Inpuncto lndk west final

Page 1

I. R WWW.sPain.info/de Waldhäusl

W GERD NEUHOLD

Mai 2014april 2010 juni 2012april 2010

pilgern pilgern pilgern ent-grenzt geöffnet 80$)&/;&*56/( %&3 &3;%*e;&4& 4"-;#63(

80$)&/;&*56/( %&3 &3;%*e;&4& 4"-;#63(

80$)&/;&*56/( %&3 &3;%*e;&4& 4"-;#63(

sonntag sonntag Kirche bunt Der Sonntag sonntag TIROLER TIROLER

Kirchenzeitungder derDiözese DiözeseInnsbruck Innsbruck Kirchenzeitung

sonntag TIROLER

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck

106252_ip_pilgern_108.indd 1

d 1

TIROLER Tiroler

Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck Die Zeitung der Erzdiözese Wien Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck

Kirche bunt

Gegründet 1848

Der Sonntag Die Zeitung der Erzdiözese Wien

106252_ip_pilgern_108.indd 1

Kirche bunt

23.03.2010 09:01:49

Gegründet 1848

23.03.2010 09:01:49

23.03.2010 09:01:49


Das II. Vatikanisch Konzil wurde vielen zum „Grenzöffner.

Die Kirche soll „grenznah“ leben, sagt Papst Franziskus

An die Grenze gehen heißt ... EMMAUS

Kraft der Liebe. MAG. KARL ROTTENSCHLAGER, LEITER DER EMMAUSGEMEINSCHAFT ST. PÖLTEN Die Realität des Bösen ist für mich oft Grenze. Martin z. B., stark alkoholisiert, verleumdet mich massiv. Ich bin wütend, überlege eine Verleumdungsklage. Doch ein Satz von Roger Schutz, ­Taize, lässt mich nicht mehr los: „Ohne Barmherzigkeit ist alles verloren.“ Martin – nun seit 10 Jahren trocken – ist heute Emmaus-Mitarbeiter und Hoffnungsträger für viele Hilfesuchende. Auferstehung geschieht dort, wo wir einen Konflikt kraft der Liebe lösen … l

KIZ/PRIVAT

Hinter den Grenzen. PFARRER MARKUS HOFMÜLLER, GEFÄNGNISSEELSORGER IN WIEN Eigentlich ist der Gefängnisseelsorger schon weiter – hinter den von der Gesellschaft e­ rrichteten Grenzen, hinter Gittern, Mauern, Stacheldrähten. Er begegnet Menschen, die Grenzen überschritten haben. Grenzen im beruflichen Alltag gibt es manche: das Korsett aus Gesetzen und Ordnungen. Die Verzweiflung über Ungerechtigkeiten (Armut, Herkunft ...). Die Trostlosigkeit mancher Biografie (Gewalt, Drogen ...). Die Unverbesserlichkeit und Uneinsichtigkeit, der Selbstbetrug hinter so manchem Rückfall … l

KIZ/PRIVAT

Begegnung wagen. EVANG. PFARRERIN BIRGIT SCHILLER, HORN-ZWETTL, NOTFALLSEELSORGERIN An Grenzen gehen heißt für mich, die Begegnung mit Menschen nicht zu scheuen, deren Lebenssicherheit gerade erschüttert wurde. Unglück und Tod machen hilflos. Was soll man sagen zu einem Menschen, dessen Leben sich von einer Minute zur anderen komplett verändert hat? Auch als „professionelle Helferin“ kenne ich die Angst vor banalen Worten, die Scheu vor dem Leid. Kraft gibt mir das Vertrauen, dass ich mich dieser Begegnung nicht alleine stellen muss. Gott kann auch die tiefste Verzweiflung überwinden. l

KIZ/PRIVAT

Grenzen verschieben. MAG. HEINZ MITTERMAYR, ORGANISATIONSREFERENT DER KAB LINZ Es verlangt Überwindung, die eigene „Komfortzone“ zu verlassen, mich außerhalb der ­geordneten Bahnen zu bewegen und mich in unsichere Grenzbereiche vorzuwagen. Konkret ­bedeutet dies, für meine Überzeugung auch auf die Straße zu gehen, bei Protesten, Blockaden (z. B. der EZB Frankfurt) und Demonstration sich den Widerständen der Mächtigen auszu­ setzen. Aufstehen – einstehen – widerstehen. Nur wenn wir an die Grenzen gehen, können wir diese in Richtung mehr Gerechtigkeit und Menschlichkeit verschieben. l

KIZ/STOCKER

Die Lange Nacht lädt immer wieder dazu ein, über Grenzen zu gehen – zu anderen Konfessionen, zu ungewöhnlichen Kunsterfahrungen, zu fremden Lebenswelten. Kirchliche „Grenzgänger“ über ihre Erfahrungen.

Berührung. MAG. GEBHARD RINGLER, LEITER DES „BRUNNEN“ IM EINKAUFSZENTRUM DEZ, INNSBRUCK An Grenzen gehen bedeutet für mich vordergründig: Aufs Ganze gehen, an das Limit der ­Belastbarkeit. Es ist ein gewisses Risiko, aber auch ein Reiz dabei: Was geht noch bzw. wie geht es aus? Beispiel Terminkalender: wann ist er wirklich voll? Zum anderen denke ich an die Haut: An dieser Begrenzung meines Körpers kann ich berührt werden und andere berühren. An den Grenzen der Begegnung mit anderen kann ich wachsen – auch an der Begegnung mit Gott. Ich treffe ihn, er trifft mich „an der Grenze“. l

2

ent-grenzt

G. NEUHOLD


Fabian Eder an den Klippen und Mauern Europas

Fahrt an die Grenzen Er hat Alfred Komareks Polt-Krimis ebenso verfilmt wie Bücher von Barbara Frischmuth und Daniel Kehlmann. Vergangene Weihnachten segelte der „Grenzgänger“ Fabian Eder an die Grenzen Europas, dorthin, wo Flüchtlinge stranden: nach Malta, Sizilien und Lampedusa. INTERVIEW: HANS BAUMGARTNER

Fabian Eder drehte an den grenzen Europas seinen aufrüttelnden Film „Keine Insel“.

