inpuncto sinnstiften

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CHRIS HOFER

juli 2012 juni 2013 Juli 2014 juli 2012 juni 2013 Juli 2014

sinnstiften kultursommer kultursommer

Kirche bunt

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ST. PÖLTNER KIRCHENZEITUNG

Kirchenzeitung Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck der Diözese Innsbruck

Zeit für meinen Glauben

WOCHENZEITUNG DER ERZDIÖZESE SALZBURG

Nr. 21 | 1,60 Euro | 27.05.2018 | www.dersonntag.at

Der SONNTAG


EDITORIAL

Von welcher Reise zehren Sie noch heute?

In den Klöstern, Kirchen und heiligen Orten ist oft eine besondere Stimmung spürbar. Ausstrahlung. Anmut. Bedeutung. In ihnen werden Geschichten erzählt, meist einzigartige. Die Besucher/innen wollen etwas erleben, sie suchen. Vielleicht eine ruhige Minute für ein Gebet. Sie wollen danken oder eine Bitte aussprechen. Sie suchen Zerstreuung oder Antworten auf ihre Fragen. Immer mehr Menschen suchen in einer sich verändernden und schneller werdenden Welt nach dem Sinn. Sie halten das Magazin inpuncto „sinnstiften“ in Händen. Auf den folgenden Seiten finden Sie Orte mit Gehalt und Tiefgang. Sie alle laden ein, in einer ruhigen bis ergreifenden Haltung zu verweilen und den Alltag auszublenden, wie schon im Matthäusevangelium (11,28) zu lesen ist: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken!“ Herzliche Einladung und Gottes Segen! Hermann Signitzer, Arbeitskreis Tourismuspastoral Österreich

RUPPRECHT/KATHBILD.AT

Religionengarten. Sehr beeindruckt mich immer wieder der Garten der Religionen im Stift Altenburg (NÖ). Ich war bereits vier Mal dort. Der Garten ist nicht nur schön, die Ordensmänner haben auch selbst viel Bezug dazu. Man kann Religionen verschieden darstellen, aber das Spannende dort ist, dass das mit den Mitteln eines Gartens geschieht: Mit verschiedenen Pflanzen und Symbolen. In der Mitte des Gartens steht der Brunnen als verbindendes Element, als Symbol der Schöpfungskraft. l

Berg Athos. Seit 33 Jahren ist es die immer gleiche Tour, von der ich zehre: Zuerst mit dem Flieger bis Saloniki. Dann im Bus quer durch Khalkidike bis Ouranopolis, zum letzten Dorf vor der Athosgrenze. Schließlich per Schiff in „mein“ Kloster am Heiligen Berg. Was für eine Reise: Vom Getriebe in die Ruhe. Von der Alltagshektik in die Zeitlosigkeit. Vom Schwätzen ins Schweigen. Von der Maßlosigkeit in die Einfachheit. Vom Kopf ins Herz und in die Seele. Keine andere Reise kann da mithalten. l

ANGELIKA ERTL-MARKO, AUTORIN UND GARTEN-TOURISTIKERIN

HEINZ NUSSBAUMER, PUBLIZIST UND BUCHAUTOR

MAIER

Die Pilgergruppe am St. Rupert Pilgerweg bricht auf (Titelbild). Immer schon bewegte Religion Menschen. Ihre Sehnsucht, ihren Göttern und deren Wirkstätten nahe zu sein, löste Frühformen des Tourismus aus. Immer schon zogen und ziehen heute noch ­Helden, Wunder und heilige Orte die M ­ assen an.

G. PICHLKOSTNER

Aufbrechen – sinnstiften

MARIJA KANIZAJ

Eine Bergwanderung, die man nie vergisst. Der Rückzug an einen Ort der Stille, der Energie schenkt. Jeder kennt Reisen und Urlaube, die für das weitere Leben Bedeutung erlangen – und Kraft für das Leben geben.

Jakobsweg. Im Jahr 2005 bin ich das erste Mal auf dem Jakobsweg gepilgert. Damals ist vieles in meinem Leben passiert: Meine Mutter wurde schwer krank und ich durfte keinen Kontakt zu meinem Sohn haben. In dieser Phase war ich stark auf der Suche nach dem Mehr im Leben und ich habe immer gewusst: Da ist mehr, als ich sehe, da gibt es einen Gott. Wäre ich diesen Pilgerweg nicht gegangen, hätte ich mich in meinem Leben sicher vergangen. Seither war ich zehn Mal am Jakobsweg. Das gibt mir jedes Mal viel Kraft. l

Heiliges Land. Schon dreimal habe ich an einer KirchenBlatt-Reise teilgenommen, die letzte war eine Wanderreise in Israel. Dieses Wandern war für mich ein Tiefer-Gehen. Überhaupt gehen Reisen mit meiner Kirchenzeitung tiefer, weil man jeden Tag einen religiösen Impuls bekommt. Was ich außerdem schätze, ist die Gruppe. Es sind Gleichgesinnte, ein feiner Rahmen, in dem ich mich wohlfühle. Und auch der Preis ist ein ehrlicher. Ich mag keine Billigreisen, denn ich denke mir, dass irgendjemand dabei den Kürzeren zieht. l

ALEXANDER RÜDIGER, FERNSEHMODERATOR DER SHOW „MONEY MAKER“

BEATE BITSCHNAU, REISETEILNEHMERIN DES KIRCHENBLATTS


Die Chancen kirchlicher Angebote in der Ferienbranche

„Der sinnstiftende Urlaub wird immer beliebter“ Warum ein Urlaub zur Neuorientierung führen kann und welche Rolle dabei kirchliche Angebote spielen, erklärt die Geschäftsführerin der „Österreich Werbung“, Petra Stolba. INTERVIEW: HEINZ NIEDERLEITNER

Natur, Kunst, Kultur: Das bieten nicht zuletzt Kirchen und Klöster, sagt Petra Stolba.

Der Traum von der handyfreien Urlaubswoche, der Ausstieg aus dem Hamsterrad, die Auszeit – sehen Sie einen Trend zur Sinnsuche im Urlaub? Wir beobachten einen zunehmenden Trend zur Entschleunigung. Die Menschen wollen sich im Urlaub selbst finden, eins sein mit der Natur. Je schnelllebiger unsere Zeit ist, desto größer ist das Bedürfnis nach einem bewussten Rückzug aus dem Alltag. Ist Sinnstiftung im Urlaub etwas, das für Österreich als Ziel spricht? Wir haben 2018 im Rahmen einer Studie Gäste zum Erlebnis „Sommerurlaub in den Bergen“ befragt. Eine Aussage, die sich als roter Faden durch alle Interviews zieht: Dass der Bergurlaub Neuorientierung bedeutet. Das kann eine grundlegende Neuorientierung sein, im Privaten, im Beruflichen, oder einfach nur eine Besinnung auf das Wesentliche im Leben. Diese Wirkung haben die Berge auf die Menschen. Die Gäste kommen vielleicht gar nicht mit dem Ansinnen, sich neu zu orientieren, aber die Erhabenheit unserer Berge löst das in ihnen aus. Und Österreich hat nicht nur die landschaftliche Kulisse, sondern auch die Angebote. Im Urlaub beim Bergbauern nicht einfach nur die Seele baumeln lassen, sondern selbst beim Heuen mitanpacken: Das ist ein klassisches Beispiel für eine sinnstiftende Urlaubsaktivität, wie sie sich immer größerer Beliebtheit erfreut.

Welche Rolle können da Angebote der Kirche spielen? Anders als bei Urlaub in den Bergen, wo die Menschen meist gar nicht gezielt nach Neuorientierung suchen, ist Urlaub im Kloster genau das: das bewusste Reflektieren, das Besinnen auf das Wesentliche, die Suche nach neuen Impulsen. Solche Angebote zeigen die Vielfältigkeit des Urlaubslands Österreich auf. Durch Österreich entstehen immer mehr Pilgerrouten – teils im gesamteuropäischen Kontext (Stichwort Jakobsweg), zum Teil auch innerhalb von Österreich. Welche touristische Bedeutung hat das? Pilgern ist eine Möglichkeit, die beliebteste aller Urlaubsaktivitäten, das Wandern, einmal anders zu erleben. Morgens nicht wissen, wo man abends schlafen wird, gehen, soweit einen die Beine tragen, spontan eine Unterkunft suchen, sich ganz auf jeden Schritt und auf sich selbst konzentrieren – das ist schon eine ganz eigene Spielweise des Wanderns. Und dann gibt es ja noch den Trend zum Radpilgern. Auch hier bietet Österreich mit seinem exzellent ausgebauten Radwegenetz optimale Voraussetzungen. Selbst bei anderen Arten von Reisen sind kirchliche Gebäude und Einrichtungen Ziel von Interessierten aus aller Welt. Was zieht die Menschen dorthin?

ÖW/JUNGWIRTH

Österreich ist als Tourismusland ungeheuer erfolgreich. Über 43 Millionen Ankünfte und knapp 145 Millionen Nächtigungen im Jahr 2017 sind für ein verhältnismäßig kleines Land eine ganze Menge. Und dieser Erfolg basiert nicht nur auf den einmaligen Naturgegebenheiten, sondern zu einem entscheidenden Maß auf unserem kulturellen Erbe: Kunst, Kultur, Architektur. Dazu tragen Österreichs Kirchen, Klöster oder Stifte bei. Sie sind identitätsstiftend und Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt. Klöster und kirchliche Häuser bieten einen Urlaub mit Mehrwert. Gibt es da den typischen Gast oder ist das heute breit gestreut? Nach unserer Erfahrung geht das quer durch alle Gesellschaftsschichten, von der Managerin, die beim „digital detox“ Auszeit vom Smartphone nimmt, bis zum Gläubigen, der im kirchlichen Umfeld nicht nur sich selbst, sondern zu Gott finden möchte. ●

ZUR PERSON Dr. Petra Stolba ist Geschäftsführerin der „Österreich Werbung“, deren Ziel die Vermarktung Österreichs als Urlaubsdestination ist.

