inpuncto kultursommer

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2012 juni2013 2013 juli

AndreAs Andreas Müller Waldhäusl

kultursommer

sonntag Tiroler

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck


StiftsmuseUm Admont, Gegenwartskunst

Klostermuseen mit überraschenden Einblicken

Erwarte das Unerwartete Viele Klöster sind nicht nur Zeugen des Glaubens, sondern auch Perlen der Kunst- und Kulturgeschichte unseres Landes. Manche bieten auch unerwartet Neues.

P. Winfried Schwab (OSB) ist Subprior, Novizenmeister und Kulturbeauftragter des Stiftes Admont. „Das Zuhören ist eine Tugend, die Künstler und Ordensleute mit­ einander verbindet.“ Kiz/Admont

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Altes und Neues verbunden. In einem Gegenwartskloster leben Gegenwartsmönche. Traditionen müssen gepflegt werden, aber eine klösterliche Gemeinschaft darf nicht in der Vergangenheit verharren. Das Stift Admont schaut auf eine große Geschichte zurück, Gegenwart und Zukunft bergen jedoch neue Herausforderungen. Nicht nur in der Pfarrseelsorge oder im Schuldienst, sondern auch im kulturellen Bereich. Das Museum des Klosters, ausgezeichnet mit dem österreichischen Museumspreis, zeigt Erwartetes aus der Vergangenheit, Kunstschätze aus allen Jahrhunderten – und Unerwartetes, etwa die größte Stiftsbibliothek und eine der größten Insektensammlungen der Welt. Ebenso unerwartet ist für viele Besucher die Sammlung österreichischer Gegenwartskunst. Vergangenheit und Gegenwart werden unter einem Dach miteinander verbunden, um den Weg in die Zukunft zu gestalten. Zeitgenössische Kunst will am Puls der Zeit horchen. Doch bereits der hl. Benedikt begann seine Ordensregel mit den Worten: „Höre, mein Sohn!“ Das Zuhören ist eine Tugend, die Künstler und Ordensleute miteinander verbindet. Dem Hören folgt das Gespräch, der Austausch über woher, wohin, warum. Eine wunderbare Gelegenheit, sich gegenseitig zu bereichern. Admont ist behindertengerecht – und innovativ. Die weltweit einzigartige, interaktive Sammlung „Jenseits des Sehens“ eröffnet Blinden und Sehenden neue Zugänge zur Kunst. Sie spricht alle Sinne an und lädt, ungewöhnlich genug, dazu ein: „Bitte berühren!“ ●

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P. Martin Spernbauer (OCist) ist Administrator des ZisterzienserStiftes Schlierbach. „Wir haben entdeckt, dass die Betriebe unseres Klosters ein attraktives Potenzial haben, den Menschen zu begegnen.“ Haijes

Begegnung ermöglichen. Ein Kloster ist ein Ort der Begegnung: Zuerst einmal begegnet der Besucher einer besonderen Lebensform: Menschen leben hier in Gemeinschaft, spüren Gott in ihrem Leben nach und halten sich frei für ihn. Das Haus, das sie bewohnen, ist oft ein Zeugnis vergangener Zeit: auch dies eine Begegnung mit Kultur und Glaubensgeschichte. Da dies in unserem Land an vielen Orten angeboten wird, oft größer und reicher als in Schlierbach, haben wir nach einer „Nische“ gesucht. Dabei entdeckten wir, dass in den Betrieben unseres Klosters ein eigenes attraktives Potenzial steckt. Wir haben unseren Käse klar positioniert als Biokäse und produzieren damit ein wertvolles Lebensmittel aus der Region. Was liegt da näher, als der Produktion in einer eigenen Schaukäserei auf die Finger blicken zu dürfen und eine Verkostung unserer Erzeugnisse im Genusszentrum anzubieten? Auf einem ganz anderen Gebiet arbeitet unsere Glasmalerei: ein Handwerksbetrieb, in dem viele Künstler ein und aus gehen. Moderne Kunst im sakralen und profanen Bereich wird zugänglich durch den Besuch in der Glasmalerei und die Ausstellungen in der Margret-Bilger-Galerie. Zusätzlich wollen wir jeweils mit einer kleinen Sonderausstellung – heuer über die NS-Zeit – zu einer Auseinandersetzung mit unserer Geschichte einladen. Wir möchten Begegnung ermöglichen, legen deswegen großen Wert auf die Qualität der Führungen und flexible Zeiten. In der Begegnung liegt die Chance der Offenheit auf Gott hin. ●


Piotr Beczala singt am 13. Juli bei „Klassik am Dom“ in Linz

Formel 1 und die Musik „Ich lege Wert auf die Schönheit und die Farben der Musik“, sagt Piotr Beczala. Der lyrische Tenor begeistert in „La Bohème“ mit Anna Netrebko, in „La Traviata“ oder „Rigoletto“ – mit Stimme und mit Charme. Und er liebt Kirchenmusik. Interview: Christine Grüll

Welttenor Piotr Beczala singt in Linz Richard-Tauber-Schlager.

Sie haben im April als erster S ­ änger das neue Musiktheater in Linz ­eröffnet. Haben Sie das genossen? Es war schwierig, Zeit dafür zu finden. Umso glücklicher war ich, dass es geklappt hat. Für mich war es schön, nach meinen Lehrjahren in Linz zurückzukommen und in diesem großartigen Haus als erster Künstler zu singen. Das erfüllt mich mit Dankbarkeit. Ich habe hier viele Freunde und freue mich schon auf das Konzert auf dem Domplatz mit Opernarien und RichardTauber-Liedern. Sie haben auch zur Eröffnung des Musiktheaters den Tauber-Schlager „Dein ist mein ganzes Herz“ gesungen. Warum keine große Arie? Das Lied begleitet mich seit fast 25 Jahren, weil ich es schon als Student in Wien auf der Straße gesungen habe. Später war ich überrascht, dass Tauber ein Linzer war. Dass so ein Vorbild für Generationen von Sängern hier geboren wurde, dem wollte ich Tribut zollen. Zudem kommt: Franz Lehár oder Robert Stolz haben gezielt für diese Stimme komponiert und deswegen ist die Musik so anspruchsvoll. Sie zum Leben zu erwecken, macht mir viel Spaß. Richard Taubers Stimme in alten Aufnahmen hat Sie berührt ...

