Kiz an alle gesamt

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WEIHBOLD

Spezial 01-2018 I 5. Februar 2018 I KirchenZeitung Diözese Linz I Tel. 0732/76 10-39 44 I www.kirchenzeitung.at Österreichische Post AG / P.b.b. / KirchenZeitung / Verlagsort: 5020 Salzburg / RM 13A039658 K

APPENZELLER

Nüchtern betrachtet. Günther Lainer über Gott und die Welt. Seite 3

STOCKFOTO / ANATOL PIETRYCZUK

Neues entdecken Eine Einladung der Katholischen Kirche in Oberösterreich

PRIVAT

Hoch hinaus. Der Turm des Mariendoms wird saniert. Pro Mariendom bittet um Hilfe. Ab Seite 10

Einfach gut. Sabrina Kurzmann kocht Fastensuppe. Seite 14


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Wenn man lachen kann, ist ganz viel in Ordnung Günther Lainer kennen viele – aus dem Fernsehen bei „Was gibt es Neues“, von der Werbung, als Kabarettisten oder Jongleur. Warum der ehemalige Linzer Dom­ ministrant auch heute gerne Kirchenbeitrag zahlt, erzählt er im Interview. Interview: Matthäus Fellinger

Im Aufwind des Glaubens Glaube trägt. Menschen, die sich auf die Botschaften des Evangeliums eingelassen haben, erzählen es: Von einer unsicht­ baren Kraft fühlten sie sich getragen. Sie spürten es, wenn eine Entscheidung Mut abverlangte. Sie spürten es in den beglückenden Momenten. Sie spürten es sogar, wenn sie krank waren oder Schweres zu tragen war. Gemeinsam die Tragkraft des Glaubens spüren. Das ist Kirche. Im Wind des Gottesglaubens Welt und Leben „erfahren“. Das öffnet Horizonte. Die Katholische Kirche in Oberösterreich lädt zu dieser Endeckungsreise ein. Im Aufwind leben. Das bedeutet: Die Fesseln lösen. Mut schöpfen. Das Gute wagen. Glaube trägt.

Würden Sie sich als einen zufriedenen Menschen bezeichnen? Günther Lainer: Ja. Ich habe einen Beruf, der mir Spaß macht. Einen schöneren gibt es nicht. Da kriege ich viel Bestätigung. Wem wird für seine Arbeit schon applaudiert? Ich habe eine liebe Familie: eine liebe Frau, zwei gesunde, liebe Kinder. Und ich bin selber gesund. Das war nicht immer so? Vor elf Jahren habe ich Darmkrebs gehabt. Da war ich noch nicht so in der Öffentlichkeit. Es ist Gott sei Dank früh genug entdeckt worden. Ich wurde operiert und habe dann eine Art Vorsorge-Chemotherapie gehabt. In dieser Zeit habe ich wenig gespielt. Nach dieser Zeit ist es mir bewusst geworden, was es heißt, gesund zu sein. Da habe ich zur Gelassenheit gefunden. Sie spielen in einer Branche, in der Humor und Spaß wichtig sind. Ist Ihnen das Lachen nie vergangen? Nein. Es hat mich sogar eher über die Runden gebracht. Der Humor ist immer wichtig. In meiner Arbeit sowieso, aber auch im Alltag. Im Leben einfach. In den Begegnungen. Wenn man lachen kann, ist irrsin-

nig viel in Ordnung. Beim Lachen und Weinen bist du ganz bei dir. Da denkst du an nichts anderes. Das hat mich in dieser Zeit damals sehr weitergebracht. Das Weinen kennen Sie also auch? Weinerlicher Mensch bin ich keiner. Aber doch einer, der sich auch berühren lässt. Was mich am meisten berührt, sind Ungerechtigkeiten – wenn ich mich ungerecht behandelt fühle oder andere ungerecht behandelt werden.

„Humor ist wie der Glaube: Er polarisiert.“ Ich fange – selten, aber doch – zu weinen an, zum Beispiel bei Filmaufnahmen, wenn es ganz traurig wird, oder im Kino, wenn mich eine Szene sehr berührt. Wenn ich Freunden eine Geschichte erzähle, kann es sein, dass ich „zum Rean“ anfange oder dass ich „Ganslhaut“ kriege.


Günther Lainer lebt mit seiner Familie in der Linzer Dompfarre. Er war Tischler, dann Pastoralassistent, ehe seine Karriere als Kabarettist und Schauspieler begann. Volker Weihbold

Können Sie Kabarett machen, wenn Sie schlecht drauf sind? Ja, das kann ich schon. Beim Kabarett sind ja 98 Prozent Drehbuch, nur ganz wenig ist improvisiert. Mit meinem Kabarettpartner Klaus Eckel hatte ich einmal in Graz einen Abend nach dem Begräbnis meiner Tante. Sie war meine Ersatzmutter, weil meine leibliche Mutter ja sehr jung gestorben ist. Ich war fix und fertig. Klaus war auch sehr müde. Wir haben das Programm „herunterspielt“. Wir haben unseren Beruf ausgeübt, wie das jeder Redakteur oder Tischler machen muss, auch wenn es ihm nicht gut geht. Aber wie wenn das Publikum das gespürt hätte: Die Leute wissen gar nicht, wie sehr sie uns durch diesen Abend getragen haben. Da war alles so perfekt. Ich habe auch während meiner Chemo gespielt. Es war wie eine Therapie. Wenn ich spüre, es geht nicht, dann müsste ich absagen. Sie spielen auch in Fernsehen, Film und Theater in Wien. Ist das anders? Der Mühlviertler Schmäh ist irgendwie auch mein Schmäh. In Wien ist es anders. Da bin ich als Oberösterreicher immer noch das Land-Ei. Diese Rolle bediene ich auch. Es gibt viele Leute, die mich anreden. Da

waren zwei Polizisten: Ich dachte, was habe ich angestellt, weil sie so auf mich zugestürmt sind. Aber sie wollten mir nur sagen, wie lässig sie mich finden. Es gibt auch viele Wiener, die mich nicht mögen. Humor ist wie der Glaube: Er polarisiert. Wenn Sie in ein Theater gehen oder eine Kirche betreten: Was ist anders? Wenn ich in ein Theater gehe, weiß ich: Ich spiele. Als ich Pastoralassistent war, war Kirche auch mein Beruf. Aber jetzt ist es etwas ganz Privates. Wenn ich in die Kirche gehen: Das mache ich, das gehört mir. Da bin ich drinnen. Jetzt habe ich mir den Dom angeschaut, weil sie den Altarraum neu gemacht haben. Gefällt er Ihnen? Ja, gut. Wenn ich ehrlich bin, gefällt er mir leer besser, als wenn die Leute drinnen sind. Der Raum wirkt irrsinnig stark, wenn er leer ist. Man kann Theater und Kirche sehr vergleichen, weil das Räume sind, die aus dem Alltag herausstechen. In meiner Wohnung gibt es viel, was halt funktionstechnisch so ist. Kirche und Theater, das ist eine ganz andere Welt. Dort fallen mir Sachen ein, die mir vor dem Computer nie einfallen. Da