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Ein einsamer Wanderer In der Früh ist er aufgebrochen. Den Entscheid dazu fasste er wohl schon vor Tagen. Jetzt ist es so weit. Er hat alles zurückgelassen bis auf das, was er in seinem Rucksack – und in seinem Herzen mitträgt. Das also, worüber er sich freut, und das, was ihn bedrückt. Er weiß: Unterwegs wird manches leichter. Es wird Belastendes tragbarer und Verhärtetes weicher. Tränen beginnen zu trocknen und Wunden zu heilen. Verspanntes löst sich und Vereistes taut auf. Und oben auf dem Berg haben sich schon andere eingefunden, die den gleichen Weg unter die Füße genommen haben. Man grüßt einander und freut sich, beisammen zu sein. Auf den folgenden Seiten ist eine ganze Reihe von möglichen Auszeiten zu finden, die solches erfahrbar machen wollen. Vielleicht ist darunter ein „Berg“, der genau für Sie passt – und der auf Sie wartet. FOTO: © STEIERMARK TOURISMUS / IKARUS.CC

PATER CHRISTOPH MÜLLER DER BENEDIKTINER DES KLOSTERS EINSIEDELN (SCHWEIZ) IST PFARRMODERATOR IN BLONS, ST. GEROLD UND THÜRINGERBERG IM GROSSEN WALSERTAL (VORARLBERG). ÜBER SEINE PILGERREISE MIT RAD UND ZU FUSS NACH SANTIAGO DE COMPOSTELA HAT ER DAS BUCH„NEULAND UNTER DEN SANDALEN“ GESCHRIEBEN.

Im Bild: Letzter Anstieg zum Gipfel des Kochofen in den Schladminger Tauern (Steiermark), 1916 Meter über dem Meer.

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In der Gruppe kann Pilgern sehr kurzweilig sein.

CHRIS HOFER

Wege durch Ostösterreich Niederösterreich und das Burgenland haben viel zu bieten: sanfte Landschaften, intakte Natur, einmalige Sehenswürdigkeiten und viele wunderschöne Pilgerwege, auf denen man die Region zu Fuß erkunden kann.

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ilger haben in Ostösterreich die Qual der Wahl, wenn es um mögliche Routen geht: Der Weinviertler Franziskusrundweg und der Weinviertler Jakobsweg schlängeln sich durch die hügelige Landschaft, im Mostviertel lässt sich eine Tagestour zur Wallfahrtskirche am Sonntagsberg machen. Der Martinusweg führt vom ungarischen Szombathely nach Eisenstadt, weiter nach Wien und Linz – und endet erst im französischen Tours. Der Streckenabschnitt zwischen Stockerau und Krems überschneidet sich dabei mit dem Jakobsweg. Im Burgenland

wurde der Jakobsweg von Frauenkirchen bis Maria Elend kürzlich in den Süden verlängert. Der Pannonische Weg beginnt in Bratislava beim Martinsdom und verbindet alle burgenländischen Martinskirchen, die nach dem Landespatron des Bundeslandes benannt sind. Vielfältige Landschaften. „Welche Route jemand wählt, hängt von der verfügbaren Zeit und den eigenen Interessen ab“, erklärt Leo Führer von der Erzdiözese Wien. Die ostösterreichischen Wege sind besonders für Pilger empfehlenswert, die in den Regionen wohnen und keine lange Anreise in Kauf nehmen wollen. Pilger-Neulingen rät Leo Führer zu einem sanften Einstieg und hat gleich ein Beispiel parat: „Die Etappe Wolfsthal – Wien dauert zwei Tage, ist einfach zu gehen und in jeder Ortschaft kann man in die Schnellbahn einsteigen und zurück nach Wien fahren. Das gibt all jenen Sicherheit, die noch keine Pilgererfahrung haben.“ Für Werner Kraus, den Vorsitzenden des Vereins österreichische Jakobswege, ist insbesondere die große Vielfalt der heimischen Landschaft bemerkenswert: „Im Weinviertel blühen Raps und Sonnenblu-

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Jakobswege in Österreich › Informationen zu den Jakobswegen in ­Österreich sowie Bestellung von ­Pilgerpässen: www.jakobswege-a.eu. › Karten und Infos unter www.camino-europe.eu Laufend werden Wege eingepflegt, die mittels GPS oder als Tagesetappen ausgedruckt werden können.

men, die Weingärten sind saftig grün, Felder und Wälder wechseln sich ab. Entlang der Donau prägen die drei großen Stifte Herzogenburg, Göttweig und Melk die Landschaft. Und das Burgenland bildet die Verbindung zu Ungarn, wo viele Wege weiterführen.“ Wegweiser in Buchform. Wer noch nach der richtigen Route oder ganz generell Inspiration fürs Pilgern sucht, der wird im Buch „Pilgerwege in Österreich“ von Roland Stadler fündig. Nach einer Einleitung über das „Abenteuer Pilgern“ und einem kurzen geschichtlichen Abriss stellt der Autor in fünf Kapiteln österreichische Wege vor: von Marienpilgerwegen und dem Netz der Jakobs­ wege über Vorschläge für Routen auf den „Spuren großer Heiliger“ bis zu spirituellen ­Wanderungen. l BRIGITTE RADL Buchtipp: „Pilgerwege in Österreich“ von Robert Stadler, Anton Pustet Verlag, Erscheinungstermin März 2019.


Jakobsweg Weinviertel

Durch Weinberge und Kellergassen Pilgern auf dem Jakobsweg ist die beschaulichste Art, das Weinviertel zu entdecken. Untertags inspiriert die vielfältige Landschaft, am Abend kann der Pilger bei einem Glaserl Wein den Tag Revue passieren lassen.

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as Weinviertel ist bekannt für seine sanften Hügel, Weingärten und Gemüsefelder, beschaulichen Orte und Kellergassen. Durch diese zauberhafte Region schlängelt sich der 2010 eröffnete „Jakobsweg Weinviertel“, der auf 153 Kilometern von Drasenhofen bis nach Krems an der Donau führt – und das in insgesamt sechs Etappen. Am Freitag, den 12. April, von 9 bis 16.30 Uhr sind alle Pilgerinteressierten herzlich zum grenzüberschreitenden Pilgersymposium zum Thema „Pilgern und Tourismus“ ins Bildungshaus Großrußbach eingeladen. Es geht dabei vorrangig um den Jakobsweg Weinviertel und den Jakobsweg Südmähren. Aber auch viele interessante Infos zu Pilgerwegen in Österreich, Böhmen und Europa werden geboten. Am Samstag, den 13. April, sind dann alle zum offiziellen Start der Pilgersaison 2019 eingeladen. Ein Shuttlebus fährt von Falkenstein zum Ausgangspunkt in den Pollauer Bergen. Von dort führt die Wanderung zurück nach Falkenstein. l BRIGITTE RADL

Jakobsmarterl in Weinsteig (oben), unterwegs von Klein-

www.jakobsweg-weinviertel.at

schweinbarth nach Stützenhofen (links), Blick auf die Burgruine Falkenstein (rechts) JAKOBSWEG WEINVIERTEL

Jakobsweg Wien

Unterm Steffl vorbeimarschieren Der Jakobsweg durch Wien hat eine lange Tradition, nun wurde die Route wiederbelebt. Auch Wiener erleben ihre Stadt ganz anders, wenn sie diese zu Fuß durchwandern.

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b Sommer oder Winter, morgens oder abends: Vor dem Wiener Stephansdom herrscht immer reges Treiben. Pilger müssen ganz genau schauen, um die gelbe Pfeiltafel mit der Aufschrift „Jakobsweg Wien“ zu entdecken. Dieser führt auf 35,5 Kilometern von Schwechat entlang der Donau in den Norden bis Kaisermühlen, dann mitten in das Herz der alten Kaiserstadt hinein, vorbei am Steffl und im Westen über die Mariahilfer Straße und das Schloss Schönbrunn bis zur Jakobs-

kirche Purkersdorf. Man muss nicht alles auf einmal gehen. Der Verein Jakobswege Wien, der sich um die Beschilderung und Bewerbung des Jakobsweges Wien kümmert, schlägt vier Etappen vor. Wem das zu wenig ist, der kann seine Tour gerne verlängern: In Schwechat schließt der Jakobsweg Wolfsthal-Schwechat an, bei der Jakobskirche in Purkersdorf beginnt der Abschnitt Purkersdorf-Göttweig. l BRIGITTE RADL

Wichtigste Station des Jakobswegs Wien: Der Stephansdom im Herzen der Bundeshauptstadt.

www.jakobsweg-wien.at

JAKOBSWEG WIEN

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Auf dem Weg nach Mariazell

Das Ankommen ist das Ziel Gehen, um heraus aus dem Alltag zu kommen, hat sich für Barbara Ivancsits bewährt. Eine Lieblingsroute der Burgenländerin ist der Weg nach Mariazell. Das erste Wochenende im Juni ist jedes Jahr dafür reserviert, zu Fuß den Wallfahrtsort zu erreichen. JUDITH JANDRINITSCH

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er Anstieg zur Mamauwiese bei Puchberg am Schneeberg ist steil. Doch er ist nicht so eine große Herausforderung wie jene, die Barbara zu diesem Zeitpunkt ihres Marsches nach Mariazell bereits bewältigt hat. Denn gleich am ersten Tag geht sie mit ihrer Gruppe 50 Kilometer in einem Stück. Zu ihren Begleitern gehören ihr Mann Dieter und einige wenige gute Freunde, die bereit sind, die Strecke vom nordburgenländischen Zagersdorf nach Mariazell in nur drei Tagen zu gehen. Um den straffen Zeitplan einhalten zu können, ist es ein unbedingtes Muss, am ersten Tag eine gehörige Strecke zu schaffen. Auszeit vom Alltag. Mariazell ist der Sehnsuchtsort vieler Pilger. Barbara Ivancsits kennt den Fußmarsch zu dem berühmten Wallfahrtsort schon aus ihrer Kindheit. Damals ging sie mit ihrem Vater, eingebunden in eine Pilgergruppe. Ganz so klassisch geht sie es heute nicht an. „Die Zeit, in der wir nach Mariazell gehen, ist für mich eine Auszeit, von der Arbeit, von der Familie, von Dingen, die mich im Moment belasten, und von Problemen, die mir im Kopf herumspuken“, erzählt Ivancsits. Längst ist der dreitägige Fußmarsch, der direkt in Zagersdorf beginnt, zu einem Fixpunkt in ihrer Jahresplanung geworden. Auch ein spezieller Termin dafür hat sich eingebürgert – das erste Juni-Wochenende ist für den Weg nach Mariazell reserviert. Ihr Mann Dieter nutzt dieses Wochenende auch zur Besinnung und um zu beten. „Ich sage dann immer zu den anderen: Geht ein Stück vor, da ist ein Marterl, da bleibe ich kurz stehen. Ich will niemanden etwas aufzwingen,

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ich bete auch still während des Weges“, sagt er und betont so, dass die Tour nach Mariazell für ihn auch religiöse Gründe hat. Reine Kopfsache. Barbara konzentriert sich ganz auf das Gehen, um Abstand von den Sorgen des Alltags zu bekommen. Ein spezielles Training vor dem Beginn der MariazellTour absolviert sie aber nicht. „Unsere Gruppe schafft die erste Tagesetappe nur, weil die Route durch ein ganz flaches Gelände führt. Wir gehen von Zagersdorf weg über Antau, Kleinfrauenheid in Richtung Katzelsdorf. Dann ist man schon bald in Wiener Neustadt; ab da wird der Weg gebirgiger, interessanter und vor allem: Man geht durch den Wald, durch die Natur. Ich sage immer,

Am Weg: Barbara Ivancsits mit ihrem Mann Dieter.