Ja. Diese Art, Musik ernst zu nehmen, ist ein Vorbild für jeden Tenor. Wenn man die Ernsthaftigkeit der Interpretation betrachtet, dann entdeckt man, dass es eine der genialsten Musiken der Welt ist. Wo ist ein Unterschied zwischen einem SchubertLied und einem Lied von Robert Stolz, zwischen „Dein ist mein ganzes Herz“ und „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“? Vielleicht ist das Blasphemie, das zu sagen, aber für mich ist da kaum einer – nur dass ersteres ein bisschen schwerer zu singen ist. Es ist großartige Musik. Wenn man es freilich nur halbherzig macht, dann kann diese Musik auch schlecht sein. So ist das mit jeder Musik. Würden Sie in einer zeitgenössischen Oper singen? Ich bin grundsätzlich nicht abgeneigt. Das Problem ist, dass die Komponisten nicht für meinen Stimmtypus schreiben. Ich habe meine Stimme auf einen lyrischen Tenor trainiert. Das ist wie Rennfahren. Wäre ich, sagen wir, ein Formel-1-Wagen, dann führe ich auch nicht einfach nur so in der Gegend herum. Das ist nicht der Sinn der Sache. Es gibt Anforderungen in meinem Fach und andere in der modernen Musik und ganz andere im Barock. Man kann nicht alles gut machen, und ich versuche das, was ich mache, bestmöglich zu machen. Das bedeutet

Johannes Ifkovits

auch, eigene Grenzen zu erkennen und zu beachten. Was gibt Ihnen sakrale Musik? Kirchenmusik singe ich sehr gern. Und es ist auch eine große Herausforderung, diese Texte des Glaubens so mit Leben zu erfüllen, dass sie Menschen berühren. Meine erste Begegnung mit kirchlicher Musik war in Linz, hier habe ich oft Bruckner gesungen, im Brucknerhaus und im Stift St. Florian. Zur Zeit singe ich nur große Formen wie das Verdi-Requiem oder Beethovens Missa ­Solemnis. Für die Krönungsmesse würde mich aber kein Dirigent engagieren, der sich mit Barock oder Mozart näher befasst – er hätte andere Vorstellungen vom Klang. l

Zur Person Piotr Beczala wurde 1966 im polnischen Czechowice-Dziedzice geboren und studierte Gesang in Kattowitz. Sein erstes Engagement hatte er am Landestheater Linz, seit 1997 ist er Mitglied des Ensembles in Zürich. Er sang bei den Salzburger Festspielen 1997 den Tamino in der „Zauberflöte“ und gastiert seither auf zahlreichen Opernbühnen von Wien bis New York. Nach Opernaufnahmen präsentiert er nun in Linz seine neue CD mit Liedern von Richard Tauber.

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Abschied JESUS: Das ist unsere letzte Nacht. Maria Magdalena, meine geliebte Jüngerin. MARIA MAGDALENA (geht verzweifelt herum): Ich halte das nicht aus! JESUS: Ich werde am dritten Tage auferstehen. MARIA MAGDALENA: Warum soll ich das glauben? JESUS: Ich sage es dir. MARIA MAGDALENA: Aber du wirst nicht bei mir sein! Du wirst nicht mit mir zusammen sein! (Er geht zu ihr und umarmt sie. Sie umarmt ihn ebenfalls, geht dann aufschluchzend weg) JESUS: Mach es mir nicht so schwer. MARIA MAGDALENA: Du machst es mir schwer! – Du kannst jetzt noch fliehen, mit mir. Gehen wir nach Ägypten! Du warst schon einmal in Ägypten, als Kind. – Lass uns heiraten. Ein guter Jude muss verheiratet sein. Du bist doch ein Mensch! Dann sei ganz Mensch, mit allem, was dazugehört! Auch die Liebe gehört dazu. die Liebe zwischen Mann und Frau! Lass uns ein Kind haben, Jesus! Ein guter Jude hat Kinder! JESUS: Ich bin das Kind. (Sie setzt sich verzweifelt nieder, weint.) JESUS: Du musst mein Wort weitertragen. Sonst werden es nur die Männer weitertragen. Und nur Männer werden am Altar stehen. (Er geht zu ihr, zieht sie hoch, schaut sie an) Ich bitte dich, sei tapfer. MARIA MAGDALENA: Ich werde es versuchen, Rabbuni. („Geliebter Meister“) JESUS: Nicht nur versuchen – tun. Sei die Tapferste der Tapferen. Man wird dich nämlich verleumden, man wird dich zur Sünderin stempeln, zur Besessenen mit den sieben Dämonen im Leib. All das, weil du eine Frau bist. Und so wird man die Frauen von meiner Nachfolge ausschließen. Darum kämpfe und sei tapfer. Du bist die Apostelin der Apostel. Text: Felix Mitterer, „Passion Erl“, Haymon-Verlag Bild: Passionsspiele Erl 2013

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Vor 70 Jahren wurde Franz Jägerstätter hingerichtet

Franz und Franziska – eine Liebesgeschichte „Eigentlich ist es ja eine Liebesgeschichte“, sagt Felix Mitterer über sein neues Stück „Jägerstätter“. Gregor Bloéb und Gerti Drassl werden bei den Sommerspielen in Haag (NÖ) Franz und Franziska sein. Christine GrüLl

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etzt ist der mit dem Kinderwagen unterwegs“, sagen zwei Schauspieler auf der Bühne. „Ist bei uns schon einmal ein Bauer mit einem Kinderwagen unterwegs gewesen? Jetzt spinnt er komplett.“ Sie sprechen über den jungen Franz Jägerstätter, dargestellt von Gregor Bloéb. Er geht mit seiner kleinen Tochter spazieren. Die Szene aus den 1930er Jahren greift Felix Mitterer in seinem neuen Stück auf. Der Autor hat zuletzt mit seinem neuen Text für die Passionsspiele in Erl in Tirol viel Aufmerksamkeit erregt. Nun zeigt er Franz Jägerstätter nicht nur als einen Mann, der von den Nationalsozialisten zum Tode verurteilt wurde. Er zeigt auch den wissbegierigen, belesenen und zweifelnden Menschen, den verliebten Mann und den liebenden Vater. Um Beistand gebeten. „Ich habe in der Kirche Franz gebeten, dass er mir beisteht“, sagt Felix Mitterer. Auf die Anfrage Gregor Bloébs, Intendant des Theatersommers Haag, ein Stück über Jägerstätter zu ­schreiben, hatte er innerhalb von Sekunden zugestimmt. „Doch dann habe ich zu zweifeln begonnen. Jägerstätters Geschichte war so schrecklich.“ Die bisherigen Theaterstücke und Verfilmungen zeichneten ein tristes Bild. So auch der Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti aus dem Jahr 1971, der Felix Mitterer tief beeindruckt hatte. Gespräche mit Franz’ Frau Franziska

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Gregor Bloéb und Gerti Drassl mit Autor Felix Mitterer. Sie wollen einen neuen Blick auf Franz Jägerstätter öffnen.

