KiZ-FreistadtSpezial-KW22-2018

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Spezial 04-2018 I 31. Mai 2018 I Tel. 0732/76 10-39 44 I www.kirchenzeitung.at Österreichische Post AG / P.b.b. / Kirchenzeitung / Verlagsort: 5020 Salzburg / RM 13A039658 K

HOFMANN

Visitation im Dekanat Freistadt

Eine schmackhafte Kirche Kräuter, essbare Blüten, Gemüse – alles, was Dechant Klemens Hofmann zur Verfeinerung des Schafkäses verwendet hat, hat er in seinem Garten geerntet. Allein schon beim Anschauen des Titelbildes läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Unglaublich, wie viel Nahrhaftes und Schmackhaftes in einem Mühlviertler Pfarrhofgarten wächst. Es ist nicht so sehr das Wissen in Pflanzenbau als vielmehr die Liebe zur Natur und die Lust am Garteln, die solch eine faszinierende Pracht und Vielfalt hervorbringen. Von Sonntag, 3. Juni bis Sonntag, 10. Juni 2018 besuchen Bischof Manfred Scheuer,

Bischofsvikar Willi Vieböck, Generalvikar Severin Lederhilger und Bischofsvikar Adi Trawöger das Dekanat Freistadt mit seinen fünfzehn Pfarren. Die Visitation des Dekanates – wie dieser Besuch genannt wird – ist mit einem Gang durch die Pfarrhofgärten vergleichbar. Man kann sich bewusst machen, wie viel vor der eigenen Haustür wächst, auf das man zu Recht stolz sein darf. Der Bischof mit seinen Visitatoren wird ermutigen, die Gärten weiterhin so gut zu pflegen und auch Neues zu pflanzen. Die KirchenZeitung stellt aus diesem Anlass das Dekanat vor – in seiner Charakteristik und mit seinen Schwerpunkten.

2 Dekanat Freistadt. Dechant Klemens Hofmann im Gespräch. 8 Die Pfarren. 15 Pfarren in vier Seelsorgeräumen. 12 Thema. Wie der christliche Glaube nach Oberösterreich kam. 16 Visitation für alle. Das Programm, die Termine.


2 Dekanat Freistadt

31. Mai 2018

KirchenZeitung Diözese Linz

Die Nähe zu den Menschen nicht aufs Spiel setzen Klemens Hofmann ist Pfarrer von Neumarkt im Mühlkreis und Freistadt sowie Dechant des Dekanates Freistadt. In seinen Funktionen ist er intensiv mit den Fragen der Zukunft von Seelsorge konfrontiert. Doch trotz der Fülle der Aufgaben hält der Priester intensiv Kontakt zur Natur.

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on zwei Berufen hat Klemens Hofmann als junger Mann geträumt: von Förster und Priester. Beide Träume hat er sich verwirklicht – hintereinander. Begonnen hat er mit der Forstschule in Bad Vöslau. Von klein auf war er gerne in der Natur, und da sein Vater als Förster in Sandl in den Wäldern der Adelsfamilie Czernin-Kinsky arbeitete, lag der Försterberuf nicht fern. Drei Jahre, von 1988 bis 1991, hat Klemens Hofmann ihn dann auch selbst als Angestellter des Stadtamts Freistadt ausgeübt. Er machte seine recht vielfältigen Arbeiten gerne, aber es zog ihn doch schon Richtung Priestertum.

Beten am Hochstand. Auf keinen Fall hat Pfarrer Hofmann die Liebe und Beziehung zur Natur hinter sich gelassen, aber er ging einen anderen Weg: ins Priesterseminar und zur Priesterweihe. Die Stille, die er draußen im Wald erlebt, ist für ihn nach wie vor das Audienzzimmer Gottes. Er gebraucht gern dieses Sprachbild, weil es für ihn wirklich zutrifft. Er ist regelmäßig in seiner Heimat Sandl im Wald unterwegs, geht Schwammerl suchen, Beeren und Kräuter sammeln. Ohne Verbindung zur Natur würde seinem Leben etwas fehlen. Es fällt Pfarrer Hofmann leicht, die Schöpfung, die für ihn Geheimnis Gottes ist, mit seinem persönlichen Glauben

Blick über die Grenze Unmittelbar nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ hatte Pfarrer Klemens Hofmann gute Kontakte zu den Pfarren in der Tschechoslowakei. Inzwischen sind jene Partner, die deutsch gesprochen haben, nicht mehr tätig und die Treffen seltener geworden. Pfarrer Hofmann lädt aber ein: „Besuchen Sie die Kirchen ‚drüben‘ wie zum Beispiel Maria Schnee am Heiligstein, Dobra VodaBöhmisch Brünnl oder Zettwing (im Bild). Das sind wunscherschöne Orte.“ archiv

in Verbindung zu bringen. „Am Hochstand habe ich das Rosenkranzbeten gelernt, seither bete ich täglich den Rosenkranz.“ Eine Kirche für alle. Nicht nur der Pfarrer persönlich ist von der Natur geprägt, das ganze Dekanat Freistadt ist im Großen und Ganzen ländlich und landwirtschaftlich strukturiert. Die Landschaft beeinflusst die Leute, und zwar durch und durch positiv, ist der Pfarrer überzeugt und bringt das auf den knappen Nenner: „G‘sunde Gegend, g‘sunde Leit.“ Viele Menschen erlebt er als naturverbunden und erfüllt vom Geist des Zusammenhalts. Charakteristisch ist auch, dass viele Leute nicht zwischen Pfarre und politischer Gemeinde unterscheiden, sondern sich einfach für die Gemeinschaft engagieren, unabhängig davon, welches „Pickerl“ die Gruppe trägt. So sieht er auch den Einsatz der Kirche für die Menschen: „Ich denke in der Pastoral nicht nur an die Kirchenmitglieder. Das greift zu kurz. Wir sind für alle da.“ Und das will Pfarrer Hofmann auch leben. Für ihn ist z.B. die Zusammenarbeit mit der Landjugend selbstverständlich und er ist dankbar, dass sie in der Pfarre Neumarkt beim Erntedankfest da ist oder beim Pfarrfest mithilft: „Das ist eine ganz wertvolle Jugend.“ Eine junge Frau der Landjugend sitzt auch


Dekanat Freistadt 3 Seelsorge für alte Menschen Pfarrer Klemens Hofmann beschäftigt sich in seiner Freizeit intensiv mit Kräutern, Pflanzen und Beeren. Er stellt Tees und Tinkturen her und setzt - hervorragende - Liköre an. Sein Heidelbeerlikör sucht seinesgleichen. Hofmanns umfangreiches Wissen erinnert ein wenig an Kräuterpfarrer Weidinger. - Gut wäre es auch, wenn gegen die Probleme der Kirche wie Priestermangel ein Kraut gewachsen wäre. kiz/jw

als „gute Stimme“ – wie Pfarrer Hofmann sie nennt – im Pfarrgemeinderat. Einsatzkräfte ziehen an einem Strang. Über die Grenzen der Pfarre hinaus liegt Pfarrer Hofmann auch der Kontakt zu den Einsatzkräften am Herzen. Im Rahmen der Dekanatsvisitation wird es ein Treffen aller Einsatzkräfte geben, die im weitesten Sinn in Krisenfällen tätig sind: Vertreter/innen von Rotem Kreuz, Polizei, Kirche und Bundesheer werden sich in der Kaserne Freistadt treffen. Ziel der Begegnung ist das gegenseitige Kennenlernen, die Vernetzung, einander Wertschätzung zu zeigen und eine kurze Fortbildung. Mit dem Zusammenführen dieser unterschiedlichen Organisationen beschreitet die Kirche in der Region um Freistadt Neuland, freut sich der Pfarrer schon auf die nicht alltägliche Zusammenkunft. Die Taufberufung leben. Ohne im Detail auf die offenen Fragen und manchmal auch Probleme in den einzelnen fünfzehn Pfarren des Dekanates Freistadt einzugehen, beschreibt der Pfarrer und auch Dechant Hofmann das Dekanat generell als gut aufgestellt: „Neben den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben wir viele ehrenamtliche Leute mit guter theologischer und praktischer Ausbildung: Diakone, Leiter

Freistadt. Seit November 2017 ist Ulli Lengauer im Bezirksseniorenheim Freistadt als Seelsorgerin tätig, als erste hauptamtliche Altenheimseelsorgerin in der Region. „Ich erlebe eine ganzheitliche Betreuung für die Bewohnerinnen und Bewohner hier im Bezirksseniorenheim Freistadt“, so Lengauer. Die Seelsorge geschieht in ökumenischer Verantwortung. Praktiziert wird sie im Dasein und Mitleben wie auch in Form von Gesprächen, Gebet, Feier der Liturgie, Ritualen des Trostes und Sakramenten. „Ich darf auf den wertvollen Dienst vieler Ehrenamtlicher im Besuchsdienst, in

und Leiterinnen von Wort Gottes- und Begräbnisfeiern, um nur einige Bereiche aufzuzählen.“ Sein Ziel ist, möglichst viele Menschen zu befähigen, ihre Taufberufung zu verwirklichen. Er will die Mitarbeit so gestalten, dass es funktionieren kann. Dass dabei die Ehrenamtlichen nicht überfordert werden, darf man natürlich nicht aus den Augen verlieren. Er packt seine Philosophie der Beteiligung in drei Worte: „Wertschätzen, zutrauen und zuwilassen“.