Sie verbrachten die letzten Weihnachten auf Lampedusa. Wie kam es dazu? Nach der schrecklichen Katastrophe vor der Küste vor Lampedusa fragte ich mich: Wie kann so etwas geschehen? Und wie gehen wir damit um, wie gehen wir mit diesen Menschen um? Da habe ich auch die Postings in einer großen österreichischen Tageszeitung gelesen. Und mir ist dabei ganz anders geworden. Dazu kam, dass ich mitbekommen habe, dass man in der Europäischen Union dieses Problem vor der Wahl nicht mehr wirklich aufgreifen wollte. Aus Feigheit oder Angst vor einem „Ausländerwahlkampf“? Ich fand das jedenfalls absolut falsch – und machte mich mit drei Kollegen auf die Socken. Sie haben für Ihre „Filmreise“ ein Segelboot gewählt – in einer eher unwirtlichen Zeit. Warum? Das hatte mehrere Gründe: Zum einen spürt man in so einer „Nussschale“ doch eher, wie es wohl Flüchtlingen geht, die in meist völlig unzureichenden Booten in raue See geraten. Zum anderen wollten wir einen Zugang zu den Leuten finden, die in ihrem Alltag immer wieder mit dramatischen Situationen auf dem Meer konfrontiert sind, den Fischern. Und da war es sehr hilfreich, in unwirtlicher Zeit im Hafen anzukommen. In ihrer schlichten Art haben sie uns auch

bald ihr Herz geöffnet und ihre zutiefst christliche Haltung. „Wenn jemand im Wasser liegt, dann muss man ihn retten. Auch wenn man dafür bestraft wird.“ Da bekam für mich Weihnachten eine neue Dimension und ich fragte mich: Warum ist bei uns diese klare Haltung so wenig zu finden? Was war für Sie die härteste Grenzerfahrung auf dieser Reise? Dass wir es sind, die die Grenzen machen – die geografischen, die persönlichen und die politischen. Und das oft um den Preis der moralisch-ethischen Grenzüberschreitung. Ich bin da auch über mich sehr erschrocken und schäme mich noch heute über diesen „Reflex“. Als wir uns auf Malta mit einer kleinen Gruppe von Flüchtlingen trafen, die ihre Leute im geschlossenen Auffanglager (Gefängnis) mit kleinen Sachen unterstützen, habe ich beim Aussteigen doppelt überprüft, ob mein Auto ja gut zugesperrt und meine Geldtasche sicher verstaut ist. Ich frage mich noch heute: Was macht diese asylantenfeindliche Stimmung und dieses politische Unter-den-Teppich-Kehren mit uns? Und da erwarte ich mir – gerade auch von den Kirchen, deren Einrichtungen ja vor Ort und auch bei uns viel für Flüchtlinge tun –, dass sie mit anderen in eine ehrliche Aufklärungsoffensive gehen und eine

PHOTO-GRAPHIC-ART.AT

engagierte Debatte um Menschenrechte und Solidarität in Europa führen. Um was zu vermitteln? Dass wir endlich darüber reden, warum Menschen vor Kriegen und Elend fliehen und welchen Anteil wir daran haben; dass wir darüber reden, warum das reiche Europa die legalen Fluchtkorridore so dicht gemacht hat, dass z. B. Menschen aus Afrika nur mehr illegal, mit hohen Schlepperkosten und hohem Risiko über unsere Grenzen kommen; dass wir darüber reden, warum wir wirtschaftlich schwache Länder am Rande mit den Flüchtlingen allein lassen, und dass wir darüber reden, wie wir mit diesen Menschen umgehen, wenn wir sie z. B. gar nicht oder nur illegal arbeiten lassen. l Bei der Langen Nacht: Film „Keine Insel“ von Fabian Eder und Gespräch ab 22.45 Uhr in der Kapelle des Albert-Schweitzer-Hauses Wien.

ZUR PERSON Fabian Eder (50) absolvierte die Wiener Filmakademie, arbeitete als Kameramann und debütierte mit einer Barbara-FrischmuthVerfilmung als Regisseur. Seiter u. a. mehrere Tatort-Folgen, die „Polt“-Filme und bemerkenswerte Dokumentarfilme.

ent-grenzt 3


4

ent-grenzt


Über Grenzen hinweg „Irgendwann habe ich als Motto einen Vers aus Psalm 118 gewählt. Dieser heißt in unserer Übersetzung: ‚Bei allem, was vollkommen ist, stieß ich auf Grenzen, doch du allein bist unendliche Weite.‘ Das ist für mich eine Erfahrung, dass alles andere, was ich vorher in meinem Leben erlebt habe – oder was ich auch jetzt als schön oder wohltuend empfinde –, Grenzen hat.“ „Jede Beziehung oder Begegnung ist begrenzt, mit Menschen wie auch mit Gott. Selbst wenn er uns der Innerlichste ist, innerlicher als wir uns selbst, ist es trotzdem so, dass wir ihn deswegen nicht sehen und nicht greifen können. Es bleibt immer ein Abstand. Gerade die Beziehung zu Gott bleibt ein Leben lang eine Glaubensbeziehung.“ „Ich erlebe diesen Gott als jemanden, der mich immer weiter führt und von dem ich mir auch erhoffe, dass er immer weiter diesen Weg mit mir geht. Das ist einerseits, auf Gott bezogen, ein Weg, der mich immer tiefer in sein Mysterium, in sein Geheimnis hineinführt, aber auch zutiefst in das, was ich Freude nennen würde. Gott ist in sich für mich Freude. Er zieht mich immer tiefer in sich hinein, ohne dass ich glaube, dass wir jemals an ein Ende kommen. Auf mich bezogen bedeutet das auch, dass ich Gott als jemanden erlebe, der mich nach und nach aus meiner eigenen Kleinheit und Begrenztheit befreit, der mich immer wieder rausreißt aus dem, wo ich mich gerade so schön eingerichtet habe, und der mir neue Aufgaben gibt und mich wieder auf neue Wege stellt.“ ORDENSSCHWESTERN DER BENEDIKTINERABTEI MARIENDONK AM NIEDERRHEIN IM „FILM DER ANTWORTEN“ VON PEGGY UND THOMAS HENKE (SIEHE S. 6). BILD: INNERVOICE-MEDIEN; VIDEOSTILL AUS DEM „FILM DER ANTWORTEN“

ent-grenzt 5


„Film der Antworten“ von Peggy und Thomas Henke

Kein vertrauliches Geplapper Der Videokünstler Thomas Henke hat jahrelang Gespräche mit zwölf Ordensschwestern geführt. Sie geben Einblick in einen Glauben ohne Wohlfühlcharakter. CHRISTINE GRÜLL