Stubauer, M. Schell/Josefstadt

und seinen Töchtern in St. Radegund haben dem Dramatiker das Schreiben jedoch erleichtert: „Franziska schilderte Franz als gläubigen, lebensfrohen und humorvollen

Franz Jägerstätter. Vor 70 Jahren, am 9. August 1943, wurder der Innviertler Bauer wegen Wehrkraftzersetzung in Berlin/Brandenburg higerichtet. Am 26. Oktober 2007 wurde er im Linzer Dom seliggesprochen. KIZ/A

Menschen.“ Bei den Gesprächen ist ihm auch bewusst geworden: Die Geschichte des Ehepaares Jägerstätter, das nur sieben Jahre miteinander erleben konnte, ist eine große Liebesgeschichte. „Daraufhin wollte ich das Theaterstück in ‚Franz und Franziska‘ umbenennen“, meint Felix Mitterer, „aber die Ankündigungen waren schon angelaufen.“ Kraft der Liebe. Mitterer stützte sich in seiner Arbeit auf die Publikationen der Biografin Erna Putz und im Besonderen auf die Briefe, die sich das Ehepaar in den dramatischen Wochen vor Jägerstätters Hinrichtung geschrieben hat. Es sind bewegende Momente, wenn im Stück Franz und Franziska aus den Briefen zitieren. Tief berührt war auch Gregor Bloéb bei den Proben. „Nur wer das Leben so liebt wie Jägerstätter, kann diesen Weg gehen. Einem nicht liebesfähigen Menschen wäre es egal gewesen, ob er mit einem totalitären System mitrennt.“ ●


Das Zawisch-Kreuz in der böhmischen Zisterzienserabtei Vyssi Brod (Hohenfurth) wird bei der ­Landesausstellung „Ate Spuren – Neue Wege“ erstmals nach 40 Jahren wieder gezeigt.

Tilmann Grüll

Landesausstellung zeigt erstmals seit 40 Jahren das Zawisch-Kreuz

Vyssi Brod und sein Juwel Nur wenige Kilometer nördlich von Bad Leonfelden (OÖ) liegt in Tschechien das Kloster Vyssi Brod (Hohenfurth). Das dort gezeigte Zawisch-Kreuz ist einer der Höhepunkte der oberösterreichischsüdböhmischen Landes­ ausstellung „Alte Spuren – Neue Wege“.

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as Zawisch-Kreuz gehört seit 2010 zu den Nationaldenkmälern der Tschechischen Republik, seine Geschichte ist abenteuerlich, seine Bedeutung geht weit über den Wert als einzigartige europäische Goldschmiedarbeit des Mittelalters hinaus. Für die Mönche des Stiftes Hohenfurth ist es vor allem ein geistlicher Schatz, der alles Gold und alle Edelsteine zur bloßen Hülle verkommen lässt. Das Zawisch-Kreuz birgt, so die Tradition, ein Stück des Kreuzes Christi; diese kleinen Holzsplitter gelten als die kostbarsten Reliquien der Christenheit.

Verworrene Wege. Die Herkunft des Kreuzes lässt sich nach wie vor nicht ganz klären. Vermutlich war es als Krönungskreuz der ungarischen Könige Teil des Kronschatzes und gelangte in Folge politischen Wirren und dynastischer Heiratspolitik in die Hände des Zawisch von Falkenstein. Dieser übergab es in den achtziger Jahren des 13. Jahrhunderts dem Stift Hohenfurth, Erbkloster seines Geschlechts, der Witigonen, und Familienkloster seiner Verwandten, der Rosenberger. Die Zisterzienserabtei war 1259 von Wok I. von Rosenberg auch mithilfe des Vaters von Zawisch gegründet worden. „Heute wird der materielle und künstlerische Wert mehr beachtet, aber unsere Vorfahren haben vor allem auf die Reliquien geschaut. Nicht nur aus religiösen Gründen, denn wer sie im Besitz hatte, konnte herrschen“, erklärt Jiri Franc, Kurator der Ausstellung in Vyssi Brod. Gestohlen. Über Jahrhunderte hindurch hielten die Hohenfurther Zisterzienser das Reliquiar in der Kapelle des heiligen Kreuzes in der Abteikirche hoch in Ehren, dann wanderte es in die Schatzkammer, bis es von den Nationalsozialisten gestohlen wurde. Die Freude der Mönche über die Rückgabe nach dem Ende der NS-Diktatur währte nicht lange. Es wurde von den Kommunisten „verstaatlicht“ und nach Prag gebracht. Die Mönche wurden abermals vertrieben und fanden großteils im Stift Rein in der

Steiermark „Asyl“. Das Zawisch-Kreuz wurde zuletzt 1970 in Prag und dann in Moskau öffentlich gezeigt. Die Heimkehr. Mit dem Fall der kommunistischen Herrschaft ist das Zawisch-Kreuz wieder nach Hohenfurth heimgekehrt. „Gott sei Dank“, sagt Jiri Franc. „Es war feucht und verschmutzt, aber es hat sich in seiner ursprünglichen Form erhalten.“ Aufgrund der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen konnte es aber nicht gezeigt werden. Erst die Landesausstellung macht das möglich. So ist das Zawisch-Kreuz nach vierzig Jahren erstmals wieder zu sehen. Wenn man auch stets seine spirituelle und politische Bedeutung betont, so ist es doch auch ein kunstgeschichtlich einzigartiges Werk, vor dem man steht und staunt. Franc: „Es gibt in Europa kein zweites Kreuz, das mit so vielen Edelsteinen von dieser Qualität geschmückt ist.“ Auf der Rückseite des 70 Zentimeter hohen Kreuzes finden sich kunstvolle Emailmedaillons, die Apostel- und Heiligenporträts zeigen. Das Zawisch-Kreuz ist unbestritten der Höhepunkt der Ausstellung im Kloster Vyssi Brod; aber die gotische Abteikirche und viele ebenfalls erstmals wieder gezeigte Tafelbilder sowie die berühmte Bibliothek sind weitere Gründe, Hohenfurth zu besuchen. ● Josef Wallner

www.landesausstellung.com

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Marseille – Europäische Kulturhauptstadt 2013

Schattendach und

Neue Stadtblicke. Über dem „Schattendach“ La Major und ein Luxusliner. Alter Hafen im Licht der neuen Festbeleuchtung.