Im Bezirksseniorenheim Freistadt. privat

Für Neues aus Rom vorbereitet sein. Pfarrer Hofmann denkt auch an die weitere Zukunft: „Sollte es in Rom einmal Änderungen geben, sollten wir vorbereitet sein.“ Möglich scheint ihm die Öffnung des Diakonenamtes für Frauen oder die Zulassung von verheirateten Männern zum Priesteramt: „Wenn wir uns darauf nicht vorbereiten, handeln wir fahrlässig an den Gemeinden. Wir müssen so aufgestellt sein, dass wir im Fall der Fälle nur mehr über die Weihetermine reden müssten.“ Man braucht dabei nichts für tabu zu erklären und keine Angst vor der Zukunft zu haben, so der Pfarrer. Wie immer die Zukunft der Pfarren in der Region ausschaut: „Die Kirche darf die Nähe zu den Menschen auf keinen Fall aufs Spiel setzen“, betont Pfarrer Hofmann: „Die Leute müssen spüren, dass wer für sie da ist.“ Josef Wallner

der Liturgie und bei Feiern im Jahreskreis zählen und sie koordinieren und begleiten.“ Ihre bisherigen Erfahrungen fasst Lengauer zusammen: „Der Kontakt, die Gespräche und Begegnungen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern haben meine Hochachtung gegenüber dieser Generation noch gestärkt. Wenn altbekannte Lieder, Gebete und Rituale sichtbar die Lebensgeister wecken und zum Mittun animieren, geht einem das Herz auf.“ Der hauptamtliche Dienst soll in einem weiteren Schritt auf die Heime in Lasberg und Pregarten ausgeweitet werden.


4 Dekanat Freistadt Kooperationen Zusammenarbeit läuft gut im Dekanat

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KirchenZeitung Diözese Linz

„Sie sollen spüren: Ja, davon kann ich leben“ Dekanatsassistentin Irmgard Sternbauer über die neue Rolle der Laien, das Tempo der Veränderungen und die Hoffnungen für das Dekanat.

Irmgard Sternbauer, Pfarrassistentin in Freistadt und Dekanatsassistentin. Privat

Pfarre

Jugend. In der Jugendpastoral findet sich ein gelungenes Beispiel des Zusammenwirkens auf Dekanatsebene: die jährliche Firmvesper (siehe Bild oben). Heuer im April fand unter dem Motto „Vorglühen“ eine Firmvesper für rund 300 Firmlinge statt. Voran gingen unterschiedliche Workshops, welche von Pfarren und anderen lokalen Organisationen angeboten wurden. Zum Chill-out fanden sich anschließend noch viele Firmlinge und Begleitpersonen bei DJ und Snack im Pfarrhof ein. Seelsorgeraum. Im „Seelsorgeraum Rainbach, Leopoldschlag, Windhaag, Sandl, Grünbach“ wird Wert auf Vielfalt, Austausch und Vernetzung gelegt. Besonders wichtig ist allen fünf Pfarren, ihren Glauben vor Ort zu leben und Kirche in der Pfarre zu gestalten. Die eigene Individualität und der Weitblick in den Seelsorgeraum gehen somit Hand in Hand. Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verstärken und ergänzen sich in der Liturgie, der Öffentlichkeitsarbeit, der Kinder- und Jugendpastoral, der Firmpastoral, in der Katholischen Aktion und weiteren pastoralen Bereichen. XX Mehr zu den Pfarren auf den Seiten 8 – 11.

Die Devise ist in Oberösterreich, dass die Pfarren erhalten bleiben. Wenn Sie auf Ihr Dekanat schauen: Bleiben die Pfarrgrenzen so, wie sie sind? Irmgard Sternbauer: Ich erlebe das im Deka-

nat so, dass man viel miteinander tun kann, solange die Pfarre erhalten bleibt. Die Leute leben aus der Pfarre und für die Pfarren und sie brennen richtig dafür. In den einzelnen Gemeinden gibt es oft eine über Jahrhunderte geprägte Geschichte, da würde sicher was verloren gehen, wenn man die zusammenlegt. Man will nicht nur das Große, sondern auch die kleinen Einheiten, weil man erlebt hat, dass in den Gemeinden viel verloren gegangen ist durch die Schließung von Wirtshäusern und Postämtern. Hat sich die Rolle der Laien in den letzten Jahren verändert? Sternbauer: Dadurch, dass es weniger Pries-

ter gibt, hat sich das natürlich verändert. Das Bewusstsein der Laien ist anders geworden. Ein Beispiel: Lange Zeit hat es ausgebildete Wortgottesdienst-Leiter gegeben. Hat man sie gebraucht, weil kein Priester da war, hat man sie eingesetzt, sonst aber nicht. Da hat sich das Bewusstsein schon verändert. Die Laien akzeptieren es nicht mehr so leicht, dass sie bloß Notnagel sein sollen. Bringt das auch Chancen mit sich? Sternbauer: Ja, weil sich das Engagement

oftmals auf mehrere Personen aufteilt. Unterschiedliche Charaktere sprechen wieder unterschiedliche Leute an, eine gewisse Vielfalt ermöglicht einen größeren Einsatz und mehr Begeisterung. Auf welche Veränderungen muss man sich einstellen, wenn man bis 2030 schaut? Welche Fragen muss man sich dabei stellen?

Sternbauer: Was die Leitung der Pfarren betrifft wird es immer enger. Verändern wird sich, dass Menschen noch bewusster auswählen, wo sie sich ehrenamtlich engagieren, was für sie der eigene Nutzen ist. Die wenigsten werden es in zehn Jahren für den Pfarrer oder die Pfarrseelsorgerin tun. Die Frage ist auch: Wenn ich es nicht nur für Christus tue, was ist auch für mich dabei?

„Die Leute tragen die Kirche nach wie vor mit Begeisterung.“ Irmgard Sternbauer

Eine Zukunftsfrage betrifft die Glaubenskommunikation. Wie kann man den Glauben bzw. die christliche Botschaft so vermitteln, dass das mit dem Leben heute etwas zu tun hat? Dass der andere spürt: Ja davon kann ich leben. In Österreich ist das Tempo in den einzelnen Diözesen sehr unterschiedlich, was Veränderungen betrifft. Was ist das richtige Tempo? Sternbauer: Ich bin eher für das Pilgertem-

po, zumindest für das Dekanat Freistadt. Dass man mehr darauf schaut, was am Wege noch da ist. Was gibt Ihnen Hoffnung für das Dekanat? Sternbauer: Auf der einen Seite ist es scha-

de, dass wir Katholiken nicht mehr die große Menge sind. Auf der anderen Seite ist es auch eine Chance zu schauen, was unseren Kern ausmacht, jenseits von Konsumieren von kirchlichen Leistungen. Ich glaube, dass die Leute Feuer gefangen haben im Glauben und in der Kirche. Die tragen das nach wie vor mit Begeisterung. « Interview: Paul Stütz


KirchenZeitung Diözese Linz

Dekanat Freistadt 5

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Ein Krankenhausaufenthalt ist oft auch ein Ausnahmezustand. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger wollen zuhören und Sorgen mitaushalten und Perspektivenwechsel anbieten. Rupprecht@kathbild.at

Seelsorge im Landeskrankenhaus Freistadt

„Wir suchen tragfähige Worte“ Ein Aufenthalt im Krankenhaus ist oft belastend. Ein Gespräch kann helfen, weiß Karin Hartmann. Die Seelsorgerin ist für die Menschen da – auch für jene, die nicht mehr sprechen können. Christine Grüll

Die ältere Frau hat ihren Mann bis zu sei­ nem Tod gepflegt. In der Trauerphase ist sie krank geworden. Nun liegt sie im Kranken­ haus und sagt: „Ich habe auf mich selbst vergessen.“ – Gespräche wie diese führt Ka­ rin Hartmann oft. Die hauptamtliche Seel­ sorgerin arbeitet gemeinsam mit einem eh­ renamtlichen Team im Landeskrankenhaus Freistadt. Um die zehntausend Menschen kommen jährlich stationär hierher. Drei Tage in der Woche besuchen die Seelsorger/ innen Patientinnen und Patienten in ihren Zimmern. Wenn diese es wollen, bleiben sie für ein Gespräch. „In der Not sind die Men­ schen offen“, sagt Karin Hartmann, „wir su­ chen tragfähige Worte, die sie unterstützen.“ Wenn das Vertrauen da ist, fragen die Seel­ sorgenden nach, ob der Glaube hilft. Die Kommunion wird gerne angenommen. Das Pflegepersonal nimmt Wünsche auf und lei­ tet sie weiter an die Kommunionspender/in­ nen. Das ist eines der Beispiele für die gute Zusammenarbeit zwischen dem Pflegeperso­ nal und den Seelsorger/innen. Karin Hart­ mann ist dankbar, dass Seelsorge einen „gu­ ten Boden“ im Freistädter Krankenhaus hat.