IVANCSITS

das Sich-Überwinden zum Weitergehen ist reine Kopfsache“, erzählt Barbara. Und der schöne Nebeneffekt: „Auch wenn nach drei Tagen wieder die Alltagsgeschichten auf dich einstürmen: Du weißt, dass es drei Tage auch ohne ständiges Grübeln und Nachdenken gegangen ist. Dann schafft man den Alltag auch wieder leichter.“ Neue Wege entdeckt. Seitdem Barbara ihren Bürojob an den Nagel gehängt hat und nach der entsprechenden Ausbildung selbstständig als Heilmasseurin arbeitet, kann sie sich ihre Zeit flexibler einteilen, vor allem in Hinblick auf Wandertouren. Mit einer Freundin ist sie schon den Österreichischen Jakobsweg von Wolfsthal im äußersten Osten des Landes bis nach Feldkirch in Vorarlberg gegangen. Aber nicht auf einmal, sondern in Einzelabschnitten zu verschiedenen Zeiten. Aktuell ist sie mit ihrem Mann Dieter auf dem Alpen-AdriaTrail etappenweise unterwegs. Der Trail führt in 43 Teilstrecken von Kärnten über Slowenien und Italien bis ans Mittelmeer. Den Rucksack die ganze Strecke bis nach Mariazell selbst zu tragen empfindet Barbara als die eigentliche Herausforderung. „Ich bin beim Rucksackeinpacken immer minimalistischer geworden. Jetzt nehme ich wirklich nur mehr das Nötigste mit, wasche meine Wäsche dann gleich am Abend im jeweiligen Quartier“, erzählt sie. Die drei Tage der Wanderschaft ergeben sich aber auch daraus, dass die Zahl der Quartiere auf dem Weg nach Mariazell begrenzt ist. „Man muss unbedingt vorher reservieren“, sagt Barbara, „sonst steht man im schlimmsten Fall ohne Dach über dem Kopf da.“ So anstrengend der erste Tag auch gewesen sein mag, im Quartier relativieren sich die Schmerzen


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Alfred Berghammer rasch. Bei einer warmen Suppe oder einem Glas Bier kehren die Lebensgeister wieder zurück. Luxus auf einer Wanderung ist für Barbara der falsche Ansatz. „Der Mensch kommt mit viel weniger aus, als er oft zu brauchen glaubt“, sagt sie. Menschen begegnen. Und ja, es kann auch von Vorteil sein, einer Gruppe zu begegnen, die von einem Auto begleitet wird. „Einmal war eine Freundin mit auf dem Weg. Sie bekam plötzlich solche Schmerzen in ihrer Hüfte, dass wir froh waren, einer Gruppe mit Begleitfahrzeug begegnet zu sein, das meine Freundin nach Mariazell mitgenommen hat“, erinnert sich B ­ arbara. Das Gemeinschaftsgefühl unter allen Gruppen, die nach Mariazell unterwegs sind, zeigt sich aber auch in den Herbergen. „So müde kann man gar nicht sein, dass wir uns nicht freuen, wenn wir auf andere Gruppen treffen“, schmunzelt Barbara. Dann wird miteinander gescherzt, gelacht, geplaudert und werden die wenigen Güter, die jeder mithat, untereinander geteilt. Umso besser, wenn es sich dabei um eine burgenländische Gruppe aus Wiesen handelt, die auch Wiesener Erdbeeren mit im Gepäck hat. Doch auch wenn man auf dem Weg interessanten Menschen begegnet oder im Quartier unvermutet auf Bekannte trifft: „Das Schönste ist das Ankommen“, sagt Barbara mit leuchteten Augen. „Dann weiß ich, ich habe es geschafft. Es ist immer ein sehr bewegendes Gefühl, die Stiegen zur Basilika hinaufzugehen“. Und ihr Mann Dieter präzisiert: „Das Ankommen ist das Ziel, nicht der Weg. Das erleben wir in Mariazell immer auf eine ganz besondere Weise.“ l www.basilika-mariazell.at

Von wo auch immer man sich nähert: Die ­ asilika in Mariazell B ist unverkennbar. TV MARIAZELLER LAND

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90 Tage auf dem Jakobsweg von Salzburg nach Santiago de Compostela Höhen und Tiefen seiner Pilgerreise mit einer beträchtlichen Portion Selbstironie. bereits erhältlich, € 22,– ISBN 978-3-7025-0659-9

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Pilgern in Osttirol

Hoch und heilig unterwegs „Hoch und Heilig“ nennt sich ein neuer Pilgerweg rund um Osttirol und er hält, was der Name verspricht. In neun Tagen können hier die Pilger nicht nur an die 200 Kilometer, sondern auch an die 13.000 Höhenmeter bewältigen. SILVIA EBNER

In die Höhe führt ein neuer Pilgerweg in Osttirol – im übertragenen und wörtlichen Sinn.

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ie Pilger wandern auf Naturlehrpfaden und alten Römerwegen, besteigen Gipfel und überqueren Pässe, sind auf über 2600 Meter Seehöhe unterwegs oder gehen einen alten Gletscherfluss entlang. Wie von allein tauchen sie dabei in Natur und Spiritualität, aber auch in Kunst- und Kirchengeschichte ein. Auf dem

Weg von Lavant in Osttirol, wo es schon im fünften Jahrhundert eine frühchristliche Bischofskirche gab, bis zur Wallfahrtskirche in Heiligenblut in Kärnten, kommt man dabei etwa an St. Korbinian, einem spätgotischen Juwel mit berühmten Flügelaltären, vorbei. Ebenso an der Basilika Maria Luggau, an der romanischen Stiftskirche in Innichen oder

Geht neue Wege!

Pilgern

Europäischer Pilgerweg VIA NOVA Pilgern heißt, sich auf den Weg zu machen und sich auch auf einen neuen Weg (lateinisch „via nova“) einzulassen. Entlang des Europäischen Pilgerweges, der auf einer Strecke 1200 Kilometer Tschechien, Deutschland und Österreich verbindet, bieten spirituelle Pilgerwegbegleiter/innen geführte Pilgerwanderungen. Für Pilger, die ohne Begleitung unterwegs sind, werden im Rahmen des Projekts „VIA NOVA – geht neue Wege“ eine interaktive Wegkarte und eine Pilgerweg-App sowie Pilgerangebote erstellt. www.pilgerweg-vianova.eu

der Wallfahrtskirche Maria Schnee mit einzigartigen Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Kombination. „Die Besonderheit dieses Pilgerweges liegt sicher in dieser Kombination aus atemberaubender Natur und kulturhistorischen Schätzen“, sagt Anita Webhofer, eine der zuständigen Projektmanagerinnen im Bildungshaus Osttirol. Sie erzählt auch, dass den Pilgern nicht nur eine umfangreiche Homepage mit genau aufgeschlüsselten Tagesetappen zur Verfügung steht, sondern dass sie sogar eigens ausgebildete Pilgerbegleiter/innen für einzelne Etappen oder den gesamten Weg buchen können. Es gibt eigene Pilgerunterkünfte mit speziellen Pilgermappen. Ein besonderes Pilgerbüchl hilft, den Weg nach innen zu beschreiten. Viele Wege führen zu Gott, einer geht über die Berge“, sagte einst der frühere Bischof von Innsbruck, Reinhold Stecher. Ein ganz beeindruckender über die Osttiroler Berge. Versprochen! Hoch und heilig! l www.hochundheilig.eu

Orte des Glaubens im Salzkammergut erwandern

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Europäischer Pilgerweg Eintauchen– in eine faszinierende, Deutschland Österreich – Tschechien jahrtausendealte, Kulturlandschaft und ein abwechslungsreiches Pilgerwww.pilgerweg-vianova.eu programm erleben, das GUT TUT.

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Programmbeispiel: › Kapellenwanderung am Wolfgangweg › Pilger-Schifffahrt am Mondsee › Pilger-Andacht in der Wallfahrtskirche Mariahilf › Pilgeressen (3-Gänge), › Basilika Mondsee: Führung & Orgelkonzert › Brotverkostung in der Erlachmühle

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Mit dem Fahrrad auf Pilgerschaft

Klösterliche Rast am Traisental-Radpilgerweg © MOSTVIERTEL TOURISMUS/WEINFRANZ.AT

Pilgern geht nicht nur zu Fuß: Das Fahrrad und das E-Bike bieten eine attraktive Alternative, um von Station zu Station zu kommen und doch auf das Naturerlebnis nicht verzichten zu müssen.