E

s ist nicht der Sinn von Gebet, dass ich schöne Gefühle habe“, sagt die junge Schwester. Ihr Gesicht ist in Nahaufnahme zu sehen, streng umrahmt von der schwarz-weißen Ordenstracht. „Sondern dass ich mit Gott in Beziehung trete.“ Die Schwester ist eine von zwölf Benediktinerinnen, die der Videokünstler Thomas Henke drei Jahre lang mit der Kamera begleitet hat. Daraus ist ein Film entstanden, in dem weder ein kunstvoll gestalteter Klostergarten noch der Alltag der Schwestern zu sehen ist. „Film der Antworten“ führt in eine innere Welt, die sich mit den existenziellen Fragen des Lebens und des Glaubens auseinandersetzt. Der Wert eines guten Gesprächs. Vor zehn Jahren entstand die Idee, Gespräche mit Schwestern in der Abtei Mariendonk zu führen: „Ich wollte die Schwestern an diesem besonderen Ort alles fragen, was für mich als Gott-Suchender relevant ist“, sagt Thomas Henke. In der Abtei am Niederrhein leben 34 Schwestern nach den Regeln des heiligen Benedikt, die vor 1.500 Jahren verfasst wurden. Die Benediktinerinnen beschäftigen sich intensiv mit der Bibel und publizieren theologische Texte. Sie schätzen das Schweigen und damit auch den Wert

eines guten Gespräches, wie auf der Website der Abtei zu lesen ist. Das spiegelt sich im Film wider. Ein Experiment. Die Ordensschwestern entschieden sich einstimmig, an dem experimentellen Projekt teilzunehmen. Im Einzelgespräch mit Thomas Henke, der im Film unsichtbar bleibt, formulieren sie mit klaren Worten ihre Gedanken: über das Gebet, über Zweifel und Tod und über ihr eigenes Verhältnis zu Gott. „Zu einer gesunden Beziehung gehört auch eine gesunde Distanz, auch im Gebet. Das darf nicht einfach nur ein vertrauliches Geplapper sein. Die ganze Ehrfurcht vor diesem großen Herrn der Welt muss bleiben. Zugleich ist er der Vater, dem wir alles sagen dürfen“, sagt eine der Schwestern. Ordensschwestern im Videoporträt. In kurzen Sequenzen sind die Ordensschwestern auch schweigend zu sehen, unter Bäumen, in der Kirchenbank sitzend oder auf dem Weg zum Morgengebet. Meist jedoch hat der Medienkünstler mit seiner Kamera intime Gesprächssituationen geschaffen, in

ent-grenzt

denen die Persönlichkeiten eindrucksvoll zur Geltung kommen. Über 80 Stunden Filmmaterial hat Thomas Henke gemeinsam mit seiner Frau Peggy geschnitten. Sie zeigen den nun vierstündigen Film als Endlosschleife im Rahmen einer Installation, z. B. ab 16. Mai in der Kreuzschwesterngalerie in Linz. Der Film ist ein Angebot, meint Thomas Henke: „Für alle, die sich auf die inneren Bereiche des Lebens einlassen.“ l Am 23. Mai ist der Film von 19 Uhr bis Mitternacht in der Kirche der Kreuzschwestern in Linz zu sehen. Um 20 Uhr spricht Thomas Henke über seine Arbeit.

Auf der Suche nach Gott: Ordensschwester im „Film der Antworten“.

IMPRESSUM: inpuncto ent-grenzt ist das gemeinsame Magazin zur Langen Nacht der Kirchen von Der Sonntag. Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Stephansplatz 4/VI/DG, 1010 Wien; Kirche bunt. St. Pöltner Kirchenzeitung, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten; KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus. Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, St.-Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; Sonntagsblatt für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Redaktionsleitung: Hans Baumgartner, 0662/88 44 521, hans.baumgartner@kirchenzeitung. at. Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, 0662/88 44 523, mako-agentur@kirchenzeitung.at. Grafik: Egger & Lerch. Druck: Niederösterreichisches Pressehaus Druck und Verlags-GmbH. 3100 St. Pölten. inpuncto-Gesamtauflage: 160.000 Exemplare. Am 3. Juli 2014 erscheint das Magazin inpuncto kultursommer.

6

Thomas Henke ist Professor für Neue Medien an der Fachhochschule Bielefeld. Seine Experimentalund Dokumentarfilme wurden auf internationalen Filmfestivals ausgezeichnet. HENKE

INNERVOICE-MEDIEN

gedruckt nach der Richtlinie „Druck­ erzeugnisse“ des Öster­reichischen Umweltzeichens, NP DRUCK, UW-Nr. 808


Der

EINE WELT-Fußball aus fairer Produktion

Preis pro Stück

Mit einem zerschellten Boot wollte der Tiroler Künstler Anton Christian ein HÖLBLING

Mit dem Kauf dieses Balles unterstützen Sie Straßenkinderprojekte von Jugend Eine Welt in Brasilien!