Darauf gedeihen die Christmette, Gedenk­ feiern für Verstorbene oder das Begräbnis für sogenannte Sternenkinder (siehe Randspal­ te). Aber auch die „Seelsorge ohne Sprache“. Grenzort. Die Intensivstation ist ein Grenz­ ort zwischen Leben und Tod, sagt Karin Hartmann. Den Menschen im komatösen Zustand widmet sie ihre besondere Aufmerk­ samkeit. Auch wenn sie bewußtlos sind, kön­ nen sie unter Umständen hören oder Berüh­ rungen wahrnehmen. Zwei Jahre lang hat sich die Theologin in der nonverbalen Seel­ sorge ausbilden lassen. Nun hält sie selbst Kurse für diese „Aufmerksamkeitsschulung“. Sie ist in den Krankenhäusern noch wenig verbreitet, hilft aber auch den Angehörigen, ihr Ohnmachtsgefühl zu überwinden. Das Krankenhaus ist ein Ort mit professionellen Berufen, sagt Karin Hartmann: „Die Seelsor­ ge muss es auch sein.“

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Dr. Karin Hartmann (Mitte) und die ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen Wolfgang Türk und Margareta Schinagl. GESPAG

„Von der Erde bist du genommen, in den Himmel kehrst du zurück.“ Grabmal für „Sternenkinder“ in Freistadt. Pfarre Freistadt

Abschied am Beginn des Lebens „Sternenkinder“ ist einer der Namen für Kinder, die wäh­ rend der Schwangerschaft oder kurz nach ihrer Geburt gestor­ ben sind. Seit drei Jahren gibt es auf dem Freistädter Friedhof ei­ nen Gedenkort. Im letzten Jahr wurde er erweitert zu einem konfessionsneutralen Gemein­ schaftsgrab für nicht-bestat­ tungspflichtige Kinder (unter 500 Gramm). Zwei Mal im Jahr findet eine Bestattung statt. XX Nächste Verabschiedung und Beisetzung: Freitag, 5. Oktober, 15 Uhr.


6 Erfahrungen

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Viel Gutes ist geblieben

Visitationen 2018/19 Der Visitationsplan für 2018/2019 sieht in jedem Jahr vier Dekanate vor. Bischof Manfred Scheuer, Bischofsvikar Willi Vieböck und Generalvikar Sevverin Lederhilger werden folgende Dekanate besuchen:

Die ersten Dekanatsvisitationen im Herbst 2017 zeigen im Nachhinein:

Visitationen 2018

Schärding machte den Anfang. Im September 2017 visitierten Bischof Manfred Scheuer, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck und Generalvikar Severin Lederhilger die zwölf Pfarren des Dekanates am Inn. Von der Westgrenze der Diözese Linz ging es im November an den östlichen Rand in das Dekanat Weyer. Wiederum waren die drei eine g­ anze Woche lang unterwegs. „Einander zu stärken“ – darum geht es Bischof Manfred Scheuer in erster Linie bei diesen Besuchen in den Dekanaten. „Wir wollen uns ein Bild machen, wie das Evangelium hier konkret verwirklicht wird.“ Kirche im größeren Raum, also über die eigene Pfarre hinaus, erlebt zu haben, das hat der Dechant von Weyer, Friedrich Lenhart sehr positiv in Erinnerung. Vor allem die Vernetzungstreffen haben viel gebracht. „Es tat richtig gut, dass wir ‚brennende Dinge‘ beim Namen nennen konnten.“ Die Menschen, meint er, hätten durch die Begegnungen außerhalb der Kirchenmauern einen positiven Eindruck von Kirche gewonnen. Es gab viel Wohlwollen. Eine gewisse Aufbruchstimmung sei so im Dekanat entstanden.

n Dekanat Gmunden 22. bis 29. April n Dekanat Freistadt 3. bis 10. Juni n Dekanat St. Johann am Wimberg 24. bis 29. September n Dekanat Steyr 14. bis 21. Oktober

Visitationen 2019 n Dekanat Perg 5. bis 12. Mai n Dekanat Eferding 23. bis 30. Juni n Dekanat Bad Ischl 13. bis 20. Oktober n Dekanat Mattighofen 18. bis 24. November

Der Organisator

Diözese/Appenzeller

Andreas Kaltseis koordiniert im Auftrag von Bischof Manfred Scheuer die Dekanatsvisitationen. „Es macht mir Freude“, sagt er.

Die Gemeinsamkeit wurde gestärkt. Aber auch: Die Herausforderungen für die Zukunft sind dringlich.

Die eine Visitation beginnt gerade. Die nächste ist schon fast fertig geplant. Es ist nicht einfach für den Bischof und seine Mitarbeiter, sich vier Mal im Jahr eine ganze Woche Zeit für jeweils ein Dekanat zu nehmen. Für Andreas Kaltseis auch nicht. Im Sekretariat des Bischofs, vor allem in den Dekanaten selbst, sorgt der Theologe für die Vorbereitung, den reibungslosen Ablauf und auch für entsprechende Nacharbeit. Die ersten Erfahrungen haben gezeigt: Der Aufwand lohnt sich. Die Diözesanleitung

Gute, ehrliche Begegnungen. Das ist es, was Dekanatsassistent Martin Brait von der Visitation im Dekanat Schärding in Erinnerung hat. Zwar hätten sich manche eine Visitation festlicher vorgestellt, gelohnt hätte sich die Begegnungswoche auf jeden Fall. Jeder und jede konnte zu den Sprechstunden, die unterschiedlich genutzt wurden, kommen. Bei der Visitation wurde deutlich, dass für viele Menschen kirchliche Regelungen nicht mehr nachvollziehbar sind. Vor allem der Ausschluss von Frauen aus Weiheämtern würde nicht mehr verstanden. Wenn Bischof Scheuer in der Begegnung mit Pfarren ermutigte: „Lasst auch etwas weg; schafft euch Freiräume und Spielräume“, wurde das befreiend erlebt. Positiv war auch, dass sich bei den direkten Begegnungen etwa mit Finanzkammer-Direktor Missverständnisse auf kurzem Weg klären ließen. Als ein Hauptproblem, für das es Lösungen braucht, zeichnete sich bereits bei den ersten Visitationen die Frage ab: Wie kann der Einsatz von Ehrenamtlichen in der Seelsorge so gestaltet werden, dass es nicht zu Überforderungen kommt? M. F.

kommt zu uns – das wird von den Menschen im Dekanat sehr wertschätzend erlebt. Vor allem die Vernetzungstreffen, etwa von Pfarrsekretär/innen, Pfarrgemeinderät/innen, Wort-GottesFeier-Leiter/innen und anderen Gruppen wurden sehr positiv empfunden. Man lernte einander kennen. Durch die Visitationen haben viele von ihnen erfahren, was sich in den Nachbarspfarren tut. Die Dekanatsvisitationen sind kein „Schönwetterprogramm“. Hier soll wirklich ein ehrlicher und realistischer Blick möglich

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sein, wie es den Menschen und den Seelsorger/innen geht. Auch wenn seitens der Diözese nicht gegen die geltenden Regeln der Weltkirche gehandelt werden kann, so ist es doch wichtig, die Probleme zu kennen und sie in der Bischofskonferenz und auch mit Rom weiter zu kommunizieren. Wenn zum Beispiel in einem Fall eine Erstkommunionfeier in einer Wort-Gottes-Feier gehalten wurde, zeigt dies nur die Dringlichkeit, in der es Lösungen braucht. Man soll mit gutem Gewissen zu den pastoralen Lösungen stehen können.


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Das Dekanat 7

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In größerer Einheit Seit 2015 ist der Pfarrer Slawomir Dadas Generaldechant der Diözese Linz. Er leitet das Gremium der Dechanten aus den 39 Dekanaten in Oberösterreich.

Was ist Sinn der Dekanate? Slawomir Dadas: Sie sollte eine Hilfe sein, um in einer

Region die Zusammenarbeit der Pfarren und der Stellen der kategoriellen Seelsorge zu unterstützen und zu koordinieren. Das gemeinsame Schauen auf eine größere Einheit, die gemeinsame Übernahme der Verantwortung in einem überschaubaren Raum sensibilisiert für die Lebenswelt der Menschen, die nach Gott fragen, Gott suchen, in verschiedenen Lebenssituationen intensive Begegnungen mit ihm erfahren wollen. Die Dekanatsstruktur erweitert den Horizont und schützt vor der Abschottung und Abkapselung in einer einzelnen Gemeinde.