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chnellfuß – vélocipède – nannten die Franzosen die ersten Fahrräder. Kein Wunder also, dass man damit auch pilgern und manche Vorteile gegenüber dem Fußwandern genießen kann. „Das Radpilgern bildet ein gutes Mittelmaß zwischen der Schrittgeschwindigkeit und dem motorisierten Fortkommen“, sagt Roland Stadler. Der Tourismusseelsorger der Diözese GurkKlagenfurt nennt gleich zwei weitere Gründe, warum das Radpilgern attraktiv ist: „Es ermöglicht die Flexibilität, auch mal ohne großen Zeitverlust ein bisschen vom Weg abzuweichen. Und für Menschen, für die das Wandern körperlich zu anstrengend ist, bleibt

es eine gute Alternative, um trotzdem in der Natur zu pilgern“ – auch mit dem E-Bike. Über oder durch die Berge. Besonders gut entwickelt sind in Österreich der TraisentalRadpilgerweg, der Wolfgangweg (nach St. Wolfgang) und der Donau-Alpen-AdriaRadpilgerweg. Über die Alpen Richtung Adria überwindet man dabei Grenzen und Berge: „Die ursprüngliche Route, die auf einer Idee von Pfarrer Herbert Josef Schmatzberger beruht, führte über die Nockberge. Wem das zu anstrengend ist, der kann aber auch die Tauernschleuse der Bahn Richtung Süden nehmen“, sagt Stadler. Immer wieder

laden Kirchen und Kapellen zum Verweilen ein. Ähnlich ist es auf dem Traisental-Radpilgerweg in Niederösterreich, der ins steirische Mariazell führt: über Stifte und den St. Pöltner Dom. „Beim Radpilgern kann man aber auch wieder ein bisschen zu den Ursprüngen des Pilgerns zurückkehren, als es noch keine festen Routen gab“, berichtet Stadler. Also, warum nicht mit dem Rad entlang des Marienpilgerweges von Maria Loretto in Klagenfurt über Maria Wörth und die Kirche „Unsere Liebe Frau“ in Velden rund um den Wörthersee radpilgern? Die Vorbereitungen für das Radpilgern ähneln dem „normalen“ Pilgern: eine gewisse Fitness, Sonnenschutz, Planung und viel zu trinken. Dazu kommt nur ein taugliches Rad – und vielleicht Geschick beim Patschen-Reparieren. l HEINZ NIEDERLEITNER www.pilgerwege.at

kulturen erleben

Ins Herz Bayerns

menschen begegnen

Pilgerwege nach Altötting Altötting bildet das Zentrum eines Netzes von Pilgerwegen, das den Jakobsweg Böhmen-Bayern-Tirol, St. Rupert Pilgerweg, Wolfgangweg, Marien-Wanderweg und die Via Maria beinhaltet. Dass Altötting ein wunderbarer Ort zum Ankommen ist, weiß auch Claudia Heuwieser. Sie ist Pilgerbegleiterin und erlebt es jedes Mal aufs Neue, wenn die Pilger vom barocken Kapellplatz in Altötting beeindruckt sind. Im Jahr 2019 werden wieder begleitete Pilgerwanderungen angeboten, die auf Teilstücken des Jakobsweges, St. Rupert Pilgerweges und Marien-Wanderweges entlangführen. Spirituelle Impulse durch die zertifizierte Pilgerbegleiterin verstärken die Eindrücke des „Miteinander-unterwegs-Seins“. Auf dem Weg liegen viele Kapellen und Kirchen, die zu einer kurzen Rast einladen und besichtigt werden. Termine: Jakobsweg: 23. März, 12. April, 18. Mai, 20. September St. Rupert Pilgerweg: 13. April, Marien-Wanderweg: 21. September Anmeldung im Wallfahrts- und Tourismusbüro Altötting, wo auch eine kostenfreie Pilgerwegkarte erhältlich ist.

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Eine Basilika als Anziehungspunkt

In der Pfarre Mondsee ist jeder Gast willkommen 300.000 Menschen kommen Jahr für Jahr in die Basilika nach Mondsee. Für die Pfarre ist das eine Herausforderung – die sie mit Gastfreundschaft angenommen hat. JOSEF WALLNER

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ie Basilika Mondsee gehört zu den meistbesuchten Kirchen Oberösterreichs. Dabei beherbergt das Gotteshaus nicht einmal ein besonderes Gnadenbild. Der Grund, warum solche Besucherscharen in diese Kirche strömen, ist ein anderer: Die Basilika war Kulisse für einen der meistgesehenen Filme der Welt: von „Sound of Music“, der die Geschichte der Trapp-Familie zeigt. Die Trauungsszene von Maria und Georg Ludwig Trapp wurde in Mondsee gedreht. Das Paar hat zwar im „wirklichen Leben“ in Salzburg geheiratet, aber das tut der Begeisterung für Mondsee keinen Abbruch. Die vielen Menschen fordern die Pfarre zwar heraus, sind aber keine Belästigung: „Jeder Mensch, warum auch immer er kommt, ob gläubig oder nicht, ist bei uns in der Kirche willkommen, ist unser Gast“, sagt Pfarrer Ernst Wageneder. Eine „Kultur des Willkommens und der Gastfreundschaft“ gehört zur Identität der Pfarre Mondsee. Das ist mehr als Seelsorge für und an Touristen. Eine Seelsorge der Gastfreundschaft unterscheidet nicht zwischen Pfarrbewohner/innen und Besucher/ innen, sie umfasst beide, sagt der Pfarrer. Erlebnistag Sonntag. Der Sonntagsgottesdienst hat in Mondsee einen zentralen Stellenwert – für die Pfarre und für die Gäste. Für Pfarrer Wageneder steht außer Diskussion: „Der Sonntag muss zum Erlebnistag werden, der in die ganze Woche hineinstrahlt, der uns das Schöne und Gute sehen lässt und der uns für die Herausforderungen des Alltags stärkt.“ Dazu muss eine Pfarre

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ihre ganze Kraft und Kreativität einsetzen. Die Musik hat hier einen wesentlichen Anteil. „Zur Pflege der Spiritualität braucht es die Kirchenmusik“, ist die Erfahrung des Pfarrers. „Sie ist die Windrichtung hin zu den Herzen der Menschen.“ Die Pfarre hat daher ab Jänner 2019 einen eigenen Kirchen­ musiker angestellt.

erkunden, sowie an die Pilger und Wallfahrer. Die Pfarre schätzt, dass rund ein Prozent der Besucher/innen – etwa 3000 Menschen – Wallfahrer sind.

bemüht sich um eine Seelsorge der Gastfreundschaft.

Offene Kirche. Ohne durchdachte Organisation wäre der Ansturm der Menschen – vor allem während der Sommermonate – nicht zu bewältigen. Die geordneten Abläufe sind nicht nur Ergebnis professioneller Planung, sondern ebenso Resultat geistlichkonzeptioneller Überlegungen, sagt Pfarrer Wageneder. Selbstverständlich ist für ihn die Kirche Kulturraum, Klangraum, Installations- und Kunstraum, aber vor allem und ganz besonders Betraum. Das bedeutet: „Das Gotteshaus bleibt frei zugänglich, wir werden keinen Eintritt verlangen. Dort, wo man Gebetsräume mit Geld verbindet, fängt die Kirche zu bröckeln an.“ Das heißt aber nicht, dass die Pfarre nicht Projekte verwirklichen darf, die Geld bringen und damit die „Kultur der Gastfreundschaft“ nachhaltig sicherstellen. So ein Projekt wird die Errichtung der „Kunst Station“ in den Räumen des ehemaligen Stiftes sein. l

MAWI_PFARRE MONDSEE

www.pfarre-mondsee.at

Mehrsprachig aufgestellt. Dass sich der Einsatz für die Liturgie lohnt, zeigt die Zahl der Gottesdienstbesucher/innen. Die hat in Mondsee zugenommen. Weit über 2000 Gläubige kommen in den Sommermonaten zur Sonntagsmesse. Mit Richard Schano hat die Pfarre einen eigenen ehrenamtlichen Mitarbeiter, der sich um die Sonntagskultur

Pfarrer Ernst ­Wageneder

kümmert. Er sorgt für die Musikauswahl, bereitet die Lesungstexte in Englisch, Italienisch oder – je nach angemeldeter Gruppe – in einer anderen Sprache vor. Und er managt die Gastchöre: Aus aller Welt melden sich Chöre, die in der Hochzeitskirche von „Sound of Music“ singen möchten. Dass eine Pfarre wie Mondsee ein umfangreiches Angebot an Kirchenführungen im Programm hat, liegt auf der Hand. Den gotischen Kirchenraum mit seinen berühmten Barockaltären kann man sich in Englisch, Französisch, Italienisch und Ungarisch erschließen lassen. Darüber hinaus gibt es eigene Kinderführungen und Führungen aus kunstgeschichtlicher, spiritueller und literarischer Perspektive. Auch über Lautsprecher werden tagsüber in unterschiedlichen Sprachen kurze Erläuterungen zum Gotteshaus eingespielt. Dieses Angebot richtet sich nicht nur an die „Sound of Music“-Touristen, sondern ebenso an die Gäste des Salzkammergutes, die individuell das Seengebiet

Die barocken Altäre werden den Besucher/innen mehrsprachig erklärt.

MAWI_PFARRE MONDSEE


BES O ANGNDERE EBO S T Das christliche Magazin „der pilger“

Magazin für die Reise durchs Leben Wie der Hefttitel verdeutlicht, versteht sich „der pilger“ als Begleiter seiner Leserinnen und Leser. Er greift die Sehnsucht vieler Menschen nach Stille und Sinnfindung auf. Dementsprechend lädt jede Ausgabe auf rund 140 Seiten zu einer persönlichen Auszeit ein und gibt – im Einklang mit den Jahreszeiten – Impulse für ein bewusst geführtes Leben, das sich nicht vom Alltagsstress überrollen lässt. Es werden Pilgerwege und inspirierende Reiseziele vorgestellt, christliche Feste erklärt, Themen aus den Bereichen Natur und Gesundheit aufgegriffen. Dabei bilden die Bereiche Spiritualität und Religion wichtige Themen.

FORUM MONDSEE Mit der „Kunst Station“ und dem „Forum Mondsee“ plant die Pfarre gemeinsam mit der Diözese Linz ein Projekt, das Kirche, Kunst und Wirtschaft verbindet. In den Räumen des aufgehobenen Benediktinerstiftes Mondsee wird ein Zentrum entstehen, das ein Museum, eine Galerie, ein Forum für Begegnung von Kirche, Kunst und Wirtschaft sowie einen Campus für pastorale Weiterbildung unter einem Dach beherbergen soll. Die „Kunst Station“ möchte den Gästen eine Dauerausstellung über „Sound of Music“ bieten und besonders ins neue Museum einladen, in der sakrale Kunst aus dem Fundus der Diözese Linz zu bewundern sein wird. Die Galerie wird den Fokus auf zeitgenössische Kunst legen. Das ehemalige Klostergebäude gibt auch wie bisher schon Platz für Vorträge, Akademien und Begegnung. Im September 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen, spätestens 2021 soll die Eröffnung sein. Projektleiter der „Kunst Station“ ist Peter Donabauer, der Verwalter der Pfarre Mondsee: „Mit dem Forum für Kirche, Kunst und Wirtschaft entsteht etwas Einzigartiges, das Mondsee und der Region einen geistlichen und einen zusätzlichen wirtschaftlichen Impuls bringen wird.“

Exklusiv für die Leser von „inpuncto“ gibt es ein besonderes Angebot: Erhalten Sie alle Ausgaben des Magazins „der pilger“ aus dem Jahr 2018 im Paket zum Aktionspreis von 15,00 € zzgl. 9,00 € Versand nach Österreich.