fange ich oft zum Denken an. Das Mystische und Geheimnisvolle erlebe ich in fast jeder Kirche, außer es ist etwas, das mich stört. In Augsburg bin ich mit meiner Frau einmal in der Moritzkirche gesessen. Die ist nur weiß innen. Wir sind ruhig geworden in diesem Raum. Es war einfach herrlich. Zahlen Sie gerne den Kirchenbeitrag? Früher noch lieber, weil man ihn leichter zweckwidmen konnte. Generell zahle ich gerne, weil ich weiß: Mir selber haben Menschen der Kirche sehr geholfen. Ich war 16, als meine Mutter starb. Da war die Pfarr­jugend mein Netz, das mich aufgefangen hat. Ich weiß, dass an der Basis sehr viele gute Sachen passieren und dass viele gute Leuten hier arbeiten. Die Caritas ist das beste Beispiel. Aber auch die Jungschar. Meine Tochter ist bei der Jungschar engagiert. Ich kenne viele engagierte Theologen und Theologinnen. Die Betriebsseelsorge ist ganz wichtig. Die Frohe Botschaft ist etwas Positives. Manchmal hat man halt das Gefühl: Die „Oberkirche“ macht etwas anderes. Mit Papst Franziskus ist das besser geworden. Es geht um die menschliche Kirche, die für die Leute da ist.

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Liebe

ist die Brücke, die trägt

„Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ So steht es im ersten Johannesbrief der Bibel. Das „Programm“ der Kirche heißt daher: In der Liebe bleiben. In Oberösterreich sollen das die Menschen spüren und erleben können. Das sind einige Brückenpfeiler:

Die Kirche stärkt das Gespür füreinander. Sie tut viel für Menschen, die unter körperlichen, seelischen oder sozialen Beeinträchtigungen leiden. Die Caritas ist der hilfsbereite Arm der Kirche – für Menschen, die Hilfe brauchen.

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Vor allem will die Kirche den Blick in den Himmel offen halten – indem sie den Glauben, die Hoffnung und den Mut zur Liebe stärkt, sodass Menschen in Zuversicht leben können. Die Pfarren und andere Orte zum geistig-spirituellen Auftanken bilden ein Netz für menschliche Nähe. Kirchen, Pilgerstätten, Bildungshäuser, Bibliotheken, kirchliche Schulen, Kindergärten und Beratungseinrichtungen stehen offen.

Auch Politik hat mit Liebe zu tun. Die Kirche trägt deshalb Mitsorge für ein gutes Klima im Land, in dem sich Menschen und Gruppen mit Respekt begegnen. Deshalb melden sich der Bischof, aber auch Vertreterinnen und Vertreter kirchlicher Laienorganisationen zu Wort, wenn die Gesellschaft in geistige und soziale Schieflagen zu kippen droht.

Die Kirche will ein gutes Beispiel geben, wenn es gilt, mit den Gütern der Erde sorgsam umzugehen. Auch nachfolgende Generationen sollen gute Lebensbedingungen vorfinden. Deshalb legt die Kirche Wert auf nachhaltiges Bauen und Wirtschaften.

Der Glaube verbindet Menschen über Generationen hinweg, von den Vorfahren hin zu den Enkelkindern und kommenden Generationen. Das Beispiel der Menschen vor uns – der Glaubenszeugen und Heiligen – kann die Augen öffnen für das, was heute bedeutsam ist. Lebende und Verstorbene sind umfangen vom weiten Himmel der christlichen Hoffnung. FOTOS: SHUTTERSTOCK / HEINZ TEH, FOTOLIA/IMAGESBYKENNY

STOCKFOTO / OPIS ZAGREB

Die Katholische Kirche in Oberösterreich trägt dazu bei, dass es Menschen gut geht. Sie tut es, indem sie das Kostbarste des Lebens fördert und offen hält: die Liebe. Sie ist die Brücke, die trägt.


Gesegnet Dass es nur gut geht – und gut wird. An diese Hoffnung klammern sich Menschen. Gut sollen sie es haben. Die Kinder. Gut möchte man es selber haben. Im Alter. Alles Gute. Zum Geburtstag. Zum neuen Jahr. Zum Abschied.

„Benedictus“. Das bedeutet: „Gut-geheißen“. „Gesegnet“. Segnen ist gutheißen. Ja zum Leben. Es annehmen, auch wenn es schwer ist. Da ist man nicht mehr allein mit der Angst. Es ist gut. Es wird gut. Man hat nicht einfach nur Glück oder Pech gehabt. Es hat mit Gott zu tun. Mit Christus, dem „Heiland“. Er heilt. Deshalb erbitten Menschen Segen füreinander und für alles, was ihnen heilig ist.

STOCKFOTO / OPIS ZAGREB

Gott sei dabei.

... glauben ...

Manchmal sagt man es einfach nur so hin.

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A

ls Kind habe ich oft bei einem Nachbarn, der Wagner war, zugeschaut. Die besonde-

re Kunst war es, ein Rad herzustellen. Hat die Mitte nicht gepasst, so kam ein Achter heraus oder es war bald kaputt.

Nicht allein

Die Mitte ist für die Bewegung des Rades von ganz entscheidender Bedeutung. Das gilt für das Leben insgesamt, das gilt auch für den Glauben.

Sich Zeit nehmen für die Menschen. Das ist die Hauptaufgabe der Frauen und Männer in der Krankenhaus-Seelsorge. MATTHÄUS FELLINGER

Die Botschaft der Heiligen Schrift mutet uns zu, dass wir einander aufgetragen sind, einander Patron sind, füreinander sorgen, Verantwortung tragen, einander Hüter und Hirten sind. Das Evangelium traut uns zu, dass wir Freunde und Anwälte des Lebens sind, dass wir Lebensräume schaffen, in denen in die Enge getriebene können.