Boot des Anstoßes

E

in gestrandetes Boot, Wir suchten unsere Grenzen – angelehnt an die Fassade und fanden Klippen. des Innsbrucker Doms zu Wir suchten unsere Antworten – St. Jakob. Mit dieser Installation und fanden Fragen. zur Fastenzeit wollte der TiroWir suchten unsere Gemeinschaft – ler Künstler Anton Christian und fanden Kälte. ein Mahnmal errichten für die Wir suchten unseren Frieden – vor Lampedusa ertrunkenen und fanden Sturm. Flüchtlinge – „zerschellt an den Wir suchten unser Europa – Klippen und Mauern des christund fanden keine Insel. lichen Europa“. Im inneren Teil Und welche Tür öffnest DU? des Domes stand ein Fass, in das stetig Wasser tropfte, daneben FABIAN EDER IM FILM „KEINE INSEL“. ein Steinbrocken. Die Botschaft: steter Tropfen höhlt auch den härtesten Stein – auch den der Hartherzigkeit, Gleichgültigkeit und Starre. Nach zwei Wochen, in der Nacht zum 19. März, wurde das Boot von Vandalen zerstört. Das Mahnmal wurde offenbar einigen zum Anstoß – und blieb in seinen gebrochenen Überresten „als nochmals mit Füßen getretenes Be-Denkmal“ (Dompropst Florian Huber) bis zum Ende der Fastenzeit vor dem Dom. Das erregte neue Betroffenheit – und Nachdenken. l HANS BAUMGARTNER

€ 25,95

und Kindern Jetzt bestellen rhältnissen aus ärmsten Ve g ermöglichen. un ild sb Au e ein

Nähere Informationen und Bestellmöglichkeit unter:

www.jugendeinewelt.at/shop Tel. 01 879 07 07-0 Don Bosco Service GmbH – ein Unternehmen von Jugend Eine Welt

Medizin mit Qualität und Seele.

SERY*

Mahnmal errichten. Vandalen machten daraus ein „Be-Denkmal“.

Was man über Gesundheit wissen kann, haben wir im Kopf. Aber was uns einzigartig macht, kommt aus dem Herzen. Die Vinzenz Gruppe betreibt ihre Spitäler, Pflegehäuser und Einrichtungen für Rehabilitation und Kur bewusst auf Basis christlicher Werte – kombiniert mit hoher medizinischer und pflegerischer Kompetenz und effizientem Management. Das Ergebnis: Medizin mit Qualität und Seele, die allen Menschen zugänglich ist – ohne Ansehen ihrer Konfession und ihrer sozialen Stellung. Krankenhäuser Barmherzige Schwestern Wien, Linz, Ried • Orthopädisches Spital Speising • St. Josef-Krankenhaus Wien • Krankenhaus Göttlicher Heiland • Herz-Jesu Krankenhaus • Barmherzige Schwestern Pflegehäuser •­ Kur- und Erholungszentrum Marienkron •­Herz-Kreislauf-Zentrum Bad Ischl

Der „Friedhof“ der zerschellten Boote in Lampedusa aus dem Film „Keine Insel“ von Fabian Eder (s. S. 3).

Medizin mit Qualität und Seele www.vinzenzgruppe.at

EDER

RZ vg_Inserat 96x126 Kirchenztg 2013.indd 1

ent-grenzt 7

08.04.13 12:0


Das Glitzern des Quellwassers aus 30 m Tiefe in den Kirchenraum geholt

Wenn die Quelle des Heils sichtbar wird Die Wallfahrtskirche Heiligenberg/OÖ hat ihre Augenheilquelle wieder ins Licht gerückt. Der neu gestaltete Altarraum macht den Blick frei für die Quelle, die in der Kirche fließt. Das Wasser ist in der Kirche sichtbar und glitzert in 33 m Tiefe. Mit einer Spiegelprojektion wird sie nach oben geholt.

Quellwasser im Kirchenraum. Als im Jahr 2013 eine Renovierung der Kirche anstand, wurde auch der Innenraum künstlerisch neu gestaltet. Elisabeth Kramer und Simon Hipfl erhielten dafür den Auftrag. Der Haupteingang an der Längsseite öffnet sich nun einladend zum Kirchenraum hin. Linkerhand befindet sich im hinteren Teil des Mittelschiffs der Brunnenbereich. In 33 m Tiefe fließt dort das Wasser, das im Kirchenraum geschöpft werden kann. In eine Granit-Steinwand ist das „Augenbründl“ gesetzt, das bei Berührung zart zu fließen beginnt. Bewusst hat man hier auf

ELISABETH LEITNER

E

inem verletzten Edelmann verdankt Heiligenberg die Errichtung der Kirche. So erzählt es die Legende. Ein nobler Herr verletzte sich bei der Jagd am Auge. Man wusch dem Verletzten mit dem Quellwasser die Augen – kurze Zeit später war der reiche Edelmann geheilt. Als Dank ließ er über der Quelle eine Kapelle errrichten. Im 15. Jahrhundert wurde am selben Ort eine Kirche erbaut. Seither ist Heiligenberg ein Wallfahrtsort.

Ein Brunnenschacht: in 33 m Tiefe glitzert das Wasser, das als Bild im Raum schweben wird.

die Gelegenheit verzichtet, das Heilwasser literweise für den Hausgebrauch abfüllen zu können, geht es doch darum, den Akt des Benetzens zu betonen: die Augen mit dem Wasser berühren, Platz nehmen, kurz innehalten – mitten im Kirchenraum. Als Ort des lebendigen Wassers lässt sich hier zudem die Feier der Taufe sinnenfällig gestalten. Glitzern aus der Tiefe. Vor der Steinwand eröffnet ein Glasfenster im Boden den Blick nach unten: Der Brunnenschacht ist sanft beleuchtet. In etwa 33 m Tiefe glitzert das Quellwasser. Darüber befindet sich – wiederum mit etwa 30 m Höhe – der Kirchturm. Eine Raumachse, die beeindruckend ist. Das Glitzern des Quellwassers ist ganz unten zu erkennen. Die Spiegelung des Lichts wird nun bis Mitte Mai mit einer aufwändigen Brunnenkonstruktion aus der Tiefe geholt. Dem Ort der Quelle und des Brunnens, an dem das Berühren und der vertraute Umgang mit Wasser möglich ist, fügen die Künstler Kramer/Hipfl damit eine weitere Ebene hinzu: Berühren, Schmecken – und Sehen. Das Bild der glitzernden Wasseroberfläche und der ständig fließenden Quelle wird mithilfe eines Hohlspiegels in den Kirchenraum projiziert. Das Bild aus der Tiefe erscheint schwebend im Raum – sichtbar, berührbar und doch nicht greifbar.

