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Im Gespräch. Das Kleiderkammerl zeigt, wie man Mode nachhaltig nutzen kann. Seite
Bekamen den Solidaritätspreis für das Kleiderkammerl: Sabrina Schwaighofer, Magdalena Vilsecker, Eva Eder, Amara Strasser, Dora Stricker (von links)
„Wir wollten den Leuten was zurückgeben“
Sabrina Schwaighofer gehört zum Team des Kleiderkammerls, das in Bad Ischl Secondhandmode für einen guten Zweck verkauft. Im Interview spricht sie über die Problematik von Fast Fashion, die Zielgruppe des Kleiderkammerls und was der Solidaritätspreis der Diözese Linz bewirkt hat.
INTERVIEW: PAUL STÜTZ
Wie oft habt ihr das Kleiderkammerl schon organisiert und was ist die Idee dahinter?
Sabrina Schwaighofer: Beim Kleiderkammerl sind Leute eingeladen, Kleidung zu spenden, die in weiterer Folge in gemütlichem Ambiente verkauft wird. Den Erlös spenden wir an den Sozialfonds der Pfarre, mit dessen Hilfe Menschen in schwierigen Lebenssituationen in Bad Ischl schnell geholfen wird. Wir haben das jetzt schon das dritte Mal gemacht. Ende Mai war vorläufig die letzte Ausgabe des Kleiderkammerls. 5000 Stück Kleidung hatten wir dabei im Angebot.
Wieviel organisatorische Arbeit steckt im Kleiderkammerl?
Schwaighofer: Bei der ersten Ausgabe des Kleiderkammerls haben wir schon ein halbes Jahr gebraucht, um es zu organisieren, weil das auch für uns alle im Vorbereitungsteam Neuland war. Außerdem war es in der Pandemie noch schwieriger, ob wir das machen dürfen, weil da Lockdown war. Beim zweiten und dritten Mal haben wir mehr Erfahrung gehabt. Wir haben uns die Arbeit so aufgeteilt, dass es gut machbar ist. Derzeit sind wir im Organisationsteam zu fünft, bei der Annahme haben wir aber immer ein paar Helferlein mehr. Vor allem die paar Tage vor dem Verkauf sind ziemlich intensiv.
Welche Kleidung wird von den Leuten zu euch gebracht?
Schwaighofer: Es ist mehr Damenkleidung als Herrenkleidung. Für die Männer sind es eher die Trachten oder Hemden und Anzüge, die dabei sind. Die Marken, die wir reinbekommen, sind unterschiedlich: Vom H & M-T-Shirt bis zum edlen Kostüm von Gerry Weber ist alles dabei. Besonders bei den Trachten sind sehr wertvolle Stücke beim Kleiderkammerl zu finden.
Wie ist die Qualität der Kleidung, die beim Kleiderkammerl abgeben wird?
Schwaighofer: Das meiste ist von sehr guter Qualität, die wenigen kaputten Stücke sortieren wir aus. Insgesamt funktioniert das sehr gut, weil wir eine Checkliste für die Leute geschrieben haben, an die sich die meisten halten.
Wie ist Ihr persönlicher Bezug zur Mode?
Schwaighofer: Ich bin in die Modeschule Ebensee gegangen und habe dort maturiert, insofern habe ich schon einen engen Bezug zu Mode. In der Schule haben wir uns übrigens intensiv mit der Problematik der Fast Fashion beschäftigt.
Was ist Fast Fashion, was ist das Problem dahinter?
Schwaighofer: Damit Kleidung regelmäßig gegen neue Ware, die im Trend ist, ausgetauscht werden kann, ist muss sie sehr schnell hergestellt und geliefert werden. Die Arbeitsbedingungen in den Kleiderfabriken sind sehr schlecht, viele Menschen werden dort ausgebeutet. Manche – darunter auch Kinder – müssen jeden Tag und ohne Pause arbeiten und bekommen sehr wenig Geld. Dazu kommt, dass Fast Fashion meist in schlechter Qualität produziert wird. Dadurch entsteht sehr viel Abfall. Der wird meistens verbrannt oder in Gewässern entsorgt. Vor allem deswegen sind Secondhandmode und die längere Nutzung von Kleidung ein wichtiger Beitrag, um dem etwas entgegenzusetzen.
