Klassik am Dom - KiZ-Spezial

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Klassik am Dom I Juli 2019 I Tel. 0732 76 10-39 44 I www.kirchenzeitung.at 4020 Linz, Kapuzinerstraße 84

lauren Sass

Tom Jones, 7. Juli

M. hoefler

Katie Melua, 12. Juli

Thomas Karsten

Rolando Villazón, 13. Juli

Konstantin Wecker, 19. Juli

Jede KIZ/F. Litzlbauer

„Klassik am Dom“ und KirchenZeitung

Vielfalt macht Klang „Klassik am Dom“ lädt ein. Selbst bei einem hochklassigen Konzert mit Weltstars auf der Bühne schweifen die Gedanken gelegentlich von der Akustik des Konzerts ein wenig ab, und es stellen sich, während die Augen über die Bühne streifen, Bilder wie dieses ein: Flöte und die Gitarre. Schlagwerk und das Klavier. Ein Sänger und das Bassflügelhorn. Optisch betrachtet kann man den Instrumenten kaum eine Übereinstimmung, geschweige denn eine Gemeinsamkeit zuschreiben. Schon beim Material ist alles grundverschieden. Darmsaiten, Holz, Blech, Elektronik – und wer weiß, was sonst noch alles mitspielt. Ein Konzert macht aus, dass Grundverschiedenes zusammenspielt. Und man schaue sich bei „Klassik am Dom“ das „Instrument Mensch“ ein wenig genauer an. Was bei denen wohl alles als Her-

Woch e:

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kunftsland in den Pässen steht? Aus den zugegeben abschweifenden Gedanken formt sich eine Erkenntnis: Vielfalt macht Klang. Vielfalt macht das ­ Leben aus. Und nur mit Vielfalt ist Staat zu machen. Dadurch zeichnet sich auch die KirchenZeitung Diözese Linz aus: Woche für Woche blickt sie in die Welt und erzählt von Menschen, die sich für andere einsetzen, denen die Bewahrung der Schöpfung wichtig ist, die für ein buntes Leben in Kirche und Gesellschaft sorgen und mit Herz und Tiefgang dem Leben nachspüren. Kunst, Kultur und Musik eröffnen dabei wichtige Räume, die die Seele atmen lassen. Viel Freude bei „Klassik am Dom“ wünschen Elisabeth Leitner, Kulturredakteurin, und Matthäus Fellinger, Chefredakteur der KirchenZeitung Diözese Linz.


2 Klassik am Dom

Juli 2019

KirchenZeitung Diözese Linz

Gespräch statt Verweigerung Martin Grubinger ist ein Weltstar und ein begeisterter Europäer. Er plädiert für ein neues Miteinander trotz aller Unterschiede. Er ist ständig auf Tournee und in allen großen Konzerthäusern zu Gast. Mit seinem „Heimspiel 4.0“ ist er nun bei „Klassik am Dom“ zu erleben. Warum er sich der Kirche wieder näher fühlt, erzählt er im Interview. Monaten an viele Grauslichkeiten gewöhnt. Die christliche Lehre wurde hier mit Füßen getreten. Wir reden jetzt nicht von Liberalisieriung in der Wirtschaft oder strengerer Gesetzgebung im Sozialbereich. Wir reden von den Grundrechten, von den Menschenrechtskonventionen, wir reden über Dinge, die uns in Europa 80 Jahre lang Frieden gebracht haben. Das stellte die ehemalige Regierung infrage! Ich freu mich sehr, dass vonseiten der Kirche hier klarere Worte kommen, und ich würde mir noch mehr wünschen. Das ist auch der Grund, warum ich mich wieder viel mehr der Kirche zugehörig fühle. Es gibt viele Leute, die Stellung beziehen gegen Rassismus und Menschenhetze: Bischof Manfred Scheuer hat sich immer wieder klar dazu geäußert, die Caritas mit Michael Landau und auch Kardinal Christoph Schönborn.

DAs Gespräch führte Elisabeth Leitner

Was ist das Besondere an „Klassik am Dom“? Martin Grubinger: Ich schätze es, mit mei-

nem Ensemble vor der wunderbaren Kulisse des Mariendoms zu spielen. Wir durften ja auch im Dom selbst spielen, das war wunderschön. Ich habe die Spiritualität des Raumes gefühlt, wir sind hier zur Ruhe gekommen – wenn auch nur für kurze Zeit. Das ist ein ganz besonderer Platz hier in Linz. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben so wie ich hier an der Bruckner-Uni in Linz studiert. Den Mariendom habe ich erst jetzt durch meine Konzerte bei „Klassik am Dom“ in besonderer Weise wahrgenommen. Der Mariendom ist die größte Kirche Österreichs, hier auf dem Domplatz ein Konzert zu geben, das ist wirklich sehr beeindruckend.