Kontakt: Peregrinus GmbH Telefon: +49 (0)6232/318 30, E-Mail: service@der-pilger.de Web: www.der-pilger.de Stichwort: „inpuncto“

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

Viel mehr als nur eine Filmkulisse: Außen und innen ist die Basilika Mondsee Zeugnis eines einladenden, gelebten Glaubens. MAWI PFARRE MONDSEE

Ergänzend dazu werden klassische Themen aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Gesundheit aufgegriffen und Menschen vorgestellt, die auf besondere Weise leben oder Außergewöhnliches leisten. Zum prominenten Autorenkreis um Chefredakteur Norbert Rönn zählen unter anderem der Benediktinerpater Anselm Grün oder die Journalisten Franz Alt und Michael Albus sowie Schwester Birgit aus dem Franziskanerinnen-Kloster in Reute. Das Magazin erscheint vierteljährlich und ist neben dem Bezug per Abo auch im Zeitschriftenhandel erhältlich.

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Das Jakobskreuz auf der Buchensteinwand ist Kraftplatz und Pilgerziel

Am Berg verändert sich

Eindrucksvoll und weithin sichtbar erhebt sich das Jakobskreuz im Gemeindegebiet von St. Jakob in Haus über das Pillerseetal.

Auf 1456 Seehöhe am Gipfel der Buchensteinwand im Pillerseetal steht das knapp 30 Meter hohe Jakobskreuz. Tourismus-Unternehmer Manfred Pletzer weiß um die Bedeutung solcher Kraftplätze. CHRISTINA REPOLUST

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ie vier Säulen des Jakobskreuzes – Kraftplatz, Pilgerziel, Denkplatz und Ort für Veranstaltungen zu sein – haben ihre Tragfähigkeit bewiesen: Manfred Pletzer freut sich sehr darüber, wie gut das Jakobskreuz besucht ist und welche starke Anziehung es ausübt. „Unser Unternehmen hat 2017 die Bergbahn Pillersee mit dem Jakobskreuz übernommen. Das knapp 30 Meter hohe Kreuz ist ein Aushängeschild, das weit über Tirol hinausstrahlt. Gemeinsam mit der Erzdiözese Salzburg haben wir 2018 zum ersten

PLETZER GRUPPE

Mal eine Karfreitagsandacht unter freiem Himmel veranstaltet. Über 800 Gläubige und Interessierte sind vom Tal hinauf zum Jakobskreuz gepilgert. Ein Bergerlebnis der anderen Art! Neben unseren touristischen Investitionen wollen wir daher auch den spirituellen Aspekt schärfen und ausbauen.“ Aufbruch. Pilgern ist stets auch ein Aufbruch ins Ungewisse und Begegnung mit sich selbst. Manfred Pletzer sieht den Kreis der Interessierten sowohl am Pilgern als auch am Besuch des Kraftplatzes am Gipfel

IMPRESSUM: inpuncto ist das gemeinsame Magazin von Der SONNTAG. Die Zeitung der Erzdiözese Wien, Stephansplatz 4/VI/DG, 1010 Wien; Kirche bunt. St. Pöltner Kirchenzeitung, Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten; KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz; martinus. Kirchenzeitung der Diözese Eisenstadt, St. Rochus-Straße 21, 7000 Eisenstadt; RUPERTUSBLATT. Wochenzeitung der Erzdiözese Salzburg, Kaigasse 8, 5020 Salzburg; Sonntag. Kärntner Kirchenzeitung, Tarviser Straße 30, 9020 Klagenfurt, SONNTAGSBLATT für Steiermark, Bischofplatz 2, 8010 Graz; TIROLER sonntag. Kirchenzeitung der Diözese Innsbruck, Riedgasse 9, 6020 Innsbruck; Vorarlberger KirchenBlatt, Bahnhofstraße 13, 6800 Feldkirch. Medieninhaber: Kooperation Kirchenzeitungen – Verein zur Förderung der Kirchenpresse, Bergstraße 12/1, 5020 Salzburg. Herausgeber: Obmann Prälat Wilhem Vieböck, office@ kizmedia.at Redaktion: Kooperationsredaktion der Kirchenzeitungen, Bergstraße 12, 5020 Salzburg. Leitung: Dr. Heinz Niederleitner, heinz.niederleitner@ koopredaktion.at. Anzeigenleitung: Mag. Walter Achleitner, walter.achleitner@kizmedia.at, www.kizmedia.at. Grafik: Egger & Lerch, 1030 Wien. Herstellung: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn. Alle Rechte, auch die Übernahme von Beiträgen nach § 44 Abs. 1 und 2 Urheberrechtsgesetz, sind vorbehalten. Die Offenlegung gemäß MedienG §25 Abs. 2 ist unter www.meinekirchenzeitung.at/impressum/inpuncto abrufbar. inpuncto sinnstiften erscheint im Jänner 2019 in einer Auflage von 170.000 Exemplaren.

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der Blick der Buchensteinwand als immer größer werdend an: „In der Hektik des Alltags Ruhe zu finden ist nicht einfach. Das betrifft jeden von uns, vom geschäftigen Unternehmer bis zur alleinerziehenden Mutter. Dabei braucht der Mensch ab und zu eine Auszeit, Zeit für sich selbst, zur Entspannung und Reflexion. Viele finden diesen Ausgleich beim Sport. Entsprechend boomen Ausdauersportarten wie Skitourengehen oder das Laufen.“ Das Pilgern, sagt Pletzer, sei eine wunderbare Alternative und verbinde Bewegung mit Entschleunigung. Hier habe man mit einem Erlebnisweg rund um das Jakobsweg ein entsprechendes Angebot schaffen können.

Passionsspiele Erl 2019 In Erl, dem ältesten Passionsspielort im deutschsprachigen Raum, beteiligen sich rund 500 Laiendarsteller der 1450 Einwohner der tiroler Gemeinde aktiv am Passionsspiel. Charakteristisch für Erl 2019: aktueller Text von Felix Mitterer, ausgeprägte Szenengestaltung des Kreuzweges, stimmungsreiches Lichtdesign und eigens komponierte Passionsmusik, präsentiert von Chor und Orchester. An Spielsonntagen um 10.00 Uhr heilige Messe im Passionsspielhaus. Aufführungen Samstag und Sonntag, von 13:00 bis 16:00 Uhr, inkl. Pause. Tel.: +43 (0)5373 81 39 info@passionsspiele.at www.passionsspiele.at

Manfred Pletzer von der Pletzer Gruppe ist seit 2017 für das Jakobskreuz verantwortlich.

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PLETZER GRUPPE

Der Arbeitsalltag ist durchgetaktet, die Verantwortung, die Manfred Pletzer trägt, ist groß. Da ist die Frage nach seinen eigenen Kraftplätzen naheliegend. Die Antwort kommt schnell: „Mein Kraftplatz ist die Natur. Unsere Familie besitzt eine Alm in Aurach bei Kitzbühel. Dort genieße ich die Abgeschiedenheit der Natur – ohne E-Mails und Handy. Auch ist oben am Berg der Blick oft ein anderer.“ l www.bergbahn-pillersee.com/jakobskreuz

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Salzburg mit St. Virgil erleben

Musica Sacra Mondsee 20.–23. Juni 2019 | Basilika Mondsee

Wenn die BACH ZEIT in der Basilika Mondsee erklingt, dann erreicht der Sommer im Salzkammergut seinen musikalischen Höhepunkt. 3 Konzerte + täglich (m)eine halbe Stunde Bach.

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KULTUR – NATUR – SINN

MUSICA SACRA MONDSEE Mit dem Kirchenmusik-Festival zu Fronleichnam mit BachWerkVokal, dem Festival-Ensemble in Residence unter der musikalischen Leitung von Gordon Safari, wird in der Basilika Mondsee der Kirchenmusik-Sommer in Mondsee eröffnet. 3 Musica Sacra Mondsee Konzerte + …

BACH ZEIT

an

Ausflugsziel. Der Tourismusunternehmer kann hier bereits nach einem Jahr eine erfreuliche Bilanz ziehen: „Schon jetzt zählt das Jakobskreuz mit über 40.000 Gästen zu den beliebtesten Sommerausflugszielen im Bezirk Kitzbühel. Im letzten Sommer konnten wir mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einen besonders hohen Gast begrüßen.“ Die Region habe mit dem Jakobskreuz als ihrem Wahrzeichen der Region sowie der Kulisse der Kitzbüheler Alpen „ein tolles Produkt, das es noch stärker zu vermarkten gilt“. Manfred Pletzer bestätigt, dass es dazu bereits konkrete Gespräche mit den Diözesen in Salzburg und Innsbruck gebe: „Darüber hinaus wollen wir die Frequenz am Berg insgesamt erhöhen. Das Jakobskreuz ist ganzjährig geöffnet und soll auch für Meetings und Seminare verstärkt genutzt werden.“

26. Mai bis 5.Oktober 2019

©

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Information: Pfarre Mondsee – Kultur www.pfamo.at Zimmerreservierung: Tourismusverband Mondseeland www.mondsee.at

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Die vielen Symbole im Garten der Religionen erschließen sich den Besucher/innen erst durch eine kundige Führung.