Der etwas andere „Beichtstuhl“. Was für die Künstlerin Elisabeth Plank wie eine Selbstverständlichkeit wirkt, überrascht Hereinkommende im Eingangsbereich der Ignatiuskirche (Alter Dom) in Linz: ein ovaler, weißer Bau mit tuchartiger Struktur – der neue Beichtraum – lädt seit Oktober 2013 zum Gespräch in geschützter Atmosphäre ein. Als stilisierten Vorhang, der dahinter einen diskreten Raum für Gespräche und Beichte ermöglicht, hat Plank den Ort der Versöhnung gestaltet. Hinter der blattversilberten Türe kann

8

ent-grenzt

man die Seele erleichtern, im Gespräch etwas klären, ohne dies sofort öffentlich zu machen. Die schwebende Optik, die durch den Sockelstreifen entsteht, und der Lichteinlass in der Decke, der den Blick nach oben öffnet, soll das Loslassen von Verstrickungen symbolisieren. Wichtig war für die Künstlerin, die barocke Formensprache des Kirchenraumes fortzuführen: weiße Stuckatur, Materialien in Schmiedeeisen und Versilberungen, die alle handwerklich gefertigt wurden, sind Teil des Konzepts. l

ELISABETH PLANK

Kunst und Kirche im Dialog


Bei den Minoriten

Altar und Ambo sind eine Einheit und symbolisieren ein offenes Band.

KRAMER/HIPFL

Form ist nicht Grenze. Mit dem Kunstprojekt von Elke Maier verwandelt sich das Innere des Stephansdomes in kontinuierlichem Dialog. Tausende Seidenfäden der Installation durchspannen die gesamte Raumhöhe des Domes. Durch das Sonnenlicht untertags und die Lichtinstallation des deutschen Künstlers Stefan Knor nachts wird das dünne Garn der Fadeninstallation sichtbar und bildet in wechselnder Durchsichtigkeit einen Blickfang auf den Altarbereich. Die Installation ist wie ein Fastenschleiertuch vor dem Hauptaltar

Offene Mitte. Die beiden Künstler ­arbeiten meist mit vorhandenen Strukturen. Alles neu zu machen und Altes zu entsorgen, ist nicht ihre Herangehensweise. Das, was schon da ist, sichtbarer, bewusster zu machen, ist ein Anliegen der beiden: „Da genügt es oft, eine Linie zu verrücken“, meint Elisabeth Kramer. Vor der Renovierung stand der Volksaltar mittig, der Blick des Zelebranten traf auf eine tragende Säule im Kirchenschiff. Heute stehen Ambo und Altar aus geräucherter Eiche als Einheit im Zentrum des Altarraums. Derselbe Boden trägt die beiden, sie sind miteinander verbunden „wie eine Skulptur“, ergänzt Simon Hipfl. Die Mitte zwischen Ambo und Altar bleibt offen, leer – und wird dadurch betont. Der Altarraum wirkt damit durchlässig, leicht, hell … wie das Quellwasser, das im Kirchenraum fließt. l

erkennbar. Je weiter man durch das Hauptschiff in Richtung Altar schreitet, umso deutlicher wird die Spannung neuer Raumbilder sichtbar – kristalline verbergende und immer wieder sich neu eröffnende Räume. „Ich denke Form nicht als Grenze, sondern als Prozess, als der sichtbare Niederschlag von Spuren einer Bewegung im Raum. Künstlerische Gestalt und Raum bilden keine Pole, sondern ein Kontinuum sich durchwirkender Bewegungen des Lichtes“, beschreibt Elke Maier ihre Installation. l

Vom 29. April bis 20. Juli zeigt das Kulturzentrum in Zusammenarbeit mit den Freunden von Yad Vashem die Ausstellung „Die Gerechten – Courage ist eine Frage der Entscheidung“. Es geht dabei um jene knapp 100 „Gerechten“ aus Österreich, die bereit waren, während der Nazizeit Jüdinnen und Juden zu helfen, und dabei ihr Leben riskierten. l

DOMPFARRE/M.THEISSEN

„Gott selbst ist die Quelle lebendigen Wassers“ (Jer 2,13). Die Textinschrift auf der Steinwand informiert die Besucher/innen über die Entstehungsgeschichte von Heiligenberg (l.) und verweist mit dem Bibelzitat auf Gott als Quelle des Heils (r.). In der Mitte fließt bei Berührung das Heilwasser. F. LITZLBAUER (2)

Im Jahr 1975 erhielt der Grazer Priester, Künstler, Autor und Filmemacher Josef Fink von Bischof Weber den Auftrag, in einem Teil des barocken Minoritenklosters ein Kulturzentrum einzurichten. Von Beginn an wurde das altehrwürdige Gemäuer zu einem Hotspot moderner Kunst und Kultur und zu einem Ort der Begegnung zwischen Kirche und Kunst. Das Mehrspartenhaus bietet mit rund 200 Veranstaltungen im Jahr Einblick in Bildende Kunst, Literatur, Neue Musik, junges Theater, Tanztheater und Zeitanalyse. Es regt an zu vielfältigen Auseinandersetzungen mit der Zeit (II. Vatikanum) und geht Spannungen nicht aus dem Weg. „Bei den Minoriten“, das ist ein Markenzeichen für eine offene Kirche, die im Sinne von Papst Franziskus an die „Peripherie“ geht und Grenzen zu überwinden versucht.