Slawomir Dadas ist Pfarrer von Wels-Hl. Familie. Diözese Linz, Kraml

Dekanate sollten auch die Zusammenarbeit unter den Pfarren fördern. Gelingt das? Slawomir Dadas: Es gelingt nur dort, wo jemand bereit Oben: Bischof Manfred Scheuer beim Wochenmarkt in Schärding. Unten: Willkommen. Beim Abschlussgottesdienst der Visitation im Dekanat Weyer wurden in Maria Neustift alle Messbesucher/innen mit Handschlag begrüßt. KiZ

Der erste Kontakt mit den Dekanaten findet bereits ein Jahr vor der Visitation statt. So haben die Einrichtungen die Möglichkeit, ihre eigenen Programme darauf abzustimmen. Die Bereitschaft der Dekanate, die Visitation mitzutragen, hat Kaltseis bisher sehr positiv erlebt. All die Wünsche und Fragen, auf die man eine Antwort erwartet, gilt es in ein Programm zu gießen, sodass sie auch wirklich zur Sprache kommen können. Jeder der drei Visitatoren fährt mit einer dicken Mappe in das Dekanat, mit all den Un-

terlagen, gestellten Fragen, und mit dem genauen Ablauf. Wichtig ist auch, die „Nacharbeit“. Die Erfahrungen und Ergebnisse sollen nicht im Sand verlaufen. Schon bald nach der Visitation gibt es daher die Nachbesprechung mit der Dekanatsleitung. Vier Visitationen im Jahr sind dabei für Kaltseis ein gewaltiges Pensum. „Es macht mir Freude“, sagt er, das Unterwegssein erlebt er sehr spannend. Er trifft dabei auf viele Leute, die er vor 20 Jahren kennengelernt hat, als er bei der Katholischen Jugend tätig war. M. F.

und imstande ist, sich als Teil der großen Kirche zu verstehen. Leider erfahren wir immer wieder eine sehr enge Sicht des religiösen Lebens und eine Enge in der Sorge um das Heil aller Menschen. Auch einige Pfarrgewohnheiten – nicht über den eigenen „Tellerrand“ hinaus zu schauen– verhindern Gemeinschaft. Bei Menschen, denen es vor allem um den Glauben, nicht ausschließlich um alte Traditionen geht, gelingt die Zusammenarbeit und die gegenseitige Bereicherung sehr gut. Das Dechanten-Amt war früher sehr angesehen. Und heute? Slawomir Dadas: Wenn das Ansehen im Sinne der

Macht und der „klerikalen Ehrwürdigkeit“ in der Kirche verstanden wurde, dann bin ich sehr froh, dass es das Ansehen in dieser Form nicht mehr gibt. Dechant zu sein bedeutet, einen zusätzlichen Dienst für die Gemeinschaft zu übernehmen, die Kirche und den Bischof in einer Region zu vertreten. Dazu würde man schon die Begabung brauchen, in größeren Räumen denken zu können und die Vielfalt zu fördern. Ich meine nicht, dass jeder Priester automatisch ein Dechant in diesem Sinne sein kann, aber ich bin überzeugt, dass jeder Priester es lernen müsste, etwas von dem „katholischen“ – also allumfassenden – Blick in der Seelsorge zu haben, dass er nicht nur Seinesgleichen anspricht und die anderen vertreibt.


8 Dekanat Freistadt

31. Mai 2018

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Die vier Seelsorgeräume im Dekanat Freistadt Die Seelsorge im Dekanat Freistadt wird in vier Seelsorgeräumen gestaltet. Der Personalplan der Diözese Linz ist auf diese Räume ausgerichtet. Innerhalb dieser Seelsorgeräume arbeiten die Pfarren zusammen. Während der Dekanatsvisitation wird es auch zu Treffen in den Seelsorgeräume kommen. So ist die Bevölkerung zu Sprechstunden und zum Abschlussgottesdienst im jeweiligen Seelsorgeraum eingeladen. Seelsorgeraum Freistadt

Seelsorgeraum St. Oswald

Seelsorgeraum Rainbach

Seelsorgeraum Reichenthal

Freistadt und Neumarkt im Mühlkreis

Gutau, Kefermarkt, Lasberg, St. Oswald bei Freistadt

Grünbach, Leopoldschlag, Rainbach im Mühlkreis, Sandl, Windhaag bei Freistadt

Hirschbach, Reichenthal, Schenkenfelden, Waldburg

Neumarkt im Mühlkreis Schon von Weitem ist der 63 Meter hohe Kirchturm von Neumarkt zu sehen. Neumarkt ist die älteste Pfarre des Dekanats Freistadt, ihre Gründung erfolgte 1150. Wasserknappheit prägte die Geschichte des Ortes. Der Pfarrbrunnen, der 21 Meter tief in den Granit geschlagen ist, hat die Bevölkerung nachweislich mehrmals gerettet. Ein Kleinod in der Pfarre ist die Tannbergkapelle, die gerne als Ort der Stille aufgesucht wird. Von der Kirche führt ein Kreuzweg mit Kreuzwegkapellen zum Gotteshaus. Zum Patronatsfest des hl. Jakobus (25. 7.) kommen die Kirchgänger in einer Sternwallfahrt über die alten „Kirchsteige“ zum Gottesdienst. Erfreulich ist, dass Neumarkt seit Pfingsten mit Bernhard Kapeller einen Diakon hat. Außerdem können die (kirchlichen) Feste dank des guten Miteinanders vieler Vereine und Personen besonders feierlich begangen werden. PFARRE

In der Pfarre Freistadt gibt es zahlreiche engagierte Menschen (jung und alt), die vieles auf die Beine stellen, die kreativ sind und experimentieren. „Freistadt ist immer schon anders“ – so Pfarrassistentin Irmi Sternbauer. Dem besonderen Ruf als offene Pfarre, die das Menschliche und Barmherzige in den Vordergrund stellt, soll auch weiterhin gefolgt werden. Die Pfarre freut sich über ein Wachstum in mehreren Bereichen, u.a. ist das bei den monatlichen Kleinkindergottesdiensten im Pfarrhof spürbar. Die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen hat einen wichtigen Stellenwert genauso wie mit der Stadtgemeinde Freistadt. In Freistadt wird auch wahrgenommen, dass Jugendliche und junge Erwachsene mit Kirche oft nichts mehr anzufangen wissen, dass sie ihnen egal ist. Gleichzeitig weiß man in Freistadt aber auch: Nur weil jemand nicht in der Pfarre aktiv ist, heißt das ja noch nicht, dass das keine Christin bzw. kein Christ ist. Ganz nach dem „Motto“: Gott ist schon vor uns bei den Menschen, so Irmi Sternbauer.

PFARRE

Freistadt


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Die Pfarren 9

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Gutau WIKIMEDIA/WINDISCHHOFER

Im Mai ist jedes Jahr Färbermarkt in Gutau. 6000 Besucher kamen letztes Mal, das ist mehr als doppelt so viel, als der Ort Einwohner hat. Das Fest ist ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit der Pfarre mit der Gemeinde, der Pfarre und den örtlichen Vereinen, findet Pfarrer Andreas Golatz. Vieles funktioniert in Gutau sehr gut: Es gibt etwa eine abwechslungsreiche Familienliturgie und eine sehr aktive Jungschargruppe. Die ehrenamtlichen Wortgottesdienstleiter sind eine wichtige Stütze für die Pfarre. Gepflegt wird auch die Begegnung mit den Flüchtlingen in Gutau. So gab es bereits interkulturellen Austausch bei einem Fest der Vielfalt. Pfarrlich engagierte Menschen helfen den Flüchtlingen mit Taxidiensten oder Deutschunterricht. Als herausfordernd erleben die Menschen in der Pfarre die knappe Personalsituation im Dekanat.

Lasberg

PFARRE

Pfarrer Eduard Röthlin hat es mit seinen beachtlichen 88 Jahren als einer der ältesten dienenden Seelsorger Österreichs in seiner Pension geschafft, eine lebendige Pfarre mit vielen freiwilligen Diensten zu gestalten. Die Kirche ist im Gemeindeleben und im Leben der Menschen – von der Wiege bis zur Bahre – fest verankert, etwa beim Fronleichnamsfest oder bei Maiandachten. Lasberg liegt im bäuerlich-ländlichen Umfeld nahe der Bezirkshauptstadt Freistadt. Besonders durch den Bau der S10 (Mühlviertler Schnellstraße) hat sich der Zuzug junger Familien verstärkt. Ihre Integration in die Pfarre wird vor allem durch den Pfarrcaritas-Kindergarten, durch die SpiegelSpielgruppe und durch den Religionsunterricht in der Volksschule versucht. „Wir sollten jedoch noch mehr an einer pfarrlichen Willkommenskultur arbeiten. Problematisch ist und bleibt vor allem die Jugendarbeit nach der Firmung“, sagt Walter Ortner, seit zwei Jahren Diakon in Lasberg. Die Kirchenrenovierung wird heuer mit der Erneuerung der Altäre abgeschlossen.