“ DIÖZESE LINZ / WAKOLBINGER

STOCKFOTO / AIFEATI

Menschen Ja zum Leben sagen

BISCHOF MANFRED SCHEUER BEI DER ALTARWEIHE IN BAD ISCHL AM 17. 12. 2017

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Es ist immer jemand da. Tag und Nacht. So ist es im Landeskrankenhaus Steyr. So ist es auch an den andern Krankenhäusern des Landes. Ein vierköpfiges Team von Krankenhaus-Seelsorgerinnen und -Seelsorgern hat in Steyr vor allem eine Aufgabe: da sein. Begleiten. Stützen. Für alle, gleich welchen Glaubens. Unterstützt werden sie von etwa 20 ehrenamtlichen Frauen und Männern, die Besuchsdienste leisten, die Krankenkommunion bringen oder andere Aufgaben übernehmen. Das Leben stellt die Fragen Stephan Kopf ist seit 15 Jahren Seelsorger hier. Bloße Routine ist es für ihn auch jetzt nicht – wie das Leben ja nie einfach nur Routine ist. Es bricht so viel auf, wenn Menschen krank sind, Zeit haben und so vieles durch den Kopf geht. Früher war Stephan Religionslehrer. Da war es nicht einfach, für die religiösen Themen Interesse zu wecken. Im Krankenhaus ist es anders. Das Leben selbst stellt die Fragen. Sonja Riha ist ebenfalls Seelsorgerin hier. Zuvor war sie die Frauenbeauftragte der Diözese Linz. Sie erzählt, wie viel Verbindung mit Religion und Glaube bei den Menschen da ist, auch wenn Menschen das im Lebensalltag auf die Seite geschoben haben. Viele, ganz viele sind dankbar dafür, dass jemand kommt, fragt, wie es geht – und nicht gleich wieder weitergeht. Ins Krankenhaus kommen Menschen, die Hilfe brauchen. Wie gut

es tut, wenn man einen Segen bekommt – oder die Kommunion am Sonntag. Es stärkt die Zuversicht, dass Gott da ist. Wie tröstend, dass man nicht ohne Segen sterben muss! Da sind auch die Angehörigen oft so hilflos. Auch sie gilt es zu stützen. Da war der Mann, der hilflos und weinend beim Waschbecken stand, als seine Frau im Sterben lag. Die ermutigende Geste des Seelsorgers hat ihm geholfen, dass er sich doch ihr zuwenden konnte – und seine Tränen nicht einfach im Waschbecken versickern ließ. Es sind dichte, intime Momente, die da unter den Menschen geschehen. Es sind die Grenzsituationen des Lebens, vor denen Menschen hier stehen. Da spürt man das Leben besonders.

Stephan Kopf und Sonja Riha gehören dem Seelsorge-Team im LKH Steyr an. KIZ / M. F.


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ie christliche Spiritualität schlägt ein anderes Verständnis von Lebensqualität vor und ermutigt zu einem ... Lebensstil, der

fähig ist, sich zutiefst zu freuen, ohne auf Konsum versessen zu sein. Es ist wichtig, eine alte Lehre anzunehmen, die in verschiedenen religiösen Traditio­nen und auch in der Bibel vorhanden ist. Es handelt sich um die Überzeugung, dass „weniger mehr ist“. Die ständige Anhäufung von Möglichkeiten zum Konsum lenkt das Herz ab und verhindert, jedes Ding und jeden Moment zu würdigen. Dagegen öffnet das gelassene Sich-Einfinden vor jeder Rea-

Krankenhaus-Seelsorge Steyr

lichkeiten des Verstehens und der persönlichen Verwirklichung. Die christliche Spiritualität regt zu einem Wachstum mit Mäßigkeit an und zu einer Fähigkeit, mit dem Wenigen froh zu sein. Es ist eine Rückkehr zu

Hauptamtliche KrankenhausSeelsorger/innen haben alle eine theologische Ausbildung und absolvieren eine berufsbegleitende Weiterbildung.

der Einfachheit, die uns erlaubt innezuhalten, um das Kleine zu würdigen, dankbar zu sein für die Möglichkeiten, die das Leben bietet, ohne uns an das zu hängen, was wir haben, noch uns über das zu grämen,

Ehrenamtliche Krankenhaus-Seelsorger/innen absolvieren einen diözesanen Ausbildungslehrgang.

In 131 Pflegeheimen in Oberösterreich gibt es Wohnungen für 12.500 alte Menschen. Etwa 8.000 Personen arbeiten dort. 77 % der pflegebedürftigen alten Menschen werden zu Hause gepflegt!

In 34 Altenheimen gibt es hauptamtliche AltenheimSeelsorgerinnen und -Seelsorger.

was wir nicht haben.

... hoffen ...

Abladen, was drückt Da können Menschen „abladen“, was sie drückt. Auch Erfahrungen mit der Kirche kommen zur Sprache. Nur selten kommt es vor, dass jemand ein Gespräch ablehnt. Einmal im Monat wird in der Krankenhauskapelle Messe gefeiert mit einer Krankensalbung. Jede Woche bieten die Krankenhaus-Seelsorger/innen eine gestaltete „Zeit der Besinnung“ an. Sechs Mal im Jahr werden die Angehörigen von im Krankenhaus Verstorbenen eingeladen. Bei diesen Feiern ist die Kapelle voll. Da bekommen die Seelsorger und Seelsorgerinnen oft von den Angehörigen zu hören, wie viel ihnen ihr Beistand bedeutet hat. Es ist eine schöne Arbeit, sagt Sonja.

In Oberösterreich gibt es 21 Krankenhäuser in unterschiedlicher Trägerschaft. In allen Häusern gibt es hauptamtliche Krankenhaus-Seelsorgerinnen und -Seelsorger (75 Personen).

Diözese Linz / Stefano Spaziani

„G’sund bleiben!“ Das sagt man so leicht – Menschen wünschen es sich. In den Jahren im Krankenhaus hat Stephan erfahren, wie schnell das anders sein kann – und was das mit den Menschen macht. Vor allem, wenn das Sterben kommt. Ihn selber hat das ruhiger, gelassener werden lassen. Hier hilft kein Belehren. Doch er kann Anteil nehmen – und versuchen, den Glauben an den Betten der Kranken zur Sprache zu bringen. Eine Tür kann er öffnen, die in diesem Ringen den Menschen weiterhilft: Warum ich? Der biblische Name Gottes, sagt Sonja, bedeutet ja „Ich bin da“. Genau das ist Auftrag der Krankenhaus-Seelsorger/innen.

lität, und sei sie noch so klein, uns viel mehr Mög-

Papst Franziskus in seinem Schreiben „Laudato si“ im Mai 2015

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Lass uns

reden!

Der Alltag lässt oft wenig Raum für sich selbst. Dann fehlt auch die Kraft für nahestehende Menschen. Gertrud und Ronald Gruber haben einen Ausweg gefunden. CHRISTINE GRÜLL

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ertrud und Ronald Gruber kennen einander sehr gut. Seit 14 Jahren sind sie ein Paar. Sie haben drei Kinder, einen Beruf und Ronald macht gerade eine weitere Ausbildung. Sie schätzen sich gegenseitig. Das wird spürbar, wenn sie nebeneinander sitzen. In den letzten Jahren haben sie das nicht immer so zeigen können. Besonders der Herbst ist nicht die beste Jahreszeit für ihre Familie. Jedes Jahr ist er angefüllt mit Terminen. Beruf und Kinder müssen unter ei-

nen Hut gebracht werden. Gegen Ende des Jahres liegen die Nerven endgültig blank. Vor zwei Jahren hatte Gertrud genug. Den Ausschlag gab der Adventkalender für ihre Kinder. Ihn zu befüllen, das überstieg plötzlich ihre Kräfte. Sie wollte mit jemandem über die Schwierigkeiten sprechen. Da fiel ihr eine Broschüre von BEZIEHUNGLEBEN ein, die seit Monaten zuhause lag.„Es tut mir gut, über ein Thema zu sprechen, bei dem wir allein zu keiner Lösung kommen“, sagt Gertrud.