ent-grenzt 9


Ganz Ohr sein können

B

ei seinem Schwiegervater hat es Erwin Rechberger erlebt, und bei seinem Vater auch. Für Hörbeeinträchtigte ist das Mitfeiern eines Gottesdienstes eine mühsame Angelegenheit. Wer nicht hört, versteht auch nicht, ist also nicht wirklich voll dabei. Also hat sich Erwin Rechberger in der Pfarre Walding (OÖ) dafür eingesetzt, dass eine sogenannte „induktive Höranlage“ in der Pfarrkirche installiert wird. Technisch ist es einfach: Eine Drahtschleife wird im Boden verlegt, und alle Gottesdienstbesucher, die innerhalb dieser Schleife sitzen, können über ihre Hörgeräte in bester Tonqualität mithören. Aktiv dabei. Als Musiker kennt sich Rechberger mit Mikrofonen und Verstärkeranlagen aus. Er kennt so beide Seiten: wie man etwas gut hörbar macht, aber auch, wie rasch jemand am Rande des Geschehens stehen kann, wenn er im Hören beeinträchtigt ist. Es war ihm daher ein Anliegen, dass Gottes Wort für jedes Ohr gut vernehmbar sein sollte, damit aktive

Mitfeier erleichtert wird. Der Einbau der induktiven Höranlage war der erste Schritt. Damit diese aber auch zu ihrer Wirkung kommt, müssen auch die Hörgeräte darauf eingestellt werden. Dazu war es notwendig, die Betroffenen ausreichend zu informieren, denn viele wissen nicht, dass sie ihr Gerät für eine Induktionsanlage einstellen müssen. Erwin Rechberger war erstaunt, dass Hersteller die Geräte ohne diese Voreinstellung ausliefern. Zwei Monate lange wurde vor Ostern zusammen mit den Hörgeräteträger/innen getestet. „Super, jetzt verstehe ich wirklich alles gut“, bekam Rechberger öfter zu hören. Und zu Ostern haben manche seit Jahren wieder richtig gut mithören können. Grenzen. Mit dieser Aktion wurden nicht nur Grenzen der Verständigung überwunden, auch der Anstoß dazu kam „grenzüberschreitend“: Die Anregung hat Rechberger von Dechant Helmut Part erhalten. Dieser gilt in der Diözese Linz als ein Pionier für Hörbeeinträchtigte. l MATTHÄUS FELLINGER

Das blaue Symbol zeigt, dass es hier eine induktive Höranlage gibt.

PFARRE

Servicestellen im Überblick

Österreichweit - Kostenlos - Barrierefrei

10

Sozialtelefon Bürgerservice des Sozialministeriums

Pflegetelefon Pflegeinformationservice des Sozialministeriums

Mo bis Fr 8.00 – 16.00 Uhr Tel.: 0800 20 16 11 Fax: 01 – 711 00 14 266 Mail: sozialtelefon@sozialministerium.at

Mo bis Do 8.00 – 16.00 Uhr Fr 8.00 – 13.00 Uhr Tel: 0800 20 16 22 Fax: 0800 22 04 90 Mail: pflegetelefon@sozialministerium.at

Broschürenservice Broschüren-Bestellservice des Sozialministeriums

Allgemeine Informationen Für Ihre Anregungen und allgemeine Anfragen:

Tel: 0800 20 20 74 Mail: broschuerenservice@sozialministerium.at

Mail: post@sozialministerium.at

ent-grenzt


Christus kommt dir entgegen

Brauchst du was?

D

ie Kreuzkirche am Grazer Volksgarten liegt in einem Brennpunkt des Drogenhandels der steirischen Landeshauptstadt und wird immer wieder mit Graffitis verunziert. So entstand eine Idee: Streetartkünstler Nikolaus Kunczer wird im Rahmen der Langen Nacht der Kirche – ­gemeinsam mit seinem Team „­Balkancru“ – ein sozialkritisches Graffiti an die Außenmauer der Kirche malen. Mehr als eine Frage. Jesus Christus mit einem Schild in der Hand, auf dem „Brauchst du was?“ steht. Diese Frage wird im Zusammenhang mit Drogenverkauf sehr oft gestellt und schafft einen Bezug zum Umfeld. Was Dealern und Konsumenten offensichtlich

Nikolaus Kunczer und sein Team „Balkancru“ werden in der „Langen Nacht“an der Außenwand der Kreuzkirche am Grazer Dealerbezirk Volksgarten eine plakatives Graffiti anbringen (Entwürfe).

fehlt, ist „etwas“ wie Jesus Christus in ihrem Leben, etwas, was Sinn gibt. „Brauchst du was?“ steht hier als Angebot und Hinweis: Glaube als Hilfestellung für das eigene Leben. Das Bild richtet sich nicht nur an die „Verkäufer“, sondern vor allem an die

ROBIN (2)

Konsumenten. Mit dieser Aktion möchte die evangelische Kreuzkirche die Problematik ansprechen, aber vor allem Lösungsmöglichkeiten anbieten. Die Aktion wird theologisch von Pfarrer Paul Nitsche begleitet. l GISELA REMLER

Verstehprobleme in Gesellschaft? Eine kostenlose Hörmessung in einem der über 80 Hansaton Hörkompetenz-Zentren schafft Klarheit.

Inpuncto_196x126mm_04_2014.indd 1

18.04.2014 11:03:52 ent-grenzt 11


Diakon Elmar Stüttler bei der Ausgabestelle im Feldkircher Kapuzinerkloster. Lebensmittel an Bedürftige verteilen statt wegwerfen.