Seit 14 Jahren ist in Kefermarkt eine Pfarrassistentin bzw. ein Pfarrassistent gemeinsam mit einem Pfarrmoderator für die Leitung der Pfarre zuständig, im Herbst 2016 wurde zusätzlich noch ein fünfköpfiges Seelsorgeteam installiert. „Wir sind eine Pfarre, die viel Wert auf Gemeinschaft legt, Begegnungen, Zeit, um den Glauben zu feiern, und die einen langen Atem hat, wenn es um Bauprojekte geht“, sagt Pfarrassistent Bruno Fröhlich. Berühmt ist der Kefermarkter Flügelaltar: Er wurde zwischen 1490 und 1497 von einem heute namentlich nicht mehr bekannten Meister geschaffen. Aufgrund seiner hohen künstlerischen Qualität und Größe kann der Kefermarkter Altar zu den bedeutsamsten Werken spätgotischer Schnitzkunst gezählt werden. Die Pfarre beschäftigt, wie Menschen auch in Zukunft ihren Glauben in Gemeinschaft erleben und feiern können, wie ist es möglich auch junge Menschen zu gewinnen. Erfreulich ist nicht zuletzt, dass Mädchen und Burschen in Kefermarkt wieder vermehrt Freude am Ministrantendienst finden.

PFARRE

Kefermarkt


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Hirschbach

Die gotische Pfarrkirche aus 1520 wurde 1909/10 nach Plänen von Dombaumeister Matthäus Schlager im spätgotischen Stil erweitert. In St. Oswald wirkt ein Pfarrer aus dem Stift St. Florian: Josef Etzlstorfer (geb. 1939). Es gibt viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das jährliche Pfarrfest am Pfingstmontag ist eine gute Tradition. Heuer musste es verschoben werden, weil Andreas Neumüller im Linzer Mariendom zum Diakon geweiht wurde. Der ehrenamtliche Diakon wird einiges von den priesterlichen Diensten übernehmen. Ein besonderer Ort ist die Maria-Bründl-Kapelle. Durch das dortige Quellwasser sollen wunderbare Heilungen geschehen sein. Heute holen sich viele dieses Wasser. Es kommen immer wieder Wallfahrer und auch zur Feier von Hochzeiten ist die Kapelle beliebt. Im ehemaligen Gasthaus von Maria Bründl sind jetzt Flüchtlinge untergebracht. Zur Begegnung mit den Flüchtlingen und zum näheren Kennenlernen veranstaltet die Pfarre monatlich einen Integrations-Kaffee-Treff im Pfarrheim.

Die Pfarrkirche Hirschbach „Maria Himmelfahrt“ ist eine spätgotische Kirche mit neugo­ tischer Ausstattung. Die Größe der Kirche weist noch auf ihre frühere Bedeutung als Wall­ fahrtskirche hin. Da der orts­ ansässige Pfarrer sowohl die Pfarre Hirschbach als auch die Nachbarspfarre Schenkenfel­ den zu betreuen hat, gibt es schon seit vielen Jahren an Sonntagen regelmäßig abwechselnd Heilige Messen und Wort-Gottes-Feiern. Die Arbeit in der Pfarre wird von vielen Ehrenamtlichen mitgetra­ gen: einem Seelsorgeteam (seit 2014), dem Pfarrgemeinderat und vielen engagierten Pfarrangehörigen. Das geräumige Pfarrzentrum bietet vielen pfarrlichen Gruppierungen sowie Vereinen und sons­ tigen Nutzern ausreichend Platz. Eine Besonderheit ist, dass das Pfarrzentrum auch als Seminarort für die Ausbildung von Kräuter­ pädagog/innen genutzt wird. Nicht verwunderlich, dass am Fest Mariä Himmelfahrt (Patrozinium) eine Kräuterweihe stattfindet, wenn doch die verschiedensten Kräuter rund um Hirschbach bes­ tens gedeihen.

Wikimedia/Hjanko

St. Oswald

Schenkenfelden

Die Pfarre Reichenthal freut sich über eine große Mitarbeiterschar. Die Pfarre ist stark „sprengelartig“ auf die einzelnen Dörfer hin bezogen, was sich sehr bewährt hat. Geleitet wird die Pfarre derzeit von einem Pfarrprovi­ sor und einem Seelsorgeteam (bestehend aus fünf Personen). Charakteristisch ist die be­ sonders imposante Kirche, die auch Mühl­ viertler Dom genannt wird, mit der „Todsün­ denkanzel“ als besondere Sehenswürdigkeit. Herausfordernd wird in den nächsten Jahren definitiv das Problem des Priestermangels. „Ob wir darauf trotz bewiesener Anpassungs­ fähigkeit vorbereitet sind, macht uns Sor­ gen“, sagt Klaus Birngruber, Mitglied des Seel­ sorgeteams. Sehr lebendig ist der Bereich der Ministrant/innen und Kinder in der Pfarre. Erfreulich zudem die im Frühling erfolgte Er­ öffnung einer Bücherei, die unter gemein­ samer Trägerschaft von Pfarre und Gemein­ de steht.

Die Pfarrkirche Waldburg wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erbaut und 1220 erst­ mals urkundlich erwähnt. Sie ist der hl. Maria Magdalena geweiht. Waldburg ist mit rund 830 Katholiken die kleinste Pfar­ re im Dekanat Freistadt. In der Pfarre sind ­verschiedene Gebetsgruppen sehr aktiv. Allein die Rosenkranzbeter zählen 70 Mit­ glieder. Jeden Freitag ist in der Kirche eucharistische Anbetung. Das Sakrament der Beichte wird in der Pfarre oft angeboten und auch gut angenommen. Die Pfarre ist mit dem Ort stark verbunden, wo die Generationen ihre christliche Identität finden können und den Glauben bewusst erleben. Herausfordernd ist, dass sich kirchenferne Menschen wenig angesproch­ en fühlen. Bemerkenswert ist die Hilfs­ organisa­tion Fundatia Waldburg, die sich um die ärmsten Leute in Rumänien küm­ mert.

Die Pfarre Schenkenfelden arbeitet eng mit den Vereinen und mit der Lebenswelt, einer Einrichtung für Gehörlose und Menschen mit anderen Beeinträchtigungen, zusammen. Auf die Integration der Flüchtlinge wird ebenfalls Wert gelegt. Die musikalische Gestaltung der Gottesdienste ist abwechslungsreich. Sehenswert ist der Kalvarienberg mit den Kreuzwegstationen und originalgetreuer Nachbildung des Heiligen Grabes beim Friedhof. Eine Herausforderung ist das Aufrechterhalten des Zugehörigkeitsgefühls zur Kirche sowie die regelmäßige Teilnahme an Gottesdiensten. Besonders gelungen ist die sorgfältige Renovierung der Kreuzwegstationen und die Erweiterung des Friedhofes mit über 11.000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden. Es gibt eine hohe Akzeptanz von Eucharistie und Wortgottesdiensten in der Pfarre.

wikimedia/windischhofer

Waldburg

Pfarre

Reichenthal

pfarrarchiv

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Gattringer

10 Dekanat Freistadt


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Die Pfarren 11

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Sandl

Grünbach

„Leider brennt bei uns kein Licht mehr im Pfarrhof und die Leitungsaufgabe für die Verantwortlichen ist schwieriger geworden“, spricht Pfarrgemeinderatsobfrau Maria Gruber ein Problem an. Dabei ist die Pfarre Sandl sehr bunt, lebendig und vielfältig durch das große Engagement von sehr vielen Pfarrangehörigen in den Bereichen Liturgie, Soziales und Gemeinschaft. Im Pfarrheim werden Theaterstücke und Musicals aufgeführt. Vielfältig ist in Sandl auch die Katholische Aktion mit einer sehr aktiven Katholischen Männerbewegung, Frauenbewegung, Jugend und Jungschar mit den Ministrant/innen. Schön ist es immer wieder, wenn Jugendliche, Jungscharkinder, Männer und Frauen aus verschiedenen Gruppen die Liturgie mitgestalten. Alle drei Jahre veranstaltet die Pfarre Sandl einen Flohmarkt, um die Bauvorhaben finanzieren zu können. Eine Kircheninnenrenovierung ist derzeit in Planung.

