersten Arbeitsmarkt‘ eine Anstellung finden.“ Aber das werde es „nicht spielen“. Vor allem bei vielen Menschen über 50 sei es in ihrer Gegend eine Illusion, dass sie wieder eine normale Arbeit finden. „Zufrieden“ fühle sie sich aber schon, wenn Leute danach bilanzieren: „Es war eine schöne Zeit, sie hat mir in meinem Leben etwas gebracht.“ Wieder Kraft. Enttäuscht von anderen Arbeitsplätzen, landen manche bei „domenico“. Dorfer freut sich: „Bei uns kommen sie gern zur Arbeit, sie schaffen es wieder, in der Früh pünktlich zu sein, sie sind motiviert und mit Freude dabei, und manche wollen gar nicht auf Urlaub gehen, weil sie sich hier so wohlfühlen.“ Das Arbeiten im Freien tue besonders Menschen mit seelischen Krankheiten gut, und auch das Arbeiten im Team. Sie sehen „das Leben“, vom Pflanzen über das Jäten, Düngen und Gießen bis zum Ernten und Verarbeiten. Sie nehmen den Sinn ihrer Arbeit wahr. Halt gebe auch der Jahreskreislauf im Garten. Wie die Pflanzen, so Dorfer, wachse auch die Persönlichkeit, mehren sich die eigenen Fähigkeiten. Bei lang arbeitslosen Menschen sei oft das Selbstvertrauen nicht mehr da, sie finden keinen Sinn mehr. Dorfer atmet beim Ausspruch eines Betroffenen auf: „Jetzt habe ich wieder Kraft, es auf dem Arbeitsmarkt zu versuchen.“ Ältere können sich neu vorstellen, ein paar Jahre

Die Arbeit im Stiftsgarten von St. Lambrecht lässt Arbeitslose wieder Mut und Kraft tanken.

zu arbeiten, statt zu schauen, „so schnell wie möglich in die Invaliditätspension zu kommen“. Nervenkeks. Lange liegt auf dem Stiftsgarten Schnee. Doch „domenico“ hat ganzjährig geöffnet. Ab Herbst werden in der kleinen Küche der „Alten Hofmühle“ Liköre und Marmeladen hergestellt, Kräuter für Teemischungen und Öl verarbeitet. „Kräuter aus dem Stiftsgarten schmecken anders“, lobt Karin Dorfer. Der „Renner“ im letzten Jahr waren Nervenkeks nach Hildegard von Bingen und Galgant-Busserln. Gut 200 Kilo Keks wurden gebacken. Viele Firmen bestellten Weihnachtspackerln. Begeistert lernten die Arbeitenden heuer im Winter auch Filzen und stellten Patschen oder Sitzauflagen her. Glücklich. Angetan, so Dorfer, waren Kund/ innen auch von Rosenessig, -likör und -gelee mit Blättern aus 40 verschiedenen Sorten. Der „Rosengarten“ auf über 1.000 Metern

k. Pürer

Seehöhe stellt ein Viertel des gesamten Stiftsgartens dar, der nach der Wiederherstellung durch viel „domenico“-Schweiß auch viele Touristen anzieht. Dieser „Marien­ garten“ mit den Rosen versinnbildet das Thema „Luft“. In einem anderen Viertel, mit dem Motto „Feuer“, sind rund um ein Labyrinth wie Flammen die K ­ räuterbeete angelegt (nach Hildegard von Bingen wärmen ­Kräuter). Zum Element „Erde“ hat der Künstler Georg Planer mit 100 handgemeißelten Steinquadern von einer alten Brücke einen Sternenhimmel gelegt. Und das letzte Viertel, das „Wasser“, harrt noch der Verwirklichung Zum Ausgang des Gesprächs verabschiedet sich die gelernte Mittelschullehrerin Dorfer, die das große Stift im Hintergrund als „sehr beschützend“ empfindet, mit einem Spruch, den sie irgendwo gelesen hat: „Wenn du vergnügt sein willst, umgib dich mit Freunden. Wenn du glücklich sein willst, geh in den Garten.“ l

Ein Besuchermagnet im steirischen Benediktinerkloster St. Lambrecht: der neu angelegte Garten.