Wer nützt euer Angebot?
Schwaighofer: Wir sprechen vor allem viele Teenager an, vielen von ihnen ist es wichtig, sich ihre Kleidung Secondhand zu besorgen, auch aus den eben genannten Gründen. Was außerdem auffällt: Es kommen viele Leute, die es sich leisten könnten, woanders einzukaufen. Alle soziale Schichten kaufen bei uns ein, das ist sehr positiv.
Haben Sie selbst schon etwas Passendes gefunden?
Schwaighofer: Wir kaufen teilweise auch selbst beim Kleiderkammerl ein. Wir alle haben beim Solidaritätspreis übrigens Teile vom Kleiderkammerl angehabt.
Was war die ursprüngliche Motivation, das Kleiderkammerl ins Leben zu rufen?
Schwaighofer: Wir, also das Kernteam der Katholischen Jugend Bad Ischl, wollten den Leuten was zurückgeben und haben überlegt, was wir da machen können. So ist uns das Kleiderkammerl eingefallen.
Was planen Sie für die Zukunft? Soll das Kleiderkammerl weiter bestehen bleiben?
Schwaighofer: Das Kleiderkammerl soll auf jeden Fall weiterhin bestehen. Der Solidaritätspreis der Diözese Linz bestärkt uns wei terzutun. « -
MOMENT
Ökumene braucht Begegnung
Diözesanbischof Manfred Scheuer und PRO ORIENTE Sektion Linz luden am 8. Juni 2022 zum Ökumeneempfang in den Garten des Linzer Bischofshofs ein. Zahlreiche Vertreter/innen der christlichen Kirchen folgten der Einladung zum gemeinsamen Gebet der Vesper und zum Austausch. Um einen Einblick in die Situation der Kirchen in Oberösterreich zu geben, berichteten drei Vertreter der Kirchen über ihre derzeitige Situation und gegenwärtige Herausforderungen, moderiert von Gudrun Becker, Ökumene-Referentin der Diözese Linz: Für die sehr kleine griechisch-orthodoxe Kirche kam Goran Ostojic zu Wort, für die Baptistengemeinde Linz Pastor Alexander Strecker und Superintendent Gerold Lehner für die evangelische Kirche A. B. in Oberösterreich. Als nächste große Aufgabe, die ansteht, wies Lehner auf die Wahl der Gemeindevertretung im kommenden Jahr hin.
Beim Ökumeneempfang im Garten
des Bischofshofs DIÖZESE LINZ/KIENBERGER KFB/SCHLAGER
Mit offenem Blick
Den Pioniergeist von Frauen beschwor Paula Wintereder bei der Diözesankonferenz der Katholischen Frauenbewegung OÖ (kfb), die am 11. Juni 2022 im Bildungshaus Schloss Puchberg tagte. Damit dieser wirksam werde, brauche es Inspiration und Unterstützung, betonte die kfb-Vorsitzende, und stellte dieses Anliegen als Leitmotiv über die Tagung der kfb-Vertreterinnen aus den Dekanaten. Eine der Frauen, die diesen Pioniergeist lebt, ist Sieglinde Baumann (rechts im Bild), Leiterin der kfb im Dekanat Eferding. Als Mitglied des Kernteams in der Pionierpfarre Eferding gab sie Einblicke in die Herausforderungen und Chancen des Veränderungsprozesses. Sie ermutigte dazu, sich vertrauensvoll auf diesen Weg einzulassen, auch wenn es im Auf und Ab der Umstellung einen langen Atem brauche. Baumann bringt ihre Erfahrungen aus der Netzwerkarbeit in der kfb in den Prozess ein: „In der kfb arbeiten wir schon immer mit einer starken Dekanatsstruktur. Jetzt profitieren wir von dieser Zusammenarbeit.“ Ihr Appell an ihre kfb-Kolleginnen aus den anderen Dekanaten: „Lasst euch mit offenem Blick und kritischem Geist auf das Neue ein. Und bleibt fröhliche Christinnen!“
KIM-Gemeinschaft feiert Jubiläum in Weibern
Seit 60 Jahren „Kirche im Miteinander“
Vor 60 Jahren, am 29. Juni 1962, gründete der Ordensmann P. Hubert Leeb, geboren im oberösterreichischen Grieskirchen, am Tag seiner Priesterweihe die KIM-Gemeinschaft.