Grünbach hat eine lange Tradition im Bereich Umweltschutz – es gibt schon einige Jahrzehnte den Fachausschuss für Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung. Auch auf eine gute Gemeinschaft über die Liturgie hinaus wird Wert gelegt. Nachdem es seit einigen Jahren in Grünbach keinen Wirt mehr gibt, wurde der Pfarrhof nach pfarre dem Sonntagsgottesdienst für einen Frühschoppen geöffnet. Dieses Angebot des Miteinander-insGespräch-Kommens wird gerne angenommen. Neben den Aushilfspriestern gibt es fünf Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen, sodass für eine abwechslungsreiche, qualitätsvolle Liturgie gesorgt ist. Ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt von Pfarre, Gemeinde und Kameradschaftsbund ist der „Gedenkort für die zivilen Opfer des Nationalsozialismus“ beim Kriegerdenkmal. Die Pfarre engagiert sich außerdem in der Krisenregion Syrien, indem christliche Gemeinden vor Ort unterstützt werden.

pfarre sandl/M. Reindl

Der Zusammenhalt ist in der Pfarre Windhaag sehr gut. Die Menschen sind bereit, bei pfarrlichen Veranstaltungen mitzuhelfen. Die Liturige ist abwechslungsreich gestaltet und dies wird positiv angenommen. Die Katholische Frauenbewegung ist sehr aktiv und auch die Kinder- und Jugendarbeit befindet sich im Aufschwung. So konnte die Jungschar 2018 wieder aktiviert werden. „Die Ehrenamtlichen engagieren sich auch über manche Durststrecke hinweg“, sagt Pfarrassistent Peter Keplinger, der sich freut, dass es die Pfarre Windhaag sogar bis ins Kino geschafft hat. Der Ort nahe der tschechischen Grenze ist einer der Hauptschauplätze des ORF-Landkrimis „Der Tote im See“ mit Josef Hader und Maria Hofstätter. „Sie haben die Fronleichnamsprozession bei uns zwei Mal gefilmt. Die echte und noch eine nachgestellte“, erzählt Pfarrassistent Peter Keplinger. Anfang Juni ist Premiere in den Kinos.

Allgemein wird angenommen, dass die Pfarre Leopoldschlag im 14. Jahrhundert aus der Pfarre Rainbach hervorgegangen ist. Die Pfarrkirche Leopoldschlag ist dem hl. Georg geweiht. Die Pfarre wird von Pfarrprovisor Anton Stellnberger aus Rainbach, Kaplan Kenneth Ttyaaba und ehrenamtlichen Mitarbeitern geleitet. In den Jahren 2015 bis 2016 wurde der Altarraum neu gestaltet und ist zur Freude der Pfarrbevölkerung sehr gelungen. Mit Altbischof Ludwig konnte die Pfarre im Dezember 2016 das Fest der Altarweihe feiern. Hochfeste, Fronleichnam, Erntedank werden von der ganzen Pfarre gefeiert und auch mit Kindern und Jugendlichen gestaltet. Im Pfarrgemeinderat gibt es eine gute Führung und einen guten Zusammenhalt. Das Katholische BildungswerkTeam kann mit vielen guten Veranstaltungen punkten. Stolz ist man in der Pfarre auf die ansprechende Gestaltung von Hompage und Pfarrblatt.

wikimedia/Luckyprof

Die Pfarre Rainbach wurde erstmals 1289 in einer Urkunde des Stiftes Hohenfurth (heute Vyšší Brod/Tschechien) erwähnt. Um 1330 wurde mit dem Bau einer gotischen Kirche begonnen, die Mariä Himmelfahrt geweiht wurde. Das bedeutendste Kunstwerk in der Kirche sind die Fenster auf der Südseite des Kirchenschiffes, die im Jahre 1963 (bei einer Kirchenerweiterung) von Margret Bilger entworfen und in der Schlierbacher Glaswerkstätte gefertigt wurden. Pfarrer Anton Stellnberger versucht jeden Tag die Eucharistie zu feiern, sei es in der Pfarrkirche oder in der Kapelle des Seniorenheimes St. Elisabeth. „Wir sind vor allem auf unsere Pfarrbevölkerung stolz; diese hat in den letzten Jahren immer wieder bei Sanierungsmaßnahmen bei der Kirche, am Friedhof oder auch im Pfarrhof tatkräftig mitgearbeitet. Man kann spüren, dass der Bevölkerung das Pfarrleben am Herzen liegt“, sagt Pfarrgemeinderatsobmann Wolfgang Gratzl.

Pfarre

Leopoldschlag

Pfarre

Windhaag/Freistadt Rainbach


12 Dekanat Freistadt

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Wie der christliche Glaube nach Oberösterreich kam MATTHÄUS FELLINGER

Trockenperioden E

in kleines tönernes Öllämpchen. In Enns hat man es aus der Erde gegraben. Man vermutet, dass es im 4. oder 5. Jahrhundert aus dem nördlichen Afrika gekommen ist. Das Besondere: Es trägt das Christus-Zeichen. Jemand hat dieses „Glaubenslicht“ den weiten Weg hierher mitgenommen. Über die Jahrhunderte hat dieses Licht in den Stürmen der Zeiten oft bedenklich zu flackern begonnen. Doch erloschen ist es nie. Anfänge. Die ersten Christinnen und Christen gab es in Oberösterreich vermutlich schon gegen Ende des 2. Jahrhunderts. Eine schwere Zeit war es am Anfang. Der hl. Florian erlitt 304 mit 40 Gefährt/innen den Märtyrertod. Wenige Jahre später – ab 313 – sollte das Christentum im Römerreich Staatsreligion werden. Gut hundert Jahre darauf wirkte der hl. Severin im Donau-

raum, als die Römerzeit dem Ende zuging und die Germanenstämme vorrückten. Er sorgte für einen relativ friedlichen Übergang. Die Gegend wurde zum Land der Bayern. Eine erste kirchliche Blütezeit begann. Kirchen in Lorch (EnnsSt. Laurenz), in Maria Anger auf dem Georgenberg bei Micheldorf und auch in Wels gab es bereits. Es waren Mönche aus Irland und England, die dem Christentum in der Donau- und Alpenregion neue Impulse gaben. Mönche prägten das kirchliche Leben in dieser Epoche. Die Klöster Mondsee (748), Mattsee (777) und Kremsmünster (777) wurden gegründet. Mit der Zahl der Bevölkerung wuchs auch die Zahl der kirchlichen Gründungen. Die zahlreich entstehenden Kirchen gehörten freilich damals den Gutsherren. Der Linzer Kirchenhistoriker Rudolf Zinnhobler verweist auf dieses erstaunliche Aufblühen von Kirche im Spätmittelalter bis zum Beginn der Neuzeit. 233 Seelsorgestellen sind für das heutige oberösterreichische Gebiet aus dieser Zeit belegt. Zugleich war es für die Klöster eine Blütezeit. Freilich, das Pfründenwesen hatte Schattenseiten, es gab den Handel damit. Besitz und die damit verbundene Macht standen oft im Vordergrund. Links: Die in Enns gefundene Öllampe mit dem Christusmonogramm. LANDESMUSEUM

Oben links: Darstellung des hl. Severin in Neapel. WIKIMEDIA COMMONS

Rechts oben: Beim Wolfganggehen.

Reform und Reformation. Während einerseits die Armutsbewegungen – die berühmteste ist jene des Franz von Assisi – auf eine Erneuerung der Kirche drängten, bahnte sich bereits die Reformation an. Es ist die gewaltigste Zäsur in der Kirchengeschichte, die die folgenden Jahrhunderte prägen sollte, das Ringen um Reformen und die Reformation, die in Martin Luther ihre prägendste Gestalt fand. Die Reformation hat auch das Land ob der Enns verändert und geprägt. Das Land war mehrheitlich evangelisch geworden. Das heutige Landhaus war evangelische Schule. Die Bauernkriege im Land ob der Enns sind nur ein Beispiel der oft blutigen Auseinandersetzungen. Die Gegenreform kam, Protestanten waren kaum noch geduldet. Flucht und Vertreibung waren ihr Schicksal, später, unter Karl V. bereits, noch später unter Maria Theresia, wurden sie nach Siebenbürgen ausgesiedelt. Die unmündigen Kinder mussten in der Zeit Maria Theresias zurückbleiben, um katholisch erzogen zu werden. Die Erneuerung. Die Katholische Erneuerung brauchte lange, um sich durchzusetzen. Wieder waren es die Orden, die die Erneuerung vorantrieben. Obwohl sie im Zuge der Reformation schwer in der Krise darniederlagen, entfaltete sich das Ordensleben relativ rasch neu. Ab dem 17. Jahrhundert haben 15 Orden in 17 Gemeinden Niederlassungen gegründet, alte Orden wurden wiedererichtet. Der katholischen Kirche fehlte der Klerus. Bereits damals half man sich, indem man „ausländische“ Priester ins Land holte, vor allem aus Italien. Nicht immer waren sie gern gesehen, zumal es auch Verständigungsprobleme gab. Gegen den Priestermangel wurde 1672 in Linz mit einer eigenen Priesterausbildung begonnen.