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Kr채uterg채rten, Stiftsparks und Klosterg채rten

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Wunderbare Gartenwelt

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Stiftsgarten St. Lambrecht Revitalisierung, Nutzung und Pflege des 3,5 ha großen Stiftsgartens liegen seit 1. Juli 2004 in den Händen des Sozialen Arbeitsprojekts „domenico“. Seit 2011 besteht eine enge Kooperation mit „Arche Noah – Gesellschaft für die Erhaltung der Kulturpflanzenvielfalt & ihre Entwicklung“. www.domenico-stlambrecht.at Tel. 03585/27 543

Kloster Wernberg Getreu einer alten Tradition wurde der Blumen-Kräutergarten von den Missionsschwestern vom Kostbaren Blut angelegt. Die ­verschiedensten Kostbarkeiten der Natur werden vor Ort zu Kräutertees, Tinkturen, Salze u. v. m. verarbeitet und im Klosterladen verkauft. Schauen Sie vorbei! www.klosterwernberg.at Tel. 04252/22 16

Japan Bonsai Japan in Österreich ist nicht möglich, sagen Sie? Dann kommen sie nach Seeboden am Millstättersee, nach Kärnten und erleben Sie eine einzigartige Gartenanlage in Europa mit über 15.000m2. Der Garten steht für Ruhe und Besinnung und ist immer ein Besuch wert. www.bonsai.at Tel. 04762/81 947

Benediktinerstift Altenburg Lebensraum Kloster – unter diesem Leitwort haben die Benediktinermönche diesen Ort über Jahrhunderte gestaltet. Barocke Lebensfreude, Spiritualität, mittelalterliche Einfachheit und die ökologischen Gärten bilden heute die Eckpfeiler dieser Lebensraumgestaltung. Sei unser Gast – Komm und sieh! www.stift-altenburg.at Tel. 02982/34 51

Benediktinerstift Göttweig Erstmals wird der alte Marillengarten in seiner naturbelassenen, ursprünglichen Form geöffnet. Erleben Sie die Natur des ­Kräuterund Nutzgartens im Wechsel der Jahreszeiten. Samstag und ­Sonntag 10–13 und 15–18 Uhr. Besuchen Sie auch den NACHHALTIGkeitspfad im und um das Stift! www.stiftgoettweig.at Tel. 02732/85 581-0

Stift Geras Besuchen Sie den klösterlichen Kräutergarten, der nach alten ­Klosterplänen angelegt ist. Über 200 Kräuter, Heil- und Giftpflanzen können Sie betrachten. Öffnungszeiten: Ganzjährig, ganztägig (ausgenommen Erdäpfelfest) klosterladen@stiftgeras.at www.stiftgeras.at Tel. 02912/345-289

Kräuterpfarrer-Zentrum in Karlstein an der Thaya Lernen Sie die heimischen Heil­kräuter bei einem beschaulichen Rundgang kennen. Diesen idyllischen HeilkräuterSchaugarten hat Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger noch selbst geplant und angelegt. www.kraeuterpfarrer.at Tel. 02844/70 70

Die Gärten Niederösterreichs Prächtige Barockgärten und weitläufige Landschaftsgärten, spannende Erlebnisgärten und idyllische Klostergärten, Nutzgärten mit raren Obst- und Gemüsesorten und noch viel mehr bietet das Gartenland ­Niederösterreich. Eine Top-Destination für Familien, Erholungssuchende und Gartenliebhaber! www.diegaerten.at Tel. 02742/9000 9000

Garten der Sinne in Rohr im Burgenland In 5 Bereichen Natur mit allen Sinnen e ­ rleben. 400 verschiedene ­Kräuter und Pflanzen erwarten die Gäste. Wir pflücken die Zutaten für die Verkostung des Kräutertopfens. Führungen von April bis Oktober. Erwachsene 5 Euro, Kinder 1 Euro. www.moor.co.at Tel. 0664/59 66 858

Jetzt aktuell: Heide Hasskerl: Selbstversorgt! Gemüse, Kräuter und Beeren aus dem eigenen ­Garten. So gelingt Ihr Nutzgarten wirklich! Praxistaugliches Wissen leicht verständlich in Wort und Bild vermittelt. Preis: 19,90 Euro, ISBN 978-3-7020-1263-2 entgeltliche Einschaltung

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Marienschwestern Bad Kreuzen Der größte Kneipp Garten Öster­ reichs mit Kräuterschätzen, die nach der TEM (Traditionellen Europäischen Medizin) getrocknet oder zu Hydrolaten verarbeitet werden. Der Heilpflanzenraum „Pharmakon“ mit Kräuterküchenapotheke bietet das ansprechende Ambiente für Kräuterworkshops, Räucherworkshops u. v. m. www.kneippen.at Tel. 07266/62 81

Manfred Neuhold: Gewürze aus dem

eigenem Garten. Anbau, Ernte und Verwendung. Mehr als 50 Gewürzkräuter, die sich im Garten, oft aber auch in einem Blumen­ topf oder Balkonkistchen ziehen lassen, werden hier ausführlich vorgestellt. Preis: 16,90 Euro, ISBN 978-3-7020-1401-8

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Der Kräutergarten auf einem ehemals verwahrlosten Pfarrgrundstück bereitet den Großen (Eröffnungsfest rechts) und Kleinen Freude.