Weibern. Das Ziel war damals, unter dem Namen „Kreis junger Missionare“ geistliche Berufungen zu fördern. Heute geht es KIM darum, eine „Kirche im Miteinander“ zu gestalten, in der Interessierte den ganz persönlichen Glaubensweg – die Berufung – in Gemeinschaft entdecken und leben. Anfang der 1980er-Jahre entstand in Weibern das Zentrum der Bewegung, das zu einem beliebten Ziel für schulische Aktivitäten und Kirchengruppierungen wurde. Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen, die KIM selbst organisiert, etwa Firmkurse oder den Linzer Bibelkurs. Das 60-Jahr-Jubiläum soll mit einem dreitägigen Fest von Freitag, 24. bis Sonntag, 26. Juni in Weibern gefeiert werden. Unter anderem stehen die Aufführung des Musicals Paulus, ein Workshop für Kinder und Jungscharspiele am Programm. Eröffnet wird das Fest am Freitag, 24. Juni, 18 Uhr durch Bischofsvikar Johann Hintermaier und den Präsidenten des oö. Landtags Max Hiegelsberger. Um 19 Uhr findet eine Jugendmesse mit Diözesanjugendpriester P. Mag. Vitus Glira statt.
50 Jahre Betriebsseelsorge Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte KURZ GEMELDET
Mehr wert als Gold
Haus der Möglichkeiten
Der Treffpunkt mensch & arbeit (TMA) LinzMitte feiert am 25. Juni 50 Jahre Betriebsseelsorge. Damals wie heute steht dabei der Mensch im Mittelpunkt, sagt Treffpunktleiter Hubert Gratzer.
In 50 Jahren der Betriebsseelsorge habe sich der Treffpunkt mensch & arbeit Linz-Mitte vor allem dafür eingesetzt, dass der Mensch in seiner Arbeit wertgeschätzt wird, sagt Treffpunktleiter Hubert Gratzer: „Es geht um die Würde des Menschen, nicht um Leistung und Erfolg.“ Seit dem Start im Jahr 1972 wurde auf die Herausforderungen von Menschen in der Arbeitswelt mittels vieler Projekte und Aktionen aufmerksam gemacht. Als Beispiele nennt Gratzer etwa den Kreuzweg zum Thema Armut und die „Lebenden Bücher“.