DIETMAR MATHIS

Verteilen statt vernichten

Tischlein deck dich Papst Franziskus wünscht sich eine Kirche, die „an die Grenzen“ geht. Der Vorarlberger Diakon Elmar Stüttler macht schon lange Ernst mit einer „Kirche für die Armen“ und mit einer Arbeit, die weit über jedes Verfallsdatum hinaus wirkt. DIETMAR STEINMAIR

I

n Österreich, einem Land des Überflusses, werden täglich große Mengen an Lebensmitteln vernichtet. Es handelt sich dabei um Produkte aus Überproduktionen, deren Verpackung beschädigt ist oder die ein kurzes Verfallsdatum haben. Alle diese Lebensmittel sind völlig einwandfrei, werden aber nicht verkauft. Diakon Elmar Stüttler aus Vandans (Montafon) weiß eine sinnvolle Alternative für diese Produkte: Er macht sie unentgeltlich für Bedürftige zugänglich. Gewachsen. Nach dem Vorbild der „Münchner Tafel“ gründete der gelernte

12

ent-grenzt

Tischler 2005 den Verein „Tischlein deck dich – Vorarlberg“. Mit einem Kleintransporter fuhr er landauf, landab zu Supermärkten und sammelte ausgemusterte Lebensmittel ein. Die Produkte wurden in einem Kühlraum eingelagert und am nächsten Tag in Feldkirch und Dornbirn ausgegeben. Bald kamen Ausgabestellen in Bregenz, Götzis und Bludenz dazu. An diesen fünf Ausgabeorten werden an je einem Werktag pro Woche Lebensmittel verteilt. Mittlerweile engagieren sich ca. 250 ehrenamtliche Mitarbeiter für den Verein. Mit nunmehr sieben Fahrzeugen bewegen sie ca. 10 bis 15 Tonnen Lebensmittel pro Woche. Bezugsberechtigt ist jeder, der seinen Bedarf an kostenlosen Lebensmitteln nachweisen kann. Berechtigungskarten werden nach Prüfung der Einkommensverhältnisse vom Sozialamt der Wohngemeinde ausgestellt. Auch die Caritas und das „Institut für Sozialdienste“ geben Berechtigungskarten für drei bis maximal sechs Monate aus. Derzeit versorgt „Tischlein deck dich“ wöchentlich in ganz Vorarlberg 530 Familien und damit 1.900 Menschen. Kirche spielt mit. Die fünf Ausgabestellen befinden sich allesamt in kirchlichen Einrichtungen: im Kloster Mehrerau, im Kolpinghaus Dornbirn, vor dem Pfarrzentrum Götzis und im Kapuzinerkloster Feldkirch.

In Bludenz musste die Aktion bislang schon dreimal umziehen. Auch aus Platzgründen, denn die Mengen an Lebensmitteln und die Schlangen der Wartenden wurden immer größer. Seit Anfang April hat Stüttler in der „Alten Mosterei“ des Klosters St. Peter der Dominikanerinnen eine Bleibe gefunden. Glaubwürdig. Stüttlers Aktion hat bislang viel Resonanz erhalten. Nicht nur die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen beweisen das. Die Sinnhaftigkeit liegt auf der Hand: Dem Skandal von genießbaren, aber dennoch fortgeworfenen Lebensmitteln und der offensichtlichen Armut von Familien im reichen Vorarlberg setzt „Tischlein deck dich“ einen nachhaltigen Umgang mit Nahrungsmitteln entgegen. Nicht zuletzt haben auch die Firmen etwas davon: Sie sparen sich die „Entsorgung“. 2011 erhielt Stüttler für seine Initiative den Dr.-ToniRuss-Preis und das große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg überreicht. Die Auszeichnungen nahm er ausdrücklich nur im Namen der Mitarbeiter an. Denn neben seiner Arbeit als Tischler folgt Elmar Stüttler einfach nur seiner Berufung als Diakon. Für ihn ist das eine klare Ansage für eine glaubwürdige(re) Kirche – in Zeiten, wo ­Luxusresidenzen von Bischöfen die ­Gemüter erregen. l


„Hope springs eternal“ – Menschen unterschiedlichster Herkunft spielen gemeinsam Theater

Hoffnung sprießt hervor und fließt unaufhörlich „Der Rudi hat es schon im Vorjahr geschafft, alles aus den Menschen herauszuholen. Spieler und Publikum waren begeistert.“ So schwärmt die Leiterin der MegaphonUni, Julia Reiter, vom Theaterprojekt „Ich und Du: So ein Theater“. GISELA REMLER

Ich und Du: So ein Theater. Toller Erfolg für ein einzigartiges Theaterprojekt.

D

as „Megaphon“ in Graz ist mehr als eines der sechs österreichischen Straßenmagazine; dahinter steht eine Sozialinitiative, die Chancen für Menschen in Not organisiert. Dazu gehört auch die MegaphonUni, die „Wissensaustausch für alle auf Augenhöhe“ bieten will. Das im Vorjahr erfolgreiche Theaterprojekt erlebt heuer eine Neuauflage. Bei der Langen Nacht der Kirchen soll es seinen Abschluss finden – Überraschungen inklusive. Grenzen sprengend. Es spielt eben eine Rolle, was man im „Spielen“ sieht, ist sich Schauspieler und Regisseur Rudi Widerhofer sicher. Es geht nicht bloß um die Aufführung eines „Stückes“. „Hope springs eternal“ ist ein innovatives Theaterprojekt zum Jahr der Hoffnung. In einem Workshop über drei Monate erfolgt zuerst die oft schwierige Gruppenbildung. Im Vorjahr waren die Teilnehmer/innen und Teilnehmer mit Deutsch oder Englisch als Muttersprache zwischen 12 und 75 Jahren alt. Sie kamen aus allen gesellschaftlichen Bereichen: Student/innen, Pensionist/ innen, Bewohnerinnen des Frauenwohnheims, Asylwerber, Teilnehmer/innen aus prekären sozialen Verhältnissen, Megaphon-Verkäufer und Theaterbegeisterte aus den sogenannten bildungsfernen Schichten. „Gerade mit diesen ist es spannend zu arbeiten, weil sie sich oft eher auf Spon-

tanes einlassen“, sagt Rudi Widerhofer. Es entwickelte sich eine einander stützende Gemeinschaft. Einzigartig. Der Text wird unterschiedlich erarbeitet: Je nach Situation und Person stehen einmal das Verfassen von in sich geschlossenen Textsorten im Vordergrund, dann wieder das Erarbeiten formal offener Texte: Unfertiges, Gefundenes, Texte in Stichworten, deren Leerstellen für Improvisationen genützt werden können und den Figuren der Performance eine eigene Authentizität verleihen. Die Arbeit im Workshop wird ergänzt durch Hausaufgaben. Dieses Material bildet Grundlage für Proben und Aufführung. Es entsteht eine Mischung aus individueller Geschichte, eigenem Erleben, persönlicher Beobachtung und subjektiver Recherche. Folgende Merkmale erlauben es,