L. Stockhammer

Wie in Braunau-St. Franziskus ein Kräutergarten entstand

Eine Hundewiese duftet neu Lange war das Grundstück vor dem Pfarrzentrum St. Franziskus in Braunau eine unansehnliche „Hundewiese“. Dann brachten es eine Landesausstellung und viele fleißige Hände zum Blühen.

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chon seit der Pfarrgründung 1976 lag der etwa 800 Quadratmeter große Pfarrgrund neben dem Pfarrzentrum St. Franziskus brach. „Ursprünglich war der Grund dafür vorgesehen, eine Kirche darauf zu bauen“, erzählt Pfarrassistentin Dagmar Ruhm. Aber auch nachdem 2002 der Pfarrsaal als Kirchenraum adaptiert werden konnte, brauchte es noch ein paar Jahre und einen Anstoß von außen – die Oberösterreichische Landesausstellung –, um daraus einen duftenden Kräutergarten entstehen zu lassen. „Bis wir uns nun endlich um die Verschönerung kümmern konnten, war es eine etwas unansehnliche Hundewiese“, meint Ruhm. „Aber das ist nun Gott sei Dank vorbei!“

Garten statt Bier. Die Landesausstellung 2012 brachte das Thema „Habsburger und Wittelsbacher“ nach Braunau und die Pfarre überlegte zunächst, mit einem BierbrauWorkshop teilzunehmen. „Aber ein Braunauer Wirt brachte uns auf den Gedanken, aus dem Pfarrgrundstück einen Art Klostergarten mit Kräutern zu machen“, erzählt Dagmar Ruhm. Der Pfarrgemeinderat fasste 2011 den Beschluss für die Umgestaltung. Lore Zarl, PGR-Obfrau, hat Gartenbau studiert und übernahm die fachlich-kompetente Leitung. Mit Erdäpfeln begonnen. Zunächst war es notwendig, die Erde für den Anbau der Kräuter ordentlich aufzulockern. Diese Arbeit erledigten Erdäpfel, die ein Ranshofener Biobauer samt Bodenbearbeitung mit seinem Traktor zur Verfügung stellte. Keiner hätte es für möglich gehalten, es wurden 800 kg Kartoffel geerntet! Der Boden war nun aufbereitet, man konnte mit dem Anlegen des Gartens beginnen. „Die Pfarre hat sämtliche Pflanzen geschenkt bekommen“, sagt Dagmar Ruhm. In der Zwischenzeit seien es sicher mehr als 40 verschiedene Kräuter, meint sie. Dazu wurde ein Geviert angelegt, das durch einen Kiesweg kreuz-

IMPRESSUM: inpuncto garten ist das gemeinsame Magazin von KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus, St. Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; Sonntagsblatt für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER SONNTAG, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Redaktionsleitung: Hans Baumgartner, 0662/88 44 521, hans.baumgartner@kirchenzeitung.at. Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, Marketing-Kooperation der Kirchenzeitungen, 0662/88 44 523, mako@kirchenzeitung.at. Grafik: Egger & Lerch. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck und Verlags-GmbH. 3100 St. Pölten. Gesamtauflage des Magazins inpuncto garten: 125.000 Exemplare. Am 16. Mai 2013 erscheint das Magazin inpuncto zur Langen Nacht der Kirchen.

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förmig geteilt wird. In jedem Viertel, die die Jahreszeiten symbolisieren, steht eine Solitärpflanze. Daneben befindet sich der zweiteilige Kräutergarten. Von den Pfarrangehörigen wurde der Kräutergarten sehr positiv aufgenommen. Für die Schulkinder der gegenüberliegenden Volksschule ist es zudem eine tolle Möglichkeit für einen praxisnahen Unterricht. Likör und Fleiß. Zur Finanzierung wurde während der Landesausstellung an die Besucher Salbei-, Holler- und Rotwein-Likör verkauft. „Franzl“, der Rotwein-Likör, ist schon mehrere Jahre offizieller Pfarrlikör. Und Dagmar Ruhm arbeitet ständig an weiteren Rezepturen. „Aber leistbar wurde das Ganze nur durch den persönlichen Einsatz vieler Pfarrangehöriger. Den harten Kern der Fleißigen bilden etwa zehn Leute, die zum Beispiel Unkraut jäten, gießen und mähen“, hebt Ruhm hervor. Besonders erfinderisch war man im Umgang mit Hundebesitzern. In Eigenproduktion wurde ein HundesackerlAutomat gebaut, versehen mit einem selbst gemalten Ölbild. Bis auf ein paar Unbelehrbare nehmen auch alle diese Aufforderung wahr. l Brigitta Hasch

gedruckt nach der Richtlinie „Druck­ erzeugnisse“ des Öster­reichischen Umweltzeichens, -gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ NP DRUCK, UW-Nr. 808Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 8 des Österreichischen