Seit einem halben Jahr lebt der Vorarlberger Walter Buder in der Nähe von Marseille, der Europäischen Kulturhauptstadt 2013. Er beschreibt eine Metropole zwischen Aufbruch und Krise. Walter Buder

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m Herzen von Marseille, um den Alten Hafen herum, wo einen die „Seele“ der Stadt umweht, ist es ziemlich ruhig. „La Grande Clameur“ – also das große Trara, Geschrei und Getöse – gab es zu Jahresbeginn, als die Eröffnung der Kulturhauptstadt 2013 anstand. Eine halbe Million Menschen, Leute aus der Stadt, der Umgebung und aus ganz Europa, bekam ein üppiges, farbenprächtiges Spektakel geboten. Das durchkomponierte, artistisch-künstlerische Gesamtkunstwerk aus Licht, Klang und Bewegung faszinierte die Marseillais. Ihre Stadt so zu sehen und sie so als Lebensraum neu zu erkennen, das war für viele berührend. Genau 147,85 Meter über dem Vieux Port leuchtete das Wahrzeichen der Stadt, die Basilika „Notre-Dame de la Garde“, in die Nacht. Spätestens jetzt muss ich an den im Jahr 2000 verstorbenen Journalisten und Romanautor Jean-Claude Izzo denken, der im Schlusswort seiner Marseille-Trilogie warnt: „Nur die Stadt ist wirklich. Marseille. Und alle, die dort leben.“ Keine aufgesetzte Show. Die Stadt selbst war das Erlebnis.

Der Umbau. Marseille ist für die Franzosen eine Hassliebe. Da passt es ins Bild, dass der „Underdog“ für sein volksnahes Eröffnungsfest medial heruntergeputzt wurde: Kultureller Schnee von gestern, hieß es, ärmlich und banal. Ein Schuss Neid, eine Prise Eifersucht sind da wohl auch dabei, denn Marseille definiert sich in diesen Tagen neu. Mit einem Haufen Geld aus Paris, Brüssel und internationalen Investoren arbeitet die Kulturhauptstadt an ihrem neuen Image: Euroméditerranée heißt das Zauberwort. Der Auf-, Um- und Neubau der Stadt zu einer europäischen Metropole am Mittelmeer ist voll im Gange. Mit Stolz. Inzwischen entdecken Einheimische – mit einem gewissen Stolz (!), mit Freude, Begeisterung und Interesse –, was sich hinter den Bauzäunen getan hat. Sie sehen, was sich Künstler/innen und Architekten/ innen ausgedacht haben. Zum Beispiel: die verkehrsberuhigte Fußgängerzone um den Alten Hafen – magnifique! Da geht einem das Herz auf, in diesem weiten, zum Meer hin offenen Raum, der durch das zehn Meter über dem Boden


Schattenseiten

Menschen: neues Leben im alten Korbmacherviertel und „Notre-Dame de la Garde“ als Tattoo auf der Brust.

schwebende Schattendach – L’Ombrière – aus schwarzen, polierten Inox-Stahlplatten akzentuiert wird. Diese gelassene Eleganz entspricht dem natürlichen Charme Marseilles. Oder: das Korbmacher-Viertel (Panier) mit der Vieille Charité und der Kathedrale „La Major“, seinen renovierten Häusern, Boutiquen, Bistros und Restaurants an den schönen Plätzen. Oder: die atemberaubend schöne „Kulturachse“ vom Fort St. Jean zum Hafen „La Joliette“ hinunter. Rudy Ricciotti hat das alte Fort aus der Zeit Ludwig XIV. – und mit ihm die Altstadt – über zwei Fußgänger-Brücken mit „seinem“ MuCem, dem Museum für europäische und mediterrane Zivilisationen, verbunden – einem Kubus, in dem sich die ganze Umgebung spiegelt. Wer immer hier flaniert, versteht intuitiv, was „Euroméditerranée“ meinen soll, hier an der kontinentalen Nahtstelle Europas zum Mittelmeerraum. Marseille, hört man hier, ist nicht eine, sondern DIE Schnittstelle, wenn es um die Gestaltung einer europäischen Identität geht, die sich weit klarer als bisher – auch (!) – vom Mittelmeer her, vom Süden her inspirieren lässt.

Aufgeweckt. Der massive Input an Kultur, der durchaus die breite Masse erreicht, wirkt nach. In Marseille erwacht ein neues Selbstbewusstsein: Immer mehr stehen auf gegen die soziale Misere. Die Situation in den nördlichen Quartiers ist bedrohlich. Massive Jugendarbeitslosigkeit, Drogenkriminalität und offene, brutale Gewalt der jugendlichen Drogenkings bedrohen das Leben der Mehrheit der dort lebenden Bürger/innen. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Es sei keine Priorität, die Verkehrsverbindungen dieser Stadtviertel ins „Herz“ der Stadt zu erleichtern, wird Bürgermeister Gaudin zitiert. Das kam nicht gut an! „Wir haben die Schnauze voll“ stand auf den Transparenten der Demo in Malpassé und „Hört endlich mit der Gewalt auf!“. Die Forderung nach Sicherheit, Arbeits- und Ausbildungsplätzen, besserer Infrastruktur und mehr Mitteln für Bildung und soziale Entwicklung ist klar. Es gibt Siedlungen, die für Tausende Menschen gebaut wurden, wo kein Spiel- und Sportplatz, kein Raum für soziale Interaktionen besteht. In den letzten 70 Jahre, sagen die Forscher, seien in der Stadt Marseille die „tragenden

Buder (3), ishmen/ecomedia

Säulen“ eines funktionierenden Gemeinwesens ein- oder weggebrochen. Durch ständigen Zuzug und den Einbruch der alten Industrie ist ein riesiger „Sozialraum“ entstanden. Kaum jemand hat zu glauben gewagt, dass Marseille überhaupt als „Europäische Kulturhauptstadt“ in Frage käme. Es ist anders gekommen. Die Kraft. Wer jemals oben in der Basilika „Unserer lieben Frau von der guten Wacht“ die Votivbilder an den Wänden näher betrachtet hat, weiß um die Kraft, die das geringste Quäntchen Glauben haben kann. Und: „La Bonne Mère“, die gute Mutter, liebt alle ihre Kinder, ohne Ausnahme. Henry Quinson teilt diese Sicht der Dinge. Er ist katholischer Mönch und lebt seit den 90er Jahren mit seiner kleinen Fraternité St. Paul in einer der riesigen, gesichtslosen Wohnanlagen in der Kulturhauptstadt. Und Jacques Loew (1908–1999) schwitzte aus ähnlichen Motiven in den 1940er Jahren drei Jahre lang als Arbeiterpriester in den Docks von Marseille. Marseille, das war und ist – in jeder Hinsicht – eine Beziehungsgeschichte, und oft auch eine Liebesgeschichte. ●

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Brot – ein Thema im Diözesanmuseum Graz und der Landesausstellung in Niederösterreich

Mit eigenen Händen Der Grazer Bäckermeister Heinz Werner Regula stutzt: „Sie fangen mit einer harten Frage an. Aber: Ja, für mich persönlich ist Bäcker ein Traumberuf.“ Johann Bauer

Das eigene Werk. Mit den Händen Kontakt mit dem Teig zu haben, gefalle ihm, sagt Bäcker Regula. Selbst in großen Betrieben seien die Hände sensibler als elektronische Sensoren. Was er in der Nacht „mit eigener Hände Kraft“ schaffe, sei am Tag fertig, er sehe „das vollbrachte Werk“, sinniert der Handwerker. Als er bei der Eröffnung der Sommerausstellung im Grazer Diözesanmuseum „Achtung BROT. Alltag – Brauchtum – Glaube“ sprach, merkte man: Er liebt seinen Beruf.