GERHARD PIRNER

Im Garten der Religionen Wer friedlich miteinander leben will, muss sich erst mal kennenlernen. Im niederösterreichischen Stift Altenburg gibt es deshalb einen Garten, der die Begegnung zwischen Christentum, Judentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus ermöglicht. Dieser Garten hat auch die Klostergemeinschaft verändert. VERONIKA HOFER

K

önnte man sich einen Himmel wünschen für den Besuch des Benediktinerstiftes Altenburg, dann wäre er genau so: Auf einem klaren tiefblauen Himmel bilden sich weiße, wattige Wolkenskulpturen, die einladen zu Gedankenspielen, was sie darstellen. Es ist die ideale Kulisse für die glitzernden Goldverzierungen auf der Spitze der barocken Stiftskirche, die man schon von Weitem sieht. Durch dichte Wälder führt der Weg hierher, und aus diesem Grund wirken die elf Hektar großen Parkund Gartenanlagen des Barockensembles wie eine Insel inmitten der wilden Natur. Der Kontrast zu diesem Draußen ist brillant inszeniert: Der Weg hin zu den barocken Gebäuden mit ihren milchig gelben Fassa-

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den und ihren weißen Rahmungen wird gesäumt von wogenden lila Farbgirlanden, gebildet von unzähligen blühenden Lavendelbüschen. Schmetterlinge in vielen Farben umschwirren einen, bis man zum Obelisken kommt, umgeben von leuchtend gelbem Frauenmantel. Tugenden. Sandsteinfiguren aus dem Jahr 1739 stellen die Tugenden dar: Die „Wohltat“ ist ein Jüngling, der Brot spendet und einen Adler zu seinen Füßen hat. Die „Wahrheit“ stellt ein Bein auf eine Kugel, trägt Buch, Palmzweig und Griffel in den Händen. Der „Ackerbau“ ist mit Ähren, dem auf einen Weinstock gestützten Sonnenrad, Sichel und Spaten dargestellt; die „Keuschheit“ als verschreckt zurückweichende Frauengestalt;

die „Heilkunst“ mit einem Äskulapstab; die benediktinische Tugend der „Mäßigkeit“ gießt Wasser aus zwei Krügen. Engel, die der berühmte Barockmaler Paul Troger für Altenburg entworfen haben soll, begrüßen den Gast am Hauptportal. Einst eine Baustelle. Von weither mussten Baumaterialien und Handwerker in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kommen, als unter der Ägide von Abt Placidus Much die Neubauten des Kaisertraktes mit Kaiserstiege und der Sala Terrena, der Bibliothek mit Vorhalle, des Marmorsaales und der Umbau der Stiftskirche erfolgten. Fast hundert Jahre lang war Altenburg eine Baustelle; für die Mönche muss das ein Leben in Lärm und Staub bedeutet haben.


Wie sehr werden die Mönche wohl damals den großen Stiftspark genossen haben, den man auf einem Stich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sieht. Teilweise war er mit geometrischen Mustern gestaltet, verfügte über ein „Salettl“ (Pavillon), einen Brunnen und eine Orangerie. Der Stich zeigt aber auch den Konventgarten, einen Nutzgarten für Küchenkräuter, Gemüse und Heilpflanzen. Hundert Jahre später findet man die Gärten wieder auf Kupferstichen: Mittlerweile wurde der Konventgarten mit Zierelementen bereichert und diente der klösterlichen Erholung, während der große Stiftspark zu einer landwirtschaftlichen Anlage mit Obstbäumen und Gemüsebeeten umgewandelt worden war. Die Nutzungskonzepte zwischen Konventgarten und Park haben sich zwar verschoben, aber das Grundprinzip der klösterlichen Gärten, als „umfassendes Lebens-Mittel“ zu dienen für Nahrung, Medizin, Rekreation und Besinnung, ist immer gleich geblieben. Werte. Heute ist ein Kloster zwar nach wie vor eine Welt in sich, aber es besteht nicht mehr die Notwendigkeit der Selbstversorgung. Stift Altenburg konzentrierte sich bei der Gestaltung seiner Gärten auf rein immaterielle Werte. Es gibt zwar wieder einen Apothekergarten, der 24 Pflanzen und Blumen zeigt, wie man sie im berühmten St. Gallener Klosterplan findet. Diese Kräuter und Blumen haben aber reinen Anschauungszweck. Die anderen Stiftsgärten dienen

der Erbauung und dem Genuss, bieten aber auch Anregungen für viele Gedanken. Als es vor rund fünfzehn Jahren bei der Revitalisierung eines etwa drei Hektar großen Areals um eine zeitgemäße Gestaltung ging, ließen sich die Mönche zwei Jahre Zeit, bis sie zu einer Entscheidung fanden: Sie einigten sich auf das Thema „Garten der Religionen“. Einheit und Liebe fördern. Eine Kirschenallee, dicht unterpflanzt mit fein schwingendem Chinagras, führt zum mit Rosen überwucherten Eingangstor, das allen Besuchern offen steht. Man betritt einen Bereich, der mit großen Rasenflächen Weite suggeriert. Die jungen Bäume spenden mittlerweile so viel Schatten, dass man es sich auf den roten Liegestühlen bequem machen kann. Zur rechten Seite des Hauptweges lockt blühende Vielfalt. Mit diesem Garten wollten die Mönche die Haltung der katholischen Kirche zu den nicht christlichen Religionen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil darstellen. Hinduismus, Buddhismus, Judentum und Islam ist jeweils ein Areal gewidmet. Die Grundintention des Gartens ist die des Konzils: Die Einheit und Liebe unter den Menschen und damit auch unter den Völkern zu fördern. Wie überall gilt auch in diesem Garten: „Man sieht nur, was man weiß.“ Deshalb ist es empfehlenswert, sich von einem kundigen Führer begleiten zu lassen. Erst die nötigen Hinweise lassen die Schönheit der Gedanken erkennen, die hinter den gestal-

terischen Umsetzungen liegt. So steht man zum Beispiel unter einer grünen Kuppel, die sich aus Weidenzweigen über die Jahre gebildet hat, und erfährt, dass dieser „Hochzeitsbaldachin“ für die ganz besondere Verbindung des Judentums mit dem Christentum steht. Ein Weg zweigt von dort ab auf einen Hügel, den Kalvarienberg, mit einer Kreuzigungsgruppe. Im islamischen Gartenbereich symbolisiert ein einfacher Holzbrunnen das Thema „Wasser teilen mit anderen“. Eine gekieste Koje steht für den Ramadan; sie verkörpert die Aussparung, die der Ramadan im Jahresverlauf der Muslime darstellt. Leider hat die Zeder die strengen Winter nicht überstanden. Nun schmückt die ungewöhnliche Kombination von weißen Rosen und Schilf die Beete. Alle zwei Jahre findet im Sinne des interreligiösen Dialogs eine „Summer School“ statt, zu der 40 Student/innen aus der ganzen Welt zusammenkommen. Am schwierigsten sei es, Studenten aus Wien zu gewinnen, gesteht Pater Albert, einer der Initiatoren des Gartens der Religionen. Ein Garten, der Augen öffnen kann. Für Pater Albert sind alle Klosterräume, auch der Garten, eine pastorale Aufgabe: „Uns ist vor allem wichtig, dass die Leute, die kommen, verstehen, was sie da sehen. Was hat der Maler da hingemalt, was ist die biblische Botschaft, was bedeutet das für mich heute? Im Garten ist es genauso. Wir wollten keinen › LESEN SIE WEITER AUF SEITE 19

Buddhistische Mönche besuchten auch schon ihre katholischen „Amtsbrüder“ im Stift Altenburg. Auch für die Hausherren sind die Gärten des Stiftes eine wichtige Kraft- und Erholungsquelle. HELMUT LACKINGER (2)

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© Stift Göttweig

Gast im Kloster BenediktinerStift Göt t weiG

Ort der Begegung hoch über der Wachau

Sonderausstellungen im Museum im Kaisertrakt Von 23. März bis 1. November 2019 wird die Sonderausstellung „Stift Göttweig als Wehrbau – befestigt und verteidigt im Sturm der Zeiten“ gezeigt. Im Museum befindet sich auch die Kaiserstiege, das größte freitragende Treppenhaus Österreichs. Überwölbt wird es von einem Fresko, das von Paul Troger geschaffen wurde. Es zählt zu den Höhepunkten seines Wirkens. Das Museum im Kaisertrakt und die Sonderausstellung sind von 10 bis 18 Uhr geöffnet,

Führungen wochentags um 11, 14 und 15 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertag zusätzlich um 12 Uhr.

© Daniel Winkler

Seit mehr als 900 Jahre beten und arbeiten Mönche auf dem Göttweiger Berg, hoch über der Wachau. Jährlich besuchen Gäste und Pilger aus aller Welt das UNESCO-Weltkulturerbe – und sie alle staunen ob der Schönheit und kulturellen Vielfalt dieses Ortes!

Kulinarik mit Ausblick Das Stiftsrestaurant verwöhnt mit regionalen Köstlichkeiten, Wein von Göttweiger Hängen oder Süßem aus der Wachauer Marille. Gastfreundschaft Stift Göttweig steht allen Menschen offen. Stille und Einkehr findet man im Exerzitienhaus bei Fasten- oder Einzelexerzitien. Für Gäste, die ohne ein bestimmtes Kursprogramm abschalten möchten, gibt es das Angebot „Gast im Kloster“ (Mai bis Oktober). Wir freuen uns über Ihren Besuch! (T) +43 (0)2732 85581-0 (E) tourismus@stiftgoettweig.at www.stiftgoettweig.at

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Das Stift ist heute ein imposanter Barockbau. Doch die Wurzeln des Klosters reichen ins 12. Jahrhundert zurück. SCHEWIG FOTODESIGN/KLÖSTERREICH

wurde der historische Kreuzgang ausgegraben, der sich innerhalb der Vierung um den mittelalterlichen Brunnen ergeben hat, 1994 neu angelegt wurde und eine Ausstrahlung hat, die einen berührt. Die Auswahl der Pflanzen stellte eine Herausforderung dar, weil das Niveau des Gartens vier Meter tiefer liegt und die barocken Trakte darüber keine direkte Sonneneinstrahlung ermöglichen. Nur heimische Pflanzen aus dem Waldviertel findet man hier, Lilien, Pfingstrosen, Veilchen, Maiglöckchen, Farne und Efeu. Der zweite Teil des „Brunngartls“ liegt auf dem barocken Niveau um vier Meter höher und wurde im Jahr der Bibel 2003 zum „Schöpfungsgarten“ umgestaltet. Biblische Begriffe sollen hier anschaulich begreifbar gemacht werden. Im Zentrum dieses Bereiches steht ein Olivenbaum, der als Symbol des Friedens gilt – es braucht mindestens eine Generation des Friedens, damit von einem Olivenbaum erstmals Früchte geerntet werden können. › FORTSETZUNG VON SEITE 17