Frisches Gemüse aus dem Pfarrgarten

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aben Sie schon über die Pfarrgartenmauer geschaut und das rege Leben dort entdeckt“, fragte letzten Sommer Edeltraud Bale, Obfrau des Familienverbandes Satteins, einem 2.500-SeelenDorf in der Nähe von Feldkirch (Vorarlberg). Denn dort haben seit Mai 2012 neue Gärtnerinnen und viele große und kleine Helfer das Kommando übernommen. Der Wunsch, gemeinschaftlich Gemüse anzubauen, hatte schon lange bestanden. Dieses Samenkorn fand im Pfarrgarten ideale Bedingungen zum Gedeihen. Der Pfarre, die vom Nachbarort Göfis mitbetreut wird, habe man es zu verdanken, „dass wir unsere großteils ersten Gemüseanbauversuche an so einem zentralen Platz machen dürfen und dieses Gemeinschaftsprojekt zustande kommen konnte“, erzählt Daniela Ronacher vom Familienverband. „Wir sind überall auf offene Ohren und helfende Hände gestoßen.“ Dank gelte, so Bale, vor allem Pfarrmoderator Norman Buschauer für sein Entgegenkommen sowie Kaplan Varghese Noby Acharuparambil, „wenn wir mal wieder

Fleißige Hände werken gemeinsam im Pfarrgarten von Satteins. KIZ/Privat

geklingelt haben“. Helmut Hosp stand als Obmann des Obst- und Gartenbauvereins mit seinem Wissen zur Verfügung, Mechtild Metzler mit Aussaatkalendern. Im Herbst konnten die Gärtner/innen ihre erste, reiche Ernte einfahren und das Gartenbaujahr mit einem Kartoffelfeuer und einem Erntedankfest abschließen. Und darin sind sich alle einig: Auch heuer wird wieder Gemüse angebaut werden. l dietmar steinmair

Wir informieren über den Gebrauch und die Wirkung von Heilpanzen sowie über eine natürliche Lebensweise. Damit führen wir das Werk von Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger weiter. Er zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Naturheilkunde nach Hildegard, Paracelsus, Kneipp … Sein jüngerer Mitbruder und Schüler Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger OPraem., Prior im Stift Geras, ist nun sehr engagiert und erfolgreich in die Fußstapfen des Meisters getreten. Werden auch Sie Mitglied in unserem Verein „Freunde der Heilkräuter“ und genießen Sie zahlreiche Vorteile!

Eine bunte neue Garten-Heimat

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er Interkulturelle Gemeinschaftsgarten im Innsbrucker Stadtteil Wilten bietet seit 2009 Menschen unterschiedlicher nationaler, ethnischer und religiöser Herkunft – Zugewanderten und Einheimischen – die Möglichkeit, auf einem gemeinschaftlich genutzten Grundstück Gemüse, Kräuter, Blumen und andere Pflanzen zur Eigenversorgung anzubauen. Die vielfältigen persönlichen und beruflichen Hintergründe der „Gärtner/innen“ ermöglichen ein buntes, lehrreiches Mitein-

Internationaler Treff – ein Garten in Wilten.

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ander. Der interkulturelle Garten ist dadurch auch ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Neben den eigenen Beeten wurden auch gemeinschaftlich genutzte Flächen liebevoll miteinander gestaltet. Sie bieten Raum für Erholung, aber auch die Möglichleit, um miteinander zu reden und zu feiern. Die Kinder genießen dabei „in ihrem Garten“ die großzügig angelegte Sandkiste, die Rutsche und das Klettern in den Bäumen. Diese in Wilten gelebte Form der Eigenverantwortung, gemeinsamer Aktivitäten und das Tätigsein im Garten eröffnen besonders jenen, die durch das Verlassen ihrer Heimat soziale Bindungen und Zugehörigkeiten verloren haben, neue Perspektiven. Derzeit sind um die 80 Gärtnerinnen und Gärtner aus 27 verschiedenen Ländern im Projekt aktiv. Initiiert wurde der Gemeinschaftsgarten durch das Tiroler Bildungsforum – Verein für Kultur und Bildung. Im März 2012 übernahm ein eigener Verein der Gärtner/innen die Trägerschaft. Das ca. 2600 m2 große Grundstück wird dem Verein Interkultureller Gemeinschaftsgarten vom Prämonstratenserstift Wilten kostenlos zur Verfügung gestellt. l

Waren Sie schon im Kräuterpfarrer-Weidinger-Zentrum?

Es erwarten Sie Teestube, vegetarisches Vollwertrestaurant, Kräutergarten und Naturladen mit kompetenter Beratung.