Bäckermeister Heinz Werner Regula. In seinem Betrieb wird noch viel mit der Hand gemacht. HR

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m kleinen Geschäft der Familie Regula in der Reitschulgasse hängt der erste Gewerbeschein von 1867. Im Andenken an den Vornamen des Ururgroßvaters bäckt der Chef mit seiner Frau und seinen Söhnen bis heute das „Josefbrot“. Und er will auch seinen dreijährigen Enkel dazu erziehen, der „erblichen Vorbelastung“ treu zu bleiben.

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„Glaubensfrage“. Um ein Uhr in der Nacht fängt im Familienbetrieb Regula die Teigbereitung für die Mischmaschine an. „Mit der Hand mischt heute niemand mehr, sonst hätten alle Muskeln wie der Arnold Schwarzenegger“, schildert der Meister. Handarbeit wird in seinem Betrieb dennoch großgeschrieben. Kaisersemmeln werden bis heute ohne Maschine geformt, mit einem Stempel in der Mitte seien es „Kärntner Semmeln“. Andererseits stehe die Automatisierung heute auf einem Höhepunkt, sogar Brezen könne man maschinell formen. Vor einer „Glaubensentscheidung“ stehen „stolze Handwerksbetriebe“ wie seiner, beschreibt Heinz Regula: „Bin ich ein Arbeitgeber, der Mitarbeiter beschäftigt und Lehrplätze schafft, oder schaue ich auf die Masse, die ich nur über einen billigen Preis anbringe?“ Mit „Kampfpreisen“ für maschinell erzeugtes Brot mache der Handel vielen Bäckern das Leben schwer. „Brot darf nichts kosten“, gelte für viele Konsumenten. Wenn Betriebe zusperren, gehe ein Stück Kultur verloren. Auch wenn eine Firma die andere aufkaufe, übernehme sie nicht deren Sortenvielfalt.

Lockmittel Brot. Das einst in Bäckerkreisen verpönte „Aufbacken“ von aufgetauten Backwaren diene als „Lockmittel“ für viele Kunden, weil sie „etwas Warmes wollen“, vermutet der Innungsmeister. Bisweilen werden die Produkte im Ausland industriell gefertigt, „der Transport spielt anscheinend keine Rolle“. Nach ein paar Stunden sei dieses aufgebackene Brot weniger frisch als das in der Nacht vom Bäcker hergestellte. Wenn Kunden wegen des warmen Brotes ein bestimmtes Einkaufszentrum wählen, kaufen sie hier auch die anderen Lebensmittel, und das bringe die Konkurrenten wieder unter Druck, selber auch „aufzubacken“. Die Zahl der gewerblichen Bäckerbetriebe sei in den vergangenen 50 Jahren allein in Graz von 101 auf 19 zurückgegangen. Viele Konsumenten kaufen mit dem Auto ein, wollen nur ein Mal stehenbleiben und nehmen daher alles im Supermarkt, bedauert Heinz Regula. Er wolle „das Bewusstsein der mündigen Konsumenten schärfen, damit sie wenigstens hin und wieder zum Bäcker gehen“, sagt Regula. Achtung vor Lebensmitteln. Während der Österreicher in der Zeit nach dem Krieg 80 Kilo Brot im Jahr gegessen habe, seien es heute nur 43 bis 49 Kilo. Dafür sei der Fleischkonsum auf über 60 Kilo gestiegen. Fleisch habe früher „seinen Wert und seinen Preis“ gehabt und werde heute teilweise billiger angeboten als Brot, ergänzt Regula. Seiner Schwiegermutter zum Beispiel schmecke das Brot nicht, wenn sie vergesse, vor dem Anschneiden des Laibes ein Kreuz darüber zu machen, erwähnt der Grazer. Mit diesem alten Zeichen der Dankbarkeit erweise sie „dem Brot die Ehre“. Man solle dabei einen Moment über den „weiten Weg des Brotes“ nachdenken. Das Gegenteil von diesem Kreuzzeichen sei, dass ich im Supermarkt die Großpackung Toast kaufe, weil sie so billig ist, „ich brauche aber nur fünf Scheiben und 20 schmeiße ich weg, trete ich in die Biomülltonne.“ Das müsse wehtun. ● www.dioezesanmuseum.at www.noe-landesausstellung.at


Jubiläumspassion 2013

Benediktinerstift Seitenstetten

400 Jahre Passionsspiele erl

Der Vierkanter Gottes

ChriStian MeY

„Ein revolutionäres Hochamt“, „Kreuzweg in die Zukunft“, „Einzigartig“. Felix Mitterer schrieb den Text zur Jubiläumspassion, Regie führte Markus Plattner. Bis 5. Oktober 2013 jeweils am Samstag und Sonntag von 13 bis 16 Uhr. Vier zusätzliche Vorstellungen eingeschoben! www.passionsspiele.at

„Leben im Vierkanthof – wo Bauern und Mönche beten und arbeiten!“ ist der Titel der Ausstellung, die bis 31. Oktober 2013 im Stift Seitenstetten gezeigt wird. Der „Vierkanter Gottes“ beeindruckt mit seinen barocken Kunstschätzen, der einzigartigen Galerie und dem historischen Hofgarten. Entspannung und Genuss bietet der Landgasthof Stiftsmeierhof.

www.stift­seitenstetten.at Tel. 074 77/42 30 00

Landesausstellung Oberösterreich und Südböhmen

Auf neuen Wegen die Landesausstellung erkunden

Elina Garanca und Piotr Beczala zu Gast in Linz

Klassik am Dom Der in romantisch rot-blaues Licht gehüllte Dom, laue Sommerabende und Stimmen, die zum Träumen einladen, haben Klassik am Dom zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Am 4. Juli wird Elina Garanca, die oft als „Star ohne Allüren“ bezeichnet wird, bereits zum dritten Mal vor der Kulisse des Linzer Mariendoms auftreten. Anlässlich des 200. Geburtstages von Giuseppe Verdi steht dieser Abend ganz im Zeichen des italienischen Opernmeisters. Auch heuer wird die gefeierte Mezzosopranistin gemeinsam mit dem

Symphonieorchester der Volksoper Wien unter der Leitung von Karel Mark Chichon wieder das Publikum verzaubern. Ein weiterer Höhepunkt ist das Konzert von Piotr Beczala, einem der eindrucksvollsten und gefragtesten Tenöre der Gegenwart. Unter dem Motto „Dein ist mein ganzes Herz“ bringt Beczala am 13. Juli eine Hommage an einen berühmten Tenorkollegen mit Linzer Wurzeln: Richard Tauber.