Barockgarten machen, sondern einen Inhalt transportieren, die Frage nach den nicht christlichen Weltreligionen.“ Einmal hat Pater Albert ein Ehepaar geführt und ihm das Konzept des Gartens erklärt. Am Schluss hat der Mann ihm gestanden, dass er sich sein ganzes Leben Gedanken gemacht habe, was mit den Leuten passiere, die Christus nicht kennengelernt hätten, weil sie in einem anderen Kulturkreis geboren seien. In der Schule habe er gelernt, dass sie alle verdammt seien und in die Hölle kämen. Sein ganzes Leben habe er das mit sich getragen und nun habe er erfahren, dass die Menschen in jeder Religion Suchende seien und alle sich Gedanken machten, wie es sein werde nach diesem Leben. Er bedankte sich überschwänglich, dass ihm jemand die Augen geöffnet habe und er diese Last abwerfen könne. In der Klostergemeinschaft hat das Gartenthema einen Prozess der Veränderung ausgelöst. Natürlich standen auch hier Berührungsängste und Unsicherheiten am Anfang. Es gab keine Erfahrungen, auf die man hätte zurückgreifen können. Als zum ersten Mal

buddhistische Mönche im Haus angemeldet waren, gab es Bedenken. Wie wird man miteinander auskommen? Es hat sich aber gezeigt, dass die Lebensform als Mönch eine starke Verbindung herstellt; der Tagesablauf und die Art des Meditierens ähneln sich. Zeitreise ins Kloster des Mittelalters. Der Garten der Religionen ist mit seiner Ausdehnung von drei Hektar der größte, aber nicht der einzige Garten im Kloster Altenburg. Um die anderen Gärten zu verstehen, ist eine Zeitreise ins Mittelalter erforderlich: Im Jahr 1144 schenkte Gräfin Hildburg von Poigen den Benediktinern von St. Lambrecht ihre „Alte Burg“, in der sie eine „Cella“ nach der Regel des heiligen Benedikt einrichteten. Seit den 1980er-Jahren wurde diese mittelalterliche Anlage in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt systematisch ergraben und ermöglicht heute einen eindrucksvollen Blick in das Leben der Mönche vor neunhundert Jahren, als „Kloster unter dem Kloster“. Im „Brunngarten“ ist das sehr schön erlebbar: Auf der unteren mittelalterlichen Ebene

Erlebnisse. Auch im Schöpfungsgarten ist eine Führung sinnvoll, um möglichst viele Aha-Erlebnisse genießen zu können. Doch es macht auch Freude, einfach nur so durch den Garten zu schlendern, vorbei an plätschernden Brunnen, den sich schlängelnden Wegen folgend, Platz zu nehmen im Schatten und zur Ruhe zu kommen. Übrigens kann man von hier einen Blick auf den gotischen Kreuzgang darunter werfen. Als Abschluss empfiehlt sich ein Besuch im Garten der Stille, der den Übergang von der gestalteten zur gewachsenen Landschaft bildet. Von hier hat man einen imposanten Blick auf die östliche barocke Klosterfassade mit einer Länge von über zweihundert Metern, erbaut auf den Mauern des mittelalterlichen Klosters. Den Weg in den Wald säumen Steinskulpturen der Künstlerin Eva Vorpagel-Redl – stille Begleiter von der barocken Welt des Stiftes in die wilde Natur des Tales und damit zurück in die Welt. l www.stift-altenburg.at

REPORTAGE „STIFT ALTENBURG“ VON VERONIKA HOFER, FOTOS VON GERHARD PIRNER, AUS „DER PILGER – MAGAZIN FÜR DIE REISE DURCHS LEBEN“ AUSGABE 3/2018

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Ein ganz besonderes Museum in Salzburg

In die Welt der Bibel eintauchen Menschen aus der ganzen Welt besuchen mittlerweile die 2015 eröffnete Bibelwelt in der Salzburger St.-ElisabethKirche. Die Ausstellung setzt dabei auf ungewöhnliche Erfahrungen.

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ie Überraschung beginnt schon am Eingang, denn die Bibelwelt wird durch ein acht Meter hohes Ohr betreten. Auch der riesige Fuß, der die Anstrengungen des Apostels Paulus bei seinen Missionsreisen verdeutlichen soll, beeindruckt in der 600 Quadratmeter großen Ausstellung Groß und Klein – ebenso wie eine übergroße Schriftrolle. In der Ausstellung können die Besucher dem Jesus-Weg und dem Paulus-Weg folgen – letzterer zeigt ein zehn Meter langes Paulus-Schiff. Anders als der Apostel der Völker haben die Museumsgründer aber keinen Schiffbruch erlitten: Die Salzburger Bibelwelt erreicht mittlerweile viele Menschen auch jenseits der Stadt- oder Diözesangrenzen.

„Durch unsere Aufnahme in das Angebot der Salzburg Card kommen zunehmend auch Menschen von weit her nach St. Elisabeth: aus Schweden, Spanien oder sogar von Übersee“, sagt Direktor Eduard Baumann. Gut, dass das Museum den Audioguide auch auf Englisch anbietet. Besonders beliebt ist das Museum natürlich bei Gästen aus dem nahen Bayern. Ausstellung. Es tut sich auch immer etwas in der Bibelwelt: Die Sonderausstellung „Stille Nacht? Geburt in der Bibel“ – aus Anlass von 200 Jahre des Weihnachtsliedes „Stille Nacht“ – wird bis Mitte September 2019 verlängert. Ab März sind Kreuzwegbilder der ungarischen Künstlerin Dávid Mária Kiss unter dem Titel „Lebens.Schrei“ zu sehen. Im Herbst 2019 startet dann die große Sonderausstellung zum Thema „Brot in der Bibel“. l HEINZ NIEDERLEITNER

Zu Fuß war vor allem der Apostel Paulus unterwegs.

BIBELWELT

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Mit Freude leben

Stift Reichersberg

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Reise durch die Jahrhunderte

Stift Zwettl

FOTO: ®WWW.PEDAGRAFIE.DE

Getreu unserem Leitsatz „Mit Freude leben“ heißen wir Sie im Augustiner-Chorherrenstift Reichersberg schon seit über 900 Jahren herzlich willkommen – egal ob Sie Ruhe und Besinnung suchen oder in herrlicher Natur aktiv werden möchten. Das mächtige Barockjuwel liegt mitten im Innviertel, direkt am Inn. Der Römerradweg, Innradweg, Pilgerweg Via Nova und das Europäische Vogelschutzreservat bieten sich hier für Radfahrer, Wanderer, Pilger und Naturliebhaber an, ebenso der prächtige Stifts- und Herrengarten. Ein Bildungszentrum, der Klosterladen, viele Kulturveranstaltungen wie auch Messfeiern sprechen alle an, die das Besondere suchen. www.stift-reichersberg.at

Im niederösterreichischen Stift Zwettl leben und wirken seit 1138 Zisterziensermönche. Die mittelalterliche Klosteranlage ist fast unversehrt erhalten und ermöglicht eine Reise durch die Jahrhunderte. Barocke Eindrücke vermitteln Kirche und Bibliothek, die weitläufigen Gartenanlagen laden zum Spazieren oder einer Rast im Liegestuhl. Geöffnet von 13. 04. – 31. 10. 2019, für Gruppen nach Voranmeldung ganzjährig. Zisterzienserstift Zwettl +43 (0)2822 202 02 17 www.stift-zwettl.at


Heilsame Orte

Oasen der Ruhe Eine Umgebung, die Vertrauen schenkt, lässt Menschen zur Ruhe kommen. Solch heilsame Orte hat die Erzdiözese Salzburg vereint. Dort ist Freiwerden und persönlicher Kontakt möglich. CHRISTINA REPOLUST

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er Arbeitsalltag ist übervoll, man arbeitet in Teams, trifft sich in der Freizeit in den zum eigenen Lifestyle passenden Gruppen und will weder seine Follower noch seine virtuellen Freunde missen. Doch wer ist man, wenn man gerade nichts tut, sich nicht präsentieren muss bzw. bei den anderen möglichst gut ankommen will? Die Erzdiözese Salzburg spricht mit dem Projekt „Heilsame Orte“ gezielt Einzelpersonen als Gäste an, die an geschützten

Das Geistliche Zentrum Embach ist einer der heilsamen Orte.

Orten ankommen und sich selbst finden wollen. Unter der Leitung der Theologin Angelika Gassner, Referat für Spiritualität und Exerzitien des Salzburger Seelsorgeamtes, ist das Projekt „Heilsame Orte“ entstanden.„An jedem dieser Orte will ich ankommen, bei mir“ gilt als Motto aller beteiligten Orte, Häuser, Oasen – von Maria Hilf, Kufstein-Kleinholz über Maria Kirchtal, das Geistliche Zentrum in Embach bis zu St. Virgil, um nur einige zu nennen.

Konflikte verwandeln

Schönstatt am Kahlenberg

Herzlich willkommen in Innsbruck!

Ein Gnaden- und Wachstumsort

Das Haus der Begegnung in Innsbruck ist eine Erwachsenenbildungseinrichtung mit Hotelund Gastronomiebereich mitten im Zentrum von Innsbruck, in ruhiger Lage mit Garten. Ab März 2019 geht es im neuen „Lehrgang für ganzheitliche Konflikttransformation“ um das Verwandeln von Konflikten, diese in neuen Dimensionen zu verstehen und sie aktiv zu gestalten. Unser Angebot an Sie: Konflikte als Ressource und Körperarbeit in 5 Modulen, jeweils Freitag von 9–18 Uhr mit Abendeinheit und Samstag 9–13 Uhr, Termine von März bis Juli 2019. Preis: 1.470 Euro

Schönstatt am Kahlenberg ist eine Oase der Ruhe, ein Platz zum Auftanken, ein Seminarort mit guter Arbeitsatmosphäre – mitten im Wienerwald und doch leicht erreichbar. Die Marienschwestern beseelen diesen Ort, an dem man als Persönlichkeit wachsen kann. Die Umgebung lädt zu Wanderungen ein. In der Gnadenkapelle fühlen sich viele Menschen von Gott geliebt und angenommen. Gerne verwöhnen wir Sie in unserem Café Bistro. Sie sind herzlich eingeladen, einige Tage hier zu verbringen oder Ihr Seminar bei uns zu buchen.