Valentinstag Am 14. Februar ist Valentinstag. Die Kirche in Oberösterreich bietet Gottesdienste und Segensfeiern für Liebende. Der heilige Valentin ist einer der populärsten Heiligen unserer Zeit. Er ist der Patron der Liebenden und der Freundschaft. Seit 1.700 Jahren wird er in der Kirche gefeiert. Der Brauch, am Valentinstag Blumen zu schenken, könn-

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STOCKFOTO / ANN.AND.PEN

te auf ein Fest im alten Rom zurückgehen. In den 1950er Jahren wurde der Brauch wiederbelebt. Einige Pfarren in Oberösterreich laden ein zu Gottesdiensten und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche und für homosexuelle Paare.  Information dazu unter www.dioezese-linz.at/valentinstag


Gertrud und Ronald Gruber sind verheiratet, haben drei Kinder und leben in Wels. KIZ/CG

Ein Partner für Beziehungleben Seit 50 Jahren begleitet die Katholische Kirche in Oberösterreich Menschen in Beziehungs- und Lebensfragen. Über die ganze Diözese ist ein Netz an Beratungsstellen inzwischen auf 25 Standorte angewachsen. Mehr als 90 qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Beratung tätig. Im Jahr 2016 haben 8.371 Frauen und Männer in 19.483 Beratungen Hilfe gefunden. Damit gehört BEZIEHUNGLEBEN zu den großen Beratungseinrichtungen in Oberösterreich.

Seit zwei Jahren kommen sie und ihr Mann zu Beratungsgesprächen ins Bildungshaus Schloss Puchberg. Auch wenn nichts Besonderes ansteht – alle ein bis zwei Monate nehmen sie sich dafür Zeit. „Endlich schaue ich bewusst auf das, was nicht gut läuft“, sagt Ronald. Er erzählt von der Niedergeschlagenheit, die er gerade im Herbst so stark empfunden hat. Dann hat er sich vor seiner Frau und den Kindern zurückgezogen. Seit er mit einer ausgebildeten Beraterin darüber sprechen kann, ist das anders. „Ich habe jetzt das Werkzeug, um damit umzugehen“, sagt Ronald. Er begreift die Stimmung als dunkle Wolke, die sich über ihn schiebt. Er versucht nicht, sie zu ignorieren. Seitdem dauert die Phase nicht mehr so lange und geht nicht mehr so tief. Gertrud Gruber nickt. Sie ist froh darüber. Auch darüber, dass sie nicht allein für das Gelingen ihrer Beziehung verantwortlich ist. „Ich sehe es als Geschenk für den anderen, wenn man sich in seiner Gegenwart öffnet“, sagt Gertrud. Sie weiß, es ist nicht selbstverständlich, dass der Partner in ein

Beratungsgespräch mitkommt. So erlebt sie es in ihrem Umfeld. Meist sind es Männer, die nicht über ihre Gefühle reden wollen. Dabei erfahren beide Partner voneinander, wie es ihnen geht und wo Verhaltensmuster ihren Ursprung haben. Zum Beispiel in den überlieferten Rollen von Mann und Frau. „Sie sollten einander in einer Beziehung achten. Ich habe mich nicht immer so verhalten“, sagt Ronald. Ihm ist bewusst, wie wichtig es ist, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen: „Wenn es bei mir stimmt, geht es auch anderen gut.“ Mehr Leichtigkeit

Die Gespräche wollen sie fortsetzen, darüber sind sich Gertrud und Ronald einig. Vielleicht werden sich die Themen verlagern, in Richtung Erziehung. Die Kinder werden größer. Jetzt aber genießen Gertrud und Ronald, was sie nach jeder Sitzung erleben: Ihre Stärken können sie besser einsetzen, Ängste verlieren ihre Kraft, ihre Partnerschaft hat mehr Leichtigkeit. „Die Beratung können wir nur weiterempfehlen.“

2.077 Brautpaare haben sich außerdem in 179 Kursen im Jahr 2016 auf die Ehe vorbereitet. 90 ausgebildete Referentinnen und Referenten stehen dafür zur Verfügung. Mit Elternbriefen und einer Reihe an Bildungsangeboten begleitet BEZIEHUNGLEBEN Paare auch nach der Eheschließung, damit ihre Beziehung lebendig bleibt. Auch die Geschiedenenpastoral, Homosexuellenpastoral und die Taufpastoral sind Aufgabenfelder. Alle diese Angebote zielen darauf ab, dass Menschen ihre Beziehung gut aufbauen, gestalten und lebendig halten können. In Krisenzeiten soll Unterstützung und ein Neubeginn möglich werden. BEZIEHUNGLEBEN.AT – 50 Jahre im Dienst von gelingenden Beziehungen.

... lieben ...

Regelmäßige Gespräche

XX Nähere Informationen: www.beziehungleben.at

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Ein Gotteslob, gehau Seit 117 Jahren trotzt der Turm des Linzer Mariendoms Wind und Wetter. Erstmals wird jetzt die Turmspitze saniert.

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a oben ist alles noch original. Zwischen 68 und 132 Metern Höhe steht der Turm des Linzer Mariendoms so da, wie er zwischen 1886 und 1901 gebaut wurde. Als der mächtige Mariä-Empfängnis-Dom nach 62 Jahren Bauzeit im Jahr 1924 geweiht wurde, war der Domturm schon mehr als zwei Jahrzehnte alt. Die exponierte Lage des Turms hat ihren Tribut gefordert. Jetzt muss saniert werden. Noch zuwarten hieße: Die Sache würde nur umso teurer. Wie der gesamte Dombau ausschließlich mit Spenden aus der Bevölkerung errichtet wurde, so hofft die ins Leben gerufene Initiative „Pro Mariendom“ auch heute auf die Hilfe der Bevölkerung.