Wie wird man Mönch? Wie „funktioniert“ ein Kloster? Die Sonderausstellung beantwortet solche und ähnliche Fragen und bietet einen spannenden Querschnitt von den Anfängen des Mönchtums in den Wüsten Ägyptens bis in die moderne Welt des 21. Jahrhunderts. www.stift­kremsmuenster.at Tel. 075 83/52 75-150

neue Wege er-fahren. Mit der Bahn und dem Elektroauto zur Landesausstellung! Mit dem Kombiticket „Kulturgenuss“ können Sie günstig zur Landesausstellung direkt anreisen oder ab Linz gegen einen Aufpreis von 10 Euro die Region mit einem Elektrofahrzeug erkunden. www.oeamtc.at/la2013 Mit einem Besuch bei einem der 25 Mitgliedsbetriebe der Mühlviertler Wirtshauskultur kann man den Besuch bei der Landesausstellung auch kulinarisch hervorragend ausklingen lassen. www.muehlviertler-wirtshauskultur.at www.landesausstellung.com Tel. 0720 300 305

www.klassikamdom.at Tel. 07 32/94 61 00

Hotel Kolping

Stift Kremsmünster

einBlick ins Kloster

Die diesjährige Landesausstellung gibt einen faszinierenden Überblick über Gemeinsames und Trennendes in den kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen Oberösterreich und Südböhmen. Wie bei Landesausstellungen üblich, werden auch diesmal wieder historisch bedeutsame Originalexponate im Kontext mit packenden Inszenierungen gezeigt. Für Kinder und Jugendliche gibt es eine spezielle Kinderschiene und verschiedene didaktische Vermittlungsprogramme.

Zentrales stadthotel in Linz

JUNI - NOVEMBER 2013

KLOSTER

MÖNCHTUM EINST UND HEUTE SONDERAUSSTELLUNG

tägl. 10.00 - 17.00 Uhr

Im zentral gelegenen und dennoch ruhigen Hotel Kolping*** liegt Ihnen Linz „zu Füßen“. Den Mariendom, die Landstraße und weitere Sehenswürdigkeiten erreichen Sie in ein paar Gehminuten. Es erwartet Sie ein freundlicher Service, moderne Wohlfühlzimmer sowie ein großes Frühstücksbuffet. www.hotel­kolping.at Tel. 0732-66 16 90

„Ankommen und Wohlfühlen“ ist das Motto im Hotel Kolping.

www.stift-kremsmuenster.at • tourismus@stift-kremsmuenster.at • Tel.: 07583 5275 150

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Die „Musikpastoral“ des Stiftes Wilten (Innsbruck)

Musik. Sie bleibet in Ewigkeit Seit es Menschen gibt, werden Feste mit Musik gefeiert – auch christliche. Musik ist eine Sprache, die unsere Herzen anrührt.

F

ür den Abt des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten in Innsbruck, Raimund Schreier, hat die christliche Liturgie zwei Sprachen, die Sprache der Klänge und die Sprache der Worte. „Beide Sprachen müssen in einer guten Balance stehen, um bei den Menschen anzukommen.“ Für ihn ist „die Musik nicht Untermalung, nicht Umrahmung, nicht Dekoration des Gottesdienstes. Sie ist selbst Liturgie – in der Sprache der Töne.“ Die Musik ist damit ein zentrales Element der Verkündigung, des Dialoges. Im Buch Nehemia des Alten Testamentes steht der wunderbare Satz: „Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn ist

eure Stärke“ (Neh 8,10). Wenn unser Glaube Kraft schöpft aus dieser Freude an Gott, dann wird er diese Freude ausdrücken im Lob. Deshalb ist das Gotteslob die beste und schönste Antwort auf Gott, der Sinn und Ziel unseres Lebens ist. Jedes Amen, jedes Halleluja, jeder Hymnus ist eigentlich eine fundamentale Bejahung Gottes und ein wichtiges Glaubensbekenntnis: Ich glaube an Gott, der meine Freude ist! „Gerade heute ist Gotteslob das wichtigste Glaubenszeugnis, das allen Christen aufgetragen ist“, schreibt Abt Raimund im Vorwort des Jahresprogrammes 2013 der Musica Sacra Wilthinensis, der Kirchenmusik im Stift Wilten. Gestufte Feierlichkeit. Die Chorherren des Stiftes Wilten kommen jeden Tag zum Lobpreis beim Chorgebet und in der heiligen Eucharistie zusammen. Unterstützt werden sie dabei von den drei Kirchenmusikern des Stiftes. An besonderen Festtagen singt und spielt die Capella Wilthinensis, das Haupt­ ensemble des Stiftes, alternierend mit dem

Konvent und der Gemeinde. Die Grundidee dahinter ist die sogenannte „gestufte Feierlichkeit“. Jedes Fest in Wilten wird seinem Rang im liturgischen Kalender gemäß auch kirchenmusikalisch gestaltet. Zu den bewegendsten Erlebnissen gehören für Stiftskapellmeister Norbert Matsch jene, „wenn Gemeinde und Capella, diverse Instrumente sowie die beiden Orgeln der Stiftskirche sich zu einem musikalischen Miteinander – als Ausdruck der Gemeinschaft der Gläubigen – vereinen.“ Viele Stimmen. Mit der historischen Orgel von Daniel Herz von ca. 1670 verfügt die Stiftskirche über ein besonderes Juwel. Da der Gregorianische Choral in Wilten großen Stellenwert hat, wird diese Orgel immer wieder auch alternierend mit der Schola Gregoriana gespielt. Dieses Ensemble pflegt die besondere Form des Prämonstratenser-Chorals. Neben der Capella Wilthinensis und der Schola Gregoriana gibt es mit dem Chorus Wilthinensis auch einen Laienchor. Die berühmten Wiltener Sängerknaben leisten

Theatersommer Haag

Jägerstätter

Der Theatersommer Haag ist mit der schönen Spielkulisse und der preisgekrönten Zuschauertribüne einzigartig in Österreich. styriarte – Die steirischen Festspiele bis 21. Juli 2013

Gefährliche Liebschaften Das steirische Klassik-Festival styriarte spielt unter dem Motto „Gefährliche Liebschaften“. Aufgelegt, dass man dabei in Paris Station macht, der Metropole der Liebe, und in Venedig, dem einstigen Hort der Verführung. Mit Offenbachs „Barbe-Bleue“ hält Nikolaus Harnoncourt wieder eine MusiktheaterEntdeckung für sein Publikum bereit. Die Opéra bouffe um die verwickelte, urkomische Geschichte des Frauen verschlingenden Schwerenöters Ritter Blaubart kommt mit einem Staraufgebot halbszenisch auf die Bühne der Helmut-List-Halle.