RAGGAM PHOTOGRAPHY

das Projekt als einzigartig zu bezeichnen, meint Rudi Widerhofer: „Die Zusammensetzung der Gruppe aus sozialen Randgebieten und dem Zentrum der Gesellschaft und die Art, wie Texte entstehen zu einem Thema, das uns alle umschließt.“ Begegnung. Das Projekt fördert die schöpferischen Fähigkeiten. Es öffnet soziale Schranken, überwindet Grenzen und Barrieren, die von der Lebensgeschichte, dem persönlichen Schicksal, der Sprache, der Sprachlosigkeit oder der Herkunft diktiert sind. Den Teilnehmer/innen und dem Publikum ermöglicht es Begegnungen auf sehr hohem, intensivem, persönlichem Niveau. Gespannt ist Widerhofer als „Theatermensch“ auf die Wirkung des Aufführungsraumes: der Leechkirche „als der vielleicht ältesten christlichen und vorchristlichen Kultstätte“. l

ent-grenzt 13


Grenzen ausloten. In der Kapuzinerkirche Wien suchte das Saxofonquartett PHOEN mit seinem Programm „Hertzklopfen“ die akustischen Eigenschaften und kirchen-räumlichen Möglichkeiten auszuloten. GEORG RADLMAIR

Wer wagt es? Ganz sicher schien sich Pfarrer Thomas Mörtl nicht zu sein, ob das auch gut ausgeht. Aber er ging mit gutem Beispiel voran und ließ sich in die Tiefen des Kirchturms von Obdach (Stmk.) „versenken“. SONNTAGSBLATT

Vor zehn Jahren (13. März) starb Kardinal Franz König. Wenn seine langjährige enge Mitarbeiterin Annemarie Fenzel über ihn erzählt, gehen die Ohren auf. GEORG RADLMAIR

Grenzüberschreitend. Heuer beteiligen sich sechs Kirchen in der ungarischen Nachbarstadt Sopron an der Langen Nacht. Sie findet einen Tag später (24. Mai) statt, damit auch Grenzgänger/innen teilnehmen können. MARTINUS

14

ent-grenzt


Die Lange Nacht der Kirchen

Ein Aufbruch? P Für „heißen Sound“ in der Tram sorgten in den Linzer Nachstunden begeisterte Sänger/innen und Musiker/innen. Die JungeKirche machte damit eindrucksvoll auf sich aufmerksam. JACK HAIJES

apst Franziskus meinte einmal, die Kirche sollte weniger im „warmen Stall“ die Löckchen ihrer „treuen Schafe“ eindrehen, als vielmehr ihre Türen öffnen und selber hinausgehen – hinausgehen bis an die Grenzen. Die Lange Nacht der Kirchen ist ein Versuch auf diesem Weg: Einladend werden Türen geöffnet nach dem Motto Jesu – kommt und seht; bewusst werden Brücken über die Grenzzäune des Nichtkennens zwischen den Kirchen gebaut; engagierte Pfarren und Einrichtungen zeigen ihre „Grenzgänge“ zu Kunst und Kultur, zu sozialen Brennpunkten, zu aktuellen Zeitfragen. Dazwischen bietet die Lange Nacht viel Raum für spontane Begegnungen, aber auch Orte der Einkehr, des Innehaltens, des Eintauchens in jene Welt, die über die Grenzen unserer Welt hinausweist. Die Freude des Evangeliums ist die Quelle, die uns fähig macht, immer wieder mit den eigenen Begrenzungen zurande zu kommen, die uns aber auch die Kraft und den Mut schenkt, an die „Grenzen“ zu gehen, schreibt der Papst. In diesem Sinne kann die Lange Nacht mehr sein als ein Eintauchen in eine „Wohlfühlkirche“, sie kann auch zum Anstoß werden, den Aufbruch zu wagen und sich auf Grenzerfahrungen einzulassen. Auf den Weg machen muss man sich so oder so – was daraus wird, ein gestresstes Abhaken möglichst vieler Programmpunkte oder ein Drehen bekannter „Lieblingslöckchen“ oder doch ein waches Hinschauen auf Neues, ein Sich-Berührenlassen von Ungewohntem, ein Sich-Beunruhigenlassen, das hat jede und jeder selbst in der Hand. Daran entscheidet sich, geht diese Nacht für mich zu Ende, wenn sie zu Ende ist, oder wird sie zu einem Anfang – wenigstens einem kleinen. l HANS BAUMGARTNER

Junge Hände und alte Hände walkten, formten, schabten und verzierten in der Stadtpfarre Graz mit viel Begeisterung Schalen, Kreuze, Fische und vieles mehr aus Ton. Die Lange Nacht hatte zum Erproben der eigenen handwerklich-künstlerischen Talente (und auch mancher Grenzen) eingeladen. GERD NEUHOLD

ent-grenzt 15


Nicht ohne.

Kulturgüter beflügeln unsere Fantasie. Aber nicht ohne Unterstützung. Kunst, Kultur, Bildung und soziales Engagement machen unsere Welt um vieles reicher. Die Zuwendung durch Unterstützer ermöglicht die Verwirklichung und Fortführung zahlreicher gesellschaftlicher Anliegen und trägt zur Vielfalt des Lebens bei. Die Erhaltung gesellschaftlicher Werte hat bei uns eine lange Tradition – eine Tradition, die sich auch in der Förderung der Langen Nacht der Kirchen widerspiegelt. www.wst-versicherungsverein.at


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.