Stein für Stein wird untersucht, vor allem müssen die Fugen zwischen den Steinen neu gefüllt werden, damit ja kein Wasser eindringen kann. Im November 2017 hat Domhüttenmeister Gerhard Fraundorfer in schwindelnder Höhe den Zustand des Linzer Domturms untersucht. Ab 2019 wird innerhalb von zwei Jahren die gesamte Turmspitze saniert. Alles Handarbeit Figurenelemente, die schadhaft geworden sind, werden an Ort und Stelle oben am Turm ausgebessert. Sind die Schäden jedoch zu groß, so müssen die schweren Teile nach unten gebracht werden, um durch ein neues, von den Steinmetzen gemeißeltes Teil

ersetzt zu werden. Eine Blumenkrabbe am Turm wiegt rund 250 Kilo. Das wird Winterarbeit für die drei Steinmetze. Alles am Turm, wie überhaupt im ganzen Dom, ist Handarbeit, unterstützt nur von Pressluftmeißeln. Zur Zeit des Dombaus war man sich des Prinzips der Gotik bewusst: Auch wo normalerweise kein menschliches Auge hinsieht, ist jedes Detail mit höchster Sorgfalt ausgeführt. Gott zum Lob wurde gebaut, nicht nur für das menschliche Auge. Und: „Gott sieht alles.“ Erneuert wird bei dieser Gelegenheit auch der Wartungsaufstieg in den Turm. Bis auf 120 Meter Höhe wird man dann hinaufsteigen können, vorbei an der TurmeremitenStube, die während der Bauzeit als Mann-

Domhütten­ meister Gerhard Fraundorfer in schwindelnder Höhe am Domturm. Diözese/Wiesinger

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schaftsraum dient. In 120 Metern Höhe ist das Turmkreuz verankert, nur die oberen sieben Meter ragen bei 132 Metern sichtbar aus der Turmspitze. Die Mitte der Diözese Dombaumeister Wolfgang Schaffer bekommt leuchtende Augen, wenn er von seiner ewigen Baustelle Mariendom erzählt. Es ist eben kein gewöhnliches Bauwerk. Erst im Spätherbst 2017 ist die neue Innenraumgestaltung fertig geworden, am 8. Dezember war Altarweihe. Vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang kann man jetzt den Lauf der Sonne im Inneren des Doms nachspüren, immer wieder mit neuen LichtFacetten. Es freut den Meister, wie die Neugestaltung von vielen Dombesuchern und -besucherinnen gut aufgenommen wird. „Es ist schön, was da gemacht wurde“, sagte ein Fremder – ohne zu wissen, dass es der Dombaumeister war, dem er das gesagt hat. Der Dom symbolisiert als Bischofskirche, so sieht es Schaffer, die Mitte der Diözese. Das spürt man mit dieser Gestaltung.

Seit 2005 ist Architekt Schaffer für den Dom als Baumeister zuständig. „Mit über 60 Jahren fängt man an, mit dem Alter zu denken“, meint er. Und das bedeutet: Er möchte den Dom, den er damals in einem guten Zustand übernommen hat, auch wieder gut weitergeben. Gott sei Dank haben seine fünf Vorgänger darauf geachtet, dass Schäden rechtzeitig repariert wurden. Das spart den nachfolgenden Generationen hohe Kosten. An einem Bauwerk wie diesem muss praktisch immer gearbeitet werden. Drei Steinmetze sind damit beschäftigt, den Dom instand zu halten. Alle 40, 50 Jahre kommen die einzelnen Teile des Doms dran. Bei der Turmspitze allerdings ist es jetzt das erste Mal.

... Pro Mariendom ...

auen in Stein

MATTHÄUS FELLINGER

Dombaumeister Architekt Wolfgang Schaffer am Turmportal des Mariendoms. KIZ/MF

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Hilfe für den Mariendom Initiative Pro

Mariendom zur Erhaltung des Linzer Mariendoms

Möglichkeiten der Diözese Linz. Alleine die laufende Instandhaltung des Doms kostet pro Jahr 350.000 bis 400.000 Euro. Diözese, Stadt und Land werden daher zu­ sammenhelfen, um die Kosten für die Dom­ sanierung zustande zu bringen. Sponsoren aus der Wirtschaft und vor allem private Spender/innen werden helfen, den Marien­ dom für künftige Generationen zu erhalten.

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as wäre Linz ohne den Ma­ riendom? Er prägt das Stadt­ bild und strahlt weit über Linz hinaus. Die letzten Jahr­ zehnte brachten eine neue Wertschätzung des neugotischen Baustils. Beim Linzer Ma­ riendom besteht diese zu Recht. Er ist nicht nicht nur der Ort für die großen liturgi­ schen Feiern mit dem Bischof, er ist eben­ so Pfarrkirche der Linzer Dompfarre. Seine Architektur macht ihn – mit seinen stillen Winkeln und im Lichtspiel der Fenster – zu einer Oase der Stille im Alltag. Kirche, Land und Stadt helfen zusammen

In den nächsten zehn Jahren werden am Linzer Mariendom umfangreiche Sanie­ rungsmaßnahmen durchgeführt. Diese Baumaßnahmen sprengen die finanziellen Oben: Steinhauerkunst auf höchstem Niveau. Ein Wasserspeier. Rechts: Schäden, die dringend saniert werden müssen. Diözese Linz

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Die Initiative Pro Mariendom Dieses Ziel hat sich die ins Leben gerufe­ ne Initiative „Pro Mariendom“ unter der Schirmherrschaft von Diözesanbischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Tho­ mas Stelzer und Bürgermeister Klaus Luger gesetzt. An der Spitze dieser Initiative steht ein Beirat, der von Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer geleitet wird und dem nam­ hafte Persönlichkeiten aus Kirche, Wirt­ schaft und Kultur angehören.

Aufgabe der Initiative wird es sein, den Ma­ riendom als Wahrzeichen von Land und Stadt stärker im Bewusstsein der Oberöster­ reicherinnen und Oberösterreicher zu ver­ ankern. Erste Etappe: Turmspitzsanierung Erstes und vordringlichstes Projekt ist die Turmspitzsanierung. Die Vorarbeiten begin­ nen bereits, die Sanierung der Turmspitze wird 2019/20 erfolgen (siehe Seite 10/11). Die zu erwartenden Kosten dieser Etappe: rund vier Mio. Euro. Nach der Sanierung werden kleine geführte Gruppen bis zum oberen Steinbalkon unterhalb des Turm­ kreuzes aufsteigen können. Weitere Projekte Innerhalb der nächsten zehn Jahre stehen Arbeiten an der Turmbasis an: In rund 35 Metern Höhe müssen Brüstungen durch festen Sandstein ersetzt werden. Ebenso sind Renovierungen bei den Fassaden, Gie­ beln und am Vierungsturm notwendig. In der Krypta müssen die Pfeiler entsalzt wer­ den, der ursprüngliche Solnhofer-Steinbo­ den wird statt des Estrichbodens wieder ver­ legt. Im Dom-Inneren werden die Votivkapel­ le, die Strebepfeiler im Langschiff und die Steinaltäre saniert werden. Von den über 70 Glasfenstern im Marien­ dom wurde ein Großteil im Zweiten Welt­ krieg beschädigt. Etwa die Hälfte wurde noch nicht saniert. Diese bedürfen einer Re­ staurierung und Schutzverglasung.