Kräuterpfarrer-Weidinger-Zentrum Hauptstraße 16 A-3822 Karlstein/Thaya Tel.: 02844 / 70 70 info@kraeuterpfarrer.at www.kraeuterpfarrer.at

Reinhold Sigl

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Naturgartenbewegung aus Niederösterreich macht Schule

Alles geht – auch ökologisch Umweltschutz beginnt vor der eigenen Haustüre. Der Verein „Natur im Garten“ in Niederösterreich zeigt vor, wie das geht – und es trotzdem wächst und blüht.

wie Klostergärten, Schaugärten, Kindergarten- und Schulgärten und zunehmend auch Gemeinschaftsgärten und Therapiegärten mit einer Plakette ausgezeichnet. Sie alle entsprechen den genannten Kriterien und bieten auch manche Zusatzzuckerl wie Hochbeete, ein „wildes Eck“ oder Unterkünfte für Nützlinge an. Mit der „Garten Tulln“ und ihren 50 Schaugärten wurde 2008 ein„Leuchturmprojekt“ geschaffen, dem auch eine Akademie mit zahlreichen Treffen und Angeboten zur Weiterbildung angeschlossen ist. „Natur im Garten“ hat inzwischen auch in Norddeutschland, Südtirol und Tschechien Lizenznehmer. Ein weiteres Ziel ist, mit europäischen Partnern den ökologischen Gartenbau in der Förderpolitik der EU zu verankern.

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ie Bauern wissen in der Regel, wie viel Dünger ihre Felder brauchen. Hobbygärtner aber überdüngen oft ihre Böden, um ihrem Gemüse oder ihrem Rasen nachzuhelfen“, sagt Christoph ReiterHavlicek vom Verein „Natur im Garten“. Das war der Grund, warum Umweltberater, Agrarbehörden und das Land Niederösterreich die Aktion „Naturgarten“ begannen. „Es ging um einen Neustart“, sagt Reiter, „um deutlich zu machen: es gibt nichts im Garten, was nicht auch ökologisch geht.“ Bewusstseinsbildung, Beratung und das Vorzeigen durch Schaugärten waren die Ziele. Ein Renner. Zu einem richtigen Durchbruch kam es, als Umweltlandesrat Wolfgang Sobotka 1999 das Naturgartenprojekt – auch mit Hilfe eine EU-Life-Programms – auf das ganze Land ausdehnen konnte. Unter dem Slogan „Natur im Garten – gesund halten, was gesund hält“ wurde Gartenbau ohne Pestizide, ohne „Kunstdünger“ und ohne

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Blütenpracht – ganz natürlich. Es geht.

H. B.

Torf (zum Schutz der Moore) propagiert. Mit einem umfangreichen Informations- und Beratungsangebot gelang es, viele professionelle und private Gärtner/innen für diesen Weg zu gewinnen. Bis heute wurde über 10.000 Gärten, kleine Hausgärten ebenso

Mit-wachsen. In Vorarlberg hat sich die von Roland Mangold schon vor Jahren gegründete Stiftung Lebensqualität im Vorjahr entschlossen, das Projekt „Natur im Garten“ aufzugreifen. „Uns geht es aber nicht nur darum, dass gesunde Tomaten heranwachsen, unser Ziel ist es, dass die Menschen durch ihre Beschäftigung mit naturnahem Gartenbau selber wachsen und an Lebensqualität gewinnen“, sagt Mangold. Dazu soll es auch ein Bildungs-Forschungsprogramm geben. l Hans Baumgartner Infos: www.naturimgarten.at


Ein Besuch, der sich lohnt!

Der Garten in Qualitz, Mecklenburg, wird auch nach dem Verkauf des Pfarrhauses liebevoll ge­ pflegt. Das Ehepaar Schützler, Mitglied im Gartennetzwerk „Hortus oecumenicus“, führt ein gast­ freundliches Haus und einen offenen Garten. Pastor Arnd Heling in seinem Baumgarten. E. Schützler

„Hortus oecumenicus“ – Kirchliche Gärten in Norddeutschland

Umwelt hautnah Ob im Internet oder in Zeitschriftenläden: Garten ist heute ein Megathema. Für die Kirche ein „aufgelegter Elfer“, meint Arnd Heling, Pastor im norddeutschen Schönwalde.