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Lanner-Walzern sowie Schuberts „Rosamunde“ sind zwei weitere styriarte-Abende mit Harnoncourt gewidmet. Dazu gesellt sich eine Vielzahl an wunderbaren Musikerinnen und Musikern mit Konzerten unter so vielsagenden Titeln wie „Auf der Liebesinsel“, „Unsterbliche Geliebte“ oder „Küssen und beißen“. An 54 Terminen überschwemmt die styriarte Graz mit großen Gefühlen – eintauchen wärmstens empfohlen! www.styriarte.com Tel. 0316/825 000 www.graztourismus.at

kultursommer

„Jägerstätter“ erzählt die Geschichte eines weltoffenen Mannes, seiner tiefen Liebe zu seiner Frau und seiner inneren Qualen, die er aufgrund seiner Entscheidung – den Wehrdienst zu verweigern – durchmacht. Franz Jägerstätter war keineswegs ein sturer, depressiver „Betbruder“ und kein Außenseiter. Vielmehr war Franz ein fröhlicher, aufrechter, tatkräftiger Mensch: Als erster Radegunder besaß er ein Motorrad, als erster schob er den Kinderwagen durch das Dorf. Sein Leben verändert sich, als er 1943 den Wehrdienst aus Gewissensgründen verweigert. Felix Mitterer zeigt eine emotionale Liebesgeschichte, die uns lehren soll, auch einmal „Nein“

zu sagen. Und von Jägerstätters Konsequenz, die uns weniger Mutigen ein Stachel im Fleisch ist. Premiere: 3. Juli letzte Vorstellung: 9. August Beginn jeweils um 20.30 Uhr weitere Infos: www.theatersommer.at Karten: 074 34/44 600 oder reservierung@theatersommer.at


nicht nur einen wesentlichen Beitrag zur Kirchenmusik, sie sind auch aus pädagogischer Sicht unverzichtbar. Im Dialog. „Als Ort des Dialoges, als geistliches und kulturelles Zentrum müssen wir mit den Menschen von heute in Kontakt bleiben“, sagt Abt Raimund. Die Musik sei dafür eine besonders geeignete Sprache. Eine besondere Form der Verkündigung stellt in Wilten die mehrmals im Jahr veranstaltete Reihe „Geistliche Abendmusik“ dar. Eine gute Erklärung für die Bedeutung des musizierten Lobes hat Abt Raimund in einem alten Spruch gefunden, den er weiterschenken will als Ansporn, Gott während des Tages immer wieder zu loben: „Wenn einst in der letzten Zeit alle Ding wie Rauch vergehen, bleibet in der Ewigkeit doch die Musik noch bestehen. Weil die Engel insgemein selbsten Musikanten sein.“ ● Reinhold Sigl

www.stift-wilten.at

Neben der Capella Wilthinensis prägen im Innsbrucker Prämonstratenser-Stift drei weitere Vokalensembles die Gestaltung von Gottesdiensten und Geistlichen Abendmusiken. Für Abt Raimund Schreier ist Musik lebendige Verkündigung. Stift Wilten

Grund zum Feiern Das gemütliche Bildungshaus der Fokolar-Bewegung lädt ein

Erholsame Kulturwoche in Wien Genießen Sie vom 4. bis 11. oder vom 11. bis 18. August in ruhiger Lage am Wienerwald die kulturellen Höhepunkte und Spezialitäten der „Welthauptstadt der Musik“. Oder besuchen Sie Schloss Schönbrunn mit dem ältesten Tiergarten der Welt,

die Wiener Kaffeehäuser mit ihren typischen „Mehlspeisen“ oder einen Walzerabend. Das Bildungshaus mit Hauskapelle, flexibel und persönlich geführt, ist bemüht, dass sich alle Gäste bestmöglich erholen. Ob Einzelne, Kleingruppen oder Familien: Alle sollen sich zuhause fühlen. Von Innsbruck nach Wien: in nur 4 Stunden mit dem Railjet. www.amspiegeln.at Anfragen, ganzjährig an: Mariapolizentrum AM SPIEGELN Johann-Hörbiger-Gasse 30 1230 Wien, Tel. 01/88 93 093 email@amspiegeln.at

Vier traditionsreiche Klöster in Österreich feiern heuer ihre Gründungsjubiläen. Die Tiroler Stifte St. Georgenberg-Fiecht (Benediktiner) und Wilten (Prämonstratenser Chorherren) sind Reformgründungen des Brixner Bischofs Reginbert. 1138 unterzeichnete Papst Innozenz II. die „Schutzbriefe“ für die beiden Klostergemeinschaften. Ebenfalls 875 Jahre alt ist die Zisterzienserabtei Zwettl im Waldviertel, die mit ihren romanischen, gotischen und barocken Bauteilen beeindruckt. Seit 850 Jahren besteht das Augustiner-Chorherrenstift Vorau im steirischen Joggelland – mit seinen HackhoferFresken und seiner Bibliothek ein Juwel. Zisterzienserstift

875 Jahre Zwettl Die Zisterziensermönche im Waldviertel feiern das Jubiläum des Stiftes am 14. September 2013 um 18.00 Uhr mit einem großen Festkonzert zur Wiedereröffnung ihrer Stiftskirche. Tags darauf (15. September) folgt ab 14.00 Uhr ein Pontifikalhochamt mit anschließendem Festakt. www.stift-zwettl.at Tel. 028 22/20 202-17

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Der andere Urlaub: gemeinsam singen und musizieren

Lady Gaga im Haydn Jedes Jahr im Juli wird Eisenstadt für eine Woche lang zur Hauptstadt der Vokalmusik. Hunderte Singbegeisterte aus allen Teilen Österreichs lassen Schloss Esterházy rocken. Walter Fikisz

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inmal im Jahr gehen alle Fenster des Haydnsaals auf Schloss Esterházy gleichzeitig auf. 600 Besucher sitzen dann 130 Sänger/innen gegenüber. Spätestens bei Robbie Williams’ „Let me entertain you“ aus 130 gut trainierten Kehlen wird die Luft im Saal einfach zu dick, die Stimmung zu heiß, das Feuer der Begeisterung sprengt den Konzertsaal. Wo üblicherweise zarte Klassiktöne erklingen, geben die Teilnehmer/innen der Vokalsommerakademie zum Besten, wofür sie vier Tage lang hart geprobt haben. Seit mittlerweile 15 Jahren lockt Jonny Pinter jeden Sommer Hunderte rock-, pop- und jazzbegeisterte Sänger/ innen aus ganz Österreich und Deutschland für ein paar Tage nach Eisenstadt. Im großen Chorworkshop werden in der Orangerie der Esterházys Hits von Rockund Poplegenden wie Michael Jackson, Queen, Tina Turner, Cher oder Lady Gaga einstudiert. Vier Tage volle Power. Dieses Jahr liegen Werke von jüngeren Bands wie Fun, Nickelback oder Snow Petrol auf Jonny Pinters selbst arrangiertem Notenstapel.