... Pro Mariendom ...

Pro Mariendom

„ Violetta Wakolbinger

Ich gestehe, der Mariendom war mir lange Zeit fremd: zu groß, zu unnahbar, zu dunkel. Meine Kir­ che aber wünsche ich mir offen, hell und froh; leuchtend und ver­ bindend in jeder Hinsicht. Erst in den letzten Jahren hat sich mein Bild vom Mariendom gewandelt. Begonnen hat dies mit einer DomFührung im Zuge von Linz09, bei der alle Höhen und Tiefen des Kir­ chenraumes abgegangen wurden. Auf diesem Weg habe ich die Mys­ tik des Kirchenraumes mit jedem Schritt neu erlebt. Eine Faszinati­ on, die bis heute anhält und ver­ stärkt wird durch viele Erlebnisse. Zuletzt etwa beim Evangelischen Kirchentag im Zuge des Reformati­ onsjubiläums 2017, als der Marien­ dom zum Ort für eine berührende ökumenische Begegnung der Ka­ tholischen und der Evangelischen Kirche geworden ist.

Erika Kirchweger, Dompfarre, ehem. Vorsitzende der Kath. Frauenbewegung

„ Land OÖ

Unser Mariendom ist natürlich zuallererst unsere Landeskirche, die Kirche aller Katholikinnen und Katholiken Oberösterreichs, aber in letzter Zeit auch immer w ­ ieder Ort beeindruckender ökumeni­ scher Begegnungen. Unser Dom ist ein besonderes Werk der Neugotik, eine beeindruckende Kirche in ih­ ren gewaltigen Dimensionen, eine Oase der Ruhe inmitten der lau­ ten Landeshauptstadt und noch viel mehr. Vor allem aber ist unser Marien­ dom für Linz und Oberösterreich ein Wahrzeichen, mehr noch: ein Stück oberösterreichischer Iden­ tität – ein besonderes Stück Ober­ österreich. Als ehemaliger Landeshauptmann fühle ich mich daher mit unserem Dom besonders verbunden und engagiere mich für seine Erhaltung.

Dr. Elisabeth Mayr-Kern, Direktion Kultur Land Oberösterreich

Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann a. D., Vorsitzender des Beirates von Pro Mariendom

Land OÖ

Für mich ist der Mariendom Pfarr­ kirche und Bischofskirche. Am Sonn­ tag und auch während der Woche besuche ich den Gottesdienst. Hier bemüht man sich seit Jahrzehnten um eine zeitgemäße, ansprechende und doch auch traditionelle Gestal­ tung. Ich treffe Freunde, denn Ge­ meinschaft ist mir wichtig. Der Dom ist mir immer nähergekommen. Die Fenster, die Farbe in das Innere brin­ gen. Ich erlebe den Dom auch als ei­ nen Kulturraum. Die sommerlichen Orgelkonzerte am Freitagnachmittag sind einfach wunderschön. Hier be­ kommt man hochwertige Musik. Ich war beim Projekt „Kreuzungen“ da­ bei, wo wir an Orte im Dom gekom­ men sind, an denen ich noch nie war. Auf der Außengalerie zum Bei­ spiel. Mich freut, dass im Inneren das „Katharinentor“ aufgestellt ist. Katharina ist ja die Schutzpatronin der Katholischen Frauenbewegung.

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Als Eremitin im Turm

Sorglos wie ein Kind Das Licht aus der Türmerstube ist weithin sichtbar. Judith Wimmer war eine Woche lang Turmeremitin. In 68 Metern Höhe hat sie im Turm des Mariendoms gewohnt – und die Stille über der Stadt genossen. Elisabeth Leitner

Judith Wimmer

Kein Handy, kein Laptop, nur Stille: So hat Judith Wimmer als Turmeremitin ihre Tage in der Türmerstube des Mariendoms verbracht – und diese Zeit genossen: „Ich weiß die Stille sehr zu schätzen, ich halte es auch gut mit mir selber aus.“ 395 Stufen in die Einsamkeit hochzusteigen, in 68 Metern Höhe zu wohnen, ermöglicht das Turmeremit/innen-Projekt der Diözese Linz. Im Kulturhauptstadtjahr 2009 öffnete sich die kleine Türe der Türmerstube im Linzer Mariendom. Die Türe blieb offen und lädt seither Menschen zu den kirchlichen Festzeiten und in den Ferien zu Rückzug und Stille ein.

lebt mit ihrem Mann Erich in Vorderwei­ ßenbach. Sie ist Kunst­ historikerin im Kunstreferat der Diözese Linz. Orte der Stille sucht sie immer wieder auf: „Stille ist heilsam.“

Heilsame Stille

Schönes, Reinigendes. „Es ist heilsam, wenn man damit umgehen kann“, sagt sie.

„Das Alleinsein ist eine Chance, sich aus dem alltäglichen Getriebe zu entkoppeln und aus dem Hamsterrad auszusteigen“, schätzt Judith Wimmer Gelegenheiten wie diese. Das Leben in der Stadt pulsiert, aber als Eremitin kann man einmal – auch räumlich – über den Dingen stehen, dadurch kommt man auf andere Gedanken. „Es ist ein richtiges Gewusel, wenn man von oben hinunterblickt“, hat ihr der Abstand gut getan. Im Alltag gibt es oft wenig Stille. Das Bedürfnis der Menschen nach Ablenkung ist groß. „Viele sind zugestöpselt und verkabelt, das ist wohl auch eine gewisse Hilflosigkeit, wenn die Leute auf sich selbst zurückgeworfen sind“, meint Judith Wimmer. Stille erlebt sie als etwas

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miklos Boros

Luxus

Alleine in der Türmerstube über den Glocken zu leben, war wie Luxus. Alle 15 Minuten ertönt ein Glockenschlag. Das hat sie nicht gestört, der Klang war ihr vertraut. Sie hat gut geschlafen. Besonders schön fand sie das Anschwingen der Glocke vor dem Schlagen: „Das hört nur die Turmeremitin.“ Nicht einkaufen

„Ich habe eine Woche Zeit mit mir selbst geschenkt bekommen, langweilig war mir nie!“, sagt Judith Wimmer. Denn genau das ist sie oft gefragt worden: „War dir net fad?“ Sie hat in den Tagen der Stille viel ge-

lesen, ist in der Stadt, im Dom und auf dem Dombalkon spazieren gegangen. „Ich weiß nicht mehr, wie viele Runden ich da oben gedreht habe.“ Statistik hat sie keine gemacht. Sie fühlte sich sorglos wie ein Kind. Nicht einkaufen müssen, keine Rechnungen bezahlen, nicht telefonieren, das Essen vor die Türe gestellt bekommen: „Es war wie Kind-Sein.“ Sie schätzte das Gefühl, als Turmeremitin gut aufgehoben zu sein. Sie hat kein Geld gebraucht. Es war schön, „blank“ durch die Straßen zu gehen, Menschen zu beobachten und Zeit zu haben, ihnen ins Gesicht zu schauen. Nachts ist sie mit Stirnlampe und ihrer Querflöte in den Dom gegangen und hat sich vom Ton der Flöte und der Akustik mit zwölf Sekunden Nachhall tragen lassen.