Nähere Infos: www.hausderbegegnung.com

Tel.: 01/320 13 07 www.schoenstattzentrum-wien.at

SCHERER

Jeder dieser Orte zeichnet sich durch spezielle Angebote und Ausrichtungen auf den einzelnen Gast aus. Angelika Gassner lädt die große Zielgruppe jener Menschen, die zur Ruhe und vor allem zu sich kommen wollen, ein: „Wenn Sie sich nach Orten der Ruhe und des Auftankens sehnen, die eine Oase inmitten der Anforderungen des Alltags anbieten, dann machen Sie doch halt an einem der neun Heilsamen Orte der Erzdiözese. Sie finden hier einfache Gastlichkeit, wertschätzende Menschen, Impulse, die Sie zu Ihrer Mitte begleiten, und erfrischende Natur. Selbst bei kürzeren Aufenthalten können Sie hier befreit auf- und durchatmen und Ihren Lebens-Akku auffüllen.“ Unkompliziert. Das „Geistliche Zentrum Embach“ ist einer dieser Orte, an dem man „einfach sein kann“. „Unser Haus gibt es jetzt seit acht Jahren und unser Angebot wird seit Beginn sehr gut angenommen“, freut sich das Team – Oswald Scherer (geistlicher Leiter), Hildegard Schönauer (Haushälterin), Waltraud Harlander (Sekretariat) und Elisabeth Koder (freie Mitarbeiterin). Einfach und unkompliziert ist hier das Miteinander, gekocht wird mit Lebensmitteln aus der Region, Achtsamkeit prägt die Atmosphäre im Haus und in der Küche. Hier können die Gäste in der Stille sowie im Gespräch sich selber besser und neu kennenlernen. Dass diese Ruhe auch im größeren Bildungshaus St. Virgil in der Stadt Salzburg möglich ist, liegt an dessen spiritueller Ausrichtung, die sowohl durch die Architektur als auch die speziellen Angebote auf seine Besucher/innen wirkt. Der Park mit seinen Bäumen, Gärten und der Umgebung beeindruckt. St. Virgil ist eine Oase mitten in der Stadt. Die heilsamen Orte leben ehrliche Gastfreundschaft: „Familiär“ ist hier kein Werbeslogan, sondern kennzeichnet das Miteinander. Die Türen stehen offen, eintreten muss man selbst. l www.heilsame-orte.at

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Ein beschaulicher Ort des Rückzugs: die Holzhütte der Einsiedler/innen.

Eine besondere Auszeit

FLEISCHMANN

Zu Besuch in der ­Einsiedelei in Maria Eck Mitten im Wald auf einer Lichtung steht eine kleine Hütte unweit des Klosters Maria Eck im bayerischen Chiemgau. In der Einsiedelei gehen Menschen auf die Suche nach Gott und werden fündig. Ein Besuch. LUKAS FLEISCHMANN

A

ls ich bei der Klosterpforte in Maria Eck im Chiemgau die Tür öffne, kommt mir Bruder Christian bereits entgegen. In der Hand hat er einen Sack Zwiebeln und einen Kanister voll mit Wasser – „Proviant für die Einsiedelei“, sagt er und zeigt in Richtung eines kleinen Wegs, der sich malerisch das Voralpenland hinaufschlängelt. „500 Meter weiter und dann kurz den Hang hinab und dann kommen wir an eine schöne Lichtung“, sagt der FranziskanerMinorit. Dort steht die Einsiedelei, erklärt er mir. Kurz darauf kommt Elisabeth Mayer zu uns. Sie ist jedes Jahr für fünf Tage in der

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Einsiedelei und will mir von ihren Erfahrungen berichten. „Das ist ein Ort, an dem man Gott näherkommt“, sagt sie und lächelt. Seit 2013 gibt es die kleine Hütte aus Baumstämmen unweit des Klosters. Bruder Christian hatte die Idee, als er selbst auf Exerzitien in einem anderen Kloster war. Seither kommen zahlreiche Menschen, die auf spiritueller Suche sind. „Das sind nicht einmal zwangsläufig alles Christen“, erklärt mir Bruder Christian. „Wir hatten zum Beispiel auch schon eine bekennende Buddhistin da.“ Die Lichtung im Wald. Wir gelangen zur Hütte und ich bin sofort vom Ambiente dieses Ortes überwältigt. Es erscheint mir fast schon erstaunlich, wie ein Platz dermaßen viel Leben beherbergt und trotzdem so viel

Einfach, aber angenehm ist das Innere der Holzhütte. Die Idee zur Einsiedelei stammt von Bruder Christian Schmidberger. FLEISCHMANN

Stille ausstrahlt. Überall surrt es, im kleinen Teich schwimmen Frösche, Vögel singen. „Ein Tag in der Einsiedelei fängt meistens mit einer Stunde körperlicher Arbeit an“, sagt Bruder Christian, „das kann Holzhacken im Winter sein oder Unkrautjäten im Sommer. Außerdem gibt es jeden Tag ein spirituelles Gespräch. Das dauert meistens eine Stunde, kann aber auch mal drei Stunden lang werden.“ Viele Menschen öffnen sich dabei dem Ordensmann. Für einige ist die Hütte wie ein Ventil. Das kann auch Elisabeth Mayer bestätigen. Die Kinderpflegerin und Mutter dreier Kinder erklärt mir, dass jeder Aufenthalt in der Hütte anders sei. „Beim ersten Mal dachte ich: So, jetzt hab’ ich alles erkannt, und doch will ich jedes Jahr wiederkommen, weil immer etwas anderes passiert. Man kommt weiter, je öfter man hier ist.“ Tränen flössen bei jedem Besuch, weil man auch mit den schlechten Dingen an sich konfrontiert werde, sagt sie ganz offen. „Doch am Ende ist das Gefühl so positiv und ich fühle mich wirklich geliebt.“ Die Frage, was sie ganz am Anfang dazu bewogen habe, in die Einsiedelei zu gehen, kann sie mir gar nicht so recht beantworten. „Irgendwie wollte ich Gott näherkommen“, sagt sie. Auf der Suche. Die Voraussetzung dafür, ein paar Tage im begehrten Holzhäuschen zu


Das Innere der Hütte ist einfach gehalten. Die Ruhe dort zieht Menschen wie Elisabeth Mayer (rechts) an.

bekommen, ist ein Vorgespräch mit Bruder Christian. „Es muss klar sein, dass die Menschen auf der Suche sind oder sich wichtige Fragen stellen“, sagt er. Die Einsiedelei sei eben kein Urlaub. Einsamkeit, Isolation, kein fließendes Wasser, kein Strom – das alles sind Dinge, die wohlüberlegt sein wollen. Doch der Effekt, den die kleine Hütte auf die Menschen habe, sei beeindruckend. Im Sommer sind die Einsiedler/innen oft draußen, gehen wandern, kümmern sich um den Garten oder genießen die Sonne. Im Herbst ist das nicht so möglich, vor allem dann, wenn durch den Nebel die Aussicht stark eingeschränkt ist. Grundsätzlich betont Bruder Christian aber: „Ich traue mich zu

sagen, dass hier jeder Mensch verändert herauskam. Klar ist die Einsiedelei nicht das Allheilmittel und natürlich ist danach nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber jedes Mal merke ich, dass etwas im Leben der Einsiedler anders ist, und bekomme das auch oft mitgeteilt.“ Zuhause im Alleinsein. Die jüngste Einsiedlerin bisher war eine Studentin Anfang zwanzig, der älteste ein Mann weit über achtzig. Die Motivation der Menschen sei immer unterschiedlich, sagt Bruder Christian. „Wir haben hier Leute, die sich existenziellen Fragen stellen, kurz vor oder bereits mitten im Burn-out sind. Bald

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besucht uns eine Ordensschwester, die vor ihrem ewigen Gelübde steht und vorher noch einmal tief in sich gehen will.“ Bruder Christian und Elisabeth Mayer kehren wieder zum Kloster zurück, ich möchte noch ein wenig bleiben. Es erscheint mir wichtig, den Ort alleine wahrzunehmen. Ich gehe ein wenig umher, fotografiere die Natur, besuche die Kapelle nebenan. Ein Satz, den mir Bruder Christian im Kloster gesagt hat, fällt mir ein: „Du siehst diesen Ort und fühlst dich sofort zu Hause.“ Und ja, irgendwie fühle ich mich nach zwei Stunden tatsächlich schon zu Hause. l www.kloster-mariaeck.de

Kulturelles Zentrum im Salzburger Drei-Seen-Land

Stift Mattsee

Informationen: +43 (0) 6217 5202 www.stiftmattsee.at

Gästehaus im Priesterseminar

Im Herzen Salzburgs Die zentrale Lage unseres Gästehauses, im Herzen der rechten Altstadt, ermöglicht es Ihnen, die wichtigsten Sehenswürdigkeiten unserer schönen Stadt innerhalb weniger Minuten zu Fuß zu erreichen. Unsere Zimmer sind alle schlicht, aber stilvoll eingerichtet. Sie verfügen jeweils über ein eigenes Bad mit Dusche und WC sowie WLAN. Gästehaus im Priesterseminar Salzburg Dreifaltigkeitsgasse 14, 5020 Salzburg Tel: +43 (0) 662 87749510 gaestehaus@priesterseminar.kirchen.net www.gaestehaus-priesterseminar-salzburg.at

Auftanken

Geistliches Zentrum Embach Für eine Auszeit finden Sie an unserem „heilsamen Ort“ eine persönliche Atmosphäre, Stille, gute Verpflegung, die Möglichkeit zur Teilnahme an unseren Gebetszeiten und geistliche Begleitung. Unser denkmalgeschütztes Haus über dem Salzachtal und die schöne Natur werden Sie begeistern. Außerdem bieten wir Besinnungstage, meditatives Tanzen, Exerzitien und Kontemplation, Pilgerwanderungen auf dem Pinzgauer Marienweg und vieles mehr. Spirituell suchende Menschen, gleich welcher Konfession oder Weltanschauung, sind willkommen. www.geistliches-zentrum.at

„Wo du einfach sein kannst.“ (nach Pierre Stutz)

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FOTO: RITA NEWMAN

FOTO: UEB-AT

Mehr als 1200 Jahre Geschichte sind verbunden mit dem Collegiatstift Mattsee, der ältesten weltpriesterlichen Gemeinschaft Österreichs. Der imposante, 60 Meter hohe Turm der Stiftskirche wird auch „Goliath des Mattiggaues“ genannt. Kommen Sie zu einer Feier in die Stiftskirche, zu einem Museumsbesuch oder zu einem Fest in den Weinkeller. Die Führungen beginnen am Stiftsplatz unter der Linde, am Stiftsbrunnen und dem Tassilo-Denkmal. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


reiseZEIT 2019

Unterwegs mit dem Vorarlberger KirchenBlatt Den Spuren Jesu im Heiligen Land folgen

Das Heilige Land entdecken

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