M

it dem von ihm gegründeten Garten­ netzwerk hat der evangelische Pastor Arnd Heling den Anstoß gegeben, dass viele Pfarrgärten in Norddeutschland wieder zum Blühen gebracht und öffentlich zugänglich wurden. Auf dem Weg dorthin mussten nicht nur aus den Gärten manche Steine aus den Weg geräumt werden. Ein Netzwerk. Als Oberkirchenrat für Grundsatzfragen der evangelischen Kirche in Norddeutschland wollte Heling das Umweltthema stärker in den Vordergrund rücken. Um dieses Engagement längerfristig abzusichern, setzte er sich für die Gründung einer Umweltstiftung ein und holte sich dafür auch die katholische Erzdiözese Hamburg an Bord. „Wenn es ein Thema gibt, das heute den Kirchen unter den Nägeln brennen sollte und das sich für die praktische Ökumene geradezu ideal eignet, dann ist das die Umweltverantwortung“, sagt er.

Und obwohl wir dann von den Kirchen keine fixen Geldmittel bekamen, konnten wir doch eine Reihe von Projekten umsetzen. Eines davon war die Gründung eines Gartennetzwerkes. Dafür gab es mehrere Gründe: „Einmal ist das Thema Garten heute etwas, das viele Menschen interessiert und das sich für uns als Kirche hervorragend eignet, Umweltverantwortung praktisch an die Menschen heranzubringen. Ein weiterer Grund war, dass es bei uns auf dem Land viele alte Pfarrgärten gibt, die früher zur Versorgung der evangelischen Pfarrfamilien mit Obst, Gemüse oder Honig ganz wichtig waren, jetzt aber vielfach verwahrlost sind. Und schließlich konnten wir da aus unserer Geldnot eine Tugend machen und die Gärten zu einem Mitmachprojekt der ganzen Gemeinde machen.“ Oasen. Mitten im Aufbau des Netzwerkes lösten die Kirchen die Umweltstiftung auf. „Wir hatten damals aber schon so viele Interessierte aus Pfarren, Bildungshäusern, Klöstern und aus dem Bereich der Gartenbaufachleute, die nicht aufgeben wollten.“ So wurde vor einem Jahr der Verein „Hortus oecumenicus“ gegründet, der in 60 Gemeinden Projekte unterstützt und damit auch Oasen schafft, wo die Menschen zur Ruhe kommen können. l Hans Baumgartner Infos: www.hortus-oecumenicus.de

Das Kräuterpfarrer-WeidingerZentrum in Karlstein/Thaya lädt ein: Erleben Sie im Kräutergarten Heilkräuter aus der Nähe. In einer Ausstellung erfahren Sie Wissenswertes über das Leben und Wirken von Kräuterpfarrer Weidinger mit Einblick in seine Bücher, in denen er einen unerschöpichen Schatz hinterlassen hat. Zu Mittag werden Sie mit einem g‘sunden und g‘schmackigen vegetarischen Vollwertmenü verwöhnt. Der Naturladen bietet ein reichhaltiges Angebot an gesunden Sachen und schönen Dingen für Körper und Seele. Kompetente Mitarbeiterinnen beraten Sie gerne!

Reisegruppen sind herzlich willkommen!

Für Ihre Gruppe (ab 10 Personen) gestalten wir gerne ein individuelles Programm mit praktischen Kräuter-Zubereitungen (z.B. Salbenrühren), Mittagessen oder Vitaljause, Vortrag, Teeverkostung, Einkaufsmöglichkeit, Beratung, Ausstellungsbesuch, Führung durch den Kräutergarten … Um Anmeldung wird gebeten! Öffnungszeiten: Di. - Fr.: 9:00 - 17:00 Uhr, Sa.: 9:00 - 15:00 Uhr, Montag sowie Sonn- und Feiertags geschlossen! Gruppen ab 10 Personen gegen Voranmeldung an allen Tagen herzlich willkommen.

Kräuterpfarrer-Weidinger-Zentrum Hauptstraße 16 A-3822 Karlstein/Thaya Tel.: 02844 / 70 70 info@kraeuterpfarrer.at www.kraeuterpfarrer.at

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Der Prediger vom Der Burgenl채nder Erich Stekovics z체chtet 3.200 verschiedene Paradeisersorten. Dabei ist er gelernter Theologe. Das Predigen hat er trotzdem nicht aufgegeben. text: Gerald Gossmann, Fotos: Gerald Gossmann und Erich Stekovics