Sie sind begeisterter Europäer. Was braucht Europa? Grubinger: Was Europa betrifft, bin ich En-

Sie sind auf der ganzen Welt unterwegs und nehmen als Künstler immer wieder zu politischen Themen Stellung. Warum? Grubinger: Wir haben als Künstler auch

eine Verantwortung und sollten uns dessen bewusst sein. Wir sollten unsere Überzeugungen leben und gegen unmenschliche Entwicklungen auch Widerstand leisten. Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit, Nächstenliebe und humanistische Grundhaltungen sind für mich einfach wichtig. Wenn zum Beispiel gegen Asylwerber Stimmung gemacht wird, frage ich mich immer, ob es den Österreichern besser geht, wenn es anderen noch schlechter geht, wenn man sie noch unwürdiger behandelt. Wie könnte hier Widerstand aussehen? Worauf setzen Sie? Grubinger: Widerstand kann nicht bedeu-

ten, dass wir uns abwenden oder wegducken. Wir müssen auf die Leute zugehen und versuchen, sie zu überzeugen – mit Argumenten, mit Haltung und Prinzipien, mit Loyalität. Ich schreibe seit einiger Zeit für die „Kronen Zeitung“ und hoffe, ein breiteres Publikum zu erreichen, um über verschiedene Themen ins Gespräch zu kommen. Denn die Gesprächsverweigerung hilft

Martin Grubinger, ein Weltstar und Musiker, der in Linz studiert hat. Er lebt mit seiner Familie in Neukirchen an der Vöckla. kiz/F. Litzlbauer

nur jenen, die das Miteinander nicht mehr wollen. Ich bin überzeugt, wir sind ein zutiefst hilfsbereites Land, wenn ich an die Hilfsaktionen wie „Nachbar in Not“ oder die Balkankrise denke: Wir sind gut, wir haben das in uns, auch wenn uns manche glauben machen wollen, dass wir nicht so sind. Was erwarten Sie sich hier von der katholischen Kirche? Grubinger: Sicherungshaft, ­Ausreisezentrum,

Asylindustrie: Wir haben uns in den letzten

thusiast. Wenn wir wollen, dass es so bleibt, wie es ist: die wunderbare Landschaft, das Lebensgefühl, die Kultur, die Lebensqualität, fast keine Grenzkontrollen, die ganze Bandbreite dessen, was diesen Kontinent ausmacht – wenn wir das wollen, dann brauchen wir mehr Europa. Mein Traum sind die Vereinigten Staaten von Europa. Weil ich glaube, dass die großen Fragen der Zukunft, Umwelt, künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Sozialstaat, in einem großen Europa geklärt werden können. Wieso kommen die Leute aus Asien nach Europa? In Europa gibt es das alles, was es für ein gutes Leben braucht. Wir haben jedoch zugelassen, dass wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen und es nur mehr darum ging, wie wir den freien Markt, den freien Güter- und Personenverkehr fördern und das alles maximieren können. Wir haben zu wenig gefragt, wer auf der Strecke geblieben ist, wer hier nur Unterdrückung und Knechtschaft erlebt hat, da ist ein großer Fehler gemacht worden. Wir müssen darauf schauen, wie wir den Kontinent grundsätzlich gestalten wollen, und dürfen nicht nur wirtschaftliche Erfolge im Blick haben.

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KirchenZeitung Diözese Linz

Klassik am Dom 3

Juli 2019

Über 50.000 Besucher/innen kamen seit 2011 zur Konzertreihe „Klassik am Dom“. Opernstar Rolando Villazón ist heuer erstmals dabei – und nicht nur das: „Ich bin das allererste Mal in Linz“, erzählt er. Kiz/F. Litzlbauer/Marcus Hoehn/Deutsche Grammophon

Kultur reißt Mauern nieder Zwischen Wien und Salzburg liegt Linz, hier war er jedoch noch nie: Rolando Villazón. Dass sich Linz als Kulturstadt etabliert, findet der Opernstar sympathisch. Denn Kultur reiße Mauern nieder, das sei heute besonders wichtig, sagt Villazón. Er ist heuer erstmals Gast bei „Klassik am Dom“. Das GEspräch führte Elisabeth Leitner