Sichtbar machen, wertschätzen. Bei ersterem ging es darum, Armut in der Gesellschaft sichtbar zu machen. Jede der zwölf Stationen dieses Kreuzwegs erzählt die Geschichte eines von Armut betroffenen Menschen, verknüpft mit bestimmten Symbolbildern. Es sei gar nicht so einfach gewesen, Menschen zu finden, die offen von ihrer Lage berichten wollen, sagt Gratzer: „Für viele ist das mit großer Scham verbunden.“ Ein Grund dafür seien die Vorurteile, mit denen diese Menschen immer wieder konfrontiert werden, etwa jenem, dass sie an ihrer Lage angeblich selbst schuld seien. Ausgehend von der Befreiungstheologie sei es daher wichtig, eine andere Perspektive, den „Blick von unten“ einzunehmen. Das führe zu Erkenntnissen wie jener, dass „lebensnotwendige Arbeiten in unserer Gesellschaft am schlechtesten bezahlt sind wie Reinigung, Handel, Kinder- und Altenbetreuung. Da ist was verkehrt.“ Die „Lebenden Bücher“, das zweite von Gratzer genannte Projekt, waren Teil der Kampagne „Hier arbeitet ein Mensch“ und fand bereits dreimal im Cardijnhaus und zweimal im Zuge der Langen Nacht der Kirchen statt. 25 Personen mit unterschiedlichen Berufen und Schicksalen erzählten innerhalb von jeweils 20 Minuten ihre Geschichte. Mit dabei waren etwa eine Flüchtlingsbetreuerin, eine Notfallärztin, ein Postmitarbeiter, eine Muslimin oder auch eine Person, die ihre Essstörung überwunden hatte. „Es ging darum, über den Menschen wertschätzend zu sprechen. Der Mensch ist Ziel und Auftrag der Kirche und der Wirtschaft“, sagt Gratzer. Dieser Fokus dürfe nicht aus den Augen verloren werden, denn „jeder Arbeiter und jede Arbeiterin ist mehr wert als alles Gold der Erde“.
Breiter aufstellen. „Arbeit ist ein großer Lebensbereich der Menschen“, sagt Gratzer. „Wenn die Kirche mit den Menschen mitleben will, muss sie in Zukunft das Thema Arbeit noch breiter aufstellen.“ Die Zukunft, sagt der Leiter des Lehrlings- und Jugendzentrums Zoom Martin Loishandl, gibt es nicht ohne die Jugend: „Nicht nur Jugendliche in der Arbeitswelt brauchen uns, sondern auch jene, die auf Arbeitssuche sind.“ Begleitet werden die Jugendlichen durch Projekte wie „Jugend im Dialog“, der Zusammenarbeit mit der ÖBB Lehrwerkstätte oder Ju-Can, einem Projekt der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung. An der 50-Jahr-Feier der TMA nimmt unter anderem Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl teil, den Festvortrag hält Rainald Tippow, Leiter der Pfarrcaritas und Nächstenhilfe Wien. Für Musik, Speis und Trank ist gesorgt. Wer teilnehmen will, meldet sich direkt unter mensch-arbeit.linzmitte@dioe zese-linz.at « LILA -
Die „Lebenden Bücher“
erzählen von ihren Berufen und aus ihren Leben. Mit einem Tag der offenen Tür und einem bunten Programm feierte die Betriebsseelsorge des Treffpunkts mensch & arbeit Rohrbach am Samstag, 11. Juni die Eröffnung des neuen Hauses in der Harrauerstraße 1 in Rohrbach-Berg. Seit Anfang 2022 war das als „Stöckl“ bekannte Benefiziatshaus renoviert worden und ist nun bereit für seine zukünftige Bestimmung. Nach dem Sommer wird ein neues Team hier tätig sein. Robert Bräuer, langjähriger Leiter des Treffpunkts mensch & arbeit und seine Kollegin, Betriebsseelsorgerin und Theaterpädagogin Margit Scherrer, gehen in Pension. Michaela Pröstler-Zopf, Bereichsleiterin von mensch & arbeit der Diözese Linz, würdigte die beiden für ihren Einsatz in vielen Jahren Betriebsseelsorgearbeit. Die bisherige Jugendleiterin Anna Bräuer übernimmt mit September die Leitung des Treffpunkts: „Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Menschen, die in der Region um Rohrbach arbeiten und leben, dieses Haus nutzen. Es soll ‚ihr‘ Haus werden und Räume für Gemeinschaft bieten.“ Vizebürgermeisterin Bettina Stallinger wünschte dem Team alles Gute und betonte: „Die Kooperation zwischen Kirche und Stadtgemeinde ist von großer Bedeutung. So kann der Raum für die Jugendlichen, das Jugendzentrum im Stöckl, weiter bestehen.“