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Paradeiserfeld G

roß wie ein Kürbis oder so klein wie Ribisel, grün wie Paprika oder verrunzelt wie vertrocknete Zwetschken. Der geübte Supermarktgeher muss zweimal hinsehen, wenn Erich Stekovics seine Paradeiser präsentiert. 3.200 verschiedene Paradeisersorten und 400 Chiliarten baut er mittlerweile an. In Frauenkirchen, seiner Heimatgemeinde. In der Regionalität seines Anbaus verstecken sich exotische Früchte. Striped Cavern nennt sich ein Paradeiser mit gelben Streifen und einer Erdbeere im Inneren. Sibirischer Finger, Dattelwein, Elfenbeinei, Feuerwerk, Glasnost heißen andere und sind mit ein Grund, warum Stekovics Paradeiserkaiser gerufen wird. Die Wandlung. Der Paradeiserkaiser hat früh begonnen. Genau gesagt als Kindergartenkind. Sein Vater Chauffeur, seine Mutter Hausfrau. Beide Nebenerwerbslandwirte mit zwei Äckern, auf denen Paprika und Paradeiser heranwuchsen, die sie auf Märkten verkauften. Während andere Kinder gerne Kaufmann spielen, wollte Erich Stekovics das Gemüse anbauen. Später wollte er Koch werden. Oder Gärtner. Mit 19 wurde er nichts von alledem, studierte Theologie, wurde Religionslehrer. Seine Mutter meinte: Lern was Gscheits. Es sollte kein Fehler sein, meint Stekovics heute. „Ich hätte in keinem Studium mehr über Lebensmittel gelernt.“

Erich Stekovics ist gläubiger Christ. Und als solcher hat er den Anbau von Gemüse nie als Arbeitsvorgang betrachtet, sondern als Geheimnis, dessen zentraler Punkt die Wandlung sei. Die Wandlung vom eingelegten Samen zur essfertigen Frucht. Das fasziniert Stekovics seit seiner Kindheit. Auf den Acker gestellt. Als seine Eltern plötzlich verstarben, kehrte er nicht mehr in den kirchlichen Dienst zurück und übernahm den stillgelegten landwirtschaftlichen Betrieb. „Es gibt Dinge, die macht man gerne. Heute mache ich Dinge, die ich sehr gerne mache.“ Stekovics konnte endlich Gärtnern, anbauen, ernten. „Ich habe mein Leben immer in die Hände Gottes gelegt“, sagt er. Gott hat ihn auf seinen Acker gestellt und Stekovics versucht ihm keine Schande zu machen. Seine Produktion ist Bio, obwohl er sich nicht darüber definieren will. Bio sei etwas Selbstverständliches für ihn, sagt er. Heute definiert er sich über die Artenvielfalt. Sogar ein Scheich aus Katar hat bei ihm angeklopft. Er hatte Stekovics im französischen Fernsehen gesehen, beim Tomatenanbau, das hat ihn fasziniert. 200 Sorten hat er sich im Burgenland ausgesucht, Stekovics hat sie ihm angebaut, so wie er es gelernt hat. Sein Plan sieht vor, dass die Frucht erst im letztem möglichen Moment geerntet wird. Die Tomaten sind dann weich, haben Risse, sind kurz vorm Platzen. Einen Transport überstehen sie dann höchstens über zwei Kilometer. Lagern lässt sich die Ware auch nicht. Aber der Geschmack ist höher. Viel höher als bei den Früchten im Supermarkt. Daher verarbeitet Stekovics 97 Prozent der Ernte und verkauft sie in Gläsern. In einem heißen Sommer. Stekovics hält auch Führungen, weil das Thema Garten boomt. Dann kommen Menschen nicht nur aus der Umgebung, sondern von Japan bis Amerika. Menschen, die einen kleinen Garten haben oder nur einen Balkon mit ein paar Töpfen für Kresse und Tomaten. Sie wollen zuschauen und lernen. Stekovics erklärt dann, dass er die Tomaten nicht bewässere. Früher hat er das gemacht. Dann kam aber der heißeste Sommer seit 200

Jahren dazwischen. Vor genau 10 Jahren. Stekovics hätte während der Hitzephasen die Tomaten nicht mehr bewässern können, sie wären schlichtweg geplatzt. Also hörte er auf zu gießen und bemerkte, dass es egal war. Seither wurde nie wieder gegossen. Die Tomaten sollen dadurch sogar besser schmecken, weil das Wasser den Tomaten nur Aroma gestohlen habe. „Die Pflanze holt sich das Wasser aus dem Boden.“ Verschobene Werte. Das Konzept fasziniert nicht nur ihn selbst. Genießer von jung bis alt kommen in sein Geschäft nach Frauenkirchen. Stekovics denkt, dass seine Kundschaft statt teuren Fernreisen oder einem protzigen Auto eher die Qualität ihrer Lebensmittel schätzen. Das seien Leute, die hellhörig werden, wenn eine Lasagne nur 1,19 kosten soll, denkt Stekovics, den es ärgert, dass Menschen heute den Garten mit einem Swimming-Pool verstellen, anstatt Gemüse anzubauen. „Die Wertigkeit hat sich verschoben.“ Und Nahrungsmittelskandale würden der Bio-Branche nicht wirklich helfen, sagt er. „Die kritische Kundschaft kommt ohnehin zu uns und die Unkritischen finden Geiz weiterhin geil.“ In seiner „Kirche“. Predigen vom verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln mag er trotzdem gerne. Ein Journalist hat einmal über ihn geschrieben: „Erich Stekovics hat die Kirche nicht verlassen, er hat sich nur einen anderen Ort gesucht, um zu predigen.“ Wenn Stekovics mit seinen Führungsgruppen über die Felder wandert, ist er automatisch Landwirt und Theologe. „Theologie steht an erster Stelle. Aber nicht aufdringlich, sondern in der Sache drinnen.“ Stekovics beschreibt dann zum Beispiel eine Pflanze in fortgeschrittenem Alter, mit trockenen Blättern. Der Theologe leuchtet in solchen Momenten unweigerlich aus ihm heraus. Die Gleichnisse sprudeln nur so. Die Zitate auch. Roland Düringer soll einmal gesagt haben: „Es ist gar nicht wichtig, was wir mit dem Garten machen. Viel wichtiger ist, was der Garten aus uns macht.“ In solchen Momenten kann Erich Stekovics den Theologen und Landwirten selbst nicht mehr auseinanderhalten. l