Sie wollten in jungen Jahren einmal Priester werden und haben ein Kloster in den Bergen aufgesucht. Welche Fragen haben Sie damals beschäftigt? Welche Antworten haben Sie gefunden? Villazón: Mich beschäftigen die großen Fra-

gen der menschlichen Existenz – schon immer. Antworten, oder vielleicht eher noch Anregungen, suche ich in der Literatur, der Philosophie, dem Austausch mit anderen

Seit Jahren bemüht man sich, Linz als Kulturstadt zu etablieren. Brucknerhaus, Musiktheater, „Klassik am Dom“: Sind das Orte und Plätze, mit denen Sie etwas verbinden? Rolando Villazón: Ich freue mich sehr auf die-

sehr gerne – besonders natürlich, wenn das Wetter mitspielt. Es herrscht eine besondere Stimmung, zumal vor so einer schönen Kulisse wie in Linz. Wir haben ein vielseitiges Programm geplant, da ist dann bestimmt für jeden Geschmack etwas dabei: Oper, Operette, Zarzuela, etwas Broadway wie zum Beispiel „Tonight, tonight“ von Leonard Bernstein – ein paar echte Evergreens, das kann ich Ihnen versprechen!

man is an island“. Wir haben eine Verantwortung als Menschen, über den eigenen Tellerrand zu blicken, uns für die Welt und unsere Mitmenschen zu interessieren, Empathie zu haben, andere zu unterstützen – vor allem, wenn man so privilegiert lebt, wie wir es in den Industrienationen größtenteils tun. Es gibt Künstler, die äußern sich sehr klar zu politischen Themen. Der Multipercussionist Martin Grubinger ist einer davon. Wie halten Sie das? Villazón: Ich glaube, dass Kunst nicht per

se politisch sein muss. Aber wie gesagt, wir haben eine gesellschaftliche Verantwortung, jeder von uns. Und die nehme ich sehr ernst: Für Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Hetze gegen andere Menschen sowie Gewalt gegen Mensch und Umwelt habe ich überhaupt kein Verständnis und stelle mich vehement dagegen – und das sage ich auch laut und deutlich.

ses Konzert, denn es ist mein allererstes in Linz! Kultur, Musik und Kunst sind so extrem wichtig für unsere Gesellschaft – sie verbinden, bauen Brücken zwischen den Menschen, reißen Mauern nieder. Das ist so wichtig heute, denn es gibt viel zu viele Stimmen, die versuchen, uns zu spalten. Eine Stadt, die Kulturstadt sein will, ist mir also sehr sympathisch! Sie werden mit Pumeza Matshikiza vor dem Mariendom auftreten. Was war Ihnen bei der Programmauswahl wichtig? Villazón: Ich mag Open Airs im Sommer

Sie engagieren sich auch sozial. Warum ist Ihnen das wichtig? Villazón: Kein Mensch ist eine Insel – „No

«

Verdi und Villazón. Rolando Villazón ist Sänger, Regisseur, Schriftsteller und zeichnet gerne, hier: Giuseppe Verdi. Villazón Verdi/Deutsche Grammophon

Menschen. Das ist mir sehr wichtig. Ich bin eigentlich immer in einem Dialog – mit einem anderen Menschen, einem Buch, einem Kunstwerk, mit mir selbst. Ich finde nicht auf jede Frage gleich eine konkrete Antwort, aber ich nähere mich möglichen Antworten an.

XX Das Konzert findet am Samstag, 13. Juli, um 20 Uhr statt. Die Philharmonie Salzburg unter Dirigentin Elisabeth Fuchs wird die Stars musikalisch begleiten. XX Konzerte von „Klassik am Dom“ sind: am Sonntag, 7. Juli mit Tom Jones, am 12. Juli mit Katie Melua & Band und am Freitag, 19. Juli mit Konstantin Wecker und dem Kammerorchester der Bayerischen Philharmonie, Beginn jeweils 20 Uhr. XX Tickets: Karten gibt es im DomCenter: Tel. 0732 94 61 00, mit KiZ-Vorteilskarte 10 % Ermäßigung.


Foto: Adobestock.com

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Zeit für Musik. Zeit für Lesegenuss. Tel. 0732 76 10-39 69

E-Mail: abo@kirchenzeitung.at


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