Die Initiative Pro Mariendom und die KirchenZeitung laden zu exklusiven Gratis-Führungen durch den Dom und auf den Domturm ein.

Gemeinsam schweigen

Ein Fixpunkt war die tägliche Andacht in der Krypta. „Innehalten in der Mitte des Tages. Schweigen und Beten mit dem Eremiten im Linzer Mariendom“, so hat die Einladung an alle Interessierten geheißen. Immer wieder wurde sie dort gefragt, wie es ihr geht. Auf der einen Seite endlos viel Zeit zu haben, auf der anderen Seite den Tagesablauf durch die gemeinsame Andacht zu gliedern, hat sie als positiv erlebt.

Die Architektur und Baugeschichte des Mariendoms bieten faszinierende Aspekte. Erleben Sie die einzigartige Neugestaltung des Altarraums. Gelangen Sie an Orte, an die man gewöhnlich bei einem Dombesuch nicht kommt. Genießen Sie auch den fantastischen Blick über die Stadt Linz aus über 60 Metern Höhe von der Turmplattform aus. Maximal 20 Teilnehmer/innen je Termin, Dauer ca. 2 Stunden

Licht aus der Türmerstube

Spannend war, wie viele Menschen das Leben der Turmeremit/innen verfolgen. Wann hat die Turmeremitin das Licht abgedreht? Wann ist sie schlafen gegangen? Viele beobachten den Domturm von unten. „Das Licht von der Türmerstube ist ein schönes Symbol dafür, dass Kirche lebt“, so deutet Judith Wimmer das weithin sichtbare Licht im Domturm in 68 Metern Höhe. Schreiben, Lesen und einen  Infos zum Projekt „Turmeremit im Mariendom“ im DomCenter, Tel. 0732/94 61 00, domcenter@dioezese-linz.at

Rundgang machen auf dem 360-Grad-Balkon rund um die Türmerstube – mit Blick auf die ganze Stadt. KIZ / FL

Termine: Samstag, 28. April, 14 Uhr, mit Dompfarrer Maximilian Strasser Samstag, 5. Mai, 14 Uhr, mit Bischofsvikar Willi Vieböck und Dommeister Clemens Pichler Samstag, 26. Mai, 10 Uhr, mit Dombaumeister Wolfgang Schaffer Samstag, 9. Juni, 10 Uhr, mit Chefredakteur Matthäus Fellinger Anmeldung:

KirchenZeitung: 0732/76 10-39 44 oder online unter: office@kirchenzeitung.at

Weltstars in Linz Die Konzertreihe „Klassik am Dom“ konnte seit der Premiere im Sommer 2011 rund 43.000 Besucher/innen begeistern. Internationale Stars wie Martin Grubinger, Bobby McFerrin, Elina Garanca, Jonas Kaufmann und 2018 David Garrett sind immer wieder Gäste auf dem Linzer Domplatz. Der Schlagwerker Martin Grubinger ist der Fixstern des „Klassik am Dom-Himmels“ und wird mit seinem „Percussive Planet Ensemble“ am 5. Juli wieder ein musikalisches Feuerwerk vor dem Mariendom zünden.  Info: www.klassikamdom.at

„ Martin Grubinger, am 5. Juli bei Klassik am Dom

d

Exklusive Führungen im Dom

„Ich schätze es, vor der wunderbaren Kulisse des Mariendoms mit meinem Ensemble zu spielen, das Ambiente ist wunderbar. Letztes Jahr durften wir auch im Mariendom selbst spielen. Das war so schön! Ich habe die Spiritualität des Raumes gefühlt, wir sind hier zur Ruhe gekommen – wenn auch nur für kurze Zeit. Das ist ein ganz besonderer Platz hier in Linz. Viele meiner Kolleg/innen haben so wie ich vor etlichen Jahren an der Bruckner Uni in Linz studiert, den Mariendom habe ich aber erst jetzt durch meine Konzerte bei Klassik am Dom in besonderer Weise wahrgenommen und kennengelernt. Der Mariendom ist die größte Kirche Österreichs, hier am Domplatz ein Konzert zu geben, das ist wirklich sehr beeindruckend.“

KIZ/F.LITZLBAUER

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EINFACH FASTEN Autofasten Das Auto einmal stehen lassen und ein öffentliches Verkehrsmittel wählen, radeln oder gehen. Auch das ist Fasten. Zum „Autofasten“ laden die Katholische und Evangelische Kirche ein. Es geht um neue „Er-Fahrungen“: wie sich umweltund gesundheitsfreundliche Alternativen zum Autofahren anfühlen.

Der FleischfreiTag

Reise nach innen Fasten heißt auch, nach innen gehen. Die KirchenZeitung Diözese Linz bietet während der Fastenzeit die Reihe „Lebensspuren – Spirituelle Impulse aus der Wüste“ mit Bruder Andreas Knapp an. Knapp gehört den Kleinen Brüdern des Evangeliums an und lebt in Leipzig. Die verschiedenen Aspekte der Wüste lassen sich auch im Alltag wiederfinden. Schönheit, Weite, Stille und Einsamkeit. All diese menschlichen Grunderfahrungen können zu einer vertieften Begegnung mit Gott einladen. Wer im Alltag ab und zu innehält, dem erschließen sich die inneren Quellen.

Unter dem Motto: „Dem Leben entgegengehen“ gibt es in ganz Oberösterreich von der Karwoche bis zum Sonntag nach Ostern geführte Pilgerwanderungen. Es locken der „Europäische Pilgerweg VIA NOVA“, der „Weg des Buches“, die Jakobswege, der Wolfgangweg, der Benediktweg, der Martinusweg, der Donausteig, der Josefweg, der Johannesweg, der Weg der Entschleunigung im Böhmerwald, die Via Maria, der Mariazellerweg und lokale spirituelle Wanderwege.