Nach einer Aufwärmphase wird dieser dann vier Tage lang abgearbeitet. Stück für Stück, Stimme für Stimme, Note für Note. „Natürlich kommt man da auch manchmal zu einem Punkt, wo man ziemlich durchhängt und sich fragt: Was passt noch in den Kopf hinein? Es ist schon alles voll mit Noten und Rhythmen!“ Gegen Ende steigt dann aber die Spannung wieder, weiß der VollblutChorleiter: „Da kommt die Konzentration, da merkt man: Jetzt fängt’s an zu grooven.“ Wenn dann die Band zum Abschlusskonzert dazukommt und der Tontechniker ein kompaktes Klangbild aufbaut, ist alles perfekt: „Da hat man sich vier Tage durchgerackert. Und auf einmal geht das Ganze auf und jeder hat seinen Spaß, und du merkst, wie der Saal von Minute zu Minute voller mit Klang wird.“

James Moore, Gospelsänger und Komponist, ist mit an Bord in Eisenstadt.

Andreas Müller (2)

IMPRESSUM: inpuncto kultursommer ist das gemeinsame Magazin von KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus, St.-Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; Sonntagsblatt für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Redaktionsleitung: Hans Baumgartner, 0662/88 44 521, hans.baumgartner@kirchenzeitung.at. Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, Marketing-Kooperation der Kirchenzeitungen, 0662/88 44 523, mako@kirchenzeitung.at. Grafik: Egger & Lerch. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck- und Verlags-GmbH, 3100 St. Pölten. Inpuncto Gesamtauflage: 115.000 Exemplare. Am 31. Oktober 2013 erscheint das Magazin inpuncto gotteslob.

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Intimer Akt. Nach dem Abschlusskonzert des großen Chores geht es mit den Solo- und Ensembleklassen los: Sänger/innen ab 14 Jahren können dann zwischen Gospel, Jazz, Musical, Chanson, Rock oder Pop wählen. „Es gibt bei den Teilnehmern zwei Fraktionen: die Profis und die leidenschaftlichen Sänger. Ich gehöre zu Zweiteren“, scherzt Ingrid Hofer aus Steyr. Die Volksschullehrerin verbringt diesen Sommer schon zum vierten Mal eine ihrer Ferienwochen in Eisenstadt. „Das Wichtigste ist, dass dabei auch die eigene Persönlichkeit rauskommen darf. Es geht nicht darum, wer der beste Sänger ist. Ich darf authentisch sein.“ Einer der Dozenten, der Austropopper Andy Baum, formuliert es so: „Singen ist so ein intimer Akt, der – ob wir wollen oder nicht – immer verrät, wie es uns geht.“ Der schönste Moment sei für ihn, „wenn eine Atmosphäre entsteht, wo man nicht mehr mit einer Vorstellung von sich selbst, sondern wirklich mit sich selbst auf die Bühne geht.“ Wer singt, ist sensibler. Darum geht es auch Organisator Jonny Pinter. Mit viel Leidenschaft versucht er, seine Teilnehmer/ innen – die meisten davon sind auch das Jahr über in kleineren Chören engagiert – musikalisch dort abzuholen, wo sie stehen. Und formt daraus ein harmonisches Ganzes. Das ist es, was Edda Böhm-Ingram aus Salzburg schon drei Mal zur Vokalsommerakademie lockte. Die Caritas-Bereichsleiterin singt üblicherweise in einem klassischen Kirchenchor, also Werke von Bach, Gounod und Haydn. Die Liebe zur Popmusik hat sie erst durchs Singen in Eisenstadt entdeckt: „Mein absolutes Highlight war die Literatur von Michael Jackson, jemand, den ich vorher überhaupt nicht mochte. Dann bin ich

gedruckt nach der Richtlinie „Druck­ erzeugnisse“ des Öster­reichischen Umweltzeichens, -gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ NP DRUCK, UW-Nr. 808Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 8 des Österreichischen


saal draufgekommen, dass er in seinem Genre mindestens so genial war wie Mozart.“ Ein Leben ohne Musik könnte sie sich nicht vorstellen. „Jemand, der musikalisch ist, ist sensibler für Menschen, geht mit anderen Menschen anders um.“ Dieses Jahr findet der große Chorworkshop „S(w)ingin’ Rockin Summer 13.ed“ vom 19. bis 21. Juli statt. Ab dem 22. Juli geht es dann im Joseph Haydn Konservatorium mit den Solo- und Ensembleklassen in den Bereichen Gospel, Jazz, Musical, C­hanson, Rock und Pop weiter. Für Männerstimmen gibt’s auch noch freie Plätze! ● www.vokalsommerakademie.at

Jonny Pinter lockt jedes Jahr rock-, pop- und jazzbegeisterte Sängerinnen und Sänger aus ganz ­Österreich nach Eisenstadt. Großes Chorsingen wird ebenso angeboten wie Solo- und Ensembleklassen.

Der Markt für Leib und Seele Vom 11. bis 14. Juli präsentieren auf dem Kapellenplatz 33 Klöster aus sechs Nationen ihre Erzeugnisse beim 10. Altöttinger Klostermarkt.

Der Besuch – ein Erlebnis Glockengießerei & Glockenmuseum | Innsbruck Tel.: 0043 / 512 / 59416 | www.GRASSMAYR.at

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Donnerstag, 11. Juli: Markteröff­ nung um 16.00 Uhr durch Bundes­ minister des Inneren Hans-Peter Friedrich. Musikalische Umrahmung durch die Stadtkapelle Altötting und die Gautrachtengruppe. Mehr als 30 Klöster aus sechs Ländern präsen­ tieren auf dem Kapellenplatz ihre Produkte. Um 20.00 Uhr Benefizkon­ zert des Polizeiorchesters Bayern im Kultur + Kongress Forum. Freitag, 12. Juli: Marktzeit 14.00 bis 20.00 Uhr Samstag, 13. Juli: Marktzeit 14.00 bis 20.00 Uhr. Um 20.00 Uhr Gottes­ dienst im Kirchenzelt neben der Basilika St. Anna und anschließend Lichter­prozession zur Gnaden­ kapelle. Sonntag, 14. Juli: Marktzeit 10.00 bis 18.00 Uhr. www.altoettinger-klostermarkt.de Info: Tel. +49 – 86 71/69 29

Altöttinger Klostermarkt. Am Marktstand der Missions­ benediktiner von Schweikl­ berg ist Bruder Ulrich im Gespräch mit Generaloberin Sr. Theodolinde und Kardinal Friedrich Wetter. t. Diehl

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