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Dekanat Freistadt 13

und Blütezeiten

Alois Litzlbauer

Das Kirchengebiet im heutigen Oberösterreich war um das Jahr 1640 in zehn Dekanate gegliedert. Die Dekanatssitze waren weitgehend andere als heute: im Mühlviertel Pfarrkirchen und Freistadt, südlich der Donau Pischelsdorf, Mauerkirchen, Schärding, Eberschwang, Atzbach, St. Georgen im Attergau, Linz und Lorch. Allmählich blühte eine neue Volksfrömmigkeit auf, religiöse Bruderschaften und Marianische Kongregationen entstanden, die Jesuiten boten Exerzitien an. Gab es vor der Reformation 37 mittelalterliche Marien-Wallfahrtsstätten, so betrug ihre Zahl nun in der Barockzeit rund 170. Adlwang und Maria Scharten waren die beliebtesten Wallfahrtsorte. Die Pöstlingberg-Wallfahrt kam ab dem Jahr 1716 dazu. Auch Kreuzwege und Kalvarienberge wurden in der Barockzeit errichtet. Passionsspiele und das Schultheater wurden als Mittel der barocken Glaubensvermittlung eingesetzt. Diözese Linz wird gegründet. Mehr als ein Jahrtausend gehörte das oberösterreichische Gebiet zur riesigen Diözese Passau, die sich bis an die ungarische Grenze erstreckte. Nun bahnte sich das Ende dieser Epoche an. Für das Pfarrleben in Oberösterreich war die Zeit Josephs II. – Kaiser von 1780 bis 1790 – eine wichtige Epoche. Er schuf Fakten, als er 1783 die Diözesen Linz und St. Pölten gründete – erst zwei Jahre später kam die Bestätigung aus Rom. Niemand sollte länger als eine Stunde zu Fuß in seine Pfarrkirche brauchen. Also gründete er zahlreiche Pfarren. Ihre Zahl wurde auf oberösterreichischem Gebiet annähernd verdoppelt. Gleichzeitig ließ Joseph II. die Klöster der beschaulichen Orden, die keine Seelsorgedienste oder sozialen Dienste leisteten, schließen. Mit dem „Toleranzpatent“ von 1781 gestand Jo-

seph II. den evangelischen Kirchen das Recht, im Privaten die Religion auszuüben, zu. Wo sich 100 Familien oder 500 Gläubige fänden, könnten sie eine Gemeinde bilden. So kam es zu den Gründungen der neun Toleranzgemeinden in Rutzenmoos, Wallern, Scharten, Goisern, Wels, Thening, Neukematen, Eferding und Gosau. Das 19. Jahrhundert – mit der Revolution 1848 gegen den Absolutismus – brachte neue Spannungen. Nach dem Schock der Französischen Revolution mit ihrer antikirchlichen Haltung gab es eine starke kirchliche Orientierung an Rom. Politisch kam es zu den Spannungen zwischen den liberalen Kräften im Land und dem katholischen Flügel. Im Sozialen leisteten viele Orden zwar Großartiges: Neue Orden nahmen sich um Kranke an und schufen Bildungsmöglichkeiten. Mit der ersten Sozialenzyklika „Rerum novarum“ hatte Papst Leo XIII. einen Meilenstein gesetzt, doch der Graben, der sich zwischen Arbeiterschaft und Kirche aufgetan hatte, war bereits zu groß. Das Vertrauen war nicht mehr da. Kirche wurde nicht mehr als Volkskirche im Ganzen gesehen, sondern als Vertreterin nur eines Teiles des Volkes. Die Gesellschaft zerfiel in Lager. In der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts brachen die Spannungen gewaltsam aus. Die Verarmung infolge des Ersten Weltkrieges bereitete zusätzlich den Nährboden für den Nationalsozialismus. Das 20. Jahrhundert ist geprägt von dem Schatten des Nationalsozialismus, der sich über die Welt gezogen hat. Im Gedenkjahr 2018 werden diese Wunden, aber auch die Zeugnisse aus dieser Zeit, schmerzlich in Erinnerung gerufen. Nach dem Konzil. Für die katholische Kirche bedeutet das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) einen Neuaufbruch. Die Kirche lös-

te sich von einem autoritär-hierarchischen Kirchenverständnis hin zu einer Kirche, der es um die Freuden und Sorgen der Menschen geht. Mit Reformen, vor allem in der Liturgie, nahm dies konkrete Gestalt an. Das „Volk Gottes“ selbst steht im Zentrum. Den Laien wird – wie es schon im Mittelalter war – auch Verantwortung zugemessen. Neue kirchliche Berufe entstanden, von Pfarrassistent/innen bis zum Einsatz ehrenamtlicher Seelsorgeteams. Schon zuvor kam es zu einem Erwachen der Laienbewegungen. Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zahlreichen Gründungen: die Katholische Aktion, die Caritas und Bildungseinrichtungen entstanden. In einer Diözesansynode wurde 1970 bis 1972 beraten, wie die Impulse des Konzils umzusetzen wären. Neben den Pfarren entstanden spezielle Felder der Seelsorge, von Betriebspastoral bis hin zur Krankenhausseelsorge. Die Ökumene erfuhr einen noch nie dagewesenen Aufbruch. Auch die Pfarrlandschaft änderte sich, vor allem in den Zuzugsgebieten der Städte wurden neue Kirchen gebaut und Pfarren errichtet, auch regionale Bildungszentren entstanden. Zukunft. Erneut versucht die Diözese Linz Antwort zu finden auf die Herausforderungen der Gegenwart. Umbrüche prägen das gesellschaftliche Leben, sie verändern auch die Religiosität, überhaupt das menschliche Selbstverständnis. Der rasche Rückgang der Gottesdienstbesucher, die veränderte Wahrnehmung der Kirche in der Öffentlichkeit, die Missbrauchskrisen, der Mangel an hauptberuflichen Seelsorger/innen – das alles sind Heraussorderungen, die neue Antworten erfordern. Der gegenwärtige Prozess unter dem Leitwort „Kirche weit denken“ soll dazu dienen. Das Öllämpchen aus Lorch. Es leuchtet – und flackert.


14 Kirche in Oberösterreich

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KirchenZeitung Diözese Linz

Kirche weit denken „Es ist wieder an der Zeit, zusammenzukommen, zu ringen, zu streiten und Entscheidungen zu treffen!“ Die Leiterin des Pastoralamtes in der Diözese Linz wurde von Bischof Manfred Scheuer beauftragt, den Prozess „Zukunftswege“ der Diözese Linz zu koordinieren. Sie erinnert an die Anfänge der Kirche, als sich die Apostel mit der Zukunftsfrage beschäftigen mussten. Neue Situationen brauchten neue Antworten. Wie mit den „Heiden“ umzugehen wäre, war eine solche Frage. Dabei gerieten sie manchmal ins Streiten, ging es doch um Wesentliches. „Die ersten Christinnen und Christen habe sich keine Fragen erspart, haben gerungen, gestritten und sind zu Ergebnissen gekommen“, erinnert Eder-Cakl an diese Anfänge. Sie hätten dann aber Entscheidungen getroffen und diese auch umgesetzt. „Mit Schmunzeln lesen wir heute den selbstbewusst formulierten Satz in der Apostelgeschichte: ‚Denn der Heilige Geist und wir haben beschlossen …‘“ Im November 2017 wurde der Zukunftsprozess in einem Diözesanforum gestartet. Ehrlicher Dialog. Es geht um einen ehrlichen und wertschätzenden Dialog, ein Ernstnehmen von gesellschaftlichen und kirchlichen Realitäten, ein gemeinsames Ringen um Antworten und ein mutiges Hinterfragen bisheriger Wege. Ziel ist, in einem

transparenten Diskussionsprozess verbindliche Grundlagen für eine diözesane Neuausrichtung zu finden. Bei dieser Start-Versammlung war von einer „Bürgerinitiative des Heiligen Geistes“ die Rede. Anliegen des Prozesses ist, einerseits die Engagierten zu stärken und für sie neue Perspektiven aufzeigen.

Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl koordiniert den Zukunftsprozess der Diözese Linz. Violetta Wakolbinger

Die Themenfelder. Der Diözesanleitung hat aber auch die spirituell Suchenden und kirchlich Fernstehende in Oberösterreich im Blick. Sie gilt es zu schätzen und ernst zu nehmen. „Das bedeutet, dass wir auf dem Zukunftsweg immer wieder von ihnen her denken müssen, in der Spannung zwischen dem Innen und dem Außen der Kirche“, meint Eder-Cakl. Die Themenfelder des Zukunftsweg-Prozesses sind weit gesteckt: Vom sakramentalen Leben bis zur „Option für die Jugend“, von der Bildung, der sozialen Ausrichtung der Kirche bis zu strukturellen Fragen reichen sie. Mitgestalten. Menschen sind eingeladen, ihre Anliegen zur Zukunft der Kirche einzubringen. Das ist über Internet möglich. Auf der Hompage die einzelnen Themenfelder anklicken, dann Anliegen eingragen. Fellinger XX https://www.dioezese-linz.at/zukunftsweg

Die mobilen Pflegedienste kommen ins Haus. Caritas

Mobile Pflege hält länger aktiv Die Anfrage steigt: Immer mehr Menschen im Dekanat Freistadt wenden sich wegen der Betreuung und Pflege ihrer Angehörigen an die Caritas. Die mobilen Pflegedienste kommen ins Haus und ermöglichen es Älteren, trotz Krankheit oder Gebrechlichkeit so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können. Bei Bedarf kommen die Mitarbeiter/innen auch mehrmals täglich ins Haus. Dieses Angebot hat auch einen vorbeugenden Charakter. „Wer bereits in einem frühen Stadium mobile Pflege in Anspruch nimmt, bleibt länger aktiv“, sagt Regionalleiter Georg Kropfreiter: „Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe, damit Menschen ihr Leben aus eigener Kraft gestalten können.“ Sein Team ist im Dekanat Freistadt in Kefermarkt und Neumarkt tätig. Neue Mitarbeiter/innen werden dringend gesucht. Denn die Nachfrage wird in den nächsten Jahren weiter steigen. C. Grüll XX Kontakt Caritas-Regionalleitung Mobile Pflege im Bezirk Freistadt: Tel. 0676 8776 2564

KEINE SORGEN,

OBERÖSTERREICH.