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Nr. 8 I 21. Febr uar 2013 I Einzelpreis: € 0,95 I 4020 Linz,Tel. 0732/76 10-39 44 I www Kapuzinerstraß e 84 I Jg. 68 .kirchenzeitung.at

W Das Schneegl öckchen durchstößt die Starre des Wint ers. WALDHÄUSL

4 Diözese. Don Bosco-Statue in Oberösterreich . 5 Oberösterreic h. „Invita-Carita s“ in Haiding. 6 Reportage. Drei Schüler/in nen und eine 100-Jährige.

10 Thema. Familienfasttag lenkt Blick auf Philippinen.

Einsenden an: KirchenZeitung, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz

ich möchte die KirchenZeitung lesen und bestelle ein Jahresabo um derzeit 45,60 Euro. Mein Abo beginnt mit der nächstfolgenden Ausgabe für mindestens ein Jahr.

Als Prämie wähle ich: das Buch „Jerusalemer Nachtgespräche“ von Georg Sporschill und Carlo M. Martini. Ich gebe meine Prämie in Form von Brennholz für 2 Wochen an das Sozialprojekt von Pater Sporschill in Siebenbürgen weiter.

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Es will Frühling Von der Papstwah l und erhoffen sich ab Mitte März erwarten viele in der kath Kirche einen neue olischen n Frühlingsaufb Benedikt XVI. ruch. Papst hat mit seinem Rücktritt die „Schneedecke “ durc gen möglich gem hstoßen und Veränderunacht.

mit Pater Georg Sporschill

werden

Instanz bleibt, über deren inne man nur rätse re Vorgänge ln kann. Vielm ehr ner „Ermutigu ngszentrale“ für soll er zu eidie Weltkirche werden. Wenn etwas ins Stock en gerät – und in der Kirche ist das der Fall –, dann braucht es dringender den Motor als So wie bisher wird die Bremsen. Der katholisc das Papstamt künf hen Kirch mehr zu gesta tig nicht Euro lten pas geht es nich e in weiten Teilen mentatoren einig sein, sind sich viele Komt gut. Vielen chen ist sie völli . g fremd geworden Jugendlisen des Vatikan Was sich hinter den Kulises dringend die abspielt, ist zu . Da braucht parent. Diözesen Unterstützung weni zu neuen An, etwa mit ausst g trans- sätzen in der Seels Bischofsernenn orge. Es braucht ehenden der ung, sind meh eine Kirche, die Menschen r auf Mutmaßungen ange wies in den Vatikan. trauen – von der Pfarre bis Begleitung. Doch en statt auf verlässliche Wenn in Kirch Wochen um einen en in diesen es bleibt die dass ein künf Hoffnung, wird gute tiger Papst auch , so ist das verb n neuen Papst gebetet decke aufbricht hier die Eisunden mit der , sodass der Vatik eine gute Zuku Bitte um nft für die Kirch an nicht eine e insgesamt. Seite 3, 12 und 21

14 Abenteuer Gottesglaube. In guten und in schlechten Zeite n. 19 Bewusst lebe n. Kleine Kugeln, große Wirkung. Mit Homöopa thie gegen Allergien . 29 Kultur. „Memento Mori “ in der Ursulinen kirche. 22 Impressum.

Die KirchenZe itung ist der „Runde Tisch “, an den Sie jede Woche e ingeladen sin d: ■ Hier erfah ren Sie Neues über G laube, Kirche und Weltgesc hehen. ■ Hier bekom men Sie Impulse für e ine bewusste Lebensgestalt ung. ■ Hier finden Sie Unterhaltung mit Niveau.

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