Bis vor 50 Jahren war es Katholik/innen verboten, am Freitag Fleisch zu essen. Vor 50 Jahren wurde das Verbot aufgehoben. Man sollte nun am Freitag einen „Verzicht nach eigener Wahl“ leisten. Der Sinn eines fleischfreien Tages wird jedoch wieder entdeckt. Ein fleischfreier Tag tut einfach gut: der eigenen Gesundheit und der Schöpfung. Das Umweltressort des Landes Oberösterreich bewirbt den FleischfreiTag – in bewusster Anlehnung an den traditionellen kirchlichen FreitagFasttag. Es ist keine Initiative gegen das Fleischessen, sondern für bewusstes Genießen. Und das tut gut. Ob am Freitag oder an einem anderen Tag der Woche. In Oberösterreich machen zahlreiche Wirtinnen und Wirte bei der Aktion mit und bieten fleischfrei-Gerichte.

Genaue Infos ab März auf: www.pilgern.at

www.fleischfrei-tag.at

www.dioezese-linz.at/fastenzeit

Zutaten: 1 Karotte, 1 Gelbe Rübe, Speckschwarten, 1 Zwiebel, 500 g Kartoffeln, Butter, Mehl, 1/8 l Weißwein, Salz, Pfeffer, Majoran, Kümmel und Muskat.

1 Zwiebel und 500 g geschälte Kartoffeln würfelig schneiden, in Butter anschwitzen mit 1 EL Mehl stauben, mit 1/8 l Weißwein ablöschen. Speckbrühe dazugeben, Suppe mixen, mit 1/8 l Obers und 250 g Sauerrahm verfeinern. Abschmecken mit Salz, Pfeffer, Majoran, Kümmel und Muskat. Die Suppe mit dem würfeligen Karottenund Rübengemüse anrichten!

www.autofasten.at

Pilgern

Ein Kurzabonnement für die Fastenzeit – 7 Wochen um 7 Euro: abo@kirchenzeitung.at Tel. 0732/76 10-39 69

Ein Klick zum Fasten Die diözesane Website bietet Hintergründe zur spirituellen Bedeutung der Fastenzeit, persönliche Erfahrungsberichte und zahlreiche Angebote der Diözese Linz für die Vorbereitungszeit auf Ostern.

STOCKFOTO/SANIT FUANGNAKHON

Mühlviertler Erdäpfelrahmsuppe Am 14. Februar ist Aschermittwoch. Die Fastenzeit beginnt. Sabrina Kurzmann führt mit ihrem Mann Florian den Gasthof Zur Traube in Grein. Für den Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung kocht sie heuer Fastensuppen – so auch die Mühlviertler Erdäpfelrahmsuppe.

PRIVAT (2)

Zubereitung: 1 Karotte, 1 Gelbe Rübe mit Speckschwarten und Kümmel auskochen, die Brühe abseihen und auf die Seite stellen.

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Wussten Sie, dass u die Bibel das meistgelesene Buch der Welt ist? u viele Menschen aus der Bibel Kraft für den Alltag schöpfen? u die Bibel bereits in 2.400 Sprachen über­ setzt wurde und jedes Jahr 30 weitere Übersetzungen hinzukommen? u jährlich rund 20 Millionen Bibeln gedruckt werden? u das Wort „Bibel“ aus dem Griechischen kommt und „Bücher“ bedeutet? u das Lesen in der Bibel zu einer Gottes­ erfahrung werden kann?

„Fürchte dich nicht und hab keine Angst; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du unterwegs bist. “ aus der Bibel

Für Kinder

Zeichnung: Sigrid Stadler

Mandala Malen Das Mandala zeigt das Muster des Mosaikbodens vor dem linken Seiten­ altar beim Eingang Rudigierportal in den Linzer Mariendom. Vielleicht entdeckst du es bei einem Besuch im Mariendom. Gestalte dein Mandala und gewinne mit etwas Glück für dich und deine Familie eine spannende Taschenlampenführung durch den Marien­ dom. Schick uns einfach ein Foto deines Mandalas an: promariendom@dioezese-linz.at Die Fotos werden auf www.promariendom.at veröffentlicht. Einsendeschluss: 28. Februar 2018. Der Gewinn beinhaltet die Teil­ nahme an einer Taschenlampenführung durch den Mariendom für max. zwei Erwachsene und drei Kinder. Mit der Einsendung erklärt sich der/die Teilnehmer/in einverstanden, dass das Foto mit Angabe von Vornamen und Alter auf www.promariendom.at veröffentlicht wird. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Linzer Bibelwerk

Das Bibelwerk der Diözese Linz hat eine Familienbibel mit dem gesamten Bibeltext der neuen Einheitsübersetzung erstellt. Zusätzlich bietet diese Großdruckbibel Ein­ stiegshilfen zum Lesen der Bibel in der ­Familie und Hinführungen zu 50 wesent­ lichen Lebens- und Glaubensthemen (wie Ostern, Taufe, Hochzeit und Sterben), eine Familienchronik, 60 ganzseitige Farbbilder sowie Kurzerklärungen der zentralen bibli­ schen Personen, Orte und Themen. XX www.bibelwerklinz.at/familienbibel Sonderangebot bis 28. Februar 2018: Familienbibel mit 1.586 Seiten um Euro 30,80 (portofrei – Kennwort „Kirche“) Bestellung an Bibelwerk Linz: bibelshop@dioezese-linz.at; Tel. 0732/76 10-32 31

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FOTOLIA / PINKOMELET

Mit der KirchenZeitung ist es wie mit einem gerne erwarteten Besuch. Man freut sich, wenn er kommt, erfährt viel, unterhält sich – auch über Sachen, über die man sonst nicht so leicht spricht. Ganz persönlich. Man freut sich, wenn dieser Besuch wiederkommt. Verlässlich. Nächste Woche schon. www.kirchenzeitung.at

IMPRESSUM

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KirchenZeitung Diözese Linz. Sonderausgabe in Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsbüro der Diözese

Linz (Michael Kraml) und der Initiative Pro Mariendom (Martina Noll). Medieninhaberin: Diözese Linz. Herausgeber: Willi Vieböck. Chefredakteur: Matthäus Fellinger. Geschäftsführer: Reinhold Hofstetter. Adresse: Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz. Tel. 0732/76 10-39 44, Fax: 0732/76 10-39 39. E-Mail: office@kirchenzeitung.at DVR: 0029874/10770 Hersteller: Druckerei Berger, Wienerstraße 80, A-3580 Horn. Verlagsort: Linz.

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Telefon

Ich interessiere mich für: Juan Diego FLOREZ – Samstag, 23. Juni 2018

E-Mail

Martin GRUBINGER – Donnerstag, 5. Juli 2018 David GARRETT – Montag, 16. Juli 2018 Die lustige WITWE mit Oliver Pocher – Donnerstag, 9. Aug. 2018

Abschnitt einsenden oder faxen an 0732 / 76 10 39 39. Telefon 0732 / 76 10 39 69 abo@kirchenzeitung.at www.kirchenzeitung.at/probe-abo

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