Entgeltliche Einschaltung

Seit November 2017 läuft der Prozess „Zukunftswege“ in der Diözese Linz. Es geht um die Frage: Wie kann das kirchliche Leben so gestaltet werden, dass Menschen es als hilfreich erfahren und sich angesprochen fühlen?


Dekanat Freistadt 15

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ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

KirchenZeitung Diözese Linz

Pfarre Freistadt … Filialkirche St. Peter … Friedhof … Kalvarienbergkapelle Hl. Kreuz St. Peter … Liebfrauenkirche Maria Hilf … Mesnerhaus … Pfarrcaritaskindergarten Freistadt – Sonnenhaus Ins.Paneum_96x126_15.05.18.indd 17.05.18 … Pfarrcaritaskindergarten Freistadt … 1Pfarrheim Pfarrhof … Stadtpfarrkirche Hl. Katharina … Pfarre Grünbach … Filialkirche St. Michael ob Rauchenödt … Friedhof … Mesnerhaus St. Michael … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Nikolaus … Pfarrheim … Pfarr Gutau … Friedhof … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Ägidius … Pfarre Hirschbach … Friedhof … Hl. Johannes Nepomuk-Kapelle … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrhof … Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt … Pfarre Kefermarkt … Friedhof … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Wolfgang …Pfarre Lasberg … Friedhof … Flur-/Wegkapelle Lasberg … Pfarrcaritaskindergarten Lasberg … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Vitus …Pfarre Leopoldschlag … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Georg … Pfarre Neumarkt im Mühlkreis … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Jakobus … Pfarre Rainbach im Mühlkreis … Pfarrheim … Pfarrhof … Aufbahrungshalle … Friedhof … Kapelle in Zlissen … Kapelle in Hörschlag … Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt … Pfarre Reichenthal … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Bartholomäus … Pfarre Sandl … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Johannes Nepomuk … Pfarre Schenkenfelden … Friedhof … Kalvarienbergkirche … Kreuzweg … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Ägidius … Pfarre St. Oswald bei Freistadt … Friedhof … Kapelle Maria Bründl … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche … Pfarre Waldburg … Friedhof … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Maria Magdalena … Filialkirche Hl. Petrus und Paulus … Heiligenkreuzkapelle … Pfarre Windhaag bei Freistadt … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Stephanus ... Pfarre Freistadt … Filialkirche St. Peter … Friedhof … Kalvarienbergkapelle Hl. Kreuz St. Peter … Liebfrauenkirche Maria Hilf … Mesnerhaus … Pfarrcaritaskindergarten Freistadt – Sonnenhaus … Pfarrcaritaskindergarten Freistadt … Pfarrheim Pfarrhof … Stadtpfarrkirche Hl. Katharina … Pfarre Grünbach … Filialkirche St. Michael ob Rauchenödt … Friedhof … Mesnerhaus St. Michael … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Nikolaus … Pfarrheim … Pfarr Gutau … Friedhof … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Ägidius … Pfarre Hirschbach … Friedhof … Hl. Johannes Nepomuk-Kapelle … Pfarrcaritaskindergarten … Pfarrhof … Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt … Pfarre Kefermarkt … Friedhof … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Wolfgang …Pfarre Lasberg … Friedhof … Flur-/Wegkapelle Lasberg Pfarrcaritaskindergarten Lasberg … Pfarrheim … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Vitus …Pfarre Leopoldschlag … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Georg … Pfarre Neumarkt im Mühlkreis … Aufbahrungshalle … Friedhof … Pfarrhof … Pfarrkirche Hl. Jakobus … Pfarre Rainbach im Mühlkreis … Pfarrheim … Pfarrhof … Aufbahrungshalle … Friedhof … Kapelle

ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG

1100 1500 3000

Oberösterreich hat

Kirchen pfarrliche Bauten Kapellen

Wir sorgen für den Erhalt dieser Glaubensorte und Kulturdenkmäler.

Danke für Ihren Kirchenbeitrag!


Visitation für alle im Dekanat Freistadt Bischof Manfred Scheuer, Generalvikar Severin Lederhilger, Bischofsvikar Willi Vieböck und Bischofsvikar Adi Trawöger besuchen das Dekanat Freistadt. Hier die Termine für Gottesdienste und Begnungen, zu denen alle eingeladen sind. Sonntag, 3. Juni 2018 9.30 Uhr, Schenkenfelden, Gottesdienst, mit Bischof Manfred Scheuer; 9.30 Uhr, Leopoldschlag, Gottesdienst, mit Generalvikar Severin Lederhilger; 9.30 Uhr, Neumarkt, Gottesdienst, mit Bischofsvikar Willi Vieböck; 9 Uhr, St. Oswald, Gottesdienst, mit Bischofsvikar Adi Trawöger - anschl. Pfarrfest; 14 bis 18 Uhr, Neumarkt, Dekanatsplenum mit allen Visitatoren und andere Gästen im Pfarrheim; 19 Uhr, Neumarkt , Vesper in der Pfarrkirche mit Ehrungen, anschließend sind alle zur Agape eingeladen; Montag, 4. Juni 2018 7.30 Uhr, Seniorenheim Rainbach Gottesdienst;

10 Uhr, Seniorenheim Lasberg, Gottesdienst mit Krankensalbung; Dienstag, 5. Juni 2018 7 Uhr, Gottesdienst bei den Schwestern in Freistadt; 19.30 Uhr, Abendmesse, Pfarrkirche Waldburg; 19.30 Uhr, Abendmesse, Pfarrkirche Sandl; Mittwoch, 6. Juni 2018 8 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Gutau; 8 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Grünbach; 20 Uhr, Neumarkt, Begegnung und Austausch für alle Wortgottesdienstleiterinnen, Lektoren und Lektorinnen, Kommunionspender/innen und Kirchenmusiker und Musikerinnen im Pfarrheim;

Donnerstag, 7. Juni 2018 8 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Kefermarkt; 9 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Freistadt; 15 Uhr, Gottesdienst, Altenheim Freistadt; 20 Uhr, Pfarrheim Rainbach, Vernetzungstreffen für die Caritas Fachausschüsse; 19.30 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Hirschbach; Freitag, 8. Juni 2018 9 Uhr, Gottesdienst, Marianum Freistadt; 8 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Lasberg ; 12 - 12.30 Uhr, Orgelpunkt, Pfarrkirche Freistadt, anschließend Begegnungsmöglichkeit am Genussmarkt; 16 - 18 Uhr, Marianum Freistadt, Veranstaltung für Jungscharkinder und Minis; Samstag, 9. Juni 2018 10 Uhr, Firmung, Pfarrkirche Freistadt;

9.30 Uhr, Firmung, Pfarrkirche Kefermarkt; 15 Uhr, Schenkenfelden, Treffen zur Kinder- und Familienwanderung entlang des Märchenwanderwegs, bis ca. 17.00 ab 14 Uhr Sternwallfahrt des Seelsorgeraums Rainbach nach Windhaag – Infos über Treffpunkte in den Pfarren; 16 Uhr, Gottesdienst, Pfarrkirche Windhaag mit anschließender Agape - Rückfahrt mit Shuttle wird organisiert; Sonntag, 10. Juni 2018 10 Uhr, Abschluss-Festgottesdienst, Pfarrkirche Reichenthal – anschließend Begegnung mit den Visitatoren; Speziell für Schüler/innen: Mo., 4. bis Mi., 6. Juni 2018, jeweils 13 bis 14 Uhr am Stifterplatz (Freistadt), (Freistadt) Begegnungsmöglichkeit mit Bischof Manfred Scheuer: „Selfie mit Bischof“

Weiter denken

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KirchenZeitung Diözese Linz. Sonderausgabe in Zusammenarbeit mit der Leitung des Dekanates Gmunden. Medieninhaberin: Diözese Linz. Herausgeber: Willi Vieböck. Chefredakteur: Matthäus Fellinger. Geschäftsführer: Reinhold Hofstetter. Adresse: Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz. Tel. 0732/76 10-39 44, Fax: 0732/76 10-39 39. E-Mail: office@kirchenzeitung.at. DVR: 0029874/10770 Hersteller: OÖN Druckzentrum GesmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching. Verlagsort: Linz.


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